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Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002

©2004 Diplomarbeit 80 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Die Automobilbranche gilt als einer der bedeutendsten Industriesektoren in Deutschland. Über Jahrzehnte hinweg haben sich deutsche Automobilproduzenten mit Innovation und Qualität weltweit einen herausragenden Ruf erarbeitet. Dies wurde vor allem auch durch Management- und Branchenstandards wie der VDA 6.1 untermauert.
In Zeiten der Globalisierung und des strukturellen Wandels musste jedoch eine Anpassung und eine Harmonisierung mit anderen, internationalen Qualitätsmanagementsystemen erfolgen. Dies geschah mit der Herausgabe der ISO TS 16949 durch die IATF. Dieses Werk wurde auf Basis der ISO 9001:2000 verfasst und stellt sämtliche kundenspezifische Anforderungen sowie eine prozessorientierte Organisation der Unternehmen in den Mittelpunkt.
Die Arbeit befasst sich mit den Neuerungen, die die ISO TS 16949 mit sich bringt, und versucht anhand von Beispielen deren praktische Umsetzung im betrieblichen Alltag zu veranschaulichen. Dabei werden alle wichtigen Kapital der Norm sowie der zugehörigen Leitfäden und einschlägigen Ratgeber berücksichtigt. Des weiteren zeigen Beispiele, wie die Normanforderungen in den Bereichen „QM-System“, „Verantwortung der Leitung“, „Management von Ressourcen“, „Produktrealisierung“ und „Messung, Analyse und Verbesserung“ in der Praxis umgesetzt werden können.
In einem weiteren Schritt werden die Grundzüge und Formen der Prozessorientierung erläutert. Neben den Umsetzungsmethoden und -phasen geht es vor allem um die Ermittlung von Kennzahlen und die Prozessanalyse nach dem Turtle-Prinzip, wie es von der Norm gefordert wird.
Abschließend werden kurz die Praxiserfahrungen bei einem Automobilzulieferer geschildert – von der Prozessfindung bis hin zu den aufgetretenen Problemen, die eine Umstellung auf die neue Norm bzw. die Prozessorientierung mit sich bringt.
Der Schluss der Arbeit befasst sich schließlich mit der oftmals vorherrschenden Diskrepanz zwischen Anspruch von Managementnormen und deren tatsächlicher Umsetzung. Denn ein „gelebtes“ Managementsystem ist sehr wohl eine Herausforderung für Unternehmensleitung und Führungskräfte.
Es wird in diesem Werk versucht, einen umfassenden Einstieg in das Thema ISO TS 16949 sowie Prozessorientierung zu bieten. Praktische Anwendungen kommen dabei nicht zu kurz und liefern Ansatzpunkte und wichtige Hinweise, wie die Umsetzung im Unternehmen erfolgreich ablaufen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9176
Harzenetter, Micha Andreas: Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der
Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Universität Augsburg, Diplomarbeit, 2004
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
- 3 -
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis 5
Abkürzungsverzeichnis 6
A Qualitätsmanagementsysteme ­ wichtige Bausteine für
den Unternehmenserfolg
7
B Die Forderungen der ISO/TS 16949 im Rahmen eines
prozessorientierten Managementansatzes
9
1. Entwicklungsgeschichte und Aufbau der Norm
9
1.1 Entstehung und Weiterentwicklung der Norm
9
1.2 Struktur und Inhalt der ISO/TS 16949
12
2. Zusätzliche Forderungen der ISO/TS und damit
verbundene Anforderungen an Unternehmen
15
2.1 Allgemeine Vorbemerkungen ­ 1­3
15
2.2 Qualitätsmanagementsystem ­ 4
17
2.3 Verantwortung der Leitung ­ 5
18
2.4 Management von Ressourcen ­ 6
22
2.5 Produktrealisierung ­ 7
25
2.6 Messung, Analyse und Verbesserung ­ 8
38
2.7 Die Kernthemen im Überblick
46
3. Faktoren
für
erfolgreiches Prozessmanagement
49
3.1 Die Grundidee der Prozessorientierung
49
3.2 Die Phasen der Umsetzung
55
3.3 Überwachung und Kontrolle mittels Kennzahlen 59
3.4 Der Prozessansatz der ISO/TS 16949
61
4. Die Prozesslandschaft bei xxx ­ Praxiserfahrungen
63
C Managementsysteme ­ zwischen Anspruch und
Wirklichkeit
69

