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Probleme des nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú

Am Beispiel Isla de Taquile und Península de Capachica

©2005 Diplomarbeit 170 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Wenn von „Nachhaltigem Tourismus“ als zukunftsorientierte Form des Ferntourismus die Rede ist, so stellt sich zuerst einmal ein Definitionsproblem dar. Das gilt nicht unbedingt für die theoretischen Anforderungen, die an das ambivalente Gebilde des Nachhaltigen Tourismus gestellt werden, denn diese sind im Allgemeinen sehr konform. Was jedoch die Schwierigkeit der Thematik ausmacht, ist eher die Praxis, der im Speziellen betrachtete Einzelfall. In ganz konkreten touristischen Destinationen1, wie am Titicacasee, muss permanent entschieden werden, wo die Grenzen der Nachhaltigkeit liegen: Welche Formen des praktizierten Fremdenverkehrs werden einer zukunftsorientierten und ressourcenschonenden Wirtschaftsweise gerecht und wo überwiegen ökonomische Interessen zum Leitwesen der Ökologie und der Soziokultur?
Zudem ergibt sich aus der Komplexität des Ferntourismus eine gewisse Betrachtungsproblematik. Das verflochtene Zusammenspiel zwischen globaler Makroebene und lokaler Mikroebene wird von zahlreichen Entwicklungsfaktoren bestimmt, die oft nicht vorhersehbar sind. Betrachtet man auf der Makroebene eher ökonomische, politische und klimatische Faktoren mit globaler Vernetzung, so scheinen auf der Mikroebene sehr spezielle soziokulturelle, wirtschaftliche und physische Gegebenheiten in den touristischen Destinationen eine allgemeine Konzeption zu erschweren.
Dieser Problematik bewusst, sollen zwei Fragestellungen den Verlauf der Arbeit bestimmen:
- Kann der Ferntourismus neben seinen Belastungen auch eine Chance für Ressourcenmanagement, Naturerhaltung und Überlebensstrategien einheimischer Bevölkerungsgruppen darstellen?
- Existiert in den Fallbeispielen Isla de Taquile und Península de Capachica2 eine derartige „bewahrende Form“ von Nachhaltigem Tourismus und wo liegen die konkreten Probleme?
In dieser Diplomarbeit soll es weniger darum gehen, ob sich der Nachhaltige Tourismus in den untersuchten Destinationen für die Partizipanten (insbesondere die lokale Bevölkerung) und den Schutz der Naturreservate finanziell rechnet. Angesichts der langen und bislang erfolgreichen Vermarktung des Kulturtourismus auf der Isla de Taquile und dem sich mittlerweile wirtschaftlich lohnenden naturtouristischen Gewerbe in Llachón (auf der Halbinsel Capachica) steht dies nicht zwingend zur Diskussion. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt vielmehr darauf, welche Probleme in der Planung, Organisation und Durchführung des Tourismus in den […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9555
Siehl, Stefan: Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú -
Am Beispiel Isla de Taquile und Península de Capachica
Druck Diplomica GmbH, Hamburg, 2006
Zugl.: Justus-Liebig-Universität Gießen, Diplomarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

meiner Mutter und meinem zu früh verstorbenen Vater
widme ich diese Arbeit

Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú
Vorwort
III
V
ORWORT
Das Interesse an der Thematik des Nachhaltigen Tourismus in Entwicklungsländern beruhte
zunächst auf zahlreichen eigenen Reiseerfahrungen als Tourist. Durch das Studium der
Geographie, des Naturschutzes und nicht zuletzt zwei Praktika im Bereich Reisejournalismus
und Dokumentation beim ZDF und HR, entwickelte sich die Idee zu dieser Diplomarbeit. Die
Inspiration einer geeigneten touristischen Destination lieferte schließlich im Jahr 2004 die
Diplomarbeit von Claudius Leinberger, der im Gebiet des Titicacasees über die Lebens-
bedingungen und Entwicklungschancen peripherer Standorte schrieb.
Schon vor mehr als 20 Jahren bereiste Prof. Dr. Ulrich Scholz, der Betreuer meiner Arbeit,
die Region Puno am nordwestlichen Titicacasee. Aufgrund seiner wertvollen Erfahrungen
war somit bereits vor den Untersuchungen in Perú eine gewisse Vorstellung dessen möglich,
wie sich der Reiseverkehr in Puno entwickelt hat und wie die Arbeit sinnvoll strukturiert
werden könnte.
Im Sommer 2004 erfolgte dann eine zweimonatige Analyse der touristischen Situation in der
Region Puno. Durch die Mitarbeit des engagierten peruanischen Tourismus-Studenten
Ernesto Cuno Arce konnten vor Ort notwendige Daten und wichtige Informationen zur
touristischen Entwicklung erhoben werden.
Für die anschließende Ausarbeitung der Arbeit brachte zudem eine aktive Teilnahme auf
dem Tourismus Forum International (TFI) 2005 in Hannover hilfreiche Einblicke in das
komplexe Thema bewahrender Reiseformen in Entwicklungsländern. Auf dieser von der
Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) organisierten Reisemesse
für Nachhaltigen Tourismus finden sich jährlich namhafte Experten zusammen und
diskutieren innovative Strategien einer nachhaltigen Entwicklung.
Für das Gelingen dieser Arbeit war die Unterstützung und Teilnahme von Menschen in Perú
und Deutschland wichtig, bei denen ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte.

Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú
Vorwort
IV
Mein besonderer Dank gilt:
Prof. Dr. Ulrich Scholz für seinen fachlichen Ratschlag und seine außergewöhnliche
menschliche Betreuung, die sogar vor Ort am Titicacasee erfolgte.
Meinem Bruder Achim Siehl für seine fachliche und stets kritische Beurteilung der Arbeit
und seine unermessliche mentale Unterstützung.
Claudius Leinberger für seine exzellente Beratung, die aufgrund seiner persönlichen
Erfahrungen im Untersuchungsgebiet möglich war.
Ernesto Cuno Arce für seine hilfreiche und freundschaftliche Zusammenarbeit in Puno,
sowohl in sprachlicher als auch inhaltlicher Form.
Dr. Thomas Christiansen für seine kompetente Betreuung der Arbeit und seine Leitung
des hilfreichen Diplomanden Kolloquiums in Sachen inhaltlichem Aufbau.
Meiner Mutter Brigitte und meiner Schwester Birgit Siehl für ihre sprachliche Korrektur
und ihre großartige mentale Unterstützung.
Sowie Julia Schwinghammer für ihre engagierte sprachliche Korrektur.
Zur Verwirklichung meiner filmischen Dokumentation am Titicacasee danke ich zudem
Hanne Rosemann und Manfred Mohl für ihre Förderung meiner Person durch den
Hessischen Rundfunk.
Gießen, im November 2005
S
TEFAN
S
IEHL

Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú
Gliederung
V
G
LIEDERUNG
Vorwort ...III
Gliederung ... V
Graphikverzeichnis ... IX
Photoverzeichnis ... X
Kartenverzeichnis ... XI
Tabellenverzeichnis ... XI
Fremdwortverzeichnis... XII
Abkürzungs- und Akronymverzeichnis ...XIV
1 E
INLEITUNG
1
1.1 Relevanz des Themas ...1
1.2 Problemstellung und Ziele ...2
1.3 Inhaltlicher
Aufbau...4
2 T
HEORETISCHE
G
RUNDLAGE
:
T
OURISMUS UND
N
ACHHALTIGKEIT
6
2.1 (Fern-)Tourismus...6
2.1.1 Historische
Entwicklung ...8
2.1.2 Formen des Dritte Welt-Tourismus ...10
2.1.3 Touristische
Effekte...13
2.1.3.1 Ökologische Auswirkungen ...14
2.1.3.2 Ökonomische Auswirkungen...17
2.1.3.3 Soziokulturelle Auswirkungen ...19
2.1.4 Tourismuspolitische
Strukturen ...21
2.2 Nachhaltigkeit...25
2.2.1 Begriffliche
Entwicklung ...26
2.2.2 Spannungsverhältnis zum Tourismus ...28
2.3 Nachhaltiger
Tourismus ...30
2.3.1 Kulturtourismus ...31
2.3.2 Naturtourismus und Ökotourismus...32
2.3.3 Fazit...34

Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú
Gliederung
VI
3 M
ETHODIK
39
3.1 Auswahl der Methoden ...39
3.1.1 Säule I : Literatur- und Internetrecherche...39
3.1.2 Säule II : Empirische Untersuchungen und Felderhebungen...40
3.1.2.1 Reisebüros und Reiseveranstalter ...43
3.1.2.2 Gastgeber...44
3.1.2.3 Besucher ...44
3.1.2.4 Experten ...45
3.1.2.5 Teilnehmende Beobachtungen ...45
3.1.3 Säule III : Analyse und Bewertung ...46
3.1.4 Säule IV : Dokumentation und Visualisierung ...47
3.2 Bewertung der angewandten Methoden ...48
4 D
ESTINATIONSANALYSE
:
T
ITICACASEE
49
4.1 Touristisches
Angebot
...49
4.2 Ökologische
Rahmenbedingungen ...54
4.2.1 Geographische
Lage ...54
4.2.2 Klima ...55
4.2.3 Biodiversität...56
4.3 Soziokulturelle
Rahmenbedingungen ...58
4.3.1 Bevölkerungsstruktur...58
4.3.2 Sprache ...58
4.3.3 Religion und Tradition ...59
4.4 Politische
Rahmenbedingungen...60
4.5 Ökonomische
Rahmenbedingungen ...62
4.5.1 Landwirtschaft ...63
4.5.2 Fischerei...64
4.5.3 Kunsthandwerk...64
4.6 Infrastruktur ...65
4.6.1 Harte
Infrastruktur ...65
4.6.2 Weiche
Infrastruktur ...66
4.7 Resümee ...67

Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú
Gliederung
VII
5 F
ALLBEISPIELE
:
T
OURISMUS AUF
T
AQUILE UND
C
APACHICA
68
5.1 Ursprüngliches und konzipiertes Angebot ...68
5.1.1 Kulturerlebnis
Taquile...69
5.1.2 Naturerlebnis Llachón - Capachica ...72
5.2 Strukturvergleich...76
5.2.1 Touristische
Infrastruktur...76
5.2.2 Umweltrelevante
Verträglichkeit...80
5.2.3 Touristisches
Potential ...82
5.3 Analyse der Anbieter ...83
5.3.1 Anbieterstruktur ...83
5.3.2 Steuerung und Kontrolle...86
5.4 Analyse der Gastgeber ...87
5.4.1 Know-how und Organisation ...88
5.4.2 Gewichtung des Tourismus...90
5.5 Analyse der Besucher...93
5.5.1 Motiv und Aktivität ...93
5.5.2 Frequenz und Herkunft...95
5.5.3 Aufenthaltsdauer ...97
6
SWOT
­
A
NALYSE
:
T
AQUILE UND
C
APACHICA
99
6.1 Ressourcenanalyse und Aussichten...100
6.2 Steuernde
Maßnahmen...102
6.3 Resümee ...103
7 E
XKURS
:
D
AS
,,R
AUM
-E
RLEBNIS
T
ITICACASEE
" 104
7.1 Das Verhältnis Mensch - Natur ...104
7.2 Reiseerwartung und Wahrnehmung...106
7.2.1 Imaginäre Geographie durch Visualisierung ...108
7.2.2 Emotionen der Besucher...110
7.2.3 Emotionen der Gastgeber ...112
7.3 Tourismusethik...113
7.4 Akkulturation im Zeitalter der Globalisierung ...116

Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú
VIII
8 F
AZIT
:
N
ACHHALTIGER
T
OURISMUS AM
T
ITICACASEE
119
8.1 Bewertung
und
Perspektiven...119
8.2 Vergleichende
Übertragbarkeit ...123
9 Z
USAMMENFASSUNGEN
125
9.1 Deutsche
Zusammenfassung ...125
9.2 English
Summary ...129
9.3 Resumen
castellano...132
10 B
IBLIOGRAPHIE
136
10.1 Literaturverzeichnis ...136
10.2 Internetverzeichnis...142
A
NHANG
143
Interviewte Experten ...143
Tabellen und Karten ...146
Fragebögen ...148

Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú
Graphikverzeichnis
IX
G
RAPHIKVERZEICHNIS
Graphik 1: Mögliche Motive einer Fernreise...6
Graphik 2:
W
eltweite Touristenankünfte im Jahr 2002 ...10
Graphik 3: Internationale Touristenankünfte und ihre Verteilung ...13
Graphik 4: Touristische Effekte ...14
Graphik 5: ,,Scenic View" ...15
Graphik 6: Entwicklung des grenzüberschreitenden Welttourismus ...17
Graphik 7: ,,Ich jedenfalls verleihe nie wieder etwas!" ...25
Graphik 8: ,,Sorge um den drohenden Treibhauseffekt" ...26
Graphik 9: Spannungsverhältnis zwischen Nachhaltigkeit und Tourismus ...29
Graphik 10: Modell der Entwicklungsphasen des Fremdenverkehrs und
mögliche Zusammenhänge mit der Veränderung kultureller Identität...36
Graphik 11: Einflüsse und Auswirkungen des Nachhaltigen Tourismus
in Entwicklungsländern ...38
Graphik 12: Methodische Säulen der Diplomarbeit ...39
Graphik 13: Touristenankünfte in der Provincia de Puno 1996 - 2004...49
Graphik 14: Touristenankünfte in der Provincia de Puno 2004 ...50
Graphik 15: Herkunft der inländischen Touristen in der Provincia de Puno 2004 ...51
Graphik 16: Herkunft der ausländischen Touristen in der Provincia de Puno 2004 ...51
Graphik 17: Einwohnerzahlen von Taquile...91
Graphik 18: Einkommenssituation auf Taquile ...91
Graphik 19: Reise-Motive der Touristen am Titicacasee...94
Graphik 20: Die wichtigsten Aktivitäten der Touristen ...95
Graphik 21: Touristenankünfte auf der Isla de Taquile
...96
Graphik 22: Touristenankünfte in Llachón
(A
PROTUR
)
...97
Graphik 23: ,,Traumfahrt Titicacasee"...104
Graphik 24: Quellen der Reiseinformationen am Titicacasee ...106
Graphik 25: Touristische Wahrnehmung in Bezug auf die Erwartungen
an die Destinationen ...112

Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú
Photoverzeichnis
X
P
HOTOVERZEICHNIS
Photo 1: Titelbild: ,,Zweifelhafte Atmosphäre"...I
Photo 2: Chullpas de Sillustani...52
Photo 3: Quechua mit Kind...52
Photo 4: Touristenmeile Punos ...52
Photo 5: Catedral de Puno ...52
Photo 6: Sonnenuntergang am Titicacasee ...52
Photo 7: Quechua beim Weben ...52
Photo 8: Islas Flotantes de los Uros...52
Photo 9: Steinmetz auf Taquile ...52
Photo 10: ,,Klärbecken" am Fuße der Stadt Puno ...57
Photo 11: Pflanzliche Produkte der Agrarwirtschaft im Altiplano...63
Photo 12: Inseltracht der Taquileñas...71
Photo 13: Inseltracht der Taquileños...71
Photo 14: Landschaftsaufnahme der Insel Taquile ...72
Photo 15: Sonnenuntergang an der Bahía de Puno...74
Photo 16: Regionale Küche von Llachón ...74
Photo 17: Campingplatz Santa María mit Blick auf die Cordillera Oriental ...75
Photo 18: Müllkippe westlich der Stadt Puno ...80
Photo 19: Getrocknete Lehmziegel als Grundbaustoff der traditionellen Häuser...81
Photo 20: Im Gespräch mit ...
Señor Valentín Quispe Turpo...85
Photo 21: Gemeinsames Festmahl der Taquileños ...89
Photo 22: Im Gespräch mit ...
Señor Eusebio Machaca Quispe...98
Photo 23: Taquiles Aussicht auf die Nachbarinsel Amantaní...98
Photo 24: Photokollage der beiden Fallbeispiele Taquile und Llachón ...99
Photo 25: Typisches Photomotiv auf der Insel Taquile ...109
Photo 26: Begegnung zweier unterschiedlicher Kulturen in Llachón ...118
Photo 27: Mystischer Titicacasee...125

Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú
Kartenverzeichnis und Tabellenverzeichnis
XI
K
ARTENVERZEICHNIS
Karte 1: Touristische Karte der Provincia de Puno am nordwestlichen Titicacasee...52
Karte 2: Satellitenphoto des Titicacasees...55
Karte 3: Politische Ebenen im Departamento de Puno ...61
Karte 4: Satellitenphoto vom nordwestlichen Titicacasee ...68
Karte 5: Isla de Taquile...76
Karte 6: Das Dorf Llachón an der Spitze der Halbinsel Capachica ...78
T
ABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Einige Grundformen des Reisens in Entwicklungsländer ...12
Tabelle 2: Umweltrelevante Auswirkungen durch Ferntourismus...16
Tabelle 3: Weltweite Umsätze der fünf führenden Industriesparten 1998 ...17
Tabelle 4: Global operierende Organisationen im Tourismus...24
Tabelle 5: SWOT-Analyse: Nachhaltiger Tourismus als zukunftsweisende
Form des Ferntourismus...35
Tabelle 6: Steuernde Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit im Ferntourismus...36
Tabelle 7: Politische Verwaltungsebenen ...61
Tabelle 8: Kulturerlebnis Isla de Taquile...100
Tabelle 9: Naturerlebnis Llachón - Capachica ...101
Tabelle 10: Maßnahmen zur Steuerung des Kulturerlebnis Taquile...102
Tabelle 11: Maßnahmen zur Steuerung des Naturerlebnis Llachón...102
Tabelle 12: Kulturunterschiede zwischen Industrie- und Entwicklungsländern ...114
T
ABELLEN UND
K
ARTEN IM
A
NHANG
Tabelle A1: Maßnahmen und Inhalte nachhaltiger Tourismuspolitik ...146
Tabelle A2: Zeitliche Übersicht der Entwicklung des Nachhaltigkeits-Gedankens...147
Tabelle A3: Verteilung der touristischen Einnahmen großer Reiseveranstalter ...147
Karte A1: Mystische Wesen des Titicacasees...147

Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú
Fremdwortverzeichnis
XII
F
REMDWORTVERZEICHNIS
adobe Lehmziegel
(
von der Sonne getrocknete Mischung aus Lehm, Wasser
und Stroh bzw. Punagras
)
aeropuerto Flughafen
agencia de viajes
Reisebüro
alcalde Bürgermeister
altiplano Hochebene
asociación (touristische)
Vereinigung
autoridad Autorität,
Gemeindevorstand
aventura Abenteuer
bahía Bucht
balsa Schilfboot
castellano kastilisch
(
lateinamerikanisches Spanisch
)
catedral Kathedrale
chullpa Begräbnisturm
ciudad Stadt
colegio weiterführende
Schule
comunidad Kommune
cordillera Gebirgskette
cultural kulturell
departamento Department
(
entspricht administrativ in etwa unseren Bundesländern
)
director Direktor
distrito Distrikt
(
entspricht administrativ in etwa unseren Stadtkreisen
)
empresa Unternehmen
escuela primaria
Grundschule
gerente Geschäftsführer
grande groß
iglesia Kirche
isla Insel
isla flotante
schwimmende Insel
kaka
Stein oder grau

Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú
Fremdwortverzeichnis
XIII
lago See
mirador Aussichtspunkt
natural natürlich
península Halbinsel
pequeño klein
playa Strand
plaza Hauptplatz
presidente Präsident
provincia Provinz
(
entspricht administrativ in etwa unseren Landkreisen
)
pueblo Dorf
puerto Hafen
reserva nacional
Nationalreservat
río Fluss
ruina Ruine
rural ländlich
sargento Unteroffizier,
Befehlsinhaber
señor Herr
(
höfliche Form der Anrede und Namensnennung in spanisch-
sprachigen Ländern Südamerikas
)
sostenible nachhaltig
teniente Gemeinderatsmitglied
titi Puma
totora Schilf
turismo Tourismus

Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú
Abkürzungs- und Akronymverzeichnis
XIV
A
BKÜRZUNGS
-
UND
A
KRONYMVERZEICHNIS
APROTUR
Vereinigung für die touristische Vermarktung von Llachón
(span. ,Asociación para la Promoción Turística de Llachón')
BMZ
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
BpB
Bundeszentrale für politische Bildung
bzw. beziehungsweise
CIED
Zentrum für Forschung, Bildung und Entwicklung
(span. ,Centro de Investigación, Educación y Desarrollo')
CSD
UN-Kommission für Nachhaltige Entwicklung
(engl. ,Commission on Sustainable Development')
EL Entwicklungsländer
engl. englisch
etc. et
cetera
GATS
Abkommen der Mitgliedstaaten der WTO zur Liberalisierung des
Dienstleistungssektors (engl. ,General Agreement on Trade in Service')
GTZ
Deutsche Gesellschaft für Technische Zusamenarbeit
HR Hessischer
Rundfunk
ICAO
Internationale Zivilluftfahrt Organisation
(engl. ,International Civil Aviation Organization')
IITF
Institut für Integrativen Tourismus & Freizeitforschung (Wien)
INEI
Nationales Institut für Statistik und Information (Perú)
(span. ,Instituto Nacional de Estadistica e Informatica')
IUCN
Internationale Vereinigung für die Erhaltung der Natur und der
Naturresourcen (engl. ,International Union for Conservation of Nature
and Natural Resources')
IWF
Institut für den Wissenschaftlichen Film (Göttingen)
KfW
Kreditanstalt für Wiederaufbau
Mincetur
Ministerium für Handel, Äußeres und Tourismus
(span. ,Ministerio de Comercio, Exterior y Turismo')
NGO
Nichtregierungsorganisation (engl. ,Non-Governmental Organization';
span. ,Organización No Gubernamental')
PELT
Binationales Projekt im Gebiet des Titicacasees
(span. ,Proyecto Especial Binacional del Lago Titicaca')
respect
Zentrum für Tourismus und Entwicklung (Wien)
RNT
Nationalreservat Titicacasee (span. ,Reserva Nacional del Titicaca')

