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Museen in Deutschland

Eine Untersuchung von Kooperationen als eine Option zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit

©2005 Diplomarbeit 131 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Steigende Ansprüche der Besucher und steigende Kosten zur Sicherstellung eines adäquaten Besucherservice stehen einer meist rückläufigen Finanzierung durch die öffentlichen Haushalte gegenüber und stellen die Museen in Deutschland vor ein Dilemma. Einsparungspotenziale innerhalb des Museumsbudgets wurden bereits in den vergangenen zehn Jahren, der Zeit nach dem 'Museumsboom', ausgeschöpft. Weitere Einsparungen scheinen stets zu Lasten der Besuchsqualität sowie der originären Aufgaben des Museums zu gehen. Eine Anhebung des Eintrittentgeltes hat in vielen Fällen ein Absinken der Besucherzahlen zur Folge, was den Effekt größerer Pro-Kopf-Einnahmen zunichte macht.
Hinzu kommt die starke Konkurrenz der Museen auf dem Freizeitmarkt. Heutzutage müssen Museen sich nicht nur untereinander vergleichen lassen, sondern auch mit Freizeiteinrichtungen, die mit einem zum Teil grundsätzlich anderen Angebot aufwarten. Der Wettbewerb um die Zeit des Besuchers verlangt von den Museen neue Konzepte und Methoden, um trotz der Vielfalt und der Wahlmöglichkeiten attraktiv zu bleiben.
Mit dieser Problematik sehen sich immer mehr Museen allein gelassen. Der anhaltende Trend zur Verselbständigung öffentlich betriebener Museen kann einerseits mehr betriebswirtschaftliche und politische Unabhängigkeit mit sich bringen. Andererseits bedeutet eine Verselbständigung auch immer mehr Eigenverantwortung und erhöhtes betriebswirtschaftliches Risiko.
Allein können Museen die Probleme der Unabhängigkeit kaum bewältigen. Es bedarf deshalb individueller Lösungen, die es den Museen auch in Zukunft ermöglichen, ihre spezifischen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Ziele zu verfolgen und gleichzeitig einen hochwertigen Besucherservice anbieten zu können. Die Wege aus dem Finanzierungsdilemma können von Museum zu Museum sehr unterschiedlich sein. Es gilt einzelne Optionen abzuwägen und deren Wirkung auf das Museum abzuschätzen.
Die Situation der Museen in der Bundesrepublik Deutschland ist durch drei maßgebliche Entwicklungen geprägt:
- Zunehmender Wettbewerb um die ‚freie Zeit' des Besuchers mit Freizeiteinrichtungen aller Art.
- Sinkende öffentliche Zuschüsse für die Aktivitäten der Museen.
- Veränderung des Freizeitverhaltens der Besucher, die Kultur verstärkt als Erlebnisfaktor verstehen.
Begleitet werden diese Veränderungen von einer zunehmenden Verselbständigung der Museen. Diese hat mehr Eigenverantwortung für das Museumsmanagement zur Folge; […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9582
Grabowsky, Jan: Museen in Deutschland - Eine Untersuchung von Kooperationen als eine
Option zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit
Druck Diplomica GmbH, Hamburg, 2006
Zugl.: Hochschule Bremen (FH), Diplomarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany


Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis ... V
Abkürzungsverzeichnis ... VI
1
Einleitung ...1
1.1
Ausgangsituation und Problemstellung ... 2
1.2
Ziel der Arbeit ... 2
1.3
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise ... 3
2
Museen in Deutschland...4
2.1
Begriffsdefinition... 4
2.2
Entstehung und Wandel ... 4
2.3
Museum in Zahlen... 7
2.3.1
Entwicklung der Anzahl der Einrichtungen... 7
2.3.2
Besuchszahlen... 9
2.3.3
Verteilung der Museen nach Kategorien... 12
2.3.4
Verteilung der Museen nach Trägerschaft ... 13
2.4
Aufgaben des Museums... 14
2.5
Akteure der Museumslandschaft... 16
2.5.1
Politische Gremien und Parteien... 16
2.5.2
Wirtschaft und Sponsoren... 18
2.5.3
Mäzene und Stiftungen ... 18
2.5.4
Verbände und Vereine ... 19
3
Museumsfinanzierung...21
3.1
Trägerschaft und Effizienz... 22
3.2
Direkte und indirekte Finanzierungsformen... 23
3.2.1
Öffentliche Finanzierung ... 24
3.2.2
Private Finanzierungsquellen... 25
3.2.2.1
Fundraising und Sponsoring ... 26
3.2.2.2
Mäzene, Stiftungen und Vereine... 28
3.2.2.3
Eigene Einnahmen... 29
3.2.3
Ehrenamt... 30
3.2.4
Public-Private-Partnership (PPP)... 31
3.2.5
Kooperation... 33
3.3
Zusammenfassung... 33

Inhaltsverzeichnis
II
4
Kooperation als indirekte Finanzierungsform ...34
4.1
Der Begriff Kooperation... 34
4.2
Abgrenzung zu ähnlichen Begriffen ... 35
4.3
Charakteristik von Kooperationen ... 36
4.4
Gründe für die Kooperation ... 38
4.5
Probleme bei Kooperationsnetzwerken... 38
4.6
Zwischenfazit... 40
5
Kooperationen von Museen...41
5.1
Der Aufbau der Befragung ... 41
5.2
Die Gestaltung der Fragen ... 42
5.3
Befragungsdesign ... 43
5.4
Rekrutierung der Teilnehmer... 45
5.5
Durchführung der Befragung und Untersuchungszeitraum... 46
5.6
Auswertung der Befragungsergebnisse ... 46
5.6.1
Verteilung nach Kategorien (Frage 6.2): ... 47
5.6.2
Verteilung nach Besuchergrößenklassen (Frage 1.3):... 48
5.6.3
Verteilung nach Bundesländern (Frage 6.4): ... 49
5.6.4
Trägerschaft (Frage 1.1): ... 50
5.6.5
Antwortende Personen (Frage 6.3):... 51
5.6.6
Finanzielle Situation der Museen (Frage 1.3): ... 52
5.6.7
Personal- und Mietkosten (Frage 1.4):... 58
5.6.8
Wichtigkeit von Kooperationen (Frage 2.1):... 59
5.6.9
Nutzen von Kooperationen (Frage 2.2):... 61
5.6.10
Kooperationspartner (Frage 2.3):... 62
5.6.11
Kooperationsziele und -partner ... 63
5.6.12
Räumliche Schwerpunkte der Kooperationen (Frage 2.4): ... 63
5.6.13
Beurteilung verschiedener Kooperationsformen in Hinblick auf die
Museumsziele (Frage 3) ... 78
5.6.14
Erfolgsfaktoren von Kooperationen (Frage 4.1) ... 88
5.6.15
Faktoren des Misserfolgs von Kooperationen (Frage 4.2) ... 89
5.6.16
Professionalität der Kooperationsbeziehungen (Frage 6.1)... 90
6
Fazit und Ausblick ...91
Literatur- und Quellenverzeichnis ...94
Anhang ...104

