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Compliance der Konzernverrechnungspreise bei der Allweiler AG (mittelständisches Maschinenbauunternehmen)

Theorie und Praxis im Vergleich

©2006 Diplomarbeit 98 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Durch die zunehmende Globalisierung der Märkte und der damit verbundenen verstärkten internationalen Ausrichtung der Unternehmen steigen grenzüberschreitende konzerninterne Lieferungen und Leistungen immer weiter an. Diese konzerninternen Transaktionen werden unter den Konzernunternehmen verrechnet. Bei der leistenden Gesellschaft führt der jeweilige Verrechnungspreis zu Einnahmen und beim Leistungsempfänger schmälert sich als Betriebsausgabe der Gewinn. Somit wirkt sich der Verrechnungspreis direkt auf die Summe der Einkünfte und damit auf das zu versteuernde Einkommen aus.
Seit der Einführung der verschärften Dokumentationsvorschriften im Jahr 2003 ist für international tätige Konzerne die Ermittlung und Dokumentation von Konzernverrechnungspreisen die wichtigste Herausforderung im Bereich des internationalen Steuerrechts. Beim Waren- und Dienstleistungsverkehr innerhalb eines Unternehmensverbunds führen unterschiedliche Marktbedingungen, verschiedene Kosten- und Erlösstrukturen sowie eine Vielzahl anderer Faktoren zu unterschiedlichen Verrechnungspreisen.
Diese unterschiedlichen Konzernverrechnungspreise und Gewinne sind für die Fiski der verschiedenen Länder oft unverständlich. In der Betriebsprüferpraxis ist daher eine wachsende Bedeutung von Verrechnungspreisfragen festzustellen. Von Unternehmen kann der Verdacht von Steuerverlagerungen in Niedrig-Steuerländern nur durch eine gesetzeskonforme Dokumentation von Verrechnungspreisen widerlegt werden.

Die Allweiler AG nutzt die Konzernverrechnungspreisgestaltung nicht als ein Instrument der Steueroptimierung, ist aber als multinationales Unternehmen mit den verschärften Dokumentationsvorschriften konfrontiert.

Wie viele andere international tätige Unternehmen ist die Allweiler AG verunsichert, ob die derzeitige Konzernverrechnungspreisdokumentation den umfassenden Dokumentationspflichten Genüge leistet.
Das Nahziel von Allweiler ist die Erfüllung der Dokumentationsvorschriften, um das Risiko von Einkommensanpassungen zu reduzieren und die Erhebung von Strafzuschlägen von Seiten der Steuerbehörden zu vermeiden.

Gang der Untersuchung:
Diese Arbeit soll dem Leser das Wesentliche der steuerlichen Verrechnungspreisthematik in verständlicher Art und Weise darstellen und sie soll untersuchen, ob die bestehende Konzernverrechnungspreisdokumentation bei der Allweiler AG mit den verschärften gesetzlichen Dokumentationsvorschriften einhergeht. Hierbei soll die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Mirko Müller
Compliance der Konzernverrechnungspreise bei der Allweiler AG (mittelständisches
Maschinenbauunternehmen)
Theorie und Praxis im Vergleich
ISBN-10: 3-8324-9777-3
ISBN-13: 978-3-8324-9777-4
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006
Zugl. Fachhochschule Konstanz, Konstanz, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
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http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ... VI
Abbildungsverzeichnis ... VIII
1. Einführung ...1
1.1 Problemstellung...1
1.2
Zielsetzung und Aufbau der Diplomarbeit ...2
2. Gestaltungsparameter ...4
2.1 Konzernstruktur ...4
2.2 Verrechnungspreise ...6
2.2.1 Begriffsbestimmung ...6
2.2.2 Betriebswirtschaftliche
Funktionen von Verrechnungspreisen ...7
2.2.3 Betriebswirtschaftliche Ermittlungsmethoden...9
2.2.4 Verhältnis
der
steuerlichen zu den betriebswirtschaftlichen
Verrechnungspreisen ...12
2.3 Verrechenbarkeit
von
Lieferungen und Leistungen ...13
3. Steuerliche Rahmenbedingungen...15
3.1 Steuerrechtliche
Perspektive...15
3.1.1 Nationales Recht...15
3.1.2 Internationales Recht ...19
3.2 Fremdvergleichsgrundsatz ...20
3.3 Doppelbesteuerung ...23
3.4 Strittige
Fragestellungen in der Praxis...25
4. Dokumentation von Verrechnungspreisen ...28
4.1
Überblick über die Dokumentationsanforderungen ...28
4.1.1 Allgemeine
Anforderungen...28
4.1.2
Zeitpunkt der Erstellung der Dokumentation ...29
4.1.3
Sachverhalts- und Angemessenheitsdokumentation ...29
4.2 Dokumentationsinhalte...31
4.2.1 Dokumentation
in Normalfällen ...31
4.2.2 Dokumentation
in besonderen Fällen...32
III

Inhaltsverzeichnis
4.3 Aufzeichnungspflichten
für kleinere Unternehmen ...33
4.4 Konzerninterne
Verrechnungspreisrichtlinie...34
4.5 Ablauf
der
Verrechnungspreisdokumentation ...34
4.6 Organisatorische
Umsetzungsempfehlung der Dokumentation ...36
4.7 Sachverhaltsdokumentation bei der Allweiler AG...38
4.7.1 Gesamtüberblick ...38
4.7.2 Industrieanalyse ...38
4.7.3 Unternehmensanalyse ...39
4.7.4
Überblick über die konzerninternen Transaktionsarten ...41
4.7.5
Analyse der Funktionen und Risiken...45
4.8 Unternehmenscharakterisierung ...47
5. Angemessenheit der Konzernverrechnungspreise...50
5.1 Steuerrechtliche
Konzernverrechnungspreismethoden...50
5.1.1 Überblick ...50
5.1.2 Standardmethoden...53
5.1.2.1 Preisvergleichsmethode...53
5.1.2.2 Wiederverkaufspreismethode ...55
5.1.2.3 Kostenaufschlagsmethode...57
5.1.3 Gewinnmethoden ...59
5.1.3.1 Gewinnaufteilungsmethode...59
5.1.3.2 Transaktionsbezogene Nettomargenmethode ...60
5.2 Angewandte
Verrechnungspreismethoden bei der Allweiler AG ...62
5.2.1
Lieferung von Fertigerzeugnissen ...62
5.2.1.1 Methodenanwendung ...62
5.2.1.2 Überlegungen
zur Methodenauswahl ...63
5.2.1.3 Fremdvergleichsanalyse ...64
5.2.2
Lieferung von Halbfertigerzeugnissen...64
5.2.2.1 Methodenanwendung ...64
5.2.2.2 Überlegungen
zur Methodenauswahl ...65
5.2.2.3 Fremdvergleichsanalyse ...65
5.2.3 Provisionsvereinbarungen...66
5.2.3.1 Methodenanwendung ...66
5.2.3.2 Überlegungen
zur Methodenauswahl ...66
5.2.3.3 Fremdvergleichsanalyse ...66
IV

