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Der Einfluss von Externalitäten auf den Erfolg von Issue Linkage bei der Bildung internationaler Umweltabkommen

©2006 Diplomarbeit 54 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Aufgrund der in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer offener zu Tage tretenden globalen Umweltschäden, verursacht durch die zunehmende Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden durch eine immer weiter wachsende Weltwirtschaft und zunehmende Industrialisierung auch in Entwicklungsländern, nimmt die Bedeutung erfolgreicher internationaler Umweltabkommen, die zu einer deutlichen Entlastung der Umwelt führen, immer weiter zu.
Der Verursacherstaat einer global umweltbelastenden Aktivität verursacht nicht nur in seinem Land Schäden, sondern auch in anderen Staaten, die er aber bei der Entscheidung über sein Emissionsniveau nicht berücksichtigt. Wegen dieser Externalitäten führen die Emissionsentscheidungen der einzelnen Staaten nicht zu einem globalen Optimum im Spannungsfeld zwischen den Kosten der Umweltschäden einerseits und den Vorteilen umweltbelastender Aktivitäten andererseits, sondern zu einer übermäßigen Belastung und Zerstörung der Ressource Umwelt.
Durch internationale Umweltkooperation kann eine Internalisierung der externen Effekte erreicht werden, die zu einer Emissionsreduktion und damit zu einer Erhöhung der globalen Wohlfahrt führt. Dabei bilden die kooperationsbereiten Staaten eine Koalition und verpflichten sich in einem internationalen Umweltabkommen (engl.: International Environmental Agreement, IEA) zu einer Reduktion ihrer umweltbelastenden Aktivität. Bekannte Beispiele für internationale Umweltabkommen in der Realität sind das Montreal Abkommen von 1987 zur Reduktion von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) und das Kyoto Protokoll von 1997 zur Reduktion von Treibhausgasen.
Häufig lassen sich jedoch entweder Umweltabkommen mit einer großen Anzahl beteiligter Staaten, aber nur geringen Verringerungsverpflichtungen, oder Umweltabkommen mit ehrgeizigen Verpflichtungen, aber nur geringer Beteiligung beobachten. Diese Tatsache weist darauf hin, dass sich die Umsetzung der internationalen Umweltzusammenarbeit mit erheblichen Problemen konfrontiert sieht, die durch Abbildung der Realität in einem abstrahierenden Modell einer wirtschaftstheoretischen Analyse zugänglich gemacht werden können.
Zwei dieser Probleme seien hier näher betrachtet: Erstens muss die Beteiligung an einem Umweltabkommen für alle Staaten profitabel sein, d. h. ihre individuelle Wohlfahrt muss sich durch die Beteiligung an dem Abkommen erhöhen. Geht man in der Modellwelt von symmetrischen Ländern aus, d. h. von Ländern, die ihre […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Thomas Kruse
Der Einfluss von Externalitäten auf den Erfolg von Issue Linkage bei der Bildung
internationaler Umweltabkommen
ISBN-10: 3-8324-9823-0
ISBN-13: 978-3-8324-9823-8
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006
Zugl. FernUniversität Hagen, Hagen, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
Seite
Inhaltsverzeichnis
I
Abbildungsverzeichnis
III
Tabellenverzeichnis
IV
Symbolverzeichnis
V
1. Einführung
1
2. Die Grundidee von Issue Linkage
4
3. Das Modell von Carraro und Siniscalco (1997)
5
3.1
Die Modellannahmen
5
3.2
Einordnug des Modells innerhalb der Koalitionstheorie 8
3.3 Die Entscheidungsfolge des Modells
11
3.3.1 Die Höhe der Produktion und der R&D-Ausgaben 11
3.3.2 Die optimal Emissionsreduktion
15
3.3.3 Stabile Koalitionen
18
4.
Beurteilung von Issue Linkage
25
4.1
Auswirkungen auf die globale Wohlfahrt
25
4.2
Die Welt ohne Issue Linkage
26
4.3
Die Welt mit Issue Linkage
30
5.
Der Einfluss von Externalitäten auf den Erfolg von Issue
Linkage
32
5.1
Positive und negative Externalitäten bei der Koalitionsbildung 32
5.2
Die positive Externalität im reinen Umweltabkommen
33
5.3
Die Externalitäten im reinen R&D-Abkommen
34
5.4
Externalitäten und Issue Linkage
36
6.
Bewertung des Modells
38

