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IFRS im Mittelstand - eine Chance für KMU?

©2006 Diplomarbeit 74 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Die International Financial Reporting Standards sind auf dem Vormarsch – und betreffen nicht nur Global Player. Auch für den Mittelstand nimmt die Bedeutung der internationalen Rechnungslegung ständig zu und doch stehen viele mittelständische Unternehmen den IFRS noch skeptisch gegenüberstehen. Vorteile der internationalen Rechnungslegung sollen vor allem in der Vergleichbarkeit der Unternehmensabschlüsse zu sehen sein. Unternehmen, die international tätig sind und somit rechnungslegungspflichtige Niederlassungen in verschiedenen Ländern haben, können die Ergebnisse besser vergleichen.
Während kapitalmarktorientierte Unternehmen schon seit dem 01.01.2005 verpflichtet sind auf IFRS umzustellen, gestaltet sich die Lage im Mittelstand komplexer. Auf freiwilliger Basis ist auch die Anwendung von IFRS im Einzelabschluss bzw. für nicht-kapitalmarkorientierte Gesellschaften möglich, d.h. es besteht die Option einen zusätzlichen Abschluss nach internationalen Richtlinien zu erstellen. Die Regelungen des deutschen HGB und der IFRS unterscheiden sich aufgrund der Grundkonzeption jedoch erheblich.
Die internationalen Rechnungslegungsstandards verzichten dabei auf wesentliche Elemente des handelsrechtlichen Gläubigerschutzes zugunsten einer Investororientierung. Sie stehen allein im Fokus der Informationsfunktion. Demgegenüber sind die Bilanzierungsgrundsätze nach HGB aufgrund der Ausschüttungsbemessungsfunktion und dem damit angestrebten Kapitalerhaltungsprinzip vom Vorsichtsprinzip geleitet.
Es stellt sich die Frage, welche Bedeutung diese Entwicklung für die Unternehmen hat und inwiefern der Mittelstand betroffen ist. Insbesondere steht zur Diskussion, ob Mittelständler durch eine freiwillige Umstellung der Rechungslegung auf IFRS Vorteile z.B. hinsichtlich der Finanzierung erwarten können, oder ob die Nachteile z.B. Kosten einer Umstellung die Vorteile kompensieren oder sogar übersteigen.
Gang der Untersuchung:
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Zukunft der Rechnungslegung im Mittelstand. Zielsetzung ist es, die Vor- und Nachteile einer Umstellung auf IFRS aus Sicht des Mittelstands darzustellen, da sich die überwiegende Anzahl von Untersuchungen zur internationalen Rechnungslegung mit kapitalmarktorientierten Großbetrieben beschäftigt. Zudem werden die Entwicklungen eigener internationaler Rechnungslegungsstandards für kleine und mittlere Unternehmen aufgezeigt.
Die vorliegende Arbeit ist in sieben Kapitel […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Martin Mösch
IFRS im Mittelstand ­ eine Chance für KMU?
ISBN-10: 3-8324-9866-4
ISBN-13: 978-3-8324-9866-5
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006
Zugl. AKAD Lahr; Hochschule für Berufstätige, Lahr, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

I
INHALTSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ... III
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ...VI
1.
EINFÜHRUNG ... 1
1.1
PROBLEMSTELLUNG ... 1
1.2
ZIELSETZUNG DER ARBEIT... 2
2.
KLEINE UND MITTLERE UNTERNEHMEN (KMU)... 3
2.1
QUANTITATIVE KRITERIEN ZUR DEFINITION VON KMU ... 3
2.2
QUALITATIVE KRITERIEN ZUR DEFINITION VON KMU... 4
3.
RECHNUNGSLEGUNG NACH IFRS... 6
3.1
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN ... 6
3.2
GRUNDLEGENDE UNTERSCHIEDE ZUM DEUTSCHEN HGB ... 8
4.
ARGUMENTE FÜR DIE ANWENDUNG DER IFRS BEI KMU... 11
4.1
UNTERNEHMENSTRANSPARENZ ... 12
4.2
NEUE GESCHÄFTSBEZIEHUNGEN DURCH ZUNEHMENDE
GRENZÜBERSCHREITENDE TÄTIGKEITEN ... 14
4.3
UNTERNEHMENSIMAGE - IFRS ALS POSITIVES SIGNAL... 15
4.4
HARMONISIERUNG VON EXTERNEM UND INTERNEM
RECHNUNGSWESEN ... 16
4.4.1
Konvergenznotwendigkeit im Rechnungswesen ... 17
4.4.2
IFRS als Ausgangspunkt für die Konvergenz... 18
4.5
BILANZPOLITIK ... 20
4.6
VERBESSERTE MÖGLICHKEITEN ZUR
UNTERNEHMENSFINANZIERUNG ... 22

