Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen
					
	
		©2006
		Diplomarbeit
		
			
				253 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Zusammenfassung:	
Interaktive E-Participation ist mehr als das Kontaktieren eines Verwaltungsmitarbeiters per E-Mail. Interaktive E-Participation heißt, die Beziehung zwischen Verwaltung, Politik und Bürgern neu zu gestalten. Die politisch beschlossenen Inhalte von Deutschland-Online besagen, dass in jährlichen Schritten bis 2008 alle geeigneten Verwaltungsverfahren online zu Verfügung gestellt werden sollen und dann auch alle Behörden untereinander auf diesem Wege kommunizieren.
Im Rahmen der Stadtplanung bieten neue IuK-Technologien enorme Potenziale, diese neue Form der Verwaltung umzusetzen. Hier können nicht nur Verfahren für die Beteiligten vereinfacht, sondern auch völlig neue demokratische Formen der Öffentlichkeitsbeteiligung etabliert werden: die E-Participation. Einerseits können die Bürger somit an kommunalen Entwicklungen einfacher teilhaben und andererseits kann die Planung Konzepte besser visualisieren. Die Grundlage hierfür ist ein onlinegestütztes Beteiligungstool, welches in dieser Arbeit entwickelt wird.
Ob ein solches Tool eine bessere, vereinfachte Partizipation erfüllen kann, wie es diese Aufgabe erfüllen kann und ob es diese Aufgabe erfüllen soll, sind dabei die zentralen Fragestellungen. Der erste Schritt zur E-Participation wurde bereits durch den neuen § 4a BauGB gemacht, welcher den Einsatz elektronischer Informationstechnologien zulässt. Nun können formelle Verfahren bei gegenseitigem Einverständnis auch online durchgeführt werden. Eine Erweiterung dieses Verfahrens vor allem für die Bürger birgt enorme Informations- und Visualisierungspotenziale, welche vorbereitend für die Partizipation genutzt werden können.
	
Einleitung:
Planungen waren schon immer geprägt durch unterschiedliche Meinungen und Vorstellungen der Umwelt. Um die demokratischen Rechte der Bevölkerung in die Planung mit einfließen zu lassen, wurden nach und nach die Gesetze an die Belange der Betroffenen angepasst. In mehreren Schritten wurde so die heutige formelle zweistufige Öffentlichkeitsbeteiligung entwickelt, welche nun nach § 4a Abs. 4 BauGB auch erlaubt, ergänzend elektronische Informationstechnologien bei der Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden zu nutzen. Aber nicht nur das Planungsverständnis bei den Bürgern änderte sich, auch die Fachwelt erkannte die Potenziale einer umfassenden Beteiligung der Öffentlichkeit über die formellen Verfahren hinaus. Die Verbesserung der Planungsergebnisse durch endogene Informationen […]
	Interaktive E-Participation ist mehr als das Kontaktieren eines Verwaltungsmitarbeiters per E-Mail. Interaktive E-Participation heißt, die Beziehung zwischen Verwaltung, Politik und Bürgern neu zu gestalten. Die politisch beschlossenen Inhalte von Deutschland-Online besagen, dass in jährlichen Schritten bis 2008 alle geeigneten Verwaltungsverfahren online zu Verfügung gestellt werden sollen und dann auch alle Behörden untereinander auf diesem Wege kommunizieren.
Im Rahmen der Stadtplanung bieten neue IuK-Technologien enorme Potenziale, diese neue Form der Verwaltung umzusetzen. Hier können nicht nur Verfahren für die Beteiligten vereinfacht, sondern auch völlig neue demokratische Formen der Öffentlichkeitsbeteiligung etabliert werden: die E-Participation. Einerseits können die Bürger somit an kommunalen Entwicklungen einfacher teilhaben und andererseits kann die Planung Konzepte besser visualisieren. Die Grundlage hierfür ist ein onlinegestütztes Beteiligungstool, welches in dieser Arbeit entwickelt wird.
Ob ein solches Tool eine bessere, vereinfachte Partizipation erfüllen kann, wie es diese Aufgabe erfüllen kann und ob es diese Aufgabe erfüllen soll, sind dabei die zentralen Fragestellungen. Der erste Schritt zur E-Participation wurde bereits durch den neuen § 4a BauGB gemacht, welcher den Einsatz elektronischer Informationstechnologien zulässt. Nun können formelle Verfahren bei gegenseitigem Einverständnis auch online durchgeführt werden. Eine Erweiterung dieses Verfahrens vor allem für die Bürger birgt enorme Informations- und Visualisierungspotenziale, welche vorbereitend für die Partizipation genutzt werden können.
Einleitung:
Planungen waren schon immer geprägt durch unterschiedliche Meinungen und Vorstellungen der Umwelt. Um die demokratischen Rechte der Bevölkerung in die Planung mit einfließen zu lassen, wurden nach und nach die Gesetze an die Belange der Betroffenen angepasst. In mehreren Schritten wurde so die heutige formelle zweistufige Öffentlichkeitsbeteiligung entwickelt, welche nun nach § 4a Abs. 4 BauGB auch erlaubt, ergänzend elektronische Informationstechnologien bei der Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden zu nutzen. Aber nicht nur das Planungsverständnis bei den Bürgern änderte sich, auch die Fachwelt erkannte die Potenziale einer umfassenden Beteiligung der Öffentlichkeit über die formellen Verfahren hinaus. Die Verbesserung der Planungsergebnisse durch endogene Informationen […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Jan Hendrik Lauffer 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
ISBN-10: 3-8324-9786-2 
ISBN-13: 978-3-8324-9786-6 
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006 
Zugl. Technische Universität Kaiserslautern, Kaiserslautern, Deutschland, Diplomarbeit, 
2006 
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http://www.diplom.de, Hamburg 2006 
Printed in Germany
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
I 
Inhaltsverzeichnis 
Inhaltsverzeichnis... I
Vorwort... VII
Zusammenfassung... IX
Einführung ... 1
1 
Das Internet und die Partizipation... 2 
2 
Zunahme des Partizipationsinteresses und der Urban 
Governance bei Stadtplanungsprozessen ... 6 
3 
Ziel der Arbeit: Konzeption eines interaktiven 
E-Participation-Tools ... 8 
4 
Vorgehensweise und Struktur der Arbeit ... 10
Kapitel 1: 
Zweck und Ziel von Partizipation im Kontext der Interaktivität... 13
1 
Baurechtliche Regelung der Beteiligung... 16 
1.1 
Akteure im Beteiligungsprozess ... 16 
1.2 
Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit ... 17 
1.3 
Öffentliche Auslegung ... 17 
2 
Vermittlung von Planaussagen ... 19 
2.1 
Akteure und Planverständnis... 20 
2.2 
Methoden der Planung, Plandarstellung und Partizipation ... 20 
3 
Partizipations- und Interaktionsbedarf bei  
Planungsprozessen ... 23 
3.1 
Kommunikation mit der Öffentlichkeit ... 25 
3.2 
Interaktive Verzahnung der Beteiligten im Planungsprozess ... 27 
4 
Erkenntnisse des ersten Kapitels ... 28
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
II 
Kapitel 2: 
Potenziale und Grenzen, Herausforderungen und Ziele der 
interaktiven E-Participation ...30
1 
Planungstools und Geoinformationssysteme ...32 
1.1 
GIS: Die zentralen Datenspeicher...35 
1.2 
SIS: Interaktive Landkarten...41 
1.3 
CAD: Digitale Entwurfsmethoden...45 
1.4 
3-D: Animationen und Visualisierungen ...46 
2 
Verfügbarkeit elektronischer Medien ...50 
2.1 
Anschluss-Situation und technische Verfügbarkeit...51 
2.2 
Einbeziehung von Randgruppen...52 
3 
Eine Änderung der klassischen Beteiligungsprozesse 
für die interaktive E-Participation?...57 
3.1 
Fachliche Hintergründe...59 
3.2 
Finanzielle Hintergründe ...60 
3.3 
Juristische Hintergründe ...62 
4 
Dynamisierungspotenziale im Partizipationsprozess ...64 
4.1 
Vermeidung von Medienbrüchen ...65 
4.2 
Formelle und informelle Planungsprozesse...66 
4.3 
Frühzeitiger Nutzen modularer Werkzeuge...67 
4.4 
Potenzielle Dynamisierungsbereiche in der 
Öffentlichkeitsbeteiligung ...68 
5 
Erkenntnisse des zweiten Kapitels...71
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
III 
Kapitel 3: 
Fachliche und technische Anforderungen an die interaktive 
E-Participation ... 73
1 
Fachliche Anforderungen aus Sicht der Planung ... 74 
1.1 
Partizipation als demokratisches Grundelement... 74 
1.2 
Legitimation der Planung... 75 
1.3 
Aktivierung des bürgerlichen Sachverstandes... 75 
1.4 
Sammlung innovativer Ideen und Konzepte ... 75 
1.5 
Aufspüren von Fehlentwicklungen... 76 
1.6 
Verbesserung der E-Governance... 77 
1.7 
Diskursivität und Konfrontation mit Planinhalten... 77 
1.8 
Identifikation mit der Planung ... 77 
2 
Technische Anforderungen für Internetseiten aus 
Nutzersicht ... 79 
2.1 
Strukturen und Elemente einer Webseite ... 79 
2.2 
Zielgruppenspezifisches Seitenkonzept... 85 
2.2.1 
Das interaktive E-Participation-Tool für Anwender ... 85 
2.2.2 
Hilfsmittel und Tutorials für Anfänger und Experten... 87 
2.3 
Merkmale einer funktionalen Website... 89 
2.3.1 
Optische Seitenaufteilung ... 89 
2.3.2 
Anforderungen an die Darstellung von Inhalten... 92 
2.3.3 
Protokollierung des Planungsverlaufs ... 95 
2.4 
Interaktive Module... 95 
3 
Erkenntnisse des dritten Kapitels... 99
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
IV 
Kapitel 4: 
Auswertung ausgewählter Internetauftritte bezüglich digitaler  
Planung, Plandarstellung und Partizipation...101
1 
Analyse wegweisender Web-Angebote...102 
1.1 
Auswahlgründe für die Betrachtung eines Web-Angebotes...102 
1.2 
Vorgehensweise der Betrachtung ...103 
2 
Erkenntnisse der Untersuchung...104 
2.1 
Kriterienblock 1: Benutzerfreundlichkeit der  
Internetpräsenzen...104 
2.2 
Kriterienblock 2: Planerische Inhalte ...106 
2.3 
Kriterienblock 3: Technische Umsetzung der Navigation  
und Kommunikation ...111 
3 
Erkenntnisse des vierten Kapitels...115
Kapitel 5:  
Konzeption der interaktiven E-Participation bei 
Stadtplanungsprozessen...117
1 
Interaktive E-Participation als Teil der Systematik  
des E-Governments ...120 
1.1 
Die Position des interaktiven E-Participation-Tools in der 
vernetzten Welt...120 
1.2 
Die Position des interaktiven E-Participation-Tools  
im E-Government...122 
2 
Grundlegende Bausteine eines interaktiven  
Planungstools ...124 
2.1 
Fachliche Definition eines interaktiven Angebotes ...124 
2.2 
Technische Bausteine eines interaktiven Planungstools ...124 
2.3 
Rechtliche Verortung der interaktiven E-Participation ...125 
3 
Leistungsspektrum der interaktiven E-Participation...127 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
V 
4 
Funktionsspektrum des interaktiven  
E-ParticipationTools ... 128 
4.1 
Eingangsseite als Benutzerinterface ... 129 
4.2 
Textbasierte Informationselemente ... 131 
4.2.1 
Hilfesystem ... 132 
4.2.2 
Knowledgebase... 133 
4.2.3 
Dokumentenserver... 134 
4.2.4 
Newsserver ... 135 
4.3 
Kartenbasierte Partizipationselemente ... 136 
4.3.1 
Darstellung verschiedener Planungsebenen ... 138 
4.3.2 
Handlungsspielräume der interaktiven Partizipation ... 141 
4.3.2.1 
Betrachten und Recherchieren... 142 
4.3.2.2 
Betrachten und Initiieren ... 143 
4.3.2.3 
Betrachten und Kommentieren... 144 
4.3.2.4 
Betrachten und Diskutieren ... 146 
4.3.2.5
Betrachten und Kommunizieren
... 146 
4.4
Kommunikationsorientierte Kooperationselemente... 147
4.4.1
Formular zur Stellungnahme ... 148
4.4.2
Forum ... 148
4.4.3
E-Mail... 150
4.4.4
Chat ... 150
4.4.5
Befragung ... 150
5
Erfolgsfaktoren der interaktiven E-Participation... 152
5.1
Moderation für eine erfolgreiche interaktive E-Participation... 152
5.2
Non-Cyber-Veranstaltungen und interaktive E-Participation.. 153
5.3
Einbindung in den Gesamtprozess... 154
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
VI 
Kapitel 6:  
Fazit und Ausblick...155
1
Ist das interaktive E-Participation-Tool nur ein  neues 
Werkzeug?...157
2
Was sind die zukünftigen Aufgaben der  Stadtplanung?..159
3
Hat die interaktive E-Participation Auswirkungen auf 
Stadtplanungsprozesse? ...160
4
Welche gesellschaftlichen Potenziale birgt die   
interaktive E-Participation?...161
Anhang... XXI
1
Abkürzungen... XXII
2
Fachbegriffe ...XXIV
3
Abbildungsverzeichnis...XXXIII
4
Tabellenverzeichnis... XL
5
Literatur- und Quellenverzeichnis ... XLI
6
Analyse der Online-Partizipationsangebote ... LXI
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
VII 
Vorwort 
Anfang des Jahres 2005 hielt Frau Dipl.-Ing. Simone Tiedtke vom Institut für 
Freiraumentwicklung  und  planungsbezogene  Soziologie  der  Universität 
Hannover einen Vortrag an der Technischen Universität Kaiserslautern. Sie 
stellte den ,,Interaktiven Landschaftsplan Königslutter" vor. 
