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Wohnstandort Innenstadt

Das Beispiel Mülheim an der Ruhr

©2006 Diplomarbeit 144 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In den letzten Jahren ist das Schicksal deutscher Innenstädte zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen und -je mehr Missstände offen sichtbar wurden- auch in das öffentliche Interesse gerückt. Dabei werden meist zwei Blickwinkel voneinander abgegrenzt: Der Wirtschaftsstandort und der Wohnstandort Innenstadt. Schlagworte wie „Entleerung“, „schrumpfende Städte“, „Suburbanisierung“ und „Segregation“ weisen jedoch für beide Funktionen auf einen Bedeutungsverlust der Innenstädte und einen dadurch steigenden Handlungsbedarf der Kommunen hin. Andererseits ist insbesondere in prosperierenden Großstädten vermehrt auch von „Reurbanisierung“ und einer „Renaissance der Innenstädte“ die Rede.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der aktuellen Situation der Innenstädte und zwar insbesondere ihrer Funktion als Wohnstandort. Nach einer theoretischen Einführung in aktuelle, die Innenstädte betreffende Stadtentwicklungstrends sowie die Entwicklung und Besonderheiten des Innenstadtwohnens wird das Hauptaugenmerk auf der empirischen Untersuchung der Innenstadt von Mülheim an der Ruhr liegen. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie und in welchem Umfang gegenwärtig in der Mülheimer Innenstadt gewohnt wird und welche speziellen Gruppen diesen Wohnstandort präferieren bzw. meiden. Ziel dieser Untersuchung ist es, wesentliche Rahmenbedingungen, Trends sowie Probleme und Hemmnisse innerstädtischen Wohnens darzustellen und mögliche Strategien zur Stärkung des Wohnens in der Mülheimer Innenstadt aufzuzeigen.
Parallele Analysen der Innenstadtbevölkerung und des Wohnungsmarktes Innenstadt sollen dabei zeigen, ob erstens bereits von einer Renaissance gesprochen werden kann oder ob es sich bei den Innenstadtquartieren doch eher um wenig attraktive Wohnlagen für bestimmte Randgruppen der Gesellschaft handelt und zweitens inwiefern demographische Struktur und Baubestand interdependent sind. So aufgedeckte kausale Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen der Sozialstruktur und speziellen (gegenüber nicht-urbanen Wohngebieten abweichenden) Charakteristika der Innenstadt-Wohngebiete können für Kommune, Stadt- und Sozialplaner sowie Wohnungseigentümer die Grundlage für eine nachhaltige Innenstadtentwicklung sein.
Aus ihrer historischen Entwicklung waren Innenstädte von jeher die Zentren der Städte, die Wohnen, Gewerbe, Kultur, Verwaltung und soziale Dienste gleichermaßen beinhalteten. Und genau diese Mischung machte Urbanität und die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Tanja Linken
Wohnstandort Innenstadt
Das Beispiel Mülheim an der Ruhr
ISBN-10: 3-8324-9791-9
ISBN-13: 978-3-8324-9791-0
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006
Zugl. Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

Wohnstandort Innenstadt
-
Das Beispiel Mülheim an der Ruhr

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
ii
Titelbild:
Innenstadt Mülheim an der Ruhr
Quelle: Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismus GmbH (MST)
Erklärung:
Hiermit versichere ich, die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und keine
anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet zu haben.
Tanja Linken

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
iii
Inhaltsverzeichnis
Seite
Inhaltsverzeichnis ... iii
Abbildungsverzeichnis ...v
Tabellenverzeichnis ... vii
Abkürzungsverzeichnis ... viii
1
Einleitung...1
A Theorieteil
2
Hintergründe und Einordnung des Themas in den Kontext der
aktuellen Stadtentwicklung...2
2.1
Stadt-Umland-Wanderungen ...2
2.2
Segregation...7
2.3
Schrumpfende Städte ...11
2.4
Reurbanisierung...12
3
Charakteristik und Bedeutung des Innenstadtwohnens ...16
B Empirischer Teil - Innenstadt Mülheim an der Ruhr
4
Abgrenzung des Untersuchungsraumes ...19
5
Historischer Abriss der Innenstadtentwicklung...22
6
Datenanalyse
6.1
Ziele und Methoden der Analyse ...24
6.2
Analyse der Bevölkerung in der Innenstadt ...25
6.2.1
Datenquellen und statistische Restriktionen ...25
6.2.2
Bevölkerungsentwicklung...29
6.2.3
Bestandsaufnahme ...34
6.2.3.1
Bevölkerungszahlen ...35
6.2.3.2
Bevölkerungsstrukturen ...36
6.2.4
Bevölkerungsprognose ...48
6.2.5
Beurteilung der Bevölkerungssituation...50
6.3
Analyse des Baubestands in der Innenstadt ...53
6.3.1
Datenquellen und statistische Restriktionen ...53
6.3.2
Quantitative Bestandsanalyse...56
6.3.3
Qualitative Bestandsanalyse...67
6.3.4
Prognose...75
6.3.5
Beurteilung der Bausubstanz ...75
7
Schlussfolgerungen aus der Datenanalyse...77

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
iv
Seite
8
Der Wohnungsmarkt Innenstadt vor dem Hintergrund
demographischer Entwicklungen...80
8.1
Altengerechtes Wohnen: Senioren ­ negativer demographischer
Effekt oder wirtschaftliches Potenzial?...80
8.2
Gefahr der Segregation durch steigenden Migrantenanteil...84
9
Neue Anforderungen an den Wohnstandort Innenstadt...85
9.1
Gewünschte Standortqualitäten ...85
9.2
Neue Lebensstile ­ neue Wohnungsformen ...87
9.3
Anforderungen an Wohnungsunternehmen und Stadtentwicklung ...90
10
Bisherige Handlungsansätze - Ein Blick in die Zukunft ...92
10.1
Zu erwartende Entwicklungen...92
10.2
Ruhrbania ...92
10.2.1
Was ist Ruhrbania ...92
10.2.2
Ruhrbania und Wohnen...94
10.2.3
Chancen und Risiken von Ruhrbania für den
Wohnungsmarkt Innenstadt...97
10.3
Sanierung Hans-Böckler-Platz ...100
10.3.1
Geschichte des Wohnkomplexes ...100
10.3.2
Bestandsaufnahme...101
10.3.3
geplante Sanierungsmaßnahmen und Ausblick ...102
10.4
Städtebaulicher Wettbewerb ,,Neuer Hauptbahnhof" ...107
11
Handlungsempfehlungen ...109
12
Fazit...114
Literaturverzeichnis...116
Abbildungsanhang ...124

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
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v
Abbildungsverzeichnis
Seite
Abb. 1:
Entwicklung der Bevölkerungszahl von 1956 bis 1984 im
statistischen Bezirk 11 ...29
Abb. 2:
Entwicklung der Bevölkerungszahl im Untersuchungsraum
von 1985 bis 2004...30
Abb. 3:
Natürliche Bevölkerungsentwicklung im Untersuchungsraum
von 1985 bis 2004...31
Abb. 4:
Entwicklung von Ausländerzahl und ­anteil im Untersuchungsraum
von 1985 bis 2004...33
Abb. 5:
Entwicklung von Seniorenzahl und ­anteil im Untersuchungsraum
von 1985 bis 2004...34
Abb. 6: Altersdurchschnitt der Bevölkerung im Untersuchungsraum
am 31.12.2004 auf der Ebene von Baublockseiten...36
Abb. 7:
Altersstruktur der Bevölkerung im Untersuchungsraum
am 31.13.2004 auf der Ebene von Baublöcken ...37
Abb. 8:
Personen mit Migrationshintergrund im Untersuchungsraum
am 31.12.2004 ...40
Abb. 9: Ausländeranteil im Untersuchungsraum am 31.12.2004
auf Ebene von Baublockseiten...41
Abb. 10a: Herkunft der in der Innenstadt lebenden Ausländer...44
Abb. 10b: Migrationshintergrund der Deutschen mit zweiter
Staatsbürgerschaft...44
Abb. 11a: Wohndauer der Innenstadtbevölkerung ...46
Abb. 11b: Wohndauer der Bevölkerung in Mülheim gesamt ...46
Abb. 12: Wohndauer der Bevölkerung im Untersuchungsraum
am 31.12.2004 auf Baublockebene...46
Abb. 13: Bevölkerungsprognosen für Mülheim an der Ruhr...49
Abb. 14: Altersstruktur in Baublöcken. Ergebnis einer Clusteranalyse mit
Einwohnerdaten vom 31.12.2004 ­ Ausschnitt Untersuchungsraum...51
Abb. 15: Gebäude im Untersuchungsraum nach Fertigstellungsjahr ...56
Abb. 16: Anzahl der Gebäude und Wohnungen im Untersuchungsraum
nach Entstehungszeitraum...58

