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Möglichkeiten und Probleme der Diversifikation im Rahmen einer Finanzierungskonstruktion mit Hilfe von Fremdwährungsdarlehen für Kreditkunden im gehobenen Privatkundengeschäft

Dargestellt am Beispiel der Dresdner Bank AG

©2005 Diplomarbeit 118 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Anpassungsfähig, günstig und vollkommen risikolos soll eine Finanzierung sein, das jedoch ist in der Praxis nicht möglich. Daher ergibt sich die Notwendigkeit für die Gesamtsumme ein Konzept aus vielen Bausteinen zu entwickeln und auf die Kundensituation abzustimmen. So kann der Kunde, sobald sich seine Lebenssituation unerwartet ändert, mit einer Anpassung seiner Finanzierung reagieren.
Wird eine Finanzierung mit lang- oder kurzfristiger Zinsbindung ausgestattet, ergeben sich aus beiden Alternativen Vor- und Nachteile: Bei einer langfristig festgelegten Zinsvereinbarung, die den Vorteil von planbaren Zinsbelastungen hat, kann der Kunde während der Laufzeit weder eine Sondertilgung leisten, noch auf aktuell günstigere Konditionen umsteigen.
Hat der Kunde am Kapitalmarkt angelehnte flexible Konditionen, besteht die Gefahr einen Zinsanstieg voll-ständig mittragen zu müssen. Reißerisch bezeichnet „Discount-Banking“, was schon in vielen anderen Lebensbereichen Einzug gehalten hat. Kunden wollen hohe Qualität zu erstklassigen Preisen. Konditionen sind verhandelbar und Geiz ist in Mode gekommen.
Derzeit sind die Finanzierungskonditionen für Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung mit etwa 4,50% p.a., für Zinsvereinbarungen von einem Jahr bei 3,30% p.a. auf sehr niedrigem Niveau. Einem Angebot von 1,80% p.a. unterstellt man daher automatisch Unseriosität. Diese Kondition kann aber eine österreichische Großbank mit Hilfe eines Schweizer-Franken-Darlehens offerieren.
Für deutsche Privatpersonen ist eine Finanzierung über ein Fremdwährungs-Darlehen (auch FX-Darlehen genannt) noch exotisch, doch die Österreicher sind damit schon gut vertraut: 40% aller in der EU vergebenen Yen-Kredite entfallen auf Österreich. Yen- oder Schweizer-Franken-Darlehen sind dort im Standardproduktsegment vertreten; jeder vierte Immobilienbesitzer hat sich in einer Fremdwährung verschuldet und jeder fünfte Privatkredit ist ein Währungsdarlehen (hauptsächlich in Schweizer Franken, US-Dollar oder Japanischem Yen).
Insgesamt beträgt der Anteil der Währungskredite in Österreich 24% des gesamten Kreditvolumens. Bislang ist die Nachfrage in Deutschland nicht annähernd so groß, sie wächst aber stetig.
Aufgrund der Konkurrenzsituation aus dem Nachbarland sind deshalb auch zunehmend deutsche Kreditinstitute – vorwiegend in Bayern und Baden-Württemberg – bereit Fremdwährungskredite zu vergeben. Aktiv werden Finanzierungskonstruktionen mit Fremdwährungen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9548
Burger, Griseldis: Möglichkeiten und Probleme der Diversifikation im Rahmen einer
Finanzierungskonstruktion mit Hilfe von Fremdwährungsdarlehen für Kreditkunden im
gehobenen Privatkundengeschäft - Dargestellt am Beispiel der Dresdner Bank AG
Druck Diplomica GmbH, Hamburg, 2006
Zugl.: Berufsakademie Mannheim, Diplomarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite II
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis...IV
1 Einleitung und Überblick...1
1.1 Notwendigkeit einer Finanzierungskonzeption für Kreditnehmer im
gehobenen Privatkundensegment... 1
1.2 Ziel und Aufbau dieser Arbeit... 2
2 Konzept einer Finanzierung und deren Streuung...3
2.1 Optimierung des individuellen Finanzierungskonzepts ... 3
2.2 Theorie und Hintergrund einer Diversifikation ... 4
2.2.1 Portfoliodiversifikation nach Markowitz ...4
2.2.2 Weiterentwicklung zum Capital Asset Pricing Model...7
2.2.3 Erkenntnisse der Theorien und Diskussion des Begriffes Diversifikation..8
2.3 Streuungsmöglichkeiten in einem persönlichen Kreditportfolio ... 10
2.4 Anwendung der Diversifikation in einem Finanzierungskonzept mit Hilfe von
Fremdwährungskrediten ... 13
2.4.1 Empirische Studien zur Diversifikation mit Fremdwährungskrediten...13
2.4.2 Praktische Umsetzbarkeit angenommener Prämissen...17
3 Praktische Ausgestaltung von Diversifikationen bei Finanzierungskonzepten
mit Hilfe von Fremdwährungskrediten bei der Dresdner Bank AG ...18
3.1 Fremdwährungsfinanzierung bei Privatkunden ... 18
3.1.1 Das Fremdwährungsdarlehen ­ Differenzierung zur Eurofinanzierung...18
3.1.2 Beraterauftrag und Risikoaufklärung...21
3.1.3 Einflüsse auf Wechselkursentwicklungen ...24
3.1.4 Funktion und Risiken eines Zinssatzes ...26
3.1.5 Vor- und Nachteile für den Kunden ...28
3.1.6 Voraussetzungen und Zielgruppen für Fremdwährungskredite im
Privatkundengeschäft...28

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite III
3.2 Besonderheiten für Kreditinstitute ... 30
3.2.1 Berechnungsgrundlagen zur Besicherung des Marktpreisrisikos...30
3.2.2 Technische Anforderungen an das Fremdwährungskreditgeschäft ...31
3.2.3 Betrachtung der Ertragssituation von Fremdwährungskrediten ...33
3.3 Devisenkurs- und Zinsentwicklungen anhand eines Kundenengagements 34
4 Verbesserungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit
Fremdwährungsdarlehen in der Dresdner Bank AG...35
4.1 Informationsbereitstellung in der Kundenberatung... 35
4.2 Prozesse und Kundenbetreuung bei Fremdwährungskrediten ... 36
4.3 Marketing von Fremdwährungskredite ... 37
5 Vergleich der Finanzierungskonzepte mit Hilfe von
Fremdwährungsfinanzierungen anderer Kreditinstitute ...38
6 Kritischer Ausblick ...40
Anhang ...IV
Literaturverzeichnis ... LXVI

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite IV
Abkürzungsverzeichnis
b.a.w.
bis auf weiteres
BWG Bankwesengesetz
CAPM
Capital Asset Pricing Model
CHF Schweizer
Franken
DKK Dänische
Kronen
EStG Einkommensteuergesetz
EURIBOR European Interbank Offered Rate
EZB Europäische
Zentralbank
FMA Finanzmarktaufsicht
FX Fremdwährung(s-)
GBP Britisches
Pfund
JPY Japanischer
Yen
KfW Kreditanstalt
für
Wiederaufbau
LIBOR
London Interbank Offered Rate
MPR Marktpreisrisiko
OeNB Österreichische
Nationalbank
PAngVO Preisabgabenverordnung
USD US-Dollar
WpHG Wertpapierhandelsgesetz

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 1
1 Einleitung
und
Überblick
1.1 Notwendigkeit
einer Finanzierungskonzeption für Kreditnehmer im geho-
benen Privatkundensegment
Anpassungsfähig, günstig und vollkommen risikolos soll eine Finanzierung sein,
das jedoch ist in der Praxis nicht möglich. Daher ergibt sich die Notwendigkeit für
die Gesamtsumme ein Konzept aus vielen Bausteinen zu entwickeln und auf die
Kundensituation abzustimmen. So kann der Kunde, sobald sich seine Lebenssi-
tuation unerwartet ändert, mit einer Anpassung seiner Finanzierung reagieren.
Wird eine Finanzierung mit lang- oder kurzfristiger Zinsbindung
1
ausgestattet,
ergeben sich aus beiden Alternativen Vor- und Nachteile: Bei einer langfristig
festgelegten Zinsvereinbarung, die den Vorteil von planbaren Zinsbelastungen
hat, kann der Kunde während der Laufzeit weder eine Sondertilgung
2
leisten,
noch auf aktuell günstigere Konditionen umsteigen.
3
Hat der Kunde am Kapital-
markt angelehnte flexible Konditionen, besteht die Gefahr einen Zinsanstieg voll-
ständig mittragen zu müssen.
Reißerisch bezeichnet ,,Discount-Banking", was schon in vielen anderen Le-
bensbereichen Einzug gehalten hat. Kunden wollen hohe Qualität zu erstklassi-
gen Preisen. Konditionen sind verhandelbar und Geiz ist in Mode gekommen.
4
Derzeit sind die Finanzierungskonditionen für Darlehen mit zehnjähriger Zinsbin-
dung mit etwa 4,50% p.a., für Zinsvereinbarungen von einem Jahr bei 3,30%
p.a. auf sehr niedrigem Niveau. Einem Angebot von 1,80% p.a. unterstellt man
daher automatisch Unseriosität.
Diese Kondition kann aber eine österreichische
Großbank mit Hilfe eines Schweizer-Franken-Darlehens offerieren. Für deutsche
Privatpersonen ist eine Finanzierung über ein Fremdwährungs-Darlehen (auch
FX-Darlehen genannt) noch exotisch, doch die Österreicher sind damit schon gut
vertraut: 40% aller in der EU vergebenen Yen-Kredite entfallen auf Österreich
5
.
Yen- oder Schweizer-Franken-Darlehen sind dort im Standardproduktsegment
vertreten; jeder vierte Immobilienbesitzer hat sich in einer Fremdwährung ver-
1
Zinsbindung bedeutet, dass die Finanzierungskondition über eine vorher festgelegte Zeitdauer
konstant bleibt. (Vgl. Olfert, Klaus/ Reichel, Christopher: Finanzierung, 12. Auflage, Ludwigsha-
fen (Rhein) 2003, S. 316.)
2
Sondertilgungen sind Tilgungsleistungen, die vor dem vereinbarten Zeitpunkt erfolgen. Der
Kreditnehmer muss aufgrund der Laufzeitverkürzung den für die Bank entstanden Zinsmargen-
und den Zinsverschlechterungsschaden tragen. (Vgl. Zantow, Roger: Finanzierung ­ Die
Grundlagen modernen Finanzmanagements, München 2004, S.139.)