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
- 4 -
D Literatur- und Quellenverzeichnis
72
F Anlage
78
I. Harmonisierung der QM-Systemanforderungen in der
Automobilindustrie
78
II. Kundenforderungen
der
OEM zur Zertifizierung der
Lieferanten
79
III.
Verrichtungs-, objekt- und prozeßorientierte
Organisationsgestaltung
80

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
- 5 -
Abbildungsverzeichnis
Abb.1
Qualität als Wettbewerbs- und Erfolgsfaktor
7
Abb.2
Besondere Anforderungen der Automobilindustrie
10
Abb.3
Geltungsdauer internationaler Automobilstandards
11
Abb.4
Prozessmodell des QM-Systems gemäß
ISO 9001:2000 und ISO/TS 16949:2002
13
Abb.5
Automobilspezifische Prozesslandschaft
gemäß ISO/TS 16949:2002
21
Abb.6
Zehnerregel der Qualitätskosten
30
Abb.7
Vor- und Nachteile verschiedener Befragungsformen
40
Abb.8
Automobilspezifisches Regelwerk
47
Abb.9
Bezugsrahmen des Prozessbegriffs
50
Abb.10
Barrieren in prozessorientierten Gestaltungsprojekten
53
Abb.11
Veränderung des Zielprofils von Unternehmen
54
Abb.12
Phasen des Prozessmanagements
55
Abb.13
Zusammenhang zwischen Ergebniskennzahl und
Steuerungskennzahl
60
Abb.14
Prozessanalyse ,,Schildkröte"
61
Abb.15
Prozesslandschaft der xxx
63
Abb.16
Qualitätsentwicklung 71

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
- 6 -
Abkürzungsverzeichnis
ANFIA Associazione
Nazionale Fra Industrie
Automobilistiche
APQP
Advanced Product Quality Planning
DIN
Deutsches Institut für Normung
DIN EN
Deutsches Institut für Normung
Europäische
Norm
EMPB
Erstmusterprüfbericht
ERP
Enterprise Resource Planning
FIEF
Fédération des Industries des Équipements pour
Véhicules
FMEA
Fehler-Möglichkeiten- und Einfluss-Analyse
IAOB
International Automotive Oversight Body
IATF
International Automotive Task Force
ISO
International
Standardization Organisation
ISO/IEC
ISO/International Electronical Commission
ISO/TS ISO/Technical
Specification
Kaizen
Japanischer Ausdruck für kontinuierliche
Verbesserung (kai = Veränderung, Wandel; zen =
zum Besseren)
KOP Kundenorientierter
Prozess
PDCA Plan-Do-Check-Act
Zyklus
PPAP
Production Part Approval Process
PPF Produktionsprozess- und Produktfreigabe
PPM
Parts
Per
Million
QM
Qualitätsmanagement
SMMT
Society of Motor Manufacturers and Traders
SPC
Statistische
Prozesskontrolle
TS
Technische Spezifikation
VDA
Verband der Automobilindustrie
VDA-QMC VDA-Qualitätsmanagement-Center

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
- 7 -
A Qualitätsmanagementsysteme ­
wichtige Bausteine für den
Unternehmenserfolg
Neben der Qualität der Produkte hat auch die Qualität der
Prozesse einen bedeutenden Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit
einer Organisation. Gerade in der Automobilbranche haben zu
Beginn der 90er Jahre des 20.Jahrhunderts das Qualitätsmanagement
bzw. Qualitätsmanagementsysteme Einzug gehalten, denen statt
einer nachgelagerten Qualitätskontrolle eine präventive
Qualitätsplanung der Unternehmensprozesse mit konsequenter
Fehlervermeidung zu Grunde liegt. So fordern alle
Automobilhersteller von ihren Lieferanten eine Qualitätsphilosophie
bzw. ­strategie, um den wichtigsten Wettbewerbs- und Erfolgsfaktor
Qualität zu sichern.
1
Abb.1
Qualität als Wettbewerbs- und Erfolgsfaktor
2
In der Praxis wird somit vom Zulieferer gefordert, dass er ein
wirksames Qualitätsmanagementsystem installiert und etabliert.
Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der so genannten
,,Automotive Excellence". Demnach sollten im Automobilbereich
angesiedelte Unternehmen ein Bewusstsein dafür entwickeln,
1
Vgl. Kamiske, Brauer: Modernes Qualitätsmanagement, Seite 4
2
Ebd., Seite 4 (Quelle: ADL)