Dieser  Landschaftsplan war  nicht  nur  zur gesetzlich  vorgesehenen  Beteili-
gung konzipiert, sondern sollte aktiv zur Teilnahme einladen und gleichzeitig 
auch  noch  Wissen  über  die  Erfordernisse  der  Landschaftsplanung  liefern 
und Ideen visualisieren. 
Dies gab den Anstoß für die hier vorliegende Arbeit. Wenn es möglich ist, 
eine Landschaftsplan interaktiv zu visualisieren, warum sollte eine interakti-
ve Darstellung der Bebauungsplanung nicht auch möglich sein? 
Zielführend zu Lösung dieser Frage stellte sich heraus, dass eine enormer 
Menge  empirischer  Grundlagen  analysiert  und  strukturiert  werden  musste. 
Die  wesentlichen  Elemente  dieser  Arbeit  werden  daher  von  den  theoreti-
schen 
Basis 
der 
elektronischen 
Öffentlichkeitsbeteiligung, 
der 
E-Participation,  dominiert.  Ein  weiterer  Teil  behandelt  die  Entwicklung  und 
den  heutigen  Stand  der  digitalen  Planungsmethoden  und  -techniken,  um 
abschließend die Kernidee daraus zu entwickeln: ein internetgestütztes Be-
teiligungstool, mit dem die Beteiligung nicht nur durchgeführt werden kann 
sondern auch umfassende Informationen zur Planung, den entsprechenden 
Themenfeldern  und  eben  der  Visualisierung  von  städtebaulichen  Ideen, 
möglich zu machen. 
Im Laufe der Bearbeitung haben sich einige der wesentlichen Faktoren, die 
diese  Arbeit  bestimmen,  weiterentwickelt.  Neben  neuen  gesetzlichen  Ent-
wicklungen  und  Festsetzungen  kamen  neue  Techniken  für  die  Visualisie-
rung und Planung auf den Markt. Dies machte umfangreiche Recherchen in 
aktuellen Medien wie dem Internets neben der klassischen Literatursuche in 
der Bibliothek notwendig. Jedoch konnten die wesentlichen richtungweisen-
den Impulse durch die Teilnahme an einem im Dezember 2005 in Stuttgart 
stattgefundenen  Workshop  gesammelt  werden.  Abgesehen  von  aktuellen 
Berichten  aus  der  kommunalen  Politik  bestand  dort  auch  die  Möglichkeit, 
mit  den  derzeit  im  wissenschaftlichen  Forschungsfeld  der  E-Participation 
aktiven Experten zu diskutieren. Diese bestätigten die allgemeine, in dieser 
Arbeit  vertretene,  positive  Einstellung  zu  neuen  Planungs-  und  Beteili-
gungsmethoden  und  damit  zur  interaktiven  E-Participation  bei  Stadtpla-
nungsprozessen. 
Jan Hendrik Lauffer 
Kaiserslautern, im Januar 2006 
Zu
sa
m
m
en
fa
ss
un
g 
Zusammenfassung 
Einführung 
Kapitel 1 
Zweck und Ziel von Partizipation im Kontext 
der Interaktivität 
Kapitel 2 
Potenziale und Grenzen, Herausforderungen und 
Ziele der interaktiven E-Participation 
Kapitel 3 
Fachliche und technische Anforderungen an 
die interaktive E-Participation 
Kapitel 4 
Auswertung ausgewählter Internetauftritte bezüglich 
digitaler Planung, Plandarstellung und Partizipation 
Kapitel 5  
Konzeption der interaktiven E-Participation 
bei Stadtplanungsprozessen 
Kapitel 6 
Fazit und Ausblick 
Anhang 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
IX 
Zusammenfassung 
Interaktive  E-Participation  ist  mehr  als  das  Kontaktieren  eines  Verwal-
tungsmitarbeiters  per  E-Mail.  Interaktive  E-Participation  heißt,  die  Bezie-
hung zwischen Verwaltung, Politik und Bürgern neu zu gestalten. 
Die politisch beschlossenen Inhalte von Deutschland-Online besagen, dass 
in jährlichen Schritten bis 2008 alle geeigneten Verwaltungsverfahren online 
zu Verfügung gestellt werden sollen und dann auch alle Behörden unterein-
ander auf diesem Wege kommunizieren. 
Im Rahmen der Stadtplanung bieten neue IuK-Technologien enorme Poten-
ziale, diese neue Form der Verwaltung umzusetzen. Hier können nicht nur 
Verfahren für die Beteiligten vereinfacht, sondern auch völlig neue demokra-
tische  Formen  der  Öffentlichkeitsbeteiligung  etabliert  werden:  die 
E-Participation.  Einerseits  können  die  Bürger  somit  an  kommunalen  Ent-
wicklungen einfacher teilhaben und andererseits kann die Planung Konzep-
te besser visualisieren. Die Grundlage hierfür ist ein onlinegestütztes Betei-
ligungstool, welches in dieser Arbeit entwickelt wird. 
Ob ein solches Tool eine bessere, vereinfachte Partizipation erfüllen kann, 
wie es diese Aufgabe erfüllen kann und ob es diese Aufgabe erfüllen soll, 
sind dabei die zentralen Fragestellungen. 
Der  erste  Schritt  zur  E-Participation  wurde  bereits  durch  den  neuen 
§ 4a BauGB  gemacht,  welcher  den  Einsatz  elektronischer  Informations-
technologien  zulässt.  Nun  können  formelle  Verfahren  bei  gegenseitigem 
Einverständnis  auch  online  durchgeführt  werden.  Eine  Erweiterung  dieses 
Verfahrens vor allem für die Bürger birgt enorme Informations- und Visuali-
sierungspotenziale,  welche  vorbereitend  für  die  Partizipation  genutzt  wer-
den können. 
Kapitel 1: 
Zweck und Ziel von Partizipation im Kontext der Interaktivität 
Planungen waren schon immer geprägt durch unterschiedliche Meinungen 
und Vorstellungen der Umwelt. Um die demokratischen Rechte der Bevöl-
kerung in die Planung mit einfließen zu lassen, wurden nach und nach die 
Gesetze an die Belange der Betroffenen angepasst. In mehreren Schritten 
wurde  so  die  heutige  formelle  zweistufige  Öffentlichkeitsbeteiligung  entwi-
ckelt,  welche  nun  nach § 4a Abs. 4 BauGB  auch  erlaubt, ,,ergänzend  elek-
tronische  Informationstechnologien"  bei  der  Beteiligung  der  Öffentlichkeit 
und  der  Behörden  zu  nutzen.  Aber  nicht  nur  das  Planungsverständnis  bei 
den Bürgern änderte sich, auch die Fachwelt erkannte die Potenziale einer 
umfassenden  Beteiligung  der  Öffentlichkeit  über  die  formellen  Verfahren 
hinaus.  Die  Verbesserung  der  Planungsergebnisse  durch  endogene  Infor-
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
X 
mationen  der  Betroffenen  ist  daher  als  ausschlaggebendes  Argument  zu 
sehen, warum die Partizipation weiter entwickelt wurde und auch in Zukunft 
weiter zu entwickeln ist. 
Die  ursprünglich  durch  technische  Schwierigkeiten  bspw.  bei  der  Planver-
vielfältigung und Informationsbereitstellung problematische Beteiligung kann 
heute  mit  Hilfe  moderner  IuK-Technologien  wesentlich  einfacher  und  um-
fassender durchgeführt werden. 
Zur  Ermittlung  der Grundlagen  der  E-Participation  werden  in  Kapitel  1  zu-
nächst die rechtlichen und fachlichen Grundlagen erarbeitet. 
Baurechtliche Regelung der Beteiligung 
Das  Baurecht  unterscheidet  zwischen  der  Öffentlichkeit  (§ 3 BauGB),  den 
Behörden und den Trägern öffentlicher Belange (§ 4 BauGB). Die Aufgabe 
der  in  dieser  Arbeit  hauptsächlich  betrachteten  Öffentlichkeit,  konkret  den 
Bürgern, ist ein Beitrag von ortsspezifischem Wissen, wertvollen Hinweisen 
und  Stellungnahmen  zu  Planungen  und  anderen  kommunalen  Entwicklun-
gen. Gesetzlich wird die formelle Öffentlichkeitsbeteiligung in den §§ 3 und 
4a des BauGBs geregelt und in zwei Phasen durchgeführt. 
Die  frühzeitige  Beteiligung  der  Öffentlichkeit  soll  die  Bevölkerung  in  einer 
ersten Phase sensibilisieren, indem sie über die Ziele, Zwecke und Auswir-
kungen  sowie  mögliche  Planalternativen  informiert.  Dies  ist  durch 
Workshops,  Pressearbeit,  Aushänge  oder  Erörterungen,  aber  auch  eine 
elektronische  Informations-  und  Beteiligungsmöglichkeit  denkbar.  Dies  soll 
möglichst  frühzeitig  erfolgen.  Die  Ergebnisse  dieser  Diskussion  sind  die 
Grundlage  für  einen  formellen  und  konkreten  Planentwurf  für  das  weitere 
Verfahren. 
Die  Auslegung  als  zweite  Phase  erfolgt  nach  einem  rechtsförmlichen  Ver-
fahren gemäß § 3 Abs. 2 BauGB nach einer mindestens einwöchigen orts-
üblichen  Bekanntmachung  und  dauert  einen  Monat.  Während  der  Ausle-
gung kann jedermann Änderungen oder Ergänzungen zur Planung vorbrin-
gen.  Der  Rat  wägt  nach  § 1 Abs. 3  BauGB  die  öffentlichen  und  privaten 
Belange gegeneinander und untereinander gerecht ab und entscheidet über 
ihre  Berücksichtigung  oder  Zurückweisung.  Den  Einsendern  der  Stellung-
nahmen  muss  das  Ergebnis  der  Entscheidung  schriftlich  mitgeteilt  werden 
(§ 3 Abs. 2 BauGB).  Ergeben  sich  durch  Stellungnahmen  wesentliche  Än-
derungen  oder  Ergänzungen  des  Planentwurfs,  so  muss  eine  erneute  öf-
fentliche Auslegung erfolgen. 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
XI 
Vermittlung von Planaussagen 
Die Planung ist von verschiedenen Akteuren geprägt. Die größte Differenz 
ist zwischen Bürgern und Experten zu erwarten. Die Vielzahl von Symbolen 
und  Planzeichen  in  der  Regional-,  Flächennutzungs-  und  Bebauungspla-
nung  sowie  die  allgemeinen  Zusammenhänge  stellen  für  den  Bürger  ein 
Verständnisproblem  dar.  Die  Planpräsentation  findet  häufig  nur  bei  Groß-
projekten  anschaulich  statt,  kleinere  Problemstellungen  im  kommunalen 
Bereich,  welche  ein  hohes  Partizipationsinteresse  der  betroffenen  Bürger 
vermuten lassen, können auf herkömmliche Art nicht visualisiert werden und 
es können Schwierigkeiten bei der Vermittlung von Planaussagen auftreten. 
