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Beteiligungskapital als Finanzierungsinstrument für innovative Unternehmen

Grundlegende Darstellungen sowie kritische Analyse der Chancen und Perspektiven für mittelständische Unternehmen

©2006 Diplomarbeit 54 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Unternehmen in unserer Wirtschaft müssen sich immer häufiger neuen Herausforderungen stellen. Diese reichen von einem sich andauernd verschärfenden Wettbewerb, dem zunehmend beschleunigten technologischen Fortschritt, bis hin zur Überwindung territorialer Grenzen infolge der Internationalisierung. Um dauerhaft international bestehen zu können, ist die ständige Entwicklung und Diffusion neuer, innovativer Produkte und Dienstleistungen eine Grundvoraussetzung.
Mit einem gesamtwirtschaftlichen Anteil von 99 % aller Unternehmen, hoher Flexibilität, Kreativität und Kundennähe sind die sog. kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), allgemein als Mittelstand bezeichnet, die maßgeblichen Träger eines solchen Innovationsprozesses in Deutschland. Die Umsetzung dieser Innovationskraft hängt allerdings entscheidend von einer soliden Kapitalsubstanz ab.
Der Mittelstand in Deutschland verfügt aber über eine zu geringe Eigenkapitalquote und ist stark fremdkapitalisiert. Dabei kommt den Kreditinstituten bei der Aufnahme von Fremdkapital als klassische Unternehmensfinanzierung eine große Bedeutung zu. Doch sind es gerade die Banken, die durch ihre verschärften Eigenkapitalvorschriften „Basel II“ bei der Kreditvergabe ihre Philosophie geändert und besonders für den Mittelstand die Kreditzufuhr reduziert haben. Ziel von „Basel II“ ist es, dass Banken und Kreditinstitute bei der Kreditvergabe zukünftig unterschiedlich hohes Eigenkapital hinterlegen müssen, abhängig von der individuellen Bonität des Kreditnehmers.
Im Mittelpunkt steht in diesem Zusammenhang die momentane Finanzierungssituation mittelständischer Unternehmen durch Stärkung der Eigenkapitalbasis zu verbessern. Denn erst eine ausreichende Eigenkapitalsubstanz kann für die notwendigen Strukturanpassungen und ein Unternehmenswachstum sorgen. Außerdem dient Eigenkapital gerade bei innovativen Vorhaben, deren Kapitalbedarf und Erfolg sich nicht exakt abschätzen lassen, als „Puffer“ zum Auffangen risikobedingter Engpässe bei der Finanzierung. Durch die Bereitstellung von Beteiligungskapital über Venture Capital-Gesellschaften (VCG) kann diese Finanzierungslücke geschlossen werden.
Ziel dieser Arbeit ist es, Beteiligungskapital als alternatives Finanzierungsmittel insbesondere für mittelständische Unternehmen darzulegen, die sich mit der Entwicklung und der Diffusion von innovativen Produkten und Dienstleistungen beschäftigen.
Zunächst werden im zweiten Kapitel die Grundlagen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlagen und notwendige definitorische Abgrenzungen
2.1 Der deutsche Mittelstand
2.1.1 Begriffsdefinition Mittelstand
2.1.2 Bedeutung des Mittelstands für den Standort Deutschland
2.1.3 Derzeitige Finanzierungssituation des deutschen Mittelstands
2.2 Definition und Bedeutung der Innovationsfinanzierung
2.2.1 Die Innovation
2.2.2 Der Innovationsprozess
2.2.3 Innovation und der Mittelstand
2.3 Grundlagen und Merkmale von Beteiligungskapital
2.3.1 Begriffsdefinition und Abgrenzungen
2.3.2 Charakteristika der Beteiligungsfinanzierung
2.3.3 Arten von Venture Capital Gebern
2.3.3.1 Informelles Venture Capital
2.3.3.2 Formelles Venture Capital

3. Finanzierung innovativer Unternehmen durch Beteiligungskapital
3.1 Risikofaktoren von Innovationsfinanzierung
3.1.1 Neuartigkeit und hohes Risiko
3.1.2 Die Person des Innovators
3.2 Stille und offene Beteiligung als Organisationsformen von Venture Capital
3.3 Finanzierungsphasen für Venture Capital
3.3.1 Early Stage
3.3.2 Expansion Stage
3.3.3 Late Stage
3.3.4 Turnaround Finanzierung
3.4 Der Prozess der Venture Capital Finanzierung
3.4.1 Finanzierungsquellen von Venture Capital-Gesellschaften
3.4.2 Die Auswahl des zu unterstützenden Unternehmens
3.4.3 Beteiligungsverhandlungen und Vertragsgestaltung
3.4.4 Betreuung der Portfoliounternehmen
3.4.5 Die Auflösung der Finanzierungsbeziehung

