Distress, Coping und Mediatoren bei Bielefelder StudentInnen
Eine quantitative Fragebogenerhebung im studentischen Arbeits- und Leistungskontext
Zusammenfassung
Ähnlich wie Arbeitsstrukturen regelmäßig belastenden Disstress erzeugen und dadurch eine Bewältigungsaktivität mittels Ressourcenmobilisierung (engl. Coping) erzwingen, zeigen sich im Alltagshandeln von StudentInnen auch sog. Interaktionsprozesse mit Stresskontexten allerdings in dann spezifischen universitären Settings mit Arbeitsszielen und organisatorischen Anforderungen. Diese sozialpsychologisch- soziologische Arbeit kann mittels einer standardisierten Fragebogenmethode Stressbelastung, Reaktionen und Bewältigungsressourcen kausal analysieren. Dabei werden nicht nur grundlegende Theorieansätze der internationalen Coping- und Disstressforschung dargelegt, sondern auch der Netzwerktheorie als wichtige Basis für soziale Integration als Vermittler- und Pufferressource.
Die teilweise hochsignifikanten Ergebnisse zeigen nicht nur deskriptiv u.a. die Stärke des Stressempfindens. Sondern weit darüber hinaus auch Kausalitäten, die als Kontexte solche Stressbelastungen und Responses der Akteure verursachen. Solche Faktoren für u.a. Stressoren und für defensive/ offensive Bewältigungen waren insb. Selbstwirksamkeitseinstellungen, Integration in Netzwerke (z.B. Formen des social support seeking) und soziodemographische Merkmale (Geschlecht, Bildungshintergrund, Alter u.a.). So konnte herausgearbeitet werden, dass weder Geschlecht, Finanznotlage, Supportmobilisierung oder Netzwerkdichte und quantität ernsthaft nennenswerte Einflüsse auf die empfundene Stresshöhe der 19 Stressoren zeigten. Aber eine hohe, positive Einstellung bezüglich der eigenen Leistungskompetenz verringerte erkennbar Stress.
Die sinnvollen Bewältigungsreaktionen bezüglich Belastungen (und deren Ursachen) wurden sehr gering von Hochschulerfahrung oder Stressorenhöhe gefördert. Aber umgekehrt wurden defensive Bewältigungen (z.B. Studienabbruch) leicht durch niedrige Kompetenzeinschätzung und mittelstark durch Studienstress des Semesters verursacht. Im spezielleren Stresskontext wurde ferner gemessen, dass z.B. ein hoher Bildungshintergrund der Eltern erheblich Versagensängste bei Prüfungen zu bewältigen hilft. Außerdem konnte eine längere Hochschulerfahrung gut helfen, Konzentrationsproblematiken anzupacken. Die Mehrheit der 19 Stressoren waren für die 171 befragten StudentInnen nur gering bis sehr gering belastend. Umso interessanter im detailliertem Kausalkontext werden dann die als eher belastend wahrgenommenen Top-6- Stressoren, wie z.B. […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Grundlegender theoretischer Rahmen: (Dis-)Stress, Coping und Mediatoren
II. 1) Einführung: Stressbelastung
II. 1 a) Hintergrund: Inanspruchnahme der Studienberatung
Zeitreihengraphik 1): Allg. Kontakte mit der ZSB in verschiedenen Formen 1993-
II. 1 b) Die Stressoren im Arbeits- und Leistungskontext
II. 1 c) Was ist Stress? Forschungsrelevante Definition von Disstress Demand- control- Modell: Arbeitsan- und -überforderung
II. 1 d) Was sind Mediatoren?
II. 2) Mediatoren: Die Coping- Ressourcen „Netzwerk- Integration”, „soziodemographische Merkmale“ und „Dispositionen“
II. 2 a) Externe Ressourcen: Netzwerk als Integrations- und Supportquelle
Allgemeinere parameter im Netzwerk.
Forschungsrelevante parameter und ihre Operationalisierungen
II. 2 b) Ressourcen soziodemographischer Merkmale „Geschlecht, Alter,
sozioökonomischer Status“
II. 2 c) Interne Ressourcen: forschungsrelevante Dispositionen
Die Kontrollattribution als Stress- Moderator: internal vs. external
Efficacy Expectation und self- efficacy
II. 3) Coping- Responses: Adapation im Stresskontext
II. 3 a) Was ist Coping ?
II. 3 b) Formen und Merkmale von Coping
Allgemeine Merkmalsdimensionen von Coping
II. 3 c) Coping- Dimensionen dieser empirischen Arbeit
Tafel 1: Vier Adaptionsdimensionen
Zwölf Strategie- Typen (nach H. Brücker)
Die operationalisierten Strategien (sechs Typen)
II. 3 d) Coping und Kontrollkognition im Transaktionsmodell (Lazarus)
Kognitive Bewertungen von Umwelt und Selbst: appraisals
Die wichtigen secondary appraisals
II. 3 e) Diagramm: Coping- Zyklus und Kontrollkognitionen
Tafel 2) Zyklus aus I. perzeption & Bewertung,
II. Coping, III. Neubewertung
Tafel 3) Ressourcen als Mittlervariablen und Bewältigungskompetenz
II. 4) Das Forschungsprogramm dieser Arbeit
III. Die quantitative Fragebogenerhebung
III. 1) Empirisch- methodische problemfelder der
Fragebogenkonstruktion
III. 2) Mögliche Verzerrungen in Erhebung und Messung
III. 2 a) Forschungsinterne Verzerrungen: Artefakte
III. 2 b) Erhebungsexterne Verzerrungen
III. 3) Kontrollstrategien möglicher Verzerrungen
III. 4) Empirische Grundlagen der Erhebung
III. 4 a) Der pretest
III. 4 b) Stichprobencharakteristik und Quellen der Erhebung
Deskriptive Häufigkeitsverteilungen der Stichprobenziehung
IV. Auswertung und Interpretation der Daten
IV. 1) Deskriptive Ergebnisse
IV. 1 a) Belastungen bei allen 19 Stressoren
Balkengrafik: 19 Stressor- Belastungen im Durchschnitt
IV. 1 b) Die TOp- 6- Stressoren Geschlechterunterschiede bei 19 Stressoren
Unterschiede der TOp-6- Stressoren nach Studiengang
Unterschiede nach Bildungshintergrund der Eltern
Unterschiede zwischen den Top-6 nach Ausrichtung des Studiengangs
IV. 1 c) Allgemeine Reaktionen - Formen und Stufen defensiven Copings
Tortengrafik 2) Geplante Defensivresponses auf unspezifische
Semesterbelastungen
Allgemeine Coping- Reaktionen: Geschlecht
IV. 2) Multiple Coping als alltagspsychologische Realität:
Top- 6- Stressoren
IV. 2 a) Einfach- und Zweifach- Coping
Coping- Strategien bei TOp-
Coping bei „Angst vor einer prüfungssituation“ (Grafik)
IV. 2 b) Coping- Arrays: ein Defensiv- Offensiv- Index
Offensivitäts- Stärken bei den TOp- 6 (Grafik)
Offensivität- Defensivität bei den TOp- 6 nach Studiengang (Grafik)
Vergleich: D-O- Werte bei TOp- 6 nach Geschlecht (Grafik)
Vergleich: D-O- Indices der TOp- 6 nach Ausrichtung des Studiengangs
IV. 3) Induktive Ergebnisse: Interkorrelationen zentraler Variablen
IV. 3 a) Ursachen von Stressbelastung: Disstress als Zielvariable
Ursachenvariable: Externale Kontrollattribution
Ursachenvariable: Netzwerk- Index
Ursachenvariable: Sozioökonomischer Hintergrund
Ursachen: Bildungshintergrund der Eltern und Geschlecht
IV. 3 b) Stress- Effekte auf Coping und Defensivreaktionen:
Disstress als Ursachenvariable
Stress und Anzahl von Responses
19 Stressoren und D-O- Indices
Allgemeiner Stress und allgemeinere Defensivreaktionen
Effekte der TOp-6-Stressoren auf Anzahl der Responses, D-O- Indices
und auf allgemeinere Defensivreaktionen
IV. 3 c) Ursachen für Offensives Coping (D- O- Indices)
und Defensivreaktionen
Einfach/ Zweifachcoping und Defensivität- Offensivität bei TOp-
IV. 3 d) I- E- Kontrollsicht im Kausalkontext von Disstress
und D- O- Coping
V. Zusammenfassung und Reflexion
V. 1) Ergebnisse der Erhebung
V. 1 a) Konklusionen und Hypothesenprüfung
V. 1 b) Zusammenfassung: Moderator- Effekte und
Belastungsursachen (Tafeln 3, S.107)
Ursachen für Qualitäten von Coping (Tafel 3)
Ursachen für Offensivqualität von Ein-/ Zweifachcoping
V. 2) Empirische Aussagekraft: Reliabilität und Validität.109
V. 2 a) Messpräzision des External- Internal- Komplexes
V. 2 b) Hinweise auf die Reliabilität zentraler Zieldimensionen
VI. Kritische Reflexion und Ausblicke
VI. 1) Verschiedene problemstellungen dieser Arbeit
VI. 2) Forschungsperspektiven
ANHANG
Grafik 1) Stress- Stärken nach Geschlecht (I)
Grafik 2) Stress- Stärken nach Geschlecht (II)
Grafik 3) Stärke TOp- 6- Stressoren nach Studiengang
Grafik 4) Stärke TOp- 6- Stressoren nach max. Schulabschluss der Eltern
Grafik 5) TOp- 6- Stressoren nach Ausrichtung des Studiums
Grafik 6) Allgemeine Reaktionen auf „Stressbelastungen im Semester“: Nicht- aggregierte Anteile von geplantem Defensivcoping
Grafik 7) Allgemeine klassierte Reaktionen auf Stressbelastungen im Semester: nach Geschlecht
Grafik 8) Boxplots: D-O-Indices der TOp- 6- Stressoren
Grafik 9) Hinweise auf Reliabilität: Vergleich der Erhebungszeitpunkte
Zeitreihengraphik 2): Anzahl der personen psychosozialen Beratungsformen der ZSB bis
Zeitreihengraphik 3): Allg., persönl. Beratungskontakte in verschiedenen Formen bis Fragebogen
LITERATURVERZEICHNIS
Eidesstattliche Erklärung
Einleitung
Das Feld der menschlichen Stressforschung ist und war von der Vorrangstellung der Medizin und der physiologischen psychologie geprägt. Die Gesundheitswissenschaften werfen dabei einen stark oder sogar rein körperlichen Blick auf Stress und seine Folgen. Hans Selye z.B. definiert Stress als Aktivierung des vegetativ- endokrinen Systems.[1] Das Individuum als einzelner Träger einer „Stress- Erkrankung“ wird schon seit langen Jahren z.B. hinsichtlich Gesundheitsschäden am Herzen (Herzinfarkt), am Kreislauf (Bluthochdruck) untersucht. Doch in der deutlich physiologisch orientierten Gesundheitswissenschaft mehren sich Hinweise in Studien, dass psychologische Ursachen für Stresserkrankung, z.B. für Herzinfarkt, nicht nur als intervenierende Drittvariable eine bestehende Erkrankung zusätzlich verschärfen oder ihre Genese mitbewirken. Sondern die Hinweise sprechen dafür, dass die individuelle psychologie mit ihrem Emotionsaspekt – eingebettet in einen sozialen Kontext – selbst als primärfaktor für Stresserkrankung am Herzen gelten kann.
Die „Interheart- Studie“ (09/2004) um den kanadischen Mediziner Salim Yusuf[2] erforschte mit Unterstützung der World Health Organization (WHO), der World Heart Federation und dem International Clinical Epidemiology Network bei ca. 30.000 personen[3] in 52 Ländern weltweit Ursachen für Herzerkrankungen. Auch für Schwellen- oder Drittweltländer konnte darin u.a. gezeigt werden, dass emotionale Belastungen Rang drei als Ursache für Herzinfarkt belegen.[4] Diese Belastungen darin wurden z.B. als Arbeits- und Familienstress und als finanzielle Notlage operationalisiert.[5] Erstgenannter Faktor, d.h. Arbeitsbelastungen (occupational stress), ist in dieser Arbeit anhand verschiedener Stressoren ganz besonders mit einbezogen worden, und auch die finanziellen Hintergründe der Bielefelder StudentInnen.