Probleme des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee in Perú
Abkürzungs- und Akronymverzeichnis
XV
SARS
Schweres akutes Atemnotsyndrom
(engl. ,Severe Acute Resiratory Syndrome')
span. spanisch
SWOT
Analysetechnik mit den Aspekten: Stärke, Schwäche, Chance und
Risiko (engl. ,Strength, Weakness, Opportunity and Threat')
TES
Gesellschaft für Ökotourismus (engl. ,The Ecotourism Society')
TFI
Tourismus Forum International
TNCs
Transnationale Unternehmen (engl. ,Transnational Corporations')
UNA
Nationale Universität des Altiplano
(span. ,Universidad Nacional del Altiplano')
UNO
Organisation der Vereinten Nationen
(engl. ,United Nations Organization')
UNCED
Umwelt- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen
(engl. ,United Nations Conference on Environment and Development')
UNESCO
Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und
Kultur (engl. ,United Nations, Educational, Scientific and Cultural
Organization')
UNICEF
Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
(engl. ,United Nations Children's Fund')
UNDP
Nationenentwicklungsprogramm (engl. ,United Nations Development
Programme')
WTO
Welt-Tourismus-Organisation (engl. ,World Tourism Organization')
WtradeO
Welthandelsorganisation (engl. ,World Trade Organization')
WTTC
World Travel and Tourism Council
WWF
World Wildlife Fund
z.B. zum
Beispiel
ZDF
Zweites Deutsches Fernsehen
zit. zitiert

Kapitel 1: Einleitung
Relevanz des Themas
1
1 Einleitung
Tourismus ist wie Feuer:
Man kann seine Suppe damit kochen.
Man kann aber auch sein Haus damit abbrennen.
A
SIATISCHES
S
PRICHWORT
1.1 Relevanz
des
Themas
Tourismus sei also wie Feuer. Bei solch einem Vergleich stellt sich zunächst die Frage,
welche Eigenarten dem Feuer grundsätzlich zugesagt werden?
Mit dem Feuer verbindet man spürbare Energie und Licht. Ein lebenswichtiges Element, das
im Menschen Ehrfurcht und feurige Leidenschaft entfachen kann. Doch Feuer steht auch für
Gefahr und verheerende Zerstörung. Unkontrolliert breitet es sich mit hoher Geschwindigkeit
aus, verschlingt seine Ressourcen, entzieht seiner Umgebung den Sauerstoff zum Atmen
und vernichtet Leben. Es liegt in der Natur des Menschen, sich beim Spiel mit dem Feuer zu
verbrennen. Der wohl überlegte und gezielte Einsatz und Umgang mit diesem Element ist
ganz entscheidend.
Ähnlich wie bei der Ambivalenz des Feuers verhält es sich mit der Thematik des
internationalen Reiseverkehrs in der Literatur. Einerseits wird die Tourismusbranche als das
Zugpferd der Weltwirtschaft unseres 21. Jahrhunderts und der Völkerverständigung
propagiert. Und zugleich liest man von seiner ,,friedlichen Selbstzerstörung" [vgl. M
ÄDER
1986, 96]. Für Hans Magnus Enzensberger ,,zerstört der Tourismus das, was er sucht, indem
er es findet" [vgl.
E
LLENBERG
1997, 32]. Gemeint sind damit traditionelle Feste und
erholsame Ruhe, Geldfreiheit und Religiosität, Gastfreundschaft, eine ausgewogene Natur
und ein ursprüngliches Verhältnis des Menschen zu ihr [vgl. A
RMANSKI
1986, 79].
Jährlich zieht es über eine halbe Milliarde Menschen in fremde Länder, ein saisonales
Nomadentum auf der Suche nach Traumwelten [vgl. H
ENNIG
1997, 2]. Stellt diese
kommerzielle Völkerwanderung etwa die Zukunft unseres globalen Wirtschaftssystems dar?
Bringt sie den Untergang unserer überlebensnotwendigen Umwelt und unserer kulturellen
Vielfalt mit sich?

Kapitel 1: Einleitung
Problemstellung und Ziele
2
Die komplexe Thematik ist in den letzten Jahrzehnten sowohl in der Literatur, als auch in
etlichen internationalen Kongressen analysiert und diskutiert worden. Und doch liegen
Euphorie und Skepsis, hohe Erwartungen und Ablehnung in keinem anderen Industriezweig
so eng beieinander wie im Tourismus.
Die Fakten liegen auf der Hand: Zu oft profitieren nur die großen Tourismuskonzerne und
den eigentlichen Bereisten in den Entwicklungsländern bleibt nicht viel. Gerade diejenigen,
die ihre Arbeitskraft, ihre Umwelt, ihre Tradition, ihre dekorative Armut zur Verfügung stellen,
scheinen nicht zu den Verdienenden zu zählen [vgl. A
RMANSKI
1986, 77]. Hinzu kommen
eine unsichere weltpolitische Lage, globaler Klimawandel und ein angegriffener Zustand der
Natur und Kultur in den Zielgebieten.
Trotz der medienwirksamen Präsenz dieses Konfliktes existieren kaum gute Konzepte für
eine Bewältigung der Probleme. Besonders in der ,,Dritten Welt", wo ein tägliches
Einkommen für die arme Bevölkerung so überlebenswichtig ist, muss unbedingt
zukunftsorientiert und gleichzeitig gewinnbringend geplant und gewirtschaftet werden.
Kann der ,,Nachhaltige Tourismus" diesen Anforderungen gerecht werden? Steht er für ein
ernsthaftes und bewahrendes Konzept, für eine ökonomische Chance und kulturelle
Bereicherung? Oder verbindet sich mit diesem Begriff lediglich eine Werbestrategie der
besseren Vermarktung, die in eine ,,ökologische und soziale Sackgasse" [F
RIEDEL
2002, 6]
führt?
Was hat das alles mit dem Titicacasee zu tun? Der Titicacasee vereint viele reizvolle,
außergewöhnliche sowie mystische Elemente in sich. Ein extremes Klima, landschaftliche
Schönheit, kulturelle Vielfalt und mythologische Legenden. Seit knapp 30 Jahren zieht dies
Touristen an und ein derzeitiger Wachstumsschub birgt neue Chancen ­ aber eben auch
Risiken. El Lago Titicaca (der Titicacasee) scheint ein gutes Beispiel für die Untersuchung
einer problematischen Ambivalenz zu sein ­ wie jene des Feuers.
1.2
Problemstellung und Ziele
Wenn von ,,Nachhaltigem Tourismus" als zukunftsorientierte Form des Ferntourismus die
Rede ist, so stellt sich zuerst einmal ein Definitionsproblem dar. Das gilt nicht unbedingt für
die theoretischen Anforderungen, die an das ambivalente Gebilde des Nachhaltigen
Tourismus gestellt werden, denn diese sind im Allgemeinen sehr konform. Was jedoch die
Schwierigkeit der Thematik ausmacht, ist eher die Praxis, der im Speziellen betrachtete

Kapitel 1: Einleitung
Problemstellung und Ziele
3
Einzelfall. In ganz konkreten touristischen Destinationen
1
, wie am Titicacasee, muss
permanent entschieden werden, wo die Grenzen der Nachhaltigkeit liegen: Welche Formen
des praktizierten Fremdenverkehrs werden einer zukunftsorientierten und ressourcen-
schonenden Wirtschaftsweise gerecht und wo überwiegen ökonomische Interessen zum
Leitwesen der Ökologie und der Soziokultur?
Zudem ergibt sich aus der Komplexität des Ferntourismus eine gewisse Betrachtungs-
problematik. Das verflochtene Zusammenspiel zwischen globaler Makroebene und lokaler
Mikroebene wird von zahlreichen Entwicklungsfaktoren bestimmt, die oft nicht vorhersehbar
sind. Betrachtet man auf der Makroebene eher ökonomische, politische und klimatische
Faktoren mit globaler Vernetzung, so scheinen auf der Mikroebene sehr spezielle
soziokulturelle, wirtschaftliche und physische Gegebenheiten in den touristischen
Destinationen eine allgemeine Konzeption zu erschweren.
Dieser Problematik bewusst, sollen zwei Fragestellungen den Verlauf der Arbeit bestimmen:
· Kann der Ferntourismus neben seinen Belastungen auch eine Chance für
Ressourcenmanagement, Naturerhaltung und Überlebensstrategien einheimischer
Bevölkerungsgruppen darstellen [vgl. E
LLENBERG
1997, 51]?
· Existiert in den Fallbeispielen Isla de Taquile und Península de Capachica
2
eine
derartige ,,bewahrende Form" von Nachhaltigem Tourismus und wo liegen die
konkreten Probleme?
In dieser Diplomarbeit soll es weniger darum gehen, ob sich der Nachhaltige Tourismus in
den untersuchten Destinationen für die Partizipanten (insbesondere die lokale Bevölkerung)
und den Schutz der Naturreservate finanziell rechnet. Angesichts der langen und bislang
erfolgreichen Vermarktung des Kulturtourismus auf der Isla de Taquile und dem sich
mittlerweile wirtschaftlich lohnenden naturtouristischen Gewerbe in Llachón (auf der
Halbinsel Capachica) steht dies nicht zwingend zur Diskussion. Der Schwerpunkt der Arbeit
liegt vielmehr darauf, welche Probleme in der Planung, Organisation und Durchführung des
Tourismus in den zwei Fallbeispielen auftauchen.
Welche Stärken und Schwächen, welche Risiken und Chancen bestehen hinsichtlich
zukunftsorientierten und ressourcenschonenden Wirtschaftens? Wer oder was lenkt die
Reiseströme der Besucher und wie groß ist in etwa der Anteil des Tourismuskuchens, der für
1
Die touristische Destination entspricht dem Zielort oder -gebiet einer Reise. Dies kann ein Unterkunftsbetrieb, eine Stadt, eine Region oder ein
Land sein [vgl. L
EXIKON DER
G
EOGRAPHIE
2002, 361].
2
Isla de Taquile heißt ins Deutsche übersetzt die Insel Taquile und Península de Capachica steht für die Halbinsel Capachica. Die spanischen
Namen und ihre deutschen Übersetzungen werden in dieser Arbeit gleichberechtigt verwendet.

Kapitel 1: Einleitung
Inhaltlicher Aufbau der Arbeit
4
die lokale Bevölkerung und die Schutzbemühungen der Landschaften übrig bleibt? Letzten
Endes soll eine Bewertung vorgenommen werden, ob und inwieweit die konkreten Probleme
in den untersuchten Zielgebieten eine Bewahrung der Natur- und Kulturpotentiale am
Titicacasee zulassen. Darüber hinaus soll die Übertragbarkeit dieser Probleme und
möglichen Lösungen auf andere touristische Unternehmungen diskutiert werden.
Ziele der Arbeit:
· Beschreibung der ambivalenten Problematik von Nachhaltigem Tourismus im
Allgemeinen (Ferntourismus in Entwicklungsländern) und im Speziellen (an den
beiden Fallstudien Isla de Taquile und Península de Capachica).
· Eine umfassende Analyse der räumlichen Tourismusstruktur unter Einbeziehung aller
widerstreitenden Interessensgruppen auf lokaler Ebene.
· Ausarbeitung von Entwicklungstendenzen, Trends, Unterschieden und Gemeinsam-
keiten. Prognostizierte Chancen, Risiken, mögliche Maßnahmen und eine eventuelle
Übertragbarkeit auf andere touristische Vorhaben.
Zu wenig Aufmerksamkeit wird allgemein der Reiseerwartung und der räumlichen
Wahrnehmung zuteil. Die Reisepsychologie ist ähnlich wie auch beim Theater und Film von
Illusionen und medienbedingten Realitätsverzerrungen geprägt. Eine ganz entscheidende
Komponente, welche zukünftige Reiseströme lenkt und Verhaltensmuster der Reisenden
und Bereisten beeinflusst. Hier unterscheiden sich der Tourismus und insbesondere der
Ferntourismus stark von anderen Industriezweigen. In einem Exkurs-Kapitel [
SIEHE
:
Kapitel
7]
soll diese wichtige Thematik im Bezug auf den touristischen Destinationsraum Titicacasee
behandelt werden.
1.3
Inhaltlicher Aufbau der Arbeit
In dieser Arbeit sollen nach Möglichkeit Theorie und Praxis des Nachhaltigen Tourismus
übergreifend behandelt werden. Dazu dient eine Unterteilung in zehn Kapitel, die für sich
jeweils abgeschlossene Module bilden, jedoch inhaltlich aufeinander aufbauen. Ein
umfassendes Theoriekapitel soll der Komplexität des Themas auf den Grund gehen. Der
praxisorientierte Schwerpunkt liegt auf den Kapiteln 5 und 6, welche explizit die beiden
touristischen Fallbeispiele in Perú fokussieren.

