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Kreditderivate als Instrument deutscher Kreditinstitute zum Transfer von Kreditrisiken unter Berücksichtigung von Informationsasymmetrien und Transaktionskosten

©2005 Diplomarbeit 93 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der klassische Bankkredit bildet eine zentrale Geschäftsaktivität deutscher Kreditinstitute. Globalisierung und zunehmende Unternehmensgrößen haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass die Kapitalmarktfinanzierung aktuell in starkem Wettbewerb zur klassischen Kreditfinanzierung steht. Große Unternehmen mit gutem Rating finanzieren sich zunehmend über den Kapitalmarkt. Die in Deutschland als klassische Bankkreditnachfrager vorherrschenden kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind im Vergleich zu großen Unternehmen häufig unterkapitalisiert und mit höheren Kreditrisiken für Kreditinstitute verbunden. Insgesamt führen diese Tendenzen bei Kreditinstituten zu sinkenden Kreditmargen und zunehmenden Verlusten aus dem Kreditgeschäft. Als Konsequenz haben sich Kreditinstitute zunehmend weitere Dienstleistungsmärkte als Ertragsquellen erschlossen.
Parallel zu dieser Entwicklung tritt der Risiko-Ertrags-Aspekt verstärkt in den Vordergrund. Kreditinstitute beachten dabei nicht mehr separat die einzelnen eingegangenen Kreditrisiken, sondern zunehmend die Gesamtheit der Kreditrisiken ihres Kreditportfolios.
In den letzten Jahren haben sich zahlreiche Methoden zur Quantifizierung und Überwachung von Kreditrisiken, sowohl auf Einzelkredit- als auch auf Kreditportfolioebene etabliert, sodass eine Abbildung des jeweiligen bestehenden Kreditrisikoprofils möglich ist. Im Rahmen des Kreditrisikomanagements stehen den Kreditinstituten unterschiedliche Möglichkeiten zur Anpassung der aktuellen Kreditrisikopositionen an selbstdefinierte Zielkreditrisikopositionen zur Verfügung. Kreditderivate haben in diesem Zusammenhang ein starkes Wachstum erfahren.
Kreditderivate sind Finanzinstrumente, mit deren Hilfe Kreditrisiken separiert und übertragen werden können, ohne dabei die ursprüngliche Kreditbeziehung zwischen dem Kreditgeber und dem Kreditnehmer direkt zu beeinflussen. Kreditderivative Geschäfte können bilateral und individuell zwischen den Vertragspartnern ausgehandelt werden und übertragen lediglich das vereinbarte Kreditrisiko gegen Zahlung einer entsprechenden Prämie.
Dies bedeutet für das aktive Management des Kreditrisikoportfolios eines Kreditinstitutes, dass sowohl bestehende Kreditrisiken gegen Prämienzahlung abgegeben als auch neue Kreditrisiken gegen Prämienerhalt eingegangen werden können. Somit kann eine Anpassung des Kreditrisikoprofils an das Zielprofil ohne Übertragung von originären Krediten erfolgen.
Im […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9366
Stroetmann, Gerd: Kreditderivate als Instrument deutscher Kreditinstitute zum Transfer von
Kreditrisiken - Unter Berücksichtigung von Informationsasymmetrien und Transaktionskosten
Druck Diplomica GmbH, Hamburg, 2006
Zugl.: FOM - Fachhochschule für Oekonomie und Management Essen, Diplomarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
I
I
NHALTSVERZEICHNIS
I
NHALTSVERZEICHNIS
... I
A
BBILDUNGSVERZEICHNIS
... IV
T
ABELLENVERZEICHNIS
... IV
F
ORMELVERZEICHNIS
... IV
A
BKÜRZUNGSVERZEICHNIS
... V
1
E
INLEITUNG
... 1
1.1 Problemstellung... 1
1.2 Gang der Arbeit ... 2
2
G
RUNDLEGENDE
S
TEUERUNGSMÖGLICHKEITEN VON
K
REDITRISIKEN
...4
2.1 Definition und Bestimmungsgrößen des Kreditrisikos... 4
2.2 Grundlegende Steuerungs- und Transfermöglichkeiten von Kreditrisiken... 5
2.3 Kreditderivate ... 8
2.3.1 Definition... 8
2.3.2 Formen von Kreditderivaten... 9
2.3.2.1 Credit Default Swap... 9
2.3.2.2 Total Return Swap ... 9
2.3.2.3 Credit Linked Note ... 10
2.3.2.4 Credit Spread Option ... 11
2.3.2.5 Synthetische Asset Backed Securities ... 12
2.3.3 Entwicklung des Kreditderivatemarktes... 16
2.3.3.1 Globaler Kreditderivatemarkt ... 16
2.3.3.2 Deutsche Beteiligung am Kreditderivatemarkt... 18
2.3.4 Wirtschaftliche Risikoübertragungswirkungen im Überblick ... 19
3
P
RINCIPAL
-A
GENT
-B
EZIEHUNGEN UND
T
RANSAKTIONSKOSTEN IM
R
AHMEN VON
K
REDITDERIVATEN
... 21
3.1 Einordnung in das betriebswirtschaftliche Forschungsprogramm... 21
3.2 Principal-Agent-Theorie... 23
3.2.1 Gegenstand und Klassifizierung von Agency-Problemen ... 23
3.2.2 Informationsasymmetrie als Basiskritik der Principal-Agent-Theorie ... 24
3.2.3 Verursachung von Agency Costs durch Informationsasymmetrien ... 26