Stressmedizinische Forschung behandelt recht gerne die genannten Herz- und Kreislaufproblematiken mit Vorrang. Arbeitsstress[6] (z.B. sensorische Stressoren wie Lärm) wird oft als nur ein Faktor von vielen betrachtet, der zu Krankheiten führen kann. Er sollte stattdessen ins Zentrum der Analyse rücken, denn die Arbeit nimmt einen Großteil des alltäglichen Lebens in Anspruch. Die studentische Arbeitssituation wird oft als „große Schule ohne Hausaufgaben“ und ohne Vorgesetzte angesehen – fatalerweise auch von StudentInnen selbst. Stattdessen zeigen sich gerade aus z.B. wenig verschulten Arbeitssituationen im geisteswissenschaftlichen Bereich heraus ganz spezifische Stressphänomene der Überverantwortung oder der Verzögerung von reinforcement für Leistung. Man muss die spezifischen Konsequenzen der institutionellen Rahmen und Tatbestände der konkreten Arbeitssituation der Universität Bielefeld betrachten und darf Arbeitsstress einer Büro- oder Fabriksituation nicht damit gleichsetzen.
Denn es gibt eben jeweils andere Leitdimensionen der Stressinduktion; im Büro sind dies z.B. zu geringe Verantwortung, Zeitdruck, geringe Kontrolle, zu geringe Wertschätzung oder Entlohnung, Konkurrenzkonflikte und Mobbing. Auch wenn solche Dimensionslisten beliebig und überbordend erscheinen, sind sie doch oft auf einige Leitdimensionen reduzierbar. Die Situationen Büro/ Fabrik und Universität sind nicht konvergent, aber zeigen öfters parallelen.
So sind z.B. Konflikte mit Vorgesetzten als Stressor für StudentInnen ebenfalls relevant, aber in abgeänderter Form, z.B. wenn man professorInnen als Vorgesetzte einstuft. Auch in der Medizin finden sich fruchtbare Anlehnungen; so erhöhen anscheinend anhaltende Frustrationen und auch qualitativ schwache soziale Netzwerke (d.h. geringe soziale Unterstützung und Integration) das Herzinfarktrisiko. Der soziale Faktor gilt also auch medizinisch als ursächlich in der pathogenese von Stressproblemen.
Verlässt man den Weg, der epidemiologisch die erwähnten körperlichen Stresseffekte analysiert, bleibt aus der soziologisch- sozialpsychologischen Stressperspektive[7] für diese Arbeit der Blick auf die Mikroebene der sozialen Handlungen als Copingreaktionen auf als Stressor bewertete situative Tatbestände. Was versteht nun die sozialwissenschaftliche Forschung im Kontext dieser Arbeit unter Stress, der sich im Arbeitsalltag von StudentInnen manifestiert? Bei dieser Frage gilt es zu beachten, Stress nicht pauschal als „negatives problem“ zu sehen. Eine Stress- Analyse, so wie sie hier geleistet werden soll, muss sich der Alltagspsychologie stellen, nach der sowohl ein Fehlen von Stress als auch ein (subjektives) Übermaß zu problemen der Adaption führt. Um es physiologischer mit Hans Selye zu sagen: „[…] the only person without stress is a dead person.”[8] Damit drängt sich dann eine Differenzierung in a) positiven und b) negativen Stress auf.
Das Thema dieser Arbeit versucht empirisch, zum einen die bereits aus der Erfahrung universitärer Beratung bekannten Stresspunkte und zum anderen latente problemherde zu erkennen. Dabei liegt dieser Forschung der Umstand zu Grunde, dass a) Disstressforschung jahrzehntelang anglo- amerikanisch dominiert war, b) psychologisch- epidemiologische Forschungsfelder Vorrang besaßen statt sozialpsychologisch- soziologische und c) speziell empirische Befunde für Arbeitsbelastungen (deutscher) StudentInnen eher rar zu finden sind.[9]
Zusätzlich lässt sich diese Arbeit durch die objektiven Konsequenzen von speziellen, „dysfunktionalen“ Reaktionen auf Stress legitimieren. Auch wenn Reaktionen subjektiv angemessen und problemlos erscheinen, können sie trotzdem für das Individuum selbst, aber auch für Institutionen und Rahmenstrukturen probleme und Folgekosten erzeugen. Studienabbruch, Hochschulwechsel, Fachwechsel und Studienzeitverlängerung bis hin zu Beratungstherapien sind solche konkreten Folgen von Arbeitsbelastungen. Diese stehen immer auch in einem soziostrukturellen Setting, d.h. hier auf Mikro- und Mesoebene. Nitsch sieht folgende Strukturfaktoren als potenzielle Auslöser von Arbeitsstress an Hochschulen: Leistungs- und prüfungsdruck, Konkurrenz und Isolation, Intellektualisierung (Vernachlässigung von Sozioemotionalität), Freizeitverarmung, Fremdsteuerung[10] und existenzielle Unbestimmtheit (Arbeitslosigkeit, sozialer Abstieg).[11] Hinzuzufügen wären hohe Aspirationsniveaus bezüglich Abschlüssen, Berufsprestige, Einkommen, Karriere und körperlichem Aussehen. Die Kultur einer rational orientierten Arbeits- und Leistungsgesellschaft des 21. Jahrhunderts macht effektive Lebenszeitplanung unter der Vorgabe zahlreicher, hoher Messlatten wichtig. Zeit, also Freizeit und Arbeitszeit, wird einer scharfen Abschätzung und instrumentellen planung unterworfen.
Das hier vorliegende programm, um lediglich viel konkretere Arbeits- und Leistungsfaktoren in Bielefeld auf Erscheinung und Wirkung hin zu untersuchen, kann im Kern mit den zentralen Aspekten zusammengefasst werden: „Much of the paper is organized around what have come to be recognized as the domains of the stress process: stressors, stress mediators, and stress outcomes. There is considerable accumulated evidence that this process and its components largely arise from and are influenced by various strucural arrangements in which individuals are embedded. To a large extent these arrangements determine the stressors to which people are exposed, the mediators they are able to mobilize, and the manner in which they experience stress.”[12]
II. Grundlegender theoretischer Rahmen: (Dis-)Stress, Coping und Mediatoren
II. 1) Einführung: Stressbelastung
II. 1 a) Hintergrund: Inanspruchnahme der Zentralen Studienberatung (ZSB)
Um zu verdeutlichen, wie sich die aktuelle Entwicklung von allgemeinen Studienproblemen und –beratung darstellt, wurden die offiziellen Daten der ZSB Universität Bielefeld grafisch übersetzt. Die Zeitreihengraphik 1) zeigt deutlich, wie sich die vier Kontaktmöglichkeiten[13] (nicht gleichzusetzen mit der Nutzung der Beratungsangebote) in ihrer Nachfrage durch StudentInnen veränderten. Zentraler punkt ist der deutliche Anstieg der persönlichen Beratungskontakte, welche sich seit 1993 knapp verdoppelt haben (2004: 10140 Kontakte). Auch die Kontaktierungen insgesamt haben sich bis 2004 in ihrer Anzahl knapp verdoppelt (auf 22121; siehe Graphik).
Zeitreihengraphik 1): Anzahl allg. Kontakte mit ZSB in verschiedenen Formen 1993- 2004 (`97 unvollst.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Jahresbericht der Zentralen Studienberatung, Jhg. 1993- 2004
Die spezielle Bildung von Beratungsformen zum Thema „Studientechniken“ und „Aufschieben“ durch die ZSB und auch die steigende Nachfrage nach deren Forcierung (ab 1998) zeigt, das diese beiden punkte anscheinend problemherde sind, welche gesondert als Themenberatungen aufgegriffen wurden. Der Aspekt des „Schiebens“ wird noch konkret für diese Arbeit wichtig: er stellt einen defensiven Weg für personen dar, problemsituationen zu „lösen“, indem das (Arbeits-) problem auf die lange Bank geschoben wird (engl. avoidance). personen in spezieller psychosozialer Beratung haben die Themenangebote (z.B. Schieben oder Studientechniken) stark aufgegriffen: die personen in psychosozialer Beratung nahmen nach der Einführung solcher Themenberatung in Gruppen (1998) von 108 auf 323 (2004) zu und erreichten damit knapp dasselbe, ab 1993 sinkende Niveau der themenlosen Einzelberatung.[14]
Eine speziellere Analyse zeigt, dass sich die Formen der Kontakte der StudentInnen bei persönlicher Beratung anders entwickelt hat. Die Anzahl der personen mit anmeldepflichtiger, geschlossener Beratung hat sich seit 1996 ca. halbiert, die Anzahl in offener Beratung (ohne Anmeldepflicht) hat sich um ca. die Hälfte der personen (1996) erhöht. Die offene Beratung bzw. die personen in ihr stellen aber seit 1993 die überdeutliche Mehrheit der Beratung (siehe Zeitreihengrafik 3 im Anhang).
Während sich bei den deskriptiven Zahlen eine Zunahme der Beratungskontakte und auch der personen in Beratung zeigt, so hat sich qualitativ an den zentralen problempunkten und Beratungsinhalten in den letzten Jahrzehnten kaum etwas geändert. „Vergleicht man diese problembeschreibungen mit entsprechenden Beschreibungen zurückliegender Berichte, dann erweist sich die problemlage der Studierenden [in Bielefeld] als erstaunlich veränderungsresistent. Denn: alle mit * markierten Themen kamen auch im Jahresbericht `76/`77 der ZSB bereits vor.“[15] Diese Themen waren: Konzentrationsprobleme, Lücken bei Studientechniken, Versagensängste, prüfungsängste, Redeängste, Unsicherheit bzgl. Studienfachwahl, Finanzierungsprobleme.
Genau wegen der Konstanz der Studienprobleme erfolgte eine Stressoren- Auswahl anhand: a) ZSB- Daten der Jahre 1993- 2004 (nur Allgemeine Studienberatung, nicht psychosoziale), in geringen Ausmaß b) Stressoren- Listen für College- Stress und c) einige Ideen des Forschers aus studentischer Beobachtung. Die College- Listen[16] wurden je nach Fall selektiert, weil z.B. „dormitory conflicts“[17] in Bielefeld gar nicht auftreten. Die hier in Bielefeld wirkenden Stresskontexte zählen zu den drei Komplexen Karriere& Leistung, Arbeiten in der Universität (z.B. öffentliches Reden) und Arbeiten für das Studium (Lernen, prüfungen usw.).
Weder war es sinnvoll, alle verschiedenen Belastungspunkte der ZSB als Stressoren zu übernehmen, noch die Inhaltsbereiche zu vermischen, aus denen sie stammen. Es wurden ergo nur die in den ZSB- Berichten durch Häufigkeit und Stärke herausragenden Stressoren aus dem engeren Arbeits- und Leistungsbereich gewählt.
Die folgende Darstellung zeigt die Inanspruchnahme der ZSB Bielefeld durch die in dieser Erhebung befragten StudentInnen:
Tortengrafik 1) Beratungsnutzung bei befragten StudentInnen Bielefelds
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Beratungsnutzung von Angeboten der ZSB ist bei den befragten 171 StudentInnen[18] relativ hoch, ca. 42% der gültigen Fälle hatte schon mindestens einmal die ZSB für eine allgemeine Beratung besucht. Knapp 51% hatten sie noch nie aufgesucht und ca. 7% hatten dies u.a. auch zwecks einer psychosozialen Beratungshilfe getan. Dieser doch sehr geringe Anteil spricht auch dafür, das die Erhebung nicht verzerrt ist, indem psychisch belastete personen überrepräsentiert sind und damit u.U. stärker StudentInnen mit einbezogen werden, die Stress stärker perzipieren (z.B. durch eine Doppelbelastung aus psychischen problemen und Leistungsstress o.ä.).
