Lade Inhalt...

Die Auswirkungen von Betriebssport auf das Betriebsklima von Unternehmen

©2004 Diplomarbeit 132 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Das Thema Betriebssport und seine Auswirkungen auf Mensch und Betrieb ist gerade in einer Zeit fortschreitender Technisierung und Automatisierung ein aktuelles Thema. Auf Grund des zunehmenden PC-Einsatzes in allen betrieblichen Bereichen führt die Mehrheit der Arbeitnehmer ihre Tätigkeit im Sitzen aus, wodurch der Körper einer sehr einseitigen Belastung unterliegt. Als Hauptursache krankheitsbedingter Fehltage in Unternehmen werden heute nicht mehr infektiöse oder berufsbedingte Erkrankungen genannt, sondern die so genannten „Zivilisationskrankheiten“. Dazu gehören u. a. Fettleibigkeit, ein erhöhter Cholesterinspiegel, Wirbelsäulenerkrankungen und Schädigungen am Bewegungsapparat und dem Herz-Kreislaufsystem. Zurückzuführen sind diese Erkrankungen auf falsche oder einseitige Ernährung, überhöhten Alkohol- und Tabakkonsum und vor allem fehlende Bewegung.
In diesem Zusammenhang stellt die so genannte Frühverrentung ein großes gesellschaftliches Problem dar, weil immer mehr Arbeitnehmer vorzeitig in den Ruhestand treten und somit enorme Kosten entstehen, die von Staat und Krankenkasse nicht mehr getragen werden können. Eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland ist der Herzinfarkt, an dem jedes Jahr rund 180 000 Menschen sterben. Wenn man bedenkt, dass die Ursachen eines Herzinfarktes (Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen, etc.) meist Folgen von Übergewicht sind, wird deutlich wie unverzichtbar sinnvolle körperliche Aktivität ist.
Für die Unternehmen stellt Betriebssport eine freiwillige betriebliche Sozialleistung dar, durch die der Arbeitnehmer neben seinem Arbeitsentgelt eine zusätzliche Zuwendung bekommt. Da diese Sozialleistungen einen nicht unwesentlichen Kostenfaktor für den jeweiligen Betrieb bedeuten, wird nicht nur von einem entsprechenden Nutzen für den Arbeitnehmer, sondern auch für den Arbeitgeber ausgegangen. Die Motive der Betriebssport fördernden Unternehmen sind dabei sehr zahlreich. So erwartet man von der Sport treibenden Belegschaft u. a. einen verbesserten Gesundheitszustand, eine erhöhte Leistungsfähigkeit, eine wachsende Leistungsbereitschaft, die Förderung sozialer Kontakte und geringere Fehlzeiten.
Die Wechselwirkungen zwischen körperlicher und geistiger Gesundheit sind bereits seit langem bekannt. Ein gesunder Körper bewirkt somit nicht nur einen gesunden Geist, sondern dies gilt auch umgekehrt. Die Auswirkungen mentaler Fitness können auch körperlich gespürt werden, denn wer in einem […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhalt

1 Problemstellung

2 Begriffliche Abgrenzungen
2.1 Betriebssport
2.1.1 Erscheinungsformen des Betriebssports
2.1.2 Aktuelle Situation in Deutschland
2.2 Betriebsklima
2.2.1 Wirkungen des Betriebsklimas
2.2.2 Wichtige Einflussfaktoren auf das Betriebsklima

3 Die Auswirkungen von Sport auf den Menschen
3.1 Physische Auswirkungen
3.1.1 Kräftigung des Bewegungsapparates
3.1.2 Vermeidung von Zivilisationskrankheiten
3.1.3 Stärkung des Immunsystems
3.2 Psychische Auswirkungen
3.2.1 Erhöhung der geistigen Leistungsfähigkeit
3.2.2 Förderung der Leistungsbereitschaft
3.2.3 Steigerung des Wohlbefindens

