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Die Bedeutung der Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes für den Tourismus in NRW

Dargestellt an den Beispielen von Bad Aachen und Essen

©2004 Magisterarbeit 211 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Die vorliegende Ausarbeitung zur Erlangung des Grades „Magister Artium“ an der Rheinisch -Westfälischen Technischen Hochschule Aachen beinhaltet die Untersuchung und Beschreibung der Bedeutung der Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes für den Tourismus in Nordrhein-Westfalen, dargestellt an den Beispielen von Bad Aachen und Essen.
Die Idee für dieses Arbeitsthema entstand, als ich im Jahr 2002 von der Aufnahme der Zeche Zollverein in Essen in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten erfuhr. Mir stellte sich die Frage, inwieweit dies Auswirkungen auf den Tourismus haben könnte. Als Aachener drängte sich mir der Vergleich und eine diesbezügliche Untersuchung mit der ersten als Weltkulturerbe ausgezeichneten deutschen Stätte aus dem Jahre 1978, dem Aachener Dom, auf.
Der Tourismus, für Aachen und Essen insbesondere der Städtetourismus, um den es in dieser Darstellung schwerpunktmäßig geht, ist in Zeiten des strukturellen Wandels zur Dienstleistungsgesellschaft für die Kommunen ein erheblicher Wirtschaftsfaktor mit Arbeitsplätzen schaffenden Multiplikatoreffekten geworden. Daher ist es von Bedeutung zu ermitteln, was Touristen in Städte zieht, was ihnen gefällt und was nicht und was sie sich für weitere Besuche wünschen. Es ist wichtig zu erfahren, welche Besuchsziele in der Stadt angesteuert werden und welche Touristen weniger interessieren.
In dieser Darstellung wird speziell auf Welterbestädte der UNESCO eingegangen. Zudem wird untersucht, ob die Touristen das Welterbe als solches wahrnehmen, bzw. ob diese Auszeichnung überhaupt von Interesse ist. Insbesondere für Marketingstrategien sind die Bekanntheit und das Interesse am Weltkulturerbe von entscheidender Bedeutung. Das Ansehen der Welterbestätten für den Tourismus oder die Wahrnehmung von Welterbestätten durch Touristen in Bad Aachen und Essen herauszuarbeiten, ist die Zielsetzung dieser Arbeit.

Gang der Untersuchung:
Zu Beginn der Arbeit werden zunächst die Begriffe „Tourismus“ und „Weltkulturerbe“ definiert, da die Klarheit dieser Begriffe für das Verstehen der in der folgenden Abhandlung dargelegten Thematik wesentlich ist. In den beiden folgenden Kapiteln wird der Tourismus in Deutschland sowie in Nordrhein-Westfalen, dargestellt. Dies dient der Einordnung der beiden Welterbestätten und ihres Beitrags zum Tourismusaufkommen in Bad Aachen und Essen in das touristische Gesamtbild.
Es folgt im Verlauf die Beschreibung der UNESCO Kriterien zum Weltkulturerbe […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

I. Abbildungsverzeichnis

II. Kartenverzeichnis

III. Tabellenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Methodisches Vorgehen

2 Definition „Tourismus“ und „Weltkulturerbe“
2.1 Definition Tourismus und Tourist
2.2 Definition Weltkulturerbe

3 Der Tourismus in Deutschland
3.1 Datenlage zum Tourismus
3.2 Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus
3.3 Das Tourismusaufkommen in Deutschland
3.4 Das Tourismusland Deutschland
3.4.1 Die Angebotsstrukturen im deutschen Tourismus
3.4.2 Die Tourismusgebiete
3.4.3 Die verschiedenen Angebotssegmente
3.4.4 Reiseveranstaltung und -vermittlung
3.4.5 Der freizeitorientierte Verkehr
3.5 Städtetourismus
3.6 Zukunft des Tourismus

4 Der Tourismus in Nordrhein - Westfalen
4.1 Das Land Nordrhein-Westfalen
4.2 Tourismus und Freizeit in Nordrhein-Westfalen
4.3 Die Schwerpunkte des Tourismus in Nordrhein-Westfalen
4.4 Die verschiedenen Tourismusgebiete in Nordrhein-Westfalen
4.5 Die neuen Formen der Erholung und der Freizeitgestaltung im Ruhrgebiet

5 Das UNESCO-Welterbe
5.1 Die Welterbekonvention
5.1.1 Die Entstehung und Bedeutung der Konvention
5.1.2 Aufnahmekriterien für die Stätten des Weltkulturerbes
5.1.3 Die Finanzierung der Erhaltung von Welterbestätten
5.2 Das Weltkulturerbe in der Welt
5.2.1 Stätten des Welterbes
5.2.2 Die Bedrohung des Welterbes
5.3 Weltkulturerbe in Deutschland
5.3.1 Weltkulturdenkmäler in Deutschland
5.3.2 Deutsches Welterbe zwischen Glanz und Alltag
5.3.3 Die Bedeutung der Weltkulturdenkmäler für den Tourismus
5.4 Die UNESCO, das Welterbe und ihre Verbindung zum Tourismus
5.5 Denkmalpflege und Tourismus

6 Die Welterbestätten Aachener Dom und Zeche Zollverein
6.1 Der Dom zu Aachen
6.2 Der Industriekomplex Zeche Zollverein

7 Die Bedeutung der Welterbestätte für den Tourismus
7.1 Der Tourismus in Aachen
7.1.1 Die geschichtliche Entwicklung der Stadt Aachen
7.1.2 Die Wirtschaft in Aachen
7.1.3 Die touristische Entwicklung der Stadt Aachen
7.1.4 Die Bedeutung der Sehenswürdigkeiten für den Tourismus in Aachen
7.1.5 Die derzeitige touristische Situation in Aachen
7.2 Der Tourismus in Essen
7.2.1 Die geschichtliche Entwicklung der Stadt Essen
7.2.2 Die Wirtschaft in Essen
7.2.3 Die touristische Entwicklung von Essen
7.2.4 Die Bedeutung der Sehenswürdigkeiten für den Tourismus in Essen
7.2.5 Die derzeitige touristische Situation in Essen

