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Konstruktion und Anwendung von Hedgefonds-Indizes

Ein Vergleich mit klassischen Aktienindizes

©2005 Diplomarbeit 112 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Mit Schlagzeilen wie „Heuschreckenplage“ oder „Hedge-Fonds entern Dax-Konzerne“ haben Hedgefonds in Deutschland in den letzten Monaten sehr viel Aufmerksamkeit erregt. Als Folge wurden in letzter Zeit Rufe nach mehr Aufsicht und Regulierung in Deutschland aber auch weltweit immer lauter. In dem kürzlich in der Zeitung Die Welt erschienenen Artikel „Hedge-Fonds sind grundsätzlich nichts Böses“ stellte der amerikanische Börsenaufseher der Security-Exchange-Commission (SEC) eine stärkere Regulierung für Hedgefonds in den USA im kommenden Jahr in Aussicht. Ähnlich äußerte sich vor kurzem die britische Finanzaufsicht, die ebenfalls mehr Aufsicht für Hedgefonds anstrebt.
Die hierzulande alles andere als positiven Pressestimmen schrecken Investoren, insbesondere Privatanleger, möglicherweise vor einem Investment in diese Anlageform ab. Hierdurch rücken die Vorteile von Hedgefonds, wie bspw. die Diversifizierung eines Portfolios durch Hedgefonds und höhere Renditechancen, in den Hintergrund. An dieser Stelle können Hedgefonds-Indizes einem potentiellen Investor eine Orientierungshilfe bieten, so dass er sich die Vorteile des Hedgefonds-Universums ohne allzu große Fachkenntnisse erschließen kann.
Ziel dieser Arbeit ist es, einem potentiellen Investor die Frage zu beantworten, ob die allgemein bekannten für Aktienindizes geltenden Standards auch auf Indizes des Hedgefonds-Universums übertragen werden können. Hierfür soll ein potentieller Anleger, der Grundkenntnisse über das traditionelle Anlageuniversum, insbesondere das Aktienuniversum, besitzt, an die Anlageform der Hedgefonds herangeführt werden. Irrationale Ängste, wie sie heute in der Öffentlichkeit vorherrschen, sollen auf diese Weise abgebaut werden.
Der Einstieg in eine Anlageform oder Anlageklasse geschieht i.d.R. über einen Index oder Produkte, die einem Index zugrunde liegen. Im Aktienuniversum investieren bereits viele Anleger eher in Aktienfonds oder Aktienindexprodukte als in die einzelne Aktie. Auch Indexprodukte und Indexzertifikate, die auf Hedgefonds-Indizes aufgelegt werden, erfreuen sich in Deutschland einer stetig wachsenden Beliebtheit unter den Anlegern. Dies hat den Wunsch nach aussagekräftigen Indizes als Vergleichsmaßstab für den Investor hervorgerufen, um sich in der noch relativ jungen Anlageklasse der Hedgefonds besser orientieren zu können. Doch wie gut sind die existierenden Hedgefonds-Indizes wirklich? Stimmt der Vorwurf, dass Hedgefonds-Indizes […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9109
Körner, Felix: Konstruktion und Anwendung von Hedgefonds-Indizes -
Ein Vergleich mit klassischen Aktienindizes
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, Standort Sankt Augustin, Diplomarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

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ELIX
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ANIEL
K
ÖRNER
geboren am 30. November 1977 in Bergisch-Gladbach
H
EIMATANSCHRIFT
Limburger Str.122
50171 Kerpen
Deutschland
Mobil +61(0)431257436
felix_koerner@yahoo.de
A
USBILDUNG
3/2001 ­ 8/2005
7/2003 ­ 12/2003
Fachhochschule Bonn Rhein Sieg, Betriebswirtschaftlehre (8 Semester)
Schwerpunkte Unternehmensberatung / Finanzwirtschaft
Praxisprojekt in Unternehmensgründung und Unternehmensnachfolge
Vordiplom: 2,6 / Hauptstudium: 1,7 / Diplomarbeit: 1,3
Auslandssemester, Master en Marketing an der Universidad Adolfo Ibánez,
International Marketing, Sales Marketing, Promotion & Publicity, Industry
Marketing (B2B).
Rheinbach/
St. Augustin
Vina del Mar
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3/2001 ­ 7/2005
9/1998 - 1/2001
9/1997 ­ 6/1998
8/1995 ­ 9/1997
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Wehrdienst
Fremdsprachenkorrespondent in Wirtschaftsenglisch (IHK)
Köln
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8/1994 ­ 1/1995
Abitur am Europa Gymnasium der Stadt Kerpen
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Kerpen
Missouri
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RAKTIKA
3/2005 ­ 8/2005
10/2004 ­ 1/2005
Allianz Hedge Funds Partners ­ Kooperation Diplomarbeit
·
,,Anwendung und Konstruktion von Hedgefonds-Indizes ­ Ein Vergleich
mit klassischen Aktienindizes."
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Benchmarkstudie zum europäischen Nutzfahrzeugmarkt
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Koordination wichtiger Meilensteine des Projektes
San Francisco
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Dresdner Bank Lateinamerika S.A.
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Unternehmensanalysen und Unternehmensbewertungen
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Assistent der Geschäftsleitung
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Analyse des Immobilienmarktes
·
Erstellen von Immobilienstudien verschiedener Regionen Deutschlands
·
Strategische Beratung bei Kundenakquisitionen
Santiago de Chile
Wesel/Köln

