Interkulturalität im Film - Zur Darstellung interkultureller Erfahrungen und Problembereiche italienischer Immigranten in Montreal
Am Beispiel der Filme Caffè Italia, Montréal, La Sarrasine und La déroute des italo-kanadischen Regisseurs Paul Tana
					
	
		©2006
		Magisterarbeit
		
			
				220 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Die gängige Präsentation von Interkulturalität im Film beschränkt sich zumeist auf Formen der Darstellung des Exotismus, in denen Interkulturalität vor allem aus der einseitigen Betrachtungsweise der Ausgangskultur mit Blick auf das Fremde dargestellt wird. So wird das Fremde meist auf Stereotypen reduziert oder durch exotisch wirkende Personen und Inszenierungen, wie zum Beispiel der orientalischen Umgebung in Minghellas Der Englische Patient, wiedergegeben. Oft spielen europäische oder amerikanische Helden in einer exotisierten und für ein Publikum, das vor allem Filmproduktionen aus Hollywood gewöhnt ist, faszinierenden Umgebung die Hauptrollen in Filmen, die ebenfalls für eine europäische und amerikanische Zuschauerschaft gedreht wurden.
Mittlerweile sind jedoch neue Themen ins Blickfeld der Interkulturalität gerückt. Durch die Migrationsströme des letzten Jahrhunderts und die zunehmende Globalisierung der Wirtschaft, haben sich multikulturelle Gesellschaften entwickelt, in denen sich ethnische Gruppen und kulturelle Gemeinschaften nebeneinander herausbilden, die kulturell interagieren. Besonders die Frage der Immigration ist für viele Staaten hochaktuell und wirkt sich politisch wie auch sozial aus.
So hat sich in den letzten Jahrzehnten eine Riege von Regisseuren aus Immigrantenkulturen gebildet, die aus ihrer besonderen Perspektive aus der Mitte der Immigrantengruppen Interkulturalität filmisch neu definieren. Es kann von einer filmischen Wortergreifung von innen gesprochen werden, durch die diese Künstler Problematiken und Themen der Immigration aufgreifen und in ihren Werken umsetzen.
Gerade die Quebecer Region, die im kanadischen Staat durch ihre französischsprachige Mehrheit einen besonderen Status einnimmt, beherbergt eine große Zahl an Immigranten. So formierte sich seit den 70er Jahren, die durch die politische Machtübernahme der frankophonen Mehrheit maßgebliche Veränderungen in Quebec brachten, eine Generation von Künstlern italienischer Herkunft. In ihren Werken schlägt sich ihre italo-quebecer Identität und ihre Lage als Mitglieder einer ethnischen Minderheit nieder. Zu diesen Künstlern gehört der Regisseur Paul Tana, der als Sohn italienischer Immigranten in seinen Filmen das Thema der Einwanderung und im Besonderen die Gemeinschaft der italienischen Immigranten in Montreal behandelt. So stellt sich die Frage, wie Tana interkulturelle Erfahrungen und Problembereiche dieser Immigrantengemeinschaft in […]
	Die gängige Präsentation von Interkulturalität im Film beschränkt sich zumeist auf Formen der Darstellung des Exotismus, in denen Interkulturalität vor allem aus der einseitigen Betrachtungsweise der Ausgangskultur mit Blick auf das Fremde dargestellt wird. So wird das Fremde meist auf Stereotypen reduziert oder durch exotisch wirkende Personen und Inszenierungen, wie zum Beispiel der orientalischen Umgebung in Minghellas Der Englische Patient, wiedergegeben. Oft spielen europäische oder amerikanische Helden in einer exotisierten und für ein Publikum, das vor allem Filmproduktionen aus Hollywood gewöhnt ist, faszinierenden Umgebung die Hauptrollen in Filmen, die ebenfalls für eine europäische und amerikanische Zuschauerschaft gedreht wurden.
Mittlerweile sind jedoch neue Themen ins Blickfeld der Interkulturalität gerückt. Durch die Migrationsströme des letzten Jahrhunderts und die zunehmende Globalisierung der Wirtschaft, haben sich multikulturelle Gesellschaften entwickelt, in denen sich ethnische Gruppen und kulturelle Gemeinschaften nebeneinander herausbilden, die kulturell interagieren. Besonders die Frage der Immigration ist für viele Staaten hochaktuell und wirkt sich politisch wie auch sozial aus.
So hat sich in den letzten Jahrzehnten eine Riege von Regisseuren aus Immigrantenkulturen gebildet, die aus ihrer besonderen Perspektive aus der Mitte der Immigrantengruppen Interkulturalität filmisch neu definieren. Es kann von einer filmischen Wortergreifung von innen gesprochen werden, durch die diese Künstler Problematiken und Themen der Immigration aufgreifen und in ihren Werken umsetzen.
Gerade die Quebecer Region, die im kanadischen Staat durch ihre französischsprachige Mehrheit einen besonderen Status einnimmt, beherbergt eine große Zahl an Immigranten. So formierte sich seit den 70er Jahren, die durch die politische Machtübernahme der frankophonen Mehrheit maßgebliche Veränderungen in Quebec brachten, eine Generation von Künstlern italienischer Herkunft. In ihren Werken schlägt sich ihre italo-quebecer Identität und ihre Lage als Mitglieder einer ethnischen Minderheit nieder. Zu diesen Künstlern gehört der Regisseur Paul Tana, der als Sohn italienischer Immigranten in seinen Filmen das Thema der Einwanderung und im Besonderen die Gemeinschaft der italienischen Immigranten in Montreal behandelt. So stellt sich die Frage, wie Tana interkulturelle Erfahrungen und Problembereiche dieser Immigrantengemeinschaft in […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Julia Halm 
Interkulturalität im Film - Zur Darstellung interkultureller Erfahrungen und 
Problembereiche italienischer Immigranten in Montreal 
Am Beispiel der Filme ,,Caffè Italia, Montréal", ,,La Sarrasine" und ,,La déroute"  
des italo-kanadischen Regisseurs Paul Tana 
ISBN-10: 3-8324-9799-4 
ISBN-13: 978-3-8324-9799-6 
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006 
Zugl. Universität des Saarlandes, Saarbrücken, Deutschland, Magisterarbeit, 2006 
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Printed in Germany
Autorenprofil  
Julia Halm, M.A. 
Pestalozzistr. 35 
80469 München 
 089/ 26 01 90 08 
juliahalm@gmx.net
persönliche Angaben: 
geboren am 14.03.1979 in München 
ledig 
angestrebter Aufgabenbereich: 
PR, Marketing, Gesellschaftspolitik 
Interessen: 
Interkultureller Austausch, Gesellschaftspolitik 
A u s b i l d u n g   : 
11/1999   
07/2006 
11/1998   
06/1999 
Universität des Saarlandes, Saarbrücken, Abschlussnote Magister Artium: 2,1 
Magisterarbeit: Interkulturalität im Film, Note: 1,1 
Hauptfach: Französische Kulturwissenschaft und interkulturelle 
Kommunikation   
Nebenfächer: Spanisch, Betriebswirtschaftslehre             
Université du Québec à Montréal, Montréal, Kanada, DAAD-Stipendium, 
(07/2005) 
Université de Provence Aix-Marseille I, Aix-en-Provence (Frankreich), LEA 
(Langues étrangères appliquées; ,,angewandte Fremdsprachen"), (09/2002  06/2003) 
Universidad Autónoma, Barcelona, Übersetzen und Dolmetschen, (09/2000  
02/2001) 
Ludwig-Maximilian-Universität, München 
Romanistik 
Berufliche Entwicklung:: 
Seit 08/2006 
01/2005  05/2005 
08/2003  09/2003   
02/2002  07/2002   
09/2001 10/2001  
03/2000                 
BMW Group, München, Konzernkommunikation und Politik, Gesellschaftspolitik, 
Praktikum 
Deutsche Handelskammer für Spanien, Madrid, Öffentlichkeitsarbeit und 
Mitgliederservice, Praktikum  
Bayerische Verwaltung der Schlösser, Gärten und Seen, München, Marketing und 
Öffentlichkeitsarbeit, Praktikum 
ASKO EUROPA-STIFTUNG, Saarbrücken, Unterstützung der Organisation des 
Deutsch- Französischen Dialogs 2002, Tätigkeit als studentische Hilfskraft 
SIEMENS Saarbrücken, Vertrieb, Werkstudententätigkeit 
TINSA Tasaciones Inmobiliarias, Madrid, Praktikum 
S p r a c h e n   :  
Französisch, 
Spanisch, Englisch: 
fließend in Wort und Schrift 
I
Inhaltsverzeichnis 
Abbildungsverzeichnis ... III
I Einleitung ... 1
1 Forschungsgrundlage ... 2 
2 Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit... 4 
II Interkulturalität am Beispiel der italienischen Immigranten in Montreal ... 6
1 Theoretische Aspekte... 6 
1.1 Definitorische Einführung ... 6 
1.1.1 Begriffserklärung ,,Interkulturalität" und ,,Hybridität"... 6 
1.1.2 Abgrenzung von ,,Multikulturalität" und ,,Transkulturalität"... 8 
1.2 Interkulturalität durch Immigration ... 9 
1.2.1 Sprachliche Phänomene der Interkulturalität ... 9 
1.2.2 Akkulturation ... 12 
1.2.3 Integration und Assimilation... 14 
1.3 Problematische Aspekte der Interkulturalität ... 16 
1.3.1 Identitätskonflikt ... 16 
1.3.2 Gesellschaftliche Konflikte ... 18 
2 Italienische Immigranten in Montreal... 21 
2.1 Geschichtlicher Abriss der italienischen Einwanderung in Montreal ... 22 
2.2 Die heutige italienische Gemeinschaft in Montréal ... 25 
2.2.1 Kanadische Immigrationspolitik und ihre Umsetzung in Quebec ... 26 
2.2.2 Die Frage der Identität... 30 
III Immigration im Film am Beispiel von Caffè Italia, Montréal, La Sarrasine 
und La déroute... 35
1 Eine Produktion in Teamwork: Paul Tana, ,,l'artiste immigrant", und sein Co-
Drehbuchautor Bruno Ramirez ... 35
2 Filmanalyse von Caffè Italia, Montréal ... 39
2.1 Inhalt und Personen: Die Geschichte der italienischen Einwanderung und die Suche 
nach Identität ... 41
2.2 Dramaturgie und filmische Mittel: Die Form der ,,Doku-Fiktion" ... 43
2.3 Interkulturelle Aspekte: Auf der Suche nach Identität... 52
2.3.1 Mögliche Facetten der Identität... 52
2.3.2 Hybridität auf mehreren Ebenen ... 61
2.3.3 Sprachliche Darstellung der Interkulturalität ... 63
2.3.4 Identität vor dem Hintergrund des ,,Multiculturalism Act" ... 65
2.4 Zusammenfassung... 66
3 Filmanalyse von La Sarrasine... 67
3.1 Inhalt und Personenkonstellation: Ein tragischer Mordfall und die Emanzipation der 
italienischen Einwanderin Ninetta ... 68
3.2 Dramaturgie und filmische Mittel: Theatrale Elemente und Perspektivenwechsel durch 
elliptische Erzählweise ... 72
3.3 Interkulturelle Aspekte: Die Anfänge der Interkulturalität ... 77 
II
3.3.1 Emanzipation aus dem Patriarchat ... 78 
3.3.2 Ausländische Traditionen und die Reaktion darauf ... 81 
3.3.3 Phänomene der multikulturellen Gesellschaft... 88 
3.3.4 Die Abhängigkeit der Sprache vom Raum... 97 
3.4 Zusammenfassung... 101 
4 Filmanalyse von La déroute... 101 
4.1 Inhalt und Personenkonstellation: Das Familiendrama des italienischen Selfmademan 
Joe Aiello... 102 
4.2 Dramaturgie und filmische Mittel: Der Film im Film als Prolog zur Tragödie ... 106 
4.3 Interkulturelle Aspekte: Von der Darstellung der Gemeinschaft zur Darstellung einer 
Konfrontation ... 111 
4.3.1 Synkretismus aus Moderne und Tradition ... 112 
4.3.2 Sprachliche Vermischung ... 118 
4.3.3 Der Generations- und Traditionskonflikt: Joe versus Bennie ... 121 
4.4 Zusammenfassung... 136 
5 Vergleichende Zusammenführung... 137 
5.1 Problematiken... 137 
5.2 Interkulturelle Erfahrungen ... 141 
5.3 Die Wahl der Filmgenres... 142 
5.4 Paul Tanas Filme im historischen Kontext... 144 
IV Fazit und Ausblick ... 147
Literaturverzeichnis... 149
Anhang ... 154
Anhang 1: Gespräch mit Paul Tana, am 01.08.2005 ... 155 
Anhang 2: Gespräch mit Bruno Ramirez, am 28.07.2005 ... 169 
Anhang 3: Sequenzanalyse zu Caffè Italia, Montréal ... 191 
Anhang 4: Sequenzanalyse zu La Sarrasine... 194 
Anhang 5: Sequenzanalyse zu La déroute ... 203 
III
Abbildungsverzeichnis 
Abbildung 1: Italienische Immigranten... 70 
Abbildung 2: Franko-Quebecer... 70 
Abbildung 3: Beziehungen zwischen italienischen Immigranten und Franko-Quebecern ... 71 
Abbildung 4: Wichtige Personen für Giuseppes Begnadigung... 72 
Abbildung 5: Familie Aiello ... 104 
Abbildung 6: Wichtige Personen und ihre Verbindung zu Joe ... 105 
Abbildung 7: Vom Familiendrama zum Mord... 106 
(Anmerkung: Als Abbildungen sind nur selbst erstellte Diagramme aufgeführt. Zudem enthält diese Arbeit 
Filmausschnitte, die teils selbst erstellt, teils aus Quellen übernommen wurden. Ein Hinweis zur Herkunft der 
übernommenen Ausschnitte ist jeweils mit Quellenangabe gekennzeichnet. Die selbst erstellten 
Filmausschnittesind nicht explizit markiert.)  
1
I Einleitung  
Die gängige Präsentation von Interkulturalität im Film beschränkt sich zumeist auf Formen 
der Darstellung des Exotismus, in denen Interkulturalität vor allem aus der einseitigen 
Betrachtungsweise der Ausgangskultur mit Blick auf das Fremde dargestellt wird. So wird das 
Fremde meist auf Stereotypen reduziert oder durch exotisch wirkende Personen und 
Inszenierungen, wie zum Beispiel der orientalischen Umgebung in Minghellas Der Englische 
Patient,  wiedergegeben. Oft spielen europäische oder amerikanische Helden in einer 
exotisierten und für ein Publikum, das vor allem Filmproduktionen aus Hollywood gewöhnt 
ist, faszinierenden Umgebung die Hauptrollen in Filmen, die ebenfalls für eine europäische 
und amerikanische Zuschauerschaft gedreht wurden.  
Mittlerweile sind jedoch neue Themen ins Blickfeld der Interkulturalität gerückt. Durch die 
Migrationsströme des letzten Jahrhunderts und die zunehmende Globalisierung der 
Wirtschaft, haben sich multikulturelle Gesellschaften entwickelt, in denen sich ethnische 
Gruppen und kulturelle Gemeinschaften nebeneinander herausbilden, die kulturell 
interagieren. Besonders die Frage der Immigration ist für viele Staaten hochaktuell und wirkt 
sich politisch wie auch sozial aus.  
So hat sich in den letzten Jahrzehnten eine Riege von Regisseuren aus Immigrantenkulturen 
gebildet, die aus ihrer besonderen Perspektive aus der Mitte der Immigrantengruppen 
Interkulturalität filmisch neu definieren. Es kann von einer ,,filmischen Wortergreifung"
1
 von 
innen gesprochen werden, durch die diese Künstler Problematiken und Themen der 
Immigration aufgreifen und in ihren Werken umsetzen. 