Unter den 51% der personen, welche eine Beratung jedweder Form noch nie in Anspruch nahmen, ist die Bekanntheit der ZSB gut gewährleistet. Nämlich ca. 70% in dieser genannten Gruppe kennen die Beratungsstelle, während ca. 30% dies nicht tun.[19]
Die Stressoren der Listen der ZSB (1993 bis 2004) waren sehr gezielt gewählt worden; allerdings konnte sich darin m.E. die Einführung der Bachelor/ Master- Studiengänge zeitlich noch gar nicht niederschlagen. Auch die Finanzierungsbedingungen des Studiums wurden durch die eingeführten Langezeitgebühren und die angekündigten Erststudiengebühren ab 2004 eine andere. Diese Aspekte wurden natürlich in den operationalisierten Stressoren berücksichtigt.
II. 1 b) Die Stressoren im Arbeits- und Leistungskontext
Folgende 19 [bzw. 20] potenzielle Belastungsursachen im hier erforschten Arbeitskontext, speziell für Hochschulen in Bielefeld, wurden operationalisiert:
- [Allg. Stressbelastungen des Studiums im Semester (ohne Spezifizierung)]
- Öffentliches Reden in Leistungssituationen
- Angst vor einer prüfungssituation
- Versagensängste: Durchfallen in wichtiger prüfung
- Unbefriedigende Kontakte in Beratungen durch professorInnen
- Längeres Warten auf Feedback nach Leistungen
- Bewertungen/ Benotungen für Leistungen
- Gesamte Arbeitsbelastungen im Semester (ohne Zwischen-/ Endprüfungen)
- Lernbelastungen durch Zwischen-/ Endprüfungen
- probleme mit Arbeits- und Studientechniken
- Canceln von geplanten Kontaktberatungen für Studienziele (z.B. Hausarbeiten)
- Zu niedrige Eigenverantwortung im strukturierten Studienablauf
- Zu hohe Eigenverantwortung im unstrukturierten Studienablauf
- Zeitmanagement
- Konzentrationsprobleme
- Individuellen Aufbau des Semesters erreichen
- Bedenken bzgl. Studienfach-Wahl
- Selbstgesetzte Arbeitsziele verfehlen
- Finanzierungssorgen durch angekündigte Erststudiengebühren
- Angst vor Arbeitslosigkeit direkt nach Abschluss
II. 1 c) Was ist Stress?
Der Terminus „Stress“ ist zunächst zu differenzieren. Der exaktere Begriff Eustress für funktionalen und problemlosen Stress ist das sinnvolle, positive Komplementär zum dysfunktionalen, problembehafteten Disstress. Funktional und dysfunktional meint hier kein integratives oder organizistisches Konzept wie in der Soziologie, sondern die „positiven“ bzw. „negativen“ Folgen eines Stressors für die person, und die als „schädigend“ verarbeitete Qualität eines Stressors aus Sicht der person. „>Disstress< is an imprecise [sic!] term that typically refers to unpleasant subjective stress response such as anxiety and depression. It is also sometimes used to describe behaviours as medical symptoms… Often, stress responses are characterized by difficulties in adapting to the external stressor, i.e. Disstress, although stress may sometimes have stimulating, energizing effect (>eustress<).”[20] Der unproblematische Eustress ist also u.U. deshalb positiv, weil er sinnvoll stimuliert. Man kann die Beziehung zwischen Eu- und Disstress z.B. als positiven kurvilinearen Zusammenhang[21] entlang der Dimension „Stresshöhe“ darstellen. Z.B. wird bei Unterforderung durch gar keinen Arbeitsstress (underload) für den Organismus der Zustand der Stimulus- Deprivation erreicht.[22] Mit steigendem workload steigt auch die Arbeitsleistung bis zu einem Maximum und fällt, wenn bei overload der Zustand des Stimulus- Exzesses erreicht wird. Es zeigen sich u.a. Überspannung, Leichtsinnsfehler, Irritierbarkeit, Schlafstörungen.[23] Auf einem bipolarem Kontinuum (subjektiv positiv/ negativ bewertet) kann Stress also „das Salz in der Suppe des Lebens sein“ (hoch positiv bewertet). Neutraler und weniger positiv bewertet ist Stress der gewohnte „Alltag“[24] bis hin zum „Jobhorror“.
Bereits bei der zentralen Definitionen von Stress werden in der Forschung große Unterschiede - auch in den umfassenderen Konzepten - deutlich. Denn „>Stress< bezeichnet vielmehr recht unterschiedliche Gegebenheiten wie direkte Einwirkung schädlicher Reize, körperlicher Anstrengung, subjektiver Bedrohung, physiologische Reaktionsmuster oder bestimmte psychische Zustände. Darüber hinaus werden dieselben Erscheinungen mit unterschiedlichen Bezeichnungen belegt wie >Streß<, >Aktivierung<, >Emotion<, >Angst<, >Konflikt<, >Frustration<...“.[25] Sprachliche, disziplinäre und weltanschauliche Barrieren sowie mangelnde Orientierung an bestehender Forschung tragen leider zu einem verwirrenden Gesamtbild der Stressbegriffe und –konzepte bei. So ist z.B. der englische Begriff „strain“ als „Belastung“, „Spannung“ oder „starke Beanspruchung“ mit „Stress“ gleichzusetzen.
Man kann aus Sicht des Organismus z.B. eine Steigerung von vier Beanspruchungslevels darstellen, welche im Fortlauf einen ansteigenden Belastungsgrad aufweisen:
(Reiz-)Sättigung à Monotonie/ Reizüberflutung à Ermüdung à Disstress.
Es werden hier nur die Stufen aufwärts von der sog. goldenen Mitte der Beanspruchungshöhe (d.h. der Bereich zwischen Over- und Underload) dargestellt. Dies auch u.a. deshalb, weil bei Arbeitsbelastung Underloadstress generell eher die Ausnahme darstellt.
Ist Disstress ein Charakteristikum des personalen Organismus oder des situativen Kontextes, also der Umgebung? Letztere Forschungsrichtung benutzt die Stimulusdefinition und fokussiert sich z.B. auf einmalige, einschneidende Umweltereignisse wie Unfälle, Jobverlust, Katastrophen usw. (Life- Event- Forschung, z.B. bei Dohrenwend& Dohrenwend). Erstgenannte Richtung (u. a. H. Selye) gehen von der Reaktionsdefinition von Stress aus; das Reagieren in verschiedener Form (physiologie, Verhalten, Sprechen usw.) wird unabhängig von externen Stimuli untersucht. Der zu erwähnende Ansatz der sog. „Zustandsorientierung“ abstrahiert stark und definiert Stress als intervenierende Variable, die einen physiologisch- organischen Zustand stört. Allerdings benötigt dieser Ansatz wiederum reiz- und/ oder reaktionsbezogene Indikatoren für einen manifesten Stresszustand.[26]
Forschungsrelevante Definition von Disstress
Einen integrierenden Ansatz der beiden stark fokussierenden und damit eingeschränkten Hauptrichtungen versucht das transaktionale, interaktionistische Konzept von R.S. Lazarus. Es hat den theoretischen Anspruch, „[...] auslösende Bedingungen und die Auseinandersetzung mit diesen Bedingungen [von Stress] in einem Modell zusammen zu betrachten. Das (gestörte) Verhältnis beider [ist]: ein Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen der Umwelt und den Möglichkeiten des Individuums, sie zu bewältigen, steht somit im Vordergrund solcher Modelle... Wenn das Individuum ein solches Ungleichgewicht befürchtet, wenn es also eine Situation als bedrohlich wahrnimmt, liegt nach Lazarus Stress vor.“[27] Das Lazarus- Modell wird noch im Zusammenhang dieser Arbeit dargelegt werden.
Dieser Ansatz geht auch von der spezifischen Qualität des Stressgeschehens (als einem interagierenden prozess) aus, womit er sich zusätzlich von unspezifisch- quantitativen Reaktionsdefinitionen (u. a. Selye) abgrenzt. Spezifiziert wird also Stressor und Stressgeschehen, indem der Organismus subjektiv- interpretierend zwischen Eustress und Disstress differenziert bzw. die Stärke von Disstress festlegt. Sie wird nämlich hierbei nicht in einem dichotomen Modell (Stress ja oder nein) verortet, sondern als kontinuierliche Abstufung nach Graden. Dies schien auch forschungslogisch für die Fragebogenmethode sinnvoll, um differenziertere Daten zu erfassen; es trägt auch der psychologie des Arbeitsalltags Rechnung, die sich nur selten in Schwarz- Weiß- Schemata zeigt. Im Fragebogen wurde also die Frage nach Eustress gar nicht gestellt, sondern von Anfang an eine Fokussierung auf belastend bewerteten und regelmäßig auftretenden Disstress vorgenommen.
Das empirische Interesse dieser Arbeit am Typus der alltäglichen, wiederkehrenden Stressoren und chronischem Stress (chronic strain [28] ) und institutionalisierten Stressbedingungen im universitären Arbeits- und Leistungskontext macht also den prozessualen Beziehungsansatz sinnvoll; er beschäftigt sich nicht mit extremen Einzelereignissen und deren Effekte in Form von Stressresponses[29]. Sondern eine Verbindung beider Stresstypen scheint sinnvoll: „Stressfull experiences may take on different forms and configurations and it is unlikely that they can be fully captured by examining either life events or life strains separatly […]. Over time, stressors typically surface as groups and constellations of stressors, some primary and others secondary, that blend events with more durable strains. […] It seeks stressors in the organization of lives and in the structure of experience rather than among unrelated >risk factors<.”[30]
Denn empirisch sollen die alltäglichen Stressbelastungen im Universitätsleben erfasst werden; dabei sind die wichtigen Stressoren des prüfungsstress (Lernen, Zeitdruck, prüfungssituation, Versagensangst) von zentraler Bedeutung. Sie sind nicht als Einzelereignisse anzusehen, wie man meinen sollte, sondern sind regelmäßig salient. Es gibt oft nicht nur je eine einzelne Zwischen- und Abschlussprüfung, sondern diese sind oft in mehrere prüfungen unterteilt und über Zeiträume verteilt. Je nach Studiengang differieren offenkundig die Anforderung und die Stressoren, aber es ist für diese Arbeit kein Einzelstressor im Sinne eines Life- Event- Ansatzes relevant.[31] Diesem akutem Disstress wird also chronischer Disstress in dieser Forschungsarbeit vorgezogen.
Es gibt weitere Unterscheidungskriterien für negativen Stress. Bei chronischem Arbeitsstress, der eben nicht ex post entsteht, wie im Falle nach Extremstimuli/ Events (z.B. Katastrophen), wird folgendes wichtig. Handelt es sich um pathologischen oder um nichtpathologischen Disstress? Ersterer Fall würde Krankheit bezeichnen, mit welchen extremen Konsequenzen der Symptome auch immer (z.B. Arbeitsunfähigkeit, stationärer Behandlungsbedarf). In dieser Arbeit dreht es sich um belastenden Disstress, der sicherlich auch graduell schwere Formen zeigen kann und diese auch im Fragebogen abbilden soll. Die Stressoren und die Fragebogenitems wurden aber nicht auf Extremprobleme hin operationalisiert, wie sie z.B. in den Jahresberichten der Zentralen Studienberatung Bielefelds für die psychosoziale Beratung genannt werden.
Ein weiteres Merkmal von alltäglich wiederkehrendem, starkem Stress in Situationen zeigt sich oft, wenn auch bestimmt nur in der Minderheit der hier untersuchten Stressoren. Gemeint ist restraint stress, also erzwungener, situationsinduzierter Stress, der keine Ausweich- oder Veränderungsmöglichkeiten erlaubt. Stressoren können verhindert, reduziert, ausgeschaltet oder verschoben werden, womit sich ein Zwangscharakter ändern würde. Aber z.B. Abgabetermine, prüfungsordnungen oder sozioökonomischer Status (BAFöG) fallen nicht darunter und müssen deshalb erwähnt werden. Beide Typen der Stressoren sind zugleich in diese Stressuntersuchung integriert.
