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Organisation atmender und räumlich verteilter Teams in der Softwareentwicklung

Unter besonderer Berücksichtigung der für die Entwicklung komplexer IT-Systeme notwendigen Kommunikation

©2005 Diplomarbeit 124 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
„Das Wort "Globalisierung" begegnet uns nun beinahe täglich als Argument, als Argument allerdings für alles mögliche: Für radikale Bildungsreformen, für Englisch lernen schon im Kindergarten, aber auch für den Abbau von Arbeitsplätzen, für die Lockerung von ethischen Standards, zum Beispiel in der Gentechnik, für die Verlagerung von Firmensitzen, für den Zusammenschluss von Unternehmen – und schließlich als Grund dafür, dass es das ganze Jahr über Erdbeeren gibt. Aus der Geschichte wissen wir: Nichts, keine technische Erfindung, keine politische Entwicklung, keine gesellschaftliche Veränderung führt automatisch und für alle ausschließlich zum Schlechteren oder zum Besseren. Auch bei der Globalisierung kommt es darauf an, was wir aus den neuen Möglichkeiten machen.
Und genau das ist es: „was wir aus den neuen Möglichkeiten machen“. Was der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau im Jahr 2002 im Berliner Museum für Kommunikation sagte, ist in besonderem Maße für die Softwareentwicklung zutreffend. In der Welt der Softwareproduktion sieht man sich schon seit langem einem immer stärkeren globalen Wettbewerb „ausgeliefert“. Dies drückt sich in steigenden Anforderungen der Kunden aus, die sich nicht mehr mit verspäteter Lieferung oder unzureichender Qualität abfinden wollen. Unternehmen sind quasi „gezwungen“, den time-to-market so kurz wie möglich zu halten. Damit geht auch einher, dass Software sofort nach der Installation einwandfrei funktionieren muss. Der Bedarf einer nachträglichen Anpassung der Software an veränderte Gegebenheiten, was ebenfalls schnell und einfach möglich sein soll, ist auch sprunghaft gestiegen. Die Weiterentwicklung der Produkte selbst über Jahre hinweg muss effizient möglich sein.
Softwareunternehmen müssen sich anpassen: sie müssen auf kurz- und/oder langfristige Nachfrageschwankungen reagieren können und gleichzeitig die Qualität der Produkte auf hohem Niveau halten bzw. noch verbessern. Sie müssen auf scheinbar gegensätzliche Phänomene, wie steigende Entwicklungsaufwendungen und zunehmenden Preisdruck, geeignet antworten können.
In den letzten Jahren hat sich eine zunehmende multinationale Verflechtung in der IT vollzogen. Angestoßen durch den IT-Fachkräftemangel in den 90igern, suchten viele Unternehmen der Softwarebranche nach gut ausgebildeten Entwicklern im Ausland, die sie in Irland, Israel, Indien, Russland, auf den Philippinen und in anderen Regionen der Welt fanden. Derzeit verlagern […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9231
Feierabend, Johannes:
Organisation atmender und räumlich verteilter Teams in der Softwareentwicklung -
Unter besonderer Berücksichtigung der für die Entwicklung komplexer IT-Systeme
notwendigen Kommunikation
Hamburg: Diplomica GmbH, 2006
Zugl.: Universität Rostock, Diplomarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany


I. Inhaltsverzeichnis
I. Inhaltsverzeichnis
I. Inhaltsverzeichnis... 2
II. Abkürzungsverzeichnis ... 4
III. Abbildungsverzeichnis ...5
IV. Tabellenverzeichnis ... 6
1.0 Einleitung ...7
2.0 Kommunikationstheorie ...10
2.1 Kommunikationsmodelle...10
2.2 Überblick über Kommunikationsmedien...12
2.3 Modelle der Medienwahl ...13
2.4 Vor- und Nachteile elektronischer Kommunikation...16
3.0 Personelle Flexibilisierungskonzepte in der Softwareentwicklung ...18
3.1 Externe Mitarbeiter ...18
3.1.1 Zeitarbeit ...18
3.1.2 Consulting... 22
3.1.3 Freie Mitarbeiter... 23
3.1.4 Vor- und Nachteile Externer Mitarbeiter... 28
3.1.5 Probleme bei der Zusammenarbeit Externer und Interner... 30
3.1.6 Zusammenfassung... 32
3.2 Outsourcing... 33
3.2.1 Begrifflichkeiten ... 34
3.2.2 Traditionelles und Software-Outsourcing ... 35
3.2.3 Pro & Kontra Outsourcing ... 37
3.2.4 Auswahl der Aufgabe ... 43
3.2.5 Auswahl des Outsourcing-Partners ... 46
3.2.6 Outsouring nur mit Unterstützung der Mitarbeiter... 48
3.2.7 Aufbau- und Ablauforganisation des Outsourcing ... 49
3.2.8 Wissensmanagement in Outsoucingprojekten... 52
3.3 Mitarbeiterpools ...57
3.3.1 Poolarten... 58
3.3.2 Pool als interner freier Markt ... 59
3.3.3 Möglichkeit zur Organisation eines Pools ... 60
3.3.4 soziale und psychologische Wirkungen ... 62
4.0 Notwendigkeit für verteilte und atmende Softwareentwicklung ... 63
4.1 Herausforderungen der Softwareentwicklung ... 63
4.2 Der Softwarelebenszyklus... 65
4.3 Synthese der Flexibilisierungsempfehlungen ...75
4.4 Open Source als Triebkraft ...77
5.0 Verteilte und atmende Zusammenarbeit ... 82
5.1 Verteilt, atmend ­ virtuell? ... 82
5.2 SunTeams
86
als Vorbild ... 84
5.3 Eigenschaften ... 85
5.4 Erfolgsfaktoren ... 87
___________________________________________________________________________
2

I. Inhaltsverzeichnis
5.5 Problemfelder... 88
5.6 Vertrauensaufbau und -erhalt ... 90
5.7 Führung ...91
5.8 Phasen virtueller Teams ... 93
5.9 Bedeutung von Rollen... 98
5.10 Das ideale Teammitglied... 98
5.11 Orte für virtuelle Teams... 99
5.12 Ausgewählte Softwareentwicklungsmodelle... 100
5.13 Training für virtuelle und atmende Teams ... 102
5.14 Zusammenfassung... 104
6.0 Fazit & Ausblick ...105
V. Quellenverzeichnis ... 108
VI. Anhang ...117
Die Lexware GmbH & Co KG ... 117
___________________________________________________________________________
3

II. Abkürzungsverzeichnis
II. Abkürzungsverzeichnis
AÜG -
Arbeitnehmerüberlassungsgesetz
BDU
- Bund Deutscher Unternehmensberater
BGB -
Bürgerliches Gesetzbuch
BITKOM
- Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation
und neue Medien e.V.
BRB
- be right back
CIETT
- International Confederation of Temporary Work Businesses
CMM(I)
- Capability Maturity Model (Integration)
CRM
- Customer Relationship Management
CU
-
see you
DIHK
- Deutsche Industrie- und Handelskammer
DIN
- Deutsches Institut für Normung e.V.
DXP
- Distributed eXtreme Programming
EDI
- Electronic Data Interchange
ERP
- Enterprise Resource Planning
FTP
- File Transfer Protocol
GNU -
GNU's Not Unix
GUI
- Graphical User Interface
IEEE
- Institute of Electric and Electronic Engineers
IKT
- Informations- und Kommunikationstechnik
IM
-
Instant Messenger
IRC
- Internet Relay Chat
ISO
- International Standards Organisation
IT
-
Informationstechnik
KISS
- Keep It Short and Simple
KMU
- Klein- und Mittelunternehmen
LOC
- Lines of Code
LOL
- Laugh out Loud
MA
-
Mitarbeiter
MM
-
Mitarbeitermonate
NASSCOM
- National Association of Software and Service Companies
NGO -
NonGovernment Organisation
OSI
- Open Source Initiative
PM
-
Personenmonate
PT
-
Personentage
RUP
- Rational Unified Process
SLA
- Service Level Agreement
SLC
- Service Level Catalogue
SMTP
- Simple Mail Transfer Protocol
SOA
- Service Orientated Architecture
SWE -
Softwareentwicklung
UML
- Unified Modelling Language
VoIP
- Voice over Internet Protocol
VPM
- Virtual Project Management
XP
-
eXtreme Programming
___________________________________________________________________________
4