7/2002 ­ 8/2002
Blue Point Consulting e.V. ­ Projekte bei WECO GmbH und Curanum GmbH
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Durchführung von Mitarbeiterbefragungen
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Arbeitsprozessanalyse verschiedener Produktionsabschnitte
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Präsentation Ergebnisse/Empfehlungen vor Geschäftsführung
Rheinbach
7/2001 ­ 9/2001
Dresdner Bank AG Aachen
Assistent Vermögenskundenbetreuung
·
Analyse von Kundenportfolios
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Erstellung von maßgeschneiderten Portfolios
·
Verbesserung von Ablaufprozessen in der Kundenbetreuung
Aachen
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NGAGEMENT
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Mitglied im Jiu-Jitsu Verein ,,Atemi Ryu", Jugendtrainer
Kerpen
7/2002 ­ 2/2005
Studentische Unternehmensberatung Blue Point Consulting e.V.
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Aufbau einer studentischen Unternehmensberatung
·
Akquisition von neuen Mitgliedern
Rheinbach
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Organisation von Ehemaligentreffen
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Organisation von Berufsberatungsabenden
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Kerpen
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USÄTZLICHE
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UALIFIKATIONEN
Workshops
10/2003
4/2003
11/2002
2/2002
3/2001
4/2000
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Sprachen
XXIV Jornadas Nacionales de Ingenieria Comercial "Emprendedor"
Ofw Kongress ,,Mastering Volatility ­ Success in a Changing World"
AIESEC Düsseldorf ,,Intercultural Management ­ Life of an Expatriate"
Ofw Symposium ,,Mergers & Acquisitions ­ Leading the Global Game"
Dresdner Bank AG Düsseldorf ,,E-Commerce und Finanzen"
Ofw Symposium ,,Raising Capital through Spin-Offs"
Universität Bochum ,,E-Commerce und Customer Relationship"
Deutsch, Spanisch (2. Muttersprache), Englisch (verhandlungssicher)
Marbella, Chile
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Düsseldorf
Köln
Düsseldorf
Köln
Bochum
Computer
Umfassende Kenntnis:
Fortgeschrittene:
Basis:
MS Office (Word, Powerpoint, Outlook etc.)
Lotus Notes, Excel und Adobe Familie
SPSS, HTML
Interessen
Jiu-Jitsu, Wellenreiten, Reiten, Joggen, aktuelle Politik- und Wirtschaftspresse,
Lateinamerikanische Kultur, Geschichte

Verzeichnisse I
Inhaltsverzeichnis
I-III
Abbildungsverzeichnis
IV
Tabellenverzeichnis
V
Abkürzungsverzeichnis
VI
1.
Einleitung ...1
2.
Theoretische Grundlage von Aktienindizes ...4
2.1.
Definition und Ziele von Aktienindizes ...4
2.1.1.
Indikator für das Marktgeschehen ...5
2.1.2.
Benchmarkfunktion...6
2.1.3.
Passives Anlageinstrument ...7
2.2.
Verschiedene Arten von Aktienindizes ...7
2.3.
Konstruktion von Aktienindizes ...8
2.3.1.
Generelle Anforderungen an Aktienindizes ...9
2.3.1.1.
Transparenz und Nachvollziehbarkeit ...9
2.3.1.2.
Repräsentativität ...10
2.3.1.3.
Investierbarkeit ...11
2.3.2.
Auswahl der Werte für den Aktienindex...12
2.3.2.1.
Auswahlkriterien ...12
2.3.2.2.
Entscheidungsgremien für die Aktienauswahl ...14
2.3.2.3.
Indexpflege...15
2.4.
Fazit...16
3.
Konstruktion von Hedgefonds-Indizes ...17
3.1.
Definition von Hedgefonds...17
3.2.
Überblick über Strategien im Hedgefonds-Universum ...19
3.3.
Ziele von Hedgefonds-Indizes ...21
3.4.
Generelle Anforderungen an Hedgefonds-Indizes...22
3.4.1.
Transparenz und Nachvollziehbarkeit ...23

Verzeichnisse II
3.4.2.
Repräsentativität...25
3.4.3.
Investierbarkeit ...26
3.4.4.
Datenreinheit ...26
3.4.5.
Stabilität...27
3.5.
Auswahl der Werte für den Hedgefonds-Index ...29
3.5.1.
Auswahl nach Fondskapitalisierung ...29
3.5.2.
Auswahl nach Repräsentativität der Strategien ...30
3.5.3.
Gewichtungsschemata ...32
3.5.3.1.
Equal-Weighted...32
3.5.3.2.
Value-Weighted...33
3.5.3.3.
Investability-Weighted ...35
3.5.4.
Auswahl nach qualitativen Kriterien...35
3.5.5.
Entscheidungsgremien für die Fondsauswahl ...36
3.5.6.
Indexpflege ...37
3.6.
Anbieter von Hedgefonds-Indizes...38
3.6.1.
Hennessee Hedge Fund Advisory Group ...39
3.6.2.
Altvest...40
3.6.3.
Hedge Fund Research (HFR)...41
3.6.4.
Van Hedge International Advisors ...41
3.6.5.
Zurich Capital Markets (ZCM) ...42
3.6.6.
Credit Suisse First Boston (CSFB) / Tremont ...43
3.6.7.
Morgan Stanley Capital International (MSCI) ...44
3.6.8.
Standard & Poors (S&P)...45
3.7.
Fazit...45
4.
Anwendung von Hedgefonds-Indizes ...48
4.1.
Ziele bei der Anwendung von Hedgefonds-Indizes ...48
4.2.
Biasproblematik nicht-investierbarer Hedgefonds-Indizes ...50
4.2.1.
Survivorship Bias...52
4.2.2.
Self-Selection Bias ...55

Verzeichnisse III
4.2.3.
Instant History Bias...57
4.2.4.
Reporting Bias ...58
4.2.5.
Weitere Biases ...59
4.3.
Zielkonflikt: Repräsentativität und Investierbarkeit...60
4.3.1.
Dach-Hedgefonds-Indizes ...61
4.3.2.
Universeller Index...64
4.3.2.1.
Problematik der Heterogenität der Datenbanken ...65
4.3.2.2.
Idee und Konstruktion ...66
4.3.3.
Investierbare Hedgefonds-Indizes ...70
4.3.3.1.
Managed Accounts...71
4.3.3.2.
Repräsentativität investierbarer Hedgefonds-Indizes ...73
4.3.3.3.
Optimierung der Repräsentativität investierbarer Hedgefonds-
Indizes durch Anwendung von ,,Factor Replicating Portfolios" ...76
4.4.
Fazit...78
5.
Aktien- und Hedgefonds-Indizes ­ ein direkter Vergleich...81
5.1.
Theorie des CAPM im Hedgefonds-Universum ...81
5.2.
Charakteristika von Aktien- und Hedgefonds-Indizes ...83
6.
Schlussbetrachtung ...88
Literaturverzeichnis...90
Anhang ...96
Eidesstattliche Erklärung ...101

Verzeichnisse IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Übersicht über die drei Strategieklassen und ihre Strategien ...20
Abbildung 2: Verschiedene Auslöser der Survivorship Bias ...53
Abbildung 3: Anzahl Fonds, die gleichzeitig in drei wichtigen Datenbanken
vertreten sind ...66
Abbildung 4: Ein universeller Index ist immer repräsentativer als einzelne
Datenbanken...67