4 Die empirische Untersuchung der Auswirkungen von Betriebssport
4.1 Aufbau und Gestaltung der Untersuchung
4.1.1 Hypothesen
4.1.2 Gegenstand und Umfang der Untersuchung
4.2 Messinstrumente und Auswahl der geeigneten Methode
4.2.1 Datenanalyse
4.2.2 Beobachtung
4.2.3 Schriftliche Befragung
4.2.4 Das qualitative Interview
4.3 Entwicklung der Befragungstaktik
4.3.1 Frageformulierung
4.3.2 Fragearten
4.3.3 Fragebegründung
4.4 Durchführung der Untersuchung
4.4.1 Der Pretest
4.4.2 Die Hauptuntersuchung
4.5 Auswertung und Ergebnisse
4.5.1 Vorgehensweise bei der Auswertung
4.5.2 Darstellung der wichtigsten Ergebnisse
4.5.3 Gegenüberstellung von Hypothesen und Ergebnissen

5 Zusammenfassung

Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungen

Abb. 1: Meinungen von Unternehmensleitungen zu positiven und negativen Auswirkungen des Betriebssportes

Abb. 2: Organisationsformen des Betriebssports

Abb. 3: Entwicklung der Mitgliederzahlen des DBSV

Abb. 4: Teilnehmerentwicklung des Frankfurter Firmenlaufs

Abb. 5: Die mitgliederstärksten Sportarten im Jahr 2002

Abb. 6: Einfluss des Betriebsklimas auf Arbeitsbereitschaft und Arbeitsleistung

Abb. 7: Konzepte der Arbeitsstrukturierung

Abb. 8: Grundsätze eines gerechten Entlohnungssystems

Abb. 9: Klassifikation von Führungsstilen

Abb. 10: Führungsstilvarianten der Ohio-State-Studien

Abb. 11: Ergebnisse der Iowa-Studien

Abb. 12: Körperfitness – 15 Vorteile für den Job

Abb. 13: Effekt des Ausdauertrainings

Abb. 14: Häufigkeit von Erkältungen in Abhängigkeit von körperlicher Aktivität

Abb. 15: Abhängigkeit von Trainingsintensität und Leistungs­fähigkeit des Immunsystems

Abb. 16: Bedürfnishierarchie nach Maslow

Abb. 17: Arten von Variablenbeziehungen

Abb. 18: Formen der Beobachtung

Abb. 19: Gegenüberstellung von Hypothesen und Ergebnissen

1 Problemstellung

Das Thema Betriebssport und seine Auswirkungen auf Mensch und Betrieb ist gerade in einer Zeit fortschreitender Technisierung und Automatisierung ein aktuelles Thema. Auf Grund des zunehmenden PC-Einsatzes in allen betrieblichen Bereichen führt die Mehrheit der Arbeitnehmer ihre Tätigkeit im Sitzen aus, wodurch der Körper einer sehr einseitigen Belastung unterliegt.

Als Hauptursache krankheitsbedingter Fehltage in Unternehmen werden heute nicht mehr infektiöse oder berufsbedingte Erkrankungen genannt, sondern die so genannten „Zivilisationskrankheiten“.[1] Dazu gehören u. a. Fettlei­bigkeit, ein erhöhter Cholesterinspie­gel, Wirbelsäulenerkrankungen und Schädigungen am Bewegungsapparat und dem Herz-Kreislaufsystem. Zurückzuführen sind diese Erkrankungen auf falsche oder einseitige Ernährung, überhöhten Alkohol- und Tabakkonsum und vor allem fehlende Bewegung.[2]

In diesem Zusammenhang stellt die so genannte Frühverrentung ein großes gesell­schaftliches Problem dar, weil immer mehr Arbeit­nehmer vorzeitig in den Ruhestand treten und somit enorme Kosten entstehen, die von Staat und Krankenkasse nicht mehr ge­tragen werden können. Eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland ist der Herzinfarkt, an dem jedes Jahr rund 180 000 Menschen sterben.[3] Wenn man bedenkt, dass die Ursachen eines Herzinfarktes (Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen, etc.) meist Folgen von Übergewicht sind, wird deutlich wie unverzichtbar sinnvolle körperli­che Aktivität ist.

