Technische und wirtschaftliche Struktur der Gasversorgung in Deutschland
					
	
		©2006
		Studienarbeit
		
			
				101 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
In Deutschland gewinnt Erdgas im Energiemix zunehmend an Bedeutung. Es ist nach Mineralöl mit einem Anteil von 23 % am deutschen Primärenergieverbrauch im Jahr 2005 der zweitwichtigste Primärenergieträger und Prognosen gehen davon aus, dass der Erdgasanteil weiter zunehmen wird. Diese Entwicklung wird durch die rückläufige Nutzung von Kernenergie und den umweltfreundlichen Eigenschaften von Erdgas gestützt. Zudem begünstigt die staatlich geförderte Kraft-Wärme-Kopplung die Verwendung von Erdgas zur Elektrizitätserzeugung. In diesem Zusammenhang werden Mini-Blockheizkraftwerke in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung von Haushalten einnehmen.
Besonders in letzter Zeit sind der Ölpreis und damit der an den Ölpreis gekoppelte Gaspreis stark gestiegen. Die Ölpreisbindung ist historisch bedingt und wird von der europäischen Gesetzgebung als unzeitgemäß angesehen: Heute ist dieser Mechanismus [der Ölpreisbindung] jedoch wirtschaftlich nicht mehr gerechtfertigt und sollte ersetzt werden durch einen Preis, der anhand von Angebot und Nachfrage für Erdgas festgelegt wird. Das lässt sich jedoch nur durch die Errichtung eines integrierten Gasbinnenmarkts verwirklichen, der sich nicht nur auf die Liberalisierung der nationalen Märkte beschränkt.
Zur Verwirklichung der Vorgaben der Europäischen Union hinsichtlich der Liberalisierung der Energiemärkte wurde in Deutschland im Juli 2005 ein neues Energiewirtschaftsgesetz verabschiedet und die Bundesnetzagentur mit der Regulierung des deutschen Erdgasmarkts beauftragt. Nach den Vorstellungen der Bundesnetzagentur soll sich bis zum 1. Oktober 2006 ein geordnetes und funktionierendes Netzzugangssystem etabliert haben. Um die Gründe und Einzelheiten der Liberalisierung zu verstehen, müssen sowohl der technische Aufbau als auch die wirtschaftlichen Aspekte bezüglich der Erdgasversorgung in Deutschland betrachtet werden.
	
Zusammenfassung:
Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick bezüglich der technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte der Erdgasversorgung in Deutschland. Somit werden der technische Aufbau des Gasnetzes, die Struktur der Gaswirtschaft, die Gaspreisbildung und die Liberalisierung des Gasmarktes aufgezeigt.
Kapitel 2 befasst sich nach einer kurzen Darstellung der Entwicklung der Gasversorgung auf deutscher und europäischer Ebene mit den Grundlagen der Erdgasgewinnung. Dabei werden die Erdgasvorkommen sowie die Exploration, Förderung und […]
	In Deutschland gewinnt Erdgas im Energiemix zunehmend an Bedeutung. Es ist nach Mineralöl mit einem Anteil von 23 % am deutschen Primärenergieverbrauch im Jahr 2005 der zweitwichtigste Primärenergieträger und Prognosen gehen davon aus, dass der Erdgasanteil weiter zunehmen wird. Diese Entwicklung wird durch die rückläufige Nutzung von Kernenergie und den umweltfreundlichen Eigenschaften von Erdgas gestützt. Zudem begünstigt die staatlich geförderte Kraft-Wärme-Kopplung die Verwendung von Erdgas zur Elektrizitätserzeugung. In diesem Zusammenhang werden Mini-Blockheizkraftwerke in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung von Haushalten einnehmen.
Besonders in letzter Zeit sind der Ölpreis und damit der an den Ölpreis gekoppelte Gaspreis stark gestiegen. Die Ölpreisbindung ist historisch bedingt und wird von der europäischen Gesetzgebung als unzeitgemäß angesehen: Heute ist dieser Mechanismus [der Ölpreisbindung] jedoch wirtschaftlich nicht mehr gerechtfertigt und sollte ersetzt werden durch einen Preis, der anhand von Angebot und Nachfrage für Erdgas festgelegt wird. Das lässt sich jedoch nur durch die Errichtung eines integrierten Gasbinnenmarkts verwirklichen, der sich nicht nur auf die Liberalisierung der nationalen Märkte beschränkt.
Zur Verwirklichung der Vorgaben der Europäischen Union hinsichtlich der Liberalisierung der Energiemärkte wurde in Deutschland im Juli 2005 ein neues Energiewirtschaftsgesetz verabschiedet und die Bundesnetzagentur mit der Regulierung des deutschen Erdgasmarkts beauftragt. Nach den Vorstellungen der Bundesnetzagentur soll sich bis zum 1. Oktober 2006 ein geordnetes und funktionierendes Netzzugangssystem etabliert haben. Um die Gründe und Einzelheiten der Liberalisierung zu verstehen, müssen sowohl der technische Aufbau als auch die wirtschaftlichen Aspekte bezüglich der Erdgasversorgung in Deutschland betrachtet werden.
Zusammenfassung:
Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick bezüglich der technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte der Erdgasversorgung in Deutschland. Somit werden der technische Aufbau des Gasnetzes, die Struktur der Gaswirtschaft, die Gaspreisbildung und die Liberalisierung des Gasmarktes aufgezeigt.
Kapitel 2 befasst sich nach einer kurzen Darstellung der Entwicklung der Gasversorgung auf deutscher und europäischer Ebene mit den Grundlagen der Erdgasgewinnung. Dabei werden die Erdgasvorkommen sowie die Exploration, Förderung und […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Jörg Simon 
Technische und wirtschaftliche Struktur der Gasversorgung in Deutschland 
ISBN-10: 3-8324-9649-1 
ISBN-13: 978-3-8324-9649-4 
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006 
Zugl. Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Braunschweig, 
Deutschland, Studienarbeit, 2006 
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Printed in Germany
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TRUKTUR DER 
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ASVERSORGUNG IN 
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EUTSCHLAND
I 
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IDESSTATTLICHE 
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RKLÄRUNG
Hiermit  erkläre  ich,  dass  ich  die  vorliegende  Arbeit  selbstständig  verfasst  und  keine 
anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. 
Braunschweig, den 19.05.2006 
Jörg Simon 
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TRUKTUR DER 
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ASVERSORGUNG IN 
D
EUTSCHLAND
II
K
URZFASSUNG
Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick bezüglich der technischen, wirtschaftlichen 
und  rechtlichen  Aspekte  der  Erdgasversorgung  in  Deutschland.  Somit  werden  der 
technische Aufbau des Gasnetzes, die Struktur der Gaswirtschaft, die Gaspreisbildung 
und die Liberalisierung des Gasmarktes aufgezeigt. 
Kapitel  2  befasst  sich  nach  einer  kurzen  Darstellung  der  Entwicklung  der  Gasversor-
gung  auf  deutscher  und  europäischer  Ebene  mit  den  Grundlagen  der  Erdgasgewin-
nung.  Dabei  werden  die  Erdgasvorkommen  sowie  die  Exploration,  Förderung  und 
Aufbereitung von Erdgas berücksichtigt. Des Weiteren wird der technische Aufbau des 
deutschen  Gasnetzes  beschrieben,  welches  in  die  Bereiche  Transport,  Speicherung 
und Verteilung untergliedert ist. 