3
Vgl. Zantow, Roger: Finanzierung ­ Die Grundlagen modernen Finanzmanagements, München
2004, S.132.
4
Vgl. Braun, Bernd: Neuer Kundentrend: Discount-Banking, in: Bankmagazin, Heft 11/2004, S.
32-33.
5
Vgl. o. V.: Devisen-Trader ­ Deutschlands erster reiner Devisen-Börsenbrief, o. O. 2004, S. 3.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 2
schuldet und jeder fünfte Privatkredit
6
ist ein Währungsdarlehen (hauptsächlich
in Schweizer Franken, US-Dollar oder Japanischem Yen). Insgesamt beträgt der
Anteil der Währungskredite in Österreich 24% des gesamten Kreditvolumens.
7
Bislang ist die Nachfrage in Deutschland nicht annähernd so groß, sie wächst
aber stetig.
8
Aufgrund der Konkurrenzsituation aus dem Nachbarland sind des-
halb auch zunehmend deutsche Kreditinstitute ­ vorwiegend in Bayern und Ba-
den-Württemberg ­ bereit Fremdwährungskredite zu vergeben. Aktiv werden
Finanzierungskonstruktionen mit Fremdwährungen jedoch nur vereinzelt von
Kreditinstituten angeboten.
9
1.2
Ziel und Aufbau dieser Arbeit
Es erscheint jedem Kapitalanleger sinnvoll eine Vermögensanlage in die ver-
schiedenen Anlageklassen: Aktien, Renten, Rohstoffe, Immobilien und auf ver-
schiedene Anlageorte und Währungen zu diversifizieren. Diese Streuung von
spezifischen Marktrisiken innerhalb eines Depots geht auf die Portfoliotheorie
von Markowitz zurück. Aus oben genanntem Problem stellt sich die Frage, ob mit
einer auf den Kunden abgestimmten Kreditzusammenstellung, d.h. der Streuung
der Kreditarten und Konditionsvarianten, nicht ebenfalls verbesserte Gegeben-
heiten einhergehen und wie sich diese mit Hilfe von Fremdwährungskrediten be-
einflussen lassen. 56,1% aller Wertpapierbestände der Kunden
10
, mit insgesamt
4,4 Bill. Euro Depotgegenwert, werden in Deutschland von Privatbanken betreut;
ein Indiz dafür, dass Vertrauen in die Kompetenz von Strukturberatung bei dieser
Bankengruppe vorliegt
11
und sich dies auch auf den Kreditbereich ausweiten
ließe.
Leider ist jedoch in der gebundenen Literatur wenig über Währungskredite für
Privatkunden zu finden. Da die Attraktivität eines solchen Darlehens an die aktu-
ellen Kurs- und Zinsentwicklungen gebunden ist, finden sich vermehrt Fundstel-
len im Internet.
6
Vgl. Stulik, Reinhard: Fremdwährungskredite ­ Finanzminister Grasser hält die Hand auf, aus:
www.wirtschaftsbaltt.at
, vom 10.12.2004.
7
Vgl.
www.wdr.de/tv/service/geld/inhalt/20020131/b_5.phtml?druck=1&
, vom 10.12.2004.
8
Vgl. o. V.: Spiel mit dem Feuer ­ Mit einem billigen Darlehen in Yen oder Schweizer Franken
gehen Bauherren ein enormes Risiko ein, in: Finanztest, Heft 11/2000, S. 30f.
9
Vgl.
www.info-finanzierungsvergleiche.de/kredite-in-fremdwaehrungsfinanzierung. html
vom
10.12.2004.
10
Siehe Anhang, Abbildung 1: Betreuung der Kunden-Wertpapierbestände.
11
Vgl.
www.die-bank.de/printArtikel.asp?artID=377
vom 26.01.2005

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 3
Der Aufbau dieser Arbeit folgt dem Grundsatz: Vom Allgemeinen zum Speziel-
len. Zunächst werden in Kapitel 2 die Theorie der Diversifikation sowie der Ren-
dite-Risiko-Zusammenhang aufbereitet und anschließend auf die Verwendung
bei ausgewählten Finanzierungsbestandteilen anhand empirischer Studien über-
prüft. In dem darauf folgenden Abschnitt wird auf das Fremdwährungsdarlehen
im Speziellen eingegangen, während es Gegenstand des vierten Kapitels ist, die
Probleme in Bezug auf die Fremdwährungskredite bei der Dresdner Bank AG zu
benennen und Lösungen anzubieten. Der Abschnitt 5 gibt einen Überblick zu
Fremdwährungskrediten bei anderen Banken. Im letzten Kapitel wird ein kriti-
scher Blick in die Zukunft geworfen; mögliche Entwicklungen werden aufgezeigt.
2 Konzept einer Finanzierung und deren Streuung
2.1
Optimierung des individuellen Finanzierungskonzepts
Damit es möglich ist ein umfassendes Finanzierungskonzept zu erstellen und
verschiedene Finanzierungsarten wahrnehmen zu können, muss der Kunde ei-
nen Finanzierungsbedarf von mindestens einhunderttausend Euro haben. Das
Konzept wird anschließend auf die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden in
Hinsicht auf Rentabilität (Kostenvorteile), Flexibilität (Liquidität) und Sicherheit
ausgerichtet.
12
Sieben von Zehn Befragten der Delta Lloyd Studie legen Wert auf
flexible Finanzprodukte
13
, 90% der von dem Meinungsforschungsinstitut Infas
befragten Kunden sind sicherheitsorientiert und möchten über Risiken umfas-
send aufgeklärt werden
14
.
Auch Privatpersonen möchten ihre Gewinne, z.B. die Rendite in einem Anlage-
depot, maximieren. Daraus leitet sich das Subziel der Minimierung von Finanzie-
rungs- bzw. Kapitalkosten
15
und Nebenkosten von Bankdienstleistungen ab. Die
Nebenbedingung der Gewinnmaximierung ist, dass finanzielles Gleichgewicht
weiterhin bestehen bleibt und damit genügend Liquidität für laufende Zahlungs-
verpflichtungen vorhanden sein muss.
16
Im Gegensatz dazu gilt es zu vermei-
den, dass über mehrere Jahre Verluste realisiert oder Verbindlichkeiten einge-
12
Vgl. Übelhör, Matthias/ Warns, Christian: Grundlagen der Finanzierung ­ anschaulich darge-
stellt, 3. Auflage, Heidenau 2004, S. 172.
13
Vgl. o. V.: Finanzprodukte ­ Möglichst flexibel, in: die Bank, Heft 12/2004, S. 7.
14
Vgl. o. V.: Produktpolitik und Vertrieb ­ Anspruchsvolle Kunden, in: die Bank, Heft 12/2004, S.
22.
15
Vgl. Breuer, Wolfgang: Finanzierungstheorie ­ Eine systematische Einführung, Wiesbaden
1998, S. 43f.
16
Vgl. Wöhe, Günter: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 21. Auflage, Mün-
chen 2002, S. 744.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 4
gangen werden, die das Eigenkapital aufzehren, die Eigenkapitalsituation ver-
schlechtern und damit die Kreditwürdigkeit
17
deutlich herabsetzen und bis hin zur
Privatinsolvenz führen können.
Die Determinanten und das Verhalten der Finanzmarktteilnehmer unterliegen
unsicheren Erwartungen über bevorstehende Entwicklungen.
18
Rendite, Flexibili-
tät und Sicherheit stehen sich bei einer Finanzierung als Bausteine grundsätzlich
in einem Spannungsverhältnis gegenüber. Nunmehr müssen Entscheidungen
über die Finanzierungsart, Konditionen und die Zinsvereinbarungen so getroffen
werden, dass diese wiederum über mehrere Perioden keine ungünstigen Aus-
wirkungen auf künftige Zahlungsströme und Kapitalkosten
19
haben. Damit der
Kunde trotzdem flexibel bleibt und die Finanzierung auch ein gewisses Maß an
Sicherheit beinhaltet, muss ein passendes und kostengünstiges Finanzierungs-
konzept erstellt werden. Hierzu werden im Folgenden zwei Theorien angeführt
und letztlich verglichen, in wieweit deren Erkenntnisse auf Finanzierungskon-
struktionen mit Fremdwährungskrediten übertragbar sind.
2.2
Theorie und Hintergrund einer Diversifikation
2.2.1 Portfoliodiversifikation nach Markowitz
Die von Harry M. Markowitz (1952) erstellte und 1990 mit dem Nobelpreis aus-
gezeichnete
20
Modern Portfolio Theory
21
zeigt, wie risikoscheue Investoren ihr
Risiko bei gegebener Rendite vermindern können. Der Theorie liegen folgende
Annahmen zugrunde: Es existiert ein vollkommener Kapitalmarkt; Steuern,
Transaktionskosten und Informationsbarrieren, Geldwert- und Zinsänderungen
werden nicht berücksichtigt. Anlagetitel sind beliebig teilbar, für Investoren ist der
Preis
22
und das Volumen der am Markt gehandelten Wertpapiere ein gegebenes
17
Kreditwürdigkeit ist ein Maßstab für die Bonität des Kreditnehmers. Der Kreditgeber vertraut
(lat. credere) auf die Zahlungsfähigkeit und Zahlungswilligkeit des Kreditnehmers in Bezug auf
die vereinbarten Zins- und Tilgungsleistungen. Die Kreditwürdigkeit ist damit abhängig von den
persönlichen Verhältnissen, sowie der gegenwärtigen und künftigen Einkommens- und Vermö-
genssituation des Kreditnehmers. (Vgl. Kümpel, Siegfried: Bank- und Kapitalmarktrecht, 3. Auf-
lage, Köln 2004, S. 816f.)
18
Vgl. Eilenberger, Guido: Betriebswirtschaftliche Finanzwirtschaft, 7. Auflage, München 2003, S.
367f.
19
Vgl. Schneck, Ottmar: Finanzierung, 2. Auflage, München 2004, S. 98.
20
Vgl. Gerloff, Harald Ulrich: Computerintegriertes Portfoliomanagement ­ von der Informatikun-
terstützung einzelner Arbeitsschritte zum integrierten Informationsprozess, Diss., München
1994, S. 147.
21
Vgl. Sharpe, William F./ Alexander, Gordon J./ Bailey, Jeffery V.: Investments, 6. Auflage,
Prentice-Hall 1999, S. 228f.
