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Die aufwandswirksame Behandlung von Aktienoptionen nach IFRS 2-Darstellung und Beurteilung aus Sicht der Anteilseigner

©2005 Diplomarbeit 80 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Aktienoptionen werden schon seit langem in den USA bevorzugt als Vergütungsinstrument eingesetzt. Derzeit entlohnen etwa mehr als 80% der 500 größten Unternehmen dort ihre Mitarbeiter, insbesondere die Führungskräfte, mit sog. Stock Options.
In Deutschland hat die Ausgabe von Aktienoptionen in ihren unterschiedlichen Variationen seit Mitte der 90er Jahre Einzug gehalten. Dies wurde insbesondere durch die Änderung des KonTrag 1998 verstärkt, der es deutschen Unternehmen erleichterte, derartige anteilsbasierte Vergütungsinstrumente einzusetzen.
Aktienoptionen enthalten das Recht eines Begünstigten zum Erwerb einer bestimmten Anzahl von Aktien des arbeitgebenden Unternehmens zu einem im Vorfeld festgesetzten Preis (dem Basispreis) in einem vorgegebenen Zeitraum. Zum Erwerb verpflichtet ist er nicht. Die Optionsausübung ist grundsätzlich erst nach Ablauf einer Sperrfrist möglich.
Die Differenz zwischen dem Wert der Aktie zum Zeitpunkt der Ausübung der Option und dem ursprünglich fest-gelegten Basispreis zum Gewährungszeitpunkt bildet den Gewinn für den Berechtigten. Bei einer negativen Entwicklung des Aktienkurses, d.h. der Basispreis übersteigt den Marktwert der Aktie zum Ausübungszeitpunkt, ist das Risiko des Begünstigten durch den Verzicht auf die Ausübung seiner Option beschränkt.
In der Regel wird als Basispreis der Kurs zum Zeitpunkt der Gewährung der Option festgelegt (at-the-money-options). Möglich ist aber auch, dass der Basispreis höher gewählt wird (out-of-the-money-options), um somit einen erhöhten Anreiz zu geben, Unternehmenswert zu schaffen. Außer Betracht sind allerdings Basiswerte, die den aktuellen Aktienkurs zum Zusagezeitpunkt unterschreiten (in-the-money-options), weil damit schon eine Vermögensverwässerung der Anteilseigner verursacht und kaum Anreiz zu Mehrleistung der Optionsberechtigten geschaffen wird.
Diese vielseitig diskutierte Form der Entlohnung behält weiterhin an Brisanz, denn seit dem 1.1.2005 sind nun alle europäischen, kapitalmarktorientierten Unternehmen verpflichtet, ihren Abschluss nach den International Accounting Standards (IAS) bzw. den International Financial Reporting Standards (IFRS) aufzustellen. Diese umfassen auch den IFRS 2 – Share based Payment, der das Regelwerk zur Bilanzierung von Aktienoptionen liefert. Nachdem lange Zeit auf einen solchen Leitfaden gewartet worden war, veröffentlichte der International Accounting Standard Board (IASB) den IFRS 2 am 19.2.2004.
Dies […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Jasmin Flecke
Die aufwandswirksame Behandlung von Aktienoptionen nach IFRS 2 -
Darstellung und Beurteilung aus Sicht der Anteilseigner
ISBN-10: 3-8324-9645-9
ISBN-13: 978-3-8324-9645-6
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006
Zugl. Universität Paderborn, Paderborn, Deutschland, Diplomarbeit, 2005
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
II
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis...II
Abbildungsverzeichnis ... V
Abkürzungsverzeichnis... VI
1 Einführung...1
1.1
Problemstellung
... 1
1.2
Hintergrund und Konzeption des IFRS 2
... 3
1.2.1
Prinzipal-Agent-Konflikt
... 4
1.2.2
Shareholder Value Konzept
... 6
1.3
Status Quo der Aktienoptionen
... 7
1.3.1
In den USA
... 7
1.3.2
In Deutschland nach der Änderung des KonTrag 1998
... 8
1.4
Inkrafttreten und Übergangsvorschriften
... 10
2 Darstellung der Bilanzierung und Bewertung echter
Aktienoptionen bei bedingter Kapitalerhöhung...11
2.1
Aktienoptionen allgemein
... 11
2.2
Bilanzierung: Ansatz und Ausweis
... 12
2.3
Bewertung
... 13
2.3.1
Leistungszeitraum
... 16
2.3.2
Ausübungsbedingungen
... 17
2.3.3
Besonderheiten
... 19
2.4
Anhangsangaben
... 21
2.5
Darstellung der Bilanzierung und Bewertung anhand eines
Zahlenbeispiels
... 23
2.5.1
Die Ausgabe von Aktienoptionen ohne vereinbarte Erfolgs-
ziele
... 23
2.5.2
Die Ausgabe von Aktienoptionen in Verbindung mit markt-
und nichtmarktbezogenen Erfolgszielen
... 25

