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Der X-Faktor - TV-Journalisten im neuen digitalen Workflow

Die Einführung des Sony XDCAM-Professional Disc Systems verändert das Berufsbild des Fernsehjournalisten - Eine exemplarische Fallstudie am Beispiel des Westdeutschen Rundfunks

©2005 Diplomarbeit 132 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Im März 2005 stellte der Westdeutsche Rundfunk als erster deutscher TV-Sender seine technische Infrastruktur komplett von der tape-basierten Arbeitsweise auf die disc- bzw. File-basierte Produktion um. Voraussetzung dafür war die Einführung des XDCAM-Professional Disc Systems von Sony, das von der Akquisition über die Postproduktion bis zur Archivierung bereits einen weitgehend vernetzten Produktionsablauf ermöglicht. Während sich die am Workflow beteiligten Akteure wie Kameraleute und Tontechniker im Bereich der Akquisition nur unwesentlich in ihrer Arbeitsweise umstellen mussten, hatten die nun unmittelbaren Zugriffsmöglichkeiten auf das Bild- und Tonmaterial für den Fernsehautor gravierende Veränderungen im Arbeitsprozess zur Folge.
Tätigkeiten, die bislang auf das Tätigkeitsprofil des Cutters oder Archivars beschränkt waren, müssen nun zunehmend von den Autoren mit übernommen werden. So kopiert der Autor z.B. nach einem Drehtag die digitalen Bilddaten nun auf sein Notebook und fertigt bereits vor dem offiziellen Schnitttermin mit Hilfe einer speziellen Software selbst einen Rohschnitt an. Diese Rohschnittdaten werden dann im Anschluss in den non-linearen Schnittplatz per Diskette oder USB-Stick überspielt. Der Cutter erledigt nur noch die Feinarbeiten. Die Vorteile für den Sender: Kürzere Produktionszeiten, weniger Personaleinsatz und damit verbunden Einsparpotentiale. Am Ende dieser Entwicklung steht der omnipotente TV-Journalist, der von der Akquisition bis zur Postproduktion deutlich mehr Aufgaben im TV-Geschäft bewältigen muss, als bislang.
Anhaltspunkte für diese Entwicklung gibt es längst. So ist z.B. der selbst drehende Autor in den Nachrichtenredaktionen der WDR-Regionalstudios längst Realität. Hier wird das Bildmaterial von den Autoren selbständig gedreht (DVCAM), und dann von einer Cutterin digitalisiert und geschnitten. Beim Hessischen Rundfunk wird von den so genannten Videojournalisten sogar bereits seit Jahren erwartet, dass sie alle diese Tätigkeiten selbst übernehmen. Auch in den neuen, voll digitalisierten Newsrooms des ORF und SWR übernehmen Redakteure und Autoren heute längst Aufgaben, die in der einstmals analogen Welt eines Sendebetriebes von speziell ausgebildetem Personal noch exklusiv ausgeführt wurden.
Diese Arbeit möchte anhand einer exemplarischen Fallstudie aufzeigen, welche Folgen die Einführung des XDCAM-Professional-Disc-Systems auf das Berufsbild des TV-Journalisten haben wird. Da zu […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9205
Egbers, Christian Boris: Der X-Faktor - TV-Journalisten im neuen digitalen Workflow -
Die Einführung des Sony XDCAM-Professional Disc Systems verändert das Berufsbild
des Fernsehjournalisten -
Eine exemplarische Fallstudie am Beispiel des Westdeutschen Rundfunks
Hamburg: Diplomica GmbH, 2006
Zugl.: Universität Dortmund, Diplomarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany


,,Wenn wir der Technologie freien Lauf lassen und es in die Hände von Leuten
geben, die eine Vision haben, dann glaube ich, werden wir das Niveau von
Shakespeare und Thomas Mann erreichen. Aber nur wenn wir ein Fernsehen
haben, das auf Autorenschaft basiert."
1
Michael Rosenblum
1
Michael Rosenblum: In ,,Fernsehen ist das letzte Überbleibsel der Sowjetunion" Interview mit Andreas
Bauer im Internet www.hr-online.de, 15.09.2005, 19.53 Uhr

Kurzzusammenfassung
Kurzzusammenfassung
Diese Diplomarbeit gibt einen Überblick über den beruflichen Workflow des TV-
Journalisten vor und nach der Einführung des XDCAM-Professional-Disc-Systems beim
Westdeutschen Rundfunk und die Konsequenzen, die sich daraus für das Berufsbild des
Fernsehjournalisten ergeben. Sie betritt damit Neuland, da es sich dabei noch um ein na-
hezu unerforschtes Terrain handelt. Die mit XDCAM unmittelbar verbundenen neuen,
direkten Zugriffsmöglichkeiten auf das Bild- und Tonmaterial haben für den Fernsehau-
tor gravierende Veränderungen im Arbeitsprozess zur Folge. Er muss Tätigkeiten
übernehmen, die bislang seinen am Produktionsprozess beteiligten Teamkollegen, wie
Cuttern oder Archivaren, vorbehalten waren. Am Ende dieser Entwicklung steht der
omnipotente TV-Journalist, der von der Akquisition bis zur Postproduktion deutlich mehr
Aufgaben im TV-Geschäft bewältigen muss als bislang, damit verbunden mehr Verant-
wortung trägt, aber trotz Zusatzbelastung und Einsparpotential für den Sender nicht
besser bezahlt wird.
Die Arbeit besteht aus einem theoretischen und einem empirischen Teil. Im ersten Teil
werden am Beispiel der Entwicklungen zweier Insellösungen beim HR und ORF die
Auswirkungen von Digitalisierungsprojekten im Fernsehjournalismus und die allgemeine
Tendenz hin zum IT-basierten Sender exemplarisch dargestellt. Im zweiten empirischen
Teil dieser Arbeit steht die Auswertung der Introspektion des Verfassers sowie der quali-
tativen Experteninterviews im Vordergrund. Zum Abschluss der Arbeit wurde ein Aus-
blick auf zu erwartende Entwicklungen der nahen Zukunft gewagt, sowie die Ergebnisse
zusammengefasst.

Inhaltsverzeichnis
V
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ...VIII
Abbildungsverzeichnis... X
Tabellenverzeichnis ... XI
1 Einleitung ... 1
2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten ­ Beispielhafte Darstellung
ausgewählter Entwicklungen ... 3
2.1 Der allgemeine Trend zur Digitalisierung und IT-Integration im Rundfunk... 3
2.1.1 Videojournalisten beim Hessischen Rundfunk... 6
2.1.1.1 Definition,
Herkunft
und technologische Wurzeln... 6
2.1.1.2 Der
DV-Standard... 7
2.1.1.3 Die Geschichte der TV-Generalisten beim HR ... 8
2.1.1.4 Das
VJ-Equipment... 9
2.1.1.5 Anforderungsprofil
und
Qualität ... 11
2.1.1.6 Programmbereicherung
und/oder
Kostenbremse ... 13
2.1.2 Der digitale Newsroom beim ORF... 15
2.1.2.1 Definition... 15
2.1.2.2 Zeit im Bild (ZiB)... 15
2.1.2.3 Aufbau ... 18
2.1.2.4 Workflow... 20
2.1.2.5 Folgen
der
Digitalisierung ... 22
2.1.2.6 Konsequenzen für die journalistische Arbeit... 24
3 Fallstudie: Workflow eines TV-Autoren beim Westdeutschen Rundfunk... 26
3.1 Methode und Ziel der vorliegenden Fallstudie ... 26
3.1.1 Auswahl des Senders ... 26
3.1.2 Forschungsfragen... 27
3.1.3 Fallstudie mit Introspektion... 29
3.1.4 Experteninterviews ... 30
3.1.4.1 Interviewziele ... 31
3.1.4.2 Interview-Konzeption... 32