II
7.
Schlussbemerkungen
40
Literaturverzeichnis
43
Eidesstattliche Versicherung
46

III
Abbildungsverzeichnis
Seite
Abbildung 1: Stabilitätsfunktion A(j)
- A
0
(j ­ 1)
19
Abbildung 2: Stabilitätsfunktion H(j)
- H
0
(j ­ 1)
22
Abbildung 3: Stabilitätsfunktion T(j)
- T
0
(j ­ 1)
24
Abbildung 4: Stabilitätsfunktion L
IL
(j)
26
Abbildung 5: Stabilitätsfunktion L
R&D
(j)
28
Abbildung 6: Profitabilitätsfunktion P
R&D
(j)
30
Abbildung 7:
H
0
/
j + T
0
/
j
33

IV
Tabellenverzeichnis
Seite
Tabelle 1:
Globale Wohlfahrten in einer Welt ohne Issue Linkage 13
Tabelle 2:
Globale Wohlfahrten in einer Welt mit Issue Linkage 14
Tabelle 3:
Externalitäten im reinen R&D-Abkommen
16
Tabelle 4:
Entwicklung der globalen Wohlfahrt und Externalitäten 17

V
Symbolverzeichnis
a
Parameter der Nachfragefunktion des Oligopols; der größtmögliche
Preis für das Gut Y
b
Parameter der Nachfragefunktion des Oligopols
c
Stückkosten der Produktion
C
i
Produktionskosten der Firma i
CS
i
Konsumentenrente des Landes i
D
i
Umweltschaden im Land i
e
i
Emissionen des Landes i
E gesamte
Emissionen
g
Steigung der Grenzforschungskostenkurve
j Anzahl
der
Signatarstaaten
n
Anzahl der aller Staaten
p
Preis des Gutes Y
P
Payoff eines Signatarstaates
q
i
die durch die Regierung eines Landes i auferlegte
Emissionsreduktion
q Vektor
(q
1
, ..., q
n
)
Q
Payoff eines Nicht-Signatarstaates
S
Menge der Signatarstaaten
S
0
Menge
der
Nicht-Signatarstaaten
v
i
durchschnittliche
Emissionsmenge je Outputeinheit im Land i
x
i
Umfang der R&D-Aktivitäten der Firma i
x
Vektor (x
1
, ..., x
n
)
y
i
Produktion der Firma i
Y Gesamtproduktion
aller
Firmen
Y Vektor
(y
1
, ..., y
n
)
Wirkungsgrad der R&D-Aktivitäten auf das Emissions-Output-
Verhältnis
Kosten-Spillover der R&D-Aktivitäten auf einen Signatarstaat

VI
Innovations-Spillover der R&D-Aktivitäten auf das Emissions-
Output-Verhältnis eines Signatarstaates
µ
Grenzschaden der Emission
Steigung der Grenzvermeidungskostenkurve