Tabellenverzeichnis
V
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Anzahl der Museen in der Bundesrepublik Deutschland (1981 bis 2003) ... 7
Tab. 2: Besuchszahlen der Museen in der Bundesrepublik Deutschland (1981 bis 2003) ... 9
Tab. 3: Besuchsgrößenklassen der Museen... 10
Tab. 4: Verteilung der Museen nach Kategorien... 12
Tab. 5: Verteilung der Museen nach Trägerschaft ... 13
Tab. 6: Unterstützende Personengruppen ... 22
Tab. 7: Tätigkeit ehrenamtlicher MitarbeiterInnen im Museum ... 30
Tab. 8: Erfolgsfaktoren... 88
Tab. 9: Faktoren des Misserfolgs ... 89

Abkürzungsverzeichnis
VI
Abkürzungsverzeichnis
GG
Grundgesetz
ICOM
International Council of Museums
KultStiftFG
Kultur- und Stiftungsförderungsgesetz
UNESCO
United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization
(Organisation der Vereinten Nationen für Bildung,
Wissenschaft, Kultur und Kommunikation)

Kapitel 1 - Einleitung
1
1 Einleitung
Steigende Ansprüche der Besucher und steigende Kosten zur Sicherstellung eines
adäquaten Besucherservice stehen einer meist rückläufigen Finanzierung durch die
öffentlichen Haushalte gegenüber und stellen die Museen in Deutschland vor ein Dilemma.
Einsparungspotenziale innerhalb des Museumsbudgets wurden bereits in den vergangenen
zehn Jahren, der Zeit nach dem `Museumsboom', ausgeschöpft. Weitere Einsparungen
scheinen stets zu Lasten der Besuchsqualität sowie der originären Aufgaben des Museums
zu gehen. Eine Anhebung des Eintrittentgeltes hat in vielen Fällen ein Absinken der
Besucherzahlen zur Folge, was den Effekt größerer Pro-Kopf-Einnahmen zunichte macht
(vgl.
I
FO
; I
NSTITUT FÜR
M
USEUMSKUNDE
1996: passim).
Hinzu kommt die starke Konkurrenz der Museen auf dem Freizeitmarkt. Heutzutage müssen
Museen sich nicht nur untereinander vergleichen lassen, sondern auch mit
Freizeiteinrichtungen, die mit einem zum Teil grundsätzlich anderen Angebot aufwarten (vgl.
M
EIER
2000: 101). Der Wettbewerb um die Zeit des Besuchers verlangt von den Museen
neue Konzepte und Methoden, um trotz der Vielfalt und der Wahlmöglichkeiten attraktiv zu
bleiben (B
UCHSTEINER
1997: 96).
Mit dieser Problematik sehen sich immer mehr Museen allein gelassen. Der anhaltende
Trend zur Verselbständigung öffentlich betriebener Museen kann einerseits mehr
betriebswirtschaftliche und politische Unabhängigkeit mit sich bringen. Andererseits bedeutet
eine Verselbständigung auch immer mehr Eigenverantwortung und erhöhtes
betriebswirtschaftliches Risiko.
Allein können Museen die Probleme der Unabhängigkeit kaum bewältigen. Es bedarf
deshalb individueller Lösungen, die es den Museen auch in Zukunft ermöglichen, ihre
spezifischen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Ziele zu verfolgen und gleichzeitig
einen hochwertigen Besucherservice anbieten zu können. Die Wege aus dem
Finanzierungsdilemma können von Museum zu Museum sehr unterschiedlich sein. Es gilt
einzelne Optionen abzuwägen und deren Wirkung auf das Museum abzuschätzen.

Kapitel 1 - Einleitung
2
1.1 Ausgangsituation und Problemstellung
Die Situation der Museen in der Bundesrepublik Deutschland ist durch drei maßgebliche
Entwicklungen geprägt:
-
Zunehmender Wettbewerb um die ,freie Zeit' des Besuchers mit Freizeiteinrichtungen
aller Art (vgl. W
ITT
1998: 31; vgl. P
REIß
1990: 261)
-
Sinkende öffentliche Zuschüsse für die Aktivitäten der Museen (vgl. W
ITT
1998: 31)
-
Veränderung des Freizeitverhaltens der Besucher (vgl. O
PASCHOWSKI
1997: passim;
B
ÄUMLER
2001: 111), die Kultur verstärkt als Erlebnisfaktor verstehen.
Begleitet werden diese Veränderungen von einer zunehmenden Verselbständigung der
Museen. Diese hat mehr Eigenverantwortung für das Museumsmanagement zur Folge; bei
gleichzeitiger Verlagerung des betriebswirtschaftlichen Risikos auf die Museen.
In dieser wirtschaftlichen Notlage, in der teilweise sogar ganze Museen in Ihrem Bestand
bedroht sind (vgl. O
ETKER
1990: 125 und M
AGDOWSKI
1993: 31), ist ein Handeln notwendig
(vgl. D
REYER
1998: 41).
Für Museen war die kooperative Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern lange kein
relevantes Thema. Nun, da sie an wirtschaftlicher Freiheit gewinnen und mehr
Eigenverantwortlichkeit von Ihnen verlangt wird, rücken auch Kooperationen stärker in den
Mittelpunkt der Betrachtung. Bedenken schüren mögliche Abhängigkeiten, die durch eine
Zusammenarbeit entstehen können sowie negative Erfahrungen mit Kooperationen, die
wenig Dynamik entwickeln konnten oder gar hemmend für die Entwicklung der
kooperierenden Museen gewesen sind.
1.2 Ziel der Arbeit
Ziel der Arbeit ist es, Kooperationen als eine Option zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit
von Museen zu analysieren. Der Blick richtet sich dabei auf die Vielfalt von
Kooperationsformen und auf deren Potenzial, den Museen wieder mehr
betriebswirtschaftlichen und kreativen Gestaltungsspielraum zu geben. In die
gesellschaftspolitische Diskussion um die Rolle und die Aufgaben der Museen greift diese
Arbeit nicht ein.

Kapitel 1 - Einleitung
3
Die Studie bedient sich dabei nicht wirtschaftsmathematischen Rechenmodellen, sondern
zielt darauf Zusammenhänge durch Literaturanalyse und durch Erkenntnisse aus einer
Befragung von Museen in Deutschland zu erklären.
Untersuchungen in der Museumsbranche zum Thema Kooperationen hat es im
deutschsprachigen Raum bisher kaum gegeben.
1
Eine Analyse, die sich ausschließlich
diesem Thema widmet, gab es bisher noch nicht. Mit den Ergebnissen dieser Studie wird
Museen und Museumsverbänden sowie öffentlichen und privaten Trägern eine politisch
neutrale Hilfestellung bei der Zielgestaltung der Kooperationsplanung gegeben.
1.3 Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise
Nach einer Einführung zum Thema Museen und einem quantitativen Überblick über die
Museumslandschaft in der Bundesrepublik Deutschland wird die aktuelle
Finanzierungsproblematik dieses Kulturmarktsegments erläutert. Vor diesem Hintergrund
werden Kooperationen als eine Option zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit von Museen
betrachtet.
In diesem Zusammenhang werden zunächst gängige öffentliche und private
Finanzierungsformen von Museen vorgestellt. Im weiteren Verlauf werden die Vor- und
Nachteile der Einbindung unterschiedlicher Interessen in die Museumspraxis erörtert.
Verschiedene Studien, Literatur und Gespräche mit Experten aus der Museumsbranche
2
bilden die Grundlage auf der die Hypothese abgeleitet wird, dass Kooperationen einen
Beitrag zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit von Museen darstellen können. Mittels
schriftlicher Befragung werden unterschiedliche Kooperationsmöglichkeiten von Museen
analysiert. Anschließend an die Auswertung der Befragung werden Handlungsempfehlungen
formuliert.
1
Eine dem Autor bekannte ist S
IEGEL
; E
HRENFORTH
1999
2
Siehe hierzu eine Liste mit Gesprächspartnern und involvierten Personen im Anhang

