Ein Experiment zur Wahrnehmung und Zuschreibung von Führungserfolg
					
	
		©2005
		Diplomarbeit
		
			
				160 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:	
Die Diplomarbeit beinhaltet den theoretischen Hintergrund und ein Experiment zur Wahrnehmung und Zuschreibung von Führungserfolg bzw. Misserfolg. Sie wurde im November 2005 dem Lehrstuhl für Betriebs- und Organisationspsychologie der RWTH Aachen vorgelegt und insgesamt mit der Note 1,3 bewertet.
Im 1. Kapitel wird der theoretische Hintergrund der Arbeit dargestellt. Führung und Führungserfolg wird definiert und Attributionstheorien der Führung vorgestellt. Ein Schwerpunkt liegt auf impliziten Führungstheorien wie kognitiven Theorien der Führung und dem Romance of Leadership-Konzept von Meindl. Zum ersten Mal werden diese kognitiven Führungstheorien mit den von Bass postulierten Führungsstilen transformational, transaktional und laissez-faire in Verbindung gebracht. Fazit des theoretischen Hintergrunds: Führungserfolg ist eine Zuschreibungsleistung.
Die Theorie wird anhand von empirischen Befunden in Kapitel 2 belegt. Zahlreiche Studien zeigen, dass Führungskräfte sowohl für negative als auch positive Ereignisse in Organisationen verantwortlich gemacht werden. Die experimentelle Studie dieser Diplomarbeit untersucht den Einfluss des transformationalen, transaktionalen und Laissez-faire Führungsstils auf die Wahrnehmung und Zuschreibung von Erfolgen und Misserfolgen.
72 studentische Versuchspersonen hörten eine Rede einer fiktiven Führungskraft, die einen der drei Führungsstile widerspiegelte. Anschließend erhielten sie eine Rückmeldung über das Ergebnis eines Projekts, welches entweder erfolgreich oder nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte.
Die Aufgabe der Versuchspersonen war es, die Erfolgswahrscheinlichkeit des Projektes und das Führungsverhalten einzuschätzen sowie zu bewerten, in welchem Ausmaß das Projektergebnis auf die Führungskraft, die Mitarbeiter der Projektgruppe, die Aufgabenschwierigkeit, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oder auf zufällige Einflüsse zurückzuführen ist. Die abhängigen Variablen wurden mit dem Multifactor Leadership Questionnaire (Bass, 1985) und einem zu diesem Zweck entwickelten Attributionsfragebogen erhoben. Der Persönlichkeitsfragebogen NEO-FFI diente als Moderatorvariable und erfasst individuelle Ausprägungen auf den Skalen der Big-Five-Dimensionen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Führungskräfte in Organisationen hauptsächlich für Misserfolge und Mitarbeiter hauptsächlich für Erfolge verantwortlich gemacht werden. Transaktionalen Führungskräften werden Erfolge […]
	Die Diplomarbeit beinhaltet den theoretischen Hintergrund und ein Experiment zur Wahrnehmung und Zuschreibung von Führungserfolg bzw. Misserfolg. Sie wurde im November 2005 dem Lehrstuhl für Betriebs- und Organisationspsychologie der RWTH Aachen vorgelegt und insgesamt mit der Note 1,3 bewertet.
Im 1. Kapitel wird der theoretische Hintergrund der Arbeit dargestellt. Führung und Führungserfolg wird definiert und Attributionstheorien der Führung vorgestellt. Ein Schwerpunkt liegt auf impliziten Führungstheorien wie kognitiven Theorien der Führung und dem Romance of Leadership-Konzept von Meindl. Zum ersten Mal werden diese kognitiven Führungstheorien mit den von Bass postulierten Führungsstilen transformational, transaktional und laissez-faire in Verbindung gebracht. Fazit des theoretischen Hintergrunds: Führungserfolg ist eine Zuschreibungsleistung.
Die Theorie wird anhand von empirischen Befunden in Kapitel 2 belegt. Zahlreiche Studien zeigen, dass Führungskräfte sowohl für negative als auch positive Ereignisse in Organisationen verantwortlich gemacht werden. Die experimentelle Studie dieser Diplomarbeit untersucht den Einfluss des transformationalen, transaktionalen und Laissez-faire Führungsstils auf die Wahrnehmung und Zuschreibung von Erfolgen und Misserfolgen.
72 studentische Versuchspersonen hörten eine Rede einer fiktiven Führungskraft, die einen der drei Führungsstile widerspiegelte. Anschließend erhielten sie eine Rückmeldung über das Ergebnis eines Projekts, welches entweder erfolgreich oder nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte.
Die Aufgabe der Versuchspersonen war es, die Erfolgswahrscheinlichkeit des Projektes und das Führungsverhalten einzuschätzen sowie zu bewerten, in welchem Ausmaß das Projektergebnis auf die Führungskraft, die Mitarbeiter der Projektgruppe, die Aufgabenschwierigkeit, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oder auf zufällige Einflüsse zurückzuführen ist. Die abhängigen Variablen wurden mit dem Multifactor Leadership Questionnaire (Bass, 1985) und einem zu diesem Zweck entwickelten Attributionsfragebogen erhoben. Der Persönlichkeitsfragebogen NEO-FFI diente als Moderatorvariable und erfasst individuelle Ausprägungen auf den Skalen der Big-Five-Dimensionen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Führungskräfte in Organisationen hauptsächlich für Misserfolge und Mitarbeiter hauptsächlich für Erfolge verantwortlich gemacht werden. Transaktionalen Führungskräften werden Erfolge […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 9456 
Blatz, Caroline: Ein Experiment zur Wahrnehmung und Zuschreibung von Führungserfolg 
Druck Diplomica GmbH, Hamburg, 2006 
Zugl.: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH), Diplomarbeit, 
2005 
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Diplomica GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2006 
Printed in Germany
Inhaltsverzeichnis 
Abkürzungsverzeichnis 
Tabellenverzeichnis 
0      Zusammenfassung... 9 
1 
Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands... 10 
1.1 
Hintergrund und Ziel der Arbeit ... 10 
1.2 
Führung und Führungserfolg ... 13 
1.2.1 
Definition von Führung ... 13 
1.2.2 
Führungserfolg ... 17 
1.3 
Allgemeine Attributionstheorien ... 19 
1.3.1 
Attributionstheorien der Führung... 22 
1.4 
Implizite Führungstheorien ... 25 
1.4.1 
Kognitive Theorien der Führung... 27 
1.4.2 
Romance of Leadership ... 28 
1.5 
Persönlichkeit und Führung... 31 
1.6 
Transaktionale, transformationale und laissez-faire Führung ... 34 
1.6.1 
Das "Full Range of Leadership" - Modell... 39 
1.7 
Symbolische Führung und Impression Management... 40 
1.8 
Fazit: Führungserfolg als Zuschreibungsleistung ... 42 
2 
Entwicklung der Fragestellung ... 44 
2.1 
Befunde der experimentellen Führungsforschung ... 44 
2.1.1 
Befunde zur Zuschreibung von Führungskompetenz... 44 
2.1.2 
Befunde zur Attribution von Ergebnissen in Bezug auf charismatische 
und transformationale Führung ... 47 
2.1.3 
Befunde zu extremen Ergebnissen ... 49 
2.2 
Befunde zu impliziten Theorien von Führung und zur Persönlichkeit der 
Geführten ... 51 
2.3 
Befunde zum Zusammenhang zwischen Führungsstil und Führungserfolg
... 54 
2.4 
Fragestellung und Hypothesen... 56 
3 
Methode... 60 
3.1 
Entscheidung für Forschungsmethodik ... 60 
3.1.1 
Experimentelles Design und Versuchsplan... 60 
3.1.2 
Planung des Stichprobenumfangs ... 61 
3
3.2 
Eingesetzte Erhebungsinstrumente... 63 
3.2.1 
Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit ... 63 
3.2.2 
Erfassung von Führungsverhalten (MLQ) ... 63 
3.2.3 
Erfassung der Zuschreibung von Führungserfolg/-misserfolg 
(Attributionsfragebogen)... 68 
3.2.4 
Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften (NEO-FFI) ... 69 
3.3 
Kontext, Entwicklung und Ablauf der Untersuchung... 71 
3.3.1 
Entwicklung des Experiments ... 71 
3.3.2 
Ergebnisse der Vortests... 73 
3.3.3 
Material und Durchführung der Untersuchung ... 74 
3.3.4 
Stichprobe ... 77 
3.4 
Auswertungsmethoden... 78 
3.4.1 
Überprüfung der eingesetzten Instrumente... 79 
3.4.2 
Manipulationscheck der Bedingungen ... 80 
3.4.3 
Testen der Hypothesen... 80 
4 
Ergebnisse ... 82 
4.1 
Überprüfung des Attributionsfragebogen... 82 
4.1.1 
Faktorenanalyse... 82 
4.1.2 
Item und Skalenanalyse... 85 
4.2 
Ergebnisse zum Manipulationscheck ... 88 
4.3 
Ergebnisse bezüglich der getesteten Hypothesen ... 91 
4.4 
Ergänzende regressionsanalytische Untersuchungen... 107 
4.5 
Fazit... 110 
5 
Diskussion ... 111 
5.1 
Bewertung des Attributionsfragebogen als Erhebungsinstrument ... 111 
5.2 
Bewertung der Hypothesenprüfung ... 112 
5.3 
Kritische Diskussion der Gültigkeit der Ergebnisse ... 117 
5.4 
Kritische Betrachtung der Ergebnisse anhand des Laborbuchs ... 123 
5.5 
Ausblick ... 124 
6 
Literaturverzeichnis ... 129 
7 
Anhang ... 139 
4
Abbildungsverzeichnis 
Abb. 1: Triadisches Führungsschema nach Neuberger (2002)...17 
Abb. 2: Inhalte und Konsequenzen transaktionaler und transformationaler Führung (aus Bass 
& Avolio, 1990; vgl. Neuberger, 2002)...39
Abb. 3: Optimales Führungsprofil... 40 
Abb. 4: Suboptimales Führungsprofil ...40 
Abb. 5: Screenshot zur Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit...63 
Abb. 6: Schwarz-Weiß-Icon:...73 
Abb. 7: Screenshot zum Szenario des Businessfalls und der Projektbeschreibung ,,Paper for 
People" ...75 
Abb. 8: Screenshot zur Ergebnisrückmeldung des Projekts: Misserfolgsvariante ...76
Abb. 9: Studienrichtung der Versuchsteilnehmer... 77 
Abb. 10 und 11: Berufserfahrung und Anzahl der Vorgesetzten der Versuchsteilnehmer...78 
Abb. 12: Screeplot zur Veranschaulichung des Erklärungsgehalts der Faktoren ...84 
Abb. 13.: Einschätzung als transaktional ist signifikant...89 
Abb. 14.: Einschätzung als laissez-faire ist signifikant ...90 
Abb. 15: Einschätzung als transformational ist signifikant ...91 
