Innovationskultur, Netzwerkperspektive und Know-How-Transfer im Uppsala-Modell
Eine Weiterentwicklung des Internationalisierungsprozesses für KMU anhand ausgewählter Umfeldgrößen
					
	
		©2005
		Diplomarbeit
		
			
				148 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Problemstellung:	
Auf dem Gebiet der klein- und mittelständischen Unternehmen ist heute zunehmend der Trend zu Internationalisierungsaktivitäten festzustellen, der sich bei KMU früher nicht in diesem Ausmaß beobachten ließ. Ein Grund mag im konsequenten Abbau von Handelsbarrieren mit dem Ziel einer allgemeinen Marktharmonisierung durch die Europäische Union zu finden sein.
Obwohl die Anzahl der durchgeführten Studien zu mittelständischen Unternehmen seit Mitte der 90er Jahre vor allem Dank einer ganzheitlicheren Erhebung durch die seit 1993 jährlich veröffentlichte ENSR-Studie erfolgt, bleibt deren Umfang im Vergleich zu entsprechenden Untersuchungen mit Fokus auf Großunternehmen gering. Bislang wurde in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur hauptsächlich der Internationalisierungsgang und das Investmentmuster von Großunternehmen beleuchtet und detailliert analysiert, die Prozesse bei Klein- und Mittelunternehmen und im speziellen deren beeinflussende und interagierende Faktoren, wie dies in der vorliegenden Arbeit durch die Implementierung der Innovationskultur, Netzwerkperspektive und des Know-How-Transfers untersucht werden soll, wurde noch nicht ausreichend erforscht.
Weitere Zusatzfaktoren werden in das bestehende und anerkannte Uppsala-Modell von Johanson und Vahlne mit aufgenommen, um eventuelle Schwächen von KMU aufzuzeigen und dem sensibleren, da ressourcenmäßig gratwandernden Internationalisierungsweg dieser Unternehmungen genüge zu leisten.
Die Begründung für die Wahl des Uppsala-Modells zur Auseinandersetzung mit dem Konzept auf theoretischer Ebene und somit als Basis für die vorliegende Arbeit stützt sich auf dem Internationalisierungsmuster, der im Uppsala-Modell für Unternehmungen angenommen wird und sich in empirischen Studien als typisch für den Internationalisierungsverlauf vor allem von KMU herausstellte. Zudem waren die heute sehr aktuellen Faktoren Wissen, Lernen und Erfahrung bereits in den 70er Jahren Bestandteil des Modells.
Ein genauere Ausführung und Begründung für die Auswahl soll aber an späterer Stelle, in Kapitel 3.1., stattfinden.
Die Forschungsfragen stellen sich für diese Arbeit wie folgt dar:
- Welche Faktoren sind es, die den Internationalisierungsprozess der Unternehmung auf Basis des Uppsala-Modells an sich beeinflussen und wie sieht das Zusammenspiel der Faktoren untereinander aus?
- Inwieweit wirken zusätzliche Größen, wie z. B. Innovationskultur, Netzwerkperspektive und […]
	Auf dem Gebiet der klein- und mittelständischen Unternehmen ist heute zunehmend der Trend zu Internationalisierungsaktivitäten festzustellen, der sich bei KMU früher nicht in diesem Ausmaß beobachten ließ. Ein Grund mag im konsequenten Abbau von Handelsbarrieren mit dem Ziel einer allgemeinen Marktharmonisierung durch die Europäische Union zu finden sein.
Obwohl die Anzahl der durchgeführten Studien zu mittelständischen Unternehmen seit Mitte der 90er Jahre vor allem Dank einer ganzheitlicheren Erhebung durch die seit 1993 jährlich veröffentlichte ENSR-Studie erfolgt, bleibt deren Umfang im Vergleich zu entsprechenden Untersuchungen mit Fokus auf Großunternehmen gering. Bislang wurde in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur hauptsächlich der Internationalisierungsgang und das Investmentmuster von Großunternehmen beleuchtet und detailliert analysiert, die Prozesse bei Klein- und Mittelunternehmen und im speziellen deren beeinflussende und interagierende Faktoren, wie dies in der vorliegenden Arbeit durch die Implementierung der Innovationskultur, Netzwerkperspektive und des Know-How-Transfers untersucht werden soll, wurde noch nicht ausreichend erforscht.
Weitere Zusatzfaktoren werden in das bestehende und anerkannte Uppsala-Modell von Johanson und Vahlne mit aufgenommen, um eventuelle Schwächen von KMU aufzuzeigen und dem sensibleren, da ressourcenmäßig gratwandernden Internationalisierungsweg dieser Unternehmungen genüge zu leisten.
Die Begründung für die Wahl des Uppsala-Modells zur Auseinandersetzung mit dem Konzept auf theoretischer Ebene und somit als Basis für die vorliegende Arbeit stützt sich auf dem Internationalisierungsmuster, der im Uppsala-Modell für Unternehmungen angenommen wird und sich in empirischen Studien als typisch für den Internationalisierungsverlauf vor allem von KMU herausstellte. Zudem waren die heute sehr aktuellen Faktoren Wissen, Lernen und Erfahrung bereits in den 70er Jahren Bestandteil des Modells.
Ein genauere Ausführung und Begründung für die Auswahl soll aber an späterer Stelle, in Kapitel 3.1., stattfinden.
Die Forschungsfragen stellen sich für diese Arbeit wie folgt dar:
- Welche Faktoren sind es, die den Internationalisierungsprozess der Unternehmung auf Basis des Uppsala-Modells an sich beeinflussen und wie sieht das Zusammenspiel der Faktoren untereinander aus?
- Inwieweit wirken zusätzliche Größen, wie z. B. Innovationskultur, Netzwerkperspektive und […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
4
4 
1. 
Einleitung 
1.1. 
KMU und Internationalisierung auf europäischer Ebene 
  1 
1.2. 
Problemstellung 
  5 
1.3. 
Forschungsfragen 
  6 
1.4. 
Zieldefinition 
  7 
2. 
Begriffsdefinition 
2.1. 
Quantitative Eingrenzung KMU 
  8 
2.2. 
Qualitative Eingrenzung KMU 
  9 
2.3. 
Definition einer internationalen Unternehmung 
12 
2.4. 
Globalisierung vs. Internationalisierung 
13 
3. 
Das Uppsala-Modell 
3.1. 
Begründung für die Wahl des Uppsala-Modells 
16 
3.2. 
Dem Uppsala-Modell zugrunde liegende Theorien 
20 
3.2.1.  Penrose  ,,The theory of the growth of the firm" 
20 
(Theorie des Unternehmenswachstums) 
3.2.2.  Cyert und March  "A Behavioral Theory of the firm" 
21 
(Behavioristische Theorie der Unternehmung) 
3.2.3.  Aharoni  "The Foreign Investment Process" 
21 
(Theorie der Direktinvestition) 
3.2.4.  Vernon  "Product Lifecycle Theory" 
22 
   (Produkt-Lebenszyklus Theorie) 
3.3. 
Das Uppsala-Modell 
23 
3.3.1.  Das Internationalisierungsmuster 
24 
3.3.2.  Das Internationalisierungsmodell 
25 
3.4. 
Kritische Würdigung des Uppsala-Modells 
28 
5
5 
3.5. 
Weiterentwicklung und Implementierung des Uppsala-Modells 
30 
3.5.1.  Innovationskultur 
32 
3.5.1.1.
  Charakterisierung bzw. Definition einer Innovationskultur 
34 
3.5.2.  Netzwerkperspektive 
40 
3.5.3.  Know-How-Transfer unter Einbeziehung des Bochumer Modells 
45 
4. 
Das EPRG-Konzept im Sinne des Uppsala-Modells 
4.1. 
Ethnozentrische Orientierung 
57 
4.2. 
Polyzentrische Orientierung 
59 
4.3. 
Geozentrische Orientierung 
61 
4.4. 
Regiozentrische Orientierung 
64 
5. 
KMU im Kontext der Internationalisierung 
5.1. 
Motive der internationalen Geschäftstätigkeit 
66 
5.1.1.  Proaktive Internationalisierungsmotive 
69 
5.1.1.1.
  Verfügbarkeit der Ressourcen 
70 
5.1.1.2.
  Kosten der Produktionsfaktoren 
71 
5.1.1.3.
  Zins- und Steuerunterschiede 
72 
5.1.1.4.
  Wirtschaftsförderungsmaßnahmen 
72 
5.1.1.5.
  Wirtschaftlicher Entwicklungsgrad 
73 
5.1.1.6.
  Wettbewerbsvorteile 
74 
5.1.1.7.
  Economies of Scale 
75 
5.1.1.8.
  Synergieeffekte 
76 
5.1.1.9.
  Prestige 
76 
5.1.1.10.
  Der Unternehmer 
77 
5.1.2.  Reaktive Internationalisierungsmotive 
79 
5.1.2.1.
  Internationalisierung der Geschäftspartner 
79 
5.1.2.2.
  Risikostreuung 
80 
5.1.2.3.
  Internationalisierung der Wettbewerber 
81 
5.1.2.4.
  Überwindung von Handelsbarrieren 
82 
5.1.2.5.
  Gesetze und Restriktionen am Heimatmarkt 
83 
6
6 
5.2. 
Besonderheiten der Internationalisierung von KMU 
84 
5.2.1.  Netzwerkproblematik 
84 
5.2.2.  Differierende Internationalisierungsmotive 
85 
5.2.3.  Organisationsstruktur 
86 
5.3. 
Besondere Stärken und Schwächen kleiner und mittlerer 
     Unternehmen im Internationalisierungsprozess 
91 
5.3.1.  Besondere Stärken im Internationalisierungsprozess 
91 
5.3.1.1. 
Flexibilität 
92 
5.3.1.2. 
Neue Ideen und Innovationskooperationen 
94 
5.3.1.3.
  Flache Hierarchien 
99 
5.3.1.4.
  Individualität und Kundenorientierung 
 104 
5.3.1.5.
