Sprachwissenschaftliche Analyse von Bild, Schrift und Sprache in Print- und Onlinezeitungen
					
	
		©2006
		Magisterarbeit
		
			
				131 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Medien sind überall, der Umgang mit ihnen gehört zur Normalität. Die rasanten medientechnischen Entwicklungen können wir nicht mehr aufhalten  wollen wir auch nicht. Merken wir, wenn ein Medium sich verändert?
Es ist früh am Morgen und der Briefkasten hat soeben die neuesten Nachrichten empfangen. Das meinen wir  ist es auch so? Haben nicht schon andere Nachrichten unsere jetzigen, die nach Druckerschwärze riechenden Buchstaben, überholt? In der Hand halten wir die Tageszeitung. Der erste Blick wandert auf das Titelblatt. Buchstaben, die von bunten Bildern plakativ umrahmt und in Szene gesetzt sind. Immer?
Die erste Nachricht  kennen wir schon. Das Fernsehen hat es gestern Abend verkündet und das Internet sowieso. Die alltägliche Situation beschreibt den Konflikt, in dem sich die Medien heutzutage befinden. Das ist nur ein Teil der Vorüberlegungen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich Bild, Schrift und Sprache in Print- und Onlinezeitungen aus sprachwissenschaftlicher Sicht verändert haben. Dabei stehen neben grammatischen und sprachlichen Strukturen auch semiotische Aspekte im Vordergrund. Außerdem sollen die medientechnischen Auswirkungen für Bild, Schrift und Sprache seit Erfindung des Buchdrucks, in Zusammenhang mit der Tageszeitung gebracht werden.
Das zweite Kapitel eröffnet eine systematische Darstellung der Zeichensysteme von Bild, Schrift und Sprache aus linguistisch-semiotischer Sicht. Diese Erkenntnisse sollen später für die Analyse der Hypertextstrukturen als Grundlage dienen. Darin werden klassische Theorien über das sprachliche Zeichen erörtert. Anschließend steht der Wandel der Zeichenprozesse durch die Medien im Vordergrund. Das dritte Kapitel befasst sich mit der technischen Sichtweise von Bild, Schrift und Sprache. Es werden darin die Einflüsse der medientechnischen Entwicklungen betrachtet. Das Kapitel beginnt bei Gutenbergs Buchdruck und geht über die Schreibmaschine bis hin zum Computer. Im Anschluss erfolgt die Einordnung der technischen Entwicklungen zur Herstellung der Zeitung.
Das vierte Kapitel betrachtet die Gestaltungselemente und Berichtmuster von Print- und Onlinezeitungen. Dieses Kapitel eröffnet einen ersten Einblick auf Nachricht und Kommentar als Textsorten der Tageszeitungen. Im Hinblick auf die sprachwissenschaftliche Analyse ist dies Grundlage, da sie später ein Teil der Analyse sein wird. Das fünfte Kapitel etabliert die linguistische Textanalyse als Forschungsmethodik nach […]
	Medien sind überall, der Umgang mit ihnen gehört zur Normalität. Die rasanten medientechnischen Entwicklungen können wir nicht mehr aufhalten  wollen wir auch nicht. Merken wir, wenn ein Medium sich verändert?
Es ist früh am Morgen und der Briefkasten hat soeben die neuesten Nachrichten empfangen. Das meinen wir  ist es auch so? Haben nicht schon andere Nachrichten unsere jetzigen, die nach Druckerschwärze riechenden Buchstaben, überholt? In der Hand halten wir die Tageszeitung. Der erste Blick wandert auf das Titelblatt. Buchstaben, die von bunten Bildern plakativ umrahmt und in Szene gesetzt sind. Immer?
Die erste Nachricht  kennen wir schon. Das Fernsehen hat es gestern Abend verkündet und das Internet sowieso. Die alltägliche Situation beschreibt den Konflikt, in dem sich die Medien heutzutage befinden. Das ist nur ein Teil der Vorüberlegungen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich Bild, Schrift und Sprache in Print- und Onlinezeitungen aus sprachwissenschaftlicher Sicht verändert haben. Dabei stehen neben grammatischen und sprachlichen Strukturen auch semiotische Aspekte im Vordergrund. Außerdem sollen die medientechnischen Auswirkungen für Bild, Schrift und Sprache seit Erfindung des Buchdrucks, in Zusammenhang mit der Tageszeitung gebracht werden.
Das zweite Kapitel eröffnet eine systematische Darstellung der Zeichensysteme von Bild, Schrift und Sprache aus linguistisch-semiotischer Sicht. Diese Erkenntnisse sollen später für die Analyse der Hypertextstrukturen als Grundlage dienen. Darin werden klassische Theorien über das sprachliche Zeichen erörtert. Anschließend steht der Wandel der Zeichenprozesse durch die Medien im Vordergrund. Das dritte Kapitel befasst sich mit der technischen Sichtweise von Bild, Schrift und Sprache. Es werden darin die Einflüsse der medientechnischen Entwicklungen betrachtet. Das Kapitel beginnt bei Gutenbergs Buchdruck und geht über die Schreibmaschine bis hin zum Computer. Im Anschluss erfolgt die Einordnung der technischen Entwicklungen zur Herstellung der Zeitung.
Das vierte Kapitel betrachtet die Gestaltungselemente und Berichtmuster von Print- und Onlinezeitungen. Dieses Kapitel eröffnet einen ersten Einblick auf Nachricht und Kommentar als Textsorten der Tageszeitungen. Im Hinblick auf die sprachwissenschaftliche Analyse ist dies Grundlage, da sie später ein Teil der Analyse sein wird. Das fünfte Kapitel etabliert die linguistische Textanalyse als Forschungsmethodik nach […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Judith Hampel 
Sprachwissenschaftliche Analyse von Bild, Schrift und Sprache in Print- und 
Onlinezeitungen 
ISBN-10: 3-8324-9851-6 
ISBN-13: 978-3-8324-9851-1 
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006 
Zugl. Universität Paderborn, Paderborn, Deutschland, Magisterarbeit, 2006 
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© Diplomica GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2006 
Printed in Germany
Inhaltsverzeichnis 
Inhaltsverzeichnis 
Abbildungsverzeichnis ... 
Tabellenverzeichnis ... 
Abkürzungsverzeichnis ...   
1   Einleitung ...  10 
2   Bild, Schrift und Sprache  eine Systematik ...  12 
  2.1   Zeichenbegriff und Semiotik ...  13 
  2.2   Zeichenmodelle ...  15 
     2.2.1   Ferdinand de Saussure ...  15 
     2.2.2   Charles Sanders Peirce ...  17 
  2.3   Das semiotische Dreieck  ...  22 
  2.4   Schrift und Sprache als Zeichensystem ...  24 
  2.5   Bild als Zeichensystem ...  26 
  2.6   Wandel des Zeichenprozesses durch Technisierung ...  29 
          und Medien 
3        Einfluss der medientechnischen Entwicklungen auf ...  33 
Bild, Schrift und Sprache  
  3.1   Medientechnische Entwicklungen ...  34 
  3.2   Auswirkungen auf Bild, Schrift und Sprache durch alte und ...  44 
          neue Medien 
4        Entwicklung von Gestaltungselementen und ...  48 
          Berichtmustern der Tageszeitung 
  4.1   Entwicklung ...  49 
  4.2   Trends ...  51 
  4.3   Onlinezeitung ...  52 
  4.4   Darstellungsformen in der Print- und Onlinezeitung ...  53 
     4.4.1   Textsorten der Printzeitung ...  54 
     4.4.2   Textsorten der Onlinezeitung ...  55 
     4.4.3   Bildliche Darstellungsmittel ...  56 
5        Sprachwissenschaftliche Analyse ...  58 
     5.1   Forschungsmethodik ...  59 
     5.2   Sprechakttheorie ...  61 
     5.3   Textualitätsmerkmale zur Analyse der Textstruktur ...  63 
Inhaltsverzeichnis 
     5.4   Linguistische Textanalyse nach Brinker ...  66 
        5.4.1   Analyse des Textkontextes ...  68 
           5.4.1.1   Kommunikationsform ...  68 
           5.4.1.2   Handlungsbereich ...  68 
        5.4.2   Analyse der kommunikativen Textfunktion  ...  69 
           5.4.2.1   Sprachliche Indikatoren  ...  70 
           5.4.2.2   Nicht-sprachliche und kontextuelle Indikatoren  ...  73 
        5.4.3   Analyse der Textstruktur ...  74 
           5.4.3.1   Grammatische Ebene ...  74 
           5.4.3.2   Thematische Ebene ...  77 
6   Sprachwissenschaftliche Analyse  Die Welt, FAZ, SZ  ...  81 
  6.1   Auswahl der Tageszeitungen ...  82 
  6.2   Untersuchungsgegenstand ...  82 
  6.3   Untersuchungszeitraum ...  84 
  6.4   Vorgehensweise der Analyse  ...  85 
  6.5   Textinterne Ebene: Analyse der Textstruktur ...  88 
     6.5.1   Titelseiten der Erstausgaben im Vergleich ...  88 
        6.5.1.1   Gestaltung der Titelseiten ...  89 
        6.5.1.2   Nachricht und Kommentar ...  91 
     6.5.2   Titelseiten zum Mauerbau 1961 im Vergleich ...  94 
        6.5.2.1   Gestaltung der Titelseiten ...  95 
        6.5.2.2   Nachricht und Kommentar ...  97 
     6.5.3   Titelseiten zur Wiedervereinigung 1990 im Vergleich ...  100 
        6.5.3.1   Gestaltung der Titelseiten ...  101 
        6.5.3.2   Nachricht und Kommentar ...  103 
     6.5.4   Titelseiten der Printausgaben vom 13. Juni 2006 ...  105 
                im Vergleich 
        6.5.4.1   Gestaltung der Titelseiten ...  106 
     6.5.5   Vergleich von Print- und Onlinezeitung am Beispiel ...  109 
                der Welt 
7   Resümee ...  113 
Literatur- und Quellenverzeichnis ...  115 
Anhang ... 123 
Abbildungsverzeichnis 
I
Abbildungsverzeichnis 
Abb.   1: Das sprachliche Zeichen nach Saussure ...  16 
Abb.   2: Ikon: Verkehrszeichen  Vorsicht Baustelle ...  20 
Abb.   3: Index: Verkehrszeichen  Wegweiser ...  20 
Abb.   4: Symbol: Symbol der Weiblichkeit ...  21 
Abb.   5: Das semiotische Dreieck von Ogden et al. (1923) ...  22 
Abb.   6: Semiotisches Dreieck mit unterschiedlichen Definitionen ...  23 
Abb.   7: Struktur von Sprechakten nach Searle (1969)  ...  62 
Abb.   8: Modell zur linguistischen Textanalyse ...  67 
Abb.   9: Argumentationsstruktur nach Toulmin ...  78 
Abb. 10: Titelblatt Die Welt (02.04.1946) ...  88 
Abb. 11: Titelblatt SZ (06.10.1945) ...  88 
Abb. 12: Titelblatt FAZ (01.11.1949) ...  88 
Abb. 13: Titelblatt Die Welt (14.08.1961) ...  94 
Abb. 14: Titelblatt SZ (12./13.08.1961) ...  94 
Abb. 15: Titelblatt FAZ (14.08.1961) ...  94 
Abb. 16: Titelblatt Die Welt (04.10.1990) ...  100 
Abb. 17: Titelblatt SZ (04.10.1990)...  100 
Abb. 18: Titelblatt FAZ (04.10.1990) ...  100 
Abb. 19: Titelblatt Die Welt (13.06.2006) ... 105 
Abb. 20: Titelblatt SZ (13.06.2006) ...  105 
Abb. 21: Titelblatt FAZ (13.06.2006) ...  105 
Tabellenverzeichnis 
II
Tabellenverzeichnis 
Tab.   1: Merkmale der Welt, FAZ, SZ ...  83 
Tab.   2: Daten für Stichprobe...  85
Abkürzungsverzeichnis 
III
Abkürzungsverzeichnis 
A. 