Inhaltsverzeichnis
5.2.4 Dienstleistungen...67
5.2.4.1 Methodenanwendung ...67
5.2.4.2 Überlegungen
zur Methodenauswahl ...69
5.2.4.3 Fremdvergleichsanalyse ...69
5.2.5 Finanztransaktionen...70
5.2.5.1 Methodenanwendung ...70
5.2.5.2 Überlegungen
zur Methodenauswahl ...70
5.2.5.3 Fremdvergleichsanalyse ...71
5.2.6
Übernahme von Bürgschaften, Patronatserklärungen und sonstigen
Garantien ...72
5.2.6.1 Dokumentationsanforderungen...72
5.2.6.2
Anmerkungen zur Dokumentationsumsetzung ...73
5.2.7 Umlageverträge
nach
dem Poolkonzept ...73
5.2.7.1 Dokumentationsanforderungen...73
5.2.7.2
Anmerkungen zur Dokumentationsumsetzung ...74
6. Resümee und Ausblick ...75
6.1 Resümee...75
6.2 Ausblick...76
Literaturverzeichnis ...79
Rechtsquellenverzeichnis...84
Verzeichnis weiterer Quellen...86
Eidesstattliche Erklärung...89
V

Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abs.
Absatz
Anm.
Anmerkung
AO
Abgabenordnung
APA
Advanced Pricing Agreement
APAs
Advanced Pricing Agreements
Art.
Artikel
AStG
Außensteuergesetz
BFH
Bundesfinanzhof
BFuP
Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis
BGB
Bürgerliches
Gesetzbuch
BMF
Bundesministerium der Finanzen
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
DBA
Doppelbesteuerungsabkommen
d. h.
das heißt
DStR
Deutsches Steuerrecht
Ebd.
Ebenda
EStG
Einkommenssteuergesetz
etc.
et
cetera
f. folgende
ff. fortfolgende
FN-IDW Fachnachrichten
IDW
GAufzV Gewinnabgrenzungsaufzeichnungsverordnung
ggf.
gegebenenfalls
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
HGB
Handelsgesetzbuch
Hrsg.
Herausgeber
i. d. R.
in der Regel
VI

Abkürzungsverzeichnis
IDW
Institut
der
Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V.
i. L.
in Liquidation
i. S. d.
im Sinne des
IStR
Internationales
Steuerrecht
i. V. m.
in Verbindung mit
IWB
Internationale
Wirtschafts-Briefe
KStG
Körperschaftssteuergesetz
m.b.H.
mit beschränkter Haftung
Nr.
Nummer
OECD
Organisation for Economic Corporation and Development
o. V.
ohne Verfasser
RIW
Recht der Internationalen Wirtschaft
S. Seite
sog.
so genannte
Tz.
Textziffer
Tzn.
Textziffern
u. und
u. a.
und anderem
US-GAAP
United
States-Generally
Accepted Accounting Principles
usw.
und so weiter
vgl.
vergleiche
v. H.
von Hundert
z. B.
zum Beispiel
Zit. n.
Zitiert nach
VII

Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Organigramm ,,Konzernstruktur der Allweiler AG"...5
Abbildung 2: Typologie konzerninterner Lieferungs- und Leistungsbeziehungen...14
Abbildung 3: Überblick Korrekturmöglichkeiten ...16
Abbildung 4: Verrechnungspreisdokumentation nach § 90 Abs. 3 AO ...35
Abbildung 5: Möglichkeiten der Verrechenbarkeit von Dienstleistungen ...43
Abbildung 6: Unternehmenscharakterisierung...47
Abbildung 7: Überblick über die Methoden...50
Abbildung 8: Methodik der Preisvergleichsmethode...55
Abbildung 9: Methodik der Wiederverkaufspreismethode ...57
Abbildung 10: Methodik der Kostenaufschlagsmethode...59
VIII

