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Generierung streckenbezogener Verkehrsdaten als Basis für den Einsatz in Verkehrstelematiksystemen

©2005 Doktorarbeit / Dissertation 217 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Zu Beginn der vorliegenden Arbeit werden in Kapitel 2 die theoretischen Grundlagen der streckenbezogenen Verkehrsdatengenerierung erläutert. Im Besonderen wird auf die Definition der Straßenverkehrsinformation, der stationären (querschnittsbezogen) sowie der fahrzeugbasierten (streckenbezogenen) Verkehrsdatenerfassung als auch auf die Verkehrskenngrößen aus Einzelfahrzeugmessungen eingegangen. In Kapitel 3 wird eine internationale Analyse in Bezug auf die Floating Car Data Technologie und deren Anwendungen mit Schwerpunkt Europa, Japan und USA durchgeführt. Nachfolgend wird auf die Erfahrungen bereits durchgeführter Feldversuche oder Projekte näher eingegangen.
Kapitel 4 widmet sich der Beurteilung von verschiedenen Technologien zur FCD Datenübertragung anhand definierter Kriterien und anschließender Nutzwertanalyse. Im Besonderen wird auf die GSM Mobilfunktechnologie eingegangen, da sie eine der wichtigsten Schlüsseltechnologie zur streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung darstellt. Weiters werden erforderliche Datenparameter, Protokolle und Standards sowie verschiedene FCD Übertragungsmodelle (Online, offline, Polling, etc.) behandelt.
Mögliche Methoden zur streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung, gegliedert nach Systemen mit Baken-Kommunikation bzw. Mobilfunk-Kommunikation werden in Kapitel 5 erörtert. Es erfolgt eine Beurteilung der unterschiedlichen Methoden und Technologien mit anschließender Nutzwertanalyse. Hauptaugenmerk der Technologieanalyse liegt im Bereich der Mautsysteme, der automatischen Fahrzeug- und Kennzeichenerkennung, in der Satellitennavigation sowie der Positionsbestimmung bzw. Verkehrsanalyse durch Zellularfunk (Mobilfunk).
In Kapitel 6 werden Untersuchungen zur benötigten FCD Ausstattungsrate durchgeführt. Im Detail werden Ansätze für die Dimensionierung der Ausstattungsrate zur Merkmalserkennung als auch zur Störfallerkennung beschrieben und Abschätzungen über erforderliche FCD Stichprobenumfänge durchgeführt. In Kapitel 7 ist ein Kostenvergleich für unterschiedliche Methoden der Verkehrsdatenerfassung auf den österreichischen Hauptstraßen (10.000 km) sowie auf den Autobahnen- und Schnellstraßen (2.000 km) angeführt (Fallstudie).
Ausgewählte juristische Aspekte hinsichtlich Datenschutz und der FCD Nutzung werden in Kapitel 8 behandelt. Es wird auf die europäischen und österreichischen juristischen Grundlagen und deren Interpretation eingegangen. Die Schlussfolgerungen dieser Arbeit […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9222
Linauer, Martin: Generierung streckenbezogener Verkehrsdaten als Basis für den Einsatz
in Verkehrstelematiksystemen
Hamburg: Diplomica GmbH, 2006
Zugl.: Universität für Bodenkultur Wien, Dissertation / Doktorarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany


Vorwort
Vorwort
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbei-
ter im Geschäftsfeld Verkehrstechnologien des Österreichischen Forschungs- und
Prüfzentrums Arsenal (arsenal research) in Wien.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Gerd Sammer für seine
fachliche Begleitung während meines Studiums und die Übernahme der Betreuung
meiner Dissertation. Sein Rat und seine sachkundigen Anregungen hatten einen wesent-
lichen Beitrag zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen.
Herrn Univ. Prof. Dr. Sebastian Kummer von der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) danke
ich für seine wertvollen Anregungen und Hinweise, sowie für die Übernahme der Ko-
betreuung.
Meinen Kollegen im Österreichischen Forschungs- und Prüfzentrum Arsenal, sowie im
Besonderen Herrn Dipl.-Ing. (FH) Dietrich Leihs, Herrn Dipl.-Ing. Michael Schneider sowie
Herrn Dipl.-Ing. Bernhard Nowotny danke ich für die ständige Bereitschaft zur fachlichen
Diskussion und der ausgezeichneten technischen Unterstützung. Herrn Martin Höfner
möchte ich für die organisatorische und moralische Unterstützung während der Verfas-
sung dieser Arbeit danken.
Mein allerherzlichster Dank richtet sich aber an meine Frau Doris sowie an meine Eltern
und allen meinen Freunden, die viel Verständnis, Geduld, Aufmunterung und moralische
Unterstützung aufgebracht und mich motiviert haben, das Ziel der Fertigstellung der Arbeit
nicht aus den Augen zu verlieren.
Bei meinen Söhnen Leon und Philipp möchte ich mich auf diesem Wege für die vielen
Stunden entschuldigen, die ich wegen der Verfassung dieser Arbeit nicht mit ihnen
verbringen konnte und ihnen für ihr Verständnis und ihre Liebe danken.
M
ARTIN
L
INAUER
Wien, im Februar 2005

Kurzfassung
Kurzfassung
Aktuelle Verkehrsdaten spielen eine immer wichtigere Rolle in unserer heutigen Informati-
onsgesellschaft besonders im Hinblick auf das weiter steigende Mobilitätsbedürfnis der
Gesellschaft und den begrenzten Ressourcen der Verkehrssysteme. Dieses Bedürfnis
nach Verkehrsdaten wird momentan nur unzureichend erfüllt.
Die Technologie der streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung, bei der einzelne
Fahrzeuge im Gesamtverkehrsstrom als mobile Messflotte (Position, Zeit, momentane
Geschwindigkeit) verwendet werden um aus den Fahrmustern den momentanen Ver-
kehrszustand abzubilden, ermöglicht eine umfassende Echtzeit-Verkehrsdatenerfassung.
So können durch die streckenbezogene Verkehrsdatenerfassung, für die sich in der
deutschsprachigen Literatur auch der englische Begriff Floating Car Data (FCD) etabliert
hat, Reisezeiten im Straßennetz und der daraus abgeleitete Verkehrszustand berechnet
werden, ohne ein dichtes und kostenintensives straßenseitiges Sensornetz (Induktions-
schleifen, Infrarotsensoren, Radarsensoren, etc.) aufbauen zu müssen. Durch die
Bereitstellung von Reisezeiten bzw. Reisezeitprognosen im Straßenverkehr können Daten
für kollektive Verkehrsbeeinflussungsanlagen sowie für individuelle Verkehrsinformations-
dienste zur Verfügung gestellt werden.
In der vorliegenden Arbeit wurden zuerst Technologien zur Übertragung von Floating Car
Data (FCD) an eine Datenzentrale analysiert, um durch geeignete Übertragungstechnolo-
gien hinsichtlich Technologieverfügbarkeit, Kosten, Geschwindigkeit sowie Synergien mit
anderen Anwendungen verwertbare Verkehrsinformationen generieren zu können.
Danach wurden verschiedene Methoden zur Generierung streckenbezogener Verkehrs-
daten auf Basis der FCD Technologie analysiert und bewertet. Sie sollen einem breiten
Personenkreis zugänglich und für den Massenmarkt geeignet sein sowie - wenn möglich -
bereits in anderen Anwendungen und Diensten eingesetzt werden (Grenzkostenansatz).
Durch geringe Investitionen in benötigte Hard- und Software sowie durch Technologie-
verfügbarkeit soll die Anzahl der Fahrzeuge zur FCD Verkehrsdatenerfassung in Zukunft
erheblich gesteigert werden. Im Zuge der Arbeit wurden statistische Überlegungen zum
erforderlichen Stichprobenumfang für die Reisezeitberechnung sowie zur Stauerkennung
durchgeführt sowie in einer Fallstudie verschiedene Szenarien zur Verkehrsdatengenerie-
rung auf dem hochrangigen Straßennetz in Österreich untersucht.
Die relevantesten Methoden zur streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung liegen im
Bereich der Mautsysteme, der automatischen Kennzeichenerkennung, der Satelliten-
navigationstechnologie sowie in der Positionsbestimmung bzw. Verkehrsanalyse durch
Mobilfunksysteme. Vor allem Mobilfunksysteme sind von Bedeutung, da der Ausstat-
tungsgrad der Bevölkerung mit Mobiltelefonen in Europa sehr hoch ist und die Ortungs-
funktionalität über das Mobilfunksystem durchgeführt werden kann. Es ist nur ein
eingeschaltetes Mobiltelefon in einem Fahrzeug erforderlich um relevante FCD Daten zu
generieren.
Im Ausblick der Arbeit werden die Themen der Datenfusion von streckenbezogenen
Verkehrsdaten mit konventionellen querschnittsbezogenen Verkehrsdaten sowie weitere
Anwendungsmöglichkeiten der FCD Technologie behandelt.

Abstract
Abstract
Up-to-date travel data play a more and more decisive role in today's information society,
especially with respect to the enlargement of the European Union, increasing traffic rates,
and a strong need for individual traffic information of road users. However, at present this
need for travel data is not covered in a satisfactory way.
The track-related traffic data collection, also known as Floating Car Data (FCD), where
single vehicles are traced in the global traffic flow (position, time, speed) allow the map-
ping of the present traffic status. This offers the possibility to gather extensive real-time
information on the current traffic status (on-line travel times and travel time prognosis)
without installing a dense and expensive network of road sensors like induction loops,
infrared or radar sensors. The providing of on-line travel times and travel time prognosis
for road traffic allows the use for public traffic control and individual traffic information
services.
In the present thesis different technologies for the transmission of collected positioning
data to a Traffic Information Centre are examined, to be able to generate useful traffic
information out of the multitude of single FCD datasets. Moreover, different methods are
analysed for the generation of real-time traffic information on the basis of Floating Car
Data (FCD) technology. They should be accessible for the general public and appropriate
for the mass market, and can already be used for other applications or services (marginal
cost approach). Low investment costs for the required hard- and software and the
availability of technology should considerably contribute to increase the FCD equipment
rate in the future. The thesis discusses statistical considerations on the required sampling
quantity for identifying characteristic criteria and forecast breakdowns. A case study with
different scenarios for generating traffic data on the major streets in Austria was also
accomplished.
The most relevant technologies on track-related traffic data collection are the road tolling
systems, licence plate recognition systems, satellite navigation technologies and position-
ing or traffic analysis by means of cellular radio (mobile radio). Due to the high level of
mobile phone equipment of the European population, and due to the fact that there is no
new positioning hardware required, the latter is of special importance. Only an activated
mobile phone in a vehicle is required to generate relevant data.
The outlook of the thesis gives an overview of the themes of data fusion of track-related
traffic data with conventional intersection-related traffic data, as well as of further applica-
tion areas of FCD technology.

Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung...1
1.1
Überblick...1
1.2
Problemstellung ...2
1.3
Zielsetzung ...4
1.4
Vorgangsweise ...5
2
Grundlagen...6
2.1
Straßenverkehrsinformationen ...6
2.2
Querschnittsbezogene Verkehrsdatenerfassung...6
2.3
Streckenbezogene Verkehrsdatenerfassung...9
2.4
Einzelfahrzeug im Verkehrsablauf ...10
2.4.1
Fahrtablauf des Einzelfahrzeuges unter kontrollierten Bedingungen...12
2.4.2
Fahrtablauf des Einzelfahrzeugs als stochastischer Prozess ...12
2.5
Verkehrskenngrößen aus Einzelfahrzeugmessungen ...13
2.5.1
Mittlere Reisezeit und mittlere Reisegeschwindigkeit ...13
2.5.2
Beschleunigungskennwert ...14
2.5.3
Haltezeiten ...16
2.5.4
(Reise-) Zeitverluste...16
3
Internationale Analyse...18
3.1
Europa ...18
3.2
Japan ...24
3.3
USA ...24
3.4
Erfahrungen aus den Feldversuchen...25
3.4.1
Datenerfassung und -übertragung ...25
3.4.2
Modellrechnungen zur Verkehrsflussanalyse ...28
4
Datenübertragung...32
4.1
Bewertungskriterien und Zielgewichtung ...32
4.2
Übertragungstechnologien...33
4.2.1
Global System for Mobile Communications (GSM)...33
4.2.1.1
Systemkomponenten ...34
4.2.1.1.1
Mobiltelefon...34
4.2.1.1.2
Basisstation Subsystem ...34

Inhaltsverzeichnis
II
4.2.1.1.3
Funkvermittlungssystem...35
4.2.1.1.4
Steuerungs- und Überwachungszentrum...36
4.2.1.2
Funktionsweise ...36
4.2.1.2.1
Lokalisierungsbereich...37
4.2.1.2.2
Zellnummer ...38
4.2.1.2.3
Einbuchen ...38
4.2.1.2.4
Zellwechsel (Handover)...38
4.2.1.3
Leitungsvermittelter Datendienst ...41
4.2.1.4
Kurznachrichtendienst ...41
4.2.1.5
Netzerweiterung...42
4.2.1.5.1
Zellteilung...43
4.2.1.5.2
Zellsektorisierung ...43
4.2.1.6
Zusammenfassung GSM ...44
4.2.2
High Speed Circuit Switched Data (HSCSD) ...45
4.2.3
Genaral Packet Radio Service (GPRS) ...47
4.2.4
Enhanced Data for GSM Evolution (EDGE)...48
4.2.5
Universal Mobile Telecommunication System (UMTS)...51
4.2.6
Datenfunk...52
4.2.7
Terrestrial Trunked Radio (TETRA) ...53
4.2.8
Wireless Local Area Networks (WLAN) ...55
4.2.9
Dedicated Short Range Communication (DSRC) ...57
4.3
Protokolle und Standards ...58
4.4
Übertragene Datenparameter (FCD, XFCD) ...61
4.4.1
Floating Car Data (FCD) ...61
4.4.2
Extended Floating Car Data (XFCD)...62
4.4.2.1
Dynamische Fahrzeuggrunddaten...63
4.4.2.2
Daten aus Fahrerassistenzsystemen...63
4.4.2.3
Konstante Fahrzeugdaten...63
4.4.2.4
Daten aus Navigationssystemen ...63
4.5
Datenübertragungsmodelle ...64
4.5.1
Echtzeit-Übertragung (,,online")...64
4.5.2
Zeitversetzte-Übertragung (,,offline") ...64
4.5.3
Abruf-Übertragung (,,polling") ...64
4.5.4
Anlass-Übertragung (,,event processed") ...65
4.6
Fazit ...65