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
vi
Seite
Abb. 17: Gebäude im Untersuchungsraum nach Nutzungsarten laut
Gebäudedatei 2005...61
Abb. 18: Gebäude im Untersuchungsraumnach Nutzungsarten evaluiert
nach Arbeitsstättenerhebung 2002 ...62
Abb. 19: Anzahl und räumliche Verteilung von Wohnungsleerständen
im Untersuchungsraum ...64
Abb. 20: Anzahl und Lage der Sozialwohnungen im Untersuchungsraum...65
Abb. 21: Subjektive Wahrnehmung von Wohnqualitäten in den
Mülheimer Stadtteilen ...68
Abb. 22: Wohnlagenkarte für Mülheim an der Ruhr,
Stand 01.01.2005 ­ Ausschnitt Innenstadt...73
Abb. 23: Siegerentwurf Ruhrbania ...94
Abb. 24: Verkehrskonzept Innenstadt ...97
Abb. 25: Neu gestaltete Etage im HBP 5 ...105
Abb. 26: Künstlerisch gestaltete Aufzüge im HBP 5...105
Abb. 27: Hauptbahnhofareal Stand 2005 ...107
Abb. 28: Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs
,,Neuer Hauptbahnhof" ...108
Abb. 29: Impressionen Innenstadt Mülheim an der Ruhr ...124
Abb. 30: Lage des Untersuchungsraums im Mülheimer Stadtgebiet...125
Abb. 31: Grenze des Untersuchungsraums Innenstadt und seiner Teilräume ..126
Abb. 32: Luftbild des Untersuchungsraums...127
Abb. 33: Systematik der Baublöcke und Baublockseiten
im Untersuchungsraum ...128
Abb. 34: Mülheimer Baublöcke nach Umzugsmotivcluster...129
Abb. 35: Altersstruktur in Baublöcken. Ergebnis einer Clusteranalyse
mit Einwohnerdaten vom 31.12.2004...130
Abb. 36: Wohnlagenkarte für Mülheim an der Ruhr, Stand 01.01.2005 ...131
Abb. 37: Mülheimer Baublöcke nach dem Ausmaß sozialer Belastung
und Leerstand ...132
Abb. 38: Projektfläche ,,Ruhrbania". Aktueller Bestand im Luftbild
und geplante Bebauung ...133

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
vii
Tabellenverzeichnis
Seite
Tab. 1:
Bevölkerung im Untersuchungsraum am 31.12.2004
nach Familienstand ...38
Tab. 2:
Haushaltsstrukturen im Untersuchungsraum am 31.12.2004 ...39
Tab. 3:
Altersstruktur der Bevölkerung im Untersuchungsraum
am 31.12.2004 differenziert nach Nationalität...42
Tab. 4:
Mobilität der Bevölkerung im Untersuchungsraum...47

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
viii
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
BB
Baublock
BBS
Baublockseite
Bsp.
Beispiel
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CBD
Central Business District
d.h.
das heißt
DGK 5
Deutsche Grundkarte im Maßstab 1:5.000
difu
Deutsches Institut für Urbanistik
HBP
Hans-Böckler-Platz
i.d.R.
in der Regel
ILS NRW
Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes
Nordrhein-Westfalen
InWIS
Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und
Regionalentwicklung
LBS
Landesbausparkasse
LDS NRW Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik des Landes
Nordrhein-Westfalen
MüGa
Mülheimer Gartenschau
MBI
Mülheimer Bürger-Initiativen
MST
Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismus GmbH
MWB
Mülheimer Wohnungsbau e.G.
NRW
Nordrhein-Westfalen
ÖPNV
öffentlicher Personennahverkehr
rd.
rund
s.o.
siehe oben
SWB
Service- Wohnungsvermietungs- und Baugesellschaft mbH
Tab.
Tabelle
z.B.
zum Beispiel

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
1
1
Einleitung
In den letzten Jahren ist das Schicksal deutscher Innenstädte zunehmend in den
Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen und -je mehr Mißstände offen sichtbar
wurden- auch in das öffentliche Interesse gerückt. Dabei werden meist zwei
Blickwinkel voneinander abgegrenzt: Der Wirtschaftsstandort und der
Wohnstandort Innenstadt. Schlagworte wie ,,Entleerung", ,,schrumpfende Städte",
,,Suburbanisierung" und ,,Segregation" weisen jedoch für beide Funktionen auf
einen Bedeutungsverlust der Innenstädte und einen dadurch steigenden
Handlungsbedarf der Kommunen hin. Andererseits ist insbesondere in
prosperierenden Großstädten vermehrt auch von ,,Reurbanisierung" und einer
,,Renaissance der Innenstädte" die Rede.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der aktuellen Situation der Innenstädte
und zwar insbesondere ihrer Funktion als Wohnstandort. Nach einer theoretischen
Einführung in aktuelle, die Innenstädte betreffende Stadtentwicklungstrends sowie
die Entwicklung und Besonderheiten des Innenstadtwohnens wird das
Hauptaugenmerk auf der empirischen Untersuchung der Innenstadt von Mülheim
an der Ruhr liegen. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie und in welchem
Umfang gegenwärtig in der Mülheimer Innenstadt gewohnt wird und welche
speziellen Gruppen diesen Wohnstandort präferieren bzw. meiden. Ziel dieser
Untersuchung ist es, wesentliche Rahmenbedingungen, Trends sowie Probleme
und Hemmnisse innerstädtischen Wohnens darzustellen und mögliche Strategien
zur Stärkung des Wohnens in der Mülheimer Innenstadt aufzuzeigen.
Parallele Analysen der Innenstadtbevölkerung und des Wohnungsmarktes
Innenstadt sollen dabei zeigen, ob erstens bereits von einer Renaissance
gesprochen werden kann oder ob es sich bei den Innenstadtquartieren doch eher
um wenig attraktive Wohnlagen für bestimmte Randgruppen der Gesellschaft
handelt und zweitens inwiefern demographische Struktur und Baubestand
interdependent sind. So aufgedeckte kausale Zusammenhänge und
Abhängigkeiten zwischen der Sozialstruktur und speziellen (gegenüber nicht-
urbanen Wohngebieten abweichenden) Charakteristika der Innenstadt-
Wohngebiete können für Kommune, Stadt- und Sozialplaner sowie
Wohnungseigentümer die Grundlage für eine nachhaltige Innenstadtentwicklung
sein.

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
2
A
Theorieteil
2
Hintergründe und Einordnung des Themas in den Kontext der aktuellen
Stadtentwicklung
Aus ihrer historischen Entwicklung waren Innenstädte von jeher die Zentren der
Städte, die Wohnen, Gewerbe, Kultur, Verwaltung und soziale Dienste
gleichermaßen beinhalteten. Und genau diese Mischung machte Urbanität und die
Besonderheit des städtischen Lebens gegenüber dem Landleben aus.
Welche Entwicklungen haben jedoch zur Auflösung dieser urbanen Strukturen und
damit zum schrittweisen Niedergang der Innenstädte geführt? Oder anders
gefragt, mit welchen Stadtentwicklungsprozessen müssen wir uns heute befassen,
wenn die Innenstädte ihre Bedeutung (als Wohnstandort) zurückerhalten sollen?
An erster Stelle der Stadtentwicklungsprozesse mit starkem (negativen) Einfluß
auf die Innenstädte steht wohl die seit den 1960er Jahren verstärkt ablaufende
Suburbanisierung, d.h. die Abwanderung von Bevölkerung und städtischer
Funktionen ins Umland.
2.1 Stadt-Umland-Wanderungen
Wenngleich Suburbanisierung bereits im 19. Jahrhundert in Form der
Urbanisierung ländlicher Räume und der Relativierung des Stadt-Land-
Gegensatzes begonnen hat, so wurde sie erst in der Nachkriegszeit mit der
Massenmotorisierung und dem Kommunikationsmittel Telefon zu einem
generellen Phänomen (Mäding 2004, S. 1), das die Innenstädte bedrohte. Der
wirtschaftliche Aufschwung und der durch den PKW ermöglichte massenhafte
Individualverkehr waren jedoch nicht die Hauptgründe sondern nur die Auslöser
der Suburbanisierung, da erst sie es breiten Bevölkerungsschichten technisch
möglich machten, den bevorzugten Wohnstandort ,,Umland" zu wählen. Die
Gründe für diese Standortwahl dagegen lagen ­zumindest zu Beginn der
Suburbanisierung- in einem ideologischen Wandel, ausgelöst in erster Linie durch
die schlechten Wohnbedingungen der Kriegs- und Nachkriegszeit in den