II
4.6.1
Rating/Basel II ... 22
4.6.2
Schneller Zugang zum Kapitalmarkt bei Bedarf ... 26
4.6.3
Leichterer Zugang zu internationalen Kreditgebern ... 27
4.6.4
Leichterer Zugang zu möglichen Finanzierungsformen... 27
4.6.4.1
Eigenkapitalfinanzierungen... 29
4.6.4.2
Mischformen - Mezzanine-Finanzierungen ... 30
4.6.4.2.1
Begriff Mezzanine-Kapital ... 31
4.6.4.2.2
Arten von Mezzanine-Kapital ... 32
4.6.4.2.3
Bilanzielle Behandlung von Mezzanine-Kapital... 32
4.6.4.2.4
Beurteilung von Mezzanine-Kapital für den Mittelstand... 34
4.6.4.3
Fremdkapitalfinanzierungen ... 36
5.
ARGUMENTE GEGEN DIE ANWENDUNG DER IFRS BEI KMU ... 39
5.1
AUSWIRKUNGEN AUF DIE DARSTELLUNG DER VERMÖGENS-, FINANZ-
UND ERTRAGSLAGE... 40
5.1.1
Generelle Informationsvermittlung durch Bilanzen... 40
5.1.2
Grenzen bilanzieller Erfolgsermittlung ... 40
5.2
MAßGEBLICHKEIT/MEHRFACHBILANZIERUNG ... 42
5.2.1
Maßgeblichkeit und Probleme bei der Abkehr ... 43
5.2.2
Tendenz des Gesetzgebers... 44
5.3
UMSTELLUNGS- UND FOLGEKOSTEN ... 45
5.4
KOMPLEXITÄT DER REGELUNGEN ... 47
6.
ENTWICKLUNG EINES EIGENSTÄNDIGEN REGELWERKS FÜR KMU ... 50
6.1
AUSGANGSSITUATION UND HISTORIE DES PROJEKTS ... 50
6.2
DERZEITIGER STAND DES NPAE PROJEKTS ... 51
6.3
VORAUSSICHTLICHE ERLEICHTERUNGEN FÜR KMU ... 51
6.4
BEURTEILUNG AUS SICHT DES MITTELSTANDS ... 53
7.
FAZIT... 54
QUELLENVERZEICHNIS ... 55

III
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
a. F.
alte Fassung
ABl. EG
Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften
AfA
Absetzung für Abnutzung
AK
Anschaffungskosten
AO
Abgabenordnung
Art.
Artikel
BB
Betriebs-Berater [Zeitschrift]
BBK
Buchführung, Bilanz, Kostenrechnung [Zeitschrift]
BDI
Bundesverband der deutschen Industrie e.V.
BFH
Bundesfinanzhof
BFuP
Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis
[Zeitschrift]
BGBl.
Bundesgesetzblatt
BilReG
Bilanzrechtsreformgesetz
BMF
Bundesfinanzministerium
BMJ
Bundesjustizministerium
BT-Drs.
Bundestag-Drucksache
BVerfG
Bundesverfassungsgericht
DB
Der Betrieb [Zeitschrift]
DRSC
Deutsches Rechnungslegungs Standards Comittee
DStR
Deutsches Steuerrecht [Zeitschrift]
EGHGB
Einführungsgesetz zum HGB
EDV
elektronische Datenverarbeitung
EStG
Einkommensteuergesetz
EU
Europäische Union
EuGH
Europäischer Gerichtshof
EG
Europäische Gemeinschaften
et al.
Et alii (und andere)
FB
Finanzbetrieb [Zeitschrift]