Auflage 
Abb.   
Abbildung 
AG 
Aktiengesellschaft 
bzw.   
beziehungsweise 
CD 
Compact Disk 
d. h.   
das heißt 
DVD   
Digital Versatile Disk 
ebd.   
ebenda 
EDV   
elektronische Datenverarbeitung 
et al.   
und andere 
etc.   
und so weiter 
FAZ   
Frankfurter Allgemeine Zeitung 
Hg.   
Herausgeber 
http   
Hypertext Transfer Protocol 
o. J.   
ohne Jahr 
o. O.   
ohne Ort 
o. V.   
ohne Verfasser 
SZ 
Süddeutsche Zeitung 
Tab.   
Tabelle 
u. a.   
unter anderem 
UMTS  
Universal Mobile Telecommunications System 
vgl.   
vergleich[e] 
WAP   
Wirless Application Protocol 
WWW  
World Wide Web 
z. B.   
zum Beispiel 
zit. n.   
zitiert nach 
1 Einleitung 
10
 1 
Einleitung  
Medien  sind  überall,  der  Umgang  mit  ihnen  gehört  zur  Normalität.  Die 
rasanten  medientechnischen  Entwicklungen  können  wir  nicht  mehr 
aufhalten    wollen  wir  auch  nicht.  Merken  wir,  wenn  ein  Medium  sich 
verändert?  
Es ist früh am Morgen und der Briefkasten hat soeben die neuesten 
Nachrichten  empfangen.  Das  meinen  wir    ist  es  auch  so?  Haben  nicht 
schon  andere  Nachrichten  unsere  jetzigen,  die  nach  Druckerschwärze 
riechenden  Buchstaben,  überholt?  In  der  Hand  halten  wir  die 
Tageszeitung. Der erste Blick wandert auf das Titelblatt. Buchstaben, die 
von bunten Bildern plakativ umrahmt und in Szene gesetzt sind. Immer?  
Die  erste  Nachricht    kennen  wir  schon.  Das  Fernsehen  hat  es  gestern 
Abend verkündet und das Internet sowieso.  
Die  alltägliche  Situation  beschreibt  den  Konflikt,  in  dem  sich  die  Medien 
heutzutage  befinden.  Das  ist  nur  ein  Teil  der  Vorüberlegungen.  Im 
Mittelpunkt steht die Frage, wie sich Bild, Schrift und Sprache in Print- und 
Onlinezeitungen  aus  sprachwissenschaftlicher  Sicht  verändert  haben. 
Dabei  stehen  neben  grammatischen  und  sprachlichen  Strukturen  auch 
semiotische 
Aspekte 
im 
Vordergrund. 
Außerdem 
sollen 
die 
medientechnischen  Auswirkungen  für  Bild,  Schrift  und  Sprache  seit 
Erfindung  des  Buchdrucks,  in  Zusammenhang  mit  der  Tageszeitung 
gebracht werden.  
Das  zweite  Kapitel  eröffnet  eine  systematische  Darstellung  der 
Zeichensysteme  von  Bild,  Schrift  und  Sprache  aus  linguistisch-
semiotischer  Sicht.  Diese  Erkenntnisse  sollen  später  für  die  Analyse  der 
Hypertextstrukturen  als  Grundlage  dienen.  Darin  werden  klassische 
Theorien  über  das  sprachliche  Zeichen  erörtert.  Anschließend  steht  der 
Wandel der Zeichenprozesse durch die Medien im Vordergrund.  
Das  dritte  Kapitel  befasst  sich  mit  der  technischen  Sichtweise  von  Bild, 
Schrift  und  Sprache.  Es  werden  darin  die  Einflüsse  der 
medientechnischen  Entwicklungen  betrachtet.  Das  Kapitel  beginnt  bei 
1 Einleitung 
11
Gutenbergs  Buchdruck  und  geht  über  die  Schreibmaschine  bis  hin  zum 
Computer.  Im  Anschluss  erfolgt  die  Einordnung  der  technischen 
Entwicklungen zur Herstellung der Zeitung.  
Das  vierte Kapitel betrachtet die Gestaltungselemente und Berichtmuster 
von  Print-  und  Onlinezeitungen.  Dieses  Kapitel  eröffnet  einen  ersten 
Einblick auf Nachricht und Kommentar als Textsorten der Tageszeitungen. 
Im  Hinblick  auf  die  sprachwissenschaftliche  Analyse  ist  dies  Grundlage, 
da sie später ein Teil der Analyse sein wird. 
Das  fünfte  Kapitel  etabliert  die  linguistische  Textanalyse  als 
Forschungsmethodik  nach  Brinker.  Mit  Hilfe  der  Textanalyse  werden  die 
Strukturen  und  Formen  von  Texten  am  Beispiel  von  Tageszeitungen 
erklärt.  Die  detaillierte  Betrachtung  der  sprachlichen  und  grammatischen 
Strukturen  ist  notwendig,  um  in  der  praktischen  Analyse  Nachricht  und 
Kommentar beispielhaft miteinander vergleichen zu können. 
Das  sechste  Kapitel  führt  in  den  Untersuchungsgegenstand  der 
Tageszeitungen  Die  Welt,  Frankfurter  Allgemeine  Zeitung  und 
Süddeutsche  Zeitung  ein.  Die  Titelblätter  werden  stichprobenartig  auf 
ihren gestalterischen und sprachlichen Wandel untersucht. Dabei geht die 
Untersuchung stets von der Welt als Grundlage aus und unternimmt eine 
historisch vergleichende Analyse.  
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
12
2 
Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
Die technischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts im Zuge der Neuen 
Medien
1
 beeinflussen Bild, Schrift und Sprache. Die als selbstverständlich 
geltenden  Grenzziehungen  zwischen  den  klassischen  Trias  verändern 
sich auf neue Art und Weise seit der abendländischen Schriftkultur.
2
Das  Internet
3
  spielt  dabei  eine  entscheidende  Rolle,  da  seine 
semiotischen
4
  Praktiken  zu  einer  Veränderung  und  einer  neuen 
Sichtweise  von  Bild,  Schrift  und  Sprache  führen.  Die  grafische 
Anwenderoberfläche des World Wide Web als das Zentrum des Internets, 
rückt ein multimediales Zeichengeflecht in den Mittelpunkt und verschiebt 
die  Akzentuierung  der  klassischen  Trias  auf  neue  Art  und  Weise.  Im 
WWW (World Wide Web) existiert eine nicht-lineare Hypertextstruktur
5
, die 
sich  nicht  an  der  herkömmlichen  linearen  Textstruktur  orientiert.  Die 
,Computer-Generation' 
verlangt 
eine 
Verschiebung 
der 
drei 
Kommunikationsebenen  und  konstatiert  ein  neues  Verständnis  nicht  nur 
auf Basis neuer Kommunikationsformen, sondern auch auf Ebene neuer, 
visueller  Erzählformen.  Visualisierung  rückt  seit  über  einem  Jahrzehnt  in 
den  Vordergrund,  sei  es  durch  das  Aufkommen  des  Internets,  durch 
elektronische  Kommunikation  via  E-Mail  und  Chat  oder  die  veränderten 
Darstellungsweisen  von  Nachrichten  in  den  Printmedien.  Der  Fokus  liegt 
in  der  Vermittlung  von  schnellen,  plakativen,  verständlichen  und 
1
   Der  Ausdruck  Neue  Medien  ,,[...]  zielt  auf  elektronische  Medien  wie  Computer  und 
Internet,  die  sich  in  kurzer  Zeit  eine  zentrale  Stellung  in  der  gesellschaftlichen 
Kommunikationsstruktur  erobert  haben  und  zunehmend  das  Fernsehen  als  Leit-
medium verdrängen." Kallmeyer (Hg.) (2000) S. VII. Der Terminus der Neuen Medien 
wird im Folgenden als Sammelbegriff für Computer und Internet benutzt. 
