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Sprachwissenschaftliche Analyse von Bild, Schrift und Sprache in Print- und Onlinezeitungen

©2006 Magisterarbeit 131 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Medien sind überall, der Umgang mit ihnen gehört zur Normalität. Die rasanten medientechnischen Entwicklungen können wir nicht mehr aufhalten – wollen wir auch nicht. Merken wir, wenn ein Medium sich verändert?
Es ist früh am Morgen und der Briefkasten hat soeben die neuesten Nachrichten empfangen. Das meinen wir – ist es auch so? Haben nicht schon andere Nachrichten unsere jetzigen, die nach Druckerschwärze riechenden Buchstaben, überholt? In der Hand halten wir die Tageszeitung. Der erste Blick wandert auf das Titelblatt. Buchstaben, die von bunten Bildern plakativ umrahmt und in Szene gesetzt sind. Immer?
Die erste Nachricht – kennen wir schon. Das Fernsehen hat es gestern Abend verkündet und das Internet sowieso. Die alltägliche Situation beschreibt den Konflikt, in dem sich die Medien heutzutage befinden. Das ist nur ein Teil der Vorüberlegungen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich Bild, Schrift und Sprache in Print- und Onlinezeitungen aus sprachwissenschaftlicher Sicht verändert haben. Dabei stehen neben grammatischen und sprachlichen Strukturen auch semiotische Aspekte im Vordergrund. Außerdem sollen die medientechnischen Auswirkungen für Bild, Schrift und Sprache seit Erfindung des Buchdrucks, in Zusammenhang mit der Tageszeitung gebracht werden.
Das zweite Kapitel eröffnet eine systematische Darstellung der Zeichensysteme von Bild, Schrift und Sprache aus linguistisch-semiotischer Sicht. Diese Erkenntnisse sollen später für die Analyse der Hypertextstrukturen als Grundlage dienen. Darin werden klassische Theorien über das sprachliche Zeichen erörtert. Anschließend steht der Wandel der Zeichenprozesse durch die Medien im Vordergrund. Das dritte Kapitel befasst sich mit der technischen Sichtweise von Bild, Schrift und Sprache. Es werden darin die Einflüsse der medientechnischen Entwicklungen betrachtet. Das Kapitel beginnt bei Gutenbergs Buchdruck und geht über die Schreibmaschine bis hin zum Computer. Im Anschluss erfolgt die Einordnung der technischen Entwicklungen zur Herstellung der Zeitung.
Das vierte Kapitel betrachtet die Gestaltungselemente und Berichtmuster von Print- und Onlinezeitungen. Dieses Kapitel eröffnet einen ersten Einblick auf Nachricht und Kommentar als Textsorten der Tageszeitungen. Im Hinblick auf die sprachwissenschaftliche Analyse ist dies Grundlage, da sie später ein Teil der Analyse sein wird. Das fünfte Kapitel etabliert die linguistische Textanalyse als Forschungsmethodik nach […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Judith Hampel
Sprachwissenschaftliche Analyse von Bild, Schrift und Sprache in Print- und
Onlinezeitungen
ISBN-10: 3-8324-9851-6
ISBN-13: 978-3-8324-9851-1
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006
Zugl. Universität Paderborn, Paderborn, Deutschland, Magisterarbeit, 2006
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ...
Tabellenverzeichnis ...
Abkürzungsverzeichnis ...
1 Einleitung ... 10
2 Bild, Schrift und Sprache ­ eine Systematik ... 12
2.1 Zeichenbegriff und Semiotik ... 13
2.2 Zeichenmodelle ... 15
2.2.1 Ferdinand de Saussure ... 15
2.2.2 Charles Sanders Peirce ... 17
2.3 Das semiotische Dreieck ... 22
2.4 Schrift und Sprache als Zeichensystem ... 24
2.5 Bild als Zeichensystem ... 26
2.6 Wandel des Zeichenprozesses durch Technisierung ... 29
und Medien
3 Einfluss der medientechnischen Entwicklungen auf ... 33
Bild, Schrift und Sprache
3.1 Medientechnische Entwicklungen ... 34
3.2 Auswirkungen auf Bild, Schrift und Sprache durch alte und ... 44
neue Medien
4 Entwicklung von Gestaltungselementen und ... 48
Berichtmustern der Tageszeitung
4.1 Entwicklung ... 49
4.2 Trends ... 51
4.3 Onlinezeitung ... 52
4.4 Darstellungsformen in der Print- und Onlinezeitung ... 53
4.4.1 Textsorten der Printzeitung ... 54
4.4.2 Textsorten der Onlinezeitung ... 55
4.4.3 Bildliche Darstellungsmittel ... 56
5 Sprachwissenschaftliche Analyse ... 58
5.1 Forschungsmethodik ... 59
5.2 Sprechakttheorie ... 61
5.3 Textualitätsmerkmale zur Analyse der Textstruktur ... 63

Inhaltsverzeichnis
5.4 Linguistische Textanalyse nach Brinker ... 66
5.4.1 Analyse des Textkontextes ... 68
5.4.1.1 Kommunikationsform ... 68
5.4.1.2 Handlungsbereich ... 68
5.4.2 Analyse der kommunikativen Textfunktion ... 69
5.4.2.1 Sprachliche Indikatoren ... 70
5.4.2.2 Nicht-sprachliche und kontextuelle Indikatoren ... 73
5.4.3 Analyse der Textstruktur ... 74
5.4.3.1 Grammatische Ebene ... 74
5.4.3.2 Thematische Ebene ... 77
6 Sprachwissenschaftliche Analyse ­ Die Welt, FAZ, SZ ... 81
6.1 Auswahl der Tageszeitungen ... 82
6.2 Untersuchungsgegenstand ... 82
6.3 Untersuchungszeitraum ... 84
6.4 Vorgehensweise der Analyse ... 85
6.5 Textinterne Ebene: Analyse der Textstruktur ... 88
6.5.1 Titelseiten der Erstausgaben im Vergleich ... 88
6.5.1.1 Gestaltung der Titelseiten ... 89
6.5.1.2 Nachricht und Kommentar ... 91
6.5.2 Titelseiten zum Mauerbau 1961 im Vergleich ... 94
6.5.2.1 Gestaltung der Titelseiten ... 95
6.5.2.2 Nachricht und Kommentar ... 97
6.5.3 Titelseiten zur Wiedervereinigung 1990 im Vergleich ... 100
6.5.3.1 Gestaltung der Titelseiten ... 101
6.5.3.2 Nachricht und Kommentar ... 103
6.5.4 Titelseiten der Printausgaben vom 13. Juni 2006 ... 105
im Vergleich
6.5.4.1 Gestaltung der Titelseiten ... 106
6.5.5 Vergleich von Print- und Onlinezeitung am Beispiel ... 109
der Welt
7 Resümee ... 113
Literatur- und Quellenverzeichnis ... 115
Anhang ... 123

Abbildungsverzeichnis
I
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Das sprachliche Zeichen nach Saussure ... 16
Abb. 2: Ikon: Verkehrszeichen ­ Vorsicht Baustelle ... 20
Abb. 3: Index: Verkehrszeichen ­ Wegweiser ... 20
Abb. 4: Symbol: Symbol der Weiblichkeit ... 21
Abb. 5: Das semiotische Dreieck von Ogden et al. (1923) ... 22
Abb. 6: Semiotisches Dreieck mit unterschiedlichen Definitionen ... 23
Abb. 7: Struktur von Sprechakten nach Searle (1969) ... 62
Abb. 8: Modell zur linguistischen Textanalyse ... 67
Abb. 9: Argumentationsstruktur nach Toulmin ... 78
Abb. 10: Titelblatt Die Welt (02.04.1946) ... 88
Abb. 11: Titelblatt SZ (06.10.1945) ... 88
Abb. 12: Titelblatt FAZ (01.11.1949) ... 88
Abb. 13: Titelblatt Die Welt (14.08.1961) ... 94
Abb. 14: Titelblatt SZ (12./13.08.1961) ... 94
Abb. 15: Titelblatt FAZ (14.08.1961) ... 94
Abb. 16: Titelblatt Die Welt (04.10.1990) ... 100
Abb. 17: Titelblatt SZ (04.10.1990)... 100
Abb. 18: Titelblatt FAZ (04.10.1990) ... 100
Abb. 19: Titelblatt Die Welt (13.06.2006) ... 105
Abb. 20: Titelblatt SZ (13.06.2006) ... 105
Abb. 21: Titelblatt FAZ (13.06.2006) ... 105

Tabellenverzeichnis
II
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Merkmale der Welt, FAZ, SZ ... 83
Tab. 2: Daten für Stichprobe... 85

Abkürzungsverzeichnis
III
Abkürzungsverzeichnis
A.