Inhaltsverzeichnis
II
3.3 Transaktionskostentheorie... 27
3.3.1 Gegenstand der Transaktionskostentheorie ... 27
3.3.2 Einflussfaktoren der Transaktionskosten... 28
3.3.3 Typologie und Operationalisierung von Transaktionskosten ... 29
3.4 Principal-Agent-Zusammenhänge und Transaktionskosten bei Kreditderivaten
und originärem Kreditgeschäft... 30
3.4.1 Ebene Kreditnehmer ­ Kreditinstitute ... 30
3.4.2 Ebene Kreditderivate-Käufer ­ Kreditderivate-Verkäufer ... 32
3.4.3 Kreditderivate als effiziente Instrumente des Kreditriskotransfers ... 34
3.5 Anforderungen und Bedeutung für den Kreditderivatemarkt... 36
4
E
INFLUSSFAKTOREN AUF
K
REDITDERIVATE
...39
4.1 Aufsichtsrecht... 39
4.1.1 Aktuelle regulatorische Bestimmungen der Eigenkapitalunterlegung ... 39
4.1.1.1 Kriterien der aufsichtsrechtlichen Grundsatz I Entlastung ... 40
4.1.1.2 Anrechnung der Sicherungswirkung von Kreditderivaten im
Grundsatz I... 42
4.1.2 Tendenz zukünftiger regulatorischer Eigenkapitalbestimmung ... 45
4.1.2.1 Externe und interne Ratings... 45
4.1.2.2 Basel II... 47
4.1.2.3 Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft ... 52
4.1.2.4 Wirkung auf den Kreditderivatemarkt ... 53
4.2 Standardisierungen von kreditderivativen Geschäften... 54
4.2.1 International Swaps and Derivatives Association - ISDA... 54
4.2.1.1 Bestandteile der ISDA Dokumentation ... 54
4.2.1.2 Einzelne Regelungen der ISDA Definitions ... 55
4.2.1.3 Deutsche Musterverträge ... 59
4.2.2 Handelsusancen ... 59
4.2.3 Indizes für Kreditderivate ... 61
4.2.4 Elektronische Handelsplattformen... 63
4.3 Grundlegende Preisbildungs-Methoden bei Kreditderivaten... 64
4.3.1 Duplikationsmodell ... 64
4.3.2 Finanz- und Kapitalmarktmodell... 65

Inhaltsverzeichnis
III
4.4 Risiken des verstärkten Kreditrisikotransfers mittels Kreditderivate ... 68
5
K
RITISCHE
W
ÜRDIGUNG UND
A
USBLICK
... 71
L
ITERATUR
-
UND
Q
UELLENVERZEICHNIS
...73

Abbildungsverzeichnis
IV
A
BBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Systematisierung der Ansätze zur Kreditrisikobegrenzung... 6
Abbildung 2: Risikoreduktion durch Diversifikation ... 7
Abbildung 3: Grundsätzliche Funktionsweise von Plain Vanilla Kreditderivaten ... 12
Abbildung 4: Struktur einer synthetischen ABS Transaktion unter Einbindung eines SPV ... 14
Abbildung 5: Wasserfallmodell bei Subordination von ABS-Tranchen ... 15
Abbildung 6: Globale Marktanteile kreditderivativer Produkte ... 16
Abbildung 7: Entwicklung der Struktur und Marktposition der Teilnehmer am kreditderi-
vativen Markt... 17
Abbildung 8: Typologisierung verschiedener Transaktionskostenarten in extremen
ökonomischen Kooperationsformen ... 29
Abbildung 9: Ermittlung der Eigenkapitalanforderungen im Anlagebuch gemäß GS I... 42
Abbildung 10: Interagierende Aufsichtskonzeption von Basel II... 48
Abbildung 11: Modellansätze zur Berechnung der aufsichtsrechtlichen Eigenmittelanfor-
derung gemäß Basel II ... 48
T
ABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Risikoübertragungsprofile von wesentlichen Kreditderivatestrukturen. ... 19
Tabelle 2: Berücksichtigung von Krediterivaten im Anlagebuch nach GS I und Basel II... 52
Tabelle 3: Intra- und interindustrielle Korrelationseinschätzungen von Ratingagenturen... 70
F
ORMELVERZEICHNIS
Formel 1: Berechnung des NPV der Prämienzahlungen bei Credit Default Swaps ... 65
Formel 2: Berechnung des NPV der Ausgleichszahlungen bei Credit Default Swaps ... 66
Formel 3: Ermittlung des fairen Credit Spreads bei Credit Default Swaps ... 66
Formel 4: Ermittlung des fairen Credit Spreads bei Credit Default Swaps unter Berücksich-
tigung abzugrenzender Prämienzahlungen... 66

Abkürzungsverzeichnis
V
A
BKÜRZUNGSVERZEICHNIS
ABS
Asset Backed Securities
Abs.
Absatz
AG
Aktiengesellschaft
Aufl.
Auflage
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
BAKred
Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen
BBA
British Bankers´ Association
Bd.
Band
bez.
bezüglich
BGB
Bürgerliches Gesetzbuch
BIZ
Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
bps
basispoints
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CDO
Collateralized Debt Obligation
CDS
Credit Default Swap
CLN
Credit Linked Note
CO
Credit Option
CSO
Credit Spread Option
d. Verf.
der Verfasser
d.h.
das heißt
DAX
Deutscher Aktienindex
Diss.
Dissertation
EAD
Exposure at Default
EL
Expected Loss
engl.
englisch

Abkürzungsverzeichnis
VI
etc.
et cetera
EURIBOR
European Interbank Offered Rate
evtl.
eventuell
f.
folgende
ff.
fortfolgende
ggf.
gegebenenfalls
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GS I
Grundsatz I der Grundsätze über Eigenmittel und die
Liquidität der Institute
Hrsg.
Herausgeber
i.d.R.
in der Regel
IFRS
International Financial Reporting Standards
IRB
Internal Ratings Based
ISDA
International Swaps and Derivatives Association, Inc.
Jg.
Jahrgang
KMU
kleine und mittlere Unternehmen
KWG
Gesetz über das Kreditwesen
lat.
latein
lfd.
laufend
LGD
Loss Given Default
LIBOR
London Interbank Offered Rate
MaK
Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft
Mio.
Millionen
Mrd.
Milliarden
NPV
Net Present Value
Nr.
Nummer
o.a.
oben angegebenen
o.Jg.
ohne Jahrgang