Rechtlich  ausreichend  sind  klassisch  erstellte  Pläne  für  Flächennutzungs-
planung oder Bebauungsplanung. Nach § 1 BauGB regeln sie die Nutzung 
der Grundstücke und übernehmen eine Entwicklungs- und Ordnungsfunkti-
on.  Um  diese  Pläne  bürgerfreundlich  darzustellen,  greift  man  auf  Modelle 
und Visualisierungen zurück. Dabei handelt es sich jedoch immer noch um 
starre Karten ohne jegliche interaktive Funktion. Über das Medium Internet 
und entsprechende IuK-Technologien könnte aber eine neuartige interaktive 
Plandarstellung ermöglicht werden. 
Momentan  arbeiten  Experten  an  neuen  Gesetzesvorschlägen  und  Ände-
rungen, da bisher immer noch nicht alle notwendigen Neuerungen Eingang 
ins Gesetz gefunden haben. Die Integration von IuK-Technologien auf ge-
setzlicher Basis würde den Weg für die interaktive E-Participation ebnen. 
Partizipations- und Interaktionsbedarf bei Planungsprozessen 
Planerische  Konzepte können  nicht  starr  entworfen  und  durchgesetzt  wer-
den.  Ein  lange  vorlaufender  und  auch  nachlaufender  korrigierender  Pla-
nungsprozess kann dazu beitragen, der Ideallösung näher zu kommen. R
IT-
TEL
 definiert dazu in seiner Planungstheorie: 
·
  Planungsprobleme können erst im Suchprozess nach unterschiedli-
chen Lösungen verstanden werden. 
·
  Planungsprobleme können nicht endgültig gelöst werden. Die Fest-
legung  des  Endes  eines  Problemlösungsprozesses  ist  demnach 
schwierig. 
·
  Das Wissen für die Problemlösung ist niemals auf einen oder wenige 
Experten konzentriert. 
·
  Lösungen sind niemals richtig oder falsch, sondern je nach Betrach-
ter gut oder schlecht.  
Daher ist eine frühestmögliche Beteiligung mit unterschiedlichen, gleichbe-
rechtigten  Akteuren  geboten.  Zukunftsträchtig  wäre  eine  multimediale  He-
rangehensweise,  um  die  Bürger  auf  unterschiedliche  Weise  interaktiv  zu 
erreichen. Die herkömmlichen, auf eine Kommunikationsrichtung festgeleg-
ten  Informationswege  sollten  dazu  vermieden  werden.  Moderne  IuK-
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
XII 
Technologien  wie  das  Internet  und  GIS  versprechen  hierfür  sinnvolle  Lö-
sungen, da einerseits eine bessere Kommunikationsrichtung zur Öffentlich-
keit hin möglich ist, andererseits auch eine Vernetzung aller Akteure unter-
einander. Dazu kommen interaktive Plandarstellungen, welche durch Inter-
net und GIS möglich werden. 
Erkenntnisse des ersten Kapitels 
Die Partizipation war in ihrer Geschichte zunächst eher durch politische und 
technische Probleme geprägt. Nach einigen gesellschaftlichen und gesetzli-
chen  Änderungen  scheint  heute  jedoch  eine  Neuorientierung  durch  IuK-
Technologien möglich zu sein. 
Dies wird zudem noch durch die Erkenntnis gestützt, dass Planungen nicht 
starr  durchgeführt  werden  können,  sondern  einem  ständigen  Verbesse-
rungsprozess  ausgesetzt  sind.  Dies  kann  durch  eine  möglichst  frühzeitig 
einsetzende und langfristig fortgeführte Partizipation erreicht werden. 
Kapitel 2: 
Potenziale  und  Grenzen,  Herausforderungen  und  Ziele  der  
interaktiven E-Participation 
Das  besondere  Potenzial  der  Kommunikationsangebote  im  Internet  wird 
darin  gesehen,  dass  Informationsbeschaffung  und  austausch  Spaß  ma-
chen kann. Man sollte sich daher den neuen Medien offen nähern, Mut zu 
Experimenten haben, ohne dabei aber ihre Möglichkeiten zu überschätzen. 
Kapitel 2 gibt einen Überblick über den momentanen Stand der Technik. 
Planungstools und Geoinformationssysteme 
Die  heutigen  Planungstools  und  Geoinformationssysteme  gehen  aus  den 
EDV-Systemen  der  60er  Jahre  hervor.  Die  anfänglich  nur  zu  kaufmänni-
schen  Zwecken  eingesetzten  Systeme  entwickelten  sich  immer  an  der 
Grenze  des  technisch  möglichen  bis  zu  den  heutigen  GIS  und  SIS  sowie 
dem  CAD  und  dreidimensionalen  Visualisierungen.  Durch  neue  Planungs-
werkzeuge  ist  heute  eine  Verzahnung  von  Planung  und  GIS  möglich,  wo-
durch ein wesentlich höherer Standard für Plangrundlagen und die Visuali-
sierung  gegeben  werden  kann.  Die  essentiellen  Fortschritte  einer  GIS-
gestützten Planung sind die Möglichkeiten der Speicherung von Sachinfor-
mationen  (Grenzen,  Leitungen,  Grenzpunkte,  Flurstücke,  Biotope,  usw.) 
und  räumliche  Analyseverfahren.  Die  Topologie  eines  Plangebietes  kann 
schnell erfasst und einfache Ansichten generiert werden, ohne Veränderun-
gen der Datensätze oder des Planlayouts vornehmen zu müssen. GIS kön-
nen zu diesem Zweck als Geodaten- oder Kartenserver dienen und sind die 
Grundlage  für  kartengestützte  Online-Auskunftssysteme.  Online-GIS  und 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
XIII 
GIS-Funktionsserver können direkt geographische Anfragen bearbeiten und 
in einem Beteiligungstool zu Verfügung stehen. Die Verbindung von städti-
schen  Informationen  und  einem  GIS  stellt  zudem  leistungsfähige  Funktio-
nen für ein SIS zur Verfügung. 
Die  Verarbeitung  der  digitalen  Daten  kann  mithilfe  eines  CAD-Programms 
geschehen. Die Möglichkeiten dazu sind heute beinahe unbegrenzt. Es ist 
durch diverse Techniken möglich, dreidimensionale Darstellungen mit wirk-
lichkeitsnahen Texturen zu generieren. Die Planung in CAD ermöglicht zu-
dem eine Rückkopplung mit den GIS, womit eine Übernahme der Daten und 
eine Darstellung im jeweilig anderen System möglich ist. 
Verfügbarkeit elektronischer Medien 
Der technische Standard in Deutschland ist flächendeckend für eine interak-
tive E-Participation geeignet. Hauptsächlicher Kritikpunkt an elektronischen 
Hilfsmitteln  ist  dennoch  die  Ausstattung  an  Endgeräten  bei  den  Nutzern, 
hier haben immerhin 48 Prozent der Haushalte noch keinen PC zur Verfü-
gung. Dessen ungeachtet sind die Zugangsmöglichkeiten über diverse Ein-
richtungen aber gewährleistet. 
Problematischer  stellt  sich  die  momentane  Situation  der  Technik-
Verweigerer dar, welche aus sozialen oder demographischen Gründen nicht 
an  Online-Verfahren  teilnehmen.  Diese  Personengruppe  wird  sich  erst 
durch langfristige demographische Entwicklungen auflösen. In diesem Zeit-
raum muss auch im Sinne des Bundesgleichstellungsgesetzes (BGG) eine 
gleichwertige Zugangsmöglichkeit für alle geschaffen werden. 
Eine  Änderung  der  klassischen  Beteiligungsprozesse  für  die  
interaktive E-Participation? 
Allein für die Partizipation erscheint eine Änderung der Planungs- und Betei-
ligungsprozesse  nicht  sinnvoll.  Im  Rahmen  eines  ressortübergreifenden 
E-Planning-Konzeptes wäre eine interaktive E-Participation aber ein Gewinn 
für die Öffentlichkeit. 
Alle onlinefähigen Partizipationsvorgänge könnten so realisiert und in einem 
bürgerfreundlichen  gebrauchsfähigen  digitalen  Beteiligungstool  integriert 
werden. E-Participation würde im Zuge des E-Governments eingeführt und 
hätte  wesentliche  Umstrukturierungen  auch  in  der  öffentlichen  Verwaltung 
zur Folge. Die finanziellen Vorteile sind dabei offensichtlich. Zwar muss vo-
rübergehend mit einem Produktivitätsverlust in der Einlernphase gerechnet 
werden, allerdings wird sich der anfangs investierte zeitliche und finanzielle 
Mehraufwand durch eine vereinfachte Bearbeitung der Planungsdaten nach 
einiger  Zeit  wieder  kompensieren.  Bisher  akzeptiert  die  Rechtsprechung 
aber nur die Beteiligung der Behörden über elektronische Medien. Dies zu 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
XIV 
reformieren  wäre  ein  wesentlicher  Antrieb,  die  Vorgehensweisen  komplett 
zu überdenken. 
Dynamisierungspotenziale im Partizipationsprozess 
Gesetzliche Fristen bei Partizipationsprozessen sind festgelegt und können 
nicht  verkürzt  werden.  Essentielles  Dynamisierungspotenzial  bietet  daher 
die  komplette  Abwicklung  von  Verfahren  und  Prozessen  über  IuK-
Technologien.  Die  Vermeidung  von  Medienbrüchen  beschleunigt  und  ver-
einfacht  auf  Seite  der  Verwaltung  die  Herausgabe  von  Informationen  und 
lässt  eine  einfachere  Bearbeitung  der  Stellungnahmen  und  Anfragen  zu. 
Wichtige  Dokumente  können  wesentlich  schneller  elektronisch  verschickt 
werden. Eine Zusammenarbeit von Bürger und Experten kann schneller und 
einfacher  vonstatten  gehen.  Dazu  ist  die  Einführung  eines  echten  GIS-
gestützten Tools nötig, welches eigenständig interaktiv Informationen gene-
rieren  und  zu  Verfügung  stellen  kann.  Effizienteste  Auswirkungen  werden 
sich  dann  schlichtweg  daraus  ergeben,  dass frühzeitig  eingebundene  Bür-
ger schon im Vorfeld viele Planungshürden aus dem Weg räumen können 
und  damit  im  späteren  Planungsprozess  mit  einem  flüssigeren  Verlauf  zu 
rechnen ist. 
Erkenntnisse des zweiten Kapitels 
Die  Einführung  eines  E-Government-Systems,  und  damit  auch  der 
E-Participation, liegt in der Hand des Staates. Die technischen Möglichkei-
ten sind soweit vorhanden, ebenso scheinen die damit zusammenhängen-
den  sozialen  Probleme  lösbar  zu  sein.  Die  Entwicklung  der  IuK-
Technologien ist mittlerweile weit genug fortgeschritten, um die Aufgabe der 
Verknüpfung von GIS, Bürger und Experte zu bewältigen. Würden entspre-
chende rechtliche Grundlagen manifestiert, ergäben sich nicht nur Vereinfa-
chungen  für  die  Bürger,  sondern  auch  Dynamisierungspotenziale  für  den 
gesamten Planungsprozess. 
Kapitel 3: 
Fachliche 
und 
technische 
Anforderungen 
an 
die  
interaktive E-Participation 
Die  empirische  Ermittlung  der  fachlichen  Anforderungen  der  Stadtplanung 
an die elektronische Beteiligung sowie die konkreten Anforderungen an die 
genutzten Internet-Technologien werden in Kapitel 3 dargelegt. 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
XV 
Fachliche Anforderungen aus Sicht der Planung 
Die  Integration  endogenen  Wissens  der  Bevölkerung  durch  Partizipation 
verbessert  die  Planung  inhaltlich.  Zudem  kann  die  Umsetzung  erleichtert 
werden, da durch eine Vorwegnahme der Diskussion die Zufriedenheit und 
Zustimmung zu einem Projekt gesteigert werden kann. 
Die  Partizipation  stellt  also  gewissermaßen  ein  demokratisches  Grundele-
ment dar, wodurch die Bevölkerung in kommunale Entscheidungsprozesse 
miteinbezogen wird. Durch diese Möglichkeit, Missfallen zu einem Plan  zu 
äußern, ergibt sich gleichzeitig eine Legitimation der Planung bei Unterlas-
sung von ablehnenden Stellungnahmen. 