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
4
2 Museen in Deutschland
2.1 Begriffsdefinition
Bis heute ist der Begriff ,Museum' nicht einheitlich definiert. Die Begriffsbestimmung
differenziert sich meist von Land zu Land. Eine aktuelle und deshalb hier verwendete
Definition des Begriffs ,Museum' liefert das International Council of Museums (ICOM):
,,Ein Museum ist eine gemeinnützige, ständige, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im
Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die zu Studien-, Bildungs- und
Unterhaltungszwecken materielle Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt beschafft,
bewahrt, erforscht, bekannt macht und ausstellt" (ICOM 2004).
3
Diese Kerndefinition wurde seit 1989 nur noch um einzelne Statuten ergänzt und besteht
seither in dieser Form.
Die Hauptaufgaben eines Museums heutiger Definition liegen im Sammeln, Erhalten,
Erforschen und Präsentieren von Objekten mit gesellschaftlicher Relevanz.
Von Bedeutung für die zukünftige Entwicklung der Museen ist die Erkenntnis der
Museologen, dass unterschiedliche Epochen der Museumsgeschichte und damit die
entsprechende Ausgestaltung jeweiliger Museen nicht etwa einer Evolution der Vorgänger
entspringen, sondern vielmehr ein Resultat und ,,Ausdruck der
[...]
Gesellschaft [sind] aus der
sie entstanden" (W
AIDACHER
1996: 72). Daraus ist eine grundsätzliche Daseinsberechtigung
für jedes Museum, welches gesellschaftlich gewünscht bzw. angenommen wird, abzuleiten.
2.2 Entstehung und Wandel
Um die Bedeutung und die Zusammenhänge von Museen in der Gesellschaft, der Politik und
in der Wirtschaft verstehen zu können, ist ein Blick in die Vergangenheit unausweichlich. Die
heutige Museumslandschaft ist ein Ergebnis eines Musealisierungsprozesses dessen
historisches Grundverständnis es ist, ,,Gegenstände als ,Sachzeugen' für die Gesellschaft
nutzbar zu machen" (S
TEINWÄRDER
1992: 8).
3
ICOM (2004), http://www.icom-deutschland.de/kodex.htm, 25.11.2004
Der Originaltext auf Englisch lautet: "
A museum is a non-profit making, permanent institution in the service
of society and of its development, and open to the public, which acquires, conserves, researches,
communicates and exhibits, for purposes of study, education and enjoyment, material evidence of
people and their environment."
http://icom.museum/hist_def_ eng.html, 25.11.2004

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
5
Die Anfänge der Museen gehen bis in die Antike zurück. Der Begriff Museum stammt nach
dem heutigen Erkenntnisstand aus der Antike von dem altgriechischen Terminus Mouseïon
ab. Der ,,Mouseïon war ein Tempel, der den Musen, den Schutzgöttinnen der Künste und
Wissenschaften, geweiht war und oft als Stätte der Kunst und Wissenschaft diente"
(W
AIDACHER
1996: 76). Es waren Stätten, an denen die antiken Göttinnen der Künste und
der Wissenschaft gehuldigt wurden (vgl. S
TEINWÄRDER
1992: 8).
Bereits vor der Errichtung der ersten öffentlichen Museen hat es gepflegte Sammlungen im
Besitz von Fürstenhäusern gegeben, die jedoch keinen Publikumsverkehr zuließen. Damit
können sie auch nicht als Museen gelten, da der Charakter der Öffentlichkeit sowie der
Gemeinnützigkeit entfällt (vgl. ebd. 1992: 8). Nur wenige europäische Fürsten machten
zögerliche Versuche, oft unter Druck der Öffentlichkeit, ihre Sammlungen dem Volk zu
präsentieren. Jedoch war auch hier oft entweder ausdrücklich oder durch prohibitive
Eintrittsgelder nur der gehobene Teil der Bevölkerung erwünscht (vgl. W
AIDACHER
1996: 84).
Die Entstehung der ersten öffentlichen Museen im 17. Jahrhundert geht auf ,,großzügige
Zuwendungen von Sammelobjekten durch reiche Bürger zurück" (ebd. 1996: 86). Jedoch
erst mit dem Aufbrechen der feudalen Strukturen und der Französischen Revolution gab es
verstärkt Bemühungen, auch Bürgern den Zugang zu Kunstsammlungen zu ermöglichen.
Erst im frühen 19. Jahrhundert wurde das Museum zum ,,Ort des kollektiven Gedächtnisses"
(S
TEINWÄRDER
1992: 8) nach heutigem Verständnis. Das Wachstum der Großstädte zur Zeit
der Industrialisierung sowie sich ständig vergrößernde Sammlungen trugen dazu bei, dass
immer größere und spezialisierte Museen gegründet wurden. So entstanden beispielsweise
von 1851 an bis in die Achtziger Jahre Kunstgewerbemuseen in zahlreichen europäischen
Großstädten (W
AIDACHER
1996: 86).
Im weiteren Lauf der Museumsgeschichte entwickelten sich Völkerkundemuseen, die über
Sammlungen aus Kolonialisierungszügen verfügten und Kulturhistorische Museen mit
Objekten aus unterschiedlichen Epochen der Menschheitsentwicklung.
Eines der jüngsten Erscheinungen in der Museumslandschaft ist das Technische Museum.
Obwohl das erste seiner Art bereits 1799 in Paris eröffnet wurde, erfolgte die Verbreitung
dieses Typus erst mit weiteren Gründungen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Als
Durchbruch galt das 1903 gegründete Deutsche Museum München mit seiner interaktiven
Form der Vermittlung von Wissen. Dieser Neugründung und Erfindung einer neuen Art der