  Persönliche Beziehungen im Unternehmen 
 106 
5.3.1.6.
  Entrepreneurship bzw. Unternehmertum 
 108 
5.3.2.  Besondere Schwächen im Internationalisierungsprozess 
 110 
5.3.2.1.
  Fehlende Marktmacht 
 110 
5.3.2.2.
  Die Persönlichkeit des Unternehmers 
 112 
6. 
Fazit/Implikationen aus dem angewendeten und erweiterten Uppsala-Phasenmodell 
6.1. 
aus dem weiterentwickelten Uppsala-Modell 
     und weiterführende Ansatzpunkte 
 113 
6.2. 
aus den Analysen der Typologien von 
     Internationalisierungsstrategien 
 115 
6.3. 
aus den Analysen der Internationalisierungsmotive 
 115 
6.4. 
aus den Analysen der Besonderheiten bei der 
     Internationalisierung von KMU 
 116 
6.5. 
aus den Analysen der Stärken und Schwächen kleiner und 
     mittlerer Unternehmungen im Internationalisierungsprozess 
 117 
6.6. 
Gesamtresumée 
 118 
7. 
Bibliographie 
7
7 
Abbildungsverzeichnis 
Abb. 1-1: Exportaktivitäten von KMU, aufgeteilt in Größenklassen 
  2 
Abb. 1-2: Anteil der KMU mit Tochtergesellschaften/Zweigniederlassungen/Joint Ventures 
                im Ausland (in Prozent, nach Land) 
  3 
Abb. 2-3: Alte und neue Verordnung zur Definition von KMU 
  8 
Abb. 3-4: Das Uppsala-Modell, im Original 
23 
Abb. 3-5: Internationalisierungsformen und sequenz, inkl. Netzwerkperspektive 
27 
Abb. 3-6: Das Zusammenspiel statischer und dynamischer Aspekte im 
                Internationalisierungsmodell der Uppsala-Schule, modifiziert 
31 
Abb. 3-7: Dimensionen organisationaler Innovativität 
38 
Abb. 3-8: Netzwerkbildung von Großunternehmen und KMU 
43 
Abb. 3-9: ,,Two types of knowledge" kombiniert mit "Knowledge spiral", 
                auf Uppsala-Konzept modifiziert 
46 
Abb. 4-10: Typologien von Internationalisierungsstrategien nach Perlmutter 
55 
Abb. 4-11: Entwicklungspfade internationaler Unternehmen 
56 
Abb. 5-12: Auslöser der Internationalisierungsentscheidung 
66 
Abb. 5-13: einhergehende Probleme der Internationalisierung 
68 
Abb. 5-14: Push- und Pull-Faktoren als reaktive bzw. aktive Motive der Globalisierung 
69 
Abb. 5-15: Verlängerung des Produktlebenszyklus durch Übertragung der 
                   inländischen Produktkonzeption auf die Auslandsmärkte 
73 
Abb. 5-16: Position gegenüber Konkurrenten und Beweggründe für die Internationalisierung 
89 
Abb. 5-17: Innovationskooperationen nach Kooperationspartnern in Deutschland im Jahr 2000 
97 
8
8 
Tabellen 
Tabelle 2-1: Besondere Merkmalskriterien von KMU 
10 
Tabelle 5-2: Stärken von KMU und deren positive bzw. negative Auswirkungen 
                     auf das Wachstums- bzw. Internationalisierungsverhalten 
92 
Abkürzungsverzeichnis 
KMU 
Klein- und Mittelunternehmen 
z. B. 
  zum Beispiel 
bzw. 
   beziehungsweise 
1
1
1.   Einleitung 
1.1. KMU und Internationalisierung auf europäischer Ebene 
"Multinational firms tend to be regarded as more progressive, 
dynamic, geared to the future 
than provincial companies which avoid foreign frontiers 
and their attendant risks and opportunities." 
Howard Perlmutter 
Der  immer  stärker  vorherrschende  politische  und  wirtschaftliche  Trend  in  Richtung 
Internationalisierung,  bzw.  Globalisierung  als  regional  weitest  reichender  Ausdruck  der 
Internationalisierung  im  Sinne  weltweiter  Unternehmensaktivitäten,  betrifft  nicht  nur  mehr 
große  Unternehmen,  sondern  zunehmend  auch  Klein-  und  Mittelunternehmen    unabhängig 
von  deren  Marktorientierung,  Branchentätigkeit  und  Größe.  Wurde  vor  einigen  Jahren  noch 
von  der  kommenden  Herausforderung  eines  Internationalisierungsprozesses  für  diese 
gesprochen,  so  haben  bereits  heute  schon  einige  KMU  die  Erfahrung  gemacht  bzw.  sind 
spätestens  jetzt  gezwungen,  sich  dieser  zu  stellen.  Der  Prozess  der  Internationalisierung  hat 
durch  die  europäische  Integration  2004  einen  weiteren  Schub  erhalten.  Den  Erfahrungen 
vergangener  Jahre  nach  zu  urteilen,  wird  der  Prozess  der  Internationalisierung  auch  in 
Zukunft vor weiteren Ländergrenzen nicht anhalten. 
Internationalisierung in einem modernen Verständnis darf nicht nur mehr auf den Warenfluss 
beschränkt  werden,  sondern  umschließt  vielmehr  auch  den  Austausch  von  Informationen, 
Technologie und Know-How. Internationalisierung darf längst nicht mehr als voluntaristische 
Option  angesehen  werden,  sondern  ist  bereits  Notwendigkeit    selbst  für  den  Mittelstand. 
Zugegebenermaßen  muss  hier  eine  Differenzierung  getroffen  werden,  die  nicht  von  einer 
Internationalisierung  der  Märkte  im  Allgemeinen  spricht.  Vielmehr  entscheidet  die  Branche 
darüber,  in  welchem  Ausmaß  Unternehmungen  auf  den  sie  betreffenden  Märkten  von  eben 
dieser tangiert werden.
1
1
 Vgl. Doz, Y. L., International Industries, Fragmentation versus Globalization, in: Guile, B. R., Brooke, H. (Hrsg.), Technology and 
  Global Industry, Washington 1987, 82 ff. 
2
2
Eine  von  der  Europäischen  Union  2001  durchgeführte  Studie  belegt,  dass  weniger  als  20 
Prozent  der  europäischen  Klein-  und  Mittelunternehmen  Exportaktivitäten  nachgehen.  Eine 
Auflösung in die Größenklassen von KMU lässt zu folgendem Ergebnis kommen:
2
19
32
46
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Anteil von Unternehmen mit Exportaktivitäten
%
Kleinstunternehmen (0-
9 Mitarbeiter)
Kleinunternehmen (10-
49 Mitarbeiter)
Mittelunternehmen (50-
249 Mitarbeiter)
Abb. 1-1: Exportaktivitäten von KMU, aufgeteilt in Größenklassen 
Während  in  der  Industrie  eine  klar  positive  Korrelation  zwischen  Exportaktivität  und 
Unternehmensgröße erkennbar ist, kann diese Relation im Handel und Dienstleistungssektor 
nicht nachvollzogen werden. 
Die  rund  20  Millionen  Unternehmen  im  Europäischen  Wirtschaftsraum  (EWR)  bieten 
Beschäftigung  für  122  Millionen  Menschen.  Etwa  93  %  dieser  Unternehmen  sind  Kleinst-  
(0-9 Arbeitnehmer), 6 % sind kleine (10-49), weniger als 1 % sind mittlere (50-249) und nur 
0,2 % sind große Unternehmen (250+). Zwei Drittel der Arbeitsplätze werden von KMU zur 
Verfügung gestellt und ein Drittel entfällt auf große Unternehmen.
3
2
 Vgl. European Commission, Observatory of European SMEs, 2002/No. 1, Highlights from the 2001 Survey, Luxembourg 2002 
3
 Vgl. Brockmann, H., KMU  Neudefinition kleiner und mittlerer Unternehmen der Europäischen Kommission, in: WiSt   
  Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 34. Jg., Heft 1, 2005, 40  
3
3
 Abb. 1-2: Anteil der KMU mit Tochtergesellschaften/Zweigniederlassungen/Joint Ventures im Ausland 
              (in Prozent, nach Land)
4
Laut der 2002 in 19 europäischen Ländern durchgeführten ENSR-Studie haben 18 Prozent der 
KMU ins Ausland exportiert, aber nur ca. drei Prozent davon unterhält eine Niederlassung in 
dem jeweiligen Land.
5
 Österreich ist nach dieser Erhebung  was den Exportanteil betrifft  
neben  anderen  Kleinstaaten  wie  Liechtenstein,  Dänemark  und  Luxemburg  in  der 
Spitzengruppe zu finden. 
Die  in  Abbildung  2  dargestellte  Landkarte  von  Europa  illustriert  die  Anteile  der  KMU  mit 
ausländischen  Tochtergesellschaften,  Zweigniederlassungen  und/oder  Joint  Ventures  für  die 
19
6
  in  der  Erhebung  erfassten  Länder.  Besonders  bemerkenswert  sind  die  relativ  hohen 
4
 Vgl. Europäische Kommission, Beobachtungsnetz der Europäischen KMU, gewichtete Daten des 2002 ENSR Survey on SMEs (CD-ROM) 
5
 Vgl. Europäische Kommission, Beobachtungsnetz der Europäischen KMU, 2002 (CD-ROM) 
6
 EU-15, sowie Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz 
4
4
Anteile  in  Island  und  Luxemburg  mit  jeweils  zehn  Prozent,  was  auf  geographische 
Besonderheiten  und  Marktgegebenheiten  dieser  Länder  zurückzuführen  ist.  Generell  sind  in 
den Niederlanden und Belgien die meisten Auslandsstandorte europäischer KMU zu finden. 
Der  1988  vorgelegte  Cecchini-Bericht  zeigte  schon  damals 
Grenzkontrollen,  technische 
Handelshemmnisse sowie administrative und steuerliche Schranken als Hauptbarrieren in der 
internationalen  Entwicklung  auf.