Für  Planer  unentdeckte  Stolperfallen  können  durch  bürgerlichen  Sachver-
stand entlarvt und alternative Ideen und Konzepte entwickelt werden. Planer 
und Bürger qualifizieren sich gegenseitig und bei langfristigen Beobachtun-
gen werden Fehlentwicklungen identifiziert. 
Die Integration der Bürger zeigt ihnen auch ihre Relevanz im Planungspro-
zess  auf.  Diskussionen  über  kommunale  Entwicklungen  fördern  das  Ver-
ständnis über die politischen und technischen Zusammenhänge und tragen 
somit zu einer besseren Akzeptanz der Planung bei. 
Technische Anforderungen für Internetseiten aus Nutzersicht 
Wichtig  für  den  Benutzer  ist  allem  voran  eine  bedienfreundliche  Website. 
Die  elementaren  Merkmale  für  nutzerfreundliche  Seiten  werden  in  der 
DIN EN ISO 9241 geregelt. So muss eine übersichtliche Seitenstruktur vor-
handen  sein,  welche  in  das  Gesamtkonzept  des  Internetangebotes  der 
Stadt integriert ist. Es dürfen sich keine Schwierigkeiten bei der Lesbarkeit 
(Schriftgröße, -art, -farbe, usw.) und der Bedienfähigkeit (Pull-Down-Menüs, 
Scrollen, Plugins, usw.) ergeben und die Seite soll den Kriterien des barrie-
refreien Internets entsprechen. 
Der  Inhalt  der  Seite  muss  eine  logische  Gitternetzstruktur  aufweisen  und 
sollte  dem  Nutzer  über  eine  Sitemap  dargelegt  werden  können.  Darüber 
hinaus sollten Möglichkeiten zur eigenen Informationsrecherche aufgezeigt 
werden. 
Um eine einfache Handhabung zu gewährleisten, muss die Seite sowohl für 
Anfänger  als  auch  für  Fortgeschrittene  einfach  und  ohne  Hindernisse  be-
dienbar sein. Die dargestellten Funktionen sollten daher für eine möglichst 
effiziente  Nutzung  optimiert  werden.  Erfahrene  Nutzer  sollen  sich  schnell 
auf  der  Seite  bewegen  können,  damit  wird  die  Attraktivität  der  Seite  ge-
stärkt. Für Anfänger dagegen muss bereits am Anfang des Angebotes die 
Möglichkeit  bestehen,  sich  über  die  allgemeine  Technik  (also  Bedienung 
des  Programms  sowie  über  planerische  Grundkenntnisse)  zu  informieren. 
Dies  kann  in  Handbuchform  oder  besser  mit  Tutorials  geschehen.  Diese 
Hilfestellungen  dürfen  selbstverständlich  nicht  nur  von  der  Eingangsseite 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
XVI 
aus erreichbar sein, sondern können über Links jederzeit auch während der 
Nutzung  des  Beteiligungstools  aufgerufen  werden.  Fachbegriffe  und  we-
sentliche  Handlungsschritte  sollten  durch  maussensitive  Schaltflächen  bei 
Text- und Grafikelementen im Anwendungsprogramm erläutert werden. 
Die  optische  Gliederung  der  Seite  sollte  Seriosität  widerspiegeln.  Dies  ist 
durch  sparsame  Verwendung  von  großflächigen  bunten  Schaltflächen  zu 
erreichen sowie über eine Seitenaufteilung, die mindestens 50 bis 80 Pro-
zent des gesamten Bildschirms für den Inhalt des Tools reserviert. Darge-
stellt  werden  müssen  im  Wesentlichen  ein  Kartenfenster,  dazugehörende 
Legenden und Optionen sowie Wege zur Online-Hilfe. Bei der Darstellung 
ist auf eine mediumsspezifische Darstellung (bei Schraffuren, Planzeichen, 
usw.) und ihre möglichst stufenfreie Möglichkeit zur Vergrößerung zu ach-
ten. 
Zur  Information  der  Nutzer  können  Newsletter  und  Newsticker  sowie  ein 
FAQ-Bereich  oder  diverse  GIS-Anwendungen  eingerichtet  werden.  Als  in-
teraktive Kommunikationsinstrumente kommen für ein Beteiligungstool ins-
besondere ein Planbearbeitungseditor, ein Forum mit Community oder Chat 
sowie ein Gästebuch in Frage. Die Ausführbarkeit (abhängig von der Sys-
temkonfiguration) sollte bestmöglich gewährleistet sein. 
Erkenntnisse des dritten Kapitels 
Der Bürger und seine Stellungnahme haben einen hohen fachlichen Wert in 
der  Planung,  seine  Aussagen  dienen  gewissermaßen  als  Indikator  für  die 
Angemessenheit eines Plans. Die Integration des Bürgers schon im Vorfeld 
der Planung ermöglicht darüber hinaus, dass bereits hier eine richtungwei-
sende  Entwicklung  initiiert  werden  kann.  Da  das  Interesse  an  herkömmli-
chen  Beteiligungsprozessen  eher  als  gering  einzustufen  ist,  kann  durch 
angemessene  Gestaltung  und  Ausstattung  von  Online-Angeboten  evtl.  er-
reicht werden, dass eine höher frequentierte Partizipation stattfindet. 
Kapitel 4: 
Auswertung  ausgewählter  Internetauftritte  bezüglich  digitaler 
Planung, Plandarstellung und Partizipation 
Der Status quo der interaktiven E-Participation wurde durch die Analyse von 
10 Städten mit Internetauftritt untersucht. Kapitel 4 prüft daher die Angebote 
auf  Bedienfreundlichkeit,  technische  und  fachliche  Hintergründe  sowie  die 
verwendeten Kommunikationstools.  
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
XVII 
Analyse wegweisender Web-Angebote 
Die Analyse erfolgte in Ober-, Mittel- und Unterzentren, welche sich bereits 
durch ihre vorhandenen Webangebote auszeichneten. Bewertet wurde auch 
die Eingängigkeit und Erreichbarkeit der Seiten. 
Erkenntnisse der Untersuchung 
Die Betrachtung der benutzerspezifischen Inhalte der Internetpräsenzen hat 
ergeben, dass bei Vorhandensein einer Partizipationsmöglichkeit diese die 
im  Rahmen  des  gültigen  Rechts  erforderlichen  Kriterien  erfüllen.  Kleinere 
Gemeinden zeigen sich bei der Umsetzung engagierter und kreativer. Dies 
zeigt sich allein schon an den ausführlicheren Zusatzoptionen und Texten. 
Die  einfach  und  sachlich  wirkenden  Auftritte größerer  Städte  lassen  durch 
ihre  prägnante  fachliche  Ausstrahlung  zwar  die  Relevanz  der  getätigten 
Aussagen besser zur Geltung kommen, jedoch fehlt auch hier eine  zufrie-
den stellende Verlinkung der Partizipationselemente mit Hilfe- und Glossar-
texten. 
Die  fachliche  Darstellung  der  planerischen  Inhalte  ist  durchweg  zufrieden 
stellend,  aber  es  fehlen  die  leicht  zugänglichen  Hintergrundinformationen. 
Hier zeigen sich kleinere Städte wiederum wesentlich mitteilungsfreudiger. 
Die  Auskunft  über  Verfahrensschritte  stellt  sich  zweigeteilt  dar:  Entweder 
war eine gute Übersicht über den Stand eines Verfahrens (leider ohne mög-
liche Optionen) vorhanden oder es gab keinerlei Informationen hierzu. 
Praktisch  nicht  vorhanden  sind  alle  Funktionen,  welche  annähernd  etwas 
mit interaktiver Partizipation zu tun haben könnten. Nur sehr rudimentär sind 
interaktive  Ansätze  zur  Kommunikation  vorhanden,  selbst  die  heute  doch 
recht  übliche  Maussensitivität  kommt  bei  Schaltflächen  oder  Planzeichen  
nicht vor. 
Ursache für die fehlenden Elemente könnten Probleme bei der technischen 
Umsetzung und Navigation sein. Diese wurden in die Betrachtung ebenfalls 
miteinbezogen, da zu viele Ausfälle, Störungen und Fehlermeldungen eben-
falls die Partizipation unmöglich machen. Ein Verzicht auf unnötige techni-
sche Spielereien ist daher geboten. 
Dies verleitet offensichtlich bisher dazu, lediglich die primäre Funktion des 
Internets, die Informationsbereitstellung, anzubieten. Hier wäre eine interak-
tive  Aufbereitung  angebracht,  welche  sich  an  den  wichtigsten  Kriterien  für 
die  Benutzerfreundlichkeit  orientiert.  Dazu  gehören  übersichtliche  Struktu-
ren,  Rückklickfunktionen  sowie  eindeutige  Kontaktaufnahmemöglichkeiten. 
Eine  direkte  Ansprechperson  steht  bei  guten  Internetauftritten  immer  zur 
Verfügung. Dies muss auch Usern möglich sein, welche kein lokales Profil 
auf einem Rechner angelegt haben.  
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
XVIII 
Erkenntnisse des vierten Kapitels 
Die Analyse bestätigt die vorausgegangenen empirischen Untersuchungen 
und  zeigt,  dass  überwiegend  das  Internet  als  neues  elektronisches  Werk-
zeug verwendet wird, die Verfahren und Prozesse sich aber noch nicht an 
die  neuen  web-spezifischen  Medien  angepasst  haben.  Die  wesentlichen 
formellen  Vorgänge  des  E-Governments  werden  in  großen  Städten  fast 
flächendeckend angeboten, jedoch definiert sich eine echte interaktive Par-
tizipation nicht nur durch Informationsbereitstellung und ein Online-Formular 
zur  formellen  Stellungnahme.  Die  mangelnde  Umsetzung  kann  aber  nicht 
mit dem heutigen Stand der Technik begründet werden. 
Kapitel 5: 
Konzeption  der  interaktiven  E-Participation  bei  Stadtplanungs-
prozessen 
Kapitel  5  versucht,  die  erarbeiteten  Erkenntnisse  mit  den  Best-Practice-
Beispielen  zu  einem  möglichst  allumfassenden  interaktiven  Tool  für  die 
E-Participation zu kombinieren. 
Interaktive  E-Participation  als  Teil  der  Systematik  des 
E-Governments 
Das  Beteiligungstool  steht  nicht für  sich  alleine, sondern  ist  von fachlicher 
Seite  mit  verschiedensten  Servern  (GIS,  Online-Hilfe,  usw.)  und  Kompe-
tenzquellen  (Expertenforum,  E-Mail,  usw.)  des  E-Governments  vernetzt. 
Den Bürgern stehen außer der Möglichkeit, Stellung zu nehmen, noch wei-
tere  Kommunikationskanäle  offen.  Dort  kann  es  sowohl  von  Bürgern  als 
auch Experten zu Planungs- und Kommunikationszwecken genutzt werden. 
Im Rahmen des E-Governments sind wesentlich mehr Funktionen über die 
Partizipation hinaus denkbar. 
Elementar unterscheidet sich die Partizipation von anderen E-Government-
Dienstleistungen  dadurch,  dass  eine  Angebotssituation  entstehen  soll,  um 
möglichst viele Teilnehmer für die Beteiligung zu gewinnen. 
Folglich sollte die interaktive E-Participation in wenigen Schritten vorrangig 
über das virtuelle Rathaus und im Speziellen über den Bereich des Bauam-
tes  erreichbar  sein.  Jedoch  sind  auch  andere  Anwendungsmöglichkeiten 
denkbar, bspw. im Bereich des Stadtmarketings oder als Informationszent-
rum. Hierfür eigenen sich Links und Verknüpfungen zu den entsprechenden 
Visualisierungen.  
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
XIX 
Grundlegende Bausteine eines interaktiven Planungstools 
Grundsätzlich  werden  die  gleichen  Bausteine  für  formelle  und  informelle 
Beteiligungsverfahren  benötigt.  Formell  erforderlich  sind  ein  Beteiligungs-
verfahren mit Planauslage, begleitenden Informationen und die Möglichkeit 
der Stellungnahme. Dazu kommen die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung, 
Bekanntmachung  von  Beschlüssen  und  die  Benachrichtigung  über  Zwi-
schenergebnisse.  Informelle  Partizipation  benötigt  darüber  hinaus  einen 
Bürgerserver für BIS, Chats und Foren zur interaktiven Kommunikation. 