Auch eine allgemeine Unterscheidung in soziologischen Kategorien sollte erwähnt werden. Betrachtet man die drei Gesellschaftsebenen des sozialen Geschehens, kann man zwischen den Forschungsgegenständen Mikro- und Makrostress differenzieren. Die Mesoebene steht dann zwischen beiden und meint Stressphänomene auf institutioneller Ebene, z.B. in Organisationen. Sie steht in enger Wechselverflechtung mit dem mikrosoziologischen Aspekt der Handlung und Verarbeitung auf Seiten der person. Dies ist auch der Aspekt dieser Forschungsarbeit; sie folgt nicht dem stärker soziologischen Weg einer sozialstatistischen und korrelativen Gesellschaftsanalyse[32] von Stress und Stressfolgen in einem Modernisierungskontext, wie in u.a. Heinz- Günter Vester einschlägt. Der Stress eines sozialen Systems auf der Makroebene (Gruppe, Organisation und Gesellschaft) sowie Makrostressoren (z.B. Scheidungsrate) stellen bei Vester das zentrale Konzept dar. So sind Selbstmorde bzw. dessen Rate dann Stressreaktionen.[33] Allerdings schlagen Badura/ pfaff in Abgrenzung zu Vester einen stärker personenorientierten soziologischen Weg ein, welcher die psychische Komponente im Stressprozess einbindet.[34] Diese Arbeit steht dieser Sichtweise nahe; sie versucht allerdings an der Schnittstelle zwischen psychischer Bearbeitung von Stressoren, institutionellem Setting innerhalb der Universität und konkreten, manifesten Handlungsreaktionen der StudentInnen einzusteigen. Diese Arbeit verortet sich also noch einen Schritt sozialpsychologischer und versucht die Mesoebene der Arbeitsinstitution „Universität“ mit einzubeziehen. Dabei geht es vornehmlich um Strukturkontexte[35] für Erfahrungen, role- sets (in diesem Fall um Geschlechterrolle), Bedingungen bzw. Arbeitsanforderungen und Statusdimensionen.
Diese Rahmen des studentischen Arbeitens ist wichtig, denn er setzt objektive Bedingungen und Strukturen, die als Stressoren nicht nur subjektiv bewertet werden könnten, sondern strukturell durch die Sozialgruppe der StudentInnen in Bielefeld auch als - mehr oder weniger - stressbelastend bewertet werden. Wie die problempunktlisten der Bielefelder Studienberatung zeigen, sind sie im Erhebungszeitraum 1993 bis 2004 im oberen Drittel einer Hierarchieliste erstaunlich „stabil“ geblieben. Weswegen einige dieser wenigen, relativ konstanten Stressoren auch als Items für diese Arbeit operationalisiert wurden. Sie können quasi als over time constellations of strains nach pearlin bezeichnet werden, die sich in gleicher Weise aus life events und chronic stressors bilden lassen, also konvergieren.
Als extremes Life- Event zählt sicher der Übergang[36] von der Oberschule auf die Hochschule (engl.: transition stress). Die sog. freshmen [37] zeigen öfters eine andere Stressproblematik als z.B. die Gruppe der „Alten Hasen“. Deswegen wird auch die Korrelation zwischen niedrigen Semesteranzahl bzw. Alter und höheren Semestern aufgegriffen werden. Allerdings wurde kein spezifisches Stress- Item für einen evtl. Übergangsstress gewählt.
pearlin versucht einen zu selektiven Forschungsweg mit einer Entscheidung für einen Event- Stressor- oder einen Chronic- Strain- Ansatz zu vermeiden. „There are at least three ways in which events and strains come together in stressfull experience: 1) events lead to chronic strains; 2) chronic strains lead to events; and 3) strains and events provide meaning contexts for each other.”[38]
Man muss sich ein Stressorennetzwerk vorstellen (cluster), in dem verschiedene Stressoren- Typen (chronic oder life- event) in verschiedener zeitlicher Folge als primary bzw. secondary strains auftreten, und dabei unterschiedlich stark salient sind („im Hintergrund“: ambient strains, wie z.B. eine relativ unsichere Wohngegend). Innerhalb des Stress- Clusters herrschen reziproke Wechselwirkungen, denn hintergründige, eher chronische Strains können schlagartig zu einem Event- Stress kumulieren, und umgekehrt können events regelmäßig werden, sich institutionalisieren. Und dann wachsen sie sich zu einem chronischem phänomen aus, das auch u. U. die nähere Sozialstruktur einer person ändern kann, z.B. bei einem Jobverlust, und als emergente Stressquelle sui generis gelten muss.[39] Als Mediatorvariable in dieses Wechselspiel tritt dann die Regulierung durch das Individuum: Coping (oder Adaption) in seinen verschiedenen Formen und Effekte.
Demand- control- Modell: Arbeitsan- und überforderung
Recht allgemein für den einzelnen Stressor gesprochen wird die Dyade „person – Arbeitssituation“ untersucht; dieses Beziehungsverhältnis bringt Interaktionsprozesse hervor, die dann Stressphänomene zu Tage treten lassen. Es steht also workstress im Vordergrund:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Höhe und Qualität der Arbeitsanforderung muss im Verhältnis zu den Bewältigungsmöglichkeiten durch Kontrolle, zu einer internalen Zuschreibung des Erreichesn von Leistungen oder Kontrollmöglichkeiten und zu social support gesehen werden. Soziale Hilfe ist allerdings nur eine, wenn auch geläufige Ressource unter mehreren zur Minderung von Stress. Das demand- control- Modell beschreibt ein Differenzverhältnis, das dann Stress produziert, wenn demand und control nicht mehr gleich auf sind, d.h. wenn demand deutlich im Übergewicht zu den drei control- Aspekten steht. Der demand- Begriff ist auch im Coping- Modell von Lazarus (s. u.) wichtig.
Konkreter heißt das: „[...] stress is defined in the terms of imbalance between the perceived demands from the environment and the individual’ s perceived ressources to meet those demands. This Imbalance can be caused by quantitative […] or qualitative (too much responsibility, problems too complex to solve, conflicts, etc.) overload.”[40] Stress provoziert die (un-) bewusste Regulation dieses Spannungsverhältnisses, sei dieses durch Über- oder Untermaß an einer Qualität oder Quantität induziert. Denn die Regulation hat die Aufhebung der abstrahierten Soll- Ist- Diskrepanz [41] zum Ziel. Es „[...] können Belastungen und Bedrohungen von Wohlbefinden und Handlungsfähigkeit [...] als Diskrepanzen zwischen dem aktuell erlebten [- also subjektiv gesetztem -] (>Ist<) und dem erwünschten, angestrebten oder geforderten Stand oder Zustand (>Soll<) angesehen werden.“[42] Das Individuum zeigt dann Reaktionen, sei es in effektiven oder schädigenden Wegen, sei es durch Aktivität oder Unterlassung, sei es mit internen oder externen Coping - Ressourcen. Wichtig ist ferner zu betonen, dass, entgegen anderen Definitionen, gerade in Ziel- und Leistungskontexten auch interne Diskrepanzen durch individuelle Standards[43] und Aspirationen erzeugt werden können und nicht nur durch Diskrepanzanpassung zwischen person und Umwelt (person- environment- fit).[44]
II. 1 d) Was sind Mediatoren?
Social Support meint das (un-) bewusste Einfordern von Hilfeleistung bei Zweiten personen, um eine Soll- Ist- Spannung zu lösen. Im Falle dieser Arbeit heißt das, StudentInnen sehen sich u.a. realen Arbeits- und Leistungsaufgaben gegenüber, die sie als so stressbelastend empfinden, dass sie Andere auf irgendwelche Weise aufsuchen, um weiter zu kommen.[45] Support in problematischen Zielerreichungssituationen steht also eng im Zusammenhang mit sozialen Netzwerken, sozialem Kapital als deren manifesten Ausfluss und der Mobilisierung von Netzwerkbindungen (bzw. strategisch sinnvollem Einsatz des Kapitals).
Tritt Support effektiv dem Stressor entgegen, ist es eine Ressource, die der Bewältigung (Coping) dient und funktional als Moderator, d.h. Mäßiger von Stress fungiert. Die externe Coping- Ressource „Support“ ist dann genereller als Mediator zu bezeichnen. Mediatorvariablen sind Vermittler, die als Drittfaktoren zu sehen sind, die abfedernd zwischen Stressor und seine Konsequenzen treten (= buffers). Ein genereller Mittler- Faktor ist nicht zwangsläufig zugleich ein mäßigender Moderator, aber er kann es u.U. werden. So ist z.B. die individuelle Weltsicht (life- orientation) einer person ein Mittler, aber nur die Form des Optimismus wirkt als puffer, während pessimismus die subjektiv empfundene Stressbelastung erhöhen kann.[46]
Ferner gilt eine weitere wichtige Unterscheidung. Ein Mediator ist nicht sofort als Ressourcenform für Moderation anzusehen. Recht allgemein soll die Studienstruktur erfasst werden. Erstens: Der Studiengang ist hier z.B. eine klare intervenierende Variable. Oft ist Workload bei z.B. juristischen oder wirtschaftlichen Studiengängen deutlich höher als bei humanwissenschaftlichen Richtungen, und auch der Demand ist dort in Qualität und Quantität sicher anders. Es gibt objektive Verschiebungen in load und demand, die sich aber komplementär „ausgleichen“ (z.B. durch unterschiedliche Anforderungen in/ an praktika, höhere emotionale Leistungen bei (sozial-) pädagogischen/ psychologischen Studiengängen - was ebenso zu Disstress- Formen führen kann). Die fachspezifischen Stressoren und Coping sind aber hier nicht wichtig, obwohl sie sicher eine eigene Untersuchung wert wären. Sondern die allgemeine Mittlerfunktion der Studienrichtung, also geistes- oder naturwissenschaftlicher Studiengang. Beide sollen empirisch gegenübergestellt werden; sie sollen erklären helfen, ob und inwieweit allgemeine Stressoren im Arbeitskontext unterschiedliche Wirkungen zeigen bzw. subjektiv anders bewertet werden.
Genau an diesen Mittler schließt die Dimension des Hochschultyps (Universität / Fachhochschule) an. Es soll geklärt werden, wie und ob es deskriptive Unterschiede bezüglich der Stressoren bzw. Coping und induktive bezüglich Korrelationen zwischen diesen Merkmalen und Stress finden lassen. Drittens: die Unterscheidung zwischen Arten des Studiengangs, nämlich als Bachelor- oder Master- und Magister- oder Diplomstudiengang. Diese induzieren je andere Stressoren (z.B. zu hohe Eigenverantwortung in geisteswissenschaftlichen Diplom-/ Magisterstudiengängen oder zu niedrige in naturwissenschaftlichen Bachelor- Gängen mit einem stark verschulten Credit- point- System).
Weil die Stressoren allgemein fokussiert wurden, gelten sie fach- und studiengangübergreifend. Jeder muss irgend geartete prüfungen ablegen, fast jeder muss z.B. öffentlich reden oder sich für Aufgaben konzentrieren usw. Deswegen wurden auch wichtige Stressoren aus dem Beratungsalltag der Allgemeinen Studienberatung (s. o.) gefiltert, die genau abbilden, was als verbreitete und allgemeinere Stressoren gelten kann. Weil die Studienstrukturmerkmale, die gerade aufgelistet wurden, im Arbeits- Alltag natürlich gewichtig sind, sollte man sie mit einbeziehen.