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
- 8 -
,,langfristig zu denken und somit auch langfristig den
Unternehmenserfolg (Gewinnsteigerung, Qualitätssteigerung,
Image, Zufriedenheit bei Kunden und Mitarbeitern) zu sichern, [...]
Stärken erkennen und sie nutzen, eine ständige Verbesserung
anstreben, Unternehmensabläufe ergebnisorientiert gestalten und
sich durch schnelles Lernen einen Vorsprung gegenüber anderen
Unternehmen sichern."
3
In der Vergangenheit nun existierten im amerikanischen und
europäischen Raum verschiedene Standards wie QS 9000 (USA),
VDA 6.1 (Verband der Automobilindustrie, Deutschland), EAQF
(Evaluation Aptitude Qualité Fournisseur, Frankreich) und AVSQ
(Anfia Valutazione Sistemi Qualità, Italien).
4
Da es deshalb oft zu
Mehrfachzertifizierungen der Managementsysteme kam,
5
wurde ein
einheitlicher, weltweit anerkannter Standard geschaffen, die ISO/TS
16949,
6
die somit als Ergänzung und einheitliche Grundlage für
QM-Systeme und deren Zertifizierung in der Automobilbranche
dient.
Diese QM-Norm soll als Basis für diese Diplomarbeit gelten. Es
werden zunächst die zusätzlichen Forderungen der ISO/TS 16949
dargelegt und die sich daraus ergebenden Problemfelder und
Anforderungen für Unternehmen aufgezeigt. Da die Norm unter
anderem die Prozessorientierung und die Messung dieser Prozesse
mittels Indikatoren fordert, werden dann im weiteren Verlauf die
Grundzüge und Erfolgsfaktoren des Prozessmanagements erläutert
und als Praxisbeispiel die Erfahrungen im Rahmen der Einführung
der ISO/TS 16949:2002 bei xxx geschildert, wo unter anderem mit
3
www.qm-world.de, QM-Lexikon, Suchwort: Automotive Excellence
4
Vgl. www.iaob.org, IATF ­ About the IATF
5
Anmerkung: Ein QM-Systems einzurichten und zu führen hat zunächst einmal
nichts mit einer Zertifizierung zu tun, d.h. mit der Beurteilung der Wirkungs-
weise des Systems durch eine unabhängige dritte Partei und deren Prüfung auf
Konformität mit einer Managementnorm. Es besteht kein Muss zur
Zertifizierung, jedoch ist der Nachweis einer Zertifizierung des Systems häufig
ein entscheidendes Kriterium für die Lieferantenauswahl in der Zulieferkette.
6
Vollständiger Titel: Technische Spezifikation ISO/TS 16949 ­
Qualitätsmanagementsysteme: Besondere Anforderungen bei Anwendung von
ISO 9001:2000 für die Serien- u. Ersatzteilproduktion in der Automobilindustrie

