Die Auswirkungen von Betriebssport auf das Betriebsklima von Unternehmen
Zusammenfassung
Das Thema Betriebssport und seine Auswirkungen auf Mensch und Betrieb ist gerade in einer Zeit fortschreitender Technisierung und Automatisierung ein aktuelles Thema. Auf Grund des zunehmenden PC-Einsatzes in allen betrieblichen Bereichen führt die Mehrheit der Arbeitnehmer ihre Tätigkeit im Sitzen aus, wodurch der Körper einer sehr einseitigen Belastung unterliegt. Als Hauptursache krankheitsbedingter Fehltage in Unternehmen werden heute nicht mehr infektiöse oder berufsbedingte Erkrankungen genannt, sondern die so genannten Zivilisationskrankheiten. Dazu gehören u. a. Fettleibigkeit, ein erhöhter Cholesterinspiegel, Wirbelsäulenerkrankungen und Schädigungen am Bewegungsapparat und dem Herz-Kreislaufsystem. Zurückzuführen sind diese Erkrankungen auf falsche oder einseitige Ernährung, überhöhten Alkohol- und Tabakkonsum und vor allem fehlende Bewegung.
In diesem Zusammenhang stellt die so genannte Frühverrentung ein großes gesellschaftliches Problem dar, weil immer mehr Arbeitnehmer vorzeitig in den Ruhestand treten und somit enorme Kosten entstehen, die von Staat und Krankenkasse nicht mehr getragen werden können. Eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland ist der Herzinfarkt, an dem jedes Jahr rund 180 000 Menschen sterben. Wenn man bedenkt, dass die Ursachen eines Herzinfarktes (Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen, etc.) meist Folgen von Übergewicht sind, wird deutlich wie unverzichtbar sinnvolle körperliche Aktivität ist.
Für die Unternehmen stellt Betriebssport eine freiwillige betriebliche Sozialleistung dar, durch die der Arbeitnehmer neben seinem Arbeitsentgelt eine zusätzliche Zuwendung bekommt. Da diese Sozialleistungen einen nicht unwesentlichen Kostenfaktor für den jeweiligen Betrieb bedeuten, wird nicht nur von einem entsprechenden Nutzen für den Arbeitnehmer, sondern auch für den Arbeitgeber ausgegangen. Die Motive der Betriebssport fördernden Unternehmen sind dabei sehr zahlreich. So erwartet man von der Sport treibenden Belegschaft u. a. einen verbesserten Gesundheitszustand, eine erhöhte Leistungsfähigkeit, eine wachsende Leistungsbereitschaft, die Förderung sozialer Kontakte und geringere Fehlzeiten.
Die Wechselwirkungen zwischen körperlicher und geistiger Gesundheit sind bereits seit langem bekannt. Ein gesunder Körper bewirkt somit nicht nur einen gesunden Geist, sondern dies gilt auch umgekehrt. Die Auswirkungen mentaler Fitness können auch körperlich gespürt werden, denn wer in einem […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
1 Problemstellung
2 Begriffliche Abgrenzungen
2.1 Betriebssport
2.1.1 Erscheinungsformen des Betriebssports
2.1.2 Aktuelle Situation in Deutschland
2.2 Betriebsklima
2.2.1 Wirkungen des Betriebsklimas
2.2.2 Wichtige Einflussfaktoren auf das Betriebsklima
3 Die Auswirkungen von Sport auf den Menschen
3.1 Physische Auswirkungen
3.1.1 Kräftigung des Bewegungsapparates
3.1.2 Vermeidung von Zivilisationskrankheiten
3.1.3 Stärkung des Immunsystems
3.2 Psychische Auswirkungen
3.2.1 Erhöhung der geistigen Leistungsfähigkeit
3.2.2 Förderung der Leistungsbereitschaft
3.2.3 Steigerung des Wohlbefindens