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
6
Wissensvermittlung in Museen folgte eine Vielzahl neuer Technischer Museen in der ganzen
Welt (vgl. W
AIDACHER
1996: 87).
In den Dreißiger Jahren unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde das Museum zum
Teil für ideologische Zwecke missbraucht. Kunstmuseen sollten das ,Deutschtum' der Kultur
hervorheben. Kulturhistorische Museen stellen den Menschen entsprechend seiner Rolle in
der NS-Ideologie dar und wurden einem klaren Ordnungsprinzip unterworfen. Diesem Stil
der puristischen und didaktisch klar aufbereiteten Museen blieben die meisten
Museumsleiter noch bis weit über das Ende des Nationalsozialismus behaftet. Ein Wandel
des Selbstverständnisses der Museen vollzog sich erst in den Sechziger Jahren. Das
Museum sollte zu einem außerschulischen Lernort werden (vgl. R
OTH
1992: 22ff).
Als die Alltagskultur in den Siebziger Jahren vermehrt Einzug in die Museen hielt, wurden in
Deutschland teils Aufsehen erregende Groß- und Sonderausstellungen durchgeführt, es
entwickelte sich aus den Museen ein ,,geschäftiger Kulturbetrieb, der Millionen von
Besuchern anzog und mit dem ein immenses Finanzvolumen umgesetzt wurde" (R
OTH
1992:
24ff). Die Großveranstaltungen und ,Megamuseen' kamen in die Kritik, da sie nicht die Ziele
des Museums, sondern ,,häufig eher para- wenn nicht überhaupt antimuseale Ziele
verfolgen" (W
AIDACHER
1996: 22). Befürchtet wurde ein qualitativer Verlust des Angebots
und damit das Verkommen zu einem ,,sinnentleerten Augenerlebnis" (B
ORGER
-K
EWELOH
1990: 132).
In der gleichen Zeit entstand eine ,,kaum übersehbare Museumslandschaft mit zunehmender
Gründungstendenz" (ebd.: 24). Mit der zunehmenden Zahl an Museen und
Besucherrückgängen in den Achtziger Jahren als Indiz einer sich abzeichnenden Sättigung,
verschärfte sich die Frage nach der Finanzierung vieler Museumsbetriebe (vgl. ebd.: 31).

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
7
2.3 Museum in Zahlen
Die im Folgenden aufgeführten Daten und Zahlen zur Museumslandschaft in der
Bundesrepublik Deutschland entstammen größtenteils der jährlich durchgeführten
schriftlichen Befragung von Museen durch das Institut für Museumskunde in Berlin.
2.3.1 Entwicklung der Anzahl der Einrichtungen
Das Institut für Museumskunde in Berlin erhebt seit 1981 die Anzahl der bundesdeutschen
Museen. Seither ist die Zahl der Museen von 1.391 (1981) auf 6.135 (2003) gestiegen. Das
entspricht einer Steigerung von 441 Prozent. In den Siebziger und Achtziger Jahren
reagierten die Museen auf den starken Anstieg der Besuchszahlen mit einer ,,beträchtlichen
Erweiterung und Verbesserung ihrer Angebote" (W
AIDACHER
1996: 22). Öffentliche
Studiensammlungen, Aktionsräume, Museumsläden, Restaurants, Beratungsdienste, Clubs
und verbesserte Interpretation und Interaktivität sind Beispiele für moderne, in jener Zeit
entwickelte Museumsangebote (vgl. ebd.: 20).
Dieser so genannte ,,Museumsboom" (D
REYER
1998: 36) mit einem überdurchschnittlichen
Zuwachs an Museen hielt bis zu Beginn der Neunziger Jahre an und ging dann in ein
moderateres Wachstum über.
Unterstützt wurde diese Entwicklung durch wachsende kommunale Kulturbudgets, die aus
der weit verbreiteten öffentlichen Meinung resultieren, dass herausragende
Museumsarchitektur positive Imageeffekte erzeugt und nebenbei für
kommunalwirtschaftliche Stimulanz sorgt (vgl. H
OFFMANN
1988: 544).
Tab. 1: Anzahl der Museen in der Bundesrepublik Deutschland (1981 bis 2003)
Jahr
Anzahl Museen Jahr
Anzahl Museen
Jahr
Anzahl Museen
1981 1.391
1989 3.564
1997 5.219
1982 2.045
1990 4.034
1998 5.376
1983 2.047
1991 4.316
1999 5.629
1984 2.025
1992 4.475
2000 5.827
1985 2.043
1993 4.682
2001 5.897
1986 2.185
1994 4.827
2002 6.059
1987 2.314
1995 4.919
2003 6.135
1988 2.624
1996 5.040
Quelle: I
NSTITUT FÜR
M
USEUMSKUNDE
2004
Auch das Selbstverständnis der Museen befand sich im Wandel. So begannen die Museen,
,,sich als eine vielseitige gesellschaftliche Institution zu positionieren" (D
REYER
1998: 37), und
ihre Interessen gegenüber der Politik zu behaupten. Der Kulturbegriff selbst veränderte sich

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
8
bzw. wurde um die so genannte Alltagskultur erweitert (vgl. K
LEIN
1990: 35; M
EINERS
1993:
27). Der Ruf nach ,,Kultur für Alle" (S
INGER
2003: 20) wurde laut, was zu einem verstärkten
Engagement des Staates an einem erweiterten Kulturangebot einschließlich dessen
Finanzierung führte (vgl. ebd.: 20).
Abb. 1: Entwicklung des Museumsbestands in der Bundesrepublik Deutschland (1981 bis 2003)
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
198
1
198
2
198
3
198
4
19
85
19
86
198
7
198
8
198
9
199
0
199
1
199
2
19
93
19
94
199
5
199
6
199
7
199
8
199
9
200
0
200
1
200
2
200
3
Jahr
M
u
s
een
Quelle: I
NSTITUT FÜR
M
USEUMSKUND
e 2004
Als weiteren Einflussfaktor für die quantitative Zunahme von musealen Einrichtungen in den
vergangenen Jahrzehnten nennt L
ÜBBE
(1988) die ,,progressive Musealisierung unserer
kulturellen Umwelt" (S. 140ff). Damit beschreibt er die wachsende Notwendigkeit der
Bewahrung von Kulturobjekten mit zunehmender Entwicklung der Gesellschaft.
Letztendlich hat der ,Museumsboom' und die Verteilung der begrenzten verfügbaren
finanziellen Mittel zu weiteren aktuelleren Problemen geführt. Diese reichen von akuten
Finanzierungsproblemen der Angebotsprogramme über die Einschränkung des
Handlungsspielraums bis hin zur Bedrohung des Bestandes ganzer Institutionen (vgl.
O
ETKER
1990: 125; M
AGDOWSKI
1993: 31).
Starre Verwaltungsformen der meist öffentlich-rechtlich betriebenen Museen (vgl. W
ORSCH
1993: 139) verhindern häufig die Durchsetzung der notwendigen Anpassungs- und
Veränderungsstrategien (vgl. D
REYER
1998: 40f).