8 Die Bedeutung der Welterbestätte für den Tourismus in Aachen und Essen
8.1 Veranstaltungen im Aachener Dom und in der Zeche Zollverein
8.2 Die Informationslage über Welterbestätten
8.3 Die Darstellung der Welterbestätten in Reiseführer und im Internet
8.4 Bedeutung der Weltkulturerbestätten Aachener Dom und Zeche Zollverein für den Tourismus

9 Fazit

10 Literatur

11 Anlagen

12 Versicherung

II.Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Verkehrsmittelwahl bei der Anreise nach Aachen

Abbildung 2: Verkehrsmittelwahl bei der Anreise nach Essen

Abbildung 3: Höchster Schulabschluss der Besucher der Stadt Aachen

Abbildung 4: Höchster Schulabschluss der Besucher der Stadt Essen

Abbildung 5: Angebotsschwerpunkte großer deutscher Städte

Abbildung 6: Bekanntheit des Begriffs „Weltkulturerbe“ in Aachen

Abbildung 7: Bekanntheit des Begriffs „Weltkulturerbe“ in Essen

Abbildung 8: Stichworte zum Begriff „Weltkulturerbe „ in Aachen

Abbildung 9: Stichworte zum Begriff „Weltkulturerbe „ in Essen

Abbildung 10: Der Aachener Dom

Abbildung 11: Die Zeche Zollverein in Essen

Abbildung 12: Besuchsfrequenz der Aachener Sehenswürdigkeiten

Abbildung 13: Positive Eindrücke der Touristen von Aachen

Abbildung 14: Negative Eindrücke der Touristen von der Stadt Aachen

Abbildung 15: Besuchsfrequenz der Essener Sehenswürdigkeiten

Abbildung 16: Positive Eindrücke der Touristen von der Stadt Essen

Abbildung 17: Negative Eindrücke der Touristen von der Stadt Essen

Abbildung 18: Informationsquellen der Aachener Touristen über Weltkulturerbestätten

Abbildung 19: Informationsquellen der Essener Touristen über Weltkulturerbestätten

Abbildung 20: Informationswünsche der Aachener Touristen über Weltkulturerbestätten

Abbildung 21: Informationswünsche der Essener Touristen über Weltkulturerbenstätten

III.Kartenverzeichnis

Karte 1: Tourismusgebiete und Reiseziele in Deutschland

Karte 2: Fremdenverkehrsgebiete und –orte in Nordrhein-Westfalen

Karte 3: Fremdenverkehr in Nordrhein-Westfalen nach Reisegebieten

Karte 4: Die Verteilung der Welterbenstätten auf der Welt

Karte 5: Die Stätten des UNESCO Welterbe in Deutschland

Karte 6: Das Gelände der Zeche Zollverein

Karte 7: Die Herkunft der Touristen in Aachen

Karte 8: Die Aachener Innenstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten

Karte 9: Die Herkunft der Touristen in Essen

Karte 10: Karte: Die Essener Innenstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten

IV.Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Beherbergung Dezember 2002

Tabelle 2: Übernachtung ausländischer Gäste in NRW 2003

Tabelle 3: Übernachtungen in NRW-Beherbergungsbetrieben 2003

Tabelle 4: Die Bauabschnitte des Aachener Dom

Tabelle 5: Die Sanierung des Welterbes Aachener Dom

1Einleitung

1.1 Problemstellung

Die vorliegende Ausarbeitung zur Erlangung des Grades „Magister Artium“ an der Rheinisch -Westfälischen Technischen Hochschule Aachen beinhaltet die Untersuchung und Beschreibung der Bedeutung der Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes für den Tourismus in Nordrhein-Westfalen, dargestellt an den Beispielen von Bad Aachen und Essen.

Die Idee für dieses Arbeitsthema entstand, als ich im Jahr 2002 von der Aufnahme der Zeche Zollverein in Essen in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten erfuhr. Mir stellte sich die Frage, inwieweit dies Auswirkungen auf den Tourismus haben könnte. Als Aachener drängte sich mir der Vergleich und eine diesbezügliche Untersuchung mit der ersten als Weltkulturerbe ausgezeichneten deutschen Stätte aus dem Jahre 1978, dem Aachener Dom, auf.

1.2 Zielsetzung

Der Tourismus, für Aachen und Essen insbesondere der Städtetourismus, um den es in dieser Darstellung schwerpunktmäßig geht, ist in Zeiten des strukturellen Wandels zur Dienstleistungsgesellschaft für die Kommunen ein erheblicher Wirtschaftsfaktor mit Arbeitsplätzen schaffenden Multiplikatoreffekten geworden. Daher ist es von Bedeutung zu ermitteln, was Touristen in Städte zieht, was ihnen gefällt und was nicht und was sie sich für weitere Besuche wünschen. Es ist wichtig zu erfahren, welche Besuchsziele in der Stadt angesteuert werden und welche Touristen weniger interessieren. In dieser Darstellung wird speziell auf Welterbestädte der UNESCO eingegangen. Zudem wird untersucht, ob die Touristen das Welterbe als solches wahrnehmen, bzw. ob diese Auszeichnung überhaupt von Interesse ist. Insbesondere für Marketingstrategien sind die Bekanntheit und das Interesse am Weltkulturerbe von entscheidender Bedeutung. Das Ansehen der Welterbestätten für den Tourismus oder die Wahrnehmung von Welterbestätten durch Touristen in Bad Aachen und Essen herauszuarbeiten, ist die Zielsetzung dieser Arbeit.

1.3 Methodisches Vorgehen

Zu Beginn der Arbeit werden zunächst die Begriffe „Tourismus“ und „Weltkulturerbe“ definiert, da die Klarheit dieser Begriffe für das Verstehen der in der folgenden Abhandlung dargelegten Thematik wesentlich ist. In den beiden folgenden Kapiteln wird der Tourismus in Deutschland sowie in Nordrhein-Westfalen, dargestellt. Dies dient der Einordnung der beiden Welterbestätten und ihres Beitrags zum Tourismusaufkommen in Bad Aachen und Essen in das touristische Gesamtbild.

Es folgt im Verlauf die Beschreibung der UNESCO Kriterien zum Weltkulturerbe sowie der Ziele und Perspektiven der Welterbe Konvention der UNESCO.

Der Hauptteil der Arbeit beschäftigt sich zunächst mit der Darlegung des Bekanntheitsgrads der Weltkulturdenkmäler in Deutschland und auf internationaler Ebene.