III. Abbildungsverzeichnis
III. Abbildungsverzeichnis
Abb. 2.1: Kommunikationsmodell nach Shannon & Weaver
94
10
Abb. 2.2: Kommunikationsmodell nach Badura
96
11
Abb. 2.3: Modell der Aufgabenorientierten Medienwahl
97
14
Abb. 2.4: Media-Richness-Modell
102
15
Abb. 3.1: Dreiecksverhältnis der Zeitarbeit
19
Abb. 3.2: Freelancer Stundensätze
23
Abb. 3.3: Entwicklung Festpreis/Aufwand
25
Abb. 3.4: Honorarmodelle nach Miech
26
Abb. 3.5: IT-Personalkosten
37
Abb. 3.6: Fachkräftemangel
39
Abb. 3.7: Entscheidungstableau
43
Abb. 3.8: Rahmen zur Einschätzung von Offshore Aktivitäten
44
Abb. 3.9: Make or Buy
45
Abb. 3.10: Kommunikation: Outsourcer und Provider
48
Abb. 3.11: Gestaltungsebenen des Outsourcing 50
Abb. 3.12: Phasen des Outsourcing nach IT-Survey
51
Abb. 3.13: Modes of Knowledge Conversion
53
Abb. 3.14: Modes of Ba in Offshore Software Development
57
Abb. 3.15: Poolorganisationsmöglichkeit (eigene Darstellung)
61
Abb. 4.1: RUP Phasenaufwand (IBM)
66
Abb. 4.2: Aufwandsverteilung der Wartung und Pflege (Balzert)
73
Abb. 4.3: U-Kurve der Softwareevolution (eigene Darstellung)
74
Abb. 4.4: Überblick Flexibilisierungsempfehlungen (eigene Darstellung)
75
Abb. 4.5: Überblick Flexibilisierungsempfehlungen 2 (eigene Darstellung)
76
Abb. 5.1: Schichten virtueller Teams
86
83
Abb. 5.2: 4-Dimensionen-Modell virtueller Teams
86
85
Abb. 5.3: Wie viel Führung ist notwendig?
92
Abb. 5.4: Stresspunkte in den Lebensphasen virtueller Teams
86
97
Abb. 6.1 SOA Quelle: www.w3c.org
106
___________________________________________________________________________
5

IV. Tabellenverzeichnis
IV. Tabellenverzeichnis
Tabelle 2.1: Überblick über wichtige Kommunikationsmedien
12
Tabelle 2.2: Vor- und Nachteile elektronischer Kommunikation
87
(ergänzt)
16
Tabelle 3.1: Gegenüberstellung Werk- und Dienstvertrag
16
24
Tabelle 3.2: Vor- u. Nachteile von Zeit- u. Erfolgshonoraren
12
26
Tabelle 3.3: Übersicht verschiedener Outsourcing Begrifflichkeiten
34
Tabelle 3.4: Kosten des Outsourcings
38
Tabelle 3.5: Nearshoring vs. Offshoring 46
___________________________________________________________________________
6

1.0 Einleitung
,,Der Anfang ist der wichtigste Teil einer Arbeit"
-
Plato
1.0 Einleitung
,,Das Wort "Globalisierung" begegnet uns nun beinahe täglich als Argument, als
Argument allerdings für alles mögliche: Für radikale Bildungsreformen, für Englisch
lernen schon im Kindergarten, aber auch für den Abbau von Arbeitsplätzen, für die
Lockerung von ethischen Standards, zum Beispiel in der Gentechnik, für die Verlagerung
von Firmensitzen, für den Zusammenschluss von Unternehmen - und schließlich als
Grund dafür, dass es das ganze Jahr über Erdbeeren gibt. [...] Aus der Geschichte wissen
wir: Nichts, keine technische Erfindung, keine politische Entwicklung, keine
gesellschaftliche Veränderung führt automatisch und für alle ausschließlich zum
Schlechteren oder zum Besseren. Auch bei der Globalisierung kommt es darauf an, was
wir aus den neuen Möglichkeiten machen."
Und genau das ist es: ,,was wir aus den neuen Möglichkeiten machen". Was der
ehemalige Bundespräsident Johannes Rau im Jahr 2002 im Berliner Museum für
Kommunikation sagte, ist in besonderem Maße für die Softwareentwicklung zutreffend.
In der Welt der Softwareproduktion sieht man sich schon seit langem einem immer
stärkeren globalen Wettbewerb ,,ausgeliefert". Dies drückt sich in steigenden
Anforderungen der Kunden aus, die sich nicht mehr mit verspäteter Lieferung oder
unzureichender Qualität abfinden wollen. Unternehmen sind quasi ,,gezwungen" den
time-to-market so kurz wie möglich zu halten. Damit geht auch einher, dass Software
sofort nach der Installation einwandfrei funktionieren muss. Der Bedarf einer
nachträglichen Anpassung der Software an veränderte Gegebenheiten, was ebenfalls
schnell und einfach möglich sein soll, ist auch sprunghaft gestiegen. Die
Weiterentwicklung der Produkte selbst über Jahre hinweg muss effizient möglich sein.
Softwareunternehmen müssen sich anpassen: sie müssen auf kurz- und/oder
langfristige Nachfrageschwankungen reagieren können und gleichzeitig die Qualität der
Produkte auf hohem Niveau halten bzw. noch verbessern. Sie müssen auf scheinbar
gegensätzliche Phänomene, wie steigende Entwicklungsaufwendungen und
zunehmenden Preisdruck, geeignet antworten können.
In den letzten Jahren hat sich eine zunehmende multinationale Verflechtung in der IT
vollzogen. Angestoßen durch den IT-Fachkräftemangel in den 90igern, suchten viele
Unternehmen der Softwarebranche nach gut ausgebildeten Entwicklern im Ausland, die
sie in Irland, Israel, Indien, Russland, auf den Philippinen und in anderen Regionen der
Welt fanden. Derzeit verlagern sogar schon große indische IT-Firmen das ,,coding" nach
China. Schon 1983 diskutierte der bekannte Harvard-Ökonom Theodore Levitt in
verschiedenen Aufsätzen, dass Globalisierung ein sich selbst verstärkender Prozess ist.
Getrieben von den immer leistungsfähiger werdenden Kommunikationstechniken
gepaart mit einfacher Bedienung, wird sich grade dieser Prozess in der
Softwareentwicklung fortsetzen. Diesen Trend untermauern verschiedene aktuelle
___________________________________________________________________________
7