Über  die  Bausteine  Information,  Kooperation  und  Partizipation  können  so-
wohl  Bürger  als  auch  Experten  Erkenntnisse  gewinnen  und  in  die  Pla-
nungsüberlegungen integrieren. Die Rechtsgrundlage für eine formelle Be-
teiligung 
über 
elektronische 
Informationstechnologien 
liefert 
§ 4a Abs. 4 BauGB,  womit  eine  der  herkömmlichen  Öffentlichkeitsbeteili-
gung  gleichwertige  Vorgehensweise  gefordert  wird.  Partizipation  über  die 
rechtlich notwendigen Grenzen hinaus dagegen liegt im Ermessen von Pla-
nung und Verwaltung und wird im Rahmen dieser Bausteine ausgestaltet. 
Leistungsspektrum der interaktiven E-Participation 
Insbesondere  für  formelle  Verfahren  gelten  definierte  Zeitspannen  sowie 
eine klare Ziel- und Ergebnisorientierung durch definierte Themen und Fra-
gestellungen  bei  Diskussionen  zu  den  wichtigsten  Leistungsmerkmalen. 
Eine flüssige Durchführung kann durch Online-Moderation und eine Struktu-
rierung der Beiträge gewährleistet werden. Insbesondere die ungleichzeitige 
Kommunikation via E-Mail und Foren lässt inhaltlich überdachte Ergebnisse 
erwarten. 
Funktionsspektrum des interaktiven E-Participation-Tools 
Das Funktionsspektrum stellt einen konzeptionellen Vorschlag für die inhalt-
liche Ausgestaltung eines interaktiven Angebotes zur E-Participation dar. Es 
werden die verschiedenen Elemente eines Beteiligungstools vorgestellt, auf 
welche  von der Eingangsseite im virtuellen Rathaus, aber auch von diver-
sen anderen Seiten zugegriffen werden kann. 
Eingangsseite 
Die  Eingangsseite  gibt  dem  Nutzer  die  Wahl  zwischen  technischen  und 
rechtlichen Hilfs- und Lernfunktionen, diversen Informationen, Kontaktmög-
lichkeiten sowie zu den aktuellen öffentlichen Auslegungen und Beteiligun-
gen. 
Textbasierte Informationselemente 
Um dem Einzelnen die Partizipation zu erleichtern, wird eine am individuel-
len Wissensstand  angepasste  Hilfe  angeboten.  Diese  setzt  an  den  grund-
sätzlichen Techniken, Arbeitsweisen und Bedienungshinweisen für das Tool 
an und führt den unbedarften Nutzer durch Tutorials in die Funktionsweise 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
XX 
des  Tools  ein.  Weitergehend  werden  planerische  und  rechtliche  Wissens-
grundlagen vermittelt, so dass im späteren Verlauf auch selbsttätig recher-
chiert  werden  kann.  Recherchen  können  sowohl  in  einer  Knowledgebase 
stattfinden sowie auch in einem Dokumenten- und Newsserver, welcher die 
aktuellen politischen Entwicklungen der Gemeinde bereithält. 
Kartenbasierte Partizipationselemente 
Die interaktive Darstellung erlaubt die Anzeige aller Planungsebenen inklu-
sive  verschiedener  Planversionen  in  einem  maßstabsfreien  Hybrideditor. 
Datengrundlage können neben GIS auch Orthofotos oder Skizzen sein. Die 
Anzeige über einen zentralen Editor hat den entscheidenden Vorteil, veror-
tete Informationen zu Landschaftsdetails oder Grundstücken planunabhän-
gig  anzeigen  und  abfragen  zu  lassen.  Des  Weiteren  ist  es  möglich,  grafi-
sche Notizen zu hinterlassen sowie auf die wesentlichen Kommunikations-
mittel zuzugreifen. Der Nutzer hat innerhalb des Editors die größte Auswahl 
an formellen und informellen Partizipationsmöglichkeiten. Das System akti-
viert automatisch die möglichen Optionen. Als grundlegende Funktion ist es 
jederzeit möglich, jeden aktuellen Plan (bereits rechtsgültig oder in der Er-
stellungsphase) sowie Informationen aus dem GIS zu beziehen. 
Je  nach  Plantyp  ist  eine  entsprechende  dreidimensionale  Visualisierung 
möglich,  um  dem  Nutzer  die  Auswirkungen  des  Plans  näher  zu  bringen. 
Interaktiv  veränderbare  Grundeinstellungen  (je  nach  Plantyp  z. B.  Art  und 
Maß der baulichen Nutzung, Vegetationstypen, usw.) können sofort visuali-
siert  werden  und  fördern  das  Verständnis  für  die  räumlichen  Zusammen-
hänge. 
Anhand der gewonnenen Erkenntnisse kann eine Initiierung von Planungs-
prozessen  und  anderen kommunalen  Entwicklungen  in  Gang gesetzt  oder 
eine  laufende  Partizipation  beurteilt  werden.  Im  Fall  der  formellen  Beteili-
gung  ist  dies  durch  eine  Eingabemaske  möglich,  informelle  Beteiligungen 
können  alle  Kommunikationswege  nutzen.  Zur  Orientierung  des  Nutzers 
zeigt eine Checkliste den momentanen Stand und Status (formell/informell) 
des Planungsprozesses an. 
Ausgehend  von  konkreten  Verortungen  ist  es  möglich,  über  verschiedene 
Kanäle Diskussionen zu führen und diese auch konkret an Plänen zu veror-
ten oder zu skizzieren. Dabei kann ein öffentlicher Meinungsaustausch zwi-
schen  Bürgern,  aber  auch  Experten  stattfinden.  Eine  direkte  persönliche 
Kommunikation mit Experten ist jedoch auch gegeben, um individuelle, nicht 
für die Öffentlichkeit gedachte Anfragen zu stellen. 
Kommunikationsorientierte Kooperationselemente 
Die  ergebnisorientierte  Zusammenarbeit  von  Bürgern  und  Experten  wird 
durch  verschiedene  Kommunikationsinstrumente  unterstützt,  welche  aus-
gehend von der Eingangsseite oder dem Kartenwerkzeug erreicht werden. 
Durch die Einbindung in IuK-Technologien findet eine Verschriftlichung von 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
XXI 
Diskussionen statt. Die Auswertung von vielen Dokumenten kann einfacher 
und systematischer durchgeführt werden. 
Optimalen  Nutzen  erzielen  diese  Instrumente  in  einem  planungsbegleiten-
den  informellen  Aushandlungs-  und  Entscheidungsprozess.  Zur  Verfügung 
steht  ein  Formular  zur  Stellungnahme  zu  einer  bestimmten  Planung,  aber 
auch  als  einfache  Möglichkeit,  zu  einer  städtebaulichen  oder  landschaftli-
chen Situation Hinweise oder Konflikte zu nennen. 
Interaktive Kommunikation mit mehreren Teilnehmern findet über ein Forum 
statt,  in  welchem  Meinungsäußerungen  und  Diskussionen  möglich  sind. 
Potenzielle  Themen  sind  Beteiligungen  und  Kooperationen,  die  Reflexion 
über das Beteiligungstool sowie auch Protest. Dies ist anonym oder mit per-
sonifiziertem  Profil  durchführbar.  Den  ordnungsgemäßen  Ablauf  kann  ein 
Moderator unterstützen. 
Für direkte Rückfragen mit Experten oder individuelle, nicht für die Öffent-
lichkeit gedachte Rückfragen steht E-Mail zu Verfügung. An allen relevanten 
Stellen  werden  Kontaktmöglichkeiten  angegeben,  um  einen  einfachen  In-
formationsaustausch möglich zu machen. 
Ein öffentlichkeitswirksames Mittel sind direkte Chats, welche an festgeleg-
ten Terminen stattfinden und eine direkte Kommunikation und gleiche Rede-
rechte zwischen Experten und Bürgern ermöglichen. 
Zur zielorientierten Ermittlung der Bürgermeinung können Internetbefragun-
gen  durchgeführt  werden,  um  tendenzielle  Trends  aufzudecken.  Befragt 
werden  kann  durch  direkte  Ansprache  registrierter  Nutzer,  aber  auch  im 
Rahmen eines öffentlichen Aufrufs. 
Erfolgsfaktoren der interaktiven E-Participation 
Verschiedene  organisatorische  Maßnahmen  der  Moderation,  strategisches 
Vorgehen  der  Politik,  Qualifikation  der  Mitarbeiter  und  die  Kommunikation 
mit allen Beteiligten sind die wesentlichen Faktoren für eine effiziente E-Par-
ticipation. Zudem muss den Beteiligten die Relevanz ihres Handelns gezeigt 
werden,  sowie  eine  angebrachte  Software  zur  Partizipation  zur  Verfügung 
stehen.  Unterstützt  wird  dies  durch  eine  neutrale  Moderation  des  Beteili-
gungstools. Diese geht über die Betreuung des Forums weit hinaus. Sie hat 
für einen flüssigen Ablauf zu sorgen und sollte dauerhaft zur Verfügung ste-
hen.  Das  wird  erreicht  durch  eine  Offline-Marketing-  und  Informations-
Kampagne, welche über das Tool und aktuelle Prozesse informiert. Zur Ab-
rundung  des  Partizipationsverfahrens  hat  die  Moderation  die  Internet-
Ergebnisse  mit  Non-Cyber-Veranstaltungen  zu  verknüpfen.  Bürgerver-
sammlungen und Treffen sind bei zwischenmenschlichen Aspekten wie der 
Gestaltung von Lebensräumen nötig und wirken sich zudem positiv auf das 
Image und die Relevanz aus. 
Nicht  zu  vernachlässigen  ist  letztlich  auch  die  Akzeptanz  moderner  IuK-
Technologien  auf  Seite  von  Politik  und  Verwaltung.  Diese  müssen  die  auf 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
XXII 
diesem Wege gewonnenen Erkenntnisse auch in den entsprechenden Pro-
zess-Schritten integrieren können und wollen sowie es als einen gewünsch-
ten Handlungsspielraum ansehen. 
Kapitel 6: 
Fazit und Ausblick 
Diese Arbeit hat versucht, einen Überblick über die Entwicklung der elektro-
nischen  Partizipation  und  deren  Grundlagen  im  Bereich  der  computerge-
stützten Planung zu schaffen. Trotz immer noch kritischer Stimmen ist die 
gesellschaftliche Tendenz hin zur weiteren Digitalisierung der Arbeitsweisen 
und vieler Lebensbereiche zu erkennen. Wissenschaftliche Untersuchungen 
gehen  diesbezüglich  davon  aus,  das  E-Participation  in  Deutschland  heute 
bereits  möglich  ist.  Dennoch  werden  einige  wesentliche  Elemente  eines 
Partizipationsprozesses auch in Zukunft nur über persönliche Kontakte sinn-
voll sein. 
Das entwickelte interaktive E-Participation-Tool stellt eine völlig neue Art der 
Partizipation dar, da es eine neue Art der Interaktivität, individuelle Visuali-
sierungen und Analysen zulässt. Durch den Einblick in Planungsunterlagen 
können so eine echte Beteiligung und Teilhabe und echte interaktive Parti-
zipationsmöglichkeiten entstehen. Viele der bisherigen Werkzeuge, von Stift 
und Papier bis zur der öffentlichen Auslegung, sind in dem Beteiligungstool 
integriert.  Die  technisch  denkbaren  Grenzen  dieser  Werkzeuge  sind  bei 
Weitem noch nicht erreicht, daher stellt diese Arbeit nur einen modellhaften 
Ansatz  für  ein  Beteiligungstool  dar.  Die  Möglichkeiten  dieses  Tools  sollen 
helfen,  die  in  Zukunft  erwarteten  extremen  Veränderungsprozesse  in  der 
Bevölkerungsstruktur  und  die  damit  zusammenhängenden  städtebaulichen 
Aufgaben  wie  Stadtumbau  und  Sanierungsprojekte  schneller  und  dynami-
scher zu lösen. 
Das Tool hat das Potenzial, einen sinnvollen Impuls zur Etablierung moder-
ner IuK-Technologien zu geben und gleichzeitig ein modernes Planungsin-
strument zu liefern, welches die multimedialen Ansprüche der heutigen Zeit 
erfüllt. 