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
3
Innenstädten. ,,In vielen deutschen Städten war nach dem verlorenen Krieg und
nach der Befreiung eine gewisse Feindschaft gegen die historische Stadt
auszumachen. Die Mietkasernenstadt, wie die mittelalterliche Stadt, verkörperte
für viele die Un-Stadt, eine `barbarische Mischung´ aus schlechten hygienischen
und baulichen Zuständen und unmoderner Häßlichkeit" (Hannemann,
Internetquelle 3, S. 8). Der Wunsch nach Verbesserung der Wohnverhältnisse war
deshalb unmittelbar mit dem Wunsch nach einem Haus im Umland verbunden
1
.
Später waren es zusätzlich zu der meist immer noch schlechteren Wohnqualität in
den Innenstädten wohl eher die Bedingungen des regionalen Wohnungsmarktes
und so rein wirtschaftliche Gründe, die bis heute zu Stadt-Umland-Wanderungen
führen. ,,Es sei zweifellos keine Stadtflucht, wie einige Autoren meinen, so
Friedrichs, sondern entspreche einem rationalen Kalkül. Deren Ursache sei eine
Güterabwägung, in der die Höhe der Miete, Größe einer Wohnung und das
Wohnumfeld in der Kernstadt gegen den Kauf eines Hauses im Umland
abgewogen werde. Gemeinhin führe diese Kosten-Nutzen-Kalkulation dazu, sich
für ein Eigenheim zu entscheiden" (Hannemann, Internetquelle 3, S. 11)
2
.
Gefördert wurden diese Wanderungswünsche/ -entscheidungen von Seiten der
Stadtplanung durch die städtebaulichen Leitbilder ,,gegliederte und aufgelockerte
Stadt" ,,Urbanität durch Dichte" und ,,autogerechte Stadt". In Anlehnung an die
Gartenstadtbewegung und die Charta von Athen forderte das Leitbild der
,,gegliederten und aufgelockerten Stadt" als Gegenbewegung zur ,,Orientierung am
historischen Erbe" in der Nachkriegszeit eine ,,weitgehende räumliche Trennung
der Funktionen Wohnen, Arbeiten, Verkehr, etc., die störungsfrei im Raum
angeordnet werden sollten" (Heineberg 2001, S. 122). Durch diese Vorstellung
beeinflußt hat die Baugesetzgebung von 1960 zu einer häufig zu starren
Zuordnung von Fläche und Funktion und insbesondere durch die
Suburbanisierung zu einem großen Flächenverbrauch geführt (Heineberg 2001, S.
122). Das folgende -ca. 1960 nicht durch Städtebauer sondern
Sozialwissenschaftler etablierte- Leitbild ,,Urbanität durch Dichte" beruhte dagegen
1
,,Ein Wunsch der unmittelbar aus den Kriegs- und Nachkriegserfahrungen resultierte: Dem
Leben in den durch Flächenbombardements zerstörten Stadtteilen standen die wesentlich
besseren Lebensbedingungen der Bewohner auf dem Land und in den kleineren Städten
gegenüber [...]. Dies beeinflußte das Wohnleitbild und bewirkte eine Orientierung `raus aus den
Städten´" (Hannemann, Internetquelle 3, S. 5).
2
Instrumente wie die staatliche Eigenheimzulage und Pendlerpauschalen haben diese Rechnung
zu Ungunsten der Städte bis zuletzt verstärkt.

Wohnstandort Innenstadt
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Wohnstandort Innenstadt
4
nicht mehr auf Funktionstrennung, sondern auf dem Gedanken durch Verdichtung
und Verflechtung der Nutzungsarten eine neue Urbanität schaffen zu können.
Diese sollte jedoch nicht in den alten Stadtzentren entstehen, sondern in neuen,
gesamtheitlich geplanten Großwohnsiedlungen am Stadtrand. Die typische
Konzeption dieser Siedlungen umfaßte Wohnhochhäuser mit integrierter
Infrastruktur und Nahbedarfsversorgung im Kern umgeben von Ringen von Mehr-
und Einfamilienhäusern und Arbeitsplatzangeboten am Rand der Siedlung. In der
Realität wurde in den meisten Fällen jedoch nur die Wohnbebauung fertiggestellt,
Einzelhandel, soziale Infrastruktur und Gewerbe fehlten, so dass sich nicht neue
Zentren entwickelten, sondern lediglich neue Wohngebiete am Stadtrand, die die
Wohnsuburbanisierung beschleunigten
3
. Parallel zum Wohnungsneubau im
Umland fanden in den Innenstädten Projekte des Stadtumbaus statt.
,,Altbauwohngebiete und das Wohnen im Altbau galten als nicht mehr zeitgemäß
und sollten durch Bauten für Handel, Dienstleistungen und Verwaltung ersetzt
werden" (Hannemann, Internetquelle 3, S. 10). Der Begriff ,,Flächensanierung"
beinhaltete dabei keinesfalls eine echte Sanierung innerstädtischer Gebiete
sondern beschönigte den Kahlschlag und Abriß von Altbauwohngebieten
zugunsten der ,,Ausweitung der City-Funktionen für neue, höhere Rendite
ermöglichende Nutzungen" (Hannemann, Internetquelle 3, S. 10). Die
Wohnsuburbanisierung war also nicht einseitig gerichtet durch den Wunsch der
Bevölkerung nach dem Wohnen im Umland, sie war in gleichem Maße auch
,,erzwungen" durch die Verdrängung der Wohnfunktion durch andere Funktionen
im Rahmen des Citybildungsprozesses.
So führten das Bevölkerungswachstum und der steigende Anspruch an Pro-Kopf-
Wohnfläche begünstigt durch die wirtschaftliche Entwicklung und städtebauliche
Leitbilder bis in die 70er Jahre zu einem ,,Ausufern" der Städte ins Umland, wobei
die Wohnsuburbanisierung vorwiegend von Besserverdienenden und Familien
getragen wurde während Arbeitsmigranten und andere wohnimmobile Gruppen
(Arme, Alte) in den Innenstädten verblieben oder aufgrund der geringen Mieten in
von Deinvestition (unterlassene Erhaltungsinvestitionen) geprägte Gebäude und
Stadtviertel zogen.
3
Wenngleich diese Großwohnsiedlungen aufgrund ihrer baulichen Gestalt schon sehr bald mit
Problemen wie Leerstand und hoher Fluktuation konfrontiert waren, so waren sie bei
Fertigstellung doch sehr gefragte Wohnquartiere, denn sie galten als Ausdruck einer neuen
Lebensweise und als Symbol für Modernität.

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
5
Dieser ersten Phase der Suburbanisierung der Wohnfunktion, die die Bedeutung
der Innenstädte bereits enorm herabsetze, folgte in fünf weiteren Phasen
4
, die
Abwanderung weiterer Innenstadtfunktionen (Eichener, Internetquelle 1). Zunächst
zog der Einzelhandel mit Gütern des täglichen Bedarfs der Kaufkraft der
abgewanderten Bevölkerung hinterher, gefolgt von Wohnfolgeeinrichtungen der
sozialen Infrastruktur (Kindergärten, Schulen, ...). Parallel dazu suburbanisierten
auch Gewerbe, Bürostandorte und Firmensitze (eigentlich typische City-
Funktionen) sowie zuletzt die kulturelle Infrastruktur. Dies führte zu einem weiteren
Attraktivitätsverlust der Innenstädte als Wohnstandorte, da wohnungsnahe
Versorgungen abnahmen und die Abwanderungen zunehmend zur Verödung
ganzer Quartiere führten.
Letztendlich haben die Innenstädte in allen Bereichen an Bedeutung verloren,
während im suburbanen Raum regelrechte neue Städte entstehen, die weitgehend
autark von der Kernstadt sind
5
(Eichener, Internetquelle 1).
Während die Privaten als Einwohner oder Unternehmer durch diese
ausgedehnten Stadt-Umland-Wanderungen in aller Regel einen positiven Kosten-
Nutzen-Saldo realisieren, ist für die Gesellschaft insgesamt eher mit einem
negativen Kosten-Nutzen-Saldo, zu rechnen. So ist die Unterauslastung der
kernstädtischen Infrastrukturen (soziale, technische und Verkehrs- Infrastruktur)
bei gleichzeitig steigender Nachfrage im Umland ein ebenso logistisches als auch
finanzielles Problem. Der Erweiterungs- und Investitionsbedarf im Umland wird zu
einem Anstieg der Pro-Kopf-Kosten führen da ein Rückgang der Kosten in der
Kernstadt nicht im gleichen Umfang realisierbar ist
6
. ,,Detaillierte Berechnungen
4
Die skizzierten Gründe der Suburbanisierung sowie der idealtypische Phasenverlauf gelten nur
für westdeutsche Städte. In der DDR war ,,durch die Ausschaltung von Marktprozessen
(Bodenpreise, Mieten) und politische Prioritäten im Städtebau das Ausmaß der
Suburbanisierung allgemein deutlich geringer als im Westen" (Mäding 2004, S. 2). Nach der
Wiedervereinigung setzte eine ,,nachholende Suburbanisierung" ein, die sehr rapide verlief und
im Gegensatz zu westlichen Städten mit der Suburbanisierung des Einzelhandels und der
Dienstleistungen begann. Insbesondere Investoren aus dem Westen beschleunigten den
Handel ,,auf der Grünen Wiese", während ,,Schwierigkeiten bei der Neuordnung der Vermögen
(Reprivatisierung), bei der Baulandausweisung und der Einkommensrückstand" (Mäding 2004,
S. 2) die Wohnsuburbanisierung verzögerten.
5
So zum Beispiel die ,,edge cities" Eschborn und Bad Vilbel im Raum Frankfurt/Main
6
Schulen verursachen auch bei rückläufiger Schülerzahl gleichbleibende Kosten; technische
Infrastruktur, wie z. B. Wasserwerke können gar nicht zurückgebaut werden, da sie unter einem
gewissen Mindestauslastungsgrad aus technischen Gründen nicht betrieben werden können;
die Verkehrsinfrastruktur muß selbst bei sinkenden Einwohnerzahlen weiter ausgebaut werden,
da sich das Verkehrsaufkommen aufgrund der hohen Pendlerzahlen erhöht; die
flächendeckende Anbindung an den ÖPNV ist im suburbanen Raum aufgrund längerer Wege
wesentlich teurer; etc.