22
Vgl. Davidson, Ron: Wertorientierte Steuerung im Kredit- und Einlagengeschäft, Reihe V, Band
2906, Frankfurt 2002, S. 53f.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 5
Datum.
23
Außerdem wird angenommen, dass sich alle Anleger risikoavers ver-
halten, rational handeln und sich dabei an dem Erwartungswert (erwartete Ren-
dite) und der Volatilität (Risiko) von Anlageobjekten orientieren. Die Erwartungen
aller Marktteilnehmer sind damit homogen. Die Betrachtung bezieht sich auf eine
einperiodische Laufzeit
24
(Zwei-Zeitpunkt-Modell).
25
Die Betrachtung der Anlageobjekte erfolgt ex ante: Der Erwartungswert
1
µ ei-
ner Rendite und dessen Streuung
1
(Volatilität oder Standardabweichung),
d.h. das Risiko mit dem die Rendite durchschnittlich von ihrem Mittelwert (sowohl
nach oben als auch nach unten
26
) abweicht, dienen als Kenngrößen
27
zur Ent-
scheidungsfindung.
28
Ein Anleger wird deshalb bei zwei Portfoliokombinationen
mit gleichem Erwartungswert die Alternative wählen, welche eine minimale
Streuung (Volatilität) aufweist und daher für ihn eine niedrigere Risikokomponen-
te beinhaltet. Ist bei zwei Alternativen das Risiko identisch, wird die Möglichkeit
mit der höheren Rendite bevorzugt um die Gewinn zu maximieren.
29
Bei der Kombination von zwei (mehreren) Anlageobjekten zu einem Portfolio
wird die zu erwartende Rendite
2
µ (
p
µ ) aus dem gewichteten Mittelwert der bei-
den (Vielzahl der) Wertpapieren errechnet. Das Risiko des Portfolios
2
kann
nur mit Hilfe des Korrelationskoeffizienten der beiden Anlageobjekte berechnet
werden. Zur Bestimmung der Risikoaggregation eines Portfolios
p
muss Kova-
rianz berücksichtigt werden.
30
Mit Hilfe des Korrelationskoeffizienten
31
lässt sich einschätzen, ob eine Diversifi-
kation des Risikos überhaupt möglich ist. Je mehr der Koeffizient zweier Anlage-
objekte von dem Wert + 1 abweicht, desto besser kann das Portfolio-Risiko
durch Streuungen minimiert werden.
32
Markowitz belegt diese Rechenweise mit
einem Glücksrad, das zwei voneinander unabhängige drehende Scheiben hat.
33
Man nehme an, ein Anleger hat für eine bestimmte Zeit t einen bestimmten Be-
23
Vgl. Wöhe, Günter: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, a. a. O., S. 765f.
24
Sharpe, William F./ Alexander, Gordon J./ Bailey, Jeffery V.: Investments, a. a. O., S. 139.
25
Vgl. Davidson, Ron: Wertorientierte Steuerung im Kredit- und Einlagengeschäft, a. a. O., S.
53f.
26
Vgl. Gerloff, Harald Ulrich: Computerintegriertes Portfoliomanagement, a. a. O., S. 151.
27
Siehe Anhang, Abbildung 2: Formeln zur Portfoliotheorie.
28
Vgl. Markowitz, Harry M.: Mean-Variance Analysis in Portfolio Choice and Capital Markets,
Basil Blackwell 1990, S. 3ff.
29
Vgl. Wöhe, Günter: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, a. a. O., S. 765ff.
30
Vgl. Steiner, Peter/ Uhlir, Helmut: Wertpapieranalyse, 4. Auflage, Heidelberg 2001, S. 137f.
31
Siehe Anhang, Abbildung 3: Der Korrelationskoeffizient.
32
Vgl. Mertens, Detlef: Portfolio-Optimierung nach Markowitz, Band 16, Frankfurt 2004, S. 7.
33
Vgl. Markowitz, Harry M.: Portfolio Selection ­ Efficient Diversification of Investments, 2. Aufla-
ge, Basil Blackwell 1991, S. 56f.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 6
trag zur Verfügung, den er streuen und deshalb in zwei verschiedene Aktien an-
legen möchte. Zur Auswahl stehen Anteile an einem Kohlekraftwerk X, einem
Kernkraftwerk Y und einer Wiederaufbereitungsanlage Z für Kernbrennstäbe.
Möglich denkbare Umweltsituationen U sind: Entweder U
1
, die verantwortlichen
Stellen aus Wirtschaft und Politik entscheiden gegen die Kernenergie mit Inkauf-
nahme des CO
2
-Ausstoßes oder U
2
für das Kernkraftwerk, wenn Risiken von
Kernenergie in Kauf genommen werden. Y und Z sind unter obigen Annahmen
vollständig positiv korreliert. Wenn das Szenario U
1
(U
2
) eintritt, befinden sich
beide Anteile von Y und Z im Verlust (Gewinn). Wohingegen der Anleger, der
eine Kombination der negativ korrelierten Anteile präferiert, z.B. von X und Y o-
der X und Z, an einem Anteil gewinnen und sich so der Verlust ausgleichen wür-
de.
34
Aus der Darstellung sämtlicher Rendite-Risiko-Kombinationen in Abhängigkeit
von verschiedenen Korrelationskoeffizienten ergeben sich mehrere Portfolioli-
nien
35
. Die Lage der Linien im Koordinatensystem verdeutlicht die unterschiedli-
che Wirkung der Diversifikation in Abhängigkeit der Korrelation. Die Punkte B
und A geben die Rendite-Risiko-Relationen wieder, die durch eine Anlage der
Gesamtsumme in jeweils eine der beiden Aktien erreicht wird. Der Vergleich der
verschiedenen Portfoliolinien zur Geraden BA macht die Risikominimierung
durch Kombinationen von nicht vollständig positiv korrelierenden Anlageteilen
deutlich. Theoretisch kann erst bei einer Korrelation von -1 (in der Realität jedoch
nicht vorhanden) das Risiko vollständig eliminiert werden.
36
Von allen möglichen Kombinationen zu einem Portfolio unterscheidet man die
effizienten bzw. optimalen Portfolios. Für die
Effizienzlinie
37
(roter Teil der Port-
foliolinie) oder auch Efficient Frontier
38
(auf ihr liegen alle Portfolios, die theore-
tisch für eine Anlage die präferierten Kombinationen sind
39
) gilt, dass bei gleicher
Rendite ein Portfolio mit geringerem Risiko und bei gleichem Risiko eine höhere
Rendite existiert.
40
34
Vgl. Wöhe, Günter: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, a. a. O., S. 765ff.
35
Siehe Anhang, Abbildung 4: Risk/Return-Diagramm.
36
Vgl. Reuse, Svend: Markowitz: Grundlagen der Portfoliotheorie und Diversifikation, in: bank-
fachklasse, Jg. 25, Heft 11/2004, S.24-26.
37
Siehe Anhang, Abbildung 5: Effizienzlinie und Isonutzenkurven.
38
Vgl. Mertens, Detlef: Portfolio-Optimierung nach Markowitz, a. a. O., S. 7.
39
Vgl. Gerloff, Harald Ulrich: Computerintegriertes Portfoliomanagement, a. a. O., S.150.
40
Vgl. Wöhe, Günter: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, a. a. O., S. 765ff.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 7
Das Portfoliorisiko wird maßgeblich von den wechselseitigen Abhängigkeiten der
Renditen der einzelnen im Portfolio vertretenen Anlagen determiniert.
41
Die Ent-
scheidung über eine Portfoliozusammensetzung ist daher nicht eine Selektion
einzelner Werte, sondern eine Entscheidung für eine Möglichkeit der auf der Ef-
fizienzlinie vertretenen Portfolios. Hierbei muss die nutzenmaximale Anlagekom-
bination (Gewichtung nach dem Bedürfnis individueller Risikobereitschaft und
Renditewunsch) ausgewählt werden.
42
Diese kann mit Hilfe der
Isonutzenkur-
ven
43
hergeleitet werden.
Somit ist gezeigt, dass sich das unsystematische Risiko einzelner Anlagen durch
eine Portfoliobildung eliminieren lässt. Dies muss allerdings unter der Prämisse
erfolgen, dass die gesamte Korrelationsstruktur aller zur Auswahl stehenden An-
lageobjekte für die Auswahl und Gewichtung zu einem Portfolio berücksichtigt
wird. Es ist jedoch ebenso deutlich geworden, dass bei hoher Risikobereitschaft
ab einem gewissen Grad die Rendite nicht mehr durch zusätzliche Übernahme
von Risiken (Grenznutzen) erhöht werden kann. Dies ist darauf zurückzuführen,
dass das systematische Risiko nicht diversifizierbar ist und daher auch kein Preis
in Form einer Rendite gezahlt werden kann.
44
2.2.2 Weiterentwicklung
zum
Capital Asset Pricing Model
Das obige Konzept der Portfoliotheorie wurde durch Lintner, Mossin und Sharpe
zum Capital Asset Pricing Model (CAPM) weiterentwickelt. Mit Hilfe dieses
Gleichgewichtsmodells
45
kann erörtert werden, welchen Preis die Anleger für die
Risikoübernahme bei Kapitalmarktgleichgewicht fordern. Diese Theorie legt e-
benfalls obige Annahmen zugrunde und berücksichtigt auch einen vollkomme-
nen Geld- und Kapitalmarkt indem ein einheitlicher risikoloser Zinssatz R
f
(auch Basiszins oder Pure Rate) eingebunden wird, zu dem beliebig viel Kapital
aufgenommen oder angelegt werden kann. Es besteht die Möglichkeit das Port-
folio mit Anlagen zum risikolosen Zinssatz R
f
zu mischen. Folglich ergibt sich
durch die lineare Beziehung zwischen einem risikolosen und einem risikoreichen
41
Vgl. Heidorn, Thomas: Finanzmathematik in der Bankpraxis ­ Vom Zins zur Option, 4. Auflage,
Wiesbaden 2002, S. 134f.
42
Vgl. Gerloff, Harald Ulrich: Computerintegriertes Portfoliomanagement, a. a. O., S. 12f und S.
150f.
43
Siehe wiederholt Anhang, Abbildung 5.
44
Vgl. Gerloff, Harald Ulrich: Computerintegriertes Portfoliomanagement, a. a. O., S. 150f.
