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Maßnahmen im deutschen Mittelstand zur Vorbereitung auf das Rating durch Kreditinstitute vor dem Hintergrund des Basel-II-Prozesses

©2005 Diplomarbeit 145 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Welche Auswirkungen hat das bankeninterne Rating auf mittelständische Unternehmen? Wie ist der aktuelle Vorbereitungsstand im Mittelstand auf das Rating durch die Banken? Welche konkreten Maßnahmen werden im Hinblick auf das anstehende Rating getroffen bzw. welche Maßnahmen sind sinnvoll? Welche Alternativen zum Bankkredit gibt es für den Mittelstand?
Auf alle diese Fragen versucht die vorliegende Diplomarbeit Antworten zu geben. Dabei wurde der Fokus der Arbeit bewusst auf den deutschen Mittelstand gelegt, da diese Unternehmensgruppe das „Rückgrat der deutschen Wirtschaft“ bildet und voraussichtlich am stärksten von Basel II und den strukturellen Veränderungen im Bankensektor betroffen sein wird. So sieht sich bereits jetzt, noch vor der Umsetzung von Basel II, der Großteil des deutschen Mittelstandes einer zurückhaltenden Vergabe von Bankkrediten und einer steigenden Forderung nach einer höheren Eigenkapitalquote ausgesetzt.
Als im Juni 1999 vom Baseler Ausschuss die neuen Basler Eigenkapitalvereinbarungen (Basel II) veröffentlicht wurden, war der Aufschrei in der deutschen Wirtschaft, besonders im Mittelstand, groß. Infolgedessen hatten Informationsveranstaltungen und Schulungen sowie die Veröffentlichungen von Büchern und Informationsbroschüren zum Thema Basel II Hochkonjunktur. Im Jahr 2005, knapp sechs Jahre später und ein Jahr vor der geplanten Umsetzung von Basel II, hat die Thematik im Mittelstand an Beachtung und Dynamik verloren. Die Auswirkungen auf den Mittelstand haben dagegen nichts an Brisanz und Dynamik eingebüßt. Denn die Kreditinstitute haben bereits damit begonnen, die Bonität der potenziellen Kreditnehmer mittels bankeninterner Ratingverfahren zu überprüfen und die Kreditentscheidung daran zu koppeln. Dies hat zur Folge, dass die meisten Kreditanträge mangels Bonität bereits jetzt abgelehnt werden, und die Betroffenen über die Hintergründe nur unzureichend informiert sind.
Im Zuge der Umsetzung von Basel II wird das bankeninterne Rating zum Standardinstrument bei der Bonitätsermittlung. Jedes Unternehmen muss sich folglich bei einem Kreditantrag einem Rating unterziehen, so dass dieses zum kritischen Erfolgsfaktor für die Unternehmensfinanzierung wird.
Daher sollte der Mittelstand das bankeninterne Rating nicht nur als zusätzliche Belastung betrachten, sondern vor allem, die damit verbundenen Chancen ergreifen und die Thematik proaktiv angehen. Denn das bankeninterne Rating kann die geeignete […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9204
Pereira, Björn: Maßnahmen im deutschen Mittelstand zur Vorbereitung auf das Rating
durch Kreditinstitute vor dem Hintergrund des Basel - II - Prozesses
Hamburg: Diplomica GmbH, 2006
Zugl.: Fachhochschule Düsseldorf, Diplomarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

II
Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS... II
Abbildungsverzeichnis ...V
Tabellenverzeichnis ...V
Abkürzungsverzeichnis... VI
Abkürzungsverzeichnis... VI
1
EINLEITUNG ... 1
1.1
Problemstellung und Zielsetzung... 1
1.2
Aufbau der Arbeit... 2
2
BEGRIFFSBESTIMMUNGEN... 3
2.1
Rating ... 3
2.1.1
Externes Rating ... 3
2.1.2
Internes Rating ... 4
2.2
Mittelstand... 5
2.2.1
Definition ... 5
2.2.1.1
Qualitative Kriterien ... 5
2.2.1.2
Quantitative Kriterien ... 6
2.2.2
Bedeutung des Mittelstandes... 7
2.2.3
Typische Risiken und Schwächen im Mittelstand... 7
2.2.4
Finanzierungslage im Mittelstand ... 9
3
DIE NEUE BASELER EIGENKAPITALVEREINBARUNG... 10
3.1
Ursachen für die Veränderungen im Bankensektor ... 10
3.1.1
Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft ... 12
3.1.2
Basel I... 13
3.1.3
Basel II ... 16
3.1.3.1
Säule eins: Mindestkapitalanforderungen... 17
3.1.3.1.1
Standardansatz ... 19
3.1.3.1.2
IRB-Ansatz ... 20

III
3.1.3.1.3
Auswirkungen auf den Mittelstand ... 22
3.1.3.1.4
Anrechnungserleichterungen für Kredite an den Mittelstand... 26
3.1.3.2
Säule 2: Bankenaufsicht... 29
3.1.3.3
Säule 3: Marktdisziplin... 30
3.1.3.4
Der Umsetzungsplan von Basel II ... 31
3.2
Das Bankeninterne Rating ... 32
3.2.1
Der bankeninterne Rating-Prozess ... 32
3.2.2
Beurteilungskriterien beim Rating ... 35
4
MAßNAHMEN IM MITTELSTAND ZUR VORBEREITUNG AUF
DAS RATING ... 40
4.1
Die Entwicklung einer Rating-Strategie zur Optimierung des Ratings ... 40
4.1.1
Bewertung der eigenen Risikoposition... 42
Der Einsatz einer Rating-Software zur Selbsteinschätzung des eigenen Ratings
dargestellt am Beispiel von Unternehmens-Check... 43
4.1.2
Die Optimierung der Unternehmenssituation im Hinblick auf das Rating durch
die Kreditinstitute ... 45
4.1.2.1
Transparenz und Kommunikation... 47
4.1.2.1.1
Das Controlling ... 50
4.1.2.1.2
Externes Rating als strategische Option... 53
4.1.2.2
Die Implementierung eines Risikomanagementsystems... 56
4.1.2.3
Die wertorientierte Unternehmensführung ... 59
4.1.2.4
Optimierung der Finanzierungsstruktur ... 61
4.1.2.4.1
Die Finanzplanung ... 63
4.1.2.4.2
Reduzierung der Kapitalbindung ... 66
4.2
Alternative Finanzierungsinstrumente zum Bankkredit für den Mittelstand... 66
4.2.1
Leasing ... 67
4.2.2
Factoring ... 69
4.2.3
Beteiligungskapital... 71
4.2.4
Mezzanine-Kapital ... 74
4.2.5
Unternehmensanleihen ... 78
4.2.6
Asset Backed Securities ... 80
4.2.7
Börsengang... 83
5
ERGEBNISSE DER EMPIRISCHEN UNTERSUCHUNG ... 86
5.1
Einleitung... 86
5.2
Vorgehensweise und Auswahl der Teilnehmer... 87

IV
5.3
Ergebnisse der Umfrage ... 88
5.3.1
Finanzierungssituation im Mittelstand ... 88
5.3.2
Informationsstand zum bankeninternen Rating im Mittelstand... 89
5.3.3
Vorbereitung im Mittelstand in Hinblick auf das Rating ... 90
5.3.4
Auswirkungen des Ratings auf den Mittelstand ... 91
5.3.5
Maßnahmen im Mittelstand zur Vorbereitung auf das Rating... 92
5.3.6
Erfahrungen mit Rating-Verfahren... 93
6
SCHLUSSBETRACHTUNG ... 93
ANHANG... VIII
QUELLENVERZEICHNIS ... 96

V
Abbildungsverzeichnis
ABBILDUNG 1: DIE NEUE EIGENKAPITALBERECHNUNG NACH BASEL II... 17
ABBILDUNG 2: DER RATING-PROZESS BEIM BANKENINTERNEN RATING... 35
Tabellenverzeichnis
TABELLE 1: MITTELSTANDSDEFINITION DES IFM BONN... 6
TABELLE 2: KMU-SCHWELLENWERTE DER EU SEIT 01.01.2005 ... 6
TABELLE 3: EIGENKAPITALUNTERLEGUNG NACH BASEL I... 14
TABELLE 4: RISIKOGEWICHTUNG FÜR FORDERUNGEN AN UNTERNEHMEN
NACH DEM STANDARDANSATZ... 19
TABELLE 5: UNTERSCHIEDE DER EINZELNEN ANSÄTZE ... 22
TABELLE 6: AUSWAHL AN BILANZKENNZAHLEN DIE IM RAHMEN DER
QUANTITATIVEN ANALYSE VERWENDET WERDEN... 36
TABELLE 7: DIE BAUSTEINE VON UNTERNEHMENS-CHECK... 44
TABELLE 8: DIE VIER FELDER DES RATING ADVISORY NACH GLEIßNER UND
FÜSER... 46

VI
Abkürzungsverzeichnis
a.a.O.
am angegebenen Ort
Abb.
Abbildung
Abs.
Absatz
ABS
Asset Backed Securities
AG
Aktien
Gesellschaft
Aufl.
Auflage
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
BIZ
Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
BSC
Balanced Score Card
bspw.
beispielsweise
BWA
Betriebswirtschaftliche Auswertung
bzw.
beziehungsweise
d.h.
das
heißt
EAD
Exposure At Default
EBIT
Earnings Before Interest and Taxes
EU
Europäische
Union
e.V.
eingetragener
Verein
EZB
Europäische
Zentralbank
f. folgende
ff. fortfolgende
gem.
gemäß
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GuV
Gewinn- und Verlustrechnung
HGB
Handelsgesetz
Buch
hrsg.
herausgegeben
i.d.R.
in der Regel
IfM
Institut
für
Mittelstandsforschung
i.H.v.
in Höhe von
IPO
Initial Public Offering
IRB
Internal Ratings Based
k.A.
keine
Angabe
KfW
Kreditanstalt
für
Wiederaufbau
KGaA
Kommanditgesellschaft auf Aktien

VII
KG
Kommanditgesellschaft
KMU
Kleinst- Klein- und Mittelunternehmungen
KonTraG Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich
KPMG
Klynveld, Peat, Marwick und Goerdeler
KWG
Kreditwesen Gesetz
LGD
Loss Given Default
M Maturity
MaK
Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft
Mio.
Millionen
o.V.
ohne
Verfasser
PD
Probability
of
Default
PWC
Price Waterhouse Coopers
QIS
Quarterly Impact Study
ReWe
Rechnungswesen
RMS
Risiko Management System
RoI
Return on Investment
S. Seite
s. siehe
SCHUFA
Schutzorganisation für allgemeine Kreditsicherung
SolvV
Solvabilitätsordnung
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
SPV
Special Purpose Vehicle
SVA
Shareholder
Value
Ansatz
SWOT
Strengths Weaknesses Opportunities Threats
Tab.
Tabelle
vgl.
vergleiche
z.B.
zum
Beispiel