Inhaltsverzeichnis
III
5
FCD Systemvarianten...70
5.1
Bewertungskriterien und Zielgewichtung ...70
5.2
Systeme mit Baken-Kommunikation...72
5.2.1
Lkw-Mautsystem Österreich...73
5.2.2
Automatische Kennzeichenerkennung...76
5.2.3
Elektronisches Kennzeichen (e-plate)...80
5.2.4
Virtuelle GSM Baken...82
5.2.5
Weigh in Motion ...85
5.3
Systeme mit Mobilfunk-Kommunikation...85
5.3.1
Satellitennavigation ...87
5.3.1.1
Allgemeines ...87
5.3.1.2
GPS ...88
5.3.1.2.1
Fehlerquellen bei der Positionsbestimmung ...89
5.3.1.2.2
Differential GPS (DGPS) ...95
5.3.1.2.3
Wide Area Augmentation System (WAAS) ...96
5.3.1.2.4
Zusammenfassung GPS ...96
5.3.1.3
GLONASS...98
5.3.1.4
EGNOS ...100
5.3.1.5
GALILEO ...102
5.3.1.6
Überblick Satellitensysteme...106
5.3.2
Terrestrische Ortung ...106
5.3.2.1
Long Range Navigation (Loran-C) ...106
5.3.2.2
Eurofix...109
5.3.3
Ortung in Zellularfunknetzen ...111
5.3.3.1
Netzwerk-basierende Ortungsverfahren ...112
5.3.3.1.1
Cell-ID Ortungsverfahren ...112
5.3.3.1.2
Timing Advance (TA)...117
5.3.3.1.3
Time of Arrival (TOA) ...118
5.3.3.1.4
Angle of Arrival (AOA) ...120
5.3.3.2
Mobiltelefon-basierende Ortungsverfahren...122
5.3.3.2.1
Enhanced Observed Time Difference (E-OTD)...122
5.3.3.2.2
Observed Time Difference of Arrival (OTDOA) ...123
5.3.3.2.3
Assisted GPS (A-GPS)...125
5.3.3.2.4
Ortung durch Zellübergangsbereiche...127
5.4
Fernerkundung des Verkehrsablaufes...132

Inhaltsverzeichnis
IV
5.5
Fazit ...135
6
Abschätzung von FCD-Ausstattungsraten...148
6.1
Problemstellung und Grundbegriffe ...148
6.2
Experteneinschätzungen ...149
6.3
Stichprobenumfang zur Merkmalserkennung des Verkehrsflusses...151
6.4
Störfallerkennung des Verkehrsflusses ...156
6.5
Fazit ...160
7
Fallstudie ...163
7.1
Szenarien zur Verkehrsdatengenerierung ...163
7.2
Stichprobenumfang bei Ortung aktiver GSM Gespräche ...168
7.3
Fazit ...170
8
Datenschutz...172
8.1
Ausgangslage ...172
8.2
Rechtliche Grundlagen ...172
8.3
Fazit ...174
9
Schlussfolgerungen und Ausblick ...175
9.1
Schlussfolgerungen ...175
9.2
Ausblick ...177
10
Literaturverzeichnis...180
11
Glossar...190
12
Abbildungsverzeichnis...197
13
Tabellenverzeichnis...201
14
Anhang...204
14.1
Spezifikation Einzelleistungsinformation...204
14.2
Level of Service (LoS) Konzept ...206

1 Einleitung
1
1 Einleitung
1.1 Überblick
Durch die ständig ansteigenden Motorisierungsgrade sowie wachsender Verkehrs-
leistungen kommt es zu einer erheblich gesteigerten Verkehrsnachfrage in Österreich.
Besonders durch die neuen EU-Beitrittsländer in Osteuropa, durch die Österreich ins
Zentrum Europas rückt, sowie durch die immer weiter fortschreitende Produktionsauftei-
lung in der Industrie wächst das Güterverkehrsaufkommen immer stärker an. Im Perso-
nenverkehrsaufkommen ist hier der gleiche Trend zu beobachten. Der Wunsch nach
Flexibilität der Berufstätigen seitens der Wirtschaft, die geringere Arbeitszeit bei steigen-
dem Wohlstand sowie die damit verbundene Zunahme an Freizeitaktivitäten führen zu
einem immer höheren Personenverkehrsaufkommen. Dies hat zur Folge, dass die
bestehenden Verkehrssysteme in Zukunft immer häufiger an ihre Leistungsgrenzen
stoßen werden.
Trendberechnungen im Jahr 2000 für die Verkehrsentwicklung des motorisierten Individu-
alverkehrs (Pkw und Motorrad) in Österreich ergeben eine Erhöhung der Verkehrsleistun-
gen [Personen-km/Jahr und Person] um 39% bis ins Jahr 2020. Bei den
Transportleistungen im Straßengüterverkehr [t-km/Jahr und Person] wird im gleichen
Zeitraum eine Steigerung von 40% prognostiziert [SAMMER (2002), S. 5]. Mobilitäts-
Szenarien für den Großraum Wien prognostizieren bis 2035 Wachstumsraten des
motorisierten Individualverkehrs (Pkw und Motorrad) bis zu 45% im Trendszenario. Der
Anteil des öffentlichen Verkehrs sinkt hingegen von 35% auf 29%. Die Summe der
zurückgelegten Pkw-Kilometer eines Werktages wird im Trendszenario um ca. 90%
wachsen. Im Maßnahmenszenario, das die Verkehrsentwicklung bis 2035 unter dem
Aspekt einer flächendeckenden Pkw Straßenmaut sowie der intensiven Attraktivierung
des öffentlichen Verkehrs betrachtet, wird immerhin noch ein Wachstum der zurückgeleg-
ten Pkw-Kilometer eines Werktages von 35% prognostiziert [SAMMER (2004), S. 39 ff].
Um ein leistungsfähiges Verkehrsnetz sicherzustellen, ist es auf Grund begrenzter
Ressourcen nicht möglich, allein den Neu- und Ausbau des Straßennetzes voranzutrei-
ben. So kann durch eine effiziente Verkehrssteuerung, vor allem aber auch durch
umfangreiche Verkehrsinformation vor und während einer Fahrt, die bestehende Ver-
kehrsinfrastruktur effizienter nutzbar gemacht werden. Dies kann beispielsweise durch ein
Verkehrsmanagementsystem erreicht werden, das Informationen des Verkehrszustandes
aufnimmt, verarbeitet und die Ergebnisse in Form von Empfehlungen oder Vorschriften an
die Verkehrsteilnehmer weitergibt. Die Steigerung der Leistungsfähigkeit des Verkehrs-
flusses durch Verkehrsmanagementsysteme wird von Experten mit einer Bandbreite von
5-15% angegeben [vgl. ÖAMTC AKADEMIE (2000), S. 1; BMVBW (2002), S. 1 ff;
ASFINAG (2004), S. 2].
Die benötigten Verkehrsinformationen können durch Reisezeit und Reisegeschwindigkeit
bzw. aus daraus abgeleiteten Kenngrößen beschrieben werden. Beide Parameter stellen
die maßgebenden Größe zur Klassifizierung der aktuellen Verkehrssituation mittels eines
,,Level of Service" Konzeptes dar. Die Bestimmung der Reisezeit und der Reise-
geschwindigkeit ist daher für den Betrieb von kollektiven Verkehrsbeeinflussungsanlagen
als grundlegende Größe anzusehen. Die Verkehrsdaten, die für solche Systeme erforder-
lich sind, basieren nach dem heutigen Stand der Technik fast ausnahmslos auf quer-
schnittsbezogenen, lokalen Messwerten. Die hierfür verwendeten Auswerteverfahren, wie
etwa die dynamische Verkehrsbilanzierung, die korrelative Messtechnik oder die Betrach-

1 Einleitung
2
tung des Verkehrsstärke-Dichte Zusammenhanges [STEINAUER (2001)], die für Auto-
bahnen und Schnellstraßen gute Ergebnisse aufweisen, sind für untergeordnete Straßen-
netze sowie in Ballungsräumen zu aufwendig.
Neben der konventionellen, querschnittsbezogenen Verkehrsdatenerfassung gewinnt
daher die streckenbezogene Verkehrsdatenerfassung mittels Floating Car Data (FCD)
Technologie, bei der einzelne Fahrzeuge im Gesamtverkehrsstrom als mobile Messflotte
(Position, Zeit, Geschwindigkeit) verwendet werden um aus den Fahrmustern den
momentanen Verkehrszustand abzubilden, immer mehr an Bedeutung. Das Einzel-
fahrzeug des Nutzers individueller Verkehrsinformationen übernimmt im Idealfall gleich-
zeitig als ein ,,im Verkehr mit schwimmendes Beobachtungsobjekt" den Teil der
Datenbereitstellung, um daraus den momentanen Verkehrszustand abzubilden. Durch die
Möglichkeit dieser Systeme, Reisezeiten und Geschwindigkeiten streckenbezogen
berechen zu können, wird diese Technologie für konventionelle Verkehrsbeeinflussungs-
anlagen immer wichtiger.
Parallel zu kollektiven Verkehrsbeeinflussungsanlagen bekommt die individuelle Ver-
kehrsbeeinflussung und Verkehrsinformation durch private Diensteanbieter einen immer
höheren Stellenwert. Der einzelne Verkehrsteilnehmer hat mit Hilfe von Verkehrs-
telematiksystemen die Möglichkeit, sich Bestwegempfehlungen geben zu lassen. Die
beste Größe zur Beurteilung einer Verkehrslage aus der Sicht des Fahrzeuglenkers ist die
Angabe einer Reisezeit sowie die Minimierung von Zeitverlusten (individuelle Nutzen-
maximierung).
Die Reisezeit zwischen zwei Orten ist für den Benutzer leicht verständlich und internatio-
nal leicht kommunizierbar. Dies ist besonders im Hinblick auf die Schaffung eines europa-
weiten Verkehrsservices via Rundfunk durch das Radio Data System - Traffic Message
Channel (RDS-TMC) von besonderer Bedeutung. Im UKW-Rundfunk können neben den
Audio-Signalen zusätzlich in digitaler Form dynamische Verkehrsdaten übertragen
werden, die mit geeigneten Empfängern (z.B. Autoradios und Navigationsgeräte) deko-
diert und ausgewertet werden können.
Um Verkehrsinformationen flächendeckend generieren zu können, sind hohe Investitionen
in eine herkömmliche querschnittsbezogene Datenerfassungsinfrastruktur notwendig
(siehe Kapitel 7 Fallstudie, S.163 ff). Im privaten Bereich wird daher meist das Verfahren
zur streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung mittels Floating Car Data (FCD) Tech-
nologie favorisiert.
1.2 Problemstellung
Bislang war eine Abschätzung der Reisezeiten auf Autobahnen und Schnellstraßen nur
auf Basis querschnittsbezogener Messdaten möglich, die zumeist über Detektionsschlei-
fen oder anderen Sensoren erhoben wurden. Aus den Messwerten Geschwindigkeit und
Fahrzeuganzahl wurde über verschiedene Algorithmen die streckenbezogene Verkehrs-
kenngröße Reisezeit ermittelt. Eine mathematische Modellierung des Problems ist jedoch
mit Unschärfen behaftet, da aus den querschnittsbezogenen Messwerten nicht mit Sicher-
heit auf die Verkehrszustände im Streckenabschnitt geschlossen werden kann.
Konventionelle Erfassungsmethoden mit straßenseitigen Sensoren, die z.B. Dauerquer-
schnittsmessungen durchführen, sind in der Lage, Information mit hoher Genauigkeit über
das Verkehrsgeschehen am Querschnitt der Messstelle bereitzustellen. Sie erlauben aber
nur eine eingeschränkte Diagnose über den allgemeinen Verkehrszustand und der zu
erwartenden Reisezeiten auf Linien oder Netzen. Durch Modellbildung und Simulations-
rechnung kann die querschnittsbezogene Information auf Stecken ausgeweitet werden,

1 Einleitung
3
allerdings nimmt die Aussagequalität mit dem Abstand zur Messstelle ab. Daher muss
zum Erzielen eines bestimmten Qualitätsniveaus der Verkehrsinformation eine hohe
Anzahl an Zählstellen bestehen bzw. geschaffen werden. Diese infrastrukturellen
Voraussetzungen bedeuten jedoch einen beträchtlichen monetären Aufwand.
Ein grundlegend abweichender Ansatz wird durch die streckenbezogene Verkehrsdaten-
erfassung mittels Floating Car Data (FCD) Technologie ermöglicht, bei der einzelne
Fahrzeuge im Gesamtverkehrsstrom als mobile Messflotte (Position, Zeit, Geschwindig-
keit) verwendet werden, um aus den Fahrmustern den momentanen Verkehrszustand
abzubilden. So können durch die streckenbezogene Verkehrsdatenerfassung Reisezeiten
im Straßennetz und der daraus abgeleitete Verkehrszustand berechnet werden, ohne ein
dichtes und kostenintensives straßenseitiges Sensornetz (Induktionsschleifen, Infrarot-
Radarsensoren, etc.) aufbauen zu müssen.
Damit ist man in der Lage, ganze Netze abzubilden, wobei die Aussagequalität mit der
Anzahl der FCD Fahrzeuge, die sich im Verkehrsstrom bewegen und laufend Positions-
daten liefern, steigt. Die FCD Technologie liefert keine genauen querschnittsbezogenen
Informationen an bestimmten Querschnitten, sondern ein Indiz über den strecken-
bezogenen Verkehrszustand des Verkehrsnetzes, da die FCD-Flotte nur eine Stichprobe
des gesamten Verkehrsaufkommens darstellt. Solcherart ergänzen sich die beiden Daten-
erfassungsmethoden. Durch die Bereitstellung von Reisezeiten bzw. Reisezeitprognosen
im Straßenverkehr kann ein intermodaler Routenvergleich sowie eine intermodale
Routenplanung durchgeführt werden (z.B. über Bahn, Luft, Schiff).
Die FCD Technologie ist neben privatwirtschaftlich orientierten Verkehrsinformations-
diensten auch für konventionelle Verkehrsleitsysteme im öffentlichen Interesse geeignet.
Problematisch ist hier der Umgang mit dem Systemoptimum aus Sicht des Straßenerhal-
ters (Behörde) und des Nutzeroptimum aus Sicht des Fahrzeuglenkers. Fahrzeuggene-
rierte Verkehrsdaten werden im Optimalfall von den Nutzern individueller
Verkehrsinformationen freiwillig bereit gestellt, um wiederum neue Verkehrslage-
informationen berechen zu können. Werden diese Verkehrsdaten nicht zur Berechnung
seines individuellen Nutzeroptimums verwendet, kann die Bereitschaft eigene fahrzeug-
generierte Verkehrsdaten zur Verfügung zu stellen, drastisch sinken. Neben der Ver-
kehrssteuerung und der Verkehrsinformation ist die Reisezeit auch in der Verkehrs-
planung beispielsweise als Eingangs- oder Kalibrierfaktor für Verkehrs- sowie Emissions-
modelle sowie zur Staukostenberechnung ein wichtiger Kennwert. Auch für die laufende
Evaluation von umgesetzten Maßnahmen der Verkehrsplanung kann die Reisezeit als
Beurteilungskriterium herangezogen werden.
Derzeit wird das Prinzip der streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung meist nur in
ihrer ,,analogen" Form durch sogenannte Staumelder (z.B. Ö3ver) verwendet, die in den
entsprechenden Verkehrsinformationszentralen der Radiosender anrufen und einen
,,mündlichen" Verkehrslagebericht durchgeben. Staus und Unfälle werden i.d.R. mehr
oder weniger zeitverzögert gemeldet. Die Meldung über das Ende eines Staus in einem
Straßenabschnitt ist allerdings oft mit erheblichen Verzögerungen behaftet. Der Grund
dafür liegt in der Eigenschaft des Staumelders, der naturgemäß nur anruft, wenn ein
Stauereignis eintritt. Die Information über die Stauauflösung kann meist nur durch aktive
Rückfragen (z.B. bei der Exekutive) in Erfahrung gebracht werden. Somit fehlen oder
verspäten sich die Informationen zur Verkündung über das Stauende.
Eine weitgehend flächendeckende streckenbezogene Verkehrsdatenerfassung in
Österreich oder in anderen europäischen Ländern durch Einzelfahrzeuge ist derzeit
aufgrund mangelnder FCD Fahrzeuge (Stichprobenumfang) und geeigneter Datengrund-
lagen nicht vorhanden. Die FCD Technologie stellt die Grundlage für weitere Telematik-