IV
GmbHR
GmbH Rundschau [Zeitschrift]
GoB
Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung
GuV
Gewinn- und Verlustrechnung
HGB
Handelsgesetzbuch
HK
Herstellungskosten
Hrsg.
Herausgeber
IAS
International Accounting Standards
IASC
International Accounting Standards Comittee
IASB
International Accounting Standards Board
i.d.F.
in der Fassung
i.d.R.
in der Regel
i.S.d.
im Sinne des
IDW
Institut der Wirtschaftsprüfer
IfM
Institut für Mittelstandsforschung
IFRS
International Financial Reporting Standards
KapAEG
Kapitalaufnahmeerleichterungs-Gesetz
KapCoRiLiG
Kapitalgesellschaften-und-Co-Richtlinie-Gesetz
KfW
Kreditanstalt für Wiederaufbau
KMU
Kleine und mittlere Unternehmen
KOM
Kommission der europäischen Gemeinschaften
KoR
Kapitalmarktorientierte Rechnungslegung
[Zeitschrift]
KWG
Kreditwesengesetz
Mio.
Millionen
NPAE
Non-Publicly Accountable Entities
NWB
Neue Wirtschaftsbriefe [Zeitschrift]
o. V.
Ohne Verfasser
PwC
PricewaterhouseCoopers
Rz.
Randziffer

V
SME
Small and Medium-sized Entities
Stbg
Die Steuerberatung [Zeitschrift]
StEntlG
Steuerentlastungsgesetz
StuB
Steuern und Bilanzen [Zeitschrift]
Tz.
Textziffer
US-GAAP
United States Generally Accepted Accounting
Principles
VAG
Versicherungsaufsichtsgesetz
v. H.
von Hundert
WPg
Die Wirtschaftsprüfung [Zeitschrift]

VI
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1:
Überblick der Anwendung der IFRS aus Sicht des nationalen Gesetzgebers ... 8
Abbildung 2:
Wichtige Unterschiede zwischen den IAS/IFRS und dem HGB ...10
Abbildung 3:
Vorteile einer Rechnungslegung nach IFRS ...11
Abbildung 4:
Bedeutung unterschiedlicher Finanzierungsoptionen für die derzeitige
Unternehmensfinanzierung im Mittelstand ...28
Abbildung 5:
Nachteile einer Rechnungslegung nach IFRS ...39
Abbildung 6:
SME Projektplan ...51

1
1. EINFÜHRUNG
1.1 PROBLEMSTELLUNG
Die International Financial Reporting Standards
1
sind auf dem Vormarsch ­
und betreffen nicht nur Global Player. Auch für den Mittelstand nimmt die
Bedeutung der internationalen Rechnungslegung
2
ständig zu und doch ste-
hen viele mittelständische Unternehmen den IFRS noch skeptisch gegenü-
berstehen.
3
Vorteile der internationalen Rechnungslegung sollen vor allem
in der Vergleichbarkeit der Unternehmensabschlüsse zu sehen sein. Un-
ternehmen, die international tätig sind und somit rechnungslegungspflichti-
ge Niederlassungen in verschiedenen Ländern haben, können die Ergeb-
nisse besser vergleichen.
4
Während kapitalmarktorientierte Unternehmen schon seit dem 01.01.2005
verpflichtet sind auf IFRS umzustellen, gestaltet sich die Lage im Mit-
telstand komplexer. Auf freiwilliger Basis ist auch die Anwendung von IFRS
im Einzelabschluss bzw. für nicht-kapitalmarkorientierte Gesellschaften
möglich
5
, d.h. es besteht die Option einen zusätzlichen Abschluss nach
internationalen Richtlinien zu erstellen. Die Regelungen des deutschen
HGB und der IFRS unterscheiden sich aufgrund der Grundkonzeption je-
doch erheblich.
Die internationalen Rechnungslegungsstandards verzichten dabei auf we-
sentliche Elemente des handelsrechtlichen Gläubigerschutzes zugunsten
einer Investororientierung. Sie stehen allein im Fokus der Informationsfunk-
tion. Demgegenüber sind die Bilanzierungsgrundsätze nach HGB aufgrund
1
Im Folgenden IFRS abgekürzt.
2
Im Rahmen dieser Arbeit folge ich der Terminologie der europäischen IAS-Verordnung
(2002). Internationale Rechnungslegung umfasst demnach nur die vom IASB oder dem
früheren IASC herausgegebenen ,,internationalen Rechnungslegungsstandards". Artikel
2 der IAS Verordnung führt dazu aus: ,,Im Sinne dieser Verordnung bezeichnen interna-
tionale Rechnungslegungsstandards die International Accounting Standards (IAS), die
International Financial Reporting Standards (IFRS) und die damit verbundenen Ausle-
gungen, die vom International Accounting Standards Board (IASB) herausgegeben oder
angenommen wurden, dazu auch Mandler, Udo 2004, S. 9.
3
Vgl. IDW 2005, S. 5.
4
Vgl. www.dihk.de/inhalt/download/IFRS_studie.pdf, S. 6.
5
Vgl. BDI 2005, S. 6.