Auflage
Abb.
Abbildung
AG
Aktiengesellschaft
bzw.
beziehungsweise
CD
Compact Disk
d. h.
das heißt
DVD
Digital Versatile Disk
ebd.
ebenda
EDV
elektronische Datenverarbeitung
et al.
und andere
etc.
und so weiter
FAZ
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Hg.
Herausgeber
http
Hypertext Transfer Protocol
o. J.
ohne Jahr
o. O.
ohne Ort
o. V.
ohne Verfasser
SZ
Süddeutsche Zeitung
Tab.
Tabelle
u. a.
unter anderem
UMTS
Universal Mobile Telecommunications System
vgl.
vergleich[e]
WAP
Wirless Application Protocol
WWW
World Wide Web
z. B.
zum Beispiel
zit. n.
zitiert nach

1 Einleitung
10
1
Einleitung
Medien sind überall, der Umgang mit ihnen gehört zur Normalität. Die
rasanten medientechnischen Entwicklungen können wir nicht mehr
aufhalten ­ wollen wir auch nicht. Merken wir, wenn ein Medium sich
verändert?
Es ist früh am Morgen und der Briefkasten hat soeben die neuesten
Nachrichten empfangen. Das meinen wir ­ ist es auch so? Haben nicht
schon andere Nachrichten unsere jetzigen, die nach Druckerschwärze
riechenden Buchstaben, überholt? In der Hand halten wir die
Tageszeitung. Der erste Blick wandert auf das Titelblatt. Buchstaben, die
von bunten Bildern plakativ umrahmt und in Szene gesetzt sind. Immer?
Die erste Nachricht ­ kennen wir schon. Das Fernsehen hat es gestern
Abend verkündet und das Internet sowieso.
Die alltägliche Situation beschreibt den Konflikt, in dem sich die Medien
heutzutage befinden. Das ist nur ein Teil der Vorüberlegungen. Im
Mittelpunkt steht die Frage, wie sich Bild, Schrift und Sprache in Print- und
Onlinezeitungen aus sprachwissenschaftlicher Sicht verändert haben.
Dabei stehen neben grammatischen und sprachlichen Strukturen auch
semiotische
Aspekte
im
Vordergrund.
Außerdem
sollen
die
medientechnischen Auswirkungen für Bild, Schrift und Sprache seit
Erfindung des Buchdrucks, in Zusammenhang mit der Tageszeitung
gebracht werden.
Das zweite Kapitel eröffnet eine systematische Darstellung der
Zeichensysteme von Bild, Schrift und Sprache aus linguistisch-
semiotischer Sicht. Diese Erkenntnisse sollen später für die Analyse der
Hypertextstrukturen als Grundlage dienen. Darin werden klassische
Theorien über das sprachliche Zeichen erörtert. Anschließend steht der
Wandel der Zeichenprozesse durch die Medien im Vordergrund.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der technischen Sichtweise von Bild,
Schrift und Sprache. Es werden darin die Einflüsse der
medientechnischen Entwicklungen betrachtet. Das Kapitel beginnt bei

1 Einleitung
11
Gutenbergs Buchdruck und geht über die Schreibmaschine bis hin zum
Computer. Im Anschluss erfolgt die Einordnung der technischen
Entwicklungen zur Herstellung der Zeitung.
Das vierte Kapitel betrachtet die Gestaltungselemente und Berichtmuster
von Print- und Onlinezeitungen. Dieses Kapitel eröffnet einen ersten
Einblick auf Nachricht und Kommentar als Textsorten der Tageszeitungen.
Im Hinblick auf die sprachwissenschaftliche Analyse ist dies Grundlage,
da sie später ein Teil der Analyse sein wird.
Das fünfte Kapitel etabliert die linguistische Textanalyse als
Forschungsmethodik nach Brinker. Mit Hilfe der Textanalyse werden die
Strukturen und Formen von Texten am Beispiel von Tageszeitungen
erklärt. Die detaillierte Betrachtung der sprachlichen und grammatischen
Strukturen ist notwendig, um in der praktischen Analyse Nachricht und
Kommentar beispielhaft miteinander vergleichen zu können.
Das sechste Kapitel führt in den Untersuchungsgegenstand der
Tageszeitungen Die Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung und
Süddeutsche Zeitung ein. Die Titelblätter werden stichprobenartig auf
ihren gestalterischen und sprachlichen Wandel untersucht. Dabei geht die
Untersuchung stets von der Welt als Grundlage aus und unternimmt eine
historisch vergleichende Analyse.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
12
2
Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
Die technischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts im Zuge der Neuen
Medien
1
beeinflussen Bild, Schrift und Sprache. Die als selbstverständlich
geltenden Grenzziehungen zwischen den klassischen Trias verändern
sich auf neue Art und Weise seit der abendländischen Schriftkultur.
2
Das Internet
3
spielt dabei eine entscheidende Rolle, da seine
semiotischen
4
Praktiken zu einer Veränderung und einer neuen
Sichtweise von Bild, Schrift und Sprache führen. Die grafische
Anwenderoberfläche des World Wide Web als das Zentrum des Internets,
rückt ein multimediales Zeichengeflecht in den Mittelpunkt und verschiebt
die Akzentuierung der klassischen Trias auf neue Art und Weise. Im
WWW (World Wide Web) existiert eine nicht-lineare Hypertextstruktur
5
, die
sich nicht an der herkömmlichen linearen Textstruktur orientiert. Die
,Computer-Generation'
verlangt
eine
Verschiebung
der
drei
Kommunikationsebenen und konstatiert ein neues Verständnis nicht nur
auf Basis neuer Kommunikationsformen, sondern auch auf Ebene neuer,
visueller Erzählformen. Visualisierung rückt seit über einem Jahrzehnt in
den Vordergrund, sei es durch das Aufkommen des Internets, durch
elektronische Kommunikation via E-Mail und Chat oder die veränderten
Darstellungsweisen von Nachrichten in den Printmedien. Der Fokus liegt
in der Vermittlung von schnellen, plakativen, verständlichen und
1
Der Ausdruck Neue Medien ,,[...] zielt auf elektronische Medien wie Computer und
Internet, die sich in kurzer Zeit eine zentrale Stellung in der gesellschaftlichen
Kommunikationsstruktur erobert haben und zunehmend das Fernsehen als Leit-
medium verdrängen." Kallmeyer (Hg.) (2000) S. VII. Der Terminus der Neuen Medien
wird im Folgenden als Sammelbegriff für Computer und Internet benutzt.
2
Vgl. Sandbothe (1996), online.
3
Das Internet ist ein weltweites und elektronisches Netzwerk, durch das unabhängige
Netzwerke miteinander kommunizieren können.
4
Der Begriff semiotisch bezieht sich auf die Semiotik, also auf die ,,[...] Lehre von
sprachlichen und nicht-sprachlichen Zeichen und Zeichenprozessen, in deren
Zentrum die Erforschung natürlicher Sprache als umfassendstem Zeichensystem
steht." Bußmann (2002), S. 595.