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
- 9 -
der Aufstellung der Prozesslandschaft der Grundstein für ein
integriertes Managementsystem gelegt werden sollte. Zum Schluss
der Arbeit erfolgt letztlich ein kritischer Blick auf die Ansprüche
von QM-Normen und deren praktischer Umsetzung.
B Die Forderungen der ISO/TS 16949 im
Rahmen eines prozessorientierten
Managementansatzes
1.
Entwicklungsgeschichte und Aufbau der
Norm
1.1 Entstehung und Weiterentwicklung der
Norm
Durch den notwendigen Harmonisierungsbedarf im Bereich der
Qualitätsmanagementnormen wurde von der International
Automotive Task Force (IATF) in Zusammenarbeit mit der Japan
Automobile Manufacturers Association Inc. (JAMA) und dem
International Standardisation Organisation (ISO) Technical
Commitee (ISO/TC 176) und dessen Unterausschüssen die ISO/TS
16949 erarbeitet.
Anmerkung: Im Falle dringenden Marktbedarfes kann von der
Internationalen Organisation für Normung eine ISO Technische
Spezifikation (= ISO/TS) herausgegeben werden, um den Bedürfnissen des
Marktes nachzukommen, da die Erarbeitung und Veröffentlichung von
ISO Normen zeitlich einen weitaus längeren Vorlauf mit mehreren
Bearbeitungszyklen benötigen. Innerhalb von drei Jahren ist eine ISO/TS
,,einer Überprüfung zu unterziehen um zu entscheiden, ob sie für weitere
drei Jahre bestätigt werden soll, in eine Internationale Norm umgewandelt
werden kann oder zurückgezogen wird."
7
7
IATF: ISO/TS 16949:2002, Seiten -X-, -XI-
Anmerkung: Aller Voraussicht nach wird die ISO/TS im Jahre 2006 in eine ISO
Norm umgewandelt werden. (TÜV Management Service GmbH, Kunden Forum
am 28. Oktober 2004)

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
- 10 -
Dabei waren auf Seiten der IATF alle Mitglieder involviert: die
Automobilhersteller BMW, DaimlerChrysler, Fiat, Ford, General
Motors (inkl. Opel und Vauxhall), PSA Peugeot-Citroen, Renault
SA, Volkswagen und die Automobilverbände AIAG (USA), ANFIA
(Italien), FIEV (Frankreich), SMMT (UK), VDA-QMC
(Deutschland).
8
So wurde schließlich im April 1999 die ISO/TS
16949:1999 veröffentlicht. Damit wurde eine weltweit einheitliche
Norm geschaffen, die die Branchenstandards QS 9000 und VDA 6.1
sowie die weiteren Normen EAQF und AVSQ integrieren konnte.
9
Die DIN EN ISO 9001:1994 diente dabei als Grundlage, daher
musste die ISO/TS ­ wie sie auch oft in verkürzter Form im
Fachjargon genannt wird ­ im Zuge der Revision dieser Norm im
Jahre 2000 angepasst werden, so dass im April 2002 schließlich
dann die ISO/TS 16949:2002 vorgestellt wurde. Dieses Werk basiert
nun auf der DIN EN ISO 9001:2000, die nach ihrer Überarbeitung
zahlreiche Qualitätsstandards aus der Automobilindustrie
übernommen hat (siehe Abb.2),
10
wodurch die zusätzlichen
Forderungen der ISO/TS 16949 im Vergleich zur vorherigen
Ausgabe aus dem Jahre 1999 geringer geworden sind.
Abb.2
Besondere Anforderungen der Automobilindustrie
11
8
Vgl. www.vda-qmc.de, IATF ­ Über die IATF
9
Siehe dazu auch Anhang I
10
Vgl. Annelies Hänsel: Fragen und Antworten zur ISO/TS 16949:2000, Seite 1
11
Jens Harmeier: Die neue ISO/TS 16949, Seite 6

