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Auswirkungen von Trainerwechseln auf den sportlichen Erfolg in der Fußball-Bundesliga

Eine empirische Untersuchung

©2005 Diplomarbeit 88 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der Fußball ist in Deutschland seit Jahrzehnten unangefochten die Sportart Nummer Eins und die Fußballbundesliga zieht Spieltag für Spieltag Tausende von Zuschauern in die Stadien sowie Millionen vor die Fernsehschirme. Auch im wirtschaftlichen Sinn ist der professionelle Fußball von einer Sportart zu einem gewaltigen Wirtschaftsgeschäft und Vereine zu großen Wirtschaftsunternehmen geworden. Dies verdeutlichte auch schon Prof. Dr. Dr. Picot vor zehn Jahren: „Die wirtschaftliche Bedeutung des professionellen Sports, insbesondere auch des professionellen Teamsports ist in den letzten Jahren erstaunlich gewachsen. Als Teil der Freizeit- und Unterhaltungsindustrie kommt diesem Bereich im Zeitalter der Massenmedien immer größere wirtschaftliche Bedeutung zu“.
Der durchschnittliche Gesamtumsatz pro Verein in der ersten Bundesliga stieg von 10,3 Millionen Euro in der Saison 1989/90 auf mittlerweile knapp 60 Millionen Euro in der Saison 2003/04. Dies bedeutet einen Gesamtumsatz für die erste Bundesliga von 1,06 Milliarden Euro bei einem Betriebsergebnis von 52 Millionen Euro in der Spielzeit 2003/04. Allein die Einnahmen der TV-Vermarktung der Bundesliga sind von Null auf ein zwischenzeitliches Rekordhoch von knapp 350 Millionen Euro in der Saison 2000/01 gestiegen.
Ebenso spielen sich die Gehälter von Spielern, Trainern und Managern im Millionenbereich ab und ähneln denen von Managereinkommen in Industrieunternehmen. Insofern lassen sich die Fußballvereine der Profiligen inzwischen auf Grund der finanziellen Entwicklungsmöglichkeiten und der Veränderung der Rechtsformen durchaus mit mittelständischen Unternehmen vergleichen.
Die sportlichen Erfolge der Vereine, ob sie zum Beispiel um den Verbleib in der finanziell attraktiveren ersten Liga oder um einen Platz in einem europäischen Wettbewerb spielen, sind somit ähnlich wichtig wie die Performance oder Managementleistungen von Wirtschaftsunternehmen. Falls diese hinter den Erwartungen zurückbleiben, wird der Ruf nach personellen Konsequenzen sehr schnell lauter. Die Entlassung von Spitzenführungskräften wie Vorstände oder Top-Manager ist eine logische Konsequenz und nach den wirtschaftlichen Schwankungen der letzten Jahre deswegen auch vermehrt in den Medien zu hören. Wie bei klassischen Wirtschaftunternehmen werden Kernmitarbeiter von Fußballvereinen, zu denen Trainer, Manager und Spieler zählen, am jeweiligen Erfolg der Mannschaft gemessen.
Während sich bei Unternehmen der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9526
Rothermel, Markus: Auswirkungen von Trainerwechseln auf den sportlichen Erfolg in der
Fußball-Bundesliga - Eine empirische Untersuchung
Druck Diplomica GmbH, Hamburg, 2006
Zugl.: Ludwig-Maximilian-Universität München, Diplomarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

- I -
Inhaltsverzeichnis
Seite
Anhangsverzeichnis... III
Abbildungsverzeichnis ...IV
Tabellenverzeichnis... V
Abkürzungsverzeichnis ...VI
1 Einleitung ...1
1.1 Einführung in die Thematik ...1
1.2 Aufbau und Ziele der Arbeit ...3
2 Die Fußball-Bundesliga und die Trainerposition...4
2.1 Die Entwicklung des Fußballspiels ...4
2.2 Die Fußball-Bundesliga und ihre Entwicklungen ...5
2.2.1 Die historische Entwicklung der Bundesliga...5
2.2.2 Die wirtschaftliche Bedeutung...7
2.3 Die Bedeutung des Fußballtrainers ...14
2.3.1 Begriffsbestimmung...14
2.3.2 Aufgaben und Rollen des Trainers ...14
2.4 Trainerwechsel ...16
2.4.1 Charakteristika von Trainerwechseln ...16
2.4.2 Arten und Gründe für Trainerwechsel ...17
3 Theoretische Grundlagen ...19
3.1 Der Innovationszusammenhang ...19
3.2 Erfolgsmessung von Innovationen ...20
3.3 Definition des sportlichen Erfolges ...21
3.4 Auswirkungen der Wechsel von Spitzenführungskräften auf den
Unternehmenserfolg ...23
3.5 Stand der Forschung...27
4 Untersuchungsdesign und deskriptive Statistik ...33
4.1 Datenbasis ...33
4.2 Deskriptive Statistik ...34
4.2.1 Vereine in der Bundesliga und deren Trainerwechsel ...34
4.2.2 Zeitpunkt von Trainerwechseln ...35
4.2.3 Leistungsstände der Mannschaften zum Zeitpunkt der Trainerwechsel...37

- II -
5 Empirische Untersuchung mittels Hypothesenüberprüfung ...40
5.1 Methodik ...40
5.2 Operationalisierung ...43
5.3 Ergebnisse der Hypothesenüberprüfung ...44
5.3.1 Zeitvergleich bei den TW-Mannschaften ...44
5.3.1.1 Vergleich anhand der durchschnittlich erzielten Punkte...44
5.3.1.2 Vergleich anhand der durchschnittlichen Tabellenstände...48
5.3.2 Zeitvergleich der Kontrollmannschaften ...50
5.3.2.1 Vergleich der erzielten Punkte ...50
5.3.2.2 Vergleich der durchschnittlichen Tabellenstände ...53
5.3.3 Betriebsvergleich der TW-Mannschaften mit den Kontrollgruppen ...56
5.3.3.1 Vergleich der Differenz der durchschnittlich erzielten Punkte ...56
5.3.3.2 Vergleich der Differenz der durchschnittlichen Tabellenplätze ...57
5.3.4 Differenzierte Analyse anhand der Leistungsstärke im Zeitraum nach
1995 ...58
5.3.5 Vergleich der Abstiegsfälle der intrasaisonalen Wechsel...59
6 Diskussion der Ergebnisse ...62
7 Zusammenfassung und Ausblick ...65
Anhang ...68
Literaturverzeichnis...74