Abb. 16: Zusammenhang zwischen Ergebnisrückmeldung und Attribution auf die 
Führungskraft ...92 
Abb. 17: Zusammenhang zwischen Ergebnisrückmeld. und Attribution auf die Mitarbeiter ..93 
Abb. 18: Interaktionsdiagramme für die Faktoren Ergebnisrückmeldung und Führungsstil 
sowie die Zuschreibung auf die Führungskraft...96 
Abb. 19: Interaktionsdiagramme für die Faktoren Ergebnisrückmeldung und Führungsstil 
sowie die Zuschreibung auf die Mitarbeiter ...97 
Abb. 20: Zusammenhang zwischen Ergebnisrückmeldung und Einschätzung als 
transformational...98 
Abb. 21: Zusammenhang zwischen Ergebnisrückmeld. und Einschätzung laissez-faire...99 
Abb. 22: Einfluss der Ergebnisrückmeldung und des Führungsstils auf die Einschätzung als 
transformational...101 
Abb. 23: Zusammenhang zwischen der geschätzten Erfolgswahrscheinlichkeit und dem 
Führungsstil ...103 
Abb. 24: Einschätzung auf der Skala extra Effort in Abhängigkeit des präsentierten 
Führungsstils ...104 
Abb. 25: Zusammenhang zwischen Einschätzung als transformational und Extraversion ..105 
Abb. 26: Zusammenhang zwischen Gewissenhaftigkeit und Einschätzung transformationaler 
Führung ...107 
5
Tabellenverzeichnis 
Tab. 1: Elemente von Führungsdefinitionen verschiedener Autoren ...13 
Tab. 2: Drei Attributionsdimensionen nach Kelley (1973, in Anlehnung an Neuberger, 2002, 
S. 548) ...20 
Tab. 3: Das Kausalschema nach Weiner et al. (1971)...21 
Tab. 4: Die Grunddimensionen ,,Big Five" und ihre Komponenten (Adjektivpaare) ...32 
Tab. 5: Versuchsplan des Experiments...61 
Tab. 6: Übersicht über die optimalen Stichprobenumfänge (nach Diehl und Arbinger, 1992)62 
Tab. 7: Beispielitems zu den Skalen des MLQ...64 
Tab. 8: Beispielitems für die Skalen des Attributionsfragebogen ...68 
Tab. 9: Beispielitems zu den einzelnen Skalen des NEO-FFI...69 
Tab. 10: Rotierte Korrelationsmatrix für Fünf-Faktoren-Lösung...83 
Tab. 11: Reliabilität, Trennschärfe und mittlere und mediane Popularitätsindices des 
Attributionsfragebogen ...87 
Tab. 12: Mittelwerte Attribution für die Bedingung Ergebnisrückmeldung...92 
Tab. 13: Korrelations- und Regressionskoeffizienten für den Zusammenhang zwischen der 
Ergebnisrückmeldung und der Zuschreibung auf die Führungskraft bzw. auf die 
Mitarbeiter...94 
Tab. 14: Mittlere Attribution auf die Führungskraft für die Bedingungen Ergebnisrückmeldung 
und Führungsstil ...95 
Tab. 15: Mittlere Attribution auf die Mitarbeiter für die Bedingungen Ergebnisrückmeldung 
und Führungsstil ...97 
Tab. 16: Mittlere Einschätzung als transformational für die Bedingungen 
Ergebnisrückmeldung und Führungsstil ...100 
Tab. 17: Ergebnis der regressionsanalytischen Überprüfung von Hypothese 2b ...102 
Tab. 18: Korrelationsmatrix für die Erfolgsmaße des MLQ ...103 
Tab. 19: Korrelationsmatrix für den MLQ und den NEO-FFI...106 
Tab. 20: Ergebnis der regressionsanalytischen Überprüfung zum Einfluss von Drittvariablen
...109
6
Abkürzungsverzeichnis 
Abb. Abbildung 
ANOVA Analysis 
of 
Variance 
AV abhängige 
Variable 
bzgl. bezüglich 
bzw. beziehungsweise 
CR Contingent 
reward 
EEF Extra 
Effort 
EFF Leader 
effectiveness 
ELSA 
Experiments on Leadership and Success Attributions 
etc. et 
cetera 
FK Führungskraft 
HP Hewlett 
Packard 
Hyp. Hypothese 
K-S-Test Kolmogorov-Smirnov 
Anpassungstest 
KTT Klassische 
Testtheorie 
LF Laissez-faire 
MA Mitarbeiter 
MbE 
Management by Exception 
MLQ 
Multifactor Leadership Questionnaire 
MW Mittelwert 
n 
Stichprobenumfang pro Zelle 
N Gesamtstichprobenumfang 
NEO-FFI NEO-Fünf-Faktoren-Inventar 
p Irrtumswahrscheinlichkeit 
P Popularitätsindex 
r Korrelationskoeffizient 
RLS 
Romance of Leadership Skala 
RWTH 
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen 
S. Seite 
s. Siehe 
SAT Satisfaction 
SD Standardabweichung 
TA Transaktional 
Tab. Tabelle 
TF Transformational 
7
u.a. unter 
anderem 
usw. 
und so weiter 
UV unabhängige 
Variable 
vgl. vergleiche 
VA Varianzanalyse 
vs. versus 
WiRa Wirtschaftliche 
Rahmenbedingungen 
z.B. Zum 
Beispiel 
Cronbachs Alpha (interne Konsistenz) 
 beta 
8
0 Zusammenfassung 
Zahlreiche Studien zeigen, dass Führungskräfte für negative und positive Ergebnisse 
in Organisationen verantwortlich gemacht werden. Diese experimentelle Studie 
untersucht den Einfluss des transformationalen, transaktionalen und Laissez-faire 
Führungsstils auf die Wahrnehmung und Zuschreibung von Erfolgen und 
Misserfolgen. 72 studentische Versuchspersonen hörten eine Rede einer fiktiven 
Führungskraft, die einen der drei Führungsstile widerspiegelte. Anschließend 
erhielten sie eine Rückmeldung über das Ergebnis eines Projekts, welches entweder 
erfolgreich oder nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Die Aufgabe der 
Versuchspersonen war es, die Erfolgswahrscheinlichkeit des Projektes und das 
Führungsverhalten einzuschätzen sowie zu bewerten, in welchem Ausmaß das 
Projektergebnis auf die Führungskraft, die Mitarbeiter der Projektgruppe, die 
Aufgabenschwierigkeit, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oder auf zufällige 
Einflüsse zurückzuführen ist. Die abhängigen Variablen wurden mit dem Multifactor 
Leadership Questionnaire (Bass, 1985) und einem zu diesem Zweck entwickelten 
Attributionsfragebogen erhoben. Der Persönlichkeitsfragebogen NEO-FFI diente als 
Moderatorvariable und erfasst individuelle Ausprägungen auf den Skalen der Big-
Five-Dimensionen.  
Die Ergebnisse zeigen, dass Führungskräfte in Organisationen hauptsächlich für 
Misserfolge und Mitarbeiter hauptsächlich für Erfolge verantwortlich gemacht werden. 
Transaktionalen Führungskräften werden Erfolge am stärksten zugeschrieben und 
nicht wie erwartet transformationalen Führungskräften. Hypothesenkonform konnte 
gezeigt werden, dass Laissez-faire handelnde Führungskräfte für Erfolge signifikant 
weniger verantwortlich gemacht als transformationale und transaktionale 
Führungskräften. Zudem konnte ein Performance-Cue-Effekt nachgewiesen werden. 
Erfolgreichen Führungskräften wird signifikant häufiger transformationales Verhalten 
zugeschrieben als erfolglosen Führungskräften. Außerdem werden erfolgreiche 
transaktionale Führungskräfte in ihrem Verhalten als transformationaler eingeschätzt 
als erfolglose transformationale Führungskräfte. Die Ergebnisse werden in die 
Literatur eingeordnet und im Zusammenhang mit dem Full-Range-of-Leadership-
Modell von Bass und Avolio (1994) sowie impliziten Führungstheorien diskutiert. 
9
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
1 
Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
1.1 
Hintergrund und Ziel der Arbeit 
"When things go well, people praise their leaders. When things go poorly, they blame 
them. After all, leaders are supposed to make a difference, to be where the buck 
stops"
 1
(Emrich, 
1999, 
S. 
991) 
In der öffentlichen Wahrnehmung sind Unternehmensleitung und 
Unternehmensleistung untrennbar miteinander verbunden. Führungskräfte sind nach 
allgemeiner Meinung für den Erfolg und Misserfolg von Organisationen 
verantwortlich. Zahlreiche Beispiele aus der Wirtschaft, der Politik oder dem Sport 
belegen, dass das Handeln und Entscheiden der Führungskraft den Unterschied 
macht. Zu ihnen wird bei Erfolg bewundernd aufgeschaut, bei Misserfolg werden sie 
abgestraft. 
Die ehemalige Vorstandsvorsitzende des Computerkonzerns Hewlett Packard (HP), 
Carly Fiorina, galt als eine der einflussreichsten und erfolgreichsten Frauen der US-
Geschäftswelt und wurde sechsmal in Folge vom amerikanischen 
Wirtschaftsmagazin Fortune zur ,,Most Powerful Businesswoman" gekürt. Sechs 
Jahre an der Spitze von HP, steigerte Fiorina den Nettogewinn um mehr als eine 
Viertelmilliarde auf eine Milliarde Dollar und erzielte einen Rekordumsatz. Doch nach 
der spektakulären Übernahme des Wettbewerbers Compaq, die sich nach Meinung 
der Analysten nicht bezahlt machte, und nach Meinungsverschiedenheiten über die 
strategische Ausrichtung trat Fiorina im Februar 2005 zurück, um einer Entlassung 
zuvorzukommen. Synergieeffekte aus der Fusion konnten nicht gezogen werden, 
Fiorina wurde ein starker Kontrollzwang vorgeworfen. Für die Mitarbeiter, Kunden 
und Analysten war die Fusion gescheitert und Fiorina für diesen Misserfolg 
verantwortlich zu machen. 
Ähnliche Verhaltensmuster finden sich in der Politik. Das so genannte ,,Teflon-
Phänomen"
2
 wurde häufig mit dem ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan 
assoziiert. Dieser verstand es, eine Illusion der Kontrolle aufrecht zu erhalten, 
1
 (engl.) where the buck stops = wo letztlich die Verantwortung liegt 
2
 Anmerkung: Teflon ist ein Material, an dem nichts haften bleibt 
10
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
während er sich gleichzeitig von der Verantwortung für negative Ereignisse 
distanzierte. Trotz hoher Staatsverschuldung und Kritik an seiner Außenpolitik war 
Reagan bei den amerikanischen Wählern auf Grund seiner charismatischen 
Persönlichkeit sehr beliebt und wurde im Jahre 1984 mit großer Mehrheit wieder 
gewählt. 
Der frühere Fußballnationaltrainer Rudi Völler wurde ähnlich wie Carly Fiorina für das 
Ergebnis seiner Arbeit zur Verantwortung gezogen. Erreichte er mit der deutschen 
Mannschaft bei den Weltmeisterschaften im Jahr 2002 noch den Einzug ins Finale, 
wurde der Erfolg der Mannschaft unverzüglich auf seine Trainingsmethoden 
zurückgeführt. Zwei Jahre später, nach der unglücklichen Europameisterschaft, 
waren dieselben Trainingsmethoden plötzlich falsch. Völler musste den 
Trainerposten abgeben. 