1
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
Welche Auswirkungen hat das bankeninterne Rating auf mittelständische Unternehmen?
Wie ist der aktuelle Vorbereitungsstand im Mittelstand auf das Rating durch die Banken?
Welche konkreten Maßnahmen werden im Hinblick auf das anstehende Rating getroffen
bzw. welche Maßnahmen sind sinnvoll? Welche Alternativen zum Bankkredit gibt es für
den Mittelstand?
Auf alle diese Fragen versucht die vorliegende Diplomarbeit Antworten zu geben. Dabei
wurde der Fokus der Arbeit bewusst auf den deutschen Mittelstand gelegt, da diese
Unternehmensgruppe das ,,Rückgrat der deutschen Wirtschaft" bildet und voraussichtlich
am stärksten von Basel II und den strukturellen Veränderungen im Bankensektor betroffen
sein wird. So sieht sich bereits jetzt, noch vor der Umsetzung von Basel II, der Großteil des
deutschen Mittelstandes einer zurückhaltenden Vergabe von Bankkrediten und einer
steigenden Forderung nach einer höheren Eigenkapitalquote ausgesetzt.
Als im Juni 1999 vom Baseler Ausschuss die neuen Basler Eigenkapitalvereinbarungen
(Basel II) veröffentlicht wurden, war der Aufschrei in der deutschen Wirtschaft, besonders
im Mittelstand, groß. Infolgedessen hatten Informationsveranstaltungen und Schulungen
sowie die Veröffentlichungen von Büchern und Informationsbroschüren zum Thema Basel
II Hochkonjunktur. Im Jahr 2005, knapp sechs Jahre später und ein Jahr vor der geplanten
Umsetzung von Basel II, hat die Thematik im Mittelstand an Beachtung und Dynamik
verloren. Die Auswirkungen auf den Mittelstand haben dagegen nichts an Brisanz und
Dynamik eingebüßt. Denn die Kreditinstitute haben bereits damit begonnen, die Bonität
der potenziellen Kreditnehmer mittels bankeninterner Ratingverfahren zu überprüfen und
die Kreditentscheidung daran zu koppeln. Dies hat zur Folge, dass die meisten
Kreditanträge mangels Bonität bereits jetzt abgelehnt werden, und die Betroffenen über die
Hintergründe nur unzureichend informiert sind.
Im Zuge der Umsetzung von Basel II wird das bankeninterne Rating zum
Standardinstrument bei der Bonitätsermittlung. Jedes Unternehmen muss sich folglich bei
einem Kreditantrag einem Rating unterziehen, so dass dieses zum kritischen Erfolgsfaktor
für die Unternehmensfinanzierung wird.
Daher sollte der Mittelstand das bankeninterne Rating nicht nur als zusätzliche Belastung
betrachten, sondern vor allem, die damit verbundenen Chancen ergreifen und die Thematik
proaktiv angehen. Denn das bankeninterne Rating kann die geeignete Grundlage für die

2
nachhaltige Stärkung des Unternehmens bilden und als wertvoller Test der eigenen
Strategie dienen.
Die Zielsetzung der vorliegende Diplomarbeit liegt darin, die Auswirkungen des
bankeninternen Ratings vor dem Hintergrund der Basler Eigenkapitalvereinbarungen auf
den deutschen Mittelstand aufzuzeigen sowie einen Überblick über mögliche vorbereitende
Maßnahmen zu geben. Ferner soll diese Arbeit die Notwendigkeit für den deutschen
Mittelstand aufzeigen, sich mit dem eigenen Rating zu beschäftigen und dieses im Rahmen
einer Rating-Strategie aktiv anzugehen und zu optimieren.
Um gesicherte Antworten auf die eingangs gestellten Fragen zu bekommen, wurde zudem
eine empirische Untersuchung zum aktuellen Vorbereitungsstand mittelständischer
Unternehmen aus der Stadt Düsseldorf, dem Kreis Mettmann und dem Rhein-Kreis Neuss
auf das bankeninterne Rating durchgeführt.
1.2 Aufbau der Arbeit
Um der Zielsetzung dieser Arbeit gerecht zu werden, werden im zweiten Kapitel zunächst
einmal die Begriffe internes und externes Rating definiert und voneinander abgegrenzt.
Anschließend wird der Begriff des Mittelstandes und dessen Bedeutung im
wirtschaftlichen Kontext erläutert. Die Abgrenzung des Mittelstandes von Großunter-
nehmen erfolgt dabei anhand von qualitativen und quantitativen Merkmalen. Im dritten
Kapitel werden dann die Ursachen für die Veränderungen im Bankensektor sowie der Weg
von Basel I zu Basel II erläutert und analysiert. Ferner werden in diesem Kapitel die
Grundlagen der Basler Eigenkapitalvereinbarung und deren Auswirkungen auf das
Kreditvergabeverhalten der Kreditinstitute und die Folgewirkung auf den Mittelstand
dargestellt. Im dritten Kapitel werden zudem die Systematik und die Beurteilungskriterien
von bankeninternen Rating-Systemen beschrieben, die als Leitfaden für die Vorbereitung
auf das bankeninterne Rating dienen sollen.
Die Maßnahmen zur Vorbereitung auf das bankeninterne Rating werden dann im vierten
Kapitel vorgestellt. Anschließend werden konkrete Ansatzpunkte für die Optimierung des
Unternehmensratings geliefert. Insbesondere werden Verfahren zur Optimierung der
Transparenz und Kommunikation bzw. der Finanzierungsstruktur sowie die wert-
orientierten Unternehmensführung und die Implementierung eines Risikomanage-
mentsystems vorgestellt. Nachfolgend wird auf die alternativen Finanzierungsinstrumente
zum Bankkredit eingegangen. Dabei werden die Wechselwirkungen zum bankeninternen

3
Rating und die Relevanz dieser Instrumente für den Mittelstand beleuchtet sowie deren
Vor- und Nachteile analysiert.
Der letzte Teil der Arbeit befasst sich mit den Ergebnissen der eingangs erwähnten
empirischen Untersuchung. Die Arbeit schließt dann mit einer Zusammenfassung der
Erkenntnisse sowie einem Fazit ab.
2 Begriffsbestimmungen
2.1 Rating
Der Begriff Rating kommt ursprünglich aus dem angloamerikanischen Sprachraum und
stammt von dem englischen Verb ,,to rate" ab, was sich mit ,,bewerten" oder ,,abschätzen"
übersetzten lässt.
1
Als Rating wird zum einem der Prozess der Bewertung und zum anderen
aber auch das Ergebnis dieses Prozesses bezeichnet. Das Rating ist im Alltag in allen
Lebensbereichen weit verbreitet, so werden bei Qualitätsurteilen der Stiftung Warentest,
Prüfungsnoten, Einordnung von Hotels in bestimmte Kategorien die jeweiligen
Merkmalausprägungen in einem Rating verdichtet.
2
In der vorliegenden Arbeit bezieht sich der Begriff Rating auf die Bonitätsprüfung der
Banken
3
vor dem Hintergrund des Basel II-Prozesses. In diesem Kontext lässt sich Rating
als ein ,,differenziert erhobenes, standardisiertes Werturteil über die Fähigkeit eines
Geldschuldners (Kreditnehmer), seinen vertraglichen Zins- und Tilgungspflichten voll-
ständig und rechtzeitig nachzukommen"
4
definieren.
Grundsätzlich wird zwischen einem internen und einem externen Rating differenziert, in
Abhängigkeit davon von wem das Rating durchgeführt wird.
5
2.1.1 Externes Rating
Externe Ratings werden von unabhängigen Rating-Agenturen
6
wie z.B. Moody's, Standard
& Poors oder Fitch durchgeführt, die sich auf Bonitätsanalysen spezialisiert haben und
1
Hückmann, Carolin: Kreditrating der Mittel- und Kleinbetriebe. Eine Orientierungs- und
Entscheidungshilfe zu den Verfahren der Kreditinstitute und Agenturen, Berlin 2002, S.1
2
Pfingsten, Andreas: Stichwort: Rating. In: Zeitschrift für Bank- und Kapitalmarktrecht (BKR) Heft 03,
S.139
3
Im Folgenden werden die Begriffe Bank und Kreditinstitut synonym verwendet.
4
Darazs, Günter: Bonitätsrating für den Mittelstand ­ bankinternes versus externes Rating. In:
Bilanzbuchalter und Controller (BC), Heft 05/2001, S.103
5
Krämer-Eis, Helmut: Rating. Herausforderungen für Kreditinstitute und Unternehmen,
http://www.kfw.de/DE/Research/PDF/herausforderung.pdf
., 17.Juni 2005
6
Auch External Credit Assesment Institution genannt (ECAI)