5
Ein Hypertext ist ein Text mit gebündelten Informationen von Text-, Bild- und
Dateneinheiten, die durch Knoten und Links miteinander verbunden sind. Knoten sind
Informationseinheiten, deren Größe nicht begrenzt ist und die aus textlichen und
multimedialen Inhalten bestehen. Links dienen dem Leser als Navigationshilfe, womit
er seinen eigenen Lesepfad per Mausklick anlegt. Die Besonderheit des Hypertextes
liegt in der nicht-linearen Textstruktur und den unterschiedlichen Verknüpfungsarten.
Das WWW ist ein Beispiel für einen komplexen Hypertext.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
13
informativen Aussagen, die in der Fülle der Informationsflut die Selektion
für den Rezipienten vereinfachen sollen.
Nach Schmitz treten neue Medien als Ergänzung zum herkömmlichen
,,Medienrepertoire"
6
auf und mischen die Medienverhältnisse neu.
Manches stirbt aus (Schreibmaschine), anderes verliert an relativem
Gewicht (Fernsehen), drittes erhält neue Akzente (Presse), wiederum
anderes formiert sich neu (Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Schrift und
Bild), und vieles entwickelt neue intermediale Formen (Internet-Telefonie)
und Koalitionen (Print- und Online-Zeitungen), abgesehen [...] von der
breiten Vielfalt gänzlich neuer Kommunikationsformen (E-Mail, Chat,
Hypermedia,...)
7
Veränderte Strukturen in der modernen Medienlandschaft
bestimmen das gesellschaftliche Leben in der Informationsgesellschaft
und bieten Raum für historische, analytische und kritische
Auseinandersetzungen in zahlreichen Wissenschaftsbereichen.
Das folgende Kapitel rückt die Zeichensysteme Bild, Schrift und
Sprache aus linguistischer Perspektive in den Mittelpunkt. Dabei steht das
Bild als konkretes Abbildungsmedium der Schrift und Sprache als
abstraktes Zeichensystem gegenüber. Die Systematik arbeitet wesentliche
Zeichenmodelle heraus und erklärt die Notwendigkeit, die Existenz und
die Verwendung von sprachlichen und bildlichen Zeichen in einem
Kommunikationsprozess.
2.1
Zeichenbegriff und Semiotik
,,Zeichen bestimmen unser Leben. Dies gilt nicht nur für die sprachlichen
Zeichen. Wir sind umgeben von Zeichen, wir umgeben uns mit Zeichen
und meist ist uns dies nicht bewußt."
8
Diese Feststellung Kellers drückt in
kurzen Worten aus, welche Rolle Zeichen im alltäglichen Leben
einnehmen.
Zeichen sind Stellvertreter, die auf etwas anderes verweisen und
nicht nur für sich stehen. Ihre Relation zu anderen Elementen ist existent
und wird im Zeichenprozess erst begründet. Sie sind die Grundelemente
einer allgemeinen Zeichentheorie, der Semiotik
9
. Im Alltagsverständnis ist
6
Schmitz (2004), S. 81.
7
Ebd.
8
Keller (1995), S. 14.
9
Die Semiotik
verfügt über zahlreiche Aufgabenfelder, deren Anwendung nicht nur auf
die Sprachwissenschaft beschränkt ist. Weitere Forschungsfelder sind beispielsweise

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
14
das Zeichen ein bestimmtes wahrnehmbares Produkt (z. B.
Verkehrszeichen), denen eine konventionelle
10
Bedeutung zukommt. Die
Beschäftigung mit Zeichen geht aber weit über diese Vorstellung hinaus,
da alles als ein potentielles Zeichen behandelt werden kann.
11
Einerseits
unterscheidet die Semiotik zwischen natürlichen Zeichen, die in einer
kausalen Beziehung zum Bezeichnetem (z. B. Rauch als ein Zeichen für
Feuer) stehen, andererseits zwischen künstlichen Zeichen, die auf einer
Vereinbarung beruhen (z. B. Symbole).
12
Natürliche Zeichen setzen
Zeichenbenutzer oftmals nicht bewusst ein, da sie sich aus außer-
sprachlichen Handlungen ergeben und daher nicht als reine Zeichen
erkennbar sind.
Eine allgemeine Theorie der Zeichen existierte bereits schon in der
griechischen Antike sowie im Mittelalter. Etymologisch ist der Terminus
Semiotik mit den griechischen Wörtern semeion und sema verwandt. In
den frühen Jahrhunderten existierte bereits der Begriff der Semiotik, galt
aber im griechischen und lateinischen Verständnis noch nicht als die
allgemeine Lehre von den Zeichen, sondern nur als ein Teilgebiet der
Semiotik, nämlich der medizinischen Lehre von den Symptomen.
13
Die Wurzeln des heutigen Verständnisses über die Semiotik
reichen bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts zurück. Der amerikanische
Philosoph Charles Sanders Peirce, gilt als Begründer der Allgemeinen
Semiotik. Seine Theorien dienen als ,,[...] Grundlage für die Analyse von
Zeichensystemen und -phänomenen in Linguistik, Literatur- und
Textwissenschaft, Ästhetik, Malerei, Musik und auch in den Kognitions-
und Computerwissenschaften."
14
Seine Erkenntnisse über die Semiotik
gewann Peirce aus der Philosophie. Für ihn stand die Erforschung einer
die Film- und Kunstsemiotik, Zoosemiotik, Architektur- und Mediensemiotik mit
eigenen Thematisierungen. Vgl. Glück (1993), S. 547.
10
Konventionell ist von Konvention abgeleitet und bedeutet Übereinkunft. Das Leben
von Menschen in einer Gemeinschaft bzw. Gruppe ist von Verhaltensregeln bestimmt,
die sie einerseits bewusst und andererseits unbewusst nutzen. Nach Helmut Glück
regelt die Konvention das soziale Verhalten und auf der anderen Seite ist es die ,,[...]
willkürliche und explizite Setzung bzw. Vereinbarung von sozialen Regeln."
Glück (1993), S. 335.
11
Vgl. Adamzik (2001), S. 16 ff.
12
Vgl. Bußmann (2002), S. 761.
13
Vgl. Nöth (2000), S. 1.
14
Ebd. S. 69.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
15
,,[...]
nach
erkenntnistheoretischer
Allgemeinheit
und
sogar
metaphysischer Universalität"
15
ausgerichteten Semiotik im Vordergrund.
In der linguistischen Wissenschaft hat sich die Lehre und Theorie von den
allgemeinen Zeichen durch Ferdinand de Saussure etabliert. Bei seinen
semiotischen Überlegungen orientierte sich Saussure im Gegensatz zu
Peirce stets an dem Modell der Sprache. In seinen Ausführungen
bezeichnet er die Sprache als ein System von Zeichen und begründet die
noch nicht existierende Wissenschaft der Semeologie
16
, als die allgemeine
Zeichentheorie.
Man kann sich also vorstellen eine Wissenschaft, welche das Leben der
Zeichen im Rahmen des sozialen Lebens untersucht; [...] wir werden sie
Semeologie [...] nennen.
17
Peirce interpretativer Charakter und Saussures strukturelle
Sichtweise von der Semiotik gelten als die Hauptrichtungen dieser
pluralistischen Wissenschaft. Zahlreiche Philosophen und Semiotiker wie
z. B. Umberto Eco und Charles Morris oder Louis Hjelmslev haben im 20.
Jh. eigene und zum Teil ergänzende Beiträge zur Zeichenwissenschaft
veröffentlicht.
18
2.2
Zeichenmodelle
2.2.1 Ferdinand de Saussure
Saussure entwickelte 1916 ein dyadisches Modell
19
des sprachlichen
Zeichens, worin er die Vorstellung (Signifikat = Bezeichnetes) und das
Lautbild (Signifikant = Bezeichnendes) des Zeichens integrierte. Diese
Elemente des sprachlichen Zeichens sind eng miteinander verbunden und
15
Nöth (2000), S. 59.