Verzeichnisse V
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Transparenz der Indexzusammensetzung ...24
Tabelle 2: Übersicht der existierende Indexanbieter und ihrer Datenbanken...39
Tabelle 3: Schätzungen zu den Auswirkungen der Survivorship Bias in der
Literatur...55
Tabelle 4: Schätzungen zur Auswirkung der Instant History Bias in der Literatur
...58
Tabelle 5: Maximale Unterschiede in der Wertentwicklung der Strategien ...65
Tabelle 6: Überblick über die wichtigsten investierbaren Hedgefonds-Indizes .74
Tabelle 7: Anlageklassen im Vergleich ...83

Verzeichnisse VI
Abkürzungsverzeichnis
AIMA
Alternative Investment Management Association
bspw.
Bspw.
bzw.
beziehungsweise
CTA
Commodity Trading Advisors
d.h.
Das heißt
DAX
Deutscher Aktien Index
etc.
et cetera
FRP
Factor Replicating Portfolios
ggü.
gegenüber
NAV
Net Asset Value
o.g.
oben genannt
o.V.
Ohne Verfasser
p.a.
Per annum
u.a.
unter anderem
u.U.
unter Umständen
Vgl.
Vergleiche
z.B.
Zum Beispiel
z.T.
Zum Teil
i.d.R.
in der Regel
ca.
circa
Mio.
Millionen

1
1.
Einleitung
Mit Schlagzeilen wie ,,Heuschreckenplage" oder ,,Hedge-Fonds entern Dax-
Konzerne" haben Hedgefonds in Deutschland in den letzten Monaten sehr viel
Aufmerksamkeit erregt.
1
Als Folge wurden in letzter Zeit Rufe nach mehr Auf-
sicht und Regulierung in Deutschland aber auch weltweit immer lauter. In dem
kürzlich in der Zeitung Die Welt erschienenen Artikel ,,Hedge-Fonds sind grund-
sätzlich nichts Böses" stellte der amerikanische Börsenaufseher der Security-
Exchange-Commission (SEC) eine stärkere Regulierung für Hedgefonds in den
USA im kommenden Jahr in Aussicht.
2
Ähnlich äußerte sich vor kurzem die
britische Finanzaufsicht, die ebenfalls mehr Aufsicht für Hedgefonds anstrebt.
3
Die hierzulande alles andere als positiven Pressestimmen schrecken Investo-
ren, insbesondere Privatanleger, möglicherweise vor einem Investment in diese
Anlageform ab.
4
Hierdurch rücken die Vorteile von Hedgefonds, wie bspw. die
Diversifizierung eines Portfolios durch Hedgefonds und höhere Renditechan-
cen, in den Hintergrund. An dieser Stelle können Hedgefonds-Indizes einem
potentiellen Investor eine Orientierungshilfe bieten, so dass er sich die Vorteile
des Hedgefonds-Universums ohne allzu große Fachkenntnisse erschließen
kann.
Ziel dieser Arbeit ist es, einem potentiellen Investor die Frage zu beantworten,
ob die allgemein bekannten für Aktienindizes geltenden Standards auch auf
Indizes des Hedgefonds-Universums übertragen werden können. Hierfür soll
ein potentieller Anleger, der Grundkenntnisse über das traditionelle Anlageuni-
versum, insbesondere das Aktienuniversum, besitzt, an die Anlageform der
Hedgefonds herangeführt werden. Irrationale Ängste, wie sie heute in der Öf-
fentlichkeit vorherrschen, sollen auf diese Weise abgebaut werden.
1
Vgl. Atzler, E., Hedge-Fonds entern Dax-Konzerne, Financial Times Deutschland, 13. Juni
2005.; Reents, H., Stürmische Zeiten: Hedge-Fonds, New Investor, Heft 2, 5/2005.
2
Vgl. Campos, R., Hedge-Fonds sind grundsätzlich nichts Böses, Die Welt, 29. Mai 2005, S.21.
3
Vgl. o.V., Risiko-Anlagen droht weltweit strengere Regulierung, Die Welt, 29. Mai 2005, S.21.
4
Vgl. Atzler, E., Feri-Umfrage ­ Deutsche Anleger meiden Hedge-Fonds, Financial Times
Deutschland, 28.06.2005.

2
Der Einstieg in eine Anlageform oder Anlageklasse geschieht i.d.R. über einen
Index oder Produkte, die einem Index zugrunde liegen. Im Aktienuniversum
investieren bereits viele Anleger eher in Aktienfonds oder Aktienindexprodukte
als in die einzelne Aktie. Auch Indexprodukte und Indexzertifikate, die auf Hed-
gefonds-Indizes aufgelegt werden, erfreuen sich in Deutschland einer stetig
wachsenden Beliebtheit unter den Anlegern. Dies hat den Wunsch nach aussa-
gekräftigen Indizes als Vergleichsmaßstab für den Investor hervorgerufen, um
sich in der noch relativ jungen Anlageklasse der Hedgefonds besser orientieren
zu können. Doch wie gut sind die existierenden Hedgefonds-Indizes wirklich?
Stimmt der Vorwurf, dass Hedgefonds-Indizes die Wertentwicklung im Hedge-
fonds-Universum vermehrt zu positiv und somit fehlerhaft darstellen? Diese
Fragen sollen mit Hilfe einer umfassenden Betrachtung der Hedgefonds-
Indexgesellschaften in dieser Arbeit beantwortet werden.
Letztendlich verlangen die von der Finanzwelt angebotenen Hedgefonds-
Indizes eine erhöhte Fachkenntnis ihres Nutzers in Bezug auf Konstruktion und
Anwendung, da sie mit ihren Verwandten aus dem Aktienuniversum alles ande-
re als vergleichbar sind. In der vorliegenden Arbeit werden die Grundzüge der
Anwendung und Konstruktion von Aktienindizes veranschaulicht, bevor in ei-
nem weiteren Schritt eine Annäherung an Hedgefonds-Indizes erfolgt. Hierbei
soll deutlich werden, dass sich die aus dem Aktienuniversum bekannten und
heutzutage als selbstverständlich angesehen Charakteristika nicht so einfach
auf Hedgefonds-Indizes übertragen lassen. Ein potentieller Anleger des Hedge-
fonds-Universums sollte nach Lesen dieser Arbeit für die Schwächen und Stär-
ken von Hedgefonds-Indizes sensibilisiert sein. Er wird umfassende Kenntnis zu
den auf dem Markt vorhandenen Hedgefonds-Indizes und ihren spezifischen
Merkmalen besitzen. Mit diesem Wissen ist ein Investor in der Lage, eine sei-
nen eigenen Präferenzen entsprechende Entscheidung bei der Auswahl eines
geeigneten Hedgefonds-Index zu treffen.
Zu diesem Zweck wird in Kapitel 2 zuerst das allgemein bekannte Universum
der Aktienindizes näher erläutert und die idealen Eigenschaften aus Sicht eines
Investors beschrieben. Der Schwerpunkt liegt dabei weniger auf den technisch-
mathematischen Details der Konstruktionsmethoden, die in der Literatur zu