4. Kritische Analyse der Chancen und Perspektiven für mittelständische Unternehmen durch Beteiligungskapital
4.1 Erhöhung des Finanzierungsspielraums und Liquiditätsvorteil durch stärkere Eigenkapitalausstattung
4.2 Wachstum und Innovationsförderung
4.3 Aktive Managementunterstützung der Portfoliounternehmen durch Venture Capital-Gesellschaften
4.3.1 Chancen für den Mittelstand auf Sicherung des Unternehmenserfolges
4.3.2 Probleme bei der Umsetzung durch psychologische Bruchstellen
4.3.3 Auswirkung asymmetrischer Informationsverteilung auf das Beteiligungsverhältnis
4.4 Erfolgreiche Finanzierung der Unternehmensnachfolge

5. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Mittelstandsdefinition des IfM Bonn

Abbildung 2: Gesamtwirtschaftlicher Anteil des Mittelstands

Abbildung 3: Bereitstellung von Venture Capital

Abbildung 4: Investitionen nach Finanzierungsphasen 2005

Abbildung 5: Fundraising nach Kapitalgebern

Abbildung 6: Vergleich der Umsatzentwicklung 1997 bis 1999

Abbildung 7: Beschäftigungseffekte

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Die Unternehmen in unserer Wirtschaft müssen sich immer häufiger neuen Herausforderungen stellen. Diese reichen von einem sich andauernd verschärfenden Wettbewerb, dem zunehmend beschleunigten technologischen Fortschritt, bis hin zur Überwindung territorialer Grenzen infolge der Internationalisierung.[1] Um dauerhaft international bestehen zu können, ist die ständige Entwicklung und Diffusion neuer, innovativer Produkte und Dienstleistungen eine Grundvoraussetzung.

Mit einem gesamtwirtschaftlichen Anteil von 99 % aller Unternehmen, hoher Flexibilität, Kreativität und Kundennähe sind die sog. kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), allgemein als Mittelstand[2] bezeichnet, die maßgeblichen Träger eines solchen Innovationsprozesses in Deutschland. Die Umsetzung dieser Innovationskraft hängt allerdings entscheidend von einer soliden Kapitalsubstanz ab.

Der Mittelstand in Deutschland verfügt aber über eine zu geringe Eigenkapitalquote und ist stark fremdkapitalisiert. Dabei kommt den Kreditinstituten bei der Aufnahme von Fremdkapital als klassische Unternehmensfinanzierung eine große Bedeutung zu. Doch sind es gerade die Banken, die durch ihre verschärften Eigenkapitalvorschriften „Basel II“ bei der Kreditvergabe ihre Philosophie geändert und besonders für den Mittelstand die Kreditzufuhr reduziert haben. Ziel von „Basel II“ ist es, dass Banken und Kreditinstitute bei der Kreditvergabe zukünftig unterschiedlich hohes Eigenkapital hinterlegen müssen, abhängig von der individuellen Bonität des Kreditnehmers.

Im Mittelpunkt steht in diesem Zusammenhang die momentane Finanzierungssituation mittelständischer Unternehmen durch Stärkung der Eigenkapitalbasis zu verbessern. Denn erst eine ausreichende Eigenkapitalsubstanz kann für die notwendigen Strukturanpassungen und ein Unternehmenswachstum sorgen. Außerdem dient Eigenkapital gerade bei innovativen Vorhaben, deren Kapitalbedarf und Erfolg sich nicht exakt abschätzen lassen, als „Puffer“ zum Auffangen risikobedingter Engpässe bei der Finanzierung. Durch die Bereitstellung von Beteiligungskapital über Venture Capital-Gesellschaften (VCG) kann diese Finanzierungslücke geschlossen werden.

Ziel dieser Arbeit ist es, Beteiligungskapital als alternatives Finanzierungsmittel insbesondere für mittelständische Unternehmen darzulegen, die sich mit der Entwicklung und der Diffusion von innovativen Produkten und Dienstleistungen beschäftigen.

Zunächst werden im zweiten Kapitel die Grundlagen der im Titel dieser Diplomarbeit enthaltenen Begriffe „Mittelstand“, „Innovation“ und „Beteiligungskapital“ erörtert und definiert.