1.0 Einleitung
Arbeiten zur ,,Global Software Work" von Carmel, Sahay, Nicholoson und anderen
Wissenschaftlern.
Dies alles impliziert, dass Unternehmen der Softwareindustrie sich an die veränderten
Bedingungen anpassen müssen, um Risiken zu vermeiden und Chancen zu nutzen.
Damit geht die Suche nach Flexibilisierungsmöglichkeiten, dem optimalen Einsatz neuer
Kommunikationsmedien und schließlich auch die komplette Anpassung der
Unternehmensstruktur, -philosophie und Arbeitskultur einher.
Motivation
Während Ende des letzten Jahrtausends die Literatur und die Praxiserfahrungen über
atmende und räumlich verteilte Teams noch überschaubar waren, ist sie in den letzten
Jahren angewachsen. Diese Entwicklung hat sich vor allem, getrieben durch die immer
,,reicher" werdenden Kommunikationsmöglichkeiten und den damit verbundenen neuen
Möglichkeiten der Zusammenarbeit ergeben. Unternehmen haben erkannt, dass sich
Wettbewerbsvorteile erschließen lassen und die Leistungsfähigkeit & Effizienz der
Organisation gesteigert werden kann, wenn man virtuelle Konzepte soziotechnisch
richtig umsetzt.
Die große Herausforderung unserer Zeit ist also, alte auf ,,Ziegel & Mörtel" aufgebaute
Organisationen in neue auf ,,Knowledge Sharing & Trust" aufgebaute Organisationen
umzuwandeln, die den heutigen und zukünftigen Entwicklungen erfolgreich begegnen
können. Konzepte der virtuellen Organisation basieren auf verteilter elektronischer
Zusammenarbeit in atmenden Teams, was in dieser Arbeit, bezogen auf die
Softwareentwicklung, betrachtet wird.
Ziel und Aufbau der Arbeit
Ziel der Arbeit ist es, verschiedene Konzepte, die eine Anpassung der
Softwareentwicklung an die veränderten Rahmenbedingungen der Umwelt unterstützen,
vorzustellen. Dabei wird auf die besonderen Anforderungen der notwendigen
Kommunikation für die Entwicklung komplexer IT-Systeme eingegangen.
Im ersten Teil der Arbeit werden Konzepte zur Flexibilisierung von Teams vorgestellt,
danach werden die klassischen Phasen der Softwareentwicklung behandelt und
schließlich die Flexibilisierungskonzepte in diese Phasen auf unterschiedliche Weise
integriert.
Die Schlussfolgerung aus der Integration ist, dass es zwangsläufig zu verteilten und
atmenden Teams kommen muss. Während der Begriff des verteilten Teams in der
Literatur nicht neu ist und auf klassische Art behandelt werden kann, sind zum Begriff
des atmenden Teams keine wissenschaftlichen Arbeiten vorhanden.
Ein weiteres Ziel ist es also, atmende und räumlich verteilte Teams zu beschreiben und
somit einen wissenschaftlichen Grundstein für fortführende Forschungen zu legen.
___________________________________________________________________________
8

1.0 Einleitung
Bei der atmenden und verteilten Zusammenarbeit entstehen besondere Probleme und
Fragen, deren Behandlung durch entsprechende Literaturrecherche geschehen wird.
Am Ende der Arbeit wird versucht, die untersuchten Konzepte verteilter Teams und
Möglichkeiten atmender Teams für die Lexware GmbH & Co KG zu adaptieren. Dazu
wird das Unternehmen diesbezüglich analysiert und Anpassungsvorschläge erarbeitet.
Zunächst soll allerdings erst einmal die wohl wichtigste Grundlage atmender und
verteilter Teams behandelt werden ­ Kommunikationstheorie.
___________________________________________________________________________
9

2.0 Kommunikationstheorie
2.0 Kommunikationstheorie
In diesem Kapitel sollen die Grundlagen für spätere Betrachtungen gelegt werden. Es
wird neben klassischen Kommunikationsmodellen auch ein Überblick über heutige
Kommunikationsmedien gegeben. Um diese sinnvoll zu nutzen, ist eine Auswahl des
geeigneten Mediums für spezielle Aufgaben notwendig, darauf soll eingegangen werden.
Abschließend werden allgemeine Vor- und Nachteile elektronischer Kommunikation
diskutiert.
Mit der Frage was Kommunikation eigentlich ist, haben sich schon viele Menschen, aus
ganz unterschiedlichen Bereichen, beschäftigt. Eine einheitliche Definition gibt es nicht.
Technische Wissenschaftsbereiche fassen Kommunikation als einen Prozess auf, der den
Zustand des Empfängers verändert. Das impliziert, dass Dinge, Maschinen und Systeme
mit ihresgleichen oder mit dem Menschen kommunizieren können. Aus philosophischer
Sicht ist es fraglich, ob man ohne Verständnis und Erinnerung kommunizieren kann.
Die menschliche Kommunikation ist vor allem durch eine zweiseitige
Semantikvermittlung geprägt. Das bedeutet, dass zwei Menschen sich untereinander
wechselseitig erklären, was sie ,,wirklich" meinen und dies gegebenenfalls korrigieren
oder anders darstellen bis es zu einer Übereinstimmung kommt, oder man es aufgibt
seine Gedanken in Worte zu fassen und diese zu vermitteln. Hier wird deutlich, dass die
zweiseitige Kommunikation sehr eng mit dem Begriff der Interaktion verbunden ist.
Das lateinische communicare bedeutet so viel wie ,,teilen, mitteilen, teilnehmen lassen;
gemeinsam machen, vereinigen". Dies alles geschieht mit Informationen, welche als ,,an
Sinn gebundener Bedeutungszusammenhang" interpretiert werden kann.
2.1 Kommunikationsmodelle
Das grundlegendste Kommunikationsmodell ist das von Shannon & Weaver aus dem
Jahr 1949. Dabei betrachten sie, wie eine korrekte syntaktische Übertragung zu Stande
kommt. Durch die Funktionen Kodieren, Senden, Empfangen, Dekodieren gelangen
einfache Zeichen vom Sender zum Empfänger. Die folgende Abbildung stammt von
Staehle
94
und verdeutlicht diesen Vorgang.
Abb. 2.1: Kommunikationsmodell nach Shannon & Weaver
94
___________________________________________________________________________
10

2.0 Kommunikationstheorie
Da die korrekte Übertragung von Zeichen nicht alles ist, und nur die Grundlage für die
Kommunikation darstellt, muss diesen Zeichen eine gewisse Bedeutung zugeordnet und
die daraus entstandene Information mit einer gewissen Intention des Senders in
Zusammenhang gebracht werden ( vgl. Picot, Reichwald, Wigand)
95
. Eine Erweiterung
des syntaktischen Modells von Shannon & Weaver um Semantik und Pragmatik nahm
Badura
96
1971 vor, siehe nächste Abbildung.
Abb. 2.2: Kommunikationsmodell nach Badura
Semantische und pragmatische Probleme treten vor allem bei der verteilen
Zusammenarbeit auf. Genährt von der Situation, dem Informationsniveau, dem
emotionalen Erlebnishorizont und der Interessen von Sender und Empfänger (wie es
Badura dargestellt hat), werden Sachverhalte fehlinterpretiert. Dieses Phänomen ist kein
technisches, sondern ein sozioorganisatorisches, also ein menschliches. Es tritt auch
außerhalb der verteilten Zusammenarbeit auf, bei ganz normalen Gesprächen zwischen
Menschen. Bei einer face-to-face-Kommunikation kann einem Missverstehen sofort
entgegengewirkt werden. Durch Mimik und Gestik nimmt man Emotionen seines
Gegenüber war und kann dementsprechend reagieren. Maznevski & Chudoba
120
betonen
in ihren Arbeiten über virtuelle Zusammenarbeit die Wichtigkeit von face-to-face-
Treffen.
Man kann davon ausgehen, dass die syntaktische Übertragung heutzutage problemlos
funktioniert. Es muss also daran gearbeitet werden, die Mensch-Maschine-Mensch-
Kommunikation vergleichbar mit einer Mensch-zu-Mensch-Kommunikation zu machen.
Das heißt, dass Kommunikation reicher und vielfältiger werden muss. Emotionale
Elemente müssen in Syntax gefasst werden, so dass man sie übertragen kann. Ein
einfaches aber anschauliches Beispiel sind Smilies, wie ,, ;-) ". Dieses lachende Gesicht
mit Augenzwinkern, soll Humor und Witz vermitteln. Das zuvor in einem Chat
geschriebene, sollte also auch entsprechend aufgefasst werden (Pragmatik).
___________________________________________________________________________
11