Abkürzungsverzeichnis
VII
o.O.
ohne Ort
o.S.
ohne Seite
o.V.
ohne Verfasser
OTC
Over the Counter
p.a.
per annum
PD
Probability of Default
S.
Seite
sog.
sogenannte
sonst.
sonstige
SPV
Special Purpose Vehicle
TRS
Total Return Swap
u.a.
unter anderem
US
United States
USA
United States of Amerika
vgl.
vergleiche
z.B.
zum Beispiel
zugl.
zugleich
zzgl.
zuzüglich

Einleitung
1
1 E
INLEITUNG
1.1 Problemstellung
Der klassische Bankkredit bildet eine zentrale Geschäftsaktivität deutscher Kreditinsti-
tute. Globalisierung und zunehmende Unternehmensgrößen haben in den vergangenen
Jahren dazu geführt, dass die Kapitalmarktfinanzierung aktuell in starkem Wettbewerb
zur klassischen Kreditfinanzierung steht.
1
Große Unternehmen mit gutem Rating finan-
zieren sich zunehmend über den Kapitalmarkt.
2
Die in Deutschland als klassische Bank-
kreditnachfrager vorherrschenden kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind im
Vergleich zu großen Unternehmen häufig unterkapitalisiert
3
und mit höheren Kreditrisi-
ken für Kreditinstitute verbunden.
4
Insgesamt führen diese Tendenzen bei Kreditinsti-
tuten zu sinkenden Kreditmargen und zunehmenden Verlusten aus dem Kreditgeschäft.
Als Konsequenz haben sich Kreditinstitute zunehmend weitere Dienstleistungsmärkte
als Ertragsquellen erschlossen.
5
Parallel zu dieser Entwicklung tritt der Risiko-Ertrags-Aspekt verstärkt in den Vorder-
grund.
6
Kreditinstitute beachten dabei nicht mehr separat die einzelnen eingegangenen
Kreditrisiken, sondern zunehmend die Gesamtheit der Kreditrisiken ihres Kreditportfo-
lios. In den letzten Jahren haben sich zahlreiche Methoden zur Quantifizierung und
Überwachung von Kreditrisiken, sowohl auf Einzelkredit- als auch auf Kreditportfolio-
ebene etabliert, sodass eine Abbildung des jeweiligen bestehenden Kreditrisikoprofils
möglich ist. Im Rahmen des Kreditrisikomanagements stehen den Kreditinstituten un-
terschiedliche Möglichkeiten zur Anpassung der aktuellen Kreditrisikopositionen an
selbstdefinierte Zielkreditrisikopositionen zur Verfügung. Kreditderivate haben in die-
sem Zusammenhang ein starkes Wachstum erfahren.
Kreditderivate sind Finanzinstrumente, mit deren Hilfe Kreditrisiken separiert und
übertragen werden können, ohne dabei die ursprüngliche Kreditbeziehung zwischen
dem Kreditgeber und dem Kreditnehmer direkt zu beeinflussen. Kreditderivative Ge-
schäfte können bilateral und individuell zwischen den Vertragspartnern ausgehandelt
1
Vgl. Bundesverband Deutscher Banken (2004), S. 10.
2
Vgl. Burghof, H.-P., Paul, S., Rudolph, B. (2005), S. 18 f.
3
Vgl. Häring, N. (2005), S. 19.
4
Vgl. Lückmann, R. (2005), S. 39.
5
Dies belegen u.a. steigende Provisionserträge.
6
Vgl. Waas, F.S., Oetken, M. (2004), S. 49 ff.

Einleitung
2
werden und übertragen lediglich das vereinbarte Kreditrisiko gegen Zahlung einer ent-
sprechenden Prämie. Dies bedeutet für das aktive Management des Kreditrisikoportfo-
lios eines Kreditinstitutes, dass sowohl bestehende Kreditrisiken gegen Prämienzahlung
abgegeben als auch neue Kreditrisiken gegen Prämienerhalt eingegangen werden kön-
nen. Somit kann eine Anpassung des Kreditrisikoprofils an das Zielprofil ohne Übertra-
gung von originären Krediten erfolgen.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden die mit dem Einsatz von Kreditderivaten
verbundene Problematik von Informationsunterschieden zwischen den beteiligten Par-
teien (originärer Kreditnehmer, Kreditinstitut, Sicherungsgeber) sowie die mit kreditde-
rivativen Geschäften verbundenen Transaktionskosten aufgezeigt und untersucht. Basie-
rend auf den herausgestellten Erkenntnissen werden Anforderungen für den Kreditderi-
vatemarkt abgeleitet und in ihrer Bedeutung dargestellt.
Ergänzend werden Auswirkun-
gen wesentlicher Einflussfaktoren auf Kreditderivate hinsichtlich einer möglichen Re-
duzierung von Informationsasymmetrien und Transaktionskosten untersucht.
1.2 Gang der Arbeit
Nach einer kurzen Begriffsdefinition des Kreditrisikos werden im zweiten Kapitel
grundsätzliche Möglichkeiten von Kreditinstituten zur Steuerung von Kreditrisiken be-
trachtet. Hierbei stehen die Alternativen der Kreditrisikosteuerung im Sinne eines Kre-
ditrisikomanagements im Vordergrund, ohne die eigentliche Messung und Analyse von
Kreditrisiken im Sinne eines Kreditrisikocontrollings zu behandeln. Anschließend wer-
den die Grundstrukturen wesentlicher kreditderivativer Instrumente dargestellt und die
globale Marktentwicklung von Kreditderivaten sowie Besonderheiten des Marktes in
Deutschland aufgezeigt. Das Kapitel schließt mit einer Darstellung der wirtschaftlichen
Risikoübertragungswirkungen von Kreditderivaten.
Im dritten Kapitel wird die Problematik von Informationsasymmetrien zwischen dem
Kreditrisikoverkäufer und -käufer im Zusammenhang mit kreditderivativen Geschäften
sowie deren Bedeutung für die mit einem Kreditrisikotransfer verbundenen Kosten
(Transaktionskosten) aufgezeigt und untersucht. Hierbei werden zunächst die theoreti-
schen Grundlagen anhand der Principal-Agent-Theorie und der Transaktionskostentheo-
rie vorgestellt. Anschließend wird die Gültigkeit der theoretischen Zusammenhänge in
Bezug auf das originäre Verhältnis von Kreditgeber zu Kreditnehmer sowie auf das dar-
aus durch Kreditderivate abgeleitete Verhältnis von Kreditrisikokäufer zu -verkäufer