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
9
2.3.2 Besuchszahlen
1981 begann das Institut für Museumskunde mit der Erhebung der Besuchszahlen an
bundesdeutschen Museen.
Tab. 2: Besuchszahlen der Museen in der Bundesrepublik Deutschland (1981 bis 2003)
Jahr
Besuchszahl
Jahr
Besuchszahl
Jahr
Besuchszahl
1981 54.204.751
1989
102.204.872
1997 92.685.889
1982 52.428.407
1990 97.089.535
1998 95.342.524
1983 52.026.709
1991 92.400.200
1999 96.190.374
1984 56.747.784
1992 93.020.297
2000 99.560.001
1985 60.778.921
1993 93.755.602
2001
102.965.544
1986 62.431.644
1994 91.201.785
2002
101.218.801
1987 66.336.869
1995 91.062.176
2003 98.361.816
1988 66.377.219
1996 90.555.566
Quelle: I
NSTITUT FÜR
M
USEUMSKUND
e 2004
In den Siebziger und Achtziger Jahren konnte ein starker Anstieg der Besuchszahlen
verzeichnet werden. Diese wird insbesondere durch eine Erhöhung der freien Zeit der
Bevölkerung begründet. Auch das in Kap. 1.1 erwähnte veränderte Freizeitverhalten
beeinflusst den Angebotsmarkt.
Einen Anstieg der Besuchszahlen in den vergangenen Jahrzehnten beschreibt auch D
REYER
(1998). Eine Ursache hierfür liege in der gestiegenen Bedeutung von Kultur in der
Gesellschaft: ,,Kunst und Kultur wurden verstärkt in diversifizierte Felder des
gesellschaftlichen Lebens hineingetragen"
(S. 23).

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
10
Abb. 2: Entwicklung der Besuchszahlen der Museen in der Bundesrepublik Deutschland (1981
bis 2003)
50,0
60,0
70,0
80,0
90,0
100,0
110,0
19
81
19
82
19
83
19
84
19
85
19
86
19
87
19
88
19
89
19
90
19
91
19
92
19
93
19
94
19
95
19
96
19
97
19
98
19
99
20
00
20
01
20
02
20
03
Jahr
An
z
a
h
l d
e
r Be
s
u
c
h
e
i
n
M
io
.
Quelle: I
NSTITUT FÜR
M
USEUMSKUNDE
2004
Den stärksten Besucherandrang können seither die großen überregional bekannten Häuser
realisieren. Regionale oder nicht auf die Interessen der Masse ausgerichtete Museen
profitieren wenig von der gestiegenen Resonanz aus der Öffentlichkeit.
Erst seit Beginn der Neunziger Jahre ist ein Einbruch der Besuchszahlen zu verzeichnen,
der bis 1996 anhält und in ein erneutes rasantes Wachstum übergeht. Diese rasche
Erhöhung der Besuchszahlen dauert nur kurz an, denn seit 2001 gibt es wieder sinkende
Gesamtbesuchszahlen in den bundesdeutschen Museen (vgl. I
NSTITUT FÜR
M
USEUMSKUNDE
2004: 11).

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
11
Tab. 3: Besuchsgrößenklassen der Museen
in der Bundesrepublik Deutschland 2003
Besuche
Anzahl / Anteil
an Gesamt
Bis 5.000
2.700 / 44,0 %
5.001 - 10.000
631 / 10,3 %
10.001 - 15.000
367 / 6,0 %
15.001 - 20.000
248 / 4,0 %
20.001 - 25.000
164 / 2,7 %
25.001 - 50.000
404 / 6,6 %
50.001 - 100.000
214 / 3,5 %
100.001 - 500.000
185 / 3,0 %
500.001 - 1 Mio.
14 / 0,2 %
Über 1 Mio.
2 / 0,1 %
Abb. 3: Verteilung der Museen nach
Besuchsgrößenklassen
54,7%
12,8%
7,5%
8,2%
4,4%
3,7%
0,1%
0,2%
5,0%
3,4%
bis 5.000
5.001 - 10.000
10.001 - 15.000
15.001 - 20.000
20.001 - 25.000
25.001 - 50.000
50.001 - 100.000
100.001 - 500.000
500.000 - 1 Mio.
k.A./über 1 Mio.
Quelle: I
NSTITUT FÜR
M
USEUMSKUNDE
(2004: 17)
Bemerkenswert hoch ist der Anteil sehr kleiner Museen (gemessen an den Jahresbesuchen)
mit bis zu 5.000 Besuchen jährlich. Lediglich 3,3 Prozent der Museen haben mehr als
100.000 Besuche pro Jahr zu verzeichnen und sind damit in ihrem Besuchsaufkommen
vergleichbar mit mittleren bis großen Theaterhäusern in Deutschland (vgl. T
HEMATA
2003:
99).

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
12
2.3.3 Verteilung der Museen nach Kategorien
Entsprechend der UNESCO-Nomenklatur ist in Deutschland folgende Verteilung
vorzufinden:
Tab. 4: Verteilung der Museen nach Kategorien
Museumskategorie
Anteil
Volkskunde- und Heimatkundemuseen
45,7 %
Kunstmuseen 10,0
%
Schloss- und Burgmuseen
4,4 %
Naturkundliche Museen
5,2 %
Naturwissenschaftliche und technische Museen
11,8 %
Historische und archäologische Museen
6,5 %
Sammelmuseen mit komplexen Beständen
0,4 %
Kulturgeschichtliche Spezialmuseen
14,8 %
Mehrere Museen in einem Gebäude (Museumskomplexe)
1,2 %
Quelle: I
NSTITUT FÜR
M
USEUMSKUNDE
2004
Beinahe die Hälfte der Museen in Deutschland (45,7 Prozent) zählt zu den Volkskunde- und
Heimatkundemuseen. Darunter ist jedoch eine Vielzahl kleiner heimatkundlicher Museen mit
teils unter 5.000 Besuchen pro Jahr.
Die Kunstmuseen sowie die Volks- und Heimatkundemuseen weisen die höchsten
Gesamtbesucherzahlen auf, das waren jeweils rund 17 Mio. Besuche in 2003 (vgl. I
NSTITUT
FÜR
M
USEUMSKUNDE
2004: 21ff).
Abb. 4: Verteilung der Museen nach Kategorien
45,7%
14,8%
11,8%
10,0%
6,5%
5,2%
0,4%
1,2%
4,4%
Volkskunde- und
Heimatkundemuseen
Kulturgeschichtliche
Spezialmuseen
Naturw issenschaftliche und
technische Museen
Kunstmuseen
Historische und archäologische
Museen
Naturkundliche Museen
Schloss- und Burgmuseen
Sammelmuseen mit komplexen
Beständen
Mehrere Museen in einem
Museumskomplex

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
13
2.3.4 Verteilung der Museen nach Trägerschaft
Die Trägerschaft von Museen kann Auswirkungen auf deren wirtschaftliche Flexibilität und
Finanzierungsstruktur haben. Deshalb wird in diesem Abschnitt die Trägerschaftsstruktur der
deutschen Museumslandschaft dargestellt.
In der Bundesrepublik Deutschland befinden sich über 55 Prozent der Museen in öffentlicher
Hand. Deutlich ist der hohe Anteil lokaler Gebietskörperschaften (wie z.B. Städten und
Gemeinden) mit über 40 Prozent. Darunter finden sich zahlreiche kommunale
Heimatkundemuseen (vgl. I
NSTITUT FÜR
M
USEUMSKUNDE
2004: 28).
Rein privatrechtlich betriebene Museen haben einen Anteil von rund 39 Prozent. Darunter
machen die Vereine mit 25 Prozent den größten Teil aus. Der Anteil gemischtwirtschaftlich
(privat und öffentlich) betriebener Museen liegt bei rund sechs Prozent.
Tab. 5: Verteilung der Museen nach Trägerschaft
Trägerschaft
Anzahl/ Anteil an Gesamt
Staatliche Träger
492 / 8,0 %
Lokale Gebietskörperschaften
2.520 / 41,1 %
Andere Formen öffentlichen Rechts
399 / 6,5 %
Vereine
1.536 / 25,0 %
Gesellschaften, Genossenschaften
236 / 3,8 %
Stiftungen des privaten Rechts
94 / 1,5 %
Privatpersonen
513 / 8,4 %
Mischformen (privat und öffentlich)
345 / 5,6 %
Gesamt
6.135 / 100 %
Quelle: I
NSTITUT FÜR
M
USEUMSKUNDE
2004