Gerade die Quebecer Region, die im kanadischen Staat durch ihre französischsprachige 
Mehrheit einen besonderen Status einnimmt, beherbergt eine große Zahl an Immigranten. So 
formierte sich seit den 70er Jahren, die durch die politische Machtübernahme der 
frankophonen Mehrheit maßgebliche Veränderungen in Quebec brachten, eine Generation 
von Künstlern italienischer Herkunft. In ihren Werken schlägt sich ihre italo-quebecer 
Identität und ihre Lage als Mitglieder einer ethnischen Minderheit nieder. Zu diesen Künstlern 
gehört der Regisseur Paul Tana, der als Sohn italienischer Immigranten in seinen Filmen das 
Thema der Einwanderung und im Besonderen die Gemeinschaft der italienischen 
Immigranten in Montreal behandelt. So stellt sich die Frage, wie Tana interkulturelle 
1
 Lüsebrink, Hans-Jürgen und Dion, Robert, ,,Interkulturalität im außereuropäischen Film  am Beispiel von 
Xala (Senegal) und La Déroute (Québec)" in: Hans-Jürgen Lüsebrink und Klaus Peter Walter, (Hrsg.), 
Interkulturelle Medienanalyse- Methoden und Fallbeispiele aus den romanischen Kulturen des 19. und 20. 
Jahrhunderts, St. Ingbert, Röhrig, 2003, S. 193. 
2
Erfahrungen und Problembereiche dieser Immigrantengemeinschaft in thematischer und 
filmischer Weise darstellt.  
Im Rahmen dieser Arbeit wird diese Fragestellung auf die drei Filme Caffè Italia, Montréal, 
La Sarrasine und  La déroute des italo-kanadischen Regisseurs bezogen und anhand einer 
Analyse betrachtet. Die Besonderheit dieser Arbeit liegt in der Thematisierung der 
Immigration aus Sicht eines Regisseurs, der selbst Teil der Einwanderer ist. Auf diese Weise 
wird ein völlig neuer Bereich bearbeitet, der bis heute noch nicht Einzug in die Forschung 
erhalten hat. 
Im Mittelpunkt der Analyse werden zu diesem Zweck folgende Fragen stehen:  
Welche Problematiken und interkulturelle Erfahrungen behandelt der Regisseur in seinen 
Filmen? Wie erfolgt die filmische Umsetzung und welche Filmgenres werden dafür 
herangezogen? Inwiefern spielt der historische und gesellschaftliche Kontext Montreals eine 
Rolle in Tanas Filmen? 
Intention dieser Arbeit ist es demnach, den besonderen Blickwinkel des italo-kanadischen 
Regisseurs als Einwanderer auf die italienische Gemeinschaft in Montreal und die 
Interkulturalität, die seine Filme ausmacht, mit besonderer Berücksichtigung der filmischen 
Mittel darzulegen.  
1 Forschungsgrundlage 
Zwar ist das Thema der Interkulturalität im Film ein wissenschaftlich viel bearbeiteter Aspekt, 
jedoch beschränken sich die meisten Arbeiten auf Analysen, die Interkulturalität mit einem 
Blickwinkel von Außen betrachten. So liegt jedoch die Besonderheit dieser Arbeit in der 
Perspektive des Regisseurs, der von seiner Position innerhalb der Gemeinschaft der 
Immigranten aus das Wort ergreift. 
So betrachtet allein Summerfield (1993) in Crossing cultures through film
2
 Interkulturalität 
aus der für diese Arbeit nötigen Perspektive, sieht aber vor allem den Nutzen in 
pädagogischer Sicht. Das Medium Film dient ihr hierbei als Instrument zum interkulturellen 
Lernen. So ist ihr Werk ein didaktischer Leitfaden zum Einsatz von Film mit dem Ziel, 
Schüler und Studenten interkulturell zu sensibilisieren. 
Da keine zum Thema passende theoretische Grundlage aufzufinden war, wurde auf Werke 
zurückgegriffen, die sich mit Interkulturalität in Literatur und Theater beschäftigen. Weil vor 
allem das Theater dem Medium Film in seiner Darstellungsweise sehr nahe ist, waren 
Theorien zu erwarten, die sich auch auf den Film beziehen lassen. Dennoch stellte sich 
2
 vgl. Summerfield, Ellen, Crossing cultures through film, Yarmouth, Intercultural Press, 1993. 
3
heraus, dass sich Interkulturalität im Theater meist als Inszenierung von ,,exotischen" Stoffen 
präsentierte. Zum Beispiel beschäftigt sich Pavis (1990) vor allem in Le théâtre au croisement 
des cultures
3
  mit der Inszenierung von Interkulturalität, wobei er weniger interkulturelle 
Thematiken, sondern vor allem die Umsetzung literarischer Vorlagen aus fremden Kulturen 
durch Bühnenbild und Schauspieler beschreibt. Auch die Rolle des Zuschauers, der mit der 
Adaptation von fremden Stoffen konfrontiert wird, ist hier von Bedeutung.  
Obwohl Blioumi (2001) in Interkulturalität als Dynamik
4
 eine literarische Analyse vorschlägt, 
dient dieses Buch hier als eine der wichtigsten Forschungsgrundlagen, weil im Fokus ihrer 
Arbeit Migrationsliteratur steht. Sie stellt ein Analyseraster vor, das auch auf Filme bezogen 
werden kann und im Rahmen dieser Arbeit angewandt wird.  
Im konkreten Zusammenhang mit den analysierten Filmen wird sich vor allem auf Artikel aus 
kanadischen Filmzeitschriften sowie der kanadischen Tagespresse bezogen, die zum Teil in 
Interviews mit dem Regisseur auf seinen Hintergrund als Immigrant eingehen und die Filme 
hinsichtlich dieses Aspekts interpretieren. Nilsson-Juliens (2002) Aufsatz Irgendwie anders: 
Paul Tanas Caffè Italia, Montréal
5
  betrifft die politische Realität Kanadas und stellt die 
Frage, ob das Medium Film die Mauern des Multikulturalismus durchbrechen kann. Dabei 
steht die Frage der Darstellung des Fremden oder des Immigranten und seines Platzes in der 
Gesellschaft im Mittelpunkt. Außerdem geht er besonders auf die Person des Regisseurs, 
seine Hybridität als Immigrant und deren Verarbeitung im Film ein. 
Ebenso ist die ,,filmische Wortergreifung" von Tana als Immigrant Ausgangspunkt von 
Lüsebrinks und Dions (2003) Filmanalyse Interkulturalität im außereuropäischen Film  am 
Beispiel von Xala (Senegal) und La Déroute (Québec)
6
. Der Fokus liegt hier sowohl auf der 
sprachlichen Komponente als auch auf der Vermischung von Einflüssen des alten und neuen 
Lebens der Immigranten.  
In Sanakers (2001) Aufsatz Le Québec à l'écran: espace de rencontres et de conflits 
linguistiques. Etude sur la Sarrasine de Paul Tana
7
 lobt der Autor den kulturellen Realismus, 
durch den der Regisseur die Dreisprachigkeit der italienischen Immigranten inszeniert. Seine 
3
 vgl. Pavis, Patrice, Le théâtre au croisement des cultures, Paris, Corti, 1990. 
4
 vgl. Blioumi, Aglaia, Interkulturalität als Dynamik- Ein Beitrag zur Griechischen Migrationsliteratur seit den 
siebziger Jahren, Tübingen, Stauffenburg-Verlag, 2001. 
5
 vgl. Nilsson-Julien, Olivier, "Irgendwie anders: Paul Tanas Caffè Italia, Montréal. Zur Hybridität des 
quebekischen Kinos und der quebekischen Kultur" In: Larouche, Michel, Quebec und Kino: die Entwicklung 
eines Abenteuers, Münster, 2002. 
6
 vgl. Lüsebrink, Hans-Jürgen und Dion, Robert, ,,Interkulturalität im außereuropäischen Film  am Beispiel von 
Xala (Senegal) und La Déroute (Québec)" In: Hans-Jürgen Lüsebrink und Klaus Peter Walter, (Hrsg.), 
Interkulturelle Medienanalyse- Methoden und Fallbeispiele aus den romanischen Kulturen des 19. und 20. 
Jahrhunderts, St. Ingbert, Röhrig, 2003, S. 189-209. 
7
 vgl. Sanaker, John Kristian, ,,Le Québec à l'écran: espace de rencontres et de conflits linguistiques. Etude sur la 
Sarrasine de Paul Tana", In: Jaap Lintvelt und François Paré, Frontières flottantes - lieu et espace dans les 
cultures francophones du Canada, Amsterdam (u.a.), Rodopi, 2001, S. 231-243. 
4
Analyse betrachtet die Sprache als Vehikel zur kulturellen Identifikation und analysiert sie im 
Bezug auf die räumliche Komponente. 
Zur Filmanalyse wird sich im Folgenden auf die Artikel von Nilsson-Julien, Lüsebrink und 
Dion und Sanaker bezogen, die in diesem Bereich als Forschungsgrundlage dienen. 
2 Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit 
Da es sich bei der Untersuchung um eine Filmanalyse handelt, sind die drei erwähnten Filme 
primäre Quellen dieser Arbeit. Des Weiteren war es dank eines Stipendium des Deutschen 
Akademischen Austauschdienstes für einen Forschungsaufenthalt in Montreal möglich, 
spezielle Fragen zu den Filmen und den Thematiken in Interviews mit dem Regisseur 
(Anhang 1) und seinem Co-Drehbuchautor (Anhang 2) zu klären.  
Um kurz den Aufbau dieser Arbeit zusammenzufassen, soll zunächst die vierteilige 
Grobgliederung dieser Arbeit vorgestellt werden: nach der Einleitung folgt eine 
Dokumentation der Interkulturalität am Beispiel der italienischen Immigranten in Montreal. 
Daran schließt der Analyseteil der Filme von Paul Tana an. Abschließend wird der Mehrwert 
dieser Arbeit in einem Fazit resümiert und daraufhin ein Ausblick auf die Entwicklung der 
Quebecer Gesellschaft gegeben. 
Das Kapitel der Interkulturalität am Beispiel der italienischen Immigranten ist zweigeteilt. 
Zunächst erfolgt eine definitorische Erklärung relevanter Begriffe wie ,,Inter-", ,,Trans- " und 
,,Multikulturalität", woraufhin interkulturelle Aspekte dargestellt werden, die mit Immigration 
zusammenhängen. Hierzu gehören sprachliche Phänomene, Akkulturation sowie Integration 
und Assimilation. Auch die problematischen Aspekte der Interkulturalität, wie die Suche nach 
Identität und gesellschaftliche Konflikte, werden in diesem Abschnitt behandelt. Nach dieser 
theoretischen Heranführung an das Thema der Interkulturalität im Zusammenhang mit 
Immigration folgt die konkrete Weiterführung in einem deskriptiven Abschnitt über die 
italienische Gemeinschaft in Montreal. Wichtig erschien hierbei die geschichtliche 
Darstellung der italienischen Immigration nach Montreal, sowie Aspekte, die aktuell die 
italienische Gemeinschaft betreffen, wie die Quebecer Immigrationspolitik und die Frage der 
Identität. Diese Bereiche finden in den zu analysierenden Filmen ihre Erwähnung und sind 
aus diesem Grund von Relevanz. 
Im analytischen Part dieser Arbeit werden nach einer kurzen Vorstellung des Regisseurs und 
seines Drehbuchautors die drei Filme untersucht. Dieses Kapitel macht den größten und 
wichtigsten Teil der Arbeit aus. Zum besseren Vergleich wurde folgendes Analyseschema auf 
jeden Film angewandt: Nach einer Inhaltsangabe und der Darstellung der 
5
Personenkonstellation folgt eine Analyse hinsichtlich der Dramaturgie und der filmischen 
Mittel. Schließlich werden die interkulturellen Aspekte herausgearbeitet. Zudem fließen die 
Ergebnisse von Sequenzanalysen ausgewählter Szenen in die verschiedenen Unterkapitel ein, 
die in je einem Sequenzprotokoll (Anhang 3-5) pro Film im Anhang nachzuvollziehen sind. 
Abschließend werden die Filme in einer Zusammenführung hinsichtlich der Problematiken, 
der interkulturellen Erfahrungen, der Filmgenres und des historischen Kontextes 
gegenübergestellt und verglichen. In einem Fazit wird zuletzt das Ergebnis der Arbeit 
zusammengefasst und ein Ausblick gegeben. 
6
II Interkulturalität am Beispiel der italienischen Immigranten in 
Montreal 
1 Theoretische Aspekte 
Für eine Vorstellung der Thematik müssen zunächst einige theoretische Aspekte der 
Immigration erörtert werden. Zu diesem Zweck wird im folgenden Kapitel eine definitorische 
Einführung gegeben, sowie die Entstehung der Interkulturalität  durch Immigration erklärt. 
Abschließend wird auf Problematiken eingegangen, die durch das Phänomen der Immigration 
entstehen.  
1.1 Definitorische Einführung 
Im Folgenden soll das Begriffspaar der ,,Interkulturalität" und ,,Hybridität" definiert, sowie 
von den Begriffen ,,Multikulturalität" und ,,Transkulturalität" abgegrenzt werden.  
1.1.1 Begriffserklärung ,,Interkulturalität" und ,,Hybridität" 
Beim Begriff der ,,Interkulturalität" handelt es sich um die Überschreitung einer Grenze 
zwischen zwei Gruppen, aus der ein neuer gemeinsamer Raum, eine Art Schnittmenge, 
geschaffen wird.
8
 Bleicher wendet dieses Konzept auf literarische Texte an und folgert 
daraus, dass die eigene Kultur nicht ausnahmslos aus eigenen Elementen besteht, sondern 
auch aus fremden Einflüssen.
9
 Interkulturalität richtet somit die Aufmerksamkeit auf den neu 
geschaffenen Raum zwischen verschiedenen Kulturen.
10
Während interkulturelle Kommunikation eine kommunikative Beziehung zwischen 
unterschiedlichen Kulturen in verbaler, non-verbaler und medialer Form ist
11
, zeichnet sich 
Interkulturalität laut Lüsebrink durch vier verschiedene Phänomene aus: Phänomene von 
zwischenkultureller Natur, die nicht im Rahmen einer Kommunikation ablaufen, Phänomene 
der Sprachmischung (zum Beispiel Kreolsprachen), Formen der Kulturmischung wie zum 
Beispiel im kulturellen Synkretismus von Kleidung (Afrolook) oder Musik (Reggae). 
Letztlich zählt er Prozesse der kreativen Integration von Elementen fremder Kulturen zu den 
Phänomenen der Interkulturalität, die sich im kulturellen Bereich, wie zum Beispiel in der 
8
 vgl. Stefan Rieger, Schamma Schahadat und Manfred Weinberg, zit. nach Blioumi, Aglaia, S. 89. 
9
 vgl. Thomas Bleicher, zit. nach Blioumi, Aglaia, S. 91. 
10
 vgl. Blioumi, Aglaia, S. 92. 
11
 vgl. Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation. Interaktion, Fremdwahrnehmung, 
Kulturtransfer. Stuttgart (u.a.), Verlag J.B. Metzler, 2005, S. 13. 
7
Literatur, durch die Rezeption fremdkultureller Werke manifestiert.
12
 Laut Lüsebrink sind die 
Begriffe ,,Interkulturalität" und ,,Hybridität" synonym, wobei vor allem in der neueren 
Forschung Termini wie ,,Hybridität", ,,Hybridisierung" und ,,kultureller Synkretismus" zu 
finden sind.
13
 Sie unterscheiden sich durch feine Nuancen, beschreiben jeweils verschiedene 
Formen der Kulturmischung, weisen aber als Gemeinsamkeit ,,die kreative Verbindung und 
Verschmelzung von Elementen aus unterschiedlichen Kulturen, häufig als Konsequenz 
unmittelbarer interkultureller Kontakte" auf.
14
 Der Begriff ,,Métissage" hingegen, ein weiteres 
Synonym für ,,Interkulturalität", stammt aus dem portugiesischen Sprach- und Kulturraum des 
16. Jahrhunderts und ist kolonial belastet.
15
 So wird in der neueren postkolonialen 
Kulturtheorie der Begriff ,,Hybridität" bevorzugt.
16
Der Term ,,Hybridität" beschreibt laut Bronfen und Marius eine ,,Vermischung von 
Traditionslinien oder von Signifikantenketten" und verknüpft somit unterschiedliche Diskurse 
und Technologien, die ,,durch Techniken der collage, des samplings, des Bastelns"
17
 zustande 
gekommen sind. 
Hierbei gilt es, Brüche, Übergänge und Metamorphosen zu erörtern.