- III -
Anhangsverzeichnis
Anhang 1: Vereine der 1. Fußball-Bundesliga von 1963/64 bis 2003/04...68
Anhang 2: Inter- und intrasaisonale Trainerwechsel aller Bundesligisten bis 2003/04..69
Anhang 3: Anzahl der inter- und intrasaisonalen Wechsel an den verschiedenen
Spieltagen...70
Anhang 4: Ergebnisse des Betriebsvergleiches der erzielten Punkte anhand der
Leistungsstände der Periode 1-8 und vortw-tw/se nach 1995...71
Anhang 5: Vergleich der Anzahl an Mannschaften auf Abstiegsplätzen zum Zeitpunkt
des Trainerwechsels mit dem Saisonende...72
Anhang 6: Vergleich der Anzahl an Mannschaften auf Abstiegsplätzen zum Zeitpunkt
des Trainerwechsels kurz vor Saisonende und des Saisonendes ...73

- IV -
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Entwicklung der Fernseheinnahmen der Ersten Bundesliga ...9
Abbildung 2: Systematisierung des sportlichen Erfolges anhand der Fristigkeit ...23
Abbildung 3: Anzahl der Trainerwechsel in den jeweiligen Spielzeiten...35
Abbildung 4: Inter- und intrasaisonale Trainerwechsel in einzelnen Zeitabschnitten ...36
Abbildung 5: Anzahl der intrasaisonalen Trainerwechsel an den verschiedenen
Spieltagen...37
Abbildung 6: Tabellenstand der Mannschaften bei Trainerwechsel...38
Abbildung 7: Differenzierte Darstellung des Tabellenstandes bei Trainerwechsel...38
Abbildung 8: Leistungsstände der Mannschaften bei Trainerwechsel ...40
Abbildung 9: Differenzierte Betrachtung der Leistungsstände bei Trainerwechsel ...40
Abbildung 10: Durchschnittliche Punktzahl der intra- und intersaisonalen TW-
Mannschaften ...45
Abbildung 11: Durchschnittliche Tabellenplätze der intra- und intersaisonalen TW-
Mannschaften ...48
Abbildung 12: Vergleich der durchschnittlich erzielten Punkte vor und nach
intrasaisonalen Trainerwechseln der TW-Mannschaften mit den
Kontrollgruppen ...50
Abbildung 13: Vergleich der durchschnittlich erzielten Punkte vor und nach
intersaisonalen Trainerwechseln der TW-Mannschaften mit den
Kontrollgruppen ...52
Abbildung 14: Vergleich der durchschnittlichen Tabellenplätze der intrasaisonalen
TW-Mannschaften mit den Kontrollgruppen...53
Abbildung 15: Vergleich der durchschnittlichen Tabellenplätze der intersaisonalen
TW-Mannschaften mit den Kontrollgruppen...54
Abbildung 16: Prozentualer Anteil der Mannschaften auf einem Abstiegsplatz am
Saisonende gegenüber dem Wechselzeitpunkt ...61
Abbildung 17: Prozentualer Anteil der Mannschaften auf einem Abstiegsplatz am
Saisonende gegenüber dem Wechselzeitpunkt kurz vor Saisonende...61

- V -
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Signifikanzwerte und deren Bedeutung ...43
Tabelle 2: Signifikanzgrad und Differenz der erzielten Punkte nach und vor
Trainerwechsel des t-Tests für ausgewählte Zeitfenster intra- und
intersaisonaler Wechsel...46
Tabelle 3: Signifikanzgrad und Differenz der durchschnittlichen Tabellenplätze nach
und vor Trainerwechsel des t-Tests für ausgewählte Zeitfenster intra- und
intersaisonaler Wechsel...49
Tabelle 4: Signifikanzgrad und Differenz der durchschnittlich erzielten Punkte nach und
vor Trainerwechsel für bestimmte Zeitfenster der Kontrollmannschaften ...52
Tabelle 5: Signifikanzgrad und Differenz der durchschnittlichen Tabellenplätze nach
und vor Trainerwechsel für bestimmte Zeitfenster der
Kontrollmannschaften ...55
Tabelle 6: Signifikanzgrad und Differenzen des Mittelwertvergleichs der Punkte der
TW- und Kontrollmannschaften ...57
Tabelle 7: Signifikanzgrad und Differenzen des Mittelwertvergleichs der
Tabellenstände der TW- und Kontrollmannschaften ...58
Tabelle 8: Ergebnisse des Betriebsvergleiches der erzielten Punkte anhand
verschiedener Leistungsstände der Mannschaften der Zeitperioden 1-8 und
vortw-tw/se...59

- VI -
Abkürzungsverzeichnis
ARD ...Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der
Bundesrepublik Deutschland
BGB ...Bürgerliches Gesetzbuch
bzw. ...beziehungsweise
ca. ...zirka
CEO ...Chief Executive Officer
DFB ...Deutscher Fußballbund
DFL ...Deutsche Fußball Liga GmbH
DM ...Deutsche Mark
DSB ...Deutscher Sportbund
et al. ...und andere Autoren
f. ...folgende Seite
FIFA ...Fédération Internationale de Football Association
Hrsg. ...Herausgeber
KM ...Kontrollmannschaften
Mio. ...Millionen
Mrd. ...Milliarden
Nr. ...Nummer
RTL ...Radio Television Luxemburg
S. ...Seite
TWM ...trainerwechselnde Mannschaften
UEFA ...Union des Associations Européennes des Football
Vol. ...Volume
WM ...Weltmeisterschaft
z.B. ...zum Beispiel