Einführung
1. Einführung
1.1 Problemstellung
Durch die zunehmende Globalisierung der Märkte und der damit verbundenen ver-
stärkten internationalen Ausrichtung der Unternehmen steigen grenzüberschreitende
konzerninterne Lieferungen und Leistungen immer weiter an. Diese konzerninternen
Transaktionen werden unter den Konzernunternehmen verrechnet
1
. Bei der leistenden
Gesellschaft führt der jeweilige Verrechnungspreis zu Einnahmen und beim Leistungs-
empfänger schmälert sich als Betriebsausgabe der Gewinn. Somit wirkt sich der Ver-
rechnungspreis direkt auf die Summe der Einkünfte und damit auf das zu versteuernde
Einkommen aus
2
.
Seit der Einführung der verschärften Dokumentationsvorschriften im Jahr 2003 ist für
international tätige Konzerne die Ermittlung und Dokumentation von Konzernverrech-
nungspreisen die wichtigste Herausforderung im Bereich des internationalen Steuer-
rechts
3
. Beim Waren- und Dienstleistungsverkehr innerhalb eines Unternehmensver-
bunds führen unterschiedliche Marktbedingungen, verschiedene Kosten- und Erlös-
strukturen sowie eine Vielzahl anderer Faktoren zu unterschiedlichen Verrechnungs-
preisen. Diese unterschiedlichen Konzernverrechnungspreise und Gewinne sind für die
Fiski der verschiedenen Länder oft unverständlich
4
. In der Betriebsprüferpraxis ist da-
her eine wachsende Bedeutung von Verrechnungspreisfragen festzustellen. Von Un-
ternehmen kann der Verdacht von Steuerverlagerungen in Niedrig-Steuerländern nur
durch eine gesetzeskonforme Dokumentation von Verrechnungspreisen widerlegt wer-
den
5
.
Die Allweiler AG nutzt die Konzernverrechnungspreisgestaltung nicht als ein Instrument
der Steueroptimierung, ist aber als multinationales Unternehmen mit den verschärften
Dokumentationsvorschriften konfrontiert.
1
Vgl. Hoereth, U., et al.: Im Visier der Finanzverwaltung: Verrechnungspreise, Online im Internet, URL:
http://www.ey.com/global/download.nsf/Germany/STH_Im_Visier_der_Finanzverwaltung:_Verrechnungspreise/$f
ile/Verrechnungspreise.pdf (20.12.2005).
2
Vgl. Rasch S.: Konzernverrechnungspreise im nationalen, bilateralen und europäischen Steuerrecht, Köln 2001, S.
5.
3
Vgl. Eigelshoven, A., et al.: Die Dokumentation angemessener Verrechnungspreise nach dem Verwaltungsgrund-
sätze-Verfahren: Eine kritische Analyse. In: Der Betrieb Heft 22 vom 3.6.2005, S.1184.
4
Vgl. Vögele, A., et al.: Handbuch der Verrechnungspreise, München 2004, S. IX.
5
Vgl. Kaminski, B., et al.: Analyse der aktuellen Rechtssprechung des BFH zur Verrechnungspreisbestimmung. In:
Betriebsberater (31. Oktober 2005), S.2379.
1

Einführung
Wie viele andere international tätige Unternehmen ist die Allweiler AG verunsichert, ob
die derzeitige Konzernverrechnungspreisdokumentation den umfassenden Dokumenta-
tionspflichten Genüge leistet.
Das Nahziel von Allweiler ist die Erfüllung der Dokumentationsvorschriften, um das Ri-
siko von Einkommensanpassungen zu reduzieren und die Erhebung von Strafzuschlä-
gen von Seiten der Steuerbehörden zu vermeiden
6
.
1.2 Zielsetzung
und
Aufbau der Diplomarbeit
Diese Arbeit soll dem Leser das Wesentliche der steuerlichen Verrechnungspreisthe-
matik in verständlicher Art und Weise darstellen und sie soll untersuchen, ob die be-
stehende Konzernverrechnungspreisdokumentation bei der Allweiler AG mit den ver-
schärften gesetzlichen Dokumentationsvorschriften einhergeht. Hierbei soll die derzei-
tige Verrechnungspreisdokumentation bei der Allweiler AG mit den Forderungen aus
der Literatur verglichen werden.
Aspekte der betriebswirtschaftlichen Bestimmung von Verrechnungspreisen werden
ausschließlich theoretisch erörtert. Gesellschaftsrechtliche Gesichtspunkte sind nicht
Bestandteil der vorliegenden Untersuchung und werden nur insoweit behandelt, wie es
für die Erläuterung der Untersuchungsziele notwendig ist.
Im Anschluss an diese Einleitung werden Gestaltungsparameter erläutert, die zum
Thema hinführen sowie grundsätzliche Informationen liefern sollen.
Im 3. Teil des Aufsatzes werden die steuerlichen Rahmenbedingungen dargestellt. Hier
wird neben der nationalen Gesetzgebung die internationale Gesetzgebung untersucht
und der Fremdvergleichsgrundsatz (,,Arm's length principle"), der international tragende
Grundsatz der Einkunftsabgrenzung zwischen verbundenen Unternehmen, erläutert.
Hieran folgt eine Würdigung der Doppelbesteuerungsproblematik sowie der Hinweis
auf strittige Fragestellungen in der Praxis.
Die gesetzlichen Aufzeichnungspflichten für internationale Verrechnungspreise gliedern
sich in eine Sachverhalts- und eine Angemessenheitsdokumentation.
Der Hauptteil der Arbeit berücksichtigt diese Unterteilung.
6
Vgl. persönliches Interview mit Frau Krasinsky und Herrn Kirchner.
2

Einführung
Im 4. Teil des Aufsatzes werden die Anforderungen und genauen Inhalte einer geset-
zeskonformen Verrechnungspreisdokumentation geklärt. Zudem werden Hinweise auf
den Ablauf und Empfehlungen zu der organisatorischen Umsetzung einer Dokumenta-
tion der Verrechnungspreise gegeben. Danach folgt eine Bestandsanalyse der bisheri-
gen Dokumentationsbemühungen bei der Allweiler AG im Rahmen der Sachverhalts-
dokumentation.
Der 5. Teil der vorliegenden Arbeit gibt einen Überblick über die steuerlichen Methoden
zur Ermittlung und Überprüfung der Konzernverrechnungspreise, hierfür werden die
einzelnen Methoden detailliert vorgestellt. Im Anschluss wird transaktionsbezogen die
Geeignetheit der angewandten Methoden und die Angemessenheit der Konzernver-
rechnungspreise bei der Allweiler AG diskutiert.
Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse und einem Ausblick auf
künftige Entwicklungen bezüglich der Konzernverrechnungspreise ab.
3