7
  Die  von  der  EU  im  vergangenen  Jahrzehnt  gezogenen 
Konsequenzen zur Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit werfen jedoch vor 
allem  für  KMU  aufgrund  neuer  Marktgegebenheiten  neue  Fragestellungen  auf.  Gerade  aus 
diesem Grund liest sich der Bericht aktueller denn je.
7
 Vgl. Cecchini, P., Europa '92 - der Vorteil des Binnenmarktes, Baden-Baden 1988, 22 ff. 
5
5
1.2. Problemstellung 
Auf  dem  Gebiet  der  klein-  und  mittelständischen  Unternehmen  ist  heute  zunehmend  der 
Trend  zu  Internationalisierungsaktivitäten  festzustellen,  der  sich  bei  KMU
8
  früher  nicht  in 
diesem  Ausmaß  beobachten  ließ.
9
  Ein  Grund  mag  im  konsequenten  Abbau  von 
Handelsbarrieren  mit  dem  Ziel  einer  allgemeinen  Marktharmonisierung  durch  die 
Europäische Union zu finden sein.
Obwohl die Anzahl der durchgeführten Studien zu mittelständischen Unternehmen seit Mitte 
der 90er Jahre vor allem Dank einer ganzheitlicheren Erhebung durch die seit 1993 jährlich 
veröffentlichte ENSR-Studie
10
 erfolgt, bleibt deren Umfang im Vergleich zu entsprechenden 
Untersuchungen  mit  Fokus  auf  Großunternehmen  gering.  Bislang  wurde  in  der 
wirtschaftswissenschaftlichen  Literatur hauptsächlich der  Internationalisierungsgang und das 
Investmentmuster von Großunternehmen beleuchtet und detailliert analysiert, die Prozesse bei 
Klein-  und  Mittelunternehmen  und  im  speziellen  deren  beeinflussende  und  interagierende 
Faktoren,  wie  dies  in  der  vorliegenden  Arbeit  durch  die  Implementierung  der 
Innovationskultur,  Netzwerkperspektive  und  des  Know-How-Transfers  untersucht  werden 
soll, wurde noch nicht ausreichend erforscht. 
Weitere  Zusatzfaktoren  werden  in  das  bestehende  und  anerkannte  Uppsala-Modell  von 
Johanson  und  Vahlne  mit  aufgenommen,  um  eventuelle  Schwächen  von  KMU  aufzuzeigen 
und  dem  sensibleren,  da  ressourcenmäßig  gratwandernden  Internationalisierungsweg  dieser 
Unternehmungen genüge zu leisten. 
Die Begründung für die Wahl des Uppsala-Modells zur Auseinandersetzung mit dem Konzept 
auf  theoretischer  Ebene  und  somit  als  Basis  für  die  vorliegende  Arbeit  stützt  sich  auf  dem 
Internationalisierungsmuster, der im Uppsala-Modell für Unternehmungen angenommen wird 
und  sich  in  empirischen  Studien  als  typisch  für  den  Internationalisierungsverlauf  vor  allem 
von KMU herausstellte. Zudem waren die heute sehr aktuellen Faktoren Wissen, Lernen und 
Erfahrung bereits in den 70er Jahren Bestandteil des Modells. 
8
 Die Begriffe Klein- und Mittelunternehmen (KMU), klein- und mittelständische Unternehmen, Mittelständler, mittelständische 
  Unternehmen etc. werden in der Folge synonym und gemäß der quantitativen Begriffsdefinition in Punkt 2.1. verwendet 
9
 Vgl. Cummins, D., Gilmore, A., Carson, D., O'Donnell, A., Innovative marketing in SMEs: a conceptual and de-scriptive framework, in: 
   New Product Development and Innovation Management, Vol. 2(3), 2000 sowie McAuley, A., Entrepreneurial instant exporters in the 
   Scottish arts and crafts sector, in: Journal of International Marketing, Vol. 7(4), 1999, 67 
10
 Vgl. The Observatory of European SMEs 
http://www.europa.eu.int/comm/enterprise/enterprise_policy/analysis/observatory_en.htm
6
6
Ein  genauere  Ausführung  und  Begründung  für  die  Auswahl  soll  aber  an  späterer  Stelle,  in 
Kapitel 3.1., stattfinden. 
1.3. Forschungsfragen 
Die Forschungsfragen stellen sich für diese Arbeit wie folgt dar: 
·  Welche Faktoren sind es, die den Internationalisierungsprozess der Unternehmung auf 
Basis des Uppsala-Modells an sich beeinflussen und wie sieht das Zusammenspiel der 
Faktoren untereinander aus? 
·  Inwieweit 
wirken 
zusätzliche 
Größen, 
wie 
z. 
B. 
Innovationskultur, 
Netzwerkperspektive  und  Know-How-Transfer,  auf  das  Uppsala-Modell  ein,  um 
diesen Internationalisierungsprozess für KMU umfassender erklären zu können? 
·  Wie  wirken  sich  die  additiven  Faktoren  Innovationskultur,  Netzwerkperspektive  und 
Know-How-Transfer 
auf 
KMU 
 
vor 
allem 
im 
Bereich 
der 
Internationalisierungsmotive,  der  Stärken  und  Schwächen,  sowie  der  Besonderheiten 
von KMU im Internationalisierungsprozess   im Modell aus? 
7
7
1.4. Zieldefinition 
Die Zielsetzung der Arbeit stellt sich damit folgendermaßen dar: 
Das  erste  Ziel
  umfasst  die  Entwicklung  von  weiteren  Einflussfaktoren  für  das  Uppsala-
Modell  im  Bezug  auf  KMU  und  deren  Implementierung.  Der  Ausbau  des  Modells  soll  zu 
einer  erschöpfenderen,  theoretischen  Interpretation  des  Internationalisierungsprozesses  von 
Klein- und Mittelunternehmen führen und dem Leser einen tieferen Einblick in das komplexe 
wechselseitige  Geflecht  der  einflussnehmenden  Faktoren  bei  der  Internationalisierung 
eröffnen. 
Das  zweite  Ziel
  besteht  in  einer  Analyse  der  Motive  für  die  Internationalisierung,  der 
Besonderheiten der KMU bei einer Expansion ins Ausland, sowie der Stärken und Schwächen 
von  Klein-  und  Mittelunternehmen  beim  Internationalisierungsprozess.  Diese  werden  auf 
Basis des erweiterten Modells herausgearbeitet. 
Das  dritte  Ziel
  enthält  abschließend  einen  Diskurs  über  die  Typologien  der 
Internationalisierungsstrategien  nach  dem  EPRG-Konzept  von  Perlmutter,  welche  auf  das 
erweiterte Uppsala-Modell übertragen werden. Eine Herausarbeitung der besten Eignung für 
einen Internationalisierungsprozess nach Uppsala schließt die Arbeit ab. 
,,Das  Ziel  der  Diplomarbeit  besteht  darin,  das  Wechselspiel  von  Innovationskultur, 
Netzwerkperspektive  und  Know-How-Transfer  im  Uppsala-Internationalisierungsmodell 
aufzuzeigen und zu erklären." 
8
8
2.  Begriffsdefinition 
2.1. Quantitative Eingrenzung KMU 
Per 1. Januar 2005 ließ die Europäische Kommission die Erfahrungen im Bereich KMU und 
die wirtschaftlichen Entwicklungen in der Union in eine neue Definition einfließen. Mit der 
neuen  KMU-Definition  wird  eine  detailliertere  Erfassung  des  Unternehmenssektors  in  der 
Europäischen  Union  ermöglicht.  So  werden  zukünftig  ,,eigenständige  Unternehmen"  von 
,,Partnerunternehmen"  unterschieden.  Als  ,,eigenständig"  gelten  Unternehmen  dabei    wie 
bereits bisher , wenn andere  Unternehmen nicht mit mehr als 25 %  am Eigentum beteiligt 
sind. 
Dennoch 
kann 
in 
Ausnahmefällen 
 
etwa 
bei 
Beteiligungs- 
oder 
Risikokapitalgesellschaften  oder  institutionellen  Anlegern    der  Beteiligungsgrad  höher 
sein.
11
   Abb. 2-3: Alte und neue Verordnung zur Definition von KMU
12
Als drittes, in der Tabelle nicht erwähntes, Kriterium gilt für alle drei angesprochenen Klassen 
die Eigenschaft der Unabhängigkeit. Es müssen sich ,,weniger als 25 % des Kapitals oder der 
Stimmanteile im Besitz von Unternehmen befinden, die nicht unter die Definition der KMU 
fallen".
13
11
 Vgl. Europäische Kommission, Empfehlung der Kommission vom 6. Mai 2003 betreffend die Definition der Kleinstunternehmen sowie 
    der kleinen und mittleren Unternehmen, K(2003) 1422, Brüssel 6. Mai 2003 
12
 Alte und neue Verordnung zur Definition von KMU 
http://europa.eu.int/comm/enterprise/library/enterprise-europe/issue8/pdf/8_072002_en.pdf
13
 Vgl. KMU-Definition, Europäische Union, 2005-03-15 
http://europa.eu.int/comm/enterprise/enterprise_policy/sme_definition/index_de.htm
9
9
Die  Beschäftigungsgrenze  wird  als  Muss-Kriterium  verstanden,  während  Umsatz-  und 
Bilanzkennzahlen  während  zwei  nachfolgender  Wirtschaftsjahre  ohne  Konsequenzen 
überschritten werden dürfen. Erst im dritten Jahr fällt das Unternehmen in die entsprechend 
andere Definitionsklasse. 
Diese Klasseneinteilung hat für die Mitgliedsländer nur Empfehlungscharakter und dient zur 
Harmonisierung  und  Vereinheitlichung  auf  einen  EU-Standard.  Obligatorisch  wird  die 
Klassifizierung  jedoch  dann,  wenn  es  um  Förderung  aus  den  EU-Fördertöpfen  geht.  Hier 
müssen  die  Unternehmen  in  das  vorgegebene  Schema  eingeteilt  werden.