2.0 Kommunikationstheorie
2.2 Überblick über Kommunikationsmedien
1964 veröffentlichte Marshall McLuhan ein Buch mit dem Title ,,Understanding Media".
In diesem machte er auf die bedeutenden Auswirkungen der Medien auf die menschliche
Erfahrungswelt aufmerksam. Seine Erkenntnisse fasst er in einen Satz: ,,Das Medium ist
die Botschaft". Damit meint er, dass durch die Verwendung eines bestimmten Mediums
schon eine Botschaft vermittelt wird. Beispielsweise, wenn man Anweisungen auf eine
Webseite stellt, erwartet man, dass diese kompromisslos befolgt werden. Wenn man eine
E-Mail schreibt, wartet der Sender evtl. auf Feedback. Oder wenn man eine
Onlinekonferenz macht, wird erwartet, dass man konstruktiv diskutiert. ,,Die vielleicht
grundlegendste Botschaft, die ein Medium aussendet, ist, ob es eine Antwort erwartet,
zulässt oder gibt."
86
Tabelle 2.1: Überblick über wichtige Kommunikationsmedien
Medium
Beschreibung
Videokonferenz
Mehrere Leute können sich gegenseitig synchron sehen
und hören. Dazu sind Kamera und Mikrofon als
Eingabegeräte sowie Bildschirm und Lautsprecher als
Ausgabegeräte notwendig. Wichtige Protokolle sind
hierbei H.320, H.323 und T.120.
Telefon
Hier wird nur Ton übertragen. Dieses Medium gehört
auch zu den synchronen. Der große Vorteil ist, dass man
über Mobiltelefone jeden zu jederzeit und überall
erreichen kann. Der sich immer stärker verbreitende
Bereich der Internettelefonie erfreut sich aufgrund der
Kostengünstigkeit großer Beliebtheit.
E-Mail
E-Mail ist elektronische Post, die man in seinem
,,Briefkasten" findet. Es ist ein asynchrones Medium, weil
erst der Sender dem Empfänger schreibt und dann der
Empfänger dem Sender. Dazwischen liegt eine gewisse
Zeitspanne, die vom Empfänger abhängig ist. Das
bekannteste Protokoll ist SMTP.
Voice-Mail
Ist das gleiche wie E-Mail, nur dass statt Text Sprache
übertragen wird.
Instant Messaging
Gehört zur textbasierten, fast synchronen
Kommunikation. Dazu müssen sich die Teilnehmer auf
einem Server anmelden, um ihre Anwesenheit preis zu
geben und für potenzielle Kommunikationsvorgänge
bereit zu stehen.
Webseiten
Dieses Medium gehörte ursprünglich zu den Pull-Medien.
Nutzer erhalten erst Informationen, wenn sie in ihrem
Browser die entsprechende Adresse der Webseite
eingeben. Die Entwicklung ging von statischen über
dynamische hin zu interaktiven Webseiten. Es ist
möglich, dass Nutzer den Webseiteninhalt editieren
können und unterschiedliche Kommunikationsmedien
über eine Webseite nutzen können.
___________________________________________________________________________
12

2.0 Kommunikationstheorie
Wird auf Internetwebseiten Software bereitgestellt, mit der man unterschiedliche
Medien nutzen kann und diese zu einem sinnvollen Ganzen zusammengefügt sind,
spricht man von Online-Kollaborations-Plattformen. Die verteile Zusammenarbeit wird
durch sie unterstützt. Es können Wissen und Informationen ausgetauscht, gespeichert
und durchsucht werden. In solche Systeme werden neben anderen oft Dokumenten-,
Workflow- und Wissensmanagementsysteme integriert.
Will man die verschiedenen Kommunikationsmedien bewerten, so scheinen dabei 3
Kriterien besonders wichtig zu sein: Zeitpunkt, Kanal und Inhalt. Mit dem Zeitpunkt ist
gemeint, ob bei dem Kommunikationsvorgang sofort Feedback nötig ist oder vielleicht
erst später. Bei komplexen Themen ist sicher ein sofortiges Feedback von Nöten, um das
Verständnis des Gesprächspartners zu prüfen. Hier sind also synchrone gegenüber den
asynchronen Medien zu bevorzugen. Bezüglich des Kanals ist zu beachten, wie schnell er
potenziell übertragen könnte. Ist nur eine Telefonleitung verfügbar, ist es sicher nicht
empfehlenswert eine Videokonferenz abzuhalten, aufgrund der Übertragungsrate des
Mediums. Also muss man sich auf ein anderes Medium beschränken. Fraglich ist dann
allerdings, ob man trotzdem den Inhalt transportieren kann, den man dem anderen
mitteilen will. Beispielsweise ist es viel besser, wenn man Daten einer Tabelle in Form
einer Datei als E-Mail Anhang verschickt, anstatt zum Telefon zu greifen und diese
ausführlich zu erläutern. Welche Probleme es allerdings mit E-Mail geben kann, macht
folgendes Zitat deutlich: ,,And the communication via email is dangerous because ­ and
especially globally ­ they just don't understand unfortunately how to take your email ­
you know you are writing it one way and often times they are not clear and often times
it's lost in translation, you really have to be careful how you communicate with that
vehicle."
121
2.3 Modelle der Medienwahl
Eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Kommunikation ist die der
Auswahl des geeigneten Kommunikationsmediums. Hierzu haben Konradt & Hertel
87
Kriterien aufgestellt, die die Medienwahl beeinflussen:
Art und Umfang der zu übertragenden Informationen (Bild, Ton, Text, ...)
Einflüsse auf den Übertragungsprozess (technische Störungen oder gezielte
Manipulation)
Weiterverarbeitbarkeit der zu übertragenden Informationen
Kommunikationskosten und ­aufwand
Kommunikationsformen (z.B. asynchron)
aufgabenbezogene Aspekte
soziale Kommunikationsbedürfnisse
Medienpräferenzen der Beteiligten (Gewöhnung an bestimmte Medien)
Als nächstes möchte ich einige Modelle und Ansätze vorstellen, die bei der Medienwahl
Beachtung finden sollten, um das richtige Medium für sein Kommunikationsvorhaben
zu finden.
___________________________________________________________________________
13

2.0 Kommunikationstheorie
Social-Presence: Short, Williams und Christie
101
stellten 1976 die Behauptung auf,
dass sich Kommunikationsmedien hinsichtlich der ,,Sozialen Präsenz"
unterscheiden lassen. Die soziale Präsenz ist z. B. beim Medium Videokonferenz
höher als bei E-Mail. Bei textbasierter Kommunikation wird die Anwesenheit
anderer am geringsten wahrgenommen. Deshalb ist es per E-Mail oft einfacher
seinen Unmut über etwas auszudrücken, weil sein Gegenüber als ,,nicht
anwesend" wahrgenommen wird. Die höchste Soziale Präsenz hat somit die face-
to-face-Kommunikation.
Modell der Aufgabenorientierten Medienwahl: Dieses Modell wurde von Picot
und Reichwald
97
entwickelt. Aufgrund einer empirischen Untersuchung wurden 4
Problemkreise der Medienwahl identifiziert: Komplexität, Vertraulichkeit,
Schnelligkeit/Bequemlichkeit und Genauigkeit/Dokumentierbarkeit. In
Abhängigkeit vom Grad der Strukturiertheit der Aufgabe werden die einzelnen
Medien diesen Problemkreisen zugeordnet. Siehe hierzu das nächste Bild. Wenn
also eine Aufgabe sehr komplex ist und die Vertraulichkeit sehr hoch, sollte man
sich an einem Ort treffen und face-to-face kommunizieren.
Abb 2.3: Modell der Aufgabenorientierten Medienwahl
97
Media-Richness-Model: Dieses Modell stammt ursprünglich von Daft, Lengel und
Treviño
100
und hieß Information-Richness-Model. Es ist eng verquickt mit dem
Social-Presence-Modell. Auch hier werden reichhaltige Medien für komplexe
Aufgaben benutzt. Die Reihenfolge der Medien ist ebenso die gleiche. Allerdings
handelt es sich um das in der Literatur meist diskutierteste Modell, welches auch
am häufigsten von verschiedenen Wissenschaftlern weiterentwickelt wurde. So
wurde beispielsweise das Element der Unsicherheitsreduktion
98
eingebaut. Je
mehr Unsicherheit bei der Zusammenarbeit abgebaut werden soll, desto mehr
muss schriftlich fixiert werden. Auch das Problem von Mehrdeutigkeiten
99
wurde
mit diesem Modell gehandhabt. So wird Mehrdeutigkeit nicht durch mehr
Informationen reduziert, sondern durch unterschiedliche Darstellungs-
möglichkeiten desselben Sachverhalts, also durch die Nutzung mehrerer Medien
___________________________________________________________________________
14