16
Der Terminus Semeologie (Semiologie) gilt als Synonym für die Semiotik, der Theorie
und Lehre von den sprachlichen und nicht-sprachlichen Zeichen und
Zeichenprozessen. Im Folgenden wird der Terminus Semiotik benutzt.
17
Bally et al. (Hg.) (1967), S. 19.
18
Auf die Arbeiten von Eco und Hjelmslev geht die vorliegende Arbeit nicht weiter ein.
Es sei nur kurz erwähnt, dass Ecos thematischer Schwerpunkt in der
Auseinandersetzung mit der mittelalterlichen Philosophie bis zur Ästhetik der
Avantgarde liegt, die er immer unter dem Aspekt der Theorie der Zeichen untersucht.
Vgl. Nöth (2000), S. 125.
In dieser Arbeit sollen die Modelle und Theorien der Semiotik lediglich als Grundlage
für eine sprachwissenschaftliche Betrachtung im Kommunikationsprozess mit Medien
stehen. Die klassischen Theorien von Pierce sowie Saussure bilden dabei das
Fundament für eine semiotische Linguistik.
19
Nach Saussure hat das sprachliche Zeichen eine dyadische (zweigliedrige bzw.
zweiseitige) Struktur. Im Gegensatz dazu steht das triadische (dreigliedrige)
Semiosemodell von Peirce.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
16
spielen sich rein geistig ab. Zur Verdeutlichung seiner grafischen
Darstellung nimmt er das Beispiel des lateinischen Wortes arbor, was
übersetzt Baum heißt. Die Pfeile deuten auf die mentale Verbundenheit
der beiden Sprachzeichen hin. Die linke Ellipse zeigt das sprachliche
Zeichen des gewählten Beispiels von Baum, während rechts die bildliche
Vorstellung von Baum zu sehen ist. Das Lautbild drückt der lateinische
Terminus arbor aus.
20
Abb. 1: Das sprachliche Zeichen nach Saussure.
Quelle: Bally et al. (Hg.) (1967), S. 78.
Die Verbindung zwischen Signifikat und Signifikanten definiert Saussure
als arbiträr, also beliebig
21
. Er stützt seine Aussage darauf, dass
sprachliche Zeichen immer in einem willkürlichen Verhältnis zum
Bezeichneten stehen. Die Beliebigkeit der Zeichen verdeutlicht die
Übersetzung des Wortes Baum in andere Sprachen, denn die
Buchstabenfolge des lateinischen Wortes arbor lautet im Englischen tree
und im Französischen arbre. Danach herrscht hier eine arbiträre
Zuordnung zwischen Signifikant und Signifikat, ,,[...] da das Objekt der
Realität von Sprache zu Sprache verschieden benannt wird."
22
Die
Arbitrarität des sprachlichen Zeichens ergibt sich aus der Konventionalität
von Sprache, da die Sprachbenutzer innerhalb einer Sprachgemeinschaft
Regeln für den Sprachgebrauch unterliegen. Die fundamentalen
Verhaltensregeln des Sprachgebrauchs sind die Konventionen einer
Sprache.
Saussure schließt im Modell des sprachlichen Zeichens den Bezug
auf ein Referenzobjekt aus. ,,Das sprachliche Zeichen vereinigt in sich
nicht einen Namen und eine Sache, sondern eine Vorstellung und ein
Lautbild."
23
20
Vgl. Nöth (2000), S. 74.
21
Vgl. Bally et al. (1967), S. 79 f.
22
Bußmann (2002), S. 92.
23
Bally et al. (1967), S. 77.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
17
Seine semiologische Betrachtung arbeitet ausschließlich innerhalb des
Systems der Zeichen.
Mit seinem Neuansatz gilt Saussure als Begründer der modernen
Linguistik, womit er der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft
neue Forschungsgebiete unterordnete. Die bisherige Forschungsrichtung
ergänzte er um die Beschreibung der einzelsprachlichen Systeme, die für
eine Verständigung innerhalb einer Sprachgemeinschaft notwendig sind.
Die bisherigen Forschungsansätze des 19. Jh. untersuchten die
Sprachverwandtschaften indoeuropäischer Sprachen, Variationen von
Dialekten und dem Sprachwandel.
Für das einzelsprachliche System prägt Saussure den Terminus
langue und die grundlegende Sprachfähigkeit definiert er als langage.
Zudem beschreibt er in seinen Ausführungen den Begriff parole, dessen
Bedeutung nicht nur die mündliche Rede meint, sondern auch den
Sprachgebrauch in Texten und Diskursen ausdrückt.
Vor Ferdinand de Saussure verfolgte die sprachwissenschaftliche
Tradition eine diachronische Ansicht der langue, die aus historischer
Perspektive die Sprache als System erforschte. Saussure kritisierte dies
und verwies auf den Bedarf nach einer synchronischen Beschreibung,
also die Sprache zu einem bestimmten Zeitpunkt betrachten zu können.
Die Perspektive der Sprache als System im historischen Wandel stand
nun der Betrachtung der Sprache zu einem bestimmten Zeitpunkt
gegenüber.
24
2.2.2 Charles Sanders Peirce
Unabhängig von der linguistisch orientierten Semiotik entwickelte der
amerikanische Philosoph Peirce das triadische Semiosemodell.
25
Darin
nennt er das Zeichen Repräsentamen, welches einen ,,dynamischen
Proze[ss] der Interpretation auslöst."
26
Anders als bei Saussure ist das
Zeichen hier nicht Element eines Systems und konstituiert sich nicht
oppositionell zu den anderen Elementen des Zeichensystems. Peirce
Bezeichnung des Repräsentamen entspricht dem Signifikant bei
24
Vgl. Bally et al. (Hg.) (1967) sowie Adamzik (2001), S. 12 ff. sowie Nöth (2000), S. 76.
25
Vgl. Nöth (2000), S. 60.
26
Ebd. S. 62.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
18
Saussure, was für etwas anderes bzw. für seinen Gegenstand
27
steht. Das
Repräsentamen ist wahrnehmbar und ist somit ein Zeichenträger.
Als weiteres Korrelat der triadischen Beziehung des Zeichens nach Peirce
gibt es das Objekt, auf das sich das Zeichen bezieht. Daraus resultiert die
Überlegung, dass das Objekt jenes ist, was das Zeichen repräsentiert. In
seinem Zeichenmodell existieren zwei Arten von Objekten, deren
Unterscheidung er zwischen unmittelbar und dynamisch bzw. mittelbar
definiert. Das unmittelbare Objekt ist jenes Objekt, wie es das Zeichen
selbst repräsentiert. Unter dem dynamischen Objekt versteht Peirce das
Objekt selbst, das das Zeichen erzeugt.
28
Das triadische Semiosemodell von Peirce ersetzt die altbewährte
Bezeichnung der Bedeutung durch den Interpretanten und etabliert somit
das dritte Korrelat. Um das Signifikat eines Zeichens zu erkennen, muss
ein Interpretant des Zeichens vorhanden sein, der ,,[...] irgendeine andere
auf dasselbe Objekt oder Signifikat bezügliche Darstellung [ist]."
29
Der
Interpretant kann als eine Zeichnung, eine Geste, ein sprachlicher
Ausdruck oder eine gedankliche Vorstellung vorkommen, der auf das
Zeichen verweist und dieses deutet. Aufgabe des Interpreten ist es nun,
eine Verbindung zwischen Signifikant und Signifikat zu erfassen.
Tatsächlich ist aber auch der Interpretant ein Signifikant, der für seine
eigene Deutung zusätzlich einen Interpretanten braucht. Peirce formuliert
den Terminus der Semiose für den Prozess, den das Zeichen beim
Interpreten hervorruft und damit eine Kette von Interpretanten auslöst.