1 Einleitung
4
dienste wie der dynamischen Routenplanung als auch der dynamischen Navigati-
on/Routenführung (z.B. via RDS-TMC) dar. Schätzungen für die Marktentwicklung von
Kfz-Navigationsgeräten mit RDS-TMC Funktion gehen von einem europaweiten Absatz
von 2,3 Mio. Stück für das Jahr 2005 bei weiter steigender Tendenz aus. Das entspricht
etwa einer Ausstattungsrate von ca. 14% bei europaweit 16 Mio. Neuzulassungen pro
Jahr. Bis Ende 2005 wird der Gesamtbestand an Navigationsgeräten auf insgesamt ca.
10 Mio. Stück ansteigen [NOWICKI (2002), S. 2 ff]. Durch die Ausstattung zukünftiger
Navigationsgeräte mit Festplatten oder Speicherkarten können in Verbindung mit Daten-
übertragungssystemen Kartendaten, historische Reisezeitganglinien oder Verkehrs-
informationen laufend aktualisiert werden. Gleichzeitig können die Navigationsgeräte
Floating Car Daten speichern und entweder an eine Datenzentrale übertragen oder direkt
zur Berechnung historischer Reisezeitganglinien für die dynamischen Routenplanung
verwenden.
1.3 Zielsetzung
Das Verfahren der streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung durch FCD ist technisch
noch wenig entwickelt. Die berechneten Reisezeiten und daraus abgeleitete Verkehrs-
informationen sollen für privatwirtschaftliche Verkehrsinformations- und Telematikdienste
als Kennwert für die Verkehrsplanung und Verkehrsmodelle aber auch in konventionellen
Verkersleitsystemen zur Verkehrssteuerung anwendet werden können.
Ziel der Arbeit ist, die technischen sowie wirtschaftlichen Eigenschaften verschiedener
Methoden zur streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung anhand definierter Kriterien
zu untersuchen und zu bewerten. Im Zuge der Analyse wird getrennt auf die verschiede-
nen Ortungs- als auch Übertragungstechnologien eingegangen, da hier breite Variations-
möglichkeiten bestehen. Vor allem die verwendete Übertragungstechnologie und deren
Kosten stellen einen Schlüsselfaktor für die FCD Technologie dar. Neben der technischen
Machbarkeit werden auch die Kriterien Wirtschaftlichkeit und Technologieverfügbarkeit
untersucht. Synergien mit bereits bestehenden Systemen, mit denen prinzipiell Floating
Car Daten erzeugt werden können, deren eigentlicher Zweck aber verschiedene andere
Aufgaben erfüllt, werden ebenfalls untersucht und bewertet (Grenzkostenansatz). Die
Verkehrsdatengenerierung durch FCD erfordert einen Mindeststichprobenumfang (Anzahl
an Floating Cars), um gesicherte Aussagen über das Verkehrsgeschehen machen zu
können. Durch geringe Investitionen in benötigte Hard- und Software, durch Synergieef-
fekte mit anderen Anwendungen sowie durch Technologieverfügbarkeit soll die FCD
Ausstattungsrate
1
(Stichprobenumfang) in Zukunft erheblich gesteigert werden. Anhand
der Ergebnisse einer Nutzwertanalyse werden die aussichtsreichsten Technologien und
Verfahren zur möglichst schnellen und flächendeckenden streckenbezogenen Verkehrs-
datenerfassung analysiert und empfohlen.
Im Zuge der Arbeit werden auch exemplarische Szenario-Berechnungen über die
benötigten Ausstattungsraten der Floating Car Daten Flotten bei unterschiedlichen
Technologieeinsatz erarbeitet.
1.4 Vorgangsweise
Zu Beginn der vorliegenden Arbeit werden in Kapitel 2 die theoretischen Grundlagen der
streckenbezogenen Verkehrsdatengenerierung erläutert. Im Besonderen wird auf die
1
Als Ausstattungsrate A
FCD
definiert sich das Verhältnis zwischen Anzahl an FCD Fahrzeugen q
FCD
(Stichprobenumfang) zur Grundgesamtheit der Kfz q, die einen bestimmten Streckenabschnitt je Zeiteinheit
passieren, angegeben in Prozent (siehe Gleichung 6.1-1, Seite 148).

1 Einleitung
5
Definition der Straßenverkehrsinformation, der stationären (querschnittsbezogen) sowie
der fahrzeugbasierten (streckenbezogenen) Verkehrsdatenerfassung als auch auf die
Verkehrskenngrößen aus Einzelfahrzeugmessungen eingegangen.
In Kapitel 3 wird eine internationale Analyse in Bezug auf die Floating Car Data Technolo-
gie und deren Anwendungen mit Schwerpunkt Europa, Japan und USA durchgeführt.
Nachfolgend wird auf die Erfahrungen bereits durchgeführter Feldversuche oder Projekte
näher eingegangen.
Kapitel 4 widmet sich der Beurteilung von verschiedenen Technologien zur FCD Daten-
übertragung anhand definierter Kriterien und anschließender Nutzwertanalyse. Im
Besonderen wird auf die GSM Mobilfunktechnologie eingegangen, da sie eine der
wichtigsten Schlüsseltechnologie zur streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung
darstellt. Weiters werden erforderliche Datenparameter, Protokolle und Standards sowie
verschiedene FCD Übertragungsmodelle (Online, offline, Polling, etc.) behandelt.
Mögliche Methoden zur streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung, gegliedert nach
Systemen mit Baken-Kommunikation bzw. Mobilfunk-Kommunikation werden in Kapitel 5
erörtert. Es erfolgt eine Beurteilung der unterschiedlichen Methoden und Technologien mit
anschließender Nutzwertanalyse. Hauptaugenmerk der Technologieanalyse liegt im
Bereich der Mautsysteme, der automatischen Fahrzeug- und Kennzeichenerkennung, in
der Satellitennavigation sowie der Positionsbestimmung bzw. Verkehrsanalyse durch
Zellularfunk (Mobilfunk).
In Kapitel 6 werden Untersuchungen zur benötigten FCD Ausstattungsrate durchgeführt.
Im Detail werden Ansätze für die Dimensionierung der Ausstattungsrate zur Merkmals-
erkennung als auch zur Störfallerkennung beschrieben und Abschätzungen über erforder-
liche FCD Stichprobenumfänge durchgeführt.
In Kapitel 7 ist ein Kostenvergleich für unterschiedliche Methoden der Verkehrsdaten-
erfassung auf den österreichischen Hauptstraßen (10.000 km) sowie auf den Auto-
bahnen- und Schnellstraßen (2.000 km) angeführt (Fallstudie).
Ausgewählte juristische Aspekte hinsichtlich Datenschutz und der FCD Nutzung werden
in Kapitel 8 behandelt. Es wird auf die europäischen und österreichischen juristischen
Grundlagen und deren Interpretation eingegangen.
Die Schlussfolgerungen dieser Arbeit werden in Kapitel 9 zusammengefasst. Im Abschnitt
Ausblick werden Empfehlungen für den weiteren Forschungsbedarf hinsichtlich der FCD
Technologie behandelt.

2 Grundlagen
6
2 Grundlagen
2.1 Straßenverkehrsinformationen
Als Verkehrsinformationen werden aktuelle Nachrichten für Verkehrsteilnehmer über die
verkehrlichen Gegebenheiten verstanden. Sie können gemäß ihres zeitlichen Einsatzes
vor Fahrtantritt als ,,pre-trip information" und während der Fahrt als "on-trip driver informa-
tion" differenziert werden. Die Teilmenge der Verkehrsinformationen für den motorisierten
Individualverkehr (MIV) stellen Straßenverkehrsinformationen dar, die in folgende drei
Informationsebenen gegliedert werden können:
(1) Verkehrszustand
(2) Routeninformation
(3) Gefahrenwarnung
Als Straßenverkehrsinformationen werden bisher vorwiegend Informationen über den
Verkehrszustand (z.B. ,,Stau auf folgenden Strecken ...") und ereignisorientierte strecken-
bezogene Informationen (z.B. ,,A2, zwischen A und B Hindernis auf der Fahrbahn") via
kollektiver Medien (Verkehrswarndienst im Rundfunk, RDS-TMC) angeboten. In Öster-
reich kann die Verkehrsinformation seit Herbst 2002 ebenfalls wie in der BRD, Schweiz,
Frankreich und Italien über RDS-TMC empfangen werden.
Statusorientierte Streckeninformationen (wie z.B. Reisezeitbedarf auf einer Strecke) oder
Gefahrenwarnungen mit entsprechend genauem Ortsbezug sind aufgrund unzureichender
Detektionseinrichtungen im Straßenverkehr entweder nicht oder nur bei besonders
schwerem Ausmaß Gegenstand des Verkehrsinformationsangebots.
2.2 Querschnittsbezogene Verkehrsdatenerfassung
In der Verkehrsdatenerfassung werden fast ausschließlich stationäre querschnitts-
bezogene Datenerfassungssysteme eingesetzt. Die verwendeten Technologien sind
Induktionsschleifen, Mikrowellen-, Infrarot-, Laser- und Magnetfeldsensoren, wobei die
erstgenannte am häufigsten verwendet wird.
Deutschland
In der Bundesrepublik Deutschland wurden z.B. in den 90er Jahren auf den 12.000 km
Bundesautobahnen ca. 4000 Mikrowellendetektoren von der DDG Gesellschaft für
Verkehrsdaten mbH zur online Verkehrsdatenerhebung installiert (siehe Abbildung 2.2-1).
Die Sensoren wurden meist an den Autobahnbrücken installiert und messen den Ver-
kehrsfluss des linkesten Fahrstreifens. Die gemessenen Daten werden nach bestimmten
Ereigniserkennungsprozeduren per Mobilfunk (SMS) in die Verkehrsinformationszentrale
übertragen.
Neben diesen privatwirtschaftlichen Initiativen wird in Deutschland Verkehrsdaten-
erfassung durch die öffentliche Hand betrieben. Besonders die Verkehrsbeeinflussungs-

2 Grundlagen
7
anlagen auf deutschen Autobahnen verfügen über eine gute Infrastruktur von Daten-
erfassungseinrichtungen
2
, die durch eine dichte Anordnung von Messqerschnitten
gekennzeichnet ist, um die Verkehrssituation für die Steuerung ausreichend sicher und
schnell zu detektieren. Außerhalb dieser Bereiche engmaschiger Infrastruktur existieren
auf deutschen Autobahnen Dauerzählstellen, deren Abstände ca. 10 Kilometer oder mehr
betragen. Auf dem nachgeordneten Straßennetz (Bundes- und Landstraßen) ist die
Verkehrsdatenerfassung auf wenige Strecken und Messquerschnitte mit relativ weiten
Abständen beschränkt. In städtischen Netzen konzentriert sich die Datenerfassung auf
Straßen mit überregionaler Funktion und Lichtsignalanlagen.
Abbildung 2.2-1: Verkehrserfassungssensoren der DDG Gesellschaft für Verkehrsdaten
mbH [DDG (2004)]
In der Regel werden an den Messquerschnitten über eine Minute aggregierte Daten des
Verkehrsablaufs erfasst. Es sind dies die Verkehrsstärke, getrennt für Pkw und Lkw,
sowie deren mittlere Geschwindigkeiten. Der Verkehrszustand zwischen den Messquer-
schnitten kann nicht direkt erfasst werden, sodass streckenbezogene Kenngrößen - wie
z.B. die Verkehrsdichte oder eine mittlere Reisegeschwindigkeit des Verkehrsstroms -
über Verkehrsmodelle rechnerisch mit gewissen Unschärfen ermittelt werden müssen.
Verkehrsstörungen, die sich zwischen den Erfassungsquerschnitten ereignen und
verkehrstechnisch durch Störfallalgorithmen erkannt werden, können im entsprechenden
Abschnitt nicht genau lokalisiert werden. Der Grund dafür liegt in der Verwendung von
Störfallalgorithmen die auf einer Einfahrts- und Ausfahrtsbilanz von Fahrzeugen im
entsprechenden Abschnitt basieren. In der Regel kann daher nicht auf den Ort des
Störfalles innerhalb des untersuchten Abschnittes geschlossen werden [HUBER (2001),
S. 3 ff].
Österreich
Verglichen mit dem Ausstattungsgrad von stationären Verkehrsdatenerfassungssystemen
in Deutschland aber auch anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Spanien und
Italien ist Österreich als ,,Entwicklungsland" einzustufen. Hierzulande gibt es etwa 250
Dauermessstellen, die von der öffentlichen Hand betrieben werden. Davon werden bei
einem Großteil der Messstellen die Daten auf Stundenwerte aggregiert und vor Ort
gespeichert. Aggregierungsintervalle im Minutenbereich (1, 5, 10 oder 15 Minuten), wie
sie in der Regel für Verkehrsleit- und Informationszentralen nötig sind, können mit der
vorhandenen Ausstattung meist nicht erzeugt werden. Neben dieser Problematik besteht
das gravierende Defizit, dass die Daten in den meisten Fällen nicht online (z.B. 1 Minuten
Intervall) übertragen werden können. Im gesamten Stadtgebiet von Wien sind nur 12
Messstellen online abzufragen (Stand Mai 2004). Speziell in den Städten sind Kontroll-
2
Meist Induktionsschleifen oder Mikrowellendetektoren mit Abständen von ca. 1-3 km.