2.0 Kommunikationstheorie
oder Medien, die man als ,,reich" bezeichnen kann (face-to-face ist sehr reich und
Chat ist relativ arm).
Abb. 2.4: Media-Richness-Modell
102
Symbolic-Interactionist-Perspektive: Treviño, Daft und Lengel erweitern das
Media-Richness-Model um zwei weitere Einflussfaktoren, Kontext und
symbolische Bedeutung des Kommunikationsmediums. Mit Kontext ist gemeint,
in welcher Situation das Medium ausgewählt wird. Damit kann man die falsche
Auswahl des Medium für bestimmte Aufgaben erklären. Hierzu werden z. B. die
Entfernung zum Kommunikationspartner oder Zeitdruck gezählt. Bei komplexen
Aufgaben wird vielleicht E-Mail benutzt, weil man einfach zu weit voneinander
entfernt ist. Und unter Zeitdruck wird schon mal zum Telefon gegriffen, um einen
Termin auszumachen, anstatt rechtzeitig eine E-Mail zu schreiben. In der
Literatur wird die Sinnhaftigkeit dieses Modells in Frage gestellt, weil es im
Prinzip nur eine Abwandlung des Media-Richness-Models ist.
Social-Influence-Model: Die Medienwahl wird nach Fulk, Schmitz und
Steinfield
103
auch durch soziale Faktoren bestimmt. Werden im sozialen Umfeld
Medien genutzt oder bewusst gemieden, nimmt man sich dieser Gewohnheit an.
Auch wird man vorrangig diejenigen Medien nutzen, mit denen schon andere
Erfolg hatten, in der Hoffnung ebenfalls von ihnen zu profitieren. Aber auch
positive eigene Erfahrungen beeinflussen die Auswahl eines
Kommunikationsmediums.
Critical-Mass-Model: Bei diesem Modell, von Markus
104
entwickelt, geht man
davon aus, dass die Medienwahl entscheidend von der Verbreitung des Mediums
abhängt. Damit ist die Verbreitung im Umfeld einer Person gemeint, die sich für
einen Kommunikationsvorgang ein bestimmtes Medium auswählen soll. Das
heißt, nutzen die Teammitglieder bereits die gleiche Onlineplattform, können sie
diese auch für die Teamkommunikation nutzen.
Technology-Acceptance-Model: Davis
105
geht davon aus, dass die Benutzung
eines Mediums von der subjektiven Einstellung der Person gegenüber dem
Informationssystem, von der wahrgenommenen Nützlichkeit, von der Einfachheit
___________________________________________________________________________
15

2.0 Kommunikationstheorie
der Verwendung sowie von den zugrundeliegenden Absichten des Benutzers
abhängt. Mit den Absichten des Benutzers sind z. B. Wirkungen auf das soziale
Umfeld gemeint, wie Respekt und Ansehen.
Channel-Expansion-Model: Dieses Modell von Carlson und Zmud
106
basiert auf
dem Media-Richness-Model. Die ,,Reichhaltigkeit" eines Mediums wird
individuell unterschiedlich bewertet, da verschiedene Erfahrungen gemacht
wurden. Dabei lässt sich Erfahrung beschreiben als Konjunktion von:
Erfahrungen mit dem Medium, mit den zu übermittelnden Inhalten, mit dem
organisationalen Kontext und Erfahrungen mit den Kommunikationspartnern.
Jemand der viel Erfahrung hat, wird über das gleiche Medium komplexere
Inhalte transferieren können, als jemand der diese nicht gemacht hat, und es
somit als ,,reich" einstufen.
2.4 Vor- und Nachteile elektronischer Kommunikation
Konradt & Hertel
87
haben einige Vor- sowie Nachteile der elektronischen
Kommunikation aufgelistet:
Tabelle 2.2: Vor- und Nachteile elektronischer Kommunikation
87
(ergänzt)
Vorteile
Nachteile
Zeitersparnis
verlangsamtes Feedback
größere Flexibilität
geringe Anzahl von Kommunikations-
kanälen
geringere Eskalation von Konflikten
unpersönlicher Kontakt führt zu einer
Verarmung auf subjektiver Ebene
mehr Zeit zum Nachdenken
Reduktion von Interaktion
bessere Vorstrukturierung und
Dokumentation von Diskussionen
höhere Produktivität bei kollektiver
Ideengenerierung
größere Gleichberechtigung der
Teilnehmer
Gefahr des Auftretens von
Missverständnissen durch
Kommunikationsschwierigkeiten
Kommunikationsschwierigkeiten sind vor allem durch die Kanalreduktion bedingt, was
zu einer Verarmung der Kommunikation führt. Eine Anreicherung kann z.B. durch die
ergänzende Vermittlung von sozioemotionalen Informationen
87
geschehen:
Emoticons ;-)
spezifische Abkürzungen und Akronyme (LOL, CU, KISS, BRB)
Zusatzzeichen *lach*
Großbuchstaben, die Schreien symbolisieren
___________________________________________________________________________
16

2.0 Kommunikationstheorie
Um die Vorteile elektronsicher Kommunikation besser zu nutzen, macht Staehle
94
einige
Vorschläge:
Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten der Mitarbeiter
Anpassung der Kommunikation (Wissen, Terminologie) an den Empfänger
Erhöhung der Objektivität der Kommunikation
zeitlich und situativ angepasste Handhabung von Rückmeldungen
benutzerfreundliche Informationssysteme
Unterstützung des Kommunikationssystems durch ein entsprechendes
Organisations- und Führungssystem
Hier wird deutlich, dass der Erfolg einer Kommunikation hauptsächlich von
menschlichen Faktoren bestimmt ist. Grundsätzlichkeiten der traditionellen
Kommunikation sollten bei der virtuellen Kommunikation ebenso beachtet werden,
damit eine gewisse Effektivität erreicht werden kann. Solche Grundsätze werden von
Johnson
122
bereits 1981 beschrieben. Er hebt hervor, dass es auf eine gründliche
strategische Vorbereitung der Interaktion ankommt und dass man die Positionen der
anderen Teilnehmer von Anfang an in Betracht ziehen sollte.
Nachdem nun einige Grundlagen der Kommunikationstheorie behandelt wurden, ist die
Voraussetzung (neben den technischen Möglichkeiten, die hier nicht betrachtet werden)
für verteilte und atmende Teams geschaffen. In der Softwareentwicklung werden
heutzutage verstärkt diese Art Teams eingesetzt, weil man den besonderen
Anforderungen der Kunden nachkommen muss. Auf diese Anforderungen wird im
Kapitel 4 eingegangen. Zuvor werden einige Konzepte vorgestellt, die der
Flexibilisierung von Softwareteams dienen, bei deren Nutzung atmende und verteilte
Teams entstehen.
___________________________________________________________________________
17

3.0 Personelle Flexibilisierungskonzepte in der Softwareentwicklung
3.0 Personelle Flexibilisierungskonzepte in
der Softwareentwicklung
Softwareunternehmen müssen flexibel auf Auftragsschwankungen reagieren können. Es
bietet sich an, den Personalbestand zeitweise zu verstärken. Bei der out-in-Sichtweise
werden Externe in Projekte integriert. Hierbei ergeben sich spezielle Probleme, auf die
später eingegangen werden soll. Bei der in-out-Sichtweise wird Arbeit aus dem
Unternehmen ausgegliedert. Bestimmte Aufgaben werden nach Bedarf outgesourced.
Auf das Thema Outsourcing wird hier besonderer Wert gelegt, weil es die globale
Softwareentwicklung maßgeblich beeinflusst hat und aus Sicht einiger Autoren noch
wesentlich stärker beeinflussen wird. Ein drittes Konzept, was in diesem Kapitel
betrachtet werden soll sind Mitarbeiterpools, bei denen beide Sichtweisen zur
Anwendung kommen können.
3.1 Externe Mitarbeiter
Zeitarbeit, Consulting und Freie Mitarbeiter sind die Möglichkeiten die von
Softwarefirmen am meisten genutzt werden, um Personalbedarfsschwankungen
auszugleichen. Häufig wird nur eine Mitarbeiterbasis vorgehalten, die hoch ausgelastet
ist, selbst wenn wenig zu tun ist. Bedarf nach oben kann durch externe Mitarbeiter
befriedigt werden.
3.1.1 Zeitarbeit
Begriff und Entwicklung
"Leiharbeit zeichnet sich auf betrieblicher Ebene durch ein Dreiecksverhältnis aus, in
dem der Leiharbeitnehmer bei dem Verleihbetrieb angestellt ist und dort auch
prinzipiell über die Rechte eines Normalarbeitnehmers verfügt, seine Arbeitsleistungen
aber in einem Entleihbetrieb vollbringt, der wiederum die Weisungsbefugnis über den
Leiharbeitnehmer hat"
1
.
Als am 01.04.1962 das erste Zeitarbeitsbüro in Deutschland öffnete, ahnte noch
niemand, dass es eine wichtige Innovation in der Arbeitswelt
2
werden sollte. Zeitarbeit,
oder auch Leiharbeit, hat einen ansehnlichen gesamtwirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Nutzen. Von diesem Nutzen will auch die derzeitige Bundesregierung
profitieren. So hat man das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG, 07.08.1972) im
Zuge der Harz Reformen überarbeitet
3
, wonach es nun möglich ist, Leiharbeiter
unbegrenzt dem Einsatzunternehmen zu überlassen. Dadurch schwinden umso mehr die
Grenzen zwischen Leiharbeit und Festanstellung, die teilweise nur noch auf vertraglicher
Basis zu unterscheiden sind
8
.
___________________________________________________________________________
18