4
sich nicht auf die Beurteilung der Kreditbonität beschränken. Die Initiative für die
Erstellung eines Ratings geht hierbei von dem Unternehmen selbst aus. Externe Ratings
werden vor allem für große Unternehmen erstellt, die Fremdkapital auf dem Kapitalmarkt
aufnehmen wollen, da es die Zugangsvoraussetzung für diese Art von Finanzierungs-
quellen ist.
7
Für kleine und mittelständische Unternehmen sind vor allem die mit einem
externen Rating verbundenen hohen Kosten als Hinderungsgrund zu nennen.
Die Rating-Agenturen verwenden Symbole auf einer festgelegten Skala um ihre Ratings zu
klassifizieren und damit ihre Meinung über die Bonität des Schuldners auszudrücken
(siehe Tab. in Anhang 1).
2.1.2 Internes Rating
Interne Ratings werden dagegen von Kreditinstituten im Rahmen einer Kreditwürdig-
keitsprüfung durchgeführt. Die Banken zielen darauf ab, sich ,,(...) ein Urteil über die
Bonität und sich daraus ergebende Ausfallwahrscheinlichkeit eines Kreditnehmers (zu)
bilden."
8
Kreditinstitute verwenden das interne Rating schon seit längerem zur Einstufung
der einzelnen Kreditengagements in verschiedene Risikokategorien, um damit die
Ausfallrisiken in ihrem Kreditportfolio zu bestimmen.
9
Das Verfahren des bankeninternen
Ratings ist aufgrund der Vielzahl der zu bewertenden Unternehmen stark standardisiert.
10
Im Gegensatz zum externen Rating wird das Ergebnis eines bankinternen Ratings nicht
veröffentlicht sondern dient lediglich internen Steuerungszwecken der Banken. Zudem
sind die Banken gemäß §18 KWG auch gesetzlich dazu verpflichtet, sich die
wirtschaftlichen Verhältnisse ihrer Kreditnehmer offen legen zu lassen.
11
In dieser Arbeit wird der Vorbereitungsstand im deutschen Mittelstand auf das
bankeninterne Rating untersucht, daher liegt der Fokus dieser Arbeit auch auf dem
bankeninternen Rating. Um weiteren Ausführungen nicht vorzugreifen, wird an dieser
Stelle auf eine Beschreibung des bankeninternen Ratingprozesses verzichtet und auf
spätere Ausführungen verwiesen.
7
Dimitrakopolous, Dimitrios; Spahr, Roland: Ablauf des Ratingverfahrens bei internationalen
Ratingagenturen. In: Rating Advisory, 1. Aufl., hrsg. von Ann-Kristin Achleitner, Oliver Everling,
Wiesbaden 2003, S.160
8
Fischer, Jochen; Holzkämper, Hilko: Rating Advisory für den Kapital- und Kreditmarkt. In: Rating
Advisory, 1. Aufl., hrsg. von Ann-Kristin Achleitner, Oliver Everling, Wiesbaden 2003, S.71
9
Hückmann, Carolin: Kreditrating..., a.a.O., S.6
10
Dimitrakopolous, Dimitrios; Spahr, Roland: Ablauf..., a.a.O., S.160
11
Fischer, Jochen; Holzkämper, Hilko; Rating Advisory..., a.a.O., S.70 f.

5
2.2 Mittelstand
2.2.1 Definition
Die Begriffe Kleinst-, Klein- und Mittel Unternehmungen (KMU), mittelständische
Unternehmen bzw. Betriebe sowie Mittelstand werden vielfach in der Literatur und Praxis
verwendet. Jedoch fehlt es an einheitlichen und allgemeingültigen Definitionen sowie
klaren Abgrenzungsmöglichkeiten.
12
Daher werden diese Begriffe in den weiteren
Ausführungen synonym verwendet. Mittelständische Unternehmen lassen sich sowohl
anhand qualitativer als auch anhand quantitativer Kriterien von Großunternehmen
abgrenzen.
2.2.1.1 Qualitative Kriterien
Das zentrale qualitative Merkmal eines mittelständischen Unternehmens ist die enge
personelle Verbundenheit zwischen dem Unternehmen und dessen Eigentümer.
13
Das
Unternehmen wird stark durch die Persönlichkeit des Eigentümers geprägt und stellt
zudem dessen persönliche Einkommensquelle dar.
14
Auch die deutsche Bundesregierung
grenzt den Mittelstand nach qualitativen Kriterien von Großunternehmen ab und definiert
diese Unternehmensgruppe ,,als Unternehmen (...), die sich in der Regel nicht über den
Kapitalmarkt finanzieren und von selbstständigen, mitarbeitenden Inhabern geleitet
werden, die das unternehmerische Risiko tragen."
15
Jedoch ist durch die Einführung neuer
Börsensegmente für KMU, die kritische Größe für die Kapitalmarktfähigkeit gesunken.
Daher ist es fraglich ob dieses Abgrenzungskriterium noch in dem Maße gültig ist.
16
Die qualitativen Merkmale mittelständischer Unternehmen beeinflussen zudem sehr stark
deren Rechtsformwahl, die Form der Finanzierung, die Innovationsfähigkeit, das Produkt-
portfolio bzw. die angebotenen Dienstleistungen und die strategische Ausrichtung.
17
12
Matschke, Manfred Jürgen; Brösel, Gerrit: Die Bewertung kleiner und mittlerer Unternehmungen mit dem
Zustandsgrenzpreismodell unter besonderer Berücksichtigung möglicher Folgen von ,,Basel II". In:
Unternehmensbewertung und Basel II in kleinen und mittleren Unternehmen, hrsg. von Jörn-Axel Meyer,
Berlin 2003, S.158
13
Günterberg, Brigitte; Kayser, Gunter; Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM): SMEs in Germany
Facts and Figures 2004. IfM-Materalien Nr. 161, Bonn 2004, S.1
14
Cley, Christopher R.: Mittelstands-Rating. Externe Credit Ratings und die Finanzierung mittelständischer
Unternehmen, 1. Aufl. Wiesbaden 2003, S.38 f.
15
Deutscher Bundestag (1970): Grundsätze einer Strukturpolitik für kleine und mittlere Unternehmen,
Drucksache VI1666, 29.12.1970
16
Cley, Christopher R.: Mittelstands-Rating..., a.a.O., S.49
17
Günterberg, Brigitte: SME's..., a.a.O., S.2

6
2.2.1.2 Quantitative Kriterien
Da die qualitativen Merkmale schwer zu erfassen und zu messen sind, werden
mittelständischen Unternehmen oft anhand der quantitativen Kriterien, Mitarbeiteranzahl
und Jahresumsatz, abgegrenzt. Auch das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn
verwendet diese Abgrenzungskriterien. Tabelle 1 zeigt wie das IfM die Strukturierung des
Unternehmensbestandes nach Größenklassen vornimmt.
Unternehmensgröße
Zahl der Beschäftigten
Umsatz / Jahr
Klein
bis 9
bis unter 1 Mio.
Mittel
10 bis 499
1 bis 50 Mio.
Groß
500 und mehr
50 Mio. und mehr
Tabelle 1: Mittelstandsdefinition des IfM Bonn
18
Die Europäische Union hat am 1. Januar 2005 auch eine Empfehlung zur Definition der
KMU veröffentlicht und dabei folgende Schwellenwerte festgelegt:
Unternehmensgröße
Zahl der
Beschäftigten
Umsatz /
Jahr
oder
Bilanzsumme / Jahr
Kleinst
bis 9
bis 2 Mio.
Bis 2 Mio.
Klein
bis 49
bis 10 Mio.
Bis 10 Mio.
Mittel
bis 249
bis 50 Mio.
Bis 43 Mio.
Groß 250
und
mehr
50 Mio. und
mehr
43 Mio. und mehr
Tabelle 2: KMU-Schwellenwerte der EU seit 01.01.2005
19
Die Definition der EU umfasst zusätzlich zum Jahresumsatz die Bilanzsumme/Jahr und
den Grad der Unabhängigkeit als Abgrenzungskriterium. Demnach darf ein Unternehmen
in der Regel nicht die Bilanzsumme von 43 Millionen Euro überschreiten und darf auch
nicht zu mehr als 25% im Besitz eines anderen Unternehmens sein.
In der Praxis findet die Definition der EU eine weite Verbreitung, vor allem weil auch in
den öffentlichen Förderprogrammen der Bundesländer für mittelständische Unternehmen
18
Institut für Mittelstansforschung Bonn: Mittelstand ­ Definitionen und Schlüsselzahlen,
http://www.ifm-
bonn.org/
, 27.Mai 2005
19
Europäische Union,
http://europa.eu.int/comm/enterprise/enterprise_policy/sme_definition/index_de.htm

7
die Zahl von 249 Beschäftigten als definitorische Obergrenze angegeben wird. Ein
Unternehmen kann jedoch die Obergrenze vom Jahresumsatz oder der Bilanzsumme
überschreiten ohne seinen Status als KMU zu verlieren.
20
2.2.2 Bedeutung des Mittelstandes
In Deutschland sind mehr als 99% aller Unternehmen dem Mittelstand zuzurechnen.
21
Der
Mittelstand gilt als ,,Wachstums- und Beschäftigungsmotor" und als Fundament der
deutschen Volkswirtschaft.
22
In Deutschland sind etwa 3,3 Millionen Unternehmen dem
Unternehmenssektor der KMU zuzuordnen. Etwa 25 Millionen Menschen, d.h. 70% der
arbeitenden Bevölkerung in Deutschland, sind in mittelständischen Unternehmen
beschäftigt und erwirtschaften etwa 50% der gesamten Bruttowertschöpfung. Folglich ist
der Mittelstand auch der größte Ausbilder in Deutschland mit einem Anteil an der
Ausbildungsleistung der Wirtschaft von fast 80%.
23
All diese Zahlen sind ein Beleg für die
Bedeutung des Mittelstandes für die deutsche Wirtschaft.
2.2.3 Typische Risiken und Schwächen im Mittelstand
Der deutsche Mittelstand weist allerdings auch typische Risiken und Schwächen auf, die
mit der in Kapitel 2.2.1 beschriebenen Merkmalen dieses Unternehmenssektors
zusammenhängen.
Laut einer Studie von Creditreform im Herbst 2004 gab es in Deutschland im Jahre 2004
rund 40.000 Firmeninsolvenzen, wobei 90% der Insolvenzanträge von Betrieben mit
höchstens 20 Mitarbeitern und mit einem Jahresumsatz von unter 2,5 Millionen Euro,
gestellt worden sind.
24
Die häufigsten Gründe der Insolvenz bei KMU sind
Managementfehler, Defizite in der Unternehmensfinanzierung und Fehler im leistungs-
wirtschaftlichen Bereich.
25
Die größten Risiken für den Mittelstand sind auf die
20
Günterberg, Brigitte: SME's..., a.a.O., S.4
21
KfW Bankengruppe, Konzernkommunikation: Mittelstandsmonitor 2005. Den Aufschwung schaffen ­
Binnenkonjunktur und Wettbewerbsfähigkeit stärken. Kurzfassung des jährlichen Berichts zu Konjunktur-
und Strukturfragen kleiner und mittlerer Unternehmen, Frankfurt am Main 2005, S.1
22
KPMG: Die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands. Eine Umfrage des ifo Instituts für
Wirtschaftsforschung im Auftrag von KPMG und BDA 2003,
http://www.kpmg.de/library/pdf/die_wettbewerbsfaehigkeit_des_deutschen_mittelstands.pdf.
23
Köster, Thomas: Kapitalversorgung des Mittelstandes ­ Ein Problem der Zukunft? In: Die Banken und der
Mittelstand. Beiträge des Duisburger Banken-Symposiums, 1. Aufl., hrsg. von Hans Tietmeyer, Bernd
Rolfes, Wiesbaden 2003, S.3
24
Verband der Vereine Creditreform e.V: Jahresbericht 2004/2005.
http://www.creditreform.de/downloads/jahresbericht/Jahresbericht_2004_05_deutsch.pdf
, S.27
25
Wildemann, Horst: Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Risikoposition von KMU beim Rating
unter besonderer Berücksichtigung leistungswirtschaftlicher Risiken. Controlling, Heft 4-5/2005, S.234 f.