3
genüge diskutiert wurden, als vielmehr auf den aus Anlegersicht wichtigen An-
forderungen und Anwendungskriterien.
In Kapitel 3 werden kurz die grundlegenden Funktionen und Eigenschaften von
Hedgefonds beschrieben, gefolgt von den Kriterien und Voraussetzungen zur
Konstruktion eines Hedgefonds-Index'. Im Anschluss werden die wichtigsten
Indexgesellschaften des Hedgefonds-Universums vorgestellt, insbesondere um
die verschiedenen Ansätze zur Konstruktion von Hedgefonds-Indizes zu veran-
schaulichen, über die in der allgemeinen Literatur bisher wenig bekannt ist.
Im 4. Kapitel werden die eigentliche Anwendung von Hedgefonds-Indizes disku-
tiert und die damit einhergehenden Probleme aufgezeigt. Anschließend werden
neben Lösungsansätzen für diese Probleme auch weitergehende Entwicklun-
gen in der Indexbranche genauer erläutert, die den Anwendungsbereich von
Hedgefonds-Indizes für einen potentiellen Investor erweitern. Hierbei werden
die einzelnen Fortschritte in der Entwicklung von Hedgefonds-Indizes dokumen-
tiert und Stärken und Schwäche herausgestellt.
Zuletzt werden in Kapitel 5 die Charakteristika von Aktien- und Hedgefonds-
Indizes gegenübergestellt, um die unterschiedlichen Voraussetzungen zu ver-
deutlichen. Dabei wird in erster Linie auf die im Hedgefonds-Universum fehlen-
den theoretischen Grundlagen hingewiesen, die eine Bedingung für die Über-
tragung der Vorteile von indexierten Anlageformen sind.

4
2.
Theoretische Grundlage von Aktienindizes
Zunächst werden die allgemeinen Charakteristika von Aktienindizes erläutert.
Hierbei liegt der Schwerpunkt nicht auf den formal mathematischen Kriterien,
sondern auf den für den Anleger wichtigen Eigenschaften bei der Konstruktion
und Anwendung von Aktienindizes.
Der Ursprung der Börsenindizes ist in der Finanzwelt mit dem Namen Charles
Henry Dow verknüpft. Er begründete den weltweit ersten Aktienindex, den 1884
erstmals publizierten Dow Jones Railroad Average. Anfangs hauptsächlich aus
Eisenbahngesellschaften bestehend ging er 1896 in dem heute wohl bekann-
testen Aktienindex, dem Dow Jones Industrial Average (DIJA), auf. Seitdem
hat sich die weltweite Anzahl von verfügbaren Aktienindizes auf mehr als
33.000 Indizes vergrößert und nimmt ständig weiter zu.
5
Die bekanntesten An-
bieter von Aktienindizes unter ihnen sind Dow Jones, Standard & Poors, Nikkei
aber auch die in London ansässige Financial Times Stock Exchange (FTSE).
Alle Anbieter repräsentieren in ihren Indizes i.d.R. zahlreiche Unternehmen,
Branchen oder ganze Länder.
2.1. Definition und Ziele von Aktienindizes
Mit Index wird allgemein eine statistische Kennzahl bezeichnet, mit der Verän-
derungen einer Größe (wie z.B. Preis-, Kurs- und Konjunkturbewegungen) ge-
genüber einem früheren Zeitpunkt in einer einzigen Zahl zusammengefasst und
damit sichtbar gemacht werden können.
6
Genauer gesagt drückt ein Index ,,die
durchschnittliche Veränderung einer Vielzahl gleichartiger Tatbestände" aus.
7
Das gleiche gilt beim Aktienindex, der somit die börsenspezifische Zusammen-
fassung der Grundgesamtheit aller Aktien, d.h. ,,ein Instrument zur Messung der
aggregierten Aktienkursveränderungen" darstellt.
8
Ziel eines Aktienindex' ist es
5
Vgl. Wetzel, A., Studien des DAI, 2000, S.5.
6
Für einen Überblick über die verschiedenen mathematischen Berechnungsformeln für eine
Indexzahl wird an dieser Stelle verwiesen auf Schmitz-Esser, V., Aktienindizes: Funktionen ­
Konstruktion ­ Indexeffekte, Dissertation, 2000, S.9 und S.143. Am häufigsten verwendet wer-
den der Preisindex nach Paasche, der Preisindex nach Laspeyres und der Wertindex.
7
Vgl. Bleymüller, J., Theorie und Technik der Aktienkursindizes, 1966, S.15ff.
8
Vgl. Schmitz-Esser, V., Aktienindizes: Funktionen ­ Konstruktion ­ Indexeffekte, Dissertation,
2000, S.6.