Das dritte Kapitel legt dar, mit welchen Risiken eine Finanzierung von Innovationen behaftet ist und gibt einen kurzen Überblick über die mög­lichen Erscheinungsformen von Venture Capital (VC). Anschließend erfolgt eine ausführliche Betrachtung der Unternehmensphasen, in denen eine VC-Finanzierung denkbar ist, und einer grundlegende Darstellung des kompletten Ablaufs eines solchen Finanzierungsprozesses.

Hierauf aufbauend werden im vierten Kapitel die sich bietenden Chancen und Perspektiven für mittelständische Unternehmen beim Eingang eines solchen Beteiligungsverhältnisses kritisch hinterleuchtet.

Abschließend werden im fünften Kapitel die in dieser Diplomarbeit gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst.

2. Grundlagen und notwendige definitorische Abgrenzungen

2.1 Der deutsche Mittelstand

2.1.1 Begriffsdefinition Mittelstand

Es ist schon erstaunlich, dass es trotz der wirtschaftlichen Bedeutung des Mittelstandes noch keine allgemein akzeptierte Definition dieses Begriffes gibt. Vielmehr erfolgt eine Abgrenzung von mittelständischen Unternehmen i.d.R. durch sog. qualitative und quantitative Kriterien.

Qualitativ zeichnet sich ein mittelständisches Unternehmen durch rechtliche und wirtschaftliche Selbstständigkeit, der Vereinigung von Eigentums- und Verfügungsrechten sowie eingeschränkter externer Kapitalbeschaffung aus.[3] Unter diesen qualitativen Gesichtspunkten ist eine Grenze zu einem Großunternehmen (GU) dann zu ziehen, wenn die Unternehmensgröße eine Führung durch den Eigentümer-Unternehmer nicht mehr zulässt und das Management an externe Führungskräfte abgegeben wird.[4] Hierdurch verliert das Unternehmen neben der engen Verbundenheit mit dem Unternehmer auch den eigentlichen Charakter als mittelständisches Unternehmen und transformiert zum GU.[5]

Zu den quantitativen Kriterien gehören Merkmale wie Umsatzgröße, Bilanzsumme und die Anzahl der Beschäftigten, die einzeln oder gemeinsam bestimmte Grenzen nicht überschreiten sollen.[6] Eine Abgrenzung nach quantitativen Gesichtspunkten ist i.d.R. schnell und ohne große Anstrengungen möglich, da auf bereits vorhandene Sekundärdaten zurückgegriffen werden kann.[7]

Im Rahmen dieser Arbeit soll der Mittelstandsdefinition des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn gefolgt werden, wonach Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten bzw. weniger als 50 Mio. € Jahresumsatz zum Mittelstand gehören.[8]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Mittelstandsdefinition des IfM Bonn[9]

Demzufolge werden die kleinen und mittleren Unternehmen dem Mittelstand zugeordnet.

2.1.2 Bedeutung des Mittelstands für den Standort Deutschland

Angesichts des stark herrschenden Preisdrucks und den zahlreichen strategischen Neuausrichtungen besonders von GU, die ihre Produktionsstätten in vermeintlich kostengünstigere Länder verlagern und dadurch wichtige
Arbeitsplätze am Standort Deutschland abbauen, sind es vor allem KMU, die trotz ungewisser Absatzentwicklung ihrer Produkte für die Schaffung neuer Stellen in unserer Wirtschaft sorgen.

Der Mittelstand wird nicht ohne Grund als Rückgrad der deutschen Wirtschaft und Jobmotor bezeichnet. Die knapp 3,4 Mio. in Deutschland ansässigen KMU beschäftigen zwei Drittel aller Erwerbstätigen und werden dem Ausbildungspakt und somit dem wichtigen Nachwuchs an Arbeitskräften mit 80 % aller zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze gerecht. Während bei GU lt. einer Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln die Zahl der Beschäftigten zwischen 1996 und 2003 um 15 % gesunken ist, konnten mittelständische Unternehmen im gleichen Zeitraum einen Zuwachs an Arbeitsplätzen von 1,5 % vorweisen.[10]

Die Wichtigkeit der kleinen und mittelständischen Betriebe[11] beschränkt sich allerdings nicht nur auf den Arbeitsmarkt, sondern ist auch für die Gesamtwirtschaft und aller am Wirtschaftsprozess Beteiligten von besonderer Bedeutung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Gesamtwirtschaftlicher Anteil des Mittelstands[12]

Der Mittelstand trägt durch Erwirtschaftung von mehr als der Hälfte des deutschen Bruttosozialprodukts maßgeblich zur Wertschöpfung unseres Landes bei. Des Weiteren tätigen mittelständische Unternehmen einen Großteil der steuerpflichtigen Umsätze und bringen durch ihre Steuereinnahmen einen erheblichen Anteil der öffentlichen Finanzen auf.