E
in
fü
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Zusammenfassung 
Einführung 
Kapitel 1 
Zweck und Ziel von Partizipation im Kontext 
der Interaktivität 
Kapitel 2 
Potenziale und Grenzen, Herausforderungen und 
Ziele der interaktiven E-Participation 
Kapitel 3 
Fachliche und technische Anforderungen an 
die interaktive E-Participation 
Kapitel 4 
Auswertung ausgewählter Internetauftritte bezüglich 
digitaler Planung, Plandarstellung und Partizipation 
Kapitel 5  
Konzeption der interaktiven E-Participation 
bei Stadtplanungsprozessen 
Kapitel 6 
Fazit und Ausblick 
Anhang 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
1 
Einführung 
,,E-Participation ist mehr als das Kontaktieren eines Verwaltungsmitarbeiters 
via  E-Mail  und  mehr  als  die  bloße  Bereitstellung  einer  interaktiven  Beteili-
gungsplattform  im  Web.  E-Participation  heißt,  durch  neue  computerunter-
stützte Kommunikationsprozesse die Beziehung zwischen Verwaltung, Poli-
tik und Bürgern neu zu gestalten. Dies ist eine lohnende und zugleich vor-
raussetzungsreiche  Aufgabe.  Gelingt  ihre  Umsetzung,  wird  nicht  nur  die 
Legitimität und Akzeptanz von Entscheidungen erhöht, sondern auch mehr 
Handlungsspielraum gewonnen. Denn Politik und Verwaltung können durch 
E-Participation  neues Wissen  über  die  Auswirkungen  von  Entscheidungen 
gewinnen und auf diese Weise ihre Beratungs- und Entscheidungsprozesse 
qualifizieren und verbessern" [Märker/Trénel/Poppenborg 2003: 18]. 
Die Etablierung der interaktiven  E-Participation hängt eng mit der Umset-
zung  der  vom  ehemaligen  Bundeskanzler  und  den  Regierungschefs  der 
Länder beschlossenen Zielmarken zusammen. Die im Dezember 2003 be-
schlossenen  Inhalte  von  Deutschland-Online  haben  den  ersten  Schritt  be-
reits  komplett  erreicht:  Ende  2005  haben  alle  Behörden  in  Bund,  Ländern 
und  Kommunen  einen  Zugang für  elektronische Kommunikation  eingerich-
tet.  Bis  Ende  2006  sollen  alle  2003  beschlossenen  Deutschland-Online-
Vorhaben im Internet verfügbar sein.
Bis  spätestens  Ende  2007  werden  die  Behörden  auch  untereinander  aus-
schließlich elektronisch kommunizieren, um ab Anfang 2009 alle geeigneten 
Verwaltungsverfahren in Deutschland online zur Verfügung zu stellen [Bun-
desministerium des Inneren 2004: 7]. 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
2 
1  Das Internet und die Partizipation 
,,Politikwissenschaftler und Technikphilosophen haben in der elektronischen 
Demokratie immer mehr gesehen als die Fortführung etablierter Verfahren 
repräsentativer Demokratien mit neuen Mitteln. Optimisten erhoffen sich von 
der  millionenfachen  Vernetzung  Großes:  Das  Internet  soll  den  Willensbil-
dungsprozess moderner Gesellschaften perfektionieren. Wie in der idealty-
pischen Dorfgemeinschaft von Aristoteles soll jeder Bürger nach seiner Mei-
nung gefragt werden. Wahlen werden einfacher, dringende Entscheidungen 
liegen  nur  noch  einen  Mausklick  entfernt.  Willy  Brandts  Forderung  "mehr 
Demokratie  wagen"  scheint  plötzlich  umsetzbar"  [Bundesministerium  des 
Inneren 2004: 7]. 
Aber  nicht  nur  die  großen  politischen  Entscheidungen  fallen  unter  diese 
neue  Betrachtung  von  Demokratie,  auch  die  kleinen  Prozesse  können  so 
beeinflusst werden. Besonders im Rahmen von kommunalen Entwicklungen 
bei Bau- und Planungsprojekten können so die Bürger theoretisch wesent-
lich einfacher einbezogen werden. 
Was steckt nun hinter einer solchen interaktiven E-Participation? 
Zunächst einmal gibt es das interaktive Internet, die weltweite Verknüpfung 
von Rechnern, welche theoretisch jedermann die Kommunikation mit jedem 
einzelnen  Teilnehmer  ermöglicht  und  eine  völlig  neuartige  Form  der  Infor-
mationsbereitstellung bietet. 
Des Weiteren gibt es Stadtplanungsprozesse. Diese beginnen bei der Not-
wendigkeit oder der Idee, etwas zu verändern und gehen über die Erarbei-
tung von Planskizzen und Abwägung aller relevanter Interessen der Betrof-
fenen bis hin zur Planerstellung. Das Spektrum reicht von informellen Plä-
nen und Programmen bis zu gesetzlich geregelten vorbereitenden Bauleit-
plänen, verbindlichen Bauleitplänen oder Konzeptionen nach dem besonde-
ren Städtebaurecht.  
Die Partizipation der Bürger schließlich ist erwünscht, um eine gesteigerte 
demokratische Absicherung und möglichst endogene Basis bei städtebauli-
chen Neuplanungen zu haben [Battis/Krautzberger/Löhr 2005: 141]. 
Die  Vorgehensweise  für  die  organisatorischen  Abläufe  ist  gesetzlich  gere-
gelt, es gibt keinen Grund zur Änderung. 
Oder doch? 
Neue  Informations-  und  Kommunikationstechnologien  bereiten  schon  seit 
Jahren den Weg für eine Abkehr von Stift und Papier hin zu Bildschirm und 
Maus. Die Anwendungen im Internet bieten völlig neue Möglichkeiten, Vor-
gänge  durchzuführen,  Informationen  zu  verbreiten  und  aufzubereiten  und 
mit anderen Menschen zu kommunizieren. 
Vergleicht man das Internet mit traditionellen und sich entwickelnden neuen 
Planungsmethoden, so wird einem der Begriff Interaktivität schnell klar. Je 
mehr direkte Kommunikation stattfindet und je höher der Aktionsbedarf und  
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
3 
die Aktionsmöglichkeiten des einzelnen sind, umso höher wird die Interakti-
vität.  Konnte  dies  früher  nur  durch  ein  direktes  Gespräch  zwischen  Men-
schen  erfolgen,  ermöglicht  das  Internet  mit  seinen  Chats,  Foren  und 
Newslettern  unzählige  Möglichkeiten,  auch  über  zeitlich  oder  lokal  weit 
entfernte  Strecken  miteinander  zu  kommunizieren.  Änderungen  an  Doku-
menten können sofort weltweit online beeinflusst werden und die neuesten 
Entwicklungen eingesehen werden. 
Abbildung  1:  Die  Evolution  der  interaktiven  Kommunikation  [geänderte  Darstellung 
nach  Welker  2002:  113].  Das  Internet  stellt  das  neueste  Medium  dar  und  bietet  eine 
interaktive Massenkommunikation. Allerdings wird i. d. R. nur ein Teilbereich genutzt. 
Der  Interaktivitätsgrad  wird  bestimmt,  indem  eine  bestimmte  Anwendung  gewählt 
wird. Je weiter links in der Skala, umso geringer der Kommunikationsgrad, je weiter 
rechts in der Skala, umso fortgeschrittener ist das Interface. Dieses stellt sich dar als 
Web-Seite  und  steigert  sich  über  E-Mail,  Chat  und  Diskussionsforum  bis  hin  zur 
Videokonferenz. 
Überlagert  man  die  evolutionäre  Entwicklung  der  Kommunikation  mit  der 
Entwicklung  der  Planung,  erreichen  beide  die  sich  heute  abzeichnende 
Spitze, das Internet. 
E
vo
lu
tio
n 
 Niedrig 
Grad der Interaktivität  
hoch 
Planumsetzung 
Höhlenmalerei 
Interaktive E-Participation 
Beteiligungsverfahren 
Stellungnahme/Anregung 
Videoanimation 
Öffentliche Bekanntmachung 
Bürgerversammlung 
Modell 
Buchdruck 
Internet 
Hörfunk 
Telefon 
Videotext 
Videokonferenz 
Face-to-Face-
Gespräch 
Zeitung 
Fernsehen 
Beteiligungsmethode 
Kommunikationsform 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
4 
Und  genau  dieses  Medium,  das Internet,  beinhaltet  alle  bisher  dagewese-
nen  Formen  der  Kommunikation,  von  der  schlichten  (passiven)  Informati-
onsbereitstellung bis hin zu direkten (interaktiven) Gesprächspartnern oder 
in Echtzeit ablaufenden Entwicklungen. 
Ob dieses Medium diese Aufgabe einer besseren, vereinfachten Par-
tizipation erfüllen kann, wie es diese Aufgabe erfüllen kann und ob es  
diese  Aufgabe  erfüllen  soll,  werden  zentrale  Fragen  in  dieser  Arbeit 
sein. 
Ein  erster  Schritt  in  diese  Richtung  erfolgte  bereits  schon  im  Zuge  der 
jüngsten BauGB-Novellierung und dem neuen § 4a BauGB, der in Absatz 4 
die Vorschrift enthält, dass ,,bei der Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung 
ergänzend elektronische Informationstechnologien genutzt werden können" 
[Streich 2005: 381]. Freiwillige Eigeninitiativen von Städten und Gemeinden 
werden so nachhaltig gestützt und es können moderne öffentliche Verwal-
tungen entstehen  die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg eines 
jeden Landes. Eine umfassende gleichartige Medienlandschaft für die Pla-
nung  könnte  einen  wesentlichen  Beitrag  dazu  leisten.  Als  gegenwärtige 
Aufgabe gilt es, die heute heterogene und schwerfällige, durch Medienbrü-
che gekennzeichnete IT-Landschaft von Bund, 16 Bundesländern, über 300 
Kreisen und weit über 13.000 Kommunen auf einen gemeinsamen Nenner 
zu bringen [Benner/Krause/Müller 2005: 487]. 
IT bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur die technische Lösung der 
behördlichen  IuK-Systeme,  sondern  auch  eine  bürgernahe  verständliche 
Aufbereitung von Informationen: diese sind als Grundlage aller räumlichen 
Planungs- und Management-Bemühungen anzusehen [Fischer 1997: 25]. 
Da  die  räumliche  Planung  schon  immer  durch  das  Erfassen  der  Umwelt, 
Sammeln von Erkenntnissen und Informationen und Erarbeiten eines Plan-
werkes  zur  Verbesserung  der  gegebenen  Umstände  charakterisiert  war, 
konnten sich nur Experten durch den Berg an Informationen arbeiten, wel-
che die menschliche Zivilisation im Laufe ihrer Entwicklung hervor brachte. 
Zugang  zu  Informationen  war  lange  Zeit  nur  unter    aus  heutiger  Sicht   
erschwerten  Bedingungen  möglich.  Erst  neue  technische  Entwicklungen 
lassen einen unbeschränkten Zugriff auf das gesammelte Wissen zu. 
Durch  die  rasante  Entwicklung  des  Internets  ergeben  sich  neue  einfache 
Möglichkeiten, im Bereich der Raum- und Stadtplanung Informationen einer 
breiten  Masse  zur  Verfügung  zu  stellen  und  diese für  die  Planung  zu  nut-
zen.  Während  das  momentane  Verwaltungshandeln  noch  überwiegend 
durch die Aktionen der ,,eigenen" Verwaltung geprägt ist, wird bei einer kon-
sequenten  Weiterentwicklung  der  Informationstechnologien  ein  Mitwirken 
jeder beliebigen Gruppe oder Person bei der Entscheidungsfindung möglich 
sein.  Die  Bürger  und  die  Öffentlichkeitsbeteiligung  bekommen  für  die 
Raumplanung einen immer höheren Stellenwert. Dadurch machen die pla-
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
5 
nenden Institutionen ihre Stellung bei der Entwicklung des Raumes deutlich, 
aber  auch  die  Akzeptanz  der  Planungen  und  die  Umsetzung  kann  durch 
gezielte  Öffentlichkeitsarbeit  verbessert  werden  [Frahm/Gnest  2004:  421]. 
Dabei können sowohl Experten als auch der kundige Bürger vor Ort wertvol-
le Beiträge in jedem Schritt des Planungsprozesses liefern: 
·
  Zusammenstellung  relevanter  Daten  und  Informationen  über  die 
Entscheidungszusammenhänge durch einfache Instrumente, 
·
  Mitteilung von allgemeinen Anmerkungen, 
·
  gezielte  Mitteilung  von  Bedenken  und  Anregungen  zu  einzelnen 
Planelementen, 
·
  Eingabe von alternativen Planelementen [Schmidt 1997: 123]. 