2
  Vgl. Sandbothe (1996), online. 
3
  Das Internet ist ein weltweites und elektronisches Netzwerk, durch das unabhängige 
Netzwerke miteinander kommunizieren können.  
4
   Der  Begriff  semiotisch  bezieht  sich  auf  die  Semiotik,  also  auf  die  ,,[...]  Lehre  von 
sprachlichen  und  nicht-sprachlichen  Zeichen  und  Zeichenprozessen,  in  deren 
Zentrum  die  Erforschung  natürlicher  Sprache  als  umfassendstem  Zeichensystem 
steht." Bußmann (2002), S. 595. 
5
   Ein  Hypertext  ist  ein  Text  mit  gebündelten  Informationen  von  Text-,  Bild-  und 
Dateneinheiten, die durch Knoten und Links miteinander verbunden sind. Knoten sind 
Informationseinheiten,  deren  Größe  nicht  begrenzt  ist  und  die  aus  textlichen  und 
multimedialen Inhalten bestehen. Links dienen dem Leser als Navigationshilfe, womit 
er seinen eigenen Lesepfad per Mausklick anlegt. Die Besonderheit des Hypertextes 
liegt in der nicht-linearen Textstruktur und den unterschiedlichen Verknüpfungsarten. 
Das WWW ist ein Beispiel für einen komplexen Hypertext. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
13
informativen Aussagen, die in der Fülle der Informationsflut die Selektion 
für den Rezipienten vereinfachen sollen. 
Nach  Schmitz  treten  neue  Medien  als  Ergänzung  zum  herkömmlichen 
,,Medienrepertoire"
6
 auf und mischen die Medienverhältnisse neu. 
Manches  stirbt  aus  (Schreibmaschine),  anderes  verliert  an  relativem 
Gewicht  (Fernsehen),  drittes  erhält  neue  Akzente  (Presse),  wiederum 
anderes  formiert  sich  neu  (Mündlichkeit  und  Schriftlichkeit,  Schrift  und 
Bild), und vieles entwickelt neue intermediale Formen (Internet-Telefonie) 
und  Koalitionen  (Print-  und  Online-Zeitungen),  abgesehen  [...]  von  der 
breiten  Vielfalt  gänzlich  neuer  Kommunikationsformen  (E-Mail,  Chat, 
Hypermedia,...)
7
Veränderte  Strukturen  in  der  modernen  Medienlandschaft 
bestimmen  das  gesellschaftliche  Leben  in  der  Informationsgesellschaft 
und  bieten  Raum  für  historische,  analytische  und  kritische 
Auseinandersetzungen in zahlreichen Wissenschaftsbereichen.  
Das  folgende  Kapitel  rückt  die  Zeichensysteme  Bild,  Schrift  und 
Sprache aus linguistischer Perspektive in den Mittelpunkt. Dabei steht das 
Bild  als  konkretes  Abbildungsmedium  der  Schrift  und  Sprache  als 
abstraktes Zeichensystem gegenüber. Die Systematik arbeitet wesentliche 
Zeichenmodelle  heraus  und  erklärt  die  Notwendigkeit,  die  Existenz  und 
die  Verwendung  von  sprachlichen  und  bildlichen  Zeichen  in  einem 
Kommunikationsprozess.  
2.1 
Zeichenbegriff und Semiotik 
,,Zeichen bestimmen unser Leben. Dies gilt nicht nur für die sprachlichen 
Zeichen.  Wir  sind  umgeben  von  Zeichen,  wir  umgeben  uns  mit  Zeichen 
und meist ist uns dies nicht bewußt."
8
 Diese Feststellung Kellers drückt in 
kurzen  Worten  aus,  welche  Rolle  Zeichen  im  alltäglichen  Leben 
einnehmen.  
Zeichen  sind  Stellvertreter,  die  auf  etwas  anderes  verweisen  und 
nicht nur für sich stehen. Ihre Relation zu anderen Elementen ist existent 
und  wird  im  Zeichenprozess erst begründet. Sie sind die Grundelemente 
einer allgemeinen Zeichentheorie, der Semiotik 
9
. Im Alltagsverständnis ist 
6
    Schmitz (2004), S. 81. 
7
  Ebd. 
8
  Keller (1995), S. 14. 
9
  Die Semiotik
 verfügt über zahlreiche Aufgabenfelder, deren Anwendung nicht nur auf 
die Sprachwissenschaft beschränkt ist. Weitere Forschungsfelder sind beispielsweise 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
14
das  Zeichen  ein  bestimmtes  wahrnehmbares  Produkt  (z.  B. 
Verkehrszeichen),  denen  eine  konventionelle
10
  Bedeutung  zukommt.  Die 
Beschäftigung  mit  Zeichen  geht  aber weit über diese Vorstellung hinaus, 
da alles als ein potentielles Zeichen behandelt werden kann.
11
 Einerseits 
unterscheidet  die  Semiotik  zwischen  natürlichen  Zeichen,  die  in  einer 
kausalen Beziehung zum Bezeichnetem (z. B. Rauch als ein Zeichen für 
Feuer)  stehen,  andererseits  zwischen  künstlichen  Zeichen,  die  auf  einer 
Vereinbarung  beruhen  (z.  B.  Symbole).
12
  Natürliche  Zeichen  setzen 
Zeichenbenutzer  oftmals  nicht  bewusst  ein,  da  sie  sich  aus  außer-
sprachlichen  Handlungen  ergeben  und  daher  nicht  als  reine  Zeichen 
erkennbar sind. 
Eine  allgemeine  Theorie  der  Zeichen  existierte  bereits  schon  in  der 
griechischen  Antike  sowie  im  Mittelalter.  Etymologisch  ist  der  Terminus 
Semiotik  mit  den  griechischen  Wörtern  semeion  und  sema  verwandt.  In 
den  frühen  Jahrhunderten  existierte  bereits  der  Begriff  der  Semiotik,  galt 
aber  im  griechischen  und  lateinischen  Verständnis  noch  nicht  als  die 
allgemeine  Lehre  von  den  Zeichen,  sondern  nur  als  ein  Teilgebiet  der 
Semiotik, nämlich der medizinischen Lehre von den Symptomen.
13
Die  Wurzeln  des  heutigen  Verständnisses  über  die  Semiotik 
reichen  bis  zum  Anfang  des  20  Jahrhunderts  zurück.  Der  amerikanische 
Philosoph  Charles  Sanders  Peirce,  gilt  als  Begründer  der  Allgemeinen 
Semiotik.  Seine  Theorien  dienen  als  ,,[...]  Grundlage  für  die  Analyse  von 
Zeichensystemen  und  -phänomenen  in  Linguistik,  Literatur-  und 
Textwissenschaft,  Ästhetik,  Malerei,  Musik  und  auch  in  den  Kognitions- 
und  Computerwissenschaften."
14
  Seine  Erkenntnisse  über  die  Semiotik 
gewann  Peirce  aus  der  Philosophie.  Für  ihn  stand  die  Erforschung  einer 
die  Film-  und  Kunstsemiotik,  Zoosemiotik,  Architektur-  und  Mediensemiotik  mit 
eigenen Thematisierungen. Vgl. Glück (1993), S. 547. 
10
  Konventionell  ist  von  Konvention  abgeleitet  und  bedeutet  Übereinkunft.  Das  Leben 
von Menschen in einer Gemeinschaft bzw. Gruppe ist von Verhaltensregeln bestimmt, 
die  sie  einerseits  bewusst  und  andererseits  unbewusst  nutzen.  Nach  Helmut  Glück 
regelt die Konvention das soziale Verhalten und auf der anderen Seite ist es die ,,[...] 
willkürliche  und  explizite  Setzung  bzw.  Vereinbarung  von  sozialen  Regeln."  
Glück (1993), S. 335.  
11
  Vgl. Adamzik (2001), S. 16 ff. 
12
  Vgl. Bußmann (2002), S. 761. 
13
  Vgl. Nöth (2000), S. 1. 
14
  Ebd. S. 69. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
15
,,[...] 
nach 
erkenntnistheoretischer 
Allgemeinheit 
und 
sogar 
metaphysischer Universalität"
15
 ausgerichteten Semiotik im Vordergrund.  
In der linguistischen Wissenschaft hat sich die Lehre und Theorie von den 
allgemeinen  Zeichen  durch  Ferdinand  de  Saussure  etabliert.  Bei  seinen 
semiotischen  Überlegungen  orientierte  sich  Saussure  im  Gegensatz  zu 
Peirce  stets  an  dem  Modell  der  Sprache.  In  seinen  Ausführungen 
bezeichnet er die Sprache als ein System von Zeichen und begründet die 
noch nicht existierende Wissenschaft der Semeologie
16
, als die allgemeine 
Zeichentheorie.  