Die Struktur der deutschen Gaswirtschaft wird in Kapitel 3 wiedergegeben. In diesem 
Zusammenhang  wird  zwischen  der  Produktionsstufe,  der  Import-  und  Ferngasstufe, 
der  Regionalgasstufe  und  der  Ortsgasstufe  differenziert.  Anschließend  werden  die 
verschiedenen Erdgasverbraucher
1
 vorgestellt. 
Kapitel  4  zeigt  die  Kosten  der  Gasversorgung  auf,  charakterisiert  das  Anlegbar-
keitsprinzip  und  gibt  die  Gaspreisentwicklung  wieder.  Zudem  werden  die  Grundsätze 
der Preiskalkulation seitens der Gasversorger dargeboten sowie Tarife und Sonderver-
träge für Endkunden unterschieden. 
In  Kapitel  5  wird  die  Liberalisierung  der  deutschen  Gaswirtschaft  aufgegriffen.  Zu-
nächst  werden  die  Vorgaben  der  Europäischen  Union  berücksichtigt,  um  darauf  auf-
bauend  die  Umsetzung  in  Deutschland  zu  erörtern.  Abschließend  werden  mögliche 
Auswirkungen der Liberalisierung auf den technischen Aufbau des Gasnetzes, auf die 
Unternehmensstruktur,  auf  die  Marktstruktur,  auf  die  Versorgungssicherheit  und  auf 
den Gaspreis vorgestellt. 
Ein  Exkurs  dieser  Arbeit  charakterisiert  kurz  die  Gasversorgung  am  Beispiel  der 
Braunschweiger  Versorgungs-AG  &  Co.  KG,  indem  die  wirtschaftliche  Struktur  des 
Unternehmens  und  der  Aufbau  des  Braunschweiger  Gasnetzes  beschrieben  werden. 
Ein  weiterer  Exkurs  widmet  sich  den  möglichen  Auswirkungen  von  Mini-
Blockheizkraftwerken auf die Gasversorgung am Beispiel einer Braunschweiger Sied-
lung.  Basierend  auf  gemessenen  Daten  zum  Strom-  und  Gasverbrauch  der  Siedlung 
wird  ein  Einsatz  mit  Mini-Blockheizkraftwerken  zu  bestimmten  Zeiten  simuliert  und 
anhand  der  gewonnen  Werte  und  weiterer  Überlegungen  die  Konsequenzen  für  den 
Erdgasversorger ansatzweise aufgezeigt. 
1
 Für die bessere Lesbarkeit wird im gesamten Text auf die weibliche Form verzichtet, sie gilt jedoch 
entsprechend. 
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NHALTSVERZEICHNIS
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IDESSTATTLICHE 
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RKLÄRUNG
...I 
K
URZFASSUNG
...II 
A
BBILDUNGSVERZEICHNIS
... V 
A
BKÜRZUNGSVERZEICHNIS
... VII 
1.  E
INLEITUNG
...1 
2.  G
RUNDLAGEN DER 
E
RDGASVERSORGUNG
...2 
2.1  Entwicklung der Erdgasversorgung... 2 
2.1.1  Entwicklung auf europäischer Ebene... 2 
2.1.2  Entwicklung in Deutschland... 4 
2.2  Erdgasvorkommen und -gewinnung... 6 
2.2.1  Erdgasvorräte... 6 
2.2.2  Exploration ... 7 
2.2.3  Förderung ... 7 
2.2.4  Aufbereitung... 8 
2.3  Technischer Aufbau des Gasversorgungsnetzes in Deutschland... 9 
2.3.1  Transport... 10 
2.3.2  Speicherung ... 13 
2.3.3  Verteilung... 14 
3.  S
TRUKTUR DER DEUTSCHEN 
G
ASWIRTSCHAFT
... 16 
3.1  Produktionsstufe ... 18 
3.2  Import- und Ferngasstufe... 19 
3.3  Regionalgasstufe ... 23 
3.4  Ortsgasstufe ... 24 
3.5  Endverbraucher ... 27 
4.  K
OSTENSTRUKTUR UND 
G
ASPREISBILDUNG IN 
D
EUTSCHLAND
... 30 
4.1  Kosten der Gasversorgung ... 30 
4.2  Anlegbarkeitsprinzip... 33 
4.3  Gaspreisentwicklung... 35 
4.4  Preiskalkulation... 37 
4.5  Tarife und Sonderverträge ... 43 
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TRUKTUR DER 
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ASVERSORGUNG IN 
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EUTSCHLAND
IV 
5.  L
IBERALISIERUNG DER DEUTSCHEN 
G
ASWIRTSCHAFT
... 46 
5.1  Vorgaben der Europäischen Union ... 46 
5.2  Umsetzung in Deutschland ... 49 
5.3  Konsequenzen der Liberalisierung... 53 
6.  E
XKURS 
1:
D
IE 
G
ASVERSORGUNG AM 
B
EISPIEL DER 
B
RAUNSCHWEIGER 
V
ERSORGUNGS
-AG
&
C
O
.