45
Vgl. Davidson, Ron: Wertorientierte Steuerung im Kredit- und Einlagengeschäft, a. a. O., S.
53f.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 8
Portfolio die
Kapitalmarktlinie
(Capital Market Line)
46
, die zu dem Zinssatz von
R
f
die Ordinate scheidet und die bereits erläuterte Effizienzlinie
47
tangiert. Anle-
ger, die ein geringes Risiko tragen möchten, kombinieren ihre Investitionen aus
dem Portfolio und der risikolosen Anlage
.
Diese Kombination finden sich auf der
im Schaubild gestrichelten Gerade wieder. Bei gegebener Risikobereitschaft
D
lohnt es jedoch das Portfolio D zu Gunsten D´ umzustellen, da hier bei gleichem
Risiko eine höhere Rendite zu erwarten ist.
In dem tangentialen Berührungspunkt mit der Effizienzlinie befindet sich das op-
timale Marktportfolio M (Domestic Market Portfolio)
48
. Die Ermittlung des Markt-
portfolios beruht auf zwei Faktoren: Einerseits der Höhe der Pure Rate R
f
und
andererseits der Lage der Effizienzlinie im Koordinatenkreuz. Die Topin-
Separation beweist, dass die optimale Zusammenstellung von Risiko und Ertrag
unabhängig vom Grad der Risikoaversion der einzelnen Investoren und damit für
jeden Anleger gleich ist. Die Kapitalmarktlinie gibt den Preis wieder, die von den
Anlegern für die Übernahme einer zusätzlichen Risikoeinheit gefordert wird.
49
Aus dem Verlauf der Kapitalmarktlinie leitet man einen linearen Zusammenhang
zwischen dem Risiko eines Portfolios und der Renditeerwartung ab.
50
Der Beta-Faktor
51
zeigt in Bezug auf den Korrelationswert wie stark sich die Ver-
änderung der Rendite eines Anlageobjektes aufgrund einer einprozentigen Ren-
diteänderung des Marktportfolios auswirkt. Die Aussagekraft des Betakoeffizien-
ten nimmt für Korrelationswerte von größer als 0,5 bis zu dem Wert 1 stetig zu.
52
2.2.3 Erkenntnisse der Theorien und Diskussion des Begriffes Diversifikation
Die Portfoliotheorie von Markowitz beweist, dass Wertpapiere so kombiniert wer-
den können, dass sich das Risiko minimieren lässt. Eine breite Streuung des
Anlagebetrages auf mehrere Anlageobjekte ist notwendig. Durch eine geringfü-
46
Vgl. Steiner, Peter/ Uhlir, Helmut: Wertpapieranalyse, a. a. O., S. 188f.
47
Siehe Anhang, Abbildung 6: CAPM: Kapitalmarktlinie und Marktportfolio.
48
Vgl. Solnik, Bruno/ McLeavey, Dennis: International Investments, 5. Auflage, Addison-Wesley,
S. 144.
49
Vgl. Wöhe, Günter: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, a. a. O., S. 771ff.
50
Vgl. Hadeler, Thorsten/ Winter, Eggert/ Arentzen, Ute: Gabler Wirtschaftslexikon ­ Die ganze
Welt der Wirtschaft: Betriebswirtschaft ­ Volkswirtschaft ­ Recht ­ Steuern, 16. Auflage, Wies-
baden 2004, S. 611f.
51
Siehe Anhang, Abbildung 7: Der Beta-Faktor.
52
Vgl. Davidson, Ron: Wertorientierte Steuerung im Kredit- und Einlagengeschäft, a. a. O., S.
54f.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 9
gige Steigerung der Streuung ist eine deutliche Risikoreduktion möglich.
53
Bei
gleichgewichteten Aktienportfolios reduziert sich die Volatilität größtenteils wäh-
rend der Diversifikation mit den ersten zehn Anlageobjekten.
54
Diversifikation ist betriebswirtschaftlich beschrieben ein Instrument zur Strate-
gieauswahl.
55
Bestehende Risiken werden insgesamt nicht eliminiert, sondern
bei gleicher Rendite strategisch umverteilt.
56
Mit wachsender Anzahl, der vertre-
tenen Werte wird die Standardabweichung immer unwichtiger, die Kovarianz
gewinnt an Bedeutung.
57
Die von den Anlagen ausgehenden speziellen Risiken
des Portfolios sind also weitgehend diversifiziert, das Marktrisiko (auch Kovari-
anz- oder Residualrisiko
58
)
59
besteht jedoch noch.
60
Grubel
61
hat 1968 die Portfoliotheorie auf internationale Investments ange-
wandt.
62
Es zeigt sich, dass international diversifizierte Portfolios im Vergleich zu
nationalen Diversifikationen bei gleicher Anzahl von Titeln das Portfoliorisiko
63
zusätzlich reduzieren
64
können. Er begründet auf diese Weise den Trend zu in-
ternationalen Investments.
65
Der Top-down-Ansatz bei einer Portfoliostrukturie-
rung macht sich diese Eigenschaft zu nutze: Nicht ein einzelner Titel ist aus-
schlaggebend, sondern vielmehr die grundsätzliche Verteilung (Asset Allokation)
des anzulegenden Kapitals auf die zur Verfügung stehenden Märkte und Wäh-
rungen (Anlagestruktur); im anschließenden wird das Kapital auf einzelne Anla-
geobjekte verteilt. Schon bei vergleichsweise niedrigen Korrelationskoeffizienten
kann das Risiko bei internationaler Aktienportfoliobildung im Vergleich zu natio-
nalen Portfolios abgesenkt werden.
66
53
Vgl. Jäger, Bernd/ Zimmermann, Markus: Anlagepolitik bei Versicherungsunternehmen, in:
Leser, Hartmut/ Rudolf, Markus (Hrsg.): Handbuch ­ Institutionelles Asset Management, Wies-
baden 2003, S. 194.
54
Vgl. Drummen, Martin: Europaweite diversifizierte Aktienportfolios ­ Eine empirische Untersu-
chung unter besonderer Berücksichtigung von Anlagefonds, Bern 1992, S. 64ff.
55
Vgl. Hadeler, Thorsten/ Winter, Eggert/ Arentzen, Ute: Gabler Wirtschaftslexikon, a. a. O., S.
611f.
56
Vgl. Doswald, Hugo/ Lachnit, Stefan: Aktive Portfoliosteuerung schafft neue Handlungsspiel-
räume im Immobilienfinanzierungsgeschäft, in: Kredit Rating & Praxis, Heft 1/2004, S. 11-13.
57
Vgl. Heidorn, Thomas: Finanzmathematik in der Bankpraxis, a. a. O., S. 134f.
58
Vgl. Jäger, Bernd/ Zimmermann, Markus: Anlagepolitik bei Versicherungsunternehmen, a. a.
O., S. 195.
59
Siehe Anhang, Abbildung 8: Risikoreduktion durch Streuung.
60
Vgl. Heidorn, Thomas: Finanzmathematik in der Bankpraxis, a. a. O., S. 134f.
61
Vgl. Grubel, H. G.: Internationally Diversified Portfolios: Welfare Gains and Capital Flows, in:
The American Economic Review 58, Dezember 1968, S. 1299-1314.
62
Vgl. Maurer, Raimond/ Mertz, Alexander: Internationale Diversifikation von Aktien und Anleihe-
portfolios aus der Perspektive deutscher Investoren, Mannheim 1999, S. 1.
63
Siehe Anhang, Abbildung 9: Vorteile einer internationalen Diversifikation.
64
Vgl. Sharpe, William F./Alexander, Gordon/ Bailey, Jeffery V.: Investments, a. a. O., S. 794ff.
65
Vgl. Gerloff, Harald Ulrich: Computerintegriertes Portfoliomanagement, a. a. O., S. 12f.
66
Vgl. Steiner, Peter/ Uhlir, Helmut: Wertpapieranalyse, a. a. O., S. 206ff.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 10
Kritikpunkte an obigen Theorien sind, dass sich die Berechnungen von Risiko
und Rendite ausschließlich an historischen Daten orientieren und damit bevor-
stehenden Ereignissen zu wenig Bedeutung zukommt. Markterschütterungen,
die den Wert nahezu jeder Aktie einbrechen lassen, können durch diese Theorie
nicht erkannt werden.
67
Anhaltspunkte für einen optimalen Ein- und Ausstiegs-
zeitpunkt können nicht gegeben werden.
2.3 Streuungsmöglichkeiten
in
einem persönlichen Kreditportfolio
Unter Gliederungspunkt 2.1 wurden bereits die Vorteile einer strukturierten Fi-
nanzierung erläutert. Nach einer einführenden begrifflichen Klärung soll nun die
praktische Anwendung von Diversifikationsmöglichkeiten näher beleuchtet wer-
den.
Das Wort ,,Kreditportfolio" wurde zunächst in dem Zusammenhang mit der Kre-
ditvergabepolitik der Banken verwendet.
68
Insbesondere Risiken der Kreditinstitu-
te sollen dahingehend durch Streuung verbessert werden, dass die Ausfallrisiken
für Banken reduziert werden.
69
Derzeit erfährt der Begriff des Kreditportfolios im
Zusammenhang mit einer Finanzierung eines Kunden bei der Dresdner Bank AG
eine weitere Bedeutung. Dem ,,persönlichen Kreditportfolio" eines jeden Kunden
liegt ein Finanzierungskonzept zugrunde, das der jeweiligen Risikovorstellung
des Kunden entsprechen soll und das Konzept mit der gewünschten Flexibilität
ausgestaltet.
70
Möglichkeiten einer Strategie in einem Kreditportfolio setzen zu-
nächst die Kenntnis der individuellen Gegebenheiten des Kunden voraus. Daher
müssen dem Berater Finanzierungshöhe, Finanzierungsgegenstand, die Eigen-
kapital- und Einkommenssituation, sowie weitere Eckdaten zur Bonität bekannt
sein.
Möglich sind Darlehen mit langfristiger Laufzeit und fester Zinsbindung, z.B. 10
Jahre, aber auch mit kürzeren Zinsfestschreibungen von einem Monat bis hin zu
drei Jahren. Zinsen können als Festsätze vereinbart oder variabel gestaltet wer-
den. Variable Konditionen passen sich regelmäßig, nach bestimmten Intervallen
(ein Monat bis zu einem Jahr), an einem Referenzzinssatz, wie z.B. dem EURI-
67
Vgl. Reuse, Svend: Markowitz, a. a. O..