Einleitung
3
dargestellt. Aus den Erkenntnissen dieser Untersuchungen werden mit Blick auf die
Theorien Anforderungen für den kreditderivativen Markt abgeleitet und ihre Bedeutung
für den Einsatz von Kreditderivaten aufgezeigt.
Einzelne als wesentlich angesehene Einflussfaktoren auf den Kreditderivatemarkt wer-
den im vierten Kapitel dargestellt. Diese Faktoren werden hinsichtlich ihrer Tendenz zur
Reduzierung von Informationsasymmetrien und Transaktionskosten insbesondere vor
dem Hintergrund des Einsatzes von Kreditderivaten durch deutsche Kreditinstitute zur
Übertragung von Kreditrisiken beleuchtet. Neben den institutionellen Einflussfaktoren
werden auch systemische sich aus der Marktentwicklung ergebende Einflussfaktoren
betrachtet. Es wird aufgezeigt, dass der Abbau von Informationsasymmetrien und die
Senkung von Transaktionskosten bedeutenden Einfluss auf die Liquidität des Kreditde-
rivatemarktes sowie dessen Akzeptanz durch die Marktteilnehmer haben und somit zur
Risikotragfähigkeit der Finanzmärkte beitragen können.
Im letzten Kapitel der Arbeit werden die dargestellten Zusammenhänge kritisch be-
trachtet und es wird ein Ausblick hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Kreditrisi-
kotransfers mittels Kreditderivate für deutsche Kreditinstitute gegeben.

Grundlegende Steuerungsmöglichkeiten von Kreditrisiken
4
2 G
RUNDLEGENDE
S
TEUERUNGSMÖGLICHKEITEN VON
K
REDITRISIKEN
2.1 Definition und Bestimmungsgrößen des Kreditrisikos
,,Das Kreditrisiko besteht in der Gefahr, dass ein Kreditnehmer seinen Zahlungsver-
pflichtungen nicht nachkommen kann oder will. Ein Verlust kann dabei durch einen
konkreten Ausfall oder bereits durch eine Bonitätsverschlechterung des Kreditnehmers
entstehen, die bewirkt, dass sich die Wahrscheinlichkeit oder das Ausmaß eines mögli-
chen Ausfalls erhöht haben."
7
Bestimmungsgrößen des Kreditrisikos sind das Ausfallrisiko, das Exposure-Risiko und
das Recovery-Risiko.
8
· Das Ausfallrisiko beinhaltet die Eintrittswahrscheinlichkeit eines vordefinierten
Ausfallereignisses (Credit Event). Die Festlegung dieses Ausfallereignisses kann
durch Rechtsordnung vorgeprägte Kriterien oder durch individuelle Definition fest-
gelegt werden.
· Das Exposure-Risiko besteht, wenn die Höhe des in Zukunft ausfallbedrohten Be-
trages unsicher ist.
9
,,Von eindeutiger und hoher Relevanz ist das Exposure-Risiko
hingegen bei Kreditlinien ... bei denen ungewiss ist, in welcher Höhe zum Zeitpunkt
des Ausfalls Ansprüche bestehen und bei denen vermutet werden kann, dass Inan-
spruchnahme und Ausfallwahrscheinlichkeit positiv korrelieren."
10
· Das Recovery-Risiko betrifft den Teil des bei Ausfall ausstehenden Kreditbetrages
(Gesamtexposure), der nicht wieder eingetrieben werden kann. Der wieder eintreib-
bare Anteil des Gesamtexposures wird auch als Recovery-Rate oder Wiedergewin-
nungsquote bezeichnet.
Als Maßzahl für das Kreditrisiko stellt sich der erwartete Verlust (expected loss) dar,
der sich aus der Multiplikation der Bestimmungsfaktoren ergibt.
7
Burghof, H.-P., Paul, S., Rudolph, B. (2005), S. 4.
8
Vgl. Burghof, H.-P., Paul, S., Rudolph, B. (2005), S. 5 f.; Zielke, A. (2005), S. 11.
9
Vgl. Zielke, A. (2005), S. 10.
10
Burghof, H.-P., Paul, S., Rudolph, B. (2005), S. 5 f.; Vgl. Wiesmayr, C. (1999), S. 261.