14
  Nach  der  neuen 
Definition  der  Europäischen  Kommission  entsprechen  99,8  %  der  Unternehmen  den  KMU-
Kriterien. 
2.2. Qualitative Eingrenzung KMU 
Die  qualitative  Merkmalsbestimmung  von  Klein-  und  Mittelunternehmen  orientiert  sich  an 
sogenannten  ,,soft  facts",  die  eine  Charakterisierung  erheblich  erschweren.  Qualitative 
Merkmale  umfassen  das  Vorhandensein  eines  Eigentümer-Unternehmers,  die  Art  des 
Führungsstils,  unterteilt  in  autoritär,  patriarchalisch,  kooperativ  und  demokratisch, 
Organisationsstrukturtypen  mit  Einliniensystem,  Mehrliniensystem,  Stabliniensystem, 
Matrixorganisation und die Struktur der Besitzverhältnisse.
15
Probleme  liegen  in  der  schwierigen  Messbarkeit  und  Beurteilung  der  ,,soft  facts",  die  nicht 
immer  und  vollständig  existent  sein  müssen,  um  eine  Unternehmung  als  KMU 
charakterisieren  zu  können.  Folgende  Darstellung  zeigt  einige  der  wesentlichen 
Merkmalskriterien, die auf Klein- und Mittelunternehmen im Allgemeinen zutreffen: 
14
 Vgl. Zum Begriff ,,Mittelstand", 2005-03-15 
http://www.hk24.de/HK24/HK24/produktmarken/index.jsp?url=http%3A//www.hk24.de/HK24/HK24/produktmarken/standortpolitik/mitt
elstandspolitik/mittelstand_definitionen.jsp
15
 Vgl. Pfohl, H.-Chr., Abgrenzung der Klein- und Mittelbetriebe von Großbetrieben, in: Pfohl et al. (Hrsg), Betriebswirtschaftslehre der 
    Mittel- und Kleinbetriebe - größenspezifische Probleme und Möglichkeiten zu ihrer Lösung, 3. Auflage, Berlin 1997, 5 
1
1
0
0
Klein- und Mittelbetriebe 
Großbetriebe 
Unternehmensführung 
Eigentümer-Unternehmer 
Geschäftsführer/Manager 
Geringe Professionalisierung 
Fundierte Unternehmensführungskenntnisse 
Patriarchalische Führung 
Führung nach Management-by-Prinzipien 
Kaum Teamentscheidungen 
Häufig Teamentscheidungen 
Improvisation und Intuition tonangebend 
Intuition und Improvisation haben geringe 
Bedeutung 
Planung wenig ausgereift 
Hohe Zahl an Planungsmechanismen 
Unmittelbare Teilnahme am 
Betriebsgeschehen 
Teilweise große Ferne zum 
Betriebsgeschehen 
Durch Funktionshäufung meist überlastet 
Hochgradig sachbezogene Arbeitsteilung 
Personal 
Geringe Zahl an Beschäftigten 
Hohe Zahl an Beschäftigten 
Kleinerer Anteil an ungelernten und 
angelernten Arbeitskräften 
Größerer Anteil an ungelernten und 
angelernten Arbeitskräften 
Breites Fachwissen vorhanden 
Starke Tendenz zur Spezialisierung 
Organisation 
An den Unternehmer ausgerichtetes 
Einliniensystem 
Personenunabhängige, sachlich orientierte 
komplexe Organisationsstruktur 
Funktionshäufung 
Arbeitsteilung 
Kurze direkte Informationswege 
Vorgeschriebene Informationswege 
Starke persönliche Bindungen 
Geringe persönliche Bindungen 
Geringer Formalisierungsgrad 
Hoher Formalisierungsgrad 
Hohe Flexibilität 
Geringe Flexibilität 
Produktion/Dienstleistung 
Arbeitsintensiv 
Kapitalintensiv 
Geringe Arbeitsteilung 
Hohe Arbeitsteilung 
Langfristige Bindung an Basisinnovationen 
Kürzere Bindungsdauer an Basisinnovationen 
Geringe Diversifikation 
Hohe Diversifikation 
Individuelles Dienstleistungsangebot 
Höherer Grad der Standardisierung 
1
1
1
1
Forschung und Entwicklung 
Keine dauernd institutionalisierte FE-
Abteilung 
(insbesondere bei produzierendem Gewerbe) 
dauernd institutionalisierte FE-Abteilung 
Intuitive Forschung 
Systematische Forschung 
Geringe Grundlagenforschung  
bedarfsorientierte Forschung 
Forschung in engem Zusammenhang mit 
Grundlagenforschung 
Kurzfristige Markteinführungsdauer 
Längerfristige Markteinführungsdauer 
Tabelle 2-1: Besondere Merkmalskriterien von KMU
16
Wie  vorhin  bereits  erwähnt  und  aus  der  Tabelle  ersichtlich,  ist  für  die  Klassifizierung  als 
KMU  eine  Fülle  an  qualitativen  Kriterien  verantwortlich.  Dennoch  wird  allgemein  davon 
ausgegangen, dass nicht alle diese Merkmale zutreffen müssen, sondern das Gesamtbild der 
Merkmale für die Entscheidung maßgeblich ist, so Mugler.
17
 Der Vorteil dieser Abgrenzung 
liegt darin, dass der Einblick in das Wesen der Betriebe erleichtert wird. Der Nachteil dieser 
Abgrenzung liegt darin, dass eine exakte Zuordnung nicht möglich ist.
18
Eine tiefergehende Betrachtung der qualitativen Kriterien von Klein- und Mittelunternehmen 
soll im Kontext dieser Arbeit nicht geschehen, da diese den Rahmen der vorliegenden Arbeit 
sprengen  würde.  Für  weiterführende,  vertiefende  Literatur  sei  an  dieser  Stelle  auf  Mugler
19
und Pfohl
20
 verwiesen. 
16
 Vgl. in Anlehnung an Mugler 1993/1995/1998, Pfohl 1997, Peters 2001 
17
 Vgl. Mugler, J., Betriebswirtschaftslehre der Klein- und Mittelbetriebe, Wien 1993, 16 
18
 Vgl. Mugler, J., Betriebswirtschaftslehre der Klein- und Mittelbetriebe, 2. Auflage, Wien 1995, 17 
19
 Vgl. Mugler, J., Betriebswirtschaftslehre der Klein- und Mittelbetriebe, 3. Auflage, Band 1, Wien 1998 
20
 Vgl. Pfohl, H.-Chr., 1997, a.a.O. 
1
1
2
2
2.3. Definition einer internationalen Unternehmung 
Gleich zu Beginn soll an dieser Stelle festgestellt werden, dass keineswegs eine einheitliche 
Abgrenzung  der  internationalen  Unternehmung  existiert.  Eine  Vielzahl  an  Autoren  und 
Wissenschafter    hier  seien  unter  anderem  Kormann
21
,  Dunning
22
,  Pausenberger
23
, 
Vernon/Wells/Rangan
24
,  Glaum
25
  und  Mucchielli
26
  genannt    haben  es  sich  zur  Aufgabe 
gemacht,  eindeutige  Definitionen  dazu  aufzustellen  und  schufen  somit  auch  eine  Fülle 
unterschiedlichster Begriffsdefinitionen. Ferner soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass 
sich  eine  Internationalisierung  einer  Unternehmung  nicht  nur  auf  einen  physischen 
Warenfluss  beschränkt,  sondern  als  grundsätzliche  Auslegung  im  Kontext  dieser  Arbeit  als 
Informations-, Technologie-, Know-How-Fluss und das Eingehen von Geschäftsbeziehungen 
in ausländischen Märkten verstanden werden darf. 
Um einen Einblick über die Bandbreite der in der Literatur vorherrschenden Definitionen zu 
geben, folgend zwei exemplarische Ansätze von Sieber und Sundaram/Black: 
,,Multinationale Unternehmungen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie in mehreren Ländern 
in  einem  substantiellen Umfange  Güter  oder  Dienstleistungen  aller  Art  produzieren  und  auf 
den  Markt  bringen,  sich  dazu  also  auf  Dauer  angelegter  Betriebsstätten  in  diesen  Ländern 
bedienen.  Sie  müssen  in  mindestens  sechs  Ländern  Produktionsbetriebe  unterhalten  und 
wenigstens  25  %  ihrer  Gesamtinvestitionen  im Ausland  tätigen.  Als  international  (im  Sinne 
einer Steigerung von multinational) soll eine Unternehmung dann gelten, wenn mehr als die 
Hälfte des Kapitals im Ausland investiert wurde (50% - 75%)."
27
Diese  bereits  sehr  exakte  und  beträchtlich  eingeengte  Beschreibung  einer  internationalen 
Unternehmung von Sieber setzt für eine Charakterisierung unter anderem eine produzierende 
Tätigkeit  im  Ausland  voraus.  Eine  in  seinen  Grundzügen  ähnliche,  in  der  strikten 
Kategorisierung jedoch gegensätzliche Erklärung liefern Sundaram/Black
28
: 
21
 Vgl. Kormann, H., Die Steuerpolitik der internationalen Unternehmung, 2. Auflage, Düsseldorf 1970, 8 
22
 Vgl. Dunning, J. H., The Distinctive Nature of the Multinational Enterprise, in: Dunning, J. H. (Hrsg.), Economic Analysis and the 
    Multinational Enterprise, London 1974, 13 
23
 Vgl. Pausenberger, E., Die internationale Unternehmung: Begriff, Bedeutung und Entstehungsgründe, in: WISU  Das 
    Wirtschaftsstudium, 11. Jg., Nr. 3, 1982a, 119 
24
 Vgl. Vernon, R., Wells, L. T., Rangan, S., The manager in the International Economy, 7. Auflage, London 1996, 28 
25
 Vgl. Glaum, M., Internationalisierung und Unternehmenserfolg, Wiesbaden 1996, 10 
26
 Vgl. Mucchielli, J.-L., Multinationales et. Mondialisation. Inédit Economie, Editions du Seuil, Paris 1998, 18 f. 