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
6
zeigen, dass ein flächenmäßiges Siedlungswachstum nach außen bis zum
Dreifachen der Infrastrukturkosten verursacht, die eine nach innen gerichtete
Siedlungsentwicklung erfordern würde" (Mäding 2004, S. 8). Tragen muß diese
Mehrkosten ­neben dem einzelnen Bürger- vor allem die Kommune; und das bei
sinkenden Einnahmen. Denn die Einnahmen der Gemeinden hängen direkt (über
Lohn-
und
Einkommensteueraufkommen)
und
indirekt
(über
Schlüsselzuweisungen im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs) von ihrer
Einwohnerzahl ab. Suburbanisierung von Bevölkerung führt also zu
Einnahmeverlusten der Kernstadt und Einnahmegewinnen der Randgemeinden
bei umgekehrter Belastung durch Infrastrukturausgaben und damit zu einer
,,wachsenden Ausbeutung der Kernstädte durch Suburbanisierung" (Mäding 2004,
S. 9). Neben diesen raumordnerischen und wirtschaftlichen Folgen der
Suburbanisierung stellt das für die innerstädtischen Wohngebiete größte Problem
die selektive Wanderung und die daraus resultierende sozialräumliche Polarisation
dar. ,,Eher gut verdienende `Mittelschichtfamilien´ verlassen die Innenstädte oder
innenstadtnahen Altbauquartiere und entscheiden sich bevorzugt für
Einfamilienhausgebiete
des
Umlands,
während
in
den
einfacheren,
innenstadtnahen
Altbauquartieren
Arme,
Alleinerziehende
und
Alte
überrepräsentiert sind, aber auch junge Erwachsene in Ausbildung. [...] Die
soziale Segregation spiegelt sich deutlich in Differenzen der Sozialhilfebelastung
zwischen Kernstadt und Umland. Besondere Probleme entstehen zudem dadurch,
dass sich diese Segregation der deutschen Bevölkerung mit der Konzentration
von Ausländern in der Kernstadt überlagert" (Mäding 2004, S. 8). Die
Auswirkungen
dieser
Segregationsprozesse
auf
die
benachteiligten
Innenstadtquartiere werden im folgenden Abschnitt separat untersucht.
Für die Zukunft wird prognostiziert, dass sich der Prozeß der
Wohnsuburbanisierung abschwächen wird. Dies allein bedeutet aber noch keine
Rückkehr in die Innenstädte, vielmehr sinkt die Zahl der Stadt-Umland-Wanderer,
weil die klassische Familie, die hauptsächlich Träger der Suburbanisierung war
und ist einen immer geringeren Anteil der Haushalte ausmacht.
Auch die Dienstleistungen bevorzugen vermehrt wieder innerstädtische
repräsentative und hochfrequentierte Standorte. Der Einzelhandel dagegen neigt
nach wie vor zu suburbanen Standorten (Shoppingcenter auf der grünen Wiese),
jedoch wird dem in vielen Städten bereits mit stadtplanerischen Instrumenten

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
7
entgegengewirkt, um die Funktionsfähigkeit der Innenstädte zu bewahren.
Lediglich im Bereich des flächen- und verkehrsintensiven Gewerbes ist eine
weitere Suburbanisierung zu erwarten und i.d.R. auch wünschenswert.
2.2 Segregation
,,Unter Segregation wird die Ungleichverteilung bestimmter Bevölkerungsgruppen
im städtischen Raum verstanden". Dabei kann sie ,,sowohl als statischer Zustand,
d.h. als disproportionale Verteilung von Bevölkerungsgruppen mit ähnlichen
Merkmalsausprägungen, als auch als dynamischer Prozeß der Entmischung
verstanden werden" (Strohmeier 2004, S. 3).
Die räumliche Konzentration unterschiedlicher Sozialgruppen wird bereits seit den
1920er Jahren ­zunächst von der Chicagoer Soziologenschule in den USA- in
allen Städten beobachtet und ist kein neues Phänomen. Jedoch hat sich die
Bewertung von Segregation verändert, seitdem ,,in den vergangenen Jahrzehnten
ein Prozeß der zunehmenden räumlichen Konzentration von benachteiligten
Bevölkerungsgruppen beobachtet [wurde], der eine zusätzliche Benachteiligung
dieser Gruppen bzw. eine Verfestigung ihres sozial unterprivilegierten Status nach
sich ziehen kann" (Strohmeier 2004, S. 3).
Zur Beurteilung von sozialräumlicher Polarisation werden zwei Ursachen und drei
Formen von Segregation unterschieden: die sozioökonomische Segregation
umfaßt die Entmischung nach Merkmalen wie Einkommen, Schulbildung,
Erwerbstätigkeit, usw., die ethnisch-kulturelle Segregation nach Herkunft,
Nationalität und Religion und die demographische Segregation nach Alter,
Haushaltstyp oder Lebenszyklusphase
7
. Da es sich bei Segregation um ein
multidimensionales Phänomen handelt, fallen in städtischen Problemlagen oftmals
alle drei Erscheinungsformen zusammen (Strohmeier 2004, S. 4). Darüber hinaus
unterscheidet man die drei Formen jeweils nach freiwilliger oder erzwungener
Segregation. Die durch die Stadt-Umland-Wanderung ausgelöste Segregation
einkommensstärkerer Familien in den Umlandgemeinden ist dabei aus
individueller Selbstbestimmung dieser Gruppe entstanden und wird deshalb im
7
Die demographische Segregation gewinnt vor allem vor dem Hintergrund der
Bevölkerungsschrumpfung und der ,,Überalterung der Gesellschaft" an Bedeutung.

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8
Allgemeinen nicht als problematisch angesehen. Das Zurückbleiben der
sozioökonomisch Schwächeren in den Innenstadtquartieren hingegen schon, da
diese Gruppe aus ökonomischen Gründen keine Wahl hatte und daher ungewollt
segregiert wurde. Während die sozioökonomische Segregation also für die eine
Seite der Betroffenen freiwillig und für die anderen erzwungen ist, läßt sich dies
bei der ethnisch-kulturellen Segregation nicht so eindeutig unterscheiden. Die
räumliche Konzentration von Migranten einer bestimmten Herkunft kann freiwillig
erfolgen, da sie die Ausbildung informeller Hilfsnetze und den Aufbau einer
bedarfsgerechten
Infrastruktur
begünstigt.
Solche
homogenen
Einwandererquartiere ermöglichen den schlecht integrierten Ausländern intensive
Nachbarschaftsbeziehungen und bilden ,,Brückenköpfe" für neue Zuwanderer.
Vielfach ist die ethnisch-kulturelle Segregation jedoch auch erzwungen, da
Ausländer in der Regel über geringere Einkommen verfügen und daher am
Wohnungsmarkt
weniger
durchsetzungsfähig
sind.
Zudem
machen
Integrationsschwierigkeiten es neuen Zuwanderern fast unmöglich in andere als
die bestehenden Migrantenquartiere zu ziehen. Erstaunlich ist jedoch, dass im Fall
der ethnisch-kulturellen Segregation anders als bei der sozioökonomischen
Segregation beide Formen, die freiwillige und die erzwungene Entmischung
überwiegend als negativ beurteilt werden. Dies ist wohl damit zu begründen, dass
die betroffenen Viertel und die dort praktizierten Lebensformen von den
Ausstehenden (Deutschen) als fremdartig und als eine sich von der deutschen
Gesellschaft abschottende Parallelgesellschaft wahrgenommen werden. Die in
den von Segregation betroffenen Quartieren lebenden Personen dagegen
empfinden ihren Wohnstandort und die Struktur der Nachbarschaft meist als
weitaus positiver (dies gilt nicht nur für die ethnisch-kulturelle sondern auch für
andere Segregationsformen). ,,Wichtig in Bezug auf die Problemwahrnehmung ist
[demnach] auch eine häufig unterschiedliche Innen- und Außensicht von
Segregation" (Strohmeier 2004, S. 13).
Welche Umstände haben jedoch zu einer so starken Entmischung geführt, dass
es in allen deutschen Städten immer mehr Wohngebiete gibt, die aufgrund der
Segregation negativ beurteilt werden?
Die Ursachen der sozialräumlichen Polarisation liegen zum einen in
gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen und zum anderen in der jeweiligen
lokalen Wohnungsmarktsituation. Der ökonomische Strukturwandel und damit