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
- 11 -
Hauptziel der Norm ist es, dass Unternehmen neben der Umsetzung
der Prozessorientierung ,,die Kundenanforderungen bis hin zum
Endverbraucher [...] erfüllen."
12
Alle europäischen und amerikanischen Automobilhersteller
haben die ISO/TS 16949:2002 als herstellerübergreifenden Standard
anerkannt.
13
Die weiterhin existierenden verbandspezifischen
Normen VDA 6.1, QS 9000, AVSQ und EAQF behalten ihre
Gültigkeit. Seitens der entsprechenden nationalen Normenkomitees
jedoch werden momentan keine weiteren Bestrebungen
unternommen, ihre Werke weiterzuentwickeln (siehe Abb.3).
Abb.3
Geltungsdauer internationaler Automobilstandards
14
Die IATF teilte mittlerweile mit, dass ,,die QS 9000 am 14.12.2006
[...] ungültig" wird, ,,VDA 6.1 soll nicht mehr [...] aktualisiert
werden",
so die Aussage des VDA QMC.
15
Zudem gilt seitens der IATF die Übergangsregelung, dass der
letzte theoretisch mögliche Termin für ein Upgrade-Audit nach
12
www.qm-world.de, QM-Lexikon, Suchbegriff ,,TS 16949"
13
Siehe dazu auch Anhang II
14
Thomas Weiler: Anforderungen der Automobilindustrie, Teil 1: ISO/TS
16949:2002, Seite 28
15
Ebd., Seite 27f

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
- 12 -
ISO/TS 16949:2002 der 14.12.2004 ist,
16
d.h. dass ein Unternehmen,
das bisher noch nach ISO/TS 16949:1999 zertifiziert ist, bis zu
diesem Termin die Möglichkeit besitzt, sich nach der neuen Fassung
der ISO/TS auditieren zu lassen. Andernfalls verfällt der Status der
ISO/TS-Zertifizierung und das Unternehmen hat kein zertifiziertes
QM-System.
Somit ist zu erwarten, dass sich die ISO/TS 16949 als der neue
internationale Standard für Qualitätsmanagementsysteme in der
Automobilindustrie erweisen wird. Neben den genannten Gründen
belegen diese These der stark prozessorientierte Ansatz und die ISO
9001:2000 als Basis der Norm.
17
Darüber hinaus ist diese Thematik
in der ISO/TS angedeutet im Kapitel 0.5 ,,Ziel dieser Technischen
Spezifikation." Sie diene der ,,Vermeidung mehrfacher
Zertifizierungsaudits und bietet einen gemeinsamen Ansatz für ein
QM-System für die Serien- und Ersatzteil-Produktion in der
Automobilindustrie."
18
1.2 Struktur und Inhalt der ISO/TS 16949
Die Struktur der ISO 9001:2000 gibt somit auch den Aufbau der
ISO/TS vor. Bei Durchsicht des Werkes erkennt man, dass die
übernommenen Passagen aus der ISO 9001:2000 eingerahmt, und
die zusätzlichen Forderungen der ISO/TS jeweils anschließend
ergänzt sind. Folglich liegt also folgende Kapitelstruktur zugrunde:
19
0. Einleitung
1. Anwendungsbereich
2. Normative Verweisungen
3. Begriffe
4. Qualitätsmanagementsystem
5. Verantwortung der Leitung
16
Vgl. www.iaob.org, Sanctioned Interpretations - Transitioning from ISO/TS
16949:1999 to ISO/TS 16949:2002
17
Vgl. Thomas Weiler: Anforderungen der Automobilindustrie, Teil 1: ISO/TS
16949:2002, Seite 28
18
IATF: ISO/TS 16949:2002, Seite ­ XVIII ­
19
Vgl. IATF: ISO/TS 16949:2002

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
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6. Management von Ressourcen
7. Produktrealisierung
8. Messung, Analyse und Verbesserung
9. Anhang
Die hervorgehobenen Kapitel bedürfen dabei der näheren
Betrachtung, da in diesen Abschnitten die wichtigsten Ergänzungen
seitens der ISO/TS auftreten. Dabei geht es vor allem um den in
nachfolgender Abbildung (Abb. 4) dargestellten Regelkreis.
20
Abb.4
Prozessmodell des QM-Systems gemäß ISO 9001:2000 und ISO/TS
16949:2002
21
20
Vgl. IATF: ISO/TS 16949:2002, Seite ­XV­
Es geht hierbei vor allem um den PDCA-Zyklus: Plan (Planen) ­ Do
(Durchführen) ­ Check (Prüfen) ­ Act (Handeln).
Festgelegte und geplante Maßnahmen werden durchgeführt und in gewissen
Intervallen einer (Wirksamkeits-)Überprüfung unterzogen, um dann wiederum
mögliche Verbesserungsmaßnahmen einzuleiten. Dies sind die Grundzüge des
von W. Edwards Deming entwickelten Konzepts der niemals endenden
Verbesserung (Kaizen).
Vgl. Jürgen Ebeling: Die elementaren Qualitätswerkzeuge, Seite 3
21
IATF: ISO/TS 16949:2002, Seite -XIV-