Für die Unternehmen stellt Betriebssport eine freiwillige betrieb­liche Sozialleistung[4] dar, durch die der Arbeitnehmer neben sei­nem Arbeitsentgelt eine zusätzliche Zuwen­dung bekommt. Da diese Sozialleistungen einen nicht unwesentlichen Kostenfaktor für den jeweiligen Betrieb bedeuten, wird nicht nur von einem ent­sprechenden Nutzen für den Arbeitnehmer, sondern auch für den Arbeitgeber ausgegangen.

Die Motive der Betriebssport fördernden Unternehmen sind dabei sehr zahlreich. So erwartet man von der Sport treibenden Beleg­schaft u. a. einen verbesserten Gesund­heitszustand, eine er­höhte Leistungsfähigkeit, eine wachsende Leistungsbereitschaft, die För­derung sozialer Kontakte und geringere Fehlzeiten.[5]

Die Wechselwirkungen zwischen körperlicher und geistiger Ge­sundheit sind bereits seit langem bekannt. Ein gesunder Körper bewirkt somit nicht nur einen gesunden Geist, sondern dies gilt auch umgekehrt.[6] Die Auswirkungen mentaler Fitness können auch körperlich gespürt werden, denn wer in einem gesunden Körper steckt, „hat gute Voraussetzungen, auch im Kopf fit zu bleiben“[7].

Die Geschäftsführung der Ver­lagsgruppe Milchstraße in Hamburg verfolgt mit ihrem breiten Sport- und Gesundheits­angebot für die Mitarbeiter das Ziel: „Die viel zitierten Softskills der Beschäftigten, also Teamgeist, gegenseitiger Respekt und Vertrauen, Selbst­verantwortung, körperliche und geistige Belastbarkeit, sollen möglichst gut entwickelt und ausgebildet sein.“[8]

Treffen diese Erwartungen zu, könnte dies durchaus positive Auswirkungen auf das Betriebsklima der betreffenden Unter­nehmen haben. Viele Unternehmen unterstellen deshalb intuitiv einen direkten Zusammenhang zwischen angebotenem Betriebs­sport und einem guten Betriebsklima. So widmet sich z. B. die Firma Jungheinrich, ein Logistikunternehmen aus Hamburg, in ihrem Personal- und Sozialbericht 2001 sehr ausführlich dem in­ternen Sportwesen und behauptet, dass dadurch „für ein positives Arbeitsklima“[9] gesorgt wird.

In der Realität zeigt sich allerdings, dass die Zusammenhänge zwischen Betriebssport und Betriebsklima „komplizierte, empirisch schwer nachweisbare Beziehungsgefüge“[10] darstellen. Zwar sind die positiven Auswirkungen sportlicher Betätigung auf Körper und Psyche wissenschaftlich bewiesen[11], Zusammenhänge mit be­stimmten zwischen­menschlichen Beziehungen lassen sich jedoch nur bedingt feststellen.

Die gegenwärtige Forschungslage zeigt keine (mir bekannten) Ergebnisse zu dieser Problematik auf, weil der Betriebssport in der Bundesrepublik Deutschland ein weitestgehend unerforschtes Phänomen ist. Eine Umfrage aus dem Jahr 1968 zeigt lediglich, dass bereits damals ein Zusammenhang zwischen Betriebssport und einem guten Betriebsklima unterstellt wurde (s. Abb. 1: Meinungen von Unternehmensleitungen zu positiven und ne­gativen Auswirkungen des Betriebssportes).[12]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Meinungen von Unternehmensleitungen zu positiven und negativen Auswirkungen des Betriebs­sportes[13]

Ziel dieser Arbeit ist, einen Zusammenhang zwischen Betriebssport und positivem Betriebsklima fest zu stellen, bzw. zu untersuchen, ob sich die Teilnahme am Betriebs­sport förderlich auf das Betriebs­klima auswirkt.