5
demnach, eine Aussage über die Kursentwicklung einer bestimmten Auswahl
von Aktiengesellschaften zu ermöglichen.
9
Für den Marktteilnehmer erfüllt der Aktienindex drei wichtige Funktionen, näm-
lich die eines Indikators für das Marktgeschehen, die einer Benchmark sowie
die eines Musterportfolios für eine passive Anlagestrategie.
10
Diese Ziele von
Aktienindizes werden im folgenden näher erläutert.
2.1.1. Indikator für das Marktgeschehen
Jegliches Marktgeschehen ­ sei es z.B. der Aktien-, Anleihen- oder Getreide-
markt ­ kann in einem Index in einer einzigen Zahl gemessen und beurteilt
werden. Aktienindizes ermöglichen es, zu jeder Zeit die Entwicklung des Kapi-
talmarktes zu erfassen. Da die Entwicklung der Aktienkurse vornehmlich von
der fundamentalen Entwicklung der zugrunde liegenden Unternehmen abhän-
gig ist, bildet ein Aktienindex also die aktuellen Erwartungen zukünftiger Ent-
wicklungen durch die Marktteilnehmer ab, was wiederum Rückschlüsse auf die
wirtschaftliche Entwicklung zulässt.
11
Das theoretische Gegenstück zum Aktienindex ist das Marktportfolio im Capital
Asset Pricing Model (CAPM), das alle Aktien des Marktes beinhaltet und die
Marktentwicklung somit zu 100% erfasst.
12
In der Praxis werden Aktienindizes
längst mit dem Marktportfolio der Kapitalmarkttheorie gleichgestellt, wodurch
angenommen wird, dass Aktienindizes die exakten Bewegungen aller am Markt
gehandelten Aktien umfassen und somit für alle nicht an den Märkten agieren-
den Personen und Institutionen die Funktion eines Indikators für die allgemeine
wirtschaftliche Entwicklung erfüllen.
13
9
Vgl. Richard, H.-J., Aktienindizes, 1992, S.20.
10
Vgl. Schmitz-Esser, V., Aktienindizes: Funktionen ­ Konstruktion ­ Indexeffekte, Dissertation,
2000, S.15-49.
11
Vgl. Richard, H.-J., Aktienindizes, 1992, S.11.
12
Vgl. Perridon, L., Steiner, M., Finanzwirtschaft der Unternehmung, 10. Auflage, S.118.
13
Vgl. Wetzel, A., Studien des DAI, Heft 12, 2000, S.10.

6
2.1.2. Benchmarkfunktion
Für Kapitalmarktakteure hingegen haben Indizes eine konkrete operative Be-
deutung. Ein Aktienindex liefert einem Investor, der eine aktive Anlagestrategie
verfolgt, einen Vergleichsmaßstab, auch Benchmark genannt, für die Wertent-
wicklung seines eigenen Aktienportfolios. Eine aktive Anlagestrategie hat das
Ziel durch gezieltes eigenständiges Investieren die durchschnittliche Rendite
des Aktienmarktes zu übertreffen.
14
Ein Aktienindex ermöglicht somit die Kon-
trolle, ob ein Investor in der Lage war, durch aktive Titelauswahl und zeitlich
gelungenen Kauf und Verkauf von Wertpapieren, eine höhere Rendite zu erzie-
len als der Gesamtmarkt. Jedoch ist ein Vergleich nur dann sinnvoll, wenn das
aktiv gemanagte Portfolio und der Aktienindex in ihrer Zusammensetzung ähn-
lich sind. Dies ist erfüllt, wenn beide die gleiche Grundgesamtheit an Aktien
haben und damit das gleiche Risiko aufweisen. Ist die Rendite des eigenen
Portfolios bei gleichem Risiko höher ist als die des Gesamtmarktes, hat sich die
Auswahl einzelner Werte gelohnt. Ist dies nicht der Fall, so wäre eine Index-
nachbildung günstiger gewesen.
15
Hierbei ist die Anzahl der im Index enthaltenen Titel von Bedeutung. Das unsys-
tematische, d.h. unternehmensspezifische Risiko kann durch breite Streuung
der Aktieninvestitionen vermieden werden, während sich das systematische
Risiko aus den allgemeinen Schwankungen der Märkte ergibt und nicht "weg-
diversifiziert" werden kann. Breit angelegte und damit stark diversifizierte Indi-
zes können das unsystematische Risiko einzelner Aktientitel weitgehend elimi-
nieren.
16
Um das unsystematische Risiko so weit wie möglich auszuschalten,
wird ein passiver Investor deshalb in ein Portfolio investieren, das dem vollstän-
dig diversifizierten Marktportfolio sehr nahe kommt, d.h. einen möglichst breit
aufgelegten Index als Benchmark zugrunde legen.
17
14
Vgl. Schmitz-Esser, V., Aktienindizes: Funktionen ­ Konstruktion ­ Indexeffekte, Dissertation,
2000, S.27
15
Vgl. Wetzel, A., Studien des DAI, Heft 12, 2000, S.7.
16
Vgl. Perridon, L., Steiner, M., Finanzwirtschaft der Unternehmung, 10. Auflage 1999, S.268.
17
Vgl. Schmitz-Esser, V., Aktienindizes: Funktionen ­ Konstruktion ­ Indexeffekte, Dissertation,
2000, S.40.

7
2.1.3. Passives Anlageinstrument
Für passiv orientierte Investoren, die keine aktive Titelauswahl vornehmen,
sondern mit ihrer Anlagestrategie möglichst den Gesamtmarkt abbilden wollen,
ist der gewählte Index ein Vorbild und Vergleichsmaßstab zugleich. Es wird
versucht, die Entwicklung des ausgewählten Indizes durch eine möglichst ge-
naue Nachbildung nachzuzeichnen, indem die im Index enthaltenen Werte ihrer
Gewichtung nach gekauft werden. Auf diesen Bedarf hin wurden Anlageinstru-
mente entwickelt, die eine direkte Investition in den Index an sich möglich
machten. Es gibt bspw. Indexzertifikate oder Indexfonds, welche den zugrunde
liegenden Aktienindex 1:1 nachbilden.
18
Derartige Anlageformen stellen für
einen Investor die preiswerteste Möglichkeit dar, sich das Aktienuniversum oh-
ne besonderes Fachwissen zu erschließen. Ein solches passives Marktverhal-
ten ist weit verbreitet. Dies liegt nicht nur an den genannten Vorteilen von pas-
siven Anlageinstrumenten, sondern auch an der Tatsache, dass weniger als
30% der aktiv gemanagten Aktienfonds einen Aktienindex in ihrer Wertentwick-
lung übertreffen.
19
Dieser Sachverhalt erklärt auch, warum Unternehmen danach streben, in einem
Aktienindex vertreten zu sein. Mit der Aufnahme in einen Index steigt automa-
tisch die Nachfrage nach den Unternehmensaktien an, da passiv orientierte
Anleger den entsprechenden Titel erwerben werden, um den Index weiterhin
möglichst exakt nachzubilden.
20
2.2. Verschiedene Arten von Aktienindizes
Die Indexlandschaft des Aktienuniversums ist vielfältig. Abhängig davon, wel-
che Grundgesamtheit an Aktien in den Index eingeht und somit die Basis für
den Index bildet, gibt es verschiedene Arten von Indizes. Von den weltweit über
33.000 existierenden Indizes sind die meisten in Länderindizes, Branchenindi-
18
Vgl. Schmitz-Esser, V., Aktienindizes: Funktionen ­ Konstruktion ­ Indexeffekte, Dissertation,
2000, S.47ff.
19
Vgl. Bauer, K., Nur wenige Aktienfonds schlagen die Benchmark, Der Standard, 30.05.2005.
20
Vgl. Wetzel, A., Studien des DAI, Heft 12, 2000, S.6. und S.8.