4 Die empirische Untersuchung der Auswirkungen von Betriebssport
4.1 Aufbau und Gestaltung der Untersuchung
4.1.1 Hypothesen
4.1.2 Gegenstand und Umfang der Untersuchung
4.2 Messinstrumente und Auswahl der geeigneten Methode
4.2.1 Datenanalyse
4.2.2 Beobachtung
4.2.3 Schriftliche Befragung
4.2.4 Das qualitative Interview
4.3 Entwicklung der Befragungstaktik
4.3.1 Frageformulierung
4.3.2 Fragearten
4.3.3 Fragebegründung
4.4 Durchführung der Untersuchung
4.4.1 Der Pretest
4.4.2 Die Hauptuntersuchung
4.5 Auswertung und Ergebnisse
4.5.1 Vorgehensweise bei der Auswertung
4.5.2 Darstellung der wichtigsten Ergebnisse
4.5.3 Gegenüberstellung von Hypothesen und Ergebnissen
5 Zusammenfassung
Anhang
Literaturverzeichnis
Abbildungen
Abb. 1: Meinungen von Unternehmensleitungen zu positiven und negativen Auswirkungen des Betriebssportes
Abb. 2: Organisationsformen des Betriebssports
Abb. 3: Entwicklung der Mitgliederzahlen des DBSV
Abb. 4: Teilnehmerentwicklung des Frankfurter Firmenlaufs
Abb. 5: Die mitgliederstärksten Sportarten im Jahr 2002
Abb. 6: Einfluss des Betriebsklimas auf Arbeitsbereitschaft und Arbeitsleistung
Abb. 7: Konzepte der Arbeitsstrukturierung
Abb. 8: Grundsätze eines gerechten Entlohnungssystems
Abb. 9: Klassifikation von Führungsstilen
Abb. 10: Führungsstilvarianten der Ohio-State-Studien
Abb. 11: Ergebnisse der Iowa-Studien
Abb. 12: Körperfitness – 15 Vorteile für den Job
Abb. 13: Effekt des Ausdauertrainings
Abb. 14: Häufigkeit von Erkältungen in Abhängigkeit von körperlicher Aktivität
Abb. 15: Abhängigkeit von Trainingsintensität und Leistungsfähigkeit des Immunsystems
Abb. 16: Bedürfnishierarchie nach Maslow
Abb. 17: Arten von Variablenbeziehungen
Abb. 18: Formen der Beobachtung
Abb. 19: Gegenüberstellung von Hypothesen und Ergebnissen
1 Problemstellung
Das Thema Betriebssport und seine Auswirkungen auf Mensch und Betrieb ist gerade in einer Zeit fortschreitender Technisierung und Automatisierung ein aktuelles Thema. Auf Grund des zunehmenden PC-Einsatzes in allen betrieblichen Bereichen führt die Mehrheit der Arbeitnehmer ihre Tätigkeit im Sitzen aus, wodurch der Körper einer sehr einseitigen Belastung unterliegt.
Als Hauptursache krankheitsbedingter Fehltage in Unternehmen werden heute nicht mehr infektiöse oder berufsbedingte Erkrankungen genannt, sondern die so genannten „Zivilisationskrankheiten“.[1] Dazu gehören u. a. Fettleibigkeit, ein erhöhter Cholesterinspiegel, Wirbelsäulenerkrankungen und Schädigungen am Bewegungsapparat und dem Herz-Kreislaufsystem. Zurückzuführen sind diese Erkrankungen auf falsche oder einseitige Ernährung, überhöhten Alkohol- und Tabakkonsum und vor allem fehlende Bewegung.[2]
In diesem Zusammenhang stellt die so genannte Frühverrentung ein großes gesellschaftliches Problem dar, weil immer mehr Arbeitnehmer vorzeitig in den Ruhestand treten und somit enorme Kosten entstehen, die von Staat und Krankenkasse nicht mehr getragen werden können. Eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland ist der Herzinfarkt, an dem jedes Jahr rund 180 000 Menschen sterben.[3] Wenn man bedenkt, dass die Ursachen eines Herzinfarktes (Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen, etc.) meist Folgen von Übergewicht sind, wird deutlich wie unverzichtbar sinnvolle körperliche Aktivität ist.