Diese Beispiele verdeutlichen, dass Menschen auf der Suche nach Ursachen und 
Erklärungen für Ereignisse kausale Attributionen vornehmen. Häufig ziehen sie dabei 
die Führungsperson
3
 zur Verantwortung. Nach Meindl, Ehrlich und Dukerich (1985) 
entspricht die Vorstellung einer Allmacht von Führungskräften einer ,,romantischen" 
Vorstellung von Führung und Führungseffektivität. Denn die Ergebnisse, Leistungen 
und Kennzahlen, an denen die Leistung von Führungskräften gemessen wird, sind 
von den Führungskräften nur selten direkt beeinflussbar, sondern in den meisten 
Fällen eher indirekt über das Verhalten ihrer Mitarbeiter. Insoweit ist der direkte 
Rückschluss auf ihre Führungsarbeit als Ursache dieser Effekte eine 
Zuschreibungsleistung, die tagtäglich in Organisationen stattfindet.  
Die experimentelle Untersuchung dieser Diplomarbeit zielt darauf ab, die Ursachen 
für diese Zuschreibung von Führungserfolg zu betrachten: Was beeinflusst die 
Zuschreibung von Führungserfolg? Wie beeinflussen implizite Führungstheorien die 
Erfolgs- bzw. Misserfolgsattribuierung? Inwiefern ist die Attribution auf die 
Führungskraft vom jeweiligen Führungsstil abhängig? Wir wirken sich negative oder 
3
 Um Lesbarkeit und Verständnis des Textes zu erleichtern, wird im Folgenden, wenn von weiblichen 
und männlichen Personen die Rede ist, nur die männliche bzw. eine neutrale Form verwendet, sofern 
eine Differenzierung nicht erforderlich erscheint. 
11
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
positive Ergebnisrückmeldungen aus? Und wie ließe sich gar die Zuschreibung von 
Misserfolg verhindern? 
In diesem ersten Kapitel wird zunächst ein Überblick über den aktuellen 
Forschungsstand über Führung und Führungserfolg geliefert. Im Anschluss daran 
soll dargelegt werden, inwieweit und unter welchen Bedingungen Zuschreibungen für 
Führungserfolg auftreten. Dabei wird zuerst auf Attributionstheorien im Allgemeinen 
eingegangen, um anschließend speziell die Attribution von Führung darlegen zu 
können. Es stellt sich die Frage, wie es zu dieser Zuschreibung von Führung kommt. 
Dabei wird zwischen auf die Geführten und auf die Führenden zentrierten Ansätzen 
differenziert. Von besonderem Interesse bei der Zuschreibung von Führung sind, 
bezogen auf den Geführtenzentrierten Ansatz, die so genannten impliziten 
Führungstheorien von denen im Speziellen die ,,Romance of Leadership"-Theorie 
vorgestellt wird. Zudem spielen Persönlichkeitseigenschaften  der Geführten eine 
entscheidende Rolle bei der Zuschreibung von Führungserfolg. Die Führungskraft 
prägt hingegen durch den gezeigten Führungsstil die Wahrnehmung und beeinflusst 
somit ebenfalls Führungsattributionen. Im auf die Führungsperson zentrierten 
Abschnitt wird insbesondere auf das von Bass (1990) vorgelegte Modell der 
transformationalen, transaktionalen und laissez-faire Führung eingegangen. Es folgt 
eine kurze Darstellung symbolischer Führung und des so genannten Impression 
Managements als weitere Ursachen für die Zuschreibung auf Führungspersonen. 
Das Kapitel schließt mit einem Fazit zu der vorgestellten Argumentationskette. 
Im zweiten Kapitel werden empirische Befunde zur Wahrnehmung und Attribution 
von Führungserfolg im Überblick dargestellt. Ausgehend von diesen Befunden 
werden Hypothesen formuliert, die im Rahmen des Projekts ELSA überprüft werden 
sollen. Die Abkürzung ELSA steht dabei für Experiments on Leadership and Success 
Attributions. Unter dem Titel des Projekts sind verschiedene Studien 
zusammengefasst, deren Ziel es ist, diejenigen Prozesse besser verständlich und 
erklärbar zu machen, die der Zuschreibung von Führungserfolg und 
Führungsmisserfolg zugrunde liegen. Die methodische Herangehensweise, das 
experimentelle Design sowie die eingesetzten Erhebungsinstrumente des 
Experiments werden im dritten Kapitel beschrieben. Die Ergebnisse der 
Untersuchung werden im vierten Kapitel dargestellt. Dazu zählen ein 
12
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
Manipulationscheck, eine Überprüfung der eingesetzten Instrumente und die 
Hypothesenprüfung. Die Diplomarbeit endet mit einer Diskussion und Interpretation 
der gewonnenen Ergebnisse in Bezug auf die zuerst vorgestellten theoretischen und 
empirischen Befunde. Einen genaueren Überblick zu den einzelnen Teilabschnitten 
findet sich jeweils zu Beginn eines neuen Kapitels. 
1.2 
Führung und Führungserfolg 
1.2.1 
Definition von Führung  
Während die meisten Laien wohl ein intuitives Alltagsverständnis dessen haben, was 
Führung ist, tun sich viele Forscher und Wissenschaftler schwer damit, den Begriff 
,,Führung" konkret zu bestimmen (vgl. v. Rosenstiel & Wegge, 2004). Die Anzahl der 
Definitionsversuche ist unüberschaubar. Eine aktuelle Zusammenstellung findet sich 
in Neuberger (2002), mit einer nach eigenen Angaben willkürlichen Auswahl von 39 
Definitionen, um eine möglichst große Bandbreite unterschiedlicher Ansätze zu 
liefern. In der Tabelle 1 findet sich eine Zusammenstellung der Elemente von 
Führungsdefinitionen unterschiedlicher Autoren. Die einzelnen Bestandteile der 
Definitionen werden in der Darstellung vier Kategorien zugeordnet, nämlich der 
Beeinflussung, Zielorientierung, Interaktion und Zuschreibung. Diese Aspekte 
wurden in vielen Definitionen übereinstimmend angegeben, so dass sie als 
konstituierende Merkmale von Führung betrachtet werden können. 
Tab. 1: Elemente von Führungsdefinitionen verschiedener Autoren 
Beeinflussung 
Stogdill, 1950, S. 4 
,,Prozess der Beeinflussung" 
Baumgarten, 1977, S. 9 
,,Verhaltensbeeinflussung 
Katz & Kahn, 1978, S. 528 
,,Einflussüberschuss über die mechanische 
Befolgung der Routinedirektiven der Organisation 
hinaus" 
Staehle, 1980, S. 338 
,,Beeinflussung der Einstellungen und des 
Verhaltens von Einzelpersonen" 
Yukl, 1994, S. 5 
,,Einflussprozesse" 
Wunderer, 2000, S. 19 
,,Beeinflussung" 
Weibler, 2001, S. 128 
,,akzeptierte Beeinflussung anderer" 
Neuberger, 2002, S. 47 
,,kommunikative Einflussbeziehung" 
Zielorientierung 
Baumgarten, 1977, S. 9 ,,zielbezogene" 
Stogdill, 1950, S. 4 (zit. nach 
Neuberger, 2002) 
,,in Richtung auf Zielsetzung und Zielerreichung" 
Staehle, 1980, S. 338 
,,mit dem Zweck, gemeinsam bestimmte Ziele zu 
13
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
erreichen" 
Yukl, 1994, S. 5 
,,Entscheidung über Ziele der Gruppe oder 
Organisation, Organisation der Arbeitstätigkeiten 
und Motivation, um die Ziele zu erreichen" 
Wunderer, 2000, S. 19 
,,zielorientierte" 
Interaktion 
Baumgarten, 1977, S. 9 ,,interpersonelle" 
Lattmann, 1982, S. 49 
,,Führung ist eine Interaktionsbeziehung" 
Staehle, 1980, S. 338 
,,Interaktion in und zwischen Gruppen" 
Bass, 1990, S. 19f 
,,Interaktion zwischen zwei oder mehr 
Gruppenmitgliedern" 
Yukl, 1994, S.5 
,,Aufrechterhaltung von kooperativen Beziehungen 
und Teamwork" 
Wunderer, 2000, S.19 
,,wechselseitige und soziale" 
Neuberger, 2002, S. 47 
,,Interaktionsprozess" 
Zuschreibung 
Pfeffer, 1977, S. 104 
,,Prozess der Ursachenzuschreibung an 
individuelle soziale Akteure" 
Lord & Maher, 1991, S. 11 
,,Prozess, der dazu führt, von anderen als 
Führungskraft wahrgenommen zu werden" 
Bass, 1990, S. 19f 
,,beinhaltet oft eine Strukturierung oder 
Restrukturierung der Situation und der 
Wahrnehmungen und Erwartungen der Mitglieder" 
Schauenberg & Föhr, 1995, S. 
2211 
,,übereinstimmende Interpretationen zwischen 
Führern und Geführten herzustellen" 
Müller & Dachler, 1988, S. 44 
,,Führung ist eine konstruierte gesellschaftliche 
Realität" 
Yukl, 1994, S. 5 
,,Interpretation von Ereignissen für die Geführten 
betreffen" 
Meindl et al., 1985, S.  ,,subjektive 
Wahrnehmung" 
Neuberger, 2002, S. 47 
,,von Beobachtenden thematisierter" 
Weitgehende Einigkeit besteht darin, dass es sich bei Führung um Einflussprozesse 
handelt (House et al. 1999). So wird Führung von Wunderer (2000, S. 19) definiert 
,,als zielorientierte, wechselseitige und soziale Beeinflussung zur Erfüllung 
gemeinsamer Aufgaben in und mit einer strukturierten Arbeitssituation. Sie vollzieht 
sich zwischen hierarchisch unterschiedlich gestellten Personen". Für Weibler (2001, 
S. 128) ist Führung ,,die akzeptierte Beeinflussung anderer, die bei den Beeinflussten 
mittelbar oder unmittelbar intendiertes Verhalten auslöst". Unklar bleibt jedoch häufig, 
wer wen, mit welcher Legitimation und wie beeinflusst (v. Rosenstiel & Wegge, 
2004). Der Prozess der Einflussnahme ist zudem nicht nur im Zusammenhang mit 
Führung von Interesse, sondern ist auch ein zentrales Thema, wenn es 
beispielsweise um Macht, Erziehung, Kommunikation oder allgemein um sozialen 
Wandel geht (Irle, 1975).  
14
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
Als weiteres wichtiges Merkmal von Führung nennen viele Autoren Zielorientierung. 
Führung will demnach nicht nur in irgendeine Richtung beeinflussen. Mittels Führung 
sollen vielmehr bestimmte Ziele erreicht werden. Es besteht also eine konkrete 
Absicht, durch Führung bestimmte Wirkungen zu erzielen bzw. vorher gesetzte 
Kriterien zu erfüllen. Im Grunde wird eine Weg-Ziel-Hierarchie aufgebaut. Das 
Controlling Instrument der Balanced Scorecard veranschaulicht diese Überlegung: 
Um ein gesetztes Oberziel (z.B. Umsatzrendite) zu erfüllen, müssen zuerst 
Unterziele (z.B. Kundengewinnung) erreicht werden. 