Inhaltsverzeichnis
VI
3.1.5 Ergänzende Forschungsmethoden ... 36
3.1.5.1 Beobachtung ... 36
3.1.5.2 Informelle
Gespräche ... 37
3.2 Der klassische Workflow eines TV-Autoren beim WDR... 38
3.2.1 Vom Film zur elektronischen Berichterstattung... 38
3.2.2 Tagesaktuelle Berichterstattung ... 38
3.2.2.1 Linearer
Schnitt ... 40
3.2.2.2 Nonlinearer
Schnitt... 41
3.2.3 Hintergrundberichterstattung und längere Beiträge ... 45
3.2.3.1 Das
Exposé ... 45
3.2.3.2 Das
Treatment... 46
3.2.3.3 Drehablaufplan und Dreh- bzw. Schnittanmeldung ... 46
3.2.3.4 Vorbesprechung mit dem Team und Dreharbeiten... 47
3.2.3.5 Archivmaterial ... 48
3.2.3.6 Grafiken und Animationen ... 49
3.2.3.7 Schnittvorbereitung
und
Schnitt ... 49
3.2.3.8 Die
Vormischung... 51
3.2.3.9 Das
Texten... 51
3.2.3.10 Die Abnahme ... 52
3.2.3.11 Die Sprachaufnahme... 52
3.2.3.12 Playout ... 53
3.2.3.13 Archivierung ... 54
3.2.3.14 Metadaten im klassischen Workflow... 54
3.2.3.15 Zusammenfassung der klassischen Produktionskette ... 55
3.3 Der Workflow unter Einsatz des XDCAM-Systems ... 56
3.3.1 Das XDCAM-System ... 56
3.3.1.1 Die Formatentscheidung des WDR ... 56
3.3.1.2 Sonys Zusammenarbeit mit dem WDR ... 57
3.3.1.3 Die filebasierte Zukunft beginnt... 59
3.3.1.4 Das Medium ,,Professional Disc"... 60
3.3.1.5 Das Datenaustauschformat MXF... 62
3.3.2 Idealtypischer Workflow des TV-Autoren im WDR-Programmbereich II
(Kultur und Wissenschaft)... 66
3.3.2.1 Die
Akquisition... 66

Inhaltsverzeichnis
VII
3.3.2.2 Die
Schnittvorbereitung... 68
3.3.2.3 Die Logging-Software PDZ-1 ... 69
3.3.2.4 E-VTR ... 73
3.3.2.5 Postproduktion... 74
3.3.2.6 Abnahme und Kommentar-Mischung ... 76
3.3.2.7 IT-basiertes
Playout... 77
3.3.2.8 Katalogisierung... 78
3.3.2.9 Archivierung... 78
3.3.2.10 Zusammenfassung der vernetzten Produktion... 80
3.3.3 Besonderheiten und Abweichungen im WDR-Programmbereich IV
(Landesprogramme)... 82
4 Der Arbeitsplatz des TV-Journalisten in der Zukunft ... 84
4.1 Zukünftige Anforderungen an den TV-Journalisten... 84
4.1.1 Videojournalisten und XDCAM... 85
4.1.2 Vorschau-Archiv-System ... 86
4.1.3 Was kommt nach SDTV? ... 91
4.2 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ... 92
5 Schlussbetrachtung und Ausblick ... 96
6 Literaturverzeichnis... 100
7 Glossar... 102
8 Anhang ... 107

Abkürzungsverzeichnis
VIII
Abkürzungsverzeichnis
ARD
Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten
Deutschlands
BOM
Basic Operating Mobile Deck für Redakteure und Realisatoren
DV
Digital Video
DVD
Digital Versaitel Disc
DVE
Digital Video Effect
EB
Elektronische Berichterstattung
EBU
European Broadcasting Union
EIPRODI
Einführung der Professional Disc
FKT
Fernseh- und Kino-Technik
GB
Giga Byte
GPS
Global Positioning Service
HD
High Definition
HDTV
High Definition Television
IMX
Interoperability Media Exchange
ING
IT-based News Gathering
IRT
Institut für Rundfunktechnik
IT
Informations-Technologie
KEF
Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkan-
stalten
LAN
Local Area Network
LCD
Liquid Crystal Display
MAZ
Magnet Aufzeichnung
Mbit/s
Mega Bit pro Sekunde
MMS
Multimedia Messaging Service
MPEG
Moving Picture Expert Group
MXF
Material Exchange Format
NiF
Nachricht im film
NLE
Nonlinear Editing
NTSC
National Television System Commitee
ORF
Österreichischer Rundfunk
PAL
Phase Alternation Line
PByte
Petabyte
RAID
(Redundant Array of Independent Disks)-System
SD
Standard Definition
SDI
Serial Digital Interface
SMS
Short Message Service
Steadybag
Schwebebeutel

Abkürzungsverzeichnis
IX
Steadycam
Schwebestativ
TByte
Terabyte
Thumbnails
Vorschaubilder
Umid
Unique Material Identifier
UMTS
Universal Mobile Telecommunications System
USB
Universal Seriell Bus
USV
Unterbrechungsfreie Stromversorgung
WAP
Wireless Application Protocol
WDR
Westdeutscher Rundfunk
W-LAN
Wireless Local Area Network
XLR
Screen - life - return" steht für die 3 Adern eines XLR-Kabels
ZIB
Zeit im Bild (Nachrichtensendung des ORF)

Abbildungsverzeichnis
X
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Das neue ZIB-Studio des ORF ...19
Abbildung 2: Der IMX-Player/Recorder MSW-A2000P ...44
Abbildung 3: Das MPEG-IMX-Band (6 Min. Länge)...44
Abbildung 4: Linearer Produktionsfluss vor Einführung des XDCAM-Systems ...55
Abbildung 5: Die Professional Disc ...60
Abbildung 6: XDCAM-Camcorder PDW-530P mit Firewire-Anschluss (unten rechts) ..65
Abbildung 7: Linearer Produktionsfluss mit dem XDCAM-System (Stand: 2005)...65
Abbildung 8: Der XDCAM-Camcorder PDW-530P...66
Abbildung 9: Das Mobil-Deck PDW-V1 (links) und der IMX-Office-Player J3 (rechts) 69
Abbildung 10: Der XDCAM-Studiorecorder PDW-1500 (l.: Front), (r.: Rück) ...70
Abbildung 11: Bildschirmoberfläche der Logging-Software PDZ-1 ...71
Abbildung 12: Das recordfähige Laufwerk PDW-R1 ...71
Abbildung 13: Das PDW-D1-Laufwerk ...72
Abbildung 14: Geplante vernetzte Produktion ...82
Abbildung 15: Beispiel einer Bildschirmmaske für Metadaten...90