2
der Ausschüttungsbemessungsfunktion und dem damit angestrebten Kapi-
talerhaltungsprinzip vom Vorsichtsprinzip geleitet.
6
Es stellt sich die Frage, welche Bedeutung diese Entwicklung für die Unter-
nehmen hat und inwiefern der Mittelstand betroffen ist. Insbesondere steht
zur Diskussion, ob Mittelständler durch eine freiwillige Umstellung der Re-
chungslegung auf IFRS Vorteile z.B. hinsichtlich der Finanzierung erwarten
können, oder ob die Nachteile z.B. Kosten einer Umstellung die Vorteile
kompensieren oder sogar übersteigen.
1.2 ZIELSETZUNG DER ARBEIT
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Zukunft der Rechnungslegung
im Mittelstand. Zielsetzung ist es, die Vor- und Nachteile einer Umstellung
auf IFRS aus Sicht des Mittelstands darzustellen, da sich die überwiegende
Anzahl von Untersuchungen zur internationalen Rechnungslegung mit kapi-
talmarktorientierten Großbetrieben beschäftigt.
7
Zudem werden die Ent-
wicklungen eigener internationaler Rechnungslegungsstandards für kleine
und mittlere Unternehmen aufgezeigt.
Die vorliegende Arbeit ist in sieben Kapitel gegliedert. Nach diesem einlei-
tenden Abschnitt folgt der Teil 2, der die Charakteristika mittelständischer
Unternehmen erläutert und damit die arbeitsspezifische Definition darlegt.
Das darauf folgenden Kapitel 3 befasst sich mit den rechtlichen Rahmen-
bedingungen, sowie den grundlegenden Unterschieden der IFRS zum
deutschen HGB, bevor im Hauptteil der Arbeit in den Kapiteln 4 und 5 die
Vor- und Nachteile einer Umstellung speziell für den Mittelstand erörtert
werden.
Im anschließenden 6. Teil soll das sog. SME-Projekt des IASB, auch IASB-
Projekt Accounting Standards for Non-Publicity Accountable Entities, vor-
gestellt werden.
Die Arbeit schließt im Teil 7 mit einem Fazit ab.
6
Vgl. IDW 2005, S. 5.
7
Vgl. Oehler, Ralph 2005, S. 2.