In Kapitel 2 werden zunächst die Begriffe Betriebssport und Betriebsklima abgegrenzt und definiert. Danach folgt in Kapitel 3 eine Darstellung der Auswirkungen von Sport auf den Menschen in physischer und insbesondere psychischer Hinsicht, da gerade die psychischen Auswirkungen in Zusammenhang mit einer Ver­besserung des Betriebs­klimas stehen könnten. Darauf aufbauend werden in Kapitel 4 Inhalt und Vorgehens­weise der empirischen Untersuchung beschrieben. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden Interviews mit Personen aus unter­schiedlichen Unter­nehmen mit Betriebssport­angebot durchgeführt und ausgewertet. Abschließend folgen eine Darstel­lung der wichtigsten Ergebnisse und eine Zusammenfassung der Arbeit.

2 Begriffliche Abgrenzungen

Um ein eindeutiges Verständnis der verwendeten Begriffe zu ge­währleisten, ist es nötig, im Vorfeld dieser Arbeit einige Defini­tionen und Begriffsabgrenzungen vorzunehmen.

2.1 Betriebssport

Unter Betriebssport kann eine besondere Erscheinungsform von Sport verstanden werden, die in irgendeiner Art (materiell, per­sonell oder organisatorisch) im Zusam­menhang mit einem Unter­nehmen oder anderen Arbeitsstätte steht. Im Mittelpunkt betrieb­lich bedingter sportlicher Aktivitäten steht nicht etwa die sport­liche Leistung, sondern der Ausgleich einseitiger Arbeitsbe­las­tun­gen und die Förderung der sozialen Beziehungen im Be­trieb.[14] Deshalb wird Betriebssport in den vielfältigen Formen des Breiten- und Freizeitsportes ausgeübt, wobei eben nicht die indi­viduelle Höchstleistung, sondern das sportliche und gesellschaft­liche Mit­einander im Vordergrund steht.

Betriebssport ist auch eine betriebliche Maßnahme zur Gesund­heitsförderung. Hierbei reicht das Angebot von Sport­kursen, wie beispielsweise Rückenschule und ähn­lichen Be­wegungstherapien, bis hin zu Entspannungstechniken und Be­wegungspausen am Ar­beitsplatz. Die Aufgaben des organisierten Betriebssports sind dabei koordinie­rende und beratende Funk­tionen.[15] Gesundheits­fördernde Maßnahmen werden meist in Zusam­menarbeit mit einer Krankenkasse angeboten, zum Beispiel mit der Allgemeinen Orts­krankenkasse (AOK), die den Firmen verschiedene Programme (Rückenschule, Mit dem Rad zur Arbeit, etc.) anbietet.[16]

2.1.1 Erscheinungsformen des Betriebssports

Die Organisation des Betriebssports kann entweder von der Arbeit­nehmer- oder von der Arbeitgeberseite ausgehen, wobei unter­schieden werden muss, wann die sportliche Betätigung stattfindet. Grundsätzlich kann aber angenommen werden, dass Sport, der vom Unternehmen aus angeboten wird, häufig ein Bestandteil des Arbeitsalltags ist, während der arbeitnehmerseitig organisierte Be­triebssport eher außerhalb der Arbeitszeit betrieben wird.[17]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Organisationsformen des Betriebssports[18]

Die Bewegungspause am Arbeitsplatz findet während der Arbeits­zeit statt, unterbricht somit den möglicherweise monotonen Ar­beits­ablauf und bietet dem Arbeiter die Möglichkeit, einseitige kör­perliche Belastung noch während seiner Arbeitszeit zu kom­pen­sieren. Trotzdem hat sich „die Bewegungspause in der be­trieb­li­chen Praxis nicht umsetzen können“[19].

Anders der verbandsungebundene Betriebssport, der hauptsäch­lich in vom Betrieb bereitgestellten Sportanlagen (Mehrzweck­hallen, Fußballplätze, Schwimmbäder, etc.) betrieben wird. Diese Erscheinungsform des Betriebssports ist weit verbreitet, da die Mit­arbeiter sich nicht nach bestimmten Zeiten richten müssen und das Sportangebot nutzen können wie und wann sie wollen.