- 1 -
1 Einleitung
1.1 Einführung in die Thematik
Der Fußball ist in Deutschland seit Jahrzehnten unangefochten die Sportart Nummer
Eins und die Fußballbundesliga zieht Spieltag für Spieltag Tausende von Zuschauern in
die Stadien sowie Millionen vor die Fernsehschirme. Auch im wirtschaftlichen Sinn ist
der professionelle Fußball von einer Sportart zu einem gewaltigen Wirtschaftsgeschäft
und Vereine zu großen Wirtschaftsunternehmen geworden (Littkemann/Sunderdiek
2002, S. 67). Dies verdeutlichte auch schon Prof. Dr. Dr. Picot vor zehn Jahren: ,,Die
wirtschaftliche Bedeutung des professionellen Sports, insbesondere auch des professio-
nellen Teamsports ist in den letzten Jahren erstaunlich gewachsen. Als Teil der Freizeit-
und Unterhaltungsindustrie kommt diesem Bereich im Zeitalter der Massenmedien im-
mer größere wirtschaftliche Bedeutung zu" (Franck 1995, S. V). Der durchschnittliche
Gesamtumsatz pro Verein in der ersten Bundesliga stieg von 10,3 Millionen Euro in der
Saison 1989/90 auf mittlerweile knapp 60 Millionen Euro in der Saison 2003/04. Dies
bedeutet einen Gesamtumsatz für die erste Bundesliga von 1,06 Milliarden Euro bei
einem Betriebsergebnis von 52 Millionen Euro in der Spielzeit 2003/04
1
(Littke-
mann/Sunderdiek 2002, S. 67; Weilguny 2005, S. 28). Allein die Einnahmen der TV-
Vermarktung der Bundesliga sind von Null auf ein zwischenzeitliches Rekordhoch von
knapp 350 Millionen Euro in der Saison 2000/01 gestiegen (Hübl/Swieter 2002, S. 39).
Ebenso spielen sich die Gehälter von Spielern, Trainern und Managern im Millionenbe-
reich ab und ähneln denen von Managereinkommen in Industrieunternehmen. Insofern
lassen sich die Fußballvereine der Profiligen inzwischen auf Grund der finanziellen
Entwicklungsmöglichkeiten und der Veränderung der Rechtsformen
2
durchaus mit mit-
telständischen Unternehmen vergleichen (Väth 1994, S. 107).
Die sportlichen Erfolge der Vereine, ob sie zum Beispiel um den Verbleib in der finan-
ziell attraktiveren ersten Liga oder um einen Platz in einem europäischen Wettbewerb
spielen, sind somit ähnlich wichtig wie die Performance oder Managementleistungen
von Wirtschaftsunternehmen. Falls diese hinter den Erwartungen zurückbleiben, wird
der Ruf nach personellen Konsequenzen sehr schnell lauter. Die Entlassung von Spit-
zenführungskräften wie Vorstände oder Top-Manager ist eine logische Konsequenz und
nach den wirtschaftlichen Schwankungen der letzten Jahre deswegen auch vermehrt in
1
Der Topwert aus der Saison 2002/03 von 138 Mio. Euro wurde hauptsächlich durch das negative Ergeb-
nis von Borussia Dortmund nicht mehr erreicht.
2
Dies verdeutlicht auch die Zunahme an Fußballvereinen, die mittlerweile als Kapitalgesellschaften fir-
mieren.

- 2 -
den Medien zu hören. Wie bei klassischen Wirtschaftunternehmen werden Kernmitar-
beiter von Fußballvereinen, zu denen Trainer, Manager und Spieler zählen, am jeweili-
gen Erfolg der Mannschaft gemessen. Während sich bei Unternehmen der freien Wirt-
schaft die Managementleistung direkt auf die Finanzen auswirkt, ist der sportliche Er-
folg von Fußballvereinen indirekte Voraussetzung für finanzielle Erträge. Als
schwächstes Glied in der Kette der Verantwortlichen für die sportliche Leistung hat sich
seit Einführung der Bundesliga im Jahr 1963 der Trainer herausgestellt, der am leichtes-
ten auszutauschen scheint (Patsantaras 1994, S. 227). Ähnlich wie Wechsel von Füh-
rungskräften von großen Industrieunternehmen gehören die Trainerwechsel bei Bundes-
ligisten zu den Topnachrichten der Medien. Inzwischen betreiben Sportmagazine sogar
Umfragen vor jeder Saison, welcher Trainer als erster gehen muss. Sogar Wettanbieter
bieten Wetten auf den ersten Trainerwechsel der Saison an (Intertops.com). Damit wird
deutlich, welchen Stellenwert der Fußball als liebstes Kind der Deutschen im alltägli-
chen Leben eingenommen hat.
In der aktuellen Spielzeit 2004/05 sind nach einem Drittel der Saison bereits vier Trai-
ner entlassen worden. Beim Vergleich der Mannschaftsleistungen vor den Wechseln
unter den alten Trainern mit der Performance nach dem Wechsel zeigt sich ein sehr un-
einheitliches Bild. Zwei Mannschaften, Schalke 04 und der Hamburger SV, konnten
ihre durchschnittliche Punkteausbeute pro Spiel und den Tabellenstand von einem
Punkt und Platz 15 beziehungsweise 0,75 Punkte und Platz 18 auf durchschnittlich 2,33
Punkte und Platz 2 beziehungsweise 2,15 Punkte und Platz 7 nach dem 21. Spieltag
steigern. Die Punkteausbeute verbesserte sich unter dem neuen Trainer Ralf Rangnick
bei Schalke um 133% und beim HSV unter Thomas Doll sogar um 187%. Im Gegensatz
dazu konnten die anderen zwei Trainerwechsel bei Borussia Mönchengladbach (1,09
Punkte und Platz 14 vorher ­ 1,2 Punkte und Platz 14 nachher) und Hansa Rostock
(0,62 Punkte und Platz 18 ­ 0,62 Punkte und Platz 18 nachher) keine Leistungsverbes-
serung bewirken. In Anbetracht dieser unterschiedlichen Ergebnisse stellt sich die Fra-
ge, ob Trainerentlassungen eine sinnvolle Maßnahme hinsichtlich der Leistungssteige-
rung der Mannschaft sind. Diese unterschiedlichen Ergebnisse sind auch bei Trainer-
wechseln zu beobachten, die vor der Saison 2004/05 stattgefunden haben und die nicht
unter dem Begriff der Trainerentlassung vollzogen wurden. So ist beim Wechsel von
Hans Meyer zu Falko Götz bei Hertha BSC nach dem 17. Spieltag eine Leistungssteige-
rung mit durchschnittlich 1,65 Punkten gegenüber der Vorsaison mit 1,15 Punkten zu
erkennen, während bei Borussia Dortmund und dem Wechsel von Mathias Sammer
(1,62 Punkte) zu Bert van Marwijk (1,06 Punkte) eher eine Verschlechterung der Mann-