1
1.
Einführung
Aufgrund der in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer offener zu
Tage tretenden globalen Umweltschäden, verursacht durch die zuneh-
mende Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden durch eine immer
weiter wachsende Weltwirtschaft und zunehmende Industrialisierung
auch in Entwicklungsländern, nimmt die Bedeutung erfolgreicher inter-
nationaler Umweltabkommen, die zu einer deutlichen Entlastung der
Umwelt führen, immer weiter zu. Der Verursacherstaat einer global
umweltbelastenden Aktivität verursacht nicht nur in seinem Land Schä-
den
1
, sondern auch in anderen Staaten, die er aber bei der Entscheidung
über sein Emissionsniveau nicht berücksichtigt. Wegen dieser Externa-
litäten führen die Emissionsentscheidungen der einzelnen Staaten nicht
zu einem globalen Optimum im Spannungsfeld zwischen den Kosten
der Umweltschäden einerseits und den Vorteilen umweltbelastender
Aktivitäten
2
andererseits, sondern zu einer übermäßigen Belastung und
Zerstörung der Ressource Umwelt. Durch internationale Umweltkoope-
ration kann eine Internalisierung der externen Effekte erreicht werden,
die zu einer Emissionsreduktion und damit zu einer Erhöhung der glo-
balen Wohlfahrt führt
3
. Dabei bilden die kooperationsbereiten Staaten
eine Koalition
4
und verpflichten sich in einem internationalen Umwelt-
abkommen (engl.: International Environmental Agreement, IEA) zu ei-
ner Reduktion ihrer umweltbelastenden Aktivität. Bekannte Beispiele
für internationale Umweltabkommen in der Realität sind das Montreal
Abkommen von 1987 zur Reduktion von Fluorchlorkohlenwasserstof-
fen (FCKW) und das Kyoto Protokoll von 1997 zur Reduktion von
Treibhausgasen
5
. Häufig lassen sich jedoch entweder Umweltabkom-
men mit einer großen Anzahl beteiligter Staaten, aber nur geringen Ver-
1
Zur Problematik der ökonomischen Bewertbarkeit von Umweltschäden siehe z. B.
Endres/Holm-Müller (1998).
2
Der Vorteil einer umweltbelastenden Aktivität ist der volkswirtschaftliche
Wohlfahrtsgewinn aus der Produktion eines Gutes, das unter Einsatz der Ressource
Umwelt hergestellt wird.
3
Zur Internalisierung internationaler externer Effekte siehe z. B. die Darstellung in
Endres (2000), S. 208 ff
4
Näheres zum Begriff der Koalition in der Ökonomie siehe z. B. in Carraro (2003), S.
1.
5
Eine Auswahl weiterer, wichtiger IEA`s findet sich bei Finus (2003), S. 153-155.

2
ringerungsverpflichtungen, oder Umweltabkommen mit ehrgeizigen
Verpflichtungen, aber nur geringer Beteiligung beobachten
6
. Diese
Tatsache weist darauf hin, dass sich die Umsetzung der internationalen
Umweltzusammenarbeit mit erheblichen Problemen konfrontiert sieht,
die durch Abbildung der Realität in einem abstrahierenden Modell einer
wirtschaftstheoretischen Analyse zugänglich gemacht werden können.
Zwei dieser Probleme seien hier näher betrachtet
7
: Erstens muss die Be-
teiligung an einem Umweltabkommen für alle Staaten profitabel sein, d.
h. ihre individuelle Wohlfahrt muss sich durch die Beteiligung an dem
Abkommen erhöhen. Geht man in der Modellwelt von symmetrischen
Ländern aus, d. h. von Ländern, die ihre Grenzschäden gleich einschät-
zen und gleiche Grenzvermeidungskosten haben, ist dieses Problem in
der Regel lösbar, denn jedes Land profitiert im Falle des Zustandekom-
mens des Abkommens nicht nur von seiner eigenen Emissionsreduk-
tion, für die ihm entsprechende Kosten entstehen, sondern auch kosten-
los von der Emissionsreduktion aller anderen beteiligten Länder.
Tatsächlich bestehen jedoch zwischen den Regionen der Welt große
ökonomische und ökologische Assymmetrien, so dass viele Länder, z.
B. aus der dritten Welt, die Kosten von Emissionsreduktionen höher be-
werten und die Vorteile aus der Umweltverbesserung geringer schätzen
als andere Länder, z. B. die meisten Industrieländer. Zweitens muss ein
internationales Umweltabkommen selbstdurchsetzend sein, d. h. die be-
troffenen Länder müssen bereit sein, die in dem Umweltabkommen ent-
haltenen Verpflichtungen umzusetzen und einzuhalten. Es gibt im inter-
nationalen Bereich keine übergeordnete Institution, die Staaten dazu
zwingen kann, sich an einem für sie profitablen Umweltabkommen zu
beteiligen und die Emissionsziele einzuhalten. Vielmehr besteht ein
Freifahreranreiz selbst dann, wenn das Abkommen für alle Länder
profitabel ist: Durch die Umweltkooperation lässt sich zwar die indivi-
duelle Wohlfahrt eines einzelnen Staates erhöhen, aber noch weiter lässt
sich dessen Wohlfahrt erhöhen, wenn er freifährt, d. h. sich entweder
gar nicht erst beteiligt (Freifahrer des ersten Typs) oder sich zwar zu-
nächst beteiligt, aber die vereinbarten Ziele nicht einhält (Freifahrer des
6
Vgl. Botteon/Carraro (1998), S. 181
7
Weitere Probleme der Kooperation siehe Finus (2003), S. 83-86.