Des Weiteren beinhaltet Führung Interaktionen in und zwischen Gruppen. Die 
Führungskraft wirkt dabei nicht nur auf die Geführten ein, sondern auch umgekehrt 
wirken die Geführten auf die Führungskraft ein. Führung ist folglich gekennzeichnet 
durch eine soziale Beziehung und eben auch wechselseitige Beeinflussung zwischen 
einer oder mehrerer Personen.  
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich nicht nur mit Führung im Allgemeinen. Ein 
Schwerpunkt liegt auf der subjektiven Wahrnehmung sowie der Attribution von 
Führung. Deswegen sind in diesem Zusammenhang Definitionen von Interesse, die 
die Ursachenzuschreibung von Führung thematisieren. Hierzu bieten sich 
insbesondere Definitionen an, die in der kognitiven Führungsforschung ihren 
Ursprung haben. Pfeffer (1977) war einer der ersten, der Führungsforschung unter 
dieser Perspektive betrieb. Er definiert Führung denn auch als ,,einen Prozess der 
Ursachenzuschreibung an individuelle soziale Akteure". Diese Definition erscheint 
jedoch aus heutiger Sicht zu weit gefasst. Die Beschreibung ,,individuelle soziale 
Akteure" könnte sich demnach auf alle Personen beziehen und gilt nicht 
ausschließlich für die Gruppe der Führenden. Lord und Maher (1991) sowie Brown 
(in press) verfolgen die von Pfeffer (1977) eingebrachte Informationsverarbeitungs-
Perspektive weiter. Auch sie betrachten Führung als einen sozialen Prozess, der 
sowohl einen Führer wie einen oder mehrere Geführte beinhaltet. Führung - 
betrachtet aus der Informationsverarbeitungs-Perspektive - geht aber ihrer Meinung 
nach über reine Einflussnahme hinaus: ,,Thus, while information processing theories 
still define leadership as influence, they do so by examining the cognitive 
mechanisms that mediate the influence process, rather than focusing on overt 
behavioural displays. (e.g. transformational behaviour)" (Brown, in press, S. 3). Lord 
15
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
und Maher (1991, S. 11) beziehen sich in ihrer Definition von Führung auf die 
Feststellung von Katz und Kahn (1978), Führung beinhalte eine Einflusserhöhung. 
Lord und Maher (1991) argumentieren, dass die Fähigkeit, über die eigene Rolle 
hinauszuwachsen, davon abhänge, wie diese Person von anderen wahrgenommen 
wird. Werde eine Person als Führungskraft wahrgenommen, könne sie mehr Einfluss 
ausüben als eine Person, die nicht als Führungsperson bezeichnet wird. Die 
Einflusserhöhung der Führung könne also direkt auf soziale Wahrnehmung 
zurückgeführt werden. Basierend auf dieser Argumentation definieren Lord und 
Maher ,,Führung als den Prozess, der dazu führt, von anderen als Führungskraft 
wahrgenommen zu werden". Diese Definition kann als ergebnisorientiert bezeichnet 
werden, da sie den konkreten Wahrnehmungsprozess nicht näher beschreibt. Damit 
wird das Entscheidende, nämlich der postulierte Prozess, nicht definiert. 
Führungseffektivität wäre folglich zu großen Teilen durch die Wahrnehmung von 
anderen als erfolgreiche Führungskraft bedingt. Somit wäre Führungserfolg in Teilen 
auch abhängig von der Fähigkeit der Führungskraft, die an ihn gestellten 
Erwartungen der Geführten zu erfüllen (vgl. Lord, Brown & Freiberg 1999, zitiert nach 
Haslam, 2001). Hollander (1995) vertritt eine ähnliche Auffassung und nutzt ein Bild 
zur Beschreibung des Ansatzes. Seiner Meinung nach haben die Geführten "den 
Schlüssel für erfolgreiche Führung" in der Hand. Die Ansichten von Lord und 
Hollander sind wiederum in Einklang mit Pfeffer (1977): ,,Leadership (and leader 
charisma) is a 
judgement
 made after-the-fact as a means of 
explaining
 organizational 
efficacy". 
Schließlich ist es der amerikanische Führungsforscher Meindl (1993, Meindl et al., 
1985), der die oben zusammengestellten Ansichten in ähnlicher Weise vertritt. 
Meindl ist ein Vertreter des auf die Geführten zentrierten Ansatzes. Meindl (1993) 
sieht charismatische Führung als den Aspekt eines ideologischen Systems: "that is 
signalled not by the exertions of the leader, but by the exertions of followership that 
accompany this ideology". Führung wird von Meindl et al. (1985) als subjektive 
Wahrnehmung definiert mit dem Ziel, Sinn und Kontrollierbarkeit in komplexe 
unternehmerische Vorgänge zu bringen. Meindl (1990) rückt damit die Attribution auf 
Führung und auf Führungskräfte in den Mittelpunkt seines Forschungsinteresses: 
"Here, leadership is viewed as an explanatory category to which attributions are 
made to account for a variety of organizational events and occurrences". 
16
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
Die dargelegte Auswahl an Definitionen ist nur ein kleiner Teil der äußerst 
zahlreichen Herangehensweisen an Führung und erhebt keinen Anspruch auf 
Vollständigkeit. Es wurde versucht die kognitionspsychologische Perspektive von 
Führung mit zentralen Komponenten bereits bestehender Führungsdefinitionen zu 
verknüpfen. Das Resultat ist folgende Arbeitsdefinition, an der sich das Verständnis 
von Führung in dieser Arbeit orientiert: ,,Führung ist ein nur subjektiv erfassbarer 
Gegenstand, der von Zuschreibungsleistungen und sozialen 
Wahrnehmungsprozessen abhängt und zielorientierte Beeinflussung sowie 
Interaktionsprozesse beinhaltet." 
1.2.2 Führungserfolg 
Neuberger (2002) stellt Führung  sehr vereinfacht  in einem triadischen Schema 
dar (vgl. Abb. 1). 
Führender 
Geführte 
Aufgaben 
und Erfolge 
Abb. 1: Triadisches Führungsschema nach Neuberger (2002) 
Führung ist demnach die Einwirkung auf Geführte, damit diese eine Aufgabe 
ausführen, ein Produkt erstellen, ein Ziel erreichen. Der 
organisationspsychologischen Führungsforschung bereitet es grundsätzlich einige 
Schwierigkeiten, den Führungserfolg zu definieren oder gar operational zu 
bestimmen (v. Rosenstiel, 2001). Letztlich ist Führungserfolg eine implizite oder 
explizite Wertsetzung und damit eine politische Entscheidung durch das 
Unternehmen. Häufig entsprechen die explizit genannten Kriterien des 
Führungserfolgs nicht jenen, die dann zu positiven Konsequenzen für den einzelnen 
führen, wie Aufstieg, Gehaltserhöhung oder vermehrtem Ansehen im Unternehmen 
(Luthans, Hodgetts & Rosenkrantz, 1988, zitiert nach v. Rosenstiel, 2001). 
17
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
Dies führt in der Führungsforschung zu dem Problem, dass Führungserfolg als 
abhängige Variable nicht klar operationalisiert werden kann, da dieser in der Praxis 
von Organisation zu Organisation, von Situation zu Situation anders und vielfach 
vage bestimmt wird. So geben Rosenstiel und Wegge (2004) an, dass die Kriterien 
des Führungserfolgs häufig wenig präzise oder gar gänzlich unreflektiert seien. Was 
jeweils als Führungserfolg gelten kann, falle höchst unterschiedlich aus. Lent, 
Aurbach und Levin (1971) fanden bei einer Analyse von 12 Jahrgängen der 
,,Personnel Psychology" im Zeitraum zwischen 1954 und 1966 1506 verschiedene 
Erfolgskriterien. Davon waren 63% Rating-Daten, 12% ,,indirekte" Maße 
(Gehaltshöhe, erreichte Position, Fluktuation, Fehlzeiten) und nur ca. 17% ,,direkte" 
Leistungsmaße (Leistungsdaten, Arbeitsstichproben, Produktionsziffern). Der Rest 
wurde unter ,,Sonstiges" klassifiziert. Es wird erkennbar, dass Führungskräfte 
keineswegs allein an Indikatoren der von ihnen geführten Gruppe, etwa der dort 
beobachtbaren Produktivität, der gemessenen Arbeitszufriedenheit, der Fluktuations- 
und Fehlzeitenrate, dem Qualifikationsgewinn der Geführten etc. gemessen werden. 
Zum Teil spielen eben auch individuelle Leistungen oder aber, um die Problematik 
noch zu verschärfen, das häufig gar nicht begründbare Ansehen, das die Mitarbeiter 
im Unternehmen genießen, bei der Bewertung von Führungserfolg eine 
entscheidende Rolle (Rosenstiel, 2001). Vielfach sind die Indikatoren des 
Führungserfolgs nicht für jeden Betroffenen durchschaubar sowie generell nicht klar 
beschrieben und gewichtet. Es ist nicht erkennbar, ob nur Ergebnisse oder auch 
Verhaltensweisen, wie sie etwa in den Führungsgrundsätzen vieler Unternehmen 
niedergelegt sind, zum Erfolgskriterium zählen. Aufstieg in Unternehmen ist somit oft 
nicht von den zuvor erbrachten Leistungen abhängig. 
Dieser Aspekt sei exemplarisch an einer viel beachteten Studie von Luthans, 
Hodgetts und Rosenkrantz (1988, zitiert nach v. Rosenstiel, 2001) verdeutlicht. In 
ihrer Studie unterscheiden die Autoren zwischen ,,erfolgreichen" und ,,effektiven" 
Führungskräften. Erfolg wurde dabei an der ,,Karrieregeschwindigkeit" festgemacht, 
die Effektivität an einem kombinierten Maß aus quantitativen und qualitativen 
Erfolgskriterien der geführten Einheit, der Zufriedenheit der Mitarbeiter und ihrem 
erfragten ,,commitment". Es zeigte sich, dass die erfolgreichen Manager nur zum Teil 
mit den effektiven identisch waren und sich in ihrem Kommunikationsverhalten 
drastisch von diesen unterschieden. Das Ergebnis lässt sich knapp folgendermaßen 
18
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
zusammenfassen: Während die Erfolgreichen Karriere machen, führen die Effektiven 
gut bezogen auf Ziele. Die erfolgreichen Führungskräfte in dieser Studie stiegen 
schnell auf und widmeten einen wesentlichen Teil ihrer Kommunikationszeit der 
Beziehungspflege, während sich die effektiven Führungskräfte vor allem um die für 
die Alltagsarbeit erforderliche Routinekommunikation sowie um die Führung und 
Förderung ihrer Mitarbeiter kümmerten. Verhaltensweisen des Führenden, die zum 
Erfolg der geführten Gruppe beitragen, sind demnach nicht mit denen identisch, die 
die individuelle Karriere befördern. Die Kausalitätsfrage lässt diese Studie offen. So 
ist nicht gewiss, ob jemand Karriere macht, weil er Mikropolitik betreibt oder ob diese 
Art der Beziehungspflege erforderlich wird, wenn man in höhere Positionen aufsteigt. 
Der exemplarische Befund erlaubt jedoch Zweifel an der verbreiteten Annahme, 
Leistung und Tüchtigkeit würden in Unternehmen in besonderem Maße belohnt 
werden. 