8
spezifischen Abhängigkeiten der Unternehmen vom Eigentümer bzw. vom Unternehmer,
dem Schlüsselpersonal, der Finanzierungssituation und den externen Marktpartnern
zurückzuführen.
26
Zudem wird die mittelständische Wirtschaft sehr stark durch zunehmende Forderungs-
ausfälle, Umsatzeinbußen, geringer Ertragskraft und der Schwierigkeit der Kredit-
beschaffung belastet. Die Rahmenbedingungen für den Mittelstand verschlechtern sich
zunehmend, vor allem bedingt durch die hohe Steuerlast und den Lohnnebenkosten.
Die hohe steuerliche Belastung ist auch der Grund dafür, dass viele mittelständische
Betriebe ihre Unternehmensführung danach ausrichten, einen möglichst geringen Gewinn
auszuweisen um somit die Bemessungsgrundlage für die Steuerermittlung zu verringern.
Dies hat zur Folge, dass viele Unternehmen eine sehr geringe bzw. im Extremfall sogar
eine negative Eigenkapitalquote aufweisen.
Die vorhin zitierte Untersuchung von Creditreform ergab auch, dass nicht einmal 20% der
Unternehmen in Deutschland mit ausreichend Eigenkapital ausgestattet sind. Laut
Creditreform kann von einer stabilen Eigenkapitalbasis gesprochen werden, wenn ,,diese
mehr als 30% im Verhältnis zum Umsatz ausmacht."
27
Die Untersuchung kam zu dem
Ergebnis, dass 36% der Unternehmen weniger als 10% Eigenkapital haben und damit
unterkapitalisiert sind.
28
Dieser Umstand wird als ,,Eigenkapitallücke" im Mittelstand
bezeichnet. Um weiteren Ausführungen nicht vorzugreifen wird auf Kapitel 2.2.4
verwiesen, dass sich im speziellen mit der Finanzierungslage im Mittelstand befasst.
Der deutsche Mittelstand weist des Weiteren erhebliche Defizite im Bereich der
Unternehmenstransparenz, der Unternehmensführung, Qualität der Planungs- und
Kontrollsysteme und des betrieblichen Rechnungswesen auf.
29
Durch die häufige ,,Verschmelzung von Eigentum und Management in der
Unternehmensperson"
30
ist der Unternehmenserfolg oft von den Fähigkeiten des
Unternehmers abhängig. Ferner besteht die Gefahr, dass durch die starke Eingebundenheit
des Unternehmers in das operative Geschäft, die strategische Führung des Unternehmens
vernachlässigt wird.
Aufgrund der geringen Größe von mittelständischen Unternehmen, haben sie nur dann eine
Chance auf dem Markt zu überleben, wenn Sie sich auf Nischenmärkte konzentrieren.
26
Ebenda, S.236
27
Verband der Vereine Creditreform e.V: Jahresbericht..., a.a.O., S.27
28
Ebenda, S.27
29
Stephan, Paul; Stein, Stefan: Basel II und die deutsche Kreditwirtschaft ­ ein Überblick. In: Basel II,
Mittelstand und Kreditpreise, 1. Aufl., hrsg. von Stephan Paul, Frankfurt am Main 2003, S.46 f .
30
Janssen, Margit H.: Markt für Ratingberatung bei Kleinbetrieben. In: Rating Advisory, 1. Aufl., hrsg. von
Ann-Kristin Achleitner, Oliver Everling, Wiesbaden 2003, S.91

9
Dies führt wiederum dazu, dass die meisten Betriebe ein sehr kleines Produktportfolio
haben und oft nur auf regional begrenzten Märkten agieren.
31
Ferner sind viele
mittelständische Betriebe von einem einzelnen oder nur wenigen Kunden abhängig. Die
geringe Diversifikation und die hohe Abhängigkeit von KMU erhöhen somit die
Insolvenzgefahr und wirken sich negativ auf die Bonität aus.
Ein weiterer Risikofaktor im Mittelstand ist die unzureichende Regelung der
Unternehmensnachfolge. Durch den Generationswechsel in der Wirtschaft stehen
schätzungsweise 300.000 deutsche mittelständische Unternehmen in naher Zukunft vor
dem Problem der Planung und Durchführung der Unternehmensnachfolge.
32
Durch Basel
II und dem damit verbundenen Rating wird die Situation zusätzlich verschärft, denn beim
Rating gewinnen zukunftsbezogene Aspekte immer mehr an Bedeutung. Hier spielt die
Regelung der Unternehmensnachfolge eine zentrale Rolle, da die Beständigkeit in der
Unternehmensführung gerade bei den Kreditinstituten Vertrauen schafft und bei vielen
bankinternen Ratingverfahren als K.o.-Kriterium gilt.
33
2.2.4 Finanzierungslage im Mittelstand
Das größte Risiko des deutschen Mittelstands ist aber, dass es in Bezug auf Branchen-
zugehörigkeit, Rechtsform und Unternehmensgröße in Richtung Eigenkapitalschwäche
neigt.
34
Wie in Kapitel 2.2.3 bereits beschrieben wurde, verfügt ein großer Teil der KMU
nur über unzureichendes Eigenkapital oder weist sogar negatives Eigenkapital aus. Im
Umkehrschluss bedeutet eine niedrige Eigenkapitalquote eine hohe Fremdfinanzierungs-
quote. Ausgehend von der Bilanz ist festzustellen, dass bei Unternehmen mit weniger als
2,5 Millionen Jahresumsatz, Bankkredite bereits über 38% der Bilanzsumme ausmachen.
35
Daraus lässt sich auch die Bedeutung der langfristigen Fremdfinanzierung über Bank-
kredite in Deutschland erklären, wo sie als Eigenkapitalersatz dient.
36
31
Ebenda
32
Schmeisser, Wilhelm; Grothe, Jan: Aspekte der Unternehmensnachfolge im Mittelstand: Eine
Herausforderung. In: Handbuch Unternehmensnachfolge. Recht-Basel II und Rating-Finanzierung-
Fallbeispiele, hrsg. von Schmeisser, Wilhelm; Krimphove, Dieter u.a., Stuttgart 2003, S.3
33
Niedostadek, Andre: Nachfolgeplanung als Teil der erfolgreichen Credit Story. In:Rating Advisory, 1.
Aufl., hrsg. von Ann-Kristin Achleitner, Oliver Everling, Wiesbaden 2003, S.235
34
Kaltofen, Daniel; Möllenbeck, Markus u.a.: Risikofrüherkennungssysteme für KMU. Effizienzvergleich
zwischen Diskriminanzanalyse und logistischer Regression. In: Unternehmensbewertung und Basel II in
kleinen und mittleren Unternehmen, hrsg. von Jörn-Axel Meyer, Berlin 2003, S.76 f.
35
Brezski, Eberhard; Kinne, Konstanze: Finanzmanagement und Rating kompakt. Leitfaden für
mittelständische Unternehmen, Stuttgart 2004, S. 53
36
Keiner, Thomas: Rating für den Mittelstand. Wie Unternehmen ihre Bonität unter Beweis stellen und sich
günstige Kredite sichern. Frankfurt, New York 2001,, S.11

10
Da das Eigenkapital als Risikopuffer und Haftungsmasse dient, zeigt sich hier ein enormes
Risikopotenzial im deutschen Mittelstand, bereits kleinere Rückgänge in der Auftragslage,
oder Veränderungen im unternehmerischen Umfeld können den Fortbestand des
Unternehmens akut gefährden.
Andere Formen der Außenfinanzierung sind im Mittelstand noch nicht so verbreitet, vor
allem weil die Innenfinanzierung neben dem Bankkredit in mittelständischen Betrieben
immer noch eines der vorherrschenden Finanzierungsinstrumente darstellt. Kapitalmarkt-
produkte spielen im Mittelstand dagegen noch keine bedeutsame Rolle. Folglich ist mit
einer Substitution von Bankfinanzierungen durch die Kapitalmarktfinanzierung nur im
gehobenen und größeren Mittelstand zu rechnen.
37
Jedoch tragen die derzeitige Zurückhaltung der Banken bei der Kreditwährung und die sich
schneller verändernde Umweltbedingung dazu bei, dass sich die Finanzierungsstrukturen
auch im Mittelstand ändern.
38
3 Die neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung
3.1 Ursachen für die Veränderungen im Bankensektor
Die Situation der Banken in ihrer Rolle als Kreditgeber hat sich in den letzten Jahren stark
verändert. Durch die zunehmende Globalisierung der Weltmärkte und dem damit
verbundenen Wettbewerbsdruck sowie durch die Liberalisierung des Kapitalverkehrs hat
sich der Margendruck bei den Kreditinstituten stark erhöht. Die Europäische Währungs-
union hat dem Bankensektor eine zusätzliche Dynamik verliehen, da es seither möglich ist
Transaktionen auf Europäischer Ebene ohne jegliches Wechselkursrisiko zu tätigen.
Zudem drängen immer mehr Europäische Großbanken auf den deutschen Markt und
erhöhen dadurch zusätzlich den Wettbewerbsdruck.
Die anstehende Übernahme der Münchener Hypovereinsbank durch die italienischen
UniCredito Bank ist vielleicht nur der Auftakt einer neuen Fusionswelle im Bankensektor
in diesem Sommer, die die anhaltende Konsolidierungsbewegung bestätigt. Auch die
Bekanntgabe der Deutschen Bank weitere Arbeitsplätze in Deutschland abzubauen, um
trotz Rekordergebnis im Jahre 2004, auf Europäischer Ebene wettbewerbsfähig zu bleiben
ist ein weiteres Indiz für den erhöhten Wettbewerbsdruck. Die Eigenkapitalrendite der
37
Lehnhoff, Jochen: Das Mittelstandskonzept der Genossenschaftsbanken. In: Die Banken und der
Mittelstand. Beiträge des Duisburger Banken-Symposiums, 1. Aufl., hrsg. von Hans Tietmeyer, Bernd
Rolfes, Wiesbaden 2003, S.64
38
Breszki, Eberhard; Kinne, Konstanze: Finanzmanagement..., a.a.O., S.55