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
- 14 -
Der Durchlauf dieses Regelkreises soll zu einer ständigen
Verbesserung des Qualitätsmanagementsystems führen, wobei die
vier genannten zentralen Bereiche jeweils ergänzt sind, ,,um die
zutreffenden automobilspezifischen Kundenanforderungen zu
erfüllen."
22
Diese zusätzlichen Anforderungen entstammen zu 95% aus der
QS 9000; komplettiert werden sie durch Forderungen aus der VDA
6.1, EAQF und AVSQ.
23
Ihre Auswirkungen auf die
unternehmerischen Prozesse werden detailliert in Abschnitt B.2
behandelt.
Neben dem Hauptwerk gibt es noch einen offiziellen Leitfaden
der IATF, der bei Umsetzung und Anwendung der ISO/TS
16949:2002 unterstützen soll. Für die Zertifizierung ist es jedoch
nicht zwingend erforderlich, dass die dort aufgeführten
Erläuterungen und Anwendungshinweise für die ISO/TS umgesetzt
sind.
24,25
Für ein tieferes Verständnis der Norm und bei
auslegungsbedürftigen Passagen ist er jedoch unabdingbar.
Darüber hinaus gab es bis zum 1. Juni 2004 einen Audit-
Fragenkatalog der IATF. Dieser wurde allerdings zurückgezogen, da
er von seinem Inhalt her stark an einen checklistenartigen
Fragenkatalog erinnerte und ,,leider in der Praxis auch als solcher
eingesetzt wurde."
26
Somit blieb der Gedanke der
prozessorientierten Auditierung und der Verantwortlichkeit der
Prozesseigner auf der Strecke, und man fiel in das
,,Abteilungsdenken" der ISO 9001:1994 zurück; das eigentlich
aufgegebene Denkmuster ,Prozess = Abteilung' bzw. in überspitzter
22
Thomas Weiler: Anforderungen der Automobilindustrie, Teil 1: ISO/TS
16949:2002,
Seite
5
23
Anmerkung: Eine detaillierte Übersicht über die Unterschiede und
Gemeinsamkeiten zwischen ISO/TS 16949:1999 und ISO/TS 16949:2002
bzw. zwischen ISO 9001:1994 und ISO 9001:2000 und den Branchenstandards
VDA 6.1 und QS 9000 findet sich in Michael Cassels Werk
,,Qualitätsmanagement nach ISO/TS 16949", Kapitel 2.5, S.14 ­ 59.
24
IATF: Leitfaden zur ISO/TS 16949:2002, Seite 3
25
Vgl. IATF: ISO/TS 16949:2002, Seite -XVII-
26
xxx, DGQ, Persönliches Interview vom 10.08.2004

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
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Form ,Prozesse existieren nur innerhalb von Abteilungen' wurde
wieder aufgegriffen.
Im nun folgenden Kapitel wird genauer auf die Forderungen der
ISO/TS eingegangen und den daraus resultierenden Anforderungen
für ein Unternehmen. Wo es passend erschien und den Sachverhalt
gut ergänzte, wurden konkrete Umsetzungsmaßnahmen genannt, die
sich in der Praxis bereits bewährt haben.
2. Zusätzliche Forderungen der ISO/TS
16949 und damit verbundene
Anforderungen an Unternehmen
2.1 Allgemeine Vorbemerkungen ­ 1-3
Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt erwähnt wurde, finden
sich die wichtigsten Ergänzungen in den Kapiteln vier bis acht.
Daher soll es an dieser Stelle genügen, aus den einleitenden Kapiteln
eins bis drei nur die wichtigsten Änderungen ausführlich
hervorzuheben.
1.1 Allgemeines
Entfernte Standorte, so genannte ,,remote locations",
27
die sich
also nicht am Produktionsstandort befinden, diesen jedoch
unterstützen und somit einen Input liefern, der in den Prozessen des
Produktionsstandortes weiterverarbeitet wird, müssen mit in die
Zertifizierung eingebunden werden. Sie können jedoch nicht
eigenständig nach ISO/TS 16949 zertifiziert werden.
28
Ganz konkret
bedeutet dies nun, dass die Prozesse, die Schnittstellen zu ,,remote
locations" (bspw. Entwicklungszentren) besitzen, als
standortübergreifend zu betrachten und deren Abläufe und Resultate
kontinuierlich zu prüfen sind, um einen korrekten Input an den
Produktionsstandort sicherzustellen.
27
Siehe dazu auch: IATF: ISO/TS 16949:2002, Seite 4, 3.1.3
28
Vgl. IATF: ISO/TS 16949:2002, Seite 2