Ungebundene Betriebssportgruppen sind lose Interessengemeinschaften, bei denen sich die Teilnehmer unregelmäßig und unorganisiert zum gelegentlichen Sport treffen. Dies sind zum Beispiel Fußballmannschaften oder Kegelgruppen. Charakteristisch für diese Art von Betriebssport ist, dass sich die Gruppe bei jedem Treffen unterschiedlich zu­sammensetzt und unterschiedlich groß ist. Im Gegensatz dazu stehen die organisierten Betriebssportgemeinschaften, die von den Unternehmen meistens gefördert und unter­stützt werden.[20]

Ein Beispiel für betriebsnahe Sportvereine ist die Outdoor-Sport­gruppe des VfB Rehau, einem lokalen Sportverein. Die Outdoor-Gruppe entstand auf Wunsch von Mitarbeitern der Firma Rehau, als Untergruppe des VfB Rehau, so dass Räumlichkeiten und Gerät­schaften zusammen genutzt werden konnten. Mitglieder in der Outdoor-Sportgruppe sind zwar meist gleichzeitig Mit­arbeiter der Firma Rehau, es kann aber jeder diesem betriebsnahen Sportverein beitreten.[21]

Teilnehmer am Betriebssport sind nicht nur die Arbeitnehmer des jeweiligen Betriebes, sondern auch „Pensionäre, Angehörige und in Ausnahmefällen auch Betriebsfremde“[22], wobei die Teilnahme auf freiwilliger Basis beruht. Betriebssport vermittelt auch weniger Talentierten, Älteren und Untrainierten Freude und Vergnügen am Sport, da es weniger auf die Leistung, sondern getreu dem olym­pischen Gedanken „Dabei sein ist alles!“ auf die Teilnahme ankommt.

Betriebssportgemeinschaften werden sehr häufig von den Unter­nehmen finanziert oder zumindest finanziell unterstützt, zum Beispiel durch die Bereitstellung von Sport­anlagen, notwendigen Gerätschaften, Übungsleitern, Trainern, etc.

Um die Kosten für die Unternehmen möglichst gering zu halten, arbeiten viele Firmen mit örtlichen Sport­vereinen und Fitness­einrichtungen zusammen. Eine solche Zusammenarbeit hat nicht nur den Vorteil, dass Firmenmitarbeiter die sportlichen Angebote vergünstigt oder sogar kostenfrei nutzen können, sondern das Unternehmen selbst hat die Möglichkeit, „den Sportanbieter durch firmeninterne Werbung zu pushen“[23], was sich wiederum günstig auf das Image auswirkt.

Allgemein gilt ein Unternehmen, das in Zusammenhang mit sport­lichen Aktivitäten gebracht wird, als „modern, mitarbeiter­freundlich und fit“[24].

2.1.2 Aktuelle Situation in Deutschland

Betriebssport wurde schon vereinzelt zu Beginn des 20. Jahr­hunderts als „Fabrikturnen und Werkssport“[25] betrieben und ist daher eine der ältesten Sozialleistungen, die Betriebe ihren Mit­ar­beitern anbieten.

Die eigentlichen Wurzeln des Betriebssports lie­gen aber erst in den zwanziger Jahren, als der Sport schädliche Begleiterscheinungen der zunehmenden Industrialisierung auf Körper und Geist der Ar­beiter ausgleichen sollte. Damals wurden vor allem körperliche Übungen als Ausgleichsgymnastik in die Arbeitszeit eingeflochten, wobei es jedoch schon vereinzelte arbeitnehmerseitig organi­sierte Gruppen gab, die den Sport gemeinsam in ihrer Freizeit aus­übten.[26]

In der Zeit während des Nationalsozialismus wurde zwar weiterhin Betriebssport betrieben, jedoch musste die Idee des körperlichen Aus­gleichs dem Gedanken der allgemeinen Wehrertüchtigung wei­chen.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde 1949 in Hamburg der Vor­läufer des heutigen Betriebssportverbandes gegründet, wäh­rend die Mitgliederzahlen in den Folgejahren kontinuierlich ange­stiegen sind.[27] Obwohl die Mitgliederzahlen seit 1995 zurück­gehen, ver­zeichnet der Deutsche Betriebssportverband e. V., ein Zusam­men­schluss zahlreicher Betriebssportgemein­schaften, immer noch über 300.000 Mitglieder und 5530 Betriebs­sportvereine. Die Ursache für den Rückgang der Teilnehmer­zahlen führt der Deut­sche Betriebs­sportver­band jedoch nicht auf ein gesunkenes Inter­esse am Be­triebssport seitens der Arbeitgeber zurück, sondern vielmehr auf den kontinuierlichen Personalabbau von Großunter­neh­men und Konzernen.[28]