1.3 Allgemeine 
Attributionstheorien 
Ein zentrales Thema dieser Arbeit ist die Attribution und die Zuschreibung von 
Verantwortlichkeit. Zum besseren Verständnis der theoretischen Grundlagen wird 
hier zuerst auf die allgemeine Attributionstheorie eingegangen. Nach einer kurzen 
Begriffserläuterung wird auf das so genannte Kovariationsprinzip von Kelley sowie 
das Kausalschema von Weiner eingegangen. Die Attributionstheorie von Calder stellt 
den Übergang zu einer spezifischeren Betrachtung der Attributionstheorie dar, 
nämlich aus dem Blickwinkel der Führungsforschung. 
Die Attributionstheorie beschäftigt sich mit Prozessen der sozialen Wahrnehmung 
und damit, wie Personen Urteile über die Ursachen ihres eigenen Verhaltens und 
das Verhalten anderer Personen bilden. Attributionen spielen in der menschlichen 
Informationsverarbeitung eine wichtige Rolle. Sie sind an Kategorisierungsprozessen 
beteiligt, sie reduzieren Vieldeutigkeit, erhöhen die Fähigkeit Handeln zu verstehen 
und helfen, die Handlungen anderer verstehbar zu machen (Mitchell, 1995). Im Sinne 
einer ,,naiven Psychologie" versucht die Attributionstheorie  zu erklären, wie 
Ursachenzuschreibungen zustande kommen. So geht Heider (1958) als ,,Vater der 
Attributionstheorie" davon aus, dass es ein in uns liegendes Interesse gibt, die 
Geschehnisse um uns herum zu verstehen und zu erklären sowie deren Ursachen zu 
erkennen. 
19
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
Nach Auffassung von Kelleys varianzanalytischer Attributionstheorie (1973) verhalten 
sich Laien wie ein Sozialwissenschaftler, wenn sie aus der Beobachtung von 
Handlungen auf deren Verursachung schließen. In einer unsicheren und 
dynamischen Welt suchen sie nach Hinweisen, die ihnen zutreffende Erklärungen 
über das Zustandekommen von Handlungen ermöglichen (Neuberger 2002, S. 547). 
Dabei nimmt Kelley drei hauptsächliche Quellen von Verhaltensunterschieden an: 
Erstens, die 
Person
, die beobachtet wird. Zweitens, die 
Inhalte und Aufgaben,
 mit 
denen sie sich beschäftigt und drittens, die äußeren 
Umstände
. Ähnlich einer 
Varianzanalyse interpretieren die Beobachter Unterschiede zum üblichen oder 
durchschnittlichen Verhalten auf der Basis dreier Dimensionen: Die Dimension 
Distinktheit 
bezieht sich auf die situative Besonderheit, also ob das Verhalten nur in 
dieser speziellen Situation gezeigt wird.
 Konsistenz
 meint die zeitliche Beständigkeit 
und damit die Frage, ob das Verhalten immer auftritt. Mit 
Konsens
 ist schließlich die 
soziale Übereinstimmung gemeint, ob eine Person sich also wie alle anderen 
Personen verhält. Tabelle 2 bietet eine Übersicht für die Kombination der drei 
Attributionsdimensionen. 
Tab. 2: Drei Attributionsdimensionen nach Kelley (1973, in Anlehnung an Neuberger, 2002, S. 548) 
Wenn folgende Bedingungen existieren... 
...dann wird 
attribuiert auf 
Konsens 
(Wie alle anderen 
Personen?) 
Distinktheit 
(Nur in dieser spez. 
Situation?) 
Konsistenz 
(Immer?) 
Nein Nein  Ja 
Person (internal) 
Ja Ja Ja 
Aufgabe, Umstände 
(external) 
Ja Nein 
Nein 
Zeitpunkt (external) 
Nach diesem Modell würden Personen external attriburieren - bezogen auf das 
Verhalten anderer -, wenn Distinktheit und Konsens hoch sind, die Konsistenz jedoch 
niedrig ist. Wären hingegen Distinktheit und Konsens niedrig und die Konsistenz 
hoch, würden internale Attributionen gebildet. 
Personen benutzen häufig so genannte Kausalschemata, sozusagen als ,,abgekürzte 
Beweisverfahren" (Neuberger, 2002). Bei Zeitdruck, ungenügender oder 
20
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
widersprüchlicher Information und als eingeschliffene Verhaltensgewohnheiten 
benutzen Menschen diese einfach abrufbaren Kausalschemata als 
Standarddeutungen, bei denen sehr wenige Informationen genügen, um 
weitreichende Schlüsse subjektiv zu rechtfertigen. Am bekanntesten ist das 
Kausalschema, das Weiner et al. (1971) zur Analyse von Leistungsverhalten 
identifiziert haben (siehe Tabelle 3).  
Tab. 3: Das Kausalschema nach Weiner et al. (1971) 
Zeitliche Stabilität 
Ort der Verursachung 
(locus of control) 
       Internal                                         External  
 (in der Person)                         (in den Umständen) 
stabil 
variabel 
z.B. Fähigkeit 
z.B. Anstrengung 
z.B. Aufgabenschwierigkeit 
z.B. Glück bzw. Zufall 
Demnach führt eine Person, die eine bestimmte Leistung beobachtet hat, die Gründe 
für das Leistungsresultat auf einfache Erklärungsmuster zurück wie Fähigkeit, 
Anstrengung, Glück und Aufgabenschwierigkeit. Die Gruppe um Weiner (1971) legt 
in dem Modell zwei Urteilsdimensionen zugrunde, nämlich Ort der Verursachung 
(locus of control) und zeitliche Stabilität, sowie jeweils zwei Ausprägungen zugrunde, 
nämlich internal versus external, sowie stabil versus variabel. 
Bei der Urteilsbildung spielen eine Reihe weiterer Eigenheiten sozialer 
Wahrnehmung eine Rolle, wie beispielsweise eine verzerrte Konsens-Beurteilung 
oder der fundamentale Attributionsfehler. Mit der verzerrten Konsens-Beurteilung ist 
die Tendenz gemeint, den eigenen Erfahrungsschatz auf Grund des Fehlens von 
Vergleichsdaten in unberechtigter Weise zu generalisieren. Der fundamentale 
Attributionsfehler führt dazu, dass Beobachter den Einfluss personaler Faktoren 
überschätzen, während der Einfluss situationaler Faktoren unterschätzt wird. Für 
eine ausführlichere Diskussion sei der interessierte Leser auf Neuberger (2002, S. 
552ff) verwiesen. Abschließend soll festgehalten werden, dass Weiners Modell der 
Leistungszuschreibung illustriert, wie unterschiedlich Rückschlüsse von Individuen 
auf ein und dasselbe Verhalten sein können. 
21
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
1.3.1 
Attributionstheorien der Führung 
Für die Führungsforschung ist die Attributionstheorie von großem Interesse. So 
lassen sich im Führungsbereich zwei Forschungsrichtungen der Attributionstheorie 
unterscheiden (vgl. Mitchell, 1995). Die eine Forschungsrichtung konzentriert sich auf 
Attributionen des Vorgesetzten in Bezug auf das Verhalten seiner Untergebenen, 
während sich die zweite Richtung auf Attributionen konzentriert, die Untergebene in 
Bezug auf das Verhalten ihrer Vorgesetzten vornehmen. Diese Arbeit beschäftigt 
sich vorwiegend mit der zuletzt genannten Richtung. 
Calder (1977) hat in einem viel zitierten Artikel zur Attribution von Führung weitere 
Forschung auf diesem Gebiet angeregt. In seinem Aufsatz kommt er zu dem 
Schluss, dass Führung ein hypothetisches Konzept oder ein Etikett sei, welches die 
Untergebenen in ihren Köpfen selbst gebildet hätten. Die Definition darüber, was 
Führung ausmacht, ist dementsprechend im Wesentlichen eine Wahrnehmung, die 
eine ganze Serie von Dimensionen umfasst und eine Art von Stereotyp darstellt, im 
Sinne von: ,,Führer sind dynamisch, kraftvoll, machtvoll, erfahren, rücksichtslos etc." 
(Mitchell, 1995). Wenn ein Untergebener beobachtet, dass sein Vorgesetzter einige 
oder alle dieser Eigenschaften besitzt, dann kommt er dazu, dieser Person Führung 
zuzuschreiben (vgl. hierzu auch Abschnitt 1.4 zu impliziten Führungstheorien). Dabei 
gilt jemand nur für eine bestimmte Gruppe als Führer, deren Erwartungen an eine 
Führungsperson er erfüllt. Für eine Straßenbande gelten offensichtlich andere 
Führungskriterien als für einen Wirtschaftsbetrieb (vgl. Neuberger, 2002, S. 557). 
Calders Anliegen ist es, systematisch zu untersuchen, wie Laien dazu kommen, 
anderen Personen Führungsqualitäten zuzuschreiben. Diesen Prozess stellt er in 
einem vierstufigen Modell dar, welches im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht näher 
beschrieben werden soll. Interessierte Leser finden eine ausführliche Skizzierung in 
Calder (1977, S. 195f). 
Performanzbezogene Attributionen, also wahrgenommene Gründe für Erfolge und 
Misserfolge, haben in der Führungsforschung eine große Bedeutung (McElroy, 
1991). Forschungsergebnisse im leistungsbezogenen Bereich demonstrieren, dass 
die Geführten häufig auf die oben beschriebenen, einfachen Erklärungsmuster wie 
Fähigkeit, Anstrengung, Aufgabenschwierigkeit oder Glück bei der Deutung von 
beobachtetem Verhalten zurückgreifen. Überträgt man das Modell von Weinert auf 
den Kontext der Führung, so bedeutet dies: Wenn ein Mitarbeiter bei seinem 
22
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
Vorgesetzten eine gute oder schlechte Leistung beobachtet, dann wird seine 
Reaktion darauf wesentlich durch eine Kausalattribution determiniert. Glaubt der 
Mitarbeiter beispielsweise, dass ein Misserfolg an den 
Fähigkeiten
 des Vorgesetzten 
liege, dann wird er ihn als inkompetente Führungskraft wahrnehmen. Hält er 
dagegen den 
Einsatz
 des Vorgesetzten für die Ursache, wird er ihn als wenig 
engagierte Führungskraft wahrnehmen. War die Aufgabenschwierigkeit zu hoch, wird 
er den Misserfolg vermutlich eher diesem Umstand zuschreiben und nicht der 
Kompetenz, beziehungsweise dem Engagement der Führungskraft. Betrachtet er die 
Leistung wiederum als Zufallsergebnis, wird sich vermutlich gar nichts in seiner 
Einstellung zu dieser Führungskraft ändern. 
Das so genannte Aufwertungs- und Abwertungsprinzip nach Kelley (1972) spielt bei 
der Zuschreibung von Führung ebenfalls eine wichtige Rolle. Mit dem 
Abwertungsprinzip ist folgendes gemeint: Da verschiedene Ursachen zum selben 
Effekt führen können, wird die Bedeutung einer bekannten Ursache für diesen Effekt 
abgewertet, wenn gleichzeitig andere plausible Ursachen existieren. Folglich mag 
der sozial Wahrnehmende den kausalen Effekt der Führungskraft abwerten, wenn 
andere plausible Ursachen vorhanden sind. Dieses Verhalten tritt beispielsweise 
zutage, wenn eine Gruppe ihre Zielvorgaben nicht erreicht, weil sie nicht mit den 
nötigen Ressourcen ausgestattet war, um diese Aufgabe zu erfüllen (vgl. Nye, 2002). 