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
- 16 -
1.2 Anwendung
Während die ISO 9001:2000 Ausschlüsse für den Bereich
,,Produktrealisierung" zulässt, schränkt die ergänzende Forderung
der ISO/TS diesen Bereich auf die ,,(Produkt-)Entwicklung ein und
grenzt zugleich ab, dass die Entwicklung des Produktionsprozesses
davon unbetroffen ist; d.h. die Entwicklung eines Produktes kann
durch einen Lieferanten oder durch den Kunden selbst
vorgenommen werden, die betriebliche Entwicklung des dafür
umzusetzenden Produktionsprozesses eigenen Unternehmen muss
jedoch den Forderungen der Norm entsprechen.
3.1 Begriffe für die Automobilindustrie
Um den automobilspezifischen Produktionsbedingungen gerecht
zu werden, ist das Kapitel drei um spezielle Benennungen und
Definitionen aus diesem Bereich erweitert worden.
Näherer Erläuterung bedarf dabei der Punkt 3.1.2 ,,Besondere
Merkmale". Alle Produktmerkmale oder Produktions-
prozessparameter, die ,,Auswirkungen auf die Sicherheit oder
Einhaltung behördlicher Vorschriften, die Passform, die Funktion,
die Leistung oder die weitere Verarbeitung des Produktes haben
können,"
29
erfordern eine gesonderte Behandlungsweise. Allein die
Formulierung gibt zu verstehen, dass sich ,,besondere Merkmale"
auf Produkte wie auch auf Prozesse beziehen, im Wesentlichen in
fast allen Bereichen des Unternehmens auftauchen und überwiegend
die Kundenvorgaben sind.
30
Somit muss die Unternehmung
Instrumentarien einrichten, die dieses gewährleisten. Bei der Firma
xxx reicht dieses Überwachungsspektrum von Maßprüfungen von
xxx durch freigegebene Messlehren über Messungen nach dem xxx-
prozess im Labor bis hin zur Kontrolle der korrekten,
produktspezifischen Verpackung ­ Funktionen und Methoden, die in
ein funktionierendes Qualitätsmanagementsystem eingebettet sind.
29
IATF: ISO/TS 16949:2002, Seite 4
30
Vgl. Thomas Weiler: Anforderungen der Automobilindustrie, Teil 1: ISO/TS
16949:2002, Seite 4