Der Betriebssport in seiner zahlenmäßigen Entwicklung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Entwicklung der Mitgliederzahlen des DBSV[29]

Das Dach des organisierten Betriebssports bildet in Deutschland der Deutsche Betriebs­sportverband e. V. (DBSV), ein Sportverband mit besonderer Aufgabenstellung im Deutschen Sportbund (DSB). Das Leitbild des DBSV verkörpert den Grundsatz, dass Betriebs­sport den Unternehmen und Behörden ebenso wie deren Mit­arbeiterinnen und Mitarbeitern gut tut und sieht den Men­schen im Mittelpunkt des sportlichen Gesche­hens. Als Dach­verband des be­trieblichen Sportwesens ist der DBSV seit fünf Jahren Veran­stalter der Deutschen Betriebssportmeisterschaften, die in verschie­denen Sport­arten stattfinden.

Als bekanntestes Event gilt hierbei der Frankfurter Firmenlauf, der auch oft als „Betriebsausflug mit Bewegungsprogramm“[30] bezeich­net wird. Die Teilnehmerzahlen seit der ersten Veran­staltung im Jahr 1993 haben sich sehr rasant gesteigert (s. Abb. 5: Teilnehmer­entwicklung des Frankfurter Firmenlaufs). Im Jahr 2002 waren sogar mehr als 50 000 Starter verzeichnet.[31]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Teilnehmerentwicklung des Frankfurter Firmenlaufs[32]

Die Sportarten, die am häufigsten von den Firmen betrieben werden, sind nach wie vor Fußball oder Tennis, wobei sich in den letzten Jahren wie im Freizeitsport so auch im Betriebssport der Trend zum Ausdauersport beobachten lässt, so dass nun auch häufig Laufgruppen oder Radmannschaften anzutreffen sind.[33] Der Vorteil hierbei ist der ge­ringe Aufwand für den entsprechenden Betrieb, da keine hohen Kosten­ für spezielle Räumlichkeiten (Mehrzweckhalle, Fußballplatz, Schwimmbad, etc.) oder Trainer an­fallen.

Die Zahl der angebotenen Sportarten kann aber auch sehr umfangreich sein, wie das Beispiel der Firma Jungheinrich in Hamburg zeigt. Dort werden neben gängigen Sport­arten wie Fußball, Laufen oder Fitness auch Sportarten wie Schießen, Bowling oder sogar Hochseeangeln angeboten.[34]

Die mitgliederstärksten Sportarten im Jahr 2002

(Männer und Frauen insgesamt)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Die mitgliederstärksten Sportarten im Jahr 2002[35]

[...]


[1] vgl. Sonnemann, Friederike: Pausen als Kraftquellen, in HelfRecht Methodik, I/98, S. 61

[2] vgl. Fixx, James F.: Das komplette Buch vom Laufen, 19. Aufl., Frankfurt am Main 2000, S. 30

[3] vgl. http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/23/0,1872,1020343,00htm (14.04.2004)

[4] Zum Wesen und zur Motivation der Unternehmen Sozialleistungen anzubieten vgl. Nick, Franz R.: Sozialleistungen, betriebliche und Sozialeinrichtungen, in Gaugler, Eduard / Weber, Wolfgang (Hrsg.): Handwörterbuch des Personalwesens, 2. Aufl., Stuttgart 1992, Sp. 2066-2080

[5] vgl. Luh, Andreas: Betriebssport zwischen Arbeitgeberinteressen und Arbeit­nehmerbedürfnissen, Aachen 1998, S. 387f.

[6] Die Beziehungen zwischen geistiger und körperlicher Gesundheit sind seit langem bekannt, wie man am Ausspruch des Dichters Juvenal (ca. 60-140n. Chr.) sehen kann: Mens sana in corpore sano (In einem gesunden Körper steckt auch ein gesunder Geist).