3
zweiten Typs), während alle anderen Länder ihre Verpflichtungen um-
setzen
8
. Der Grund dafür ist, dass die Vorteile internationaler Umwelt-
zusammenarbeit nicht eingrenzbar sind, da globale Umweltqualität ein
öffentliches Gut ist, von dem niemand ausgeschlossen werden kann.
Der Freifahrer kommt in den Genuss der globalen Umweltverbesse-
rung, ohne sich an den Kosten beteiligen zu müssen. Je größer die An-
zahl der kooperierenden Staaten ist, desto größer ist dieser individuelle
Freifahreranreiz, dem jedes Land gleichermaßen unterliegt. Daher ist
die Kooperation, selbst wenn sie für alle individuell profitabel ist, ab ei-
ner bestimmten Anzahl beteiligter Staaten instabil
9
. Das bedeutet, dass
nur die so genannte LPS-Koalition
10
die Umweltkooperation umsetzt.
In der Realität ist, wie bereits erwähnt, zu beobachten, dass diese
Koalition häufig klein ist.
Zur Überwindung der dargestellten Probleme der Umweltkooperation
sind in der umweltökonomischen Literatur verschiedene Vertragsgestal-
tungselemente entwickelt und diskutiert worden. Ein mögliches Ele-
ment wird als Issue Linkage
11
bezeichnet; die Grundidee dieses Instru-
ments zur Erhöhung der Beteiligung ist in Abschnitt 2 dargestellt. In
Abschnitt 3.1 wird ein theoretisches Modell vorgestellt, mit dessen Hil-
fe der Effekt von Issue Linkage näher untersucht wird. Nach der Ein-
ordnung des Modells innerhalb der Koalitionstheorie (Abschnitt 3.2)
wird das Modell rekursiv gelöst (Abschnitt 3.3). In Abschnitt 4 werden
die Auswirkungen von Issue Linkage auf die globale Wohlfahrt bei-
spielhaft für drei Kombinationen von Parameterwerten dargestellt. Vor
dem Hintergrund dieser Ergebnisse werden in Abschnitt 5 zunächst die
Externalitäten des Umweltabkommens und des R&D-Abkommens un-
tersucht und dann ihr Einfluss auf die Entwicklung der globalen Wohl-
fahrt für die drei Beispiele dargestellt. Abschnitt 6 unterzieht das hier
verwendete Modell einer kritischen Betrachtung und Abschnitt 7 gibt
einige Anregungen für weiterführende Untersuchungen.
8
Im Folgenden liegt der Fokus der Analyse auf dem Prozess der Koalitionsbildung, d.
h. Fragen der Einhaltung vereinbarter Ziele werden hier bewusst ausgeblendet.
9
Zur formalen Definition des Begriffs der Stabilität siehe Abschnitt 3.2.
10
LPS = ,,largest profitable and stable".
11
Vgl. Carraro (1997a), S. 6