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
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2.2 Qualitätsmanagementsystem ­ 4
Die Anforderungen an das Qualitätsmanagementsystem stimmen
bis auf wenige Ergänzungen größtenteils mit denen der ISO
9001:2000 überein.
4.1 Allgemeine Anforderungen
Wie bereits unter 1.1 angedeutet wurde, muss die Unternehmung
sicherstellen, dass bei sämtlichen ausgegliederten Prozessen die
Erfüllung der Kundenanforderungen sichergestellt wird. Es wird in
diesem Kapitel ,,Qualitätsmanagementsystem" noch einmal
ausdrücklich hervorgehoben, da diese Aufgabe vor allem dort
angesiedelt ist. In der Praxis heißt dies, dass fremdvergebene
Aufträge an Lieferanten überwacht werden müssen, und dass
Lieferanten hinsichtlich der Prozessüberwachung und der
Umsetzung der Kundenanforderungen zu informieren und zu
kontrollieren sind.
4.2.3.1 Technische Vorgaben
Die ISO 9001:2000 beschreibt in 4.2.3 ,,Lenkung von
Dokumenten" die Anforderungen an Dokumente und
Aufzeichnungen und im Folgekapitel 4.2.4 deren Lenkung. Speziell
für technische Vorgaben fordert die ISO/TS, dass diese einer
,,zeitgerechten Bewertung"
31
unterliegen, d.h. die Unternehmung
muss ein wirksames Änderungsmanagement für alle technischen
Normen, Vorgaben und Änderungen des Kunden sicherstellen. Für
diese zeitnahe Bewertung werden explizit zwei Arbeitswochen
vorgegeben.
Um hierbei in der Praxis nicht den Überblick zu verlieren und die
Kosten möglichst gering zu halten, bietet sich im Bereich der
Normen ein kostengünstiger Aktualisierungsservice der Zentralstelle
für die Herausgabe von Normen an. Der Beuth-Verlag gibt
monatlich eine Liste über zurückgezogene oder veränderte Normen
heraus; zudem kann die Unternehmung eine individuell zutreffende
31
IATF: ISO/TS 16949:2002, Seite 11

Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002
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Anzahl von Normen auf ihre Liste setzen lassen.
32
Was die
Kundenspezifikationen anbetrifft, so geschieht dies heute meist über
den Zugriff auf die jeweiligen Kundenportale. Alle großen
Automobilhersteller betreiben Portale, auf denen sie ihren
Lieferanten Informationen oder Plattformen zur direkten Eingabe
und Weiterleitung von Informationen zur Verfügung stellen.
Darunter fallen auch solche technischen Vorgaben und
Spezifikationen, die als ,,Holschuld" auf Seite der Lieferanten
regelmäßig zu aktualisieren sind. Darüber hinaus muss diese
Vorgehensweise dokumentiert werden. Es sind Nachweise zu
führen, wann die Änderungen im Unternehmen aufgenommen und
wie diese intern bzw. in den Prozessen umgesetzt wurden.
2.3 Verantwortung der Leitung ­ 5
Dieses Kapitel befasst sich mit der Verantwortung und der
Verpflichtung der obersten Leitung des Unternehmens. Eine
,,strenge" Auslegung der ISO 9001:2000 hätte in vielen Abschnitten
dieses Kapitels Ergänzungen überflüssig gemacht. Dennoch wurden
gewisse Bereiche explizit hervorgehoben.
5.1.1 Effizienz von Prozessen
Obwohl bereits in 4.1e die Anforderung beschrieben ist,
Prozesse zu überwachen und zu messen, wird es an dieser Stelle
noch einmal deutlich hervorgehoben. Das Unternehmen ist
angehalten, mittels Kennzahlen die Wirksamkeit und die Effizienz
von Prozessen zu überprüfen. Dafür müssen entsprechende
Qualitätsziele und Indikatoren festgelegt werden, ,,die im
Geschäftsplan aufgenommen werden müssen"
33
(5.4.1.1
Qualitätsziele ­ Ergänzung). Dieser Geschäftsplan ist in der ISO/TS
16949:2002 lediglich genannt, wohingegen in der Ausgabe aus dem
Jahr 1999 noch explizit seine Erstellung gefordert wurde. Somit
könnte man von einer ,,entschärften" Forderung sprechen. In einem
32
Vgl. Michael Cassel: Qualitätsmanagement nach ISO/TS 16949, Kapitel
2.1.1.2, Seite 19
33
IATF: ISO/TS 16949:2002, Seite 14

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832491765
ISBN (Paperback)
9783838691763
DOI
10.3239/9783832491765
Dateigröße
1.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Augsburg – Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Erscheinungsdatum
2005 (Dezember)
Note
1,3
Schlagworte
managementsystem prozessorientierung zertifizierung qualitätsmanagement
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Titel: Die Ergänzung von bestehenden QM-Systemen in der Automobilindustrie durch  die ISO/TS 16949:2002
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