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Marktpotential von Verkehrsinformationen

©2005 Masterarbeit 101 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Durch die fortschreitende Arbeitsteilung unserer Gesellschaft und durch die ständig wachsende Produktionsaufteilung in der Industrie sowie durch vermehrten Besorgungs- und Freizeitverkehr wächst das Güterverkehrs- als auch Personenverkehrsaufkommen immer stärker an. Betrachtet man die Verkehrsentwicklung im Personenverkehr seit 1980 in Österreich, so zeigt sich ein deutlicher Anstieg der Fahrleistungen von knapp unter 80 Milliarden Pkw-km im Jahr 1980 auf beinahe 120 Milliarden Pkw-km im Jahr 1999.
Unterstützt durch die zunehmende Motorisierung der Bevölkerung mit Zuwächsen um bis zu 35% führt dies in Verbindung mit der dezentralen Siedlungsentwicklung und dem Ausbau der Hochleistungsstraßeninfrastruktur (z.B. S1, S2, A5 usw.) zu einer Art „Speckgürtel“ um Ballungszentren. Die Anzahl der Wege mit dem Pkw nimmt deutlich zu.
Mobilitätsszenarien für den Großraum Wien prognostizieren im Trendszenario1 bis zum Jahr 2035 ein Ansteigen des Anteils des motorisierten Individualverkehrs (Pkw und Motorrad) von 34% auf bis zu 45 % in Wien und von 65% auf 69% im Umland. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs sinkt hingegen von 35% auf 29%. Die Summe der zurückgelegten Pkw-Kilometer eines Werktages im Großraum Wien wird im Trendszenario um ca. 90% von heute 45 Millionen Pkw-km pro Werktag auf 86 Millionen Pkw-km pro Werktag anwachsen. Das wird vor allem in der Stadt Wien zu deutlich mehr überlasteten Straßen führen. Im Trendszenario ist nahezu mit einer Verdreifachung der Straßenkilometer in Wien mit Verkehrsüberlastung (mehr als 5 Stunden pro Tag) zu rechnen. So zeigt zum Beispiel der Gürtel bei der Volksoper einen Anstieg der überlasteten Tageszeiten von derzeit einer Stunde auf das Fünffache. Auf der Südosttangente beim Knoten St. Marx steigt die Anzahl der überlasteten Tagesstunden von derzeit 3 Stunden auf weit mehr als 5 Stunden pro Tag.
Im Maßnahmenszenario, das die Verkehrsentwicklung bis 2035 unter dem Aspekt einer flächendeckenden Pkw Straßenmaut sowie der intensiven Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs betrachtet, wird immerhin noch ein Wachstum der zurückgelegten Pkw-Kilometer eines Werktages von 35% auf 61 Millionen Pkw-km gegenüber dem Bestand prognostiziert.
Die daraus resultierenden lokalen Umweltauswirkungen durch Kohlenmonoxid (CO), Kohlenwasserstoff (HC), Stickoxiden (NOx), Schwefeldioxid (SO2), Partikel- sowie Lärmemissionen werden sich bis 2035 auf Grund der technologischen Entwicklungen gegenüber dem Bestand […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9221
Linauer, Martin: Marktpotential von Verkehrsinformationen
Hamburg: Diplomica GmbH, 2006
Zugl.: Donau-Universität Krems, MA-Thesis / Master, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany


Erklärung
Eidesstattliche Erklärung
Ich, DI Dr. Martin Linauer,
geboren am 8.5.1972 in St. Pölten, Österreich,
erkläre,
1. dass ich meine Master Thesis selbständig verfasst, andere als die angegebenen
Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfen
bedient habe,
2. dass ich meine Master Thesis bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form
als Prüfungsarbeit vorgelegt habe,
3. dass ich, falls die Arbeit mein Unternehmen betrifft, meinen Arbeitgeber über Titel,
Form und Inhalt der Master Thesis unterrichtet und sein Einverständnis eingeholt habe.
Wien, 23. Mai 2005
Unterschrift

Vorwort
Vorwort
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher
Mitarbeiter im Geschäftsfeld Verkehrstechnologien des Österreichischen Forschungs- und
Prüfzentrums Arsenal (arsenal research) in Wien.
Herrn DI Anton Plimon sowie Herrn DI (FH) Dietrich Leihs danke ich für die Anregung
sowie die Ermöglichung des Studiums an der Donau-Universität Krems. Meinen Kollegen
im Österreichischen Forschungs- und Prüfzentrum Arsenal danke ich für die ständige
Bereitschaft zur fachlichen Diskussion sowie der ausgezeichneten technischen Unter-
stützung.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Simon Ballam für die Übernahme der Betreuung meiner
Mater Thesis. Sein Rat und seine sachkundigen Anregungen hatten einen wesentlichen
Beitrag zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen.
Frau Mag. Maria Spindler vom Büro für Beratung und Forschung danke ich für ihre
wertvollen Hinweise, sowie für die Übernahme der Kobetreuung.
Mein allerherzlichster Dank richtet sich aber an meine Frau Doris sowie an meine Eltern
und allen meinen Freunden, die viel Verständnis, Geduld, Aufmunterung und moralische
Unterstützung aufbrachten und mich motivierten, das Ziel der Fertigstellung der Arbeit
nicht aus den Augen zu verlieren.
Bei meinen Söhnen Leon und Philipp möchte ich mich auf diesem Wege für die vielen
Stunden entschuldigen, die ich wegen der Verfassung dieser Arbeit nicht mit ihnen
verbringen konnte und ihnen für ihr Verständnis und ihre Liebe danken.
M
ARTIN
L
INAUER
Wien, im Mai 2005