Inhaltsverzeichnis
III
3 Auswirkungen der aufwandswirksamen Behandlung von
Aktienoptionen ...27
3.1
Untersuchung auf die Vereinbarkeit mit Bilanzierungsgrund-
sätzen
... 27
3.1.1
Vermischung der Vermögenssphären
... 27
3.1.2
Ausschüttungsverkürzung
... 29
3.1.3
Durchbrechung von Pagatorik und Kongruenzprinzip
... 33
3.1.4
Doppelte Erfassung im verwässerten Gewinn pro Aktie
... 36
3.1.5
Widerspruch zur Definition von Aufwand
... 40
3.2
Ökonomische Auswirkung vor dem Hintergrund der
Anreizwirkung
... 43
3.2.1
Benachteiligung von Start-Up Unternehmen
... 43
3.2.2
Werden Aktienoptionen unattraktiv?
... 44
3.3
Einfluss auf die Darstellung der Finanz-, Vermögens- und
Ertragslage des Unternehmens
... 46
3.3.1
Kostentransparenz der Aktienoptionspläne
... 46
3.3.2
Kritische Würdigung von Aktienoptionsplänen vor dem
Hintergrund des Corporate Governance Kodex
... 48
3.4
Zusammenfassende Schlussbetrachtung der Auswirkungen der
aufwandswirksamen Buchung
... 50
4 Aktuelle Entwicklung ...53
4.1
Qualität der Aktienoptionspläne
... 53
4.1.1
Manipulativer Planbeginn
... 54
4.1.2
Einflussnahme auf die Fragestellung der Optionsbe-
dingungen
... 54
4.1.3
Missbrauch von Dividendenpolitik
... 55
4.1.4
Manipulation des Aktienkurses
... 55
4.1.5
Kontraproduktive Derivativ- und Hedginggeschäfte
... 56
4.2
Gibt es Alternativen?
... 57
5 Zusammenfassung und Ausblick ...59

Inhaltsverzeichnis
IV
Literaturverzeichnis...LXI
Ehrenwörtliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis
V
Abbildungsverzeichnis
Abb.1: Bewertung von Aktienoptionen...15
Abb.2: Bilanzierungsregelung in Abhängigkeit der Ausübungsbe-
dingungen...20
Abb.3: Dreiecksbeziehung bei der Gewährung von Aktien-
optionen...29

Abkürzungsverzeichnis
VI
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
Abs. Absatz
BB Betriebs-Berater
(Zeitschrift)
bzw. beziehungsweise
CFRoI
Cash Flow Return on Investment
DB
Der Betrieb (Zeitschrift)
d.h. das
heißt
Dr. Doktor
DStR
Deutsches Steuerrecht (Zeitschrift)
Euro
EVA Economic
Value
Added
f. folgend
F. Framework
FASB
Financial Accounting Standards Board
FinB Finanzbetrieb
(Zeitschrift)
GoB
Grundsätze ordnungsgemäßer Buchhaltung
GuV Gewinn
und
Verlustrechnung
Hrsg. Herausgeber
http
hyper text transfer protocol
IAS International
Accounting
Standards
IASB International
Accounting Standards Board

Abkürzungsverzeichnis
VII
IASCF International
Accounting Standards Committee
Foundation
i.d.R.
in der Regel
IDW
Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland
IFRS
International Financial Reporting Standards
i.H. in
Höhe
i.S.d.
im Sinne des/der
IT Informationstechnologie
i.V.m.
in Verbindung mit
KonTrag
Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unter-
nehmensbereich
KoR Kapitalmarkorientierte Rechnungslegung (Zeit-
schrift)
KPMG
Klyneveld Peat Marwick Goerdeler
LG Landesgericht
m.E. meines
Erachtens
Mrd. Millarden
Nr. Nummer
No. Number
PwC PricewaterhouseCoopers
S. Seite
sog. sogenannte
(n)
S&P Standard
and
Poors
StuB
Steuern und Bilanzen (Zeitschrift)