68
Vgl. Doswald, Hugo/ Lachnit, Stefan: Aktive Portfoliosteuerung schafft neue Handlungsspiel-
räume im Immobilienfinanzierungsgeschäft, a. a. O..
69
Vgl. Burmester, Christian/ Pawlowski, Norbert: Steuerung konzernweiter Kreditportfolien, in:
Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, Jg. 57, Heft, 1/2004 S. 1190-1193.
70
Vgl. Dresdner Bank AG: Kapitalmarkttrends Kreditgeschäft, o. O., vom 08.11.2004.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 11
BOR
71
oder LIBOR
72
, an. Bei variablem Zins, der nur (wie unter Kapitel 3.1.4 be-
wiesen wird) in einer Hochzinsphase sinnvoll ist, kann jeweils zu den Zinsanpas-
sungsterminen eine Sondertilgung erfolgen. Diese erkauft sich der Kreditnehmer
jedoch mit dem Risiko, dass er möglicherweise an einer steigenden Zinsentwick-
lung ebenso teilnimmt. Um sich davor zu schützen
73
, können Konditionen mit
einem Cap
74
oder einem Collar
75
ausgestattet werden.
76
Die Absicherung einer
Obergrenze für die Kondition kostet den Kreditnehmer jedoch einen größeren
Aufschlag als die Festlegung einer Bandbreite.
77
Die Tilgung kann regelmäßig durch Ratenzahlung
78
, in Annuitäten
79
oder durch
eine endfällige Tilgung erfolgen, entsprechend verändert sich die verbleibende
Restschuld
80
. Dabei ist das endfällige Darlehen die teuerste Variante, die von
dem Kreditnehmer zunächst aber keine Einschränkungen in der monatlichen
Disposition seiner Liquidität durch festgelegte Tilgungen verlangt. Die Summe
71
Der EURIBOR steht für Euro Interbank Offered Rate und bezeichnet die Referenzzinssätze im
Euromarkt (im Rahmen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion in Kraft getreten).
Er wird aus den täglich um 11 Uhr MEZ von 57 Referenzbanken (47 Banken aus Euro-
Ländern, 4 aus übrigen EU-Ländern und 6 aus nicht Euro-Ländern) übermittelten Briefsätzen
für einwöchige, sowie Ein- bis Zwölfmonatsgelder ermittelt. (Vgl. Hadeler, Thorsten/ Winter,
Eggert/ Arentzen, Ute: Gabler Wirtschaftslexikon, a. a. O., S. 987.)
72
LIBOR ist die Abkürzung für London Interbank Offered Rate und bezeichnet den Refinanzie-
rungszinssatz (Briefkurs) für viele Finanzinstrumente des Geldmarktes zu dem international tä-
tige Großbanken bester Bonität Euro-Geldmarktgeschäfte in London abschließen. Der LIBOR
errechnet sich aus dem arithmetischen Mittel der Angebotszinsscheine der Banken des zwei-
ten Werktages zu Beginn einer Zinsperiode. Wenn nötig wird der Wert auf das nächst höhere
1/16% aufgerundet. Der LIBOR wird für verschiedene Laufzeiten und Währungen an jedem
Bankarbeitstag um die Mittagszeit ermittelt und anschließend über Nachrichtendienste verbrei-
tet. (Vgl. o. V.: Devisen-Trader, a. a. O., S. 3. Vgl. Hadeler, Thorsten/ Winter, Eggert/ Arentzen,
Ute: Gabler Wirtschaftslexikon, a. a. O., S. 1900.)
73
Vgl. Kümpel, Siegfried: Bank- und Kapitalmarktrecht, 3. Auflage, Köln 2004, S. 1878.
74
Der Cap ist eine für einen bestimmten Zeitraum vertraglich festgelegte Obergrenze für die Fi-
nanzierungskondition und sichert den Kunden vor starkem Kostenanstieg. Überschreitet der er-
rechnete Zins die vereinbarte Obergrenze, zahlt der Kunde nur die diese Kondition. (Vgl.
Büschgen, Hans E./ Börner, Christoph J.: Bankbetriebslehre, 4. Auflage, Stuttgart 2003, S.
167. Vgl. Kümpel, Siegfried: Bank- und Kapitalmarktrecht, a. a. O., S. 1878.)
75
Ein Collar ist eine Konstruktion aus einem Cap und einem Floor (Zinsuntergrenze), so dass
eine Bandbreite für den Zinssatz entsteht. Bei einem Collar partizipiert der Kunde bis zur Zins-
untergrenze an einer sinkenden Zinsentwicklung, überschreitet der errechnete Zinssatz die Un-
tergrenze, zahlt er den vereinbarten Floor. Da der Kunde hier das Risiko sinkender Zinsen
trägt, ist der Aufschlag für den Collar geringer als der des Caps. (Vgl. Büschgen, Hans E./ Bör-
ner, Christoph J.: Bankbetriebslehre, a. a. O., S. 167. Vgl. Kümpel, Siegfried: Bank- und Kapi-
talmarktrecht, a. a. O., S. 1879.)
76
Vgl. Dresdner Bank AG: Kapitalmarkttrends Kreditgeschäft, a. a. O..
77
Vgl. Kümpel, Siegfried: Bank- und Kapitalmarktrecht, a. a. O., S. 1879.
78
Raten- oder auch Abzahlungsdarlehen werden mit gleich bleibenden Tilgungsleistungen begli-
chen. Die Zinsleistungen sinken während der Laufzeit, so dass die zu leistenden Zahlungen je-
des Jahr geringer werden. (Vgl. Zantow, Roger: Finanzierung, a. a. O., S. 128ff.)
79
Annuitäten-, Tilgungs- oder Amortisationsdarlehen werden durch jährlich gleich bleibende Ge-
samtrate, deren Zahlung in vierteljährlichem oder monatlichem Modus erfolgt, getilgt. (Vgl. Zan-
tow, Roger: Finanzierung, a. a. O., S. 128ff.)
80
Siehe Anhang, Abbildung 10: Restschulden bei verschiedenen Tilgungsausgestaltungen.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 12
der Zins- und Tilgungsleistungen (Kapitaldienst) unterscheidet sich bei jeder der
genannten Tilgungsweisen
81
.
82
Beim Erwerb einer eigengenutzten Immobilie können unter den jeweiligen Vor-
aussetzungen Wohnungsbau-Förderprogramme und Zuschüsse der Kreditan-
stalt für Wiederaufbau (KfW)
83
in Anspruch genommen werden. Hier einige Bei-
spiele: Das KfW-Programm zur Förderung des Wohneigentums, das Wohnraum-
Modernisierungsprogramm (Ost), das Programm zur CO
2
-Minderung (Austausch
von alten Heizungen ab dem Baujahr 1978), das Ökologisch Bauen Programm
(Energiespar- und Passivhäuser) oder das 100.000-Dächer-Solarstrom-
Programm (Installation von Photovoltaikanlagen).
84
Die Förderungen der KfW
bieten im Vergleich zu Kreditinstituten günstigere Finanzierungsvarianten, jedoch
sind die Förderungen in jedem Bundesland unterschiedlich. Der Antrag auf ein
KfW-Darlehen muss über die Hausbank erfolgen, welches anschließend über
diese ausgezahlt und verwaltet wird.
85
Alle genannten Kreditarten können auch auf Fremdwährungen lauten (ausge-
nommen der KfW-Programme), sobald die Voraussetzungen dafür erfüllt sind.
Durch eine Währungsspekulation können günstigere Konditionen erreicht und
der ,,Finanzierungsmix"
86
sinnvoll ergänzt werden. Zumindest technisch sind e-
benfalls die verschiedenen Tilgungsmodalitäten, Zinsarten und Zinsbindungen,
sowie Cap und Collar möglich.
87
Welche Kombinationen sich in einem Kredit-
portfolio für die Kostenstruktur effizient auswirken, soll Inhalt des folgenden
Punktes sein.
Schon ein Vergleich der angebotenen Laufzeiten und Konditionen
88
zeigt, dass
die Sicherheit einer Finanzierung mit der Flexibilität und den kostengünstigsten
Alternativen nicht vollständig vereinbar ist. Bei der Entwicklung des Finanzie-
81
Siehe Anhang, Abbildung 11: Kapitaldienste in Abhängigkeit von der Tilgungsart.
82
Vgl. Grill, Wolfgang/ Perczynski, Hans: Wirtschaftslehre des Kreditwesens, 38. Auflage, Frank-
furt 2004, S. 420ff.
83
Die KfW wurde 1948 als Körperschaft des öffentlichen Rechts zur Finanzierung des Wieder-
aufbaus der deutschen Wirtschaft gegründet. Heute begleitet sie verschiedene Förderpro-
gramme im In- und Ausland, unterstützt aber auch Unternehmen und Privatkunden. (Vgl.
Büschgen, Hans E./ Börner, Christoph J.: Bankbetriebslehre, a. a. O., S. 85.)
84
Vgl.
www.sskm.de/sskmwww_prod/sskmwww/bauen_wohnen/baufinanzierung.html
vom
10.12.2004
85
Vgl.
www.kfw-foerderbank.de
vom 10.12.2004
86
Vgl.
www.info-finanzierungsvergleiche.de/kredite-in-fremdwaehrungsfinanzierung. html
vom
10.12.2004
87
Informationen: Herr Andreas Siefritz, Berater Finanzierung/Vermögen, Dresdner Bank AG,
Filiale Baden-Baden.
88
Siehe Anhang, Abbildung 12: Aktuelle Finanzierungskonditionen der Dresdner Bank.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 13
rungskonzeptes müssen individuelle Gegebenheiten berücksichtigt werden, z.B.
ob die KfW-Förderprogramme mit dem Finanzierungsvorhaben übereinstimmen.
2.4
Anwendung der Diversifikation in einem Finanzierungskonzept mit Hilfe
von Fremdwährungskrediten
2.4.1 Empirische Studien zur Diversifikation mit Fremdwährungskrediten
Datentechnische Grundlagen der Ermittlung aller Kennzahlen unter diesem Kapi-
tel sind für die Wechselkurse die arbeitstäglichen Schlusskurse der Devisenrefe-
renzsätze (EZB) und die LIBOR-Geldmarktsätze (3 Monate) der Schweizer Nati-
onalbank. Die Datenbasis erstreckt sich jeweils von Januar 1999 (Euroeinfüh-
rung) bis einschließlich November 2004.