2 Grundlagen
8
schleifen für die Ampelsteuerungen vorhanden, die in der Regel aber keine ,,online"
Anbindung zur Datenübertragung und Auswertung besitzen.
Durch das von der ASFINAG betriebene Projekt VMIS (Verkehrsmanagement- und
Informationssystem, siehe Abbildung 2.2-2) wird zukünftig die Grundlagen für ein
Verkehrsinformationsnetz auf den Autobahnen und Schnellstraßen in Österreich geschaf-
fen. In der geplanten Endausbaustufe werden ca. 1000 Messquerschnitte realisiert die
minütlich sowie stündlich Messdaten mit 5+1 Fahrzeugarten, jeweils fahrstreifengetrennt,
ausgeben.
Abbildung 2.2-2: Zeitplan Verkehrsbeeinflussungsanlage auf dem österreichischen
Autobahn- und Schnellstraßennetz [ASFINAG (2003a), S. 3]
Neben der oben beschriebenen Verkehrsdatenerfassung für das VMIS-Projekt wird es
eine ergänzende Verkehrsdatenerfassung geben: Im Rahmen der Errichtung des Lkw
Maut-Systems werden (fahrtrichtungsgetrennt gezählt) ca. weitere 100 Messstellen zur
Verkehrsdatenerfassung eingerichtet (Mautkontrollportale). Diese liefern ebenfalls
minütlich sowie stündlich Messdaten. Die vorhandenen Dauerzählstellen sollen mittelfris-
tig umgerüstet und an das Fernmeldenetz der ASFINAG angeschlossen werden, sodass
die Daten dieser Zählstellen in Zukunft ebenfalls in Echtzeit zur Verfügung stehen werden.
Darüber hinaus ist die stufenweise Einrichtung zusätzlicher querschnittsbezogener
Verkehrszählstellen bis 2004 im Projekt ,,Flächendeckende Verkehrserfassung" (FVE der
ASFINAG) geplant, die ebenfalls in das Verkehrsmanagement- und Informationssystem
der ASFINAG einbezogen werden.
Parallel zur Verkehrsdatenerfassung durch die öffentliche Hand versuchen auch private
Unternehmen mit stationären Sensoren Verkehrsdaten zu erfassen. Als Beispiel sei hier
die Firma TRAFFIC.AT angeführt, die im Stadtgebiet von Wien bereits ca. 100 Infrarot-
Sensoren an neuralgischen Punkten zur Verkehrslagebestimmung im Straßenraum
installiert hat. Auch die Firma EBE Elektronik GmbH installiert laufend im Großraum Wien
Laser-Sensoren zur Verkehrsdatenerfassung, dessen Daten in Echtzeit über Internet oder
einer Datenbankanbindung abgefragt werden können.

2 Grundlagen
9
Mit der Entwicklung von Verkehrsinformationssystemen, die das gesamte höherrangige
Straßenverkehrsnetz (Autobahnen, Schnellstraßen, Hauptstraßen) umfassen, stößt die
klassische, auf querschnittsbezogene Messeinrichtungen basierende Verkehrsdaten-
erfassung aber an ihre Grenzen. Eine für diesen Fall erforderliche engmaschige Ausstat-
tung des gesamten Straßennetzes mit querschnittsbezogenen Messeinrichtungen wäre
angesichts neuer Datenerfassungsmethoden auf Basis fahrzeuggenerierter Verkehrsda-
ten (FCD) wirtschaftlich nicht vertretbar (siehe Abschnitt 7 Fallstudie, S. 163 ff).
Die Verwendung von querschnittsbezogenen Messdaten eignet sich nur bedingt zur
Reisezeit- und Verkehrslageberechnung auf Straßen mit geregelten Kreuzungen (städti-
sches Gebiet), da durch die Lichtsignalregelung große Unstetigkeiten im Verkehrsfluss als
auch im Geschwindigkeitsverlauf verursacht werden. Reisezeiten im stockenden oder
gestauten Verkehr können am besten durch Floating Cars bestimmt werden. Für die
fahrzeuggenerierte Verkehrsdatenerfassung ergeben sich somit hohe Potentiale sowohl in
monetärer als auch in technischer Hinsicht. Angesichts der Kosten (siehe Abbildung
2.2-3), die für die Errichtung von Verkehrsbeeinflussungsanlagen und der dazu notwendi-
gen Infrastruktur benötigt werden, erscheint zumindest eine Kombination streckenbezo-
gener und querschnittsbezogener Datenerhebung aus wirtschaftlicher Sicht erforderlich.
Abbildung 2.2-3: Voraussichtliche Kosten für die geplanten Verkehrsbeeinflussungsan-
lagen im ASFINAG Straßennetz [ASFINAG (2003a), S. 3]
2.3 Streckenbezogene Verkehrsdatenerfassung
Für die an der streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung beteiligten Kfz etablierten
sich in der Vergangenheit die englischsprachigen Begriffe ,,Floating Cars", ,,Floating
Vehicles", ,,Moving Observers" oder ,,Probes", die als Beobachtungsobjekt im Verkehrs-
fluss ,,mitschwimmen" und die Bewegung des Fahrzeugs erfassen bzw. zum Teil auch
interpretieren (siehe Abbildung 2.3-1). Da sich der Begriff ,,Floating Car Data" weitgehend
auch in der deutschsprachigen Literatur etabliert hat, wird dieser Begriff auch in dieser
Arbeit verwendet.

2 Grundlagen
10
Gegenüber querschnittsbezogenen Messdaten können durch die Erfassung strecken-
bezogener Verkehrsdaten durch Floating Cars direkt Messdaten des Verkehrsflusses
bzw. streckenbezogene Verkehrskenngrößen ermittelt werden. Der Bestimmung der
Reisezeit für einen durchfahrenen Streckenabschnitt kommt eine Schlüsselposition zu.
Die Reisezeit stellt die Grundlage für alle weiteren Verkehrsinformationen wie Stau-
erkennung, Routenempfehlungen, etc. dar.
Abbildung 2.3-1: Prinzip der streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung (Floating Car
Data)
Die bisherigen FCD Systemansätze erwiesen sich als technisch und wirtschaftlich nicht
tragfähig. Erst mit der Entwicklung und Implementierung von flächendeckenden Mobil-
funknetzen zur Datenübertragung bez. auch zur Datengenerierung (siehe Abschnitt 4.2
Übertragungstechnologien, S. 33 ff bzw. Abschnitt 5.3.3 Ortung in Zellularfunknetzen, S.
111 ff) und durch satellitengestützte Fahrzeugortungssysteme (siehe Abschnitt 5.3.1
Satellitennavigation, S. 87 ff) wurden leistungsfähige Technologien zur strecken-
bezogenen Verkehrsdatenerfassung geschaffen. Durch die Fortschritte in der Mikroelek-
tronik, wodurch immer kleinere Telematik- und Kommunikationsmodule bei gleichzeitiger
massiver Preisreduktion erzeugt werden können, als auch durch länderübergreifende
Kommunikationsnetzwerke (z.B. GSM) mit günstigen Datentarifen, haben sich attraktive
Marktverhältnisse für die fahrzeuggenerierte Verkehrsdatenerfassung entwickelt.
2.4 Einzelfahrzeug im Verkehrsablauf
Als Verkehrsablauf werden alle Erscheinungen bezeichnet, die im raumzeitlichen Verlauf
der Ortsveränderungen der Verkehrsteilnehmer auftreten. Im Straßennetz ist der Ver-
kehrsablauf durch den Bewegungsablauf von Einzelfahrzeugen und deren Interaktionen

2 Grundlagen
11
charakterisiert. Parameter zur Beschreibung der Fahrzeugbewegung sind Aufenthaltsort
und Zeitpunkt sowie deren zeitliche und räumliche Veränderungen [SCHNABEL & LOHSE
(1997), S. 41 ff].
Als verkehrstechnisch bedeutsame Kenngrößen des Verkehrsablaufs sowie daraus
berechneten statistische Maße (Streuung, Mittelwerte etc.) können folgende angeführt
werden:
(1) Verkehrsstärke [Kfz/h]
(2) Auslastungsgrad [%] bzw. der Belastungsquotient [-]
(3) Verkehrsdichte [Kfz/km] bzw. der Belegungsgrad [%]
(4) Fahrzeuggeschwindigkeiten [km/h]
(5) Fahrzeugmischung (z.B. Lkw-Anteile) [-]
(6) Fahrzeugabstand (Raum- [m] und Zeitlücken [sek])
(7) Fahrstreifenbelegung [-]
(8) Reisezeiten [min]
(9) Wartezeiten [min] und Anzahl der Halte [-]
(10) Staulängen [m]
Auf der Ebene der streckenbezogenen Verkehrsdaten können die meisten der Kenn-
größen des Verkehrsablaufs nicht oder nicht eindeutig erhoben werden. Die erfassten
Messwerte sind nur Stichproben des Kollektivs, von denen nicht automatisch an-
genommen werden kann, dass sie repräsentativ für das Kollektiv sind. Streckenbezogene
Verkehrsflussdaten beinhalten dagegen Informationen des Einzelelements ,,Fahrzeug"
(z.B. Geschwindigkeitsverlauf, Zeitbedarf für die Durchfahrung eines Streckenabschnitts),
welche durch Querschnittsmessungen in klassischen Anwendungen nicht erfasst werden
können.
Im Prinzip besteht bei der querschnittsbezogenen Verkehrsdatenerfassung eine punktuel-
le und vollständige Information (Kfz/h, Geschwindigkeit km/h) und bei der streckenbezo-
genen Verkehrsdatenerfassung eine flächendeckende aber unvollständige
Einzelinformation (Stichprobenumfang). Erst wenn 100% aller Fahrzeuge durch ein
System zur streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung erfasst werden, entstehen
wieder exakte Daten.
Die Potenziale der streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung liegen in der mikros-
kopischen, räumlich-zeitlichen Beschreibung des Fahrtablaufs einzelner Fahrzeuge.
Dementsprechend beinhalten streckenbezogene Verkehrsdaten alle Einflüsse, die auf
den Fahrtablauf des Einzelfahrzeugs wirken. Neben äußeren Einflüssen sind die Einflüsse
des Fahrzeugs selbst sowie die des Fahrers zu nennen. Eine Beschreibung verkehrs-
technisch relevanter Kenngrößen aus Einzelfahrzeugmessungen erfordert daher entwe-
der statistische Verfahren zur Interpretation der Messergebnisse oder kontrollierte
Fahrtbedingungen, die eine Interpretation des Fahrtablaufs retrospektiv erleichtern
[HUBER (2001), S. 8]. Im Folgenden wird auf diese Rahmenbedingungen näher einge-
gangen.

2 Grundlagen
12
2.4.1 Fahrtablauf des Einzelfahrzeuges unter kontrollierten Bedingungen
Zur Untersuchung der Qualität des Verkehrsablaufs wurde bereits in den 50er Jahren in
den USA die sog. Testfahrzeugtechnik (engl.: Moving Observer Method) entwickelt, bei
der Verkehrskenngrößen mittels fahrender Fahrzeuge erfasst werden. Als Bewertungs-
größe des Verkehrsablaufs auf einer Strecke wird im Allgemeinen die mittlere Geschwin-
digkeit bzw. die mittlere Reisezeit erfasst. Auch in Österreich wurde bereits in den 70er
Jahren die Testfahrzeugtechnik zur Kalibrierung von Netzgraphen für Verkehrsmodellent-
wicklungen angewendet.
Die Testfahrzeugtechnik stellt eine Untersuchungsmethode auf Basis kontrollierter
Versuchsfahrten dar, indem bestimmte Verhaltenskriterien während der Fahrt im Sinne
der späteren Versuchsauswertung konstant gehalten werden. BOX (1976) unterscheidet
drei Fahrtechniken, die eine repräsentative Aussage über die Qualität des Verkehrs-
ablaufs liefern sollen:
(1) Floating Car-Technik (Kfz-Durchschnitt-Technik), bei der das Fahrzeug im
Verkehrsstrom mitfließt und das mittlere Verhalten des Verkehrsstroms da-
durch abzubilden versucht, indem es ebenso viele Fahrzeuge überholt wie
das Testfahrzeug überholten.
(2) Average Car-Technik (Kfz-Mittelwert-Technik), bei der die Geschwindigkeit
des Testfahrzeugs nach Einschätzung der mittleren Geschwindigkeit des
Verkehrsstroms durch den Fahrer angepasst wird.
(3) Maximum Car-Technik (Kfz-Maximum-Technik), bei der das Testfahrzeug
den Messabschnitt mit der höchst möglichen Geschwindigkeit durchfährt.
Ergänzend ist eine von BAKKER (1985) in den Niederlanden angewandte Methode zu
nennen, die auf Fahrzeugverfolgungen basiert:
(4) Car-following Technik (Kfz-Folge-Technik), bei der das Testfahrzeug genau
das Geschwindigkeitsverhalten eines von ihm verfolgten Fahrzeugs reprä-
sentiert.
Im realen Verkehrsgeschehen sind derart kontrollierbare Versuchsbedingungen jedoch
nicht gegeben. Die Fahrt ist von persönlichen Motivationen des Fahrers geprägt und von
zufälligen äußeren Einflüssen abhängig, auf die der Fahrer - als Regler des Systems
Fahrer-Fahrzeug-Umwelt - ständig reagiert.
2.4.2 Fahrtablauf des Einzelfahrzeugs als stochastischer Prozess
Die räumliche und zeitliche Bewegung des einzelnen Fahrzeugs kann jeweils als Funktion
betrachtet werden. Dieser an sich determinierbare Bewegungsablauf wird durch die
auftretenden Schwankungen der Geschwindigkeit und der Beschleunigung zu einem sto-
chastischen Prozess. Die Betrachtung des Fahrtablaufs und seiner korrespondierenden
Messgröße ,,Fahrzeuggeschwindigkeit" über die Zeit liefert die Geschwindigkeits-
ganglinie. Eine Betrachtung über den Ort ergibt das Geschwindigkeitsprofil.