II. 2) Mediatoren: Die Coping- Ressourcen „Netzwerk- Integration”,
„soziodemographische Merkmale“ und „Dispositionen“
II. 2 a) Externe Ressourcen: Netzwerk als Integrations- und Supportquelle
Die momentan noch dominierende Forschungsrichtung der soziologischen Netzwerkanalyse ist vom instrumentellen Relationismus (z.B. Ronald Burt) geprägt, der einen Rational- Choice- Ansatz als Handlungstheorie und interaktional (= relational) begründete Bindungszwänge und Optionen im Sinne einer Situationslogik zusammen denkt. Wichtig dabei als Trägermedium von sozial- individuell notwendigen Bindungen, Beziehungen und Interaktionen ist das Sozialkapital. Es ist Bedingung und Werkzeug für social support als Stressmoderator, indem Support indirekt z.B. Kontrollchancen und – sichtweisen der person bezüglich der Adaptionsproblematik erlaubt. „Eine gewisse Nähe zur Theorie kognitiver Kontrolle haben Ansätze, die den stressmildernden Effekt von sozialer Unterstützung postulieren. Ähnlich wie beim Kontrollkonzept ist nicht ausschließlich die konkrete Hilfe (z.B. durch Kollegen oder Vorgesetzte) konditionell, sondern (bereits) auch das Erleben bzw. die Erfahrung emotionaler Zuwendung. Der Mechanismus kognitiver erfahrener Unterstützung [...] ist der Einfluß von emotionaler Hilfeleistung auf Coping- prozesse, also auf Bewältigungsmaßnahmen oder potentielle Kontrollhandlungen einerseits, andererseits auf Defense- prozesse, nämlich durch Reaktionen auf Streß die Stresswahrnehmung zu verändern [...].“[47] Doch diese Explikation greift teilweise vor. Was meint zunächst der Begriff des Netzwerkes?
„Die Netzwerkanalyse ist ein Instrument, das soziale Ressourcen oder soziales Kapital erfassen kann. Unter sozialem Kapital versteht man einen Aspekt der Sozialstruktur, der individuellen oder korporativen Akteuren breitere Handlungsmöglichkeiten eröffnet. [...] Fehlendes oder negatives soziales Kapital sind dann strukturelle Zwänge und Barrieren, die Handlungsmöglichkeiten verbauen [...] Sozialkapital hat im Vergleich zu ökonomischem und Humankapital die Eigenart, nicht völlig im Besitz eines einzelnen Akteurs zu sein: es ist abhängig von den direkten oder indirekten Bindungen, die ein Akteur zu anderen Akteuren in einem Netzwerk unterhält. Diese anderen [...] haben ebenfalls Einfluß auf dessen soziales Kapital.“[48] Es hat auch eine Scharnierfunktion, indem es zwischen Mikroebene (person) und Meso- und/ oder Makroebene (Bezugsgruppe, Institutionen) vermittelt. Sozialkapital und Netzwerkverbindungen zu anderen, insbesondere qualitativ hochwertige, enge Bindungen zu einigen wenigen significant others [49] sind dann Indikatoren für die übergeordnete Dimension der Integration. So ist z.B. auch die Homogenität der Bindungsakteure (ähnliche/ gleiche soziale Attribute) ein Qualitätsmerkmal. Inwieweit sie in diesem Fall der konkreten empirischen Erhebungssituation mit Stressreduktion oder Stressprävention (d.h. Stress tritt bei hoher Integration weniger oder gar nicht auf) kausal zusammenhängt, muss die Datenauswertung zeigen. Das empirische programm zielt ferner auf eine rein statische Erfassung der partiellen Netzwerkdyaden und statisch auf bestehende Integrationskontexte ab (z.B. Mitgliedschaft mit/ ohne Teilnahme).
Allgemeinere parameter im Netzwerk
Die Forschungsansätze sprechen u.a. vom ego- fokussierten Netzwerken, bzw. ego- zentrierten Blickwinkel auf Netzwerke. Es werden also nicht Gruppen oder Gesellschaften als Netzwerke fokussiert, sondern der Einzelakteur; er steht als Ego in einem Verhältnis zu Alter, z.B. hier: partner, Verwandte und Freunde. Diese hier relevante Analyseebene wird ergänzt durch die relationale (statt z.B. positionale) Analyserichtung, d.h. Ego- Akteur hat keine prestigereiche oder “zentrale“ position[50], sondern steht nur in (Wechsel-)Verhältnissen. Dabei kann man Ego in dritter Merkmalsunterscheidung, wie in dieser Arbeit geschehen, als Element mehrerer kleinerer Teilnetzwerke betrachten, nämlich engem (und mittel engem) Bekanntschafts- sowie Verwandtschaftsnetzwerk.[51] Die Ego- Alter- Beziehung ist dann in einem sog. lokalen Analyseweg als Netzwerk- Dyade[52] zu bezeichnen. Sie kann als ein Beziehungsverhältnis in nur eine Richtung auftreten, z.B. als Supportanforderung von Ego an Alter (asymmetrische Dyade). Bei einer reziproken Relation (symmetrische Dyade) können im Unterschied zu erstgenannten aber gleichfalls soziale Ansprüche geltend gemacht werden. Ego muss diese wahrnehmen, will er nicht diese Bindungsform gefährden. Für die Stressforschung heißt das: Formen des social support können sich u.U. als Bumerang erweisen, wenn enge Bindungen selbst zu Stressoren werden.[53] Dieser Aspekt wurde in der Arbeit nicht beleuchtet.
Die dyadische und asymmetrische Verbindung im partiellen Ego- Netzwerk hat qualitative Beziehungsinhalte, die als Interaktionsmedien bzw. –zwecke dienen (Ressourcen, Informationen, Macht, Emotionen, Entscheidungen[54] ). Aber „Ein Netzwerk als solches konstituiert weder soziale Unterstützung, noch ersetzt ein Netzwerkkonzept ein social- support- Konzept. Erst die Analyse der Netzwerkstruktur und der Beziehungsinhalte ermöglicht es, spezifische Netzwerkbedingungen zu erfassen, die zur Vermittlung sozialer Unterstützung führen können.“[55] Support- Formen bei Arbeits- und Leistungsbelastungen ist dabei nur eines dieser Interaktions- Ziele von mehreren - allerdings ein forschungsprominentes[56] und effektstarkes. Support in seinen verschiedenen Typen und Qualitäten und unter umrissenen Randbedingungen ist nachweislich ein potenter Stressmoderator.[57] Support- Formen sind in spezifischen Kontexten aber unterschiedlich effektstark, weil verschiedene realpraktische Formen verschieden starke Moderatorenwirkung für jeweilige Stressoren zeigen. Die Effektivität soll aber hier nicht gemessen werden. Schlussendlich ist die sozial- emotionale Integrationsleistung von Bindungen wichtig. Ohne Bindungen und Integration sind supports nur sehr eingeschränkt möglich, und die qualitativ hochwertige Form des emotionalen Support ist dann kaum denkbar.
Support- Formen lassen sich als „Typen“ in sehr umfangreichen und fast schon willkürlichen Listen bilden. So ziemlich alles kann als Hilfeleistung eingestuft werden. Support ist eine Coping- Strategie, denn er muss eingefordert oder zumindest als Angebot durch Alter passiv akzeptiert werden. Konzeptuell unterscheidet man zwischen der Mobilisierung von Support (als einer sozialen Ressource) als 1) erhaltene, faktische Unterstützung und 2) erwartete, potenzielle Unterstützung. Beide Ansätze wurden operationalisiert, und zwar in Form der speziellen Integrations- und Netzwerkitems (reale und potenzielle) und als Coping- Strategien, die eine reale (und keine nur „beabsichtigte“) Reaktion auf zeitlich vorangehende Stressoren darstellten.[58]
Zweitens sind hier generelle Typen zu unterschieden: „Social support is most effective as buffer[59] against stress when the support matches the needs elicited by the stressor. Researchers discuss four main types of support: emotional, appraisal, informational, and instrumental support.”[60] Diese Dimensionen lassen sich als a) kognitiv- informativen, b) emotionalen und c) praktisch- instrumentellen Typus abstrahieren und für diesen Forschungskontext aus weiteren Typen und Funktionen von „Support als Bindung“ herausgreifen.[61] Um nicht auf „Support als Coping“ vorzugreifen, werden die konkreten Formen dieser Typen, die Strategien, nicht weiter beleuchtet.
Forschungsrelevante parameter und ihre Operationalisierungen
Ein wichtiges Merkmal von Bindungen ist ihre Qualität, d.h. auch ihre Intimität; es kann sich um starke oder schwache Netzfäden handeln. Diese weak ties wurden u.a. zunächst im pretest (n= 25) der Erhebung operationalisiert. Es stellte sich heraus, dass sie bei der großen Mehrheit der Stichprobenfälle in quantitativ hoher Zahl vertreten waren. Fast jeder Student hatte im pretest sehr viele flüchtige Bekannte, die er zur Lösung von Arbeitsanforderungen sicher problemlos mobilisieren kann. Im Fokus standen aber auch große Stressbelastungen und die daraus folgenden persönlichen problemlagen. Deshalb war das Interesse dieser Arbeit am Erkenntnisgehalt der Fragen nach strong ties [62] und nach Bindungen mit mindestens mittlerer Beziehungsenge weitaus größer. Mittlerweile gilt in der Stress- und Gesundheitsforschung: „[…] Individuals with poor health, and particularly mental health, generally have significantly smaller social networks. […] those suffering from chronic illness appear to have fewer intimate relationships and friends. […] [They] tend to report a lower quality of support, regardless of the number of persons in their social network […].”[63] (Kursiv i. Orig.)
Es wurden also folgende Netzwerk- und Integrationsparameter im Fragebogen (siehe Anhang) zu erfassen gesucht:
- Intime Integration: durch eine sexuelle partnerschaft (Fragebogen- Frage 1); i.d.R. qualitativ hochwertig
- Quantität des Netzes, Unabhängigkeit von Reziprozität und hohe Qualität (= sehr eng) in Fragebogen-Frage 3). Dabei ist das „Fehlen“ von Reziprozität wichtig, weil es Kennzeichen für hohe Beziehungsqualität ist; es steht nicht im Widerspruch zum allgemeinen Merkmal der Wechselseitigkeit (s.o.) sondern meint eine qualitativ anderswertige, darüber hinausreichende Beziehungsform. Z.B. ist die Kind- Eltern- Relation nur wenig reziprok[64], d.h. der „hilflose“ Ego kann uneingeschränkt und ohne sofortige Gegenleistung den latenten, hochwertigen Support aktualisieren
- Spannweite der Kontaktfrequenz: häufigsten und seltensten Kontakte (Frage 4a und 4b), um durch diesen differenzierten Rahmen präziser zu fragen als mit einer zu allgemeinen Frage, in der mehrere personen mit unterschiedlichen Kontaktfrequenzen vermischt werden (pretest)
- Netzwerk- Dichte[65] als die - hier recht allgemein erfasste - soziale Enge zwischen den verschiedenen Alteri, die zu Ego in einem sehr engem, nicht- reziproken Verhältnis stehen (Frage 5 in Bezug auf Frage 3) (d.h. komplementär zur Dichte eine geringe Dispersion des Netzes)
- Mittlere Qualität von ties: in Form von realen persönlichen, aber nicht extrem intimen Kontaktinhalten (Frage 6) (weniger relevant)
- Manifeste Integration: 1) aktive Mitgliedschaft (quantifizierte Kontakte) und 2) quantifizierte Freizeitangebote (z.B. universitäre); (Frage 17, 18)
- Kontaktbereitschaft: gegenüber wenig/ gar nicht bekannten Alteri (Frage 24)
- Familienbindung: latente, antizipierte (praktische) Hilfe durch Verwandte (Frage 29; nach Netzwerkorientierungsfragebogen „NOF“, Röhrle[66] )
- Integrationsbereitschaft[67] und persönliches Mobilisierungspotenzial (Frage 42); beides als Dispositionen
- Manifeste Mobilisierung bei schwereren problemen: eng vertraute Alteri (Frage 46) und nur wenig enge Alteri (Frage 48)
- Reale Mobilisierung, reale Netzwerk-Quantität und Kontaktbereitschaft (Frage 44)
Diese parameter dienen dem Zweck, die Netzwerkorientierung von Ego, reale und antizipierte Mobilisierung (z.B. auch mittels Verwandtschaft) von Support und die reale Integration in ties verschiedener Qualität (2- stufig) zu messen. Es wurde dabei – wie eben aufgelistet – eine breite Streuung von Netzwerkdimensionen operationalisiert, statt sich auf wenige bzw. eine Einzeldimension zu beschränken. Dies mag zu Lasten interner Reliabilität gehen, erhöht aber die Treffsicherheit bezüglich des Forschungsziels und bietet dadurch auch eine Sicherheit vor Mess- oder Konstruktionsfehlern gegenüber nur sehr wenigen Items. Das Gesamtbild der Indikatoren liefert ein breiteres und zentrales Bild über Netzwerkintegration als Quelle von z.B. qualitativ hochwertigem Support als nach wie vor dem prominenten Ansatz in der Stressadaptionsforschung. Netzwerk und Support gelten als eng verwobene Konzepte – auch wenn erstes nicht auf zweites reduziert werden darf.[68] So zeigen Bachmann/ Berta/ Eggli& Hornung in den Ergebnissen einer schweizer Studie, wie die soziale Integration als wichtige Ressource für Stressbewältigung bei StudentInnen fungiert.[69] [70]
II. 2 b) Ressourcen soziodemographischer Merkmale „Geschlecht, Alter, sozioökonomischer Status“
Geschlecht
Geschlecht ist ein askriptives Merkmal und lässt sich einfach erheben; es ist dadurch bei der Erhebung sehr forschungsökonomisch. Doch darüber hinaus ist es stresssoziologisch relevant, denn es gibt viele Hinweise, dass das Geschlecht im Stresswahrnehmungs- und Bewältigungsprozess und bei Coping eine intervenierende Rolle spielt. Sheu/ Sedlacek z.B. untersuchten in einer Vergleichsstudie die Geschlechter- und Ethniedifferenzen bezüglich Einstellungen gegenüber dem Hilfesuchen und bzgl. Coping bei College- StudentInnen.[71]
Ob Frauen Stress stärker bzw. anders wahrnehmen, ihn emotionaler bewerten, andere Attributionsmuster bezüglich ihres Selbstbildes (z.B. self- esteem, Kompetenzkonzepte) oder Kontrollwahrnehmung aufweisen oder Unterschiede bei Coping- Ressourcen bestehen, ist eine andere Frage - obwohl es empirische Hinweise gibt.[72] Am Ende zählt das effektive Ergebnis von Adaption. Ob Frauen hypothetisch z.B. problemlagen (hier: u.a. Leistungsaufgaben und Zielerreichungsprobleme) anfangs emotional dramatisieren, Stress unnötig selbst produzieren und durch gender- spezifische Strategien (z.B. verstärktes Emotionales Support) wieder abbauen spielt dann keine Rolle. Die Frage nach Stressfolgen (auf Mikro- oder Makroebene) und nötigen Interventionen kann dann unter bestimmten Rahmenbedingungen der Variablen obsolet werden: das Geschlecht kodeterminiert zwar eine spezifische subjektive Bearbeitung und objektive Reaktionen, doch die Effekte oder Konsequenzen sind u. U. dieselben.