30
Ebenfalls unterliegt die Sichtweise über den Interpretanten einer
dreifachen Unterteilung. Innerhalb dieser Kategorie differenziert Peirce
den unmittelbaren, dynamischen und finalen Interpretanten. Der
unmittelbare Interpretant zeigt sich im richtigen Verstehen des Zeichens (=
Bedeutung eines Zeichens). Für die eigentliche Wirkung eines Zeichens,
bezeichnet Peirce den dynamischen Interpretanten und für das
27
Ugo Volli verwendet den Terminus des Gegenstandes synonym für die Bezeichnung
des Objektes bei Peirce. Die triadische Zeichenrelation tauchte in der Geschichte der
Linguistik und Sprachphilosophie häufig zitiert auf. Daher existieren die
unterschiedlichsten Termini gleichbedeutend für die Bezeichnungen Interpretant,
Repräsentamen und Objekt über Peirce Theorie hinaus, worauf die vorliegende Arbeit
nicht näher eingehen wird.
28
Vgl. Nöth (2000), S. 63 f.
29
Volli (2002), S. 29.
30
Vgl. ebd. S. 27 ff. sowie Nöth (2000), S. 62.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
19
interpretative Ergebnis durch den Interpreten steht der finale
Interpretant.
31
Nachdem die drei Korrelate des Zeichens erklärt sind, beschreibt
der nächste Abschnitt in welchen Beziehungen sie zueinander stehen.
Peirce verwendet für diese Beziehungen den Ausdruck der Relation. Die
Klassifikation der Zeichen ist unterteilt in die so genannten dreifachen
Trichotomien:
1. Trichotomie - Zeichenaspekt
Im Blickfeld dieser Kategorie steht die Beschaffenheit des Zeichens ohne
jegliche Relation zum Objekt und Interpretanten. Dabei unterscheidet
Peirce zwischen Qualizeichen, Sinzeichen und Legizeichen.
Das Qualizeichen beschreibt hierbei eine reine Qualität, deren
Fähigkeit, ein Objekt zu beschreiben, eine bloße Möglichkeit darstellt.
(z. B. Beschreibung von Form und Farbe)
Das Sinzeichen bezieht sich auf ein real existierendes Zeichen, was
wirklich als Ding oder Ereignis vorhanden ist. (z. B. Kopfnicken in einer
bestimmten Situation oder eine rote Ampel)
Das Legizeichen zeichnet sich durch seine gesetzmäßige
Gegebenheit aus und entspricht somit einem allgemeinen statt singulären
Typ. Jedes konventionelle Zeichen ist ein Legizeichen, von dem
Übereinkommen darüber besteht, dass es Bedeutung hat. Die
Konventionalität ist dabei aber keine Grundvoraussetzung für einen
solchen Zeichentypen. (z. B. das Alphabet oder jedes Wort einer
Sprache)
32
2. Trichotomie - Objektaspekt
Diese Grundkategorie beinhaltet das Zeichen in Relation auf sein Objekt
als indexikalisches, ikonisches und symbolisches Zeichen.
Das Ikon ist ein abbildendes Zeichen, was mit seinem wirklichen
oder fiktiven Objekt eine Ähnlichkeit aufweist. (z. B. Foto oder
Piktogramme)
31
Vgl. Nöth (2000), S. 64 f.
32
Ebd. S. 65 f.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
20
Abb. 2: Ikon: Verkehrszeichen - Vorsicht Baustelle
Abbildung 2 ist ein typisches Beispiel für ein ikonisches Zeichen. Bei dem
Verkehrszeichen Vorsicht Baustelle besteht eine Ähnlichkeit zwischen der
auf dem Schild abgebildeten Situation und der Bedeutung des
Verkehrszeichens. Die vorhandene Baustelle (reales Objekt) wird durch
das ikonische Zeichen bildhaft imitiert.
Das indexikalische Zeichen befindet sich in einer kausalen und
unmittelbaren Beziehung bzw. Abhängigkeit zum Objekt. Es existiert in
keiner abbildenden Funktion zu seinem Objekt, sondern tritt in einer realen
Beziehung auf. Das Verhältnis kann auf unterschiedlichen Relationen
beruhen, dessen Art und Weise die ,,[...]Ursache-Wirkung [...], Zweck-
Mittel, Konvention-Handlung [...]"
33
näher beschreibt. Außerdem setzt der
Zeichenbenutzer ein Index nicht bewusst ein, sondern es ergibt sich aus
den ,,außersprachlichen Handlungsabläufen."
34
(z. B. Ausschlag als
Zeichen für eine Krankheit, ein Wegweiser, Rauch der beim Feuer
aufsteigt)
Abb. 3: Index: Verkehrszeichen - Wegweiser
Abbildung 3 zeigt einen Wegweiser, der dem Interpreten darauf verweist,
dass der Weg nach Hildesheim hier entlang geht. Die Zuordnung von
Form und Bedeutung stützt sich auf räumliche und zeitliche Nähe
zwischen der Form und der Bedeutung. Das Symbol bezeichnet sein
Objekt aufgrund eines Gesetzes und ist somit immer ein Legizeichen.
33
Ernst (2004), S. 191.
34
Ebd.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
21
Der symbolische Charakter eines Zeichens zu seinem bezeichneten
Objekt beruht ,,weder auf Ähnlichkeit, noch auf einem Ursache-Folge-
Verhältnis."
35
Für das Verständnis von Symbolen sind die
Zeichenbenutzer auf die Übereinkunft untereinander bzw. auf
Konventionen angewiesen. (z. B. Laut- und Schriftzeichen der
menschlichen Sprache)
Abb. 4: Symbol: Symbol der Weiblichkeit
Beim Symbol der Weiblichkeit stehen Form und Bedeutung in keinerlei
unmittelbarer Beziehung zueinander (kein Index), ebenso existiert keine
Ähnlichkeit zwischen ihnen (kein Ikon). Der Interpret benötigt eine
Übereinkunft (Konvention), um das Zeichen zu verstehen.
3. Trichotomie - Interpretantenaspekt
Hinsichtlich des Interpretantenbezugs ist die 3. Trichotomie in Rhema,
Dicent und Argument unterteilt. Nicht nur die Beziehung zum Objekt,
sondern auch diejenige zum interpretierenden Zeichen kann
unterschiedlich ausfallen. Das rhematische Zeichen ist in der Lage, für
sich alleine zu stehen und braucht keinen Bezug zu anderen Zeichen.
Daher kann es zwar einen Nachfolger haben, aber es determiniert ihn
nicht, ebenso verändert der Nachfolger das Zeichen nicht.
36
Ein Rhema
,,behauptet nichts, es ist daher für sich allein weder wahr noch falsch."
37
(z. B. Wörter, die im Wörterbuch stehen)
Im Gegensatz zum rhematischen Zeichen ist das dicentische
Zeichen wahrheitsfähig. In seinem Objektbezug ist es bestimmt, aber in
seinem Interpretantenbezug noch offen. Zwei visuelle Zeichen sind so
miteinander verbunden, das daraus ein Verhältnis zwischen ihnen erfolgt
und sie Inhalt einer Kette sind. (z. B. Wörter eines Satzes)
35
Ernst (2004), S. 191.
36
Vgl. Engell (2006), S. 7 f.
37
Ebd.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
22
In der dritten Unterkategorie bezieht sich Peirce auf das Argument als
Zeichen, welches in einem vollständigen Sinnzusammenhang integriert ist,
den es darin erklärt und erfüllt. Dieser Komplex setzt Zeichen
verschiedenen Typus in Beziehung zueinander. Die Struktur eines
derartigen Zeichens kann z. B. logisch, ästhetisch oder ideologisch
konstruiert sein.
38
2.3
Das semiotische Dreieck
Nachdem die bisherigen Ausführungen die Zeichenkonstituenten
(Korrelate) und deren Zeichenrelationen fokussierten, wird der
nachfolgende Abschnitt diese Elemente des Zeichens im semiotischen
Dreieck von Ogden und Richards von 1923 zeigen. Hinzuzufügen ist, dass
Peirce nie die Konstituenten des Zeichens in Form eines Dreiecks
darstellte.