Kapitel 1: Einleitung
Inhaltlicher Aufbau der Arbeit
5
Kapitel 2 ­ Hier werden die theoretischen Grundlagen zum Verständnis der Thematik gelegt.
Nach allgemeinen Erläuterungen zum Ferntourismus und dessen möglichen Auswirkungen
in Entwicklungsländern wird auf die Nachhaltigkeit und schließlich auf den
spannungsgeladenen Kompromiss aus beiden Komponenten eingegangen.
Kapitel 3 ­ Die Methodik liefert einen Überblick über die ausgewählten Arbeitsweisen,
diskutiert Vor- und Nachteile und nennt Alternativen.
Kapitel 4 ­ Die Destinantionsanalyse beinhaltet das aktuelle touristische Angebot am
Titicacasee und speziell in der Provinz Puno. Dabei wird auf die für den Tourismus
entscheidenden ökologischen, soziokulturellen, politischen und ökonomischen Rahmen-
bedingungen eingegangen. Die vorhandene Infrastruktur und ein Fazit runden das Modul ab.
Kapitel 5 ­ Mit den Vorkenntnissen aus den bisherigen Kapiteln ist nun eine speziellere
Betrachtung der Thematik an den beiden Fallbeispielen Taquile und Capachica möglich.
Nach einer Vorstellung der ursprünglichen und konzipierten Angebote wird ein detaillierter
Strukturvergleich vorgenommen. Anschließend wird sowohl die Beziehung der Gastgeber als
auch die der Besucher zum Tourismus beleuchtet.
Kapitel 6 ­ Anhand einer Ressourcenanalyse werden schließlich Stärken und Schwächen
beider Fallbeispiele gegenübergestellt. Die Risiken, Chancen und möglichen Maßnahmen
sollen zudem die Basis für ein Resümee der touristischen Destinationsbeispiele liefern.
Kapitel 7 ­ Warum reisen wir zum Titicacasee? Bei einem Exkurs in das ,,Raum-Erlebnis
Titicacasee" werden Reiseerwartungen und Wahrnehmungen der Besucher und Gastgeber
analysiert. Im Zeitalter der Globalisierung und Visualisierung resultieren daraus unter-
schiedliche Strömungen gegenseitiger kultureller Beeinflussung.
Kapitel 8 ­ Im Fazit soll letztlich eine Bewertung des Nachhaltigen Tourismus am Titicacasee
vorgenommen und seine Perspektiven aufgezeigt werden. Darüber hinaus wird die
Möglichkeit einer vergleichenden Übertragbarkeit auf andere Destinationen diskutiert.
Kapitel 9 ­ Dieses Kapitel beinhaltet die Zusammenfassung der beschriebenen Module in
ihrer Gesamtheit.
Kapitel 10 ­ In der Bibliographie sind Literatur- und Internetverzeichnis aufgeführt.

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
6
2 Theoretische
Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
2.1 (Fern-)Tourismus
,,
Reisen gilt als populärste Form von Glück" [O
PASCHOWSKI
1996, 5]. Das menschliche
Verlangen nach Veränderung und Aufbruch scheint so alt wie die Menschheit selbst zu sein,
denn in fast allen Menschheitsmythen der Vorzeit wird davon berichtet. In dem Verlangen,
der eigenen Zeit und Umwelt zu entfliehen, in der Abwendung vom Alltag und der Sehnsucht
nach Neuem, irgendwo dort liegt die Faszination der Ferne [vgl. O
PASCHOWSKI
1989, 37].
Der Definition nach umfasst der Tourismus oder Fremdenverkehr
3
als erstes Kriterium einen
Ortswechsel, der nicht dauernder Wohn- oder Arbeitsort ist. Als zweites Kriterium wird der
Zweck der Reise [
SIEHE
: Graphik 1] herangezogen [vgl.
L
EXIKON
DER
G
EOGRAPHIE
2002, 358].
Laut der World Tourism Organization (WTO) wird Tourismus neben der Tatsache einer
Grenzüberschreitung, vor allem durch die Freiwilligkeit der Reise bestimmt, dement-
sprechend also eine Tour ohne Notwendigkeit und Mobilität als Zeitvertreib [vgl. E
LLENBERG
1997, 41 f.]. Ausgehend von diesen Definitionen lässt sich eine Unterteilung in verschiedene
Reiseformen [
SIEHE
:
Kapitel
2.1.2] und bezüglich der Aufenthaltsdauer vornehmen. Je nach
Dauer der Reise, handelt es sich um eine Kurzreise, einen Wochenendtrip, eine Fernreise
oder gar um eine Lebensphase als Globetrotter [vgl. F
RIEDL
2002, 26].
3
Die Begriffe Tourismus und Fremdenverkehr sollen hier synonym verwendet werden. In der deutschen Sprache wurde lange an dem Begriff
Fremdenverkehr festgehalten, um sich gegen französische oder angloamerikanische Einflüsse zu wehren. Der Begriff unterstellt vorab, dass
die Touristen Fremde bleiben werden oder wollen. In den meisten wissenschaftlichen Disziplinen wie auch im Alltagsgebrauch hat sich daher
die Bezeichnung Tourismus durchgesetzt [vgl. Prahl 2002, 235]
Graphik 1:
Mögliche Motive einer Fernreise
Zweck der
Reise
Freizeit und
Erholung
berufliche & private
Horizonterweiterung
Einkaufsfahrt
Kombination
mit Geschäft
Kur
Kongress
Familienfest
Vertiefung von
Sprachkenntnissen
fremde Kulturen, andere
Wirtschaftsweisen
exotische Natur
Abenteuerlust
Selbstverwirklichung
Zweck der
Reise
Freizeit und
Erholung
berufliche & private
Horizonterweiterung
Einkaufsfahrt
Kombination
mit Geschäft
Kur
Kongress
Familienfest
Vertiefung von
Sprachkenntnissen
fremde Kulturen, andere
Wirtschaftsweisen
exotische Natur
Abenteuerlust
Selbstverwirklichung
Quelle:
verändert nach F
RIEDL
[2002, 26]

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
7
Seinen begrifflichen Ursprung hat der Tourismus im Griechischen ,,tornos" und Lateinischen
,,turnus", was eine Wiederholung bezeichnet. Aus einer stetig wiederholten Weckung von
ungestillten Wünschen bezieht die Tourismusindustrie ihre Dynamik [vgl. E
LLENBERG
1997,
42] und das sehr erfolgreich. Der Fremdenverkehr ist zur größten Massenbewegung der
Menschheitsgeschichte geworden. Selbst in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Krisenzeiten zeigt die Reisebranche als nahezu einziger Wirtschaftszweig kontinuierlich
Zuwächse auf und gilt ökonomisch gesehen als die Zukunftsbranche des 21. Jahrhunderts.
Weltweit wird trotz zahlreicher Krisen und Kriege und bei stark gestiegenen Energiekosten
eine jährliche Zunahme des Reiseverkehrs um 6 Prozent prognostiziert. Der Tourismus
beschäftigt global bereits mehr als 250 Millionen Menschen und stellt damit jeden zehnten
Arbeitsplatz auf unserer Erde. Nach Angaben der WTO unternahmen im Jahr 1980 weltweit
288 Millionen Menschen eine Auslandsreise, 1994 waren es bereits 530 Millionen und im
Jahr 2000 schon 700 Millionen. Bis 2010 soll deren Zahl auf über 900 Millionen anwachsen.
Bei geschätzten 7 Milliarden Menschen wird dann jeder achte Erdenbürger mindestens
einmal im Jahr ins Ausland reisen [vgl. P
RAHL
2002, 234]. Doch die Vorraussetzung für eine
Auslandsreise liegt in der privilegierten Situation: man muss über genügend Zeit, verlässliche
Reiseinfos und absichernde finanzielle Möglichkeiten verfügen [vgl. E
LLENBERG
1997, 41].
Dementsprechend kommt der grenzüberschreitende Tourismus gegenwärtig zu 95 % aus
den reichen Ländern Europas und Nordamerikas sowie aus Japan. Die Erlebnisorientierung
und Selbstverwirklichung, besonders jüngerer Menschen, spielt in unserer Gesellschaft eine
immer bedeutendere Rolle [vgl. H
ENNIG
1997, 66 ff.]. Man will den Zwängen und Normen der
industriellen Gesellschaft entfliehen, die spürbaren Defizite kompensieren und Erfahrungen
machen, die im sonstigen geregelten Leben unmöglich sind. Aufregende Abenteuerreisen in
möglichst exotische Länder sollen dazu dienen, eine Welt ohne Abenteuer zu vergessen [vgl.
M
AURER
&
W
ETTERICH IN
:
I
NFORMATIONSZENTRUM
D
RITTE
W
ELT
1986, 12 f.]. Um diesen
Bedürfnissen zu entsprechen, werden mittlerweile nahezu ¼ aller Reisen weltweit in ferne
Entwicklungsländer (EL) unternommen [vgl. K
REIB
&
U
LBRICH
1997, 190]. Die Suche nach
dem ,,verlorenen Paradies" mag zwar ein wichtiges Reisemotiv sein, es lässt jedoch als theo-
retischer Erklärungsansatz wesentliche Fragen offen. Was bewegte beispielsweise die
Pioniere unter den Touristen, die Adligen des 19. Jahrhunderts, dazu, in fremde Länder zu
verreisen [vgl. F
RIEDL
2002, 24]? Es macht Sinn, sich einen kurzen historischen Überblick
der Entwicklung des Fremdenverkehrs zu verschaffen, um die ,,unbestreitbare Faszination
des Reisens" [H
ENNIG
1997, 9] ergründen zu können.