Man kann sich also vorstellen eine Wissenschaft, welche das Leben der 
Zeichen im Rahmen des sozialen Lebens untersucht; [...] wir werden sie 
Semeologie [...] nennen.
17
Peirce  interpretativer  Charakter  und  Saussures  strukturelle 
Sichtweise  von  der  Semiotik  gelten  als  die  Hauptrichtungen  dieser 
pluralistischen  Wissenschaft.  Zahlreiche  Philosophen  und  Semiotiker  wie 
z. B. Umberto Eco und Charles Morris oder Louis Hjelmslev haben im 20. 
Jh.  eigene  und  zum  Teil  ergänzende  Beiträge  zur  Zeichenwissenschaft 
veröffentlicht.
18
2.2 
Zeichenmodelle 
2.2.1  Ferdinand de Saussure 
Saussure  entwickelte  1916  ein  dyadisches  Modell
19
  des  sprachlichen 
Zeichens,  worin  er  die  Vorstellung  (Signifikat  =  Bezeichnetes)  und  das 
Lautbild  (Signifikant  =  Bezeichnendes)  des  Zeichens  integrierte.  Diese 
Elemente des sprachlichen Zeichens sind eng miteinander verbunden und 
15
  Nöth (2000), S. 59. 
16
  Der Terminus Semeologie (Semiologie) gilt als Synonym für die Semiotik, der Theorie 
und  Lehre  von  den  sprachlichen  und  nicht-sprachlichen  Zeichen  und  
Zeichenprozessen. Im Folgenden wird der Terminus Semiotik benutzt.  
17
  Bally et al. (Hg.) (1967), S. 19. 
18
  Auf die Arbeiten von Eco und Hjelmslev geht die vorliegende Arbeit nicht weiter ein. 
Es  sei  nur  kurz  erwähnt,  dass  Ecos  thematischer  Schwerpunkt  in  der 
Auseinandersetzung  mit  der  mittelalterlichen  Philosophie  bis  zur  Ästhetik  der 
Avantgarde liegt, die er immer unter dem Aspekt der Theorie der Zeichen untersucht. 
Vgl. Nöth (2000), S. 125. 
In dieser Arbeit sollen die Modelle und Theorien der Semiotik lediglich als Grundlage 
für eine sprachwissenschaftliche Betrachtung im Kommunikationsprozess mit Medien 
stehen.  Die  klassischen  Theorien  von  Pierce  sowie  Saussure  bilden  dabei  das 
Fundament für eine semiotische Linguistik. 
19
  Nach  Saussure  hat  das  sprachliche  Zeichen  eine  dyadische  (zweigliedrige  bzw. 
zweiseitige)  Struktur.  Im  Gegensatz  dazu  steht  das  triadische  (dreigliedrige) 
Semiosemodell von Peirce. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
16
spielen  sich  rein  geistig  ab.  Zur  Verdeutlichung  seiner  grafischen 
Darstellung  nimmt  er  das  Beispiel  des  lateinischen  Wortes  arbor,  was 
übersetzt  Baum  heißt.  Die  Pfeile  deuten  auf  die  mentale  Verbundenheit 
der  beiden  Sprachzeichen  hin.  Die  linke  Ellipse  zeigt  das  sprachliche 
Zeichen des gewählten Beispiels von Baum, während rechts die bildliche 
Vorstellung  von  Baum  zu  sehen  ist.  Das  Lautbild  drückt  der  lateinische 
Terminus arbor aus.
20
Abb. 1: Das sprachliche Zeichen nach Saussure. 
Quelle: Bally et al. (Hg.) (1967), S. 78. 
Die  Verbindung  zwischen  Signifikat  und  Signifikanten  definiert  Saussure 
als  arbiträr,  also  beliebig
21
.  Er  stützt  seine  Aussage  darauf,  dass 
sprachliche  Zeichen  immer  in  einem  willkürlichen  Verhältnis  zum 
Bezeichneten  stehen.  Die  Beliebigkeit  der  Zeichen  verdeutlicht  die 
Übersetzung  des  Wortes  Baum  in  andere  Sprachen,  denn  die 
Buchstabenfolge  des  lateinischen  Wortes arbor lautet im Englischen tree 
und  im  Französischen  arbre.  Danach  herrscht  hier  eine  arbiträre 
Zuordnung  zwischen  Signifikant  und  Signifikat,  ,,[...]  da  das  Objekt  der 
Realität  von  Sprache  zu  Sprache  verschieden  benannt  wird."
22
  Die 
Arbitrarität des sprachlichen Zeichens ergibt sich aus der Konventionalität 
von Sprache, da die Sprachbenutzer innerhalb einer Sprachgemeinschaft 
Regeln  für  den  Sprachgebrauch  unterliegen.  Die  fundamentalen 
Verhaltensregeln  des  Sprachgebrauchs  sind  die  Konventionen  einer 
Sprache.  
Saussure schließt im Modell des sprachlichen Zeichens den Bezug 
auf  ein  Referenzobjekt  aus.  ,,Das  sprachliche  Zeichen  vereinigt  in  sich 
nicht  einen  Namen  und  eine  Sache,  sondern  eine  Vorstellung  und  ein 
Lautbild."
23
20
     Vgl. Nöth (2000), S. 74. 
21
     Vgl. Bally et al. (1967), S. 79 f. 
22
     Bußmann (2002), S. 92. 
23
     Bally et al. (1967), S. 77. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
17
Seine  semiologische  Betrachtung  arbeitet  ausschließlich  innerhalb  des 
Systems der Zeichen.  
Mit  seinem  Neuansatz  gilt  Saussure  als  Begründer  der  modernen 
Linguistik,  womit  er  der  historisch-vergleichenden  Sprachwissenschaft 
neue  Forschungsgebiete  unterordnete.  Die  bisherige  Forschungsrichtung 
ergänzte er um die Beschreibung der einzelsprachlichen Systeme, die für 
eine  Verständigung  innerhalb  einer  Sprachgemeinschaft  notwendig  sind. 
Die  bisherigen  Forschungsansätze  des  19.  Jh.  untersuchten  die 
Sprachverwandtschaften  indoeuropäischer  Sprachen,  Variationen  von 
Dialekten und dem Sprachwandel.  
Für  das  einzelsprachliche  System  prägt  Saussure  den  Terminus 
langue  und  die  grundlegende  Sprachfähigkeit  definiert  er  als  langage. 
Zudem  beschreibt  er  in  seinen  Ausführungen  den  Begriff  parole,  dessen 
Bedeutung  nicht  nur  die  mündliche  Rede  meint,  sondern  auch  den 
Sprachgebrauch in Texten und Diskursen ausdrückt. 
Vor  Ferdinand  de  Saussure  verfolgte  die  sprachwissenschaftliche 
Tradition  eine  diachronische  Ansicht  der  langue,  die  aus  historischer 
Perspektive  die  Sprache  als  System  erforschte.  Saussure  kritisierte  dies 
und  verwies  auf  den  Bedarf  nach  einer  synchronischen  Beschreibung, 
also  die  Sprache  zu  einem  bestimmten  Zeitpunkt  betrachten  zu  können. 
Die  Perspektive  der  Sprache  als  System  im  historischen  Wandel  stand 
nun  der  Betrachtung  der  Sprache  zu  einem  bestimmten  Zeitpunkt 
gegenüber.
24
2.2.2  Charles Sanders Peirce 
Unabhängig  von  der  linguistisch  orientierten  Semiotik  entwickelte  der 
amerikanische  Philosoph  Peirce  das  triadische  Semiosemodell.
25
  Darin 
nennt  er  das  Zeichen  Repräsentamen,  welches  einen  ,,dynamischen 
Proze[ss]  der  Interpretation  auslöst."
26
  Anders  als  bei  Saussure  ist  das 
Zeichen  hier  nicht  Element  eines  Systems  und  konstituiert  sich  nicht 
oppositionell  zu  den  anderen  Elementen  des  Zeichensystems.  Peirce 
Bezeichnung  des  Repräsentamen  entspricht  dem  Signifikant  bei 
24
  Vgl. Bally et al. (Hg.) (1967) sowie Adamzik (2001), S. 12 ff. sowie Nöth (2000), S. 76. 
25
  Vgl. Nöth (2000), S. 60. 
26
  Ebd. S. 62. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
18
Saussure, was für etwas anderes bzw. für seinen Gegenstand
27
 steht. Das 
Repräsentamen ist wahrnehmbar und ist somit ein Zeichenträger.  
Als weiteres Korrelat der triadischen Beziehung des Zeichens nach Peirce 
gibt es das Objekt, auf das sich das Zeichen bezieht. Daraus resultiert die 
Überlegung, dass das Objekt jenes ist, was das Zeichen repräsentiert. In 
seinem  Zeichenmodell  existieren  zwei  Arten  von  Objekten,  deren 
Unterscheidung  er  zwischen  unmittelbar  und  dynamisch  bzw.  mittelbar 
definiert.  Das  unmittelbare  Objekt  ist  jenes  Objekt,  wie  es  das  Zeichen 
selbst  repräsentiert.  Unter  dem  dynamischen  Objekt  versteht  Peirce  das 
Objekt selbst, das das Zeichen erzeugt.