KG ... 63 
6.1  Wirtschaftliche Struktur des Unternehmens ... 63 
6.2  Aufbau des Gasnetzes... 65 
7.  E
XKURS 
2:
M
ÖGLICHE 
A
USWIRKUNGEN VON 
M
INI
-B
LOCKHEIZKRAFTWERKEN              
AUF DIE 
G
ASVERSORGUNG AM 
B
EISPIEL EINER 
B
RAUNSCHWEIGER 
S
IEDLUNG
... 68 
8.  Z
USAMMENFASSUNG
... 77 
L
ITERATURVERZEICHNIS
... 81 
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TRUKTUR DER 
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EUTSCHLAND
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A
BBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1:  Erdgaseinfuhren nach Europa (EU25 sowie Schweiz und Türkei)... 3 
Abb. 2:  Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland... 5 
Abb. 3:  Erdgasbezugsquellen Deutschlands 2005 ... 7 
Abb. 4:  Technische Elemente der Erdgasversorgungskette ...10 
Abb. 5:  Europäischer Erdgasverbund...11 
Abb. 6:  Erdgasleitungen in Deutschland ...12 
Abb. 7:  Schematische Darstellung eines städtischen Erdgasverteilungsnetzes...15 
Abb. 8:  Unterteilung der deutschen Gaswirtschaft und Haupttätigkeitsbereiche...17 
Abb. 9:   Erdgasfördergesellschaften und Fördermengen in Deutschland 2004 ...19 
Abb. 10: Verkaufsmengen der deutschen Ferngasgesellschaften 2004 ...20 
Abb. 11: Gasnetze der überregionalen Ferngasgesellschaften in Deutschland...22 
Abb. 12: Verbundunternehmen in der                                                                     
deutschen Orts- und Regionalgaswirtschaft 2003 ...24 
Abb. 13: Eigentumsverhältnisse in der                                                                                 
deutschen Orts- und Regionalgaswirtschaft 2003 ...25 
Abb. 14: Erdgasverbrauch nach Sektoren in Deutschland 2005...27 
Abb. 15: Bezugsstruktur der Wohnungsbeheizung in Deutschland 2004 ...28 
Abb. 16: Bezugsstruktur der Brutto-Stromerzeugung in Deutschland 2005...29 
Abb. 17: Technische Elemente und                                                                            
Marktstufen der Erdgasversorgungskette in Deutschland ...29 
Abb. 18: Struktur der Investitionskosten zum Bau einer Hochdruckleitung ...31 
Abb. 19: Kostenstruktur der Investition in eine exemplarische LNG-Kette...31 
Abb. 20: Kostenvergleich von Ferntransport-Möglichkeiten...32 
Abb. 21: Erdgaspreisentwicklung in Deutschland...35 
Abb. 22: Importpreise für Rohöl und Erdgas in Deutschland ...36 
Abb. 23: Preiszusammensetzung in 2005 am Beispiel von E.ON Avacon...39 
Abb. 24: Staatsanteile am Verbrauchergaspreis in Deutschland 2004 ...41 
Abb. 25: Beispiel eines Vertragssystems ...43 
Abb. 26: Gashandel im liberalisierten Gasmarkt...56 
Abb. 27: Zusammenhang zwischen Effizienz,                                                                 
Stabilität und gesellschaftlichem Nutzen auf dem EU-Gasmarkt ...59 
Abb. 28: Beteiligungsstruktur der BVAG 2005...63 
Abb. 29: Unternehmenskennzahlen der BVAG 2003 und 2004...64 
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Abb. 30: Leitungslängen des Braunschweiger Gasnetzes nach Leitungstyp 2005 ...65 
Abb. 31: Gashauptrohrnetz in Braunschweig ...67 
Abb. 32: Netzübersicht der untersuchten Braunschweiger Siedlung ...69 
Abb. 33: Lastkurven für einen durchschnittlichen Werktag im Sommer ...70 
Abb. 34: BHKW-Lastkurven für einen                                                                   
durchschnittlichen Werktag im Sommer mit Stromspitzenkappung ...71 
Abb. 35: Lastkurven für den kältesten Wintertag ...72 
Abb. 36: Zusammenhang zwischen der                                                        
Durchdringungsrate von BHKW im Versorgungsgebiet und                                  
dem gesteigerten Gasverbrauch gegenüber konventionellen Gasgeräten ...75 
Abb. 37: Gaslast eines örtlichen Versorgungsnetzes                                                     
mit und ohne einen umfangreichen BHKW-Einsatz...76 
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VII
A
BKÜRZUNGSVERZEICHNIS
BDI 
Bundesverband der deutschen Industrie 
BHKW 
Blockheizkraftwerk 
BVAG 
Braunschweiger Versorgungs-AG & Co. KG 
en.bs 
Energienetze Braunschweig GmbH  
EnWG 
Energiewirtschaftsgesetz 
LNG 
Liquefied Natural Gas 
SKE
Steinkohleeinheiten 
VIK 
Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft 
1.
E
INLEITUNG
1 
1.  E
INLEITUNG
In Deutschland gewinnt Erdgas im Energiemix zunehmend an Bedeutung. Es ist nach 
Mineralöl  mit  einem  Anteil  von  23 %  am  deutschen  Primärenergieverbrauch  im  Jahr 
2005 der zweitwichtigste Primärenergieträger und Prognosen gehen davon aus, dass 
der Erdgasanteil weiter zunehmen wird. Diese Entwicklung wird durch die rückläufige 
Nutzung  von  Kernenergie  und  den  umweltfreundlichen  Eigenschaften  von  Erdgas 
gestützt.  Zudem  begünstigt  die  staatlich  geförderte  Kraft-Wärme-Kopplung  die  Ver-
wendung  von  Erdgas  zur  Elektrizitätserzeugung.
2
  In  diesem  Zusammenhang  werden 
Mini-Blockheizkraftwerke in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung von 
Haushalten einnehmen.
3
Besonders  in  letzter  Zeit  sind  der  Ölpreis  und  damit  der  an  den  Ölpreis  gekoppelte 
Gaspreis stark gestiegen.
4
 Die Ölpreisbindung ist historisch bedingt
5
 und wird von der 
europäischen Gesetzgebung als unzeitgemäß angesehen: 
,,Heute  ist  dieser  Mechanismus  [der  Ölpreisbindung]  jedoch  wirt-
schaftlich  nicht  mehr  gerechtfertigt  und  sollte  ersetzt  werden  durch 
einen Preis, der anhand von Angebot und Nachfrage für Erdgas fest-
gelegt wird. Das lässt sich jedoch nur durch die Errichtung eines in-
tegrierten  Gasbinnenmarkts  verwirklichen,  der  sich  nicht  nur  auf  die 
Liberalisierung der nationalen Märkte beschränkt."
6
Zur  Verwirklichung  der Vorgaben  der  Europäischen  Union  hinsichtlich  der  Liberalisie-
rung  der  Energiemärkte  wurde  in  Deutschland  im  Juli  2005  ein  neues  Energiewirt-
schaftsgesetz  verabschiedet  und  die  Bundesnetzagentur  mit  der  Regulierung  des 
deutschen  Erdgasmarkts  beauftragt.  Nach  den  Vorstellungen  der  Bundesnetzagentur 
soll sich bis zum 1. Oktober 2006 ein geordnetes und funktionierendes Netzzugangs-
system  etabliert  haben.
7
  Um  die  Gründe  und  Einzelheiten  der  Liberalisierung  zu  ver-
stehen,  müssen  sowohl  der  technische  Aufbau  als  auch  die  wirtschaftlichen  Aspekte 
bezüglich der Erdgasversorgung in Deutschland betrachtet werden. 
Folgendes Zitat verdeutlicht die Situation des Liberalisierungsprozesses: 
,,Die  Umgestaltung  der  deutschen  Energiewirtschaft  steht  an  ihrem 
Anfang und wird die Gaswirtschaft noch Jahre begleiten."
8
2
 Vgl. Abschnitt 2.1.2. 
3
 Vgl. Kapitel 7. 
4
 Vgl. Abschnitt 4.3. 
5
 Vgl. Abschnitt 4.2. 
6
 Europäische Kommission (2001), S. 43. 
7
 Vgl. Abschnitt 5.2. 
8
 Döring, C. (2005), S. 3. 
2.
G
RUNDLAGEN DER 
E
RDGASVERSORGUNG
2 
2.  G
RUNDLAGEN DER 
E
RDGASVERSORGUNG
2.1  Entwicklung der Erdgasversorgung 
2.1.1  Entwicklung auf europäischer Ebene 
Der Primärenergieträger Erdgas wird überwiegend für Heizzwecke, zur Erzeugung von 
Prozesswärme in der industriellen Produktion und zur Stromerzeugung eingesetzt.
9
 Im 
Gegensatz zu den Primärenergieträgern Erdöl und Steinkohle existiert für Erdgas kein 
einheitlicher  Weltmarkt.  Aufgrund  der  vergleichsweise  hohen  Transportkosten  haben 
sich  lediglich  regionale  Gasmärkte  entwickelt,  die  nur  in  begrenzter  Interaktion  ste-
hen.