Für die Unternehmen stellt Betriebssport eine freiwillige betriebliche Sozialleistung[4] dar, durch die der Arbeitnehmer neben seinem Arbeitsentgelt eine zusätzliche Zuwendung bekommt. Da diese Sozialleistungen einen nicht unwesentlichen Kostenfaktor für den jeweiligen Betrieb bedeuten, wird nicht nur von einem entsprechenden Nutzen für den Arbeitnehmer, sondern auch für den Arbeitgeber ausgegangen.
Die Motive der Betriebssport fördernden Unternehmen sind dabei sehr zahlreich. So erwartet man von der Sport treibenden Belegschaft u. a. einen verbesserten Gesundheitszustand, eine erhöhte Leistungsfähigkeit, eine wachsende Leistungsbereitschaft, die Förderung sozialer Kontakte und geringere Fehlzeiten.[5]
Die Wechselwirkungen zwischen körperlicher und geistiger Gesundheit sind bereits seit langem bekannt. Ein gesunder Körper bewirkt somit nicht nur einen gesunden Geist, sondern dies gilt auch umgekehrt.[6] Die Auswirkungen mentaler Fitness können auch körperlich gespürt werden, denn wer in einem gesunden Körper steckt, „hat gute Voraussetzungen, auch im Kopf fit zu bleiben“[7].
Die Geschäftsführung der Verlagsgruppe Milchstraße in Hamburg verfolgt mit ihrem breiten Sport- und Gesundheitsangebot für die Mitarbeiter das Ziel: „Die viel zitierten Softskills der Beschäftigten, also Teamgeist, gegenseitiger Respekt und Vertrauen, Selbstverantwortung, körperliche und geistige Belastbarkeit, sollen möglichst gut entwickelt und ausgebildet sein.“[8]
Treffen diese Erwartungen zu, könnte dies durchaus positive Auswirkungen auf das Betriebsklima der betreffenden Unternehmen haben. Viele Unternehmen unterstellen deshalb intuitiv einen direkten Zusammenhang zwischen angebotenem Betriebssport und einem guten Betriebsklima. So widmet sich z. B. die Firma Jungheinrich, ein Logistikunternehmen aus Hamburg, in ihrem Personal- und Sozialbericht 2001 sehr ausführlich dem internen Sportwesen und behauptet, dass dadurch „für ein positives Arbeitsklima“[9] gesorgt wird.
In der Realität zeigt sich allerdings, dass die Zusammenhänge zwischen Betriebssport und Betriebsklima „komplizierte, empirisch schwer nachweisbare Beziehungsgefüge“[10] darstellen. Zwar sind die positiven Auswirkungen sportlicher Betätigung auf Körper und Psyche wissenschaftlich bewiesen[11], Zusammenhänge mit bestimmten zwischenmenschlichen Beziehungen lassen sich jedoch nur bedingt feststellen.
Die gegenwärtige Forschungslage zeigt keine (mir bekannten) Ergebnisse zu dieser Problematik auf, weil der Betriebssport in der Bundesrepublik Deutschland ein weitestgehend unerforschtes Phänomen ist. Eine Umfrage aus dem Jahr 1968 zeigt lediglich, dass bereits damals ein Zusammenhang zwischen Betriebssport und einem guten Betriebsklima unterstellt wurde (s. Abb. 1: Meinungen von Unternehmensleitungen zu positiven und negativen Auswirkungen des Betriebssportes).[12]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Meinungen von Unternehmensleitungen zu positiven und negativen Auswirkungen des Betriebssportes[13]
Ziel dieser Arbeit ist, einen Zusammenhang zwischen Betriebssport und positivem Betriebsklima fest zu stellen, bzw. zu untersuchen, ob sich die Teilnahme am Betriebssport förderlich auf das Betriebsklima auswirkt.