2.1.3 Derzeitige Finanzierungssituation des deutschen Mittelstands

Eine aussagekräftige Kennzahl zur Analyse der Finanzierungsstruktur von kleinen und mittelständischen Unternehmen ist der Anteil des Eigen- und Fremdkapitals am Gesamtvermögen des Unternehmens.[13]

Die Eigenkapitalquote[14] von KMU betrug im Jahr 2001 knapp 7,5 % und lag damit nur gering (1 %) über dem Tiefstand von 1996, was auf eine
generelle Eigenkapitalknappheit hinweist.[15] Aktuelle Zahlen vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband zeigen, dass die Eigenkapitalquote im Jahr 2003 mit 7,5 % zumindest stabil blieb.[16] Den deutschen Mittelstand kennzeichnet eine niedrige Eigenkapitalquote mit einem daraus resultierenden hohen Anteil an Kreditfinanzierung.[17]

Besonders aber mit Blick auf GU wird die schwache Eigenkapitalausstattung des Mittelstands deutlich. Große Unternehmen wiesen 2001 mit 25 % eine im Vergleich zu KMU mehr als dreimal so hohe Eigenkapitalquote auf. Grund für diese schwache Eigenkapitalausstattung unserer mittelständischen Unternehmen ist u.a. die Möglichkeit des deutschen Finanzsystems, relativ leicht einen Kredit aufzunehmen. Klassische Finanzierungsinstrumente sind daher lt. einer Umfrage des EOS Finanzpanel für die befragten Mittelständler mit 42,7 % bei kurzfristigen und 29,3 % bei langfristigen Krediten immer noch Spitzenreiter für die Liquiditätssicherung.[18]

Mit zunehmender Unternehmensgröße nimmt auch der Anteil der Bank-kredite an der Bilanzsumme ab. Dies belegen Zahlen der Deutschen Bundesbank, wonach im Jahr 2001 die Verschuldung der kleinen und mittelständischen Unternehmen mit 37 % gegenüber den GU mit nur 9 % der Bilanzsumme deutlich höher ausfällt.[19] Dies zeigt die Eigenschaft des Mittelstands, sich bei der Finanzierung der Unternehmung stark in Richtung Bank zu orientieren.

2.2 Definition und Bedeutung der Innovationsfinanzierung

2.2.1 Die Innovation

Der Begriff Innovation[20] in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur ist auf Schumpeter zurückzuführen.[21] Dieser versteht darunter, neben der
Herstellung einer neuen Ware, eine allgemein schöpferische Tätigkeit bzw. die Durchführung neuer Kombinationen.[22] Zwar wurde dieser weit gefasste Innovationsbegriff im Laufe der Zeit konkretisiert und dabei als gemein­same Komponente der Definition das Merkmal von „einer gewissen Neuartigkeit“[23] festgestellt, jedoch bestehen bzgl. des Begriffsinhaltes erhebliche Differenzen. Innovation sollte jedoch nicht nur auf alles reduziert werden, was mit der Herstellung neuer Produkte zu tun hat. Vielmehr beinhaltet die Innovation nach Schumpeter folgende vier Fälle. [24]

- Produktinnovation
- Prozessinnovation
- Marktstrukturinnovation
- Organisationsinnovation

Bei einer Neuartigkeit kann es sich somit auch um neue Verfahren, Vertragsformen, Vertriebswege, Werbeaussagen und Corporate Identity handeln.[25] Aber auch die Erschließung von neuen Absatzmärkten und strategische Änderungen in der Organisationsform eines Unternehmens sind diesem Begriff zuzuordnen.[26]

2.2.2 Der Innovationsprozess

Die einzelnen Phasen einer Innovation werden als Innovationsprozess bezeichnet. Dieser Prozess kann entweder vorgangsbezogen oder ergebnisbezogen betrachtet werden.