Grundlegende Steuerungsmöglichkeiten von Kreditrisiken
5
expected loss = probability of default $ loss given default $ exposure at default
11
EL = PD $ LGD $ EAD
Der expected loss wird von Kreditinstituten finanzmathematisch berechnet und bildet
regelmäßig als Standardrisikokosten die Grundlage für die Preisbildung eines Kreditri-
sikos.
12
Ein tatsächlicher Verlust kann größer sein als der expected loss und die Diffe-
renz, die als unexpected loss bezeichnet wird, wird als Risikoprämie auf die Standard-
risikokosten aufgeschlagen.
13
Für die Ermittlung der Höhe der Risikoprämie ist auf
Grund möglicher Risikokorrelationen insbesondere auch eine Betrachtung des Kredit-
risikoportfolios von Bedeutung.
14
Kreditrisiken sowie ihre potentiellen Auswirkungen
auf Kreditgeber können durch unterschiedliche Maßnahmen gesteuert werden.
2.2 Grundlegende Steuerungs- und Transfermöglichkeiten von
Kreditrisiken
Die Steuerung von Kreditrisiken basiert auf einem bestehenden Kreditrisikocontrolling,
das die Identifizierung und Quantifizierung von Kreditrisiken sowie deren laufende
Überwachung umfasst. Insbesondere für die Quantifizierung von Kreditrisiken existie-
ren für einzelne Kreditpositionen ebenso wie für Kreditportfolios zahlreiche Metho-
den,
15
die hier nicht weiter vertieft werden.
Für Kreditinstitute ist die Kreditrisikobegrenzung als Steuerungsmittel von wesentlicher
Bedeutung, da Kreditrisiken entsprechend ihrer Höhe mit regulatorischen und ökonomi-
schen Eigenkapital
16
zu unterlegen sind. Über diese Anforderungen der Eigenkapitalun-
terlegung erfolgt eine Begrenzung der Kreditvergabemöglichkeiten. Eine Steigerung der
Erträge aus dem Kreditgeschäft kann somit nicht beliebig über die Ausweitung des
11
Vgl. Froitzheim, R.O. (2005), S. 47.
12
Vgl. Hartmann-Wendels, T., Pfingsten, A., Weber, M. (2004), S. 736; Schierenbeck, H. (2003), S. 156.
13
Vgl. Froitzheim, R.O. (2005), S. 52.
14
Vgl. Froitzheim, R.O. (2005), S. 52, 55; Schierenbeck, H. (2003), S. 156.
15
Nähere Informationen zu diesem Themengebiet s.a. Schierenbeck, H. (2003), S. 53 ff.; Huschens, S.,
Locarec-Junge, H. (2002), S. 89 ff.
16
Die regulatorische Eigenkapitalunterlegung erfolgt auf Basis der durch die Bankenaufsichtsbehörde
festgelegten Parameter. Derzeit sind sogenannte Risikoaktiva, dazu gehören insbesondere Kredite, mit
einem vorgegebenen Faktor zu gewichten und anschließend mit 8% haftendem Eigenkapital des Kreditin-
stitutes zu unterlegen. Die ökonomische Eigenkapitalunterlegung hingegen ist nicht fest vorgeschrieben.
Sie richtet sich in ihrer Höhe und Gewichtung nach kreditinstitutsinternen Überlegungen und soll die
tatsächlichen Risiken aus Risikoaktiva so unterlegen, dass keine Gefährdung des Fortbestands des Kre-
ditinstituts bei schlagend werdenden Risiken eintritt.

Grundlegende Steuerungsmöglichkeiten von Kreditrisiken
6
Kreditvolumens erreicht werden. Eine aktive Steuerung von Kreditrisiken ermöglicht
Kreditinstituten eine erhebliche Einflussmöglichkeit auf Risiko-Ertrags-Verhältnisse.
Die Kreditrisikobegrenzung ist sowohl ursachenbezogen als auch wirkungsbezogen
möglich.
17
Ursachenbezogene Begrenzung
des Kreditrisikos
Wirkungsbezogene Begrenzung
des Kreditrisikos
Risiko-
vermeidung
Risiko-
minderung
Risiko-
diversifikation
Risiko-
transfer
Risiko-
vorsorge
Abbildung 1: Systematisierung der Ansätze zur Kreditrisikobegrenzung
18
Die ursachenbezogene Begrenzung des Kreditrisikos, d.h. die Einflussnahme auf
Wahrscheinlichkeit und Höhe der möglichen Kreditverluste, kann u.a. im Rahmen einer
Kreditrisikovermeidung erfolgen. Das Kreditrisiko kann weitgehend durch entspre-
chende Sicherheitenstellung auf den Kreditnehmer zurückübertragen werden. Ferner
kann eine Kreditrisikominderung durch Beachtung von definierten Bonitätshürden,
Kreditobergrenzen (absolut, je Kreditnehmer, je Branche, je Ratingklasse, etc.), sowie
durch Schaffung einer risikobegrenzenden internen Organisationsstruktur mit entspre-
chender Kreditüberwachung erfolgen. Risikodiversifikation stellt ein Instrumentarium
dar, das sowohl der ursachenbezogenen als auch der wirkungsbezogenen Begrenzung,
d.h. Abfederung bzw. Abwälzung von Konsequenzen bei schlagend
19
gewordenen Kre-
ditrisiken, zugeordnet werden kann.
20
Eine Diversifikation von Kreditrisiken umfasst einerseits die Reduzierung von Konzen-
trationen durch Streuung der Risikoarten (z.B. bezogen auf Branchen- oder Länderrisi-
ken) und Erhöhung der Granularität des Kreditrisikoportfolios
21
, andererseits die Opti-
mierung der Korrelation der Kreditrisiken. Während die Streuung der Risikoarten einen
positiven Einfluss auf die Verteilung der Eintrittswahrscheinlichkeiten von Kreditverlu-
sten hat, also ursachenbezogen ist, senken eine hohe Granularität und eine optimierte
17
Vgl. Kirmße, S. (1996), S. 27 ff.; Schierenbeck, H. (2003), S. 194.
18
In Anlehnung an: Schierenbeck, H. (2003), S. 194.
19
Unter "schlagend werden" ist der tatsächliche Eintritt eines Risikos zu verstehen.
20
Vgl. Gramlich, D. (2005), S. 27 ff.
21
Granularität beschreibt die Zusammensetzung des Portfolios. Besteht das Portfolio aus vielen kleinen
Kreditvolumina spricht man von einer hohen Granularität des Portfolios und umgekehrt.