10
 Als die bedeutendsten Gasmärkte sind der nordamerikanische, der südamerika-
nische,  der  ostasiatische-australische  und  der  europäische  Markt  zu  nennen.
11
  Zum 
letzteren  sind  neben  dem  europäischen  Gebiet  die  asiatischen  Teile  Russlands  und 
der  Türkei  sowie  Anbieter  aus  Nordafrika,  der  kaspischen  Region  und  dem  Mittleren 
Osten zu zählen. Der europäische Gasmarkt hat sich im Vergleich zum nordamerika-
nischen später entwickelt. Erst ab Mitte der 1960er Jahre erfuhr Erdgas in Europa eine 
steigende Bedeutung und es fanden erste größere grenzüberschreitende Gaslieferun-
gen  statt.  Diese  Entwicklung  stützte  maßgeblich  das  1959  entdeckte  niederländische 
Erdgasfeld  Groningen,  welches  damals  sieben  westeuropäische  Staaten  versorgte, 
darunter  auch  Deutschland.  Neben  dem  vorwiegend  niederländischen  Pipelinegas 
wurden  die  europäischen  Staaten  mit  Hilfe  von  Tankschiffen  mit  flüssigem  Erdgas 
(LNG
12
) seit 1964 aus Algerien und seit 1970 aus Libyen versorgt.
13
Die erste Ölkrise 1973 begünstigte den Erdgasverbrauch in Europa und somit stieg die 
Anzahl der importierenden westeuropäischen Nationen bis Ende der 1970er Jahre auf 
elf an. Zusätzlich intensivierten Neufunde in der Nordsee und Pipeline-Lieferungen aus 
der  damaligen  Sowjetunion  den  Erdgasverbrauch  in  west-  und  zentraleuropäischen 
Staaten. Die Sowjetunion wurde vor allem durch die Erschließung neuer Gasvorkom-
men  in  Westsibirien  zum  größten  Lieferanten  für  Zentraleuropa  und  bereits  in  Zeiten 
des  Kalten  Krieges  ebenso  für  Westeuropa.  Bis  Mitte  der  1990er  Jahre  wurden  alle 
EU-Staaten in das europäische Gasnetz integriert.
14
 Abbildung 1 vergleicht die aus den 
jeweiligen  Erdgasförderländern  stammenden  Importe  nach  Europa  (EU25  sowie 
Schweiz und Türkei) in den Jahren 1980 und 2000. Um die Versorgungssicherheit in 
Europa  weiter  zu  gewährleisten,  werden  neue  Gasleitungen  wie  die  ,North  European 
Gas  Pipeline`  gebaut.  Diese  Pipeline,  welche  eine  jährliche  Transportmenge  von 
55 Mrd. m
3
 Erdgas aus der russischen Barentssee befördern soll, wird seit Dezember 
2005  als  Gemeinschaftsprojekt  des  russischen  Unternehmens  Gazprom  und  der 
deutschen Gesellschaften BASF und E.ON durch die Ostsee verlegt.
15
 Somit werden 
9
 Vgl. Dahl, K. (1990), S. 13. 
10
 Vgl. Seeliger, A. (2004), S. 4. 
11
 Vgl. Schiffer, H.-W. (2005), S. 296f. 
12
 LNG: Liquefied Natural Gas. 
13
 Vgl. Seeliger, A. (2004), S. 4. 
14
 Vgl. Seeliger, A. (2004), S. 5f. 
15
 Vgl. Böhmer, W. (2006), S. 58. 
2.
G
RUNDLAGEN DER 
E
RDGASVERSORGUNG
3 
Transitländer wie die Ukraine umgangen, da dort der Transport in der Vergangenheit 
nicht immer reibungslos vonstatten ging.
16
Abb. 1:  Erdgaseinfuhren nach Europa (EU25 sowie Schweiz und Türkei)
17
(in Mrd. m³/a)
Russland/UdSSR
Nigeria
Niederlande
Großbritannien
Norwegen
Libyen
Algerien
Trinidad
Mittlerer Osten
24
13
49
50
122
36
7
59
1
2
48
7
2
1
1980
2000
Die  nationalen  Teilsysteme  des  europäischen  Gasnetzes  wurden  in  der  Regel  von 
staatseigenen  Versorgungsunternehmen  unter  monopolistischen  Marktbedingungen 
aufgebaut  und  betrieben.  Aufgrund  vollständig  integrierter  Gaswertschöpfungsketten 
und  der  Kontrolle  oft  einer  oder  weniger  Organisationen  in  jedem  Staat  wurde  ein 
hohes  Maß  an  Versorgungssicherheit  geschaffen.  Allerdings  führten  Redundanzen 
innerhalb der Gasinfrastrukturen, die Bildung von Überkapazitäten und teilweise ineffi-
zienter  Betrieb  sowie  der  relativ  preisunelastische  Gasverbrauch  in  fast  allen  EU-
Staaten zu hohen nationalen Gaspreisen im Vergleich zu anderen Industrieländern mit 
liberalisierten Märkten wie in den USA. Einhergehend mit der Globalisierung der Wa-
renmärkte  ist  eine  durch  die  dauerhaft  hohen  Gaspreise  bedingte  Behinderung  der 
internationalen Wettbewerbsfähigkeit der EU außerhalb der Energiebranche festzustel-
len.  Dieser  Sachverhalt  sowie  die  u.a.  preisbedingte  Zurückhaltung  bei  der  Gasver-
stromung und beim Wechsel der privaten Haushalte zum umweltfreundlichen Energie-
träger Erdgas veranlasste die Organe der Europäischen Union zunächst im Juni 1998 
die  erste  ,Binnenmarktrichtlinie  Erdgas`  und  später  im  Juni  2003  die  zweite  Binnen-
16
 Vgl. Seeliger, A. (2004), S. 11f. 
17
 Vgl. Seeliger, A. (2004), S. 7. 
2.
G
RUNDLAGEN DER 
E
RDGASVERSORGUNG
4 
marktrichtlinie  Erdgas  zur  Etablierung  eines  Wettbewerbs  zu  verabschieden.
18
  In 
Kapitel  5  wird  auf  die  Liberalisierung  des  Gasmarktes  und  deren  Auswirkungen  für 
Deutschland näher eingegangen. 
2.1.2  Entwicklung in Deutschland 
Die  Importe  aus  den  Niederlanden  und  die  Nutzung  von  deutschen  Erdgasfunden  in 
der  Mitte  der  1960er  Jahre  verdrängten  das  in  der  BRD  zuvor  genutzte  Stadtgas, 
welches aus Kohle erzeugt wurde, sowie das als Ferngas gelieferte Kokereigas.
19
 Die 
unproblematische Nutzung des bereits bestehenden Versorgungsnetzes beschleunigte 
diese Verdrängung, so dass Mitte der 1970er Jahre nahezu alle Verbraucher im öffent-
lichen Gasversorgungsnetz Erdgas erhielten.
20
 Ebenfalls wie in den westeuropäischen 
Staaten  wurde  in  der  DDR  ein  Großteil  des  Gases  aus  der  Sowjetunion  bezogen. 