Im  Bereich  der  örtlichen  Planung  im  Zusammenhang  mit  der  Öffentlich-
keitsbeteiligung bietet eine derartige Informationsfülle ganz neue Planungs-
grundlagen und Beteiligungsmöglichkeiten, wodurch die Partizipation revo-
lutioniert  werden  könnte  und  dadurch  zukünftig  die  Ergebnisse  verbessert 
werden können. 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
6 
2  Zunahme des Partizipationsinteresses und der  
Urban Governance bei Stadtplanungsprozessen 
,,Das EAG Bau betont insbesondere in § 4a Abs. 1 die Bedeutung der Betei-
ligung  von  Öffentlichkeit  und  Behörden  für  die  Gewähr  materieller  Recht-
mäßigkeit  des  Bauleitplanes  durch  ordnungsgemäßes  Verfahren"  [Bat-
tis/Krautzberger/Löhr 2005: 140]. Dazu kommt die Zunahme außergewöhn-
licher  Planungsprozesse  im  Kontext  von  lokalen  Agenden,  des  Stadtum-
baus oder anderen konfliktträchtigen Planungen im Bestand. Der Planer ist 
in diesem Zusammenhang mehr und mehr in die Moderator-Rolle des Pla-
nungsprozesses gerückt. 
Diese mit dem Begriff Urban Governance in Verbindung gebrachte Vorge-
hensweise,  welche  dem  Staat  eher  leitende  Funktionen  zuspricht  und  die 
Ergebnisse  und  Vorstellungen  der  Bürger,  Privatwirtschaft  und  Behörden 
koordiniert, bedingt jedoch neuartige Kommunikations- und Informationswe-
ge. 
Es geht dabei nicht mehr nur um die Koordination von Arbeit, sondern auch 
darum,  die  verschiedensten  Bedenken  und  Anregungen,  Vorschläge  und 
Beiträge  in  netzwerkartiger  Form  zu  steuern,  aufzuarbeiten  und  damit  die 
demokratische  Legitimation  der  Planungen  zu  untermauern  [Bat-
tis/Krautzberger/Löhr 2005: 140]. Gestützt wird  dies auf einem neuen Rol-
lenverständnis  der  einzelnen  Bürger,  aber  auch  diverser  anderer  Akteure, 
bezüglich der Mitgestaltung der Umwelt. 
,,Die  Öffentlichkeitsbeteiligung  erhöht  den  Verwaltungsaufwand  und  kann 
das Planungsverfahren verlängern" [Battis/Krautzberger/Löhr 2005: 141]. 
Im Zuge einer Integration neuer Planungsmethoden könnten alte überkom-
mene  Strukturen  gelöst  und  Verfahren  dynamisiert  werden,  wie  etwa  die 
durch die Vermeidung von Medienbrüchen. Die hohe zeitliche Belastung bei 
Planungen wird in Deutschland oft bemängelt. Es wird zunehmend schwie-
riger, Planungen ohne langwierige Mediationsprozesse in die Tat umzuset-
zen. Dazu kommen oft sehr hohe Investitionskosten bei der Aufstellung von 
Bauleitplänen  und  ggf.  Schadensersatzanforderungen  an  Städte  und  Ge-
meinden. 
Jedoch  stellt  die  heutige  Zeit  extrem  anspruchsvolle  Forderungen  an  die 
Planung:  Die  in  der  Agenda  21  festgehaltene  Endlichkeit  der  Flächenres-
sourcen  ist  in  den  Industriestaaten  längst  ausgeschöpft,  jeder  zusätzliche 
Anspruch an neue Flächen bedarf einem besonderen Begründungszwang. 
Dieser muss nicht nur durch Experten verifiziert werden sondern es bedarf 
auch  einer  Integration  der  Öffentlichkeit.  Besonders  den  Bürgern  ist  eine 
,,konkrete  Rechenschaft  über  die  einzelnen  Entscheidungen  und  deren 
Spiegelung in übergeordnete Ziele" [Peithmann/Schaal/Jung 2001: 308] zu 
geben. 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
7 
Ein  Lösungsweg  scheint  hier  eine  interaktiv  ausgestattete  Partizipations-
möglichkeit zu sein. 
Jedoch  ergeben  sich  aus  der  Beteiligung  sowohl  des  einzelnen  Bürgers 
aber  auch  der  Behörden  enorme  Verwaltungskosten  und  aufwändige  Ver-
fahren,  welche  die  Verwaltungen  zu  tragen  haben.  Diese  Aufwendungen 
stehen den finanziellen Engpässen der Gemeinden gegenüber, welche ver-
suchen müssen, trotz dieser Situation handlungsfähig zu bleiben und auch 
wirtschaftlich  interessante  Angebote  für  potenzielle  Investoren  bieten  zu 
können.  Schließlich  wird  es  zukünftig  auch  Aufgabe  der  Gemeinden  sein, 
nicht nur ihre Planungen durchzusetzen, sondern auch Informationen an die 
Öffentlichkeit  zu  liefern  und  diese  auf  dem  aktuellen  Stand  zu  halten.  Die 
Planung  selbst  stellt  hohe  fachliche  Anforderungen  an  die  Partizipation, 
welche sich längst zur Quelle wertvoller Ideen und Hinweisen entwickelt hat 
und nicht mehr als Hindernis im Planungsprozess angesehen wird. 
Diese Aufgabenvielfalt stellt die Herauforderungen an ein neues Planungs-
werkzeug,  und  der  Bereich  der  interaktiven  E-Participation  stellt  eine  der 
Säulen im Netzwerk des  E-Governments, welche dabei eine wesentliche 
Unterstützung liefern könnten. 
Die Planung der Zukunft wird weit über das klassische Beteiligungsverfah-
ren hinausgehen können. Die heutigen, mehr auf Information, aber weniger 
auf  direkte  Interaktion  ausgerichteten  Beteiligungsverfahren  bieten  einen 
Angriffspunkt,  um  mehr  Beteiligungsmöglichkeiten  und  interaktive  Visuali-
sierungen zu fordern.  
Die Informationsdichte und das Wissenspotenzial einer virtuellen Partizipa-
tion wird wertvolle Aufklärungsarbeit leisten und die Akteure zu einer zielge-
richteten Beteiligung motivieren können. 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
8 
3  Ziel der Arbeit: Konzeption eines interaktiven 
E-Participation-Tools 
Als  Zielsetzung  dieser  Arbeit  soll  ein  Systemschema  für  ein  interaktives 
Informations-, Kommunikations- und Partizipationstool erstellt werden. Eine 
gute individuelle Zugänglichkeit zu allen Umweltbelangen wird bereits in der 
A
ARHUS
-K
ONVENTION
 (Übereinkommen über den Zugang zu Informationen, 
die  Öffentlichkeitsbeteiligung  an  Entscheidungsverfahren  und  den  Zugang 
zu Gerichten in Umweltangelegenheiten) gefordert und kann mit einem ent-
sprechenden  Tool gewährleistet werden [Aarhus-Konvention 1998: Art. 1]. 
Das Internet als Plattform für bürgerliche Angelegenheiten bietet sich dafür 
ideal  an,  da  es  wesentliche  Potenziale  für  ein  Beteiligungstool  birgt  [Burg 
1999: 228ff]: 
·
  Verbesserung der [interaktiven] Information, 
·
  Erleichterung der [interaktiven] Kommunikation, 
·
  Förderung der [interaktiven] Partizipation. 
Das Tool soll multi-channel-fähig sein, d. h. über das Internet, Bürgertermi-
nals  oder  TV-Zugänge  erreichbar  sein  und  alle  Eingangsströme  in  der 
kommunalen  IuK-Infrastruktur  zusammenführen  [Grabow/Drücke/Siegfried 
2004: 79]. Der Schwerpunkt bei der Entwicklung des Tools soll die Interakti-
vität sein. Dem Bürger sollen vielfältige Kommunikations- und wechselseiti-
ge  Handlungsmöglichkeiten  eröffnet  werden,  welche  den  zukünftigen  An-
sprüchen an die Partizipation gerecht werden. 
Das  Systemschema  soll  als  Gesamtkonzept  im  E-Government  implemen-
tiert  sein.  Die  Partizipation  im  elektronischen  Alleingang  soll  weder  aus 
funktionstechnischen noch aus Kostengründen angestrebt werden, sondern 
ein  Element  des  gesamten  Planungsprozesses  sein.  Die  Aufarbeitung  der 
Pläne  rein  für  die  Beteiligung  würde  sich  schon  allein  aus  Kostengründen 
nicht für sinnvoll erweisen. 
Unterziele  dieser  Arbeit  sind  die  Untersuchung  der  Rahmenbedingungen 
sein und die Darstellung der Vor- und Nachteile einer solchen Beteiligungs-
form. Es soll daraus ein System konzipiert werden, mit welchem eine inter-
aktive Partizipation für die Bürger (ohne die Träger öffentlicher Belange im 
Sinne  der Öffentlichkeit von  § 3 ff. BauGB)  durchgeführt  werden kann. Die 
digitale Beteiligung im Internet bietet dabei eine neue Form eines Mediums, 
welches die Möglichkeiten der bisherigen Beteiligungsprozesse bei weitem 
übertrifft. Kann man davon ausgehen, dass ein solches Medium gegen die 
bei  Weitem  nicht  im  vollen  Umfang  ausgenutzte  Partizipation  vorgehen 
kann  und  mehr  Transparenz  in  die  politische  Prozesse  bringt?  Kann  eine 
Rückkopplung der Politik mit dem Bürger so wesentlich gesteigert werden? 
Oder  bleibt  die  elektronische  Partizipation  als  Allheilmittel  von  Politik-  und 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
9 
Mitwirkungsverdrossenheit  auch  in  nächster  Zukunft  noch  fraglich? 
[Kleinsteuber 2001: 21] 
Es soll daher untersucht werden, ob sich die heutigen digitalen Techniken 
generell  für  eine  Planungspartizipation  eignen,  wie  dies  dann  im  Idealfall 
durchgeführt werden sollte und welche elektronischen Medien sich für eine 
solche Beteiligung eignen. Die vorhandenen und erwarteten Probleme, aber 
auch die Vorteile und neuen Errungenschaften, sollen aufgezeigt werden. 
Grundsätzlich  ist  eine  Betrachtung  aller  Planungsebenen  angebracht,  je-
doch  liegt  der  Schwerpunkt  dieser  Arbeit  auf  der  örtlichen  Ebene,  da  das 
Potenzial  für  eine  Beteiligung  dort  am  höchsten  anzusetzen  ist  und  eine 
Konzeption  des  Systems  für  die  Beteiligung  dort  vorerst  am  sinnvollsten 
erscheint.  Es  soll  eine  inhaltliche  Systematik  für  die  Entwicklung  eines  In-
ternet-Tools  entstehen,  welche  den  Aufbau  der  Benutzerseiten  und  die 
Auswertung  der  Daten  darstellt.  Die  interaktive  E-Participation  wird  keine 
rechtliche  Grundlage  haben,  daher  werden  die  Ansprüche  an  das  Tool 
durch die fachlichen Anforderungen der Planung geprägt sein. 
Auf die technische Umsetzung der Programmierung kann im Rahmen die-
ser Arbeit nicht eingegangen werden. 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
10 
4  Vorgehensweise und Struktur der Arbeit 
Zur  Strukturierung  der  Arbeit  werden  im  Wesentlichen  vier  Fragen  unter-
sucht: 
·
  Was sind die Inhalte und Prozesse der Partizipation? 
·
  Welche  Personengruppen  stellen  welche  Ansprüche  an  die  Partizi-
pation? 
·
  Welche Ziele werden mit der Partizipation verfolgt? 
·
  Welche  Medien  und  Methoden  können  zur  Zielerreichung  ange-
wandt werden? 