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
8
2.1.1 Historische
Entwicklung
,,Das Reisen ist also die Schule der Menschen-Kenntnis. (...) In der Geschichte lernen wir
nur die Todten kennen, auf Reisen hingegen die Lebenden" schrieb F
RANZ
P
OSSELT
in seiner
Anleitung Apodemik oder die Kunst zu reisen im Jahr 1795. Das war zu jener Zeit
4
, als das
Reisen unter den gebildeten Ständen Europas in Mode kam. Damals reiste man
selbstverständlich nicht zum Vergnügen, sondern um seinen Horizont zu erweitern [vgl.
U
LLRICH IN
:
D
IE
Z
EIT
2001, Internet]. Im Laufe der Geschichte sind Menschen immer wieder
gereist, die meisten jedoch unfreiwillig durch Flucht, Vertreibung, Kriege, Katastrophen,
Hungersnot oder sonstige Krisen [vgl. P
RAHL
2002, 234]. Der Tourismus, so wie wir ihn
heute definieren, ist historisch gesehen ein recht junges Phänomen, obwohl das Reisen
selbst sehr weit zurückreicht. Erst mit der Industrialisierung, der daraus entstandenen
Arbeitsteilung und deren Zeitregelungen, sowie dem damit einsetzenden gesamt-
wirtschaftlichen Aufschwung, haben sich die heutigen Formen des Reisens entwickeln
können. Und sie sind mittlerweile fest im Bewusstsein als wichtiges Grundbedürfnis
verankert [vgl. L
EXIKON DER
G
EOGRAPHIE
2002, 358].
Die Anfangsphase
Die Anfänge der 3000 jährigen Geschichte des Fremdenverkehrs sind im 15. Jahrhundert
vor Chr. in Ägypten zu finden. Eine Form von Bildungstourismus wird in Zeiten des
Römischen Kaiserreichs in Griechenland unter der Ober- und Mittelschicht besonders
populär. Die Perfektion der römischen Infrastruktur
5
erleichtert das Reisen ungemein und
fördert Geschäftsreisen und Kurverkehr. Mit der Christianisierung Roms beginnt die Ära
der religiös motivierten Pilgerreisen, wie etwa die der Moslems nach Mekka nach dem
Tode von Mohammed (632 nach Chr.). Im 17. Jahrhundert schließlich entsteht mit der
,,Grand Tour" eine neue Welle der Bildungsreise für die Adligen
6
der europäischen
Aristokratie durch die antiken Städte Italiens, Griechenlands und im vorderen Orient.
Später wird sie durch Vergnügungsreisen in die modernen Zentren Paris, Wien und
London abgelöst. Wissenschaftlich motivierte Pionierreisen in die Naturidylle der Alpen,
mit der Erstbesteigung des Mont Blanc 1786, werden im 19. Jahrhundert immer mehr zu
alpinistischen Unternehmungen. Aus alt bekannten Reisen zum Auskurieren von Krank-
heiten entwickelt sich im selben Zeitraum die Vorstufe zum Küstentourismus etwa an der
Côte d'Azur [vgl. F
RIEDL
2002, 31 ff.].
4
Gemeint ist die Zeit des Barock und der Romantik bzw. des Klassizismus.
5
Der Ausbau von Wegenetzen durch die Römer erleichtert die ohnehin erschwerlichen Reisebedingungen zu Fuß oder zu Pferd. Bei den
Seefahrernationen reiste man auch mit Schiffen [vgl. K
NEBEL
1960,
12
IN
:
F
REYER
1990, 22].
6
Pilger, Geschäftsleute und später auch junge Adlige auf ihrer ,,Grand Tour" durch Europa gelten als ,,Fossil" des Touristen. Ihr Motiv war die
Bildung und das Vergnügen [vgl. K
NEBEL
1960,
12
IN
:
F
REYER
1990, 22].

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
9
Der Weg zum Massentourismus
Mit Beginn der industriellen Revolution verändert sich das Reiseverhalten. Der Engländer
Thomas Cook
7
gilt als der Erfinder der modernen Pauschalreisen und veranstaltet Mitte
des 19. Jahrhunderts die erste organisierte Bahn-Rundreise durch Mitteleuropa. Für die
Mittelklasse wird das Reisen mit der Eisenbahn
8
langsam erschwinglich. So wächst die
Zahl der Urlauber in Deutschland zu jener Zeit auf 10 % an. Die Arbeiter besitzen jedoch
bis in die 30er lediglich drei Urlaubstage im Jahr. ,,Kraft durch Freude"
9
nennt sich der für
die Arbeiterschaft erste staatlich organisierte Massentourismus in der Nazi-Zeit. Die
eigentliche touristische Explosion wird schließlich durch das ,,Deutsche Wirtschafts-
wunder" in den 50er und 60er Jahren ausgelöst. Ein hohes Pro-Kopf-Einkommen auf
eine breite Schicht der Bevölkerung verteilt, eine gute Altersversorgung, genügend
Freizeit durch erhöhte Arbeitsintensität und steigende Mobilität führen zu einem Reise-
boom in den westlichen Industrienationen [vgl. F
RIEDL
2002, 34 ff.].
Der Durchbruch des Ferntourismus
Anfänglich überwiegen Bus- und Bahnreisen, danach verstärkt der Autotourismus und als
nächste Station schließlich die ersten Charterflüge [vgl. F
REYER
1990, 25]. Als Josef
Neckermann 1963 ins Fluggeschäft einsteigt und mit seinem Prinzip ,,Großer Umsatz ­
kleine Preise" erstmals industrielle Methoden auf den Ferntourismus überträgt, ist die
Basis für einen wirtschaftlichen Durchbruch geschaffen. Heute ist Neckermann-Reisen
Europas drittgrößter Reise-Veranstalter nach TUI und Airtours [vgl. F
RIEDL
2002, 37 ff.].
Autolawinen, Düsen-Jets und überfüllte Urlaubsregionen prägen das Bild unserer
derzeitigen Reise- und Urlaubsgesellschaft [vgl. F
REYER
1990, 25]. Ihr Motto ist: ,,Weg
von" der Monotonie des Alltags, den belastenden Arbeitsanforderungen, den grauen
Wohnvierteln, dem schlechten Wetter, der Langeweile oder der übergroßen Sicherheit ­
,,hin zu" fernen Ländern, fremden Gesellschaften, unberührter Natur, temporären
Abenteuern, einfacheren Lebensformen oder auch Luxus [vgl. P
RAHL
2002, 241].
7
Thomas Cook veranstaltet 1841 die erste Pauschalreise, an welcher 570 Personen teilnehmen. Die Bahnreise startet von Leicester ins zehn
Meilen entfernte Loughborough; eine organisierte Hin- und Rückreise mit Tee, Rosinenbrötchen und Blasmusik für einen Schilling [vgl. F
REYER
1990, 23].
8
Der Tourismus erfährt mit dem Ausbau des Post- und Kommunikationswesens im 19. Jahrhundert und der Entwicklung und Verbesserung des
europäischen Verkehrswesens einen gewaltigen Schub. Dies ermöglichen die Innovationen der Eisenbahn, des Dampfschiffes und ein
höherer Wohlstand durch die Industrialisierung [vgl. F
REYER
1990, 22].
9
Mit Hilfe der nationalsozialistischen Organisation ,,Kraft durch Freude" wird 1933 ein Reichsausschuss für Fremdenverkehr gegründet. Der
deutsche Reiseboom entsteht, erhält jedoch mit Beginn des 2. Weltkrieges wiederum einen jähen Einbruch [vgl. F
REYER
1990, 24 f.].

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
10
2.1.2 Formen und Trends des Dritte-Welt-Tourismus
Urlaub wird einerseits als Erholung begriffen, andererseits zu einer Komposition aus Tempo
und Erlebnisdichte. Im Urlaub erfolgt eine Art von ,,Exotisierung" ­ fremde Küche, anders-
artiges Klima, unvertraute kulturelle Muster und selten geübte Tätigkeiten sind Elemente
eines gelungenen Urlaubs. ,,Vor allem aber werden Raum und Zeit in ein neues Verhältnis
gesetzt. Die Ferienreise überwindet immer größere Räume in immer kürzerer Zeit, Tempo
und Zeitsparen sind zu typischen Mustern des Tourismus geworden", schreibt P
RAHL
. Mit
einem Ortswechsel soll die im Alltag übliche Zeitroutine überwunden und die Sehnsucht
nach archaischen Zeitgefühlen erfüllt werden. Besonders deutlich wird dies bei Fernreisen in
Länder der Dritten Welt
10
, wenn Kontakte mit uns fremden Stammesgesellschaften entstehen
[vgl. P
RAHL
2002, 241 f.]. In den 70er Jahren zählten Fernreisen, insbesondere in
Entwicklungsländer, noch zu den Ausnahmen. Heute ist deren Anteil weltweit von 10 auf
knapp 30 % gestiegen [
SIEHE
: Graphik 2] [vgl. F
RIEDL
2002, 43].
Laut F
RIEDL
lässt sich eine Differenzierung nach der Konzentration des Auftretens in
Massentourismus, Alternativtourismus und sanften Tourismus vornehmen. Beim Massen-
tourismus sind es ,,Pauschalarrangements", Alternativtourismus war ursprünglich das Selbst-
verständnis der Rucksacktouristen, die sich ,,abseits der touristischen Pfade" zu bewegen
10
Der Begriff ,,Dritte Welt" wird historisch auf die Einteilung in Erste Welt (westliche Industrieländer) und Zweite Welt (östliche Industrieländer)
bezogen, so dass die Entwicklungsländer dann als historisch jüngste Ländergruppierung als Dritte Welt erscheinen. Der Begriff ist nicht etwa
im Sinne einer Rangordnung (,,drittrangig") zu verstehen. Einige Autoren haben die ärmste Teilgruppe, die ,,am wenigsten entwickelten Länder"
noch als ,,Vierte Welt" ausgegliedert [vgl. B
P
B 1996 - 252, 6].
Graphik 2: W
eltweite Touristenankünfte im Jahr 2002
Nordamerika
12%
Lateinamerika
2%
Karibik
2%
Nordostasien
10%
Australien/Ozeanien
1%
Südostasien
6%
Südasien
1%
Mittlerer Osten
4%
Afrika
4%
Europa
58%
Quelle:
verändert nach WTO 2003