3.0 Personelle Flexibilisierungskonzepte in der Softwareentwicklung
Abb. 3.1: Dreiecksverhältnis der Zeitarbeit
8
Das Anfangs schlechte Image der Leiharbeit, entwickelt sich zunehmend zu einem
nützlichen personalpolitischen Instrument, welches vor allem die
Flexibilisierungsnachfrage am Markt bedient. Und zwar die Nachfrage des
Zeitarbeitnehmers, der sich nicht an die starren Strukturen des Arbeitsmarktes anpassen
kann oder will und die Nachfrage seitens der Unternehmen, die grade in Deutschland
Mittel zur flexiblen Personalanpassung suchen.
In Deutschland gibt es 5.400 Zeitarbeitsunternehmen mit etwa 300.000
Festangestellten. Die Zahl der IT-Experten hat sich Ende 2004 auf 12.000 gesteigert
17
.
Da durch die Harz Reformen nun ein unbegrenzter Einsatz möglich ist, wird mit starken
Steigerungen der Nachfrage gerechnet, da nun auch ein Einsatz an langfristigen IT-
Projekten möglich ist. Der Gründer des IT-Geschäftsbereichs bei Adecco meint dazu:
,,2005 wird die Nachfrage nach IT-Experten in Zeitarbeit um bis zu 20 Prozent
steigen."
Die DIS AG (Deutscher Industrie Service AG), die sich auf den Verleih von Fachleuten
spezialisiert hat, beschäftigt Ende 2004 etwa 6.800 Mitarbeiter von denen 260 IT-
Experten sind. Für den IT-Bereich stellt Christina Mankus seit dem dritten Quartal 2004
jeden Monat 25 neue Leute ein. Anhand dieser Zahlen sind Dynamik und Wachstum auf
diesem Markt klar beschrieben. DIS erhält jeden Monat 3.500 Bewerbungen, da nur
0,7% der Bewerber eingestellt werden, ist davon auszugehen, dass dies die am besten
qualifiziertesten sind und somit die DIS AG mit gutem IT-Personal werben kann. Für die
hohe Personalqualität spricht auch, dass 60% der Leute nach dem ersten Projekt vom
Kunden abgeworben werden
17
.
DIS, wo die meisten IT-Kräfte in Zeitarbeit beschäftigt sind, fragt vor allem
Programmierer nach: 40% Programmierer, 20% SAP-Profis, 18% Spezialisten für Oracle
Datenbanken und Internet und 10% Projektleiter
17
.
Den Herausforderungen des internationalen Wettbewerbs und dem Prinzip ,,Hire and
Fire", was in anderen Ländern Mode ist, kann durch den verstärkten Einsatz von
Zeitarbeit begegnet werden. So sieht es auch Joël Biller, Präsident des Weltverbandes
der Zeitarbeitsbranche (CIETT) in einer Rede vom 13.04.2005 (aber auch die Abwertung
der Arbeitskraft zum Dispositionsgut kommt hier zum Ausdruck): "Globalization means
___________________________________________________________________________
19

3.0 Personelle Flexibilisierungskonzepte in der Softwareentwicklung
competition, and competition means productivity, and productivity means using labor as
efficiently as possible--the right worker in the right job at the right time."
Pro & Kontra Leiharbeit
Aus der Literatur sind drei wesentliche Vorteile erkennbar: Flexibilität, Risiko, Kosten:
Die Zeitarbeit wird von Unternehmen zunehmend als Flexibilisierungsinstrument der
Personalplanung genutzt. Sie gilt als externe Leistungsreserve mit hoher
Anpassungsgeschwindigkeit
4
. Deshalb können Ausfälle bei Mutter- bzw.
Vaterschaftsurlaub, Krankheit, Langzeiturlaub oder Weiterbildung bis zu einem
gewissen Grad kompensiert werden. Aber auch kurzfristige Spitzen der
Personalbelastung können abgeflacht werden. Es werden also Überstunden vermieden
und das eigene Personal entlastet. Auch ist ein schneller Auf- und Abbau der
Personalkapazität möglich
5
. Im Allgemeinen wird die Nutzung gut organisierter
Flexibilitätsinstrumente als Wettbewerbsvorteil verstanden, grade weil sich dadurch
verschiedene Kosten und Risiken vermeiden lassen. Ausführlich diskutiert Brose
6
den
Flexibilitätsgedanken bei der Zeitarbeit, darauf sei verwiesen.
Durch Leiharbeit lässt sich das Betriebsrisiko bei Testproduktionen und Innovationen
vermindern
2
. D.h. es muss nicht zwangsläufig der Normalbetrieb eingeschränkt werden,
um etwas Neues auszuprobieren, auch muss dafür kein eigenes Personal ,,verschwendet"
werden. Falls aus der Innovation nichts wird, sind die Kosten zwar versunken, dafür
aber exakt berechenbar. Mit einer befristeten oder unbefristeten Anstellung gehen
immer Risiken für das Unternehmen einher. Durch Leiharbeit werden Personalrisiken
vermieden. Auch wird das Beschäftigungsrisiko bzgl. der Leiharbeiter selbst minimiert,
weil das Einsatzunternehmen das zur Verfügung gestellte Personal jederzeit
zurückschicken kann. Ist es nicht qualifiziert genug, dann schon nach 6 Stunden, wofür
die meisten Leihunternehmen keine Kosten berechnen
4
. Als weiteres Risiko ist das der
Nichttermineinhaltung zu nennen. Jedes Projekt hat im Wirtschaftsleben Termine, diese
können besser eingehalten werden, wenn man in bestimmten Phasen zusätzliches
Personal schnell und flexibel einsetzten kann.
Viele Kostenvorteile ergeben sich aus der Zeitarbeit. Drohende Verluste (Kosten) bei
Personalausfall können umgangen werden. Es entstehen für Leiharbeiter weitaus
weniger Verwaltungskosten, als für das eigene Personal. Zeitarbeit wird als kostenlos
vorgehaltene Personalreserve verstanden, die erst kostenwirksam wird, wenn sie zum
Einsatz kommt. Sie wird vor allem nur dann genutzt, wenn auch wirklich zusätzliche
Arbeitskräfte gebraucht werden. Damit einher geht eine hohe Auslastung der
Leiharbeiter, unproduktives Nichtstun kann durch gute Planung verhindert werden. Ein
wohl wichtigstes Argument für Zeitarbeit ist die Umwandlung der fixen Kosten in
variable. Dies hat besondere Auswirkungen auf Risiko, Produktivität und Kosten im
Unternehmen.
Aber auch andere Vorteile, die sich in diese drei Kategorien (Flexibilität, Risiko, Kosten)
nicht eindeutig einordnen lassen, spielen bei Unternehmen die Zeitarbeit nutzen eine
Rolle: Es ergeben sich zusätzliche Gewinnmöglichkeiten
2
z.B. bei Annahme eines
zusätzlichen Auftrags. Häufig nutzen Unternehmen die Chance und werben den
___________________________________________________________________________
20