Gestaltungsparameter
2. Gestaltungsparameter
2.1 Konzernstruktur
Als ältester deutscher Pumpenhersteller deckt Allweiler den gesamten Markt von Pum-
pen aller Förderprinzipien und Fördertechnologien ab. Darüber hinaus werden kom-
plette Pumpenpakete und ergänzend komplette betriebsfertige Anlagen für die ver-
schiedensten Anwendungen aus einer Hand den Kunden bereitgestellt
7
.
Zu den größten Referenzkunden gehören die Firmen Siemens KWU, ABB und Alstom.
Bei Umsatzerlösen von 143,9 Millionen EURO in 2004
8
beschäftigte die Allweiler
Group GmbH im Jahresdurchschnitt 897 Mitarbeiter im In- und Ausland
9
.
Die Allweiler AG, eine 100 v. H. Tochter der Allweiler Group GmbH, hat ihren Sitz,
ebenso wie die Allweiler Group GmbH, in Radolfzell, Deutschland. Neben der größten
Fertigungsstätte in Radolfzell unterhält die Allweiler AG weitere Fertigungsstätten in
Bottrop, Gottmadingen und Hamburg.
Die Allweiler Group GmbH wurde am 27. Februar 1998 gegründet und hält zu jeweils
100 v. H. die Stamm- und Vorzugsaktien der Gesellschaften Allweiler AG (Produktions-
stätte), Allweiler International AG, COLFAX (Wuxi) Pump Co. Ltd. (Produktionsstätte),
COLFAX Pumpen GmbH, HOUTTUIN B.V. (Produktionsstätte) und Tushaco (Produkti-
onsstätte).
Bei der Allweiler Group GmbH handelt es sich um ein 100 v. H. Tochterunternehmen
der Constellation Pumps Corporation, Richmond, USA und deren Mutterunternehmen
CLFX Corporation, Richmond, USA und COLFAX Corporation, Richmond, USA.
Neben der Allweiler Group GmbH sind IMO Pump, Monroe NC, USA und deren Toch-
tergesellschaft IMO AB, Schweden 100 v. H. Tochtergesellschaften der Oberge-
sellschaft COLFAX Corporation.
Im Besitz der Allweiler AG sind 12 Tochterunternehmen i. S. d. § 290 HGB, die damit
auch verbundene Unternehmen i. S. d. § 271 Abs.2 HGB sind.
7
Vgl. Firmenporträt, Online im Internet: URL:
http://www.allweiler.de/docs/awr_standard.asp?id=12903&domid=101&sp=D&addlastid=&m1=10956&m2=1163
8&m3=12903 (Stand 3.01.2006).
8
Vgl. Allweiler Group GmbH 2004 Annual Report, S. 17.
9
Vgl. Allweiler Group GmbH 2004 Annual Report, S. 8.
4

Gestaltungsparameter
Bei diesen 100 v. H. Beteiligungen der Allweiler AG (COLFAX-IMO Pompes in Frank-
reich, COLFAX Pompe SPA (AVI) in Italien, Allweiler A/S (AVN) in Norwegen, Allweiler
Pumps Ltd. (AVGB) in Großbritannien, Allweiler Finland Oy AB (AVSF) in Finnland,
Allweiler Ges. m.b.H (AVA) in Österreich und Allweiler Belgium S.A. (AVB) in Belgien)
handelt es sich um Vertriebsgesellschaften.
Darüber hinaus hält die Allweiler AG Beteiligungen in Höhe von 35 v. H. an der Rapid
Allweiler Pump in Südafrika und zu 28 v. H. an der Allweiler Farid Pumps Co in Ägyp-
ten
10
.
COLFAX Corporation
Richmond / USA
CLFX Corporation
Richmond / USA
IMO Pump
Monroe NC
Constellation Pumps
Corporation
100%
Richmond / USA
Tushaco
IMO AB
Schweden
Indien
100%
100%
Colfax (Wuxi)
AGroup GmbH
Pump Co. Ltd.
Allweiler Group
China
Colfax Pumpen
GmbH
GmbH
Radolfzell
100%
(dormant)
Radolfzell
100%
100%
100%
AINT
Houttuin B.V.
Allweiler AG
Allweiler Inter-
AVBX
Radolfzell
national AG
Utrecht / NL
St. Gallen / Schweiz
100 % Beteiligungen
AVF
Colfax-IMO Pompes
AVA
Allweiler Ges.m.b.H.,
Frankreich
Österreich
AVGB
Allweiler Pumps Ltd.
AVB
Allweiler Belgium S.A.
Grossbritannien
Belgien
i. L.
RAI
Rapid Allweiler Pump
AVI
Colfax Pompe SPA
Südafrika (35 %)
Italien
AFC
Allweiler Farid Pumps Co.
AVN
Allweiler A/S
Ägypten (28 %)
Norwegen
AVSF
Allweiler Finland Oy AB
Finnland
Buchhaltungen werden in Radolfzell gemacht
Abbildung 1: Organigramm ,,Konzernstruktur der Allweiler AG" - Quelle: In Anlehnung an
,,Konzernstrukturdarstellung der Allweiler AG"
10
Vgl. persönliches Interview mit Frau Krasinsky und Herrn Jerger.
5

Gestaltungsparameter
2.2 Verrechnungspreise
2.2.1 Begriffsbestimmung
Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Thematik Verrechnungspreise in der
deutschen Betriebswirtschaftslehre behandelt. Bei Schmalenbach findet sich folgende
Definition: »Die einzelnen Teile eines Betriebes müssen in einen rechnerischen Ver-
kehr treten und diese Rechnung muss sich der Bewertung der gegenseitigen Leistun-
gen bedienen. Und so entsteht ein eigenartiger Preis: der Verrechnungspreis
11
«.
Dieser Definitionsansatz unterscheidet sich kaum von heutigen Definitionen. Der be-
triebswirtschaftliche Begriff Verrechnungspreis bezieht sich auf die Bewertung von
Leistungsbeziehungen zwischen wirtschaftlichen Leistungseinheiten einer Gesamtor-
ganisation. In der Literatur werden Verrechnungspreise auch teilweise mit Betriebswer-
ten, Verrechnungswerten, Bereichsabgabenpreisen, Lenkungspreisen oder Transfer-
preisen bezeichnet
12
.
Man unterscheidet zwischen folgenden Varianten
13
:
·
Verrechnungspreise
zwischen
einzelnen
Kostenstellen als die kleinsten organi-
satorischen Einheiten des betrieblichen Rechnungswesens
·
Verrechnungspreise zwischen organisatorisch, räumlich und technisch abge-
schlossenen Werken, Teilbetrieben oder ­bereichen
·
Verrechnungspreise zwischen rechtlich selbstständigen Konzernunternehmen
bzw. steuerlich relevanten Betriebsstätten
Bedeutsam für die betriebswirtschaftliche Forschung sind vor allem die beiden erstge-
nannten Verrechnungspreise
14
. Von steuerlicher Relevanz sind nur grenzüberschrei-
tende Leistungsströme und Vermögenswertbewegungen zwischen rechtlich selbst-
ständigen Konzernunternehmen, hierbei spricht man von Konzernverrechnungsprei-
sen
15
.
11
Eugen Schmalenbach habilitierte sich 1903 zu dem Thema ,,Verrechnungspreise in großindustriellen Betrieben",
Arbeit wurde 1908/09 veröffentlicht.
12
Vgl. Vögele/Brem in Vögele, A., et al.: Handbuch der Verrechnungspreise, München 2004, S. 600 ff.
13
Vgl. Brezing: Konzernverrechnungspreise in betriebswirtschaftlicher, aktienrechtlicher und steuerrechtlicher
Sicht, AG 1975, S. 225, zit. n. Scholz, K.: Konzernverrechnungspreise für Dienstleistungen, Wien 1999, S. 20.
14
Vgl. Scholz, K.: Konzernverrechnungspreise für Dienstleistungen, Wien 1999, S. 20.
15
Vgl. Borstell, T. in Vögele, A., et al.: Handbuch der Verrechnungspreise, München 2004, S. 28.
6