Ein Kapitel ist der Betrachtung der beiden untersuchten Welterbestätten in Nordrhein–Westfalen (NRW) gewidmet. Hier wird aufgezeigt, was die beiden Denkmäler auszeichnet und warum gerade sie in die UNESCO- Liste aufgenommen wurden. Es folgt ein Vergleich mit ähnlichen internationalen Welterbestätten.

Desweitern wird die Bedeutung der Weltkulturerbestätten für den Tourismus in NRW und insbesondere für den Tourismus in Aachen und Essen untersucht.

Das letzte Kapitel dieser Arbeit befasst sich mit der Vermarktung der beiden Welterbestätten. Hier liegt der Schwerpunkt insbesondere auf der Darstellung in Reiseführern sowie im Internet.

Die Stadt Aachen heißt offiziell Bad Aachen. Allerdings ist Bad Aachen als namentliche Bezeichnung eher ungeläufig. In der Regel wird nur der Name „Aachen“ verwendet. Dies wird auch in der folgenden Arbeit der Fall sein.

Die gesamte Untersuchung wurde durch eine Datenerhebung von je 500 Fragebögen, welche in Hotels verteilt wurden, in beiden Städten begleitet. Von diesen 500 Fragebögen konnten aus Essen 159 Fragebögen sowie aus Aachen 154 Fragebögen ausgewertet werden. Die Befragung wurde in den Monaten Juni bis August 2004 durchgeführt. Der Fragebogen umfasst 17 Fragen, wobei bei einigen Fragen auch Mehrfachnennungen als Antwort möglich sind.

Nach dem „Deutschen Städtetag“ sollte eine Mindestzahl von 350 auswertbaren Fragebögen je Erhebungskampagne in einem Zeitraum von 2 Wochen angestrebt werden (Deutscher Städtetag 1993, S. 54).

Dieser Stichprobenumfang konnte im Rahmen dieser Magisterarbeit nicht geleistet werden. Daher ist eine statistische Absicherung der Ergebnisse nicht gegeben. Eine Repräsentativität der Befragung ist damit nicht gewährleistet, die Ergebnisse sollten daher mit Vorbehalt interpretiert werden. Allerdings sind aus dieser Befragung klare Trends ersichtlich.

Obwohl 500 Fragebögen in einer Anzahl von je 40 Fragebögen pro Hotel ausgegeben wurden, ist das Interesse vonseiten der Hotels, was deren Bemühen hinsichtlich der Weitergabe an die Gäste als auch die Resonanz durch die Gäste, als eher wenig zufrieden stellend anzusehen.

Die Ergebnisse der Befragung sind im Text durch Diagramme, Kartendarstellungen, Tabellen sowie in textlicher Form wiedergegeben worden. Die komplette Auswertung der Fragebögen befindet sich im Anhang dieser Arbeit, und es wird in der Arbeit des Öfteren auf diese verwiesen.

Zur Unterstützung der Befragung und deren Ergebnisse wurden durch Gespräche und Befragungen der Verantwortlichen vor Ort die touristische Bedeutung der Denkmäler hinterfragt. Abschließend folgt eine Zusammenfassung und Beurteilung der Untersuchungsergebnisse.

2 Definition „Tourismus“ und „Weltkulturerbe“

Die Begriffe „Tourismus“ und „Tourist“ werden häufig in der Öffentlichkeit und der Wirtschaft genannt, ohne das genau bekannt ist, wie diese Begriffe zu definieren sind. Ebenso verhält es sich mit dem Begriff „Weltkulturerbestätten“ der UNESCO. Daher werden im Folgenden diese Begriffe definiert.

2.1 Definition Tourismus und Tourist

Der Begriff „Tourismus“ wird, insbesondere im internationalen Sprachgebrauch, weitgehend als Synonym für Fremdenverkehr verwendet. Der in der Fremdenverkehrsstatistik ebenfalls erfasste Geschäftsreiseverkehr wird allerdings nicht zum Tourismus gezählt. Arbeits- und Freizeit funktionale Aktivitäten vermischen sich im Messetourismus, Kongress- und Bildungstourismus und werden als Grenzfälle betrachtet (Leser 1997, S.896).

Der „Tourist“ ist eine Person, welche am Tourismus im Sinne von Urlaubsreiseverkehr im nicht geschäftlichen Sinne teilnimmt. Als Tourist wird eine Person bezeichnet, wenn dieser sich nach einer Reise an einem Aufenthaltsort befindet, der nicht sein hauptsächlicher, dauernder Wohn- oder Arbeitsort ist (Bartl 1996, S. 112).

2.2 Definition Weltkulturerbe

Die UNESCO hat 1972 das „Internationale Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ verabschiedet. Es ist bis zum heutigen Zeitpunkt von 176 Staaten unterzeichnet worden und stellt das international bedeutendste Instrument der Völkergemeinschaft zum Schutz des kulturellen und natürlichen Erbes der Menschheit dar. Ein von der UNESCO eingesetztes zwischenstaatliches Komitee prüft die Aufnahme einer Stätte in die „Liste des Weltkulturerbes“. Es wird geprüft ob eine von einem Mitgliedsland vorgeschlagene Stätte, die in der Welterbenkonvention festgelegten Kriterien, erfüllt. Zu diesen Kriterien zählen „Einzigartigkeit“ und „Authentizität“ eines Kulturdenkmals und die „Integrität“ einer Naturerbestätte. Ebenfalls muss ein Erhaltungsplan vorgelegt werden. Im Jahr 2004 haben 788 Natur- und Kulturstätten in 134 Staaten die Aufnahme in die Liste erreicht (o. V. 2004, S. 1ff).

3 Der Tourismus in Deutschland

Der Tourismus zählt zu den Bereichen der industriellen Gesellschaft, der insbesondere seit dem zweiten Weltkrieg am stärksten an Bedeutung gewonnen hat. Seit Entstehung der Bundesrepublik Deutschland ist der Tourismus zu einer grundlegenden wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und ökologischen Größe herangewachsen. Viele Städte und Kommunen setzen in Zeiten des strukturellen Wandels verstärkt auf den Tourismus. Doch was genau ist Tourismus und wie stellt er sich da?