Somit betrugen die ausschließlich aus der Sowjetunion stammenden Importe im Jahr 
1989  52 %  des  ostdeutschen  Gesamtgasaufkommens  und  21 %  konnten  durch  die 
heimische  Erdgasförderung  aufgebracht  werden.  Der  restliche  Bedarf  (27 %)  wurde 
durch die Stadtgasherstellung gedeckt. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde 
in  den  neuen  Bundesländern  die  westdeutsche  gaswirtschaftliche  Struktur  prinzipiell 
übernommen  und  im  September  1991  wurde  die  erste  Transportleitung,  welche  das 
ost-  mit  dem  westdeutschen  Gasnetz  verbindet,  fertiggestellt.
21
  Es  dauerte  bis  1995, 
bis die vollständige Umstellung von Stadtgas auf Erdgas abgeschlossen war.
22
In  Deutschland  haben  sich  über  700  regionale  Erdgasversorger  und  zusätzlich  15 
Ferngasgesellschaften herausgebildet. Diese Quantität begründet sich in der föderalen 
Struktur  Deutschlands,  bei  welcher  Kompetenzen  auf  möglichst  niedriger  Ebene  ge-
schaffen  werden.  Damit existiert  gegenüber  anderen  europäischen  Staaten,  in  denen 
meist eine Unternehmung für die Gasversorgung zuständig war, eine besondere Situa-
tion. Von Vorteil ist in Deutschland die Möglichkeit eines Wettbewerbs zwischen Fern-
gasunternehmen  und  Regionalversorgern,  jedoch  sind  aufgrund  der  uneinheitlichen 
Struktur  des  Gasversorgungssystems  Nachteile  wie  die  Bildung  von  Engpässen, 
mangelnde Interoperabilität, Überlagerungen von Transportleitungen und die Zersplitte-
rung des Marktgebietes anzuführen.
23
Die  Abbildung  2  stellt  die  Entwicklung  des  Primärenergieverbrauchs  in  Deutschland 
dar.  Es  ist  ersichtlich,  dass  sich  der  Erdgasverbrauch  seit  1970  stetig  steigerte  und 
Erdgas  mit  ca.  23 %  des  Primärenergieverbrauchs  im  Jahr  2005  der  zweitwichtigste 
Primärenergieträger nach Mineralöl (36 %) war. Der Anstieg des Erdgaskonsums wird 
auch in Zukunft anhalten. Z.B. geht die ,Esso Energieprognose 2003` davon aus, dass 
18
 Vgl. Klei, M. (2005), S. 680f. 
19
 Während Erdgas hauptsächlich aus Methan besteht, setz(t)en sich das in Gaswerken aus Kohle erzeug-
te Stadtgas und das in Kokereien gewonnene Kokereigas u.a. aus Wasserstoff, Methan und Kohlenmo-
noxid zusammen. Aufgrund des Kohlenmonoxid-Anteils sind letztgenannte Gase gegenüber Erdgas 
giftig. Zudem sind die Brennwerte deutlich niedriger als die Erdgas-Brennwerte. Vgl. Cerbe, G. (2004a) 
und Gasometer Community (2006). 
20
 Vgl. Dahl, K. (1990), S. 12f. 
21
 Vgl. Funk, C./Millgramm, C./Schulz, W. (1995), S. 9-20. 
22
 Vgl. Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (1999), S. 18. 
23
 Vgl. Wagner, U./Igelspacher, R. (2005), S. 18. 
2.
G
RUNDLAGEN DER 
E
RDGASVERSORGUNG
5 
sich  in  Deutschland  der  Erdgasverbrauch  im  Jahr  2020  mit  einem  Anteil  am  Primär-
energieverbrauch von 32 % an den Mineralölverbrauch (34 %) annähern wird.
24
 Grün-
de dafür sind sowohl in den Bemühungen, eine vielseitig orientierte und daher langfris-
tig  sichere  Energieversorgung  zu  realisieren,  als  auch  in  Umweltaspekten  zu  sehen. 
Da beim Einsatz von Erdgas deutlich weniger Kohlendioxid freigesetzt wird als bei der 
Verwendung von Kohle und Erdöl, die Schwefeldioxidemission gering ist und praktisch 
kein Ruß und Staub entsteht, ist Erdgas als umweltfreundlicher Energieträger anzuse-
hen.
25
  Ein  Verzicht  auf  die  langfristige  Nutzung  von  Kernenergie  und  die  staatlich 
geförderte  Kraft-Wärme-Kopplung  begünstigen  den  Einsatz  von  Erdgas  zur  Elektrizi-
tätserzeugung.  Zudem  fördern  moderne  Gasheizungen  mit  niedrigem  Verbrauch  die 
Gasnutzung in privaten Haushalten.
26
Abb. 2:  Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland
27
(in Mio. Tonnen Steinkohleeinheiten (SKE))
192,9
202,2
206,7         
174,5          178,7          194,1          187,6          174,8         
56,0
73,9
70,4
78,2
95,5
101,9
110,4
107,2
74,8
85,2
85,7
78,7
70,3
69,0
62,8
108,8
108,5
115,7
125,8
109,2
59,2
52,9
54,4
51,6
56,9
57,4
63,2
60,7
18,8
22,7
0
100
200
300
400
500
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
Sonstiges
Kernenergie
Braunkohle
Steinkohle
Erdgas
Mineralöl
460,1
508,1
514,7
508,9
486,9
491,4
485,8
Gesamt
440,8
Gesamt
Sonstige
Kernenergie
Braunkohle
Steinkohle
Erdgas
Mineralöl
192,9
202,2
206,7         
174,5          178,7          194,1          187,6          174,8         
56,0
73,9
70,4
78,2
95,5
101,9
110,4
107,2
74,8
85,2
85,7
78,7
70,3
69,0
62,8
108,8
108,5
115,7
125,8
109,2
59,2
52,9
54,4
51,6
56,9
57,4
63,2
60,7
18,8
22,7
0
100
200
300
400
500
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
Sonstiges
Kernenergie
Braunkohle
Steinkohle
Erdgas
Mineralöl
460,1
508,1
514,7
508,9
486,9
491,4
485,8
Gesamt
440,8
Gesamt
Sonstige
Kernenergie
Braunkohle
Steinkohle
Erdgas
Mineralöl
24
 Vgl. ExxonMobil (2003), S. 1. 
25
 Vgl. Ueberhorst, S. (1999), S. 6f. 
26
 Vgl. ExxonMobil (2003), S. 2. 
27
 Vgl. Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (1998) und Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (2005). 
·  Daten vor 1990 stellen den gesamten Verbrauch in der BRD und der DDR dar. 
·  Sonstige umfasst: Wasserkraft, Windkraft, Außenhandelssaldo Strom, Photovoltaikanlagen, Brenn-
holz, Brenntorf, Klärschlamm, Müll u. sonstige Gase. 
·  Daten für 1970 und 1975 sind nach dem Substitutionsansatz berechnet. Daten ab 1980 sind nach 
dem Wirkungsgradansatz berechnet. 
·  Daten für 2005 stellen vorläufige Werte dar. 