8
zes und so genannte Style-Indizes unterteilt.
21
Länderindizes stellen die Per-
formance eines nationalen Aktienmarktes dar, wie z.B. der Dow Jones in den
USA oder der Nikkei in Japan. Branchenindizes tun das gleiche mit einer be-
stimmten Branche, bieten also einen Indikator für die Branchenentwicklung.
Gleichzeitig dienen sie als Benchmark für einen Vergleich innerhalb dieser
Branche, d.h. eines bestimmten Aktientitels dieser Branche mit dem Branchen-
index, sowie für einen Vergleich zwischen verschiedenen Branchen, bspw. der
Chemie- und der Pharmaindustrie, wobei eine weitere Unterteilung in Industrie-
segmente möglich ist.
22
Darüber hinaus wurden Ende der neunziger Jahre so genannte Style-Indizes
entwickelt, die auf Basis des Unternehmenspotentials zwischen Wachstums-
und Substanzwerten unterscheiden. Als Unterscheidungskriterium wird dabei
das Verhältnis von Buch- und Marktwert der jeweiligen Unternehmen ange-
wandt. Bei einem hohen Wert dieses Quotienten spricht man von einem Sub-
stanzwert, bei einem niedrigerem von einem Wachstumsunternehmen.
23
Durch
diese Unterscheidung entstehen z.B. Indizes, die die Entwicklung bestehender
Wachstumsbranchen ggü. Standardwerten einer Volkswirtschaft wiedergeben.
Aus den genannten Arten von Indizes entstehen i.d.R. Indexfamilien. Diese
bestehen aus einem Gesamtmarktindex, der die wichtigsten Industrien bzw.
größten Unternehmen eines Wirtschaftsraumes abbildet, sowie mehreren Sub-
indizes, die kleinere Unternehmen oder jeweils eine bestimmte Branche oder
einen Teilmarkt darstellen.
24
2.3. Konstruktion von Aktienindizes
Die Konstruktion der verschiedenen am Markt erhältlichen Aktienindizes basiert
nicht auf einem einheitlichen Konzept. Die im folgenden erläuterten Kriterien für
21
Vgl. Schmitz-Esser, V., Aktienindizes: Funktionen ­ Konstruktion ­ Indexeffekte, Dissertation,
2000, S.126-132.
22
Vgl. Wetzel, A., Studien des DAI, 2000, S.24.
23
Vgl. Schmitz-Esser, V., Aktienindizes: Funktionen ­ Konstruktion ­ Indexeffekte, Dissertation,
2000, S.130.
24
Vgl. Schmitz-Esser, V., Aktienindizes: Funktionen ­ Konstruktion ­ Indexeffekte, Dissertation,
2000, S.8.

9
die Konstruktion von Aktienindizes sind Ideale, die von allen Indexgesellschaf-
ten als der zu erfüllende Standard definiert werden. Jede Indexgesellschaft hat
jedoch ihren eigenen Weg, um diese Idealkriterien im einzelnen zu erfüllen.
Diese Ansätze können z.T. sehr unterschiedlich sein.
In Kapitel 2.3.1. werden deshalb zunächst die aus Investorensicht wichtigsten
Anforderungen eines Aktienindex erläutert. Im zweiten Schritt werden dann
Kriterien für die Auswahl einzelner Aktien durch die Indexgesellschaften genau-
er beschrieben.
2.3.1. Generelle Anforderungen an Aktienindizes
Wie bereits in Kapitel 2.2. erläutert, sollte ein Aktienindex die Entwicklung der
Börsenkurse des gesamten Aktienmarktes oder einzelner Segmente möglichst
genau und aktuell abbilden.
25
Um seinen dargestellten Zielen gerecht zu wer-
den, sollte die Konstruktion eines Aktienindex' so erfolgen, dass sie für den
Investor bzw. Marktteilnehmer transparent und nachvollziehbar ist. Zusätzlich
sollte ein Aktienindex repräsentativ den jeweiligen Markt abbilden sowie inves-
tierbar sein.
26
Insbesondere die Investierbarkeit bei gleichzeitiger Repräsentati-
vität des Aktienindex' ist für den Investor von großer Bedeutung. Nur so kann er
ein passives Investment im Sinne des vollständigen Marktportfolios eingehen.
27
Im folgenden wird auf die genannten Anforderungen an die Konstruktion von
Aktienindizes genauer eingegangen.
2.3.1.1. Transparenz und Nachvollziehbarkeit
Ein Index ist transparent, wenn die ihm zugrunde liegenden Daten problemlos
festgestellt werden können. Ein Investor sollte sich also zu jedem Zeitpunkt
über die in einem Index enthaltenen Aktien informieren können. Darüber hinaus
ist es wichtig, vor allem Informationen über die Werteauswahl und die Regeln
25
Vgl. Büschgen, H., Betriebliche Finanzwirtschaft, 1998, S.22.
26
Vgl. Schmitz-Esser, V., Aktienindizes: Funktionen ­ Konstruktion ­ Indexeffekte, Dissertation,
2000, S.103ff; Richard, H.-J., Aktienindizes, 1992, S.24ff.
27
Vgl. Blümel, R., Aktienindizes als Basisinstrumente für das passive Portfolio Management,
1999, S.69.