18
 Hybridität ist jedoch 
für das Individuum vor allem als persönlicher Nutzen zu sehen. Das kulturell Hybride sei laut 
Barlowen von Constantin als Stärke und nicht als Schwäche der Persönlichkeit zu verstehen.
19
Ausschlaggebend sei dabei, das Fremde in sich selbst festzustellen und zu akzeptieren. So 
würde sich eine interkulturelle Identität bilden. Wichtig sei dabei, eine gewisse Dynamik und 
den Wandel zuzulassen, die das starre Verharren auf dem Gegensatz zwischen Fremdem und 
Eigenem ablösen.
20
 Hybridität erfährt dadurch eine Aufwertung und drückt sich beim 
Individuum durch das Bewusstsein über die ständige Veränderung und den Facettenreichtum 
seiner Identität aus.
21
 Im Kollektiv kann Hybridität durch ,,die Anerkennung des kulturellen 
Pluralismus" ausgedrückt werden. So unterscheidet Blioumi ,,Interkulturalität" und 
,,Hybridität", indem sie letzteres auf Identitäten bezieht, ,,Interkulturalität" jedoch als 
Oberbegriff für ,,den Zwischenraum bei der Überlappung von Kulturen"
22
 sieht. So kann zum 
Beispiel im Rahmen der Immigration von hybriden Identitäten die Rede sein, wenn 
12
 vgl. Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 14. 
13
 vgl. ebd., zit. nach: Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 14. 
14
 Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 14. 
15
 vgl. François Laplantine und Alexis Nouss zit. nach Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, 
S. 14. 
16
 vgl. Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 15. 
17
 Elisabeth Bronfen und Benjamin Marius, zit. nach Blioumi, Aglaia, S. 94. 
18
 vgl. Blioumi, Aglaia, S. 94. 
19
 vgl. Constantin von Barlowen, zit. nach Blioumi, Aglaia, S. 93. 
20
 vgl. Blioumi, Aglaia, S. 93/94. 
21
 vgl. ebd., S. 95. 
22
 ebd. 
8
Einwanderer nach längerem Aufenthalt in der neuen Heimat neue Elemente aufnehmen und 
diese sich mit ihrer ursprünglichen Identität mischen. Da sich dieser Vorgang jedoch nicht nur 
als Bereicherung, sondern auch in Verwirrung der Immigranten angesichts ihrer Identitäten 
aufgefasst wird, kann es zu einem Identitätskonflikt kommen, der noch unter dem Kapitel der 
Problematiken genauer betrachtet wird.  
1.1.2 Abgrenzung von ,,Multikulturalität" und ,,Transkulturalität" 
Allgemein definiert Lüsebrink ,,Multikulturalität" als ,,das Nebeneinander verschiedener 
Kulturen (im anthropologischen Sinn) innerhalb eines sozialen Systems (meistens einer 
Nation)"
23
 und ergänzt diese Definition nach Mintzel, der in den 60er Jahren den Begriff der 
,,Multikulturellen Gesellschaft" prägte. Mintzel beschreibt ,,Multikulturalität" als ,,vielfältige 
kulturelle Differenziertheit"
24
 einer Gesellschaft, die, entweder friedlich oder im Widerstreit, 
nebeneinander oder miteinander existiert.
25
 Das Phänomen der Multikulturalität erweitert eine 
Gesellschaft nicht nur zahlenmäßig, so Bastenier, sondern auch um die Verschiedenheit der 
Herkunftsländer ihrer Mitglieder. Da durch die Migrationsströme im Laufe des vergangenen 
Jahrhunderts die multikulturelle Gesellschaft zur Realität vieler Länder geworden ist, könne 
von einer ,,sorte de cosmopolitisme de masse"
26
 gesprochen werden, die der Modernität eine 
multikulturelle Dimension verleiht.
27
Es können weiterhin drei Modelle der multikulturellen Gesellschaft unterschieden werden: 
Das assimilationistische Modell, das Apartheid-Modell und das polyzentrische Modell.  
So bemühen sich Gesellschaften im assimilationistischen Modell, Minderheiten oder 
Einwanderer kulturell anzupassen. Als Variation davon geht das integrative Modell von einer 
längeren Eingewöhnungszeit aus und räumt im Besonderen Einwanderern Sonderrechte ein. 
Im Gegensatz dazu grenzt ein Staat im Apartheid-Modell, wie zum Beispiel in Südafrika vor 
1995, kulturelle Gruppen durch Abschottung und Ghettoisierung aus. Unterschiede wie 
Hautfarbe und Herkunft sind nicht zu überwinden und eine ethnische Rangordnung begrenzt 
die sozialen Chancen. Schließlich existieren im polyzentrischen Modell verschiedene 
Kulturen gleichberechtigt nebeneinander, wie zum Beispiel teilweise in der Schweiz, Belgien 
und Kanada.
28
23
 Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 16. 
24
 ebd., S. 17. 
25
 vgl. ebd., S. 16/17. 
26
 Bastenier, Albert, ,,Intégration des immigrés ou réintégration dans la société?", In: Yannick Resch, Définir 
l'intégration? Perspectives nationales et représentations symboliques, Montreal, XYZ, 2003, S. 64. 
27
 vgl. ebd. 
28
 vgl. Claus Leggewie, zit. nach: Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 17. 
9
Während ,,Multikulturalität" auf die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit abzielt, steht der Begriff 
,,Transkulturalität" besonders für Individuen und ihre Identität. Transkulturalität bezeichnet 
Identitäten als plural kulturell und erklärt diesen Zustand als Ergebnis kultureller 
Verflechtung.
29
 Laut Wägenbaur sind dank Transkulturalität multilaterale Beziehungen und 
Kulturaustausche möglich. Des Weiteren bezeichnet er Transkulturalität als ,,Modell der 
kulturellen Dynamik"
30
: Differenzen werden von den verschiedenen Gruppen ohne weitere 
Reflexion aufgenommen
31
, der Gegensatz von Eigenem und Fremden überwunden und nicht 
mehr als starrer Zustand, sondern als fließend aufgefasst.
32
 Ramirez bestätigt diese These und 
unterstreicht, dass die Vorsilbe ,,trans" besonders das Überschreiten eines kulturellen Raumes 
bedeutet, durch das neue dynamische Zustände geschaffen werden.
33
Sowohl Multikulturalität als auch Transkulturalität stehen mit der interkulturellen 
Kommunikation und Phänomenen der Interkulturalität in enger Verbindung, so Lüsebrink. 
Als Beispiel nennt er den Kontakt zwischen Immigranten und Hegemonialkultur im 
nationalstaatlichen Rahmen oder interkulturelle Phänomene wie Sprachmischung und Code-
Switching, auf die noch im Weiteren eingegangen wird.
34
1.2 Interkulturalität durch Immigration 
Durch Immigration siedeln sich ethnische und kulturelle Minoritäten in einer fremden 
Hegemonialkultur an. Im Laufe der Zeit entwickeln sich durch den Kontakt der verschiedenen 
Gruppen Phänomene, die einerseits die Einwanderer betreffen und sich andererseits auf die 
Hegemonialkultur auswirken. Im Weiteren werden einige dieser Phänomene besprochen, die 
die sprachliche Dimension, die kulturelle Transformation der Akkulturation und die 
Eingliederung in die neue Kultur im Rahmen der Integration betreffen.  
1.2.1 Sprachliche Phänomene der Interkulturalität 
Als eines der wichtigen Felder der Immigration ist die sprachliche Dimension zu betrachten. 
Um in einem neuen Land Fuß zu fassen, ist es für Einwanderer vor allem wichtig, so schnell 
wie möglich die Landessprache zu erlernen. Da selbstverständlich die Muttersprache 
gleichzeitig nicht verloren geht, existieren zwei Sprachen nebeneinander und bilden einen 
Bilingualismus. Genauso ist es ebenfalls möglich, dass mehrere Sprachen aufeinander treffen, 
29
 vgl. Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 17. 
30
 Thomas Wägenbaur, zit. nach: Blioumi, Aglaia, S. 90. 
31
 vgl. ebd., zit. nach: Blioumi, Aglaia, S. 90. 
32
 vgl. Blioumi, Aglaia, S. 90. 
33
 vgl. Bruno Ramirez, Anhang 2, S. 170. 
34
 vgl. Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 18.  
10
wie es zum Beispiel in zweisprachigen Städten wie Montreal oder Barcelona der Fall ist, wo 
sich durch die Sprache des Immigranten ein Trilingualismus entwickelt und die Diskussion 
um plurilinguale Gesellschaften entfacht. 
Multilinguale
35
 Staaten sind keine Rarität, sondern stellen eine gewöhnliche Situation dar. 
Laut Leclerc wird von einem multilingualen Staat gesprochen, sobald zwei oder mehr 
Sprachen von mindestens 10% der Bevölkerung gesprochen werden. Weltweit gesehen sind 
nur 38 von 197 Staaten einsprachig. Folglich stellen knapp 75% der Staaten, deren Bürger 
insgesamt 91% der Weltbevölkerung ausmachen, eine multilinguale Situation dar. Aus 
diesem Grund ist Quebec linguistisch gesehen keine Besonderheit.
36
Um den Begriff des Bilinguismus zu definieren, muss zwischen seinen verschiedenen 
Ausprägungen differenziert werden: Von individuellem Bilinguismus ist die Rede, sobald 
eine Person zwei Sprachen beherrscht. Der soziale Bilinguismus bezeichnet die 
Zweisprachigkeit mehrerer Individuen einer Gruppe. Letztlich stellt der staatliche 
Bilinguismus die Zweisprachigkeit im offiziellen und staatlichen Bereich dar, wobei die 
Bewohner dieses Staates nicht unbedingt zweisprachig sein müssen.
37
 Grundsätzlich ist ein 
einsprachiges Staatsgebilde aus folgenden Gründen vorzuziehen: einsprachig organisierte 
Länder sind wirtschaftlich produktiver
38
, bilden leichter ein Nationalgefühl im Bewusstsein 
seiner Einwohner aus und sind einfacher bürokratisch koordinierbar.
39
 Um sich diese Vorteile 
zunutze zu machen, erheben Staaten eine bestimmte Sprache zur Nationalsprache. In diesen 
Fällen kommt es zur ,,Diglossie". Laut Ferguson, der diesen Begriff als erster prägte, bestehen 
zwei Sprachen nebeneinander, wobei aber, im Gegensatz zum Bilingualismus, eine Hierarchie 
zwischen diesen Sprachen besteht.
40
 Das Wort ,,glossa" kommt aus dem Griechischen und 
bedeutet ,,Sprache", der Präfix ,,di" deutet auf einen Konflikt zwischen diesen Sprachen hin. 
So wird die übergeordnete Sprache in geschriebener, formeller Form und in der Schule 
benutzt, die untergeordnete für alltägliche Unterhaltungen. Dabei ist die Unterscheidung 
zwischen übergeordneter und untergeordneter Sprache sehr konkret: in einer öffentlichen 
Ansprache würde die untergeordnete Sprache lächerlich klingen, genauso wie die 
übergeordnete in Alltagsgesprächen wie beim Bäcker oder auf dem Markt. Im Allgemeinen 
wenden sich Eltern in der untergeordneten Sprache an ihre Kinder, so dass diese 
35
 Anm.: Die Begriffe ,,Multilingualität" und ,,Plurilingualität" sind als identisch aufzufassen. Jedoch wird 
,,Multilingualität" zur Charakterisierung von Staaten und ,,Plurilingualität" zur Charakterisierung von 
Gesellschaften und ihrer Individuen benutzt. 
36
 vgl. Jacques Leclerc, zit. nach: (anonym), Langes en contact: Multilinguisme et diglossie, 
http://wwwens.uqac.ca/~flabelle/socio/diglossie.htm, aufgerufen am 18.12.05. 
37
 vgl. (anonym), Langes en contact: Multilinguisme et diglossie. 
38
 vgl. J. Pool, zit. nach: (anonym), Langes en contact: Multilinguisme et diglossie. 
39
 vgl. (anonym), Langes en contact: Multilinguisme et diglossie. 
40
 vgl. Charles Ferguson, zit. nach: (anonym), Langes en contact: Multilinguisme et diglossie. 
11
Sprachvariante zur Muttersprache wird. Die übergeordnete Sprache wird in der Schule 
erlernt.
41
 Als Beispiel für eine diglossische Situation gelten die Quebecer Verhältnisse der 
50er und 60er Jahre, in denen laut Lieberson das Englische die Sprache der einflussreichen 
Geschäftswelt und das Französische die der Dienstleister war.
42
Während Ferguson von Diglossie als Konfliktzustand ausgeht, steht bei Boyer der friedliche 
Aspekt der Zweisprachigkeit im Vordergrund. Meist komme Zweisprachigkeit im Gespräch 
zwischen zwei Personen vor und fördere dadurch eine Annäherung der Sprachen.
43
 Hierfür 
führt er das diglossische Beispiel der allemannischen Schweiz an, in der mehrere Sprachen 
koexistieren ohne in Konflikt zu geraten.
44
 Matthey und De Pietro stellen sich die Frage, ob 
eine plurilinguale Gesellschaft möglich ist und stützen sich zur Beantwortung dieser Frage auf 
die Recherchen von Lüdi und Py (im Weiteren wird diese Forschungsgruppe als ,,Corpus 
Bâle-Neuchâtel" aufgeführt), die Konversationen von deutsch-, italienisch- und 
spanischsprachiger Einwanderern mit anderssprachigen Gesprächspartnern (meist 
französisch- oder deutschsprachig) betrachtet haben
45
. Sprachliche Vorkommnisse sind in 
diesem Zusammenhang zum Beispiel die Wortneuschöpfung, ,,le néocodage", und 
transkodische Markierungen, ,,les marques transcodiques"
46
Unter ,,néocodage" verstehen Matthey und De Pietro die Schöpfung neuer Wörter aus dem 
Repertoire der Muttersprache und dem der fremden Sprache. So werden Formen und Wörter 
geschaffen, die in keiner der beiden Sprachen ursprünglich existieren. Sie können durchaus 
nur für den Zeitraum einer Konversation bestehen oder ebenso auf längerem Zeitraum 
erhalten bleiben.
47
 Beispielsweise verwendeten in einer Studie von Grosjean und Py 
spanischsprachige Einwanderer im französischsprachigen Teil der Schweiz für den Ausdruck 
,,Post" nicht mehr das spanische ,,correos", sondern ,,posta", eine Wortneuschöpfung, die so 
auch nicht im Französischen vorkommt.
48
Der Begriff der ,,transkodischen Markierungen" umfasst alle sprachlichen Phänomene, die 
von einer Zwei- oder Mehrsprachigkeit des Sprechers zeugen. Darunter fallen zum Beispiel 
der anderen Sprache entliehene Worte, die in den Satz eingebaut werden
49
: ,,Il faut dire une 
41
 vgl. (anonym), Langes en contact: Multilinguisme et diglossie. 
42
 vgl. Stanley Lieberson, zit. nach: (anonym), Langes en contact: Multilinguisme et diglossie. 
43
 vgl. Henry Boyer, zit. nach: Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, ,,La société plurilingue: utopie 
souhaitable ou domination acceptée?", In: Henri Boyer, Plurilinguisme: ,,contact" ou ,,conflit" de langues?, 
Paris (u.a.), L'Harmattan, 1997, S. 134. 
44
 vgl. Georges Lüdi, zit. nach: Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, S. 135. 
45
 vgl. Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, S. 135. 
46
 ebd., S. 150. 
47
 vgl. ebd. 
48
 vgl. François Grosjean und Bernard Py, zit. nach: Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, S. 151. 
49
 vgl. Georges Lüdi, zit. nach: Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, S. 152. 
12
chose c'est que Bâle est peut-être un Sonderfall"
50
 Wenn diese Ausleihungen mehrere Worte 
betreffen, ist die Rede von ,,code-switching", wie zum Beispiel im folgenden Satz: ,,Erano 
persino al porto dans des containers non so forse non li conoscono mais i containers ... voi 
sapete cosa sono?"
51
. Schließlich ist von Sprachwechsel die Rede, wenn der Wechsel sich 
über mehrere Sätze hinzieht.