27
 Sieber, Eugen H., Die multinationale Unternehmung, der Unternehmenstyp der Zukunft?, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche 
    Forschung, 22. Jg., o. Nr., 1970, 415 ff. 
28
 Sundaram, Anant K./Black, J. Stewart, The Environment and Internal Organization of Multinational Enterprises, in: Academy of 
    Management Review, 17. Jg., Nr. 4, 1992, 729-757 
1
1
3
3
,,An  Multi-National  Enterprise  (MNE)  is  any  enterprise  that  carries  out  transactions  in  or 
between  two  sovereign  entities,  operating  under  a  system  of  decision  making  that  permits 
influence  over  resources  and  capabilities,  where  the  transactions  are  subject  to  influence  by 
factors exogenous to the home country environment of the enterprise." 
Bei  dieser  Abgrenzung  wird  sehr  gut  die  offene  Auslegung  einer  internationalen 
Unternehmung  ersichtlich.  Die  Autoren  schreiben  keine  besondere  Form  der 
Auslandstätigkeit  vor,  keinen  bestimmten  Prozentsatz  der  Investitionshöhe  und  keine 
Mindestanzahl an Ländern, in denen eine operative Geschäftstätigkeit ausgeführt werden soll. 
Für  die  meisten  gilt  jedoch  eine  grundsätzliche  Bedingung    die  Existenz  einer 
Auslandsgesellschaft.  Eine  zweite  Eigenschaft  konnte  beim  Studium  der  Literatur  ebenfalls 
festgestellt  werden.  Unabdingbar  ist  die  Dauerhaftigkeit  des  Engagements.  Eine  gewisse 
Regelmäßigkeit    der  internationalen  Geschäftstätigkeit  ist  Voraussetzung  zur 
Charakterisierung als solche. Da eine Kategorisierung für den Großteil der hier thematisierten 
Klein- und Mittelunternehmen zutreffend ist, wird diese im Rahmen der vorliegenden Arbeit 
auch angewendet. 
2.4. Globalisierung vs. Internationalisierung 
Um  den  begrifflichen  Missbrauch  der  inflationär  verwendeten  Modewörter  Globalisierung 
und Internationalisierung in die Schranken zu weisen, soll an dieser Stelle ein kurzer Exkurs 
in die Begriffswelt stattfinden: 
Der  Begriff  der  Globalisierung  stammt  ursprünglich  aus  dem  Kontext  der  Ökonomie  und 
Soziologie.  In  den  90er  Jahren  Gegenstand  sämtlicher  Diskussionen  um  Pro  und  Kontra 
bezeichnet es die Zunahme nationenübergreifender wirtschaftlicher und sozialer Beziehungen. 
Im  Gegensatz  zum  Begriff  der  Globalisierung  steht  die  Internationalisierung.  Eine 
fortschreitende  Vernetzung  internationaler  Wirtschaftsprozesse  reicht  nicht  als  allgemein 
gültige  Begriffsabgrenzung.  Vielmehr  ist  Internationalisierung  eine  genauere  Beschreibung, 
1
1
4
4
da  der  bei  weitem  überwiegende  Teil  der  Globalisierung/Internationalisierung  zwischen  den 
industrialisierten Nationen vonstatten geht. 
In  der  wirtschaftswissenschaftlichen  Literaturwelt  stellt  der  Begriff  Internationalisierung 
einen Sammelbegriff für eine Vielzahl von Aktivitäten und Prozessen dar und soll mit einer 
nachhaltigen  und  für  das  Unternehmen  insgesamt  bedeutsamen  Auslandstätigkeit 
gleichgesetzt werden. ,,Internationalisierung ist ein Phänomen, das  zumindest konzeptionell 
 das Unternehmen als Ganzes erfasst."
29
Für  den  Zweck  dieser  Arbeit  bedeutet  dies  alle  Facetten  der  internationalen 
Geschäftsaktivitäten    von  ersten  Exporten  bis  hin  zu  einem  weltumspannenden  Netz  von 
Direktinvestitionen 
mit 
Tochtergesellschaften, 
eigenen 
Produktionsstätten 
und 
Allianzpartnern in sämtlichen Regionen der Welt. 
Doch  eine  Begriffsbeschränkung  allein  auf  ökonomische  Aktivitäten  scheint  in  diesem 
Zusammenhang der Thematik der  Internationalisierung nur ungenügend  Aufmerksamkeit zu 
schenken, denn eine Internationalisierung von Unternehmen drückt sich auch in deren Kultur, 
Zielsetzung,  Strategien  sowie  Denk-  und  Handlungsweisen  des  Managements  aus.  Aus 
diesem  Betrachtungswinkel  heraus  ist  eine  Internationalisierung  zugleich  eine  mentale 
Unternehmensphilosophie,  die  eine  geistige  Öffnung  gegenüber  anderen  Ländern  und 
Kulturen erlaubt.
30
Die  inhaltliche  Definition  einer  globalen  Aktivität  ist  umstritten,  einerseits  wird  von  einer 
Homogenisierung  der  Märkte
31
,  andererseits  von  einer  dadurch  hervorgerufenen 
Gegentendenz  gesprochen.
32
  Ein  zunehmender  Zwang  für  eine  Unternehmung  zur 
internationalen  Standardisierung  ihrer  Aktivitäten
33
  als  zweckmäßige  Arbeitsdefinition 
scheint an dieser Stelle jedoch opportun. 
Unbestritten  ist  die  mit  der  Globalisierung  der  Märkte  einhergehende  Entgrenzung  der 
Nationalstaaten
34
 und Entbettung aus gesellschaftlichen und sozialräumlichen Bindungen.
35
29
 Perlitz, M., Internationales Management, 2. Auflage, Stuttgart 1995, 9 
30
 Vgl. Simon, H., Die rigorose Globalisierung ist der einzige Weg, in: Welt am Sonntag, Nr. 29, 21. 7. 1996, 32 
31
 Vgl. Levitt, T., The globalization of markets, in: Harvard Business Review, Nr. 3, 1983, 92 ff. 
32
 Vgl. Kotler, P., Globalization  Realities and Strategies, in: Die Unternehmung, 44. Jg., Nr. 2, Bern 1990, 87 
33
 Vgl. Lehmann, R., Reiners, H., Die Globalisierung als Einflußgröße auf die Leitungsorganisation, in: Die Unternehmung, Jg. 45(6), 414 
34
 Vgl. Schorb, H., Globalisierung - Entgrenzung von Politik? - Politische Anpassung an ökonomische Globalisierung, Stuttgart 2001, 40 f. 
35
 Vgl. Altvater, E., Mahnkopf, B., Grenzen der Globalisierung - Ökonomie, Ökologie und Politik in der Weltgesellschaft, 2. Auflage, 
    Münster 1997, 133 ff. 
1
1
5
5
Die  Internationalisierung  als  Schlagwort  für  sämtliche  Formen  internationaler 
Unternehmenstätigkeit  umfasst    wie  bereits  erwähnt    Globalisierung  als  die  extensivste 
Form unternehmerischer Tätigkeit auf den weltweiten Märkten.
36
Andererseits  ist  gerade  die  Bildung  von  Ländergruppen  wie  EU,  EFTA,  NAFTA,  ASEAN, 
APEC oder OPEC Ausdruck einer zunehmenden Blockbildung und ein eventuelles Anzeichen 
für eine Regionalisierung statt einer Globalisierung. Für eine Auseinandersetzung mit diesem 
Thema  sei  jedoch  an  eine  andere  Stelle
37
  verwiesen,  da  diese  den  Rahmen  dieser  Arbeit 
sprengen würde. 
Internationalisierung  hat  sich  als  schillernder  und  übergeordneter  Begriff  in  journalistischen 
und  populärwissenschaftlichen  Werken  etabliert  und  geht  zusehends  mit  dem  Aufkommen 
einer  Hybridbildung  einher,  unter  der  man  eine  Loslösung  der  Sitten  und  Gebräuche  von 
existierenden Praktiken versteht, um sich mit neuen Sitten zu neuen Praktiken zu verbinden.
38
Für Unternehmen auf dem Weg zur Internationalisierung bedeutet dies eine Adaptierung ihrer 
Produkte  und  Dienstleistungen  an  die  Gegebenheiten  der  regionalen  bzw.  sogar  lokalen 
Märkte. 
Unter  Globalisierung  versteht  man  einen  rein  theoretischen  Zustand,  dessen  Endzustand  nie 
erreicht  werden  kann,  gekennzeichnet  durch  einen  ständig  andauernden  Prozess,  da  nie  alle 
Länder  der  Erde  und  deren  Märkte  von  einer  wirtschaftlichen  Verflechtung  erfasst  werden 
können.
39
  So  gesehen  kann  man  Globalisierung  nur  als  die  ,,geographisch  weitreichendste 
Form  internationalen  Marktengagements  im  Sinne  einer  ganzheitlichen  Betrachtung  des 
Weltmarkts"
40
  sehen.  Aus  diesem  Aspekt  heraus  ist  es  für  betriebswirtschaftliche  Zwecke 
zielführender von einer Internationalisierung zu sprechen; außerdem scheint die Möglichkeit 
der aktiven Lenkung der Prozesse viel eher dem Weltbild der Wirtschaft zu entsprechen: 
36
 Vgl. Koch, E., Globalisierung der Wirtschaft, München 2000 
37
 Vgl. Schneider, G., Regionalisierung - Ausweg aus der Globalisierungsfalle?, Forum der Weiterbildung in Ökologie, Chur 2001 
38
 Vgl. Beck, U., Perspektiven der Weltgesellschaft, Frankfurt/Main 1998, 94 
39
 Vgl. Steger, U., Globalisierung der Wirtschaft, Konsequenzen für Arbeit, Technik und Umwelt, Heidelberg 1996, 24 
40
 Welge, M. K., Böttcher, R., Paul, T., Das Management globaler Geschäfte, Grundlagen, Analysen, Handlungsempfehlungen, 
    München 1998, 1 
1
1
6
6
,,Der  Unterschied  zwischen  Internationalisierung  und  Globalisierung  liegt  darin,  ob  es  sich 
um Prozesse handelt, die sich zwischen Nationalstaaten abspielen und auch zwischenstaatlich 
oder von der Gesamtheit der Nationalstaaten kontrolliert werden können (international), oder 
um  Prozesse,  die  weder  in  einzelnen  Nationalstaaten  verankert  noch  von  diesen  oder  dem 
internationalen Staatensystem gesteuert werden können (global)".