- 3 -
schaftsleistung ersichtlich ist. Insofern scheint eine Untersuchung von Trainerwechseln
bezüglich des sportlichen Erfolges der Mannschaft im Gegensatz zu früheren Studien
sowohl für die Wechsel innerhalb einer Saison, als auch für die Trainerwechsel zwi-
schen zwei Spielzeiten durchaus interessant und angebracht zu sein. Daneben gingen
frühere Studien nicht auf die Auswirkungen der zur Saison 1995/96 neu eingeführten
Drei-Punkte-Regel ein. Des Weiteren wurden kaum Untersuchungen hinsichtlich der
unterschiedlichen Effekte von Trainerwechsel unter Berücksichtigung des Tabellen-
standes zum Wechselzeitpunkt oder des Zeitpunktes des Wechsels in einer Saison vor-
genommen.
1.2 Aufbau und Ziele der Arbeit
Diese Arbeit soll die verschiedenen Arten an Trainerwechseln auf deren Auswirkungen
bezüglich des sportlichen Erfolges untersuchen und dabei die veränderten Bedingungen
hinsichtlich der Drei-Punkte-Regel ab 1995 einbeziehen. Dazu werden mit Hilfe von
empirischen Untersuchungsverfahren unter Berücksichtigung verschiedener Variablen
die Auswirkungen auf deren Signifikanz überprüft. Hinsichtlich der empirischen Unter-
suchung sollen grundlegende Vorgehensweisen aus einem vergleichbaren Teil der be-
triebswirtschaftlichen Erfolgs- und Innovationsforschung auf diesen Bereich des Sport-
managements übertragen werden. Im Mittelpunkt der Arbeit steht jedoch die empirische
Untersuchung, welche anhand von Zeit- und Betriebsvergleichen die Leistungen der
Mannschaften vor und nach dem Trainerwechsel analysieren und mit ausgewählten
Kontrollgruppen vergleichen soll.
Kapitel 2 beschreibt dafür zunächst die Entwicklung des Fußballs und stellt die histori-
sche Entstehung sowie die wirtschaftliche Bedeutung der Fußball-Bundesliga dar. Wei-
terhin wird dabei mit der Person des Fußballtrainers die zentrale Figur der Untersu-
chung charakterisiert und auf die verschiedenen Arten und Ursachen von Trainerwech-
seln eingegangen.
In Kapitel 3 werden die theoretischen Grundlagen des Innovationszusammenhangs mit
dieser Arbeit und das Vorgehen bezüglich der Erfolgsmessung in der Innovationsfor-
schung behandelt. Darüber hinaus werden die theoretischen Aspekte der Studien über
die Auswirkungen der Wechseln von Spitzenführungskräften auf den Unternehmenser-
folg aus der betriebswirtschaftlichen Erfolgsforschung erläutert. Anschließend wird ein
Überblick über den Stand der Forschung zum Thema dieser Arbeit präsentiert.
Die empirische Untersuchung wird in Kapitel 4 und 5 durchgeführt. Dazu werden in
Kapitel 4 zunächst die Datenbasis und das Untersuchungsdesign sowie Ergebnisse der

- 4 -
deskriptiven Statistik beschrieben. Kapitel 5 enthält die Methodik und die Ergebnisse
der Hypothesenüberprüfung. Die Diskussion der Ergebnisse erfolgt in Kapitel 6, wäh-
rend das abschließende Kapitel 7 die Arbeit zusammenfasst.
2 Die Fußball-Bundesliga und die Trainerposition
2.1 Die Entwicklung des Fußballspiels
Anfänge des Fußballspiels soll es bereits im Jahre 2700 vor Christi gegeben haben, wo-
nach in China ein fußballähnliches Spiel namens Ts'uh-küh betrieben wurde
(Rohr/Simon 2004, S. 7, 166). England gilt als Mutterland des Fußballs und leistete die
Pionierarbeit für das heutige Spiel, indem es im Jahre 1863 als erstes Land einen Fuß-
ballverband (Football Association) gründete sowie ein umfangreiches Regelwerk
3
etab-
lierte, dessen Grundlagen auch noch heute weltweit Geltung finden (Bisanz/Gerisch
1988, S. 15; Wikipedia.org/Fußball). In Deutschland entwickelte sich der Fußball ab
1880 mit der Gründung des ersten Deutschen Fußballvereins (Bremer Football Club)
und der Bildung des Deutschen Fußballbundes (DFB) im Jahr 1900, der 1902 die erste
Deutsche Fußballmeisterschaft durchführte (Rohr/Simon 2004, S. 12-14; Bi-
sanz/Gerisch 1988, S. 15). Durch internationale Vergleiche und vor allem durch die
erste Austragung von Weltmeisterschaften 1930 in Uruguay bekam der Sport weltweite
Aufmerksamkeit (Rohr/Simon 2004, S. 17).
Fußball ist heute die bedeutendste und am weitesten verbreitete Sportart der Welt. Mehr
als 240 Millionen Menschen in über 200 Ländern spielen Fußball (Erning 2000, S. 20;
Wikipedia.org/Fußball). Allein in Deutschland sind mehr als sechs Millionen Men-
schen in über 26.000 Fußballvereinen aktiv (Hübl/Swieter 2002, S. 13;
DFB.de/Mitglieder-Statistik). In der Gunst der Zuschauer gehört der Fußball weiterhin
zur beliebtesten Fernsehsportart in Deutschland. Nach einer Umfrage des Marktfor-
schungsinstituts SPORT+MARKT AG interessieren sich 55 Prozent der Befragten für
Fußball und liegt damit weit vor der Formel 1 und Tennis (dsb.de; Spohr 2003, S. 144).
Nicht nur deswegen gilt der Fußball als die schönste Nebensache der Welt (Rohr/Simon
2004, S. 171).
Auch ökonomisch kommt dem Fußball mittlerweile eine sehr große Bedeutung zu. Dies
zeigt sich beispielsweise an den alle vier Jahre ausgetragenen Weltmeisterschaften, zu
denen sich im Laufe der Jahre ein richtiger Bewerbungswettbewerb hinsichtlich des
3
Einzelne Informationen zum damaligen Regelwerk und zu Regeländerungen sind in der großen Fußball-
Enzyklopadie von Rohr/Simon 2004 sowie bei Bisanz/Gerisch 1988 zu finden.