Grundlegende Steuerungsmöglichkeiten von Kreditrisiken
7
Korrelation
22
des Kreditrisikoportfolios die Auswirkungen der schlagend gewordenen
Kreditrisiken ab.
23
Kreditrisiko
Größe des
Portfolio
s
Unsystematisches Risiko
Abhängig von der
Konzentration undGranularität
Systematisches Risiko
Abhängig von der Korrelation
Konzentration und
Granularität des
Portfolios
Korrelation
verschiedener
Kreditnehmer
Diversifikation des
Kreditportfolios
Abbildung 2: Risikoreduktion durch Diversifikation
24
Wie in Abb. 2 dargestellt, führt die Reduzierung der Konzentration und die Erhöhung
der Granularität des Portfolios nahezu zu einer Eliminierung des unsystematischen
Risikos
25
. Somit treten durch Diversifikation die Risiken, die in der Person des Kredit-
nehmers begründet sind auf Gesamtkreditportfolioebene in den Hintergrund.
26
Eine Di-
versifikation ist i.d.R. mit steigendem Portfoliovolumen verbunden.
27
Eine Kreditrisiko-
diversifikation kann jedoch auch nach Kreditvergabe durch Steuerung des Kreditport-
folios nach Grundsätzen der Risikostreuung und Risikoverteilung, insbesondere durch
Risikotransfer erfolgen.
28
Möglichkeiten bieten sich u.a. in der Syndizierung von
22
Eine optimale Korrelation liegt vor, wenn sich steigende Kreditrisiken einerseits durch sinkende Kre-
ditrisiken andererseits ausgleichen (perfekt negative Korrelation).
23
Vgl. Hartmann-Wendels, T., Pfingsten, A., Weber, M. (2004), S. 588 f.; Schierenbeck, H. (2003),
S. 196, 202 ff.
24
In Anlehnung an: Steinmeyer, T. (2005), S. 300.
25
Als unsystematische Kreditrisiken werden Ausfall- bzw. Bonitätsänderungsrisiken verstanden, die aus
Umständen erwachsen, die sich auf den entsprechenden Schuldner als Individuum beziehen. In Abgren-
zung dazu ist das systematische Kreditrisiko abhängig von übergreifenden fundamentalen ökonomischen
Faktoren. Vgl. Burghof, H.-P., Henke, S., Rudolph, B. (1998), S. 283.
26
Vgl. Burghof, H.-P., Henke, S., Rudolph, B. (1998), S. 283 f.; Franke, G. (2005), S. 316;
Froitzheim, R.O. (2005), S. 52 ff.
27
Hierbei wird unterstellt, dass grundsätzlich bei Portfolioausweitungen auch eine zunehmende Diversi-
fikation des Portfolios beabsichtigt wird und erfolgt. Dies ist jedoch nicht automatisch der Fall, da Port-
folioausweitungen, z.B. durch sehr großvolumige Kredite, auch einer Diversifikation entgegenwirken
können.
28
Vgl. Gramlich, D. (2005), S. 13; Hohl, S., Liebig, T. (1999), S. 516 f.

Grundlegende Steuerungsmöglichkeiten von Kreditrisiken
8
Krediten
29
, dem Abschluss von Kreditversicherungen, der Stellung von Sicherheiten
oder Bürgschaften oder dem Verkauf von Forderungen. Seit einigen Jahren sind Kredit-
derivate, deren Formen und Funktionsweisen nachfolgend detailliert dargestellt werden,
als weitere Instrumente des Kreditrisikotransfers hinzugekommen
30
Die Risikovorsorge
ist ein weiteres wirkungsbezogenes Instrument der Kreditrisikobegrenzung, das regel-
mäßig nach den bisher bereits genannten Instrumenten Anwendung findet, um verblei-
bende Risiken zu reduzieren. Dies erfolgt durch entsprechende Dotierung von Eigenka-
pital oder durch Bildung von Einzel- oder Pauschalwertberichtigungen zur Kreditrisiko-
vorsorge, die im Falle von Kreditausfällen zur Deckung der daraus resultierenden Ver-
luste verwendet werden sollen.
31
2.3 Kreditderivate
2.3.1 Definition
,,Unter der Bezeichnung `Kreditderivate` werden seit einiger Zeit an den Finanzmärk-
ten Instrumente gehandelt, mittels derer die mit Darlehn, Anleihen oder anderer Risiko-
aktiva bzw. Marktrisikopositionen verbundenen Kreditrisiken auf als sogenannte Siche-
rungsgeber auftretende Parteien übertragen werden. Dabei werden die ursprünglichen
Kreditbeziehungen der sogenannten Sicherungsnehmer (die Parteien, die die Kreditrisi-
ken veräußern) weder verändert noch neu begründet."
32
Derivate
33
sind Finanzinstrumente, deren eigener Wert aus dem Wert bzw. der Wert-
entwicklung ihres jeweiligen Basiswertes (Underlyings, Basisinstruments) abgeleitet
wird. Basiswerte können sowohl konkrete originäre Instrumente (z.B. Aktien, Anleihen,
etc.) als auch synthetische Instrumente (z.B. Indizes) sein.
34
29
Unter einer Syndizierung von Krediten wird die gemeinschaftliche Kreditvergabe durch mehrere Kre-
ditgeber verstanden.
30
Vgl. Effenberger, D. (2003), S. 4 f.; Gramlich, D. (2005), S. 54 f., Hartmann-Wendels, T., Pfingsten,
A., Weber, M. (2004), S. 600.
31
Vgl. Schierenbeck, H. (2003), S. 157.
32
Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (1999), S. 2.
33
derivare (lat.) = ableiten.
34
Vgl. Busse, F.-J. (2003), S. 526; Kern, M. (2003), S. 5.