Abkürzungsverzeichnis
VIII
US GAAP
United States General Accepted Accounting Prin-
ciples
vgl. vergleiche
WPg Wirtschaftsprüfung
(Zeitschrift)
www.
world wide web
z.B. zum
Beispiel

Einführung
1
1
Einführung
1.1
Problemstellung
Aktienoptionen werden schon seit langem in den USA bevorzugt als Vergü-
tungsinstrument eingesetzt. Derzeit entlohnen etwa mehr als 80% der 500
größten Unternehmen dort ihre Mitarbeiter, insbesondere die Führungskräfte,
mit sog. Stock Options.
1
In Deutschland hat die Ausgabe von Aktienoptionen in ihren unterschiedli-
chen Variationen
2
seit Mitte der 90er Jahre Einzug gehalten. Dies wurde ins-
besondere durch die Änderung des KonTrag 1998 verstärkt, der es deutschen
Unternehmen erleichterte, derartige anteilsbasierte Vergütungsinstrumente
einzusetzen.
Aktienoptionen enthalten das Recht eines Begünstigten zum Erwerb einer be-
stimmten Anzahl von Aktien des arbeitgebenden Unternehmens zu einem im
Vorfeld festgesetzten Preis (dem Basispreis) in einem vorgegebenen Zeitraum.
Zum Erwerb verpflichtet ist er nicht. Die Optionsausübung ist grundsätzlich
erst nach Ablauf einer Sperrfrist möglich. Die Differenz zwischen dem Wert
der Aktie zum Zeitpunkt der Ausübung der Option und dem ursprünglich fest-
gelegten Basispreis zum Gewährungszeitpunkt bildet den Gewinn für den Be-
rechtigten. Bei einer negativen Entwicklung des Aktienkurses, d.h. der Basis-
preis übersteigt den Marktwert der Aktie zum Ausübungszeitpunkt, ist das
Risiko des Begünstigten durch den Verzicht auf die Ausübung seiner Option
beschränkt.
In der Regel wird als Basispreis der Kurs zum Zeitpunkt der Gewährung der
Option festgelegt (at-the-money-options). Möglich ist aber auch, dass der Ba-
sispreis höher gewählt wird (out-of-the-money-options), um somit einen er-
höhten Anreiz zu geben, Unternehmenswert zu schaffen. Außer Betracht sind
allerdings Basiswerte, die den aktuellen Aktienkurs zum Zusagezeitpunkt un-
1
Vgl. Meffert, H.: Einführung in die Problemstellung, in Meffert, H./Backhaus, K.: Stock
Options und Shareholder Value, Dokumentation des 33. Münsteraner Führungsgespräch
vom 9./10.Oktober 1997, Nr. 116, S. 2.
2
Dazu gehören u.a. echte Aktienoptionen, Wandelschuldverschreibungen, virtuelle
Aktienoptionen wie Stock Appreciation Rights (SAR) oder Phantom Stocks.