Doch die Differenz im Detail und auch für die Wege zu diesen Effekten bleibt interessant. Schon die Ungleichverteilung in den Daten legt „erzwungenermaßen“ eine statistische Konzentration auf weibliche Studentinnen nahe. Die geringen Fälle der Männer sind valide und generalisierbar, sofern sie je nach Analysekomplex nicht zu gering sind. Dies war leider häufig der Fall. Männer an sich werden deshalb auch nur am Rande behandelt; nicht jedoch Geschlechterunterschiede.[73] Zweitens zeigen die Beratungsdaten der Zentralen Studienberatung eine sehr klare Differenz – im allgemeinen und auch im psycho- sozialen Beratungssegment. Quantitativ waren und sind Frauen in der Nutzung beider Beratungsformen klar überrepräsentiert, insbesondere bei „individueller psychosozialer Beratung“. Deswegen sind Korrelationen in den Daten der Erhebung unter dem Geschlechteraspekt zu prüfen. Nitsch modifiziert hingegen eine grobe Geschlechterthese im Sinne von Stress- Differenzen zwischen Mann und Frau durch kritische Relativierungen.[74]
Lebensalter
Das Alter wurde zweifach operationalisiert. Zum einen als Lebensalter anhand des Geburtsjahres, zum anderen als Höhe des Fachsemesters. Dieses schließt eventuelle Urlaubs- oder Auslandssemester mit ein. Es soll die Länge der Zeit ermittelt werden, in der StudentInnen die Hochschule besuchten und den dort wirkenden Stressoren ausgesetzt waren. Dies impliziert die Entwicklungsannahme, dass mit zunehmender Zeit und Auseinandersetzung konstante Stressoren besser bearbeitet werden können. Es können z.B. im Falle dieses Forschungsaspektes die Arbeitstechniken, organisatorisches Wissen und „Tricks“ über die Semester hinweg nach und nach erworben werden.
Dasselbe gilt für die Ausbildung einer internen und emotionalen Einstellung der „Gelassenheit des Älteren“. Die Stressforschung bezieht sich bei StudentInnen gerne auf die Dimensionen freshmen und erfahrene Ältere. Bachmann/ Berta/ Eggli& Hornung z.B. beschreiben eine panel- Studie[75], die zwischen Anfängern und StudentInnen mittlerer Semester vergleicht. Sie betonen nicht umsonst die Wichtigkeit von Orientierungsangeboten für die effektive Stressreduktion bei StudentInnen: Anfänger besitzen logischerweise nicht nur kaum Wissen über den Studienaufbau, Organisation, Tricks usw., sondern wissen oft nur unzureichend, wie sie an dieses Wissen herankommen und erwerben können. Sie sind also zweifach bedroht, durch organisatorische Inkompetenz in schädigende Stresskreisläufe zu geraten. Es ist anzunehmen, dass mit steigendem Studienalter diese Arbeitskompetenzen und Orientierungen zunehmen und Stress präventiv unterbunden wird (prospective coping). Die Erforschung der Gruppe der Hochschul- Freshmen in ihrer typischen Anpassungssituation[76] unter dieser Entwicklungsannahme[77] ist in der Stressforschung mittlerweile etwas stärker geworden.[78]
Sozioökonomischer Status: Einkommenslage und Bildungshintergrund
Die finanzielle Situation der StudentInnen verweist auf ihren ökonomischen Hintergrund und verbindet sich mit der höchsten Bildungslage eines Elternteils zur Dimension des Sozioökonomischen Status’. Ferner wurde die Einkommenslage in mehreren Items erfasst, die sich komplementär ergänzen, um den empirischen Erkenntnisgehalt zu erhöhen. Zum einen wurde in einer Doppelfrage a) die Summe aller finanziellen Beträge erfasst, die monatlich zur Verfügung steht. Und b) das daraus resultierende real verfügbare Einkommen, wenn man alle Lebenshaltungskosten abzieht. Dadurch sollte ein präziseres Bild des Einkommens geliefert werden – es könnten Mediatoren als Moderatoren einer Finanzlage auftreten. So kann z.B. das Wohnen auf kleinem Raum in günstigen Wohngemeinschaften die Miete stark verringern etc. Dann wurde zusätzlich noch die Jobsituation erfasst, um das Bild weiter zu verfeinern bzw. einen möglichen Stressorenhintergrund zu finden. Es ging vornehmlich darum, herauszufinden, wer einen Nebenverdienst benötigt, um die finanzielle Situation zu sichern. Dabei spielte es durch die zweidimensionale Frage keine Rolle, ob ein dringend benötigter Job gesucht oder bereits ausgeübt wird. Schließlich galt es mit der Job- Frage auch zu präzisieren, ob ein z.B. hohes Einkommen gar nicht über die Eltern bezogen wird, sondern selbst erwirtschaftet werden muss. Dabei wurde die Fragestellung so geleistet, dass nicht solche Jobs erfasst werden, welche angenommen werden, um einen Konsumstil zu finanzieren (z.B. Reisen, Life- style). Dieser Typ von Joblage sollte damit empirisch ausgeklammert werden. Und letztens schließt die Erfassung des BAFöG- Status hier an. Er stützt das ökonomische Bild ebenfalls, und war in zwei Items unterteilt. Damit sollte der momentane und auch der vergangene Bezug von BAFöG- Geldern erfasst werden. Auch letztgenannter Aspekt verweist auf die Einkommenslage, denn das BAFöG könnte z.B. schon ausgeschöpft worden sein; oder es verweist zumindest auf eine Grenzwertigkeit beim Einkommen, wenn das Elterneinkommen z.B. kurzzeitig gering genug war für das Beziehen von BAFöG, dann aber wieder zu hoch wurde oder andere Gründe. Das BAFöG wurde in der Frage nach der Summe aller Einkommensflüsse (s.o.) extra mit genannt, um Verwirrung beim Befragten zu vermeiden und die Erfassung des Gesamteinkommens zu präzisieren.
Als weiterer stützendender Indikator für die sozioökonomische Lage als Gesamtdimension zählt der Bildungshintergrund im Elternhaus der StudentInnen. Er wurde auf einen einzelnen Elternteil fokussiert, und zwar auf denjenigen mit dem höchsten Bildungsgrad. Es wurde angenommen, dass nur ein verschwindend geringer Teil der Eltern gar keinen Abschluss besitzt.
Bei einem Fragebogen, der stark über paper& pencil erhoben wurde, ist die Bearbeitungsmotivation aufgrund Zeitaufwand und Interessenschwund (ähnlich auch bei einer Mailerfassung) ein problem. Dieses wurde durch das Handling in der Interaktionsbedingung (face- to- face- Verteilung, aber kein Beisein beim Beantworten) stark reduziert. Also musste der Fragebogen so kurz wie möglich gehalten werden, ohne dabei Inhaltsdimensionen zu vernachlässigen. Somit wurde Frage 59) als Bildungsfrage lediglich auf den höchsten Bildungsabschluss der Elternteile reduziert. Stattdessen wurden die höheren Abschlussmöglichkeiten voll differenziert, also zwischen den Hochschultypen und zwischen Typen der Hochschulreife zusätzlich präzisiert. Damit hat man darüber hinaus die statistische Option, eine mögliche Korrelation zwischen exaktem Bildungshintergrund und Stressphänomenen zu erfassen, was dann als Einzelaspekt gesehen werden kann, der eben nicht nur unter die Dimension der Einkommenslage zu setzen ist. Untere Bildungsschichten könnten anderes Coping präferieren[79] und anders in Stressprozesse involviert sein, z.B. bezüglich Stressempfinden und –bewertung. Doch der Schwerpunkt der Analyse bei diesem übergeordneten punkt liegt an der ökonomischen Lage, die den Bildungshintergrund als einen Mitindikator miteinbeziehen kann, aber nicht muss.