11
deutschen Banken bestätigt deren schwache Position im Europäischen Vergleich. Die
durchschnittliche Rendite lag zwischen 11% und 14% in den vergangenen Jahren, was im
Vergleich zu anderen Europäischen und angloamerikanischen Banken, die im Durchschnitt
eine Eigenkapitalrendite von bis zu 25% erwirtschaften, nicht wettbewerbsfähig ist.
39
Dabei weisen Vertreter der Kreditinstitute vermehrt darauf hin, dass ,,(...)die jetzt zutage
tretenden Schwierigkeiten einzelner Institute dabei fast immer aus dem Kreditgeschäft und
dort vor allem mit dem Mittelstand stammen (...)."
40
Die in den letzten Jahren ansteigenden Insolvenzen im deutschen Mittelstand spiegeln sich
negativ in den Bilanzen der Banken wieder und hinterlassen die vielfach zitierten
,,Blutspuren" in den Büchern. Das Ergebnis sind zunehmende Wertberichtigungen durch
Kreditausfälle im Firmenkundengeschäft. Eine Untersuchung der Kreditanstalt für
Wiederaufbau (KfW) hat ergeben, dass die Wertberichtigungen im Verhältnis zum EBIT
aller Banken zwischen 1995 und 2000 bei 37% gelegen hat, und inzwischen auf über 80%
gestiegen sind.
41
Seit 1971 sind die Verluste, Abschreibungen und Rückstellungen im
Firmenkundengeschäft überproportional im Verhältnis zu den Ausleihungen angestiegen.
Infolgedessen konnten im Jahre 1992 erstmals die Wertberichtigungen durch den Zinssaldo
nicht mehr kompensiert werden.
42
Diese dramatischen Entwicklung haben dazu geführt, dass die Banken angefangen haben
ihre Kreditportfolien aktiv zu steuern und Risk/Return-Profile zu erstellen um die
Sicherstellung der Risikotragfähigkeit des Gesamt-Portfolios zu gewährleisten.
43
Da im Kreditgeschäft mit dem Mittelstand die Margen ziemlich gering sind und zudem die
Bearbeitungskosten im Verhältnis zum Ertrag zu hoch sind, ziehen sich vor allem die
großen Kreditinstitute aus diesem Geschäftsfeld langsam zurück.
44
Das bankeninterne Risikomanagement wird durch verschiedene gesetzliche und banken-
aufsichtsrechtliche Regulierungen zum Schutz der Einleger und Bankensysteme weiter
forciert, wodurch das haftende Eigenkapital der Kreditinstitute zunehmend zu einem
limitierenden Faktor für die Kreditvergabepolitik wird.
45
39
Hückmann, Carolin: Kreditrating..., a.a.O., S.16
40
O.V.: Die Krise der Banken ist hausgemacht. Rolf Breuer, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, über
Fehler im Kreditgeschäft, den Zwang zum Sparen und die Macht der Kunden. Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung. Interview am 6. Januar 2002
41
Lehnhoff, Jochen: Das Mittelstandskonzept..., a.a.O. ,S.65
42
Keiner, Thomas: Rating..., a.a.O. ,S.11
43
Fischer, Thomas: Moderne Unternehmensfinanzierung im internationalen Kontext. In: Die Banken und der
Mittelstand. Beiträge des Duisburger Banken-Symposiums, 1. Aufl., hrsg. von Hans Tietmeyer, Bernd
Rolfes, Wiesbaden 2003, S.120
44
Köster, Thomas: Kapitalversorgung..., a.a.O. ,S.14 f.
45
Brezski, Eberhard; Kinne, Konstanze: Finanzmanagement..., a.a.O., S.3

12
Für die Kreditinstitute ist es daher ein maßgeblicher Erfolgsfaktor, die Risiken, die mit
einem Engagement verbunden sind, realistisch einzuschätzen und in Abhängigkeit des
eingegangenen Risikos mit Zinsen belegen zu könne. Aufgrund der bereits erwähnten
Belastungen für die Rentabilität des Kreditgeschäfts reagierte die Finanzwelt mit erhöhten
Anforderungen an das Kreditgeschäft. Ziel war und ist es, durch die Bewertung des
Risikos im Firmenkundengeschäft, die eigenen Risikokosten zu senken. Sichtbarster
Ausdruck ist derzeit die Umsetzung der beiden bankenaufsichtsrechtlichen Pakete MaK
46
und Basel II.
47
3.1.1 Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft
Um die Anforderungen an die Risikomanagement- und Controllingsysteme für das
Kreditgeschäft zu konkretisieren, hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
(BaFin) Ende 2002 Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft (MaK) erarbeitet, die seit
dem 1. Juli 2004 für alle Kreditinstitute verpflichtend sind. Die MaK sind aber nicht als
Vorgriff zu Basel II zu sehen, obwohl es einige Überschneidungspunkte gibt. Die MaK
sehen die Erarbeitung und anschließend die zumindest jährliche Überprüfung einer
schriftlich zu fixierenden Risikostrategie vor, die Grundlage aller Aktivitäten im
Kreditgeschäft sein soll.
48
Auf Basis der Kreditrisikostrategie soll die Qualität der
Kreditkultur einer Bank erhöht werden. Die wichtigste Anforderung im Rahmen der MaK
ist die Funktionstrennung im Kreditgeschäft, die als Grundlage für eine sichere und
zuverlässige Aufgabenerfüllung gilt.
49
Die MaK unterscheiden dabei die Funktions-
bereiche Markt und Marktfolge. Der Bereich ,,Markt" befasst sich tatsächlich mit dem
Kunden bzw. dem Engagement des Kunden. Während der Bereich der ,,Marktfolge"
keinen Kontakt mehr zu den Kunden hat und eine Entscheidung allein anhand der
vorzulegenden Unterlagen des Kreditsuchenden und dem Urteil des ,,Marktberaters" trifft.
Diese Funktionstrennung soll eine objektive Sachbeurteilung gewährleisten.
50
Durch diese
Regelung soll im Rahmen des Vieraugenprinzips sichergestellt werden, dass die mit dem
46
MaK = Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft
47
Kaltofen, Daniel; Möllenbeck, Markus u.a.: Risikofrüherkennungssysteme..., a.a.O., S.59
48
Röhrig, Heiko: Auswirkungen der neuen Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft der Kreditinstitute
(MaK). In: Basel II, Mittelstand und Kreditpreise, 1. Aufl., hrsg. von Stephan Paul, Frankfurt am Main 2003,
S.21
49
Ebenda, S.23
50
O.V.: Risikopotential eines Engagements. Mittelstandsfinanzierung vor dem Hintergrund BaselII/Rating
und MaK. In: Der Maler und Lackiermeister. Heft 11/2004, S.46

13
Kreditengagement verbundenen Risiken provisionsunabhängig und neutral beurteilt
werden.
51
Dies hat zur Folge, dass Kreditsuchende für eine positive Kreditentscheidung nicht nur den
Kundenbetreuer (Bereich ,,Markt") für sich gewinnen müssen, sondern auch den Kredit-
sachbearbeiter aus der Abteilung ,,Marktfolge" anhand ihrer eingereichten Unterlagen
überzeugen müssen. Nicht selten wird der ,,Marktfolge" Bereich an externe Gesellschaften
ausgegliedert, was zu Verschärfung der Situation beiträgt.
52
Infolgedessen rücken
objektive quantitative Beurteilungsverfahren in den Vordergrund und emotional geprägte
auf einer guten Beziehung aufbauende Kreditentscheidungen werden in den Hintergrund
gedrängt.
53
Die MaK gelten als sichtbarster Ausdruck der zunehmenden
,,Entemotionalisierung" des Kreditgeschäfts. Es ist festzustellen, dass wie in Basel II auch
im Rahmen der MaK der Begriff des ,,Rating" eine zentrale Position einnimmt.
Vor dem Hintergrund des Strukturwandels im Bankensektor tritt ein weiterer Trend ganz
deutlich in Mittelpunkt: Basel II.
54
Da sich diese Arbeit mit dem Vorbereitungstand des
Mittelstandes auf das Rating vor dem Hintergrund des Basel II Prozesses befasst, wird auf
diese Thematik näher eingegangen. Der Name Basel II impliziert, dass es auch ein Basel I
gegeben hat, daher wird zunächst der Stand der heutigen Eigenkapitalübereinkunft (Basel
I) beschrieben und die Entwicklungen, die dazu geführt haben sie zu überarbeiten.
3.1.2 Basel I
Die Baseler Vereinbarung von 1988 (Basel I) wurde vom 1975 gegründeten Baseler
Ausschuss für Bankenaufsicht bestimmt. Dieser Ausschuss ist der Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich (BIZ) mit Sitz in Basel zugeordnet und setzt sich aus Vertretern der
Zentralbanken bzw. der Bankenaufsichten der bedeutendsten Industrienationen
zusammen.
55
Ziel des Ausschusses ist es, eine internationale Aufsichtsregel zu entwickeln
um somit die Qualität der Bankenaufsicht auf der ganzen Welt zu verbessern.
56
Mit der Konzipierung und Umsetzung von Basel I verfolgte der Baseler Ausschuss für
Bankenaufsicht folgende Ziele:
Sicherung und Stabilisierung des internationalen, nationalen und Institutsbezogenen
Bankensystems
51
Graalmann, Bernd: Target Rating Advisory, 1. Aufl. Köln 2005, S.174
52
O.V.: Risikopotential..., a.a.O., S.46
53
Becker, Bernhard; Brackschulze, Kai u.a.: Basel II und Kreditkonditionen für den Mittelstand. Die
Kritische Hürde ,,BB". In: Deutsches Steuerrecht (DStR). Heft 17/2004, S.740 f.
54
Fischer, Thomas: Moderne..., a.a.O., S.121
55
Hundt, Irina; Neitz, Bernd u.a.: Rating..., a.a.O., S.5
56
Ebenda, S.183