2 Grundlagen
13
2.5 Verkehrskenngrößen aus Einzelfahrzeugmessungen
2.5.1 Mittlere Reisezeit und mittlere Reisegeschwindigkeit
Die Berechnung der mittleren Reisezeit
j
T
und der mittleren Reisegeschwindigkeit
j
R
v
,
so-
wie deren jeweilige Streuungsmaße werden auf Basis mehrer unabhängiger Einzel-
messungen für einen Streckenabschnitt
j
durchgeführt. Ist
n
die Anzahl der Messfahrten,
T
i
die auf einem Abschnitt
j
während der einzelnen Fahrten
i
gemessenen Reisezeiten
[min] und
L
j
die Länge [km] des betrachteten Abschnitts, errechnen sich die mittlere
Reisezeit und die mittlere Reisegeschwindigkeit für den Abschnitt
j
mit Ihren Streuungs-
maßen wie folgt [BOX (1976)]:
n
T
T
i
j
=
Gleichung 2.5-1
j
T
mittlere Reisezeit [min]
i
T
auf einem Abschnitt j während einzelner Fahrten gemessene Reisezeiten [min]
n
Anzahl der Messfahrten [-]
1
)
(
2
-
-
=
n
T
Ti
s
j
T
j
Gleichung 2.5-2
j
T
s
Standardabweichung der mittleren Reisezeit [min]
i
T
auf einem Abschnitt j während einzelner Fahrten gemessene Reisezeiten [min]
j
T
mittlere Reisezeit [min]
n
Anzahl der Messfahrten [-]
60
,
=
i
j
j
R
T
L
n
v
Gleichung 2.5-3
j
R
v
,
mittlere Reisegeschwindigkeit [km/h]
n
Anzahl der Messfahrten [-]
j
L
Länge des betrachteten Streckenabschnitts [km]
i
T
auf einem Abschnitt j während einzelner Fahrten gemessene Reisezeiten [min]

2 Grundlagen
14
1
-
=
n
v
r
k
v
Gleichung 2.5-4
v
r
Spannweite der mittleren Reisegeschwindigkeit [km/h]
k
v
Differenzen der ermittelten Reisegeschwindigkeiten der ersten und der zweiten
Fahrt, der zweiten und der dritten, usw. [km/h]
n
Anzahl der Messfahrten [-]
2.5.2 Beschleunigungskennwert
Die Veränderung der Fahrzeuggeschwindigkeit geschieht durch Beschleunigung bzw.
Verzögerung. Häufige und starke Veränderungen der Geschwindigkeit deuten auf einen
unruhigen Fahrtablauf hin. Es kann daher abgeleitet werden, dass sich das Fahrzeug im
Stop-and-Go-Verkehr befindet. Hier muss differenziert werden, ob sich das Kfz auf der
Autobahn oder im städtischen Verkehr befindet.
25.8.2003
Taxifahrt 8222
0
20
40
60
80
100
120
140
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Weg [km]
Ge
sc
hw
in
d
igk
ei
t [
km
/h
]
-4,0
-3,0
-2,0
-1,0
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
B
eschleu
ni
g
ung
[m/
s
2
]
v
a
Ankunft
Flughafen
Wien
A4 Flughafenautobahn
Wien
Abbildung 2.5-1: Geschwindigkeitsverlauf (durchgezogene Linie) und Beschleunigung
(gestrichelte Linie) eines FCD Fahrzeuges im städtischen Verkehr sowie auf der Auto-
bahn.
In Abbildung 2.5-1 ist ersichtlich, dass im städtischen Verkehr (bis ca. km 25) die Be-
schleunigung sehr stark variiert. Erst ab der Auffahrt zur A4 Flughafenautobahn (ca. km
30) wird die Varianz der Beschleunigung geringer. Das empirische Auftreten der Be-
schleunigungswerte folgt der Normalverteilung. Der Beschleunigungskennwert ist als
dessen Streuung definiert und wird mit der Standardabweichung der Verteilungsfunktion
numerisch beschrieben. Der Beschleunigungskennwert
B
wird nach der Durchfahrung

2 Grundlagen
15
eines Streckenabschnitts durch ein Einzelfahrzeug folgendermaßen errechnet
[HOFFMAN (1988), zit. nach HELLY & BAKER (1967)]:
dt
b
t
b
T
T
j
B
2
0
)]
)
(
[
1
-
=
Gleichung 2.5-5
B
Beschleunigungskennwert [m/s
2
]
b
mittlere Beschleunigung [m/s
2
]
)
(t
b
Beschleunigung zum Zeitpunkt
t
[m/s]
j
T
Reisezeiten für den betrachteten Streckenabschnitt [min]
Zur Gewinnung eindeutigerer Aussagen über die Qualität des Verkehrsablaufs - im
besonderem auf städtischen Straßen - wird in der Literatur [HOFFMAN (1988), zit. nach
HELLY & BAKER (1967)] die Ermittlung des normierten Beschleunigungskennwertes G
(mean velocity gradient) als Quotient des Beschleunigungskennwertes
B
und der
Reisegeschwindigkeit
v
R
, empfohlen. Mit ihr lassen sich instabile Verkehrsflüsse von
stabilen abgrenzen. Der Grund liegt darin, dass der Beschleunigungskennwert mit
zunehmender Verkehrsbelastung eher wieder abnimmt, da bei zähem Verkehrsfluss
kaum noch größere Beschleunigungen und Verzögerungen beim Einzelfahrzeug auftreten
können.
R
B
v
G
= 6
,
3
Gleichung 2.5-6
G
normierter Beschleunigungskennwert [s
-1
]
B
Beschleunigungskennwert [m/s
2
]
R
v
Reisegeschwindigkeit des betrachteten Streckenabschnitts [km/h]
Der Zusammenhang zwischen der Reisegeschwindigkeit und dem normierten Beschleu-
nigungskennwert G ist in Abbildung 2.5-2 dargestellt. Es wird deutlich, dass die Normie-
rung dazu führt, Ausschläge des Beschleunigungskennwertes im höheren Bereich der
Reisegeschwindigkeit abzufangen.

2 Grundlagen
16
Abbildung 2.5-2: Zusammenhang zwischen normierten Beschleunigungskennwert und
Reisegeschwindigkeit nach Messfahrten im LISB-Feldversuch [HOFMAN (1988), vom
Autor bearbeitet]
2.5.3 Haltezeiten
Eine weitere Kenngröße des Verkehrsablaufs stellt die Haltezeit H
j
eines Fahrzeugs im
Verkehrsnetz - z.B. vor Lichtsignalanlagen oder im Stop-and-Go-Verkehr - dar. Im Regel-
fall ist die Haltezeit auf einem Streckenabschnitt die Summe der Stillstandszeiten (v = 0).
Sie kann jedoch auch als Summe der Zeitintervalle definiert sein, in denen sich das
Fahrzeug mit einer geringeren Geschwindigkeit als einer definierten Grenzgeschwindig-
keit fortbewegt.
Für innerstädtische FCD-Fahrten schlägt HOFFMAN (1988) einen Wert von v 5 km/h
zur Haltezeitdefinition vor. Auf Autobahnen ist dieser Parameter höher zu wählen. Die
Referenzimplementation des RHAPIT (Rhein-Main-Area Project for integrated Traffic
Management)-Feldversuchs ging hierbei von 30 km/h aus. Prinzipiell korrespondieren
diese Annahmen aber mit der subjektiven Frage ,,Wie definiert sich Stau"?
Aus der Anzahl und Dauer der Schwellenwertunterschreitungen lässt sich der instabile
Verkehrszustand klassifizieren. Bei Stop-and-Go-Verkehr ist aufgrund des oszillierenden
Geschwindigkeitsniveaus mit einer hohen Anzahl an Haltezeiten bei relativ kurzer Zeit zu
rechnen, während bei einer ausgeprägten Verkehrsstauung infolge eines Unfalls der
Haltezeitenschwellenwert (z.B. 10 km/h) für längere Zeiträume unterschritten wird.
2.5.4 (Reise-) Zeitverluste
Die Zeitverluste können als Maß für die Bewegungsgüte eines Fahrzeugs im Verkehrsab-
lauf herangezogen werden. Der Zeitverlust errechnet sich aus der Differenz zwischen
dem Zeitpunkt, zu dem das Fahrzeug einen bestimmten Querschnitt erreicht hätte, wenn
es nicht aufgehalten worden wäre, und dem Zeitpunkt des Erreichens desselben Quer-
schnitts infolge einer Verzögerung [HUBER (2001), S. 12].

2 Grundlagen
17
Der Reisezeitverlust T
V
definiert sich durch das Verhältnis der Streckenabschnittslänge L
j
,
durch die Reisegeschwindigkeit v
R,j
minus der Streckenabschnittslänge L
j
durch die freie
Reisegeschwindigkeit v
0
.
60
)
(
0
,
-
=
v
L
v
L
T
j
j
R
j
v
Gleichung 2.5-7
j
L
Länge des betrachteten Streckenabschnitts [km]
j
R
v
,
Reisegeschwindigkeit im betrachteten Streckenabschnitt [km/h]
0
v
freie Reisegeschwindigkeit [km/h]
Die freie Reisegeschwindigkeit v
0
für die Untersuchungsstrecke muss abgeschätzt werden
und liegt meist in der Nähe der Richt- oder zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Im Projekt
FLEET [LINAUER (2004a), S. 60 ff] wurden verschiedene Auswertungen durchgeführt,
wobei die v
85
(das 85. Perzentil aller in einem Straßenabschnitt auftretenden Geschwin-
digkeiten) gute Ergebnisse für die Schätzung der freien Reisegeschwindigkeit ergab. Je
nach Annahme der freien Reisegeschwindigkeit ergibt sich die relative Beurteilung der
vorhandenen Verkehrsbedingungen:
Tabelle 2.5-1: Beurteilung der Verkehrsbedingungen durch Reisezeitverlust
T
V
Reisezeitverlust
T
V
Bewertung
T
V
< 0
Die Verkehrsbedingungen sind
besser als angenommen
T
V
> 0
Die Verkehrsbedingungen sind
schlechter als angenommen.

3 Internationale Analyse
18
3 Internationale Analyse
Europa, die USA und Japan sind die Regionen mit dem größten Wachtumspotential für
Telematikanwendungen. Die typischen Telematikdienste und Anforderungen sind in
diesen Regionen allerdings verschieden. In den USA sind die führenden Telematikan-
wendungen Sicherheits- und Notfalldienste. In Europa wird dagegen der Schwerpunkt auf
Verkehrsleit- und mobile Verkehrinformationsportale sowie auf Reisezeitberechnung im
grenzüberschreitenden Anwendungsbereich gelegt. In Japan liegen die höchsten Anfor-
derungen durch die hohe Dichte an Fahrzeugen und der schwierigen Navigations-
bedingungen im Bereich der Navigationssysteme. Entsprechend dieser regionalen Markt-
entwicklungen gibt es einen unterschiedlich starken Focus und verschiedene Zugänge zur
Floating Car Daten Technologie.
Tabelle 2.5-1: Kfz-Dichte in USA, Europa und Japan [JULIUSSEN (2002), S. 3]
Land / Region
Kfz/km
2
USA
23
Europa
36
Japan
193
3.1 Europa
In Europa liegt der Schwerpunkt auf individuellen Verkehrsleit- und Informationssystemen
auf Basis der Reisezeitinformation. Die Technologien zur Generierung der Reisezeit sind
Bakentechnologien, GPS/GSM Ortungskombinationen oder die Reisezeit- bzw. Verkehrs-
datengenerierung durch Zellortung in Mobilfunknetzwerken. Im Folgenden werden
wesentliche Ergebnisse zur Gewinnung von Verkehrsinformationen aus fahrzeug-
generierten Verkehrsdaten analysiert. Folgende Feldversuche sind in Deutschland als
bedeutsam zu nennen sowie zusammenfassend in Tabelle 3.1-1 beschrieben HUBER
(2001), S. 23]:
LISB (Leit- und Informationssystem Berlin) / DVB (Dynamisches Verkehrsleitsystem
Berlin): Feldversuche mit dem bakengestützten Zielführungssystem ALI-SCOUT bzw.
dessen modifiziertem Nachfolger EURO-SCOUT zur Untersuchung der technischen
Machbarkeit bzw. der Qualität der mobil erfassten Daten für die Verkehrsanalyse.
RHAPIT (Rhein-Main-Area Project for Integrated Traffic Management): Feldversuch des
SOCRATES Leit- und Informationssystems. Versuche zur Integration von mobilfunk-
gestützten fahrzeuggenerierten Verkehrsdaten in das Verkehrsmanagement.
STORM (Stuttgart Transport Operation by Regional Management): Aufbau und Betrieb
eines mobilfunkgestützten automatischen Notrufsystems, das als ein Sonderfall der
fahrzeuggenerierten Verkehrsdatenerfassung betrachtet werden kann. Untersuchung der
Realisierbarkeit und des sozioökonomischen Nutzen eines automatischen Notrufs.
VERDI (Vehicle Related Dynamic Information): Feldversuch zur Vorbereitung der
Markteinführung mobilfunkgestützter Telematikdienste sowie Erprobung neuer Verfahren
zur FCD-Erfassung.
LoCoMoTiV (Localisation and Communication in MoTiV): Feldversuch zur Nutzung des
FCD-Verfahrens des GATS.