Kurzfassung
Kurzfassung
Durch die fortschreitende Arbeitsteilung unserer Gesellschaft und durch die ständig
wachsende Produktionsaufteilung in der Industrie sowie durch vermehrten Besorgungs-
und Freizeitverkehr wächst das Güterverkehrs- als auch Personenverkehrsaufkommen
immer stärker an. Im Hinblick auf die begrenzten Ressourcen der Verkehrssysteme
spielen aktuelle Verkehrsdaten eine immer wichtigere Rolle zur optimierten Nutzung der
verschiedenen Verkehrsträger.
In der vorliegenden Arbeit wurde ein konservativer Ansatz zur Bewertung der Staukosten-
einsparungen im Straßenverkehr durch Echtzeit-Verkehrsinformation entwickelt. Anhand
von Szenarien wird der Nutzen sowie die Kosten sowohl aus interner als auch aus
volkswirtschaftlicher Perspektive abgeschätzt und monetär quantifiziert. Ausgehend von
den erzielten Ergebnissen wurde in weiterer Folge ein Preismodell für die Bereitstellung
von Echtzeit-Verkehrsinformation für Kfz-Nutzer abgeleitet. In weiterer Folge können
verschiedene Telematikdienste basierend auf Verkehrsinformationen als Produkt
kommerziell entwickelt und umgesetzt werden.

Abstract
Abstract
Due the progressing division of work in our society and through the increasing division of
manufacturing processes in the industry as soon as the growing of free time and provision
traffic of the particular person the volume of traffic goes up. In view to the limited
resources of the traffic systems actual traffic information play a more and more decisive
role for the optimal usage of the different traffic carriers.
In the present thesis a conservative approach for the evaluation of saving congestion
costs by using online traffic information was developed. In different scenarios the benefit
as soon as the costs in the view of the internal and also the external economical viewpoint
would be estimated. Starting from the results on savings a price model for the provision of
online traffic information for traffic user would be prepared. As a result of the proposed
price model different traffic telematics services based on real time traffic information can
be developed and implemented.

Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung...1
1.1
Überblick...1
1.2
Problemstellung ...2
1.3
Zielsetzung ...3
1.4
Vorgangsweise ...4
2
Grundlagen...5
2.1
Interne und externe Kosten der Kfz-Nutzung ...5
2.2
Definition von Stau...11
2.3
Straßenverkehrsinformationen ...16
2.4
Verkehrsdatenerfassung...17
2.5
Begriffsbestimmungen ...20
2.5.1
Verkehrstelematik ...20
2.5.2
Logistik ...21
2.5.3
Spediteur...21
2.5.4
Transporteure...22
3
Staukosten...23
3.1
Allgemeines ...23
3.2
Methodische Grundüberlegungen ...24
3.3
Bewertung von Zeitverlusten ...26
3.3.1
Empirische Erhebungsmethoden zur Zeitbewertung ...30
3.3.2
Zeitwert-Studien in Holland ...32
3.3.3
Zeitwert-Studien in Großbritannien ...36
3.3.4
Zeitwert-Studien in Österreich...39
3.3.5
Fazit ...41
3.4
Bewertung des Treibstoffmehrverbrauchs...44

Inhaltsverzeichnis
II
3.4.1
Fazit ...46
3.5
Bewertung der staubedingt verringerten Unfallfolgekosten ...47
3.5.1
Unfallrate auf Grund der Geschwindigkeit ...47
3.5.2
Unfallrate als Funktion der Verkehrsbelastung ...49
3.5.3
Fazit ...50
3.6
Bewertung der staubedingten Umweltkosten ...52
3.6.1
Fazit ...55
4
Fallstudie ...56
5
Schlussfolgerungen und Ausblick ...69
5.1
Schlussfolgerungen ...69
5.2
Ausblick ...74
6
Literaturverzeichnis...75
7
Glossar...80
8
Abbildungsverzeichnis...84
9
Tabellenverzeichnis...86
10
Anhang...88
10.1
Level of Service Konzept für Autobahnen ...88
10.2
Level of Service Konzept für Hauptverkehrsstraßen ...89
10.3
Fahrplanabfrage ...91