- 5 -
Austragungslandes gebildet hat. Der Gastgeber erhofft sich dabei enorme gesamtwirt-
schaftliche Impulse. Die WM 2006 in Deutschland soll zum Beispiel Wirtschafts-
wachstum, Beschäftigung sowie zusätzliche Steuereinnahmen ermöglichen (WGZ-Bank
2004, S. 139). Demnach werden zum Beispiel große Investitionen in Stadien und Infra-
struktur getätigt. Für die 12 WM-Stadien wurden dabei insgesamt ca. 1,4 Milliarden
Euro investiert (WGZ-Bank 2004, S. 141; Wikipedia.org/Fußball). Daneben werden
auch durch die Hauptsponsoren oder den Erwerb von Medienrechten Millionen ausge-
geben und Arbeitsplätze geschaffen (Wikipedia.org/Fußball).
Ursächlich für die besondere gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung des Fuß-
balls in Deutschland war neben dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1954 aber vor allem
die Einführung der Fußball-Bundesliga im Jahr 1963
2.2 Die Fußball-Bundesliga und ihre Entwicklungen
2.2.1 Die historische Entwicklung der Bundesliga
Während in England bereits im Jahr 1888 die erste Profiliga ,,The League" gegründet
wurde, kommt es in Deutschland erst 1963 zu einer Bildung einer Eliteklasse, die den
Berufsfußball in Deutschland unter dem Namen ,,Bundesliga" einführen sollte
(Rohr/Simon 2004, S. 12, 23).
4
Ideen zur Einführung einer deutschen Profiliga (Reichs-
liga) gab es schon 1932, die aber auf Grund der geänderten politischen Lage nicht um-
gesetzt werden konnten (Martin 1990, S. 68). Die Ausspielung des deutschen Meisters
erfolgte bis 1963 in einer dezentralisierten Form, in der die bestplatzierten Vereine der
verschiedenen Oberligen in einer Endrunde den Deutschen Meister ermittelten (Erning
2000, S. 32).
Grundlegende Voraussetzungen für den Professionalismus der Sportart beschreibt Väth
(1994, S. 51) in seinem Buch zur Soziologie der Bundesliga: ,,Mit der Popularisierung
des Spiels und der Entwicklung zum Zuschauersport entstanden die entscheidenden
Voraussetzungen für den ,bezahlten Fußball'." Das große Interesse der deutschen Öf-
fentlichkeit am Fußball vor Einführung der Bundesliga zeigen schon die enormen Zu-
schauerzahlen zwischen 50.000 und 100.000 bei den Endspielen um die Deutsche Meis-
terschaft (Väth 1994, S. 53). Nach der offiziellen Wiedergründung des DFB 1950 wurde
bereits ein Vertragsspielerstatut erlassen, welches Spielern Einkünfte von bis zu 400
4
Im Jahr 1974 installierte der DFB mit der zweiten Bundesliga eine zweite Ebene des professionellen
Fußballs in Deutschland. Die besten drei Mannschaften dieser Liga haben das Recht in der nächsten
Spielzeit in die erste Liga aufzusteigen. Auf Grund der für die Öffentlichkeit und wirtschaftlich weniger
interessanten zweiten Liga wird im Folgenden nur die erste Bundesliga untersucht. Weitere Informationen
zur zweiten Liga sind bei Erning 2000, S. 34-36 zu finden.

- 6 -
DM im Monat erlaubte und somit ein Vorbote des Profitums war (Hübl/Swieter 2002,
S. 26). Da jedoch die Spieler zumindest offiziell noch einen Beruf ausüben mussten und
in den finanzkräftigeren Profiligen Englands, Italiens oder Spaniens mehr Geld mit dem
Fußball verdient werden konnte, wechselten viele Spieler in die international stärkeren
Profiligen (Empacher 2000, S. 13). Um international konkurrenzfähig zu bleiben und
die gestiegenen Anforderungen aller Beteiligten und der Öffentlichkeit zu erfüllen,
wurde nach anfänglichen Widerständen am 28. Juli 1962 die Einführung der Bundesliga
in Deutschland zur Saison 1963/64 beschlossen (Empacher 2000, S. 13; Martin 1990, S.
68-76). Das Ziel war, in einer einheitlichen nationalen Profiliga die sportlich und wirt-
schaftlich attraktivsten Vereine von Großstädten gegeneinander antreten zu lassen, um
damit das Zuschauerinteresse zu fördern und international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Nach einem intensiven Auswahlprozess hinsichtlich sportlicher und wirtschaftlicher
Kriterien der 46 Bewerber bestimmte der DFB 16 Vereine, die am 1. Juli 1963 in der
Bundesliga starteten (Martin 1990, S. 72,73).
Besondere Kennzeichen des damit etablierten Profifußballs sind die kommerzielle Nut-
zung der Spiele und die Ausübung des Fußballsports als Beruf. Die kommerzielle Nut-
zung wird durch die Ware Bundesliga-Fußball deutlich, bei der sich jedes Spiel als han-
delbares Gut verkaufen lässt und mit der die Vereine Einnahmen realisieren können.
5
Als professionelle Fußballspieler wurden Personen bezeichnet, welche durch die Sport-
art Fußball ihren Lebensunterhalt verdienen konnten (Erning 2000, S. 26). Wie bereits
erwähnt durften Spieler schon vor Einführung der professionellen Liga in Deutschland
nach dem Vertragsspielerstatut Geld verdienen. Durch das neu eingeführte Lizenzspie-
lersystem erhöhten sich die Beträge zunächst auf maximal 1200 DM pro Monat. Das
monatliche Grundgehalt lag bei mindestens 250 DM (Empacher 2000, S. 15). Auf
Grund von Unmengen an Schwarz- und Handgeldern und dem dadurch ausgelösten
Bestechungsskandal wurde die Einkommensbegrenzung 1972 aufgehoben (Empacher
2000, S. 20). Inzwischen bewegen sich die meisten jährlichen Gehälter von Topspielern
der Bundesliga im Millionenbereich (Mrazek/Simon 2003, S. 135). So kassierte zum
Beispiel Oliver Kahn in der Saison 2003/04 knapp 9 Millionen Euro (WGZ-Bank 2004,
S. 79).
Das Grundraster des Ligasystems ist bis heute noch gültig. Seit 1965/66
6
spielen 18
Mannschaften in der ersten Bundesliga, die alle in einer Hin- und Rückrunde während
5
Siehe dazu Punkt 2.2.2.
6
In den Spielzeiten 1963/64 und 64/65 bestand die Liga nur aus 16 Mannschaften.