·  1 kg SKE entspricht 8,141 kWh bzw. 0,923 m
3
 Erdgas (bei Verwendung eines (unteren) Heizwertes 
von 8,816 kWh/m
3
 (siehe dazu Abschnitt 2.2.4)). 
2.
G
RUNDLAGEN DER 
E
RDGASVERSORGUNG
6 
2.2  Erdgasvorkommen und -gewinnung 
2.2.1  Erdgasvorräte 
Erdgas, welches im englischen als ,Natural Gas' bezeichnet wird,
28
 bezieht sich auf alle 
gasförmigen  mehr  oder weniger  stark  verunreinigten  Kohlenwasserstoffverbindungen, 
welche  aus  dem  Erdinneren  stammen  und  brennbar  sind.  Der  Hauptbestandteil  des 
Erdgases  ist  Methan  (CH
4
).
29
  Erdgas  wurde  u.a.  bei  der  Erdölentstehung  als  Neben-
produkt  gebildet  und  kommt  somit  in  den  Erdölgürteln  der  Erde  vor.  Diese  Erdgasla-
gerstätten sind bereits in hohem Maße exploriert. Zudem konnte Erdgas unter günsti-
gen  geologischen  Voraussetzungen  bei  der  Bildung  von  Steinkohle  und  Anthrazit 
entstehen. Weil das Methanmolekül relativ klein ist, konnte es aus dem Muttergestein 
migrieren  und  sammelte  sich  in  den  heutigen  Erdgaslagerstätten  an,  wobei  ein  gas-
dichtes  Deckgebirge  eine  weitere  Migration  verhindern  musste.  Lagerstätten  dieses 
Typs  sind  auf  allen  Kontinenten  anzufinden.  Sie  sind  über  die  Erde  gleichmäßiger 
verteilt  als  die  Erdölvorkommnisse  und  große  Regionen  der  Erde  sind  diesbezüglich 
noch unterexploriert.
30
Die  weltweiten  Erdgasreserven,  d.h.  die  gegenwärtig  technisch  und  wirtschaftlich 
sinnvoll gewinnbaren Mengen, wurden im Jahr 2004 mit 191 Gt SKE
31
 bzw. 176 T.m³ 
32
angegeben  und  die  Erdgasressourcen  wurden  auf  224 Gt SKE  bzw.  207 T.m³  ge-
schätzt.  Erdgasressourcen  beziehen  sich  auf  bekannte  Vorräte,  die  nicht  zu  derzeit 
wirtschaftlich  sinnvollen  oder  technischen  Bedingungen  gewonnen  werden  können 
sowie  auf  nicht  nachgewiesene,  aber  möglich  gewinnbare  Mengen.  Die  weltweite 
Erdgasförderung  betrug  im  Jahr  2004  2.781,2 G.m³ 
33
  und  die  gesamte  kumulierte 
Förderung betrug 77.987,6 G.m³.
34
 Bei Annahme  einer konstanten Förderung würden 
die jetzigen Reserven in ca. 63 Jahren aufgebraucht sein. Bei zusätzlicher Betrachtung 
einer  vollständig  möglichen  Verwertung  der  Ressourcen  ergibt  sich  eine  maximale 
Reichweite von rund 138 Jahren. 
In  Deutschland  kommen  Erdgasreserven  in  Höhe  von  270 G.m
3
  und  Ressourcen  im 
Umfang  von  200 G.m
3
  vor.
35
  Der  größte Teil  der  deutschen  Erdgaslagerstätten  ist  im 
sogenannten  Norddeutschen  Becken  zwischen  Weser  und  Ems  vorzufinden.
36
  Da 
Deutschland bis Ende 2004 bereits 892,5 G.m
3
 kumulativ selbst gefördert hat
37
 und die 
verbleibenden  Reserven  deutlich  geringer  ausfallen,  ist  es  größtenteils  auf  Importe 
angewiesen.  Abbildung  3  zeigt  die  jeweiligen  Anteile  der  deutschen  Erdgasbezugs-
quellen  im  Jahr  2005.  Nur  15 %  des  Erdgasbezuges  wurden  in  Deutschland  selbst 
gefördert. 
28
 Im deutschen Sprachraum wird zum ,Naturgas' neben Erdgas auch Erdölgas, Grubengas und Klärgas 
gezählt. Vgl. Schiffer, H.-W. (2005), S. 147. 
29
 Vgl. Ueberhorst, S. (1999), S. 20. 
30
 Vgl. Kosinowski, M. (2002), S. 79. 
31
 1 Gt SKE = 10
12 
kg SKE. 
32
 1 T.m³ = 10
12
 m³. 
33
 1 G.m³ = 10
9
 m³. 
34
 Vgl. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (2004), S. 6-53. 
35
 Vgl. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (2004), S. 51. 
36
 Vgl. Ueberhorst, S. (1999), S. 49. 
37
 Vgl. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (2004), S. 51. 
2.
G
RUNDLAGEN DER 
E
RDGASVERSORGUNG
7 
Abb. 3:  Erdgasbezugsquellen Deutschlands 2005
38
20 %
Niederlande
15 %
Inländische Förderung
6 %
Großbritannien, Dänemark 
und andere
20 %
Niederlande
15 %
Inländische Förderung
6 %
Großbritannien, Dänemark 
und andere
25 %
Norwegen
34 %
Russland
25 %
Norwegen
34 %
Russland
2.2.2  Exploration 
Nachdem  bereits  Erdgas  als  Nebenprodukt  der Erdölförderung  teilweise  genutzt  wor-
den  war,  begann  in  den  1950er  Jahren  die  gezielte  Suche  nach  Erdgas,  welche  der 
Erdölexploration  ähnelt.  Mit  dem  Fortschritt  der  Transporttechnik  wurden  von  den 
Verbrauchszentren  auch  weiter  entfernte  Gebiete  wie  z.B.  Sibirien  erkundet.
39
  Die 
erste Stufe der Exploration stellt die Auswertung von Daten und Dokumenten aus der 
Kartographie, Geologie und Geophysik dar. Somit wird  zunächst das Untersuchungs-
gebiet  bestimmt.  Zur  weiteren  Analyse  des  geologischen  Untergrundbaues  werden 
geophysikalische  Methoden  eingesetzt,  wobei  die  Seismik  hier  das  am  häufigsten 
angewandte  Verfahren  darstellt.  Sie  beruht  auf  künstlich  geschaffenen  Erschütte-
rungswellen,  verursacht  z.B.  durch  Sprengladungen,  und  auf  der  Erfassung  der  von 
den unterschiedlichen Gesteinschichten reflektierten Wellen. Bei einem erfolgsverspre-
chenden  Areal  müssen  kostenintensive  Erkundungsbohrungen  klären,  ob  tatsächlich 
eine wirtschaftlich nutzbare Erdgaslagerstätte vorliegt.