In Kapitel 2 werden zunächst die Begriffe Betriebssport und Betriebsklima abgegrenzt und definiert. Danach folgt in Kapitel 3 eine Darstellung der Auswirkungen von Sport auf den Menschen in physischer und insbesondere psychischer Hinsicht, da gerade die psychischen Auswirkungen in Zusammenhang mit einer Verbesserung des Betriebsklimas stehen könnten. Darauf aufbauend werden in Kapitel 4 Inhalt und Vorgehensweise der empirischen Untersuchung beschrieben. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden Interviews mit Personen aus unterschiedlichen Unternehmen mit Betriebssportangebot durchgeführt und ausgewertet. Abschließend folgen eine Darstellung der wichtigsten Ergebnisse und eine Zusammenfassung der Arbeit.
2 Begriffliche Abgrenzungen
Um ein eindeutiges Verständnis der verwendeten Begriffe zu gewährleisten, ist es nötig, im Vorfeld dieser Arbeit einige Definitionen und Begriffsabgrenzungen vorzunehmen.
2.1 Betriebssport
Unter Betriebssport kann eine besondere Erscheinungsform von Sport verstanden werden, die in irgendeiner Art (materiell, personell oder organisatorisch) im Zusammenhang mit einem Unternehmen oder anderen Arbeitsstätte steht. Im Mittelpunkt betrieblich bedingter sportlicher Aktivitäten steht nicht etwa die sportliche Leistung, sondern der Ausgleich einseitiger Arbeitsbelastungen und die Förderung der sozialen Beziehungen im Betrieb.[14] Deshalb wird Betriebssport in den vielfältigen Formen des Breiten- und Freizeitsportes ausgeübt, wobei eben nicht die individuelle Höchstleistung, sondern das sportliche und gesellschaftliche Miteinander im Vordergrund steht.
Betriebssport ist auch eine betriebliche Maßnahme zur Gesundheitsförderung. Hierbei reicht das Angebot von Sportkursen, wie beispielsweise Rückenschule und ähnlichen Bewegungstherapien, bis hin zu Entspannungstechniken und Bewegungspausen am Arbeitsplatz. Die Aufgaben des organisierten Betriebssports sind dabei koordinierende und beratende Funktionen.[15] Gesundheitsfördernde Maßnahmen werden meist in Zusammenarbeit mit einer Krankenkasse angeboten, zum Beispiel mit der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK), die den Firmen verschiedene Programme (Rückenschule, Mit dem Rad zur Arbeit, etc.) anbietet.[16]
2.1.1 Erscheinungsformen des Betriebssports
Die Organisation des Betriebssports kann entweder von der Arbeitnehmer- oder von der Arbeitgeberseite ausgehen, wobei unterschieden werden muss, wann die sportliche Betätigung stattfindet. Grundsätzlich kann aber angenommen werden, dass Sport, der vom Unternehmen aus angeboten wird, häufig ein Bestandteil des Arbeitsalltags ist, während der arbeitnehmerseitig organisierte Betriebssport eher außerhalb der Arbeitszeit betrieben wird.[17]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Organisationsformen des Betriebssports[18]
Die Bewegungspause am Arbeitsplatz findet während der Arbeitszeit statt, unterbricht somit den möglicherweise monotonen Arbeitsablauf und bietet dem Arbeiter die Möglichkeit, einseitige körperliche Belastung noch während seiner Arbeitszeit zu kompensieren. Trotzdem hat sich „die Bewegungspause in der betrieblichen Praxis nicht umsetzen können“[19].
Anders der verbandsungebundene Betriebssport, der hauptsächlich in vom Betrieb bereitgestellten Sportanlagen (Mehrzweckhallen, Fußballplätze, Schwimmbäder, etc.) betrieben wird. Diese Erscheinungsform des Betriebssports ist weit verbreitet, da die Mitarbeiter sich nicht nach bestimmten Zeiten richten müssen und das Sportangebot nutzen können wie und wann sie wollen.