28
Das  triadische  Semiosemodell  von  Peirce  ersetzt  die  altbewährte 
Bezeichnung der Bedeutung durch den Interpretanten und etabliert somit 
das  dritte  Korrelat. Um das Signifikat eines Zeichens zu erkennen, muss 
ein Interpretant des Zeichens vorhanden sein, der ,,[...] irgendeine andere 
auf  dasselbe  Objekt  oder  Signifikat  bezügliche  Darstellung  [ist]."
29
  Der 
Interpretant  kann  als  eine  Zeichnung,  eine  Geste,  ein  sprachlicher 
Ausdruck  oder  eine  gedankliche  Vorstellung  vorkommen,  der  auf  das 
Zeichen  verweist  und  dieses  deutet.  Aufgabe  des  Interpreten  ist  es  nun, 
eine  Verbindung  zwischen  Signifikant  und  Signifikat  zu  erfassen. 
Tatsächlich  ist  aber  auch  der  Interpretant  ein  Signifikant,  der  für  seine 
eigene Deutung zusätzlich einen Interpretanten braucht. Peirce formuliert 
den  Terminus  der  Semiose  für  den  Prozess,  den  das  Zeichen  beim 
Interpreten hervorruft und damit eine Kette von Interpretanten auslöst.
30
Ebenfalls  unterliegt  die  Sichtweise  über  den  Interpretanten  einer 
dreifachen  Unterteilung.  Innerhalb  dieser  Kategorie  differenziert  Peirce 
den  unmittelbaren,  dynamischen  und  finalen  Interpretanten.  Der 
unmittelbare Interpretant zeigt sich im richtigen Verstehen des Zeichens (= 
Bedeutung  eines  Zeichens).  Für  die  eigentliche  Wirkung  eines  Zeichens, 
bezeichnet  Peirce  den  dynamischen  Interpretanten  und  für  das 
27
  Ugo Volli verwendet den Terminus des Gegenstandes synonym für die Bezeichnung 
des Objektes bei Peirce. Die triadische Zeichenrelation tauchte in der Geschichte der 
Linguistik  und  Sprachphilosophie  häufig  zitiert  auf.  Daher  existieren  die 
unterschiedlichsten  Termini  gleichbedeutend  für  die  Bezeichnungen  Interpretant, 
Repräsentamen und Objekt über Peirce Theorie hinaus, worauf die vorliegende Arbeit 
nicht näher eingehen wird.  
28
  Vgl. Nöth (2000), S. 63 f. 
29
  Volli (2002), S. 29. 
30
  Vgl. ebd. S. 27 ff. sowie Nöth (2000), S. 62. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
19
interpretative  Ergebnis  durch  den  Interpreten  steht  der  finale 
Interpretant.
31
Nachdem  die  drei  Korrelate  des  Zeichens  erklärt  sind,  beschreibt 
der  nächste  Abschnitt  in  welchen  Beziehungen  sie  zueinander  stehen. 
Peirce  verwendet  für  diese  Beziehungen  den Ausdruck der Relation. Die 
Klassifikation  der  Zeichen  ist  unterteilt  in  die  so  genannten  dreifachen 
Trichotomien:  
1. Trichotomie - Zeichenaspekt 
Im Blickfeld dieser Kategorie steht die Beschaffenheit des Zeichens ohne 
jegliche  Relation  zum  Objekt  und  Interpretanten.  Dabei  unterscheidet 
Peirce zwischen Qualizeichen, Sinzeichen und Legizeichen.  
Das  Qualizeichen  beschreibt  hierbei  eine  reine  Qualität,  deren 
Fähigkeit,  ein  Objekt  zu  beschreiben,  eine  bloße  Möglichkeit  darstellt.  
(z. B. Beschreibung von Form und Farbe)  
Das Sinzeichen bezieht sich auf ein real existierendes Zeichen, was 
wirklich  als  Ding  oder  Ereignis  vorhanden  ist.  (z.  B.  Kopfnicken  in  einer 
bestimmten Situation oder eine rote Ampel) 
Das  Legizeichen  zeichnet  sich  durch  seine  gesetzmäßige 
Gegebenheit aus und entspricht somit einem allgemeinen statt singulären 
Typ.  Jedes  konventionelle  Zeichen  ist  ein  Legizeichen,  von  dem 
Übereinkommen  darüber  besteht,  dass  es  Bedeutung  hat.  Die 
Konventionalität  ist  dabei  aber  keine  Grundvoraussetzung  für  einen 
solchen  Zeichentypen.  (z.  B.  das  Alphabet  oder  jedes  Wort  einer 
Sprache)
32
2. Trichotomie - Objektaspekt 
Diese  Grundkategorie  beinhaltet  das  Zeichen  in  Relation  auf  sein  Objekt 
als indexikalisches, ikonisches und symbolisches Zeichen.  
Das  Ikon  ist  ein  abbildendes  Zeichen,  was  mit  seinem  wirklichen 
oder  fiktiven  Objekt  eine  Ähnlichkeit  aufweist.  (z.  B.  Foto  oder 
Piktogramme)  
31
  Vgl. Nöth (2000), S. 64 f. 
32
  Ebd. S. 65 f. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
20
Abb. 2: Ikon: Verkehrszeichen - Vorsicht Baustelle 
Abbildung 2 ist ein typisches Beispiel für ein ikonisches Zeichen. Bei dem 
Verkehrszeichen Vorsicht Baustelle besteht eine Ähnlichkeit zwischen der 
auf  dem  Schild  abgebildeten  Situation  und  der  Bedeutung  des 
Verkehrszeichens.  Die  vorhandene  Baustelle  (reales  Objekt)  wird  durch 
das ikonische Zeichen bildhaft imitiert. 
Das  indexikalische  Zeichen  befindet  sich  in  einer  kausalen  und 
unmittelbaren  Beziehung  bzw.  Abhängigkeit  zum  Objekt.  Es  existiert  in 
keiner abbildenden Funktion zu seinem Objekt, sondern tritt in einer realen 
Beziehung  auf.  Das  Verhältnis  kann  auf  unterschiedlichen  Relationen 
beruhen,  dessen  Art  und  Weise  die  ,,[...]Ursache-Wirkung  [...],  Zweck-
Mittel, Konvention-Handlung [...]"
33
 näher beschreibt. Außerdem setzt der 
Zeichenbenutzer  ein  Index  nicht bewusst ein, sondern es ergibt sich aus 
den  ,,außersprachlichen  Handlungsabläufen."
34
  (z.  B.  Ausschlag  als 
Zeichen  für  eine  Krankheit,  ein  Wegweiser,  Rauch  der  beim  Feuer 
aufsteigt) 
Abb. 3: Index: Verkehrszeichen - Wegweiser 
Abbildung 3 zeigt einen Wegweiser, der dem Interpreten darauf verweist, 
dass  der  Weg  nach  Hildesheim  hier  entlang  geht.  Die    Zuordnung  von 
Form  und  Bedeutung  stützt  sich  auf  räumliche  und  zeitliche  Nähe 
zwischen  der  Form  und  der  Bedeutung.  Das  Symbol  bezeichnet  sein 
Objekt  aufgrund  eines  Gesetzes  und  ist  somit  immer  ein  Legizeichen. 
33
  Ernst (2004), S. 191. 
34
  Ebd. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
21
Der  symbolische  Charakter  eines  Zeichens  zu  seinem  bezeichneten 
Objekt  beruht  ,,weder  auf  Ähnlichkeit,  noch  auf  einem  Ursache-Folge-
Verhältnis."
35
  Für  das  Verständnis  von  Symbolen  sind  die 
Zeichenbenutzer  auf  die  Übereinkunft  untereinander  bzw.  auf 
Konventionen  angewiesen.  (z.  B.  Laut-  und  Schriftzeichen  der 
menschlichen Sprache) 
Abb. 4: Symbol: Symbol der Weiblichkeit 
Beim  Symbol  der  Weiblichkeit  stehen  Form  und  Bedeutung  in  keinerlei 
unmittelbarer  Beziehung  zueinander  (kein  Index),  ebenso  existiert  keine 
Ähnlichkeit  zwischen  ihnen  (kein  Ikon).  Der  Interpret  benötigt  eine 
Übereinkunft (Konvention), um das Zeichen zu verstehen. 
3. Trichotomie - Interpretantenaspekt 
Hinsichtlich  des  Interpretantenbezugs  ist  die  3.  Trichotomie  in  Rhema, 
Dicent  und  Argument  unterteilt.  Nicht  nur  die  Beziehung  zum  Objekt, 
sondern  auch  diejenige  zum  interpretierenden  Zeichen  kann 
unterschiedlich  ausfallen.  Das  rhematische  Zeichen  ist  in  der  Lage,  für 
sich  alleine  zu  stehen  und  braucht  keinen  Bezug  zu  anderen  Zeichen. 
Daher  kann  es  zwar  einen  Nachfolger  haben,  aber  es  determiniert  ihn 
nicht,  ebenso  verändert  der  Nachfolger  das  Zeichen  nicht.
36
  Ein  Rhema 
,,behauptet nichts, es ist daher für sich allein weder wahr noch falsch."
37
(z. B. Wörter, die im Wörterbuch stehen)  
Im  Gegensatz  zum  rhematischen  Zeichen  ist  das  dicentische 
Zeichen  wahrheitsfähig.  In  seinem  Objektbezug  ist  es  bestimmt,  aber  in 
seinem  Interpretantenbezug  noch  offen.  Zwei  visuelle  Zeichen  sind  so 
miteinander verbunden, das daraus ein Verhältnis zwischen ihnen erfolgt 
und sie Inhalt einer Kette sind. (z. B. Wörter eines Satzes) 
35
  Ernst (2004), S. 191. 