Grundlegende Steuerungsmöglichkeiten von Kreditrisiken
9
2.3.2 Formen von Kreditderivaten
2.3.2.1 Credit Default Swap
Wie alle im Folgenden dargestellten Plain Vanilla
35
Kreditderivate, ist auch der Credit
Default Swap (CDS) ein bilaterales Geschäft zwischen dem Protection Buyer (Siche-
rungskäufer) und dem Protection Seller (Sicherungsverkäufer). Bei einem Credit De-
fault Swap bezahlt der Protection Buyer eine Prämie
36
an den Protection Seller.
37
Dieser
leistet dagegen nur bei Eintritt eines vorab spezifizierten Credit Events beim Schuldner
des Referenzaktivums (Referenzschuldner) eine spezifizierte Ausgleichszahlung.
38
Auf
Grund ihrer asymmetrischen Zahlungs- und Risikostruktur haben Credit Default Swaps
einen optionalen Charakter.
39
2.3.2.2 Total Return Swap
Bei einem Total Return Swap (TRS) tauscht der Protection Buyer die Erträge aus einem
speziellen Referenzaktivum (z.B. einer Anleihe) sowie dessen Wertsteigerungen mit
dem Protection Seller gegen Zahlung eines variablen oder festen Bezugszinses und den
Ausgleich von Wertminderungen des Referenzaktivums periodisch aus.
40
Somit über-
nimmt der Protection Seller neben dem Kreditrisiko auch den gesamten ökonomischen
Erfolg des Referenzaktivums.
41
Der Total Return Swap stellt eine Kombination aus ei-
nem Kredit- und Marktpreisderivat
42
dar.
43
Der Protection Buyer zahlt alle Erträge aus dem Referenzaktivum zzgl. der zu vertrag-
lich festgelegten Stichtagen ermittelten Wertsteigerungen des Referenzaktivums an den
Protection Seller. Der Protection Seller zahlt seinerseits einen vertraglich vereinbarten
variablen Zinssatz (z.B. EURIBOR oder LIBOR) zzgl. eines festen Aufschlags an den
35
Unter Plain Vanilla Kreditderivaten werden Kreditderivate in ihrer ursprünglichen Grundform verstan-
den.
36
Die Prämienzahlung erfolgt bei längeren Laufzeiten des CDS üblicherweise annualisiert, ausgedrückt
in Basispunkten (bps) per annum, bezogen auf den Nominalbetrag des abzusichernden Risikos.
37
Vgl. Neske, C. (2005), S. 56.
38
Vgl. Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (1999), S. 5; Neske, C. (2005), S. 56 ff.
39
Vgl. Neske, C. (2005), S. 61; Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (1999), S. 5; Der Begriff
"Swap" wird aus den Zahlungsströmen eines CDS hergeleitet, die aus den fixen Prämienzahlungen einer-
seits und den evtl. variablen Ausgleichszahlungen andererseits bestehen.
40
Vgl. Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (1999), S. 4; Neske, C. (2005), S. 61 ff.
41
Vgl. Neske, C. (2005), S. 62.
42
Unter Marktpreisderivaten werden Derivate verstanden, deren Wert sich aus den aktuellen Marktprei-
sen (z.B. Aktien- oder Devisenkurs) des jeweiligen Underlyings ableiten lässt.
43
Vgl. Hohl, S., Liebig, T. (1999), S. 508.

Grundlegende Steuerungsmöglichkeiten von Kreditrisiken
10
Protection Buyer. Ferner zahlt er die berechneten Wertminderungen an den Protection
Buyer. Zu den entsprechenden Abrechnungsterminen erfolgt i.d.R. ein Netting
44
der
gegenseitigen Zahlungsansprüche mit anschließendem Zahlungsausgleich.
45
Total Return Swaps weisen den Charakter von Termingeschäften auf. Der Protection
Buyer verkauft einen Zahlungsstrom mit ex ante unsicherem Periodenwert (z.B. fester
Kupon einer Anleihe) zu Beginn einer Periode gegen einen sicheren Preis (z.B. EURI-
BOR + x bps). Beide Vertragspartner sind zur Erfüllung des Geschäfts verpflichtet.
46
2.3.2.3 Credit Linked Note
Die Credit Linked Note stellt als ein verbrieftes Instrument eine Kombination aus einer
Anleihe und einem Kreditderivat dar.
47
Hierbei emittiert der Protection Buyer eine
Credit Linked Note (eine Anleihe oder Schuldverschreibung) i.d.R. zu pari an den Pro-
tection Seller. Der Protection Seller erhält eine Prämie in Form eines Zinskupons der
Anleihe. Die Höhe der Rückzahlung der Anleihe ist abhängig vom Eintreten eines spe-
zifizierten Credit Events bei einem festgelegten Referenzaktivum, d.h. eine Rückzah-
lung zu pari erfolgt zum Laufzeitende der Anleihe, wenn beim Referenzaktivum kein
Credit Event eingetreten ist. Tritt ein Credit Event ein, wird die Credit Linked Note fäl-
lig und innerhalb einer vorher vereinbarten Frist unter Abzug eines Ausgleichsbetrages
(z.B. Differenz zwischen Nominal- und Restwert des Referenzaktivums) zurückge-
zahlt.
48
Der Protection Seller erleidet einen Verlust in gleicher Höhe wie das Referen-
zaktivum.
49
Somit hat der Protection Seller eine synthetische Anlage im Referenz-
aktivum getätigt, ohne das Referenzaktivum selbst zu kaufen.
50
Durch eine Credit Linked Note wird, wie beim Credit Default Swap, nur das Ausfallri-
siko des Referenzaktivums abgesichert.
51
Wesentlicher Unterschied zu Credit Default
Swaps ist die vom Protection Seller bereits im Vorhinein zu leistende Zahlung an den
Protection Buyer in Höhe des Credit Linked Note Nominalbetrages, die beim Protection
44
netting out (engl.) = Saldierung.
45
Vgl. Neske, C. (2005), S. 61; Eine Zahlung des Protection Sellers kann folglich nur in Folge entspre-
chender Wertminderungen des Referenzaktivums erfolgen.
46
Vgl. Broll, U., Welzel, P. (2003), S. 19 f.
47
Vgl. Hohl, S., Liebig, T. (1999), S. 508; Neske, C. (2005), S. 67; Credit Linked Notes erlauben auf-
grund ihres Bilanzausweises auch Investoren, denen außerbilanzielle Geschäfte nicht gestattet sind, den
Zugang zum Markt für Kreditderivate.
48
Vgl. Neske, C. (2005), S. 67 f.
49
Vgl. Bowler, T., Tierney, J.F. (2000), S. 19; Neske, C. (2005), S. 67.
50
Vgl. Hohl, S., Liebig, T. (1999), S. 509.
51
Vgl. Neske, C. (2005), S. 67.