Der ergebnisbezogene Prozess orientiert sich an der Einführung neuer Produkte und Verfahren nach dem Begriffsverständnis von Schumpeter für Innovation, der bereits ausführlich in Abschnitt 2.2.1 erläutert wurde.

Hinsichtlich der vorgangsbezogenen Darstellung werden nach Heitzer die drei Innovationsphasen Invention, Innovation i.e.S. und Diffusion in den Mittelpunkt des Prozesses gestellt.[27] Die Invention selbst lässt sich untergliedern in die Phasen der eigentlichen Ideenfindung, der Forschung und Entwicklung (F&E) sowie der anschließenden Ideenrealisierung durch Erstellung eines geeigneten Prototyps. Die Innovation i.e.S. kennzeichnet die Realisierung eines ursprünglichen Innovationsvorhabens in ein markt­fähiges Produkt.[28] Die nun folgende dritte Phase des wirtschaftlichen Erneuerungsprozesses, die sog. Diffusion, beschreibt die Distribution der neuen Produkte oder Verfahren im Markt.[29] Sobald ein Unternehmen seine Innovation verbreitet, wird hierdurch eine Nachahmung der Produkte durch die Konkurrenz erst möglich.[30] Diese Erscheinungsform wird als Imitation bezeichnet.

Der Erfolg einer Innovation und die daraus resultierende Marktdurchdringung des Produktes hängt in entscheidender Form davon ab, ob der Konsument die Neuartigkeit wahrnimmt und darin einen Nutzen sieht.[31]

2.2.3 Innovation und der Mittelstand

Die Innovation gewinnt durch den kontinuierlich stärker werdenden internationalen Wettbewerbsdruck und dem sich immer schneller vollziehenden technologischen Wandel mehr und mehr an Bedeutung. Es ist die Innova­tions­­kraft eines Landes, die in besonderem Maße über den wirtschaftlichen Aufschwung, die Beschäftigungsverhältnisse und den Wohlstand der ganzen Gesellschaft entscheidet.[32] Der Mittelstand kann durch seine im Gegensatz zu GU schlankere Organisationsstruktur schneller auf veränderte Marktprozesse reagieren und dadurch effizienter spezifische Kundenwünsche erfüllen. Deshalb kommt den KMU bei Innovationen eine besondere Bedeutung zu.

Die F&E eines Unternehmens hat es sich zum Ziel gemacht, Innovationen in den Markt zu bringen. Ein aussagekräftiger Indikator für die empirische Relevanz von mittelständischen Unternehmen für die Volkswirtschaft ist die F&E-Intensität.[33] Nach den Ergebnissen einer aktuellen Analyse der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sind es besonders die jungen KMU[34], die durch die höchste F&E-Intensität[35] (über 8,5 %) für die Diffusion neuer Innovationen sorgen und generell die meiste Beteiligung an Forschungs- und Entwicklungsarbeit aufweisen.[36]

Der enge Zusammenhang zwischen einer gesunden Eigenkapitalbasis der KMU und deren Innovationsfähigkeit wird durch die hohe Anzahl an abgelehnten Krediten deutlich. Im Jahr 2004 scheiterten ca. zwei Drittel der zur Investition bereiten Mittelständler bereits bei ihrer Bank an der Kreditvergabe, was eine Steigerung von 5 % zum Vorjahr bedeutet.[37]

Beteiligungskapital kann dem eigenkapitalschwachen Unternehmer als alternatives Finanzierungsinstrument dazu verhelfen, seine marktfähige Idee doch noch zu realisieren.

2.3 Grundlagen und Merkmale von Beteiligungskapital

2.3.1 Begriffsdefinition und Abgrenzungen

Unter „Beteiligungskapital“ und dem englischen Begriff „Private Equity“ werden allgemein Eigenkapitalfinanzierungen von nicht börsennotierten Unternehmen verstanden.[38] Dabei ist es nicht relevant, in welchen Finan­zierungsphasen[39] sich das Unternehmen befindet, da Private Equity als Oberbegriff für den gesamten Markt von privatem Beteiligungskapital steht.[40] Durch das Wort Beteiligungskapital wird deutlich, dass es sich nicht um eine klassische Form der Fremdfinanzierung wie z.B. ein Bankdarlehen handelt, sondern eine unternehmerische Beteiligung auf gesellschaftsrecht­licher Grundlage vorliegt.[41] Dies wird dadurch bestärkt, dass über das bloße Bereitstellen der Kapitaleinlage durch den Beteiligungsgeber hinaus, die Beteiligung mit einem Informations-, Kontroll- und Mitspracherecht sowie einer wichtigen Managementunterstützung verbunden ist.[42]