- 7 -
einer Spielzeit mit wechselndem Heimrecht gegeneinander antreten.
7
Bis zur Saison
1994/95 erhielt der Sieger jeder Partie 2:0, der Verlierer 0:2 und bei einem Unentschie-
den bekam jedes Team 1:1 Punkte (Erning 2000, S. 32). Durch eine Regeländerung
(Drei-Punkte-Regel), die den Fußball offensiver und damit attraktiver machen sollte,
bekam ab der Saison 1995/96 der Gewinner drei Punkte, der Verlierer null und jedes
Team einen Punkt bei einem Unentschieden (dfb.de/Spielordnung).
8
In einer Tabelle
werden nach jedem Spieltag die einzelnen Ergebnisse erfasst und spiegeln die derzeitige
Position in der Meisterschaft wider. Nach § 4 Nr. 2.2 der Spielordnung des DFB ist
Deutscher Meister, ,,wer nach Durchführung aller Spiele die meisten Gewinnpunkte
erzielt hat" (dfb.de/Spielordnung). Die ersten sechs Mannschaften einer Saison sind in
der darauf folgenden Spielzeit für die nicht nur sportlich interessanten, sondern auch
finanziell lukrativen europäischen Pokalwettbewerbe qualifiziert. Seit 1955 spielen die
Meister jedes Landes im wirtschaftlich attraktivsten Wettbewerb den Europapokal der
Landesmeister (1993/94 in die Champions League umgewandelt) aus.
9
Die schlechtes-
ten drei Teams jeder Saison müssen in die zweite Bundesliga absteigen und haben da-
durch auch finanzielle Einbußen hinzunehmen.
2.2.2 Die wirtschaftliche Bedeutung
Im europäischen Fußball wurden in der Saison 2003/04 nach der jährlichen Studie der
Beratungsgesellschaft Deloitte & Touche fast elf Milliarden Euro umgesetzt. Die Bun-
desliga erwirtschaftete dabei einen Gesamtumsatz (ohne Transfererlöse) von 1,06 Milli-
arden Euro und liegt damit hinter England (1,98 Mrd.) und Italien (1,15 Mrd.) auf der
dritten Position in Europa. Das Betriebsergebnis (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Ab-
schreibungen auf Sachvermögen) der höchsten deutschen Liga liegt nach dem Rekord-
jahr von 2002/03 (138 Mio.) bei 52 Millionen Euro (Weilguny 2005, S. 28). Die zu-
nehmende ökonomische Bedeutung des professionellen Fußballs wird anhand der Stei-
gerung des durchschnittlichen Gesamtumsatzes der einzelnen Vereine deutlich. Waren
7
Die Saison 1991/92 bildet dabei die einzige Ausnahme. Aufgrund der deutschen Wiedervereinigung
wurde die höchste Spielklasse der DDR, die Oberliga, in die Bundesliga integriert. Dadurch spielten die
zwei Bestplatzieren ostdeutschen Teams aus der Saison 90/91 (Hansa Rostock und Dynamo Dresden) in
der ersten Liga, wodurch das Feld einmalig aus 20 Mannschaften bestand.
8
In einer Untersuchung unter mikroökonomischen Aspekten der Universität Konstanz wurden jedoch
keine signifikanten Unterschiede vor und nach Einführung der Drei-Punkte-Regel hinsichtlich einer of-
fensiveren Spielgestaltung festgestellt. Vergleiche dazu die Studie von Klotz 2001.
9
Die Anzahl der für die internationalen Wettbewerbe qualifizierten Mannschaften hat sich im Laufe der
Jahre ebenso wie die Veranstaltungsformen mehrfach geändert. Derzeit spielen die ersten drei der Tabelle
in der Champions League. Die Teams bis Tabellenplatz sechs nehmen am UEFA-Cup teil. Weitere
Mannschaften können sich noch über den UI-Cup für den UEFA-Pokal qualifizieren. Eine ausführlichere
Darstellung ist in Erning 2000, S. 40-48 sowie in Hübl/Swieter 2002, S. 15-16 zu finden.

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es in der Saison 1989/90 noch 10,3 Millionen Euro pro Verein, so stieg dieser über 23,4
Millionen 1995/96 auf knapp 60 Millionen in der Spielzeit 2003/04 (Littke-
mann/Sunderdiek 2002, S. 67; Weilguny 2005, S. 29). Die Vereine lassen sich damit
mit mittelgroßen Industrieunternehmen vergleichen. Trotz der hohen Umsätze sind aber
auch die Schulden der Bundesligavereine auf insgesamt knapp 400 Millionen Euro an-
gestiegen (Ernst & Young 2004, S. 8).
Während sich die Vereine zu Beginn der Bundesligaära fast ausschließlich aus Zu-
schauereinnahmen finanzierten, ist der Bundesliga-Fußball mittlerweile zu einem enor-
men Wirtschafts- und Vermarktungsgeschäft geworden (Hübl/Swieter 2002, S. 14). Im
Wesentlichen ergeben sich die Umsätze von Fußballklubs der Bundesliga heute aus den
Einnahmen des Ticketverkaufs, den Einnahmen aus medialen Rechten, den Einnahmen
des Sponsorings, den Einnahmen des Merchandising, den Transfereinnahmen sowie den
sonstigen Einnahmen (WGZ-Bank 2004, S. 13; Hübl/Swieter 2002, S. 17, 18).
Das Interesse der Öffentlichkeit am Fußball kann primär an der Entwicklung der Zu-
schauerzahlen und der Stadionauslastung der Bundesligisten abgelesen werden, die
durch die Einführung der Bundesliga noch erhöht wurden. In der ersten Saison kamen
durchschnittlich 24.600 Besucher in die Stadien (Kicker Sportmagazin 2005, S. 169).
Dies brachte den Vereinen 1963/64 Gesamteinnahmen von mehr als 11 Millionen Euro
bei durchschnittlich 46.800 Euro pro Spiel (dfl.de). Nach einem Rückgang der Zu-
schauerzahlen auf Grund des Bundesligaskandals 1971 stiegen die Zahlen in der Saison
2003/04 auf ein Rekordhoch
10
von insgesamt knapp 11 Millionen Besucher und damit
auf über 35.000 im Durchschnitt (Kicker Sportmagazin 2005, S. 169). Ein wichtiger
Schritt für die Steigerung der Einnahmen aus Zuschauerzahlen war die Einführung von
VIP-Logen, welche der damalige Präsident des FC Bayern München, Willi Hoffmann,
bereits schon Mitte der 70er Jahre einführte (Empacher 2000, S. 24). Waren die Zu-
schauereinnahmen zu Anfang der Bundesligazeit noch die Haupteinkunftsart der Verei-
ne, so machen diese heutzutage jedoch nur noch etwa 20% des Etats aus (Weilguny
2005, S. 29).
Der besondere wirtschaftliche Wachstumstreiber der vergangenen Jahre waren dagegen
die Einnahmen aus dem Verkauf medialer Rechte. Als einzigem Anbieter von Übertra-
gungsrechten stand dem DFB auf der Nachfrageseite nur das Monopol der öffentlich-
rechtlichen Sendeanstalten gegenüber. So mussten die Bundesligaklubs in den ersten
10
Das Rekordhoch wurde auch durch den Ausbau und der oftmals verbundenen Vergrößerung der Sta-
dien verursacht. Weitere Informationen in der Studie von Ernst & Young 2004.