3
2. KLEINE UND MITTLERE UNTERNEHMEN (KMU)
Der sog. Mittelstand wird häufig als das ,,Rückrat der deutschen Wirtschaft"
bezeichnet. Die erfolgreiche Entwicklung des Mittelstands hat wesentlich
zum deutschen Wirtschaftswunder beigetragen.
8
Aufgrund dieser Entwick-
lungen stehen der Mittelstand und seine Entwicklungen häufig im Mittel-
punkt des politischen und akademischen Interesses.
Für den Begriff Mittelstand findet sich keine gesetzliche oder allgemein
gültige Definition. In der betriebswirtschaftlichen Literatur werden die Beg-
riffe ,,kleine und mittlere Unternehmen" (KMU), ,,mittelständische Unter-
nehmen" und ,,Mittelstand" häufig synonym verwendet.
9
Der Begriff mittel-
ständisches Unternehmen ist eine vorwiegend im deutschen Sprachraum
gebräuchliche Bezeichnung für ein Unternehmen von i.d.R. kleinerer oder
mittlerer Unternehmensgröße. Im internationalen Sprachgebrauch domi-
niert die Bezeichnung Small and Medium-sized Enterprises, kurz SME.
10
,,Zur Definition der KMU existiert in der wissenschaftlichen Literatur kein
einheitliches Bild. Sie können von Großunternehmen durch qualitative oder
quantitative Kriterien abgegrenzt werden."
11
Um die Abgrenzungen deutlich
zu machen, müssen neben den quantitativen Merkmalen die qualitativen
Merkmale aufgezeigt werden.
2.1 QUANTITATIVE KRITERIEN ZUR DEFINITION VON KMU
Der Begriff ,,kleine und mittlere Unternehmen" impliziert zunächst eine
quantitative Abgrenzung. National wie international ist dabei der Rückgriff
auf die Zahl der Beschäftigten, die Bilanzsumme und den Umsatz üblich.
12
Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM), der deutsche Gesetzgeber und
die EU-Kommission haben definitorische Abgrenzungen entwickelt. Die
Mitgliedstaaten, die Kommission und die Europäische Investitionsbank le-
gen die Definition der EU-Kommission für die Abgrenzung von KMU
zugrunde, die für Unterstützungsprogramme und Darlehen in Frage kom-
men.
13
Für die Zwecke der Rechnungslegung gelten hingegen die Werte
der Vierten EG-Richtlinie, die im Mai 2003 angepasst wurden. Der deut-
8
Vgl. Achleitner, Ann-Kristin et al. 2004, S. 6.
9
Vgl. Oehler, Ralph 2005, S. 6.
10
Vgl. Achleitner, Ann-Kristin et al. 2004, S. 6.
11
Oehler, Ralph 2005, S. 6.
12
Vgl. Pfohl, Hans-Christian 1997, S. 16 f.
13
Vgl. EU-Kommission: Empfehlung 2003, ABl. L 124/36.

4
sche Gesetzgeber hat diese Änderungen im Rahmen des BilReG durch
eine Anpassung des § 267 HGB umgesetzt. In Deutschland wird in der
wissenschaftlichen Diskussion zur Abgrenzung mittelständischer Unter-
nehmen von Großunternehmen weitgehend auf die Definition des IfM Bonn
zurückgegriffen.
14
Diese Abgrenzung deckt sich auch mit der neuen Basler
Eigenkapitalvereinbarung (Basel II).
15
Daher wird in dieser Arbeit diese De-
finition auch als arbeitsspezifische Definition zugrunde gelegt. Als mittel-
ständisches Unternehmen wird demnach ein Unternehmen bezeichnet, das
folgende Kriterien kumulativ erfüllt:
1. Das Unternehmen hat weniger als 500 Beschäftigte.
2. Der Jahresumsatz liegt unter 50 Mio. Euro.
2.2 QUALITATIVE KRITERIEN ZUR DEFINITION VON KMU
Im deutschen Raum geht die Definition des Mittelstands über rein quantita-
tive Merkmale hinaus und wird um qualitative ergänzt. ,,Damit wird der He-
terogenität der unter dem Begriff des Mittelstands subsumierten Unterneh-
men Rechnung getragen."
16
Qualitative Abgrenzungsmerkmale für KMU
stellen auf einen bestimmten Betriebstyp ab und nicht auf eine qualitative
Betriebsgröße. Da KMU nicht einfach ,,Großunternehmen im Miniaturfor-
mat"
17
sind, versuchen die qualitativen Kriterien das Charakteristische der
kleinen und mittleren Unternehmen hervorzuheben.
Die folgenden Punkte werden in der Literatur am häufigsten genannt. Bei
KMU besteht üblicherweise eine Einheit von Eigentum und Leitung, d.h.
KMU sind häufig ,,Eigentümerunternehmen" bzw. Familienunternehmen.
18
Der Unternehmer bzw. seine Familienangehörigen sind zugleich Eigenkapi-
talgeber und damit Risikoträger. I.d.R. wird das Unternehmen von der Per-
sönlichkeit des Unternehmers geprägt. Er trifft die wesentlichen Entschei-
dungen und seine persönlichen Beziehungen sind für den Erfolg
ausschlaggebend. Ebenso weisen KMU einen geringen Formalisierungs-
14
Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit verwendet diese Begriffsabgren-
zung (vgl. http://www.bmwa.bund.de).
15
Unternehmen mit einem konsolidierten Umsatz von bis zu 50 Mio. Euro gelten nach
Basel II als KMU.
16
Achleitner, Ann-Kristin et al. 2004, S. 9.
17
Clasen, Jan P. 1992, S. 17.
18
Vgl. Mandler, Udo 2004, S. 15.