Einführung
2
terschreiten (in-the-money-options), weil damit schon eine Vermögensverwäs-
serung der Anteilseigner verursacht und kaum Anreiz zu Mehrleistung der
Optionsberechtigten geschaffen wird.
3
Diese vielseitig diskutierte Form der Entlohnung behält weiterhin an Brisanz,
denn seit dem 1.1.2005 sind nun alle europäischen, kapitalmarktorientierten
Unternehmen verpflichtet, ihren Abschluss nach den International Accounting
Standards (IAS) bzw. den International Financial Reporting Standards (IFRS)
aufzustellen. Diese umfassen auch den IFRS 2 ­ Share based Payment, der das
Regelwerk zur Bilanzierung von Aktienoptionen liefert. Nachdem lange Zeit
auf einen solchen Leitfaden gewartet worden war, veröffentlichte der Interna-
tional Accounting Standard Board (IASB) den IFRS 2 am 19.2.2004.
Dies wird nun weit reichende Bedeutung für die Gestaltung und Finanzierung
von Aktienoptionen haben, denn diese müssen nun mehr aufwandswirksam in
der Bilanz erfasst werden. Verlieren Aktienoptionspläne nun an Attraktivität?
Erfüllen sie überhaupt noch die Anreizwirkung, den Prinzipal-Agent-Konflikt
zu entschärfen? Vielmehr fokussiert sich die Kritik allerdings auf die vorge-
schriebene bilanzielle Abbildung der Aktienoptionen.
Im Folgenden soll nach einem kurzen Überblick über den Hintergrund von
Aktienoptionen als Vergütungsinstrument und dessen Status Quo, die bilan-
zielle Behandlung von echten Aktienoptionen im Fall der bedingten Kapital-
erhöhung dargestellt werden. Virtuelle Aktienoptionen werden hier bewusst
ausgeklammert, weil sie nicht derart im Feuer der Kritik stehen. Da es zu einer
Auszahlung in Form von Barmitteln kommt, wird der Aufwandscharakter die-
ser anteilsbasierten Vergütung nicht in Frage gestellt. Zudem finden auch kei-
ne gesellschaftsrechtlichen Veränderungen innerhalb des Eigenkapitals statt.
Wesentlicher Gegenstand dieser Diplomarbeit bildet die Diskussion um die
Aufwandsverrechnung. Im Schrifttum hat es zahlreiche Einwände gegen diese
gegeben. In Kapitel 3 sollen die wichtigsten Argumente beleuchtet und die
3
Vgl. Wollmert, P./ Mantzell, J.: Bilanzierung von Stock Options, in: Achleitner, A./
Wollmert, P. (Hrsg.): Stock Options, 2000, S. 135.

Einführung
3
Auswirkungen der erfolgswirksamen und damit implizit der Vergleich zur er-
folgsneutralen Bilanzierung auf die Unternehmensbewertung aus dem Blick-
winkel der Aktionäre aufgezeigt werden.
Von steuerlichen Konsequenzen wird innerhalb dieser Arbeit abgesehen, da
diese ein sehr komplexes Thema für sich bilden. An dieser Stelle sei auf ande-
re Quellen im Schrifttum verwiesen.
4
Anschließend werden kurz die aktuellen Entwicklungen bezüglich der Qualität
von Aktienoptionsprogrammen und die Suche nach Alternativen geschildert.
Abschließend werden noch eine kurze Zusammenfassung und ein Ausblick
gegeben.
1.2
Hintergrund und Konzeption des IFRS 2
Der gestiegene Einsatz von Aktienoptionen als Vergütungskomponente brach-
te die Notwendigkeit einer entsprechenden Regelung im Jahresabschluss ans
Licht. Die USA befassten sich bereits 1948 mit dem Accounting Research
Bulletin (ARB) No. 37 ,,Accounting for Compensation in the Form of Stock
Options", später dann mit dem Accounting Principle Board (APB) Opinion
No. 25 ,,Accounting for Stock Issued to Employees" mit der Thematik. Seit
1995 existiert neben dem APB No. 25 zusätzlich das Statement of Financial
Accounting Standards (SFAS) No. 125 ,,Accounting for Stock-Based Com-
pensation"5, der eine aufwandswirksame Erfassung des Personalaufwands
vorsieht und der dem IASB als Vorlage zur Entwicklung des IFRS 2 diente.
Die Grundkonzeption des IFRS 2 besagt, dass die als Gegenleistung für die
gewährten Aktienoptionen erhaltenen oder erworbenen Güter oder Dienstleis-
tungen erfasst werden sollen, und zwar über eine Zunahme im Eigenkapital
bzw. eine Erhöhung der Kapitalrücklage. Im Fall, dass die erhaltenen oder
4
Herzig, N.: Steuerliche Konsequenzen von AOP, in: Pellens, B. (Hrsg.): Unternehmens-
wertorientierte Entlohnungssysteme, 1998, S. 161-191, sowie Herzig, N.: Steuerliche und
bilanzielle Probleme von Stock Options, in: DB, 1999, S. 1-12; Vater, H.: Bilanzielle und
körperschaftliche Behandlung von SO, in DB, 2000, S. 2177-2186; Bernhard, W.: Stock
Options, in FinB, 2001, S. 427-433 u.a.
5
Vgl. Pellens, B./Crasselt, N.: Zur Bilanzierung von Stock Options, in DB, 1998, S. 218f.