Tabellenverzeichnis
XI
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Kategorisierung der Interviewpartner...31

1 Einleitung
1
1 Einleitung
Im März 2005 stellte der Westdeutsche Rundfunk als erster deutscher TV-Sender seine
technische Infrastruktur komplett von der tape-basierten Arbeitsweise auf die disc- bzw.
file-basierte Produktion um. Voraussetzung dafür war die Einführung des XDCAM-
Professional Disc Systems von Sony, das von der Akquisition über die Postproduktion
bis zur Archivierung bereits einen weitgehend vernetzten Produktionsablauf ermöglicht.
Während sich die am Workflow beteiligten Akteure wie Kameraleute und Tontechniker
im Bereich der Akquisition nur unwesentlich in ihrer Arbeitsweise umstellen mussten,
hatten die nun unmittelbaren Zugriffsmöglichkeiten auf das Bild- und Tonmaterial für
den Fernsehautor gravierende Veränderungen im Arbeitsprozess zur Folge.
Tätigkeiten, die bislang auf das Tätigkeitsprofil des Cutters oder Archivars beschränkt
waren, müssen nun zunehmend von den Autoren mit übernommen werden. So kopiert der
Autor z.B. nach einem Drehtag die digitalen Bilddaten nun auf sein Notebook und fertigt
bereits vor dem offiziellen Schnitttermin mit Hilfe einer speziellen Software selbst einen
Rohschnitt an. Diese Rohschnittdaten werden dann im Anschluss in den nonlinearen
Schnittplatz per Diskette oder USB-Stick überspielt. Der Cutter erledigt nur noch die
Feinarbeiten.
Die Vorteile für den Sender: Kürzere Produktionszeiten, weniger Personaleinsatz und
damit verbunden Einsparpotentiale. Am Ende dieser Entwicklung steht der omnipotente
TV-Journalist, der von der Akquisition bis zur Postproduktion deutlich mehr Aufgaben
im TV-Geschäft bewältigen muss, als bislang.
Anhaltspunkte für diese Entwicklung gibt es längst. So ist z.B. der selbst drehende Autor
in den Nachrichtenredaktionen der WDR-Regionalstudios längst Realität. Hier wird das
Bildmaterial von den Autoren selbständig gedreht (DVCAM), und dann von einer Cutte-
rin digitalisiert und geschnitten. Beim Hessischen Rundfunk wird von den so genannten
Videojournalisten sogar bereits seit Jahren erwartet, dass sie alle diese Tätigkeiten selbst
übernehmen.
Auch in den neuen, voll digitalisierten Newsrooms des ORF und SWR übernehmen Re-
dakteure und Autoren heute längst Aufgaben, die in der einstmals analogen Welt eines
Sendebetriebes von speziell ausgebildetem Personal noch exklusiv ausgeführt wurden.

1 Einleitung
2
Diese Arbeit möchte anhand einer exemplarischen Fallstudie aufzeigen, welche Folgen
die Einführung des XDCAM-Professional-Disc-Systems auf das Berufsbild des TV-
Journalisten haben wird. Da zu diesem konkreten Thema bislang keinerlei Forschungser-
gebnisse vorliegen, nähert sich der Verfasser diesem Ziel durch eine qualitative, explora-
tive Anlage der empirischen Untersuchung, die sich zum einen in der heuristischen Art
der Hypothesenbildung, zum andern aber auch im eher geringen Standardisierungsgrad
des Befragungsinstruments manifestiert.
Kern der Untersuchung ist einerseits die Auswertung von fünf Leitfadeninterviews mit
technischen und strategischen Mitarbeitern des WDR, die im Sommer und Herbst des
Jahres 2005 in den Räumen des WDR stattfanden. Zum anderen die Introspektion, bei der
der Verfasser die Erkenntnisse als langjähriger Beteiligter im Produktionsprozess des
WDR aus erster Hand wieder gibt. Weitere eher informell-explikative Gespräche mit
verschiedenen Kollegen des Verfassers, sowie Beobachtungen ergänzen die Untersu-
chung.
Einen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, der eine methodisch korrekte, auf Validität und
Reliabilität bedachte Untersuchungsanlage voraussetzt, können dabei allerdings lediglich
die Interviews erheben.
Diesem Teil vorangestellt sind zwei Entwicklungen beim Hessischen und beim Österrei-
chischen Rundfunk. Sowohl der Einsatz von Videojournalisten als auch der neue digitale
Newsroom beim ORF sind als Insellösung zu werten, die aber exemplarisch den Entwick-
lungsschritt von analogen zum digitalen Workflow dokumentieren, und deren Auswir-
kungen mit denen bei der Einführung von XDCAM beim WDR vergleichbar sind.
Kapitel 4 erlaubt schließlich einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen und den Ar-
beitsplatz des TV-Journalisten in der weiteren Folge der Einführung von XDCAM. Hier
ist vom Verfasser ein besonderes Augenmerk auf die zukünftigen, grundsätzlich nur noch
IT-basierten Senderstrukturen gelegt worden.
Die Arbeit soll trotz aller Wissenschaftlichkeit zugleich praxisnah, berufsbezogen und
informativ sein, schließlich ist diese Arbeit auch aus einem eigenen Erkenntnisinteresse
heraus entstanden. Ich hoffe, dass der praxisorientierte Anspruch des Dortmunder Stu-
diengangs für Journalistik in dieser Arbeit erkennbar ist.

2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten
3
2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten
­ Beispielhafte Darstellung ausgewählter Entwicklungen
2.1
Der allgemeine Trend zur Digitalisierung und IT-Integration im Rundfunk
Bereits bei einer Erhebung im Dezember 1998, bei der deutsche Medienunternehmen
befragt wurden, worin sie den Nutzen von Informations- und Kommunikationstechnolo-
gien im digitalen Zeitalter sehen, erhielt den größten Prozentsatz mit 93% die Antwort: In
der Optimierung von Informationsbereitstellung.
2
An zweiter Stelle wird mit 89% ein
verbessertes Kosten-Erlös-Verhältnis genannt. Die Erhöhung der Mitarbeiterproduktivität
steht mit 78% erst an vierter Stelle.
Wenig überraschend ist, dass die Industrie dieses Potential für neue integrierte und IT-
basierte Produkte frühzeitig aufgriff. Die Folge: Der technologischen Entwicklung fol-
gend dominierte im Frühjahr 2003 auf der Broadcastmessen NAB in Las Vegas oder An-
fang September 2003 auf der IBC in Amsterdam, ein Thema die Diskussionen: Der Trend
zum IT-basierten Sendeablauf. Seitdem steht bei allen Broadcastern der Wunsch, durch
eine komplette Digitalisierung des eigenen Senders einen verbesserten Workflow zu er-
reichen, an erster Stelle.
3
Ganzheitlich ist das bislang noch keinem TV-Sender erfolgreich gelungen. Lediglich In-
sellösungen funktionieren bereits, z.B. bei Phönix, die zwar die gesamte Studio- und Ü-
bertragungstechnik digitalisiert haben, jedoch auf der Akquisitions- und Postproduktions-
seite teilweise noch mit analogen Videoformaten und Leitungen arbeiten. Der Nachteil
solcher Insellösungen: Ein Datenaustausch mit anderen Systemen findet nicht statt. Häu-
fig werden Daten mehrfach erfasst und redundant vorgehalten. Ineffizienz und inkonsis-
tente Daten führen zu fehlerhaften und suboptimalen Abläufen in den digitalen Produkti-
onsprozessen.
4
2
Vgl. Institut für Rundfunk im Internet ULR http://www.irt.de/IRT/publikationen/sym_asset/asset_henke.
htm 25.08.2005, 11.50 Uhr
3
Vgl. Stefan Woestemeyer: Einführung des XDCAM-Professional Disc Systems in den täglichen
Workflow des Westdeutschen Rundfunks, Produktion Nordrhein-Westfalen, Diplomarbeit Hochschule
für angewandte Wissenschaften Hamburg, Mai 2004, S. 66
4
Vgl. P. Lehmann, H. Nohr, A.W. Roos: ,,Informationstechnische Integration in der Broadcast-Industrie,
eine Studie der Hochschule der Medien Stuttgart", Hochschulverlag Stuttgart, Oktober 2005, S. 7