5
grad auf. Es gibt wenig Hierarchiestufen. Meist sind KMU selbstständig,
d.h. es besteht keine Konzernabhängigkeit. KMU erbringen oft eine indivi-
dualisierte und differenzierte Leistung. Sie betätigen sich meist regional
und sind auf eine Branche begrenzt. Die Möglichkeiten der Kapitalbeschaf-
fung sind limitiert und aufgrund der Unternehmensgröße oder Rechtsform
ist ein Börsengang i.d.R. nicht möglich. "Die mittelständischen Eigentümer-
unternehmen sind im Regelfall nicht (am Aktienmarkt) börsennotiert. Nur
ein Bruchteil der mittelständischen Unternehmen (in Deutschland 0,03%)
tritt überhaupt in der Rechtsform der Aktiengesellschaft auf. Selbst bei grö-
ßeren Mittelständlern vollzieht sich die Finanzierung vor allem über Kredite
der Hausbanken."
19
Für die Darstellung der Vor- und Nachteile einer Umstellung der Rech-
nungslegung auf IFRS für KMU, sollen im folgenden Kapitel die grundle-
genden Unterschiede der beiden Rechnungslegungssysteme erläutert wer-
den.
19
Mandler, Udo 2004, S. 16.

6
3. RECHNUNGSLEGUNG NACH IFRS
3.1 RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN
International dominieren verschiedene Normensysteme der Rechnungsle-
gung: Das US-GAAP im amerikanischen Raum, die Bilanzrichtlinien der
Europäischen Union sowie die IAS/IFRS. ,,Die IAS/IFRS sind kein historisch
gewachsenes Rechnungslegungssystem wie das deutsche oder das US-
amerikanische, sondern ein künstlich geschaffenes Normensystem, das
sich im Verlauf der vergangenen 30 Jahre aus dem (politischen) Konflikt
einer kontinental-europäischen, eher gläubigerschutzorientierten und einer
anglo-amerikanischen kapitalmarktorientierten Rechnungslegungskonzep-
tion entwickelte."
20
Die Internationalisierung der Rechnungslegung gleicht einem kontinuierli-
chen Prozess, mit dem Ziel weltweit einheitlicher und vergleichbarer Ab-
schlussdaten.
21
,,So wurden in Deutschland bereits Mitte der 90er Jahre
freiwillig sog. ,,Duale Konzernabschlüsse" aufgestellt, die sowohl dem Han-
delsgesetzbuch (HGB) als auch den international anerkannten Rechnungs-
legungsgrundsätzen entsprechen sollten."
22
Im Jahr 1998 wurde mit dem
Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetz § 292a HGB a.F. eingeführt. Bör-
sennotierte Unternehmen erhielten nun ein Wahlrecht, einen befreienden
Konzernabschluss nach den IAS bzw. nach den US-GAAP anstelle eines
handelsrechtlichen Konzernabschlusses aufzustellen. Die Anwendung des
§ 292a HGB war zeitlich begrenzt und war nur für Wirtschaftsjahre, die vor
oder am 31.12.2004 endeten, möglich.
Eine erste Weichenstellung für die aktuellen Reformprozesse hin zu einer
Strategie der Harmonisierung des europäischen Bilanzrechts, sowie einer
Heranführung an angloamerikanische Bilanzierungstraditionen, wurde
durch die Veröffentlichung eines Strategiepapiers der EU-Kommission im
Juni 2000 vollzogen.
23
Auf dieser Grundlage wurde zwei Jahre später die
,,Verordnung betreffend die Anwendung internationaler Rechnungslegungs-
20
Mandler, Udo 2004, S. 17.
21
Vgl. IDW 2005, S. 7.
22
IDW 2005, S. 7.
23
Vgl. EU-Kommission, Mitteilung v. 13.6.2000, KOM 2000, S. 359.