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beiden Spielzeiten sogar noch Geld für die Übertragungsleistung bezahlen (Sche-
we/Gaede 2002, S. 137; Nitschke 2003, S. 19). Den ersten Vertrag über die Fern-
sehrechte schloss die ARD über einen Betrag von 650.000 DM mit dem DFB in der
Saison 1965/66 ab, wobei die Vereine dadurch noch keine großen Einnahmen verbu-
chen konnten und noch nicht von einer wirklichen Vermarktung gesprochen werden
konnte (Schewe/Gaede 2002, S. 137; Hübl/Swieter 2002, S. 38). Erst mit dem Sendebe-
ginn der privaten Fernsehsender (RTL, SAT.1) im Jahr 1984 entstand ein Wettbewerb
um die Fernsehrechte, wodurch die Einnahmen auf über 10 Millionen DM stiegen
(Hübl/Swieter 2002, S. 38). Durch die Vermarktung der Medienrechte über eine
Sportrechteagentur (UFA) und den erstmaligen Einstieg eines Privatsenders (RTL)
1988/89 wurde ein Preissprung auf 40 Millionen DM erreicht (Hübl/Swieter 2002, S.
38). Mit der Einführung des Pay-TV (Premiere) 1991 stiegen die Erlöse aus den Über-
tragungsrechten auf etwa 700 Millionen DM im Jahr 2000/01 (Hübl/Swieter 2002, S.
39). Nach einem kleinen Einbruch auf dem Fernsehmarkt infolge der Kirch-Krise wird
nach einer Schätzung der Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit Einnah-
men aus der TV-Vermarktung in Höhe von 300 Millionen Euro für die Saison 2004/05
gerechnet (Ernst & Young 2004, S. 13).
Abbildung 1: Entwicklung der Fernseheinnahmen der Ersten Bundesliga
0,65
3
4,4
6,7
7,2
10
16
40
50
145 154
195
320
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700
800
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/6
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5
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7
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5
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7
98
/9
9
00
/0
1
03
/0
4
Bundesligasaison
E
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n
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D
M
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Hübl/Swieter 2002, S. 38; Schewe/Gaede 2002, S. 136;
Ernst & Young 2004, S. 13
Innerhalb der Zentralvermarktung des DFB verläuft die Verteilung der Fernsehgelder
der Bundesliga auf die einzelnen Vereine über einen Verteilungsschlüssel, der neben
einer Gleichverteilung der Gelder auch eine leistungsorientierte Verteilung anhand des
Tabellenplatzes vorsieht.
11
Die Ausschüttung der TV-Gelder wurde in den letzten Jahren
11
Einzelheiten über die Verteilung der Fernsehgelder auf die Vereine sind bei Nitschke 2003 zu finden.

- 10 -
des Öfteren geändert und den herrschenden Situationen des Profifußballs angepasst. Die
Frage, ob Einzel- oder Zentralvermarktung ökonomisch sinnvoller ist, beschäftigt die
Beteiligten seit Jahren und ist immer noch Mittelpunkt der Diskussion über die zukünf-
tige faire Behandlung der einzelnen Bundesligisten.
12
Als Meister der Saison 2000/01
kassierte der FC Bayern München beispielsweise mehr als 20 Millionen Euro an Fern-
seheinnahmen, während Absteiger Unterhaching in dieser Spielzeit nur ca. 10 Millionen
Euro aus dem zentralen Pool der Lizenzerlöse erhielt (Schewe/Gaede 2002, S. 147).
Die Entwicklung der Gelder aus Übertragungsrechten macht den Stellenwert des Fuß-
balls bei den verschiedenen Medienanstalten deutlich. Der Fußball und die Bundesliga
haben nach wie vor einen enormen Zuspruch an Fernsehzuschauern (Hübl/Swieter
2002, S. 41). Nach einem Rückgang der Einschaltquoten zu Beginn des zweiten Jahr-
tausends konnte mit der Rückkehr der ARD Sportschau 2003 wieder ein Anstieg erzielt
werden. Durchschnittlich 5,8 Millionen Zuschauer
13
(bei einem Marktanteil von 30%)
verfolgten in der Saison 2003/04 die Bundesliga in der Sportschau (WGZ-Bank 2004,
S. 65). Mit der Zunahme der Übertragungszeit der Fußball-Bundesliga im Fernsehen
vor einem Millionenpublikum und der sich steigernden Zuschauerresonanz in den Sta-
dien wurde das Produkt Fußball auch für Werbemaßnahmen von Unternehmen interes-
santer (Bierwirth 2003, S. 4).
Als Kommunikationsinstrument hat sich in der Fußball-Bundesliga vor allem das Spon-
soring hervor getan. Die Gesamteinnahmen der Erstligisten aus Sponsoringaktivitäten
sind in der Saison 2003/04 auf ca. 333 Millionen Euro angestiegen (deloitte.com 2005).
Zu den Sponsoringinstrumenten gehören dabei das Trikotsponsoring, die Bandenwer-
bung, das Ausrüstersponsoring sowie seit einigen Jahren der Verkauf von Namensrech-
ten der Fußballstadien. Anfänge von Werbemaßnahmen gab es bereits in den 60er Jah-
ren, wobei die Vereine damit noch keine großen Einnahmen verbuchen konnten und die
Maßnahmen noch als Schleichwerbung verstanden wurden (Empacher 2000, S. 18).
Durch die Weltmeisterschaft im eigenen Land und die Ausdehnung der Übertragungs-
zeit im Fernsehen in den 70er Jahren wurden der Fußball und die Bundesliga für Sport-
sponsoringmaßnahmen von Unternehmen interessanter. Auf Grund der Erkenntnis des
großen Einnahmepotentials wurde das Sponsoring zur Saison 1973/74 offiziell vom
DFB zugelassen (Hübl/Swieter 2002, S. 44). Die Gesamteinnahmen am Ende dieser
12
Auf Grund der Komplexität der Thematik über die Vermarktungsmöglichkeiten und der anhaltenden
großen Diskussion über eine ,,faire" Verteilung soll in dieser Arbeit darauf nicht näher eingegangen wer-
den. Mehr Informationen dazu können in folgenden Quellenangaben nachgelesen werden: Nitschke 2003,
WGZ-Bank 2004, Hübl/Swieter 2002, Schewe/Gaede 2002.
13
Die Zuschauerzahlen beziehen sich auf die werbewirksame Zielgruppe Erwachsene ab 14 Jahren.