36
  Vgl. Engell (2006), S. 7 f. 
37
  Ebd. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
22
In  der  dritten  Unterkategorie  bezieht  sich  Peirce  auf  das  Argument  als 
Zeichen, welches in einem vollständigen Sinnzusammenhang integriert ist, 
den  es  darin  erklärt  und  erfüllt.  Dieser  Komplex  setzt  Zeichen 
verschiedenen  Typus  in  Beziehung  zueinander.  Die  Struktur  eines 
derartigen  Zeichens  kann  z.  B.  logisch,  ästhetisch  oder  ideologisch 
konstruiert sein.
38
2.3 
Das semiotische Dreieck 
Nachdem  die  bisherigen  Ausführungen  die  Zeichenkonstituenten 
(Korrelate)  und  deren  Zeichenrelationen  fokussierten,  wird  der 
nachfolgende  Abschnitt  diese  Elemente  des  Zeichens  im  semiotischen 
Dreieck von Ogden und Richards von 1923 zeigen. Hinzuzufügen ist, dass 
Peirce  nie  die  Konstituenten  des  Zeichens  in  Form  eines  Dreiecks 
darstellte.  
Abb. 5: Das semiotische Dreieck von Ogden et al. (1923) 
Quelle: Ogden et al. (1923) zit. n.: Nöth (2000), S. 140.
Das  semiotische  Dreieck  entwickeln  Ogden  et  al.  mit  anderen 
Bezeichnungen  für  die  drei  Korrelate,  die  erklärungsbedürftig  sind.  Das 
Korrelat  des  Zeichenträgers  benennen  sie  als  Symbol.  Den  Ort  der 
Bedeutung,  bei  Peirce  als  Interpretant  bezeichnet,  heißt  Gedanke  oder 
Bezug. Den Ort des Referenzobjektes betiteln sie als Referent. 
Die  Beziehungen  zwischen  den  einzelnen  Korrelaten  heben  die  Autoren 
durch  die  unterschiedlich  gestalteten  Verbindungslinien  hervor.  Die 
Basislinie  des  Dreiecks  zwischen  Symbol  und  Referent  zeichnen  sie 
gestrichelt,  da  es  sich  hierbei  um  eine  indirekte  Beziehung  handelt.  Das 
38
  Vgl. Engell (2006), S. 8. 
Gedanke oder Bezug 
Referent 
Bezugsobjekt 
steht für  
(eine angenommene Beziehung) 
WAHR* 
Symbol 
zulänglich* 
nimmt Bezug auf 
(andere kausale 
Beziehungen) 
zutreffend* 
symbolisiert 
(eine kausale Beziehung) 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
23
Symbol  wird  dazu  benutzt,  um  einen  Referenten  zu  vertreten,  diese 
Verbindung heißt Referenz. Anders gesagt: Wenn beispielsweise ein Wort 
auf das Objekt weist, gibt es noch keine Beziehung vom Wort zum Objekt, 
da  sich  erst  im  Gedanken  von  jemandem  das  Wort  Bezug  zum  Objekt 
verschafft.
39
  Der  Gedanke  oder  Bezug  bildet  sich  erst  innerhalb  eines 
Gedankensystems  und  ist  das,  was  im  Gedanken  dem  Wort  entspricht. 
Die  Linie  zwischen  Symbol  und  Gedanke  oder  Bezug  symbolisiert  eine 
kausale  Beziehung,  die  in  Form  der  Bedeutung  vermittelt  wird.  Ähnlich 
verhält es sich mit der Verbindung zwischen Referent und dem Gedanken 
oder Bezug, die ebenfalls kausal miteinander verbunden sind.  
Die  Korrelate  des  semiotischen  Dreiecks  verschmelzen  beim 
täglichen kommunizieren untereinander.  
Wenn  wir  über  etwas  reden,  dann  verschmelzen  der  Gegenstand,  über 
den  wir  reden,  das  Wort  für  diesen  Gegenstand  und  der  zugehörige 
Begriff in unserem Denken miteinander.
40
Die  vorangegangenen  Ausführungen  werden  in  der  folgenden  Abbildung 
in Form des semiotischen Dreiecks zusammengefasst. Diese Darstellung 
beinhaltet ein Beispiel für einen Zeichenprozess und zeigt gleichzeitig die 
unterschiedlichen 
Interpretationen 
der 
Zeichenkonstituenten 
von 
Saussure, Peirce und Ogden et al.
41
Abb. 6: Semiotisches Dreieck mit unterschiedlichen Definitionen 
Quelle: Eigene Darstellung 
39
  Vgl. Straub (2001), online. 
40
  Ebd. 
41
  Umberto  Eco  konzipierte  ein  semiotisches  Dreieck,  welches  die  unterschiedlichen 
Interpretationen  der  Zeichenkonstituenten  umfasst.  Die  eigene  Abbildung  beruht  auf 
seiner Darstellung. Vgl. Eco (1977), S. 30. 
Referenz
Hund 
Signifikat (Bezeichnetes) (Saussure) 
Interpretant (Peirce) 
Gedanke oder Bezug (Odgen & Richards) 
Bedeutung (heutige Terminologie) 
Objekt (Peirce) 
Referent (Bezugsobjekt) (Ogden et al.) 
Referenzobjekt (heutige Terminologie) 
/h  nt/ 
Signifikant (Bezeichnendes) (Saussure) 
Repräsentamen (Peirce) 
Symbol (Ogden et al.) 
Zeichenträger (heutige Terminologie) 
Bedeutung 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
24
2.4 
Schrift und Sprache als Zeichensystem 
Schrift  und  Sprache  als  Zeichensystem  geht  der  Fragestellung  nach,  ob 
die  Schrift  überhaupt  ein  autonomes  Zeichensystem  ist.  Darüber  hinaus 
stellt  sich  die  Frage,  in  welcher  Beziehung  Schrift  und  Sprache  aus 
semiotischer  Sicht  zueinander  stehen.  Außerdem  spiegelt  das  folgende 
Kapitel  einen  kurzen  Abriss  der  Entwicklungsgeschichte  in  ihren 
wichtigsten Phasen wieder.  
Aus  historischer  Sicht ist die mündliche Sprache der Vorläufer der 
Schrift,  dabei  ist  aber  nicht  zu  vergessen,  dass  schon  die  Vorfahren  der 
Menschheit die nonverbale Kommunikation zur Verständigung nutzten.  
Die  Geschichte  der  Schrift  teilt  sich  in  die  ,,phonetische  und  die 
semantische
42
  Verschriftung."
43
  In  der  Geschichte  der  Schrift  sind  die 
semantischen  bzw.  piktografisch  und  ideografischen  Schriftzeichen  älter, 
als jene der phonetischen Verschriftung.  
Die Schriftentwicklung in Vorderasien und Europa blickt auf vorschriftliche 
Kommunikationsformen von Bilderschriften und schließlich auf Silben- und 
Lautschriften zurück. Jahrtausende der Menschheitsgeschichte vergingen 
von  den  ersten  Anfängen  der  Schrift,  den  Ideenschriften  wie 
Felszeichnungen,  Zähl-  und  Symbolzeichen  bis  hin  zur  Etablierung  der 
Alphabetschriften.  Anfänglich  existierte  eine  Bilderschrift  ohne  jegliche 
Konvention  und  erfüllte  nur  ästhetische  Zwecke.  Später  entstanden 
daraus solche Bilder die dazu dienten, Gedanken mit zunächst ,,deskriptiv-
darstellenden"
44
  Zeichen,  später  mit  ,,identifizierend-mnemonischen"
45
Zeichen darzustellen. Die zweite Klassifizierung der Bilder diente als Hilfe 
zum besseren Merken von Namen, Ereignissen und Objekten. Schließlich 
kam  es  zur  Systematisierung  von  Sprache  mit  der  ersten  Entsprechung 
von Lautsprache und Schrift. Auf die ikonischen Schriftzeichen folgten die 
symbolischen Schriftzeichen, welche zu Buchstabenschriften führten.
46
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sämtliche Schriftsysteme 
letztlich  aus  Piktogrammen  entstanden  sind.  Probleme  im  Umgang  mit 
42
  Die Semantik untersucht die Wörter und Sätze auf deren Bedeutung und Inhalte hin. 
Die vielschichtige Disziplin der Linguistik beschäftigt sich u. a. mit der grammatischen, 
lexikalischen, sozialen und deskriptiven Bedeutung. 
43
  Nöth (2000), S. 349. 
44
  Gelb (1963) zit. n. Nöth (2000), S. 349. 
45
  Ebd. 
46
  Vgl. ebd. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
25
derartigen  Abbildungen  in  der  Mehrdeutigkeit  und  unzureichenden 
Ausdrucksmöglichkeiten  führten  zur  Phonetisierung,  die  etwa  3000  vor 
Chr. einsetzte. Für den Schreiber stand nun nicht mehr die Bedeutung des 
darzustellenden  Gegenstandes  im  Vordergrund,  sondern  dessen 
Lautwert.  Außerdem  entdeckten  sie  das  Rebusprinzip,  was  ihnen  die 
Möglichkeit  gab,  piktografische  und  ideografische  Zeichen  auf  die 
Bezeichnung  von  Begriffen  zu  erweitern,  die  sprachlich  homophon  mit 
ihnen waren.