Die oben bei der Kapitalanlage definierte zu erwartende Rendite, soll sich hier
zunächst nur aus Wechselkursveränderungen gegenüber dem Euro zusammen-
setzen, da veränderte Zinsniveaus nach den Theorien keine Berücksichtigung
finden. Bei der Kombination von zwei Investitionsformen ist zunächst auszu-
schließen, dass deren Korrelation gleich + 1 ist, so dass eine Streuung wir-
kungslos wäre. Es wird unterstellt, dass Wechselkurse
89
variable sind. Sobald
eine Währung in einem festen Verhältnis (Fixingkurs) zu einer anderen Währung
steht, ist eine vollständig positive Korrelation gegeben und daher eine Streuung
nicht möglich. Da es für den Euro keine EUR/EUR-Wechselkurs gibt, besteht für
die Eurofinanzierung auch kein Devisenkursrisiko. In der Tabelle
90
zeigt sich,
dass über die Zeitspanne von fünf Jahren, der Japanische Yen zum CHF die
geringste Korrelation aufweist. Der Wert liegt mit k=0,0417 sehr nahe bei null.
Der Verlauf des Schweizer Franken mit dem Britischen Pfund oder dem Ameri-
kanischen Dollar weist einen schon viel höheren Wert auf.
Im zweiten Schritt muss die Standardabweichung als Maß für die Streuung um
den gewichteten
91
Mittelwert, d.h. das Risiko der Abweichung sowohl nach oben
als auch nach unten, betrachtet werden. Der Wert drückt zu erwartende
Schwankungen um das Mittel aus, die in den Einheiten EUR/CHF oder Prozent
angegeben werden können. Je größer der prozentuale Wert, desto wahrscheinli-
cher ist es, dass die zu erwartenden Werte weit vom Durchschnitt entfernt liegen
(höheres Risiko) und nicht mehr in die statistische Normalverteilung fallen. Bei
89
Siehe Anhang, Abbildung 16 bis Abbildung 19. Im unteren Absatz werden die Wechselkurse
expliziter betrachtet.
90
Siehe Anhang, Abbildung 13: Korrelationen der Wechselkurse
.
91
Bei Wechselkursen ist für die Berechnung der Standardabweichung keine Gewichtung not-
wendig; jeder Tag fließt gleich hoch gewichtet ein.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 14
einer Gauß´chen Normalverteilung
92
ist zu erwarten, dass mindestens 95% aller
Werte im Intervall plus/minus der zweifachen Standardabweichung liegen.
93
Der Wechselkurs wird in EUR/CHF (Mengennotierung) ausgedrückt. Der ent-
sprechende Betrag in CHF errechnet sich durch eine Multiplikation.
94
Für den
Fremdwährungs-Kreditnehmer bedeutet daher ein fallender Kurs, dass die in
Euro umgerechneten Verbindlichkeiten steigen. Bei dem Vergleich der täglichen
Devisenschlusskurse
95
fällt auf, dass als einzige Währung der CHF über fast fünf
Jahre hinweg keinen Wert außerhalb der doppelten Standardabweichung auf-
weist. Das schafft bei dem Kreditnehmer Vertrauen ­ nicht zuletzt wegen der
Währungsentwicklung ist der CHF die häufigste nachgefragte, manchmal auch
die einzige angebotene Fremdwährung bei Währungskrediten ­ lässt aber eben-
so an den Kursgewinnchancen zweifeln. Der JPY durchbricht die Grenze der
doppelten Standardabweichung nach unten, GBP und USD weisen Werte auf,
die dieses Breitband von 95% nach oben durchbrechen. Als weitere Kennzahlen
folgen nun der gleitende 200-Tage-Durchschnitt
96
(schwarze Skizzierung) und
die Volatilität
97
, die sich auf den Betrachtungszeitraum von 30 Tage (graue Li-
nie) bzw. 200 Tage (weise Kurve) bezieht.
98
Als Schlussfolgerung bei der Be-
trachtung bleibt eindeutig, dass die Währungschancen und Risiken bei dem
Schweizer Franken mit einem vergleichsweise niedrigen 200-Tage- Maximalwert
von 2,38% gering sind, während der JPY durch Kursbewegungen in den Jahren
2000 und 2001 einen fast dreieinhalb Mal so großen Maximalwert von 8,25%
aufweist. Der USD hebt sich mit einem Wert von 6,00% ebenso hervor. Der Kurs
des CHF scheint sich nach unten zu bewegen und hat das Niveau von 1999 bis-
her nicht mehr erreichen können, während der Dollar gegen Jahresende 2004
kontinuierlich neue Rekordhöhen erreicht hat. Der Yen befindet sich, am Trend-
92
Die Gaußfunktion ist die statistische Normalverteilung von Zufallsgrößen. Dabei kommt der
berechnete Mittelwert mit der höchsten Wahrscheinlichkeit vor, größer und kleiner werdende
benachbarte Werte nehmen in ihrer statistischen Wahrscheinlichkeit zunehmend ab. (Vgl. Wolf,
Birgit/ Hill, Mark/ Pfaue, Michael: Strukturierte Finanzierungen, Stuttgart 2003, S. 50ff.)
93
Vgl. Heidorn, Thomas: Finanzmathematik in der Bankpraxis, a. a. O., S. 275.
94
Vgl. Beike, Rolf/ Schlütz, Johannes: Finanznachrichten ­ lesen ­ verstehen - nutzen, 3. Aufla-
ge, Stuttgart 2001, S. 271.
95
Siehe Anhang, Abbildung 14: Mittelwert und Standardabweichung.
96
Der gleitende Durchschnitt kann die Tagesschwankungen glätten, indem für jeden Börsentag
das arithmetische Mittel der letzten 199 Tage und des aktuellen Tageskurses gebildet wird.
Hoch- und Tiefpunkte der Kurve sind Signale für Trendwechsel. (Vgl. Beike, Rolf/ Schlütz, Jo-
hannes: Finanznachrichten, a. a. O., S. 119f.)
97
Siehe Anhang: Abbildung 15: Wechselkursvolatilität.
98
Siehe Anhang, Abbildung 16: Wechselkurs Schweizer Franken, Abbildung 17: Wechselkurs
Japanischer Yen, Abbildung 18: Wechselkurs US-Dollar und Abbildung 19: Wechselkurs Briti-
sches Pfund.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 15
verlauf betrachtet, in einem Aufwärtstrend. Laut Analysten ist dies mit der Unter-
gewichtung des handelsgewichteten Wechselkurses in Verbindung zu bringen
99
.
Dem GBP steht aufgrund des Tiefpunktes im gleitenden Durchschnitt der Trend-
wechsel zu steigenden Kursen bevor. Die Korrelation der Währungen
100
unter-
einander zeigt, dass der CHF am besten geeignet ist um Währungsrisiken mit
GBP (k=0,2116), USD (k=0,3322) oder JPY (k=0,0417) zu streuen. Gemäß den
obigen Theorien gilt es nun, die Finanzierungssumme aufzuteilen. Der Kursge-
winn soll im Verhältnis zu dem Kursrisiko abgebildet werden. Aufgrund der ermit-
telten Korrelationen und Standardabweichungen ergeben sich bei der Kombina-
tion des CHF mit anderen FX-Finanzierungen verschiedene Effizienzlinien
101
.
Die Annahmen sollen am Beispiel einer Finanzierungsstreuung in Schweizer
Franken und Yen detailliert werden. Die verschiedenen Portfolios der Korrelation
k=0,0417 werden in einer Effizienzlinie abgebildet
102
. Die Punkte X und Y stellen
dabei die Finanzierungsstruktur dar, welche die gesamte Summe jeweils in der
Währung CHF oder JPY abbildet. Da der JPY höhere Volatilitäten aufweist, hat
die Finanzierung über die japanische Währung auch größere Ertragspotentiale.
Mit dem Schweizer Franken verhält es sich entsprechend umgekehrt. Die Euro-
Finanzierung unterliegt keinen Fremdwährungsgewinnen und -risiken, sondern
lediglich dem systematischen Risiko, daher legt sie sich wie eine Ursprungsge-
rade an die Effizienzlinie an. Zunächst muss eine bestimmte Minimalgrenze der
Risikobereitschaft überschritten werden (wegen den Mindestkreditbeträgen in
einer Fremdwährung), sonst kann keine FX-Finanzierung und damit keine Diver-
sifikation durch Fremdwährungen erfolgen. Daher beginnt die Gerade erst mit
dem kleinsten Risiko der Effizienzlinie (dem Portfolio einer 100%igen CHF-
Finanzierung). Die Streuung kleiner Teile der Finanzierung in das Portfolio mit
der risikoärmeren Fremdwährung CHF eröffnet bei gleichem Risiko
F
zusätzli-
ches Ertragspotential aus Währungsgewinnen. Auch aus dieser Zusammenstel-
lung ergibt sich ein Potentialmaximum im tangentialen Berührungspunkt der Ge-
raden zur Effizienzlinie.
99
Vgl. Bastian, Nicole: Japan sieht stärkeren Yen gelassen, in: Handelsblatt vom 26.11.2004, S.
35.
100
Siehe wiederholt Anhang, Abbildung 13.
101
Siehe Anhang, Abbildung 20: Darstellung der Korrelationen und Volatilitäten zum CHF.
102
Siehe Anhang, Abbildung 21: Diversifikation mit Hilfe von Fremdwährungskrediten

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 16
Zum Vergleich der grundsätzlichen Tendenz der Zinsen werden die Korrelatio-
nen
103
der Leitzinsen
104
herangezogen: Der CHF hält sich mit k=0,9475 sehr
nahe an der Entwicklung des Euro; JPY und USD verlaufen ähnlich, das GBP
hat zum USD mit k=0,9466 ebenfalls einen hohen Wert. Da der Leitzins von den
Zentralbanken als Mittel zur Geldmengensteuerung genutzt wird und wirtschaft-
lich internationale Zusammenhänge bestehen, erklären sich hohe Korrelations-
werte von selbst. Aufgrund zunehmender globaler Verflechtungen zwischen in-
ternationalen Unternehmen bzw. Volkswirtschaften haben sich die Einflüsse des
Auslandes kontinuierlich erhöht. Aus der Analyse ergibt sich andererseits, dass
der Yen zum Euro den niedrigsten Korrelationswert von k=0,4299 einnimmt und
auch die Korrelation des CHF zu JPY mit k=0,5008 einen interessanten Anhalts-
punkt bildet. Der Leitzins des Schweizer Franken besteht aus den Lombardsät-
zen
105
, die für vergleichsweise kurze Zeiträume zwischen einem Tag und drei
Wochen auf dem gleichen Niveau liegen.