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
11
gedachten und schließlich der ,,sanfte Tourismus"
11
, welcher sämtliche Formen des umwelt-
und sozialverantwortlichen Reisens umfasst [vgl. F
RIEDL
2002, 22]. Man sollte keinesfalls
den Massentourismus per se als schlecht verurteilen, denn genauso von den gleichen
Urlaubsmotiven getrieben, bedienen sich die ,,edlen Alternativtouristen" doch überwiegend
der gleichen touristischen Infrastruktur, argumentiert H
AMPTON
. Dafür bleiben sie meist
länger im Land, konsumieren häufig lokale Nahrungsmittel, nächtigen in einheimischen
Quartieren und nutzen lokale Verkehrsmittel [vgl. H
AMPTON
1998
IN
: F
RIEDL
2002, 207].
Überschneidungen und Unschärfen zwischen verschiedenen Tourismusformen sind die
Regel [vgl. Ellenberg 1997, 44], trotzdem lassen sich einige Grundformen des Reisens in
Entwicklungsländer herauschristallisieren [
SIEHE
: Tabelle 1].
Im Ferntourismus wird bis 2010 eine Wachstumsrate von 86 % prognostiziert, wobei die
größten Wachstumsraten des privaten Passagierluftverkehrs bei Fernzielen für die Regionen
Mittelamerika, Nahost und Südamerika vorausgesagt werden [vgl. U
MWELTBUNDESAMT
2002,
63]. Weltweite Statistiken über die Entwicklung der Tourismusformen sind jedoch nicht
vorhanden. Das liegt zum einen an der unzureichenden Datensammlung
12
vieler Länder
[Z
IFFER
1989, 8 f.
IN
: BMZ 1995, 43], doch auch das Reiseverhalten der Besucher selbst
erschwert immer mehr eine Zuteilung in die verschiedenen Grundreiseformen. Begriffe wie
Risikogesellschaft, Freizeitgesellschaft, Individualgesellschaft oder Erlebnisgesellschaft
[S
CHULZE
1992] werden in diesem Kontext genannt [vgl. P
RAHL
2002, 333]. Während der
Existenzaufbau als Lebensziel an Bedeutung verliert, wird das Erlebnis von
Außergewöhnlichem und Intensivem immer wichtiger. Im Tourismus kommt dieses neue
Lebensgefühl in der Gestalt des ,,Hybridtouristen" [R
OTPART
1995] zum Ausdruck. Das heißt,
eine Kombination möglichst verschiedenster Tourismusformen wird zur Maximierung des
eigenen Glücksgefühls angestrebt. Es ist die Suche nach sich selbst, wobei das Ego stets im
Zentrum steht und der Rest der Welt als Kulisse dient, meint F
RIEDL
. Der traditionelle
Besichtigungs- oder Badetourismus ist nicht mehr lukrativ genug und wird mit sportlichen
Aktivitäten, Einkaufserlebnissen, Kulturbegegnungen und Naturerfahrungen ergänzt, die
ohne Inszenierungen gar nicht mehr auskommen [vgl.
F
RIEDL
2002, 40 ff.]. Der heterogene
Trend des ,,Homo touristicus" [V
ESTER
2001] geht in Richtung ,,weiter, schneller, kürzer, öfter"
[vgl.
F
RIEDL
2002, 15] und noch dazu abwechslungsreicher.
11
Der Begriff ,,sanfter Tourismus" stammt aus den 80er Jahren und wird heute eher als Integrativer oder Nachhaltiger Tourismus bezeichnet [vgl.
F
RIEDL
2002, 22].
12
Tourismusstatistik dient der Erfassung von Reiseströmen, Reiseverhalten, durchschnittlicher Aufenthaltsdauer, Kapazitätsauslastung und
Tourismusintensität [vgl. L
EXIKON DER
G
EOGRAPHIE
2002, 361].

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
12
Tabelle 1:
Einige Grundformen des Reisens in Entwicklungsländer
Form
Eigenschaften
"SSS"-Tourismus:
Sun,Sand and Sea
Der Bade- und Erholungstourismus gilt immer noch als absoluter Spitzenreiter unter den
Urlaubsformen. Urlaub mit Vorliebe in Clubs und Ferienanlagen überwiegend aus der
mittleren Bildungsschicht. Häufig ist als Ergänzung zum Badeaufenthalt eine organisierte
Besichtigungstour in das Hinterland dabei [
HENNIG
1997
IN: FRIEDL
2002, 45].
Besichtigungs-
tourismus
Historisch gesehen die Pioniere des Reisens. Auch heute noch Vorreiterfunktion für
nachfolgenden Massentourismus (Bsp.: Ägypten). Die klassische Bildungsreise ist zur
,,bildenden Erlebnisreise" [
KUBSCH
1988
IN: FRIEDL
2002, 46] geworden, deren schwieriges
Management dem Reiseleiter als ,,Animateur mit Hochschulbildung" zufällt. Häufige Form ist
die Abenteuerreise mit minimalem Komfort, höherer körperlicher Anforderung und
eindrucksvoller Natur- und Kulturlandschaft. Etwa die Hälfte der Klientel bevorzugt
organisierte Pauschalreisen, während die andere Hälfte die Tour bis auf Teilleistungen
selbständig organisiert.
All-inclusive-
Tourismus
Reisekonzerne wie Neckermann oder TUI bieten ,,Rundumversorgung hinterm Stacheldraht"
[
TÜTING
2000
IN: FRIEDL
2002, 47] z.B. in der Dominikanischen Republik mit reichem
Angebot an Animation und Buffet. Ein durchorganisiertes Schlaraffenland für jedermann ­
welches in der Beliebtheit weiterhin ganz oben steht, da immer mehr Menschen mit ihrer
Freizeit nichts anfangen können. Für die einheimische Bevölkerung fällt bei dieser
Reiseform äußerst wenig ab. Es bleiben oft nur schlecht bezahlte Hilfsdienste oder
Prostitution. Auch die Sickerrate ist sehr hoch, da die verwöhnten Gäste einen
umfangreichen Import an Luxusgütern erwarten.
Kreuzfahrttourismus
Gegenwärtig der mit ca. 8%iger Wachstumsrate der am schnellsten wachsende
Tourismussektor. 2000 wurden weltweit mit etwa 9 Mio. Gästen rund 50 Milliarden US$ ein-
genommen. Der wirtschaftliche Vorteil für die Unternehmen liegt darin, dass die wichtigsten
Leistungsbereiche, nämlich Transport, Unterbringung und Verpflegung vom Unternehmen
selbst erbracht werden. Den angefahrenen ,,Traumzielen" bleiben nur geringe Einnahmen
durch Landausflüge. Außerdem entstehen enorme Umweltkosten aufgrund des hohen
Aufkommens an Abfall, Öl, Fäkalien und Abwasser, welche Ozeanriesen, Korallenriffe und
andere fragile Ökosysteme des Meeres belasten [
SUCHANEK
2000
IN: FRIEDL
2002, 49].
Golftourismus
Jährlich werden derzeit ca. 350 Golfanlagen neu angelegt für mittlerweile über 50 Mio.
Freizeitgolfer. Allein in Thailand entstanden bis 1991 über hundert dieser Kunstwelten,
zumeist auf fruchtbarsten Böden. Dramatisch sind die ökologischen Belastungen: ein
durchschnittlicher Golfplatz in einer tropischen Region benötigt bis zu 3.000 m³ Wasser pro
Tag [
CONSEIL DE L´EUROPE
1997
IN: FRIEDL
2002, 49]. Damit könnten 15.000 Menschen
ausreichend mit Trinkwasser versorgt werden. Zusätzlich werden Unmengen an
Düngemittel, Pestizide und Herbizide für einen perfekten Rasen eingesetzt.
Nachhaltiger
Tourismus
Formen wie Naturtourismus, Ökotourismus, Abenteuertourismus oder Trekkingtourismus in
Naturschutzgebieten etc. Vor allem sind jüngere Menschen der gehobenen Bildungsschicht
mit Vorliebe für ,,unverdorbene" Orte für die nachhaltige Form des Reisens zu bewegen.
Fast 10 Mrd. Dollar werden jährlich für Naturreisen in Tropenländer ausgegeben. Costa Rica
gilt als das Mekka der Ökotouristen der 90er: mehr als zwei Drittel der 1996 800.000
Besucher haben ein Naturschutzgebiet bereist. Weltweit wird der Anteil der Ausgaben für
Ökotourismus auf 0,5 bis 5% geschätzt [vgl.
FRIEDL
2002, 45 ff.].
Quelle:
verändert nach F
RIEDL
[2002, 45 ff.]

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
13
2.1.3 Touristische
Effekte
Wie wirkt der Tourismus auf die Reisegebiete? Wie gestaltet sich das Verhältnis von
Besuchern und Einheimischen? Wie ist die Umweltbilanz des Fremdenverkehrs? Bringt er
wirtschaftlichen Aufschwung oder neue Formen von Kolonialismus [vgl. H
ENNIG
1997, 9 f.]?
Weltweit geben sich indigene Völker (un-)freiwillig als touristische Attraktion her, ob bei der
Komfort-Safari in der Kalahari, beim Trekking zu den Bergvölkern in Nordthailand oder auf
der Spur der Tuaregs in der Sahara [vgl. K
REIB
&
U
LBRICH
1997, 139]. In jedem Fall nehmen
mit zunehmender touristischer Entwicklung auch deren Effekte zu [vgl. L
EXIKON
DER
G
EO
-
GRAPHIE
2002, 360] ­ zunächst einmal ganz unabhängig davon, ob sie positiv oder negativ
sind. Betrachtet man die Prognosen der WTO als annähernd realistisch (im Jahr 2020
rechnet die WTO mit 1,6 Mrd. Touristenankünften), dann muss man davon ausgehen, dass
sich die Auswirkungen sowohl global als auch lokal betrachtet durch den internationalen
Reiseverkehr noch drastisch erhöhen werden [
SIEHE
: Graphik 3].
Die allgemeinen Wachstumsprognosen im Ferntourismus beruhen auf der Annahme einer
stabilen Weltwirtschaft und anhaltendem Wohlstand der wichtigsten Nachfragegruppen, doch
darüber besteht keine einhellige Meinung. Nach Aussagen des BMZ sind die Preise für
Energie ein weiterer Unsicherheitsfaktor. Andererseits habe die Vergangenheit gezeigt, dass
der Tourismus relativ immun gegen konjunkturelle Einbrüche ist [vgl. BMZ 1995, 45].
Gewöhnlich unterliegen die bereisten Zielgebiete einem Lebenszyklus; von der Gründung,
über das Wachstum, bis zur Reife und schließlich ihrem möglichen Niedergang [
SIEHE
:
Kapitel 2.2.2] [vgl. L
EXIKON
DER
G
EOGRAPHIE
2002, 360]. ,,Tourismus ist wie Gift ­ an einer
Überdosis stirbt man", behauptet M
OMODOU
C
HAM
vom Touristenministerium Gambias [zit.
IN
: F
RIEDL
2002, 55]. Neben der wirtschaftlichen und soziokulturellen Bedeutung des
Graphik 3:
Internationale Touristenankünfte und ihre Verteilung
Quelle:
WTO 2003

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
14
Fremdenverkehrs rücken seit einigen Jahren auch dessen Umweltbelastungen immer weiter
ins gesellschaftliche Blickfeld [vgl. U
MWELTBUNDESAMT
2002, XI] [
SIEHE
: Graphik 4].
Die touristischen Effekte sind in ihrem Umfang, in ihrer Intensität und zeitlichen Spannweite
vielfältig und abhängig von den konkreten wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen
Rahmenbedingungen im jeweiligen Zielgebiet. Darüber hinaus bestehen zwischen ihnen teils
komplexe Interaktionen [vgl. L
EXIKON DER
G
EOGRAPHIE
2002, 362]. Im Folgenden sollen die
ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Auswirkungen des Ferntourismus genauer
betrachtet werden, um später einen Vergleich mit den Fallbeispielen in Perú zu ermöglichen.
2.1.3.1 Ökologische
Auswirkungen
Die internationalen Erfahrungen mit Reisen in Dritte-Welt Länder zeigen überwiegend
planlose und ungelenkte Entwicklungen. Wenn keine konsequenten staatlichen
Rahmenbedingungen und Kontrollen bestehen, sind dementsprechend die Umwelt-
auswirkungen vor Ort oft gravierend, so heißt es im Jahresbericht (1995) des
Bundes-
ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung [vgl. BMZ 1995, 4]. Doch
am Anfang jeder Reise steht erst einmal der Transport zum weit entfernten Urlaubsgebiet.
Etwa 95 % aller Fernreisenden gelangen mit dem Flugzeug in ihr Zielland [H
AGEN
1993 I
N
:
BMZ 1995, 61] und benötigen für die Hin- und Rückreise 90 % der Primärenergie des
Graphik 4:
Touristische Effekte
Touristische Effekte
ökonomische
Effekte
soziokulturelle
Effekte
ökologische
Effekte
Effekte auf
die
Siedlung
Effekte auf
die lokale
Bevölkerung
Wertschöpfungs-
effekte
Zahlungsbilanz- und
Reisedeviseneffekte
Beschäftigungs-
effekte
Einkommenseffekte
Regionale/räumliche
Ausgleichs- und
Infrastruktureffekte
Effekte auf Natur-
raum/Naturhaushalt
Effekte auf Land-
schaft/Landschafts-
pflege
Effekte auf Flächen-
nutzung und -
konkurrenz
Effekte auf Umwelt-
sensibilisierung
Effekte auf Unter-
schutzstellung von
Arealen
Effekte auf
die
Gesellschaft
Touristische Effekte
ökonomische
Effekte
soziokulturelle
Effekte
ökologische
Effekte
Effekte auf
die
Siedlung
Effekte auf
die lokale
Bevölkerung
Wertschöpfungs-
effekte
Zahlungsbilanz- und
Reisedeviseneffekte
Beschäftigungs-
effekte
Einkommenseffekte
Regionale/räumliche
Ausgleichs- und
Infrastruktureffekte
Effekte auf Natur-
raum/Naturhaushalt
Effekte auf Land-
schaft/Landschafts-
pflege
Effekte auf Flächen-
nutzung und -
konkurrenz
Effekte auf Umwelt-
sensibilisierung
Effekte auf Unter-
schutzstellung von
Arealen
Effekte auf
die
Gesellschaft
Quelle:
verändert nach L
EXIKON DER
G
EOGRAPHIE
[2002, 362]