3.0 Personelle Flexibilisierungskonzepte in der Softwareentwicklung
Zeitarbeitsfirmen qualifiziertes Personal ab. Es ergeben sich also zusätzliche
Rekrutierungsmöglichkeiten
6
, wobei die Vorteile wieder mit der Kostenersparnis als
auch mit der Risikovermeidung zu begründen sind. Auch kann Leiharbeit die
Arbeitsplätze des Stammpersonals sichern
6
, da nur eine mittlere Auslastung vorgehalten
werden muss und bei Unterauslastung die Kosten somit besser verkraftet werden
können. Einen weiteren Vorteil sehen Unternehmen in den Erfahrungen der
Zeitarbeiter. Da sie verschiedene Firmen kennen, sich an diese angepasst haben und
Wissen über Aufbau- und Ablauforganisation aber auch über Verhaltensregeln und
Führungsphilosophien mitgenommen haben, kann man von diesen Erkenntnissen
profitieren.
Gesellschaftliche Vorteile ergeben sich aus der Zeitarbeit ebenso, wie die Verhinderung
oder Vermeidung von Schwarzarbeit, Chancen für Randgruppen und sozial verträglicher
Personalabbau
2
. Oft werden Mitarbeiter in Zeitarbeitsfirmen ,,abgeschoben", wie es die
Deutsche Bahn mit ihrer eigens dafür gegründeten DB Zeitarbeit GmbH praktiziert.
Diesen vielen Vorzügen der Leiharbeit stehen allerdings auch einige teilweise
schwerwiegende Nachteile gegenüber. Aus dem nur temporären Einsatz ergibt sich, dass
es nur bedingt möglich ist Vertrauen aufzubauen
4
, was die Grundlage für effektive
Kommunikation und Wissensaustausch ist. Misstrauen kommt vor allem aus der
eigenen Belegschaft
10
, die oft den Zeitarbeitern Informationen vorenthalten, sie bewusst
ausschließen und ihnen die ,,Drecksarbeit" überlassen
2
. Hierzu prägte Koch den Begriff
der ,,zweiten Belegschaft"
9
. Die Mitarbeiter haben oft das Gefühl, dass wenn der
Zeitarbeiter besser ist als sie, ihre Stelle oder Stellung und Ansehen im Unternehmen
bröckelt. Diese Sorge kann als berechtigt gelten, da Umfragen bestätigen, dass die
meisten Leiharbeiter Unternehmen kennen lernen wollen, um das Beste für sich zu
finden. Sie hoffen auf ein Übernahmeangebot seitens der Firma. Die festen Mitarbeiter
fürchten sich auch vor einem Stellenabbau
4
, falls das eigene Unternehmen erkennt, dass
sich durch Zeitarbeit Kosten sparen lassen, bei gleichzeitiger Gewährleistung der
Qualität.
Ein weiterer Nachteil ist, dass Zeitarbeiter, wenn sie nochmals vom Einsatzunternehmen
nachgefragt werden, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit andere Personen sein werden,
die vom Unternehmen neu eingearbeitet werden müssen. Dies lässt sich aus
verschiedenen Gründen nicht vermeiden:
entweder arbeiten die Zeitarbeiter nicht mehr für die Leihfirma
oder sie sind grade an andere Unternehmen verliehen
Um solche Schwierigkeiten zu vermeiden, ist eine enge Zusammenarbeit mit den
Zeitarbeitsunternehmen zu empfehlen, was sich aber nur lohnt, wenn entsprechend viele
Zeitarbeiter vom Unternehmen benötigt werden, so dass sich ein Vorhalten von
Arbeitskräften beim Entleiher rechnet. Auch eine rechtzeitige Bedarfsanmeldung ist von
Vorteil, da sie der Zeitarbeitsfirma Zeit für Disposition lässt.
Es gibt auch Argumente die positiv für Unternehmen sein können, aber negativ für die
Mitarbeiter. Dazu kann man die Umgehung der tariflichen Bezahlung
4
und das
___________________________________________________________________________
21

3.0 Personelle Flexibilisierungskonzepte in der Softwareentwicklung
verminderte Mitspracherecht im Unternehmen zählen. Auch kann Zeitarbeit als
Streikbrecher genutzt werden
4
.
Ellen Strathmann (in Mogge 1982)
7
ist der Meinung, dass sich Zeitarbeit am besten für
Routinetätigkeiten, die kaum besondere Qualifikationen voraussetzen, nutzen lässt. So
können Unternehmen am besten Kosten sparen und gleichzeitig die Arbeitsintensität
hochschrauben, was positiv auf die Produktivität wirkt.
3.1.2 Consulting
Ein Consultant oder auch Unternehmensberater bietet seine Beratung als Dienstleistung
für andere Unternehmen an. Diese Tätigkeit unterliegt in Deutschland keinem
Berufsschutz, es kann sich also jeder ,,Consultant" nennen, der in der
Unternehmensberatung tätig ist.
Nach dem Bund deutscher Unternehmensberater e.V. (BDU) sind folgende
Beratungsgrundsätze zu beachten, welche allerdings nicht rechtlich bindend ist:
Unabhängigkeit (gegenüber Dritten)
Objektivität (alle Chancen und Risiken beachten)
Kompetenz (nur in den Feldern beraten, wo Kompetenz vorhanden ist)
Vertraulichkeit (interne Informationen dürfen nicht nach außen gelangen)
Während die meisten Consultants für eine Unternehmensberatung arbeiten und von
ihnen zu bestimmten Unternehmen geschickt werden, um dort ihre Dienstleistung mit
und am Kunden zu vollführen, haben Freie Mitarbeiter (werden weiter unten behandelt)
keine soziale Absicherungen, die in einem Normalarbeitsverhältnis zum Teil durch den
Arbeitgeber geleistet werden.
Oft wird bemängelt, dass Unternehmensberater nur ihren Beratungsauftrag erfüllen und
von den Folgen dieser Beratung völlig freigestellt sind. Viel Kunden sagen auch, dass
Berater meist nur bereits vorhandene Vorschläge zusammenfassen und somit kaum
eigene Leistung erbringen. Seitens der Unternehmen sind Berater oft willkommen, weil
sie sich auf die einschneidenden Veränderungsvorschläge der Consultants berufen
können und so ungeliebte Entscheidungen umsetzen können, bei gleichzeitiger
Verantwortungsabschiebung.
Allerdings befindet sich die Branche, nach einem Interview
15
(Juli 2005) mit Dr.
Stephan Scholtissek, Deutschlandchef von Accenture, wieder im Aufwind. Gleichzeitig
seien auch die Anforderungen an die Beratungsdienstleistungen gestiegen. Es soll mehr
Verantwortung übernommen werden. Ein Begriffskonstrukt, was sich diesbezüglich seit
Neuestem herausgebildet hat, ist der es ,,Business Innovation Partner". Dieses Modell
soll die alte Kunde-Zulieferer-Mentalität durch vertrauensvolle und stabile
Innovationspartnerschaften ersetzten. Somit ist ein grundlegender Wandel im
Consultingbereich zu erwarten, dessen wichtige Aufgabe es unter anderem sein wird, die
alten Vorurteile der Branche aufzulösen.
___________________________________________________________________________
22