Ungebundene Betriebssportgruppen sind lose Interessengemeinschaften, bei denen sich die Teilnehmer unregelmäßig und unorganisiert zum gelegentlichen Sport treffen. Dies sind zum Beispiel Fußballmannschaften oder Kegelgruppen. Charakteristisch für diese Art von Betriebssport ist, dass sich die Gruppe bei jedem Treffen unterschiedlich zusammensetzt und unterschiedlich groß ist. Im Gegensatz dazu stehen die organisierten Betriebssportgemeinschaften, die von den Unternehmen meistens gefördert und unterstützt werden.[20]
Ein Beispiel für betriebsnahe Sportvereine ist die Outdoor-Sportgruppe des VfB Rehau, einem lokalen Sportverein. Die Outdoor-Gruppe entstand auf Wunsch von Mitarbeitern der Firma Rehau, als Untergruppe des VfB Rehau, so dass Räumlichkeiten und Gerätschaften zusammen genutzt werden konnten. Mitglieder in der Outdoor-Sportgruppe sind zwar meist gleichzeitig Mitarbeiter der Firma Rehau, es kann aber jeder diesem betriebsnahen Sportverein beitreten.[21]
Teilnehmer am Betriebssport sind nicht nur die Arbeitnehmer des jeweiligen Betriebes, sondern auch „Pensionäre, Angehörige und in Ausnahmefällen auch Betriebsfremde“[22], wobei die Teilnahme auf freiwilliger Basis beruht. Betriebssport vermittelt auch weniger Talentierten, Älteren und Untrainierten Freude und Vergnügen am Sport, da es weniger auf die Leistung, sondern getreu dem olympischen Gedanken „Dabei sein ist alles!“ auf die Teilnahme ankommt.
Betriebssportgemeinschaften werden sehr häufig von den Unternehmen finanziert oder zumindest finanziell unterstützt, zum Beispiel durch die Bereitstellung von Sportanlagen, notwendigen Gerätschaften, Übungsleitern, Trainern, etc.
Um die Kosten für die Unternehmen möglichst gering zu halten, arbeiten viele Firmen mit örtlichen Sportvereinen und Fitnesseinrichtungen zusammen. Eine solche Zusammenarbeit hat nicht nur den Vorteil, dass Firmenmitarbeiter die sportlichen Angebote vergünstigt oder sogar kostenfrei nutzen können, sondern das Unternehmen selbst hat die Möglichkeit, „den Sportanbieter durch firmeninterne Werbung zu pushen“[23], was sich wiederum günstig auf das Image auswirkt.
Allgemein gilt ein Unternehmen, das in Zusammenhang mit sportlichen Aktivitäten gebracht wird, als „modern, mitarbeiterfreundlich und fit“[24].
2.1.2 Aktuelle Situation in Deutschland
Betriebssport wurde schon vereinzelt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als „Fabrikturnen und Werkssport“[25] betrieben und ist daher eine der ältesten Sozialleistungen, die Betriebe ihren Mitarbeitern anbieten.
Die eigentlichen Wurzeln des Betriebssports liegen aber erst in den zwanziger Jahren, als der Sport schädliche Begleiterscheinungen der zunehmenden Industrialisierung auf Körper und Geist der Arbeiter ausgleichen sollte. Damals wurden vor allem körperliche Übungen als Ausgleichsgymnastik in die Arbeitszeit eingeflochten, wobei es jedoch schon vereinzelte arbeitnehmerseitig organisierte Gruppen gab, die den Sport gemeinsam in ihrer Freizeit ausübten.[26]
In der Zeit während des Nationalsozialismus wurde zwar weiterhin Betriebssport betrieben, jedoch musste die Idee des körperlichen Ausgleichs dem Gedanken der allgemeinen Wehrertüchtigung weichen.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde 1949 in Hamburg der Vorläufer des heutigen Betriebssportverbandes gegründet, während die Mitgliederzahlen in den Folgejahren kontinuierlich angestiegen sind.[27] Obwohl die Mitgliederzahlen seit 1995 zurückgehen, verzeichnet der Deutsche Betriebssportverband e. V., ein Zusammenschluss zahlreicher Betriebssportgemeinschaften, immer noch über 300.000 Mitglieder und 5530 Betriebssportvereine. Die Ursache für den Rückgang der Teilnehmerzahlen führt der Deutsche Betriebssportverband jedoch nicht auf ein gesunkenes Interesse am Betriebssport seitens der Arbeitgeber zurück, sondern vielmehr auf den kontinuierlichen Personalabbau von Großunternehmen und Konzernen.[28]
Der Betriebssport in seiner zahlenmäßigen Entwicklung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Entwicklung der Mitgliederzahlen des DBSV[29]
Das Dach des organisierten Betriebssports bildet in Deutschland der Deutsche Betriebssportverband e. V. (DBSV), ein Sportverband mit besonderer Aufgabenstellung im Deutschen Sportbund (DSB). Das Leitbild des DBSV verkörpert den Grundsatz, dass Betriebssport den Unternehmen und Behörden ebenso wie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut tut und sieht den Menschen im Mittelpunkt des sportlichen Geschehens. Als Dachverband des betrieblichen Sportwesens ist der DBSV seit fünf Jahren Veranstalter der Deutschen Betriebssportmeisterschaften, die in verschiedenen Sportarten stattfinden.