Gestaltungsparameter
2.2.2 Betriebswirtschaftliche Funktionen von Verrechnungspreisen
Für einzelne Transaktionen bilden aufeinander abgestimmte Verrechnungspreise in ih-
rer Gesamtheit konzernweite Verrechnungspreissysteme. Die Zielsetzung von Ver-
rechnungspreissystemen nationaler und internationaler Unternehmen ist die Gewinn-
maximierung über den Gesamtkonzern. Gemäß der ökonomischen Theorie der Unter-
nehmung wird versucht, dieses Ziel über die Optimierung der Allokations- und Ein-
kommensermittlungsfunktion zu erreichen
16
. Durch Verrechnungspreise werden fiktive
interne Märkte geschaffen. Damit Unternehmen mehr Wert schaffen als die einzelnen
Akteure auf den Märkten, muss die Unternehmung die Entscheidungen Einzelner koor-
dinieren und motivieren und sie muss orientieren, d. h. sich darum kümmern, dass Wis-
sen generiert und transferiert wird
17
.
Infolgedessen erfüllen die Verrechnungspreise folgende an betriebswirtschaftlichen
Zielen ausgerichtete Funktionen
18
:
1) Lenkungs-
und
Koordinationsfunktion
Im Mittelpunkt der Verrechnungspreisgestaltung steht die Lenkungs- und Koordinati-
onsfunktion. Verrechnungspreise stellen ein Koordinationsinstrument dar, dass die Ko-
ordination und Abstimmung organisatorischer Teilbereiche unterstützt, wodurch weni-
ger Instanzsysteme gebraucht werden
19
.
Innerhalb eines Unternehmens müssen die verfügbaren und knappen Ressourcen so
eingesetzt werden, dass der daraus entstehende Nutzen für das Unternehmen maxi-
miert wird.
20
. Daher wird versucht, durch das Koordinationsinstrument ,,Verrechnungs-
preis" einen fiktiven Marktmechanismus innerhalb des Unternehmens zu implementie-
ren und damit die dezentralen Entscheidungen über ein Preissystem zu koordinieren
21
.
Durch die Verwendung normalisierter Größen vereinfachen Verrechnungspreise die
Planung und liefern die Entscheidungsgrundlage für eine ,,make-or-buy-Entscheidung",
die im Rahmen von Outsourcing-Überlegungen von großer Bedeutung ist.
16
Vgl. Boos, M., et al.: Internationale Verrechnungspreise ­ Ein Überblick. In: Der Betrieb (01.12.2000), S.2389.
17
Vgl. Osterloh/Frost in Raupach, A.: Verrechnungspreissysteme multinationaler Unternehmen, Herne/Berlin
1999, S. 34-36.
18
Ebd., S. 39-41.
19
Ebd., S. 39.
20
Vgl. Kaminski, B.: Verrechnungspreisbestimmung bei fehlendem Fremdvergleichspreis, Hamburg 2001, S. 373
f.
21
Vgl. Weber, J. ,et al.: Internationale Verrechnungspreise im Konzern Altes Problem-neuer Fokus, Vallendar
2004, S. 13.
7

Gestaltungsparameter
Außerdem bilden Verrechnungspreise die Ausgangsbasis für die Preiskalkulation neu
auf den Markt kommender Produkte. In Bezug auf bilanzielle Aspekte dienen Verrech-
nungspreise der Bestandsbewertung (Vorratsvermögen)
22
.
2) Motivationsfunktion
Konzerngliedeinheiten werden zunehmend in Profit-Center organisiert, wodurch der
ermittelte Ertrag einer Leistungseinheit bzw. eines Profit-Centers ins Verhältnis zum
Gesamtertrag des Konzerns gestellt werden kann. Durch Verrechnungspreise als
Grundlage der Ergebnisermittlung von Teilbereichen können die Erfolge der Profit-
Center als Beurteilungsgrundlage herangezogen werden. Durch die Bewertung des
Leistungsbeitrages und des Ertragsanteils einer Konzernsparte kann deren sachge-
rechte Entlohnung stattfinden
23
. Dadurch entwickeln Verrechnungspreise indirekt eine
Motivationswirkung
24
.
Ein faires und optimiertes Verrechnungspreissystem hilft, Schwachstellen im Konzern
aufzudecken und motiviert schwächere Konzernglieder zu Ertragsverbesserungen bzw.
regt überdurchschnittliche Leistungsträger zu weiteren Performancesteigerungen an
25
.
3) Orientierungsfunktion
Unter Orientierung versteht man die Wahrnehmung von Anforderungen aus der Um-
welt. Auf reinen Märkten stellt das Preissystem die Orientierungsgrundlage dar. Im Ide-
alfall enthält es alle nötigen Informationen, an denen sich die Unternehmen mit ihren
Produkten und Leistungen anpassen. Allerdings enthalten Preise nur explizites Wissen
(objektivierte Informationen) über den Tauschwert bekannter, handelbarer Güter und
Dienstleistungen. Die Entwicklung neuer, innovativer Produkte setzt jedoch implizites
Wissen voraus. Implizites Wissen ist nicht eindeutig in konkreten Ergebnissen und
Leistungssteigerungen ablesbar, sondern nach außen hin, allein indirekt über seine
ökonomischen Wirkungen, feststellbar.
Unter implizites Wissen versteht man ,,nicht-formulierbares" Wissen, es handelt sich
dabei um eine Art Erfahrungswissen, für das es keine externe Beschaffungsmöglichkeit
gibt. Je mehr die Koordination und Motivation über Verrechnungspreissysteme erfolgt,
desto weniger implizites Wissen wird zwischen den organisatorischen Teilbereichen
22
Vgl. Osterloh/Frost in Raupach, A.: Verrechnungspreissysteme multinationaler Unternehmen, Herne/Berlin
1999, S. 40.
23
Vgl. Vögele/Brem in Vögele, A., et al.: Handbuch der Verrechnungspreise, München 2004, S. 608.
24
Vgl. Kreuter, A.: Verrechnungspreise in Profit-Center-Organisationen, München und Mering 1999, S. 26.
25
Vgl. Vögele/Brem in Vögele, A., et al.: Handbuch der Verrechnungspreise, München 2004, S. 609.
8