2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten
4
Erst wenn alle einzelnen IT-Inseln und Teilnetze zu einer großen Gesamtlösung zusam-
mengefasst sind, ist eines der wichtigsten Ziele erreicht. Das akquirierte Bild- und Ton-
material möglichst verlustfrei, d.h. ohne überflüssige Kodier- bzw. Dekodier-
Generationen innerhalb eines Broadcast-Workflows zu transportieren. Dabei spielen IT-
Netzwerke die entscheidende Rolle, denn nur sie ermöglichen es, in einem vollintegrier-
ten System ein File-Format von der Akquisitionsseite durch den gesamten Nachbearbei-
tungsprozess hindurch bis zur Ausspielung und Archivierung zu nutzen.
Der Einsatz technischer IT-Innovationen verändert dabei die Arbeitsabläufe im Produkti-
onsprozess. Die Möglichkeit, Quellmaterial in naher Zukunft digital über zentrale Spei-
chersysteme in einem Netzwerk bereitstellen zu können, hilft die Zeit- und Ortsgebun-
denheit der bandgestützten Produktionsweise zu überwinden. Das Ziel ist die bandlose
vernetzte Produktion. Sie ermöglicht neue Prozesse der Archivierung und somit der
Mehrfachnutzung von Content und zwar nicht nur im Fernsehbereich, sondern in unter-
schiedlichsten Medien.
5
Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist u. a. auch die Einfüh-
rung der ,,Optical Disc" als neues digitales Produktionsmedium.
Nach einer aktuellen Studie der Hochschule der Medien Stuttgart erzwingen der ökono-
mische Druck auf die Sendeanstalten und die Notwendigkeit Kosten zu reduzieren diesen
Integrationsprozess. Ein weiterer Grund ist die Erschließung neuer Geschäftsmodelle, die
nur mit einer Digitalisierung und einer damit verbunden IT-Integration wirtschaftlich zu
realisieren ist. Erste Ansätze sich verändernder Mediengewohnheiten und Mediennutzung
sind bereits erkennbar. So steigt der Zeitraum für die Mediennutzung z.B. bei mobilen
Endgeräten auf Basis von UMTS. Öffentlich-rechtliche als auch private Fernsehanstalten
werden sich dieser Entwicklung anpassen müssen und ihren Content auch in mobilen
Formaten bereitstellen müssen. Eine Aufgabe, die nach Lehmann, Nohr und Roos nur
dann erfolgreich zu bewältigen ist, wenn Sender konsequent auf eine service-orientierte
IT-Architektur setzen.
6
Im Hörfunk werden die Vorteile der Digitalisierung und IT-Integration schon seit Jahren
erfolgreich genutzt. Das liegt vor allem an der deutlich kleineren Datenmenge, die ein
Audiofile gegenüber einem audiovisuellen File darstellt. Sie ermöglicht eine schnellere
und kostengünstigere Verarbeitung und Übertragung. Durch moderne Hochgeschwindig-
5
ebd. S. 37
6
ebd. S. 113

2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten
5
keitsnetzwerke, innovative Kompressions-Algorithmen sowie leistungsfähigere Spei-
chermedien ist es aber mittlerweile möglich, die Vorteile des digitalisierten Workflows
aus der Hörfunkwelt auf den Fernsehbereich zu übertragen. Damit eröffnen sich eine
ganze Reihe von Möglichkeiten, die zum einen die gesteigerten Ansprüche des Zuschau-
ers befriedigen und zum anderen die Arbeitsprozesse in der Fernsehproduktion flexibili-
sieren.
Beispiele für die Auswirkungen, die diese Prozesse auf die Arbeitswelt des Fernsehjour-
nalisten haben, seien im Folgenden an Hand von zwei Insellösungen aufgezeigt.

2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten
6
2.1.1 Videojournalisten beim Hessischen Rundfunk
2.1.1.1 Definition, Herkunft und technologische Wurzeln
Videojournalisten sind Fernsehreporter, die wie klassische TV-Autoren recherchieren und
ihre Themen entwickeln, darüber hinaus aber ihre Filme auch selbst drehen und schnei-
den. Sie liefern fertige Fernsehbeiträge aus einer Hand.
Nachdem 1995 nur knapp 150 hauptberufliche Videojournalisten in Deutschland arbeite-
ten, schwappte die VJ-Euphorie aus den USA vor einigen Jahren in unsere Breitengrade.
7
So gilt z.B. der Amerikaner Michael Rosenblum als Wegbereiter, da er an den ersten VJ-
Lehrgängen für die BBC und am Ausbildungskonzept maßgeblich beteiligt war. Bei der
BBC setzt man bereits in größerem Maßstab auf die Vorteile der neuen Produktionsme-
thode. Bei den Briten wurden bereits 270 Mitarbeiter zu Videojournalisten ausgebildet.
Trainingszeit: Drei Wochen. Das Modell gilt inzwischen als etabliert. Schon bald soll es
bis zu 700 BBC-Videojournalisten geben.
In den USA hat sich bei kleineren, lokalen TV-Stationen schon sehr früh in den 70er Jah-
ren ein neuer Typus von Fernsehjournalist etabliert. Ein kamera- und schnittversierter
Reporter, der die Aufgaben des Journalisten, des Kameramannes und des Cutters als
,,Ein-Mann-Team" in einer Person vereinigte. Er war in der Lage, einen kompletten Bei-
trag vollständig und in eigener Regie herzustellen: Er recherchierte, drehte, schnitt,
schrieb und sprach den Text. Sogar Interviews und Aufsager drehte der Videoreporter
selbst. Für diesen Fall wurde die Kamera einfach auf ein Stativ gestellt.
8
Dabei spielte es
keine Rolle, dass das aufnehmende Trägermedium Film war, und dieser Film mechanisch
geschnitten sowie zuvor entwickelt und umkopiert werden musste.
Erst mit Einführung der ersten Videokameras, d.h. der elektronischen Berichterstattung,
wurde das Berufsbild auch in Deutschland eingeführt. Die ersten Ballungsraum- und Lo-
kalsender griffen das Prinzip auf. Ulrich Schamoni, einstiger Kinoregisseur, setzte mit
dem Berliner Sender IA Brandenburg auf Hi8
9
-Kameras in der Akquisition
10
. Es folgten
7
Vgl. Alexandra Neri, ,,Videojournalismus ­ Die Revolution des Fernsehens?", Fachjournalist Nr.
18/2005, S. 81
8
Vgl. Frank Wittke, ,,Videojournalisten ­ ein neues Berufsfeld in Deutschland", Diplomarbeit Fachbereich
Journalistik, Universität Dortmund, 21.12.2000, S. 30
9
Hi8 ist eine Erweiterung des Video-8-Systems mit besseren Eigenschaften, da Farbe und Helligkeit als
Komponentensignale getrennt übertragen werden (Y/C).