1 Einleitung
1
1 Einleitung
1.1 Überblick
Durch die fortschreitende Arbeitsteilung unserer Gesellschaft und durch die ständig
wachsende Produktionsaufteilung in der Industrie sowie durch vermehrten Besorgungs-
und Freizeitverkehr wächst das Güterverkehrs- als auch Personenverkehrsaufkommen
immer stärker an. Betrachtet man die Verkehrsentwicklung im Personenverkehr seit 1980
in Österreich, so zeigt sich ein deutlicher Anstieg der Fahrleistungen von knapp unter 80
Milliarden Pkw-km im Jahr 1980 auf beinahe 120 Milliarden Pkw-km im Jahr 1999
[UMWELTBUNDESAMT (2001), S. 443]. Unterstützt durch die zunehmende Motori-
sierung der Bevölkerung mit Zuwächsen um bis zu 35% [SAMMER (2004), S. 5] führt dies
in Verbindung mit der dezentralen Siedlungsentwicklung und dem Ausbau der
Hochleistungsstraßeninfrastruktur (z.B. S1, S2, A5 usw.) zu einer Art ,,Speckgürtel" um
Ballungszentren. Die Anzahl der Wege mit dem Pkw nimmt deutlich zu.
Mobilitätsszenarien für den Großraum Wien [SAMMER (2004), S. 25 ff] prognostizieren im
Trendszenario
1
bis zum Jahr 2035 ein Ansteigen des Anteils des motorisierten
Individualverkehrs (Pkw und Motorrad) von 34% auf bis zu 45 % in Wien und von 65% auf
69% im Umland. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs sinkt hingegen von 35% auf 29%.
Die Summe der zurückgelegten Pkw-Kilometer eines Werktages im Großraum Wien wird
im Trendszenario um ca. 90% von heute 45 Millionen Pkw-km pro Werktag auf 86
Millionen Pkw-km pro Werktag anwachsen. Das wird vor allem in der Stadt Wien zu
deutlich mehr überlasteten Straßen führen. Im Trendszenario ist nahezu mit einer
Verdreifachung der Straßenkilometer in Wien mit Verkehrsüberlastung (mehr als 5
Stunden pro Tag) zu rechnen. So zeigt zum Beispiel der Gürtel bei der Volksoper einen
Anstieg der überlasteten Tageszeiten von derzeit einer Stunde auf das Fünffache. Auf der
Südosttangente beim Knoten St. Marx steigt die Anzahl der überlasteten Tagesstunden
von derzeit 3 Stunden auf weit mehr als 5 Stunden pro Tag. Im Maßnahmenszenario, das
die Verkehrsentwicklung bis 2035 unter dem Aspekt einer flächendeckenden Pkw
Straßenmaut sowie der intensiven Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs betrachtet,
1
Das Trendszenario prognostiziert unter den Rahmenbedingungen der aus heutiger Sicht wahrscheinlich
umgesetzten Maßnahmen (,,business-as-usual").

1 Einleitung
2
wird immerhin noch ein Wachstum der zurückgelegten Pkw-Kilometer eines Werktages
von 35% auf 61 Millionen Pkw-km gegenüber dem Bestand prognostiziert.
Die daraus resultierenden lokalen Umweltauswirkungen durch Kohlenmonoxid (CO),
Kohlenwasserstoff (HC), Stickoxiden (NO
x
), Schwefeldioxid (SO
2
), Partikel- sowie
Lärmemissionen werden sich bis 2035 auf Grund der technologischen Entwicklungen
gegenüber dem Bestand deutlich verbessern (z.B. Partikel-Emissionen minus 77%, NO
x
-
Emissionen minus 60%). Die Entwicklung der Kohlendioxid (CO
2
) Treibhausgas-
emissionen im Verkehrssektor in der Ostregion ist hingegen Besorgnis erregend. So ist im
Trendszenario im Großraum Wien mit einer Zunahme der CO
2
-Emission bis 2035 um bis
zu 67% zu rechnen. Das Kyoto Ziel von minus 13% CO
2
-Emissionen (Basis 1990) wird
also weit verfehlt [SAMMER (2004), S. 39].
Ähnliche Szenarien ergeben sich auch für andere Ballungsräume wie Graz, Linz,
Salzburg oder Innsbruck.
1.2 Problemstellung
Auf Grund begrenzter Ressourcen und Umweltbelastungen ist es nicht sinnvoll allein den
Neu- und Ausbau des Straßennetzes voranzutreiben. Vor allem in den sensiblen
Ballungsräumen müssen durch entsprechende Konzepte sowohl die ökonomischen (viele
Leerfahrten, hoher Infrastrukturbedarf, Zeitverlust durch Verkehrsstauungen, erhöhter
Treibstoffverbrauch) als auch die ökologischen (Lärm- und Schadstoffbelastungen)
Auswirkungen des motorisierten Individualverkehrs reduziert werden. So kann durch eine
effiziente Verkehrssteuerung sowie durch umfangreiche Verkehrsinformation vor und
während einer Fahrt, die bestehende Verkehrsinfrastruktur effizienter nutzbar gemacht
werden. Dies kann beispielsweise durch ein Verkehrsmanagementsystem erreicht
werden, das Informationen des Verkehrszustandes aufnimmt, verarbeitet und die
Ergebnisse in Form von Empfehlungen oder Vorschriften an die Verkehrsteilnehmer
weitergibt. Die Steigerung der Leistungsfähigkeit des Verkehrsflusses durch Verkehrs-
managementsysteme wird von Experten mit einer Bandbreite von 5-15% angegeben [vgl.
ÖAMTC AKADEMIE (2000), S. 1; BMVBW (2002), S. 1 ff; ASFINAG (2004), S. 2].
Parallel zu den kollektiven Verkehrsbeeinflussungsanlagen bekommt die individuelle
Verkehrsbeeinflussung und Verkehrsinformation durch private Diensteanbieter einen
immer höheren Stellenwert. Der einzelne Verkehrsteilnehmer hat mit Hilfe von
Verkehrstelematiksystemen die Möglichkeit, sich Bestwegempfehlungen geben zu lassen.