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9
einhergehend die Zunahme von Arbeitslosigkeit und Armut haben zu einem
Wachstum der Bevölkerungsgruppen geführt, die am Wohnungsmarkt wenig
durchsetzungsfähig und in ihrer Wohnortwahl stark eingeschränkt sind.
,,Vorwiegend Alleinlebende, Alleinerziehende, Kinder und Jugendliche bzw.
kinderreiche Familien und viele ausländische Menschen sind davon betroffen"
(Strohmeier 2004, S. 9). Änderungen im Wohnungsmarkt, wie z.B.
Mietpreisanstieg oder -rückgang oder das Auslaufen von Belegungsrechten
kanalisieren diese Wohnungssuchenden in bestimmte räumliche Lagen und
wirken so generell selektiv auf die Wohnstandortverteilung (Strohmeier 2004, S.
10). Sozioökonomisch Stärkere dagegen haben eine höhere Wahlfreiheit und
ziehen aus den benachteiligten Quartieren weg. ,,Dabei erschweren angespannte
Wohnungsmärkte Wohnungswechsel, entspannte lösen höhere Fluktuationen aus,
da Haushalte, die über ein ausreichend hohes Einkommen verfügen, ohne große
Preiszuschläge ihre Wohnsituation verbessern [...] können. Grundsätzlich erfolgt
Segregation
deshalb
in
Städten
oder
Quartieren
mit
entspannten
Wohnungsmärkten mit einer sehr hohen Dynamik" (Strohmeier 2004, S. 10).
Von den negativen Folgen der Segregation betroffen sind heute in erster Linie
Innenstadtwohngebiete, die zum einen eine schlechte Wohnqualität aufweisen
und zum anderen durch die selektiven Wanderungen der Wohnsuburbanisierung
einkommensstärkere Bevölkerungsgruppen an das Umland verloren haben. In
diesen segregierten Gebieten hat man es mit ,,drei Bündeln von Effekten zu tun,
die als soziales Milieu, als materielle Ausstattung und als Image bezeichnet
werden können" (Strohmeier 2004, S.5). Das durch Erfahrungswerte oder
Vorurteile gebildete negative Image benachteiligter Quartiere führt zu einer
Stigmatisierung, die den Zuzug Einkommensstärkerer ausschließt, die
Investitionsbereitschaft
in
das
Quartier
herabsetzt
und
die
Handlungsmöglichkeiten der Bewohner einschränkt
8
. Die materielle Ausstattung
des Quartiers umfaßt beispielsweise die Qualität des Wohnorts, die Erreichbarkeit,
soziale Infrastruktur, etc. Aus Quartieren mit unterdurchschnittlicher Kaufkraft
wandern nicht nur kaufkräftigere Bewohner sondern auch Handel und
8
Man denke zum Beispiel daran, dass Kinder in der Schule oder Arbeitslose bei der Bewerbung
um einen Arbeitsplatz nicht nach ihrem Charakter und ihrer Qualifikation sondern nach der
Wohnadresse beurteilt werden.

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10
Dienstleistungen ab. Damit wird die Lebensführung der Einwohner erschwert und
deren Handlungsmöglichkeiten weiter eingeschränkt
9
.
Die schwerwiegendste Folge der Segregation ist jedoch die Ausbildung negativer
sozialer Milieus. Der Mensch lernt Verhaltensmuster durch soziale Interaktion und
gesellschaftliche Erfahrungen, die insbesondere in Familie, Schule und der
sozialen Gruppe, d.h. in hohem Umfang innerhalb von Nachbarschaften
stattfinden. ,,In einer Nachbarschaft, in der vor allem Modernisierungsverlierer,
sozial Auffällige und sozial Diskriminierte wohnen, sind vor allem bestimmte
(abweichende) Normen und Verhaltensweisen repräsentiert, andere `Mainstream´
hingegen nicht oder immer weniger. [...] Die Einschränkung der Erfahrungswelt
[...] durch die fehlende Repräsentation von sozialen Rollen, die ein `normales´
Leben
ausmachen
wie
beispielsweise
Erwerbstätigkeit,
regelmäßiger
Schulbesuch, etc. stellt eine Benachteiligung dar, weil sie die Möglichkeiten
sozialen Lernens beschränkt und einen Anpassungsdruck in Richtung von
Normen und Verhaltensweisen erzeugt, die von der übrigen Gesellschaft mit
Ausgrenzung beantwortet werden" (Strohmeier 2004, S. 6). Von dieser
Benachteiligung betroffen sind in erster Linie Kinder und Jugendliche, die in
solchen Nachbarschaften aufwachsen. Aber auch auf andere Bereiche des
Zusammenlebens Erwachsener wirkt sich eine homogene, sozial problematische
Bevölkerungsstruktur nachteilig aus. So führt der Wegzug von Familien,
Erwerbstätigen und Qualifizierten (= integrierte Gruppen) zu Verringerung der
sozialen Stabilität, da es keine Träger von quartiersbezogenen Institutionen,
Vereinen und Initiativen mehr gibt. Ebenso geht dem Gebiet mit diesen Gruppen
die soziale Kompetenz verloren, die notwendig wäre, um die Probleme zu
analysieren, Forderungen zu formulieren und diese wirksam an die politischen
Instanzen zu richten (Strohmeier 2004, S. 7).
Zusammenfassend kann man sagen, dass das problematische an
Segregationsprozessen der sogenannte Gebietseffekt ist, d.h. dass es nicht nur zu
einer Konzentration von benachteiligten Gruppen kommt, sondern dass sich diese
Konzentration zusätzlich für die Gruppen weiterhin benachteiligend auswirkt, ,,dass
aus benachteiligten Quartieren benachteiligende werden oder dass arme
9
Der Aspekt der materiellen Ausstattung trifft für innerstädtische Gebiete nur hinsichtlich der
geringen Investitionen in die Wohnungsausstattung und der unzureichenden sozialen Infra-
struktur zu, nicht aber für die Erreichbarkeit von Einrichtungen des täglichen Bedarfs, die hier
aufgrund der zentralen Lage unabhängig von der Situation des Wohngebietes gewährleistet ist.

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11
Nachbarschaften ihre Bewohner ärmer machen. [...] Soziale Ungleichheit wird
damit nicht nur befestigt, sondern auch verschärft" (Strohmeier 2004, S. 5).
Gerade
aufgrund
dieser
sich
selbst
verstärkenden
Wirkung
des
Segregationsprozesses sowie aufgrund anhaltend negativer gesellschaftlicher und
ökonomischer Rahmenbedingungen kann davon ausgegangen werden, dass die
sozialräumliche Polarisation weiter fortschreiten und in Zukunft zentrales Thema
der Stadtentwicklung sein wird. Die marginalisierten innerstädtischen
Wohnquartiere werden dann vermehrt ins Blickfeld geraten.
2.3 Schrumpfende Städte
Verstärkt werden die ­für die innerstädtischen Quartiere negativen- Folgen von
Suburbanisierungs- und Segregationsprozessen zudem durch die Schrumpfung
der Kernstädte. Geringe Geburtenzahlen
10
und abnehmende Wanderungsgewinne
werden
laut
Prognosen
des
Statistischen
Bundesamtes
zu
einer
Bevölkerungsabnahme von rd. 82 Mio. (2003) auf ca. 75 Mio. im Jahr 2050 führen.
Neben einigen wenigen Wachstumszentren wird dieser Bevölkerungsverlust
insbesondere die Kernstädte treffen, während die Umlandgemeinden aufgrund
anhaltender
Suburbanisierung
weiterhin
leichte
Bevölkerungsgewinne
verzeichnen. Die daraus resultierende drohende ,,Entleerung" der Innenstädte
wirkt sich in den verschiedensten Bereichen aus: Die Folgen für Infrastruktur und
kommunale Finanzen werden ähnlich sein, wie für die Suburbanisierung bereits
skizziert (s.o.) jedoch wird der stärkere Bevölkerungsrückgang zu einer
Verschärfung der Problematik führen. Die parallel zur Bevölkerungszahl sinkende
Kaufkraft wirkt sich nachteilig auf den Einzelhandel aus ­ insbesondere dort wo
Menschen abwandern, also in den Innenstädten. Leerstände und die Ansiedlung
von Filialketten und ,,Billigläden" sind die bereits vielfach sichtbaren
Konsequenzen (Gediga 2002, S. 17). Unter diesen Bedingungen wird sich der
Handel um wettbewerbsfähig zu bleiben weiter konzentrieren und große
Einkaufszentren im regionalen Umland könnten dann in Zukunft die Versorgung
10
Erstmals in der deutschen Nachkriegsgeschichte ist im Jahr 2005 die Zahl der Neugeborenen
unter die Marke von 700.000 gesunken (rd. 676.000 Geburten). Gegenüber dem Vorjahr, als es
noch knapp 706.000 Geburten waren, bedeutet das ein Minus von über vier Prozent ­ es wäre
der gewaltigste Einbruch der letzten 15 Jahre (Die Welt, Internetquelle 2).