Gestaltungsparameter
ausgetauscht. Falls der Austausch von implizitem Wissen zwischen Profit-Centern zur
Leistungserstellung eine wichtige Rolle spielt, sollten Verrechnungspreise auf Verhand-
lungsbasis eingesetzt werden, da hierdurch implizites Wissen ausgetauscht werden
kann
26
.
2.2.3 Betriebswirtschaftliche Ermittlungsmethoden
Um die vorgestellten Funktionen zu realisieren, sind die Verrechnungspreise unter-
schiedlich orientiert. In der betriebswirtschaftlichen Theorie können die Methoden zur
Bestimmung von Verrechnungspreisen wie folgt eingeteilt werden
27
:
·
Marktorientierte
Verrechnungspreise
·
Kostenorientierte
Verrechnungspreise
·
Verhandlungslösungsorientierte Verrechnungspreise
1) Marktorientierte
Verrechnungspreise
Die Orientierung an üblichen Marktpreisen ist eine Möglichkeit zur Bestimmung von be-
triebswirtschaftlichen Verrechnungspreisen. Die Ermittlung der marktorientierten Ver-
rechnungspreise setzt jedoch voraus, dass vergleichbare Marktpreise verfügbar sind
28
.
Es muss ein externer Markt für die anzubietende Leistung oder das Zwischenprodukt
existieren und die abnehmenden und liefernden Bereiche des Unternehmens müssen
freien Zugang zu diesem Markt haben.
Darüber hinaus muss es sich um standardisierbare oder substituierbare Lieferungen
und Leistungen handeln. Eine weitere Bedingung für die Anwendung marktorientierter
Verrechnungspreise ist das Prinzip der Transferautonomie. D. h. der beziehende Be-
reich darf selbstständig über interne oder externe Beschaffung entscheiden
29
.
Die Herleitung von Verrechnungspreisen auf Grundlage von Marktpreisen hat Vorteile.
Marktpreise unterliegen im Regelfall keiner Manipulationen. Dadurch ist die Akzeptanz
der marktorientierten Verrechnungspreise im Konzern eher gegeben, sofern die
26
Vgl. Osterloh/Frost in Raupach, A.: Verrechnungspreissysteme multinationaler Unternehmen, Herne/Berlin
1999, S. 38-41.
27
Vgl. Vögele/Brem in Vögele, A., et al.: Handbuch der Verrechnungspreise, München 2004, S. 644.
28
Vgl. Kreuter, A.: Verrechnungspreise in Profit-Center-Organisationen, München und Mering 1999, S. 35.
29
Vgl. Osterloh/Frost in Raupach, A.: Verrechnungspreissysteme multinationaler Unternehmen, Herne/Berlin
1999, S. 42.
9

Gestaltungsparameter
Marktpreisinformationen für alle Beteiligten transparent sind
30
. Bei der Ausgestaltung
marktorientierter Verrechnungspreise sind Modifizierungen von Marktpreisen üblich. Es
besteht die Möglichkeit der Korrektur um Absatz- und Beschaffungsnebenkosten, da
diese bei konzerninternen Transaktionen nicht oder nur teilweise entstehen
31
.
Marktpreisorientierte Verrechnungspreise eignen sich insbesondere für eine eher
dezentral ausgerichtete Konzernstruktur
32
. Da eine verursachungsgerechte Aufteilung
des Unternehmensgewinns auf die Teileinheiten ermöglicht wird, haben
marktorientierte Verrechnungspreise eine hohe Motivationswirkung
33
.
2) Kostenorientierte
Verrechnungspreise
Die Basis der kostenorientierten Verrechnungspreise, die in der Praxis am häufigsten
verwendet werden
34
, stellen die wertemäßigen Kosten bei der Erstellung einer internen
Leistung dar. Die notwendigen Kostenziffern können aus dem Rechnungswesen abge-
leitet werden und sind damit in der Regel leicht feststellbar. Man unterscheidet zwi-
schen kostenorientierten Verrechnungspreisen auf Basis von Vollkosten und Grenzkos-
ten sowie der so genannten ,,Cost-Plus"-Methode. Bei der Verwendung von Vollkosten
werden zwar im Durchschnitt die gesamten fixen und variablen Ist-Kosten des leisten-
den Bereichs abgedeckt, jedoch kann der liefernde Bereich keinen Gewinn ausweisen.
Soll ein Gewinn von den dezentralen Einheiten erwirtschaftet werden können, so bietet
sich die ,,Cost-Plus"-Methode an, da bei dieser Methode zu den ermittelten Kosten-
komponenten ein prozentualer Gewinnaufschlag addiert wird.
Ein Nachteil bei den Verrechnungspreisen auf Vollkostenbasis ist, dass es zu einer Zu-
spitzung der Kosten führen kann.
Dies gilt insbesondere für den Fall, wenn ein Zwischenprodukt mehrere Unterneh-
mensbereiche durchläuft. Dies wird bei der ,,Cost-Plus"-Methode noch verstärkt, da der
aufgeschlagene Gewinn ein prozentualer Anteil der Kosten darstellt.
Grenzkosten sind die zusätzlich entstehenden Kosten einer zusätzlich produzierten
Mengeneinheit. Die Problematik der Verrechnungspreise auf Grenzkostenbasis besteht
darin, alle relevanten Größen erfassen zu können. Daher erfolgt die Abstimmung der
30
Vgl. Weber, J. ,et al.: Internationale Verrechnungspreise im Konzern Altes Problem-neuer Fokus, Vallendar
2004, S. 20.
31
Vgl. Kaminski, B.: Verrechnungspreisbestimmung bei fehlendem Fremdvergleichspreis, Hamburg 2001, S. 382.
32
Vgl. Battenfeld, D.: Interne Marktorientierung durch Verrechnungspreise, Diskussionsbeitrag Nr. 279, Hagen
1999, S. 22.
33
Vgl. Raupach, A.: Verrechnungspreissysteme multinationaler Unternehmen, Herne/Berlin 1999, S. 510.
34
Vgl. Weber, J. ,et al.: Internationale Verrechnungspreise im Konzern Altes Problem-neuer Fokus, Vallendar
2004, S. 20.
10