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
14
2.4 Aufgaben des Museums
In jüngerer Vergangenheit sind mit dem Wandel und dem Anspruch der Gesellschaft zu den
traditionellen Funktionen weitere Aufgaben auf das Museum zugekommen. Der
Museumsbesuch steht verstärkt in Konkurrenz zu anderen Freizeitaktivitäten und muss
daher zusätzlich zu den traditionellen Aufgaben Komponenten wie ,,Vergnügung und
Anregung" bieten (P
OMIAN
1988: 8). Im Folgenden werden die aktuellen Hauptaufgaben der
Museen dargestellt:
,,Die Forschung ist die Grundlage für alle anderen Museumsaufgaben" (D
REYER
1998: 32),
sie kann nie als abgeschlossen gelten (vgl. R
UMP
2001: 72). Das Wissen kann durch
Forschen ständig erweitert werden. Die Forschung muss Auswahlkriterien für die spätere
Sammlungsaktivität des Museums schafften (vgl. W
AIDACHER
1996: 110).
,,Im Sammeln liegt der Ursprung des Museums" (R
UMP
2001: 55). Das Sammeln von
Objekten bzw. von Kulturgut (Artefakt) und Naturgut (Naturafakt) stellt die Grundlage
jeglichen Museumsbetriebs dar. Demnach ist es ein Ziel eines jeden Museums, eine eigene
Sammlung vorzuhalten. ,,Das Sammeln ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem wesentliche
Lücken in den Sammlungen systematisch zu schließen sind" (D
REYER
1998: 32).
Unter Bewahren versteht man die Sicherstellung und Erhaltung der Sammlungsobjekte,
ohne dabei die ,,inhaltliche und materielle Beschaffenheit der kultur- und naturgeschichtlichen
Objekte" entscheidend zu verändern (D
REYER
1998: 32).
Durch die Präsentation der Sammlung wird der Öffentlichkeit das Ergebnis der
Museumsarbeit zugänglich gemacht. Dies kann ,,in Form von permanenten
Schausammlungen, temporären Sonder- und Wanderausstellungen sowie zu den
Studiensammlungen für speziell interessierte Personen" geschehen (D
REYER
1998: 32).
Darüber hinaus nimmt das Museum eine Vermittlungs- bzw. Bildungsaufgabe wahr. Darunter
werden didaktische und pädagogische Aktivitäten verstanden, die Museen ihren Besuchern
anbieten, um Erfahrungen und Wissen zu vermitteln und um die Bedeutung der Sammlung
begreifbar zu machen" (D
REYER
1998: 33).
Die Museen üben die oben aufgeführten Aktivitäten je nach inhaltlicher Ausrichtung und
Kapazitäten unterschiedlich stark aus. Das heißt es gibt Museen, die den Forschungsbereich

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
15
vollkommen auslassen und andere, die ihren Schwerpunkt gerade hierin sehen (vgl. D
REYER
1998: 33).
Des Weiteren führen zeitliche Trends und Interdependenzen der einzelnen Aufgaben dazu,
dass ein ,,permanentes Hinterfragen von Zielen und Aufgaben" der Museen nötig ist (D
REYER
1998: 34).
Als moderne Funktionen des Museums haben sich in den Neunziger Jahren immer stärker
die besucherorientierten Aufgaben des Museums entwickelt. K
OCH
(2002) bezeichnet das
moderne Museum als ,,multifunktionales Kommunikationszentrum" (S. 34f). Die immer
stärker geforderte und notwendig gewordene Besucherorientierung der Museen erfordert
gleichzeitig eine Auseinandersetzung des Museums mit den Methoden des Marketings sowie
zu einem damit einhergehenden und teils neuartigen Selbstverständnis des Museums als
Dienstleistungsunternehmen (vgl. M
EIER
2000: 96f).
In den vergangenen Jahren sind Sonderausstellungen in Museen und Ausstellungshäusern
zu einer Art Besucherattraktion geworden. Sie sind temporäre, meist thematisierte
Veranstaltungen bei denen dem Publikum Objekte in einer Zusammenstellung präsentiert
werden, wie sie in dem Museum nicht der Regelfall sind. Dies geschieht in den meisten
Fällen mit Hilfe von Leihgaben anderer Museen.
Diese Ausstellungsart bietet dem Museum die Möglichkeit, bei entsprechender Werbung
eine breite Publikumsmasse anzusprechen und zu mobilisieren. Durch den ,Eventcharakter'
werden sie auch für Personen interessant, die sonst eher selten ins Museum gehen.
Es sind durch in der Regel höhere Eintrittsgelder sowie Shop- und Gastronomieumsätze
gesteigerte Einnahmen realisierbar. Somit können diese Veranstaltungen eine besondere
Rolle für die Finanzierung von Museen spielen. Jedoch ist der Verbleib der Eigeneinnahmen
im Museumsbudget nur bei relativ selbständigen Einrichtungen möglich (vgl. K
OCH
2002: 33).
Im Jahr 2003 hat es im gesamten Bundesgebiet 9.222 Sonderausstellungen gegeben. Das
sind 51 Ausstellungen weniger als im Vorjahr, aber 249 mehr als im Jahr 2001. Zu diesen
Veranstaltungen konnten rund 65 Mio. Besuche bzw. 64 Prozent der gesamten
Museumsbesuche in Deutschland registriert werden. Hinzu kommen rund 7,5 Mio. Besuche
in Ausstellungshäusern. Durch diese Zahlen wird die Bedeutung von Sonderausstellungen
für die Museen deutlich. Allerdings nutzten nur 44 Prozent der Museen diese Art von
Ausstellung (vgl. I
NSTITUT FÜR
M
USEUMSKUNDE
2003: 22; ebd. 2004: 21).

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
16
2.5 Akteure der Museumslandschaft
Die Museumslandschaft ist als Teil der Kulturlandschaft vielfältigen Interessen unterworfen.
Die folgende Grafik veranschaulicht das Netz der Interessensvertreter auf dem Gebiet der
Kulturpolitik. Sie wirken alle interessensgebunden auf die Herausbildung der kulturpolitischen
Ziele ein.
Die Übertragbarkeit dieses Modells auf die Museumslandschaft ist dadurch gegeben, dass
Museen klassische Kultureinrichtungen darstellen.
Im Folgenden werden einzelne für diese Arbeit relevante Akteure aus dem oben
dargestellten Modell herausgegriffen, gegebenenfalls ergänzt und deren Bezug zur
Museumslandschaft beschrieben.
Abb. 5: Akteure der Kulturlandschaft
Quelle: H
EINRICHS
(1999: 82)
2.5.1 Politische Gremien und Parteien
Der Staat tritt in vielen Ländern Europas als Financier und in einigen Fällen auch als
Betreiber kultureller Angebote auf. In der Bundesrepublik Deutschland liegt die Aufgabe der
öffentlichen Kulturförderung bei den Bundesländern (vgl. v. K
ÖCKRITZ
1990: 39). ,,Bund,
Länder und Gemeinden geben in Deutschland den weitaus größten Finanzierungsteil für die
Kultur" (L
ITZEL
2003: 1).