52
 Als Beispiel kann der folgende Wechsel zwischen Französisch 
und Schwyzertütsch genannt werden: 
Sprecher A: On va se mettre à parler schwyzertütsch ond eh gseen'ich au mer chönd au alli  
Sprecher B: jo  
Sprecher A: so dass mer au vo de Sprach her ohni witeres chönd wächsle.
53
Wie das Schweizer Beispiel belegt, ist eine Koexistenz mehrerer Sprachen auch ohne 
Konflikte möglich. Aus dieser Koexistenz bilden sich verschiedene Formen der 
Sprachmischung, die sich zum Beispiel im Sprachgebrauch von Immigranten wieder finden 
lassen. 
1.2.2 Akkulturation  
Nach jahrelangem Aufenthalt in einer neuen Heimat, möchten viele Ausländer nicht mehr als 
Immigranten bezeichnet werden. Dennoch drückt sich oft ihre Herkunft durch 
Sprachbarrieren sowie kulturelle und mentale Unterschiede aus. Im Laufe der Zeit 
übernehmen Immigranten jedoch kulturelle Eigenheiten des fremden Landes, was allgemein 
als Akkulturation bezeichnet wird. Als eine der ersten Definitionen dieses Bereichs kann die 
Erklärung von Redfield, Linton und Herskovitz aus dem Jahre 1936 gegeben werden: 
,,Acculturation comprehends those phenomena which result when groups of individuals 
having different cultures come into continuous first-hand contact, with subsequent changes in 
the original culture patterns of either or both groups."
54
 Wenn Immigranten ihre eigene Kultur 
und zur ansässigen Kultur verschiedene Werthaltungen in die neue Heimat mitbringen, 
machen sich nach einer gewissen Zeit Veränderungen bemerkbar, die teils selbständig, teils 
von der Umwelt festgestellt werden.
55
Schmitt-Rodermund bezeichnet Akkulturation als einen Sammelbegriff für Prozesse und ihre 
Ergebnisse, die sich durch den Transfer eines Individuums in einen anderen kulturellen 
50
 Corpus Bâle-Neuchâtel, zit. nach: Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, S. 151. 
51
 ebd., zit. nach: Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, S. 151. 
52
 vgl. Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, S. 152. 
53
 Corpus Bâle-Neuchâtel, zit. nach: Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, S. 152. 
54
 Robert Redfield, Ralph Linton und Melville Herskovits, zit. nach: Schmitt-Rodermund, Eva, Akkulturation 
und Entwicklung  Eine Studie unter jungen Aussiedlern, Weinheim, Beltz, 1997, S. 34. 
55
 vgl. Schmitt-Rodermund, Eva, S. 34. 
13
Kontext ergeben. Ein Immigrant kann sich zum Beispiel im Bezug auf Einstellung und 
Verhalten verändern oder eine neue Identität annehmen.
56
Abou betrachtet die Akkulturation aus einer psychologischen Sicht und teilt diese in zwei 
verschiedene Formen auf: die der erwünschten Akkulturation und der erzwungenen.  
Der Begriff der erwünschten Akkulturation kann aus zwei Perspektiven betrachtet werden. 
Einerseits wird Akkulturation als freiwillig bezeichnet, wenn das Individuum aus freien 
Stücken Teile und Elemente der fremden Kultur annimmt. Ebenfalls ist bei diesem Vorgang 
die Tatsache wichtig, dass die kulturelle Anpassung sich ohne Absorption der alten 
kulturellen Eigenheiten vollzieht und dadurch die frühere Identität verloren geht. Dieser Fall 
gilt für Immigranten, die die Möglichkeit haben, ihr eigenes Kulturgut so lange zu behalten, 
wie sie es benötigen, um schließlich Werte und Eigenschaften der neuen Kultur zu 
integrieren.
57
Doch erwünschte Akkulturation muss nicht unbedingt freiwillig sein. Ein Beispiel hierfür ist 
der Imperialismus des 19. und 20. Jahrhunderts, als Kolonialmächte der eroberten 
Bevölkerung ihre Kultur vorschrieben. Abou relativiert jedoch für diesen Ansatz den reinen 
Kolonisationsgedanken und spricht von einem Modell, das, trotz geplanter 
Akkulturationsmaßnahmen, auf die kulturellen Eigenheiten der Kolonialisierten eingeht. So 
sei von Seiten der Kolonialisierten ein Verständnis für die Vorteile der Akkulturation 
entstanden, sodass sie kulturelle Elemente der dominierenden Kultur in den eigenen 
kulturellen Kontext eingebaut hätten. Diese neuen Inhalte seien uminterpretiert, mit den alten 
Vorstellungen gekoppelt und von folgenden Generationen weiter getragen worden.
58
Eine Akkulturation, die keinen Platz für die kulturellen Eigenheiten der autochthonen 
Gesellschaft lässt, wird als erzwungen bezeichnet. Es kann sogar von Ethnozid die Rede 
sein.
59
 Da diese Form der Akkulturation jegliche vorherige Form der dominierten Kultur 
auslöscht, wird sie auch als Dekulturation bezeichnet.
60
 Als Gegenwehr gegen die 
erzwungene Akkulturation widersetzen sich die Individuen der dominierten Kultur in der 
Gegen-Akkulturation den aufdoktrinierten Werten.
61
Abou fasst zusammen, dass eine Akkulturation besser gelingt, wenn sie aus freiem Willen und 
nicht erzwungen vor sich geht.
62
 Aus unfreiwilligen Kulturtransfers würden negative 
56
 vgl. Schmitt-Rodermund, Eva, S. 35. 
57
 vgl. Abou, Sélim, Psychopathologie de l'acculturation, Québec, Centre International de Recherche sur le 
Bilinguisme, 1984, S. 15. 
58
 vgl. ebd., S. 13. 
59
 vgl. ebd., S. 9. 
60
 vgl. ebd., S. 11. 
61
 vgl. ebd. 
62
 vgl. ebd., S. 8. 
14
Verhaltensweisen wie Hass und Aggression entstehen, sowie sich der Widerwille der 
dominierten Person im Verlust des Selbstvertrauens oder in Minderwertigkeitsgefühlen 
ausdrücken.
63
Um abschließend zur Immigration zurückzukehren, ist Akkulturation ein natürlicher Prozess 
der Einwanderung, durch den sich die Neuankömmlinge langsam an ihr Umfeld gewöhnen, 
die kulturellen Werte und Eigenheiten der Wahlheimat nach und nach in sich aufnehmen und 
mit ihrer eigenen Kultur vermischen. Im allgemeinen Sprachgebrauch findet sich oft der 
Ausdruck ,,Verwurzelung", durch den der Immigrant sinnbildlich zur Pflanze wird. Er will in 
der neuen Erde Wurzeln schlagen und sich dort wohl fühlen. Dabei können im Laufe der Zeit 
Werte und Traditionen der alten Heimat verloren gehen oder sich transformieren.  
1.2.3 Integration und Assimilation 
Ein weiteres Phänomen der Immigration ist die Integration der Einwanderer in das soziale 
Gefüge eines Staates oder einer Gruppe. Reinhold definiert ,,Integration" wie folgt: 
Integration ist die ,,Eingliederung eines Individuums in eine soziale Gruppe bei gleichzeitiger 
Anerkennung als Mitglied."
64
 Er unterscheidet zwischen verschiedenen Arten der Integration. 
So verinnerlicht der Immigrant bei der normativen Integration Normen und Werte eines 
sozialen Systems. Bei der politischen Integration wird von staatlicher Seite versucht, 
unterschiedliche Gruppen zu einem gesamtgesellschaftlichen System zu verbinden. Dabei 
sollen faktische und normative Unterschiede aufgehoben und verschiedenen Interessen eine 
gemeinsame Richtung gegeben werden.
65
 Im Rahmen der sozialen Integration soll dagegen 
einzelnen Personen eine Position und Funktion in der Gesellschaft zugewiesen werden, wobei 
diese Positionen im sozialen Gebilde von einander abhängig und aufeinander bezogen sind, 
sodass sie ein Ganzes bilden.
66
Laut dem Sozialforscher Esser handelt es sich bei Integration um ein System im 
Gleichgewicht. Dabei muss jedoch zwischen Sozialintegration und Systemintegration 
unterschieden werden.
67
 Unter der Sozialintegration von Einwanderern versteht man die 
Eingliederung der Personen oder einer Gruppe von ihnen in ein soziales Gefüge. Diese 
Sozialintegration hat zwei Dimensionen: die personale und die individuell-relationale Ebene. 
In der personalen Dimension drückt sich die Zufriedenheit des Immigranten mit seiner 
63
 vgl. Abou, Sélim, S. 14. 
64
 Gerd Reinhold, zit. nach: Matkovi
, Mihael, Assimilation als Form der Eingliederung von Migranten: Eine 
theoretische und empirische Analyse der Assimilation, Fachhochschule Ravensburg-Weingarten, Diplomarbeit, 
2004, S. 2.  
65
 vgl. ebd., zit. nach: Matkovi
, Mihael, S. 3/4. 
66
 vgl. ebd., zit. nach: Matkovi
, Mihael, S. 4. 
67
 vgl. Hartmut Esser, zit. nach: Matkovi
, Mihael, S. 11. 
15
Aufnahme im Zielland aus. So steht gelungene Sozialintegration für eine erfolgreiche 
Eingliederung und Überwindung der einwanderungsbedingten Probleme. Eine Ausgrenzung 
sowohl von Seiten der Herkunfts- als auch Aufnahmegesellschaft wird verhindert. In der 
individuell-relationalen Dimension spiegelt sich die regelmäßige und gewollte 
Kontaktaufnahme zwischen Einwanderern und ansässigen Bürgern des Aufnahmelandes 
wider. 
Die Systemintegration bezeichnet die Eingliederung in die Aufnahmegesellschaft und besitzt 
eine kollektive Dimension. Durch diese Dimension wird das Gleichgewicht zwischen 
verschiedenen Untergruppen in einer Gesellschaft beschrieben, wobei die einzelnen 
Untergruppen nicht aneinander angeglichen werden, sondern ihre Partikularitäten behalten 
können.  
Sozial- und Systemintegration seien, so Esser, jedoch nicht abhängig voneinander. Es könne 
eine hohe Systemintegration, also ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen 
Untergruppen, bestehen, ohne dass die Immigrantengruppen in die Aufnahmegesellschaft 
sozialintegriert sind. Das Gleiche gelte im umgekehrten Fall, wenn trotz hoher 
Sozialintegration der einzelnen Gruppen die Systemintegration nicht funktioniere. Als 
Beispiel ist hier der Zerfall des ehemaligen Jugoslawien anzuführen.
68
Während bei einer Integration von Einwanderern möglichst ihre Eigenheiten erhalten bleiben 
sollen, ist die Assimilation eine Form von Eingliederung, durch die diese Eigenheiten 
verloren gehen.  
Allgemein kann ,,Assimilation" als die ,,Angleichung eines Individuums oder einer Gruppe an 
die soziale Umgebung durch Übernahme ähnlicher Verhaltensweisen und Einstellungen"
69
bezeichnet werden. Während dieses Prozesses übernehmen Immigranten oder Minderheiten 
Normen, Werte und Verhaltensmuster der Hegemonialkultur.
70
 Laut Mintzel handelt es sich 
hier um einen langwierigen Prozess, der entweder nur von Seiten der Immigranten oder durch 
Beeinflussung der Hegemonialkultur stattfinden kann. Als Resultat der Assimilation kann von 
einem Schwinden des Zugehörigkeitsgefühls zur einstigen Herkunftsgruppe die Rede sein. Da 
dieser Prozess des Angleichens über mehrere Generationen abläuft, kann es zu Konflikten 
zwischen den Vertretern der einzelnen Altersgruppen kommen.
71
Nach jahrelangem Aufenthalt in einer neuen Heimat, ist eine Assimilation der Immigranten 
oft unumgänglich. Das Umfeld beeinflusst den Menschen so sehr, dass er sich automatisch 
anpasst. Dieser Vorgang und auch der langsame Verlust der früheren heimatlichen Werte sind 
68
 vgl. Hartmut Esser, zit. nach: Matkovi
, Mihael, S. 12. 
69
 Werner Fuchs-Heinritz, zit. nach: Matkovi
, Mihael, S. 5. 
70
 vgl. Gerd Reinhold, zit. nach: Matkovi
, Mihael, S. 5. 
71
 vgl. Alf Mintzel, zit. nach: Matkovi
, Mihael, S. 10. 
16
Immigranten bewusst, so dass sie wenigstens versuchen, aus diesem Vorgang zu profitieren 
und ihre Aufnahmegesellschaft zu verändern.
72
So kann unter Integration der erwünschte Zustand der Eingliederung von Immigranten 
verstanden werden, unter Assimilation aber ein unvermeidbarer Prozess, durch den die 
Einwanderer zwar der fremden Gesellschaft näher kommen, dabei jedoch einen Teil ihrer 
Kultur verlieren.   
1.3 Problematische Aspekte der Interkulturalität 
Immigration bringt nicht nur friedliche Veränderungen in der Gesellschaft mit sich, sondern 
kann auch zu Konflikten führen. Der Schwebezustand zwischen alter und neuer Heimat kann 
für den einzelnen Immigranten Unsicherheit in puncto Identität bedeuten. Von 
gesellschaftlicher Seiten ist ebenfalls nicht immer ein Empfang mit offenen Armen zu 
erwarten. Im Folgenden sollen diese problematischen Punkte besprochen werden. 
1.3.1 Identitätskonflikt 
Auf theoretischer Ebene ist der Begriff der ,,Identität" leicht zu definieren. Man kann vom 
Zugehörigkeitsgefühl zu einer Nation oder einer Gruppe sprechen. Betrachtet man jedoch 
diese Definition genauer, fällt auf, dass die Erklärung nicht das ganze Spektrum von Identität 
abdeckt. Faktoren wie Geschlecht, ethnische Herkunft, sowie geschichtliche Ereignisse 
beeinflussen die Identitätsbildung, die durch Konstruktion, Affirmation oder durch bewusste 
Reflexion angeeignet wird. Weiterhin ist der Einfluss der sozialen Gruppe nicht zu 
unterschätzen, die dem Individuum das kulturelle Gedächtnis und Orientierung vermittelt.
73
Wird ein Mensch in eine fremde Kultur verpflanzt, wie es durch Immigration der Fall ist, 
transformiert sich die Selbsteinschätzung ,,von einem kulturellen Zustand zu einer 
interkulturellen Dynamik"
74
. Eine solche interkulturelle Identität zeichnet sich durch 
Flexibilität aus, indem die Person durch Prozesse der Akkulturation für fremde Kulturen 
offener wird.
75
Auch Sprache und Sprachwahl je nach Situation und Gesprächspartner zeichnen Teile der 
Identität aus, die im Gespräch zum Vorschein kommt.
76
 Indem ein Mensch situations- und 
72
 vgl. Paul Lefebvre, zit. nach: L'Hérault, Pierre, ,,L'intervention italo-québecoise dans la reconfiguration de 
l'espace identitaire québécois", In: Carla Fratta und Elisabeth Nardout-Lafarge, Italies imaginaires du Québec, 
S. 193. 
73
 vgl. Aleida Assmann, zit. nach: Blioumi, Aglaia, S. 93. 
74
 Blioumi, Aglaia, S. 93. 
75
 vgl. Constantin von Barlowen, zit. nach: Blioumi, Aglaia, S. 93. 
76
 vgl. Robert Le Page und Andrée Tabouret-Keller, zit. nach: Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, 
S. 162. 
17
gesprächspartnerbedingt seine Sprachwahl ändert, wird der Facettenreichtum seiner Identität 
offensichtlich.
77
 Gleichzeitig kann es für den Sprecher schwierig werden, diese eigene 
Identität, die in hohem Maße von verschiedenen Einflüssen durchkreuzt ist, eindeutig zu 
definieren. Sowohl im sprachlichen, als auch kulturellen Bereich fließen neue und alte 
Einflüsse zusammen. So kann es zum Konflikt für den Immigranten kommen, wenn er nicht 
mehr identifizieren kann, welcher Gruppe er sich angehörig fühlt. Denn wie Tana zum Thema 
der italienischen Immigranten in Montreal bemerkt, führe die Tatsache, einerseits Italiener, 
andererseits Quebecer zu sein, zum Gefühl, keiner Gruppe wirklich anzugehören. Nach der 
Vorführung von Caffè Italia, Montréal im Rahmen eines Dokumentarfilmseminars in Ontario 
konnten sich Immigranten verschiedener Herkunft mit dem gleichen Problem identifizieren 
wie die Montrealer Italiener.