1 Einleitung
3
Die beste Größe zur Beurteilung der Verkehrslage aus Sicht des Fahrzeuglenkers ist die
Angabe der Reisezeit. Durch Verkehrs- und Reisezeitprognosen in Kombination mit
Flottenmangementsystemen sowie dynamischen Navigationslösungen im Fahrzeug kann
eine Minimierung von Zeitverlusten für das Individuum erreicht werden (individuelle
Nutzenmaximierung). Aus dem Individualnutzen der Reisezeitersparnis des einzelnen
Kfz-Lenkers gegenüber den restlichen Verkehrsteilnehmern wird von der Privatwirtschaft
ein Kaufmotiv für Verkehrsinformation abgeleitet (vgl. LEIHS (2002), S. 33 ff]. Besonders
in Deutschland, Frankreich und Italien wurden Anfang 2000 zahlreiche private Telematik-
Unternehmen gegründet, deren Ziel es war, gegen Entgelt individuelle Verkehrsinfor-
mationsdienste bereit zu stellen. Die meisten dieser Unternehmen sind inzwischen wieder
vom Markt verschwunden (z.B. Vodafon Passo (D), TEGARON Info (D), etc.). Grund
dafür sind einerseits die hohen Investitionen in die flächendeckende Verkehrsdaten-
erfassung zur Bereitstellung von flächendeckender Verkehrsinformation und anderseits
eine Überschätzung des angebotenen Nutzen für den Verkehrsteilnehmer (und somit
auch der erzielbaren Preise).
1.3 Zielsetzung
Ziel der Arbeit ist, die Einsparungen von Staukosten durch Verkehrsinformation zu
verifizieren um in weiterer Folge das Marktpotential von Verkehrsinformation abschätzen
zu können. Als Basis wird ein konservativer Ansatz zur Bewertung der Staukosten im
Straßenverkehr entwickelt. Anhand von Szenarien werden die Staukosten sowohl aus
individueller als auch aus volkswirtschaftlicher Perspektive abgeschätzt und monetär
quantifiziert.
Ausgehend von den erzielten Ergebnissen können in weiterer Folge verschiedene
Telematikdienste basierend auf Verkehrsinformationen als Produkt kommerziell entwickelt
und umgesetzt werden.
Prinzipiell wird durch (individuelle) Verkehrsinformation meist nur das Symptom ,,Stau"
behandelt, nicht aber der grundlegende Anstieg der Verkehrsleistungen des motorisierten
Individualverkehrs. Einer nachhaltigen Entwicklung des motorisierten Individualverkehrs
sollte daher oberste Priorität gegeben werden. Neben der effizienten Nutzung der
bestehenden Verkehrsinfrastruktur für den motorisierten Individualverkehr müssen
gleichzeitige der Ausbau und die Beschleunigung der öffentlichen Verkehrsmittel
vorangetrieben werden.

1 Einleitung
4
1.4 Vorgangsweise
Generell baut die vorliegende Arbeit auf einer umfassenden Literaturstudie zum Thema
monetäre Staukostenbewertung auf. Die vorhandenen Ansätze und Ergebnisse wurden
teilweise in die Arbeit eingebracht und weiterentwickelt. Im Zuge eines Fallbeispieles
werden sowohl die individualisierten als auch die externen (sozialen) Staukosten eines
Kfz-Nutzers abgeschätzt. Es wird die Annahme getroffen, dass ein bestimmter Anteil der
Staukosten durch Echtzeit-Verkehrsinformation eingespart werden kann. Die Ergebnisse
dienen zur Ermittlung des Marktpotentials sowie zur Preisbildung von Verkehrs-
information.
Nachfolgend ist eine kurze Beschreibung zum Aufbau der vorliegenden Arbeit angeführt:
Zu Beginn werden in Kapitel 2 die theoretischen Grundlagen behandelt. Im Besonderen
wird auf die internen und externen Kosten der Kfz-Nutzung, auf die Definition von Stau
und dessen Zustandsbestimmung, der Definition von Straßenverkehrsinformation sowie
auf die Möglichkeiten der modernen Verkehrsdatenerfassung eingegangen. Abschließend
werden Begriffsbestimmungen die zum besseren allgemeinen Verständnis beitragen
angeführt.
Kapitel 3 widmet sich der Ermittlung von Staukosten. Neben allgemeinen Angaben zu den
Staukosten in Österreich werden die methodischen Grundüberlegungen der Staukosten-
ermittlung behandelt. Als interne Staukostenanteile werden die monetäre Bewertung von
Zeitverlusten sowie die Bewertung der staubedingten Treibstoffmehrverbräuche
angesetzt. Bei den externen Staukostenanteilen wird auf die Bewertung der staubedingt
verringerten Unfallfolgekosten sowie auf die Umweltkosten eingegangen.
In Kapitel 4 wird eine Fallstudie zur Einsparung von Staukosten durch Echtzeit-
Verkehrsinformation basierend auf verschiedenen Szenarien durchgeführt. Die ermittelten
Staukosteneinsparungen werden als Basis für die Mehrwertvergütung von Verkehrs-
informationsdiensten herangezogen.
In Kapitel 5 dieser Arbeit sind die Schlussfolgerungen zusammengefasst. Im Abschnitt
Ausblick werden Empfehlungen für den weiteren Forschungsbedarf gegeben.