Somit ergibt sich ein allgemeines und grobes Gefüge, das den Einkommenshintergrund als intervenierende Variable beleuchtet; die Lage kann zum Stressor werden, wenn Zeit, Ressourcen und persönliche Kraft fehlen, um nötige Studienleistungen im vorgesehenen Rahmen zu erbringen. Sie kann auch Druck erzeugen, das Studium schnell zu beenden, statt Aufgaben über mehrere Semester zu verteilen und damit Stress entschärfen zu können, wie das durch hohes, arbeitsfreies Einkommen möglich wäre. Die Stressoren der eingeführten Langzeitstudiengebühren (und der angekündigten Erststudiengebühren) für Nordrheinwestfalen unterfeuern die potenzielle ökonomische problemlage noch. Erstgebühren wurden nicht erfasst, weil sie noch gar nicht eingeführt sind und nicht als hier forschungsrelevanter, vergangener oder akuter Stressor wirken (reaktives Coping als Adaption), sondern als zukünftiger (= sog. „proaktives“ oder „prospektives“ Coping).[80]
II. 2 c) Interne Ressourcen: forschungsrelevante Dispositionen
In der Stressforschung ist nicht nur der anglo- amerikanische Forschungsraum prominent, sondern auch die psychologie, sei es nun eine gesundheitswissenschaftliche oder eine sozialpsychologische. Deshalb sind individuelle Moderatoren als Dispositionen im Stresskonzept stark vertreten, welche wiederum als potenzielle Ressourcen für Adaption und Coping dienen und Stress reduzieren können. Weil dies eine Überschneidung mit dem Forschungskonzept darstellt, das eben nicht genuin soziologisch ist, wird das Konzepte der Kontrollattribution (siehe unten) herausgegriffen, das sich besser in den Arbeits- und Leistungskontext mit den hier gewählten Stressoren von StudentInnen einbetten lässt. Die indirekten und hier zweitrangigen personen- Moderatoren als Dispositionen (sei es in stabiler trait oder variabler state- Form) werden ausgeklammert. So wären z.B. in diesem Forschungskontext positivismus[81] als Weltsicht und soziale Angst (anxiety) auch interessante Forschungsaspekte z.B. hinsichtlich prüfungen[82]. positivismus kann z.B. Humor[83] beeinhalten, der als recht effektive Bewältigungsstrategie für viele problemlagen fungieren kann. Andere prominente Dispositionen als günstige/ ungünstige Moderatoren sind hier gleichfalls nicht erfasst worden.[84]
Die Kontrollattribution als Stress- Moderator: internal vs. external
In der Sozialpsychologie überlappen sich immer wieder „kleinere“ Theorieansätze und Modelle, die oft nur wenig miteinander verknüpft werden. Auch das hier relevante Kontrollmodell ist in Beziehung zu ähnlichen oder anschlussfähigen Thesen zu setzen. Einige lassen sich positiv angliedern, andere negativ, ohne aus dem Rahmen des Grundprinzips eines intrapsychischen Kontrollkonzeptes zu fallen. Die wichtigen sozialpsychologischen Theorieaspekte sind dabei:
1) Self- efficacy: eine Selbstwirksamkeitserwartung als Handlungsmotivation[85]
2) Internale vs. externale Kontrollattribution: [86] Kontrollzuschreibung[87] über Ort der Verursachung (locus of control) des Erreichens von Verstärkerstimuli (Ziele, Aufgaben)
3) Theorie der kognizierten Kontrolle:[88] Motivation (d.h. Bedürfnis) nach interner Kontrolle über subjektiv bewertete Stimuli
Als Rahmen für eine speziell zu erläuternde Internal- External- Kontrollattribution (I- E-Modell) muss allgemeiner die breiter angelegte Theorie der Kontrolle angesprochen werden. Und zwar wurden auch einige inhaltlichen Aspekte der Coping- Strategien fokussiert. „Kognitive Kontrolle wird dann ausgeübt, wenn eine person durch eine kognitive Strategie die wahrgenommene Aversivität eines Ereignisses reduziert. Hierzu können sehr viele Strategien benutzt werden, so z.B. Ablenkung, Konzentration auf die positiven Aspekte eines Ereignisses, Uminterpretieren als harmlos, […] Einordnung […] in einen übergeordneten plan (Sinnverleihung) usw.“[89] Kontrollstrategien in kognitiver Form und in den drei Zeit- Aspekten besitzen prinzipiell positive Effekte. Sie können als a) retrospektiver Typ auftreten (d.h. vergangene Ereignisse bearbeiten), b) gegenwärtiger Typ (im Jetzt) oder als c) zeitlose Disposition auftreten. Typ a) wurde anhand verschiedener Coping- Formen von den Befragten umgesetzt und mit den Coping- Items indirekt erfasst. Typ c) wurde direkt empirisch als internale/ externale Attribution erfasst, welche die überdauernde Einstellung (= trait) gegenüber (subjektiven) Stress- und problemsituationen abbildet - also auch auf zukünftige Kontrollstrategien verweist.[90]
Grundlegend geht es um den punkt, „[…] dass personen, die für sie aversive Ereignisse oder Zustände kontrollieren zu können glauben, durch diese Ereignisse in weniger starkem Ausmaß negativ beeinträchtigt werden. […] Kontrolle kann auch dann dadurch gegeben sein, dass sich eine person erklären kann, warum ihr ein bestimmtes Ereignis zugestoßen ist, oder wenn sie zumindest vorhersehen kann, was ihr zustoßen wird.“[91] (Kursiv i. Orig.) Das Konzept der subjektiven perceived control geht also über die Wahrnehmung gegenwärtiger Handlungsoptionen bezüglich Ereignissen/ Folgen hinaus (Beeinflussbarkeit) und ergänzt diesen Aspekt durch Vorhersehbarkeit (zukünftig- prospektiv) und Erklärbarkeit (retrospektiv) als weitere Kontrollformen. Kognizierbarkeit, also kognitive Kontrolle, liegt dann viertens vor, wenn die Wahrnehmung gegenwärtiger Stimuli mit rein kognitiven Strategien positiv bearbeitet wird. Die Subjektivität von Kontrolle meint dann auch, dass objektive Kontrolle nicht zwingend existieren muss, um negative Folgen von Kontrollmangel zu reduzieren/ zu beheben (z.B. Ängste), sondern dass ein subjektiv gefühltes Kontrollpotenzial ebenso dafür ausreichen kann.
Diese Annahmen implizieren, dass personen das Fehlen von Kontrolle beheben und Kontrolle (wieder) erlangen wollen: sie besitzen eine Kontrollmotivation bezüglich sich selbst und ihrer Umwelt. Verlust oder Mangel an Kontrolle ziehen negative Folgen nach sich. „Die Wahrnehmung von Kontrollmöglichkeiten über aversive Ereignisse reduziert dagegen den durch diese hervorgerufenen Streß bzw. eliminiert ihn ganz.“[92] Die Subjektivität und dispositionelle Abhängigkeit der Wahrnehmung dieser vier Kontrollformen zeigt sich z.B. im sog. control- serving- bias, d.h. in der Verzerrung der Wahrnehmung von Kontrolle als Tendenz bei personen. Diese Verzerrung (= engl. bias) ist also eine notwendige subjektive Illusion von Kontrolle, die als genereller positiver Glaube an Kontrolle (und damit indirekt an Kompetenz und Erfolgsaussicht) fungiert, welcher sich sogar in objektiv zufallsabhängigen Situationen (z.B. Glücksspiel) empirisch belegen lässt. Eine solche fehlende oder geringe sog. Kontroll- Illusion wird z.B. bei Depressivität relevant. In dieser Arbeit meint Kontroll-Illusion dann eine fehlende situationsübergreifende Sichtweise, generell Stressbelastungen aufgrund Aufgabenprobleme durch Strategien reduzieren zu können. Die Kontrolle darüber wird nicht der person selbst (internal) zugeschrieben – sondern wenig oder gar nicht kontrollierbaren Umweltparametern und Umständen.
Depressivität verweist durch die Forschungen im Feld der kognizierten Kontrolle (und der Attribution) auch auf das Teilkonzept der Erlernten Hilflosigkeit. Sie wird deshalb hier relevant, weil sie die Inhalte der Kontrollattribution und des social support- Ansatzes in Verbindung bringt. Besonders in den Ziel- und Leistungsaufgaben, die hier im Rahmen eines universitären Arbeitskontextes zu sehen sind, spielt persönliche Aktivität bezüglich Zielen [93] , also z.B. die Mobilisierung von Ressourcen jeglicher Art, von instrumentellen Support oder von instrumenteller Selbsthilfe eine wichtige Rolle beim Coping. Dazu gehört der Glaube an Kontrolle, dargestellt durch Glaube an die Kontingenz (= kausale Abhängigkeit) von interner Ursache (das aktive Individuum) und externer Wirkung (Ziele).
Für passivität[94] als einer definierbaren Bewältigungs- Form gilt dann: „Certainly the apparent emotional withdrawal and passivity shown by helpless […] college students paralleled depression; in addition, decreased motivation and increased cognitive difficulty, also part of the helplessness experience, are major symptoms of depression. […] Seligman hypothesized that both learned helplessness and reactive depressions result from the expectany that responses and outcomes will be independent.”[95] Erlernte Hilflosigkeit meint schließlich verfestigte emotionale, kognitive und motivationale Defizite aus Erfahrungen mit (vermeintlich) unkontrollierbaren Stressoren. Dieses Teilkonzept muss auch in enger Nähe zu sozialer Angst, depressiven Vermeidungsreaktionen, zu niedrigem Selbstwertgefühl und niedriger Kompetenz- und Erfolgserwartungen gesehen werden.
Die perceived control ist, wie schon dargelegt, als individuelle Disposition zu sehen, die subjektiv bearbeitet wird. Gerade im Stressorenkontext dieser Arbeit muss aber klargemacht werden, dass auch die beste Kontrollillusion bzw. –strategie an objektiven Situationen zerschellen kann. Genau deswegen musste Coping dergestalt operationalisiert werden, dass diese Strategiebeispiele in der jeweiligen problemsituation auch sinnvoll sind. Z.B. sind dann entweder auch Akzeptanz- Strategien angeboten, wenn Zustände gar nicht geändert werden können (z.B. Studiengebühren, prüfungsordnungen usw.) oder indirekte Manipulationsstrategien, wenn solche objektiven parameter nur teilweise/ indirekt verändert werden können. Der Grad der Situationskontrolle ist also als externer Stressmoderator zu sehen, der darüber hinaus Anpassungsformen aufzwingen kann.[96] Das wirft eben die Frage auf, ob nicht umgekehrt in der Realpraxis des Alltags öfters als vermutet die Situation den Stressor und evtl. die Anpassungshandlungen steuern statt umgekehrt. Darauf wurde im Fragebogen reagiert, indem das Coping angepasst wurde. Die Wichtigkeit von subjektiver, interner Kontrolle für inhaltliche und breite empirische Aspekte dieser Arbeit bleibt aber bestehen, was die vorherigen Abschnitte schon gezeigt haben.
Dies ist der grundlegendere Rahmen eines (un-) bewussten kognitiven Kontroll- Aspektes, welcher sozialen Handlungen vorgeschaltet ist. Der hier relevante Teil stellt empirisch auf die „Disposition“ der internen oder externen Zuschreibung von Kontrolle ab. Deswegen werden Aufbau und Stress- Folgen des I- E- Modells genauer dargelegt. Zentral ist der Gedanke „[…] von Rotter (1966), der mit dem Begriff des >locus of control< die Menschen danach einteilt, wieweit sie das Gefühl haben, in ihrem Verhalten durch die Umwelt bestimmt/ kontrolliert zu sein oder auf/ über die Umwelt bzw. das eigene Verhalten Einfluß/ Kontrolle zu haben. [So] […] stellte man beispielsweise fest, dass >intern Kontrollierte< im allgemeinen Informationen offener aufnehmen und verarbeiten, unabhängiger von den Wünschen und Meinungen der Umwelt, weniger ängstlich und eher bereit sind, anderen zu helfen […] als >extern Kontrollierte<.“[97] Ungeachtet berechtigter Kritik[98] aus behaviouristischer perspektive ist der allgemeine Kontrollaspekt wichtig, nämlich die Kontrolleinschätzung bezüglich: a) eigener Kompetenzen und b) der Beeinflussung der Situation als Adaptionsweg.
Rotter im speziellen abstrahiert Ziele, Situationsparameter, Aufgabenstellungen, Leistungsstandards usw. als verhaltenssteuernde Verstärkerreize: „Mithilfe der internen/ externen Kontrollüberzeugung lassen sich personen, die Verstärkungen eher kontigent zu ihrem eigenen Verhalten sehen und damit annehmen, dass Merkmale ihrer eigenen person (wie z.B. Fähigkeit, Begabung, Anstrengung) Ursachen für die Verhaltensfolgen sind, von solchen unterscheiden, die in geringem Ausmaß dazu tendieren […] und damit eher Faktoren außerhalb ihrer eigenen person (wie Glück, Zufall, andere personen) für Ursachen der Verhaltensfolgen halten.“[99] [100] Internalität und Externalität der Kontrollperzeption wurde u.a. in den Fragebogen- Fragen Nr. 7, 26, 41, 43, 45, 47 erfasst. Dies auch deshalb, weil wahrgenommene Kontrolle durch breite empirische Befunde als zentral für das Gesundheitsbefinden von Erwachsenen gelten kann.[101]
„(Interne) Kontrolle soll ein protektiver Faktor gegen Belastungen sein, weil sie es erlaubt, ein positives Selbstbild zu erhalten […] oder in anderer Weise puffert […] Die Arbeiten […] [des] Transaktionsansatzes gehen von einer indirekten Wirkung aus, und zwar über die sekundäre Bewertung und über die Förderung problemorientierter Reaktionen […]. Rotter (1966) hatte bereits darauf hingewiesen, dass generalisierte Kontrolle dann an die Stelle situationsspezifischer Wahrnehmung tritt, wenn der person keine Erfahrungen oder zu wenige Informationen vorliegen. Infolgedessen schreiben viele Autoren intern Kontrollierten auch eine Neigung zu instrumentellen Verhalten und verminderten emotional- beruhigenden Reaktionen zu […].“[102] Interne oder externe Kontrollsichtweisen sind nach Rotter also generalisierte Erwartungen [103] bezüglich des Ortes des Verursachung von erstrebenswerten Verstärkerreizen, und dies unter der Bedingung des Informations- oder Erfahrungsmangels in einer Handlungssituation.