78
 Es scheint sich also um eine universelle Problematik der 
Immigration zu handeln.  
Im sprachlichen Bereich kann sich dieser Konflikt entweder durch Ablehnung gegen gewisse 
sprachliche Einflüsse oder den Hang zur übertriebenen Korrektheit manifestieren. Alber und 
Oesch-Serra beobachten bei einem Gespräch zwischen erster und zweiter Generation von 
Immigranten, wie die Tochter ihre Mutter korrigiert, als sie eine falsche grammatikalische 
Form benutzt.
79
 Matthey und De Pietro unterstreichen, dass sich die Tochter in diesem Fall 
nicht um die Wahl der Sprache kümmert, sondern die Tatsache kritisiert, dass sich die 
Sprachen mischen und eine ,,expression métissée, impure"
80
 dabei entsteht. Nach Kielhöfer 
weise diese Reaktion auf eine Art Schuldgefühl in Bezug auf die Mischung von Sprachen hin, 
die selbst in Familien anzutreffen sei, die sich um eine zweisprachige Erziehung bemühen: 
,,Le mélange est stigmatisé comme désordre"
81
. Eine weitere Manifestation eines sprachlichen 
Konflikts ist oft bei Menschen zu beobachten, die in regelmäßigem Kontakt mit einer fremden 
Sprache stehen. So werden zum Beispiel fremde grammatikalische Elemente in den Satzbau 
der eigenen Sprache eingebaut. Obwohl der Einfluss der anderen Sprache sehr unauffällig ist, 
kann der Sprecher in einen Konflikt geraten und Minderwertigkeitsgefühle entwickeln. 
Gerade bei Immigranten sei dies, so Lüdi, ein häufiges Phänomen.
82
So einfach und trivial die Thematik der Identität auch auf den ersten Blick wirken mag, kann 
sie sich jedoch sehr problematisch gestalten. Es fließen äußere Faktoren der Umwelt und 
innere der Persönlichkeit ein. Verändern sich Umfeld und kulturellen Einflüsse maßgeblich, 
77
 vgl. Georges Lüdi, zit. nach: Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, S. 162. 
78
 vgl. Paul Tana, Anhang 1, S. 155. 
79
 vgl. Jean-Luc Alber und Cecilia Oesch-Serra, zit. nach: Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, S. 
174.  
80
 Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, S. 174.  
81
 Bernd Kielhöfer, zit. nach: Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, S. 175. 
82
 vgl. Georges Lüdi, zit. nach: Matthey, Marinette und De Pietro, Jean-Francois, S. 176. 
18
wie es durch eine Immigration der Fall ist, kann die Frage der Identität zum Thema und für 
den Betroffenen zum Konflikt werden. Abschließend dokumentiert die Aussage des Quebecer 
Athleten und haitianischen Immigranten Bruny Surin anlässlich seiner Teilnahme an den 
olympischen Spielen 2000 in Sydney am Besten das Thema der Identität:  
Oui je suis fier d'être Haïtien. Oui je suis fier d'être Québécois, et oui je vais être fier de porter les 
couleurs du Canada aux Jeux olympiques de Sydney. Mais mon choix, à moi, ce serait d'avoir un 
maillot aux couleurs d'Haïti, du Québec et du Canada en même temps.
83
1.3.2 Gesellschaftliche Konflikte  
Im vorangegangenen Teil dieser Arbeit wurden positive gesellschaftliche Reaktionen auf 
Immigranten, wie zum Beispiel die der Integration, erklärt. Jedoch können Einwanderer auch 
auf Ablehnung und Hass von Seiten der ansässigen Bevölkerung des Aufnahmelandes oder 
von staatlicher Seite selbst stoßen. Prallen verschiedene Kulturen aufeinander, die sich 
gegenseitig unbekannt sind, kann nicht von einem vorurteilsfreien Miteinander ausgegangen 
werden. So sollen im Folgenden problematische Aspekte besprochen werden, die auf 
gesellschaftlicher Ebene zum Vorschein kommen. Zu diesen Punkten gehören 
Missverständnisse, genauso wie Stereotypen und Vorurteile, die als Folge daraus entstehen 
können. Eine extreme Ablehnung manifestiert sich im meist rassistisch motivierten 
Ausländerhass und der Diskriminierung von Ausländern.  
Aufgrund der sprachlichen Barriere sowie kultureller Unterschiede kommt es im Kontakt 
zwischen verschiedenen kulturellen Gruppen leicht zu Missverständnissen, die als 
unbeabsichtigte Konflikte bezeichnet werden können.
84
 Die Tatsache, dass die Kultur einer 
Gruppe nicht nur im Rahmen der Kommunikation, sondern auch im non-verbalen Bereich 
maßgeblich die Handlungsweise bestimmt, spielt in diesem Fall eine wichtige Rolle.
85
 So 
entstehen Missverständnisse nicht nur im Gespräch, sondern auch durch ungewohntes oder 
befremdlich wirkendes Handeln des jeweils Fremden. Ausdruck finden diese ungewollten 
Konflikte in Reaktionen wie Aggression oder im Rahmen einer Konversation durch Abbruch 
oder das Schweigen der Sprecher.
86
 Lüsebrink fasst interkulturelle Missverständnisse als 
Folge von ,,Fehlinterpretationen des sprachlichen oder non-verbalen Verhaltens und Handelns 
83
 Bruny Surin, zit. nach: Bourhis, Richard Y. und Montreuil, Annie, ,,Les assises socio-psychologiques du 
racisme et de la discrimination", In: Jean Renaud, Annick Germain und Xavier Leloup, Racisme et 
discrimination: permanence et résurgence d'un phénomène inavouable, Québec, Presses de l'Université Laval, 
2004,, S. 238. 
84
 vgl. Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 31. 
85
 vgl. Aleida Assmann und Jan Assmann, zit. nach: Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 
32. 
86
 vgl. Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 32. 
19
des Kommunikationspartners, die auf Unkenntnis oder fehlender Erfahrung beruhen 
können"
87
, zusammen.  
Kommt es nun durch Verhaltensweisen oder ein Gespräch zwischen Angehörigen 
verschiedener Kulturen zu einem Missverständnis, kann diese Erfahrung sich negativ 
einprägen und zu einer vorgefertigten Meinung oder einer Verallgemeinerung über die andere 
Gruppe verleiten. Daraufhin bilden sich Stereotypen und Vorurteile, die in der 
wissenschaftlichen Diskussion zum Bereich der Fremdwahrnehmung gehören.   
Hierbei kann Fremdwahrnehmung sowohl positive als auch negative Eindrücke vermitteln 
und sich einerseits auf allgemeiner Ebene, wie zum Beispiel durch Reiseberichte in der 
Literatur, andererseits in extremen Kurzformen, wie zum Beispiel Werbeslogans oder Witzen, 
ausdrücken. Gerade diese Kurzformen sind für die Bildung von Stereotypen prädestiniert. Für 
Stereotypen dieser Art schlägt Lüsebrink eine Unterscheidung in sechs Formen vor: den 
,,sozialen Typ", die ,,kulturelle Typisierung", das ,,Stereotyp" bzw. ,,Cliché", den Topos, den 
Mythos und das Vorurteil.
88
 Da jedoch für den weiteren Verlauf dieser Arbeit nur das 
Stereotyp und das Vorurteil von Bedeutung sind, wird auf eine Definition der weiteren 
Formen verzichtet, die im übrigen zu den stereotypen Wahrnehmungsformen gehören und 
sich durch leichte Nuancen untereinander differenzieren.  
Zunächst soll nun der Begriff Stereotyp erklärt werden, der synonym als Cliché bezeichnet 
wird. Um die Komplexität der vielen Umwelteinflüsse zu verarbeiten, bilden Stereotype für 
den Menschen ,,reduktionistische Ordnungsraster"
89
. Ausdruck finden sie in Vereinfachungen 
sowie Typisierungen von Gruppen oder Individuen, die in Autostereotypen, also 
Selbstbildern, oder Heterostereotypen, d. h. Fremdbildern, unterschieden werden. Blioumi 
konnotiert Stereotype vergleichsweise negativer und bezeichnet sie als Urteil, ,,das in 
ungerechtfertigt vereinfachender und generalisierender Weise, mit emotional wertender 
Tendenz, einer Klasse von Personen bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen zu- oder 
abspricht"
90
. Laut Bausinger zeichnen sich Stereotype aus durch ,,unkritische 
Verallgemeinerungen, die gegen Überprüfung abgeschottet, gegen Veränderungen relativ 
resistent sind. Stereotyp ist der wissenschaftliche Begriff für eine unwissenschaftliche 
Einstellung"
91
. Darüber hinaus unterstreicht Blioumi, dass in der neueren Forschung das 
87
 Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 32. 
88
 vgl. ebd., S. 87/88. 
89
 ebd., S. 88. 
90
 Blioumi, Aglaia, S. 21. 
91
 Hermann Bausinger, zit. nach: Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 88. 
20
Stereotyp seine negative Komponente verloren hat, und als neutrales Wahrnehmungsmuster 
eine kommunikative Funktion besitzt.
92
Im Gegensatz zum wertneutralen Charakter des Stereotyps weist das Vorurteil eine affektive 
und konative Komponente auf.
93
 Zudem nennt Lüsebrink sie ,,ideologisch besetzte 
Verfälschungen von Wirklichkeitsphänomenen [...] und nicht nur eine Reduktion von 
Wirklichkeitskomplexität."
94
 Als Beispiel für ein Vorurteil nennt Blioumi die rassistische 
Aussage ,,Schwarze sind böse Menschen". Hierbei ruft der Signifikant, der Schwarze, den 
Affekt des Hasses oder Angst hervor und ist gleichzeitig mit überholten Vorstellungen des 
Schwarzen als Kannibalen konnotiert.
95
Zudem werden Vorurteile wie Traditionen von Generation zu Generation überliefert. Sie 
werden durch beschränkte Wahrnehmungen verstärkt und fördern spezielle Erwartungen und 
Einstellungen.
96
Da Vorurteile sich schnell verankern und sowohl auf einzelne Personen wie auch auf gesamte 
Gruppen bezogen werden, ebnen sie den Weg zur Diskriminierung und der 
Ausländerfeindlichkeit, die als Phänomene in fast jeder Gesellschaft anzutreffen sind.
97
 Unter 
Diskriminierung versteht man ein negatives Verhalten gegenüber einer fremden Gruppe oder 
deren Mitgliedern, das durch Vorurteile hervorgerufen wird.
98
. Bourhis und Montreuil gehen 
davon aus, dass jedes Individuum sein Umfeld in ,,endogroupe" und ,,exogroupe" 
kategorisiert.
99
 Unter ,,endogroupe" ist hierbei die Gruppe der Individuen zu verstehen, deren 
Mitglieder ein Individuum seiner eigenen Gruppe zuteilt und mit der er sich identifiziert. Im 
Gegensatz dazu umfasst die ,,exogroupe" alle Individuen, die nicht seiner eigenen Gruppe 
angehören.
100
 Durch die Kategorisierung der Individuen ist es dem Menschen möglich, sein 
physisches und soziales Umfeld zu klassifizieren.
101
 So kann er Zeit und Kräfte sparen.
102
Jedoch tendieren Menschen dazu, willkürlich Andere so zu kategorisieren, wie sie am besten 
mit den Stereotypen übereinstimmen.
103
 Ein gutes Beispiel hierfür ist Albert Einsteins 
Aussage zum Zeitpunkt vor der Bestätigung seiner Relativitätstheorie über die Reaktion der 
Menschen nach einem eventuellen Erfolg oder Misserfolg:  
92
 vgl. Blioumi, Aglaia, S. 21. 
93
 vgl. Emer O'Sullivan, zit. nach: Blioumi, Aglaia, S. 22. 
94
 Lüsebrink, Hans-Jürgen, Interkulturelle Kommunikation, S. 91. 
95
 vgl. Blioumi, Aglaia, S. 22. 
96
 vgl. Dieter A. Berger, zit. nach: Blioumi, Aglaia, S. 24. 
97
 vgl. Jean-Michel Blier und Solenn de Royer, zit. nach: Bourhis, Richard Y. und Montreuil, Annie, S. 231. 
98
 Richard Y. Bourhis und Jacques-Philippe Leyens, zit. nach: Richard Y. und Montreuil, Annie, S. 239. 
99
 vgl. Bourhis, Richard Y. und Montreuil, Annie, S. 232. 
100
 vgl. ebd. 
101
 vgl. Jacques Leyens, Vincent Yzerbyt und Georges Schadron, zit. nach: Bourhis, Richard Y. und Montreuil, 
Annie, S. 232.  
102
 vgl. Henri Tajfel, zit. nach: Bourhis, Richard Y. und Montreuil, Annie, S. 232. 
103
 vgl. Bourhis, Richard Y. und Montreuil, Annie, S. 232. 
21
Si la relativité se révèle juste, les Allemands diront que je suis Allemand, les Suisses que je suis citoyen 
Suisse, et les Français que je suis un grand homme de science. Si la relativité se révèle fausse, les 
Français diront que je suis Suisse, les Suisses que je suis Allemand, et les Allemands que je suis Juif.
104
Abgesehen von der Persönlichkeit des Wissenschaftlers Einstein gibt es noch Einstein, den 
Juden, Einstein, den Deutschen und Einstein, den Schweizer Staatsbürger. Er gehört also 
mehreren Kategorien an, aus denen sich die Menschen willkürlich die für sie passende 
aussuchen.  
Diskriminierung richtet sich stets gegen die Mitglieder der ,,exogroupe" und kann sich im 
Berufsleben, in der Wohnungsfrage, im öffentlichen Bereich, im Geschäftsleben sowie in 
zwischenmenschlichen Kontakten manifestieren.
105
 Da die Spannweite der Diskriminierung 
extrem ist, sieht sich die Mehrzahl der demokratischen Staaten gezwungen, zu ihrer 
Bekämpfung Organisationen zu gründen und staatliche Richtlinien zu erlassen.
106
 Denn wie 
Studien belegen ist der psychische Schaden bei den Betroffenen gewaltig und drückt sich in 
Depressionen, Stress und mangelndem Selbstwertgefühl aus. Darüber hinaus bedrohe die 
Diskriminierung die soziale Identität eines Opfers.
107
 Diese Bedrohung schweiße jedoch 
manchmal die Opfer umso mehr an ihre eigene Gruppe, die sich daraufhin stärker abschotte 
und somit, zum Beispiel im Falle einer Immigrantengruppe, ihrer Integration in die 
Empfangsgesellschaft schaden könnte.
108
Es wurden in diesem Kapitel die verschiedensten Arten von gesellschaftlichen Konflikten 
thematisiert, die sich durch Immigration entwickeln können. Missverständnisse, die meist 
harmlos erscheinen und unbeabsichtigt einen Konflikt auslösen, führen durch die Unkenntnis 
des jeweils anderen zu Vorurteilen und Stereotypen. Während Stereotype dem Gehirn als 
Ordnungshilfe für die Informationsmassen dienen, die auf den Menschen täglich einprasseln, 
und somit ein neutrales Wahrnehmungsmuster darstellen, sind Vorurteile negativ geprägt und 
haben eine konative Komponente. Sie führen wiederum zu einer diskriminierenden Haltung 
gegenüber Fremden.  
2 Italienische Immigranten in Montreal 
Anfang dieses Jahrhunderts zählte Quebec ungefähr 7,4 Millionen Einwohner (knapp 25% der 
kanadischen Bevölkerung), wovon ungefähr 80% in Städten und deren Umland und 
hauptsächlich in der Region von Montreal (3,5 Mio) und der von Quebec-Stadt (700000) 
104
 Albert Einstein, zit. nach: Bourhis, Richard Y. und Montreuil, Annie, S. 231. 
105
 vgl. Richard Y. Bourhis und Alain Gagnon, zit. nach: Bourhis, Richard Y. und Montreuil, Annie, S. 239. 
106
 vgl. Bourhis, Richard Y. und Montreuil, Annie, S. 239. 
107
 vgl. Michael T. Schmitt und Nyla Branscombe, zit. nach: Bourhis, Richard Y. und Montreuil, Annie, S. 240. 