2 Grundlagen
5
2 Grundlagen
2.1 Interne und externe Kosten der Kfz-Nutzung
Durch die Nutzung des Pkws und der Verkehrswege mit dem Kfz entstehen einerseits
Kosten, die die Kfz-Nutzer als interne (private) Kosten wahrnehmen und für die sie als
Kostenträger aufkommen müssen (Fahrzeugbetriebskosten, Zeitkosten). Dem gegenüber
stehen externe Kosten, wie Unfallkosten, Lärmkosten, Klimakosten, Schadstoffkosten an
Gebäuden und sonstige Schadstoffkosten, für die die Allgemeinheit (sowohl Pkw-Nutzer
als auch Nicht-Pkw-Nutzer gleichermaßen) entweder direkt oder indirekt über allgemeine
Steuern aufkommen muss. Kosten die sowohl intern als auch extern sein können sind
Staukosten und Kosten der Bereitstellung der Straßeninfrastruktur. Staukosten erhöhen
einerseits die eigenen Zeit- und Fahrzeugsbetriebskosten der Kfz-Nutzer, andererseits
werden durch das Befahren der Straße die Zeit- und Fahrzeugsbetriebkosten aller
anderen Kfz-Nutzer erhöht. Werden die Kosten der Bereitstellung der Straßeninfrastruktur
nicht zur Gänze über verkehrsspezifische Steuern von den Pkw-Nutzer bezahlt, sondern
aus allgemeinen Steuereinnahmen finanziert, sind diese ebenfalls als extern für die Kfz-
Nutzer zu sehen.
Das ökonomische Problem beim Auftreten externer Kosten besteht darin, dass die Pkw-
Nutzer bei Antritt der Fahrt nur die mit der Fahrt verbundenen internen (privaten) Kosten
berücksichtigen (meist nur die Treibstoffkosten) und nicht auch die externen Kosten. Ein
Teil der Mobilität verursacht somit aus volkswirtschaftlicher Sichtweise höhere
gesellschaftliche Schäden, als er gesellschaftlichen Nutzen bringt und führt somit zu
Wohlfahrtsverlusten [vgl. STEININGER (2004), S. 22 ff].
Derzeit ist davon auszugehen, dass ein großer Teil des Autoverkehrs in Städten höhere
Kosten verursacht, als er an Nutzen bringt. Das ist nicht nur deshalb der Fall, weil die
Lebensqualität in der Stadt und die Gesundheit der Menschen durch Lärm und Abgase
des Verkehrs beeinträchtigt wird. Mit steigender Verkehrsstärke kommt es zu
zunehmenden gegenseitigen Behinderungen der Benützer des Straßennetzes. In Städten
werden diese Behinderungen hauptsächlich durch steigende Wartezeiten an Kreuzungen
verursacht. Nur ein Teil der Behinderungen entfällt auf das Erreichen der Kapazitäts-
grenzen im Längsverkehr, also auf das, was in erster Linie mit ,,Stau" assoziiert wird.
Diese ,,klassischen" Staus durch Überschreiten der optimalen Verkehrsstärke außerhalb

2 Grundlagen
6
von Kreuzungsbereichen ergeben sich nur zu Spitzenzeiten des werktäglichen Verkehrs
auf bestimmten Stadtautobahnen und Hauptverkehrsstraßen. Die Kosten der
gegenseitigen Behinderungen im Längsverkehr als auch jene auf Kreuzungen werden im
Folgenden ,,Staukosten" genannt. Die Staukosten bestehen im Wesentlichen in
zusätzlichen Zeitkosten von Fahrzeuginsassen und zeitabhängigen Fahrzeugkosten der
zurückgelegten Wege.
Bei hohen Verkehrsstärken können wie schon erwähnt alleine die Kosten durch
zusätzliche Behinderungen und Wartezeiten, die ein zusätzliches Fahrzeug verursacht,
weit höher sein, als der gesamte Nutzen dieser zusätzlichen Kfz-Fahrt. Ähnliches gilt auch
bei Parkplätzen. Sind genügend Parkplätze frei, ist die Suchzeit minimal. Erst knapp vor
der vollen Auslastung steigt die Suchzeit drastisch an. Jedes zusätzliche geparkte
Fahrzeug verursacht dann Kosten, die wesentlich höher sind als der Nutzen des
Parkvorganges [RAUH (2004), S. 12].
Wie in Abbildung 3-1 dargestellt, sind die privaten Grenzkosten (zeit- und fahrzeug-
abhängige Kosten) bei niedriger bis mittlerer Verkehrsstärke nahezu unabhängig von der
Verkehrsstärke (horizontaler Grenzkostenverlauf). Erst ab einer bestimmten Verkehrs-
stärke gibt es einen raschen Anstieg dieser privaten Grenzkosten durch die gegenseitige
Behinderung der Fahrzeuge. Durch die Wechselwirkung zwischen den Fahrzeugen
steigen nicht nur die Kosten des marginalen Straßenbenützers selbst sondern der
jeweilige Kostenanstieg trifft auch alle anderen Benützer des Straßenabschnittes in
gleicher Weise. Die steigenden privaten Grenzkosten werden so zu steigenden
kurzfristigen Durchschnittskosten für alle Straßenbenützer. Jeder Anstieg der privaten
Grenzkosten ist also mit der Zahl der betroffenen Straßenbenützer zu multiplizieren um
zum jeweiligen Anstieg der sozialen Grenzkosten zu kommen. Durch diesen großen
Multiplikationsfaktor kommt es, sobald ein merkbarer Anstieg der privaten Grenzkosten
einsetzt zu einem vielfach steileren Anstieg der sozialen Grenzkosten.