3.1 Datenlage zum Tourismus

Der Tourismus ist keine abgegrenzte und genau definierte Branche, er setzt sich aus einer großen Anzahl verschiedener Leistungen zusammen. So wird zwischen dem direkten Tourismusbereich unterschieden, zu dem beispielsweise Hotels und Fluggesellschaften gehören, und dem indirekten Tourismusbereich mit Reiseausrüstern, Bauwirtschaft usw. sowie dem touristischen Randbereich, zu dem z. B. Sportlehrer gehören. Die Tourismusbranche ist also auf vielfältige Weise mit anderen Branchen verflochten. Daher ist eine genaue Darlegung der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung im Sinne der Höhe des Beitrages zum Bruttoinlandsprodukt nicht möglich (Echtermeyer 2003, S. 29).

Auch gibt es Defizite bei der amtlichen statistischen Erfassung. So werden die Rahmendaten durch die amtliche Statistik geliefert, welche ihrerseits auf der Beherbergungsstatistik beruht. Diese erfasst jedoch nur Betriebe mit einer Kapazität von mehr als neun Betten. Gerade bei der Betrachtung des Tourismusaufkommens auf lokaler Ebene, wie es in dieser Arbeit der Fall ist, kann dies zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen (Steingrube 2003, S. 145)

Genaue wirtschaftliche Daten für den hier dargelegten Untersuchungsbereich liefern das „Statistische Bundesamt“ sowie das „Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein - Westfalen“. Auf Basis dieser Datenlage ist auch die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus zu erkennen, die im Folgenden dargestellt werden soll.

3.2 Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus

In Deutschland besitzt der Tourismus einen maßgeblichen Anteil an der immer größer werdenden Bedeutung des Dienstleistungssektors an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung. Der Anteil des Dienstleistungssektors betrug im Jahre 2001 68,9%, mit steigender Tendenz (Echtermeyer 2003, S. 39 ff.).

In Deutschland trägt die Tourismuswirtschaft mit einem Umsatz von 140 Milliarden Euro 8% zum Bruttoinlandsprodukt bei und bewirkt 2,8 Millionen unmittelbare und indirekte Arbeitsplätze, 105.000 Ausbildungsplätze sowie eine weitaus höhere, allerdings nur schwer zu ermittelnde Anzahl von indirekten Arbeitsplätzen (Deutscher Tourismusverband 2003, S. 2 ff).

Allerdings ist festzustellen, dass die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten im Tourismusgewerbe seit 1996 deutlich mehr gestiegen ist als die Zahl der Vollzeitbeschäftigten. Des Weiteren ist der Tourismus in Deutschland saisonabhängig. Dies ist der Grund, warum die Teilzeitbeschäftigten außerhalb der Sommer - und/ oder Wintersaison einer anderen Tätigkeit nachgehen müssen (Brysch 1999, S.4).

Der Tourismus stellt insbesondere für die strukturschwachen Mittelgebirge und für die ländlichen Urlaubsregionen wie Mecklenburg-Vorpommern hinsichtlich Einkommen und Beschäftigung einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor dar. Die deutschen Touristen gaben 2002 bei einem Urlaub im Binnenland durchschnittlich 533 Euro aus. An die Kommunen gehen durch Steuern etwa 2 -3% des touristischen Nettoumsatzes (Deutscher Tourismusverband 2003, S. 2 ff). Am Reisen sparen die Deutschen als „Reiseweltmeister“ also nicht und tragen in erheblichem Maße zum Tourismusaufkommen in Deutschland bei.

3.3 Das Tourismusaufkommen in Deutschland

In den letzten fast 40 Jahren hat sich die Reiseintensität der Bundesbürger mehr als verdreifacht. Im Jahre 2002 haben 48,4 Millionen, dies entspricht 75,3% der Bundesbürger ab 14 Jahre, eine Urlaubsreise mit mindestens vier Übernachtungen gemacht. Die durchschnittliche Reisedauer lag hier bei 13,5 Tagen (Deutscher Tourismusverband 2003, S. 7 ff).

Das Reisen ist zurzeit ein überaus wichtiger Indikator für den Wohlstand der Menschen in Deutschland und wichtig für das allgemeine Wohlbefinden des Einzelnen, da er hier Erholung und Abwechslung vom Alltag findet.

Im Jahre 1954 lag der Anteil der Bundesbürger, die eine Urlaubsreise angetreten haben, erst bei 24%. Im Jahr 2002 unternahmen die Bundesbürger insgesamt etwa 300 Millionen Reisen mit mindestens jeweils einer Übernachtung. Dabei ist festzustellen, dass 72% der Übernachtungen im Inland und 28% im Ausland erfolgten. Im Jahre 2002 fanden 53 Millionen Kurzreisen mit einer Dauer von zwei bis vier Tagen statt. Ein überaus wichtiges Tourismussegment stellen die Geschäftsreisen zu Kongressen oder Messen dar. Ihr Anteil an Reisen mit Übernachtung lag 2002 bei 12% aller Übernachtungen. Die Zahl der Übernachtungen lag 2002 bei 69 Millionen. Jeder dritte Hotelgast ist somit Teilnehmer an einer Tagung oder einem Kongress (Deutscher Tourismusverband 2003, S. 6 ff). Somit liegt ein unterschiedliches Reiseverhalten vor, dass es genauer zu untersuchen gilt.

3.3.1 Das Reiseverhalten der Deutschen

Die Deutschen weisen in ihren Urlaubsverhalten seit vielen Jahren eine konstant hohe Reiseintensität auf. Auffallend ist, dass die Reiseintensität bei Beamten mit 82,2% am höchsten ist während nur 39% der Rentner eine Urlaubsreise unternehmen. Auch geht der Trend hin zu kürzeren Reisen. Weniger als 13% der Reisenden unternehmen eine länger als zwei Wochen andauernde Urlaubsreise (Jurczek 1998, S.252). Es ist auch immer attraktiver geworden, den Jahresurlaub in eine längere Auslandsreise sowie in einen zweiten kürzeren Urlaub zu splitten. Dieser zweite kürzere Urlaub wird dann häufig in Deutschland verbracht, u. a. werden Städtereisen unternommen. Hier können die Weltkulturerbenstätten als Anziehungspunkt wirken. Der zweite Urlaub wird meist in Kontrasträumen zum Herkunftsgebiet gewählt. So zieht es die Urlauber mit einem Wohnsitz in der Stadt meist auf das Land in Gebiete mit naturnaher Landschaft und Ruhe. Allerdings wird auch hier eine gut funktionierende touristische Infrastruktur erwartet (Eckart 1999, S. 239 ff).