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
17
Die Legislative hat in der Bundesrepublik die Aufgabe, Rahmengesetze zur Kulturförderung
zu schaffen. Ein Beispiel ist das Gesetz zur steuerlichen Förderung von Kunst und Kultur
sowie von Stiftungen (KultStiftFG) (I
FO
1995: 1).
Entsprechend Art. 28 des GG liegt diese Zuständigkeit bei den Ländern (vgl. BGBl 1949, 1).
Dem Bund sind ,,in diesem Bereich nur eingeschränkte Zuständigkeiten eingeräumt" (S
INGER
2003: 6), die im Bereich der ,,gesamtstaatlichen Repräsentation" (v. K
ÖCKRITZ
1990: 39)
liegen.
In der Vergangenheit wurde die in Art. 5 (3) des GG gefasste ,Freiheit der Kunst' zunehmend
als staatliche Gewährleistung der Freiheit interpretiert (vgl. S
INGER
2003: 6). Das Resultat ist
eine aktive staatliche Kulturförderung.
Bei den Ländern wird die Aktivität der Kulturförderung unterschiedlich ausgelegt.
Insbesondere wird diskutiert, ob diese Aufgabe einen freiwilligen oder einen verpflichtenden
Charakter hat (vgl. P
APPERMANN
1980: passim).
,,Das heute vorherrschende Grundmuster entspricht dem Prinzip des kooperativen
Föderalismus, der einerseits eine grundsätzliche Aufgabentrennung zwischen Bund und
Ländern vorsieht, andererseits von einer Vielfalt von Kooperations- und
Verflechtungstatbeständen zwischen den Ebenen gekennzeichnet ist" (ebd.: 6).
Die Gründung der Kulturstiftung des Bundes im Jahr 2002 ist ein Zeichen für diese
Kooperationsbeziehungen zwischen Bund und Ländern (ebd.: 8). ,,Die Kulturstiftung des
Bundes unterstützt künstlerische Produktionen und gewährt Projektförderung für
Themenbereiche, die in die Zuständigkeit des Bundes für die Förderung von Kunst und
Kultur fallen" (K
ULTURSTIFTUNG DES
B
UNDES
2005: Abs. 2). Entsprechende Bereiche sind die
,Auswärtige Kulturpolitik', die ,Repräsentation des Gesamtstaates', die ,Repräsentation des
Gesamtstaates auf kulturellem Gebiet in der Bundeshauptstadt Berlin', der ,Preußische
Kulturbesitz', die ,Förderung der kulturellen Einheit Deutschlands' und die ,Filmförderung und
Verlags- und Übersetzungsförderung' (vgl. S
INGER
2003: 6).
Viele Städte und Gemeinden unterstützen Ihre Museen in Eigenverantwortung, weil sie sich
davon eine positive Rückwirkung auf die Standortqualität und/oder den Tourismus
versprechen. Eine gesetzliche Verpflichtung dafür gibt es nicht. Wie im vorangegangenen
Abschnitt erläutert, sind in der Bundesrepublik Deutschland per Gesetz die Bundesländer für
die Kulturförderung zuständig. In Form von Tourismusverbänden kooperieren Städte und
Gemeinden miteinander, um den Tourismus der Region und somit potenzielle Besucher für
ihre Museen anzuziehen. Gleichzeitig kann ein attraktives Museumsangebot auch förderlich
sein für die Entwicklung eines Städtetourismus (vgl. ebd.: 8f).

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
18
Für politische Gremien gibt es begrenzte Möglichkeiten in die Kulturschaffung kommunal
finanzierter Einrichtungen einzugreifen. ,,Ein Gemeinderat hat das Recht und die Pflicht, sich
beispielsweise zu den Sammlungsschwerpunkten eines Museum zu äußern" (H
EINRICHS
1999: 80f). Auch die Mittelbewilligung liegt in seinen Aufgabenbereich. Lediglich die
Beurteilung der künstlerisch-ästhetischen Qualität obliegt ihm mit seinem Amt nicht (vgl.
ebd.: 81).
2.5.2 Wirtschaft und Sponsoren
Die Privatwirtschaft stellt sich in der Museumslandschaft sowohl als Betreiber von Museen
als auch als Unterstützer öffentlicher Museen dar. Gründe für die Privatwirtschaft, sich in der
Kulturförderung zu engagieren, liegen oftmals in der Imagepflege sowie der Demonstration
gesellschaftlicher Verantwortung (vgl. B
RUHN
1987: 86f). Von Unternehmen betriebene
Museen können als ,,alternatives Instrument der Öffentlichkeitsarbeit" bzw. als Mittel der
Unternehmenskommunikation eingesetzt werden (I
FO
1995: 17) und sind damit häufig als
Schnittstelle zwischen Unternehmen und Konsument ein Bestandteil des Marketings. Zudem
bieten sie die Möglichkeit, die Mitarbeiter stärker an das Unternehmen zu binden und deren
Motivation zu fördern. Weiterhin kann der Museumsbetrieb als Marktforschungseinrichtung
dienen, in dem umfangreiche Informationen zu den Zielgruppen des Unternehmens
gesammelt werden (vgl. ebd.: 17f).
Vielfach treten Unternehmen jedoch auch als finanzielle oder materielle Unterstützer von
Museen auf. In Sponsoringbeziehungen werden in der Regel publikumswirksame
Ausstellungen finanziert.
4
2.5.3 Mäzene und Stiftungen
Das Mäzenatentum stellt die klassische Unterstützungsform von Kultureinrichtungen im
Allgemeinen und Museen im Speziellen dar. Es wurde jedoch im 19. Jahrhundert von neu
aufkommenden Förderungsarten (öffentliche Hand, private Stiftungen und Unternehmen)
immer mehr verdrängt (vgl. S
CHENKER
1990: 27). Diese Unterstützungsform kann als die
uneigennützigste Förderung bezeichnet werden (vgl. C
HRISTIANS
1990: 91). Wirtschaftlich
gut gestellte Privatpersonen oder Unternehmen engagieren sich dabei meist beim Ausbau
der Museumssammlung oder bei der Realisierung von Sonderausstellungen (vgl. KGS
T
1998: 55).
4
vgl. Kap. 3.2.2.1 Fundraising und Sponsoring