2 Grundlagen
7
Abbildung 2-1: Soziale und private Grenzkosten des Staus [RAUH (2004), S. 13, vom
Autor korrigiert]
Als vereinfachtes Beispiel kann eine Stadtautobahn betrachtet werden, die nur von Pkw
mit zeitabhängigen privaten Kosten von 7,- Euro pro Stunde befahren wird. Der Anstieg
der Verkehrsstärke dieser Stadtautobahn von 1.900 auf 2.000 Fahrzeuge pro Stunde pro
Fahrstreifen bewirkt ein Absinken der Durchschnittsgeschwindigkeit von beispielsweise
70 km/h auf 40 km/h.
Die privaten Staukosten der Benützer des marginalen Fahrzeuges ergeben sich dann mit
0,075
2
Euro pro Personenkilometer. Für alle Straßenbenützer zusammen werden jedoch
durch die 100 zusätzlichen Fahrzeuge zusätzliche Kosten (soziale Staukosten) von etwa
150 Euro verursacht. Dies entspricht etwa 1,50 Euro je zusätzlichen Fahrzeug auf der
Stadtautobahn. Die zusätzlichen Straßenbenützer haben keine Veranlassung, auf diese
von ihnen verursachten Staukosten zu reagieren, und könnten das auch nicht, weil sie
deren jeweilige Höhe nicht wahrnehmen können. Sie richten ihr Verhalten nur nach den ­
im Beispielfall 20-fach niedrigeren ­ privaten Kosten. Die Staukosten, die anderen
Straßenbenützern auferlegt werden, sind daher externe Kosten. Externe Staukosten
verhindern die ökonomisch optimale Nutzung der vorhandenen Straßenkapazität. Die
ökonomisch optimale Verkehrsstärke ist erreicht, wenn die sozialen Grenzkosten gleich
dem Grenznutzen sind. Bis die von den Verkehrsteilnehmern wahrnehmbaren
2
Der Reisezeitverlust duch die Geschwindigkeitsreduktion von 70 km/h auf 40 km/h bezogen auf 1 km
Straßenlänge berechnet sich wie folgt: [(1 km /70 km/h)-(1 km /40 km/h)] x 7 Euro/h = 0,075 Euro

2 Grundlagen
8
Durchschnittskosten das weitere Anwachsen des Verkehrs begrenzen, hat die Verkehrs-
stärke das ökonomische Optimum längst überschritten.
Zeitverluste durch gegenseitige Behinderungen entstehen im städtischen Straßennetz in
erster Linie dort, wo die Kapazität der Straßen am geringsten ist, das sind die
Kreuzungsbereiche. In Kreuzungsbereichen ist nicht von einem sprunghaften sondern in
erster Näherung von einem etwa linearen Anstieg der Zeitverluste durch gegenseitige
Behinderung auszugehen. Auch in diesem Fall steigen die sozialen Grenzkosten
schneller als die privaten [RAUH (2004], S. 13 ff].
Ein mögliches Modell zur Annäherung an das ökonomische Optimum ist Road Pricing
(siehe Abbildung 2-2). Road Pricing soll aus wohlfahrtsökonomischen Überlegungen dazu
dienen, die Straße den Nutzern so zur Verfügung zu stellen, dass die
gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt optimiert ist. Eine Maut in Höhe der Differenz zwischen
privaten und sozialen Grenzkosten bei optimaler Verkehrsstärke (soziale Grenzkosten =
Grenznutzen) bringt einen Wohlfahrtsgewinn in Größe der punktierten Fläche. Damit
würden sich die privaten Kosten den sozialen Kosten angleichen und zu einer Reduktion
der Verkehrsnachfrage auf jenes Niveau führen, bei dem die sozialen Grenzkosten genau
dem Grenznutzen einer zusätzlichen Fahrt entsprechen. gesamten Kosten bzw. Nutzen
bei der jeweiligen Verkehrsstärke dar. Ohne Maut steigt der Verkehr bis die privaten
Grenzkosten den Grenznutzen erreicht haben. Zusätzlich zu den privaten entstehen
externe Grenzkosten, die für Kfz-Nutzende nicht wahrnehmbar sind. Eine Stadtmaut
erhöht die privaten Grenzkosten. Bei ökonomisch optimaler Mauthöhe unterbleiben genau
jene Fahrten, bei denen die sozialen Grenzkosten (Summe aus privaten und externen
Grenzkosten) den Nutzen übersteigen würden.
Die Einführung einer City Maut ist politisch nur schwer umsetzbar bzw. gibt es berechtigte
Argumente gegen die Einführung eines solchen Systems [vgl. ÖAMTC (2003), S. 1].
Im Gegensatz zu ,,Road Pricing" stellt die Bereitstellung von Verkehrsinformation für Kfz-
Nutzer eine weitere Möglichkeit dar, um das ökonomische Optimum der Straßenverkehrs-
nutzung zu erreichen. Durch die Bereitstellung von Echtzeit-Verkehrsinformationen und
Reisezeiten als auch durch Verkehrsprognosen kann der jeweilige Kfz-Nutzer bereits im
Voraus den Nutzen seiner Fahrt mit den zu erwarteten Reisekosten abschätzen. Durch so
genanntes ,,Ramp Meetering", bei dem eine Zuflusskontrolle in Abhängigkeit vom
jeweiligen Verkehrszustand z.B. auf die Stadtautobahn erfolgt, kann dies noch unterstützt