- 11 -
Spielzeit betrugen damals 300.000 DM, sind aber bereits 10 Jahre später auf über 10
Millionen DM angewachsen (Hübl/Swieter 2002, S. 44). Der Großteil der Einnahmen
entfällt dabei auf das Trikotsponsoring.
Den Beginn dieser Ära läutete der Likörfabrikant Günter Mast 1972 ein, in dem er sein
Jägermeister-Firmenzeichen auf der Brust der Spieler der Eintracht Braunschweig plat-
zierte und dafür jährlich einen Betrag von 190.000 DM zahlte (Mrazek/Simon 2003, S.
128). Mittlerweile sind die Summen der Hauptsponsoren insgesamt auf umgerechnet
über 88 Millionen Euro und auf durchschnittlich 4,9 Millionen je Bundesligist in der
Saison 2003/04 gestiegen (Ernst & Young 2004, S. 15; WGZ-Bank 2004, S. 41). Allein
der FC Bayern München nimmt durch den Trikotsponsor T-Mobile jährlich ca. 17 Mil-
lionen Euro ein (Ernst & Young 2004, S. 15).
Daneben können die Vereine inzwischen auch Millionenbeträge durch Ausrüsterverträ-
ge generieren (Schubert 2003, S. 125). Herstellerfirmen wie adidas, Nike oder Puma
zahlen den Klubs hohe Beträge, um sich der Öffentlichkeit als Ausrüster zu präsentieren
und sich damit am Markt besser positionieren zu können (WGZ-Bank 2004, S. 41;
Bierwirth 2003, S. 7). Eine weitere Einnahmequelle sind die Bandenwerbungen in den
Stadien, mit denen die Vereine mittlerweile zweistellige Millionenbeträge verzeichnen
können (Empacher 2000, S. 25; Bierwirth 2003, S. 10; Hübl/Swieter 2002, S. 45).
Ein vollkommen neuer Schritt im Rahmen des Sponsorings ist der Verkauf von Na-
mensrechten
14
der Bundesligastadien. Im Zuge der Neu- bzw. Umbauten der Fußball-
stadien im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2006 sind einige neue Arenen entstanden,
die sich teilweise nur mit dem Einstieg eines Großsponsors finanzieren ließen und den
Vereinen zusätzliche Einnahmen bescherten. Als First Mover im Bereich des Na-
mingrights in Deutschland gilt AOL mit der Sicherung des Stadionnamens des Ham-
burger SV (AOL Arena) im Jahr 2001 für die jährliche Summe von 2,5 Millionen Euro
(Sohns 2005, S. 22). Inzwischen haben 10 der 18 Erstligisten das Namensrecht für Be-
träge im Millionenbereich pro Jahr verkauft (Sohns 2005, S. 24; Kicker Sportmagazin
2005, S. 176-178). Spitzenreiter ist dabei wieder der FC Bayern München zusammen
mit dem Stadtnachbarn TSV 1860 mit dem Verkauf des Namens an die Allianz AG für
etwa 92 Millionen Euro für 15 Jahre (WGZ-Bank 2004, S. 43).
14
Das Recht zur Namensgebung steht gewöhnlich dem Eigentümer des Stadions zu, das aber durch lang-
jährige Verpachtung an den Pächter oder den Veranstalter übertragen werden kann. Die Rechteinhaber
sind dann meist die Bundesligavereine oder ihnen angeschlossene Gesellschaften. Vergleiche dazu WGZ-
Bank 2004, S. 42-43.

- 12 -
Ein weiterer nicht zu vernachlässigender und immer stärker wachsender Umsatzposten
sind die Einnahmen aus Merchandising. Während europäische Spitzenklubs wie Man-
chester United oder Real Madrid einen Großteil ihrer Einnahmen aus dem Verkauf von
Fanartikeln erwirtschaften, ist das Merchandisinggeschäft in Deutschland erst im An-
laufen (WGZ-Bank 2004, S. 17). Dennoch konnten die Bundesligisten im Schnitt ihre
Einnahmen aus dem Fanartikelmarkt von ca. 1,8 Millionen Euro in der Saison 1996/97
auf 4,2 Millionen Euro in 2002/03 erhöhen (Hübl/Swieter 2002, S. 45; WGZ-Bank
2004, S. 44). Von den insgesamt über 80 Millionen Euro in der Saison 2002/03 strei-
chen jedoch die Top 5 Vereine der Erstligisten knapp 75% der Einnahmen ein und
können sich demnach auf Grund ihrer Erfolge oder des Imagevorsprungs besser ver-
markten (Ernst & Young 2004, S. 17).
Der wirtschaftliche Stellenwert des Fußballs und der Bundesliga wird auch anhand der
Transfererlöse der Vereine deutlich, die sich oftmals im zweistelligen Millionenbereich
abspielen. Die höchste Transfersumme wurde dabei im Sommer 2001 für Zinedine Zi-
dane bezahlt, der für 73,5 Millionen Euro von Juventus Turin zu Real Madrid wechselte
(transfermarkt.de). Ähnlich wie die anderen Umsatzzahlen haben auch die Ablösesum-
men im Laufe der Bundesliga deutlich zugenommen. Die durchschnittlichen Ablöse-
summen pro Spieler stiegen somit von 230.000 Euro 1987/88 auf etwa 3,5 Millionen
Euro in der Spielzeit 2000/01 (Hübl/Swieter 2002, S. 61). Den Höhepunkt bezüglich der
gesamten Transferaufwendungen stellt die Saison 2001/02 dar, in der die Bundesliga-
klubs 150 Millionen Euro ausgaben. Nach einem Rückgang der Transfersummen wegen
der Kirch-Krise in den folgenden Jahren wurde mit dem Wechsel von Roy Makaay von
La Coruna zu Bayern München für 18,7 Millionen Euro dennoch der zweithöchste
Transfer der Bundesligageschichte getätigt (transfermarkt.de).
Wie schon erwähnt belief sich der Rekordumsatz der Bundesliga aus der Saison
2002/03 auf insgesamt 1,1 Milliarden Euro (Weilguny 2005, S. 29). Die umsatzstärks-
ten Fußballvereine waren dabei der FC Bayern München mit 162 Millionen, Borussia
Dortmund mit 126 Millionen sowie Schalke 04 mit knapp 120 Millionen Euro (deloit-
te.com 2004; WGZ-Bank 2004, S. 30). Die Vereine sind damit mit mittelständischen
Unternehmen zu vergleichen (Väth 1994, S. 107). Darüber hinaus ist der FC Schalke 04
mit seinem Fußballunternehmen und seiner Infrastruktur zu einem der größten Arbeit-
geber in der Region Gelsenkirchen geworden. Dem Vorbild FC Bayern München fol-
gend wurde von den Bundesligaklubs durch die Veränderung und Entwicklung im Ma-

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832495268
ISBN (Paperback)
9783838695266
DOI
10.3239/9783832495268
Dateigröße
720 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München – Betriebswirtschaft, Innovationsforschung und Technologiemanagement
Erscheinungsdatum
2006 (April)
Note
1,3
Schlagworte
sportökonomie innovation sponsoring sportmanagement managerial succession
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