Bei der Reisezielwahl werden das Ausland, insbesondere Spanien, Italien, Österreich und die Türkei als die beliebtesten Zielgebiete, mit etwa 70% Anteil der Urlaubsreisen der Bundesbürger, bevorzugt. Die beliebtesten Ziele für deutsche Urlauber im eigenen Land sind Bayern und die Küstenländer Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Nordrhein-Westfalen liegt mit einem Marktanteil von unter 2% hier im Mittelfeld (Quack / Schreiber 2003, S. 357 ff).

Bei den Tagesausflügen, Kurz- und Städtereisen, welche einen oder zwei Tage dauern, werden das eigene Bundesland oder Ziele in einem benachbarten Bundesland bevorzugt, die in einer Fahrtzeit von circa zwei Stunden erreicht werden können, bevorzugt. Dies wurde auch in der Analyse der Herkunftsgebiete der Besucher von Aachen und Essen. Mehr als ein Drittel der Besucher kamen jeweils aus Nordrhein-Westfalen (Umfrageergebnisse 2004, Anlage 3 u.5).

Bei den Bundesbürgern gibt es bei den Reisezielen einen Trend in den Süden, insbesondere zu den Ländern rund um das Mittelmeer. Auch Fernreisen zu Zielen auf anderen Kontinenten werden immer beliebter.

Das Reiseverhalten der Deutschen ist geprägt von der wirtschaftlichen Situation, aber auch von einem hohen Maß an Mobilität und Spontaneität (Jurczek 1998, S.252 ff). Es gilt nun zu untersuchen, ob das Reiseverhalten ausländischer Touristen in Deutschland ähnlich gelagert ist oder ob unterschiede bestehen.

3.3.2 Die ausländischen Touristen

Die ausländischen Gäste spielen im Deutschland - Tourismus im Vergleich mit den Binnentouristen eine geringere Rolle. So kamen im Jahre 2002 von insgesamt 111 Millionen Gästen nur 18 Millionen aus dem Ausland (Deutscher Tourismusverband 2003, S. 5). Dies entspricht einem Anteil von etwa 12% am gesamten Tourismusaufkommen in Deutschland. Dennoch liegt Deutschland in der WTO- Rangliste „Internationale Touristenankünfte“ für das Jahr 2001 auf Platz Zehn (Echtermeyer 2003, S. 40).

Etwa 75% der ausländischen Besucher kommen aus Europa, insbesondere aus den westlichen und südlichen Nachbarländern. Eher unbedeutend sind die Besucherzahlen aus den Ländern im Mittelmeerraum, dem Hauptzielgebiet der deutschen Urlauber. Sie liegen bei weniger als 6%. Wichtiger als Herkunftsland sind hier die USA, welche mit 1,7 Millionen Besucher einen Anteil von 10,5% aufweisen. Auf einen Anteil von 9,5% kommt Asien mit 1,7 Millionen Besuchern. Der Anteil von Südamerika, Afrika und Australien als Herkunftsländer ist mit unter 1% als nicht relevant anzusehen. Die ausländischen Besucher bleiben im Durchschnitt etwa 2-3 Tage im Land (Statistisches Bundesamt 2003, S. 265).

Für die ausländischen Gäste ist Deutschland also nur ein Kurzreiseziel. Dennoch sind für den Geschäfts- und Städtetourismus in Deutschland die ausländischen Besucher ein wichtiges Segment. Die Weltkulturerbestätten in Deutschland und auch in NRW können auch hier wieder bedeutende Anziehungspunkte sein. In Essen und Aachen sind die Welterbestätten Zeche Zollverein und Aachener Dom, dies hat die Besucherbefragung ergeben, äußerst beliebte Ziele. Die Zeche Zollverein wurde von 36% der befragten Personen besucht und der Aachener Dom von 133 Besuchern, also 86 % aller befragten Touristen, was bei einem Umfang von 159 bzw. 154 Probanden außerordentlich hoch ist.

Wie stellt sich Deutschland als Tourismusland seinen in- und ausländischen Gästen dar? Diese Frage wird im folgenden Kapitel näher erörtert.

3.4 Das Tourismusland Deutschland

Der Stellenwert des Tourismus für die wirtschaftliche Entwicklung und dessen Bedeutung für einzelne Zielgebiete ist, wie bereits angedeutet, nicht zu unterschätzen. So ist auch das touristische Angebot in Deutschland sehr vielfältig und qualitativ hochwertig. Diese werden, wie auch die Tourismusgebiete und die touristische Entwicklung, im Folgenden dargestellt.

3.4.1 Die Angebotsstrukturen im deutschen Tourismus

Die Beherbergung und die Gastronomie bilden das Kernstück der Tourismuswirtschaft. Im deutschen Tourismus findet sich ein sehr breites Angebot an Beherbergungsbetrieben. Die folgende Tabelle zeigt das Beherbergungsangebot in Deutschland im Dezember 2002 (gewerbliche Betriebe ab neun Betten).

Beherbergung Dezember 2002

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Beherbergung Dezember 2002

(eigene Bearbeitung; Quelle: Deutscher Tourismusverband 2003, S. 3)

Die Tabelle zeigt, dass es insgesamt 2,5 Millionen Betten in etwa 55.000 gewerblichen Betrieben gibt. Hinzu kommen die Betriebe mit weniger als neun Betten, welche in der Statistik nicht erfasst werden, allerdings einen, vor allem im ländlichen Raum, nicht zu unterschätzender Faktor im Tourismus darstellen. Der Hauptanteil dieser Betriebe, die eine Gesamtzahl von 33.000 erreichen, besteht aus Hotels und Gasthöfen. Diese besitzen mit 1,5 Millionen Betten auch die meisten Übernachtungsmöglichkeiten. Die weiteren Arten an Beherbergungsbetrieben bilden Ferienheime und Ferienzentren, Ferienhäuser, Ferienwohnungen, Jugendherbergen und Kurbetriebe. Die Bettenauslastung lag im Jahr 2002 bei 33,5% (Deutscher Tourismusverband 2003, S. 3 ff).