Einführung
4
erworbenen Güter oder Dienstleistungen nicht die Definitionsmerkmale eines
Vermögenswertes erfüllen, sondern wie erhaltene Leistungen direkt ver-
braucht werden, so sind diese als Aufwand zu erfassen. Bei Gütern, die erwor-
ben werden, wird eine Nutzungsdauer zugrunde gelegt, deren Verbrauch mit-
tels Abschreibungen Rechnung getragen wird.
Folglich stellt die aufwandswirksame Erfassung das Hauptmerkmal dieses
Standards dar. Der IASB hat sämtlichen, kritisch geäußerten Einwänden nicht
stattgegeben. Somit ist letztlich eine erfolgsneutrale Behandlung der Aktien-
optionen nicht mehr möglich.
1.2.1
Prinzipal-Agent-Konflikt
Die Prinzipal-Agent-Theorie entstammt aus der neoinstitutionalistischen Fi-
nanzierungstheorie. In einer Prinzipal-Agenten-Beziehung handelt es sich um
ein Vertragsverhältnis, in dem eine oder mehrere Personen (der Prinzipal bzw.
der Anteilseigner) eine andere oder mehrere Personen (dem Agenten bzw.
dem Manager) durch Entscheidungsdelegation beauftragen, eine bestimmte
Aufgabe zu erfüllen. Im Falle einer börsennotierten Aktiengesellschaft findet
man eine Vielzahl von Anteilseignern vor, die heterogene Interessen verfol-
gen. Aus der Trennung von Eigentum und Leitung ergeben sich Spezialisie-
rungsvorteile, von denen beide Seiten profitieren sollten. Das Management
kann sich mit seinem Fachwissen auf die Leitung konzentrieren, während der
Eigentümer das Unternehmensrisiko trägt, welches sich auf das Marktrisiko
beschränken lässt. Letzterer kann nämlich das Risiko durch Portefeuillediver-
sifikation mindern und eliminiert somit das unsystematische Risiko
6
.
Aus der Trennung ergibt sich jedoch eine asymmetrische Informationsvertei-
lung, weil die Manager über einen erheblichen Informationsvorsprung verfü-
gen. Die Einflussmöglichkeiten des Aktionärs beschränken sich jedoch ledig-
6
Das durch Diversifikation reduzierbare Risiko einer Anlage nennt man unsystematische
Risiko. Es tritt nur bei bestimmten Einzelwerten und nicht bei allen Wertpapieren gleichzei-
tig auf. Eine Reduzierung des unsystematischen Risikos kann durch Portefeuillebildung
erreicht werden, wenn z.B. hier im Fall von Aktien, die verschiedenen Aktien nicht voll-
ständig positiv miteinander korrelieren.