Abb. 5: Das semiotische Dreieck von Ogden et al. (1923)
Quelle: Ogden et al. (1923) zit. n.: Nöth (2000), S. 140.
Das semiotische Dreieck entwickeln Ogden et al. mit anderen
Bezeichnungen für die drei Korrelate, die erklärungsbedürftig sind. Das
Korrelat des Zeichenträgers benennen sie als Symbol. Den Ort der
Bedeutung, bei Peirce als Interpretant bezeichnet, heißt Gedanke oder
Bezug. Den Ort des Referenzobjektes betiteln sie als Referent.
Die Beziehungen zwischen den einzelnen Korrelaten heben die Autoren
durch die unterschiedlich gestalteten Verbindungslinien hervor. Die
Basislinie des Dreiecks zwischen Symbol und Referent zeichnen sie
gestrichelt, da es sich hierbei um eine indirekte Beziehung handelt. Das
38
Vgl. Engell (2006), S. 8.
Gedanke oder Bezug
Referent
Bezugsobjekt
steht für
(eine angenommene Beziehung)
WAHR*
Symbol
zulänglich*
nimmt Bezug auf
(andere kausale
Beziehungen)
zutreffend*
symbolisiert
(eine kausale Beziehung)

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
23
Symbol wird dazu benutzt, um einen Referenten zu vertreten, diese
Verbindung heißt Referenz. Anders gesagt: Wenn beispielsweise ein Wort
auf das Objekt weist, gibt es noch keine Beziehung vom Wort zum Objekt,
da sich erst im Gedanken von jemandem das Wort Bezug zum Objekt
verschafft.
39
Der Gedanke oder Bezug bildet sich erst innerhalb eines
Gedankensystems und ist das, was im Gedanken dem Wort entspricht.
Die Linie zwischen Symbol und Gedanke oder Bezug symbolisiert eine
kausale Beziehung, die in Form der Bedeutung vermittelt wird. Ähnlich
verhält es sich mit der Verbindung zwischen Referent und dem Gedanken
oder Bezug, die ebenfalls kausal miteinander verbunden sind.
Die Korrelate des semiotischen Dreiecks verschmelzen beim
täglichen kommunizieren untereinander.
Wenn wir über etwas reden, dann verschmelzen der Gegenstand, über
den wir reden, das Wort für diesen Gegenstand und der zugehörige
Begriff in unserem Denken miteinander.
40
Die vorangegangenen Ausführungen werden in der folgenden Abbildung
in Form des semiotischen Dreiecks zusammengefasst. Diese Darstellung
beinhaltet ein Beispiel für einen Zeichenprozess und zeigt gleichzeitig die
unterschiedlichen
Interpretationen
der
Zeichenkonstituenten
von
Saussure, Peirce und Ogden et al.
41
Abb. 6: Semiotisches Dreieck mit unterschiedlichen Definitionen
Quelle: Eigene Darstellung
39
Vgl. Straub (2001), online.
40
Ebd.
41
Umberto Eco konzipierte ein semiotisches Dreieck, welches die unterschiedlichen
Interpretationen der Zeichenkonstituenten umfasst. Die eigene Abbildung beruht auf
seiner Darstellung. Vgl. Eco (1977), S. 30.
Referenz
Hund
Signifikat (Bezeichnetes) (Saussure)
Interpretant (Peirce)
Gedanke oder Bezug (Odgen & Richards)
Bedeutung (heutige Terminologie)
Objekt (Peirce)
Referent (Bezugsobjekt) (Ogden et al.)
Referenzobjekt (heutige Terminologie)
/h nt/
Signifikant (Bezeichnendes) (Saussure)
Repräsentamen (Peirce)
Symbol (Ogden et al.)
Zeichenträger (heutige Terminologie)
Bedeutung

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
24
2.4
Schrift und Sprache als Zeichensystem
Schrift und Sprache als Zeichensystem geht der Fragestellung nach, ob
die Schrift überhaupt ein autonomes Zeichensystem ist. Darüber hinaus
stellt sich die Frage, in welcher Beziehung Schrift und Sprache aus
semiotischer Sicht zueinander stehen. Außerdem spiegelt das folgende
Kapitel einen kurzen Abriss der Entwicklungsgeschichte in ihren
wichtigsten Phasen wieder.
Aus historischer Sicht ist die mündliche Sprache der Vorläufer der
Schrift, dabei ist aber nicht zu vergessen, dass schon die Vorfahren der
Menschheit die nonverbale Kommunikation zur Verständigung nutzten.
Die Geschichte der Schrift teilt sich in die ,,phonetische und die
semantische
42
Verschriftung."
43
In der Geschichte der Schrift sind die
semantischen bzw. piktografisch und ideografischen Schriftzeichen älter,
als jene der phonetischen Verschriftung.
Die Schriftentwicklung in Vorderasien und Europa blickt auf vorschriftliche
Kommunikationsformen von Bilderschriften und schließlich auf Silben- und
Lautschriften zurück. Jahrtausende der Menschheitsgeschichte vergingen
von den ersten Anfängen der Schrift, den Ideenschriften wie
Felszeichnungen, Zähl- und Symbolzeichen bis hin zur Etablierung der
Alphabetschriften. Anfänglich existierte eine Bilderschrift ohne jegliche
Konvention und erfüllte nur ästhetische Zwecke. Später entstanden
daraus solche Bilder die dazu dienten, Gedanken mit zunächst ,,deskriptiv-
darstellenden"
44
Zeichen, später mit ,,identifizierend-mnemonischen"
45
Zeichen darzustellen. Die zweite Klassifizierung der Bilder diente als Hilfe
zum besseren Merken von Namen, Ereignissen und Objekten. Schließlich
kam es zur Systematisierung von Sprache mit der ersten Entsprechung
von Lautsprache und Schrift. Auf die ikonischen Schriftzeichen folgten die
symbolischen Schriftzeichen, welche zu Buchstabenschriften führten.
46
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sämtliche Schriftsysteme
letztlich aus Piktogrammen entstanden sind. Probleme im Umgang mit
42
Die Semantik untersucht die Wörter und Sätze auf deren Bedeutung und Inhalte hin.
Die vielschichtige Disziplin der Linguistik beschäftigt sich u. a. mit der grammatischen,
lexikalischen, sozialen und deskriptiven Bedeutung.
43
Nöth (2000), S. 349.
44
Gelb (1963) zit. n. Nöth (2000), S. 349.
45
Ebd.
46
Vgl. ebd.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
25
derartigen Abbildungen in der Mehrdeutigkeit und unzureichenden
Ausdrucksmöglichkeiten führten zur Phonetisierung, die etwa 3000 vor
Chr. einsetzte. Für den Schreiber stand nun nicht mehr die Bedeutung des
darzustellenden Gegenstandes im Vordergrund, sondern dessen
Lautwert. Außerdem entdeckten sie das Rebusprinzip, was ihnen die
Möglichkeit gab, piktografische und ideografische Zeichen auf die
Bezeichnung von Begriffen zu erweitern, die sprachlich homophon mit
ihnen waren.
47
Nach der Phonetisierung ging die Schrift in ihre nächste
Entwicklungsphase über. Zu deren ältesten Schriften gehören die
Keilschrift und die Hieroglyphen. Die Keilschrift übernahmen mehrere
Völker des babylonischen Kulturkreises. Die Zeichen der Keilschrift hatten
Wort- und Lautwerte. Parallel dazu entwickelte sich in den ägyptischen
Reichen (um 3200 - um 700 v. Chr.) die Hieroglyphenschrift. Neben dem
System der Hieroglyphen als Bilderschrift, entwickelte sich aber auch dort
eine Silbenschrift. Beide Schriften verwendete man auch als Mischform
mit phonetisierten Schriftelementen.