Gestaltungsparameter
Verrechnungspreise meist zentral durch die Unternehmensleitung, was jedoch nicht
der Idee von den eigenständigen Unternehmen im Unternehmen entspricht. Allerdings
eignen sich die Verrechnungspreise aus Basis von Grenzkosten insbesondere bei der
Umsetzung der Koordinations- und Lenkungsfunktion
35
.
3) Verhandlungslösungsorientierte Verrechnungspreise
Mit dieser Form der Verrechnungspreisgestaltung sollen die beteiligten Bereiche eines
Unternehmens durch direkte Verhandlungen eine Vereinbarung erzielen, welche Pro-
dukte und Leistungen zu welchem Preis erbracht werden sollen. Dahinter steht die
Idee, ein Ausgleich zwischen Grenzkosten und Grenznutzen zu erreichen, um damit
den Gewinn des Gesamtunternehmens zu maximieren. Dadurch, dass die beteiligten
Bereiche erhöhte Autonomie- und Ergebnisverantwortlichkeit erhalten, steigt die Moti-
vation der Beteiligten. Außerdem entfällt der Aufwand für eine zentrale Festlegung der
Verrechnungspreise. Eine wichtige Voraussetzung ist jedoch, dass kein Transferzwang
vorliegen darf, da sonst eine interne Monopolsituation entsteht. Es besteht auch das
Risiko, dass kein fairer Ausgleich erzielt wird, sondern ein Verhandlungspartner seine
Verhandlungsmacht ausspielt
36
.
Um die Nachteile der beschriebenen Methoden zu mindern, besteht die Möglichkeit,
die verschiedenen Verrechnungspreismethoden zu kombinieren.
Hierfür hat sich der Begriff der dualen Verrechnungspreise etabliert.
Die verschiedenen Verrechnungspreismethoden kommen gleichzeitig zur Anwendung,
indem beispielsweise der liefernde Bereich seine Leistungen auf Grenz- oder Vollkos-
tenbasis verrechnet, aber vom beziehenden Bereich die erbrachten Leistungen in Höhe
des Marktpreises vergütet erhält. Die Abweichungen zwischen Bereichs- und Unter-
nehmensergebnissen müssen jedoch über ein zentrales Konto ausgeglichen werden.
Aufgrund der Intransparenz und des hohen rechnungstechnischen Aufwandes ist die
Verbreitung der dualen Verrechnungspreise in der Praxis sehr gering
37
.
35
Vgl. Osterloh/Frost in Raupach, A.: Verrechnungspreissysteme multinationaler Unternehmen, Herne/Berlin
1999, S. 43 ff.
36
Ebd., S. 46 f.
37
Vgl. Kreuter, A.: Verrechnungspreise in Profit-Center-Organisationen, München und Mering 1999, S. 37.
11

Gestaltungsparameter
2.2.4 Verhältnis der steuerlichen zu den betriebswirtschaftlichen Ver-
rechnungspreisen
Wie bereits oben erwähnt, sind die betriebswirtschaftlichen Aufgaben der Verrech-
nungspreise die Koordination, die Motivation, die Gewinnermittlung sowie die Orientie-
rung. Die Aufgabe von steuerlichen Verrechnungspreisen ist lediglich die Gewinnermitt-
lung und -abgrenzung zwischen Konzerngesellschaften bei grenzüberschreitenden
Geschäftsbeziehungen. Diese Gewinnermittlungsfunktion ist aus betriebswirtschaftli-
cher Sicht von untergeordneter Bedeutung
38
.
Die unterschiedlichen Ermittlungsmethoden bei den betriebswirtschaftlichen Verrech-
nungspreisen stehen in einem Zielkonflikt, da unterschiedliche Verrechnungspreise für
unterschiedliche Ziele anzuwenden sind
39
.
Bei der steuerrechtlichen wie auch bei der betriebswirtschaftlichen Verrechnungspreis-
bestimmung ist der Marktpreis von besonderer Bedeutung. Ist dieser nicht bestimmbar,
wird auf die kostenorientierte Bestimmung von Verrechnungspreisen ausgewichen.
Trotz der Ähnlichkeit der betriebswirtschaftlichen und steuerrechtlichen Ermittlungsme-
thoden, ist die Vorgehensweise bei der Verrechnungspreisermittlung jedoch nicht iden-
tisch. Darüber hinaus kann die Wahl eines betriebswirtschaftlichen Ansatzes zur Bil-
dung von Verrechnungspreisen bei grenzüberschreitenden Lieferungen und Leistungen
durch steuerrechtliche Vorgaben eingeschränkt sein.
Eine betriebswirtschaftliche Methode zur Bestimmung von Verrechnungspreisen ist die
verhandlungsbasierte Bestimmung von Verrechnungspreisen. Aus steuerrechtlicher
Sicht ist die Verwendung von Verrechnungspreisen auf Basis von Verhandlungen als
problematisch einzustufen, da die Gefahr besteht, dass es durch eine gezielte ,,Macht-
verteilung" im Konzern zu Gewinnverlagerungen kommen kann. Die Verlagerungen
wären überwiegend am Ziel der Steuerminimierung ausgerichtet und dies wäre nicht
sachgerecht
40
.
38
Vgl. Raupach, A. Verrechnungspreise multinationaler Unternehmen, Herne/Berlin 1999, S. 528.
39
Ebd., S. 510.
40
Vgl. Kaminski, B.: Verrechnungspreisbestimmung bei fehlendem Fremdvergleichspreis, Hamburg 2001, S. 389-
392.
12