4
2.
Die Grundidee von Issue Linkage
12
Mit Issue Linkage, das man im Deutschen etwa mit ,,Problemver-
knüpfung" übersetzen könnte, ist der Versuch gemeint, die Verhand-
lungen über den Abschluss von Abkommen unterschiedlicher Problem-
bereiche
13
miteinander zu verbinden und so eine möglichst große Betei-
ligung an einem kombinierten Abkommen zu erreichen. Im Falle eines
internationalen Umweltabkommens soll die Verknüpfung dieses The-
mengebietes mit Verhandlungen beispielsweise über Fragen des inter-
nationalen Handels, internationale Forschungs- und Entwicklungszu-
sammenarbeit (R&D-Zusammenarbeit
14
) oder Fragen der Abrüstung
und Verteidigung
15
zur Überwindung des Profitabilitäts- und des Stabi-
litätsproblems des internationalen Umweltabkommens beitragen. Das
Profitabilitätsproblem kann in einer Modellwelt, in der Asymmetrien
zwischen den Staaten modelliert sind, dadurch überwunden werden,
dass die Gewinne aus der Zusammenarbeit auf dem Gebiet 1 der einen
Gruppe der Länder, hervorgerufen durch die Asymmetrien zwischen
den heterogenen Ländern, ausgeglichen werden durch die Gewinne auf
dem Gebiet 2 der anderen Ländergruppe, wenn die Verteilung der Ge-
winne der beiden Gebiete mehr oder weniger entgegengesetzt ist
16
. Auf
diese Weise kann ein für alle Ländergruppen profitables, kombiniertes
Abkommen gestaltet werden. Damit eine Kooperation zwischen Staaten
zu Stande kommt, muss sie aber nicht nur profitabel, sondern auch sta-
bil sein, d. h. es darf für keinen Staat ein Freifahreranreiz bestehen. Wie
in Abschnitt 1 bereits dargestellt, liegt der Grund für die Instabilität ei-
nes reinen Umweltabkommens in der Tatsache, dass die Vorteile inter-
nationaler Umweltzusammenarbeit nicht eingrenzbar sind, wodurch ein
entsprechender Freifahrer-Anreiz entsteht. Es handelt sich also um ein
Abkommen über ein öffentliches Gut. Bei anderen Abkommen sind die
Vorteile der Kooperation auf die beteiligten Staaten eingrenzbar. Diese
so genannten Club-Gut-Abkommen weisen eine entsprechend höhere
12
Vgl. Carraro (1997b), S. 5
13
In der Regel sind es zwei Problembereiche, grundsätzlich ist aber auch die
Verbindung mehrerer Bereiche denkbar.
14
R&D = Research and Development
15
Vgl. Finus (2002), S. 50
16
Vgl. Finus (2002), S. 51

5
Beteiligung auf. Ein Beispiel für ein Club-Gut-Abkommen ist ein Ab-
kommen über internationale R&D-Zusammenarbeit. In einem solchen
Abkommen teilen sich die Firmen in den Mitgliedstaaten die Kosten
von R&D, so dass ihre Grenz- und Durchschnittskosten niedriger sind
als die der Firmen in Nicht-Mitgliedstaaten. Wichtig dabei ist, dass es
gelingt, einen Spillover auf die Firmen in den Nicht-Mitgliedstaaten
weitgehend zu verhindern. Durch diesen Wettbewerbsvorteil gegenüber
Außenseitern wird die Exklusivität des Abkommens begründet
17
. Die
Vermutung liegt nun nahe, dass durch die Verbindung eines Abkom-
mens über ein öffentliches Gut (z. B. ein internationales Umweltabkom-
men) mit einem Club-Gut-Abkommen (z. B. ein R&D-Abkommen) die
Stabilität des Abkommens über das öffentliche Gut erhöht werden
kann
18
. Die Auswirkungen von Issue Linkage auf die LPS-Koalition
sollen im Folgenden für den einfachen Fall symmetrischer Länder näher
untersucht werden. Grundlage der Untersuchung ist das folgende Oligo-
polmodell von Carlo Carraro und Domenico Siniscalco aus dem Jahr
1997, in dem Umweltzusammenarbeit und technologische Zusammen-
arbeit im Bereich Forschung und Entwicklung miteinander verbunden
werden.
3. Das Modell von Carraro und Siniscalco (1997)
3.1
Die Modellannahmen
Dieses Modell betrachtet Interaktionen zwischen der Regierung eines
Landes und den in diesem Land ansässigen Firmen, sowie zwischen den
Regierungen n symmetrischer Länder
19
. Regierungen und Firmen kön-
nen als Spieler aufgefasst werden, die in Anlehnung an die Spieltheorie
jeweils ihre Payoffs zu maximieren suchen, d. h. die Firmen maximie-
ren ihren Gewinn, die Regierungen maximieren die Wohlfahrt ihres ei-
genen Landes
20
. Die Instrumentvariablen einer Firma zur Gewinnmaxi-
mierung sind der Umfang der eigenen R&D-Bemühungen und die Höhe
17
Vgl. Finus (2003), S. 118.
18
Vgl. Carraro (1997a), S.10.
19
Vgl. Carraro/Siniscalco (1997), S. 72.
20
Näheres zur gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrtsoptimierung siehe z. B. bei Sohmen
(1992), S. 15-29.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783832498238
ISBN (Paperback)
9783838698236
DOI
10.3239/9783832498238
Dateigröße
745 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
FernUniversität Hagen – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2006 (September)
Note
1,0
Schlagworte
umweltökonomie koalitionstheorie spieltheorie payoffs
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