10
für Korrekturen und notwendige Änderungen der Zusammensetzung des Index'
für jeden Investor öffentlich zugänglich zu machen.
28
Einen wesentlichen Teil
zur Transparenz kann somit die Publizierung der Indexformel, der Gewichtung,
der Korrekturen sowie der im Index enthaltenen Aktien beitragen. Erst eine
Veröffentlichung dieser Informationen versetzt den Investor in die Lage, den
Aktienindex als Benchmark gegenüber einer anderen Anlage oder als Grundla-
ge für eine passive Anlagestrategie nutzen zu können.
29
Denn damit ein Inves-
tor die im Aktienindex enthaltenen Titel erwerben und damit den Markt nachbil-
den kann, muss für ihn nachvollziehbar sein, aus welchen Titeln in welcher
Gewichtung sich der Index zusammensetzt. Ein Vorteil einer solchen aktiven
Nachbildung gegenüber dem Kauf von Aktienfonds liegt in der Vermeidung von
Gebühren wie Ausgabeaufschlag und Managementgebühr.
Die bestehende Publizitätspflicht für Aktien sowie bezüglich der Konstruktions-
methoden von Aktienindizes sorgt im Aktienuniversum automatisch für die not-
wendige Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Aktienindizes.
30
Dadurch
dass der Preis einer Aktie jederzeit öffentlich verfügbar ist, kann eine stets ak-
tuelle Berechnung eines Aktienindex' erfolgen. Im Aktienuniversum sind die
Kriterien der Transparenz und Nachvollziehbarkeit also durch die gesetzlichen
Vorschriften weitgehend realisiert worden und damit i.d.R. in allen Aktienindizes
erfüllt.
31
2.3.1.2. Repräsentativität
Um als repräsentativ zu gelten, müssen Aktienindizes in ihrer Zusammenset-
zung und Gewichtung die Gesamtstruktur des Marktes möglichst genau abbil-
den. Eine hohe Repräsentativität eines Indizes setzt somit eine hohe Korrelati-
on mit dem zugrunde liegenden Markt voraus. Nach diesem Prinzip sollte die
28
Vgl. Wetzel, A., Studien des DAI, Heft 12, 2000, S.10.
29
Vgl. Blümel, R., Aktienindizes als Basisinstrumente für das passive Portfolio Management,
1999, S.69.
30
Vgl. Richard, H.J., Aktienindizes, 1992, S.29.
31
Vgl. Kohler, A., Hedge Fund Indexing: A Square Peg in a Round Hole?, Investment Insights,
State Street Global Advisors, 6/2003, S.6.; Blümel, R., Aktienindizes als Basisinstrumente für
das passive Portfolio Management, 1999, S.18.

11
Auswahl der im Index enthaltenen Aktien erfolgen. Bei einer Vollerhebung der
Grundgesamtheit würde somit eine vollständige Korrelation zwischen Markt und
dem Index vorliegen.
32
Struktur und Zusammensetzung eines Index' sollten
darüber hinaus in regelmäßigen Abständen den Veränderungen des Marktes
angepasst werden, um eine optimale Repräsentativität zu jedem Zeitpunkt zu
gewährleisten.
33
Der Grad der Repräsentativität eines Aktienindex' ist für den Investor von ent-
scheidender Bedeutung. Ein realistischer Vergleich der Benchmark mit der vom
Investor getroffenen Investition, z.B. einer Aktie oder einem Aktienfonds, ist nur
möglich, wenn der zum Vergleich herangezogene Aktienindex für die Grundge-
samtheit, aus der die eigene Anlage stammt, repräsentativ ist. Bspw. stellt der
DAX eine repräsentative Benchmark für deutsche Standardwerte dar.
2.3.1.3. Investierbarkeit
Wie bereits angesprochen haben Investoren Interesse daran, die im Index ent-
haltenen Einzelwerte auch erwerben und so den Markt nachbilden zu können.
Dies ist bspw. nicht gewährleistet, wenn entweder gesetzliche Erwerbsbe-
schränkungen bestehen oder bestimmte Nebenwerte in Folge ihres geringen
Handelsvolumens an der Börse nur schwer erwerbbar sind.
34
Deshalb beinhal-
ten Indizes überwiegend Standardwerte, die ein hohes Handelsvolumen, d.h.
genügend Liquidität an der Börse aufweisen.
Darüber hinaus liegt es auch im Interesse des Investors, in einen Index selbst
investieren zu können. So wurden Produkte auf den Index aufgelegt, d.h. der
Index kann direkt über ein Anlageinstrument wie z.B. ein Indexzertifikat erwor-
ben werden. Obwohl es schon seit mehr als einem Jahrhundert Aktienindizes
gibt, sind erst in den letzten beiden Jahrzehnten Produkte auf einen Aktienindex
aufgelegt worden. Davor konnte ein Aktienindex nicht direkt erworben, sondern
die in ihm enthaltenen Titel mussten vom Investor nachgekauft werden. Direkte
32
Vgl. Richard, H-J., Aktienindizes, 1992, S.70.
33
Vgl. Grünbichler, A., Die Stoxx-Aktienindices im Vergleich mit anderen europäischen Aktien-
indices, ÖBA 5/98, S.354.
34
Vgl. Lang,A.-J., Indices für den deutschen Aktienmarkt, Die Bank 11/93, S.649.

12
Anlageinstrumente wie z.B. Indexzertifikate sind für den Investor besonders
interessant, da ihr Erwerb mit deutlich weniger Aufwand und Gebühren verbun-
den ist als die Nachbildung durch Kauf jeden einzelnen Titels. Die Möglichkeit,
sich als Investor das Aktienuniversum mit relativ geringen Mitteln passiv zu
erschließen, ist also heutzutage durch die vorhandene Investierbarkeit von In-
dexprodukten gegeben.
2.3.2. Auswahl der Werte für den Aktienindex
Neben bestimmten Kriterien, die ein Index aus Sicht des Anlegers erfüllen soll-
te, ist für die Güte eines Index' ebenso wichtig, nach welchen Auswahlkriterien
Indexgesellschaften die einzelnen Aktientitel in ihre Indizes aufnehmen. Diese
Auswahl hat aus Sicht des Investors so zu erfolgen, dass die o.g. Ziele eines
Aktienindizes wie die Benchmarkfunktion sowie die Möglichkeit der passiven
Anlage optimal erfüllt werden.
2.3.2.1. Auswahlkriterien
Um den besonderen Stellenwert einzelner Indextitel hervorzuheben, kann die
Auswahl von Aktien für den Aktienindex anhand von Kriterien erfolgen, die die
Bedeutung eines Unternehmens für die Volkswirtschaft eines Landes oder für
das Börsengeschäft widerspiegeln. Diese Bedeutung kann bspw. durch Aus-
wahl und anschließende Gewichtung der einzelnen Werte nach ihrer Marktka-
pitalisierung in den Index eingehen. Marktkapitalisierung stellt das gängigste
Auswahlkriterium für Aktienindizes dar. So werden i.d.R. nur Titel mit einer ge-
wissen Mindestkapitalisierung in einen Index aufgenommen.
35
Hierbei muss beachtet werden, dass im Festbesitz gehaltene Aktien i.d.R. am
Markt nicht zur Verfügung stehen, also auch nicht die Kursbildung an der Börse
beeinflussen. Durch Fokussierung auf die handelbare Marktkapitalisierung (free
floating capital), d.h. die am Markt handelbaren Aktien, wird versucht, die Re-
35
Vgl. Schmitz-Esser, V., Aktienindizes: Funktionen ­ Konstruktion ­ Indexeffekte, Dissertation,
2000, S.118.; Blümel, R., Aktienindizes als Basisinstrumente für das passive Portfolio Manage-
ment, 1999, S.28.; Wetzel, A., Studien des DAI, Heft 12, 2000, S.26.