108
 vgl. Bourhis, Richard Y. und Montreuil, Annie, S. 237. 
22
lebten. Ungefähr 82% der Bevölkerung ist frankophon, 10% anglophon. Es ist jedoch in 
Quebec von einer pluralistischen Gesellschaft zu sprechen, in der neben Französisch und 
Englisch weitere 35 Sprachen gesprochen werden.
109
 Zudem steigt die Zahl der allophonen 
Bürger, d. h. der anderssprachigen Einwohner als frankophon und anglophon, stetig
110
 und 
machte im Jahr 2001 18% der Montrealer Bevölkerung aus. Wie viele andere Städte 
charakterisiert sich Montreal durch seine ethnische und sprachliche Vielfalt. Ein großer 
Unterschied zu vielen anderen Städten ist jedoch die extrem hohe Rate an dreisprachigen 
Allophonen. Laut einer Umfrage im Jahre 1996 bezeichneten sich 46,8% der Allophonen als 
dreisprachig im Vergleich zu 5,4% im restlichen Kanada.
111
 Unter den Jugendlichen im Alter 
zwischen 15 und 24 lag die Zahl fünf Jahre später sogar bei 67,8%.
112
Unter den Allophonen ist die italienische Gemeinschaft die größte und war 1985 mit einer 
Zahl zwischen 180000 und 200000 Bürgern vertreten.
113
 So stellen sie zahlenmäßig die 
drittgrößte Gruppe nach den frankophonen und den anglophonen Montrealern dar. Wie sich 
diese kulturelle Gemeinschaft seit Anfang der Einwanderung entwickelt hat, soll im 
Folgenden dargelegt werden. So werden nach einem geschichtlichen Abriss der Immigration 
wichtige Aspekte des heutigen Lebens der Italo-Montrealer erörtert. 
2.1 Geschichtlicher Abriss der italienischen Einwanderung in Montreal 
Man schätzt die Zahl der Italiener, die im Laufe des letzten Jahrhunderts ihre Heimat 
verlassen haben, auf 30 Millionen und auf ungefähr fünf Millionen, die 1990 außerhalb des 
Landes gearbeitet haben.
114
Während vor 1860 sich nur vereinzelte italienische Bauern auf den Weg nach Übersee 
machen, kommt es ab dem Ende der 1860er Jahre zu einem permanenten Migrationsstrom, 
der enorme Ausmaße annimmt. Hauptsächlich sind die mittleren Regionen Italiens betroffen, 
da dieser Teil des Landes im Gegensatz zum Norden geografisch benachteiligt ist. Seit der 
Vereinigung Italiens im Jahre 1861 breitet sich zudem die Industrialisierung des Nordens auf 
109
 vgl. Gagné, Madelaine, ,,Les politiques d'immigration et d'intégration", In: Marie Mc Andrew und Jordi 
Garreta, Diversité culturelle, identité et langue: le rôle de l'éducation, Rencontre Québec-Catalogne, Barcelona, 
Spanien, 24-26 avril, 2001, http://im.metropolis.net/research-
policy/research_content/doc/diversit__McAndrew.pdf, S. 12/13. 
110
 vgl. Louise Marmen und Jean Pierre Corbeil, zit. nach: Lamarre, Patricia, ,,Growing Up Trilingual in 
Montreal: Perceptions of Allophone Youth" In: Marie Mc Andrew und Jordi Garreta, Diversité culturelle, 
identité et langue: le rôle de l'éducation, Rencontre Québec-Catalogne, Barcelona, Spanien, 24-26 avril, 2001, 
http://im.metropolis.net/research-policy/research_content/doc/diversit__McAndrew.pdf, S. 92. 
111
 vgl. ebd., zit. nach: Lamarre, Patricia, S. 92. 
112
 vgl. Lamarre, Patricia, S. 92.  
113
 vgl. Orioli, Stefano, Ethnicité et idéologie: le cas des italophones de Montréal, Quebec, Université Laval, 
Dissertation, 1990, S. 18. 
114
 vgl. ebd., S. 8. 
23
Kosten des ländlichen Südens aus. So kann zwischen 1891 und 1900 eine jährliche 
Durchschnittszahl von 280000 Auswanderern genannt werden, die im darauffolgenden 
Jahrzehnt auf 600000 ansteigt. Mehr als 50% der Emigranten begeben sich ins 
außereuropäische Ausland.
115
 Die ersten massiven Einwanderungsströme erreichen Kanada 
zwischen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, wo Arbeiter für den boomenden Bau 
der Infrastruktur benötigt werden. Da jedoch einerseits kanadische Firmen wie die Canadian 
Pacific Railway oder die Dominion Coal Company Schwierigkeiten haben, passende 
Arbeitskräfte unter den Italienern aufzuspüren und zu rekrutieren und andererseits sich die 
Einwanderer auf dem kanadischen Arbeitsmarkt nicht auskennen, organisiert sich bald eine 
Gilde an italienischen Arbeitsvermittlern. Sie kümmern sich um die Beschaffung der 
Arbeitskräfte und erhalten sowohl von den Firmen dafür eine Entlohnung, als auch von den 
Arbeitern eine Art Vermittlungsgebühr.
116
 Da einige Vermittler die Abhängigkeit der 
Immigranten ausnutzen und zudem in den Augen der Regierung in Ottawa eine zu große 
Machtposition erreichen, wird der Praxis der Arbeitsvermittler, die in einem Bericht als 
,,traffic de chair humain"
117
 bezeichnet wird, durch eine staatliche Untersuchungskommission 
ein Ende gesetzt.
118
 Durch die skrupellosen Machenschaften der italienischen 
Arbeitsvermittler, wie auch durch kriminelle Handlungen einzelner italienischer Einwanderer, 
werden kritische Stimmen aus der Quebecer Gesellschaft laut, die der Gemeinschaft der 
Italiener vorschnell ,,des instincts sanguinaires"
119
 zuschreiben. So sehen sich die 
Einwanderer schon in dieser frühen Phase der Immigration mit Vorurteilen konfrontiert. 
Viele Italiener hatten zunächst gehofft, mit dem in Kanada verdienten Geld ein besseres 
Leben in der Heimat führen zu können. Jedoch müssen sie bald auf Grund der schlechten 
wirtschaftlichen Lage in Italien die Aussichtslosigkeit dieses Plans erkennen. Aus diesem 
Grund siedeln sie sich schließlich besonders in Toronto und Montreal an, wo sie bald 
italienische Gemeinschaften bilden, die die italienischen Neuankömmlinge empfangen.
120
Denn nach den schlechten Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt schützen sich die Immigranten 
gegenseitig durch gemeinsame Hilfe und Integration in die Gemeinschaft.
121
 So dauert es 
nicht lange bis den italienischen Ankömmlingen, anfangs meist allein stehende Männer, 
Wohnmöglichkeit in Pensionen zur Verfügung stehen. Italienische Familien bieten einzelne 
Zimmer in ihren Häusern an. Diese Unterbringung vermittelt somit durch den familiären 
115
 vgl. Orioli, Stefano, S. 10. 
116
 vgl. Ramirez, Bruno, Les premiers Italiens de Montréal, Montréal, Boréal Express, 1984, S. 39/40. 
117
 Robert Harney zit. nach: Ramirez, Bruno, Les premiers Italiens de Montréal, S.47.  
118
 vgl. Ramirez, Bruno, Les premiers Italiens de Montréal, S.47. 
119
 ebd., S. 44. 
120
 vgl. Orioli, Stefano, S. 17/18. 
121
 vgl. Ramirez, Bruno, Les premiers Italiens de Montréal, S. 56. 
24
Verbund außer Kost und Logie auch eine soziale Komponente.
122
 Demographisch gesehen 
sind bereits 1901 1600 Montrealer Einwohner italienischen Ursprungs zu verzeichnen
123
, 
1905 laut dem Gemeindebericht der Pfarrei Notre-Dame du Mont-Carmel sogar 4000.
124
Diese erste große Einwanderungswelle reißt mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs ab, an 
dessen Ende die traditionellen Einwanderungsländer wie die USA und Kanada der 
Immigration durch schärfere Gesetze Einhalt gebieten. Ausschlaggebend dafür ist ebenfalls 
die Machtergreifung Mussolinis 1922
125
, die ab ungefähr 1930 zusätzlich die Möglichkeiten 
zur Auswanderung einschränkt. So sinken in den Jahren 1921 und '22 die italienischen 
Auswanderungszahlen auf 280000 und schließlich auf 83000 im Jahre 1931. Dennoch erreicht 
die Zahl der italienischen Einwanderer in Montreal 1921 bereits 14000, was 2% der 
Stadtbevölkerung ausmacht.
126
Die faschistische Regierung Italiens betrachtet die ständige Emigration als einen Verlust des 
Reichtums und der Macht der italienischen Nation und unterbindet sie. Die Institution der 
,,Direzione generale degli Italiani all'estero" wird gebildet, die dem zunächst freien 
italienischen Emigranten, der im Ausland sein Glück sucht, den offiziellen Status eines 
,,Italieners im Ausland" verleiht. Dadurch ist es nun seine Pflicht, die faschistischen Ideale zu 
respektieren und zu propagieren. Auf institutioneller Basis werden verschiedenste 
Einrichtungen wie die ,,Italien-Häuser" und lokale Sektionen zur Verbreitung des 
italienischen Faschismus gegründet, die besonders im katholischen Quebec von Seiten der 
lokalen Autoritäten wegen ihrer antikommunistischen Funktion begrüßt werden.
127
 So wird 
zum Beispiel die Flugstaffel des Generalgouverneurs Italo Balbo, der in der faschistischen 
Regierung eine führende Position besitzt, herzlich von der Montrealer Bevölkerung und ihrem 
Bürgermeisters im Juli 1933 empfangen.
128
 Auch die Mehrzahl der Montrealer Italiener 
schätzen laut dem Zeitzeugen Capozzi das faschistische Regime, da es Interesse für die 
Italiener im Ausland zeigt und die Einwanderer durch Staatsbesuche in Kontakt mit ihrer 
Heimat hält.
129
Als aber die faschistische Bewegung auf internationalem Parkett mehr und mehr an Boden 
verliert und schließlich Mussolini den Alliierten den Krieg erklärt, folgt eine Reihe teils 
umstrittener Internierungen Montrealer Italiener aufgrund ihrer Mitgliedschaft in 
122
 vgl. Ramirez, Bruno, Les premiers Italiens de Montréal, S. 81. 
123
 vgl. Orioli, Stefano, S. 18. 
124
 vgl. Ramirez, Bruno, Les premiers Italiens de Montréal, S. 37. 
125
 vgl. Orioli, Stefano, S. 12/13. 
126
 vgl. ebd., S. 18. 
127
 vgl. Salvatore, Filippo, Le Fascisme et les Italiens à Montréal- Une histoire orale: 1922-1945, Montréal, 
Guernica, 1995, S. 7. 
128
 vgl. ebd., S. 31. 
129
 vgl. Sam Capozzi, zit. nach: Salvatore, Filippo, Le Fascisme et les Italiens à Montréal, S. 23. 
25
faschistischen Gruppierungen.
130
 Für die italienischen Gemeinschaften in Montreal wie auch 
im restlichen Kanada, deren Ansehen in kürzester Zeit zu Nichte gemacht wird, bedeuten 
diese Internierungen eine tiefe Erniedrigung.
131
Am Ende des Zweiten Weltkriegs ist besonders der Süden Italiens von der Armut betroffen, 
die eine zweite Immigrationswelle auslöst. Zwischen 1951 und 1971 verlassen mehr als 
1800000 Italiener diese Region.
132
 In der Quebecer Region setzt die Einwanderung wieder ab 
1946 ein und erreicht ihren Höhepunkt in den 50er Jahren, in denen sich von den 216000 
Italienern in Kanada allein 56000 in Quebec niederlassen.
133
 1960 sind die Italiener die größte 
der allophonen Gruppen in Montreal.
134
Jedoch erweisen sich die Demonstationen der italienischen Bevölkerung in den 60er und 70er 
Jahren für eine Dezentralisation der Produktionsstätten als sehr effektiv und stoppen die 
Auswanderung aus den mittleren Regionen Italiens.
135
 So sind schließlich 1961 zahlenmäßig 
mehr als 100000 italienischstämmige Bürger in Montreal wohnhaft, was 5% der 
Stadtbevölkerung und 62% der Italiener in der Quebecer Region ausmacht.
136
 Für den 
Montrealer Raum beginnt der italienische Einwanderungsstrom ab 1971 zu schwinden und hat 
heute sein Ende erreicht. Im regionalen Vergleich gesehen machte 1971 die italo-montrealer 
Gemeinschaft insgesamt 91% der italienischstämmigen Bevölkerung Quebecs aus.
137
2.2 Die heutige italienische Gemeinschaft in Montréal 
Nach der historischen Einführung zum Thema der Italo-Montrealer sollen im Weiteren 
Aspekte thematisiert werden, die das Leben der Gemeinschaft heutzutage betreffen. 
Interessant in diesem Zusammenhang sind die kanadische Immigrationspolitik und deren 
Umsetzung in Quebec. Anschließend wird aufbauend auf den theoretischen Teil dieser Arbeit 
die Frage der Identität direkt auf die Montrealer Italiener bezogen, um deren Selbstdefinition 
darzustellen.  
130
 vgl. Orioli, Stefano, S. 14. 
131
 vgl. Salvatore, Filippo, Le Fascisme et les Italiens à Montréal, S. 42. 
132
 vgl. Orioli, Stefano, S. 15. 
133
 vgl. ebd., S. 18. 
134
 vgl. Linteau, Paul-André, ,,The Italians of Quebec: key Participants in Contemporary Linguistic and Political 
Debates" In: Roberto Perin und Franc Sturino, Arrangiarsi: the Italian immigration experience in Canada, 
Montréal, Guernica, 1989, S. 182. 
135
 vgl. Orioli, Stefano, S. 15/16. 
136
 vgl. ebd., S. 18. 
137
 vgl. ebd. 
26
2.2.1 Kanadische Immigrationspolitik und ihre Umsetzung in Quebec 
Bevor hier die kanadische Immigrationspolitik in groben Zügen umrissen werden soll, muss 
darauf hingewiesen werden, dass in Fragen der Einwanderung die Gesetzgebung zwischen der 
Quebeker und der kanadischen Regierung geteilt ist.  
Der Grundstein zur politischen Eigenständigkeit wird 1978 mit der ,,Entente Couture-Cullen" 
gelegt, die der Quebecer Regierung die Entscheidungskraft überträgt, einen Teil der 
Immigranten und deren Zusammensetzung auszuwählen. Schließlich wird 1991 durch den 
,,Accord Canada-Québec" das Recht der Quebecer Regierung besiegelt, eine Auswahl von 
50% der Immigranten zu treffen. Die wichtigsten Neuerungen sind die soziale 
Zusammenstellung der Immigranten sowie die Übertragung der Verantwortung für ihren 
Empfang und ihre Integration. Der Föderalstaat behält sich währenddessen das 
Entscheidungsrecht in Sachen Familienzusammenführung und der Frage um Personen vor, die 
den offiziellen Flüchtlingsstatus tragen.
138
Nun stellt sich die Frage, weshalb der Region der Sonderstatus in der Immigrationsfrage 
besonders wichtig ist. Die Antwort liegt in ihrer wirtschaftlichen und demographischen 
Situation. Wie viele andere Industriestaaten auch, steht Quebec vor allem im High-Tech-
Bereich einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften gegenüber. Des Weiteren sinken die 
Geburtenraten gegenüber einer steigenden Vergreisung der Gesellschaft stetig. Die Dynamik 
der Geburtenrate ist also rückläufig, weshalb der Generationsvertrag nicht gesichert ist. 
Letztendlich sieht Quebec durch diese demographische Entwicklung seine frankophone 
Existenz als Enklave im englischsprachigen Kanada bedroht.