3 Internationale Analyse
19
Die bisherigen Feldversuche in der BRD basieren auf Bakensystemen oder auf der
Datenerfassung durch GPS/GSM Kombination. Das Deutsche Luft- und Raumfahrts-
zentrum (DLR) versucht in deutschen Städten (Berlin, München, Stuttgart, Frankfurt, etc.)
durch Auswertung von Floating Car Daten aus Taxiflotten Verkehrsinformation zu
generieren. Bisher ist der kommerzielle Durchbruch allerdings nicht gelungen.
Im Leitprojekt WAYflow (Start 1998), das eine Fortsetzung des RHAPIT Projektes ist,
wird versucht mit Floating Cars die Hauptverkehrsstrecken von Frankfurt als auch im
gesamten Rhein-Main-Ballungsgebiet zu erfassen. Im April 2001 hat der einjährige
Feldversuch City-FCD im Rahmen des Leitprojekts WAY-Flow begonnen. Dazu wurde
eine Flotte von ca. 200 Fahrzeugen (überwiegend Berufspendler) mit einem intelligenten
Telematikmodul ausgestattet, das über GPS/GSM-Modul und einer Recheneinheit
verfügt. Das individuelle Fahrzeug bewertet dabei laufend seine Position als auch seine
Geschwindigkeit aufgrund der Attribute einer hinterlegten Streckenkarte und meldet die
FCD-Daten bei Bedarf per SMS an die Zentrale [WAYFLOW (2001), S. 7; SCHÖNE-
WOLF (2003), S. 3]. Genaue Ergebnisse des FCD-Feldversuches wurden bis jetzt noch
nicht veröffentlicht.
Das Projekt BERTRAM (BERlin TRAffic Management Model, Start 2000) soll ebenfalls
Möglichkeiten für den Einsatz von neuartigen Erfassungssystemen zur Ermittlung der
aktuellen Verkehrsbelastung im innerstädtischen Bereich aufzeigen. Das Ziel des vom
Senat von Berlin geförderten Teilprojektes ist die Analyse von Floating Car Daten (FCD)
unter Ausnutzung der strukturellen Merkmale innerstädtischen Verkehrs und ihrer Rele-
vanz zur Beschreibung städtischer Verkehrsmuster [SYDOW & KWELLA (2000), S.1]. Die
Aufbereitung der gemessenen Verkehrsdaten wurde im Südosten Berlins demonstriert
und dient als Entscheidungsvorbereitung zum Aufbau einer integrierten Verkehrsdaten-
erfassung im gesamten Berliner Raum. Im Zuge des Projektes wurde das ,,Aggregate
Travel Time Model" (ATTM) entwickelt, das jedem Stadtstraßensegment unter Berück-
sichtigung seiner Eigenschaften (Spuren, Höchstgeschwindigkeit, Phasenlänge der
Lichtsignalanlage) eine Charakteristik zuordnet.
Die Charakteristik gibt eine mittlere Reisezeit über der mittleren Fahrzeugdichte an und
stellt somit ein Fundamentaldiagramm für Stadtstraßen dar. Dabei ergibt sich die Ge-
samtzeit als Summe der deterministischen Zeiten zum Passieren des freien Abschnitts
und des gestauten Abschnitts (Warteschlange) und einer statistischen Wartezeit vor
Lichtsignalanlagen. Auf Segmentebene kann nun einer gemessenen Reisezeit eine
mittlere Dichte zugeordnet werden. Um fehlende FCD Meldungen auszugleichen, wurde
auch ein eigener Simulator zur Datenvervollständigung entwickelt, der erweitert auch zur
Prognose der Verkehrslage dient. Das Modellsystem wird ständig an die Realität ange-
passt. Es enthält somit eine ,,Selbstkorrekturkomponente", die als entscheidende qualitati-
ve Verbesserung herkömmlicher Verkehrssimulationen anzusehen ist.

3 Internation
ale Analyse
20
Tabelle 3.1-
1: Übersicht
FCD Projekte in Deutschland (1987
-2000) [HUBER (2001), S. 23 ff]
Projekt
LISB
DVB
STORM
RHAPIT
VERDI
LoCoMoTiV
T
yp des
Informations-
s
ystems
Individuelles
Leit- und
Informations-
sy
stem
Individuelles
Leit- und
Informations-
sy
stem
Autom. Notruf-
und individu
elles
Leitsystem
Individuelles
Leit- und
Informations-
sy
stem
GSM-Telematik-
dienste (Ver
-
kehrsinfo &
Notruf / Panne)
Reine FCD-
Erfassung
Zeitraum
1987-95 1996-97
1991-94 1991-95
1996-97 1999-2000
Sy
stem-
hersteller
Siemens Siemens
Alcatel
Phillips
Mannesman
n
/
VDO
Blaupunkt
Ort
Berlin Berlin
Stuttgart
BAB-Netz
Rhein/Main
BAB-Netz
Rhein/Ruhr
BAB-Netz
München-Nord
Technologie
Infrarot Baken
Infrarot Baken
GSM/GPS
Infrarot Baken
GS
M/GP
S GS
M/GP
S
GS
M/GP
S
Bezeichnung
Fzg.-Sy
ste
m
ALISCOUT EUROSCOUT
-
SOCRATES
MOBIMA
X
(Telematik-
endgerät)
GE
MINI
Anzahl der
Testfahrzeuge
(ca.)
700 600
5
(Notrufsystem)
89 (Leit
system)
30 1000
100

3 Internationale Analyse
21
In den Niederlanden wurde von März - Oktober 1998 ebenfalls ein Floating Car Daten
Feldversuch mit 60 Fahrzeugen im Rahmen des Holländischen Innovationsprogrammes
,,Roads to the Future" durchgeführt, mit dem Ziel, diese Technologie zur Verkehrsdaten-
generierung nutzbar zu machen und eventuelle Probleme aufzuzeigen. Die Fahrzeuge
der Testflotte generierten dabei alle 10 Sekunden Position und Geschwindigkeit (DGPS)
und sendeten diese Daten alle 5 Minuten an eine Datenzentrale. Die Experten gingen
davon aus, mit einer Ausstattungsrate von 2% (etwa 100.000 ausgestattete Fahrzeuge in
Holland) einen guten Überblick der Verkehrslage berechnen zu können [JOCHEM et al.
(1998), S. 2].
Im Projekt ,,Road Traffic Monitoring by Satellite (RTMS)" wurde ein weiterer Feldtest mit
50 Fahrzeugen von Februar bis Mai 2000 im Raum Rotterdam durchgeführt. Die GPS
Daten und die in der Rechenzentrale generierte Verkehrsinformationen wurden mit
PRODAT-2 Receivern durch den bidirektionalen, geostationären Telekommunikations-
satelliten ITALSAT-2 von und ins Fahrzeug übertragen. [JANSCHEK (2000), S.11].
Bezüglich der Qualität der generierten Verkehrsinformation gibt es bisher keine Veröffent-
lichungen.
Die Firma iTIS Holdings aus England hat eine FCD Flotte mit ca. 50.000 Fahrzeugen
unter Vertrag und generiert ca. 3,5 Mio. Positionsdatensätze pro Tag [COWAN & GATES
(2003), S. 247]. iTIS Holdings betreibt somit das größte kommerzielle FCD System
weltweit. Aus den FCD Datensätzen werden Verkehrparameter (Geschwindigkeiten,
Reisezeitverluste, Stauereignisse, etc.) berechnet und in einer historischen Datenbank
gespeichert. Die generierten Verkehrsdaten werden im Bereich des ,,Staumonitorings" für
Behörden, Verkehrsinformationsservices, Flottenmanagement und dynamische Reisezeit-
planer eingesetzt.
Weitere mehr oder weniger erfolgreiche privatwirtschaftliche FCD Initiativen sind Traffic-
master (England), ComRoad (Deutschland) und das Datatrak-System von Siemens.
Das Datatrak Netzwerk basiert auf einer Kombination von Langwellen- und Satellitenor-
tung mit eigenem Datenübertragungsnetzwerk. Die Langwelle wird im verbauten Gebiet
oder bei Sichtabschattungen eingesetzt und verbessert so die Genauigkeit der GPS
Ortung. Siemens betreibt in vier europäischen Ländern (Niederlanden, Belgien, Malta und
England) sowie in Argentinien als auch in Südafrika ein eigenes Datatraknetzwerk. Bis
Ende 2002 gab es auch in Österreich ein Datatrak Ortungsnetzwerk, das allerdings
mangels Wirtschaftlichkeit eingestellt wurde.
Versuche zur Floating Car Data Technologie wurden auch in Frankreich im Rahmen des
SERTI STRIP Projektes mit dem Schwerpunkt der Reisezeitberechnung auf Basis der
GSM-Zellortung durchgeführt. Ebenfalls FCD Feldversuche gab es in Schweden im
Rahmen des VIKING Programms, in Portugal im Rahmen des ARTS Programms und in
Italien/Turin im Rahmen des CORVETTE Programms. Alle oben angeführten For-
schungsprogramme sind von der EU gefördert und beschäftigen sich mit Technologien
zur Reisezeitberechnung bzw. zur Verkehrsinformationsgewinnung.
Neben den oben beschriebenen Feldversuchen sind auch in Österreich (Wien) FCD-
Pilotprojekte gestartet worden. In den Pilotprojekten wurde besonders auf eine geschlos-
sene Wertschöpfungskette und auf die wirtschaftliche Verwertbarkeit geachtet:
IRIS (Intelligent Road Information Services): Im Zuge des Projektes wurden Feldversuche
zur Reisezeitberechnung auf der A23 Südosttangente in Wien mit einem Fahrzeug-
ortungssystem auf Basis der GPS/GSM Technologie durchgeführt.
PROMOS (Prognose von Verkehrsinformation auf Basis mobiler Sensoren): Im Projekt
wird ein GSM Ortungsverfahren via Zellübergangsbereiche zur Verkehrsdatenerfassung

3 Internationale Analyse
22
erprobt und evaluiert (siehe Abschnitt 5.3.3.2.4 Ortung durch Zellübergangsbereiche, S.
127 ff). Es werden ca. 20 Taxilenker einer bestehenden Fahrzeugflotte mit einem GSM
Mobiltelefon ausgestattet auf dem das entwickelte GSM Ortungsverfahren implementiert
ist. Die Evaluierung der Reisezeitberechnungen durch die ermittelten Zellübergangs-
bereiche erfolgt durch ein GPS Referenzortungssystem.
FLEET (Fleet Logistics Service Enhancement with Egnos & Galileo Satellite Technology):
Im Projekt wurde ein Reisezeit-Informationsdienst für den Raum Wien auf Basis von
fahrzeuggenerierten Daten entwickelt und demonstriert. Durch die Einbindung einer
Taxiflotte mit kritischer Masse (ca. 800 Taxis) konnten ausreichende Fahrmuster von
Taxis für den Raum Wien, die durch das Leitsystem der Taxiflotte registriert wurden, auf
einen Datenserver zur Reisezeitbestimmung übertragen werden. Die berechneten und
prognostizierten Reisezeiten wurden von einem Rundfunksender mit aktuellen Verkehrs-
meldungen verglichen und verifiziert [LINAUER (2004a)].
SAVER DATA (Plattform für die Sammlung und verarbeiten von Verkehrsfluss-DATA
mittels GSM Netzwerk): Im Projekt der Aufbau eines Verkehrsinformationsservices auf
Basis von GSM Signalisierungsdaten sowie Zellortungsdaten untersucht und ein Pilotbe-
trieb demonstriert. Die Möglichkeit der Mobilfunkbetreiber, Bewegungsprofile von Mobil-
telefongesprächen in Echtzeit zur Verfügung zu stellen, ergeben neue Möglichkeiten der
FCD-Datengenerierung.
Tabelle 3.1-2: Übersicht FCD Projekte in Österreich
Projekt
IRIS
FLEET
PROMOS
SAVER DATA
Typ des
Informations-
systems
Verkehrs-
informations-
dienst / Tele-
matikdienst
Verkehrs-
informations-
dienst / Tele-
matikdienst
Verkehrs-
informations-
dienst / Tele-
matikdienst
Verkehrs-
informations-
dienst / Tele-
matikdienst
Zeitraum
2001-2002 2003-2004 2003-2005 2003-2005
Ort
Wien Wien Großraum
Wien
Großraum
Wien
Komm.-/
Ortungstech-
nologie
GSM/GPS Datenfunk/GPS
Logische
Ortung
GSM/Ortung
durch Schlüs-
selzell-
übergänge
GSM/logische
GSM Signali-
sierungs-
kanäle, Zell-
ortung
Anzahl der
Test-Kfz (ca.)
10 800 20 GSM-Nutzer
Im Gegensatz zu den Feldversuchen in Deutschland, die fast ausschließlich Telematik-
geräte mit digitalem Kartenmaterial und Stauerkennungsalgorithmen im Fahrzeug
einsetzen, wird in Österreich versucht, ohne teures fahrzeugseitiges Endgerät auszu-
kommen. Dadurch können hohe Kosten beim Aufbau der Fahrzeugflotten (Telematik-
geräte im Kfz) eingespart werden, die in die Entwicklung von intelligenten und zentralen
Stauerkennungsalgorithmen investiert werden. Die unterschiedlichen Ansätze dürften zum
Teil daran liegen, dass in Deutschland bei jedem großem FCD Projekt Navigationsgeräte-
hersteller beteiligt waren, die einen Markt für neue Bordrechner etablieren wollen. Weiters
besteht durch die Automobilindustrie in Deutschland die Möglichkeit Telematikgeräte

3 Internationale Analyse
23
serienmäßig in jedem Neuwagen direkt einzubauen. Dadurch kann eine rasche Durch-
dringung mit Endgeräten erreicht werden.
In Österreich versucht man auf bereits bestehende Technologien und Telematikgeräte in
Fahrzeugen zurückzugreifen, die prinzipiell für andere Anwendungen konzipiert wurden,
um eine hohe FCD Ausstattungsrate zu erreichen (Grenzkostenansatz
3
). Dies wird
einerseits durch die Verwendung und Integration von bereits bestehenden Fleetmanage-
mentsystemen mit Ortungsfunktionalität - wie sie für Taxis, Speditionen, Paketdienst-
leister, etc. verwendet werden - erreicht, anderseits durch Verwendung der GSM-
Zellortungstechnologie. Bei den FCD Daten, die durch Flottenmanagementsysteme
generiert werden, hat der Flottenbetreiber durch die zusätzliche monetäre
Verwertungsmöglichkeit einen Zusatznutzen, ohne weitere Investitionen tätigen zu
müssen. Die Motivation, Flottendaten anonymisiert für ein Verkehrsinformationsservice
zur Verfügung zu stellen, ist daher hoch.
Das gleiche gilt für die GSM-Zellortungstechnologien, da hier (siehe Abschnitt 5.3.3
Ortung in Zellularfunknetzen, S. 111 ff) herkömmliche Mobiltelefone benutzt werden
können. Durch den hohen Verbreitungsgrad von Mobiltelefonen in Österreich als auch in
Europa (siehe Abbildung 3.1-1) ist diese Ortungstechnologie besonders für geeignet.
Durch die Zellverdichtung im Zuge des GPRS bez. UMTS Netzausbaus wird auch die
Ortungsgenauigkeit laufend verbessert. Der große Vorteil in der FCD-Generierung durch
Mobilfunknetze liegt darin, dass nur ein Gerät zur Ortung, Datenübertragung und Daten-
empfang (Verkehrsservices) verwendet werden muss. Das Mobiltelefon kann auch
außerhalb des Fahrzeuges, im Gegensatz zu eingebauten Navigationsgeräten, verwendet
werden.
Abbildung 3.1-1: Durchdringungsgrad mit Mobiltelefonen in Europa 1996 und 2001 [GSM
EUROPE (2004), S.1]
3
Es werden nur jene zusätzlichen Kosten berücksichtigt, die zum Generieren von fahrzeugbezogenen
Verkehrsdaten anfallen.