41
Die  aktive  Steuerung  der  Internationalisierungsprozesse  entspricht  ferner  in  diesem  Kontext 
eher  dem  Internationalisierungskonzept  nach  Uppsala,  daher  soll  der  Begriff 
,,Internationalisierung" im Verlauf dieser Arbeit nach obiger Definition verstanden werden. 
3.  Das Uppsala-Modell 
Das nun folgende Kapitel soll die Funktion und Bedeutung des Konzepts aufzeigen, weiteres 
Potential aufdecken und Überlegungen zur Weiterentwicklung mit Hilfe von Zusatzfaktoren 
anstellen. 
3.1. Begründung für die Wahl des Uppsala-Modells 
Die  prominente  Theorie  wurde  im  Wesentlichen  in  den  70er  Jahren  entwickelt  und  prägt 
seitdem  neben  Dunnings  ,,eklektischem  Paradigma"  die  wissenschaftliche  Anschauung 
hinsichtlich Internationalisierungstheorien von Unternehmungen. 
Bevor im Folgenden eine Begründung für die Wahl des Uppsala-Modells für eine theoretische 
Ausarbeitung  im  Rahmen  dieser  Arbeit  dargelegt  wird,  soll  noch  erwähnt  werden,  dass  seit 
den letzten Jahren vermehrt Studien vorliegen, die einen holistischen Ansatz zur Vereinigung 
beider Konzepte in eine Theoriefamilie anstreben.
42
41
 Strohmer, M. F., Lutzenberger, G., Globalisierung, Die Chance für das 3. Jahrtausend, Sichtweisen der Wirtschaft, Wissenschaft und 
   Politik, Linz 2002, 125 
42
 Vgl. Coviello, N., McAuley, A., Internationalisation Processes and the Smaller Firm: A Review of Contemporary Empirical Research, in: 
   Management International Review, Vol. 39(3), 1999, 223-256 
   sowie Coviello, N., Martin, K., Internationalization of Service SMEs: An Integrated Perspective from the Engineering Consulting Sector, 
   in: Journal of International Marketing, Vol. 7(4), 42-66 
   sowie O'Farrel, P. N., Wood, P.A., Zheng, J., Internationalization of Business Services: An Interregional Analysis, Regional Studies, 
   Vol. 30, 1996 
1
1
7
7
Beiden  ist  eine  grundsätzliche  Eignung  zur  Analyse  der  Internationalisierung 
mittelständischer  Unternehmen  nicht  abzusprechen,  eine  Integration  in  eine  übergeordnete 
und  umfassende  Theorie  erscheint  jedoch  aus  Gründen  der  fundamental  differierenden 
Anschauungen wenig überzeugend. Eine tiefergehende Diskussion an dieser Stelle würde den 
konzeptuellen  Rahmen  dieser  Arbeit  sprengen,  die  Diskussion  könnte  beispielsweise  im 
Rahmen einer Dissertation ihren Platz finden. 
Dass  das  Uppsala-Modell  aufgrund  wesentlicher  Defizite  bezüglich  einer  umfassenden 
Erklärung  des  Internationalisierungsprozesses    berechtigterweise    inhaltlicher  Kritik 
ausgesetzt ist, wird in Kapitel 3.4. ausführlicher dargelegt. 
Ein Grund das Modell als Basis anzusehen, liegt in der in Studien
43
 ermittelten Tatsache, dass 
der  Großteil  der  Klein-  und  Mittelunternehmen  gemäß  Uppsala  einem  inkrementellen 
Internationalisierungsmuster  folgen  und  innerhalb  dieses  sich  zunächst  auf  vertraute, 
psychisch  nahe  Ländermärkte  wagen.  Diese  konzentrische  Vorgehensweise  trifft  mit 
Ausnahme  von  so  genannten  ,,Born  Globals"  und  High-Tech-KMU  auf  die  meisten 
traditionellen klein- und mittelstrukturierten Unternehmungen zu. 
Zudem wurde von Johanson und Vahlne bereits zu dieser Zeit die Wichtigkeit der Faktoren 
Wissen, Lernen und Erfahrung betont, die in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung für 
einen erfolgreichen Internationalisierungsprozess gewinnen. 
Ein  weiterer  Ansatzpunkt  zur  Anwendung  in  dieser  Arbeit  findet  sich  in  der  Annahme 
begründet,  dass  der  Internationalisierungsprozess  insbesondere  für  Klein-  und 
Mittelunternehmen aus kleineren Ursprungsländern von Relevanz ist. Diese sind aus Gründen 
der 
Kleinstrukturiertheit 
ihrer 
Märkte 
viel 
eher 
dazu 
gezwungen 
Internationalisierungsgedanken zu hegen und diese entsprechend zu verfolgen. Dieser Ansatz 
wird auch in einer Abhandlung von Petersen und Pedersen bestätigt.
44
43
 Vgl. Engelhard, J., Blei, C., Markteintrittsstrategien deutscher Unternehmen in der ehemaligen UdSSR, in: Welge, M. K., Holtbrügge, D. 
   (Hrsg.), Wirtschaftspartner Russland. Rahmenbedingungen  Kooperationsstrategien  Erfahrungsberichte. Wiesbaden 1996, 181 ff. 
44
 Vgl. Petersen, B., Pedersen, T., Twenty Years After: Support and Critique of the Uppsala Internationalization Model, Workshop-Papier 
    präsentiert auf der 22. EIBA-Konferenz, Stockholm 1996 
1
1
8
8
Unternehmungen in großen Volkswirtschaften haben hingegen viel länger damit zu tun ihren 
heimischen  Markt  zu  penetrieren  bevor  ein  erster  Anreiz  zu  einer  Internationalisierung 
entsteht. Große Unternehmungen haben aufgrund ihrer Größe umfangreichere Ressourcen, die 
eine  Internationalisierung  in  entsprechend  anderen  Dimensionen  mit  größeren  bzw. 
Überspringen von Entwicklungsschritten mit sich bringen. 
Damit  ist  der  grundsätzliche  Gedanke  des  Uppsala-Modells  mit  seinem  inkrementellen 
Internationalisierungsprozess  ad  absurdum  geführt.  Müller-Stewens  und  Lechner  bestätigen 
dies,  indem  sie  konstatieren,  dass  ,,...  kleine  und  mittelständische  Unternehmen  eher 
inkrementelle Markteintritte bevorzugen, während Großunternehmen aufgrund ihres höheren 
Erfahrungsschatzes bzw. einer stärkeren finanziellen Absorptionsfähigkeit häufiger direkt mit 
ressourcenintensiven Formen internationalisieren."
45
Die  über  fünf  Jahre  geführte  europäische  Interstratos-Studie,  die  1700  klein-  und 
mittelstrukturierte 
Produktionsbetriebe 
in 
jährlichen 
Abständen 
zu 
ihren 
Internationalisierungsstrategien  interviewte,  kam  in  ihren  Ergebnissen  zu  keinem 
signifikanten Unterschied zwischen Unternehmen mit einer unregelmäßigen und unkonkreten 
Internationalisierungsstrategie  und  jenen  mit  entsprechenden  Planungsanspruch.
46
  Dennoch 
wird  das  Modell  angewendet,  da  einem  inkrementellen  Wachstumsmuster  mit  stabiler 
Vorgehensweise größeres Erfolgspotential innewohnt. 
Die  angeführten  Argumente  brachten  die  Überzeugung  zur  Implementierung  des  Uppsala-
Modells in die theoretischen Überlegungen zum Internationalisierungsprozess von Klein- und 
Mittelunternehmen.  Die  Eignung  des  Uppsala-Modells  ist  für  die  Zwecke  dieser  Arbeit 
gegeben.  Trotz  seiner  durchaus  berechtigten  Kritikpunkte  bietet  dieses  eine  gute  Basis  zur 
weiteren  Entwicklung  und  Implementierung  im  internationalen  Management  aktuell 
vorherrschender Einflussfaktoren. 
45
 Müller-Stewens, G., Lechner, C., Unternehmensindividuelle und gastlandbezogene Einflussfaktoren der Markteintrittsform, in: 
   Macharzina, K., Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, Wiesbaden 1997, 249 
46
 Vgl. Haahti, A. J., Interstratos Internationalization of strategic orientations of European small and medium enterprises, Institute Report 
   95-01, European Institute for Advanced Studies in Management, Brussels 1995 
1
1
9
9
Abschließend  soll  eine  kleine  Auswahl  empirischer  Studien  zur  Internationalisierung 
mittelständischer  Unternehmen  die  Zustimmung  zum  Modell  an  sich  und  vor  allem  die 
Relevanz  für  eine  Bereicherung  der  inkrementellen  Schule  um  zusätzliche  Größen 
bekräftigen: 
Coviello/McAuley
47
  weisen  insbesondere  auf  die  Relevanz  des  implementierten 
Netzwerkansatzes  hin  sowie  auf  eine  abnehmende  Bedeutung  der  ,,psychic  distance"  als 
Erklärungsvariable.  In  Zusammenarbeit  mit  Munro  zeigte  Coviello  bereits  in  einer  früheren 
Studie
48
 die grundsätzliche Bedeutung der inkrementellen Schule von Uppsala auf, unterstrich 
aber die Wichtigkeit der Einführung einer weiteren Variablen  der Netzwerkperspektive. 
Bei  über  400  Dienstleistungsunternehmen  konnte  in  einer  Untersuchung  von 
O'Farrell/Wood/Zheng
49
  das  Format  der  Netzwerkbeziehungen  für  die  Internationalisierung 
mittelständischer Unternehmen nachgewiesen werden. 