Grundlegende Steuerungsmöglichkeiten von Kreditrisiken
11
Buyer wie eine Barunterlegung des Kreditrisikos bezogen auf das Referenzaktivum und
den Protection Seller wirkt.
52
2.3.2.4 Credit Spread Option
Die Credit Spread Option (CSO) wird als eine Put/Call Option auf den Preis eines
Floaters oder eines Kredits mit variabler Verzinsung verstanden
53
. Da die Funktionswei-
sen von Call und Put Optionen gegenteilig sind, wird im Rahmen dieser Arbeit exem-
plarisch die Credit Spread Put Option erläutert. Durch Kauf einer Credit Spread Put
Option sichert sich der Protection Buyer gegen die Ausweitung eines Credit Spreads
beim Referenzaktivum ab.
54
Der Credit Spread entspricht der Renditedifferenz eines
Risikoaktivums zu einer i.d.R. risikolosen Benchmark (z.B. EURIBOR)
55
oder einer
individuell festgelegten anderen Benchmark
56
und richtet sich in der Höhe nach der
Bonität und der Marktstellung des betreffenden Referenzschuldners
57
. Eine Ausweitung
des Credit Spreads deutet auf eine (relative) Verschlechterung der Bonität des Schuld-
ners zur Benchmark hin und vice versa.
Bei einer Credit Spread Put Option werden ein Referenzaktivum und ein Strike Spread
58
bestimmt sowie die Laufzeit der Option festgelegt. Die Ausübung einer Credit Spread
Put Option richtet sich danach, ob der Credit Spread des Referenzaktivums zum Aus-
übungstag über oder unter dem vereinbarten Strike Spread liegt.
59
Eine Credit Spread
Put Option ist "in the money"
60
, wenn der Credit Spread des Referenzaktivums über
dem vereinbarten Strike Spread liegt, umgekehrt verhält es sich bei einer Credit Spread
Call Option.
61
Die Credit Spread Option deckt alle Komponenten des Bonitätsrisikos
ab,
62
u.a. das Idiosyncratic Risk
63
.
52
Vgl. Kern, M. (2003), S. 14; Neske, C. (2005), S. 67.
53
Vgl. Neske, C. (2005), S. 64 f.
54
Vgl. Hohl, S., Liebig, T. (1999), S. 509; Neske, C. (2005), S. 64 ff.
55
Vgl. Schiller, B., Tytko, S. (2001), S. 263.
56
Vgl. Bowler, T, Tierney, J.F. (2000), S. 25.
57
Vgl. Commerzbank AG (1999), S. 172.
58
Basispreis der Option, ausgedrückt als Renditedifferenz.
59
Vgl. Bowler, T., Tierney, J.F. (2000), S. 25.
60
Die Option ist im Geld, sie hat einen inneren Wert.
61
Vgl. Neske, C. (2005), S. 64 f.
62
Vgl. Gruber, W. (2000), S. 6, Deutsche Bundesbank (2004), S. 28.
63
Das Idiosyncratic Risk spiegelt wider, dass sich die Risikobereitschaft des Marktes ändern kann, so
dass die Risikoprämie bei unveränderter Schuldnerbonität variieren kann.

Grundlegende Steuerungsmöglichkeiten von Kreditrisiken
12
Die Bestimmung der Ausgleichszahlung (Cash-Settlement) erfolgt durch die am Aus-
übungstag der Option bestehenden Differenz zwischen dem bestehenden Credit Spread
und dem Strike Spread, die mit einem Faktor für die Restlaufzeit der Option gewichtet
und mit dem Nominalbetrag des Referenzaktivums multipliziert wird. Bei einer tatsäch-
lichen Lieferung (Physical Delivery), hat der Protection Buyer das Recht, dem Protec-
tion Seller das Referenzaktivum zu dem vereinbarten Strike Preis zu verkaufen.
64
Die folgende Abbildung zeigt die Zahlungsströme der bisher vorgestellten kreditderiva-
tiven Instrumente im Überblick.
P rotection
S eller
P rotection
S eller
P rotection
S eller
P rotection
B uyer
P rotection
B uyer
P rotection
B uyer
U nderlying
Investor
R eferenzs chuldner /
K reditnehm er
C redit
D efa u lt
S w a p
C redit
Lin k e d
N ote
To tal
R eturn
S w a p
C redit
S prea d
O ptio n
P rotection
S eller
P rotection
B uyer
Präm ie
C redit Ev ent: A usgleichszahlung
K ein C redit Ev ent: 0
Kein C redit E vent: N om inalbe trag
C redit Even t: A usgleichszahlung
N o minalbetrag der N ote
Z ins a uf N o te
Z insen +
positive M arktwertänderung
R efe ren zzins + Spread+
M arktw ertänd erun g
Präm ie
C redit Ev ent: S preadabhängige
A usgleichszahlung
Ke in C redit Event: 0
O riginärer
K reditgeber
originärer
Abbildung 3: Grundsätzliche Funktionsweise von Plain Vanilla Kreditderivaten
65
2.3.2.5 Synthetische Asset Backed Securities
Bei Asset Backed Securities (ABS) handelt es sich um verbriefte Forderungen.
66
In der
ursprünglichen Form der ABS werden eine Vielzahl homogener Forderungen zusam-
mengefasst. Für den Emittenten als Inhaber dieses Forderungspools bedeutet die ABS-
Emission eine Refinanzierung und Risikoweitergabe, für den Investor den Erwerb eines
homogenen Anteils an einem bereits diversifizierten Forderungsportfolio.
67
64
Vgl. Hohl, S., Liebig, T. (1999), S. 509.
65
In Anlehnung an: Hartmann-Wendels, T., Pfingsten, A., Weber, M. (2004), S. 312.
66
Während ABS als Oberbegriff für verbriefte Forderungen fungiert, fließt in den Unterkategorien i.d.R.
die Bezeichnung der verbrieften Forderungsart mit in den Namen ein.
67
Vgl. Froitzheim, R.O. (2005), S. 24; Ortseifen, S. (2005), S. C7.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832493660
ISBN (Paperback)
9783838693668
DOI
10.3239/9783832493660
Dateigröße
854 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule – Studiengang Wirtschaft
Erscheinungsdatum
2006 (Februar)
Note
1,5
Schlagworte
principal agent basel agency cost swaps risiko
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Titel: Kreditderivate als Instrument deutscher Kreditinstitute zum Transfer von Kreditrisiken unter Berücksichtigung von Informationsasymmetrien und Transaktionskosten
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