2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten
7
einzelne Versuche mit ARD-Auslandskorrespondenten, die im Auftrag der Tagesschau
die Verschmelzung von Kameramann, Autor und Cutter in Deutschland weiter entwickel-
ten.
11
Auch wurden in verschiedenen ARD-Anstalten wie z.B. beim SWF Baden-Baden
oder WDR in der Vergangenheit immer wieder semiprofessionelle Kameras für verdeckte
investigative Berichte, bei Sportveranstaltungen oder anderen extremen Anforderungen
genutzt.
12
Den Durchbruch in Deutschland erhielt das Berufsbild des Videojournalisten aber erst
durch die Einführung der DV-Technologie.
13
Eine Technologie, die ursprünglich für den
Consumer-Markt gedacht war. Die DV-Geräte wurden in den vergangenen Jahren immer
kleiner, kompakter, preiswerter und leistungsstärker. Während sich der Massenmarkt in
der Regel mit einer 1-Chip-CCD-Kamera zufrieden gibt, können die professionellen Qua-
litätsansprüche einer Fernsehanstalt nur mit DV-Camcordern befriedigt werden, die über
drei 1/3-Chips verfügen.
Die Bedienung dieser DV-Kameras lässt sich problemlos auch von Laien erlernen, und
als Schnittplatz dienen ein Homecomputer und eine dazu passende Schnitt-Software. Ein
weiterer Vorteil: Das DV-Equipment ist im Vergleich zur sonst üblichen Ausrüstung ei-
nes TV-Kamerateams erheblich preiswerter. Damit konnten sich zum ersten Mal auch
Privatpersonen eine Kameraausrüstung finanziell leisten, mit der man fernsehtaugliche
Beiträge produzieren kann.
2.1.1.2 Der
DV-Standard
DV ist die Abkürzung für Digital Video und beschreibt einerseits den Standard für das
Bandsystem, aber auch die Komprimierungs- und Dekomprimierungsmethode für Video-
daten mit Ton. Für DV gibt es zwei Kassettenformate: Das im Consumer-Bereich ange-
siedelte MiniDV mit Spielzeiten bis zu einer Stunde und das für den Profibereich gedach-
te DV Format mit Bandlängen bis zu drei Stunden. Die beiden Formate sind untereinan-
der kompatibel. Beim DV-Format werden die Videodaten komprimiert mit einer festen
10
Als Akquisition bezeichnet man im Broadcast-Bereich die Beschaffung von Informationen und Bildern,
sowie O-Töne.
11
ebd. S. 32
12
ebd. S. 36
13
Vgl. Kapitel 3.3.1.1

2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten
8
Datenrate von 25 MBit/s aufs Band geschrieben, was einem Kompressions-Faktor von ca.
1:5 entspricht. Das PAL-Videosignal wird mit 720 Zeilen in 4:2:0 kodiert, das Audio-
Signal wird bei 2 Kanälen mit 16 Bit und 48 kHz kodiert. Durch den übertragenen Ton
und weitere Steuerinformationen (Timecode) entsteht eine Datenrate von ca. 3,5 MB/sec,
welche konventionelle EIDE-Festplatten selbst in Home-PC´s problemlos bewältigen
können. Dadurch hat sich dieses Format bei Hobbyfilmern in der PC-gestützten Video-
nachbearbeitung als Standard durchgesetzt. Die Bildqualität des Verfahrens wird aber
auch von vielen Profis als "Betacam-ähnlich"
14
eingestuft, und so ist es nur folgerichtig,
dass DV als idealer Akquisitionsstandard für Videojournalisten von TV-Broadcastern
genutzt wird.
2.1.1.3 Die Geschichte der TV-Generalisten beim HR
Der Hessische Rundfunk arbeitete bereits seit 2001 mit so genannten Videoreportern. Sie
belieferten vor allem die News-Redaktionen im HR mit Videobildern, schnitten das Ma-
terial aber nicht selbst. Es waren Regional-Korrespondenten, die bis dato nur für den Hör-
funk gearbeitet hatten. Sie wurden trainiert und mit Kameras und einer einfachen Schnitt-
Software auf einem Notebook ausgestattet.
15
Zu ihren Aufgaben gehörte es, neben ihrer
eigentlichen Radioberichterstattung auch Nachrichtenbilder für die regionalen TV-
Nachrichtensendungen zuliefern. Mit Beginn des Pilotprojektes im September 2003 star-
teten dann 30 Videojournalisten beim Hessischen Rundfunk und übten damit plötzlich
jeweils insgesamt vier Jobs aus. Kameramann, Kameraassistent (Ton), Redakteur und
Cutter. Damit war der HR der erste öffentlich-rechtliche Sender, der großflächig Video-
journalisten in seiner Programmstruktur einsetzte. Nach neun Monaten erfolgreichem
Pilotbetrieb wurden diese Vjs in den normalen Regelbetrieb des Hessischen Rundfunks
integriert. Heute produzieren diese Videojournalisten komplette Beiträge aus ganz Hes-
sen und versorgen mit ihren Berichten die Sendungen ,,Hessen aktuell", ,,Hessenschau",
,,Maintower", ,,Mex" und ,,Abenteuer Erde". Sie produzieren ebenso kurze News-Filme,
wie mehrminütige Magazin-Beiträge, aber auch lange Reportagen.
16
Die Kandidaten für
14
Vgl. Slashcam-DV-Lexikon, aus dem Internet www.slashcam.de
15
Vgl. Thomas Nowara, ,,Von DV zum Videojournalisten", in Medienbulletin 09/2003, S. 49
16
Vgl. Jan Metzger, ,,VJs werden in den Regelbetrieb übernommen", in Pressemitteilung des HR vom
08.09.2004, im Internet www.hr-online.de