Die Analyse des Internationalisierungsverlaufs von neuen, technologiebasierten Unternehmen 
aus 
Portugal
50
weist 
sowohl 
auf 
eine 
Bewährung 
des 
inkrementellen 
Internationalisierungsverhaltens,  als  auch  auf  ein  internationales  Wachstum  durch 
Netzwerkbeziehungen  hin.  Diese  dienen  insbesondere  der  Kompensation  von  Schwächen 
sowie zur Komplementation eigenen Wissens. 
Eine  branchenübergreifende  Studie  von  Bodur/Madsen
51
  sah  in  internationalen 
Kooperationsbeziehungen eine Chance zur Wissens- und Erfahrungsgewinnung in Bezug auf 
unternehmensinterne  Fähigkeiten,  die  in  weiterer  Folge  im  Sinne  des  Uppsala-Modells  zu 
einer Erhöhung des Commitments bei der Internationalisierung führen. 
47
 Vgl. Coviello, N., McAuley, A., 1999, a.a.O. 
48
 Vgl. Coviello, N., Munro, H., Network Relationships and the Internationalisation Process of the Small Software Firm, in: International 
    Business Review, Vol. 6(4), 1997, 361-386 
49
 Vgl. O'Farrell, P. N., Wood, P. A., Zheng, J., Internationalisation of Business Service SMEs: An Inter Industry Analysis, in: International 
    Small Business Journal, Vol. 16(2), 1998, 13-33 
50
 Vgl. Fontes, M., Coombs, R., The Coincidence of Technology and Market Objectives in the Internationalisation of New Technology 
    Based Firms, in: International Small Business Journal, Vol. 15(4), 1997, 14-35 
51
 Vgl. Bodur, M., Madsen, T. K., Danish Foreign Direct Investments in Turkey, in: European Business Review, Vol.  93(5), 1993, 2843 
2
2
0
0
3.2. Dem Uppsala-Modell zugrunde liegende Theorien 
Der  inkrementelle  Lernprozess,  den  das  Uppsala-Modell  beschreibt,  beruht  im  Grunde  auf 
den  verhaltensorientierten  Theorien  des  Unternehmenswachstums  von  Penrose,  der 
behavioristischen  Theorie  der  Unternehmung  von  Cyert  und  March  sowie  der  Theorie  der 
Direktinvestition  von  Aharoni.  Diese  sollen,  um  einen  kurzen  historischen 
Evolutionsüberblick zu erhalten, im folgenden Exkurs komprimiert erläutert werden. 
3.2.1.  Penrose  ,,The theory of the growth of the firm" 
Penrose
 erläuterte bereits 1959 in seiner Theorie des Unternehmenswachstums die Existenz 
von objektivem Wissen, welches übertragbar und erlernbar ist, sowie von Erfahrungswissen, 
das  sich  nur  durch  persönliche  Erfahrungen  aneignen  lässt.  Der  entscheidende  Faktor,  das 
Wachstum einer Unternehmung, ist demnach die Erfahrung und das Marktwissen.
52
Dies  war  zugleich  auch  Basis  für  das  Marktwissen  im  statischen  Teil  des 
Internationalisierungsprozessmodells  von  Johanson/Vahlne.  Die  treibende  Kraft  der 
Internationalisierung stellt demnach das Erfahrungswissen dar, das durch ,,current activities" 
erworben wird und Möglichkeiten für weitere Aktivitäten generiert. Dieses Erfahrungswissen 
als  Teil  des  Marktwissens  ist  jedoch  zum  Großteil  länderspezifisch  in  einer 
Unternehmensorganisation  integriert  und  nur  eingeschränkt  auf  den  weiteren 
Internationalisierungsprozess übertragbar. 
Das  Problem  der  Umsetzung  des  generierten  Wissens  innerhalb  der  akteurorientierten 
Organisationen wurde in der Folge von den verhaltensorientierten Theorien von Cyert/March 
und Aharoni behandelt, welche ebenfalls Eingang in das Uppsala-Konzept fanden. 
52
 Vgl. Penrose, E., The Theory of the Growth of the Firm, Oxford 1959 
2
2
1
1
3.2.2.  Cyert und March  ,,A Behavioral Theory of the Firm" 
Die Ansicht der als "Homo Oeconomicus" handelnden Personen wird von Cyert und March
53
in Frage gestellt. Vielmehr werden die Entscheidungsträger als irrational agierende Individuen 
und  Gruppen  dargestellt,  die  Organisationen  durch  ihre  Entscheidungen  nach  eigenen 
Vorstellungen  und  Idealen  beeinflussen  und  folglich  damit  Konflikte  innerhalb  der 
Unternehmung heraufbeschwören. Das 1963 verfasste Modell der Behavioristischen Theorie 
der  Unternehmung  legt  den  Konfliktlösungsprozess  und  den  sequentiellen  Prozess  der 
Problemlösung dar. 
Im Prozess der Entscheidungsphase einer Internationalisierung wird dieser als politischer Akt 
zwischen  konkurrierenden  Interessensgruppen  innerhalb  der  Organisation  aufzeigt,  was  im 
Uppsala-Modell  als  ,,loose  coupling",  einer  Unternehmung  als  lose  Verknüpfung  von 
Interessensgemeinschaften interpretiert wird. 
3.2.3.  Aharoni  ,,The Foreign Investment Process" 
Das  aus  politischen  Koalitionen  und  verschiedenen  Interessensgruppen  bestehende 
Konglomerat einer Unternehmung war auch die Basis für die Theorie der Direktinvestitionen 
von  Aharoni  aus  1966.
54
  Die  Entscheidung  einer  Direktinvestition  beruht  demzufolge  auf 
eingeschränkter Rationalität, Unsicherheit und verschiedenartig gelagerten Interessen. 
Der  Internationalisierungsprozess  einer  Unternehmung  wird  daher  nicht  nur  vom  Ideal  der 
Maximallösung  beeinflusst,  sondern  auch  von  der  Befriedigung  von  Einzel-  und 
Eigeninteressen.
55
  In  Zeiten  des  Wandels  und  der  Anpassung  an  neue  ökonomische 
Gegebenheiten  wird  die  Unternehmung  diesem  Wandel  mittels  der  von  Individuen  und 
Gruppen getätigten Entscheidungen langsam, stufenweise und inkrementell entsprochen. 
53
 Vgl. Cyert, R., March, J. G., A Behavioral Theory of the Firm, New Jersey 1963 
54
 Vgl. Aharoni, Y., The Foreign Investment Process, Boston 1966 
55
 Vgl. Welge, M. K., Borghoff, T., Globalization: The Evolution of Enterprises in the Global Network Competition, in: Organizações  
    Sociedade. 8(22), 2001, 146 
2
2
2
2
Johanson
  und  Vahlne  nehmen  in  ihrem  Modell  insofern  darauf  Bezug,  als  dass  die 
Internationalisierung  ,,the  consequence  of  a  process  of  incremental  adjustments  to  changing 
conditions of the firm and ist environment"
56
 ist. 
3.2.4.  Vernon  "Product Lifecycle Theory" 
Der  erste  Ansatz,  dynamische  Aspekte  in  die  bisher  statischen  Theorien  zu  bringen,  darf 
Vernon
  verdankt  werden.  Die  Produkt-Lebenszyklus  Theorie  von  1966  beschreibt  die  vier 
Hauptstadien,  die  ein  Produkt  während  seines  Lebenszyklus  durchläuft:  Einführung, 
Wachstum, Sättigung und Rückgang. 
Die  Internationalisierung  in  dieser  Theorie  wird  dabei  als  inkrementeller  bzw.  gradueller 
Prozess  der  vom  Unternehmen  gewählten  Produktionsstandorte  und  der  bearbeiteten 
Absatzmärkte  betrachtet.  Daher  stammt  auch  der  Anstoß  für  das  Uppsala-Modell,  das  in 
seinem  Konzept  jedoch  die  Betrachtungsweise  im  Gegensatz  zum  Produkt  auf  das 
Unternehmen  im  Allgemeinen  lenkt,  und  welches  mit  seiner  graduellen  geographischen 
Expansion die Vorgehensweise der Internationalisierung vom heimischen über einen nahen zu 
einem kulturell entfernten Markt beschreibt.
57
56
 Johanson, J., Vahlne, J.-E., The Internationalization Process of the Firm  a Model of Knowledge Development and Increasing 
    Foreign Market Commitments, in : Journal of International Business Studies, Vol. 8(1), 1977, 23-32 
57
 Vgl. Pedersen, T., The Internationalization Process of Danish Firms  gradual learning or discrete rational choices?, Copenhagen 1999, 4 
2
2
3
3
3.3. Das Uppsala-Modell 
Abb. 3-4: Das Uppsala-Modell, im Original
58
In  der  wirtschaftswissenschaftlichen  Literatur  liegt  eine  Vielzahl  an  Theorien  vor,  die  die 
Internationalisierung  von  Unternehmungen  zu  ergründen  versuchen.  Eine  der  wenigen,  die 
den Prozess der  Internationalisierung in den Mittelpunkt des  Interesses rückt, ist der Ansatz 
der schwedischen Uppsala-Schule. Dabei wird nicht nur ausschließlich Fokus auf den Zustand 
der  Internationalität  gerichtet,  sondern    und  hier  hat  sich  das  Modell  Anerkennung 
geschaffen    auch  der  Prozess  der  Internationalisierung  beleuchtet.  Die  empirische 
Untersuchung  der  Universität  von  Uppsala  umfasste  die  vier  schwedischen  Firmen  Sandvik 
AB, Atlas Copco, Facit und Volvo.
59
58
 Vgl. Johanson, J., Vahlne, J.-E., a.a.O., 1977, 26 
59
 Vgl. Johanson, J., Wiedersheim-Paul, F., The Internationalization of the Firm  Four Swedish Cases, in: Johanson, J. And Associates 
    (Hrsg.), Internationalization, Relationships and Networks, Uppsala 1994, 36 ff. 