Einführung
5
lich auf das Stimmrecht während der Hauptversammlung und der Wahl der
Aufsichtsratmitglieder.
Die Haupteigenschaft der Marktwirtschaft zeichnet sich durch eine effiziente
Ressourcenallokation in Form von Maximierung der individuellen Eigeninte-
ressen aus.
7
Für den Anteilseigner bedeutet das in erster Linie einen möglichst
werthaltigen Ausschüttungsstrom vom Unternehmen zu erhalten.
Die Nutzenpräferenzen des Managements können jedoch abweichen. Hier
spielen andere Faktoren eine Rolle. Sie streben zum einen nach Prestige, das
sich in Übernahmen von anderen Unternehmen ausdrückt, was allerdings nicht
unmittelbar eine Gewinnsteigerung für die Gesellschaft bedeutet. Des Weite-
ren gibt es den Konsum am Arbeitsplatz: Eine exquisite Büroausstattung, ein
Geschäftswagen oder kostspielige Geschäftsreisen gehören dazu. Zum anderen
ist auch der Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz von Bedeutung. Der
Nutzen aus Konsumausgaben leitet sich aus der Vergütung her. Bekommt der
Manager ein fixes Gehalt, so wird er weder hohe Ausschüttungen veranlassen,
noch gewillt sein, ein größeres Risiko einzugehen. Fehlgeschlagene Investitio-
nen haben i.d.R. bekanntlich härtere Konsequenzen für die Führungskräfte als
für die Eigner.
,,Je härter [jedoch] die negativen Konsequenzen, mit denen eine Führungs-
kraft, die das Vermögen des Eigentümers reduziert, rechnen muss, desto ge-
ringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Führungskraft auch tatsächlich
gegen die Interessen der Anteilseigner handelt."
8
Anreizprobleme resultieren folglich auf unvollkommenen Kapitalmärkten
durch unterschiedliche Risiko- und Konsumpräferenzen.
9
Um das opportunistische Verhalten des Managements einzudämmen, gibt es
zwei interne Mechanismen: Zum einen die Kapitalbeteiligung der Führungs-
ebene und zum anderen anreizkompatible Arbeitsverträge. Aktienoptionen
vereinen diese beiden Instrumente. Sie sollen den Managern einen Anreiz ge-
7
Vgl. Rappaport, A.: Shareholder Value, 1999, S. 3; und vgl. Achleitner, A./Wichels D.:
Stock Option-Pläne als Vergütungsbestandteil wertorientierter Entlohnungssysteme, in:
Achleitner, A./Wollmert, P.(Hrsg.): Stock Options, 2000, S. 6.
8
Rappaport, A.: Shareholder Value, 1999, S. 3. [Einfügung durch Verfasser]
9
Vgl. Schmidt, R.: Grundzüge der Investitions- und Finanzierungstheorie, 1997, S. 437.

Einführung
6
ben, wertorientiert zu handeln, da sie selbst von einer Wertsteigerung profitie-
ren, ebenso wie die Aktionäre.
10
1.2.2
Shareholder Value Konzept
In den 70er und 80er Jahren waren die Hauptzielsetzungen von Unternehmen
noch Umsatz- und Gewinnwachstum. Dieses spiegelte sich in der Bildung von
zahlreichen diversifizierten Konglomeraten wider. Durch die Streuung auf
verschiedene Geschäftsfelder versuchte das Management zwar das Unterneh-
mensrisiko zu mindern und sich gleichzeitig Prestige zu verschaffen, aller-
dings haben viele Firmenübernahmen sich in großen Vermögensverlusten sei-
tens der Aktionäre niedergeschlagen. Der Anteilseigner kann das Risiko we-
sentlich effizienter über den Kapitalmarkt mittels der Portefeuillediversifikati-
on reduzieren als das Management, welches nicht in der Lage ist, das unsys-
tematische Risiko zu eliminieren. Der Aktionär investiert in Rechte auf finan-
zielle Ansprüche gegenüber einem Unternehmen, anders ausgedrückt, auf Di-
videnden und Kurswertsteigerungen.
11
Damit steht die Maximierung des Un-
ternehmenswerts in seinem Interesse. Mitte der 80er Jahre folgte eine Welle
von Übernahmen, die auf der sog. ,,Wertlücke" begründet waren. Unter dieser
,,Wertlücke" versteht man die Differenz zwischen dem aktuellen Marktwert
und dem Shareholder Value, der nicht von der Unternehmensleitung erreicht
worden ist. Die Unzufriedenheit der Anteilseigner drückte sich dann in der
fortlaufenden Substituierung der Führungskräfte aus.
Es entwickelte sich ein Wandel zur wertorientierten Unternehmensführung,
der sich systematisch an den Interessen der Anteilseigner ausrichtete. Das
oberste finanzwirtschaftliche Ziel ist nach dem Shareholder Value Approach
von Rappaport die Schaffung von Wert für die Eigentümer.
12
Nach der
10
Vgl. Achleitner, A./Wichels D.: Stock Option-Pläne als Vergütungsbestandteil
wertorientierter Entlohnungssysteme, in: Achleitner, A./Wollmert, P.(Hrsg.): Stock
Options, 2000, S. 7.
11
Vgl. Rappaport, A., Shareholder Value, 1999, S. 123.
12
Vgl. Rappaport, A., Shareholder Value, 1999, S. 1 und Achleitner, A./Wichels, D.: Stock
Option-Pläne als Vergütungsbestandteil wertorientierter Entlohnungssysteme, in:
Achleitner, A./Wollmert, P. (Hrsg.): Stock Options, 2000, S. 4.