Grundlagen 
Kapitel 1 
·
  Baurechtliche Aspekte 
·
  Akteure und Methoden in der Planung
·
  Grundlagen der Partizipation 
Kapitel 2 
·
  Planungswerkzeuge 
·
  Internetgrundlagen 
·
  Reform der Partizipationsprozesse 
·
  Dynamisierungspotenziale 
Empirische Basis 
Kapitel 3 
·
 Fachliche Anforderungen aus Sicht der 
Planung 
·
 Technische Anforderungen aus Sicht 
der Nutzer 
Analyse 
Kapitel 4 
·
  Analyse wegweisender E-Participation im Internet 
Konzeption der interaktiven E-Participation 
Kapitel 5 
·
  Grundlegende Bausteine eines Beteiligungstools 
·
  Funktionsspektrum eines Beteiligungstools 
·
  Erfolgsfaktoren der E-Participation 
Fazit und Ausblick 
Abbildung 2: Aufbau der Arbeit [eigene Darstellung] 
Anhand dieser Fragen erfolgt eine Erarbeitung der Grundlagen angefangen 
vom Internet und der rechtlichen Basis über die fachlichen und technischen 
Anforderungen an die Partizipation bis hin zu einer daraus sich ergebenden 
Analyse von zehn  Internetauftritten verschiedener Städte und Gemeinden. 
Diese Vorüberlegungen erschließen die Thematik von verschiedenen Blick-
richtungen und sollen die für ein Beteiligungstool relevanten Elemente her-
ausarbeiten. 
Die  Ergebnisse  der  Analyse  und  die  Erkenntnisse  aus  der  Empirie  bilden 
letztendlich  die  konkreten  Inhalte  des  interaktiven  E-Participation-Tools für 
die Bürger. Dessen Funktionsspektrum wird anhand seiner grundlegenden 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
11 
Bausteine  im  E-Government  sowie  den  einzelnen  interaktiven  Elementen 
erläutert.  Begleitend  zu  der  technischen  Ausgestaltung  des  Tools  werden 
die Erkenntnisse der vorhergegangenen Untersuchungen in Erfolgsfaktoren 
für die interaktive E-Participation formuliert. 
 ,,Die  flexible  Beschreibung [der  interaktiven  E-Participation]  muss  der Tat-
sache Rechnung tragen, dass es grundsätzlich nicht möglich ist, den kom-
plexen [Beteiligungs-]prozess komplett und detailliert mit allen seinen Aus-
nahmen und Sonderfällen darzulegen. Daher muss es möglich sein, ihn nur 
annähernd komplett in einem System darzustellen. Dies steht nicht im Wi-
derspruch  dazu,  dass  man  bestrebt  ist,  möglicht  viele  Bereiche  so  gut  es 
eben geht abzubilden" [Pews 1999: 29]. 
K
ap
ite
l 1
Zusammenfassung 
Einführung 
Kapitel 1 
Zweck und Ziel von Partizipation im 
Kontext der Interaktivität 
Kapitel 2 
Potenziale und Grenzen, Herausforderungen und 
Ziele der interaktiven E-Participation 
Kapitel 3 
Fachliche und technische Anforderungen an 
die interaktive E-Participation 
Kapitel 4 
Auswertung ausgewählter Internetauftritte bezüglich 
digitaler Planung, Plandarstellung und Partizipation 
Kapitel 5 
Konzeption der interaktiven E-Participation 
bei Stadtplanungsprozessen 
Kapitel 6 
Fazit und Ausblick 
Anhang 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
13 
  Kapitel 1: 
Zweck und Ziel von Partizipation im Kontext der 
Interaktivität 
Planungen waren schon immer geprägt durch unterschiedliche Meinungen 
und  Vorstellungen  der  Umwelt. Während  in  vergangenen  Zeiten  beispiels-
weise  hygienische  Bedingungen  oder  andere  chaotische  Zustände  in  den 
Städten  zu  weitgreifenden  und  kompromisslosen  Plänen  zwangen,  ist  das 
Interesse und der Mitgestaltungswille der Bürger bis zur zweiten Hälfte des 
letzten  Jahrhunderts  enorm  gewachsen.  Hinsichtlich  der  Legitimation  von 
Planungen  wurde  die  demokratische  Funktion  von  Beteiligungen  erkannt 
und wird heute in der Rechtsprechung deutlich, welche für einen verbesser-
ten Rechtsschutz während des Planungs- und Abwägungsprozesses sorgt 
[Battis/Krautzberger/Löhr 2005: 141]. 
Das Verlangen nach Beteiligung ging bereits 1960 in das erste Bundesbau-
gesetz  ein  und  manifestierte  die  Rechtstraditionen  der  vorhergegangenen 
Reichs-, Bundes und Landesgesetze. Das Städtebauförderungsgesetz von 
1971 schuf wenige Jahre später ein begrenztes Sonderrecht, um die Belan-
ge der Betroffenen gegeneinander abzuwägen. Ein für die Partizipation we-
sentlicher Schritt war die Gelegenheit, im Rahmen dieses Gesetzes bei der 
Vorbereitung und Durchführung von Sanierungsmassnahmen mitzuwirken. 
Im Jahre 1976 wurden durch eine Baurechtsnovelle die Planungsbefugnisse 
der  Gemeinden  verbessert  und  gleichzeitig  eine  frühere  und  intensivere 
Beteiligung  der  Bürger  an  der  Planung  festgelegt.  Seit  1977  gilt  nun  die 
zweistufige Bürgerbeteiligung. 
Die  früher  häufig  großmaßstäbliche  und  nur  durch  Experten  beeinflusste 
Planung, die berüchtigte Flächensanierung, konnte so seit den 70er Jahren 
des  letzten  Jahrhunderts  mehr  und  mehr  durch  partizipatorische  Planung 
verdrängt  werden.  Widerstände  gegen  die  Zerstörung  der  Städte,  autoge-
rechter Ausbau von Innenstädten und zunehmende Umweltprobleme stärk-
ten  die  Einstellung  der  Bürger,  bei  öffentlichen  Projekten  ebenfalls  mit-
bestimmen zu wollen. Dies führte dann zu einer kompletten Überarbeitung 
der  Rechtsschriften  und  das  Baugesetzbuch  wurde  1986  erlassen.  Dort 
wurde das Städtebaurecht neu geregelt, besonders hinsichtlich der objekt-
bezogenen und innerstädtisch orientierten Entwicklung. Erstmals wurde der 
Umweltschutz,  Stadtökologie  und  das  Stadtbild  beim  Stadt-  und  Woh-
nungsbau explizit erwähnt. 
Seitdem  wurden  in  unregelmäßigen  Abständen  inhaltliche  Ergänzungen 
vorgenommen,  um  die  Beteiligung  zu  erleichtern.  Die  letzte  Novelle  durch 
das  EAG Bau 2004  erlaubt  nun  nach  § 4a Abs. 4 BauGB  auch  ,,ergänzend 
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
14 
elektronische  Informationstechnologien"  bei  der  Beteiligung  der  Öffentlich-
keit und der Behörden zu nutzen. 
Die Entwicklung der Partizipation bei der Planung und Wandlung des Pla-
nungsverständnisses auch auf Seiten der Planer wurde schrittweise gesetz-
lich  manifestiert,  so  dass  von  ursprünglichen  Widerständen  gegen  Pläne 
heute  ein  geregeltes  Beteiligungsverfahren  entstanden  ist.  Die  Einbezie-
hung der Öffentlichkeit und der Behörden nimmt zwar heute einen wesentli-
chen  Teil  des  Planungsprozesses  in  Anspruch,  jedoch  können  damit  im 
Vorfeld  Fehlplanungen  oder  unangebrachte  Entwicklungen  frühzeitig  er-
kannt werden. Die Erkenntnis, dass eine frühzeitige Einbeziehung der Be-
troffenen  zu  besseren  und  angemesseneren  Ergebnissen  führt,  bekräftigt 
die Bemühung, möglichst viele Beteiligte an einen Tisch zu bekommen. 
Abbildung 3: Die Entwicklung des Beteiligungsverständnisses [nach Selle 1996: 69] 
Vor  wenigen  Jahren  waren  derartige  Beteiligungen  noch  wesentlich  durch 
die  Reproduktionstechnik  und  Kommunikationshindernisse  geprägt.  Auch 
das  Interesse  der  Bevölkerung  lag  auf  anderen  Schwerpunkten  und  man 
verließ sich auf das ordnungsgemäße Vorgehen der Verwaltung. Das Ver-
ständnis der Beteiligung hat sich bis zum heutigen Tage jedoch wesentlich 
gewandelt.  Die  heutige  Entwicklung  des  Internets  ermöglicht  ganz  neue 
Wege, Betroffene zu ermutigen, an der Gestaltung ihrer Umgebung teilzu-
Interaktive E-Participation 
Integrieren durch Multimediaeffekte, Ef-
fektivierung der Planungsprozesse 
Online-Beteiligung 
Nutzen des Internet-Booms 
Kooperation, gemeinsame Problembehandlung 
Nutzen von Eigenaktivitäten und Synergieeffekten 
Aufsuchende, aktivierende Beteiligung 
Motivieren, Mobilisieren endogenen Potenzials, 
Demokratisieren 
Information und Anhörung der (Verfahrens-) Beteiligten 
Verfahrensrechtsschutz 
1960
1970
1980
1990
2000
Information der breiten Öffentlichkeit, Erörterungen 
Effektivieren von Planung und Umsetzung, 
Legitimation, Demokratisierung der Planung 
2010
?
Interaktive E-Participation bei Stadtplanungsprozessen 
15 
nehmen. Zunehmend wird das Medium Internet  von bestimmten Gruppen 
  als  vorrangige  Quelle  zur  Informationsbeschaffung  und  Kommunikation 
genutzt [Sinning/Selle/Pflüger (Hg.) 2003: 13]. Die anfängliche reine Bereit-
stellung  von  Verwaltungsdienstleistungen  entwickelte  sich  mehr  und  mehr 
weg von der  E-Administration hin zur  E-Democracy, also der Informati-
on und Kommunikation mit den Bürgern [Richter/Sinning 2005: 1ff.]. 
Ein Teil der E-Democracy ist die E-Participation: Durch diese interaktive E-
Participation  soll  dem  Einzelnen  die  Möglichkeit  gegeben  werden,  von  je-
dem Ort an städtebaulichen und raumplanerischen Partizipationsprozessen 
teilnehmen zu können. Mit Hilfe moderner Informations- und Kommunikati-
onstechnologien  (IuK-Technologien)  können  wertvolle  Informationen  zur 
Verfügung gestellt und interaktiv Auskünfte über Nutzerwünsche gewonnen 
werden. Die sich seit Jahren abzeichnende Tendenz der Abkehr vom regie-
renden zum lenkenden Staat spiegelt sich in dieser elektronischen Form der 
Urban E-Governance wieder. Darunter ist die ,,Art und Weise, die Methode 
oder das System" [Braun/Giraud 2003: 147] zu verstehen, wie eine Gesell-
schaft regiert wird oder sich selbst organisiert. Durch die IuK-Technologien 
scheint im Bereich der Stadtplanung ein ganz neuer Trend möglich zu wer-
den, welcher sich von den anfänglich reinen Informationsdiensten zur heuti-
gen interaktiven E-Participation zu entwickeln scheint. Eine Abkehr von der 
reinen Regierung hin zu aktiven Mit- und Selbstgestaltungsprozessen ist zu 
erkennen, bei denen die Einbeziehung der Bevölkerungsmeinung eine wich-
tige  Rolle  spielt.  Von  staatlicher  Seite  aus  wird  der  Prozess  gelenkt,  aber 
nicht beherrscht. Das traditionelle ,,zentrale Regierungssubjekt" [Selle 2005: 
115 ff.] ist nicht mehr vorhanden. 
Im folgenden Kapitel soll nun dargestellt werden, welche Elemente für eine 
ordnungsgemäße  Beteiligung  notwendig  sind  und  wie  ein  Beteiligungspro-
zess abläuft. Dazu werden die Methoden beleuchtet, mit denen Planungen 
für verschiedene Akteure dargestellt werden und warum eine derartige Be-
teiligung bei Planungsprozessen überhaupt nötig ist. 
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Originalausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2006
 - ISBN (eBook)
 - 9783832497866
 - ISBN (Paperback)
 - 9783838697864
 - DOI
 - 10.3239/9783832497866
 - Dateigröße
 - 14 MB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau – Architektur / Raum- und Umweltplanung / Bauingenieurswesen
 - Erscheinungsdatum
 - 2006 (August)
 - Note
 - 1,7
 - Schlagworte
 - öffentlichkeitsbeteiligung geographische informationssysteme regionalplanung dynamischer planungsprozess internettools
 - Produktsicherheit
 - Diplom.de