106
Da kein fester Zinssatz über Monate
hinweg besteht, tendiert der Korrelationswert k gegenüber den anderen Wäh-
rungen gegen null.
Mit dem Leitzins sind grundsätzliche Tendenzen behandelt worden, nun soll der
Geldmarkt als direkter Einflussfaktor auf die Finanzierung analysiert werden. Da-
her werden nun dessen Korrelationen
107
und Standardabweichungen
108
verglei-
chend betrachtet. Auffallend ist, dass die Entwicklungen
109
über fünf Jahre hin-
weg größtenteils in die gleiche Richtung verlaufen. Der Yen bildet hier die Aus-
nahme, da seine Zinsentwicklung im kurzfristigen Bereich mit dem GBP einen
leicht negativen Wert einnimmt. Nun gibt es drei differenzierte Ansatzpunkte:
Man nimmt den zinsgünstigen Yen ins Portfolio und diversifiziert dessen Kursvo-
latilitätsrisiko analog der Portfoliotheorie mit dem CHF bzw. man ist bereit den
Zinsvorteil eventuell mit einem Kursfall zu zahlen. Zweiter Ansatzpunkt: Man ori-
entiert sich am CHF und dessen Zinsentwicklungsstabilität im Vergleich zum Eu-
ro (k=0,9561). Hier besteht bei niedrigerem Zinsniveau nur ein geringes Risiko
einer gegenläufigen Zinsentwicklung. Die Dritte Variante geht analog zu der
103
Siehe Anhang, Abbildung 22: Korrelationen der Leitzinsen.
104
Siehe Anhang, Abbildung 23: Leitzinsentwicklung im Überblick.
105
Vgl.
www.finanzinfo.ch
vom 04.02.2005
106
Vgl. Sonderegger, Christian/ Stampfli, Marc (Hrsg.): Aktuelle Schweiz ­ Lexikon für Politik,
Recht, Wirtschaft und Gesellschaft, 4. Auflage, Oberentfelden 2004, S. 482.
107
Siehe Anhang, Abbildung 24: Korrelation der 3-Monats-Geldmarktsätze zum Euro.
108
Siehe Anhang, Abbildung 25: Volatilität der 3-Monats-Geldmarktsätze.
109
Siehe Anhang, Abbildung 26: Zinsentwicklung EUR, Abbildung 27: Zinsentwicklung CHF,
Abbildung 28: Zinsentwicklung JPY, Abbildung 29: Zinsentwicklung USD und Abbildung 30:
Zinsentwicklung GBP.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 17
Portfoliotheorie vor und diversifiziert in mehrere Währungen, da auch schon Kor-
relationskoeffizienten von 0,6 und 0,8 bei internationalen Investitionen eine ak-
zeptable Streuung verursachen
110
.
Betrachtet man die Zinsentwicklung
111
und deren Korrelation über 30 bzw. 200
Tage, stellt man fest, dass auch hier sehr große zyklische Veränderungen vor-
handen sind, so dass die Korrelationen bei jeder Währung temporär auch nega-
tiv sind. Das heißt, dass wie bei jeder Investition der Einstiegszeitpunkt von ent-
scheidender Bedeutung ist.
2.4.2 Praktische
Umsetzbarkeit angenommener Prämissen
Der Kapitalmarkt ist im Gegensatz zur Modellannahme unvollkommen, da der
Anlagezins nicht gleich dem Verschuldungszinssatz ist. Steuern und Transakti-
onskosten sind in der Realität auch vorhanden und gerade bei Fremdwährungs-
krediten besonders zu beachten. Weitere Ausführungen dazu in Kapitel 3.1.2.
Die Informationseffizienz kann in der Praxis nicht gegeben sein, da Informatio-
nen außerhalb des Modells Zeit zur Weitergabe und Verarbeitung benötigen. Die
realen Gegebenheiten sind zusätzlich noch von der Geldwertentwicklung und
Zinsänderungen am Kapitalmarkt determiniert, die in fast allen Modellen ausge-
klammert wurden.
112
Ferner ist die Teilbarkeit von Wertpapieren oder Finanzie-
rungen, wie hier angenommen, in der Praxis nicht gegeben.
Anleger können mit Hilfe eines Investmentfonds selbst mit kleinen Beträgen ihr
Kapital streuen.
113
Eine Fremdwährungsfinanzierung kann, abhängig von der
Bank, erst ab Beträgen von ca. 100.000,-- EUR abgeschlossen werden. Es be-
deutet, dass der Kreditnehmer mindestens den dreifachen Kreditbedarf benötigt
um eine Diversifikation mit den o.g. Effekten darstellen zu können.
Die Effizienzlinie der Währungen wird im Allgemeinen flacher verlaufen als die
von Wertpapierportfolios, da hier kein Konsumverzicht bezahlt wird, sondern die
Erträge rein spekulativ sind und sich die Erwartungswerte der Kurse nicht
zwangsläufig positiv entwickeln müssen. Bei der Diversifikation in einem persön-
lichen Kreditportfolio bleibt auch zu beachten, dass Finanzmärkte international
verknüpft sind. Genauso, wie es kaum Anlagemöglichkeiten gibt, die vollständig
negativ korrelieren, sind auch die Kurs- und Zinsentwicklungen international ver-
110
Vgl. Solnik, Bruno/ Mc Leavey, Dennis: International Investments, a. a. O., S. 462f.
111
Siehe wiederholt Anhang, Abbildung 26 bis Abbildung 30.
112
Vgl. Schüler, Andreas: Performance-Messung und Eigentümerorientierung, Frankfurt am Main
1998, S. 170.
113
Vgl. Beike, Rolf/ Schlütz, Johannes: Finanznachrichten, a. a. O., S. 674.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 18
zahnt. Genauere analytische Hintergründe zu beiden Anhaltspunkten werden
unter Kapitel 3.1 veranschaulicht.
Grundsätzlich besteht die Wahl zwischen aktiven und passiven Portfoliostrate-
gien.
114
Jedoch kann ein Kreditportfolio nicht aktiv umgestaltet und angepasst
werden, weil Zins- und Kreditlaufzeiten nicht variable Bestandteile dieser Strate-
gie sind, sondern kurz- oder langfristige Bindungen vorweisen. In diesem Sinne
sind Anlageportfolios viel flexibler. Aufgrund dessen ist es trotzdem von beson-
derer Bedeutung Finanzierungsarten und Konditionen sinnvoll aufzuteilen, damit
Flexibilität zumindest für einen Teil besteht. Hiermit wird allerdings die goldene
Finanzierungsregel ausgehebelt, die besagt, dass aus Sicherheitsgründen Fris-
tenkongruenz zwischen Kreditlaufzeit und Mittelbindung vorhanden sein sollte.
115
Die Theorien können nur den Anspruch eines Modells erfüllen. In der Praxis las-
sen sich Ziele, wie Flexibilität und Planungssicherheit, die neben der Rendite
existieren und genauso Teil einer Finanzierung sind, mit Hilfe der unter 2.3 auf-
gezählten Bausteine realisieren. Im folgenden Kapitel soll nun der Baustein
,,Fremdwährungskredit" näher beleuchtet werden.
3 Praktische Ausgestaltung von Diversifikationen bei Finanzierungskonzepten
mit Hilfe von Fremdwährungskrediten bei der Dresdner Bank AG
3.1 Fremdwährungsfinanzierung bei Privatkunden
3.1.1 Das Fremdwährungsdarlehen ­ Differenzierung zur Eurofinanzierung
Ein Fremdwährungsdarlehen, auch FX-Darlehen, ist eine Verbindlichkeit in einer
ausländischen Währung (Geldleihe
116
). In Deutschland bzw. dem Euro-
Währungsraum wäre dies, ausgegangen von dem Euro als europäische Wäh-
rung, jede andere Kreditwährung. Fremdwährungsfinanzierungen sind vorwie-
gend zum Zweck der Bedienung von Forderungen aus Importen bei Firmen be-
kannt. Haben die Unternehmen Zahlungseingänge in derselben Währung, z.B.
durch Warenausfuhren, kann das Wechselkursrisiko aufgehoben werden. Ver-
bindlichkeiten in Fremdwährungen können in Form von Kontokorrentkrediten auf
114
Vgl. Fabozzi, Frank J.: Bond Markets, Analysis and Strategies, 5. Auflage, Prentice-Hall 2004,
S. 412f.
115
Vgl. Wöhe, Günter: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, a. a. O., S. 746.
116
Bei einem Darlehen handelt es sich um die temporäre Überlassung von Kapital (Geld) oder
Kaufkraft im Vertrauen auf die spätere Rückzahlung. (Vgl. Kümpel, Siegfried: Bank- und Kapi-
talmarktrecht, a. a. O., S. 816f.)

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 19
Fremdwährungskonten gewährt werden, ein Wechseldiskontkredit
117
ist ebenso
denkbar.
118
Die häufigste Inanspruchnahme einer Fremdwährungsfinanzierung im Privatkun-
dengeschäft erfolgt allerdings in Form des Eurokredits, von der Dresdner Bank
AG auch Eurobarvorschuss oder Fremdwährungs-Geldmarktkredit genannt.
Dabei ist der Kreditvertrag über einen längeren Zeitraum ausgelegt, jedoch ori-
entiert sich der Zinssatz an dem LIBOR als Referenzzins (variable Zinskonditi-
on). Auf den LIBOR-Satz wird ein Aufschlag (Marge) addiert, der sowohl den
Ertrag des Kreditinstitutes als auch die Kosten der Kreditabwicklung beinhaltet.
119
Diese Kreditkonstruktion nennt man Roll-over-Kredit, bzw. sie wird auch als
revolvierender Kredit bezeichnet.
120
Die Roll-over-Fremdwährungsdarlehen sind
dadurch gekennzeichnet, dass eine betraglich festgelegte Schuld in einer
Fremdwährung eingegangen wird, aber die in Euro umgerechnete Kredithöhe
schwankt.