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12
mehrer Städte übernehmen. Weiterhin wird die Wirtschaft der Innenstädte durch
die ungünstige Beschäftigungssituation geschwächt, denn es sind vorwiegend
hochqualifizierte, jüngere Arbeitnehmer, die ins Umland abwandern und deren
Anteil an der Bevölkerung insgesamt schrumpft. Die selektiven Wanderungen
sowie der demographische Wandel schränken das wirtschaftliche Potential der
Schrumpfungsregionen also einerseits kaufkraftbedingt und andererseits
innovationsbedingt ein (Gediga 2002, S. 17). Der wirtschaftliche Niedergang
dieser Regionen bedingt seinerseits wiederum eine weiter Abwanderung der
qualifizierten und besserverdienenden Bevölkerung, so dass sich eine
Negativspirale entwickelt aus der die Kernstädte nicht eigenständig ausbrechen
können.
Die schwerwiegendste Konsequenz der sinkenden Bevölkerungszahl ist jedoch im
Bereich des Wohnungsmarktes auszumachen. Weniger Menschen werden in
Zukunft weniger Wohnungen brauchen. Die unausweichliche Folge ist Leerstand,
selbst wenn die Verkleinerung der Haushalte und der dadurch steigende
Wohnungsbedarf heute noch zu einer Relativierung der Situation beitragen.
Insbesondere in Ostdeutschland ist bei einer Leerstandsquote von 13 Prozent
bereits jetzt absehbar, dass in den nächsten zehn Jahren rd. 300.000 bis 400.000
Wohnungen abgerissen werden müssen (Eichstädt-Boling 2003, S. 55). In
Westdeutschland ist die Leerstandsquote bislang nicht so alarmierend (NRW 1,3
Prozent) wird jedoch vermutlich weiter steigen. Als Folge des Überangebots an
Wohnungen wandelt sich der Wohnungsmarkt von einem Vermieter- zu einem
Mietermarkt. Ein großes Angebot und sinkende Preise erhöhen die Wohnmobilität
und erleichtern denjenigen, die über entsprechende Finanzkraft verfügen einen
einfachen und kostengünstigen Umzug in bessere Wohnquartiere. Die Abnahme
der Bevölkerungszahl trägt also indirekt zu einer Verstärkung der
Segregationsprozesse bei und trifft damit erneut insbesondere die benachteiligten
innerstädtischen Quartiere.
2.4 Reurbanisierung
Als gegenläufiger Prozeß der Suburbanisierung wird in einigen deutschen Städten
seit ca. 1970 eine Tendenz der Reurbanisierung, d.h. der Rückkehr von

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13
Funktionen in die Innenstädte beobachtet. Dies hängt zum einen mit einem
Umdenken bei städtebaulichen Leitbildern und in den letzten Jahren mit dem
Abschwächen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen die Suburbanisierung
verursachen zusammen.
Nach der Expansionsstrategie der 1950er und 60er Jahre änderte sich mit den
Leitbildern ,,erhaltene Stadterneuerung" und ,,behutsamer Stadtumbau" die
Vorstellung von Städtebau in den 70er Jahren grundlegend. Das europäische
Denkmalschutzjahr 1975 und das Wohnungsmodernisierungsgesetz von 1977
11
deuteten eine stärker nach innen gerichtet Entwicklung an. In den innerstädtischen
Wohnquartieren wurde neben Objektsanierungen (im Gegensatz zu den
Flächensanierungen) insbesondere Augenmerk auf wohnumfeldverbessernde
Maßnahmen gelegt. Darüber hinaus sollten die Einrichtung von Fußgängerzonen
und der Bau cityintegrierter Einkaufszentren (als Gegenpol zum Shopping auf der
grünen Wiese) die Stadtkerne wirtschaftlich stärken und funktional aufwerten.
Doch obwohl die städtebauliche Bedeutung der Innenstädte wiederentdeckt wurde
und trotz aller Bemühungen um deren Revitalisierung konnte dem
Suburbanisierungsprozeß nicht entscheidend Einhalt geboten werden, so dass
nach wie vor die Mehrzahl der innenstadtnahen Wohngebiete ­insbesondere in
wirtschaftlich stagnierenden Städten- unattraktive städtische Randbezirke für
marginalisierte Bevölkerungsgruppen sind. In einigen eng begrenzten Quartieren
vorwiegend wirtschaftlich prosperierender Städte wurden dagegen aber auch
Aufwertungsprozesse beobachtet. Diese ,,Wiederbelebung [...] betraf vor allem die
Quartiere, an denen die Modernisierungswelle bis Ende der 70er Jahre
vorbeigegangen war. [...] Bevorzugt waren die Gebiete, die nicht nach den
Kriterien des Wohnleitbildes der Nachkriegs-Bundesrepublik saniert worden und
die von den Wanderungsprozessen der Suburbanisierung betroffen waren"
(Hannemann, Internetquelle 3, S. 14). Dazu gehörten in erster Linie Lagen in guter
Verkehrsanbindung mit geringen Bodenpreisen und um 1900 errichteten,
architektonisch attraktiven aber stark heruntergekommenen Mietwohngebäuden,
die durch individuelle Modernisierung den Bedürfnissen der neuen Bewohner
angepaßt werden konnten.
11
Das
Wohnungsmodernisierungs-
und
Energieeinsparungsgesetz
verbesserte
die
Abschreibungs- und Förderungsmöglichkeiten für Altbaumodernisierung und lenkte somit
private Investitionen vermehrt in die Bestandspflege als in den Neubau.

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14
Der stadtsoziologische Begriff ,,Gentrification" beschreibt die Revitalisierung dieser
Innenstadt-Wohngebiete. Dabei umfaßt er verschiedene parallel oder
nacheinander auftretende Aspekte der Aufwertung, die sowohl die Sozialstruktur
der Bewohner und das Quartiersmilieu als auch den Zustand der Bausubstanz
sowie die Wirtschaftskraft und das Außenimage des Quartiers betreffen. Die
umfassendste und ausführlichste Definition dieses Phänomens gibt Hamnet
(1984): ,,Gentrification is simultaneously a physical, economic, social and cultural
phenomenon. Gentrification commonly involves the invasion of middle-class or
higher-income groups of previously working-class neighborhoods or multi-
occupied `twilight areas´ and the replacement or displacement of many of the
original occupants. It involves the physical renovation or rehabilitation of what was
frequently a highly deteriorated housing stock and its upgrading to meet the
requirements of its new owners. In the process, housing in the area affected, both
renovated and unrenovated, undergoes a significant price appreciation. Such a
process of neighborhood transition involves a degree of tenure transformation
from renting to owning" (Friedrichs/Kecskes 1996, S. 14). Andere
Definitionsansätze (z.B. von Friedrichs 1996) vernachlässigen dagegen
weitestgehend den Aspekt der baulichen Modernisierung und reduzieren den
Sachverhalt
auf
den
Bevölkerungsaustausch
einer
statusniedrigen
Stammbevölkerung durch höherqualifizierte und besserverdienende Schichten.
Dieser wird idealtypisch durch einen doppelten Invasions-Sukzessions-Zyklus
beschrieben in dem zunächst ,,Pioniere", als erste in das Viertel eindringende
Gruppe und danach Gentrifier, die mit ihren hohen Einkommen den Wandel
herbeiführen die angestammte statusniedere Bevölkerung verdrängen bis
letztendlich nur noch Gentrifier im Quartier leben. Die trennscharfe
Unterscheidung der Gruppen, wie sie aus der US-amerikanischen Literatur
bekannt ist, ist für Deutschland jedoch nicht so abzuleiten. ,,Hier verlaufen diese
Prozesse eher moderater. Sehr oft gibt es ein Nebeneinander von Gentrifiern,
Pionieren und Alteingesessenen von Straße zu Straße, von Haus zu Haus, von
Vorder- zu Hintergebäuden und Seitenflügeln" (Hannemann, Internetquelle 3, S.
13). Gerade dieses Nebeneinander verschiedenster sozialer Gruppen kann jedoch
zu sozialen Problemen im Quartier führen, zumal die Verdrängung Statusniederer
nicht immer konfliktfrei verläuft. Negative Folgen von Gentrification-Prozessen sind
daher (aus sicht von Sozialwissenschaftlern) offene Konflikte, das Zerreißen

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15
nachbarschaftlicher Netzwerke und eine Verstärkung von Segregation. Dennoch
wird Gentrification (in erster Linie von den Stadtverwaltungen) fast immer positiv
bewertet. Die Aufwertung von Innenstadtquartieren bewahrt die vernachlässigte
Bausubstanz vor dem Verfall, verhindert die Abwanderung einkommensstarker
Gruppen und damit den Verlust von Steueraufkommen und Kaufkraft an das
Umland und dient insgesamt der Stabilisierung und Imageverbesserung der
Innenstadt als ,,Aushängeschild" der Stadt.
Bisherige Aufwertung durch Gentrification war allerdings auf begrenzte Bereiche
der Innenstädte und auf bestimmte Bevölkerungsgruppen/Haushaltstypen mit
speziellen (urbanen) Lebensstilen beschränkt und hat daher noch nicht zu einem
generellen Wandel des Innenstadtwohnens beigetragen. Nach Ansicht einiger
Experten scheint jedoch die ,,`Renaissance der Stadt´ eine neue Phase der
Stadtentwicklung einzuläuten, und dabei erfährt auch das Wohnen in der
Innenstadt eine Aufmerksamkeit, die über die mit der Gentrification-Theorie
erfaßten Vorgänge hinausgeht: Innenstadtnahe Quartiere werden als
Wohnstandort im Sinne einer Renaissance der Innenstadt nicht nur von einer
bestimmten Lebensstilgruppe wiederentdeckt" (Brühl u.a. 2005, S. 11). Neue
Wohnleitbilder, steigende Kraftstoffpreise (die insbesondere Berufspendler
belasten) und gestiegene Baupreise auch im Umland werden das
Wohnstandortverhalten breiter Bevölkerungsschichten zugunsten der Innenstädte
verändern. Dennoch darf nicht davon ausgegangen werden, dass das
Innenstadtwohnen ein ,,Selbstläufer" wird. Um die veränderten gesellschaftlichen
und ökonomischen Rahmenbedingungen zu nutzen bedarf es einer Anpassung
und gezielten Förderung der Vorteile innerstädtischer Wohnquartiere.