13
präsentativität und Investierbarkeit eines Index' zu optimieren. Je höher das
free floating capital, desto mehr Liquidität ist beim Handel eines Einzelwertes an
der Börse gegeben. Eine Gewichtung der einzelnen Aktien im Index nach dem
im free float befindlichen Grundkapital jeder Gesellschaft bietet also den Vorteil,
dass die Aktie nur mit dem Kapital gewichtet wird, welches tatsächlich die Kurs-
bildung an der Börse beeinflusst. Neben einem solchen Gewichtungsschema
nutzen die meisten Indizes die Höhe des free floats auch als Auswahlkriterium
für im Aktienindex vertretene Unternehmen. Unternehmen mit einem zu niedri-
gem free float bleibt die Aufnahme in einen Index verwehrt.
36
Neben der Marktkapitalisierung können Auswahl und Gewichtung auch nach
anderen Kriterien erfolgen, wie etwa nach Börsenumsatz. Der Nachteil einer
Gewichtung nach Börsenumsatz besteht jedoch in der Gefahr einer erhöhten
Schwankung der Indexwerte gegenüber einer Gewichtung nach Marktkapitali-
sierung.
37
Darüber hinaus spielt die Repräsentativität der Branchen ebenfalls eine Rolle
bei der Auswahl von Titeln für einen Index. Soll eine hohe Repräsentativität
erreicht werden, müssen genau die Aktien in einen Index aufgenommen wer-
den, die das Börsengeschehen wesentlich beeinflussen.
38
Um jedoch zu ver-
hindern, dass eine bestimmte Branche den Index dominiert, wird der Anteil ei-
ner Branche am Index i.d.R. vom Indexanbieter begrenzt. Folglich werden Wer-
te, obwohl sie die Kriterien Börsenumsatz und Marktkapitalisierung erfüllen,
oftmals nicht in den Index aufgenommen, wenn dadurch einzelne Branchen
überrepräsentiert wären.
39
Deshalb berechnen einige Aktienindexanbieter, de-
ren Grundgesamtheit von bestehenden Branchen oder gar einzelnen Unter-
nehmen dominiert werden, ihren Index einmal als genaues Abbild des tatsächli-
chen Marktes und ein weiteres Mal mit einer Begrenzung des Einflusses des
dominierenden Wertes.
36
Vgl. Blümel, R., Aktienindizes als Basisinstrumente für das passive Portfolio Management,
1999, S.28ff.
37
Vgl. Wetzel, A., Studien des DAI, Heft 12, 2000, S.26.
38
Vgl. Blümel, R., Aktienindizes als Basisinstrumente für das passive Portfolio Management,
1999, S.70ff.
39
Vgl. Wetzel, A., Studien des DAI, Heft 12, 2000, S.26.

14
Bei den meisten Indexanbietern werden neben den o.g. quantifizierbaren Aus-
wahlkriterien auch qualitative Kriterien für die Einbeziehung eines Wertes in
einen Aktienindex festgelegt. Hierzu gehört, dass die ausgewählten Unterneh-
men Veröffentlichungspflichten einhalten, freiwillige Standards akzeptieren,
bspw. in Form von Ethikrichtlinien und internationale Rechnungslegungsstan-
dards. Diese Kriterien zwingen Unternehmen, die im Index verbleiben wollen,
zur Einhaltung zusätzlicher Anforderungen, die die Transparenz des Indizes im
Sinne des Anlegers über die gesetzlichen Anforderungen hinaus erhöhen.
40
An
dieser Stelle ist zu bemerken, dass solche qualitativen Kriterien und zusätzliche
Standards von Indexgesellschaft zu Indexgesellschaft recht unterschiedlich
ausfallen.
Bspw. wird die Zusammensetzung des Dow Jones durch das Redaktionskomi-
tee des Wall Street Journals entschieden, wobei es keine einheitlichen Kriterien
an die Unternehmen für eine Aufnahme gibt.
41
Aufgrund der Tatsache, dass von
den 30 größten amerikanischen Unternehmen weniger als 20 im Index vertreten
sind, entsteht der Eindruck einer willkürlichen Unternehmensauswahl durch das
Indexkomitee. Beim DAX hingegen werden ähnlich den o.g. qualitativen und
quantitativen Kriterien klare Regeln für die Aufnahme eines Unternehmens defi-
niert.
42
2.3.2.2. Entscheidungsgremien für die Aktienauswahl
Im letzten Abschnitt wurde bereits deutlich, dass die Auswahlkriterien für einen
Index davon abhängen, wer die Entscheidung über die Indexregeln trifft. Wie
bereits gesehen entwickeln die Anbieter von Aktienindizes selbst das jeweilige
Regelwerk zur Aufnahme in ihren Index. Die dabei angewandten o.g. Kriterien
werden von einem eingesetzten Beratungsgremium festgelegt, das vor allem
aus Investorenvertretern, bspw. Banken und Versicherungen, besteht. Die we-
nigsten Beratungsgremien sind in ihren Entscheidungen unabhängig, da sie ein
40
Vgl. Wetzel, A., Studien des DAI, Heft 12, 2000, S.28.
41
Vgl. o.V., Dow Jones Indexmethodology, http://www.djindexes.com/mdsidx/index.cfm?Event
= showdow510Meth
42
Vgl. Fugger, H., Aktienindizes unter der Lupe, Antizyklik.de ­ Das Magazin für Antizyklisches
Handeln, 10. Mai 2005.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832491093
ISBN (Paperback)
9783838691091
DOI
10.3239/9783832491093
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin – Wirtschaft
Erscheinungsdatum
2005 (November)
Note
1,3
Schlagworte
managed account factor replicating portfolio hedge funds indices universeller index edhec
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