14
Schaffung einer Internationalen Wettbewerbsgleichheit unter den Banken
Institutionalisierung der umfassenden und entsprechende Berücksichtigung der
Risiken im Bankensektor
Erhalt der aktuellen Eigenkapitalvereinbarungen.
57
Die Vereinbarungen von Basel stellen lediglich eine Empfehlung dar, deren Anwendung
auf freiwilliger Basis geschieht. Jedoch haben sich die Baseler Vereinbarungen zum
international anerkannten Kapitalstandard für Kreditinstitute entwickelt und wurden
inzwischen in über 100 Staaten in nationales Recht umgesetzt und angewendet.
58
Die
Baseler Vereinbarungen von 1988 sind in eine EU-Richtlinie, der so genannten Solvabili-
tätsrichtlinie eingegangen, und folglich für alle Kreditinstitute innerhalb der EU
verpflichtend. In Deutschland ist diese Verpflichtung durch §2 KWG der Regelungen über
Eigenmittel und Liquidität beruhend auf §10 KWG kodifiziert worden.
59
Basel I hat die Eigenkapitalunterlegung für Kredite standardisiert. Demnach sind die Bank-
en verpflichtet, Unternehmenskredite generell zu 100% als Risikoaktiva zu behandeln und
pauschal mit 8% Eigenkapital zu unterlegen und damit abzusichern. Dadurch soll ver-
hindert werden, dass bei Kreditausfällen die Liquidität der Banken gefährdet wird, wobei
das Eigenkapital die Rolle des Risikopuffers übernimmt.
60
Die Risikomessung wird dabei
bislang insofern pauschal vorgenommen, als die Kreditnehmer entsprechend ihrer Schuld-
nerkategorie lediglich in drei Schuldnerkategorien eingeteilt werden (siehe Tab. 3).
61
Darlehen
Darlehensnehmer
Richtgröße
Risikogewichtung
EK-
Unterlegung
Öffentliche
Einrichtungen
0%
0
Kreditinstitute 20%
1.600
100.000
Alle übrigen
Kreditnehmer
8%
100%
8.000
Tabelle 3: Eigenkapitalunterlegung nach Basel I
62
57
Hundt, Irina; Neitz, Bernd u.a.: Rating..., a.a.O., S.6
58
Ebenda, S.5
59
Ehlers, Harald: Basel II/Rating. Die Hausaufgaben für Mittelstandsunternehmer und ihre Berater. Der
Turn-Around anhand eines Modellfalls, 2. Aufl. Herne/Berlin 2003, S.7
60
Hückmann, Carolin: Kreditrating..., a.a.O., S.22
61
Cluse, Michael, Engels, Jörg, u.a.; Deloitte & Touche GmbH: White Paper No.14: Einführung in Basel II,
20. Juli 2004, S.1
62
In Anlehnung an: Hundt, Irina; Neitz, Bernd u.a.: Rating..., a.a.O., S.6

15
Dies ist die bis heute geltende und international umgesetzte Regelung. Da ein Unter-
nehmenskredit im Rahmen von Basel I pauschal mit 8% Eigenkapital unterlegt wird, war
bisher ein bankeninternes oder ein externes Rating durch eine Agentur zur Bestimmung der
individuellen Bonität nicht notwendig. Eine Differenzierung der Kreditkonditionen erfolgt
nach Basel I nur noch über die vom Kreditnehmer zu erbringenden Sicherheiten. Die Folge
ist eine nahezu einheitliche Zinsmarge innerhalb einer Schuldnergruppe in der die indivi-
duelle Bonität des Darlehensnehmers nicht zum Tragen kommt.
63
Folglich zahlen
Unternehmen mit einer guten Bonität eine zu hohe Marge und tragen damit einen
überproportionalen hohen Teil der gesamten Risiken aller Kreditnehmer.
64
Es kommt
somit zu einer Quersubventionierung der Kreditnehmer ,,schlechter" durch die
Kreditnehmer ,,guter" Bonität.
Obwohl die Verdienste von Basel I allgemein anerkannt wurden, kam es Mitte der 90er
Jahre aufgrund der pauschalen Eigenkapitalhinterlegung von 8% und der damit
verbundenen Quersubventionierung vermehrt zur Kritik an den geltenden Baseler
Vereinbarungen. Die risikoadäquate Behandlung der Kreditrisiken wurde als nicht
ausreichend differenziert kritisiert.
65
Denn ein Grund für die in Kapitel 3.1 beschriebene
niedrige Rendite der deutschen Banken liegt auch in der fehlenden Möglichkeit zur
Konditionsspreizung im Firmenkundengeschäft. Aufgrund des intensiven Wettbewerbs
war es für die Banken bisher nicht möglich, einem dem Risiko entsprechenden Zinssatz
von dem Kreditnehmer zu verlangen. Ferner wurde die Ansicht vertreten, dass die
bestehenden Regelungen die Risikostrukturen im Kreditgeschäft nur unzureichend
abbildeten.
Ein weiterer Kritikpunkt war, dass Basel I keinen Anreiz bei den Kreditinstituten
geschaffen hat, in ein besseres Risikomanagementsystem zu investieren. Viele
Kreditinstitute haben innerhalb einer Schuldnergruppe zum Zweck der Eigenkapital-
arbitrage Aktiva mit höherem Risiko und entsprechend höheren Margen gewählt, ohne
dass dabei höhere Kapitalkosten angefallen sind.
66
Im Gegenzug wurden risikoärmere
Aktiva aus der Bilanz entfernt, wodurch die durchschnittliche Qualität der
Bankkreditportfolios gesenkt wurde.
67
Den geltenden Regelungen fehlte somit die notwendige Anpassungsfähigkeit an die
Herausforderungen eines immer globaler und zunehmend dynamischer und komplexer
63
Hundt, Irina; Neitz, Bernd u.a.: Rating..., a.a.O., S.7
64
Keiner, Thomas: Rating..., a.a.O., S.27
65
Graalmann, Bernd: Target..., a.a.O., S.30
66
Keiner, Thomas: Rating..., a.a.O., S.29
67
Cluse, Michael, Engels, Jörg, u.a.; Deloitte & Touche GmbH: White..., a.a.O., S.1

16
werdenden Finanzsystems.
68
Angeregt durch die Finanzkrisen der 1990er Jahre, speziell in
Asien (1997), wurde eine komplette Überarbeitung der seit 1988 geltenden Eigenkapital-
regeln für erforderlich befunden. Dies hat auch der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht
erkannt und die bestehende Eigenkapitalübereinkunft den Marktbedingungen angepasst.
3.1.3 Basel II
Die neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung, im folgenden Basel II genannt, baut auf die
bereits bestehenden gesetzlichen Regelungen für das Kreditgeschäft der Banken (Basel I)
auf und ist als Weiterentwicklung dieser Regelung zu sehen.
Basel II wurde im Juni 1999 vom Baseler Ausschuss vorgelegt mit dem Ziel dem
Finanzsystem größere Sicherheit und Solidität zu verleihen und sich dem zunehmend
dynamischer und komplexer werdenden Finanzsystem besser anzupassen. Diese Ziele
sollen durch eine stärkere Fokussierung auf die internen Kontrollsysteme und die
Geschäftsführung der Banken sowie auf die Überprüfung durch die Aufsicht und die
Marktdisziplin erreicht werden.
69
Die Entscheidende Änderung von Basel II gegenüber
Basel I, ist die risikogerechtere Eigenkapitalunterlegung für Kredit-, Markt- und
Operationelle Risiken. Durch die Berücksichtigung der individuellen Bonität der
Kreditnehmer soll eine effizientere Kapitalallokation ermöglicht und die im vorigen
Kapitel beschriebene Quersubventionierung vermieden werden.
70
Dennoch wurde vom
Baseler Ausschuss die Meinung vertreten, dass eine risikogerechtere Eigenkapital-
ausstattung allein, nicht die Stabilität des Bankensystems sicherstellen kann. Denn
letztendlich ist die durch die Geschäftsleitung der Bank bestimmte Risiko- und
Ertragsstrategie und deren Steuerung entscheidend für das Gesamtrisiko einer Bank.
71
Daher forciert Basel II auch die Weiterentwicklung der bereits bestehenden
Risikomessverfahren und die Überprüfung durch die zuständigen Aufsichtinstanzen der
Kreditinstitute. Es ist jetzt schon abzusehen, dass Basel II wesentlich risikosensitiver sein
wird als der derzeit geltende Akkord.
72
Das Grundkonzept von Basel II basiert auf drei Säulen (siehe Abb. in Anhang 2.), den
Mindestkapitalanforderungen (Säule 1), der aufsichtsrechtlichen Überwachung der Banken
68
Keiner, Thomas: Rating..., a.a.O., S.30
69
Deutsche Bundesbank: Basel II ­ Die neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung. 2005,
http://www.bundesbank.de/bankenaufsicht/bankenaufsicht_basel.php ,
S.1
70
Kabuth, Andrea: Impulse zur Ratingberatung durch Basel II. In: Rating Advisory, 1. Aufl., hrsg. von Ann-
Kristin Achleitner, Oliver Everling, Wiesbaden 2003, S.4
71
Deutsche Bundesbank: Basel II..., a.a.O., S.1 f.
72
Hofmann, Gerhard: Zum Stand der Verhandlungen im Baseler Ausschuss. In: Basel II, Mittelstand und
Kreditpreise, 1. Aufl., hrsg. von Stephan Paul, Frankfurt am Main 2003, S.3

17
(Säule 2) und als dritte Säule der so genannten Marktdisziplin. Die drei Säulen sollen sich
gegenseitig ergänzen und somit die Stabilität des nationalen und des internationalen
Bankensystems gewährleisten.
73
Insgesamt wird die Bedeutung der bereits bestehenden
quantitativen Säule 1 durch die Ergänzungen der anderen beiden qualitativ geprägten
Säulen zu einem ausgewogenen Ansatz zur Eigenkapitalvereinbarung erweitert.
74
Von
besonderem Interesse für die vorliegende Arbeit ist die erste Säule, da die Mindest-
kapitalanforderungen sich unmittelbar auf die Kreditvergabepolitik der Banken auswirkt
und auch erheblichen Einfluss auf die Verfügbarkeit von Bankkrediten und die Kreditkon-
ditionen für den Mittelstand haben wird. Es wird aber auch auf die Grundzüge von Säule 2
und 3 eingegangen.
3.1.3.1 Säule eins: Mindestkapitalanforderungen
In der ersten Säule werden neue risikogerechtere Mindestkapitalanforderungen für
Kreditrisiken der Banken festgelegt. Demzufolge müssen die Kreditinstitute für jeden
vergebenen Kredit Eigenkapital als Risikopuffer vorhalten um die eigene Liquidität durch
einen Kreditausfall nicht zu gefährden. Im Gegensatz zu Basel I erfolgt nun die
Bonitätseinstufung anhand eines externen oder internen Ratings des Kreditnehmers, die die
Höhe der Eigenkapitalunterlegung determiniert.
Durch die Einführung des Ratings im Rahmen von Basel II ist es nun möglich für die
Banken einen dem Risiko entsprechenden Zinssatz von dem Kreditnehmer zu verlangen.
75
Die Einhaltung der Eigenkapitalanforderungen nach Basel II wird wie bisher anhand eines
Kapitalkoeffizienten gemessen, der unverändert mindestens 8% betragen muss (siehe Abb.
1).
Abbildung 1: Die neue Eigenkapitalberechnung nach Basel II
76
Die Berechnung des Nenners der Eigenkapitalquote wird durch die angestrebte
Verbesserung der Risikomesssysteme der Banken jedoch verändert.
77
Die bisherigen
Risikoarten Kreditrisiko und Marktrisiko werden um das operationelle Risiko ergänzt, das
73
Deutsche Bundesbank: Basel II..., a.a.O., S.2
74
Cluse, Michael, Engels, Jörg, u.a.; Deloitte & Touche GmbH: White..., a.a.O. , s.2
75
Becker, Bernhard; Brackschulze, Kai u.a.: Basel II..., a.a.O. , S.741 f.
76
Deutsche Bundesbank: Basel II. Säule 1: Mindestkapitalanforderungen. 2005,
http://www.bundesbank.de/bankenaufsicht_basel_saeule1.php
77
Hückmann, Carolin: Kreditrating..., a.a.O., S.26
Eigenkapital
Kreditrisiko + Marktrisiko + operationelles Risiko
8% (Eigenkapitalquote)