Wenn eine Gruppe dagegen trotz widriger Umstände erfolgreich ist, dann würde 
voraussichtlich die Wahrnehmung vorherrschen, die Führungskraft sei für diesen 
Gruppenerfolg verantwortlich zu machen. Mit dem Aufwertungsprinzip meint Kelley 
(1972) folglich, dass der Einfluss einer bestimmten Ursache erhöht wird, wenn ein 
Effekt trotz hemmender Kräfte auftritt.  
Verschiedene empirische Studien bestätigten diese ab- und aufwertenden Effekte, 
die die moderierende Wirkung dieses so genannten 
Performance-Cue-Effect
 auf die 
Wahrnehmung von Führung beeinflussen (Phillips & Lord, 1981). Mit der 
Bezeichnung Performance-Cue-Effect ist gemeint, dass die Einschätzung des 
Führungsverhaltens durch Kenntnisse des Leistungsergebnisses beeinflusst werden 
kann. Der Effekt kann mit Laborexperimenten untersucht werden. Dabei werden die 
Versuchsteilnehmer mit zwei Klassen von experimentell variierter Information 
konfrontiert, nämlich Information über das Führungsverhalten und über die 
23
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
Leistungsergebnisse (Neuberger, 2002). Erfährt man zum Beispiel, dass eine 
Gruppe sehr gut oder sehr schlecht gearbeitet hat, wird man in der Regel nach 
Gründen für dieses Abschneiden suchen. Ein Grund, neben der Qualifikation und 
Motivation der Mitarbeiter, der Aufgabenschwierigkeit oder den Kontextbedingungen, 
könnte der Führungsstil sein. Die Führungskraft wird für das Ergebnis verantwortlich 
gemacht und so argumentieren kognitiv orientierte Forscher: ,,It is the leader who is 
the most salient attributional target" (Brown & Lord, 2001; Lord & Emrich, 2001; 
Pfeffer, 1977). Auf spezifische Studien, die diesen Performance-Cue-Effect 
untersucht haben, wird in Kapitel 2 näher eingegangen.  
In Abschnitt 1.2.2 wurde auf das Konstrukt des Führungserfolgs näher eingegangen. 
In Anbetracht der fortgeschrittenen Argumentation erscheint an dieser Stelle eine 
Ergänzung notwendig. Es bleibt festzuhalten, dass die Kriterien für den 
Führungserfolg, also z.B. gesteigerte Produktivität, Arbeitszufriedenheit, 
Qualitätsgewinn etc., von der Führungskraft in der Regel nicht direkt beeinflusst 
werden können. Die Führungskraft wird zwar für diese Kennzahlen zur 
Verantwortung gezogen. Ihr eigener Handlungsspielraum, um diese jedoch zu 
beeinflussen, ist vergleichsweise gering. Metaphorisch formuliert hieße dies: ,,Der 
Trainer kann die Tore nicht selber schießen". Das Bild des Fußballtrainers 
verdeutlicht diesen Gesichtspunkt sehr anschaulich. Während des Spiels sitzt der 
Trainer auf der Bank und kann nur darauf hoffen, dass die Spieler die im Training 
geübten Techniken und Spielzüge möglichst erfolgreich umsetzen (Erfolg = 
Spielgewinn durch viele Tore und möglichst wenig Gegentore). Tun sie dies nicht, 
belegen zahlreiche Beispiele aus der deutschen Bundesliga sowie den 
internationalen Wettbewerben, dass der Trainer derjenige ist, dem sowohl Misserfolg 
wie Erfolg zugeschrieben werden. Der gegenwärtige deutsche Bundestrainer, Jürgen 
Klinsmann, ist ein Paradebeispiel für diesen Zuschreibungsprozess. Die Erfolge des 
ersten Jahres seiner Amtszeit werden von der Öffentlichkeit direkt auf seine Person 
zurückgeführt. Er wird für die Leistung der Spieler verantwortlich gemacht. Durch 
dieses Handeln wird suggeriert, dass Erfolg ein Resultat persönlicher Handlungen ist 
und dass bestimmte Schritte getan werden können, um die organisationale Leistung 
zu erhöhen (vgl. Pfeffer, 1977). Pfeffer (1977) hat sich bereits früh mit der Frage der 
Effektivität von Führungskräften beschäftigt. Er kommt zu dem Schluss, dass es am 
Ende nicht so sehr darauf ankommt, ob eine Führungskraft tatsächlich die Leistung 
24
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
(performance) und damit die organisationale Effektivität beeinflusst. Viel wichtiger sei 
es, ob die Leute 
glauben
, dass Führungskräfte die Leistung und Effektivität 
beeinflussen. Führung wird demnach von den Beobachtern attribuiert. Die 
Konsequenz aus dieser Argumentation könnte folgendermaßen gezogen werden: 
Die Führungskraft fungiert als Symbol (vgl. auch Abschnitt 1.6) und dient als 
Verantwortlicher, sowohl für die Erfolge als auch für die Schwierigkeiten. Sie ist 
sozusagen der ,,Sündenbock", der für etwaige Fehler zur Verantwortung gezogen 
und der zugleich bei herausragenden Leistungen anerkannt und bejubelt wird. 
Zusammengenommen machen diese Ansätze zur Attribution von Führung deutlich, 
dass die Geführten ein hohes Interesse daran haben, die Ursachen für 
organisationale Ereignisse herauszufinden sowie Verantwortlichkeiten für Ergebnisse 
zu klären. Als Fazit kann festgehalten werden: Die Zuschreibung eines Erfolges oder 
Misserfolges auf die Person der Führungskraft ist eine subjektive Deutungsleistung.  
Im Folgenden sollen nun Gründe für diesen Attributionsprozess gefunden werden. Es 
soll geklärt werden, wie es zur Zuschreibung von Verantwortlichkeit für Erfolge und 
Misserfolge kommt. Dabei wird in Abschnitt 1.4 zuerst auf die Rolle der Geführten, 
ihre impliziten Führungstheorien und mit dem Zuschreibungsprozess in 
Zusammenhang stehende Persönlichkeitseigenschaften eingegangen werden. In 
Abschnitt 1.5 steht die Führungsperson im Vordergrund, die durch ihr 
Führungsverhalten und ihren Führungsstil Zuschreibungen ebenfalls beeinflussen 
kann. 
1.4 Implizite 
Führungstheorien 
Implizite Führungstheorien spielen eine große Rolle beim Verstehen des Attributions- 
und Wahrnehmungsprozesses von Führung (vgl. Lord, Foti & DeVader, 1984) und 
als mögliche Fehlerquelle bei der Erfassung von Führungsverhalten (Eden & 
Leviatan, 1975). Die meisten Menschen haben eine Vorstellung darüber, welche 
Eigenschaften Führer von Nicht-Führern unterscheiden. Wissenschaftliche 
Untersuchungen zur Entstehung von Führung verweisen auf potentielle 
Führungseigenschaften wie Sensitivität, Einsatz, Tyrannei, Charisma, Attraktivität, 
Männlichkeit. Intelligenz und Stärke werden ebenfalls mit Führung assoziiert 
(Offermann, Kennedy & Wirtz, 1994). Persönlichkeitseigenschaften wie Extraversion, 
25
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
Gewissenhaftigkeit und emotionale Stabilität (Judge, Bono, Ilies & Gerhardt, 2002) 
sind außerdem wichtige Facetten impliziter Führungstheorien. 
Die Erkenntnis, dass die Geführten einen signifikanten Einfluss auf den 
Führungsprozess haben, ist nicht neu. Eden und Leviatan machten (1975) darauf 
aufmerksam, dass gebräuchliche Fragebögen zur organisationalen 
Führungsforschung eher vorgefasste Annahmen über Führung als tatsächliches 
Führungsverhalten messen könnten. Ihrer Meinung nach liegt ,,leadership in the eye 
of the followers". Implizite Führungstheorien sind nach Eden und Leviatan (1975) 
kognitive Strukturen, die typische Eigenschaften und Verhaltensweisen von Führern 
beinhalten. Wird eine Person mit einer Führungskraft konfrontiert, werden diese 
kognitiven Strukturen aktiviert. 
Viele Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Geführten recht genau wissen, was sie 
sich von einer Führungsperson wünschen (Nye, 2002). Die meisten Menschen 
scheinen gut definierte, stark abstrahierte Schemata über Führung, über 
Charakteristika der Führungskraft sowie über angemessene Verhaltensweisen im 
Führungsprozess zu besitzen (Brown & Lord, 2001; Calder, 1977). Die Gruppe um 
Lord (z.B. Lord & Emrich, 2001; Brown & Lord, 2001) betrachtet kognitive Schemata 
als Basis für implizite Führungstheorien (siehe Abschnitt 1.4.1). Unter kognitiven 
Schemata verstehen sie persönliche Einstellungen, ob Führungsverhalten und 
Führungsfähigkeiten effektiv oder ineffektiv sind. Implizite Führungstheorien sind 
demnach Kategorisierungssysteme, die die Wahrnehmung und Bewertung von 
Führungskräften beeinflussen. 
Implizite Führungstheorien weisen einen gewissen Grad an Stabilität auf. Sie werden 
über einen längeren Zeit- und Erfahrungsraum hinweg aufgebaut und entwickeln sich 
hin zu abstrakten, stark vernetzten kognitiven Strukturen. Zugleich sind diese 
kognitiven Strukturen jedoch - im Einklang mit der sozialen Identitätstheorie (Tajfel & 
Turner, 1986) - nicht statisch. Vielmehr werden sie kontinuierlich ausgebaut, sobald 
neue Informationen vorhanden sind, sich Kontext, Aufgaben oder die Ziele des 
Wahrnehmenden ändern (Brown & Lord, 2001; Lord & Emrich, 2001). Emrich (1999, 
S. 991) erweitert das Verständnis impliziter Führungstheorien: ,,People's implicit 
theories of leadership represent their preconceptions about what leaders are like 
26
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
(traits), what leaders do (behaviors), and what happens as a result of leadership 
(causality)". In diesem Sinne ist Führung nicht unbedingt auf die Führungskraft-
Mitarbeiter-Beziehung beschränkt, sondern auch Wirkungen von Führung werden als 
Bestandteil impliziter Theorien thematisiert (vgl. Schilling, 2001). In impliziten 
Führungstheorien wird die Wahrnehmung von Führung in einen engen 
Zusammenhang mit der Leistung der Gruppe, Organisation oder Nation gebracht, für 
die diese Führungskraft verantwortlich ist (Emrich, 1999). Die Personen greifen auf 
ihre implizite Führungstheorie zurück und versuchen, sich Erfolg bzw. Misserfolg zu 
erklären. Eine häufig anzutreffende Annahme lautet: Ein gutes Ergebnis wird durch 
den "richtigen", ein schlechtes Ergebnis durch den "falschen" Führungsstil 
hervorgerufen. 