40
2.2.3  Förderung 
Ein förderungswürdiges Gasfeld muss zunächst erschlossen werden. Die sogenannte 
Feldentwicklung umfasst u.a. die Errichtungen von Bohrschächten, von Förderanlagen 
an der Erdoberfläche und von Aufbereitungsanlagen. Bei der anschließenden Aufbau-
phase,  bei  der  Bohrsonden  immer  tiefer  in  die  Lagerstätte  niedergebracht  und  die 
technischen  Anlagen  weiter  ausgebaut  werden,  nehmen  die  Fördermengen  bis  zum 
Beginn der sogenannten Plateauphase zu. In dieser Phase werden nahezu konstante 
Fördermengen  erreicht.  Wenn  der  Fließdruck  der  Lagerstätte  nachlässt,  beginnt  die 
Abschwungphase.  Die  Plateauphase  kann  durch  Einpressen  von  Wasser  zur  Druck-
38
 Vgl. Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (2006). 
39
 Vgl. Kosinowski, M. (2002), S. 79. 
40
 Vgl. Perner, J (2002), S. 7f. 
2.
G
RUNDLAGEN DER 
E
RDGASVERSORGUNG
8 
stabilisierung  oder  durch  weitere  Bohrungen  hinausgezögert  werden.  Die  Förderung 
wird meist eingestellt, wenn die Grenzerlöse der ausgebrachten Mengen die Grenzkos-
ten der Ausförderung und die Betriebskosten der Förderanlage unterschreiten. Neben 
rein vertikalen Bohrungen werden seit den 1980er Jahren auch abgelenkte Bohrungen, 
d.h. zunächst vertikale und dann in horizontale Richtung abgelenkte Bohrungen durch-
geführt, was schwerzugängliche Lagerstätten nutzbar macht und somit zur Produktivi-
tätserhöhung  beiträgt.  Diese  Technik  ist  sowohl  bei  der  Erdgasförderung  an  Land 
(onshore)  als  auch  auf  der  See  (offshore)  einsetzbar.  Bei  der  Offshore-Förderung 
werden  feststehende  mit  Rammpfählen  ausgestattete  und  schwimmende  im  Meeres-
grund  verankerte  Plattformen  unterschieden.
41
  Dadurch,  dass  reine  Erdgasfelder  oft 
tiefer gelegen sind als Erdöllagerstätten, ist der Lagerstättendruck höher und somit die 
Förderungsbedingungen bei Erdgas meist günstiger.
42
Die  weltweite  Jahresförderung  hat  sich  seit  1970  ungefähr  verdreifacht.
43
  Sowohl  die 
Welt-Erdgasförderung als auch der weltweite Erdgasverbrauch betrugen im Jahr 2004 
ca. 2,8 T.m
3
. Etwa 28 % der Welt-Erdgasförderung wurden dabei grenzüberschreitend 
gehandelt, davon rund 75 % mit Hilfe von Pipelines und etwa ein Viertel als verflüssig-
tes Erdgas (LNG).
44
 Die Staaten mit den größten Fördermengen im Jahr 2004 waren 
Russland  mit  23 %  und  die  USA  mit  20 %  der  Welt-Erdgasförderung.  Deutschland 
spielt bei der weltweiten Erdgasförderung mit 0,7 % keine wesentliche Rolle.
45
2.2.4  Aufbereitung 
Gefördertes  Erdgas  enthält  unerwünschte  Begleitstoffe.  Um  die  technischen  Anlagen 
zu  schützen,  Transportkosten  zu  sparen  und  hohe  Schadstoffemissionen  zu  vermei-
den,  wird  Erdgas  bereits  in  der  näheren  Umgebung  der  Förderstätte  aufbereitet.  Zu-
nächst müssen der im Erdgas enthaltende Wasserdampf und das durch die Förderung 
kondensierte  Wasser  durch  die  Gastrocknung  entfernt  werden.  Eine  Entschweflung 
trennt den im Erdgas vieler Lagerstätten vorkommenden Schwefelwasserstoff. Dieser 
ist sehr giftig und würde wie Wasser die Korrosion fördern. Der gewonnene Schwefel 
kann,  wie  es  in  Deutschland  erfolgt,  in  der  chemischen  Industrie  weiterverarbeitet 
werden. Da der im Erdgas enthaltene Stickstoff den Brennwert des Gases herabsetzt 
und  somit  das  energie-ineffektive  Gasvolumen  vergrößert,  wird  der  Transport  der 
effektiven Energie verteuert. Bei weiten Transportstrecken lohnt sich daher eine Stick-
stoffentzugsanlage. Des Weiteren werden gegebenenfalls u.a. Quecksilber und Helium 
entfernt.  Durch  die  Rohgasaufbereitung  wird  eine  gleichbleibende  Qualität  erzeugt, 
wodurch  ein  sicherer  und  wirtschaftlicher  Betrieb  der  Brenner  gewährleistet  wird.  Im 
Verbraucherland  werden  Erdgase  unterschiedlicher  Herkunft  verschnitten,  wie  es  in 
Deutschland z.B. bei sibirischem und in Niedersachsen gefördertem Gas geschieht.
46
41
 Vgl. Perner, J (2002), S. 9-13. 
42
 Vgl. Ueberhorst, S. (1999), S. 49. 
43
 Vgl. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (2004), S. 28. 
44
 Vgl. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (2004), S. 19. 
45
 Vgl. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (2004), S. 51-53. 
46
 Vgl. Kosinowski, M. (2002), S. 83f. 
2.
G
RUNDLAGEN DER 
E
RDGASVERSORGUNG
9 
Augrund  der  unterschiedlichen  Bezugsstruktur  der  einzelnen  Regionen  gibt  es  in 
Deutschland zwei Hauptkategorien von Erdgas. Zum einen das niederkalorische L-Gas 
(Brennwert  10 kWh/m
3
),  das  vor  allem  in  Deutschland  und  den  Niederlanden  geför-
dert  wird,  und  zum  anderen  das  hochkalorische  H-Gas  (Brennwert  12 kWh/m
3
), 
welches  insbesondere  aus  Russland  und  Norwegen  importiert  wird.  Ursache  der 
verschiedenen Brennwerte sind u.a. die unterschiedlich enthaltenen nicht brennbaren 
Bestandteile  wie  Kohlendioxid  und  Stickstoff.
47
  Somit  ist  Gas  kein  völlig  homogenes 
Gut und nicht ohne weiteres beliebig austauschbar. 
Ferner  wird  bei  Gasen  zwischen  dem  Brennwert  (H
s
  oder  H
o
,  auch  oberer  Heizwert 
genannt)  und  dem  Heizwert  (H
i
  oder  H
u
,  auch  unterer  Heizwert  genannt)  unterschie-
den.
48
 Der Brennwert ist bei Erdgas etwa 10 % höher als der Heizwert.
49
 Diese Diffe-
renz  stellt  jene  Energie  dar,  welche  bei  der  Kondensation  des  bei  der  Verbrennung 
entstehenden Wasserdampfes hinsichtlich des Brennwerts zusätzlich frei wird. Zudem 
beziehen  sich  die  meist  in  der  Praxis  angebenden  Brenn-  und  Heizwerte  auf  das 
Gasvolumen bei 0 °C und auf einen Druck von 1,01325 bar (Normwerte).