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
15
gesamten Urlaubs [vgl. E
LLENBERG
1997, 50]. Jeder Fluggast verbraucht auf dem Weg von
Europa bis an den Äquator so viel Energie, wie ein durchschnittlicher Autofahrer in sieben
Monaten. Bei der Verbrennung des Flugtreibstoffs Kerosin bleiben CO
2
-Äquivalente
13
(Kohlendioxid, Stickoxide und andere klimarelevante Gase) in der Atmosphäre zurück,
verweilen dort 500-mal länger und sind wesentlich klimaschädigender als am Erdboden. 60
% aller Reisen und 70 % der Flugkilometer entfallen auf den Tourismus und die Tendenz ist
steigend [vgl. B
ACKES
1997]. Dennoch wird der Flugverkehr weltweit politisch gefördert,
insbesondere durch den Verzicht auf die Besteuerung von Kerosin
14
[vgl. H
ENNIG
1997, 123].
Die Umweltproblematik im Tourismus ließe sich deutlich abschwächen, so E
LLENBERG
, wenn
,,ferner, schneller und öfter" zu ,,näher, langsamer und seltener" im Reisen überleiten würde
15
[vgl. 1997, 276]. Allgemein sollte gegenüber der ,,harten Mobilität" per Auto oder Flugzeug,
die ,,sanfte Mobilität" zu Fuß, per Bahn, Bus, Rad oder Schiff
16
bevorzugt werden [T
HALER
1992
IN
: F
RIEDL
2002, 207].
13
Für die Charakterisierung des Treibhauspotenzials wird CO
2
als Referenzwert benutzt und die anderen treibhausrelevanten Gase (z.B. Methan,
Kohlenmonoxid, flüchtige organische Verbindungen, Stickoxide) werden nach wissenschaftlich hergeleiteten Umrechnungsfaktoren in CO
2
-
Äquivalente umgerechnet. CO
2
-Äquivalente sind für den globalen Treibhauseffekt und die Zerstörung der Ozonschicht verantwortlich [vgl. I
LR
2002].
14
Die Steuerbefreiung für Kerosin basiert auf dem seit 1949 geltenden Chicagoer Luftverkehrsabkommen, das von fast allen Staaten der Erde
unterzeichnet wurde [vgl. F
RIEDL
2002, 59].
15
Seit dem 1. Januar 2004 haben die Staaten der Europäischen Union das Recht, eine Kerosinsteuer für den inländischen Flugverkehr
einzuführen. Diskutiert wird eine Besteuerung in Höhe von 0,65 Euro/Liter, was dem Bundeshaushalt eine Einnahme von 350 Mio. Euro
einbringen würde und das Wachstum des inländischen Flugverkehrs abschwächen würde. Doch bislang steht noch immer ein
Regierungsbeschluss dazu aus [vgl. BUND
2005].
16
Fernreisen per Frachtschiff statt per Flugzeug sind weit ökologischer, wenn auch teurer und sehr zeitaufwendig: Ab 100 Euro pro Tag bei voller
Verpflegung vermittelt ,,Lernidee Reisen GmbH" Fahrten von Rotterdam nach New York in acht Tagen oder nach Australien in einem Monat
[K
RAUSE
1999
IN
: F
RIEDL
2002, 208].
In Bezug auf die gesamten ökologischen
Auswirkungen durch Fernreisen, muss
man räumlich gesehen unterschiedliche
Betrachtungsebenen berücksichtigen
[
SIEHE
: Tabelle 2]. Beurteilt wird
einerseits der Raumüberwindungsfaktor,
d.h. wie gelangt der Tourist zur
touristischen Destination, und anderer-
seits das tourismusspezifische Angebot
vor Ort, d.h. die touristische Infrastruktur
und die vom Touristen durchgeführten
Aktivitäten [vgl. B
UNDESAMT FÜR
N
ATUR
-
SCHUTZ
1998, 7 f.].
Graphik 5:
,,Scenic View"
Quelle:
B
FN
[
2003
]

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
16
Nach H
ENNIG
können die Umweltschäden durch Ferntourismus in vier große Bereiche
unterteilt werden [1997, 112 ff.]: Umweltverschmutzung (inklusive Emissionsbelastung),
Verbrauch natürlicher Ressourcen, Zerstörung von Naturräumen und ästhetische Wirkungen.
· Zur
Umweltverschmutzung zählen der Touristenmüll, das Fehlen ausreichender Kläranlagen
und der Reiseverkehr, der durch das Fliegen den größten Anteil einnimmt.
· Der
Verbrauch natürlicher Ressourcen stellt vor allem in der Dritten Welt ein Problem dar
(hoher Energieverbrauch durch z. B. Klimaanlagen oder Schwimmbäder, Wassermangel und
Holzverbrauch wie in Nepal durch Trekking-Tourismus). Doch auch hier ist der Verkehr durch
die energieaufwendige Reise zum Urlaubsziel der destruktivste Faktor.
· Die
Zerstörung von Naturräumen äußert sich in Form von geschädigten Biotopen und
Ökosystemen, welche die Lebensgrundlagen von Tieren und Pflanzen darstellen.
· Die
ästhetischen Wirkungen (beispielsweise durch Zersiedlung) sind problematisch, da sie
vorzugsweise Landschaften treffen, die besonders schön und/oder besonders fragil sind. Das
,,subjektive Empfinden der visuellen Belastung" ist für den Tourismus von ganz
entscheidender Bedeutung.
Unter einer Vielzahl von Autoren besteht folgende Konsenz: Global betrachtet richtet der
Ferntourismus insbesondere durch die Reise mit dem Flugzeug sehr bedenkliche klimatische
Umweltschäden an. Auf lokaler Mikroebene steht oft eine notwendige Limitation von
Besucherzahlen und anderer umwelt- und ressourcenschonender Aktivitäten im Konflikt mit
dem als kurzfristig wichtiger erscheinenden Ziel touristischen Wachstums [vgl. P
LEUMAROM
1997, 83]. Doch zugleich kann der Fremdenverkehr auch erhaltende, im ökologischen Sinn
positive Kräfte entfalten [vgl. H
ENNIG
1997, 112]: Paradoxerweise zerstört der Tourismus
nämlich sein eigenes und entscheidendes Kapital ­ das intakte Landschaftsbild und den
Lebensraum der Einheimischen in den Zielgebieten [vgl. S
TOCK
1997, 28]. Will er dieses
Tabelle 2:
Umweltrelevante Auswirkungen durch Ferntourismus
Umweltproblemfeld
Räumliche Dimension
Indikatoren
Treibhauseffekt
global
CO
2
-Äquivalente
Energieverbrauch
global
Primärenergieverbrauch aller Reisen
Flächenverbrauch /-versiegelung
lokal
touristische Infrastruktur
Verlust der Biodiversität
lokal / global
qualitativ, z.T. quantitativ
Wasserverbrauch
lokal
Gesamtwasserverbrauch
Abfall
lokal
Restmüllaufkommen aller Reisen
Gewässerbelastung
lokal
qualitativ
Lärm
lokal
qualitativ
Zersiedelung
lokal
qualitativ
Quelle:
verändert nach U
MWELTBUNDESAMT
[2002, 9]

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
17
Spannungsverhältnis [
SIEHE
: Kapitel 2.2.2] langfristig überdauern, so muss er sich die
Bewahrung seiner überlebensnotwendigen Ressourcen zum Ziel machen.
2.1.3.2
Ökonomische Auswirkungen
Keine andere Branche konnte über einen längeren Zeitraum betrachtet Jahr für Jahr solche
Zuwachsraten wie die der Reisebranche verzeichnen [
SIEHE
: Graphik 6].
Tabelle 3:
Weltweite Umsätze der fünf führenden
Industriesparten 1998
Industriesparte
Weltweite Umsätze
(
in Mrd. US-Dollar
)
Tourismus
504
Automobilprodukte
496
Chemieindustrie
490
Nahrungsmittelindustrie
458
Öl- und Treibstoffindustrie
435
Quelle:
verändert nach S
UCHANEK
[2000, 9]
Graphik 6:
Entwicklung des grenzüberschreitenden Welttourismus
2
7
18
105
266
621
1.550
25
70
166
287
458
668
1.000
Internationale Ankünfte in Mio.
Umsätze (ohne Flug) in Mrd. US $
1950
1960
1970
1980
1990
2010
2000
2
7
18
105
266
621
1.550
25
70
166
287
458
668
1.000
Internationale Ankünfte in Mio.
Umsätze (ohne Flug) in Mrd. US $
1950
1960
1970
1980
1990
2010
2000
1950
1960
1970
1980
1990
2010
2000
Quelle:
verändert nach S
UCHANEK
[2000, 10]
Alle 2,4 Sekunden entsteht weltweit ein
neuer Arbeitsplatz durch die Reise-
branche [vgl. M
INCETUR
2004, 6]. Mit
weit über 200 Millionen Beschäftigten
ist der Tourismus der größte Arbeit-
geber [vgl. S
TUDIENKREIS FÜR
T
OURISMUS
2000, 23]. Auch beim
Vergleich mit den global erzielten
Umsätzen liegt der Fremdenverkehr an
erster Stelle [
SIEHE
: Tabelle 3].