Als einschneidender Schritt für die Weiterentwicklung der Schrift gilt das
erste Alphabet, das die Phönizier im 2. Jahrtausend v. Chr. schufen. Die
Rolle der Schrift breitete sich in ganz Europa und schließlich weltweit aus.
Auf Grundlage der phönizischen Schrift basierten nach vielen Wandlungen
die Alphabete der griechischen und dann der römischen Kultur. Die
lateinische Schrift besitzt noch heute mit wenigen Änderungen Gültigkeit
und ist die Schrift, die wir heute schreiben. Ebenfalls ist die Entwicklung
der althebräischen Schrift und des arabischen Alphabets auf die
Grundlage der phönizischen Schrift zurückzuführen.
48
Bemerkenswert ist auch, dass einige Schriften den Weg von einer
Silbenschrift zu einer Buchstabenschrift nicht vollzogen haben. Die
chinesische Schrift beispielsweise beinhaltet heute noch immer nicht-
phonetische Prinzipien der Verschriftung. Deren Anzahl von Schriftzeichen
liegt zwischen 2000 und 50 000 Schriftzeichen, die je nach Textart in ihrer
Anwendung erheblich variieren.
49
47
Vgl. Nöth (2000), S. 351.
48
Vgl. Presser (2001), S. 55 f.
49
Vgl. Nöth (2000), S. 352.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
26
Die Frage nach der Abhängigkeit der Schrift und Sprache als
Zeichensysteme ist in der semiotischen Wissenschaft kontrovers. Schrift
als ein abgeleitetes und sekundäres System steht der Auffassung
gegenüber, ein autonomes semiotisches Konstrukt zu sein. Vertreter der
,,Heteronomie der Schrift"
50
wie z. B. Saussure, formulieren die sekundäre
Funktion der Schrift im Bezug auf die Sprache wie folgt: ,,Sprache und
Schrift sind zwei verschiedene Systeme von Zeichen, das letztere besteht
nur zu dem Zweck, um das erstere darzustellen."
51
Gegen Saussures
heteronome Sichtweise postuliert beispielsweise Derrida
52
in seinen
Texten die Autonomie der Schrift.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schrift weit mehr als
eine Ergänzung zur Sprache bzw. des Gesprochenen ist. Sie dient der
symbolischen Erkenntnis zum Verstehen und als ,Speichermedium',
welches durch rationales Denken entscheidend geprägt ist. Allgemein
formuliert ist Schrift ein Zeichensystem zur zwischenmenschlichen
Kommunikation mit optisch wahrnehmbaren Zeichen. Schrift hat die
menschliche Kultur transformiert und die menschliche Kognition von
Schrift verändert. ,,Das Schriftsystem einer Kultur wird nämlich zum
semiotischen Modell der Wahrnehmung von und des Wissens über
Sprache in dieser Kultur allgemein."
53
2.5
Bild als Zeichensystem
Im nächsten Gliederungspunkt betrachtet die vorliegende Arbeit das
Verhältnis der Semiotik zu den Medien. Darin wird das Bild als
Zeichensystem und als Untersuchungsgegenstand der Sprach- und
Literaturwissenschaft etabliert. Nach diesem kurzen Einblick steht das Bild
als Zeichensystem im Fokus, dessen Zeichenhaftigkeit eine allgemeine
Charakterisierung seitens der Semiotik ist. Zum Schluss blickt das
vorliegende Kapitel auf eine Dreiteilung von möglichen Bildbedeutungen.
In der Semiotik spielt der Terminus Medium
54
eine Schlüsselrolle, denn in
50
Nöth (2000), S. 359.
51
Bally et al. (Hg.) (1967), S. 28.
52
Derrida (1967 und 1968) zit. n. Nöth (2000), S. 363.
53
Nöth (2000), S. 364.
54
Die Bezeichnung Medium ist vielschichtig und findet Verwendung in den
unterschiedlichsten Wissenschaften und im alltäglichen Gebrauch. Die Vieldeutigkeit

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
27
Kommunikationsprozessen gibt es keine Kommunikation ohne ein
Medium. Schon Peirce vertrat die Ansicht, dass selbst Zeichen den
Charakter eines Mediums haben. Die Angewandte Semiotik stellt seit den
60er Jahren einen Bezug zur Medienforschung her. Die bisherigen
Forschungen über Literatur und Sprache erweiterten die Sprach- und
Literaturwissenschaftler auf die Untersuchung von Texten und Sprache im
audiovisuellen Kontext. Das Bild ist dabei nur ein Beispiel für diese
Ergänzung und steht neben der Erforschung der Fotografie, Werbung,
Film und Fernsehen oder der Presse. Eine derartige Medienanalyse
geschieht vor einem literaturwissenschaftlich-linguistischen Hintergrund.
Texte der Medien bieten eine vielfältige Auswahl an sprachlichen Zeichen,
die Nonverbales und Verbales miteinander verbinden. Ebenfalls betten
sich derartige Texte in einen kulturellen Zusammenhang, der nicht in
einem Kommunikationsprozess mit Medien fehlen darf.
55
Die nachfolgenden Ausführungen beschäftigen sich mit der
Zeichenhaftigkeit von Bildern. Das mentale Bild im Kopf bezeichnet das,
was für die Vorstellung steht. Im gegenständlichen Bild vereinigt sich das
Gezeichnete, Filmische, Gemalte und Fotografische.
Peirce Theorien über die indexikalischen, symbolischen und
ikonischen Zeichen ermöglichen eine Analyse im Kontext der Medien und
einen Einstieg in die Zeichenhaftigkeit, da sie vielseitig anwendbar sind.
Die Dichotomie des Bildes beschreibt die Möglichkeit, entweder als ein
ikonisches oder plastisches Zeichen aufzutreten. Mit dem Ersteren bezieht
sie sich auf ein Abbild der Wirklichkeit in Ausschnitten. Bei der zweiten
Sichtweise handelt es sich um die eigene Form bzw. farbliche Gestaltung
des Bildes selbst. Beide Bildvarianten stehen in einem oppositionellen
und Komplexität des Gegenstandsbereiches resultiert aus den unterschiedlichen
Interessen der Wissenschaften an diesem Begriff. Aus dem lateinischen übersetzt,
bedeutet der Terminus ,Mitte'. Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive steht der
Begriff besonders im Alt-Griechischen als Mittelform zwischen Aktiv und Passiv und
im Deutschen ist es reflexiv ausgedrückt. Vgl. Bußmann (2002), S. 426.
Jede Kommunikation benötigt ein Übertragungsmedium, welches vielfältig sein kann.
Der Begriff steht auch als Sammelbegriff für die technischen Medien wie Film, Funk,
Presse
und
Fernsehen,
sowie
das
Internet.
Aber
auch
natürliche
Verständigungssysteme wie die Sprache bezeichnet der Terminus. Für die
vorliegende Arbeit steht der Medienbegriff im Vordergrund, der die individuelle und
gesellschaftliche Kommunikation bezeichnet. Kommunikation benötigt immer ein
Medium, um Informationen zu vermitteln. Vgl. Hickethier (2003), S. 18 ff.
55
Vgl. Nöth (2000), S. 467 f.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
28
Verhältnis zueinander.
56
Die ikonischen Bilder beinhalten Abbildungen und
Nachahmungen
57
der Wirklichkeit. Beide Kriterien gehören zu den
klassischen Beschreibungen des Bildes und gehen zurück auf Augustinus.
Bei der semiotischen Betrachtung des Bildes am Beispiel des
triadischen Zeichenmodells, verweist das Bild auf ein Referenzobjekt,
welches im Betrachter eine Vorstellung des Objektes bewirkt. Das Bild
selbst fungiert innerhalb des Modells als Zeichenträger, der visuell ist.