[...]
[1] Sog. allgemeines Adaptionssyndrom nach H. Selye.
[2] Michael G. DeGroote School of Medicine, McMaster University in Hamilton, Ontario/ Kanada.
[3] Die Versuchs- und die gesunde Kontrollgruppe wies jeweils ca. 15.000 personen auf.
[4] Hinter Rauchen und Fettstoffwechselstörungen.
[5] Lindner, S.9.
[6] Siehe z.B. Greif/ Bamberg/ Semmer.
[7] Nitsch, S.50
[8] Sutherland/ Cooper, S.131
[9] Diese Bilder änderten sich ab den 80er/ 90er Jahren tendenziell. Besonders im US- Raum finden sich ab den 90ern zunehmend kleine Studien, speziell an nur geringen College- populationen durchgeführt.
[10] D.h. Dominanz institutioneller Tatbestände mit nur geringer Beeinflussbarkeit durch StudentInnen.
[11] Nitsch, S.266-270
[12] pearlin, S.241
[13] Mit Kontakten ist nicht die Anzahl von personen in Beratung gemeint.
[14] Siehe Zeitreihengrafik 2), Anhang
[15] Jahresbericht der ZSB, Universität Bielefeld, Jhg, 1996, S.20.
[16] Siehe Towbes/ Cohen und Ross/ Niebling/ Heckert
[17] Im Gegensatz zu anglo- amerikanischen Campus- Universitäten lassen sich in Bielefeld kaum Mehr- Bett- Zimmer oder Schlafsäle (dormitories) finden.
[18] Bei nur 12 von N=171 fehlenden Werten.
[19] Bei nur 3 von n=87 fehlenden Werten.
[20] Encyclopedia of stress, Vol. I., S.723
[21] “inverted-U hypothesis”; siehe Sutherland/ Cooper, S.147f
[22] Die Leistung wird schlechter, Verhalten und psyche zeigen u.a. Apathie, Langeweile, Fernbleiben vom Arbeitsplatz, Depression.
[23] Sutherland/ Cooper, S.148; Nitsch, S.52-60, S.428ff (person- environment- fit- Modell)
[24] Der Begriff „alltäglicher Wahnsinn“ beschreibt diese Zwischenposition. Arbeitsbelastungen mit ihren Stimulusspitzen als „alltäglich“, normal und damit verkraftbar einzuschätzen ist bereits eine effektive Bewältigungsstrategie.
[25] Nitsch, S.39
[26] Ebd., S.45
[27] Frey/ Greif, S.342
[28] Towbes/ Cohen liefern 54 Items chronischer Stressoren für College- Studenten; Towbes/ Cohen, S.202ff
[29] Z.B. ist das posttraumatische Stresssyndrom eine solche dysfunktionale Reaktion.
[30] pearlin, S. 254
[31] Auch wenn z.B. die anders gelagerte post- stress- Forschung hier ansetzen und die Belastungen nach nichtbestandenen prüfungen untersuchen könnte.
[32] Solche Stressoren wären dann z.B. Scheidungsrate, während sich Stressfolgen als Devianz (z.B. Selbstmordrate) oder Delinquenz zeigen würden.
[33] Badura/ pfaff (1992), S.359
[34] Ebd., S.354-365
[35] pearlin, S.242
[36] „Transition“ als einschneidendes Ereignis: Hurrelmann, S.55
[37] Towbes/ Cohen, S.208
[38] pearlin, S.246
[39] Ebd. S.247
[40] Encyclopedia of stress, Vol. III, S.686
[41] Die Soll- Ist- Diskrepanz ist zweitens (am Rande) interessant. Die Objektive Selbst-Aufmerksamkeit, wie auch immer bei personen induziert, zeigt sich als Verstärker von kognitiver Wahrnehmung von individuellen Standards bzw. der Kluft zwischen Zielen und der Realität. Die Selbstaufmerksamkeit fungiert damit u.U. als negativer Stress- Mediator, weil umgekehrt Regulationsdruck entsteht, die Diskrepanz zu lösen und Standards zu erreichen. Es entsteht also in anderer Kausalrichtung Stress, wenn nicht erfüllte Standards stärker oder immer wieder erkannt werden (z.B. bei personen mit hohem self- monitoring als Disposition).
[42] Wentura/ Greve/ Klauer, S.115
[43] Interne Standards sind zentrale Handlungsdeterminanten in Banduras Lerntheorie: Stalder, S. 253f; 258-261.
[44] Diese zu kurz ausgelegte Definition liefert z.B. L. Levi; Sutherland/ Cooper, S.132.
[45] Eine Vergleichsstudie über die Anpassung farbiger und weißer Studienanfänger und social support liefert Jay/ D’ Augelli, S.95-108.
[46] Siehe z.B. Neuevaluation des Life- Orientation- Test (LOT) bei Scheier/ Carver/ Bridges, S.1063-1078
[47] Nitsch, S.433
[48] Jansen, S.26f
[49] Nitsch, S.436
[50] Z.B. ein institutionelle Machtposition.
[51] Jansen, S.66ff
[52] Z.B. können auch Triaden (= Dreiecksverbindungen) untersucht werden.
[53] Brücker, S.174
[54] Jansen, S.59 (Tab. 3.1)
[55] Leimkühler, S.70
[56] pearlin, S. 251
[57] Z.B. Studien von House& Wells (Fabrikarbeit); Caplan et al.; pinneau (betriebliche Arbeit); Turner; porrit in 1979; Berkmann in 1983.
[58] Wiederum muss einschränkend gesagt werden, dass sich empirisch sehr differenzierte und kontextabhängige Bilder bei der Effektivität beider Support- Typen zeigen.
[59] Die Buffering- These ist eine von zwei Forschungslinien und postuliert im Gegensatz zur anderen Linie einen intervenierenden, indirekten Einfluß von Support auf Stress.
[60] Encyclopedia of stress, Vol.III, S.480
[61] Z.B. Keupp, S.32: „Identitätsstabilisierung“ und „Kontakterweiterung (social outreach)“
[62] pearlin, S.251; Jansen, S.27
[63] Halpern, S.74ff
[64] Röhrle, S.16ff
[65] Jansen, S.57
[66] Röhrle, S.301 (Item- Nr.30)
[67] Ebd., S.301 (Item- Nr.49)
[68] Keupp, S.29ff
[69] Siehe Bachmann/ Berta/ Eggli& Hornung
[70] Siehe Überforderungsmodell nach pearlin in Hurrelmann, S.54
[71] Sheu/ Sedlacek, S.130-143
[72] pearlin/ Schooler, S.15
[73] Auch wenn gerade in der (Sozial-) psychologie oft mit Stichproben unter N= 100 korrelativ analysiert wird, so würde dies nicht dem empirischen Anspruch dieser Arbeit genügen.
[74] Wenn Leistungs- und Schulangst geschlechtsabhängig sei und gute Schülerinnen höhere Schulangst haben, könnte dies zu höherer Anstrengung und erhöhtem Lernpensum führen. Die Noten waren nämlich geschlechts un abhängig, also bei dieser Versuchsgruppe gleich gut. Lediglich die Angstbewältigung war bei Mädchen stärker erforderlich und wurde durch hohen Fleiß geleistet. Die Mädchen erschienen Lehrern genau dann als „fleißig“ – so Nitsch, S.287.
[75] Siehe Bachmann/ Berta/ Eggli& Hornung
[76] Siehe Jay/ D’ Augelli oder Eggli.
[77] Die life- event- Forschung fokussiert stattdessen den Übergang ins Hochschulleben als Stressor bei Erstsemestern, z.B. den Auszug von Zuhause, räumliche Distanz zu alten Bindungen usw.
[78] Sicherlich auch deshalb, weil - wie in dieser Arbeit auch - StudentInnen als eine homogene Stichprobe sehr effektiv für empirische Forschung vor Ort rekrutiert werden können.
[79] Nitsch, S.289
[80] Diese echten Gebühren sind momentan nur ein politisches programm und wären erst nach ihrer Einführung interessant.
[81] Nitsch, S.288; Scheier/ Weintraub/ Carver
[82] Z.B. Mechanic (1962); eine dte. Item-Liste (TAI-G) hierfür Hodapp(1996)&Musch/Bröder (1999).
[83] Siehe z.B. Eggli (1997).
[84] Z.B. Konzepte wie: Neurotizismus, psychotizismus, Hostility (Feindseligkeit), Typ A/ B- Charakter, Frustrationstoleranz, Rigidität, Stressimpfung (resistance) u.a.
[85] Z.B. Stalder, S.253-257
[86] Siehe umfassend zu diesem Konzept: Mielke.
[87] Anknüpfend: Erlernte Hilflosigkeit, d.h. eine stabile kognitive Attitüde bezüglich geringer Kontrollchancen und Kompetenzen; ist komplementär zu einer erlernten Kompetenz(-kognition) (d.h. stabile Einstellung bezüglich hoher Kontrollkompetenzen); siehe Mielke, S.8.
[88] Siehe umfassend zu dieser Theorie: Osnabrügge/ Stahlberg/ Frey.
[89] Ebd., S.146
[90] Wie effektiv genau sie unter welchen Rahmensettings sind, ist allerdings nur unzureichend erforscht.
[91] Ebd., S.126
[92] Ebd., S.129
[93] Bereits die Tatsache einer Zielsetzung für Aktivität motiviert oft, baut Ziel- Ängste ab und verhindert evtl. eine Depression der Hilflosigkeit. Zielsetzung wäre dann ein weiterer interner Stressmoderator, z.B. auch als mögliche Disposition (engl. trait) „planen und Zielsetzen“.
[94] „Aktionshemmung“ als eine von vier Coping- Modi nach Lazarus/ Launier, S.252; 246 (Schaubild).
[95] Encyclopedia of stress, Vol. II, S.601
[96] Nitsch, S.255
[97] Frey/ Greif, S.222
[98] Sie zeigt neben dem Drittvariablenproblem auch auf das Ursache- Wirkungs- problem: diese gemessenen Unterschiede zwischen Internalen und Externalen können umgekehrt nicht die Folge, sondern die Ursache der I- E- Wahrnehmungstendenzen sein; siehe Grabitz, S.236.
[99] Mielke, S.6
[100] stabil: Fähigkeit und Aufgabensetting vs. instabil: Anstrengung und Zufälle. Diese Ergänzung des I- E- Modells um die Dimension „Stabilität“ soll nicht dargelegt werden. Eine theoretische Ergänzung (Weiner et. al. 1971) betont die Dominanz dieser zusätzlichen Dimension als Ursache für soziales Lernen mittels Erwartungsänderungen nach (Miß-) Erfolgsstimuli. Es geht stattdessen um Kontrollwahrnehmung, ihre kognitiven Bearbeitung von Stress und um Konsequenzen von Erfolgs-/ Kompetenzerwartung bezüglich der Reduktion von Disstress.
[101] Brücker, S.42
[102] Salentin, S.55
[103] Mielke, S.4; 22
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2005
- ISBN (eBook)
- 9783832497811
- ISBN (Paperback)
- 9783838697819
- Dateigröße
- 4.9 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Bielefeld – Fakultät für Soziologie
- Note
- 2,0
- Schlagworte
- arbeitsstress stressbewältigung empirische studie prüfungsangst stress