121
Nach Ablauf der Zinsbindung zum Roll-over-Termin ist die Zinszah-
lung fällig (beispielsweise nach drei, sechs oder zwölf Monaten). Anhand des
Referenzzinssatzes LIBOR wird am gleichen Stichtag die Kondition für den
nächsten Zeitraum neu festgelegt.
122
Da man sich bei der Abwicklung auf Euro-Rahmenkreditverträge (detaillierte
Ausführungen unter Kapitel 3.2.2) entschieden hat, kann der Kunde zu den Roll-
over-Terminen in eine andere Währung wechseln.
123
Fremdwährungskreditneh-
mer spekulieren auf die Währungskursentwicklung, daher sind dies in der Regel
endfällige Darlehen, so dass die Tilgung in einer Summe am Laufzeitende erfol-
gen soll. Damit die Darlehensschuld am Ende der Laufzeit getilgt werden kann,
muss während der Kreditlaufzeit Kapital in ein Tilgungsinstrument (Tilgungssur-
rogat) angespart werden. Unter der Bedingung, dass Einkommen in der Kredit-
währung bezogen wird, kann auch in der Fremdwährung Vermögen gebildet
werden. Bei der Sparrate muss das Wechselkursrisiko und entsprechende Si-
cherheitspuffer für den Worst-case berücksichtigt werden. Das Tilgungssurrogat
117
Der Wechseldiskontkredit wird von dem Kreditinstitut durch Ankauf von noch nicht zur Zah-
lung fälligen Wechselforderungen gewährt. Die Kredithöhe entspricht dem auf dem Wechsel
genannten Betrag abzüglich Diskontzinsen bis zum Fälligkeitstag. (Vgl. Hadeler, Thorsten/
Winter, Eggert/ Arentzen, Ute: Gabler Wirtschaftslexikon, a. a. O., o. S..)
118
Vgl. Hadeler, Thorsten/ Winter, Eggert/ Arentzen, Ute: Gabler Wirtschaftslexikon, a. a. O., S.
1153.
119
Informationen: Herr Andreas Siefritz, a. a. O..
120
Vgl. Wöhe, Günter: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, a. a. O., S. 762f.
121
Vgl. Eilenberger, Guido: Betriebswirtschaftliche Finanzwirtschaft, 7. Auflage, München 2003,
S. 276f.
122
Vgl. o. V.: Devisen-Trader, a. a. O., S. 3.
123
Informationen: Herr Andreas Siefritz, a. a. O..

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 20
kann ein Bausparvertrag, eine Lebens- bzw. Rentenversicherung oder ein
Fondssparplan sein.
124
Fremdwährungskredite werden meist vor Ende der Lauf-
zeit des Kreditvertrages getilgt oder in Euro konvertiert um Verluste zu minimie-
ren oder Gewinne zu realisieren.
125
Nun sollen die einzelnen Schritte einer Währungsfinanzierung anhand eines Bei-
spiels aufgezeigt werden, maßgebliche Determinanten erklärt und fachliche Beg-
riffe zur Vervollständigung eingeführt werden. Zum Beispiel möchte ein Kunde in
sein Finanzierungskonzept ein endfälliges CHF-Darlehen mit dem Zinssatz von
1,80% p.a. (Zinsbindung: drei Monate) im Gegenwert von EUR 100.000,-- ein-
binden. Eine Verbindlichkeit in CHF entsteht, wenn der Kunde einen Verkauf von
Schweizer Franken gegen 100.000,-- Euro tätigt. Die Devisenumrechnung erfolgt
zum Briefkurs
126
(Kurs: 1,510 EUR/CHF) zuzüglich Provision und Courtage. An-
schließend steht das CHF-Konto mit 151.000,-- CHF im Soll, während ihm auf
dem Eurokonto der Kreditbetrag von 100.000,-- EUR zur Verfügung gestellt wird.
Der Kreditnehmer schuldet der Bank nun 151.000,-- CHF, Tilgung und Zinszah-
lungen erfolgen in CHF. Da die Zinsen vierteljährlich fällig sind, muss der Kunde
nach der ersten Roll-over-Periode den entsprechenden Eurobetrag in CHF kon-
vertieren und 679,50 CHF Zinsen zahlen
127
. In den weiteren Quartalen wird der
Zinssatz jeweils erneut an dem Referenzzinssatz angepasst, daher variiert auch
der Zinsbetrag in CHF. Am Ende der Laufzeit muss der Kunde 151.000,-- CHF
zurückzuzahlen, dabei können sich unterschiedliche Währungsentwicklungen
auf Zins und Tilgung als Chance oder Risiko erweisen
128
. An diesem Beispiel
wird deutlich, dass ein Fremdwährungskredit bei Kursverlusten von 10% vermö-
gensvernichtend sein kann, im Gegenteil jedoch gleichermaßen Chancen auf
Kursgewinne eröffnet.
129
Erfolgt eine Finanzierung zu o.g. Konditionen und erfol-
gen alle weiteren Zinszahlungen und Tilgungen innerhalb von drei Jahren zu den
genannten Worst- bzw. Best-Case-Szenarien
130
, kostet die erste Variante c.p.
5,70% p.a. nominal. Mit dieser Kondition hat sich der Kunde im Vergleich zu ei-
124
Vgl. Dresdner Bank AG: Add ON´s ­ Neue Risikoansätze ­ Volatilitäten der einzelnen Wäh-
rungen, Stuttgart o. D..
125
Vgl. o. V.: Devisen-Trader, a. a. O. S. 3.
126
Der Briefkurs oder auch Verkaufskurs ist der Satz zu dem die Bank Euro verkauft und die
Fremdwährung ankauft. Über die Spanne zwischen dem Geld- (Bank kauft Euro und verkauft
Fremdwährung) und dem Briefkurs ist die Gewinnmarge der Bank. (Vgl. Richard, Willi/ Schwi-
tala, Hans Werner: Grundkurs der Bankmathematik, 5. Auflage, Rinteln 2003, S.208.)
127
Siehe dazu auch das Zinsrisiko unter Gliederungspunkt 3.1.2.
128
Siehe Anhang, Abbildung 31: Wechselkurseinflüsse auf Zins- und Tilgungsleistungen.
129
Vgl. o. V.: Devisen-Trader, a. a. O., S. 2.
130
Siehe Anhang, Abbildung 32: Beispielrechung eines Fremdwährungsdarlehens.

Diplomarbeit von Griseldis Burger
Seite 21
nem Euro-Darlehen teuerer finanziert. Sicherheitspuffer von fast 11.750,-- EUR
wären nötig gewesen. Bei letzterer Alternative, wenn der Wechselkurs des Euros
in drei Jahren eine Aufwertung (Kurs des Schweizer Franken steigt) um 10%
erfahren hätte, wäre dem Kunden durch die Währungsspekulation c.p. ein Ge-
winn von 1,39% p.a. zugeflossen.
Der Fremdwährungskredit birgt besondere Risiken. Bei der Berechnung der Fi-
nanzierung muss der Kunde deshalb eine fiktive Kapitaldienstfähigkeit von min-
destens 7-8% (jährlich) erfüllen können.
131
Der vergleichbare Kapitaldienst
132
eines Euro-Darlehens liegt bei 6%. Da der Zins bei einer FX-Finanzierung (z.B.
CHF: 1,80% und JPY: 1,10%) erheblich niedriger liegt als bei der kalkulatori-
schen Berechnung, fließt der überschüssige Teil von 2 bis 4% als Sicherheitspuf-
fer in Produkte zur Vermögensbildung.
133
3.1.2 Beraterauftrag und Risikoaufklärung
Die sich aus einer Fremdwährungsfinanzierung ergebenden Risiken erfordern
seitens der Beratung eine genaue Aufklärung. Das Wertpapierhandelsgesetz
(WpHG) schreibt in § 31 Abs. 2 vor, dass Banken verpflichtet sind, von ihren
Kunden
,,Angaben über Erfahrungen oder Kenntnisse in Geschäften, [...], über ihre mit
den Geschäften verfolgten Ziele und über ihre finanziellen Verhältnisse zu verlangen"
134
.
In Nr. 2 des gleichen Paragraphen werden Kreditinstitute dazu verpflichtet dem
,,Kunden alle zweckdienlichen Informationen mitzuteilen, soweit dies zur Wahrung der
Interessen der Kunden und im Hinblick auf Art und Umfang der beabsichtigten Geschäf-
te erforderlich ist."
135
Die Leitlinien der Dresdner Bank für eine kundengerechte
Beratung
136
setzen die gesetzlichen Vorschriften im Umfang der Beratungspflicht
im Einzelfall um. Einerseits muss eine Beratung anlegergerecht sein, anderer-
seits soll eine Beratung objektbezogen erfolgen und damit die Eigenschaften und
Risiken eines Investitionsobjektes aufzeigen.
137
Dafür ist es notwendig den Kun-
den, die Bedingungen und Risiken des FX-Kredites genau zu kennen
138
.
131
Vgl. Dresdner Bank AG: Add ON´s, a. a. O..
132
Siehe Anhang, Abbildung 33: Vergleich der Anforderungen eines Fremdwährungsdarlehens.
133
Informationen: Herr Andreas Siefritz, a. a. O..
134
Grill, Hannelore: Bankrecht für Auszubildende ­ Gesetze ­ Verordnungen ­ Abkommen ­
Geschäftsbedingungen, 22. Auflage, Berlin 2004, S. 313, § 31 Abs. 2, Nr. 1.
135
ebenda, S. 313, § 31 Abs. 2, Nr. 2.
136
Siehe Anhang, Abbildung 34: Leitlinien der Dresdner Bank für eine kundengerechte Beratung.
137
Vgl. Dresdner Bank AG: Advisory Team Beratungsstandards Dresdner Bank AG, Region Süd-
west: Fachgespräch WpHG, Stuttgart 2003, Folie 9.
138
Siehe Anhang, Abbildung 35: Umsetzung der Leitlinien für eine kundengerechte Beratung.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832495480
ISBN (Paperback)
9783838695488
DOI
10.3239/9783832495480
Dateigröße
16.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim, früher: Berufsakademie Mannheim – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2006 (Mai)
Note
1,5
Schlagworte
kreditgeschäft darlehen euribor libor us-dollar
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Titel: Möglichkeiten und Probleme der Diversifikation im Rahmen einer Finanzierungskonstruktion mit Hilfe von Fremdwährungsdarlehen für Kreditkunden im gehobenen Privatkundengeschäft
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