2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten
9
diesen Beruf stammen auch nicht mehr nur aus der redaktionellen Sparte. Kameraleute,
Cutter und selbst Grafiker interessierten sich ebenso für diesen Beruf und haben den
Wechsel zum Videojournalisten vollzogen.
2.1.1.4 Das
VJ-Equipment
2.1.1.4.1 Kamera
Die VJ-Kamera beim HR ist die Panasonic AG DVX 100. Die regionalen Videoreporter
sind mit der VX-2000 von SONY ausgestattet. Vor allem die Panasonic liefert schon im
vollautomatischen Modus eine gute Bildqualität. Neben dem vollautomatischen Modus
sind wesentliche Bild-Parameter wie Blende, Belichtungszeit, Schärfe und Weißabgleich
vom Journalisten auch manuell einstellbar. Der Ton ist ebenfalls manuell zu pegeln, ide-
alerweise sind beide Kanäle voneinander getrennt. Separate Mikrofone können über die
im Fernsehbereich üblichen XLR-Stecker angeschlossen werden. Für einen guten Atmo-
Ton reicht das eingebaute Mikrofon aber in der Regel aus. Der leichten Bedienbarkeit
halber ist die Anzahl der Knöpfe und Schalter gering gehalten. Das Objektiv ermöglicht
serienmäßig weitwinklige Aufnahmen, die durch eine aufschraubbare Erweiterung noch
weiter vergrößert werden kann.
17
2.1.1.4.2 Stative
Stative und vor allem der Stativkopf müssen für Videojournalisten leicht und stabil sowie
für die eingesetzte Kamera richtig dimensioniert sein, d.h. das Stativ muss zum Gewicht
der Kamera passen. Neben einem stabilen Dreibein-Stativ kann dann zusätzlich ein flexi-
bel einsetzbares Einbein-Stativ zur Ausstattung gehören. Es gewährleistet auch in dyna-
mischen Situationen Stabilität. In extremen Situationen wie Demonstrationen, Tumulten
oder Verfolgungen, muss sich der VJ immer eine Auflage für die Kamera suchen. Dies
kann ein Autodach, eine Mülltonne, ein Zaunpfahl oder der abgewinkelte Oberschenkel
sein. In solchen Situationen nutzen einige Videojournalisten das "Steadybag", ein kleiner
17
Vgl. Roman Mischel: ,,Womit ist ein Videojournalist ausgestattet" (09.02.2005) aus dem Internet
www.onlinejournalismus.de/forschung/videojournalismus_technik.php, 17.09.2005, 18.52 Uhr, S. 1

2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten
10
Sack gefüllt mit Kügelchen. Es passt sich allen möglichen Auflageflächen an, sodass sich
die Kamera darauf stabilisieren lässt.
2.1.1.4.3 Licht
Da Videojournalisten ihre gesamte Ausrüstung in der Regel selbst transportieren, z.B. in
einem Rucksack, haben die meisten nur eine kleine so genannte Kopfleuchte dabei, die
direkt auf der Kamera befestigt wird. Deshalb werden häufig Lichtquellen genutzt, die
direkt am Drehort zu finden sind. Dies können z.B. Schreibtischlampen, Fenster oder
Deckenleuchten sein. Um blaue oder orange-gelbe Farbstiche beim Dreh zu vermeiden,
nimmt der Videoreporter am Drehort immer einen Weißabgleich
18
an der Kamera vor. So
führt die Vermischung von Kunst- und Tageslicht nicht zu Farbproblemen bei der Auf-
nahme.
2.1.1.4.4 Schnitt
Geschnitten wird beim HR mit AVID DV XPress 4.5 auf einem Laptop von Dell Latitude
840. Für AVID ist beim HR das größte Know how vorhanden, das erleichtert den Zugang
für die VJs und den Support. Die Kamera wird über die Firewire-Schnittstelle direkt an
den Computer angeschlossen, sodass die Bild- und Tondaten verlustfrei auf die Festplatte
überspielt werden können. Da allein zehn Minuten Videomaterial im DV-Format unge-
fähr zwei Gigabyte Festplattenspeicher belegen, sollte das Speichermedium mit wenigs-
tens 80 Gigabyte Kapazität entsprechend dimensioniert sein.
Doch zunächst wird das gedrehte Rohmaterial gesichtet. Dabei werden entsprechende
Stellen, die vom Band auf den Computer übertragen werden sollen, markiert (Logging).
Das anschließende Einlesen (Digitalisieren) der brauchbaren Bildfolgen geschieht in
Echtzeit, entspricht also der Dauer des gedrehten Rohmaterials. Da die Software norma-
lerweise selbstständig erkennt, wann eine Bildeinstellung beginnt und endet, liegen am
Ende des Digitalisierens lauter einzelne Clips vor. Die gewünschten Ausschnitte aus den
Clips können nun auf einer Zeitleiste (Timeline) zu entsprechenden Sequenzen montiert
18
Beim Weißabgleich lernen Camcorder welcher Farbton in einer bestimmten Beleuchtungssituation vom
Menschen als "weiß" angesehen wird und regeln entsprechend die Farbbalance ihrer Bilder.

2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten
11
werden. Das ergibt den Rohschnitt des Beitrags. Beim anschließenden Feinschnitt werden
die Bilder inhaltlich und formell dem Aussagewunsch angepasst und auf die vorgegebene
Sendelänge reduziert. Dieser Vorgang wird als "nonlinearer Schnitt" bezeichnet. Dabei
ist es jederzeit möglich, die bereits arrangierten Bildfolgen wieder in eine andere Reihen-
folge zu bringen.
19
2.1.1.5 Anforderungsprofil und Qualität
Für den amerikanischen DV-Berater Michael Rosenbaum ist das Anforderungsprofil von
Videojournalisten klar vorgezeichnet. Ein Fernsehjournalist muss auch ein guter Kame-
ramann sein. ,,Als Zeitungsjournalist können Sie auch nicht sagen, ich habe zwar gute
Ideen, aber ich bin nicht so gut in Grammatik und Rechtschreibung - ich brauche jeman-
den, der mir die Sachen schreibt. Als Fernsehjournalist werden Sie in Zukunft Bilder ma-
chen müssen. Ein Journalist, der nicht gut mit Bildern und Ton umgehen kann, sollte in
Zukunft nicht beim Fernsehen arbeiten."
20
Reporter, die selbst drehen und schneiden, das sei für viele Fernsehjournalisten eine völ-
lig logische und befriedigende Komplettierung ihres Jobs, erklärt Jan Metzger, der Pro-
grammchef des Hessenfernsehens.
21
Die hohe Arbeitsteilung im Fernsehen sei technisch
bedingt und nicht in allen Situationen ein Vorteil. Deswegen braucht der Videojournalist
wie alle anderen Fernsehjournalisten auch vor allem Gespür für ein Thema und seine
Umsetzung, einen guten Blick für Protagonisten, Offenheit und Genauigkeit in der Re-
cherche. Er muss gute Bilder sehen, aufs Band bringen können und im Schnitt die Fähig-
keit besitzen, eine Geschichte so zu erzählen, dass sie das Publikum fesselt. Das sind
Qualitäten, die mehr mit journalistischem Handwerk und Persönlichkeit zu tun haben, als
mit der Technik. Die Technik ist erlernbar. Journalistische Erfahrung und Know how,
sowie den Spaß daran, als VJ zu arbeiten, müssen VJs laut Jan Metzger als Qualifikatio-
nen mitbringen.
22
Eigenschaften, die den VJ nicht vom klassischen Fernsehjournalisten
unterscheiden sollten. Besonderheiten sind der zusätzliche Stress des Einzelkämpfers, das
19
Ebd. S. 2
20
Michael Rosenblum, in ,,Fernsehen ist das letzte Überbleibsel der Sowjetunion" Interview mit Andreas
Bauer im Internet www.hr-online.de, 15.09.2005, 19.53 Uhr, S. 3
21
Vgl. Jan Metzger, ,,Von DV ­ zum Videojournalisten", Interview mit Thomas Nowara, Medienbulletin
09/2003, S. 49
22
ebd. S. 50