3 Internationale Analyse
24
Besonders durch die Anstrengungen der Mobilfunk-Netzbetreiber Verkehrsinformations-
portale für ihre Kunden zur Verfügung zu stellen, erscheint die FCD-Technologie durch
GSM Zellortung sehr zukunftsreich. Der Netzbetreiber ist in der optimalen Situation, dass
der Kunde gleichzeitig Daten liefert und in aufbereiteter Form als Verkehrsinformation
auch wieder beziehen kann. Zusätzlich kann Verkehrsinformation auch aus netzinternen
Daten gewonnen werden (Netzbelastung, Signalisierungskanäle, Gesprächsdatenbank,
etc.), wodurch keine zusätzlichen Kosten für den Betreiber entstehen.
3.2 Japan
In Japan wird die Floating Car Data Technologie auf breiter Basis eingesetzt. Es werden
kommerzielle Flotten mit GPS/GSM Einheit zur Datengenerierung herangezogen bzw.
Forschungen zur Zellortungstechnologie in Mobilfunknetzwerken betrieben. [FUSHIKI et
al. (2002)]. Besonders im Bereich des Fleetmanagement findet die Reisezeit- und
Verkehrslageberechnung durch die streckenbezogene Verkehrsdatenerfassung An-
wendung. Dadurch kann das für den japanischen Telematikmarkt so wichtige dynamische
Navigieren unter Berücksichtigung der aktuellen Verkehrslage erfolgen.
Im Bereich der öffentlichen Hand wird regelmäßig im Intervall von zwei oder drei Jahren
ein Reisezeitkataster der wichtigsten Straßen erstellt und bewertet. Das Institut für Policy
and Planning Sciences der Universität von TsukubaIm entwickelte ein Verfahren, bei dem
die Positionsdaten und Geschwindigkeitsdaten konventioneller Navigationssysteme
kontinuierlich gespeichert werden. In der Begleitstudie wird eine FCD Ausstattungsrate
von 0,3% angegeben, um die Reisezeit für jede Tagesstunde an Straßen mit einer
Verkehrsbelastung von mindestens 30.000 Kfz/Tag berechnen zu können. Für Straßen
mit geringerer Verkehrsbelastung ist ein höherer Anteil von Testfahrzeugen erforderlich
[ISHIDA et al. (2000), S. 5].
In der Studie von ASAKURA et al. (2000) werden umfangreiche Feldversuche zu ver-
schiedenen Ortungstechnologien wie GPS, A-GPS und Zellortungsverfahren die auf der
Messung der Feldstärke basieren durchgeführt und gegenübergestellt. Als Ergebnis
wurde festgestellt, dass prinzipiell alle untersuchten Ortungstechnologien zur FCD-
Generierung geeignet sind. A-GPS weist jedoch die besten Ergebnisse auf. Die Techno-
logie des Zellortungsverfahrens ergibt bei höheren Geschwindigkeiten größere Positionie-
rungsfehler. Hier müssen noch Verfahren entwickelt werden, die auch bei höheren
Geschwindigkeiten eine vergleichbare Performance von GPS erreichen können.
Die in Japan weit verbreitete Technologie der Infrarot Baken zur bidirektionalen Fahrzeug-
kommunikation kann ebenfalls zur Floating Car Data Generierung eingesetzt werden.
Neben den ca. 30.000 Infrarotbaken (Stand 2001) sind in Japan noch ca. 166.000
Sensoren zur Ampelsteuerung eingesetzt, die ebenfalls zur Verkehrsdatengenerierung
und Reisezeitberechnungen herangezogen werden könnten. Nähere Untersuchungen
wurden hiezu von [MASHIYAMA el al. (2000)] durchgeführt.
3.3 USA
In den USA wird die Floating Car Data Technologie in Ballungsräumen immer öfter als
zusätzliche Verkehrsdatenquelle eingesetzt. In Washington State werden zum Beispiel
konventionelle Busflotten zur Reisezeitbestimmung eingesetzt. Die Ortung der Busse
erfolgt durch ein automatisches GPS Ortungssystem das zur Flottensteuerung eingesetzt
wird [CATHEY (2001)]. Durch die Größe des Landes (23 Kfz/km
2
) und der nur stellenwei-
sen Abdeckung mit Mobilfunksystemen [JULIUSSEN
(2002), S. 3] sind der uneinge-
schränkten Einsetzbarkeit jedoch Grenzen gesetzt. Durch das Gesetz des E911 Notrufes,

3 Internationale Analyse
25
das die Mobilfunkbetreiber verpflichtet, Mobiltelefone bei Notrufen zu orten, wurde in den
USA eine rege Forschungstätigkeit im Bereich der Zellortung durch Mobilfunksysteme
[YGNACE (2001)] induziert. Prinzipiell liegen aber die Domänen der Echtzeit-Verkehrs-
informationssysteme und Reisezeitberechnung in Europa bzw. in Japan.
3.4 Erfahrungen aus den Feldversuchen
Im wesentlichen konzentrierten sich die bisherigen Feldversuche zur fahrzeuggenerierten
Verkehrsdatenerfassung auf einer Untersuchung der Gesamtsysteme aus Daten-
erfassung im Fahrzeug, Übertragungsmedium und Datenverarbeitung in einer Zentrale.
Empirische Untersuchungen zur Quantifizierung des verkehrstechnischen Nutzens einer
fahrzeuggenerierten Verkehrsdatenerfassung sind in den Berichten zu den o.g. Projekten
nur in begrenztem Rahmen veröffentlicht.
3.4.1 Datenerfassung und -übertragung
In den Feldversuchen zu LISB (Leit und Informations Systeme Berlin) und DVB (Dynami-
sches Verkehrsleitsystem Berlin) geht die Datenerfassung auf ein bakengestütztes
ortsfestes Kommunikationssystem zurück. Als Transmissionskriterium dient der Kontakt
zwischen ortsfester Bake und passierendem Fahrzeug. Dies führt zu einem zeitlichen
Verzug der Übermittlung der im Fahrzeug protokollierten Daten. Insbesondere in Stausi-
tuationen kann diese Zeitdifferenz sehr groß werden, da das Fahrzeug erst die nächste
Bake in Fahrtrichtung passieren muss, um die gespeicherten Daten übertragen zu
können.
OFFERMANN (2001), S. 59, stellt fest, dass aufgrund der Ergebnisse der Feldunter-
suchungen in Deutschland mit bakengestützten Systemen diese ungeeignet sind, zeit-
und ortskritische Meldungen zu übertragen. Dies wird auch aus der Weiterverarbeitung
der streckenbezogenen Verkehrsdaten in den Steuerungsmodellen zu LISB und DVB
deutlich. Die fahrzeuggenerierten Daten werden primär zur Ermittlung statistischer Reise-
zeitganglinien für die Streckenabschnitte, auf deren Grundlage eine Reisezeitprognose
durchgeführt wird, verwertet. Demgegenüber konnte den mobilfunkgestützten Systemen
aufgrund ihrer ständigen Verfügbarkeit ein generell gutes Potenzial zur Übertragung
definierter Ereignisse attestiert werden. Zusätzlich ist bei der mobilfunkgestützten
Übertragung fahrzeuggenerierter Daten positiv zu bewerten, dass keine zusätzlichen
straßenseitigen Infrastruktureinrichtungen notwendig sind. Dieser Aspekt erlangt unter
wirtschaftlichen Gesichtspunkten primäre Bedeutung.
Diese Einschätzung ist jedoch relativ zu betrachten, da die Qualität streckenbezogener
Verkehrsdaten durch Bakensysteme sehr stark von der Anzahl der Baken abhängig ist.
Durch zusätzliche streckenbezogene Auswertelogiken, wie z.B. durch die laufende
Berechnung der voraussichtlichen Ankunftszeit eines bestimmten Kfz bei der nächsten
Bake, kann auf die Verkehrsflussqualität geschlossen werden. Treffen mehrere Kfz nicht
in der voraussichtlich berechneten (Reise-)Zeit ein, so kann auf ein Stauereignis im
Abschnitt geschlossen werden. Durch die Verwendung des Lkw-Mautsystems zur
streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung entstehen keine zusätzlichen Infrastruktur-
kosten, da dieses System zur Mauteinhebung konzipiert und finanziert wurde (Grenz-
kostenansatz). Die Mautbuchungssätze der jeweiligen Mautbaken sind vollständig und in
Echtzeit in der Mautzentrale vorhanden und können zur Reisezeitberechnung ausgewer-
tet werden. Auf den 4.000 km Richtungsfahrbahn der Autobahnen und Schnellstraßen in
Österreich sind ca. 800 Mautbaken mit einem mittleren Abstand von 5 km angeordnet.

3 Internationale Analyse
26
Somit relativiert sich wiederum die oben getroffene Aussage von OFFERMANN (2001), S.
59.
CREMER (1996) vergleicht das Meldeverhalten mobilfunkgestützter gegenüber baken-
gestützter Systeme durch eine simulative Untersuchung (siehe Abbildung 3.4-1). Hierbei
stellt er die realen Zustandsdaten einer mikroskopischen Verkehrsflusssimulation der
modellbasierten Verkehrszustandsschätzung ausschließlich auf Basis von querschnitts-
bezogenen Messwerten sowie die Einbindung von streckenbezogener Verkehrsdaten aus
bakengestützten bzw. einem mobilfunkgestützten System gegenüber.
Für einen 5 km langen Streckenabschnitt einer Autobahn wurde eine Verkehrsstauung
durch einen Engpass in Fahrtrichtung unterhalb eines Schleifenmessquerschnittes
simuliert. Es wurde mit 4 Fahrzeugmeldungen pro Minute für die mobilfunkgestützte FCD-
Erfassung und 3 passierenden Fahrzeugen für die bakengestützte Übertragung eine sehr
hohe Ausstattungsrate zu Grunde gelegt.
Die Vorteile der streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung und insbesondere des
mobilfunkgestützten Systems werden aus der Abbildung 3.4-1 deutlich: Während die nur
auf Messquerschnittsdaten (der Störfall liegt unterhalb der Messschleife) basierende
Verkehrzustandsberechnung (Kurve ,,loops only") die Geschwindigkeitsabnahme des
Verkehrsstroms erst registriert, wenn das Stauende den Messquerschnitt erreicht hat,
reagieren die Modelle mit den streckenbezogenen Verkehrsdaten schneller. Die Ge-
schwindigkeiten auf der Grundlage des mobilfunkgestützten Systems (Kurve ,,GSM-fcd")
weisen die beste Adaption an die Reisezeitganglinie ,,real data" (Output der Mikrosimulati-
on) auf.
Abbildung 3.4-1: Vergleich des Meldeverhaltens von Baken- und GSM-gestützten FCD
Erfassungssystemen durch Gegenüberstellung der ermittelten Reisezeiten [CREMER
(1996)]

3 Internationale Analyse
27
Beim bakengestützten System (Kurve ,,beacon") wird durch die auftretenden Stauungen
im Streckenabschnitt eine FCD Zeitverzögerung erzeugt, da die Datenabgabe erst beim
Passieren der nächsten in Fahrtrichtung gelegenen Bake erfolgen kann. Die Detektions-
zeit ist nur geringfügig besser als die der lokalen Verkehrsdatenerfassung. Diese Proble-
matik tritt bei den mobilfunkgestützten Systemen durch die ständige Möglichkeit, Daten zu
übertragen, nicht auf. Die Kurve der GSM-basierenden Verkehrsdatenerfassung folgt
daher sehr eng der Kurve ,,real Data" und liefert somit die besten Ergebnisse. Eine
Verbesserung der bakengestützten Systeme in Richtung der Qualität der mobilfunkge-
stützten FCD-Systeme könnte allerdings durch eine Erhöhung der Bakendichte erreicht
werden.
Die beispielhafte Simulation von Cremer macht deutlich, dass das größte Potenzial der
mobilen Verkehrsdatenerfassung bei den mobilfunkgestützten Systemen liegt. Neben
dem Aspekt der permanenten Verfügbarkeit ist bei den mobilfunkgestützten Systemen
jedoch auch die Übertragungsdauer und -sicherheit von großem Interesse. Diesem
Aspekt wurde in den Untersuchungen der Feldversuche zu RHAPIT, STORM, VERDI und
LoCoMoTiV besonderes Interesse geschenkt.
Im RHAPIT (Rhein-Main-Area Project for Integrated Trafik Management) Feldversuch, in
dem der Bearer-Service (Datenübertragung via Modem) im GSM-Netz als Übertragungs-
medium eingesetzt wurde, sind zum Teil große Zeitverzüge der Datenkommunikation
zwischen Rechnerzentrale und GSM-Modem im Fahrzeug gemessen. Nur 16% der FCD-
Daten erreichte die Datenzentrale innerhalb von 5 Minuten. 34% benötigten den Zeitbe-
reich von 5 bis 10 Minuten und bei 50 % lag die Übertragungsdauer über 10 Minuten,
oder die Telegramme wiesen Unplausibiltäten auf. HUBER (2001, S. 28) fasst hierzu
bilanzierend zusammen, dass ,,die zeitlichen Potenziale der mobilfunkgestützten Übertra-
gung aufgrund der technischen Restriktionen der GSM-Datenübertragung (Bearer-
Service) und der Gerätetechnologie nicht optimal genutzt wurden".
Das spezielle Notrufprotokoll des STORM (Stuttgart Transport Operation by Regional
Management) Feldversuchs basierte ebenfalls auf einer Datenübertragung mittels Bearer-
Service. Die durchschnittliche Übertragungsdauer betrug hierbei 90 Sekunden, wobei 40
% der Daten weniger als 1 Minute zur Übermittlung an die Zentrale benötigten.
Die Unzuverlässigkeiten der Datenübertragung mittels GSM-Bearer-Services führten zum
Einsatz des GSM Kurznachrichtendienstes (Short-Message-Services, SMS) als Übertra-
gungsmedium (siehe Kapitel 4.2.1.4, Seite 41). Erstmalig fand dieses im VERDI (VEhicle
Related Dynamic Information) Feldversuch seine Anwendung. Leider sind die Ergebnisse
der VERDI Untersuchung größtenteils vertraulich. In den Veröffentlichungen zu diesem
Projekt werden keine Angaben zur Datenübertragungsqualität gemacht. Im VERDI Projekt
wurde erstmals nur das satellitengestützte Global Positioning System (GPS) zur Ortung
der Fahrzeuge ohne digitale Karteninformationen und ,,Datenabgleich" (Map Matching
Process
4
) im Fahrzeug eingesetzt. Die prinzipielle Machbarkeit dieser preisgünstigen
Endgeräte konnte nachgewiesen werden.
Für das Übertragungsmedium des SMS-Services spricht der weitere Einsatz im LoCo-
MoTiV (Localisation and Communication in MoTiV) Projekt. Der hierbei ausgetestete, auf
der Grundlage der Ergebnisse des VERDI Feldversuchs entwickelte GATS-
Datenstandard (Global Automotiv Telematics Standard) greift auf den SMS-Service als
4
Beim ,,Map Matching Process" werden die kontinuierlich erhoben GPS-Ortungsdaten mit der digitalen
fahrzeugseitigen Karte abgeglichen und gegebenenfalls korrigiert. Der Prozess stellt somit fest, ob sich das
Fahrzeug noch auf einen bestimmten Streckenabschnitt der gespeicherten Karte befindet oder nicht.