50
2.3  Technischer Aufbau des Gasversorgungsnetzes in 
Deutschland 
Das  gesamte  deutsche  Gasnetz  umfasst  ca.  380.000 km.  Hochdruckleitungen,  d.h. 
jene  Leitungen  zwischen  1  bis  100 bar  Überdruck  und  einem  Durchmesser  bis 
1.200 mm, stellen 27 % des Gasnetzes dar. 38 % bilden Mitteldruckleitungen, welche 
einen  Druck  zwischen  100 mbar  und  1 bar  und  Durchmesser  überwiegend  zwischen 
50 und 150 mm aufweisen. Die verbleibenden 35 % des gesamten deutschen Gasnet-
zes  entsprechen  Niederdruckleitungen  bis  zu  100  mbar  und  mit  einem  Durchmesser 
von 80 bis 300 mm. Zum Vergleich beträgt der Gasdruck direkt vor den Verbrauchsge-
räten  in  Haushalten  20 mbar  und  die  Anschlussleitungen  von  Ein-  und  Mehrfamilien-
häusern haben einen Durchmesser zwischen 30 und 65 mm.
51
Bei  der  Beförderung  des  Erdgases  von  der  Quelle  zum  Verbraucher  kann  zwischen 
Transport  und  Verteilung  unterschieden  werden.  Eng  verbunden  mit  Transport  und 
Verteilung  ist  die  Erdgasspeicherung.  In  Abbildung  4  sind  die  technischen  Elemente 
der Erdgasversorgungskette inkl. jener der Erdgasgewinnung dargestellt. 
47
 Vgl. Ueberhorst, S. (1999), S. 50 und Hense, A. (2005), S. 50. 
48
 Vgl. Cerbe, G. (2004b). S. 49. 
49
 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2006), S. 0.2. 
50
 Vgl. Cerbe, G. (2004b). S. 49-51. 
51
 Vgl. E.ON Ruhrgas AG (2006c), S. 27. 
2.
G
RUNDLAGEN DER 
E
RDGASVERSORGUNG
10 
Abb. 4:  Technische Elemente der Erdgasversorgungskette 
Exploration
Förderung
Aufbereitung
Transport
Speicherung
Verteilung
Verbrauch
2.3.1  Transport 
Einen  wichtigen  Bereich  des  Erdgastransports  stellt  der  Ferngastransport  dar.  Er 
bezieht sich auf grenzüberschreitende Gaslieferungen sowie auf den nationalen Trans-
port über lange Strecken. Der Ferngastransport kann durch Hochdruck-Rohrleitungen 
(Pipelines) über 50 bar oder mittels Verschiffung von verflüssigtem Erdgas erfolgen.
52
Da  Deutschland  zentral  zu  den  wichtigsten  Erdgasförderländern  für  Europa  liegt  und 
somit  der  Transport  zwischen  Förder-  und  Verbrauchsregionen  günstiger  mittels 
Erdgasfernleitungen  realisiert  wird,  spielt  die  LNG-Verschiffung  für  Deutschland  eine 
untergeordnete Rolle. Dies ist ein Grund dafür, dass in Deutschland noch keine LNG-
Anlandeterminals  errichtet  worden  sind.
53
  Ein  Terminal  ist  lediglich  in  Wilhelmshaven 
geplant,  welches  frühestens  2010  fertiggestellt  sein  soll.
54
  Heutzutage  überbrücken 
Ferngasleitungssysteme Entfernungen von mehr als 5.000 Kilometern, dabei haben die 
Leitungen Durchmesser bis zu 1.400 mm und der Druck beträgt bei Überlandleitungen 
bis zu 100 bar bzw. bei Offshore-Leitungen bis zu 200 bar.
55
 Um kleine Transportvolu-
mina und hohe Energiedichten zu erhalten, werden möglichst hohe Gasdrücke favori-
siert.
56
  Abbildung  5  zeigt  die  Ferngasleitungen  des  europäischen  Erdgasverbundes. 
Der  europäische  Erdgasverbund  bezieht  sich  auf  ein  weitverzweigtes  Pipelinenetz 
sowie auf LNG-Anlandeterminals und verbindet die europäischen Staaten untereinan-
der sowie mit den Förderregionen auf dem europäischen Festland, in der Nordsee, in 
Russland und in Nordafrika. Das deutsche Erdgasversorgungsnetz ist in dem Verbund 
fest integriert. Die Internationalisierung des Erdgasbezuges und gemeinsam gestaltete 
Importprojekte  mindern  die  Risiken  für  die  einzelnen  Unternehmen  und  erhöhen  die 
Versorgungssicherheit.
57
52
 Vgl. Klag, N. D. (2003), S. 97. 
53
 Vgl. Beckervordersandforth, C. P./Nowak, W. (2005), S. 106. 
54
 Vgl. Wetzel, D. (2006). 
55
 Vgl. Klag, N. D. (2003), S. 97. 
56
 Vgl. Hoffmann, G. (1994a), S. 406. 
57
 Vgl. Dahl, K. (1990), S. 19f. 
2.
G
RUNDLAGEN DER 
E
RDGASVERSORGUNG
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Abb. 5:  Europäischer Erdgasverbund
58
vorhanden
geplant oder in Bau
in Betrieb
geplant oder in Bau
Erdgasfelder in der Nordsee
Flüssigerdgas (LNG)-
Anlandeterminals
Erdgasleitungen
Cordoba
Lyon
St. Petersburg
Rom
Helsinki
Ljubljana
Oslo
Stavanger
Kårsto
Algier
Madrid
London
Copenhagen
Prag
Berlin
Bratislava
Wien
Stockholm
Athen
Paris
Essen
Emden
Lissabon
Sines
Huelva
Cartagena
Barcelona
Fos-sur-Mer
Krk
Marmara
Ereglisi
Bilbao
Montoir
Zee-
brugge
W' 
haven
Tyra
Ekofisk
Troll
Oseberg
Statfjord
Heimdal
Frigg
Sleipner
Budapest
Tunis
Brüssel
Sofia
Bern
Belgrad
Dublin
Warschau
Minsk
Bukarest
El Ferrol
Valencia
La Spezia
Rovigo
Izmir
Brindisi
Isle of Grain
Gullfaks
Kollsnes
Des  Weiteren  sind  Hochdruckleitungen  zwischen  16  und  50 bar  in  den  Bereich  des 
Gastransports einzuordnen. Diese Leitungen erreichen Entfernungen bis zu ca. 150 km 
und stellen das Bindeglied zwischen den Ferntransportsystemen und der Verteilung an 
die  Verbraucher  da.  Großverbraucher  wie  einige  Industrie-  und  Kraftwerkskunden 
beziehen  Erdgas  direkt  von  dieser  Gastransportstufe.
59
  Abbildung  6  zeigt  die  deut-
schen Erdgastransportleitungen und Erdgasimportstellen. 
58
 Vgl. E.ON Ruhrgas AG (2004). 
59
 Vgl. Dahl, K. H. (1998), S. 57. 
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Originalausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2006
 - ISBN (eBook)
 - 9783832496494
 - ISBN (Paperback)
 - 9783838696492
 - DOI
 - 10.3239/9783832496494
 - Dateigröße
 - 3 MB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig – Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Hochspannungstechnik und Elektrische Energieanlagen
 - Erscheinungsdatum
 - 2006 (Juni)
 - Note
 - 1,3
 - Schlagworte
 - gasmarkt liberalisierung gaswirtschaft blockheizkraft
 - Produktsicherheit
 - Diplom.de