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16
3
Charakteristik und Bedeutung des Innenstadtwohnens
Es wurde deutlich, dass die Innenstädte unter den Stadtentwicklungsprozessen
der letzten 50 Jahre gelitten haben und heute die Verlierer der
Siedlungsentwicklung sind. Die Sicherung der Funktionsfähigkeit der Innenstädte
ist jedoch wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Stadtentwicklung, weil
durch eine nach innen gerichtete Entwicklung ,,vorhandene Resourcen
(Wohnungen, Infrastruktur, Flächen) beständig genutzt werden und der
Verkehrsaufwand verringert wird, Stadterweiterung und Siedlungsentwicklung in
die Fläche nur in unbedingt notwendigen Maß erforderlich werden und die
Siedlungsentwicklung generell auf Schwerpunkte konzentriert wird (dezentrale
Konzentration)" (Güttler/Rosenkranz 1998, S. 81). Das von der Bundesregierung
verfolgte Ziel der Erhaltung der europäischen Stadt setzt demnach das
Nachhaltigkeitsprinzip der (Funktions-) Mischung voraus, wozu auch das Wohnen
gehört (Rosenkranz 1998, S. 147).
Doch
welche
konkreten
Vorteile
hat
die
Wohnfunktion
für
die
Innenstadtentwicklung und welche Vorzüge und Nachteile bietet der Standort
Innenstadt für seine Bewohner?
In erster Linie sind es wirtschaftliche Erwägungen, die die Stärkung des
Innenstadtwohnens fordern. Zum einen hat die dezentrale Konzentration in der
Siedlungsentwicklung (im Gegensatz zum flächenmäßigen Ausufern der Städte)
unmittelbare Vorteile für die städtischen Finanzen, da die Kosten für die
Infrastruktur geringer sind. Straßen, Versorgungsleitungen, etc. sind in den
Innenstädten bereits vorhanden und können hier aufgrund der Dichte von
Bevölkerung und Bebauung besser ausgelastet werden, während sie im
Außenbereich oftmals erst mit enormen Kostenaufwand geschaffen und dann
unwirtschaftlich betrieben werden müssen. Aber nicht nur die Kommunalfinanzen,
auch die Privatwirtschaft kann von einer höheren Wohnnutzung profitieren, denn
,,Innenstadtbewohner sind Nutzer und Kunden" (Güttler/Rosenkranz 1998, S. 82).
Unter diesem Aspekt ist vor allem die Rückkehr Besserverdienender und der
(gehobenen) Mittelschicht interessant, da diese eine Kaufkraft mitbringen, die sie
vormals in den suburbanen Einzelhandelszentren gelassen haben. Insbesondere
dort, wo derzeit ein Mangel an potenten Nutzern für Büro- und Ladenflächen
besteht und Leerstände das Stadtbild beeinträchtigen, könnte durch

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17
nachfragegerechte Wohnungen zur Belebung der Innenstadt beigetragen und so
wiederum die wirtschaftliche Situation verbessert werden (Rosenkranz 1998, S.
147). Ein hoher Wohnanteil ist demnach nicht nur für die Umkehr der
Siedlungsentwicklungstrends und die sozialräumliche Aufwertung innenstadtnaher
Quartiere entscheidend sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung und
Funktionsfähigkeit der Cities. Darüber hinaus stellt eine ausgeprägte
Wohnnutzung sicher, dass Innenstädte nach Ladenschluß nicht veröden. In vielen
Städten, in denen eine sehr starke Citybildung zur fast vollständigen Verdrängung
des Wohnens aus einigen Bereichen geführt hat, wird eine steigende
Kleinkriminalität in der Nacht beobachtet. Eine Belebung dieser Bereiche durch
Wohnbevölkerung bietet eine höhere Kontrolle und könnte dem so
entgegenwirken.
Während die positive Wirkung des Innenstadtwohnens auf Siedlungs- und
Wirtschaftsentwicklung unumstritten ist, gibt es hinsichtlich dessen Qualität
vorwiegend kritische Stimmen. Vor allem für die (potentiellen) Bewohner ist die
teilweise unzureichende Wohnqualität ein großer Standortnachteil. Diese resultiert
auf der einen Seite aus dem baulichen Zustand der Wohnungen, die in den letzten
Jahrzehnten stark vernachlässigt wurden und zum anderen aus einem
problematischen Wohnumfeld. Das steigende Individualverkehrsaufkommen sowie
der Parksuchverkehr im Innenstadtbereich verursachen teils enorme
Lärmbelästigung und das Konfliktpotential zwischen den Nutzungen (hinsichtlich
Lärm durch Anlieferer- oder Passantenverkehr; Verdrängungseffekte, etc.) wird
häufig unterschätzt. Die hohe Bebauungs-/Wohndichte und das Fehlen von Grün-
und Freiflächen in der Innenstadt sind insbesondere für Familien mit Kindern nicht
akzeptabel (Rosenkranz 1998, S. 148). Die Vorteile des Innenstadtwohnens
beschränken sich dagegen aus Sicht der Bewohner auf die kurzen
Wegebeziehungen zwischen Wohnung und Arbeitsstätte, Versorgungs- und
Dienstleistungs- sowie Freizeit- und Kultureinrichtungen (Rosenkranz 1998, S.
148). Weiterhin ­vor allem von der jungen Bevölkerung- als positiv empfunden
werden die städtische Funktionsvielfalt und das breite Angebot an Kultur,
Gastronomie und Handel.
Rosenkranz (1998, S. 148) führt zudem die städtische Atmosphäre, die
Aufenthaltsqualität und das Image als Qualitäten des innerstädtischen Wohnens
an. Doch sind diese wirklich pauschal als positiv zu beurteilen? In historischen

Wohnstandort Innenstadt
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18
Innenstädten mit wertvoller Bausubstanz und florierendem Handel kann man
sicherlich von einer guten ,,städtischen Atmosphäre" sprechen. Aber wie beurteilt
man die einfache, monotone Nachkriegsbebauung, zubetonierte Einkaufsstraßen
und die Dominanz von Filialketten, Billigläden und Leerstand in vielen
Innenstädten z.B. im Ruhrgebiet? Neu entwickelte Quartiere mit besonderer
Standortgunst (z.B. Innenhafen Duisburg) oder durch Gentrification aufgewertete
Bereiche haben eine positive Ausstrahlung und sorgen dafür, dass das Wohnen in
der Innenstadt von Mittelschichtangehörigen nicht länger als ein generelles `Übel´
begriffen wird (Brühl u.a. 2005, S.14). In den heruntergekommenen, von den
negativen Folgen der Segregation betroffenen Quartieren dagegen ist das Image
(,,die schlechte Adresse") eher eine Hauptschwäche des Innenstadtwohnens.
,,Allerdings zeichnen sich in der Bewertung des innerstädtischen Wohnens sowohl
nach Stadttypen als auch nach Bevölkerungsgruppen Unterschiede ab"
(Rosenkranz 1998, S. 148)
12
.
,,Das Wohnen in der Innenstadt ist also vielseitig und vielschichtig und muß eben
so entwickelt werden. Wenn die Vorteile der Innenstädte als Wohnstandorte
nachhaltig erschlossen werden sollen, ist insgesamt eine Reihe von Faktoren zu
berücksichtigen und zu klären. Hierzu gehören u.a. solche Aspekte wie
Möglichkeiten und Grenzen der funktionalen Nutzungsmischung für die
Wohnfunktion, die Frage nach der Akzeptanz der Haustypen und Wohnformen in
Innenstädten [sowie] die Lösung der Verkehrsprobleme" (Rosenkranz 1998, S.
148).
Unter anderem auf der Aufdeckung spezifischer Stärken und Schwächen des
Wohnstandorts Innenstadt und der Entwicklung entsprechender Lösungsansätze
bzw. Förderungsmöglichkeiten wird das Augenmerk bei der folgenden
Untersuchung der Innenstadt Mülheim an der Ruhr liegen.
12
Die Schwächen des Wohnumfelds werden von Familien wesentlich stärker wahrgenommen als
der Vorteil der zentralen Lage, bei Singlehaushalten neuer Lebensstilgruppen beispielsweise ist
dies genau andersherum. ,,Es scheint somit zutreffend, dass die Innenstadt als Wohnstandort
mehr für die kurzen Lebensphasen (Ausbildung, Berufsfindung, kinderlose Ehephase u.a.) als
für die langen Phasen (Kindheit, Elternschaft, Ruhestand) geeignet ist" (Rosenkranz 1998,
S. 148).