Als bekanntestes Event gilt hierbei der Frankfurter Firmenlauf, der auch oft als „Betriebsausflug mit Bewegungsprogramm“[30] bezeichnet wird. Die Teilnehmerzahlen seit der ersten Veranstaltung im Jahr 1993 haben sich sehr rasant gesteigert (s. Abb. 5: Teilnehmerentwicklung des Frankfurter Firmenlaufs). Im Jahr 2002 waren sogar mehr als 50 000 Starter verzeichnet.[31]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Teilnehmerentwicklung des Frankfurter Firmenlaufs[32]
Die Sportarten, die am häufigsten von den Firmen betrieben werden, sind nach wie vor Fußball oder Tennis, wobei sich in den letzten Jahren wie im Freizeitsport so auch im Betriebssport der Trend zum Ausdauersport beobachten lässt, so dass nun auch häufig Laufgruppen oder Radmannschaften anzutreffen sind.[33] Der Vorteil hierbei ist der geringe Aufwand für den entsprechenden Betrieb, da keine hohen Kosten für spezielle Räumlichkeiten (Mehrzweckhalle, Fußballplatz, Schwimmbad, etc.) oder Trainer anfallen.
Die Zahl der angebotenen Sportarten kann aber auch sehr umfangreich sein, wie das Beispiel der Firma Jungheinrich in Hamburg zeigt. Dort werden neben gängigen Sportarten wie Fußball, Laufen oder Fitness auch Sportarten wie Schießen, Bowling oder sogar Hochseeangeln angeboten.[34]
Die mitgliederstärksten Sportarten im Jahr 2002
(Männer und Frauen insgesamt)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Die mitgliederstärksten Sportarten im Jahr 2002[35]
[...]
[1] vgl. Sonnemann, Friederike: Pausen als Kraftquellen, in HelfRecht Methodik, I/98, S. 61
[2] vgl. Fixx, James F.: Das komplette Buch vom Laufen, 19. Aufl., Frankfurt am Main 2000, S. 30
[3] vgl. http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/23/0,1872,1020343,00htm (14.04.2004)
[4] Zum Wesen und zur Motivation der Unternehmen Sozialleistungen anzubieten vgl. Nick, Franz R.: Sozialleistungen, betriebliche und Sozialeinrichtungen, in Gaugler, Eduard / Weber, Wolfgang (Hrsg.): Handwörterbuch des Personalwesens, 2. Aufl., Stuttgart 1992, Sp. 2066-2080
[5] vgl. Luh, Andreas: Betriebssport zwischen Arbeitgeberinteressen und Arbeitnehmerbedürfnissen, Aachen 1998, S. 387f.
[6] Die Beziehungen zwischen geistiger und körperlicher Gesundheit sind seit langem bekannt, wie man am Ausspruch des Dichters Juvenal (ca. 60-140n. Chr.) sehen kann: Mens sana in corpore sano (In einem gesunden Körper steckt auch ein gesunder Geist).