Einführung
7
Veröffentlichung des ,,Creating Shareholder Value" 1986
13
in den USA ist
dies zum Leitsatz von Aufsichtsrat und Top-Management geworden.
Der Wertzuwachs ermittelt sich aus der erwarteten Mindestrendite der Aktio-
näre, d.h. die Verzinsung des Eigenkapitals ist dann höher als die Eigenkapi-
talkosten.
14
Die Beurteilung der Unternehmenswertschaffung anhand von
buchhalterischen Größen erweist sich jedoch als schwierig, da das Verständnis
von bilanziellem Vermögen und dem Unternehmensvermögen, aus Sicht der
Aktionäre, weit auseinander geht. Während das bilanzielle Vermögen sich aus
der Summe der bilanzierungsfähigen Vermögensgegenstände zusammensetzt,
folglich ohne Einbeziehung von Humankapital, Forschungsaktivitäten oder der
Organisationsstruktur, besteht das Gesellschaftsvermögen hingegen aus dem
Barwert der zukünftigen Ausschüttungen und Einkommensströme aus Wert-
steigerungen.
15
Es benötigt also andere Ansätze zur Bemessungsgrundlage, die eine Indikator-
funktion für die Erfüllung der Eigentümerinteressen gewährleistet. Die Beur-
teilung sollte an wirtschaftlichen Maßstäben erfolgen. Heute orientiert man
sich an der dynamischen Investitionsrechnung und bedient sich der Kennzah-
len wie dem Economic Value Added (EVA) oder dem Cash Flow Return on
Investment (CFRoI). Als Bemessungsgrundlage für leistungsbezogene Enloh-
nungsmodelle spielt jedoch in der Praxis der Aktienkurs eine wichtige Rolle.
1.3
Status Quo der Aktienoptionen
1.3.1
In den USA
In den USA sind Aktienoptionen als Teil der Vergütung für Mitarbeiter, insbe-
sondere aber für die Führungsebene, selbstverständlich geworden und machen
mittlerweile schon mehr als 40% der Gesamtvergütung aus. Während 1992
bereits 82% der S&P-500-Unternehmen Aktienoptionsprogramme durchführ-
ten, so waren es sechs Jahre später schon 97%.
16
13
Rappaport, A., Creating Shareholder Value, 1986, New York
14
Vgl. Hart, H.: Bilanzierung von Aktienoptionen nach US-GAAP, 2003, S. 19.
15
Vgl. ebenda, S. 19.
16
Vgl. Coenenberg, A./Salfeld, R.: Wertorientierte Unternehmensführung, 2003, S. 234;

Einführung
8
Die Bilanzierung wird im SFAS No. 123 ,,Accounting for Stock-Based Com-
pensation" und in APB No. 25 ,,Accounting for Stock Issued to Employees"
geregelt. Unternehmen in den USA haben bislang ein Wahlrecht zwischen
beiden Standards. Der ältere APB No. 25 ermöglicht es, Personalaufwand bu-
chungstechnisch gänzlich zu vermeiden, da nur der innere Wert
17
der Option
zum Ausgabezeitpunkt als Bemessungsgrundlage für die Bewertung der Akti-
enoption herangezogen wird. Wenn der Ausübungspreis über dem aktuellen
Marktpreis der Aktie festgelegt wird, so bedeutet das, dass sich ein innerer
Wert von Null ergibt und damit kein Personalaufwand zu buchen ist. Im An-
hang sind lediglich Informationen darüber anzugeben, wie das Ergebnis nach
SFAS No. 123 zu buchen gewesen wäre. Die neuere Regelung nach SFAS No.
123 verlangt nämlich die aufwandswirksame Erfassung des Personalaufwands
anhand des historischen Gesamtwerts der Aktienoption bereits zum Gewäh-
rungszeitpunkt.
Dies hat zur Folge, dass in der Praxis die Bilanzierung nach dem alten APB
No. 25 bevorzugt wird, insbesondere bei den Start-Up Unternehmen, die noch
über keine ausreichende solide Kapitalkraft verfügen. Sie hoffen, auf diese Art
qualifiziertes Personal zu gewinnen und gleichzeitig das Ergebnis schonen zu
können. Aber auch ein Unternehmen wie die Microsoft Corp. brauchte, unter
Anwendung des APB No. 25, im Jahre 2002 eine Ergebnisbelastung von rund
2,25 Mrd. US Dollar nur im Anhang anzugeben.
18
1.3.2
In Deutschland nach der Änderung des KonTrag 1998
Nachdem die Vergabe von Aktienoptionen sich erfolgreich in den USA etab-
liert hatte, dauerte es nicht lange, bis die Euphorie über die neue wertorientier-
te Methode der Vergütung Europa erreichte.
Während 1992 noch keines der 30 DAX Unternehmen Aktienoptionen in
ihrem Geschäftsabschluss enthielten, so hatten 2001 schon etwa 80% von
sowie Hall/Murphy: Stock Options for undiversified executives, 2000
17
Differenz zwischen dem Marktpreis zum Ausübungszeitpunkt und dem Basispreis zum
Gewährungszeitpunkt
18
Vgl. Pellens, B./Fülbier, R./Gassen, J.: Internationale Rechnungslegung, 2004, S. 452.