47
Nach  der  Phonetisierung  ging  die  Schrift  in  ihre  nächste 
Entwicklungsphase  über.  Zu  deren  ältesten  Schriften  gehören  die 
Keilschrift  und  die  Hieroglyphen.  Die  Keilschrift  übernahmen  mehrere 
Völker des babylonischen Kulturkreises. Die Zeichen der Keilschrift hatten 
Wort-  und  Lautwerte.  Parallel  dazu  entwickelte  sich  in  den  ägyptischen 
Reichen (um 3200 - um 700 v. Chr.) die Hieroglyphenschrift. Neben dem 
System der Hieroglyphen als Bilderschrift, entwickelte sich aber auch dort 
eine  Silbenschrift.  Beide  Schriften  verwendete  man  auch  als  Mischform 
mit phonetisierten Schriftelementen. 
Als  einschneidender  Schritt  für  die  Weiterentwicklung  der  Schrift  gilt  das 
erste Alphabet, das die Phönizier im 2. Jahrtausend v. Chr. schufen. Die 
Rolle der Schrift breitete sich in ganz Europa und schließlich weltweit aus. 
Auf Grundlage der phönizischen Schrift basierten nach vielen Wandlungen 
die  Alphabete  der  griechischen  und  dann  der  römischen  Kultur.  Die 
lateinische  Schrift  besitzt  noch  heute  mit  wenigen  Änderungen  Gültigkeit 
und  ist  die  Schrift,  die  wir  heute  schreiben.  Ebenfalls  ist  die  Entwicklung 
der  althebräischen  Schrift  und  des  arabischen  Alphabets  auf  die 
Grundlage der phönizischen Schrift zurückzuführen.
48
Bemerkenswert ist auch, dass einige Schriften den Weg von einer 
Silbenschrift  zu  einer  Buchstabenschrift  nicht  vollzogen  haben.  Die 
chinesische  Schrift  beispielsweise  beinhaltet  heute  noch  immer  nicht-
phonetische Prinzipien der Verschriftung. Deren Anzahl von Schriftzeichen 
liegt zwischen 2000 und 50 000 Schriftzeichen, die je nach Textart in ihrer 
Anwendung erheblich variieren.
49
47
  Vgl. Nöth (2000), S. 351. 
48
  Vgl. Presser (2001), S. 55 f.  
49
  Vgl. Nöth (2000), S. 352. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
26
Die  Frage  nach  der  Abhängigkeit  der  Schrift  und  Sprache  als 
Zeichensysteme  ist  in  der  semiotischen  Wissenschaft  kontrovers.  Schrift 
als  ein  abgeleitetes  und  sekundäres  System  steht  der  Auffassung 
gegenüber,  ein  autonomes  semiotisches  Konstrukt  zu  sein.  Vertreter  der 
,,Heteronomie der Schrift"
50
 wie z. B. Saussure, formulieren die sekundäre 
Funktion  der  Schrift  im  Bezug  auf  die  Sprache  wie  folgt:  ,,Sprache  und 
Schrift sind zwei verschiedene Systeme von Zeichen, das letztere besteht 
nur  zu  dem  Zweck,  um  das  erstere  darzustellen."
51
  Gegen  Saussures 
heteronome  Sichtweise  postuliert  beispielsweise  Derrida
52
  in  seinen 
Texten die Autonomie der Schrift.  
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schrift weit mehr als 
eine  Ergänzung  zur  Sprache  bzw.  des  Gesprochenen  ist.  Sie  dient  der 
symbolischen  Erkenntnis  zum  Verstehen  und  als  ,Speichermedium', 
welches  durch  rationales  Denken  entscheidend  geprägt  ist.  Allgemein 
formuliert  ist  Schrift  ein  Zeichensystem  zur  zwischenmenschlichen 
Kommunikation  mit  optisch  wahrnehmbaren  Zeichen.  Schrift  hat  die 
menschliche  Kultur  transformiert  und  die  menschliche  Kognition  von 
Schrift  verändert.  ,,Das  Schriftsystem  einer  Kultur  wird  nämlich  zum 
semiotischen  Modell  der  Wahrnehmung  von  und  des  Wissens  über 
Sprache in dieser Kultur allgemein."
53
2.5 
Bild als Zeichensystem 
Im  nächsten  Gliederungspunkt  betrachtet  die  vorliegende  Arbeit  das 
Verhältnis  der  Semiotik  zu  den  Medien.  Darin  wird  das  Bild  als 
Zeichensystem  und  als  Untersuchungsgegenstand  der  Sprach-  und 
Literaturwissenschaft etabliert. Nach diesem kurzen Einblick steht das Bild 
als  Zeichensystem  im  Fokus,  dessen  Zeichenhaftigkeit  eine  allgemeine 
Charakterisierung  seitens  der  Semiotik  ist.  Zum  Schluss  blickt  das 
vorliegende  Kapitel  auf  eine  Dreiteilung  von  möglichen  Bildbedeutungen. 
In der Semiotik spielt der Terminus Medium
54
 eine Schlüsselrolle, denn in 
50
  Nöth (2000), S. 359. 
51
  Bally et al. (Hg.) (1967), S. 28. 
52
  Derrida (1967 und 1968) zit. n. Nöth (2000), S. 363. 
53
   Nöth (2000), S. 364. 
54
  Die  Bezeichnung  Medium  ist  vielschichtig  und  findet  Verwendung  in  den 
unterschiedlichsten Wissenschaften und im alltäglichen Gebrauch. Die Vieldeutigkeit 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
27
Kommunikationsprozessen  gibt  es  keine  Kommunikation  ohne  ein 
Medium.  Schon  Peirce  vertrat  die  Ansicht,  dass  selbst  Zeichen  den 
Charakter eines Mediums haben. Die Angewandte Semiotik stellt seit den 
60er  Jahren  einen  Bezug  zur  Medienforschung  her.  Die  bisherigen 
Forschungen  über  Literatur  und  Sprache  erweiterten  die  Sprach-  und 
Literaturwissenschaftler auf die Untersuchung von Texten und Sprache im 
audiovisuellen  Kontext.  Das  Bild  ist  dabei  nur  ein  Beispiel  für  diese 
Ergänzung  und  steht  neben  der  Erforschung  der  Fotografie,  Werbung, 
Film  und  Fernsehen  oder  der  Presse.  Eine  derartige  Medienanalyse 
geschieht  vor  einem  literaturwissenschaftlich-linguistischen  Hintergrund. 
Texte der Medien bieten eine vielfältige Auswahl an sprachlichen Zeichen, 
die  Nonverbales  und  Verbales  miteinander  verbinden.  Ebenfalls  betten 
sich  derartige  Texte  in  einen  kulturellen  Zusammenhang,  der  nicht  in 
einem Kommunikationsprozess mit Medien fehlen darf.
55
Die  nachfolgenden  Ausführungen  beschäftigen  sich  mit  der 
Zeichenhaftigkeit  von  Bildern.  Das  mentale  Bild  im  Kopf  bezeichnet  das, 
was für die Vorstellung steht. Im gegenständlichen Bild vereinigt sich das 
Gezeichnete, Filmische, Gemalte und Fotografische.  
Peirce  Theorien  über  die  indexikalischen,  symbolischen  und 
ikonischen Zeichen ermöglichen eine Analyse im Kontext der Medien und 
einen  Einstieg  in  die  Zeichenhaftigkeit,  da  sie  vielseitig  anwendbar  sind. 
Die  Dichotomie  des  Bildes  beschreibt  die  Möglichkeit,  entweder  als  ein 
ikonisches oder plastisches Zeichen aufzutreten. Mit dem Ersteren bezieht 
sie  sich  auf  ein  Abbild  der  Wirklichkeit  in  Ausschnitten.  Bei  der  zweiten 
Sichtweise handelt es sich um die eigene Form bzw. farbliche Gestaltung 
des  Bildes  selbst.  Beide  Bildvarianten  stehen  in  einem  oppositionellen 
und  Komplexität  des  Gegenstandsbereiches  resultiert  aus  den  unterschiedlichen 
Interessen  der  Wissenschaften  an  diesem  Begriff.  Aus  dem  lateinischen  übersetzt, 
bedeutet  der  Terminus  ,Mitte'.  Aus  sprachwissenschaftlicher  Perspektive  steht  der 
Begriff  besonders  im  Alt-Griechischen  als  Mittelform  zwischen  Aktiv  und  Passiv  und 
im  Deutschen  ist  es  reflexiv  ausgedrückt.  Vgl.  Bußmann  (2002),  S.  426.  
Jede Kommunikation benötigt ein Übertragungsmedium, welches vielfältig sein kann. 
Der Begriff steht auch als Sammelbegriff für die technischen Medien wie Film, Funk, 
Presse 
und 
Fernsehen, 
sowie 
das 
Internet. 
Aber 
auch 
natürliche 
Verständigungssysteme  wie  die  Sprache  bezeichnet  der  Terminus.  Für  die 
vorliegende  Arbeit  steht  der  Medienbegriff  im  Vordergrund,  der  die  individuelle  und 
gesellschaftliche  Kommunikation  bezeichnet.  Kommunikation  benötigt  immer  ein 
Medium, um Informationen zu vermitteln. Vgl. Hickethier (2003), S. 18 ff. 
55
  Vgl. Nöth (2000), S. 467 f. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
28
Verhältnis zueinander.
56
 Die ikonischen Bilder beinhalten Abbildungen und 
Nachahmungen
57
  der  Wirklichkeit.  Beide  Kriterien  gehören  zu  den 
klassischen Beschreibungen des Bildes und gehen zurück auf Augustinus.  