139
Nun soll ein kurzer Abriss der Entwicklung der Immigrationspolitik  seit den 70er Jahren 
folgen, um den historischen Hintergrund zu vervollständigen. Für ein besseres Verständnis 
der Veränderungen Quebecs muss die Lage der 60er Jahre erklärt werden, die zur so 
genannten ,,Révolution tranquille" führten. Dieser Begriff steht für die Periode der 60er und 
70er Jahre, die der frankophonen Mehrheit in Quebec größeren Einfluss verlieh. Nach der 
jahrzehntelangen Benachteiligung gegenüber der englischsprachigen Minderheit, die dennoch 
die Finanzwelt regierte und politischen Einfluss ausübte, erhielt die französischsprachige 
Bevölkerung schließlich sowohl kulturelle als auch politische Macht.
140
 Immer mehr 
Intellektuelle und Politiker verlangten nicht mehr nur Chancengleichheit, sondern einen 
radikalen Wechsel zu einer rein frankophonen Gesellschaft. Dabei lehnten sie den 
138
 vgl. Gagné, Madelaine, S. 14. 
139
 vgl. ebd., S. 13. 
140
 vgl. Nilsson-Julien, Olivier, S. 206. 
27
traditionellen Bilingualismus ab, da er nur zur Assimilation in die englischsprachige 
Gesellschaft führen würde.
141
So wurde 1977 die ,,Charte de la langue française", die auch unter dem Schlagwort ,,Loi 101" 
bekannt ist, verabschiedet, die das Französische zur allgemeinen Gebrauchssprache und zur 
schulischen Pflichtsprache für Immigrantenkinder machte.
142
 Ziel der Quebecer Regierung, 
die seit 1976 erstmals von einer franko-quebecer Partei, dem ,,Parti Québécois", geführt 
wurde, war es, die allophone Bevölkerung, sprachlich von der anglophonen zu trennen.
143
Immigranten tendierten nämlich vor der ,,Révolution tranquille" dazu, ihre Kinder in 
anglophone Schulen zu schicken, da für Englischsprachige bessere wirtschaftliche Chancen 
bestanden. Diese gesetzlichen Schritte waren wichtig für den nationalen Gedanken der 
Quebecer Bevölkerung. So stand laut L'Hérault am Ende der 70er Jahre weder Immigration 
noch Integration im öffentlichen Interesse, sondern vor allem die Ideale der Franko-Quebecer 
und die separatistische Bewegung für die Unabhängigkeit von Kanada.
144
 Jedoch ist darauf 
hinzuweisen, dass das ,,Programme d'enseignement des langues d'origine" (PELO) zum 
Schutz der kulturellen Minderheiten geschaffen wurde. Im schulischen Rahmen wird 
Unterricht in den Muttersprachen der Immigrantenkinder angeboten.
145
 Erst nach dem 
Scheitern des ersten Referendums 1980 zur Unabhängigkeit Quebecs wurden die Frage der 
Immigranten und die der ,,Interkulturalität" wirklich thematisiert.
146
Denn um das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher kultureller Gruppen zu sichern, 
propagierte die föderalistische Regierung in Ottawa den ,,Multiculturalism Act", der aber vor 
allem auf ein Nebeneinander, anstatt ein Miteinander der Gruppen abzielte.
147
 Das Prinzip des 
Multikulturalismus, das Horowitz abwertend als ,,the masochistic celebration of Canadian 
nothingness"
148
 bezeichnet, erlangte 1982 Verfassungsrang. Hinter dieser Ideologie steht das 
Bild des ,,multikulturellen Mosaiks", in dem jede Gruppe ein Steinchen repräsentiert, durch 
dessen Zusammensetzung mit den anderen ein Ganzes, eine Nation entsteht.
149
 Der 
Multikulturalismus trifft jedoch auch heute noch auf Kritik, da er oft historisches 
Ungleichwicht aus der postkolonialen Ära übersieht, alle Gruppen als gleich und deswegen 
homogen erklärt, Mehrheiten-Minderheiten-Beziehungen verfestigt und kulturelle Hybridität 
141
 vgl. Linteau, Paul-André, S. 193.  
142
 vgl. Gagné, Madelaine, S. 13. 
143
 vgl. Marshall, Bill, Quebec National Cinema, Montréal, Mc Gill's University Press, 2001, S. 265. 
144
 vgl. L'Hérault, Pierre, S. 181. 
145
 vgl. Marshall, Bill, S. 265. 
146
 vgl. L'Hérault, Pierre, S. 181. 
147
 vgl. Nilsson-Julien, Olivier, S. 207.  
148
 G. Horowitz, zit. nach: Marshall, Bill, S. 263. 
149
 vgl. Bruno Ramirez, Anhang 2, S. 170. 
28
übergeht.
150
 Nilsson-Julien mutmaßt sogar, dass die föderale Regierung in Ottawa den 
Multikulturalismus verfechte, um die Franko-Quebecer als ,,ethnische" Minderheit zu 
erklären und ihnen somit den Status einer der drei ,founding nations` zu nehmen.
151
 So kann 
die Quebecer Diskussion um Interkulturalität als Antwort auf den Multiculturalism Act 
gesehen werden, um sich von ihm zu distanzieren.
152
 Man strebte ein ,,Quebecer Miteinander" 
der ethnischen Gruppen an, im Gegensatz zum ,,föderalen Nebeneinander". So wurde 1981 
das Ministerium für Immigration in das ,,Ministère des Communautés Culturelles et de 
l'Immigration" umbenannt, um somit die Wichtigkeit der kulturellen Minoritäten offiziell 
anzuerkennen. Schließlich wurde 1986 die ,,Declaration sur les relations interethniques et 
interraciales" verabschiedet, die vor allem neue Programme gegen den Rassismus und 
Diskriminierung ins Leben rief.
153
Seit den 90er Jahren richtet sich das politische Interesse vor 
allem auf die Integration von Einwanderern. Grundsätzlich gilt hier weiterhin, dass diese auf 
Französisch erfolgen soll und den kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen, institutionellen und 
persönlichen Bereich betrifft. Dennoch setzt der Staat voraus, dass Selbstinitiative von Seiten 
der Immigranten und die Beihilfe der Quebecer Bevölkerung zu erwarten ist, und bietet zu 
diesem Zwecke zwei Arten von Integrationshilfe an: die der Wohnungs- und Arbeitssuche 
und die der Französisierung, um durch die sprachliche Komponente den Zugang zu 
verschiedensten Bereichen zu erleichtern.
154
Im Folgenden wird ein besonderes Ereignis erwähnt, das im Zusammenhang mit der 
Integrationspolitik die Wichtigkeit der italienischen Gemeinschaft in Montreal unterstreicht. 
Wie bereits erwähnt, wurde durch die ,,Charte de la langue française" 1977, den Immigranten 
die Entscheidung genommen, ihre Kinder in frankophonen oder anglophonen Schulen 
erziehen zu lassen. Dies war der Ausgangspunkt einer Welle der Empörung, der die Italiener 
zu vehementem Widerstand veranlasste.  
Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die katholische Kirche einen großen Einfluss auf die 
Montrealer Italiener, sodass sie ihre Kinder meist auf katholische Schulen schickten, in denen 
französischsprachig unterrichtet wurde. Obwohl die italienische Gemeinschaft einen starken 
Verbund darstellte, teilte sie doch den gleichen sozioökonomischen Status wie die Franko-
Quebecer.
155
 Jedoch die Immigranten, die in den 50er Jahren in Montreal eintrafen, 
unterschieden sich in einem wichtigen Punkt von ihren Vorgängern: sie hatten eine bessere 
150
 vgl. Marshall, Bill, S. 263. 
151
 vgl. Nilsson-Julien, Olivier, S. 207.  
152
 vgl. Bruno Ramirez, Anhang 2, S. 170. 
153
 vgl. Marshall, Bill, S. 265. 
154
 vgl. Gagné, Madelaine, S. 16. 
155
 vgl. Linteau, Paul-André, S. 188. 
29
schulische Bildung.
156
 So wählten die Eltern dieser Einwanderergeneration für ihre Kinder 
englischsprachige Schulen, da sie sich durch diese Sprachwahl für ihre Kinder bessere 
berufliche Chancen ausrechneten. 1961 besuchten bereits 70% der Immigrantenkinder 
Schulen des englisch-katholischen Schulsystems, die im 19. Jahrhundert für die irische 
Bevölkerung errichtet worden waren. Während der irische Einwandererstrom bereits seit dem 
Ende des 19. Jahrhunderts nachgelassen hatte, ersetzten die Italiener nun diese ethnische 
Gruppe.
157
Die Wahl dieser Schulform bedeutete für die Italiener eine logische Folgerung ihrer 
Immigration, da sie ihre Heimat verlassen hatten, um ein besseres Leben zu führen und von 
der boomenden nordamerikanischen Wirtschaft zu profitieren. In Montreal manifestierte sich 
diese eindeutig als englischsprachig. Dennoch wurden die Italiener nicht in die britische 
Gemeinschaft assimiliert, da sie den meisten Kontakt zur frankokanadischen Gesellschaft 
pflegten und außerdem ihre eigene kulturelle Identität behielten.
158
 Als nun die Anglo-
Quebecer feststellten, dass die Integration von allophonen Gruppen in das englischsprachige 
Schulsystem die britische Minderheit stärkte, deren Zahl anfing zu sinken, veränderten sie ihr 
anglo-protestantisches und anglo-katholisches Schulsystem in ein englischsprachiges 
Multiethnik-System. So wurden die allophonen Gruppen, unter denen die Italiener die größte 
darstellte, zum Spielball im Streit zwischen Franko- und Anglo-Quebecern.
159
Zu einer wahrhaftigen ,,Language Battle"
160
 kam es schließlich im Montrealer Vorort Saint-
Léonard, der damals zu ungefähr 63% von Franko-Kanadiern bewohnt wurde, aber eine sehr 
starke italienischstämmige Minderheit von 27% beherbergte
161
. Der Konflikt begann 1968 mit 
der schrittweisen Einführung von Einschränkungen der Schulsprache durch die Quebeker 
Regierung.
162
 Als schließlich 1974 allen Immigrantenkindern Französisch als Schulsprache 
vorgeschrieben wurde, reagierten die anglophonen Gruppen sowie die italienische 
Gemeinschaft mit Protesten.
163
 Die Mehrzahl der Italiener sah sich der Chancen ihrer Kinder 
beraubt und änderte ihre Einstellung zur Quebecer und kanadischen Gesellschaft. Einige 
wählten den offenen Widerstand, indem sie die ,,Französisierung" öffentlich ablehnten, 
heimlich Schulklassen organisierten und ihre Kinder illegal in englische Schulen 
156
 vgl. Linteau, Paul-André, S. 189. 
157
 vgl. ebd., S. 190. 
158
 vgl. Jeremy Boissevain, zit. nach: Linteau, Paul-André, S. 191. 
159
 vgl. Linteau, Paul-André, S. 194. 
160
 ebd., S. 195. 
161
 vgl. Labrie, Normand, Choix linguistiques, changements et alternances de langue: Les comportements 
multilingues des italophones de Montréal, Québec, Centre international de recherche en aménagement 
linguistique, 1991, S. 47. 
162
 vgl. Linteau, Paul-André, S. 196. 
163
 vgl. ebd., S. 197. 
30
einschrieben.
164
 Es kam sogar zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Italienern 
und Franko-Quebekern.
165
 Viele Italiener waren überzeugt, dass die englische Sprache 
ausschlaggebend für den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufstieg ihrer Kinder und 
notwendig sei, sich später auch außerhalb von Quebec zu bewegen.
166
Trotz gleich bleibender Gesetzgebung entspannte sich der Konflikt in den folgenden Jahren 
jedoch mehr und mehr, da sich die Sprachfrage in Quebec maßgeblich änderte. Mit der Zeit 
war unter den Franko-Quebecern eine neue Generation herangewachsen, die eine bessere 
Schulbildung genossen hatten und der Jahrzehnte alten Diskriminierung entgegentreten 
wollten. So entstanden seit den 70er Jahren viel mehr Unternehmen unter frankophoner 
Kontrolle. Junge Italiener, die ihre Erziehung in den 60er Jahren auf Englisch erhalten hatten, 
fanden sich nun auf einem meist französischsprachigen Arbeitsmarkt wieder.
167
 Mittlerweile 
kann jedoch auch von mehr Offenheit der Italiener gegenüber dem Französischen gesprochen 
werden.
168
 Diese Tatsache ist sicherlich auch auf die Haltung der Quebecer Regierung 
zurückzuführen, die sich um Integration bemüht und den ethnischen Minoritäten den 
offiziellen Status von ,,communautés culturelles" zuschreibt. Heute hat sich die Diskussion 
um die Sprachpolitik angesichts der Entwicklung des Arbeitsmarktes und den damit 
verbundenen Chancen für frankophon erzogene Immigrantenkinder weitgehend beruhigt. 
Dennoch bemühen sich weiterhin zum Beispiel ,,Alliance Québec", eine Gruppierung mit 
verschiedensten ethnischen Vertretern, unter anderem um mehr Rechte in der Frage der 
Schulsprache.
169
2.2.2 Die Frage der Identität  
Die bereits theoretisch erörterte Frage nach der Identität von Immigranten ist eines der 
wichtigen Themen, das sich im Rahmen der Einwanderung stellt. Es ist nun interessant, wie 
sich die Italo-Montrealer selbst definieren. Zu diesem Zweck werden im Folgenden zwei 
Aspekte betrachtet: die Sprachwahl von Jugendlichen und ihre Auffassung von Identität und 
die Umsetzung der Thematik einiger italo-quebecer Künstler in ihre Werke. 
Die Sprachwahl stellt eine Facette dar, durch die sich Identität meist unbewusst manifestiert. 
Aus diesem Grund soll im Weiteren auf das sprachliche Verhalten der italienischstämmigen 
164
 vgl. Linteau, Paul-André, S. 199.  
165
 vgl. ebd., S. 197. 
166
 vgl. ebd., S. 200. 
167
 vgl. ebd., S. 202. 
168
 vgl. ebd., S. 203. 
169
 vgl. Gouvernement du Canada, Un outil de renforcement des capacités communautaires: Profil de la 
communauté  territoires d'Alliance Québec, 
http://www.rhdcc.gc.ca/asp/passerelle.asp?hr=/fr/pip/scmlo/publications/boite_outils/bo12.shtml&hs=oxi, 
aufgerufen am 11.01.06. 
31
Bevölkerung im Montreal eingegangen werden. Im besonderen Fokus dieser Betrachtung 
steht die Studie von Lamarre mit Studenten, die dreisprachig in Montreal aufgewachsen sind. 
Leider war es nicht möglich, eine vergleichbare Studie zu finden, die ausschließlich den 
Sprachgebrauch der italio-quebecer Jugendlichen demonstriert. Jedoch haben neben 
Portugiesen, Haitianern und Vietnamesen auch Italiener an dieser Studie teilgenommen, 
weshalb sie für diese Arbeit aussagekräftig ist.  
So bestätigten die Studenten, dass Vielsprachigkeit zu ihrem Lebensstil gehöre, da sie in einer 
vielsprachigen Umgebung leben, in der sie täglich verschiedene Sprachen hören und 
sprechen.
170
 Ihr Verhältnis zum Bilingualismus des Englischen und Französischen 
beschreiben sie als eine Notwendigkeit, die im Montrealer Berufsleben erwartet wird. So 
ermöglichen ihnen die beiden Sprachen einen Zugang zum Arbeitsleben, sind aber nicht 
ausschlaggebend in Gehaltsfragen. Allgemein stimmen alle Studenten in der Meinung 
überein, dass der englisch-französische Bilingualismus in Montreal eine Notwendigkeit ist 
und von ihrer Altersgruppe vorausgesetzt wird. Das Französische nimmt für sie den 
wichtigsten Rang zur sozialen und wirtschaftlichen Integration ein.
171
 Die meisten der 
Befragten jedoch fühlten ungeachtet der Tatsache, ob ihre Muttersprache international oder 
zum Beispiel im Bereich der Arbeit von Wichtigkeit ist, eine starke Bindung zu ihr. Das 
Beherrschen der Muttersprache gilt oft als ,,Eintrittskarte" zur ethnischen Gemeinschaft und 
hat einen großen Stellenwert als ,symbolische` Identität.
172
 Viele junge Erwachsene sehen vor 
allem angesichts der Globalisierung in ihrer Dreisprachigkeit einen Vorteil.