3 Internationale Analyse
28
Übertragungsmedium zurück. Eine ausführliche Beschreibung der GATS-Systemkompo-
nenten ist dem Abschnitt 4.3 Protokolle und Standards, S. 58 ff, zu entnehmen.
Bezüglich der Ergebnisse der Feldversuche zur Datenübertragungsqualität mittels
Mobilfunk bleibt anzumerken, dass die Qualität der Mobilfunknetze in den letzten Jahren
ständig qualitativ verbessert wurden. Vor allem durch die neuen Datenübertragungstech-
nologien, wie GPRS oder UMTS, die eine permanente Verbindung zwischen Zentrale und
Telematikendgerät im Kfz bei sehr günstigen Tarifen ermöglichen (Abrechnung erfolgt
nach übertragenen Datenvolumen, 1 MB kostet ca. 1 ), werden mobilfunkbasierte FCD
Systeme in der Praxis für den Massenmarkt finanzierbar und einsetzbar.
Einer der Gründe, warum GPRS noch nicht von den großen Automobilherstellern
eingesetzt wird, liegt in den Problemen mit der GPRS-Hardware. Die am Markt verfügba-
ren GPRS Modems haben auch in der 2. Generation immer noch erhebliche Stabilitäts-
probleme im praktischen Dauereinsatz. Bei aktiver GPRS Verbindung können gleichzeitig
auch keine Telefongespräche geführt werden. Dies ist besonders in der Automobil-
industrie ein entscheidendes Kriterium, da der Fahrzeuglenker im Kfz somit per Sprachan-
ruf nicht erreichbar ist. Zum Telefonieren müsste ein weiteres Modem eingebaut werden.
Weiters gibt es auch keine durchgängigen GPRS Roamingverträge zwischen den
europäischen Mobilfunkbetreibern. Aus diesen Gründen setzen die großen Automobilher-
steller (BMW, Mercedes, VW, etc.) nach wie vor auf SMS als Datenübertragungsmedium.
3.4.2 Modellrechnungen zur Verkehrsflussanalyse
Im Rahmen des RHAPIT-Feldversuchs wurde der Zusammenhang zwischen strecken-
bezogenen Verkehrsdaten und querschnittsbezogenen Messwerten lokaler Verkehrs-
datenerfassungssysteme untersucht. Es wurden durch Konvoifahrten mit 5 FCD
Testfahrzeugen, die den zu untersuchenden Streckenabschnitt mehrmals durchfuhren,
gezielt Störfallerkennungstests im Bereich des Frankfurter Kreuzes durchgeführt.
Am Querschnitt EQ2 wurden die in Abbildung 3.4-2 dargestellten Messdaten erhoben. Die
auf 5-Minuten-Intervalle aggregierten querschnittsbezogenen Messdaten der Induktions-
schleife in EQ2 (dünne durchgezogene Linie) sowie die durch ein Kalman-Filter-Modell
[WELCH & BISHOP (2001)] aus den benachbarten Erfassungsquerschnitten EQ3 und
EQ1 berechneten mittleren Reisegeschwindigkeiten des Verkehrsstromes auf dem
betrachteten Streckenabschnitt (dicke durchgezogene Linie) wurden mit den Messwerten
der aktuellen Fahrgeschwindigkeit der Einzelfahrzeuge (Näherung durch gestrichelte
Linie) am Querschnitt EQ2 verglichen [FOLKERTS et al. (1998)].

3 Internationale Analyse
29
Abbildung 3.4-2: Gegenüberstellung der Zählstellendaten am Querschnitt EQ 2 (Induk-
tionsschleife), der Modelldaten (Kalman-Filter) und der FCD-Daten im Rahmen von
Konvoifahrten des RHAPIT Feldversuches am 17.03.1995 im Bereich des Frankfurter
Kreuzes [FOLKERTS et al. (1998)]
Die Ganglinien der Geschwindigkeiten zeigen eine Verkehrsstörung im Zeitraum zwischen
14:50 und 15:50 Uhr infolge Verkehrsüberlastung. Bereits um 14:45 Uhr liegen zwei FCD-
Datenprotokolle vor, die Schwellenwertunterschreitung der Reisegeschwindigkeit von 30
km aufweisen. Die 5-Minutenwerte des Detektors und das Kalmanfiltermodell detektieren
zu diesem Zeitpunkt noch keine Verkehrsstörung.
FOLKERTS et al. (1998) interpretieren diesen Sachverhalt wie folgt: Einzelne Fahrzeuge
stecken bereits im Stop-and-Go-Verkehr, während die geglätteten 5-Minuten-Werte der
Zählstellendaten diesen Zustand noch nicht repräsentieren. Aus den Datenprotokollen der
FCD zwischen 14:45 und 15:05 Uhr kann auf einen starken Stop-and-Go-Verkehr
geschlossen werden. Jedes FCD-Paket wies für die Abschnittsdurchquerung mindestens
zwei Fahrzeugstillstände und eine Haltezeit von mehr als 1 Minute auf. Die FCD-
Datenpakete während des Störfallzeitraums beinhalten je einen Fahrzeugstillstand mit
einer Haltezeit unter einer Minute bei 1-3 Schwellenwertunterschreitungen. Dieser
Zustand lässt sich als instabiler dichter Verkehr interpretieren. Die FCD-Fahrzeuge, die
um 15:25 Uhr den Abschnitt durchqueren, lassen aufgrund ihrer größeren Geschwindig-
keit und der damit verbundenen Schwellenwertüberschreitung auf eine Verkehrserholung,
nicht aber auf einen stabilen Verkehrszustand schließen.
Das hier dargestellte Beispiel aus dem RHAPIT-Feldversuch verdeutlicht in eindrucksvoll-
er Weise das Potenzial, welches streckenbezogene fahrzeuggenerierte Verkehrsdaten

3 Internationale Analyse
30
aufweisen. Neben einer früheren Störfalldetektion ist eine detailliertere Verkehrs-
zustandsbeschreibung durch eine Analyse der mobilen Verkehrsdaten möglich. Der
Feldversuch verdeutlicht aber auch die Notwendigkeit eines entsprechenden Stichproben-
umfanges der FCD-Fahrzeuge am Fahrzeugkollektiv. Zwischen 15:23 und 15:49 Uhr
fehlen vollständig FCD-Meldungen. Die Erholung des Verkehrs wird von der FCD
Stichprobe aufgrund fehlender Daten nicht wiedergegeben.
Für den gleichen Streckenabschnitt am Frankfurter Kreuz wurden die lokalen und mobilen
Verkehrsdaten vom 7.11.1994 für die Situation eines gebundenen, aber noch stabilen
Verkehrszustandes gegenübergestellt. Abbildung 3.4-3 gibt die Geschwindigkeitsverläufe
an den Messquerschnitten (gestrichelte Linie), die nach Kalman-Filter bestimmten Reise-
geschwindigkeiten für die beiden Sektoren (durchgezogene Linie) und die Geschwindig-
keit eines FCD-Fahrzeugs bei Einfahrt in den Erfassungsabschnitt wieder.
Es ist festzustellen, dass anfänglich die Geschwindigkeiten des Testfahrzeuges 20 km/h
über denen der Messstelle EQ1 liegen. Dies kann entweder auf den individuellen Fahrstil
des Kraftfahrers oder auf Verzögerungen bei der fahrzeugseitigen Bestimmung der
Fahrgeschwindigkeit bei starken Abbremsvorgängen zurückgeführt werden [FOLKERTS
et al. (1998)]. Das FCD-Fahrzeug muss infolge einer Verkehrsverdichtung seine Ge-
schwindigkeit verringern, sodass es an den Erfassungstellen EQ2 und EQ3 das Niveau
der lokalen Geschwindigkeiten erreicht.
Abbildung 3.4-3: Gegenüberstellung der Zählstellendaten am Erfassungsquerschnitt EQ2
(Induktionsschleife), der Modelldaten (Kalman-Filter) und der FCD-Daten vom 07.11.1994
am Frankfurter Kreuz [FOLKERTS et al. (1998)]

3 Internationale Analyse
31
Aus diesem relativ einfachen Beispiel wird eine grundlegende Problematik der stre-
ckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung deutlich: Insbesondere im freien und
teilgebundenen Verkehr, ist die Reisegeschwindigkeit die durch FCD-Fahrzeuge ermittelt
wurde, primär von der freien Entscheidung des Kraftfahrers abhängig. Die Geschwindig-
keiten sind nicht repräsentativ für das Fahrzeugkollektiv. Als ein Ergebnis des RHAPIT-
Feldversuchs definieren FOLKERTS et al. (1998), dass die Streuung der FCD-
Einzelgeschwindigkeiten durch eine geeignete Auswertelogik ausgeglichen werden muss;
bei größeren Datenmengen ist z.B. an eine Streichung von Extremwerten zu denken. Der
Messfehler der FCD-Reisezeiten wird mit 10% beziffert.
Demgegenüber konnten in beiden beschriebenen Testfällen bei gebundenem Verkehr
und bei Überlast die vorherrschenden Verkehrssituationen aufgrund der strecken-
bezogenen Verkehrsdatenerfassung korrekt wiedergegeben werden. Als ein wesentliches
Ergebnis der RHAPIT-Untersuchung kann die Sinnhaftigkeit einer kombinierten Betrach-
tung lokaler und mobiler Verkehrsdaten zur Verkehrszustandsklassifikation gesehen
werden. Dies gilt insbesondere, solange keine ausreichenden Datenmengen an FCD
gewährleistet werden können, wie dies im Feldversuch der Fall war.
Im VERDI-Feldversuch wurde festgestellt, dass bei ausreichendem Stichprobenumfang,
streckenbezogene Daten der FCD zur aktuellen und vollständigen Erfassung der Ver-
kehrslage uneingeschränkt geeignet sind. Durch FCD konnten Stauereignisse im Durch-
schnitt 15 Minuten früher festgestellt werden, als dies durch die Landesmeldestellen der
Polizei der Fall war [HUBER (2001), S. 34]. Jedoch brachte der VERDI-Feldversuch auch
Probleme bei der individuellen Geschwindigkeitserfassung zu Tage. Durch die zeitliche
Mittelung der Geschwindigkeiten im FCD-Fahrzeug werden Geschwindigkeitsänderungen
verzögert nachvollzogen. Somit weichen bei starken Abbrems- und Beschleunigungs-
vorgängen die querschnittsbezogenen Messwerte von den Geschwindigkeiten, die durch
FCD-Fahrzeuge generiert werden, zum Teil erheblich voneinander ab. Zusätzlich stellte
sich im Rahmen der Datenverarbeitung heraus, dass der Bezug der Verkehrsdaten auf
verkehrstechnisch nicht relevanten Straßenabschnitten zu einer unnötig hohen zu verar-
beitenden Datenmenge geführt hat [FOLKERTS et al. (1998)].

4 Datenübertragung
32
4 Datenübertragung
Ziel diese Kapitels ist die Ermittlung der für die FCD Generierung am besten geeignetsten
Technologie zur Datenübertragung. Dazu wurden verschiedene Kriterien und Nutzen-
funktionen definiert (siehe Tabelle 4.1-1), die als Zielertrag
E
in eine Nutzwertanalyse
eingehen. Durch Multiplikation des Zielertrages
E
mit den Zielgewichtungen
G
ergeben
sich die Teilnutzwerte
n
. Der Gesamtnutzwert
N
ergibt sich durch Summation aller
Teilnutzwerte
n
.
4.1 Bewertungskriterien und Zielgewichtung
Da fortlaufend neue Übertragungstechnologien mit höheren Übertragungskapazitäten bei
geringeren Übertragungskosten entwickelt werden, ist die Technologieverfügaberkeit ein
wichtiges Beurteilungskriterium der Datenübertragung. Daneben sind hinsichtlich der
streckenbezogenen Verkehrsdatenerfassung durch Einzelfahrzeuge sowohl die Übertra-
gungskosten als auch die Übertragungsdauer Schlüsselfaktoren um einerseits die
wirtschaftlichen als auch die technischen Systemanforderung zu erfüllen. Folgende
Nutzenfunktionen wurden zum Vergleich der verschiedenen Übertragungstechnologien
definiert:
Tabelle 4.1-1: Zielkriterien und Nutzenfunktionen zur FCD-Datenübertragung
Zielkriterium
Nutzenfunktion
Kommentar
Technologie-
verfügbarkeit
sofort:
< 1 Jahr:
1-2 Jahre:
> 2-3 Jahre:
> 3 Jahre:
++
+
-
--
Zeitraum [Jahre], in dem die Technologie am
Markt verfügbar ist.
Übertragungs-
dauer/kB
< 1 sek:
1-30 sek:
> 30-60 sek:
> 60-90 sek:
> 90 sek:
++
+
-
--
Zeit [sek], die durchschnittlich bei der Über-
tragung von 1 kB Daten anfällt.
Übertragungs-
kosten/kB
keine:
< 0,01:
0,01-0,02:
> 0,02-0,03:
> 0,03:
++
+
-
--
Kosten [], die bei der Übertragung von 1 kB
Daten anfallen.
Synergien
sehr hoch
hoch
teilweise
kaum
keine
++
+
-
--
Grad der Synergien, die bei Verwendung
einer Technologie / System mit anderen An-
wendungen gegeben sind. So kann z.B. das
Mobiltelefon des Fahrzeuglenkers zur
Sprachtelefonie als auch zur Datenüber-
tragung verwendet werden (Grenzkostenan-
satz).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2005
ISBN (eBook)
9783832492229
ISBN (Paperback)
9783838692227
DOI
10.3239/9783832492229
Dateigröße
4.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität für Bodenkultur Wien – unbekannt
Erscheinungsdatum
2006 (Januar)
Note
2,0
Schlagworte
verkehrsablauf datenerfassung ortung nachrichtenübertragungstechnik verkehrsleitsystem
Produktsicherheit
Diplom.de
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Titel: Generierung streckenbezogener Verkehrsdaten als Basis für den Einsatz in Verkehrstelematiksystemen
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