18
in Zukunft auch mit Eigenkapital zu unterlegen ist.
78
Das operationelle Risiko umfasst
dabei ,,(...) die Gefahr von Verlusten, die in Folge der Unangemessenheit oder des
Versagens von internen Verfahren, Menschen und Systemen oder in Folge externer
Ereignisse eintreten. Diese Definition schließt Rechtsrisiken ein, beinhaltet aber nicht
strategische Risiken oder Reputationsrisiken."
79
Als Marktpreisrisiko werden die ,,(...)
Unsicherheiten aus bilanziellen und außerbilanziellen Positionen eines Kreditinsti-
tutes(...)"
80
bezeichnet und umfasst dabei das Zinsänderungsrisiko, das Aktienkursrisiko,
das Fremdwährungsrisiko und das Rohstoff- bzw. Edelmetallpreisrisiko. Das in dieser
Arbeit im Fokus stehende Kreditrisiko umfasst ebenfalls alle bilanziellen und außerbi-
lanziellen Positionen der Bank und kann als ,,ursächliche Gefahr (...) der
Zahlungsunwilligkeit bzw. der teilweisen oder vollständigen Zahlungsunfähigkeit von
Schuldnern gegenüber der Bank"
81
definiert werden.
Für die Berechnung der Eigenkapitalanforderungen für das Kreditrisiko werden zwei
grundlegende Methoden vorgeschlagen: eine Standardmethode und ein auf internen
Ratings basierender Ansatz, dem so genannten IRB
82
-Ansatz. Eine Übersicht über die
verschiedenen Ansätze die nach Basel II zur Messung des Kreditrisikos angewendet
werden können, ist dem Anhang dieser Arbeit zu entnehmen (siehe Abb. in Anhang 3).
Die geforderte Eigenkapitalunterlegung verringert sich, je fortschrittlicher die angewandte
Risikomessmethode ist. Folglich erfolgt bei Anwendung des einfachen Standardansatzes
die höchste, beim umfassenden Ansatz die zweithöchste, beim IRB-Basisansatz die
dritthöchste und beim fortgeschrittenen IRB-Ansatz die niedrigste Eigenkapitalunter-
legung. Die Förderung des Einsatzes fortschrittlicher Risikomessverfahren ist ein
ausdrückliches Ziel von Basel II und ist auch mit einem Nutzenanstieg für die
Kreditinstitute verbunden. Zugleich steigen aber auch die qualitativen und quantitativen
Mindestanforderungen für die Verwendung der jeweiligen Ansätze in Entgegengesetzter
Richtung an, was wiederum mit steigenden Kosten verbunden ist.
83
78
Deutsch Bundesbank: Basel II. Säule 1: Mindestkapitalanforderungen, 2005
http://www.bundesbank.de/bankenaufsicht/bankenaufsicht_basel_saeule1.php ,
S.1
79
Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht: Internationale Konvergenz der Kapitalmessung und
Eigenkapitalanforderungen. Überarbeitete Rahmenvereinbarung. Übersetzung der Deutschen Bundesbank in
Zweifelsfällen gilt der Originaltext, Juni 2004, S.157
80
Graalmann, Bernd: Target..., a.a.O., S.16
81
Ebenda
82
IRB = Internal Ratings Based Approach
83
Cluse, Michael, Engels, Jörg, u.a.; Deloitte & Touche GmbH: White..., a.a.O., S.3

19
3.1.3.1.1 Standardansatz
Der Standardansatz basiert im wesentlichen auf den Grundlagen von Basel I, auch hier
wird zwischen den drei Kreditnehmergruppen Staaten, Kreditinstitute und Unternehmen
unterschieden. Aber anders als bisher erfolgt eine Ermittlung der Risikogewichtung nun
auf der Basis eines Externen Ratings des Kreditnehmers und wird nicht mehr pauschal
vorgegeben.
84
Wobei es in der Hand der nationalen Aufsichtsbehörde
85
liegt, zu entschei-
den, ob eine Rating-Agentur die Mindestanforderungen von Basel II erfüllt.
Der einfache Standardansatz unterscheidet sich vom umfassenden Ansatz lediglich in
Bezug auf die Behandlung und den Kreis der zugelassenen Sicherheiten.
86
Der umfassende
Ansatz erlaubt im Gegensatz zum Standardansatz eine weitergehende Anrechnung von
Sicherheiten, wodurch sich der Forderungsbetrag um den der Sicherheit beigemessenen
Wert reduziert.
Die Kreditinstitute teilen, bei Anwendung des Standardansatzes, alle bilanziellen und
außerbilanziellen Vermögenspositionen Risikogewichte zu und addieren die Risiko-
gewichteten Werte der Aktiva.
87
In Abhängigkeit von der Bonitätseinstufung bestimmt die
nationale Aufsichtsbehörde nun die Bonitätsgewichtungsfaktoren (siehe Tab. 4).
88
Zur
Veranschaulichung werden im Rahmen von Basel II die Rating-Symbole
89
der Agentur
Standard & Poor's verwendet.
90
Für die im Rahmen dieser Arbeit untersuchte
Kreditnehmergruppe der Unternehmen ergibt sich dann das folgende Gewichtungsschema:
Rating-Kategorien
AAA
bis
AA-
A+
bis
A-
BBB+
bis
BBB-
BB+
bis
BB-
B+
bis
B-
unter
B-
nicht
geratet
Risikogewichtung
20%
50% 100% 100% 150% 150% 100%
Eigenkapitalunterlegung 1,6% 4%
8%
8%
12% 12% 8%
Tabelle 4: Risikogewichtung für Forderungen an Unternehmen nach dem Standardansatz
91
Aus Tabelle 4 wird ersichtlich, dass nach Basel II nun eine Fächerung der Risikogewichte
für Unternehmen von 20%, 50%, 100% und 150%, in Abhängigkeit von der Bonität des
84
Hundt, Irina; Neitz, Bernd u.a.: Rating..., a.a.O., S.10
85
In Deutschland ist hierfür die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zuständig.
86
Cluse, Michael, Engels, Jörg, u.a.; Deloitte & Touche GmbH: White..., a.a.O., S.3
87
Kabuth, Andrea: Impulse..., a.a.O., S.6
88
Keiner, Thomas: Rating..., a.a.O., S.37
89
Vgl. hierzu auch Abb. in Anhang 1.
90
Keiner, Thomas: Rating..., a.a.O., S.37
91
In Anlehnung an: Keiner, Thomas: Rating..., a.a.O., S.37

20
Kreditnehmers erfolgt.
92
Folglich bedeutet ein Risikogewicht von 100%, dass der zugrunde
liegende Kredit mit seinem vollem Wert in die Berechnung der Risikogewichteten Aktiva
eingeht um mit 8% Eigenkapital zu unterlegen ist. Damit reicht bei Krediten an
Unternehmen die Spannbreite des von den Banken benötigten haftenden Eigenkapitals von
1,6% - 12%.
Bemerkenswert ist, dass Forderungen ohne Rating mit 100% und nicht etwa mit dem
Höchstsatz von 150% gewichtet werden. Dies ist vor allem bei Krediten an
mittelständische Betriebe, die normalerweise über kein externes Rating verfügen, von
Bedeutung. Es könnte hier ein Anreiz geschaffen werden, auf ein externes Rating zu
verzichten, um einer schlechteren Bewertung und der damit verbundenen Verschlechterung
der Kreditkonditionen auszuweichen.
93
Zusammenfassend lässt sich daraus folgern, dass der Standardansatz zwar eine
Differenzierung des Risikos der verschiedenen Kreditengagements hinsichtlich der Bonität
zulässt, die Erfassung der unterschiedlichen Kreditrisiken jedoch nur eingeschränkt
möglich ist. Eine differenziertere Betrachtung des Kreditrisikos ist dagegen bei der
Anwendung des IRB-Ansatzes möglich.
94
3.1.3.1.2 IRB-Ansatz
Im zweiten Konsultationspapier des Baseler Ausschusses von 2001 wurde das banken-
interne Rating-Verfahren vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht als Alternative zum
externen Rating anerkannt. Seitdem ist es Kreditinstituten, die den IRB-Ansatz zur Fest-
stellung der Bonität der Kreditnehmer wählen, gestattet ihre internen Verfahren anzu-
wenden, die aber zuvor von der BaFin geprüft und zertifiziert werden müssen.
95
Die Gewichtung des Risikos zur Bestimmung der Eigenkapitalunterlegung, erfolgt dabei
auf Grundlage der folgenden vier Risikoparameter:
1. die Ausfallwahrscheinlichkeit des Kredits ­ PD (Probability of default)
2. der erwartete Verlust bei Ausfall als Prozentsatz des Kredits ­ LGD (Loss Given
Default)
3. die Restlaufzeit des Kredits ­ M (Maturity)
92
Schmeisser, Wilhelm; Schmeisser, Karin: Auswirkungen von Basel II für den Mittelstand: Kreditvergabe
und Bepreisung von Krediten. DStR. Heft 8/2005, S. 346
93
Krämer, Gregor: Die Auswirkungen bankenaufsichtsrechtlicher Vorschriften auf die
Unternehmensbewertung von kleinen und mittleren Unternehmen durch Kreditinstitute. In:
Unternehmensbewertung und Basel II in kleinen und mittleren Unternehmen, hrsg. von Jörn-Axel Meyer,
Berlin 2003, S.21
94
Schmeisser, Wilhelm; Schmeisser, Karin: Auswirkungen..., a.a.O., S.346
95
Cluse, Michael, Engels, Jörg, u.a.; Deloitte & Touche GmbH: White..., a.a.O., S.4