2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten
12
hohe Arbeitstempo und das ständige Ankämpfen gegen das klassische Vorurteil als TV-
Allrounder zwar alles ein bisschen zu beherrschen, aber nichts wirklich gut. Diese Aspek-
te prägen und belasten den Arbeitsalltag eines Videojournalisten so sehr, dass die Qualität
zwangsläufig leiden muss. Kann eine Person wirklich auf drei Gebieten so professionelle
Arbeit leisten, wie dies drei unterschiedlichen Personen wie Kameramann, Cutter und
Autor möglich ist? Malte Henk von der Zeit meint - nein. Für sie haftet den VJ-
Produktionen der Ruf geringer Qualität an. ,,Die Ton- und Schnittqualität der meisten
Beiträge ist miserabel. Aus solchen Filmen spricht eine betörende Harmlosigkeit. Sie
wirken wie Urlaubsfotos von Touristen: Die Bilder sind degradiert zu bloßen Belegen des
Dabeigewesenseins. Weder werden Geschichten erzählt noch Zusammenhänge veran-
schaulicht. Die Beiträge sind verliebt in die Oberfläche; ausnahmslos bejahen sie ihr Ob-
jekt. Es sind gefühlige Belanglosigkeiten."
23
Andere bemängeln, dass das Ergänzungs-
prinzip und damit die gegenseitige Beratung zwischen Autor und Kameramann, sowie
zwischen Autor und Cutter verloren gehen.
24
In einem herkömmlichen Team beschäftige
sich der Autor mit den Menschen, während sich der Rest des Teams auf die Dreharbeiten
konzentrieren kann. Der Video-Journalist werde nun von jedem mit der Konsequenz ei-
ner starken physischen und psychischen Belastung in Anspruch genommen. Er wirke
dadurch u. U. arrogant, obwohl er sich nur auf seine Arbeit konzentriere.
25
Stefan Kämpf,
VJ-Koordinator bei Deutsche Welle-TV, bringt in der Mitarbeiterzeitung die Entwick-
lung auf den Punkt. Das bisherige hohe Niveau der TV-Beiträge könne von VJs nicht
immer gehalten werden.
26
VJ-Projekte gibt es auch bei ,,Deutsche Welle-TV" und beim MDR. WDR oder Radio
Bremen setzen selbst drehende Reporter ein, die ihre Beiträge aber bislang noch nicht
selbst schneiden. Doch der Trend, solche TV-Generalisten für bestimmte Bereiche der
Berichterstattung einzusetzen, ist allen gemeinsam. In Zeiten, in denen alle Fernsehredak-
tionen sparen müssen, sind kostengünstige VJ-Produktionen willkommen. Mängel in der
Qualität werden von den Sendeanstalten einfach als neue zusätzliche und originelle Pro-
grammfarbe deklariert.
23
Vgl. Malte Henk ,,Einer wird gewinnen" aus ,,Die Zeit Feuilleton, 12/2005, im Internet
http://zeus.zeit.de/text/2005/12/Videojournalismus am 15.09.2005, 20.03 Uhr
24
F. Lubiato: ,,Über die Macht der Medien und den Videojournalismus", 2003, aus dem Internet
www.clipclub.ch, 5. April 2004, S. 6
25
Vgl. Elisabeth Treff, Personalrat HR, in ,,VJs im Testbetrieb", Film & TV Kameramann, 20.06.2004, S.
43

2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten
13
2.1.1.6 Programmbereicherung und/oder Kostenbremse
VJ-Beiträge seien irgendwie näher dran am Geschehen. Sie lieferten Authentizität und
Emotionalität und eröffnen der TV-Programmgestaltung neue Perspektiven.
27
Eine span-
nendere Umsetzung sei möglich. VJs kämen mit den kleinen und unauffälligen Kameras
näher an ihre Objekte heran und könnten den Zuschauer mitten ins Ereignis mitnehmen.
Bei Dreharbeiten würden VJs weniger stark wahrgenommen, als die konventionellen
Drei-Mann-Teams. So werde die Realisierung von investigativen Beiträgen mit Beweis
bringendem Bildmaterial einfacher möglich. Darüber hinaus könne der Videojournalist
schneller auf unerwartete Ereignisse reagieren, da er sein Equipment um einiges schneller
ins Auto lade als ein 3-Mann-Team und damit früher am Ort des Geschehens sei. Aktuel-
lere Berichterstattung sei damit möglich, erhoffte sich Dr. Helmut Reitze, Intendant des
Hessischen Rundfunks noch bei der Vorstellung des Pilotprojektes.
28
Eine Hoffnung, die durch die realen Erfahrungen im Anschluss an das hessische Projekt
enttäuscht wurde. Denn eine schnellere und umfassendere Berichterstattung aus der Re-
gion findet in Hessen durch Videojournalisten nicht wirklich statt. ,,Momentan ist Video-
Journalismus nicht die schnellste Produktionsform. Die VJs sind sehr flexibel, aber nicht
unbedingt schneller." Für die hochaktuelle Berichterstattung müssten weiterhin mehrere
Personen zeitgleich an einem Thema arbeiten, erklärt der VJ-Koordinator Bernd Klieb-
hahn.
29
Aber auch die erhofften ökonomischen Einsparpotentiale lassen sich nicht erfüllen. Etat-
einsparungen von 60 bis 70 Prozent seien möglich, prognostizierte DV-Berater Michael
Rosenblum noch im November 2002. ,,Sein Reformfuror kommt denjenigen in der ARD
zupass, die das Bild der gebührenfressenden Betonburg offenbar längst verinnerlicht ha-
ben. Der Hessische Rundfunk, schwer in der Quoten- und Finanzkrise, teilt dagegen mit,
dass die Produktionskosten seiner Videojournalisten lediglich um zwölf Prozent unter
denen herkömmlicher Drei-Mann-Kamerateams liegen."
30
Eine Einschätzung, die von
den betroffenen Experten beim HR bestätigt wird. ,,Bei der Auswertung kann heraus-
26
Vgl. ,,Videojournalisten" im Internet www.freienseiten.de
27
Alexandra Neri: ,,Videojournalismus ­ Die Revolution des Fernsehens, Fachjournalist Nr. 18/2005, S.81
28
ebd. S. 83
29
Vgl. Bernd Kliebhahn, VJ-Koordinator beim HR, in ,,VJs im Testbetrieb", Film & TV Kameramann,
20.0.2004, S. 42
30
Vgl. Malte Henk ,,Einer wird gewinnen" aus ,,Die Zeit Feuilleton, 12/2005, im Internet
http://zeus.zeit.de/text/2005/12/Videojournalismus am 15.09.2005, 20.03 Uhr