[7] vgl. Schwarz, Hubert: Power of Mind, Berlin 2002, S. 30
[8] Lehmann, Jan: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, in Personalmagazin, Mai (2002), S. 10
[9] http://www.jungheinrich.de/files/lib/job/PSB_2001_dt.PDF (20.11.2003)
[10] Tofahrn, Klaus W.: Soziologie des Betriebssportes, Berlin 1992, S. 63
[11] zu den physischen und psychischen Auswirkungen von Sport auf den Menschen vgl. Kapitel 3
[12] vgl. Tofahrn, Klaus W.: Soziologie des Betriebssportes, Berlin 1992, S. 63
[13] vgl. Tofahrn, Klaus W.: Arbeit und Betriebssport, Berlin 1991, S. 38
[14] vgl. Müller-Seitz, Peter: Betriebssport, in Gaugler, Eduard / Weber, Wolfgang (Hrsg.): Handwörterbuch des Personalwesens, 2. Aufl., Stuttgart 1992, Sp. 636
[15] vgl. http://www.deutscher-betriebssportverband.de/dokumente/ aufgabenzielestrukturen.doc (17.02.2004)
[16] vgl. http://www.mit-dem-rad-zur-arbeit.de/bayern (16.06.2004)
[17] vgl. Tofahrn, Klaus W.: Arbeit und Betriebssport, Berlin 1991, S. 28
[18] vgl. ebenda, S. 29
[19] Tofahrn, Klaus W.: Soziologie des Betriebssportes, Berlin 1992, S. 54
[20] vgl. Tofahrn, Klaus W.: Soziologie des Betriebssportes, Berlin 1992, S. 54
[21] vgl. http://www.outdoor-im-vfb.de/arch/press/Rehau_is_running.htm (23.03.2004)
[22] Tofahrn, Klaus W.: Arbeit und Betriebssport, Berlin 1991, S. 26
[23] Lehmann, Jan: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, in Personalmagazin, Mai (2002), S. 10
[24] Lehmann, Jan: Wenn das Team für die Firma spielt, in Personalmagazin, Mai (2002), S. 7
[25] http://www.deutscher-betriebssportverband.de/dokumente/leitbild.doc (17.02.2004)
[26] vgl. Tofahrn, Klaus W.: Soziologie des Betriebssportes, Berlin 1992, S. 44
[27] vgl. Müller-Seitz, Peter: Betriebssport, in Gaugler, Eduard / Weber, Wolfgang (Hrsg.): Handwörterbuch des Personalwesens, 2. Aufl., Stuttgart 1992, Sp. 636
[28] vgl. http://www.hdako.de/dbsv/dokumente/dbsv-klausurtagung-muenster2003.doc (20.02.2004)
[29] vgl. http://www.deutscher-betriebssportverband.de/dokumente/50-jahre-deutscher-betriebssportver- band.doc (17.02.2004)
[30] Roßel, Stefanie: Betriebsausflug an den Main, in Runner´s World, August (2003), S. 54f.
[31] vgl. ebenda, S. 54
[32] vgl. Steffens, Thomas : 40 000 liefen durch Mainhattan, in Runner´s World, Juli (2001), S. 43
[33] vgl. http://www. deutscher-betriebssportverband.de/dbsv-info1.html (17.02.2004)
[34] vgl. http://www.jungheinrich.de/files/lib/job/PSB_2001_dt.PDF (20.11.2003)
[35] vgl. http://www.deutscher-betriebssportverband.de/dokumente/50-jahre-deutscher-betriebssportverband.doc (17.02.2004)
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2004
- ISBN (eBook)
- 9783832497514
- ISBN (Paperback)
- 9783838697512
- DOI
- 10.3239/9783832497514
- Dateigröße
- 937 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Fachhochschule Hof – Betriebswirtschaft
- Erscheinungsdatum
- 2006 (August)
- Note
- 1,6
- Schlagworte
- personalführung unternehmensführung sozialforschung personalmanagement arbeitsklima
- Produktsicherheit
- Diplom.de