Plastische Bilder sind ebenfalls vollständige Zeichen, die über eine
Ausdrucks- und Inhaltsseite verfügen und primär als Index und Symbol
vorkommen. Zu der Inhaltsseite des plastischen Zeichens gehören für den
Betrachter bildeigene Kriterien wie Farbe und Form.
58
Nach der ersten allgemeinen Einordnung des Bildes in das
Zeichensystem, behandelt der nächste Abschnitt die Termini Denotation,
Konnotation und den Begriff der Ikonizität. Der Grund liegt darin, dass
diese Termini Basis für eine linguistische Betrachtung des Bildes sind.
Der große Einfluss von Peirce auf die Zeichentheorie resultiert
daraus, dass er eine Grundlage für die Auseinandersetzung mit visuellen
Zeichen setzte, indem er den Begriff der Ikonizität bzw. des Ikons
formulierte. In Anbetracht dessen, spricht sich u. a. Stöckl dafür aus, dass
Bilder innerhalb der Ikonizität aus linguistischer Sicht als begrenzte,
flächige Objekte zu betrachten sind. Ihnen kommt eine kommunikative
Absicht zu, die meist ohne Sprache den Inhalt in Texten unterstreicht.
59
Zeichen bzw. Bilder können unterschiedliche Bedeutungsebenen
enthalten, deren Unterscheidung die Begriffe Denotation, Konnotation und
Assoziation markieren. Die Denotation bezieht sich auf die in einem Bild
dargestellten ,,Objekte, Personen, Sachverhalte und Handlungen."
60
Das
Erkennen derartiger Denotationen unterliegt Konventionen, deren
Vereinbarungen zwischen den Zeichenbenutzern innerhalb einer Kultur
verwurzelt sind. Stöckl nennt als weiteres Kriterium beim Verstehen der
56
Vgl. Nöth (2000), S. 473.
57
Das Prinzip der Mimesis drückt in den Künsten die Nachahmung im Sinne des
Philosophen Aristoteles aus, der sich innerhalb der Poetik mit der Mimesis befasste.
Darin gewann er die Erkenntnis, dass die nachahmende Darstellung einer Handlung
das wichtigste Charakteristikum für die Literatur sei.
58
Vgl. Nöth (2000), S. 473.
59
Vgl. Stöckl (2004), S. 93.
60
Stöckl (2004), S. 13.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
29
Denotation von Bildern ,,die Bestimmung des Konkretisierungs- bzw.
Abstraktionsgrades."
61
Darin geht es um die Einordnung des Bildes in
seinen medialen Kontext durch den Bildbetrachter und um die Frage, ob
das Bild nur ein bestimmtes Objekt mit Verzicht auf typische
Eigenschaften der Objektklasse ist oder ob es individuelle Besonderheiten
hervorhebt und konkretisiert.
62
Die Konnotation drückt die Zeichenhaftigkeit der Denotation aus
und steht für weitere symbolische Bedeutungen. Konnotationen bringen
als Begleitvorstellungen zum Bild Vorstellungen und Werte, sowie
Intentionen und Ideologien der Bildverwender zum Ausdruck. Auch die
Verwendung von konnotativen Bildern unterliegt Konventionen.
Nicht zu vergessen ist die assoziative Bedeutungsebene der
Ikonographie. Der Betrachter macht sich seine eigenen Gedanken und
greift möglicherweise versteckte Bedeutungen auf, die der Bildverwender
nicht intendiert.
63
Zusammenfassend kann fest gestellt werden, dass ein Bild ein visuelles
Zeichen ist, welches auf ikonische Weise seine Umwelt abbildet und
andererseits als mentale Vorstellung existiert. Bildliche Darstellungen
bestehen aus komplexen Einzelzeichen, mit denen sie die Fähigkeit
besitzen, parallel mehrere Äußerungen auszudrücken. Die formulierten
Erkenntnisse über das Bild rücken das materielle und sprachliche Bild in
den Vordergrund. Darüber hinaus sind Bilder in sprachliche Texte
eingebunden und übernehmen unterschiedlichste Funktionen. Zu den
bemerkenswertesten Eigenschaften von Bildern gehört deren ,,[...] flexible
pragmatische
64
Verwendbarkeit [...], die oft als Indiz dafür steht, dass
Bilder prinzipiell stärker mehrdeutig sind als Sprache."
65
2.6
Wandel des Zeichenprozesses durch Technisierung und
Medien
Das folgende Kapitel befasst sich mit dem Wandel des Zeichenprozesses
unter dem Einfluss der elektronischen Technik. Für die vorliegende Arbeit
61
Stöckl (2004), S. 14.
62
Vgl. ebd.
63
Stöckl (2004), S. 14.
64
Pragmatik, als linguistische Teildisziplin, beschäftigt sich ,,mit dem Gebrauch
sprachlicher Ausdrücke in Äußerungssituationen" Bußmann (2002), S. 534.
65
Stöckl (2004), S. 95.

2 Bild, Schrift und Sprache - eine Systematik
30
bietet dieses Kapitel eine erste Verbindung von Sprache und
Kommunikation mit Medien, im gegenwärtig ikonisch bestimmten Zeitalter.
Das Anliegen der folgenden Ausführungen, besteht in der Betrachtung von
kommunikativen Prozessen durch elektronische Technik und Multimedia.
Einerseits steht der Zeichenträger in seiner unterschiedlichsten Form und
als Teil des Zeichenprozesses im Blickpunkt der Betrachtungen. Auf der
anderen Seite trifft dieses Kapitel Aussagen über veränderte Strukturen
der Kommunikation, beeinflusst durch die fortwährende Technisierung auf
die drei Zeichensysteme.
Zeichen besitzen einen materialen Träger, von dem sie aber auch
im Stande sind, sich los zu lösen. Hinzuzufügen ist, dass dieser
Zeichenträger unterschiedlich sein kann und über eine eigene Materialität
verfügt. Jene Materialität verändert sich seit Jahrtausenden mit dem
Fortschritt eines neuen Mediums. Die steinzeitlichen Menschen benutzten
für ihre Ritzzeichnungen einen Stein als materialen Träger ihrer
Inschriften. Diese Ritzzeichnungen gelten als ein Vorläufer der Schrift.
Später war die Schrift auf das Papier fixiert. Heute ist die Materialität der
Schrift zunehmend vertechnisiert. Als deren Träger dienen beispielsweise
Computer, WAP- und UMTS-Handys, CDs, DVDs, World Wide Web und
vieles mehr. Mit der Materialität der Zeichenträger kommt ebenfalls die
Überlegung hinzu, dass sie über unterschiedliche Speicherkapazitäten
und Haltbarkeit verfügen. Die Inschrift eines Steines ist eingeritzt und kann
nicht verblassen, wie beispielsweise die Schrift auf einem
handschriftlichem Stück Papier, dessen Lagerung nicht unter besonderen
Temperaturen zur Erhaltung erfolgt ist. Die Weiterentwicklung der
Zeichenträger ist ebenfalls ein Prozess, der auf ,,Miniaturisierung"
66
und
auf schnelle ,,Transportierbarkeit"
67
schließt. Hickethier stellt dazu den
plakativen Vergleich zwischen der Sammlung von Zeitungen und der
Sammlung von gleichnamigen Informationen auf Tontafeln an.
68
Die ,,Materialität der Kommunikation [...]"
69
beeinflusst Sprache und
Denken, indem sie die Art und Weise des Kommunizierens verändert,
66
Hickethier (2003), S. 76.
67
Ebd.
68
Vgl. ebd. S. 75 ff.
69
Holly et al. (Hg.) (1998), S. 221.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783832498511
ISBN (Paperback)
9783838698519
Dateigröße
10.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften, Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft
Note
1,0
Schlagworte
qualitätszeitung medientechnik textanalyse tageszeitung semiotik
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Titel: Sprachwissenschaftliche Analyse von Bild, Schrift und Sprache in Print- und Onlinezeitungen
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