Die meisten Beherbergungsbetriebe befinden sich in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, wobei die beste Bettenauslastung, mit etwa 46% aufgrund von Tagungen, Kongressen und Geschäften, in den Großstädten Berlin und Hamburg sowie in Frankfurt, als Anziehungspunkt in Hessen, zu finden ist (Jurczek 1998, S.255).

Deutschland weist eine vielfältige touristische Infrastruktur auf. So sind von 13.105 Städten und Gemeinden rund 4.200 in Tourismusverbänden organisiert. Zur touristischen Infrastruktur zählen Museen, Theater, Wellnessanlagen, Reit– und Golfplätze, Naturparks, Freizeitparks, Wasserstraßen sowie Rad- und Wanderwege. Allerdings sagt das bloße Vorhandensein einer derartigen touristischen Anlage noch nichts über deren tatsächliche Frequentierung und Bedeutung für den Tourismus in den im folgenden Kapitel vorgestellten Tourismusgebieten aus (Deutscher Tourismusverband 2003, S. 4).

3.4.2 Die Tourismusgebiete

Durch die Wiedervereinigung Deutschlands 1990 sind zu den beliebten Fremdenverkehrsräumen der alten BRD wie z.B. dem Alpenraum oder den Küstengebieten sowie den Mittelgebirgsregionen neue attraktive Gebiete hinzugekommen. Hierzu gehören die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns, die Seen– und Wälderlandschaft Brandenburgs, die Mittelgebirge Thüringens sowie die Kulturlandschaft Sachsen–Anhalts mit vier Weltkulturerbenstätten. Diese Zielgebiete profitieren von der Wiederentdeckung durch Touristen aus den alten touristischen Quellgebieten aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg wie Berlin und Nordrhein-Westfalen (Eckart 1999, S.236).

Tourismusgebiete und Reiseziele in Deutschland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Karte 1: Tourismusgebiete und Reiseziele in Deutschland

(eigene Bearbeitung, Quelle: Benthien 1997, S.1 f..)

Die vorangegangene Karte zeigt die oben genannten touristischen Zielgebiete in ihrer geografischen Lage. Es wird deutlich, dass die Städte Aachen und Essen zu den Städten und Agglomerationen zählen, welche zugleich auch touristische Zielgebiete sind.

Als touristische Zielgebiete gelten in Deutschland fast 140 Reisegebiete unterschiedlicher Größe und Beliebtheit. Insgesamt gibt es in Deutschland neun touristische Großregionen. Dazu zählen:

- Die Nord- und Ostseeküste
- Die Nordostdeutsche Seenlandschaft
- Die Nordwestdeutsche Heidelandschaft
- Die Mitteldeutsche Gebirgslandschaft
- Die Westdeutsche Fluss- und Berglandschaft
- Die Südwestdeutsche Berg- und Hügellandschaft
- Die Ostbayerischen Mittelgebirge
- Die Alpen und das Alpenvorland

Die namentliche Bezeichnung der touristischen Makroregionen erfolgt ausschließlich aufgrund ihrer physischen – geografischen Gegebenheiten (Eckart 1999, S. 239).

3.4.3 Die verschiedenen Angebotssegmente

Der Tourismus in Deutschland beinhaltet eine Reihe verschiedener Angebotssegmente. Im Rahmen dieser Arbeit wird später, dem Thema entsprechend, näher auf Stadt – und Kulturtourismus eingegangen. Die übrigen Segmente werden an dieser Stelle nur kurz dargestellt, da dies für den Kontext dieser Arbeit keine Relevanz besitzt. Ein wichtiges Segment stellen die Heilbäder mit 68,5 Millionen Übernachtungen dar. Auch Volksfeste, im Jahr 2002 waren es rund 14.000 mit 178 Millionen Besuchern sowie 40.000 Beschäftigten, sind im Freizeitgeschäft ein wichtiger Faktor für jede Gemeinde. Weiterhin sind auch Weihnachtsmärkte in der Adventszeit ein touristischer Anziehungspunkt. Im Jahr 2002 waren sie es für 160 Millionen Besucher; jeder Besucher gab hier allein im Durchschnitt 31,14 Euro aus (Deutscher Tourismusverband 2003, S. 10). Ein weiteres bedeutendes Angebotssegment stellen der Campingurlaub sowie der Urlaub auf dem Bauernhof dar. Camping wird auf über 5.800 Plätzen in Deutschland betrieben und erbringt Umsätze von 3,8 Mrd. Euro pro Jahr. Der Urlaub auf dem Bauernhof erfreut sich einer weniger großen Beliebtheit, wurde aber 2002 von 1,9 Millionen Reisenden als Urlaubsmöglichkeit gewählt und erzielte 1,1 Mrd. Euro Umsatz in 2002. Diese beiden Urlaubsarten gelten zudem als sehr familienfreundlich. Des Weiteren werden oftmals „Reisen von Ort zu Ort“ als die Urlaubsform praktiziert. Dies ist sowohl bei Wassertourismus mit Kreuzfahrten als auch bei Fahrradtourismus der Fall. In jedem Fall geht der Trend in Richtung Qualität. Die Touristen suchen Qualität und die Anbieter bieten diese auch zunehmend an (Deutscher Tourismusverband 2003, S. 10 ff).

3.4.4 Reiseveranstaltung und -vermittlung

Bei einer Reiseveranstaltung werden vom Veranstalter mindestens zwei Einzelleistungen, in der Regel Transport und Unterbringung vor Ort, in einem Gesamtangebot zu einem Preis angeboten. Natürlich bieten Reiseveranstalter auch Einzelleistungen an. Der Reiseveranstaltermarkt in Deutschland wird von den drei großen Konzernen TUI, der REWE – Gruppe und Thomas Cook mit einem Marktanteil von insgesamt über 70% beherrscht. Etwa 43% aller potenziellen Urlauber buchen ihre Reise ganz oder teilweise bei einem der 20.000 Reisevermittlungsstellen. Davon sind etwa zwei Drittel klassische Reisebüros mit dem Hauptgeschäft des Verkaufs von Reiseleistungen. Im Jahre 2000 erwirtschaftete die Reisevermittlerbranche etwa 26 Mrd. Euro Umsatz, von dem 70% auf das Geschäft mit Privatkunden und 30% auf Geschäftskunden entfielen. Bei Reiseveranstaltern in Deutschland waren im Jahr 2002 mehr als 77.000 Personen beschäftigt (Quack / Schreiber 2003, S. 365 ff).