2
2
4
4
Der  Uppsala-Ansatz  lässt  sich  in  zwei  grundlegende  Bestandteile  gliedern,  in  das 
Internationalisierungsmuster einerseits, und das Internationalisierungsmodell andererseits. Der 
Schwerpunkt  der  Arbeit  wird  auf  den  theoretischen  Überlegungen  des  ,,model  of 
internationalization" 
basieren, 
während 
die 
empirisch 
belegten 
,,patterns 
of 
internationalization"  nur  im  Zuge  dieses  Kapitels  erläutert  werden.  Der  Grund  liegt  in  der 
allgemeinen  theoretischen  Auslegung  dieser  Arbeit  und  der  damit  besser  geeigneten 
Eingliederung in das Gesamtkonzept. 
3.3.1.  Das Internationalisierungsmuster 
Im  ersten  Teil  des  Modells  lässt  sich  der  graduelle  bzw.  inkrementelle 
Internationalisierungsprozess  sowohl  auf  die  ,,Establishment  Chain",  als  auch  auf  die 
,,Psychic Distance Chain" umlegen. Unter der Establishment Chain wird ein zeitliches Muster 
bezüglich der gewählten Markteintritts- und Marktbearbeitungsform verstanden. Das in dem 
Stufenmodell  propagierte  inkrementelle  Wachstum  folgt  in  der  Regel  einem  typischen 
Verlaufsmuster. Zuerst wird mit der Aufnahme von Exportaktivitäten begonnen, dann werden 
Auslandsvertriebsstellen  aufgebaut,  und  erst  am  Ende  steht  der  Aufbau  einer  eigenen 
Auslandsproduktion.
60
  Demnach  ist  es  für  das  Unternehmen  am  günstigsten,  zuerst  mittels 
Export international tätig zu werden, da die Ressourcenbindung sich dabei noch in Grenzen 
hält.  Erst  später  entwickelt  sich  das  Engagement,  ,,market  commitment",  über  komplexere 
Formen wie Joint Ventures oder Vertriebs- und Produktionsniederlassungen.
61
Der Aspekt der ,,Psychic Distance Chain" als Bestandteil der ,,patterns of internationalization" 
zeigte im Rahmen der Studien eine Reihenfolge der bearbeiteten Ländermärkte in dem Sinn, 
dass Unternehmungen zunächst nur in vertrauten und somit psychisch nahen Ländermärkten 
aktiv  werden.  In  einer  Grafik  festgehalten  gleicht  dies  einem  konzentrischen  Muster.  Eine 
graphische  Illustration  des  Internationalisierungsverlaufs  ist  aufgrund  der  besseren 
Eingliederung in die Thematik im nächsten Kapitel, 3.3.2., zu finden. 
60
 Vgl. UNCTAD (United Nations Conference on Trade and Development), Small and Medium-sized Transnational Corporations  Role, 
    Impact and Policy Implications, New York 1993, 38 f. 
61
 Vgl. Fueglistaller, U., Müller, C., Volery, T., Entrepreneurship, Modelle  Umsetzung  Perspektiven, mit Fallbeispielen aus Deutschland, 
    Österreich und der Schweiz, Wiesbaden 2004, 418 
2
2
5
5
Die  im  vorhergehenden  Absatz  erwähnte  Vorgehensweise  kann  unter  anderem  darauf 
zurückgeführt werden, dass Unterschiede zu einer Störung des Informationsflusses zwischen 
den  Unternehmungen  und  Märkten  führen,  die  erst  durch  den  Aufbau  des  ,,experiential 
knowledge"  minimiert  bzw.  beseitigt  werden  kann.  Vahlne  und  Nordström  konkretisierten 
dies, indem sie von ,,factors preventing or disturbing firms' learning about and understanding 
of a foreign environment" sprachen.
62
 O'Grady und Lane sprechen von ,,... a firm's degree of 
uncertainty  about  a  foreign  market  resulting  from  cultural  differences  and  other  business 
difficulties  that  present  barriers  to  learning  about  the  market  and  operating  there."
63
  Die 
,,Psychic  Distance"  wird  durch  Unterschiede  in  Kultur,  Sprache,  Ausbildung, 
Managementverhalten und industrieller Entwicklung bestimmt.
64
3.3.2.  Das Internationalisierungsmodell 
Der  zweite  große  Bestandteil  des  theoretischen  Konzepts,  das  Internationalisierungsmodell, 
umfasst  statische  und  dynamische  Elemente.  Das  statische  Element  beinhaltet  die  Faktoren 
Marktverbundenheit, ,,market commitment", sowie Marktwissen, ,,market knowledge". 
Beim ,,market commitment" geht das Modell von der Annahme aus, Unternehmungen seien 
in irgendeiner Art und Weise den ausländischen Märkten verbunden in denen sie aktiv tätig 
sind.  Der  Transfer  von  Ressourcen  wie  Kapital,  Produkte,  Technologien,  Personal  oder 
Wissen in diese Märkte vertieft die Marktverbundenheit, deren Rücknahme sich mit der Tiefe 
des ,,commitments" als immer schwieriger gestaltet. 
Mittels  Marktanalysen  haben  Unternehmungen  bereits  im  Vorfeld  einer  Auslandstätigkeit 
bestimmtes  Marktwissen,  ,,objective  knowledge"  über  den  Zielmarkt.  Im  Gegensatz  zum 
,,objective knowledge" kann ,,experiential knowledge" erst im Verlauf der Tätigkeit am Markt 
erworben  werden.  Das  Uppsala-Modell  betrachtet  die  Internationalisierung  von 
Unternehmungen  als  einen  inkrementellen  Prozess  der  Aneignung,  Integration  und  Nutzung 
von  Wissen  über  Auslandsmärkte  und  eine  damit  verbundene  fortschreitende  Bindung, 
62
 Vahlne, J.-E., Nordström, K. A., Is the Globe Shrinking? Psychic Distance and the Establishment of Swedish Sales Subsidiaries 
    During the Last 100 Years, Paper presented at the Annual Conference of the International Trade and Finance Association, 22.-25. April 
    1992, Laredo 
63
 O'Grady, S., Lane, H. W., The Psychic Distance Paradox, Journal of International Business Studies, Vol. 27(2), 1996, 330 
64
 Vgl. Schmid, S., Die Internationalisierung von Unternehmungen aus der Perspektive der Uppsala-Schule, in: Wirtschaftswissenschaftliches 
    Studium, Heft 7, 2002, 388 
2
2
6
6
,,commitment",  der  Unternehmungen  an  diese  Märkte.
65
  Je  weiter  die  ,,Psychic  Distance 
Chain"  entwickelt  ist,  desto  größer  ist  auch  das  ,,experiential  knowledge",  das 
Erfahrungswissen über Auslandsmärkte und aktivitäten. 
Dynamische 
Aspekte 
im 
Modell 
sind 
die 
Entscheidungen 
über 
weitere 
Internationalisierungsschritte, 
,,commitment 
decisions", 
sowie 
die 
laufenden 
Geschäftsaktivitäten, ,,current activities". 
Die laufenden Tätigkeiten am Markt und die in der Folge getroffenen Entscheidungen führen 
zu  einer  Veränderung  des  ,,market  commitments"  und  des  Marktwissens.  Das  Modell  ist 
durch  einen  ständigen  interdependenten  und  zirkulären  Wirkungszusammenhang  von 
statischen 
und 
dynamischen 
Elementen 
geprägt, 
durch 
welchen 
der 
Internationalisierungsprozess von Unternehmungen erklärt werden kann. 
Mit  jedem  getätigten  Internationalisierungsschritt  erhöht  sich  auch  das  ,,commitment"  am 
Markt,  eine  weitere  Akkumulation  von  Wissen  über  den  ausländischen  Markt  ist  die  Folge, 
was wiederum ein Auslöser für einen weiteren Internationalisierungsschritt ist. Die Spirale im 
Uppsala-Modell  steht  für  diese  Höherentwicklung,  die  in  Folge  der  vorliegenden  Arbeit  als 
Know-How-Transfer  zwischen  Markt,  Unternehmen  und  eventueller  Niederlassung  im 
Ausland dargestellt wird. 
Laut Johanson und Vahlne sind Markt-Know-How und die Wahrnehmung von Marktchancen 
im Wesentlichen durch die Erfahrung von derzeitigen oder vergangenen Geschäftsaktivitäten 
bestimmt und der Motor für das weitere internationale Wachstum.  
Insbesondere ,,experiential knowledge", welches nur durch selbsterworbene Erfahrungen bei 
der  Internationalisierung  gewonnen  werden  kann,  hilft  die  Unsicherheit  des  Unternehmens 
über  ausländische  Märkte  zu  verringern.
66
  Durch  ein  inkrementelles  Vorgehen  kann  das 
Management  zudem  den  Faktor  Unsicherheit  besser  handhaben.  Das  Erreichen  der 
nächsthöheren Stufe bedeutet eine Intensivierung und weitere Akkumulation von Information, 
Erfahrung  und  Wissen.  Das  gewonnene  Erfahrungswissen  führt  im  Zeitverlauf  zu  einem 
verstärkten Ressourceneinsatz und zur Änderung der Marktform im Sinne eines Aufsteigens 
im Stufenmodell. 
65
 Vgl. Kabst, R., Internationalisierung mittelständischer Unternehmen, München 2004, 13 
66
 Vgl. Johanson, J., Vahlne, J. E., The Mechanism of Internationalization, in : International Marketing Review, Vol. 7(4), 1990, 12 
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Originalausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2005
 - ISBN (Paperback)
 - 9783832496166
 - ISBN (eBook)
 - 9783956360114
 - Dateigröße
 - 1.6 MB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Johannes Kepler Universität Linz – Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Unternehmensgründung und Unternehemensentwicklung
 - Erscheinungsdatum
 - 2006 (Juni)
 - Note
 - 1,0
 - Schlagworte
 - johanson eprg entrepreneurship expansion ausland
 - Produktsicherheit
 - Diplom.de