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
18
Auf den ersten Blick sind die wirtschaftlichen Effekte des Tourismus im Allgemeinen überaus
positiv. Bei 33 % der Entwicklungsländer stellt das Reisewesen die Haupteinnahmequelle
der dringend benötigten Devisen dar [vgl. S
TUDIENKREIS FÜR
T
OURISMUS
2000, 23]. Doch die
Statistiken täuschen, stellt H
ENNIG
fest. Es existiere ebenso ein hoher Devisenabfluss durch
die Einfuhr von Konsumgütern aus den Industrieländern
17
. Für die anspruchsvollen Gäste
müssen Nahrung, Treibstoff, und Luxusgüter für teures Geld importiert werden [vgl. H
ENNIG
1997, 153]. Die so genannte ,,Sickerrate" der Deviseneinnahmen, die zur Finanzierung
importierter Leistungen wieder in die Industrieländer abfließt, liegt bei etwa 50 bis 70 % [vgl.
S
TUDIENKREIS
FÜR
T
OURISMUS
2000, 53]. Erhöht wird dieser Prozentsatz, wenn der Besitz in
der Hand ausländischer Investoren liegt, die teils noch ihre landeseigenen Mitarbeiter be-
schäftigen [vgl. S
TOCK
1997, 34]. Ein solcher Kapitaltransfer ausländischer Unternehmen
[
SIEHE
: Kapitel 6.2 ­ Hotelplanung eines französischen Investors in Llachón] und der Kapital-
abfluss ins Ausland (von ausländischen Firmen erstellte Infrastruktur, Gehälter ausländischer
Führungskräfte, Ausgaben für Tourismuswerbung etc.) werden als ,,leakage"
18
tituliert.
Darüber hinaus ist das touristische Produkt nicht lagerfähig, seine Angebotsmengen (wie
Hotelzimmer) sind starr und die Kapazitätsgrenzen fix. Die Konsequenz ist ein Anbieter-
verhalten, das als ,,Markt-Segmentierung" bezeichnet wird. Das heißt, dass man durch
niedrigere Preise versucht, auch in der Nebensaison eine maximale Auslastung der
gegebenen Kapazitäten zu erreichen [vgl. H
ENNIG
1997, 154 ff.]. Die wirtschaftlichen Effekte
auf lokaler Ebene sind zudem oft durch eine unzureichende Ausbildung der Bevölkerung
begrenzt. Daraus resultieren unqualifizierte Beschäftigungen, mangelhafte Partizipations-
und Verteilungsstrukturen. Trotz dieser Einschränkungen können sich für die lokale
Bevölkerung neue Einkommensquellen im (Kunst-)Handwerk, im Servicebereich und zum
Teil in der Landwirtschaft
19
ergeben [vgl. BMZ 1995, 7 ff.]. Der Fremdenverkehr hat hohe
Ausstrahlungs- oder ,,Multiplikatoreffekte" auf andere Branchen (z.B. Baubranche,
Verkehrssektor, Bekleidungssektor, Unterhaltungsindustrie), doch Statistiken können den
Anteil nur unzureichend ausweisen, weil die Wertschöpfung nicht immer eindeutig den
jeweiligen Nutzungen zugerechnet werden kann. Eindeutige ökonomische Bilanzen, die nicht
nur die privaten Gewinne, sondern auch die kommunalen, staatlichen und sozialen
Folgekosten ausweisen, fehlen fast völlig. Noch schwieriger, laut P
RAHL
, sind solche
Bilanzen zu erstellen, die auch noch die Kosten für die Erhaltung bzw. Wiederinstandsetzung
der Umwelt einbeziehen [vgl. 2002, 289 ff.].
17
Die Bezeichnung ,,Industrieländer" wird der zunehmend vom Dienstleistungssektor und neuerdings von der ,,Informationsgesellschaft" geprägten
,,postindustriellen" Realität der Länder nicht mehr gerecht. Sie wird aber gleichwohl weiter verwendet [vgl. B
P
B
1996 - 252, 6].
18
Wörtlich aus dem Englischen übersetzt, bedeutet leakage ­ Leck, undichte Stelle oder ein Durchsickern [vgl. L
ANGENSCHEIDT
1990, 341].
19
Der Tourismus zieht nicht nur Arbeitskräfte an, er streitet auch mit beispielsweise der Landwirtschaft um Boden und Wasser [vgl. M
AURER
&
W
ETTERICH IN
:
I
NFORMATIONSZENTRUM
D
RITTE
W
ELT
1986, 59].

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
19
Die ökonomischen Effekte in den Zielgebieten werden erzeugt durch [vgl. L
EXIKON DER
G
EOGRAPHIE
2002, 362]:
·
die
Produktionsfunktion ­
Einnahmen und Umsätze in Betrieben der Beherbergung, der
Kultur, des Verkehrs etc. bewirken
Wertschöpfungseffekte
· die
Finanz- und Zahlungsbilanzfunktion ­
Touristische Nachfrage und räumliche Konsum-
und Kaufkraftverlagerung bewirken
Zahlungsbilanz- bzw. Reisedeviseneffekte
·
die
Beschäftigungsfunktion ­
Schaffung von Arbeitsplätzen, Strukturwandel auf dem
Arbeitsmarkt etc. bewirken
Beschäftigungseffekte
·
die
Einkommensfunktion ­
Touristische Nachfrage bewirkt Einkommenseffekte und durch
Kaufkraft- und Konsumverlagerung
Multiplikatoreffekte
·
die
räumliche Ausgleichsfunktion ­
Standortanforderungen von Freizeit und Tourismus
bevorzugen periphere, strukturschwache Räume, führen zum Abbau räumlicher Disparitäten
und bewirken so
Ausgleichs- und Infrastruktureffekte
Festzuhalten gilt, dass nicht einmal 5 % der weltweiten Gesamteinnahmen auf die Ent-
wicklungsländer (ohne den ostasiatisch-pazifischen Raum) entfallen. Und dennoch kann die
relative Bedeutung des Fremdenverkehrs für die ärmeren Länder sehr groß sein: Auf
Barbados etwa erwirtschaftet der Tourismus 70 % des Bruttosozialprodukts (zum Vergleich:
in Deutschland 0,7 %) [vgl. H
ENNIG
1997, 150]. Für H
ENNIG
sind Tempo und Ausmaß der
touristischen Erschließung entscheidend. Sie sollten in einem vernünftigen Verhältnis zur
Struktur des Reisegebiets stehen. Eine forcierte Entwicklung sei nicht gut, nur ein langsames
und gut geplantes Vorgehen würde positive Effekte bringen [vgl. H
ENNIG
1997, 150 ff.].
2.1.3.3 Soziokulturelle Auswirkungen
Die mit hohen Erwartungen verbundenen Hoffnungen auf Entwicklungshilfe und Völkerver-
ständigung konnte der Fremdenverkehr in den Entwicklungsländer meistens nicht erfüllen
[vgl. S
TUDIENKREIS FÜR
T
OURISMUS
2000, 36]. Allgemein gültige Aussagen über die
Bewertung der sozialen, politischen und kulturellen Auswirkungen des Tourismus auf die
Zielgebiete können laut V
ORLAUFER
nicht getroffen werden. Zu viele gesellschaftliche
Komponenten des jeweiligen Entwicklungslandes und seiner spezifischen Region spielen
dabei eine Rolle [vgl. 1996, 201]:
· Politische Rahmenbedingung
· Bildung
· Religion
· Verstädterung
· Informations-/ Kommunikationsmöglichkeit
· Mobilität

Kapitel 2: Theoretische Grundlage: Tourismus und Nachhaltigkeit
(Fern-)Tourismus
20
Der Grad der touristischen Beeinflussung hängt zum einen von der Art des Tourismus ab.
Anzunehmen ist, dass Strand- und Vergnügungstourismus massivere soziokulturelle Effekte
auslöst als Ökotourismus. Grundsätzlich ergeben sich aber dieselben negativen bzw.
positiven Begleiterscheinungen, die lediglich in ihrer Geschwindigkeit, mit welcher ein Gebiet
erschlossen wird, in der Quantität der Besucher und in der Intensität im Kontakt relevante
Unterschiede aufweisen [vgl. BMZ 1995, 85].
Die soziokulturellen Effekte in den Zielgebieten verknüpfen sich vor allem mit Einflüssen auf
die Bevölkerung, die Siedlungen und das gesellschaftliche Leben. Zu den Wirkungen auf die
Bevölkerung gehören unter anderem Veränderungen in der Beschäftigtenstruktur, in der
Altersstruktur, in der Sozialstruktur (etwa durch ortsfremde Personengruppen wie
Saisonarbeiter) und in der Lebens- und Wohnqualität (verbesserte Infrastruktur). Siedlungs-
geographisch zeigen sich die Effekte unter anderem in räumlicher Konzentration der
touristischen Nachfrage, was zum Struktur- und Funktionswandel bestehender Siedlungen
sowie zum Entstehen neuer Siedlungsformen (wie Feriendörfern) führen kann [vgl. L
EXIKON
DER
G
EOGRAPHIE
2002, 362]. Am einschneidensten jedoch sind sicherlich die Einflüsse auf
das gesellschaftliche Leben und dessen Strukturen durch die unausweichliche ,,interkulturelle
Konfrontation" [vgl. M
AURER
&
W
ETTERICH IN
:
I
NFORMATIONSZENTRUM
D
RITTE
W
ELT
1986, 18].
In diesem Kontext spricht man von der ,,Akkulturation", der gegenseitigen Beeinflussung
zweier unterschiedlicher Kulturen und Denkweisen beim Aufeinandertreffen ­ bedingt durch
den Fremdenverkehr [vgl. S
TUDIENKREIS FÜR
T
OURISMUS
2000, 37]. Die unterschiedlichen
Auswirkungen der Akkulturation werden hier nur kurz thematisiert, da im Exkurs-Kapitel
[
SIEHE
: Kapitel 7.4] dann ausführlicher darauf eingegangen werden soll. Die sozialen und
gesellschaftlichen Folgen sind oft dann besonders negativ, wenn die kulturelle Distanz
zwischen Reisenden und Bereisten sehr groß ist. Vorurteile und Missverständnisse können
kaum behoben werden, da in vielen Fällen sprachliche Barrieren fast unüberwindliche
Hürden darstellen [vgl. P
RAHL
2002, 285 f.]. Doch laut F
RIEDL
lebt die Reiseindustrie genau
von dieser kulturellen Distanz. Sie idealisiere die Bereisten als ,,edle Wilde", als
Repräsentanten eines gesellschaftlichen Idealzustandes und verachte sie zugleich als
rückständige, primitive Barbaren [vgl. F
RIEDL
2002, 69 f.]. Ein Teil der traditionellen Kultur in
den bereisten Regionen wird für die Touristen in Form von Folklore oder Reiseandenken
kommerziell umgeformt und lediglich zur bloßen Show herabgestuft. Heilige Orte und private
Räume werden den Touristen geöffnet und verlieren so ihre ursprüngliche Bedeutung,
kritisiert
P
RAHL
[vgl. 2002, 287]. Besonders bei jungen Menschen aus der Zieldestination
kommt es häufig zu einem erhöhten Bedürfnis nach Konsum und sozialem Aufstieg durch
die Imitation und Identifikation mit Verhaltens- und Denkmustern der Besucher [vgl. S
TUDIEN
-
KREIS FÜR
T
OURISMUS
2000, 37]. Die Folgen der neu geschaffenen Konsumbedürfnisse
können zu steigender Kriminalität, Bettelei und Prostitution führen. Wenn die Touristen in

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832495558
ISBN (Paperback)
9783838695556
DOI
10.3239/9783832495558
Dateigröße
5.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen – 07: Mathematik, Physik und Geographie, Geographisches Institut
Erscheinungsdatum
2006 (Mai)
Note
1,0
Schlagworte
entwicklungsländer nachhaltigkeit reiseerwartung akkulturation swot
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