3.4.5 Der freizeitorientierte Verkehr

Ein elementarer Bestandteil des Tourismus ist die Raumüberwindung. Die Haupturlaubsreise bestritten die Deutschen 2002 zu 49% mit dem PKW. Dieser Anteil ist seit Jahren etwa gleich bleibend. Die Bedeutung des Flugverkehrs hat mit 35% im Jahre 2002 gegenüber 38 % im Jahr 2000 nach Jahren des Wachstums (20% im Jahr 1990 als Ausgangswert) leicht abgenommen. Die Bedeutung des Busverkehrs für den Haupturlaub liegt bei 10%, die Werte sind auch hier seit Jahren etwa gleich bleibend. Die Bedeutung der Bahn als Reiseverkehrsmittel hat hingegen abgenommen. Lag der Anteil im Jahre 1990 noch bei 12%, so ist ihre Bedeutung inzwischen trotz Bemühen um Qualitätssteigerung auf 5% zusammengesunken (Deutscher Tourismusverband 2003, S. 8)

Die Ergebnisse der Gästebefragung bestätigen diese Ergebnisse für Aachen zum großen Teil, für Essen hingegen nur teilweise.

Dies zeigen die beiden folgenden Diagramme.

Verkehrsmittelwahl bei der Anreise nach Aachen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Verkehrsmittelwahl bei der Anreise nach Aachen

(eigener Entwurf, Quelle: eigene Datenerhebung 2004)

Bei den Besuchern von Aachen sind von 154 Gästen 69% mit dem PKW angereist und 21 % mit der Bahn. Insgesamt 10% reisten mit dem ÖPNV, dem Motorrad oder dem Flugzeug an. Die hohen Werte für die PKW- Anreise liegt wahrscheinlich an der Tatsache, dass die meisten Besucher der Stadt, wie die Umfrage gezeigt hat, aus NRW kommen und aufgrund der kürzeren Distanz den PKW bevorzugen, zumal Aachen über eine gute Autobahnanbindung verfügt (Anhang, Anlage 3).

Die Verkehrsmittelwahl für die Anreise nach Essen erfolgt wie die nach Bad Aachen in erster Linie durch die Bahn und den PKW, von 157 Befragten nutzten allerdings 51 % die Bahn und 41 % den PKW für ihre Reise. ÖPNV und andere Verkehrsmittel fielen auch hier mit einem Anteil von 8% kaum ins Gewicht.

Auffällig im Vergleich zu den vorangegangenen Werten von Aachen ist für Essen der hohe Anteil der Bahnreisenden nach Essen. Dies liegt zum einen an der guten Bahnanbindung der Stadt Essen im Nord–Süd- und Ostwest Verkehr sowie an der verkehrsgünstigen Lage inmitten des Ruhrgebiets.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Verkehrsmittelwahl bei der Anreise nach Essen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Verkehrsmittelwahl bei der Anreise nach Essen

(eigener Entwurf, Quelle: eigene Datenerhebung 2004)

Auch in Essen kommt der größte Teil der Besucher aus NRW, was für diese eine Bahnreise von höchstens 2 Stunden bedeutet. Der Anteil der Geschäftsleute lag mit 43 Personen von insgesamt 79 (54%) recht hoch. Ein weiterer Vorteil der Bahn gegenüber dem PKW für die Reise nach Essen liegt wahrscheinlich im hohen Verkehrsaufkommen und den daraus bedingten Staus auf den Autobahnen im Ruhrgebiet (Anhang, Anlage 5). Die Wahl des Verkehrsmittels ist gerade im Städtetourismus für den Erholungs- und Erlebniswert von erheblicher Bedeutung, da eine ruhige und stressfreie An- und Abreise ein erheblicher Erholungsfaktor bildet.

3.5 Städtetourismus

Der Städtetourismus zählt in der Tourismuswirtschaft zu den bedeutendsten Angebotssegmenten. Im Jahr 2002 wurden mit 35,5 Millionen Besuchern mehr als ein Drittel aller Touristen in den Städten über 100.000 Einwohner gezählt (Deutscher Tourismusverband 2003, S. 9). Da der Tourismus in Aachen und Essen, mit den in dieser Arbeit dargestellten Beispielen für die Bedeutung der Weltkulturerbestätten für den Tourismus, zum Angebotssegment Stadttourismus zu zählen ist, wird dieses etwas genauer zu betrachten sein.

Zum Städtetourismus zählt jede Form eines Aufenthalts von Besuchern in einer Stadt. Es gilt das „Gesamterlebnis Stadt“ als hauptsächliches Ziel, unabhängig von der Länge des Aufenthalts. Anziehungspunkte sind kulturelle und sportliche Veranstaltungen, deren Vielfalt und Qualität eine bedeutende Rolle spielen (Eckart 1999, S. 248). Der Städtetourismus besitzt ein hohes Potenzial, denn in Zukunft wird voraussichtlich jeder sechste Bundesbürger Städte besuchen. Darunter sind vor allem Singles und kinderlose Paare mit einem überdurchschnittlich hohen Einkommen (Opaschowski 2001, S. 184).

Unter Städtetouristen sind diejenigen mit einem höheren Bildungsabschluss in der Überzahl. So kommen auf einem Hauptschüler drei Hochschulabsolventen.

Höchster Schulabschluss der Besucher der Stadt Aachen Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Höchster Schulabschluss der Besucher der Stadt Aachen

(eigener Entwurf, Quelle: eigene Datenerhebung 2004)

Dies ist ebenfalls bei der Datenerhebung bestätigt worden. Die oben stehende Abbildung zeigt, dass 96 von 154 befragten Personen, also (62%), Abitur oder ein Studium als höchsten Bildungsabschluss besitzen.

Ähnlich sind die Werte in der folgenden Abbildung für die Stadt Essen. Von 158 Personen verfügten 58 über ein Abitur. Die Zahl der studierten Personen lag mit 31 etwas geringer als in Bad Aachen. Dies liegt nach Auffassung des Verfassers daran, dass in Aachen viele ehemalige Studenten ihren Studienort gerne wieder besuchen. Grundsätzlich stellen die Stadttouristen aufgrund ihres häufig sehr guten Schulabschluss und des meist daraus folgenden beruflich bedingten höheren Einkommen ein sehr finanzkräftiges touristisches Nachfragepotenzial für die Städte dar. Dies gilt natürlich auch für Aachen und Essen.