2 Grundlagen
9
werden. Das Auftreten von externen Staukosten durch zusätzliche Kfz bei Überschreitung
der optimalen Straßenkapazität kann somit vermieden werden.
Abbildung 2-2: Prinzip Road Pricing [RAUH (2004), S. 6]
Wie in Abbildung 2-3 ersichtlich, konnte durch Einsatz einer ,,Ramp Meetering" Anlage am
Westbound SR-94 Highway in San Diego, Höhe Lemon Grove Ave, die Geschwindigkeit
am Highway konstant gehalten werden. Beim Ausfall der Anlage am 2.2.1999 brach die
Geschwindigkeit aufgrund von Verkehrsüberlastung auf 10-20 Miles/Hour ein (siehe
Abbildung 2-4).
Durch Verkehrsinformation kann somit im optimalen Fall eine Verteilung der
Verkehrsbelastung sowohl in zeitlicher als auch in räumlicher Sicht erreicht werden, ohne
,,Road Pricing" Systeme installieren zu müssen. Bei gleichzeitigem Ausbau der
Infrastruktur für öffentliche Verkehrsmittel als auch der Radwege könnte durch die
Möglichkeit des Reisezeitvergleiches mit dem motorisierten Individualverkehr auch ein
Modal Shift zugunsten der öffentlichen Verkehrsmittel erreicht werden. Vorraussetzung ist
jedoch ein Reisezeitvorteil der öffentlichen Verkehrsmittel gegenüber dem motorisierten
Individualverkehr. In der Praxis ist dies jedoch selten der Fall. Ein direkter Reisezeit-
vergleich zwischen öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Kfz kann deshalb auch einen
entgegengesetzte Wirkung ­ d.h. eine Verschiebung zu Gunsten des motorisierten
Individualverkehrs ­ aufweisen und somit verkehrspolitisch unerwünscht sein.

2 Grundlagen
10
Abbildung 2-3: Verlauf der Geschwindigkeit (rot) und der Verkehrsstärke (blau) mit Ramp
Meetering [DOT (1999)]
Abbildung 2-4: Verlauf der Geschwindigkeit (rot) und der Verkehrsstärke (blau) ohne
Ramp Meetering [DOT (1999)]

2 Grundlagen
11
2.2 Definition
von
Stau
Bei Betrachtung der ökonomischen Zusammenhänge in Abschnitt 2.1 ergibt sich eine
Antwort auf die häufig gestellte Frage, ab welcher Verkehrsstärke von ,,Stau" gesprochen
werden kann. Eine ökonomische Definition für das Bestehen von Stau lautet:
Stau ist jene Verkehrsstärke, bei der das ökonomische Optimum der Infrastruktur-
Auslastung überschritten ist. Dieses ökonomische Optimum ist überschritten, wenn
private Grenzkosten plus soziale Stau-Grenzkosten der marginalen Fahrt deren
Grenznutzen übersteigen [RAUH (2004), S.14].
SCHIRHACKL (1995, S. 6 ff) geht für seine Abschätzung der Staukosten zusammen-
fassend von folgendem Staubegriff aus: Unter Stauung wird nicht nur das ,,zum Stillstand
kommen" von Fahrzeugen verstanden; auch der Verkehrsfluss bei merklich
verkehrsbedingter Geschwindigkeitsreduktion unter die ,,gesamtwirtschaftlich orientierte
Optimalgeschwindigkeiten" führt zu Zeitverlusten und erhöhtem Ressourcenverbrauch
und wird dem Begriff Stau zugeordnet. Der angewendete Wortsinn kann mit dem
Begriffspaar ,,behinderter Verkehr" gleichgesetzt werden.
WALTERS (1987, S. 570 ff) definiert Stau relativ weitreichend als einen Zustand, bei dem
sich die auf der Fahrbahn befindlichen Fahrzeuge dermaßen beeinflussen, dass ihre
Geschwindigkeit unter die Geschwindigkeit bei verkehrsfreier Fahrbahn sinkt.
Aus verkehrstechnischer Sicht besteht Stau wenn die maximale Leistungsfähigkeit einer
Straße [Kfz/h] überschritten wird. Gemäß Highway Capacity Manual 85 [TRB (1985)]
beträgt die maximale Verkehrsstärke auf Autobahnen ca. 2000 Kfz/h/Fahrstreifen. Die
maximale Verkehrsstärke ist aber auch von Einflussfaktoren wie Lkw-Anteil,
Lichtsignalregelung, Topographie, etc. abhängig. Prinzipiell besteht zwischen der
Verkehrsstärke
M
, der Verkehrsdichte
D
und der mittleren Geschwindigkeit
V
eines
stationären und homogenen Verkehrsstromes in einem freien Streckenabschnitt einer
Straße besteht ein statistisch beobachtbarer Zusammenhang. Er lässt sich durch folgende
Kontinuitätsgleichung beschreiben:

2 Grundlagen
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V
D
M
×
=
Gleichgung 2-1
M
Verkehrsstärke in Fahrzeugen pro Zeiteinheit [Kfz/h]
D
Verkehrsdichte in Fahrzeugen pro Längeneinheit [Kfz/km]
V
Mittelwert der durchschnittlichen Fahrzeuggeschwindigkeiten aller Fahrzeuge auf
der betrachteten Strecke [km/h]
Durch die Kontinuitätsgleichung werden die möglichen Zustandsformen des Verkehrs auf
der freien Strecke beschrieben.
Abbildung 2-5: Zusammenhang zwischen Verkehrsmenge
M
und mittlerer Geschwindig-
keit
V
[SAMMER (2003), S. 7]
Der Kurvenverlauf in Abbildung 2-5 zeigt, dass jede Verkehrsstärke mit Ausnahme der
maximalen, mit zwei Verkehrsdichten abgewickelt werden kann. Nach Überschreiten des
Maximums der Verkehrsmenge wächst die Verkehrsdichte bei weiter abnehmender
mittlerer Geschwindigkeit. Der bis dahin stationäre Verkehrsstrom wird instationär, d.h.
der Verkehrsfluss bricht zusammen, es tritt Stau auf. Im Bereich kleiner Verkehrsmengen
herrscht freier Verkehrsfluss, der Verkehrsstrom ist ungestört. Der Lenker kann seine

2 Grundlagen
13
Geschwindigkeit frei wählen. Die Geschwindigkeit wird nicht durch vom Verkehr
abhängige Faktoren (Verkehrsbedingungen) bestimmt.
Abbildung 2-6: Zusammenhang zwischen Verkehrsdichte
D
und Verkehrsmenge
M
[SAMMER (2003), S. 8]
Mit zunehmender Verkehrsdichte bis zum Erreichen der maximalen Verkehrsstärke
M
max
wird der Verkehrsstrom durch Bildung von Teilkolonnen mehr und mehr gestört. Die
mittlere Geschwindigkeit sinkt mit zunehmender Verkehrsmenge ab, ebenso wird die
Streuung der Verteilung der Geschwindigkeit (der einzelnen Fahrzeuge) kleiner. In
Abbildung 2-6 wird die maximale Verkehrsmenge auf freier Strecke mit
M
max
= 2000 Kfz/h
und einer optimalen Verkehrsdichte
D
opt
= 35 Kfz/km bewältigt. Die kritische Geschwindig-
keit
V
krit
dazu beträgt etwa 55 km/h. Der Verkehrsstrom wird bei weiter anwachsender
Verkehrsdichte durch eine geschlossene Kolonne gebildet, der Verkehrsfluss wird instabil.
Aufgrund der weitgehend Definitionen von Stau wird in der Verkehrstechnik die
Verkehrsflussqualität (Level of Service, LoS) als Qualitätsmaß zur Abwicklung von
Verkehrsströmen verwendet. Als Beurteilungsgrößen werden die Merkmale
Verkehrsdichte, Fahrzeugabstand, Freizügigkeit beim Spurwechsel, Geschwindigkeit,
Überholmöglichkeit, etc. herangezogen (siehe Tabelle 2-1).
In Abbildung 2-7 ist die Klassifizierung der Verkehrsflussqualität (LoS) für Autobahnen
nach HCM 85 [TRB (1985)] und HCM 94 [TRB (1994)] überblicksmäßig dargestellt.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832492212
ISBN (Paperback)
9783838692210
DOI
10.3239/9783832492212
Dateigröße
4.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung – unbekannt
Erscheinungsdatum
2006 (Januar)
Note
2,0
Schlagworte
staukosten telematikdienste verkehrsdaten verkehrsinformationssystem verkehrsleitsystem
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Titel: Marktpotential von Verkehrsinformationen
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