7
standards", die sog. IAS-Verordnung, umgesetzt.
24
Zielsetzung war, kon-
form mit der Zielsetzung des Strategiepapiers, ein hohes Maß an Transpa-
renz und Vergleichbarkeit der Abschlüsse zu gewährleisten. Zudem soll ein
einheitliches Regelwerk weltweiter Rechnungslegungsstandards forciert
werden, wodurch eine effiziente Funktionsweise im Binnenmarkt und im
Kapitalmarkt in der Gemeinschaft sichergestellt werden soll.
25
Sie gilt gem.
Art. 294 Abs. 2 EG-Vertrag unmittelbar in allen Mitgliedstaaten und ist in
allen Teilen verbindlich. Jedoch werden den Mitgliedstaaten Wahlrechte in
bestimmten Bereichen offen gehalten. Im Folgenden ist somit zwischen
Pflichtanwendungen und expliziten Wahlrechten der Verordnung zu unter-
scheiden.
In den Pflichtanwendungskreis der IFRS fallen gem. Art. 4 der IAS-
Verordnung ab 1.1.2005 die Konzernabschlüsse kapitalmarktorientierter
Mutterunternehmen
26
mit Sitz in der EU. Für Gesellschaften, die zum Han-
del von Wertpapieren in einem Nicht-Mitgliedstaat zugelassen sind und die
internationale Standards, wie z.B. US-GAAP anwenden, sowie für Gesell-
schaften, die Schuldtitel zum Handel an einem geregelten Markt ausgeben,
wird eine Übergangsfrist zur Anwendung auf IFRS bis 1.1.2007 gewährt.
27
Einer Transformation der genannten Vorschriften in nationales Recht für
Konzernabschlüsse bedarf es somit nicht, sie müssen seit 2005 nach IFRS
bilanzieren.
Nicht kapitalmarktorientierte konzernrechnungspflichtige Mutterunter-
nehmen haben das Wahlrecht, ihren Konzernabschluss nach den von der
EU übernommenen IFRS statt nach handelsrechtlichen Grundsätzen auf-
zustellen.
28
Der Jahresabschluss muss von allen Unternehmen weiterhin nach den
Vorschriften des HGB aufgestellt werden.
29
Zwar können große Kapitalge-
sellschaften ab 2005 im Bundesanzeiger einen IFRS-Einzelabschluss an-
stelle des handelsrechtlichen Jahresabschlusses offen legen
30
, dieser dient
24
Verordnung [EG] Nr. 1606/2002 v. 19.7.2002, ABl. EG Nr. L 243, S. 1.
25
Verordnung [EG] Nr. 1606/2002 v. 19.7.2002, ABl. EG Nr. L 243, S. 3.
26
Vgl. BDI 2005, S. 24.
27
Vgl. Busse von Colbe, Walther 2004, S. 2063 ff.
28
Vgl. § 315a Abs. 3 HGB.
29
Vgl. IDW 2005, S. 8.
30
Vgl. § 325 Abs. 2a HGB.