Der Begriff Venture Capital (VC) orientiert sich an Private Equity und ist als dessen Untermenge zu verstehen, weil VC nur die Finanzierungsphasen für innovative, junge und weniger etablierte Wachstumsunternehmen abdeckt.[43]

Im Rahmen dieser Arbeit wird VC aber i.w.S. verstanden, da in der heutigen Praxis nicht nur die Frühphasen von VCG[44] finanziert werden, sondern auch spätere Entwicklungs- und Veränderungsphasen im Portfolio heutiger VCG zu finden sind.[45]

2.3.2 Charakteristika der Beteiligungsfinanzierung

Eine Beteiligungsfinanzierung charakterisiert sich im Allgemeinen durch fünf Merkmale,[46] die im Folgenden dargestellt werden.

- Eigenkapitalfunktion: Im Mittelpunkt der VC-Finanzierung steht risiko­tragendes, voll haftendes Eigenkapital. In einem möglichen Insolvenzfall kann der Beteiligungsgeber somit gegenüber dem Kapitalnehmer keine Forderung geltend machen, denn er trägt mit seiner Einlage neben der Erfolgschance der Unternehmung auch das unternehmerische Risiko als haftender Partner.[47] Dem Risiko einer Zahlungsunfähigkeit des Kapitalnehmers wird allerdings durch Verzicht auf regelmäßige Rückzahlungen wie Zinsen, Kapital oder Dividenden vom Investor entgegen gewirkt.
- Zeitlich begrenzte Investition: Das Beteiligungskapital wird dem VC-Nehmer mittel- bis langfristig überlassen. Die Laufzeit beträgt primär zwischen drei und sieben Jahren,[48] obwohl die Beteiligung im Normalfall unbefristet eingegangen wird. Das Ende der Beteiligung, der sog. Exit[49], ist der Rückzug des Kapitalgebers aus dem Beteiligungsverhältnis durch den Verkauf seiner Anteile.[50] Aus wirtschaftlicher Sicht ist jede VCG nach einer gewissen Beteiligungsdauer darauf angewiesen, sich von seinem Portfoliounternehmen[51] (PU) zu trennen.[52]
- Minderheitsbeteiligung: VCG gehen bei dem Beteiligungsverhältnis i.d.R. eine Minderheitsbeteiligung an ihrem PU ein.[53] Es handelt sich immer dann um eine Minderheitsbeteiligung, wenn der Anteil am Stammkapital des PU weniger als 50 % beträgt.
- Kontroll- und Mitspracherechte: Damit bei strategischen Entscheidungen das PU im Sinne der VCG handelt, haben diese umfangreiche Informations-, Kontroll- und Mitspracherechte.[54] Diese Rechte besitzen eine gewisse Ausgleichsfunktion zu der ohnehin schon sehr risikofreudigen und schlecht abgesicherten Kapitaleinlage der VCG.[55]
- Managementfunktion: Management stellt den Ablauf von der Planung und Organisation der für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen notwendiger Betriebsmittel und Arbeitskräfte dar. Bis hin zu deren Überwachung durch weisungsbefugte Personen, die das Management eines Unternehmens repräsentieren.[56] Die aktive Managementfunktion durch den Be­teiligungs­geber setzt im Vorfeld die bereits erwähnten Kontroll- und Mitspracherechte voraus, da unter anderen Umständen keine grundlegenden Managemententscheidungen getroffen werden könnten.[57]

2.3.3 Arten von Venture Capital Gebern

VC kann von verschiedenen Personen oder Organisationen zur Verfügung gestellt werden. Der Markt für VC wird in der heutigen herrschenden Literatur abgegrenzt in einen informellen und formellen Markt.[58]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Bereitstellung von Venture Capital[59]

2.3.3.1 Informelles Venture Capital

Informelles VC wird im Regelfall zur Deckung der frühen Finanzierungsphasen einer Unternehmung genutzt und bezieht sich auf den nicht organisierten Teil des Kapitalmarkts. Die Investoren beteiligen sich direkt mit
ihrem Kapital am VC-Nehmer und verkörpern ausschließlich Privatleute.[60] Unterteilen lässt sich diese Gruppe privater Kapitalgeber in:

- Family and friends: Hierzu zählen Familienangehörige und im engen Verhältnis zum VC-Nehmer stehende Freunde und Bekannte. Diese wichtige und oft nicht genannte Finanzierungsquelle kann neben finanziellen Mitteln auch in Form von außerordentlicher Zeitaufwendung und Einkommens­verzicht erbracht werden.[61]
- Business Angels: Bei Business Angels handelt es sich um wohlhabende Personen, die neben ihrem Vermögen durch langjährige Erfahrung technisches und kaufmännisches Know-how und ein Netzwerk an Kontakten mit in das Beteiligungsverhältnis bringen.[62]

2.3.3.2 Formelles Venture Capital

Formelles VC schaltet, als Unterschied zum informellen VC, VCG als Intermediäre zwischen dem Investor und dem VC-Nehmer. Bei diesem organisierten Markt akquirieren VCG bei Investoren Kapital, um es befristet und gewinnbringend in PU zu investieren.[63]

- Inkubatoren: Inkubatoren (auch Accelerator genannt) sind als neue Erscheinungsform am Venture Capital-Horizont anzusehen. Darunter ist eine Vielzahl verschiedener Dienstleister zu verstehen, die in frühen Entwicklungsphasen dem Zielunternehmen neben Kapital ein breites Leistungsspektrum von der Beratung über Büroflächen bis hin zu Vertriebswegen zugänglich machen.[64]
- Corporate Venture Capital-Gesellschaften: Die Bereitstellung von VC durch etablierte industrielle Investoren wird Corporate Venture Capital (CVC) genannt. Diese vermehrt auftretende Form wird von GU dazu genutzt, Synergieeffekte zu schaffen und frühzeitige Einblicke in technologische Innovationen zu erlangen.[65] Um auf den neuen Produktmärkten präsent zu sein, gehen GU häufig strategische Allianzen ein oder halten strategische Beteiligungen an jungen innovativen Unternehmen.[66]
- Institutionelle Investoren: Zu dieser Kategorie zählen Kreditinstitute, Versicherungen und Kapitalanlagegesellschaften. Sie sind die eigentlichen VCG und haben eine hohe gesamtwirtschaftliche Bedeutung für unser Land.[67] Diese renditeorientierten Spezialisten auf ihrem Gebiet erzielen ihre Gewinne durch den Verkauf der im Wert gestiegenen Anteile ihrer PU.[68]
- Öffentliche Investoren: Öffentliche Investoren handeln meist in politischem Auftrag zur Stärkung der Wirtschaft auf Landes- und Bundesebene.[69] Sie investieren aber i.d.R. erst dann, wenn sich bereits ein institutioneller Investor, als sog. Lead-Investor am Zielunternehmen engagiert.[70]

[...]


[1] Vgl. Weitnauer, W. (2001), S. 86.

[2] Zur Definition des Mittelstands siehe Abschnitt 2.1.1.

[3] Vgl. Gerke, W. (1995), S. 13.

[4] Vgl. Sabadinowitsch, Th. (2000), S. 6.

[5] Vgl. Hamer, E. (1990), S. 28.

[6] Vgl. Gerke, W. (1995), S. 13.

[7] Vgl. Niederöcker, B. (2001), S. 16.

[8] Vgl. IfM (2006a).

[9] Quelle: in Anlehnung an IfM (2006a).

[10] Vgl. Hofmann, N. (2005), S. 50-53.

[11] Die Begriffe Betrieb, Firma, Unternehmen und Unternehmung werden synonym
verwendet.

[12] Quelle: Mittelstandplus (2006).

[13] Vgl. Lichtblau/Utzig (2002), S. 14.

[14] Die Eigenkapitalquote beschreibt den Anteil des wirtschaftlichen Eigenkapitals an der Bilanzsumme des Unternehmens.

[15] Vgl. Deutsche Bundesbank (2003), S. 42.

[16] Vgl. Deutscher Sparkassen- und Giroverband (2005), S. 23.

[17] Vgl. Ahrweiler/Börner (2003), S. 12.; Helfrich, K.-H. (2003), S. 234.

[18] Vgl. EOS Finanzpanel (2005), S. 6.

[19] Vgl. Deutsche Bundesbank: (2003), S. 45.

[20] Der Begriff Innovation hat seinen etymologischen Ursprung im lateinischen

„innovatio“, was Neuerung bzw. Erneuerung bedeutet.

[21] Vgl. Räbel, D. (1986), S. 35.

[22] Vgl. Schumpeter, Joseph A. (1961), S. 95.

[23] Hennings, R. (1983), S. 23.