21
4. die erwartete Höhe der offenen Forderungen gegenüber dem Kreditnehmer zum
Zeitpunkt des Ausfalls ­ EAD (Exposure At Default)
96
Das unterlegungspflichtige Risikoaktivum berechnet sich dann durch Multiplikation der
Risikogewichte mit der Höhe der ausstehenden Forderung (Exposure at Default).
97
Beim IRB-Ansatz wird nochmals zwischen einem Basis- (=Foundation Approach) und
einem Fortgeschrittenen Ansatz (=Advanced Approach) differenziert. Der Basisansatz
wurde entwickelt, um eine breite Anwendung der bankeninternen Rating-Verfahren bei
allen Kreditinstituten zu gewährleisten und den Umsetzungsaufwand so niedrig wie
möglich zu gestalten.
98
Bei der Anwendung des Basisansatzes schätzt das Kreditinstitut
daher nur die Ausfallwahrscheinlichkeit (PD) selbst während die nationale Aufsicht die
übrigen Komponenten (LGD, M, und EAD) als fixe Größen vorgibt.
99
Beim
Fortgeschrittenen Ansatz kann die Bank, bei Erfüllung zusätzlicher Mindestanforderungen
und der Zulassung des Rating-Systems durch die Aufsichtsbehörde, sämtliche
Risikokomponenten selbst schätzen. Ein weiterer Unterschied des Fortgeschrittenen
Ansatzes gegenüber dem Basisansatz liegt in der Berücksichtigung des Laufzeitfaktors des
Kreditengagements. Bei der Anwendung des Basisansatzes wird pauschal von einer
Laufzeit von 2,5 Jahren
100
und nicht von der tatsächlichen Laufzeit ausgegangen. Im
fortgeschrittenen Ansatz besteht ein nationales Wahlrecht bezüglich der Restlauf-
zeitenanpassung. Es ist davon auszugehen, dass in Deutschland von diesem Wahlrecht
Gebrauch gemacht wird, damit die deutschen Unternehmen, die traditionell eher langfristig
finanziert sind im weltweiten Vergleich keinen Wettbewerbsnachteil erlangen.
101
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die hauptsächlichen Unterschiede der beiden
IRB-Ansätze in der Bestimmung und Berücksichtigung der Risikoparameter sowie in
erheblich höheren Mindestanforderungen beim Fortgeschrittenen Ansatz liegen.
102
Die
beiden IRB-Ansätzen unterscheiden sich im Wesentlichen dadurch vom Standardansatz,
dass die Beurteilung der Kreditrisiken ganz (Advanced Approach) oder teilweise
(Foundation Approach) von den Banken selbst vorgenommen werden.
103
Während bei der
Verwendung externer Ratings lediglich vier verschiedene Risikogewichte zur Anwendung
kommen können, ergibt sich bei Anwendung des IRB-Ansatzes ein ganzes Kontinuum
möglicher Risikogewichte.
96
Vgl. Hundt, Irina; Neitz, Bernd u.a.: Rating..., a.a.O., S.11
97
Keiner, Thomas: Rating..., a.a.O., S.40
98
Hückmann, Carolin: Kreditrating..., a.a.O., S.31
99
Keiner, Thomas: Rating..., a.a.O., S.41
100
Hofmann, Gerhard: Zum..., a.a.O., S.7
101
Cluse, Michael, Engels, Jörg, u.a.; Deloitte & Touche GmbH: White..., a.a.O., S.5
102
Keiner, Thomas: Rating..., a.a.O., S.40
103
Graalmann, Bernd: Target..., a.a.O., S.35

22
Folglich kann die Beurteilung der Kreditrisiken nach dem IRB-Ansatz das ökonomische
Risiko eines Kreditengagements i.d.R. besser abbilden als die Standardmethode. Es wird
daher erwartet, dass die Anwendung des IRB-Ansatzes, tendenziell zu niedrigeren Eigen-
kapitalunterlegung führen wird.
104
Diese Tendenz bestätigt auch die kürzlich veröffent-
lichte vierte Auswirkungsstudie (QIS 4) zu Basel II, wonach ,,in den meisten Fällen (...) die
Mindesteigenkapitalanforderungen im fortgeschrittenen Ansatz geringer als im Basis-IRB-
Ansatz"
105
waren. Es ist daher damit zu rechnen, dass die meisten deutschen Banken den
Fortgeschrittenen IRB-Ansatz trotz der erhöhten Anforderungen anwenden werden, da sie
dann ihre Kredite mit weniger Eigenkapital unterlegen müssen.
Abschließend werden in Tabelle 5 noch mal die Unterschiede der verschiedenen Ansätze
zusammengefasst.
IRB-Ansatz
Standardansatz
Basisansatz
Fortgeschrittener Ansatz
Ausfallwahrscheinlichkeit
auf Basis externer Ratings
Ausfallwahrscheinlichkeit
auf Basis bankeninterner
Ratings
Ausfallwahrscheinlichkeit
auf Basis bankeninterner
Ratings
EAD, LGD, M sind fest
vorgeschrieben
EAD, LGD, M sind fest
vorgeschrieben
EAD, LGD, M werden
selbst geschätzt
Keine Datenhistorie
notwendig
Mindestens dreijährige
Datenhistorie notwendig
Fünfjährige Datenhistorie
106
notwendig
Tabelle 5: Unterschiede der einzelnen Ansätze
107
3.1.3.1.3 Auswirkungen auf den Mittelstand
Die Finanzierungsbedingungen für den deutschen Mittelstand unterliegen heute und in
Zukunft einer grundlegenden Transformation. Durch die Regelungen der MaK und den
Anforderungen nach Basel II wird sich eine an der Bonität ausgerichtete Kondi-
tionsgestaltung bei den Kreditinstituten durchsetzen. Eine unmittelbare Folge von Basel II
ist, dass sich kein Unternehmen mehr einem bankeninternen Rating entziehen kann. Die
104
Gleißner, Werner; Füser, Karsten: Leitfaden Rating. Basel II: Rating-Strategien für den Mittelstand,
2.Aufl. München 2003, S.67
105
Deutsche Bundesbank: Ergebnisse der vierten Auswirkungsstudie (QIS 4) zu Basel II. Pressenotiz.
Frankfurt am Main, 23.Juni 2005
106
Gemäß den Übergangsbestimmungen von Basel II müssen Banken zum Zeitpunkt der Umsetzung
allerdings nur über eine Datenreihe von mindestens zwei Jahren verfügen. Die Übergangszeit beginnt am Tag
der Umsetzung von Basel II und endet drei Jahre nach diesem Datum.
107
Vgl. Hundt, Irina; Neitz, Bernd u.a.: Rating..., a.a.O., S.13

23
Bonitätsermittlung auf Basis eines Ratings führt zu mehr Risikotransparenz und in der
Folge zu einer akkurateren Kalkulation der Risikoprämien als es bisher möglich war.
108
Basel II wirft insofern seine Schatten voraus, als Kreditinstitute schon frühzeitig einen
Großteil ihrer Kunden dem Rating unterziehen werden, da die Zulassung der Anwendung
der Rating-Systeme mit entsprechenden Vorlaufzeiten verbunden ist. Folglich bekommen
mittelständische Unternehmen die Auswirkungen bereit jetzt zu spüren.
Diese Entwicklungen könnten erhebliche negative Konsequenzen für die Unternehmens-
finanzierung des Mittelstandes haben. Die bisher im Verhältnis zu ihrer Bonität relativ
günstigen Kreditkonditionen, die der Mittelstand aufgrund des erhöhten Wettbewerbsdruck
im deutschen Bankensektor erzielen konnte, dürften damit in Zukunft nicht mehr zu
realisieren sein.
109
Andererseits profitieren Unternehmen mit einer hohen Bonität in Folge
von Basel II von geringeren Kreditkosten, da die Quersubventionierung von Kredit-
nehmern mit einer ,,schlechten" Bonität durch die Kreditnehmer mit einer ,,guten" Bonität
entfällt nach Basel II entfällt.
110
Basel II und das damit verbundene Rating sind mit Chancen aber auch mit erheblichen
Risiken für den Mittelstand verbunden. Denn gerade mittelständischen Betriebe müssen,
aufgrund ihrer in Kapitel 2.2.3 beschriebenen Risiken und Schwächen, mit einem
schlechten Rating und den damit verbundenen erhöhten Kreditkonditionen rechnen.
111
Die Kreditportfolien von den Banken zeigen, dass die Bonität des typischen mittel-
ständischen Unternehmens im so genannten ,,Non-Investment" Bereich liegt (siehe Abb. in
Anhang 4).
112
Nahezu 60% der mittelständischen Unternehmen sind im ,,Speculative Grade" bzw. ,,Non-
Investment Grade" einzuordnen, welcher eine Rating-Benotung von BBB- und schlechter
entspricht. Bei den meisten Banken dient die Grenze zwischen ,,Investment- und Non
Investment-Grade" geschäftspolitischen Beschränkungen zur Vergabe bzw. Limitierung
von Krediten.
113
Unternehmen, die von ihrer Bank in diese Kategorie eingestuft werden,
müssen in Zukunft mit höheren Fremdkapitalzinsen rechnen. Vor allem die schwache
Eigenkapitalausstattung der KMU wird ihnen beim Rating zum Nachteil, da sie eine der
108
Keiner, Thomas: Rating..., a.a.O., S.93
109
Krämer, Gregor: Die Auswirkungen..., a.a.O., S.18
110
Becker, Bernhard; Brackschulze, Kai u.a.: Basel II..., a.a.O., S.744
111
Meyer, Jörn-Axel; Lorenzen, Kevin: Unternehmensbewertung und Basel II für KMU. Ein Überblick über
das Jahrbuch der KMU-Forschung 2003. In: Unternehmensbewertung und Basel II in kleinen und mittleren
Unternehmen, hrsg. von Jörn-Axel Meyer, Berlin 2003, S.7
112
Wildemann, Horst: Handlungsempfehlungen..., a.a.O., S.234
113
Krämer-Eis, Helmut: Rating..., a.a.O., S.29

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832492045
ISBN (Paperback)
9783838692043
DOI
10.3239/9783832492045
Dateigröße
1.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Düsseldorf – Wirtschaft
Erscheinungsdatum
2005 (Dezember)
Note
2,0
Schlagworte
rating-strategie rating-vorbereitung bankenrating controlling mezzanine
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Titel: Maßnahmen im deutschen Mittelstand zur Vorbereitung auf das Rating durch Kreditinstitute vor dem Hintergrund des Basel-II-Prozesses
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