8
jedoch allein Informationszwecken. Die Aufstellung eines IFRS-
Einzelabschlusses entbindet die Unternehmen nicht von der Pflicht zur
Aufstellung eines Jahresabschlusses nach HGB, der zum Handelsregister
einzureichen ist. Abbildung 1 zeigt im Überblick die entsprechenden Vor-
gaben seitens des Gesetzgebers.
Abbildung 1: Überblick der Anwendung der IFRS aus Sicht des nationalen
Gesetzgebers
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Mandler, Udo 2003, S. 148
3.2 GRUNDLEGENDE UNTERSCHIEDE ZUM DEUTSCHEN HGB
Die Unterschiede zwischen den US-GAAP und den IAS/IFRS einerseits
sowie dem HGB/DRS andererseits lassen sich durch unterschiedliche
Rahmenbedingungen erklären.
31
Im Gegensatz zu deutschen Abschlüssen,
bei denen der Gläubigerschutz und das Vorsichtsprinzip aufgrund der Ban-
kenfinanzierung im Vordergrund stehen, sollen Abschlüsse nach IFRS ei-
nem weitgefassten Adressatenkreis entscheidungsrelevante Informationen
31
Vgl. Spanheimer, Jürgen 2002, S. 26 ff.

9
über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie die Zahlungsströme
des bilanzierenden Unternehmens und deren Veränderung liefern.
Während die in die Zukunft gerichtete Informationsfunktion des Jahresab-
schlusses absolutes Ziel nach IFRS ist, stellt dies im deutschen HGB ledig-
lich ein Nebenziel dar, das dem Anhang und Lagebericht zugewiesen wird.
Die Interessen der Investoren bei der Berichterstattung stehen bei den
IFRS im Vordergrund. Folglich zeigt sich auch eine andere Einstellung zur
Publizität und eine differierende Unternehmensphilosophie. Das Vorsichts-
prinzip ist beispielsweise auch in den IFRS verankert, hat aber nicht die
gleiche Bedeutung wie nach HGB, hier steht als dominierender Grundsatz
die ,,Informationsnützlichkeit", sog. ,,true and fair view".
32
Die Unterschiede in den Rechnungslegungszielen werden verstärkt durch
die Anknüpfung der Besteuerung an die handelsrechtliche Gewinn-
ermittlung. Handelsbilanz und Steuerbilanz sind durch das Maßgeblich-
keitsprinzip des § 5 Abs. 1 EStG miteinander verknüpft.
33
Diese Verbindung
führt in Deutschland zu einem Konflikt zwischen dem Ziel des Ausweises
eines möglichst niedrigen Gewinns für steuerliche Zecke mit der Notwen-
digkeit der Ausübung steuerlicher Sonderabschreibungen über das umge-
kehrte Maßgeblichkeitsprinzip auch in der Handelsbilanz, und dem Ziel der
Darstellung eines "getreuen Bildes" bzw. eines "den tatsächlichen
Verhältnissen entsprechenden Bildes" durch den Jahresabschluss.
34
Dies ist in vielen anderen Staaten nicht der Fall. Dort sind Handels- und
Steuerbilanz strikt getrennt, womit keine Beeinflussung der Handelsbilanz
stattfindet. Die Besteuerung wird durch eigenständige Besteuerungs-
normen gewährleistet. Die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung
finden in den IAS/IFRS keine direkte Entsprechung.
35
Ebenso existieren im
Rahmen der IFRS derzeit noch keine Unterscheidungen nach Größenklas-
sen. So müssen alle Unternehmen, die die IFRS anwenden, auf die sog.
,,full-IFRS" zurückgreifen.
32
Vgl. Mandler, Udo 2004, S. 13.
33
Vgl. 5.2.
34
Vgl. BDI 2005, S. 43.
35
Vgl. Mader, Martin 2005, S.26.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2006
ISBN (eBook)
9783832498665
ISBN (Paperback)
9783838698663
DOI
10.3239/9783832498665
Dateigröße
871 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Wissenschaftliche Hochschule Lahr – Wirtschaftspädagogik
Erscheinungsdatum
2006 (September)
Note
2,5
Schlagworte
unternehmenstransparenz rating basel rechnungswesen
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Titel: IFRS im Mittelstand - eine Chance für KMU?
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