Bei  der  semiotischen  Betrachtung  des  Bildes  am  Beispiel  des 
triadischen  Zeichenmodells,  verweist  das  Bild  auf  ein  Referenzobjekt, 
welches  im  Betrachter  eine  Vorstellung  des  Objektes  bewirkt.  Das  Bild 
selbst fungiert innerhalb des Modells als Zeichenträger, der visuell ist.  
Plastische Bilder sind ebenfalls vollständige Zeichen, die über eine 
Ausdrucks-  und  Inhaltsseite  verfügen  und  primär  als  Index  und  Symbol 
vorkommen. Zu der Inhaltsseite des plastischen Zeichens gehören für den 
Betrachter bildeigene Kriterien wie Farbe und Form.
58
Nach  der  ersten  allgemeinen  Einordnung  des  Bildes  in  das 
Zeichensystem,  behandelt  der  nächste  Abschnitt  die  Termini  Denotation, 
Konnotation  und  den  Begriff  der  Ikonizität.  Der  Grund  liegt  darin,  dass 
diese Termini Basis für eine linguistische Betrachtung des Bildes sind.  
Der  große  Einfluss  von  Peirce  auf  die  Zeichentheorie  resultiert 
daraus, dass er eine Grundlage für die Auseinandersetzung mit visuellen 
Zeichen  setzte,  indem  er  den  Begriff  der  Ikonizität  bzw.  des  Ikons 
formulierte. In Anbetracht dessen, spricht sich u. a. Stöckl dafür aus, dass 
Bilder  innerhalb  der  Ikonizität  aus  linguistischer  Sicht  als  begrenzte, 
flächige  Objekte  zu  betrachten  sind.  Ihnen  kommt  eine  kommunikative 
Absicht zu, die meist ohne Sprache den Inhalt in Texten unterstreicht.
59
Zeichen  bzw.  Bilder  können  unterschiedliche  Bedeutungsebenen 
enthalten, deren Unterscheidung die Begriffe Denotation, Konnotation und 
Assoziation  markieren.  Die  Denotation  bezieht  sich  auf  die  in  einem  Bild 
dargestellten  ,,Objekte,  Personen,  Sachverhalte  und  Handlungen."
60
  Das 
Erkennen  derartiger  Denotationen  unterliegt  Konventionen,  deren 
Vereinbarungen  zwischen  den  Zeichenbenutzern  innerhalb  einer  Kultur 
verwurzelt  sind.  Stöckl  nennt  als  weiteres  Kriterium  beim  Verstehen  der 
56
  Vgl. Nöth (2000), S. 473. 
57
  Das  Prinzip  der  Mimesis  drückt  in  den  Künsten  die  Nachahmung  im  Sinne  des 
Philosophen Aristoteles aus, der sich innerhalb der Poetik mit der Mimesis befasste. 
Darin gewann er die Erkenntnis, dass die nachahmende Darstellung einer Handlung 
das wichtigste Charakteristikum für die Literatur sei. 
58
  Vgl. Nöth (2000), S. 473. 
59
  Vgl. Stöckl (2004), S. 93. 
60
  Stöckl (2004), S. 13. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
29
Denotation  von  Bildern  ,,die  Bestimmung  des  Konkretisierungs-  bzw. 
Abstraktionsgrades."
61
  Darin  geht  es  um  die  Einordnung  des  Bildes  in 
seinen  medialen  Kontext  durch  den  Bildbetrachter  und  um  die  Frage,  ob 
das  Bild  nur  ein  bestimmtes  Objekt  mit  Verzicht  auf  typische 
Eigenschaften der Objektklasse ist oder ob es individuelle Besonderheiten 
hervorhebt und konkretisiert.
62
Die  Konnotation  drückt  die  Zeichenhaftigkeit  der  Denotation  aus 
und  steht  für  weitere  symbolische  Bedeutungen.  Konnotationen  bringen 
als  Begleitvorstellungen  zum  Bild  Vorstellungen  und  Werte,  sowie 
Intentionen  und  Ideologien  der  Bildverwender  zum  Ausdruck.  Auch  die 
Verwendung von konnotativen Bildern unterliegt Konventionen. 
Nicht  zu  vergessen  ist  die  assoziative  Bedeutungsebene  der 
Ikonographie.  Der  Betrachter  macht  sich  seine  eigenen  Gedanken  und 
greift möglicherweise versteckte Bedeutungen auf, die der Bildverwender 
nicht intendiert.
63
Zusammenfassend  kann  fest  gestellt  werden,  dass  ein  Bild  ein  visuelles 
Zeichen  ist,  welches  auf  ikonische  Weise  seine  Umwelt  abbildet  und 
andererseits  als  mentale  Vorstellung  existiert.  Bildliche  Darstellungen 
bestehen  aus  komplexen  Einzelzeichen,  mit  denen  sie  die  Fähigkeit 
besitzen,  parallel  mehrere  Äußerungen  auszudrücken.  Die  formulierten 
Erkenntnisse  über  das  Bild  rücken  das  materielle und sprachliche Bild in 
den  Vordergrund.  Darüber  hinaus  sind  Bilder  in  sprachliche  Texte 
eingebunden  und  übernehmen  unterschiedlichste  Funktionen.  Zu  den 
bemerkenswertesten Eigenschaften von Bildern gehört deren ,,[...] flexible 
pragmatische
64
  Verwendbarkeit  [...],  die  oft  als  Indiz  dafür  steht,  dass 
Bilder prinzipiell stärker mehrdeutig sind als Sprache."
 65
2.6 
Wandel des Zeichenprozesses durch Technisierung und 
Medien 
Das folgende Kapitel befasst sich mit dem Wandel des Zeichenprozesses 
unter dem Einfluss der elektronischen Technik. Für die vorliegende Arbeit 
61
  Stöckl (2004), S. 14. 
62
  Vgl. ebd. 
63
  Stöckl (2004), S. 14. 
64
  Pragmatik,  als  linguistische  Teildisziplin,  beschäftigt  sich  ,,mit  dem  Gebrauch 
sprachlicher Ausdrücke in Äußerungssituationen" Bußmann (2002), S. 534. 
65
  Stöckl (2004), S. 95. 
2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik 
30
bietet  dieses  Kapitel  eine  erste  Verbindung  von  Sprache  und 
Kommunikation mit Medien, im gegenwärtig ikonisch bestimmten Zeitalter. 
Das Anliegen der folgenden Ausführungen, besteht in der Betrachtung von 
kommunikativen  Prozessen  durch  elektronische  Technik  und  Multimedia. 
Einerseits steht der Zeichenträger in seiner unterschiedlichsten Form und 
als  Teil  des  Zeichenprozesses  im  Blickpunkt  der  Betrachtungen.  Auf  der 
anderen  Seite  trifft  dieses  Kapitel  Aussagen  über  veränderte  Strukturen 
der Kommunikation, beeinflusst durch die fortwährende Technisierung auf 
die drei Zeichensysteme. 
Zeichen  besitzen  einen materialen Träger, von dem sie aber auch 
im  Stande  sind,  sich  los  zu  lösen.  Hinzuzufügen  ist,  dass  dieser 
Zeichenträger unterschiedlich sein kann und über eine eigene Materialität 
verfügt.  Jene  Materialität  verändert  sich  seit  Jahrtausenden  mit  dem 
Fortschritt eines neuen Mediums. Die steinzeitlichen Menschen benutzten 
für  ihre  Ritzzeichnungen  einen  Stein  als  materialen  Träger  ihrer 
Inschriften.  Diese  Ritzzeichnungen  gelten  als  ein  Vorläufer  der  Schrift. 
Später war die Schrift auf das Papier fixiert. Heute ist die Materialität der 
Schrift zunehmend vertechnisiert. Als deren Träger dienen beispielsweise 
Computer,  WAP-  und  UMTS-Handys,  CDs,  DVDs,  World  Wide  Web  und 
vieles  mehr.  Mit  der  Materialität  der  Zeichenträger  kommt  ebenfalls  die 
Überlegung  hinzu,  dass  sie  über  unterschiedliche  Speicherkapazitäten 
und Haltbarkeit verfügen. Die Inschrift eines Steines ist eingeritzt und kann 
nicht  verblassen,  wie  beispielsweise  die  Schrift  auf  einem 
handschriftlichem Stück Papier, dessen Lagerung nicht unter besonderen 
Temperaturen  zur  Erhaltung  erfolgt  ist.  Die  Weiterentwicklung  der 
Zeichenträger  ist  ebenfalls  ein  Prozess,  der  auf  ,,Miniaturisierung"
66
  und 
auf  schnelle  ,,Transportierbarkeit"
67
  schließt.  Hickethier  stellt  dazu  den 
plakativen  Vergleich  zwischen  der  Sammlung  von  Zeitungen  und  der 
Sammlung von gleichnamigen Informationen auf Tontafeln an.
68
Die ,,Materialität der Kommunikation [...]"
69
 beeinflusst Sprache und 
Denken,  indem  sie  die  Art  und  Weise  des  Kommunizierens  verändert, 
66
  Hickethier (2003), S. 76. 
67
  Ebd. 
68
  Vgl. ebd. S. 75 ff. 
69
  Holly et al. (Hg.) (1998), S. 221. 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2006
- ISBN (eBook)
- 9783832498511
- ISBN (Paperback)
- 9783838698519
- Dateigröße
- 10.9 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften, Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft
- Note
- 1,0
- Schlagworte
- qualitätszeitung medientechnik textanalyse tageszeitung semiotik
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					