2 Vom analogen zum digitalen Fernsehjournalisten
14
kommen, dass sich bei einigen Formaten die Kosten nicht reduzieren. Es wäre eine Illusi-
on zu glauben, dass ein Video-Journalist eine ökonomische Wunderwaffe sei."
31
Die Erfahrungen des Hessischen Rundfunks stehen dem Westdeutschen Rundfunk noch
bevor. Videoreporter beim WDR drehen schon seit ein paar Jahren als kombinierte Auto-
ren und Kameraleute Nachrichten für die Regional- bzw. Landesstudios. Mittlerweile
dürfen sie auch bei besonderen Anlässen so genannte ,,Feuerwehr-O-Töne" mit bis zu
zwei Minuten Länge drehen. Aufzeichnungsmedium ist dabei nach wie vor die DV-Cam-
Videokamera. Das DV-Bildmaterial wird dann im Sender von einer Cutterin digitalisiert
und geschnitten.
Eine Tätigkeit, die wie beim HR auch in Nordrheinwestfalen in Zukunft vom Videorepor-
ter durchgeführt werden soll. Der VJ schneidet dann auch beim WDR selbsttätig. Die
Cutterin führt u. U. nur noch den finalen Feinschnitt durch. Erste so genannte Reporterar-
beitsplätze, die das ermöglichen, werden bereits im Herbst 2006 im neu zu bauenden
WDR Studio in Siegen zum Einsatz kommen. 2007 will der WDR mit diesem Konzept
auf Sendung gehen.
32
31
Vgl. Bernd Kliebhahn, VJ-Koordinator beim HR, in ,,VJs im Testbetrieb", Film & TV Kameramann,
20.0.2004, S. 42
32
Vgl. Interview mit Reinhard Immergut, WDR Digitalisierungsbeauftragter PG4, 23.06.2005 14.00 Uhr,
WDR Köln, VSH

3.2 Der bisherige Workflow eines TV-Autoren beim WDR
15
2.1.2 Der digitale Newsroom beim ORF
2.1.2.1 Definition
Ein Newsroom ist das Herzstück eines jeden Fernsehsenders. Dort werden die Nachrich-
ten produziert und von dort werden sie zur besten Sendezeit ausgestrahlt. Im Newsroom
sind alle an der Produktion von Nachrichten beteiligten Arbeitsplätze in einem Raum
angeordnet. Das bedeutet Redakteure, Regisseure für Bild und Ton, die Kameraleute,
sowie die Sprecher und Moderatoren arbeiten in unmittelbarer Nähe zusammen. Dies
ermöglicht eine bessere interne Kommunikation und mehr Flexibilität bei Live-
Sendungen.
2.1.2.2 Zeit im Bild (ZiB)
Die Nachrichten beim ORF heißen ,,Zeit im Bild" (ZiB). Sie liefern dreimal abends sowie
in mehreren Kurzausgaben über den Tag die aktuellsten News aus aller Welt. ZiB ist Ös-
terreichs meistgesehene und beliebteste Nachrichtensendung.
Zum ersten Mal mit Wort- und Filmbeiträgen wurde die Sendung am 01.01.1957 ausge-
strahlt. Die Sendezeit betrug damals 30 Minuten. Vorbild waren die BBC-Nachrichten
,,Nine-O´clock-News". In den 1950/60er Jahren war die ZiB eine Sendung der Sprecher.
Sie füllten den Bildschirm bei festgelegter Bildeinstellung nahezu vollständig aus. Diese
so genannten Nachrichtensprecher verlasen einen von Redakteuren vorgefertigten Text.
Neben der ,,Zeit im Bild" gab es nur noch eine weitere reine Informationssendung, und
das waren die Kurznachrichten zum Sendeschluss, die zwischen fünf und zehn Minuten
andauerten.
In den letzten 40 Jahren erfuhr die ,,Zeit im Bild" mehrmals Reformen, die vor allem den
Typus der Sendung deutlich veränderten. So wurde, z.B. dem weltweit festzustellenden
Trend entsprechend, langfristig auf die Rolle der Sprecher verzichtet. Aus der Sprecher-
sendung wurde eine Journalsendung. Die wesentlichsten Veränderungen fanden 1975,
1979, 1984 und 1990 statt.

3.2 Der bisherige Workflow eines TV-Autoren beim WDR
16
1975
So wurde die Sendung am 03.02.1975 im 1. Programm um 19.30 Uhr in ,,Zeit im Bild 1"
umbenannt und durch eine ,,Zeit im Bild 2" im 2. Programm des ORF ergänzt. Die ,,Zeit
im Bild 2" hatte keine festen Anfangs- und Endzeiten. Die Moderatoren führten durch ein
zum Teil buntes Nachrichtenprogramm. Im Unterschied zu den Sprechern sollen die Mo-
deratoren gedanklich zu einem Thema hinleiten und dadurch den Zuschauer immer wie-
der neu animieren, der Sendung zu folgen.
1975 wurde auch in beiden Sendungen zum ersten Mal das Bluescreen-Verfahren einge-
führt. Dabei werden virtuelle Hintergründe im Studio geschaffen, indem ein Bild auf eine
blaue Spezialleinwand projiziert wird. Neben oder hinter den Sprechern/Moderatoren
können so Illustrationen oder Fotos ins Fernsehbild eingeblendet werden, die wichtige
zusätzliche Informationen enthalten und den Text ergänzen.
Die ,,Zeit im Bild 1" wurde zu diesem Zeitpunkt weiterhin im konventionellen Stil als
Sprechersendung fortgeführt. Sie begann mit Schlagzeilen, gefolgt von der Innen- und
Außenpolitik und endete mit Kulturthemen und dem Wetter. Als Quellen für die Sendung
dienten Wortagenturen, wie die Austria Presse Agentur, Associated Press, deutsche As-
sociated Press, Reuters und Agence France Press, sowie Filmagenturen, die Eurovision,
Intervision, Auslandskorrespondenten und Informationen aus öffentlichen Ämtern und
Behörden.
Mit der ,,Zeit im Bild 2" wurde eine neue Form der Informationssendung konzipiert. Sie
war von Anfang an als ,,Newsshow" und ,,Studiosendung" gedacht, in der Informationen
und Unterhaltung vermischt werden sollten (Infotainment). In dieser Sendung sollten
nicht alle klassischen Ressorts wie in der ,,ZiB 1" einen Platz finden. ,,ZiB 2" bot Raum
für längere und gründlichere Hintergrundberichte. Zwar gab es auch hier einen News-
Überblick mit den wichtigsten Ereignissen des Tages, in einem Schwerpunktbericht zu
einem Tageshauptthema wurde dann aber ausführlich berichtet. Beitragslängen bis zu 11
Minuten waren möglich.
1979
Seit Oktober 1979 wurde die ,,Zeit im Bild 1" täglich in beiden ORF-Programmen gesen-
det. Die Sendung ,,Zehn vor Zehn" ersetzte die ,,Zeit im Bild 2". Sie dauerte von 21.50
Uhr bis 22.20 Uhr. Aus der Studiosendung wurde eine konventionelle Spätabend-

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832492052
ISBN (Paperback)
9783838692050
DOI
10.3239/9783832492052
Dateigröße
3.8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Dortmund – Fakultät Kulturwissenschaften, Journalistik
Erscheinungsdatum
2005 (Dezember)
Note
1,7
Schlagworte
digitalisierung it-basierter workflow blue-ray-disc hdtv vorschau-archiv-system
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