[7] vgl. Schwarz, Hubert: Power of Mind, Berlin 2002, S. 30

[8] Lehmann, Jan: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, in Personalmagazin, Mai (2002), S. 10

[9] http://www.jungheinrich.de/files/lib/job/PSB_2001_dt.PDF (20.11.2003)

[10] Tofahrn, Klaus W.: Soziologie des Betriebssportes, Berlin 1992, S. 63

[11] zu den physischen und psychischen Auswirkungen von Sport auf den Menschen vgl. Kapitel 3

[12] vgl. Tofahrn, Klaus W.: Soziologie des Betriebssportes, Berlin 1992, S. 63

[13] vgl. Tofahrn, Klaus W.: Arbeit und Betriebssport, Berlin 1991, S. 38

[14] vgl. Müller-Seitz, Peter: Betriebssport, in Gaugler, Eduard / Weber, Wolfgang (Hrsg.): Handwörterbuch des Personalwesens, 2. Aufl., Stuttgart 1992, Sp. 636

[15] vgl. http://www.deutscher-betriebssportverband.de/dokumente/ aufgabenzielestrukturen.doc (17.02.2004)

[16] vgl. http://www.mit-dem-rad-zur-arbeit.de/bayern (16.06.2004)

[17] vgl. Tofahrn, Klaus W.: Arbeit und Betriebssport, Berlin 1991, S. 28

[18] vgl. ebenda, S. 29

[19] Tofahrn, Klaus W.: Soziologie des Betriebssportes, Berlin 1992, S. 54

[20] vgl. Tofahrn, Klaus W.: Soziologie des Betriebssportes, Berlin 1992, S. 54

[21] vgl. http://www.outdoor-im-vfb.de/arch/press/Rehau_is_running.htm (23.03.2004)

[22] Tofahrn, Klaus W.: Arbeit und Betriebssport, Berlin 1991, S. 26

[23] Lehmann, Jan: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, in Personalmagazin, Mai (2002), S. 10

[24] Lehmann, Jan: Wenn das Team für die Firma spielt, in Personalmagazin, Mai (2002), S. 7

[25] http://www.deutscher-betriebssportverband.de/dokumente/leitbild.doc (17.02.2004)

[26] vgl. Tofahrn, Klaus W.: Soziologie des Betriebssportes, Berlin 1992, S. 44

[27] vgl. Müller-Seitz, Peter: Betriebssport, in Gaugler, Eduard / Weber, Wolfgang (Hrsg.): Handwörterbuch des Personalwesens, 2. Aufl., Stuttgart 1992, Sp. 636

[28] vgl. http://www.hdako.de/dbsv/dokumente/dbsv-klausurtagung-muenster2003.doc (20.02.2004)

[29] vgl. http://www.deutscher-betriebssportverband.de/dokumente/50-jahre-deutscher-betriebssportver­- band.doc (17.02.2004)

[30] Roßel, Stefanie: Betriebsausflug an den Main, in Runner´s World, August (2003), S. 54f.

[31] vgl. ebenda, S. 54

[32] vgl. Steffens, Thomas : 40 000 liefen durch Mainhattan, in Runner´s World, Juli (2001), S. 43

[33] vgl. http://www. deutscher-betriebssportverband.de/dbsv-info1.html (17.02.2004)

[34] vgl. http://www.jungheinrich.de/files/lib/job/PSB_2001_dt.PDF (20.11.2003)

[35] vgl. http://www.deutscher-betriebssportverband.de/dokumente/50-jahre-deutscher-betriebssportver­band.doc (17.02.2004)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832497514
ISBN (Paperback)
9783838697512
DOI
10.3239/9783832497514
Dateigröße
937 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Hof – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2006 (August)
Note
1,6
Schlagworte
personalführung unternehmensführung sozialforschung personalmanagement arbeitsklima
Zurück

Titel: Die Auswirkungen von Betriebssport auf das Betriebsklima von Unternehmen
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
book preview page numper 27
book preview page numper 28
132 Seiten
Cookie-Einstellungen