173
Um abschließend nochmals die Frage der Identität aufzugreifen, bezogen sich die Befragten 
interessanterweise nicht auf sprachliche Gemeinschaften, obwohl gerade in Montreal die 
Aufteilung der Bevölkerung in französischsprachig, englischsprachig oder allophon gang und 
gäbe ist. Im Allgemeinen wurde Identität mehr auf Bürgerschaft und ethnische Herkunft 
bezogen und als komplex, hybrid und eine Mischung von beiden Seiten betrachtet, die 
Ausdruck in der eigenen Bezeichnung als Italo-Kanadier findet. Schließlich beschrieben sie 
ihre Vielsprachigkeit nicht nur als sprachlichen Reichtum, sondern symbolisch als eine 
Sammlung an verschiedenen Pässen oder ,,cartes d'identités".
174
Während die Jugendlichen der Studie vor allem über die Gefühle und Eindrücke, die ihre 
Identität betreffen, berichten, beschäftigten sich seit Anfang der 80er Jahre des vergangenen 
Jahrhunderts immer mehr Intellektuelle der zweiten Generation der italienischen 
170
 vgl. Lamarre, Patricia, S. 92. 
171
 vgl. ebd. 
172
 vgl. ebd. 
173
 vgl. ebd., S. 93. 
174
 ebd.  
32
Einwanderer, also die Immigrantenkinder, die zumeist in Quebec geboren wurden, mit der 
Frage um die Eingliederung in die Quebecer Gesellschaft, die zur Bildung einer ,,italo-
quebecer" Identität führt.
175
 Goldin spricht von einer ,,quête d'identité par la création"
176
, bei 
der vor allem die Problematik der Sprache eine wichtige Rolle spielt. Faktoren wie 
Geburtsort, Sprache im familiären Rahmen, Schulsprache und Wunsch nach ethnischer 
Anerkennung beeinflussen maßgeblich, ob die Künstler ihre Werke in französisch, englisch 
oder italienisch verfassen. Dennoch fiel die Wahl bei den meisten auf eine vielsprachige 
Ausdrucksweise.
177
Ausschlaggebend für diese künstlerische Bewegung waren vor allem die Entwicklung der 
Quebecer Gesellschaft, die sich zum Beispiel in der bereits erwähnten ,,Loi 101" ausdrückte, 
und die der italienischen Gemeinschaft in Montreal, deren traditionelle Einstellungen sich 
maßgeblich durch das allmähliche Ende des Migrationsflusses, sowie das langsame 
Verschwinden der Vorkriegsgeneration und die Akkulturation der Nachkriegsgeneration 
verändert hatte.
178
.  
In diesem künstlerischen Zusammenhang entstand der Begriff der ,,transculture", der in der 
italo-quebecer Zeitschrift Vice Versa geprägt wurde. Herausgeber dieser Zeitschrift waren 
Lamberto Tassinari und Fulvio Caccia, die in ihren Artikeln auf die Theorie der ,,transculture" 
aufbauten. Marco Micone ist schließlich ein weiterer wichtiger Schriftsteller, der sich mit der 
italo-quebecer Frage auseinandersetzt. Aus diesem Grund soll auch sein Werk im Folgenden 
erwähnt werden.  
Vice Versa, das sich auf seinem Deckblatt selbst als ,,Magazine transculturel. Transculturel 
magazine. Rivista transculturale"
179
 titulierte, war seit seiner Gründung 1983 bis zu seiner 
Einstellung 1996 ein Medium des Dialogs zwischen italo-quebecer und Quebecer 
Intellektuellen, die aufgrund des zunehmend pluralistischen Charakters der Quebecer und 
besonders Montrealer Gesellschaft eine Notwendigkeit darin sahen, die ,,Quebecer Frage" aus 
einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
180
In diesem Zusammenhang versteht Tassinari unter ,,transculture" eine Möglichkeit, das 
Thema der Herkunft neu zu definieren. Anstatt zwischen dem nostalgischen Hang an der 
Vergangenheit und der bedingungslosen Zustimmung einer Modernität, zu schwanken, die 
paradoxerweise diese Vergangenheit ablehnt, verlangt er eine Aufarbeitung der 
175
 vgl. L'Hérault, Pierre, S. 181. 
176
 Goldin, Jeanne, ,,Quêtes: trouver sa place ou non", In: Vice Versa, Vol. 2, Nr. 4, Juni/ Juli 1985, S. 20.  
177
 vgl. ebd., S. 20/21. 
178
 vgl. Fulvio Caccia, zit. nach: L'Hérault, Pierre, S. 181. 
178
 vgl. L'Hérault, Pierre, S. 179. 
179
 ebd., S. 184. 
180
 vgl. L'Hérault, Pierre, S. 182/183. 
33
Vergangenheit. Durch ,,transculture" soll die Wunde, die jeder Immigrant durch den Verlust 
der Heimat in sich trägt, als schöpferische Kraft der Identität sehen, um endlich die 
Versuchung zu besiegen, der Vergangenheit zu entkommen oder sich in ihrem Schatten zu 
verstecken.
181
Im Gegensatz zu Tassinari, der ,,transculture" vor allem auf den politischen und kulturellen 
Bereich bezieht, wendet Fulvio Caccia ihn auf Sprache und Literatur an. Dabei stützt er sich 
auf Gobards viersprachiges Model zur Analyse der transkulturellen Situation der Italo-
Quebecer, das die Sprachbeziehungen je nach Raum und Zeit in die landesabhängige 
(vernaculaire), bewegliche (véhiculaire), vom Gesprächspartner abhängige (référentiaire) und 
die mythische (mythique) Komponente aufteilt.
182
 Caccia bezieht nun dieses Model auf die 
Situation des ,,créateur d'origine italienne"
183
, die sich besonders durch die Verneinung und 
das Zurückdrängen der Herkunftssprache, aber auch durch die Versöhnung mit ihr durch den 
Gebrauch des Englischen und/ oder des Französischen charakterisiert. Dadurch zeigt er, was 
wichtig und auch fraglich an der Beziehung zwischen den Italo- und Franco-Quebecern ist.
184
Als weiterer Vertreter der italo-quebecer Schriftsteller vertritt Marco Micone die Theorie der 
,,culture de transition"
185
. Er beeinflusste maßgeblich die Debatte um Beziehungen zwischen 
Immigrantenkulturen und der franko-quebecer Kultur. In dieser Debatte steht vor allem der 
Bereich der Neugestaltung der Identität und des kulturellen und sprachlichen Raums im 
Mittelpunkt, der sich seit der Gesetzesänderungen auf sprachlicher Ebene auf die 
verschiedenen Teile der Quebecer Gesellschaft auswirkt.  
Ausgehend von einem Unterschied zwischen ,,Immigrantenkultur" und ,,ethnischer Kultur" 
sieht Micone in seiner Theorie die Immigrantenkultur als eine Erweiterung der ethnischen.
186
So steht die ethnische Kultur als unbewegliches Element der Mobilität der Immigrationskultur 
gegenüber. Aus dieser Mobilität leite sich, so L'Hérault, die ,,transition" oder 
,,transformation" ab
187
, die Micone wie folgt auf die Immigrantenkultur bezieht: 
Aucune culture ne peut totalement en absorber une autre ni eviter d'etre transformée au contact de celle-
ci. La culture immigrée est une culture de transition qui, à defaut de pouvoir survivre comme telle, 
pourra, dans un echange harmonieux, feconder la culture quebecoise et ainsi s'y perpetuer.
188
181
 vgl. Lamberto Tassinari, zit. nach: L'Hérault, Pierre, S. 185. 
182
 vgl. Henri Gobard, zit. nach: L'Hérault, Pierre, S. 186. 
183
 Fulvio Caccia, zit. nach: L'Hérault, Pierre, S. 186. 
184
 vgl. L'Hérault, Pierre, S. 186. 
185
 Marco Micone, zit. nach: L'Hérault, Pierre, S. 192. 
186
 vgl. ebd., zit. nach: L'Hérault, Pierre, S. 192. 
187
 vgl. L'Hérault, Pierre, S. 192. 
188
 Marco Micone, zit. nach: L'Hérault, Pierre, S. 192. 
34
Micone vertritt folglich die Meinung, dass sich die Immigrantenkultur verändern muss, dabei 
aber ein Teil der Quebecer Kultur wird und so als ein Teil von ihr weiter bestehen kann. 
Da Micone der hohe symbolische Wert der Sprache bewusst ist, wählt der Schriftsteller das 
Französische und den Rahmen einer Quebecer Landschaft zur Beschreibung italienischer 
Begebenheiten und zwingt somit den Quebeker und italo-quebeker Raum, sich der Hybridität 
zu öffnen.
189
Letztlich fasst L'Hérault zusammen, dass sich die italo-quebecer und Quebecer Gesellschaft 
in den letzten Jahren sehr angenähert haben, was einerseits durch die Akkulturation der 
zweiten Immigrantengeneration und andererseits durch die allgemeine Tendenz zur 
,,Desethnisierung" zustande komme. Daraus entstehe eine Annäherung, die von beiden Seiten 
als sehr positiv gesehen werde.
190
So ist die Frage der Identität von solcher Wichtigkeit, dass sie sowohl das alltägliche Leben 
der Italo-Montrealer beeinflusst als auch von ihnen thematisiert und künstlerisch umgesetzt 
wird.  
189
 vgl. L'Hérault, Pierre, S. 196. 
190
 vgl. ebd., S. 201. 
35
III Immigration im Film am Beispiel von Caffè Italia, Montréal, 
La Sarrasine und La déroute 
Durch die theoretische Einführung in die Thematik der Immigration sowie ihres 
interkulturellen Hintergrunds und der expliziten Darstellung der heutigen Italo-Montrealer 
wurde die Grundlage für die folgende Analyse der Trilogie des Regisseurs Paul Tana und 
seines Co-Drehbuchautors Bruno Ramirez Caffè Italia, Montréal,  La Sarrasine und  La 
déroute geschaffen. Für jeden Film erfolgt eine Analyse hinsichtlich des Inhalts und der 
Personenkonstellation, Dramaturgie und filmischer Mittel sowie der interkulturellen Aspekte 
Abschließend wird Tanas filmische Darstellungsweise interkultureller Erfahrungen und 
Problembereiche der italienischen Immigranten in Montreal untersucht. 
Bei dieser Analyse stellte sich die Frage, unter welchen Aspekten Interkulturalität im Film 
auftreten kann. Als ,,interpretative Werkzeuge" wurden zu diesem Zweck verschiedene 
Analysekategorien verwendet, die Blioumi im literarischen Zusammenhang zur 
interkulturellen Interpretation vorschlägt: der ,,dynamische Kulturbegriff", die ,,Selbstkritik", 
das ,,Dazwischen", die ,,Hybridität" und die ,,doppelte Optik".
191
 Dabei bezeichnet der 
,,dynamische Kulturbegriff" den Wandel und Prozess, der durch Immigration entstehen kann. 
,,Selbstkritik" meint die Hinterfragung der eigenen kulturellen Vorstellungen.
192
 Das 
,,Dazwischen" steht für die ,,Schnittmenge der Kulturen"
193
 und stellt gleichzeitig die Frage, 
ob es als Chance verstanden wird oder zu Identitätskonflikten führt.
194
 Die bereits im 
Theorieteil dieser Arbeit definierte ,,Hybridität" kennzeichnet Mischformen kultureller Art. 
Schließlich untersucht die ,,doppelte Optik" die unterschiedlichen Perspektiven der 
Darstellung des Eigenen und Fremden.
195
1 Eine Produktion in Teamwork: Paul Tana, ,,l'artiste immigrant", und 
sein Co-Drehbuchautor Bruno Ramirez 
Der Filmemacher und Dozent Paul Tana immigrierte 1958 im Alter von elf Jahren mit seiner 
Familie von Süditalien nach Montreal. Seine Jugend verlebte er weit ab vom italienischen 
Viertel in einem frankophonen Wohngebiet.
196
 Dort besuchte er im Unterschied zu vielen 
191
 vgl. Blioumi, Aglaia, S. 96/97. 
192
 vgl. ebd., S. 96. 
193
 ebd. 
194
 vgl. ebd., S. 96/97. 
195
 vgl. ebd., S. 97. 
196
 vgl. Caccia, Fulvio, Interviews with the Phoenix, Montréal, Guernica, 1985, S. 158. 
36
anderen italienischen Immigrantenkindern die französischsprachige Schule, wo er als 
Immigrant bisweilen Opfer von Vorurteilen wurde. Anschließend besuchte er die Universität 
und schloss 1970 sein Studium in Französischer Literatur ab.
197
 Tana war stets an Kunst 
interessiert, jedoch hätte er sich nach eigener Aussage zu diesem Zeitpunkt nie als Regisseur 
gesehen. Ebenfalls kann er aus Mangel an den damaligen kinematographischen 
Ausbildungsmöglichkeiten als Autodidakt gesehen werden, der sich während verschiedenster 
Projekte sein filmtechnisches Wissen aneignete. Als einzige Lernmöglichkeit dienten ihm die 
Treffen in Filmclubs und das Kameramaterial für Studentenfilme, das er sich in der 
Universität ausleihen konnte. So wurde er Mitglied der ,,Association Coopérative de 
Production Audio-Visuelle" in Montreal, einer Gruppe von jungen Filmemachern, durch die 
er schließlich richtig in die Welt des Films eintrat.
198
 Nach mehreren Kurzfilmprojekten folgte 
1980 Tanas erster Spielfilm Les grands enfants und 1981 die sechsteilige TV-Serie Planète 
über die italienische Gemeinschaft in Montreal. Schließlich entstanden in Zusammenarbeit 
mit dem Historiker Bruno Ramirez in den Jahren 1985 Caffè Italia, Montreal, 1992 La 
Sarrasine und 1997/98 La déroute. Seitdem war Tana, der seit 1988 als Dozent den Bereich 
für Film des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaften der Université du Québec à 
Montréal leitet, an weiteren Projekten teils in beratender Funktion, teils in Zusammenarbeiten 
oder als Produzent beteiligt.
199
Zu seinen Einflüssen zählt der Regisseur den Dokumentarfilm, der am Anfang seiner 
filmischen Karriere zu den großen Filmgenres gehörte.
200
 Bezüglich des Einflusses des 
italienischen Kinos auf seine Arbeit zeigt der Regisseur in einem Interview eine gespaltene 
Meinung. Obwohl er den italienischen Film zwischen 1960 und '75 als beeindruckend 
bezeichnet, ist sein Werk mehr von den osteuropäischen Filmemachern der 60er Jahre 
beeinflusst. Jedoch habe das italienische Kino ihn in seiner Person als Immigrant vor allem 
näher an Italien herangebracht.
201
 Da er in einem absolut frankophonen Umfeld aufgewachsen 
und somit komplett von der italienischen Gemeinschaft isoliert war, identifizierte sich Tana 
lange Zeit mit der Quebecer Gesellschaft und den Veränderungen der 60er und 70er Jahre. 
Nur zu Hause lebte er seine italienische Seite aus, außerhalb schämte er sich für seine 
Herkunft und versuchte sie auszublenden. Dieser Konflikt war für ihn sehr schwierig und 
verursachte in ihm ein Gefühl des Gespaltenseins. Auch in seinen frühen Werken drückte sich 
197
 vgl. Paul Tana, zit. nach: Caccia, Fulvio, S. 159. 
198
 vgl. ebd., zit. nach: Alnirabie, Fuad und Vesia, Michael, An Interview with Paul Tana, 
http://www.horschamp.qc.ca/new_offscreen/Tana.html, aufgerufen am 03.06.05. 
199
 vgl. Université du Québec à Montréal, Département de communication, Paul Tana, 
www.comm.uqam.ca/departement/documents/Paul_Tana_CV.doc, aufgerufen am 12.06.05. 
200
 vgl. Paul Tana, zit. nach: Alnirabie, Fuad und Vesia, Michael, An Interview with Paul Tana. 
201
 vgl. ebd., zit. nach: Caccia, Fulvio, S. 169.  
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2006
- ISBN (eBook)
- 9783832497996
- ISBN (Paperback)
- 9783838697994
- Dateigröße
- 2.4 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität des Saarlandes – Philosophische Fakultät, Französische Kulturwissenschaften und Interkulturelle Kommunikation
- Note
- 1,1
- Schlagworte
- transkulturalität soziolinguistik integration akkulturation identitätskonflikt
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					