[24] Vgl. Mayer, Matija D. (2003), S. 24.

[25] Vgl. Hauschildt, J. (2004), S. 3.

[26] Vgl. Schumpeter, Joseph A.(1961), S. 95.

[27] Vgl. Heitzer, B. (2000), S. 7.

[28] Vgl. Niederöcker, B. (2001), S. 98.

[29] Vgl. Heitzer, B. (2000), S. 8.

[30] Vgl. Mayer, Matija D. (2003), S. 28.

[31] Vgl. Heitzer, B. (2000), S. 8.

[32] Vgl. Scheer, August W. (2005), S. 26-27.

[33] Vgl. Niederöcker, B. (2001), S. 100.

[34] Junge KMU sind solche bis zum Alter von 5 Jahren.

[35] F&E-Intensität ist Definiert als Quotient aus Gesamtaufwendungen für F&E und

Umsatz des Unternehmens.

[36] Vgl. KfW Bankengruppe (2005), S. 7.

[37] Vgl. KfW Bankengruppe (2005), S. 7.

[38] Vgl. Hackl/Jandl (2004), S. 194; Prester, M. (2002), S. 9.

[39] Die verschiedenen Phasen, in denen eine Finanzierung mit Beteiligungskapital

erfolgen kann, werden in Abschnitt 3.3 erläutert.

[40] Vgl. Eckstaller/Huber-Jahn (2006), S. 11; Engel, D. (2004), S. 29.

[41] Vgl. Weitnauer, W. (2001), S. 6.

[42] Vgl. Butzmann, K. (1999), S. 2; Engel, D. (2004), S. 30; Heitzer, B. (2000), S. 23-25.

[43] Vgl. Brinkrolf, A. (2002), S. 14f.; Engel, D. (2004), S. 30: Prester, M. (2002), S. 9.

[44] VCG führen Beteiligungsfinanzierungen als Intermediär für Kapitalgeber durch.

[45] Vgl. Ermisch/Thoma (2002), S. 7; Prester, M. (2002), S. 11; Sabadinowitsch, Th. (2000), S. 38.

[46] Vgl. Schefczyk, M. (2002), S. 97f.

[47] Vgl. Weitnauer, W. (2001), S. 5.

[48] Vgl. Prester, M. (2002), S. 24.

[49] Auf die verschiedenen Exit-Strategien wird ausführlich in Abschnitt 3.4.5 eingegangen.

[50] Vgl. Eckstaller/Huber-Jahn (2006), S. 13.

[51] Eines der Unternehmen, an dem sich eine Venture Capital-Gesellschaft beteiligt.

[52] Vgl. Brinkrolf, A. (2002), S. 15.

[53] Vgl. Schefczyk, M. (2002), S. 97; Weitnauer, W. (2001), S. 266.

[54] Vgl. Engel, D. (2004), S. 30; Schefczyk, M. (2002), S. 98.

[55] Vgl. Butzmann, K. (1999), S. 3.

[56] Vgl. Weitnauer, W. (2001), S. 133.

[57] Vgl. Weitnauer, W. (2001), S. 266.

[58] Vgl. Brinkrolf, A. (2002), S. 17; Engel, D. (2004), S. 35; Heitzer, B. (2000), S. 32-35.

[59] Quelle: eigene Darstellung.

[60] Vgl. Brinkrolf, A. (2002), S. 17; Heitzer, B. (2000), S. 32.

[61] Vgl. Brinkrolf, A. (2002), S. 18.

[62] Vgl. Ermisch/Thoma (2002), S. 38.

[63] Vgl. Heitzer, B. (2000), S. 35.

[64] Vgl. Brinkrolf, A. (2002), S. 21.

[65] Vgl. Ermisch/Thoma (2002), S. 48; Weitnauer, W. (2001), S. 10; Mittendorfer, R. (2001), S. 49.

[66] Vgl. Engel, D. (2004), S. 26.

[67] Vgl. Sabadinowitsch, Th. (2000), S. 31.

[68] Vgl. Brinkrolf, A. (2002), S. 24.

[69] Vgl. Weitnauer, W. (2001), S. 9.

[70] Vgl. Brinkrolf, A. (2002), S. 24; Weitnauer, W. (2001), S. 9.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783832499945
ISBN (Paperback)
9783838699943
DOI
10.3239/9783832499945
Dateigröße
671 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Göttingen – Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2006 (November)
Note
1,0
Schlagworte
finanzierung kapital beteiligung risiko venture
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