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
19
Stiftungen gelten ebenfalls als mäzenatische Unterstützungsform (vgl. H
ERFURTH
2003: 27f).
Sie sind auf Dauer und Zweck eingerichtete Fonds, die entweder durch die Ansammlung
vieler einzelner kleiner finanzieller Beträge oder durch die Einzahlung eines großen
Spenders entstehen (vgl. V
OGT
1990: 82).
In Deutschland haben Stiftungen eine jahrhunderte lange Tradition zur Wahrnehmung
gemeinwohlorientierter Aufgaben (vgl. H
ERFURTH
2003: 28). Nach dem zweiten Weltkrieg
hatten die Stiftungen für die deutschen Museen und deren Wiederaufbau eine große
Bedeutung (vgl. V
OGT
1990: 81).
Diese Rechtsform hat Vorteile, die in ihrer Struktur gegründet sind: Durch die Festlegung der
Ziele einer Stiftung zu Beginn der Gründung ist rechtlich garantiert, dass die Erträge aus
dem gestifteten Vermögen dem Satzungszweck zugute kommt. Die Strukturform der Stiftung
ermöglicht einen hohen Grad an Autonomie und Stabilität (vgl. S
TRACHWITZ
; S
CHMÄCKE
2002: 131).
Die Unabhängigkeit dieser Organisationsform resultiert mitunter auch daraus, dass die
Stiftung niemandem gehört. Dieser Vorteil macht sich auch im Management bemerkbar. So
ist die Führungsebene einer Stiftung nur sich selbst und dem Stiftungszweck verantwortlich
(vgl. H
EINRICHS
1999: 99).
Die Organe einer Stiftung sind der Vorstand und das Kuratorium.
2.5.4 Verbände und Vereine
Die Museumsverbände in Deutschland gelten als Interessenvertreter der Museen.
Gleichzeitig bündeln sie Aktivitäten der Zusammenarbeit zwischen den Museen.
Vereine nehmen zudem eine große Rolle bei der Trägerschaft von Museen und anderen
Kultureinrichtungen ein. In 25 Prozent der Museen übernehmen Vereine die Trägerschaft.
5
Fördervereine stellen eine besondere Form der Unterstützung von Museen dar. Sie
unterstützen ,,das Museum materiell bzw. finanziell und ideell" (I
NSTITUT FÜR
M
USEUMSKUNDE
2004: 60).
Fördervereine sind in Teilen vergleichbar mit den privatrechtlichen Stiftungen. Sie bündeln
die finanzielle und ideelle Kraft unterstützungswilliger Einzelpersonen zu einer flexibel
einsetzbaren Förderinstanz. 24,7 Prozent der Museen
6
werden von einem Förderverein
unterstützt. Durch den Erwerb neuer Sammlungs- und Ausstellungsstücke nehmen
Fördervereine gerade für Kunstmuseen eine wichtige Position ein (vgl. D
REYER
1998: 47).
5
vgl. Kap. 2.3.4 Verteilung der Museen nach Trägerschaft
6
vgl. Kap. 3 Museumsfinanzierung, Tab. 6

Kapitel 2 ­ Museen in Deutschland
20
Sie sind aber in den einzelnen Museen unterschiedlich wichtig. Manche Museen haben
Fördervereine mit einer langen Tradition, in anderen Einrichtungen befinden sie sich erst im
Aufbau.
In den Fördervereinen werden von den Museen kalkulierbare und unkomplizierte
Unterstützer gesehen. Ihre positive Wirkung verstärkt sich, wenn sie in der Wirtschaft
verankert sind (vgl. I
FO
; I
NSTITUT FÜR
M
USEUMSKUNDE
1996: 52).
Der Verein gilt in Deutschland als überaus populäre privatrechtliche Organisationsform für
gemeinnützige Tätigkeiten. Kennzeichnend ist die demokratische Basis, die sich aus
gleichberechtigten Mitgliedern zusammensetzt (vgl. S
TRACHWITZ
; S
CHMÄCKE
2002: 129).
Diese streben gemeinsam danach, den in der Vereinssatzung festgelegten Zweck zu
erfüllen. Das Demokratieprinzip der Mitbestimmung ist prägend für den Organisationsaufbau.

Kapitel 3 ­ Museumsfinanzierung
21
3 Museumsfinanzierung
Die große Mehrzahl der Kunst- und Kultureinrichtungen in Europa erfordert einen großen
finanziellen Zuschussbedarf durch die öffentliche Hand. Daher kann man in einem solchen
Fall selbst bei privater Trägerschaft nicht mehr von privaten Organisationen sprechen (vgl.
S
CHENKER
1990: 31). Die Finanzierung der Museen in der Bundesrepublik wird weitgehend
als Aufgabe der öffentlichen Hand verstanden. Sie erfolgt aufgrund des föderalistischen
Systems dezentral und wird von den Ländern und Gemeinden in Form der Kulturförderung
wahrgenommen (vgl. D
REYER
1998: 44). Durch die grundgesetzlich garantierte Freiheit von
Kunst und Wissenschaft gerät der Staat in einen Diskurs darüber, ob aktive Kulturförderung
Staatsaufgabe ist oder freiwilligen Charakter hat (vgl. H
ÄBERLE
1982 u. 1984: passim).
Als einer der Schwerpunkte der öffentlichen Kulturförderung gilt der Unterhalt öffentlicher
Institutionen (z.B. Theater, Museen, Bibliotheken), die vorrangig der Kulturvermittlung dienen
(vgl. S
INGER
2003: 6).
,,Kultur und Kulturgüter sind zu einem Wirtschaftsfaktor bisher ungeahnten Ausmaßes
geworden" (S
INGER
2003: 11). Gleichzeitig wirft die zum Teil schwierige Finanzsituation
kommunaler Haushalte die Frage nach neuen Finanzierungsmodellen auf. Es geht deshalb
nicht mehr allein um die staatliche Förderung des kulturellen Lebens, sondern auch um die
zunehmende Einbindung privater Akteure in den Bereich der Kultur (vgl. S
INGER
2003: 11f).
Auch auf die Finanzierungssituation von Museen ist diese Aussage anwendbar. Das
IFO
I
NSTITUT FÜR
W
IRTSCHAFTFORSCHUNG
(1996) kommt bereits 1996 zu den Schluss dass ,,für
viele Museen [..] private Drittmittel unbedingt notwendig geworden [seien], um wesentliche
Aktivitäten aufrechterhalten zu können" (S. 52).
Der Einbruch der Besucherzahlen zu Beginn der Neunziger Jahre und die verschärften
Haushaltsrestriktionen der Öffentlichen Hand brachten viele Museen in finanzielle
Schwierigkeiten. Kürzungen der Budgets hätten die Reduzierung des Angebots zur Folge bis
hin zu qualitativen Einschränkungen der originären Museumstätigkeiten wie dem Bewahren
und Sammeln (vgl. D
REYER
1998: 24).
Wegen eines geringen Kostendeckungsgrades und sich verschärfender Restriktionen der
öffentlichen Kassen werden nach D
REYER
(1995) die finanziellen Probleme der Museen eher
zunehmen (passim).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832495824
ISBN (Paperback)
9783838695822
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Bremen – Sozialwesen, Internationaler Studiengang Angewandte Freizeitwissenschaft
Note
2,0
Schlagworte
gesellschaftsform trägerschaft museum public privat partnership sponsoring
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