3.0 Personelle Flexibilisierungskonzepte in der Softwareentwicklung
Als Honorarmodelle können die gleichen, wie die der Freien Mitarbeiter herangezogen
werden, welche an dortiger Stelle vorgestellt werden. Ein interessanter Ansatz wäre
hierzu, ein Modell anzubieten, was leistungs- und zugleich stundenabhängig ist. Zum
Beispiel könnte das Einsatzunternehmen, je nach Zufriedenheit mit den erreichten
Ergebnissen, einen Zu- bzw. Abschlag auf den normalen Stundensatz verrechnen. Dazu
ist es aber wichtig, dass die Zufriedenheitsniveaus vorab definiert und messbar gemacht
werden.
3.1.3 Freie Mitarbeiter
In der freien Enzyklopädie Wikipedia ist unter dem Konstrukt des Freien Mitarbeiters
folgendes zu verstehen: ,,Als Freier Mitarbeiter (FM) wird eine Person bezeichnet, die für
ein Unternehmen Aufträge ausführt/Projekte betreut ohne dabei in das Unternehmen
eingegliedert zu sein. Ein FM kann Freiberufler oder Gewerbetreibender sein oder eine
sonstige selbständige Tätigkeit ausüben. Kennzeichnend für einen FM ist seine
persönliche Unabhängigkeit. Der FM ist in der Gestaltung seiner Arbeitsbedingungen im
Wesentlichen frei und weder in zeitlicher, örtlicher oder fachlicher Hinsicht den
Weisungen des Auftraggebers unterworfen. Er ist gewöhnlich nicht in die
Organisationsstruktur des Auftraggebers eingegliedert. Ist ein FM dauerhaft und im
Wesentlichen nur für einen Auftraggeber tätig und beschäftigt er keine Arbeitnehmer,
kann Scheinselbständigkeit vorliegen."
Im Zuge der Anglikanisierung wurde in letzter Zeit der Begriff Freelancer geprägt, was
einfach das englische Synonym für den FM ist. Dass Freelancer rund ein Drittel mehr
verdienen, als Festangestellte, bestätigt eine Studie der ersten Online-Gewerkschaft
Syndikat aus der Schweiz. Demnach verdiente ein schweizer IT-Angestellter im Jahr
2002 im Durchschnitt 59.500 Euro und ein Freelancer etwa 80.000 Euro. Wie sich die
Stundensätze in den letzen Jahren entwickelten ist aus Abbildung 3.2 zu entnehmen.
Abb. 3.2: Freelancer Stundensätze
11
Leiharbeiter vs. Freelancer
Der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Gruppen ist die vertragliche Basis als
auch die Qualifikation. Während die Leiharbeit an das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz
(AÜG) gebunden ist, schließen FM Werk- oder Dienstverträge mit ihren Kunden ab. Der
Werkvertrag ist in den §§ 631 ff. BGB geregelt und der Dienstvertrag in den §§ 611 ff.
BGB. Um genau abzugrenzen, wann es sich NICHT um eine Arbeitnehmerüberlassung
handelt, wurde ein Runderlass 72/86 vom 5. Mai 1986 verabschiedet:
___________________________________________________________________________
23

3.0 Personelle Flexibilisierungskonzepte in der Softwareentwicklung
Vereinbarung und Erstellung eines qualitativ individualisierbaren und dem
Werkunternehmer zurechenbaren Werkergebnisses
unternehmerische Dispositionsfreiheit des Werkunternehmers gegenüber dem
Besteller
Weisungsrecht des Werkunternehmers gegenüber seinen im Betrieb des
Bestellers tätigen Arbeitnehmern, wenn das Werk dort zu erstellen ist
tragen des Unternehmerrisikos, insbesondere der Gewährleistung, durch den
Werkunternehmer
erfolgsorientierte Abrechung der Werkleistung
Das Argument der unterschiedlichen Qualifikation von Leiharbeitern und Freelancern
könnte sich in Zukunft abschwächen. Eine zunehmende Liberalisierung des
Zeitarbeitsmarktes macht ihn auch für hoch qualifizierte Fachkräfte attraktiv.
Abgrenzung Werk- und Dienstvertrag
Die Praxis zeigt immer wieder, dass zwischen diesen beiden Vertragsarten teilweise
nicht unterschieden wird. So kommt es vor, dass auf einem Dienstvertrag ,,Werkvertrag"
draufsteht oder umgekehrt. Entscheidend ist aber der Vertragsinhalt und nicht der Titel,
so sehen es die Gerichte. Um Verwechslungen zu vermieden folgt eine
Gegenüberstellung dieser beiden Verträge in Tabelle 3.1.
Tabelle 3.1: Gegenüberstellung Werk- und Dienstvertrag
16
Dienstvertrag
Werkvertrag
Leistung wird durch die Zeit bestimmt.
Leistung wird durch den Erfolg
bestimmt.
Auftragnehmer muss sich bemühen, es
wird kein bestimmtes Ergebnis
erwartet.
Werk muss frei von Sach- und
Rechtmängeln sein.
Auftraggeber kann innerhalb der
Vertragslaufzeit mit Frist kündigen.
Auftraggeber kann jederzeit kündigen,
muss aber Vergütung abzüglich
eventueller Ersparnisse des
Auftragnehmers zahlen.
Möglichkeit der Kündigung aus
wichtigem Grund.
Auftragnehmer muss die Leistung in der
Regel persönlich erbringen.
Bei Sach- und Rechtsmängeln kann der
Auftraggeber Mangelbeseitigung
verlangen. Nach Fristablauf bzw. bei
Weigerung kann der Auftraggeber den
Mangel selbst beseitigen. Unter
bestimmten Umständen kann Rücktritt
erfolgen oder Schadensersatz verlangt
werden.
Vergütung wird im Zweifel
stillschweigend als vereinbart
angesehen.
Vergütung wird im Zweifel
stillschweigend als vereinbart angesehen.
Vergütungspflicht des Auftraggebers bei
Annahmeverzug.
Vergütungspflicht für angenommenes
Werk, auch bei Annahmeverzug.
Auftraggeber muss vorübergehende
Verhinderung regelmäßig akzeptieren.
Auftraggeber muss bei
Zeitüberschreitung Nachfrist setzten,
___________________________________________________________________________
24

3.0 Personelle Flexibilisierungskonzepte in der Softwareentwicklung
wenn nicht ein fester Termin vereinbart
wurde.
Abrechung nach Stunden vs. Festbetrag
Das bedeutendste Internetportal für Freelancer in Deutschland (GULP)
11
kam in einer
Umfrage vom März 2005 zu folgenden Ergebnissen bzgl. der Frage, ob eine Bezahlung
nach Festpreis oder nach Aufwand bevorzugt wird:
Abb. 3.3: Entwicklung Festpreis/Aufwand
11
Aus dieser Entwicklung ist zu erkennen, dass Freelancer konstant eine nach Stunden
gerichtete Bezahlung wünschen. Auf diese Weise reduzieren sie ihr Risiko, da
unvorhergesehener Mehraufwand entsprechend vergütet wird. Man könnte vermuten,
dass die Freiberufler bei der Kalkulation des Aufwandes immer zu niedrig liegen, um
den Auftrag zu bekommen, aber auch aus Mangel an Erfahrung verschätzen sie sich.
Ein weiterer Grund, der für eine aufwandsabhängige Bezahlung spricht, sind
Neuverhandlungen bei Anforderungsänderungen. Hier steht die Frage im Mittelpunkt,
ob eine bestimmte Änderung zusätzlich vergütet werden muss oder nicht. Um diese
Auseinandersetzung zwischen Unternehmen und Freelancer zu vermeiden, die
letztendlich nur Zeitverzögerung, Demotivation und Kosten mit sich bringt, sollte eine
Abrechnung nach Stunden vereinbart werden.
Dahingegen schwanken die Präferenzen der Projektanbieter wesentlich mehr. Der
allgemeine Trend ist aber auch hier, dass der aufwandsabhängigen Bezahlung Vorzug
gegenüber der Festpreisvereinbarung gegeben wird. Außerdem ist festzustellen, dass ein
nicht unbedeutender Teil der Unternehmen auf Planungssicherheit in Form von
Festpreisabrechungen setzt, was aus risikotechnischen Gründen sicher die bessere
Alternative ist, wenn das Unternehmen vermutet, dass sich die Anforderungen an die zu
entwickelnde Software mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ändern wird.
Was für Honorarmodelle Elaine Miech (1998) entwickelt hat und welche Probleme
diesbezüglich auftreten können ist folgender Abbildung zu entnehmen.
___________________________________________________________________________
25

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832492311
ISBN (Paperback)
9783838692319
DOI
10.3239/9783832492311
Dateigröße
1.5 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Rostock – Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Wirtschaftsinformatik
Erscheinungsdatum
2006 (Januar)
Note
2,0
Schlagworte
outsourcing open source kommunikation softwarelebenszyklus
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Titel: Organisation atmender und räumlich verteilter Teams in der Softwareentwicklung
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