Gestaltungsparameter
Die Konzernverrechnungspreisgestaltung ist eine Herausforderung für jedes multinati-
onale Unternehmen, da sie einerseits betriebswirtschaftlicher Rationalität und Steue-
rungsfähigkeit Genüge leisten und andererseits aktive Steuerplanung und steuerliche
Akzeptanz ermöglichen muss. Diese Zielsetzungen sind oftmals widersprüchlich
41
. Ge-
genstand der vorliegenden Arbeit ist ausschließlich die steuerrechtliche Verrechnungs-
preisbestimmung.
2.3 Verrechenbarkeit
von
Lieferungen und Leistungen
Ob eine Leistung letztendlich verrechnet werden kann, entscheidet die Interessenlage,
aus welcher die Leistung heraus erbracht wurde
42
.
Die Liefer- und Leistungsbeziehungen lassen sich wie folgt klassifizieren:
1)
Leistungsbeziehungen auf gesellschaftsrechtlicher Basis
Hierunter versteht man Leistungen, die von der Muttergesellschaft oder einer Zwi-
schengesellschaft aufgrund der Stellung als Gesellschafterin im eigenen Interesse er-
bracht werden (Gesellschafteraufwand). Beispiele sind Leistungen, die mit der Wahr-
nehmung der Gesellschaftsrechte, Leitung des Konzerns und Überwachung der Toch-
tergesellschaften zusammenhängen. Man spricht in diesen Zusammenhang auch von
,,shareholder activity" oder ,,stewardship expenses"
43
. Diese Leistungen können nicht
auf die Tochtergesellschaften verrechnet werden und die Muttergesellschaft kann kein
Entgelt in Rechnung stellen
44
.
2)
Betrieblich bedingter Leistungsaustausch
Alle Lieferungen und Leistungen, die im betrieblichen Interesse der empfangenden Ge-
sellschaften erbracht werden, um einen festgestellten Bedarf eines oder mehrerer
Gliedunternehmen zu decken. Sofern die Lieferungen und Leistungen den Geschäfts-
betrieben des Leistungsempfängers zurechenbar sind, müssen sie auf schuldrechtliche
Basis weiterbelastet bzw. verrechnet werden
45
.
41
Vgl. Weber, J.: Internationale Verrechnungspreise im Konzern Altes Problem ­ neuer Fokus, Vallendar 2004,
S.11.
42
Vgl. Jacobs, O.: Internationale Unternehmensbesteuerung, München 2002, S. 907.
43
Ebd., S. 907 f.
44
Vgl. OECD-Guidelines 1995, Tzn. 7.9 und 7.10.
45
Vgl. Jacobs, O.: Internationale Unternehmensbesteuerung, München 2002, S. 907 f.
13

Gestaltungsparameter
3) Kostenumlage
Hierbei handelt es sich um Tätigkeiten, die dem gemeinsamen Interesse der an der
Leistungserstellung beteiligten Konzerngesellschaften dienen
46
. Dabei werden die an-
gefallenen Kosten nach bestimmten Schlüsseln auf alle Konzernunternehmen umge-
legt, die von den Leistungen profitieren. Diese Form der Verrechnung ist nur zulässig,
falls eine Einzelabrechnung nach Art der Tätigkeit nicht oder nur unter unverhältnismä-
ßigem Aufwand möglich ist
47
. Eine weitere Voraussetzung für die Anwendung der Kos-
tenumlage ist, dass sich die Leistungen auf ,,Hilfsfunktionen" der Poolmitglieder erstre-
cken
48
.
Die Kostenumlage ist ebenfalls als betrieblich bedingt anzusehen und damit auf schuld-
rechtlicher Basis zu verrechnen
49
.
Überblick über die Typologie konzerninterner Lieferungs- und Leistungsbeziehungen
50
:
Rechtliche Grundlage
Gesellschaftsrecht
Interesse
Leistender
Beteiligte
Verrechnungsform
Direkte Preisverrechnung
Indirekte
Preisverrechnung
("Leistungsumlage")
Kostenteilung
("Poolumlage")
Rechnungsbetrag
Fremdvergleichspreis
Anteiliger Aufwand
Anteiliger Aufwand
Gewinnzuschlag
Ja
Ja
Nein
Leistungsempfänger
Gesellschafter-
aufwand
Schuldrechtlicher Vertrag
Leistungsaustausch
Kostenumlage
Abbildung 2: Typologie konzerninterner Lieferungs- und Leistungsbeziehungen - Quelle: In An-
lehnung an Jacobs, O.: Internationale Unternehmensbesteuerung, München 2002, S. 908
46
Vgl. Jacobs, O.: Internationale Unternehmensbesteuerung, München 2002, S. 908.
47
Vgl. Borstell, T. in Vögele, A., et al.: Handbuch der Verrechnungspreise, München 2004, S. 17.
48
Vgl. BMF, Schreiben vom 30.12.1999, Tz. 1.1.
49
Vgl. Jacobs, O.: Internationale Unternehmensbesteuerung, München 2002, S. 908.
50
Ebd., S. 908.
14

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2006
ISBN (eBook)
9783832497774
ISBN (Paperback)
9783838697772
DOI
10.3239/9783832497774
Dateigröße
590 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz – Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Erscheinungsdatum
2006 (August)
Note
1,3
Schlagworte
transfer pricing verrechnungspreise transferpreise preisdokumentation steuerrecht
Produktsicherheit
Diplom.de
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Titel: Compliance der Konzernverrechnungspreise bei der Allweiler AG (mittelständisches Maschinenbauunternehmen)
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