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die ersten Forschungsberichte von 
Eden und Leviatan (1975) zahlreiche andere Studien auf diesem Gebiet inspiriert 
haben. Allen diesen Studien ist gemeinsam, dass in ihnen Führung als eine Idee in 
den Köpfen der Geführten gesehen wird und nicht so sehr als eine rein auf die 
Führungskraft bezogene Realität. Die Folge impliziter Führungstheorien ist, dass das 
Wissen um die Leistung einer Gruppe oder Organisation einen starken Einfluss auf 
die Wahrnehmung der Geführten hat. Unabhängig von der tatsächlichen Ursache 
dieser Leistung, wird die Führungskraft für das Ergebnis verantwortlich gemacht. 
1.4.1 
Kognitive Theorien der Führung 
In einem engen Zusammenhang mit den impliziten Führungstheorien stehen 
Kategorisierungstheorien. Auf diese soll in diesem Zusammenhang kurz 
eingegangen werden. Lord und Maher (1991) setzen sich aus einer kognitiven  
Perspektive mit Führung auseinander und entwickelten eine Schematheorie der 
Führung. Im Mittelpunkt ihrer Überlegungen steht die Frage nach den 
Informationsverarbeitungsprozessen, die es Menschen erlauben, sich in einer extrem 
komplexen sozialen Welt zurechtzufinden. Demnach entwickeln und lernen 
Menschen ganz spezifische Führungsschemata, die typische Merkmale einer 
Führungsperson beinhalten, also z.B. Intelligenz, Berufserfahrung, Belastbarkeit, 
Marktgespür, Kundenorientierung usw. (vgl. v. Rosenstiel & Wegge, 2004). ,,Ein 
Schema ist eine kognitive Struktur, die sowohl organisiertes Wissen über einen 
bestimmten Reiz  z.B. eine Person oder Situation  wie Regeln, die die 
27
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
Informationsverarbeitung steuern, enthält" (Lord & Foti, 1986, zitiert nach Neuberger, 
2002). Der Kategorisierungsansatz setzt nicht voraus, dass eine Führungskraft 
bestimmte einzelne Eigenschaften 
hat
, sondern sie 
zugeschrieben
 bekommt. Als 
zentrale Formel kann gelten: ,,Es wird allgemein erwartet, dass Führungspersonen 
bestimmte Eigenschaften haben" (Neuberger, 2002, S. 243). Wird eine Führungskraft 
gesucht oder wird ein für die Führung kennzeichnendes Merkmal aktiviert, werden 
die Schemata der Geführten wirksam. Entspricht ein potenzieller Vorgesetzter in 
seinen Merkmalen und Verhaltensweisen dem Führungsschemata des Mitarbeiters, 
so wird dadurch die Akzeptanz des Vorgesetzten beim Mitarbeiter zunehmen (v. 
Rosenstiel & Wegge, 2004). 
Unklar ist jedoch, was genau in den Köpfen der Geführten vorgeht. Die Gruppe um 
Lord (Lord & Maher, 1991; Brown & Lord, 2001) schlägt in der Schematheorie vor, 
dass die Geführten zwei unterschiedliche Prozesse der Informationsverarbeitung 
nutzen, nämlich schlussfolgerungsbasierte (inference-based) und 
wiedererkennungsbasierte (recognition-based). Führungskräfte können somit zum 
einen durch einen Schussfolgerungsprozess von erfolgreichen Ergebnissen auf 
effektive Führung betrachtet werden oder auf Grund ihrer Ähnlichkeit mit so 
genannten Prototypen der Führung identifiziert werden. Der erstgenannte, inferenz-
basierte Prozess, ist für diese Arbeit interessant, da effektive Führung häufig als 
Ursache für Erfolge in einer Organisation verantwortlich gemacht wird. Lord und 
Emrich (2001) meinen ,,leadership casts a large shadow in the minds of followers and 
social perceivers". Dies ist ein weiterer Hinweis auf den bereits erwähnten 
Performance-Cue-Effekt. Allein die Tatsache, dass eine Gruppe ein wichtiges Ziel 
erreicht hat, führt zur Attribution von effektiver Führung (Nye, 2002). Die Arbeiten von 
Lord heben zwei Aspekte besonders hervor (Mitchell, 1995). Zum einen setzten 
Untergebene häufig eher einen relativ einfachen Attributionsprozess ein als 
komplizierte kognitive Analysen, um eine Erklärung für das Verhalten ihrer 
Vorgesetzten zu finden. Zum anderen hält Lord (1985) fest, dass die Attributionen 
häufig unzutreffend sind. 
1.4.2 Romance 
of 
Leadership 
Die amerikanischen Führungsforscher Meindl, Ehrlich und Dukerich stellten 1985 
erstmals das so genannte ,,Romance-of-Leadership"-Konzept vor. Der Ansatz kann 
28
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
als spezifische implizite Führungstheorie aufgefasst werden. Meindl (1990) ist der 
Auffassung, dass es nicht primär auf den Führenden ankommt, sondern auf die 
Prozesse, die bei den Geführten ablaufen. Er kritisiert die allgegenwärtige 
Auffassung, Führung als ,,Allheilmittel" für alle auftretenden ,,organisationalen 
Krankheiten" zu betrachten. Die zentrale Frage im Sinne Meindls lautet, welche 
Wichtigkeit der 
Glaube
 an Führung habe. Ausgangspunkt für die Konzeptualisierung 
des Ansatzes waren sechs Studien von Meindl et al. (1985), anhand derer gezeigt 
werden konnte, dass Informationen über Leistungen von Unternehmen die Attribution 
auf Führung beeinflussten. Eine ausführliche Zusammenfassung dieser Studien 
findet sich im Kapitel 2. In dem Artikel argumentieren Meindl et al. (1985), dass ,,das 
Führungskonzept eine Wahrnehmung ist, die eine Rolle dabei spielt, wie Personen 
versuchen, Sinn in organisationalen Ereignissen zu finden". Dieselben Autoren 
folgern: "Moreover in this sense-making process, leadership has assumed a 
romanticized, larger-than life role". 
Organisationale Systeme und Ereignisse sind häufig komplex, mehrdeutig und 
beinhalten multiple Determinanten. Deswegen sind sie schwierig zu verstehen 
(Shamir, 1992). Die Geführten benötigen jedoch ein Verständnis der Abläufe in 
Organisationen sowie Kontrolle über ihre Umgebung. Ein wichtiger Bestandteil 
dieses Sinnstiftungsprozesses beinhaltet den Versuch allgemeine kausale 
Ursachenzuschreibungen für diese organisationalen Geschehnisse zu bilden. 
Führung versorgt Beurteiler mit einer plausiblen und bequemen Erklärungskategorie, 
um Sinn in komplexe, organisationale Vorgänge zu bringen. Wie in Abschnitt 1.3.1 
schon angedeutet, ermöglicht die Attribution auf die Führungskraft für die Geführten, 
Verständnis und Kontrolle über ihre Umgebung zu erlangen (vgl. Pfeffer, 1977). 
Emrich (1999) vermutet in Anlehnung an Meindl et al. (1985), dass die Maxime, die 
hinter der romantisierten Auffassung von Führung in der Vermutung liege, lauten 
könnte: "Behind every large effect is a large cause". Es ist die Sehnsucht der 
Geführten nach Sinn und Sicherheit, die sie die Lösung aller Probleme durch den 
Führenden erwarten lässt (Neuberger, 2002). Der Führungskraft werden nahezu 
,,magische" Fähigkeiten zugeschrieben. Führung wird romantisch verklärt: Nicht die 
Führungsperson 
hat
 Charisma, die Geführten 
attribuieren
 Charisma.  
29
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
Dieser ,,bias" wird durch den fundamentalen Attributionsfehler noch verstärkt. In der 
Tat kann das ,,Romance of Leadership"-Konzept als ein Spezialfall des bereits 
beschriebenen fundamentalen Attributionsfehlers angesehen werden (Nisbett & 
Ross, 1980). Im konkreten Fall bedeutet dies, dass der Einfluss von Führungskräften 
gegenüber anderen möglichen Erklärungsfaktoren überschätzt wird. Ausgehend von 
dieser Perspektive wird organisationale Leistung als Ursache und nicht als 
Konsequenz von charismatischer Führung gesehen. Die häufig angenommene 
Richtungsbeziehung zwischen Führung und Leistung wird somit umgekehrt. 
Insgesamt stellt der Ansatz die Wichtigkeit des Führungsverhaltens in Frage, um 
Führungswahrnehmung zu beeinflussen. Nach Meindl (1990) ist es vielmehr eine 
individuelle Disposition der Geführten, organisationale Ergebnisse über verschiedene 
Situationen hinweg der Führungskraft zuzuschreiben. 
Der Ansatz der Romantisierung von Führung kann in zwei Traditionen eingebettet 
werden (Schyns & Meindl, in press). Zum einen beruht er auf einem 
sozialkonstruktivistischen Ansatz, gleichzeitig kann er als implizite Theorie 
bezeichnet werden. Im Sinne einer 
sozialen Konstruktion
 bezieht sich 
Romantisierung von Führung auf die Zuschreibung von Verantwortung für 
Unternehmenserfolg bzw. -misserfolg an die Führungskräfte, und zwar unabhängig 
von möglichen anderen Einflussfaktoren (wie z.B. wirtschaftliche Gegebenheiten, 
Meindl, 1995). Menschen konstruieren Führung. Das heißt, unabhängig davon, ob 
Führungskräfte tatsächlich den Erfolg von Unternehmen bestimmen, besteht die 
Konstruktion von Menschen darin, dass sie genau dies tun. Damit sind im Rahmen 
dieses Ansatzes weder das tatsächliche Führungsverhalten von Bedeutung noch die 
tatsächlichen Ursachen für den Unternehmenserfolg. Allein relevant ist die 
Konstruktion der Beurteiler, also der Geführten, aber auch der Vorgesetzten, 
Journalisten oder der Öffentlichkeit. Zugleich kann der Romance-of-Leadership-
Ansatz als 
implizite Theorie
 über Führung verstanden werden, wie sie im Abschnitt 
1.4 beschreiben wurde. Das heißt, auf Grund der Erfahrung, die eine Person mit 
Führungspersonen gesammelt hat, bildet diese Person Erwartungen über 
Eigenschaften und Verhaltensweisen von Führungspersonen. Wird eine 
Führungskraft wahrgenommen, werden die entsprechenden kognitiven Strukturen im 
Gedächtnis gesucht und angewandt.  
30
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
Bisher unbeantwortet ist die Frage, wie es zu der romantischen Auffassung von 
Führung kommt. Meindl (1990) nimmt einen Prozess der sozialen Ansteckung an. 
Ohne dass die Geführten mit einer charismatischen Führungskraft unmittelbar in 
Kontakt kommen, so dass sie beeinflusst werden könnten, leben die Geführten, 
normalerweise unterdrückte Gefühle und Bedürfnisse dann aus, wenn sie am 
Beispiel anderer sehen, dass diese das ungestraft oder gar belohnt tun können 
(Neuberger, 2002). Mehr als auf die Führungsperson wird auf die Nebenpersonen, 
die Kollegen, geschaut. Bei ihnen sieht man Abweichungen vom Üblichen und sie 
werden nachgeahmt. 