Einführung
9
ihnen derartige Programme implementiert. Den Anfang machten
DaimlerChrysler und Deutsche Bank mit der Einführung von Optionsanleihen
und Wandelschuldverschreibungen. Der Begünstigte zeichnet dabei eine An-
leihe, die er später in Aktien (Wandelanleihen) wandeln kann bzw. die ergänz-
end mit einem gewünschten Optionsrecht (Optionsanleihe) ausgestattet ist.
Nach der Änderung des KonTrag 1998 aber, wurde eine regelrechte Flut aus-
gelöst. Die neue Regelung erleichterte die Ausgabe von Bezugsrechten an
Mitarbeiter und erlaubte erstmals auch die Vergabe an den Vorstand. Speziell
für die Mitarbeitervergütung konnte nun die Möglichkeit genutzt werden, sog.
,,nackte Aktienoptionen" auf Grundlage des § 192 Abs.2 Nr.3 AktG aus-
zugeben. Diese können eigenständig ausgegeben werden und verbriefen aus-
schließlich ein Bezugsrecht auf junge Aktien des Emittenten.
19
Voraussetzung
ist jedoch, dass eine Mindestdauer der Sperrfrist von zwei Jahren, sowie ein
Erfolgsziel festgelegt werden.
Ein weiterer Umstand, nämlich der Aufschwung in der IT Branche in den 90er
Jahren, führte dazu, dass Aktienoptionsprogramme sich zu einem beliebten
Entlohnungsinstrument von Führungskräften entwickelten.
Hinzu kam, dass bis zur Veröffentlichung des Positionspapier E-DRS 11 im
Juni 2000 noch keine Regelungen zur Bilanzierung vorlagen. In der Vergan-
genheit wurde deshalb auf die aufwandswirksame Behandlung verzichtet. Bis
dahin waren sog. Premium-Price-Pläne von großer Beliebtheit bei deutschen
Unternehmen, die nach den US-GAAP bilanzieren, aber den Anforderungen
von § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG, nämlich der Vorgabe von Erfolgzielen, ebenso
genügen wollten. Bei dieser Art des Aktienoptionsplans, liegt der Ausübungs-
preis über dem Marktwert der Aktie im Zeitpunkt der Gewährung der Option,
so dass nach APB No. 25 sich ein innerer Wert von Null ergibt, der in der Bi-
lanz dann erfolgsneutral behandelt werden kann.
20
19
Vgl. Weber, M.: Formen und Ausgestaltungsmöglichkeiten von Stock Options, in:
Achleitner, A./Wollmert, P. (Hrsg.): Stock Options, 2000, S. 33.
20
Vgl. Hasbargen, U./Stauske, E.: IFRS 2 und FASB Exposure Draft, in: BB, 2004,
S. 1153f.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832496456
ISBN (Paperback)
9783838696454
DOI
10.3239/9783832496456
Dateigröße
537 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Paderborn – Wirtschaftswissenschaften, Studiengang International Business Studies
Erscheinungsdatum
2006 (Juni)
Note
2,0
Schlagworte
shareholder value gesellschafter gewinn pagatorik kongruenzprinzip
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Titel: Die aufwandswirksame Behandlung von Aktienoptionen nach IFRS 2-Darstellung und Beurteilung aus Sicht der Anteilseigner
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