In Aachen gaben 83 Personen, welche als höchsten Schulabschluss Abitur oder Studium angegeben haben, ebenfalls an, den Begriff „Weltkulturerbe“ zu kennen.

In Essen waren es 86 Personen. Dies waren jeweils mehr als 50% (Anhang, Anlage 7 u. 8). Dies zeigt, dass ein höherer Schulabschluss auch das Interesse am Weltkulturerbe und an Kultur insgesamt steigert.

Die beliebtesten Ziele in Deutschland sind die größten Städte mit dem vielfältigsten kulturellen Angebot, nämlich Berlin, München, Hamburg, Dresden und Köln (Opaschowski 2001, S. 184). Die Städte Aachen und Essen zählen nicht zu den 15 beliebtesten Zielen im Städtetourismus.

Städtereisen werden als Kurzreisen mit einer Dauer von bis zu vier Tagen durchgeführt (Opaschowski 2002, S. 257).

Höchster Schulabschluss der Besucher der Stadt Essen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Höchster Schulabschluss der Besucher der Stadt Essen

(eigener Entwurf, Quelle: eigene Datenerhebung 2004)

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Städtetourismus liegt bei zwei Tagen; dies ist auf die häufigen, kurzen Geschäftsreisen in der Woche sowie den Erholung und Erlebnis suchenden Urlauber am Wochenende zurückzuführen. Der Geschäftsreiseverkehr ist saisonal auf die Zeiträume Frühling / Herbst gerichtet, der Besuch von Freizeit - und erholungsorientierten Gästen in einer Stadt liegt hingegen meist im Früh – und Spätsommer oder vor Weihnachten (Quack / Anton- Quack 2003, S. 200).

Die nachfolgende Abbildung zeigt die vier Angebotsschwerpunkte deutscher Städte im Städtetourismus. Der Hauptanziehungspunkt einer Stadt kann im Messewesen liegen oder die Stadt wird mit regionalem Bezug für das weitere Umland hervorgehoben und wirkt touristisch anziehend. Weitere Angebotsschwerpunkte einer Stadt sind ein Auftreten als Kunst- und Kulturstadt oder ein anziehendes historisches Stadtbild.

Der Angebotsschwerpunkt von Aachen ist sicher das historische Stadtbild, wobei hier der herausragende Anziehungspunkt die Weltkulturerbestätte Aachener Dom darstellt.

Angebotsschwerpunkte großer deutscher Städte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Angebotsschwerpunkte großer deutscher Städte

(Quelle: Quack / Anton-Quack 2003, S. 200, eigene Bearbeitung)

Die Stadt Essen weist einen derartigen markanten Anziehungspunkt hingegen nicht auf. Sie besitzt ein Angebot, welches sich auf mehrere der oben genannten Schwerpunkte stützt. Allerdings ist auch hier die Weltkulturerbestätte Zeche Zollverein ein Hauptanziehungspunkt für den Besucher der Stadt. Wobei dieses bei weitem nicht die Anziehungskraft und den Bekanntheitsgrad des Aachener Doms besitzt, wie die Studie des Verfassers belegt. Abschließend ist zu sagen, dass ein Angebotsschema das Vorhandensein mehrerer bedeutender Angebotssegmente sehr gut beinhalten kann.

Der Erfolg und die Zukunft einer Stadt im Angebotsegment Städtetourismus hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hierzu zählen die Lage, die Verkehrsanbindung, die Kultur- und Sporteinrichtungen, ein ansprechendes Kultur- und Unterhaltungsangebot sowie das Vorhandensein einer touristischen Infrastruktur und das Image einer Stadt (Gugg 1995, S. 44 ff.).

3.6 Zukunft des Tourismus

Die Reiseintensität der Bundesbürger wird sich aufgrund ihres Reiseverhaltens in Zukunft auf hohem Niveau einpendeln. Dabei wird der Trend zu kürzeren, dafür häufigeren Reisen mit dem Mittelmeerraum als vornehmliches Ziel anhalten. Steigen wird der Anspruch an die Zielgebiete hinsichtlich der dort erwarteten touristischen Infrastruktur. Weiterhin werden auch die ökologischen Belange und der Schutz der Umwelt sowie das Vorfinden einer intakten Umwelt am Zielort immer stärker die Wahl desselben beeinflussen (Jurczek 1998, S. 264). Aufgrund der großen wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus sollten das Angebot und die Vermarktung großen Wert auf eine nachhaltige touristische Entwicklung legen. Die meisten Bundesländer weisen eine gut entwickelte Tourismuswirtschaft auf, jedoch müssen auch sie sich stets verbessern und um Erhaltung wirtschaftlicher Konkurrenzfähigkeit bemüht sein (Echtermeyer 2003, S. 43).

Im folgenden Kapitel soll nun auf die Schwerpunkte, Besonderheiten und die Zukunft des Tourismus in Nordrhein-Westfalen eingegangen werden.

4 Der Tourismus in Nordrhein - Westfalen

In Deutschland haben Bayern, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen den Ruf als „für den Tourismus bedeutsame Bundesländer“, Nordrhein - Westfalen hingegen weniger, da es als klassisches Industrieland gilt. Allerdings spielt der Tourismus hinsichtlich seiner Wirtschaftskraft und der Schaffung von Arbeitsplätzen im Strukturwandel des Landes eine sehr bedeutsame Rolle. Auch weist Nordrhein-Westfalen einen höher werdenden Freizeitwert auf. In diesem Kapitel wird zunächst das Land NRW dargestellt, anschließend der Tourismus mit seinen Schwerpunkten sowie im Anschluss daran die verschiedenen Tourismusregionen. Weiterhin werden auch die neuen Formen der Erholung im Ruhrgebiet erläutert.

[...]

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832491642
ISBN (Paperback)
9783838691640
DOI
10.3239/9783832491642
Dateigröße
6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen – Philosophische Fakultät, Geographie
Erscheinungsdatum
2005 (Dezember)
Note
2,0
Schlagworte
geographie fremdenverkehr touristik unesco
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Titel: Die Bedeutung der Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes für den Tourismus in NRW
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