Wohnstandort Innenstadt
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19
B
Empirischer Teil
4
Abgrenzung des Untersuchungsraumes
Für den Begriff Innenstadt gibt es bislang keine eindeutige und allgemeingültige
Definition. In der Literatur wird ,,Innenstadt" oftmals synonym gebraucht zu
Begriffen wie ,,Stadtmitte", ,,Stadtzentrum", ,,City" oder ,,CBD" (Heineberg 2001, S.
160). Derartige Definitionen basieren auf einer funktionalen Abgrenzung dieses
Stadtgebietes. Merkmale wie die Konzentration zentraler Einrichtungen, ein hoher
Anteil an Einzelhandel und Dienstleistungen sowie eine wesentlich höhere Zahl
der Tagbevölkerung als der Wohnbevölkerung
13
prägen demnach diesen Bereich.
Eine weitere Möglichkeit der Abgrenzung ist die nach physiognomischen
Merkmalen. Demnach wird die Innenstadt als historisch gewachsener Stadtkern
und als städtebauliche Einheit verstanden.
Beide Definitionen, sowohl die funktionale als auch die physiognomische
Innenstadtabgrenzung, sind jedoch für die Bearbeitung der Fragestellung dieser
Arbeit ungeeignet. Der historische Stadtkern von Mülheim an der Ruhr umfasst
nur einen kleinen Ausschnitt des Gebietes, das für innenstadtnahes Wohnen
steht. Eine Untersuchung dieses kleinen Raumes wäre daher nicht repräsentativ.
Nicht zuletzt da die Mülheimer Altstadt nicht den Hauptgeschäftsbereich umfasst
und hinsichtlich der städtebaulichen Strukturen eine völlig andere Form aufweist
als die übrigen citynahen Quartiere. Die Untersuchung deshalb jedoch auf die
City/den Hauptgeschäftsbereich zu stützen wäre genauso falsch, denn hier sind
die gewerbliche Nutzungen klar dominant während die Wohnfunktion in diesem
Bereich lediglich eine untergeordnete Rolle spielt.
Um die verschiedensten Facetten des innenstadtnahen Wohnens richtig erfassen
zu können, ist es also notwendig im Sinne eines erweiterten
Innenstadtverständnisses einen Untersuchungsraum zu wählen, der sowohl
historischen Stadtkern und CBD zusätzlich jedoch auch die angrenzenden
Wohnquartiere umfasst.
13
Der Begriff ,,Wohnbevölkerung" wird hier verstanden als ,,Nachtbevölkerung", die nicht
zwangsläufig mit der Zahl der Wohnbevölkerung in der Statistik übereinstimmen muss. Es sei
auch auf den statistischen Unterschied zwischen ,,Wohnbevölkerung" und ,,Bevölkerung am Ort
der Hauptwohnung" verwiesen (vgl. Kap. 6.2.1)

Wohnstandort Innenstadt
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20
Im Folgenden soll der nach diesen Kriterien ausgewählte Untersuchungsraum
näher vorgestellt und die Gründe für die gewählten Abgrenzungen erläutert
werden.
Die Mülheimer Innenstadt liegt relativ zentral im Stadtgebiet direkt an der Ruhr
und umfasst Teile der beiden Stadtteile Altstadt I und Altstadt II (s. Abb. 30 im
Anhang).
Die genaue Auswahl der Grenzen des Untersuchungsraumes Innenstadt (s. Abb.
31 im Anhang) ergab sich aus einem Kompromiss zwischen verschiedenen
Überlegungen und Entscheidungsfaktoren. Zum einen musste ein Raumausschnitt
gewählt werden, für den die für die folgenden Analysen benötigten Daten
verfügbar sind zum anderen sollte der Raum den bereits beschriebenen
Anforderungen gerecht werden und zudem in etwa den Bereich widerspiegeln,
den die Mülheimer Bürger als Innenstadt verstehen.
Die
Beschaffung
aktueller
Bevölkerungsbestandsdaten
für
den
Untersuchungsraum stellte kein Problem dar, da für Zeiträume seit 1994 diese
Datensätze auf Adressebene bei der Stadtverwaltung Mülheim an der Ruhr
vorliegen, so dass prinzipiell Bevölkerungsdaten für jeden beliebigen
Raumausschnitt generiert werden können. Problematisch ist dies jedoch bei Daten
vor 1994, die für die Beurteilung der Entwicklung benötigt werden sowie bei
Wanderungsdaten. Für diese Zeiträume bzw. Merkmale liegen Datensätze
lediglich auf Ebene der Statistischen Bezirke vor. Die Untersuchung innerhalb
eines statistischen Bezirks (in diesem Fall stat. Bezirk 11) würde aber den
Anforderungen an der Untersuchungsraum nicht gerecht werden, da wesentliche
Teile der innenstadtnahen Wohnbezirke vernachlässigt würden.
Vor dem Hintergrund des Themas dieser Arbeit und mit der Prämisse, dass die
Analyse des aktuellen Bestands mehr Priorität hat als die Entwicklung, wurde
daher ein abweichender ­nicht durch administrative oder statistische Grenzen
bestimmter- Raum gewählt, der die gesamte City und die Cityrandgebiete mit
Wohncharakter abdeckt.
Der gewählte Raum ­im folgenden vereinfachend Innenstadt genannt- lässt sich
grob in fünf weitere Teilräume mit verschiedenem Charakter unterteilen (s. Abb.
31). Im Zentrum der Innenstadt befindet sich der Hauptgeschäftsbereich (grün
gekennzeichnet) mit Fußgängerzone, Rathaus und verschiedenen öffentlichen
Einrichtungen. Hier überwiegt die gewerbliche Nutzung deutlich der Wohnfunktion.

Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
Wohnstandort Innenstadt
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Als Angrenzung nach Westen wurde der Flussverlauf gewählt, obwohl zwar auch
am
westlichen
Ruhrufer
einige
zentrale
Einrichtungen
(Stadthalle,
Volkshochschule,...) angesiedelt sind, hier aber so gut wie keine Wohnnutzung
vorliegt und das Gebiet westlich der Ruhr somit für die vorliegende Fragestellung
uninteressant ist.
Im Süden schließt sich die Altstadt (rot) an den Hauptgeschäftsbereich an. Der
historische Stadtkern Mülheims ist geprägt durch eine fast ausgewogene
Mischung von Einzelhandel im nördlichen und Wohnfunktion im südlichen Bereich.
Auffällig ist hier zudem die hohe Konzentration kirchlicher Einrichtungen
(katholische Kirche, evangelische Kirche, Gemeindehäuser, Begegnungsstätten,
Diakonie,...), weswegen der zentrale Bereich von den Mülheimern auch
,,Kirchenhügel" genannt wird. Im Osten des Untersuchungsraumes gelegen sind
die Gebäude am Hans-Böckler-Platz (gelb). Diese vier Hochhäuser aus den 70er
Jahren haben aufgrund ihrer Größe und der sehr zentralen Lage
stadtbildprägenden Charakter für Mülheim. Gleichsam stellt diese Art der
Bebauung aber auch ein großes, vor allem soziales Problem für die Mülheimer
Innenstadt dar. Im Anschluss an die Hochhäuser und als Übergang von der
Fußgängerzone zum Hauptbahnhof befindet sich in diesem Bereich zudem ein
cityintegriertes Einkaufzentrum, dass das Einzelhandelsangebot der Innenstadt
wertvoll ergänzt. Letztendlich schließen sich im Norden der Innenstadt noch zwei
Bereiche an, die durch den Verlauf von Bahntrassen von der Innenstadt im
engeren Sinne abgeschnitten sind und daher im Bewusstsein der Bürger nicht
immer zur Innenstadt gezählt werden, wenngleich diese Zugehörigkeit der Bezirke
städtebaulich unumstritten ist. Das nordwestliche Teilgebiet (blau) hat
überwiegend Wohncharakter sowie einzelne öffentliche Einrichtungen. Das
nordöstliche Teilgebiet (orange) ist ebenfalls überwiegend Wohngebiet, hat jedoch
mit der Eppinghofer Straße eine radiale Ausfallstraße mit cityergänzendem
Einzelhandel. Sozialräumlich wird dieses Gebiet aufgrund eines hohen
Ausländeranteils und ethnischer Konflikte in der Stadtentwicklung als
Problemgebiet gesehen.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783832497910
ISBN (Paperback)
9783838697918
DOI
10.3239/9783832497910
Dateigröße
16.8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ruhr-Universität Bochum – Fakultät für Geowissenschaften, Geographisches Institut
Erscheinungsdatum
2006 (August)
Note
2,0
Schlagworte
ruhrgebiet raumplanung wohnungsmarkt sozialforschung städtebau
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Titel: Wohnstandort Innenstadt
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