Meindls einseitige Fokussierung auf die Geführten ist nicht unwidersprochen 
geblieben. So hat sich Ehrlich (1998) gegen die starke Trennung zwischen führer- 
und geführtenzentrierten Ansätzen ausgesprochen. Seiner Auffassung nach sollte 
die auf die Geführten zentrierte ,,Brille" nicht dazu führen, dass das Verhalten und 
Handeln von Führungskräften nicht mehr untersucht wird. Ehrlich plädiert für eine 
Integration der beiden Ansätze und stellt in Anlehnung an Meindl (1995) ein 
revidiertes allgemeines Modell auf, welches Führungskräfte an die Spitze stellt und 
dyadische Prozesse in die Erfahrungen von Geführten mit einbezieht. Nicht zuletzt 
deswegen wird in Abschnitt 1.6 dieser Arbeit auf die Führungsperson besonders 
eingegangen werden. Für eine ausführlichere Auseinandersetzung mit dieser Kritik 
seien interessierte Leser auf Ehrlich (1998) verwiesen.  
1.5 
Persönlichkeit und Führung 
In diesem letzten Teil des auf die Geführten bezogenen ersten Kapitels soll auf den 
Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Führung eingegangen 
werden. Hier ist zwischen Persönlichkeitseigenschaften der Führenden und der 
Geführten zu unterscheiden. Zum einen stellt sich sicherlich die Frage, welche 
Eigenschaften die Persönlichkeit von Führungskräften charakterisieren. Diese 
Fragestellung steht im Einklang mit dem Eigenschaftsansatz von Führung. In der 
Persönlichkeitspsychologie hat sich inzwischen die Ansicht durchgesetzt, dass die 
Vielzahl der nuancierten Beschreibungen der Persönlichkeit auf fünf voneinander 
weitgehend unabhängige Grunddimensionen zurückgeführt werden kann 
(Neuberger, 2002, S. 229). Diese so genannten ,,Big Five" werden in Tabelle 4 kurz 
vorgestellt.  
31
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
Tab. 4: Die Grunddimensionen ,,Big Five" und ihre Komponenten (Adjektivpaare) 
Extraversion 
gesprächig  ruhig; offen  verschwiegen, gesellig  
zurückgezogen; abenteuerlustig  vorsichtig; bestimmt  
scheu; energisch - gehemmt 
Verträglichkeit 
warm  kalt; gutmütig  grob; kooperativ  misstrauisch; 
freundlich  unfreundlich; einfühlend - rüde 
Gewissenhaftigkeit organisiert 
 
desorganisiert; kleinlich  sorglos; gründlich  
oberflächlich; effizient  unpraktisch; beharrlich  
unbeständig; ordentlich  schlampig; verantwortlich - 
verantwortungslos 
Emotionale Stabilität 
(Neurotizismus) 
launenhaft  unerschütterlich; nervös  beherrscht; 
entspannt  angespannt; gefasst  erregbar; ungestört  
ängstlich; reizbar  gelassen; unemotional - emotional 
Offenheit 
phantasievoll  geistlos; komplex  einfach; unkonventionell 
 konventionell; breite Interessen  enge Interessen; 
intellektuell  unintellektuell; kreativ - einfallslos 
In Anlehnung an Neuberger (2002) 
Selbstverständlich gelten die ,,Big Five" auch für die Geführten. Die Forschung über 
die Charaktereigenschaften von Geführten im Zusammenhang mit der 
Wahrnehmung von Führung hat in den vergangenen Jahren zugenommen und ist für 
diese Arbeit aus zwei vorrangigen Gründen von großem Interesse. Erstens hilft diese 
Forschung, die den attributionalen Prozessen von Führung zugrunde liegenden 
Mechanismen zu verstehen (Calder, 1997). So ist denkbar, dass 
Persönlichkeitseigenschaften die Beziehung zwischen bestimmten Führungsstilen 
und deren Ergebnissen moderieren. Zweitens ist es für die organisationale Praxis 
nützlich, wenn Führungskräfte unterstellte Mitarbeiter einschätzen können, um ihr 
Verhalten gegebenenfalls an die Eigenschaften der Mitarbeiter anzupassen. So 
könnten Eigenschaften identifiziert werden, die möglicherweise positiv oder negativ 
mit einem Führungsstil interagieren. 
Von Interesse ist in diesem Zusammenhang insbesondere der von Burns (1978) 
erstmals postulierte transformationale Führungsstil, von dem in Abschnitt 1.6 dieser 
Arbeit noch intensiv berichtet werden wird. Vertreter dieses Führungsstils sind durch 
ein hohes Maß an Charisma, Visionen und Motivationsfähigkeit gekennzeichnet und 
weisen Überschneidungen mit dem Konzept der charismatischen Führung auf. Zur 
Verdeutlichung des Zusammenhangs zwischen transformationaler Führung und 
bestimmten Persönlichkeitseigenschaften der Geführten sei bereits an dieser Stelle 
auf diesen Stil hingewiesen.  
32
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
Felfe und Schyns (in press) haben sich mit dem Zusammenhang zwischen 
Persönlichkeit und Führung intensiv beschäftigt und liefern empirische Bestätigungen 
dafür, dass die Wahrnehmung und Attribution transformationaler Führung von 
Persönlichkeitseigenschaften der Geführten wie Werten und Bedürfnissen (Ehrhart & 
Klein, 2001) sowie impliziten Führungstheorien (Schyns & Sanders, 2004) beeinflusst 
wird. Zusätzlich beeinflussen Persönlichkeitseigenschaften der Mitarbeiter auch die 
Akzeptanz eines spezifischen Führungsstils. Insgesamt lässt sich festhalten, dass 
Persönlichkeitseigenschaften stabile Dispositionen sind, die Einstellungen, 
Überzeugungen und Verhalten nicht nur im alltäglichen Leben, sondern 
insbesondere in der Interaktion mit Führungskräften, steuern (Schyns & Felfe, in 
press). Demzufolge ist es sinnvoll, einen genauen Blick auf diese 
Persönlichkeitseigenschaften zu werfen, weil diese Präferenzen in Bezug auf 
Führungsstile erklären können. 
Die Beziehung zwischen transformationaler Führung und Eigenschaften der 
Geführten ist im besonderen Maße untersucht worden. Klein und House (1998) 
unterscheiden zwischen zwei widersprüchlichen theoretischen Erklärungsmustern 
bezüglich dieses Zusammenhangs, nämlich Komplettierung und Ähnlichkeit. In 
Anlehnung an die Annahme, dass unsichere Situationen und Kontexte das Auftreten 
von transformationaler Führung fördern (Shamir, 1999), geht Yukl (1999) davon aus, 
dass Geführte, die transformationaler Führung bevorzugen, selber unsicher und 
ängstlich sind sowie wenig Selbstbewusstsein besitzen. Obwohl die Ergebnisse 
hierzu teilweise widersprüchlich sind, scheint es mehr empirische Bestätigung für die 
Ähnlichkeitsannahme zu geben (vgl. Felfe & Schyns, in press). Hier steht die 
Ähnlichkeit zwischen Führer und Geführtem im Vordergrund. Im Gegensatz zur 
Komplettierungsannahme betonen Shamir et al. (1993), dass die Selbstwirksamkeit, 
Wertekongruenz und Ähnlichkeit zur Führungsperson wichtige Aspekte für die 
Attribution transformationaler Führung sind. So nimmt Keller (1999) an, dass die 
Extraversion eines Geführten die Vorliebe für transformationale bzw. charismatische 
Führungskräfte vorherbestimmt (für eine ausführliche Diskussion der experimentellen 
Befunde hierzu vergleiche Kapitel 2). 
In Abschnitt 1.4.2 wurde auf den ,,Romance of Leadership"  Ansatz von Meindl 
(1985) eingegangen. Wenige Studien haben sich jedoch bisher damit befasst, 
welche Persönlichkeitseigenschaften eine romantische Sicht auf Führung 
33
Kapitel 1: Allgemeine Charakterisierung des Gegenstands 
beeinflussen. Es stellt sich die Frage, wer jene Mitarbeiter sind, die eine hohe 
Tendenz haben, die Macht von Führungskräften zu überschätzen. In welcher Art und 
Weise unterscheiden sich diese von Geführten, die ein realistischeres und 
differenzierteres Bild von Führung besitzen? Es gibt Hinweise darauf (Felfe, in 
press), dass Personen mit geringem Kontrollerleben, geringer Selbstwirksamkeit 
sowie schwachem Selbstwertgefühl und Kompetenzerleben einen hohen Bedarf 
haben, Komplexität zu reduzieren. Diese Personen wünschen sich einfache 
Erklärungen, was ein Grund dafür sein könnte, weshalb sie dazu neigen, die Rolle 
der Führungsperson zu überschätzen. Komplexität und Unsicherheit werden 
reduziert, wenn Verantwortlichkeit und Kontrolle auf die Führungskraft attribuiert 
werden können. Aus diesem Blickwinkel gesehen, ist Romantisierung von Führung 
ein Ausdruck von Abhängigkeit und Machtlosigkeit. Gleichzeitig würde diese 
Sichtweise bedeuten, dass Mitarbeiter mit hohen Selbstwirksamkeitserwartungen 
und einem starken Selbstwertgefühl eine differenzierte, wenn nicht gar kritische 
Einstellung zum Einfluss von Führung haben. Andererseits scheint ebenfalls 
plausibel, dass Geführte mit einem starken Selbstwertgefühl und dem Glauben an 
ihre internale Kontrollfähigkeit diese Einstellung in Bezug auf Führungskräfte 
generalisieren. Wer also seine eigene Umwelt effektiv steuern kann, nimmt diese 
Fähigkeit automatisch auch für seine Vorgesetzten an. Eine empirische Bestätigung 
für diese Auffassung liefert Nye (2002), von deren Studie im zweiten Kapitel noch 
ausführlicher berichtet wird. 
Zusammenfassend betrachtet lassen die hier vorgebrachten Aspekte zu 
Persönlichkeitseigenschaften und Führung den Schluss zu, dass die Wahrnehmung 
von Führung zu einem nicht geringen Teil auch von Persönlichkeitseigenschaften der 
Geführten abhängt. 
1.6 
Transaktionale, transformationale und laissez-faire Führung 
Nachdem sich die letzten Abschnitte auf die Geführten konzentriert haben, sollen im 
Folgenden Stil und Verhalten von Führungspersonen im Vordergrund stehen. Seit 
mehr als 25 Jahren werden in der Führungsforschung zunehmend so genannte 
transformationale Führungstheorien diskutiert (v. Rosenstiel & Wegge, 2004). Bereits 
der amerikanische Politikwissenschaftler und Historiker Burns (1978) unterschied 
zwei Typen von Führung, nämlich die transaktionale und die transformierende. Diese 
34
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Originalausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2005
 - ISBN (eBook)
 - 9783832494568
 - ISBN (Paperback)
 - 9783838694566
 - DOI
 - 10.3239/9783832494568
 - Dateigröße
 - 1.1 MB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen – Philosophische Fakultät, Psychologie
 - Erscheinungsdatum
 - 2006 (März)
 - Note
 - 1,3
 - Schlagworte
 - führung attributionstheorie romance leadership transformationale five
 - Produktsicherheit
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