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Investieren in der Russischen Förderation: Chancen, Risiken und Absicherungsmöglichkeiten für österreichische Exporteure

Systematische Darstellung und kritische Analyse des Systems am Beispiel aktueller Russland-Geschäfte aus der Praxis

©2005 Diplomarbeit 116 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Mit dem Beginn der Perestroika, Mitte der 80er Jahre, und mit dem Abbruch der kommunistischen Ära 1991 setzte sich Russland einen Kurs auf eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Transformation ein. Diese Transformationsprozesse haben in knapp zehn Jahren das alte politische und wirtschaftliche System zerstört und beendeten die erste Epoche des postsowjetischen Russlands. Somit wurde mit dem Aufbau demokratischer und marktwirtschaftlicher Strukturen begonnen. Der Übergang der Macht an den Präsidenten Vladimir Putin im Jahr 2000 sicherte die Fortsetzung des gewählten Weges, dessen Fortgang für die ganze Welt von großer Bedeutung ist.
Nach der Öffnung des ehemaligen Ostblocks wurde das Interesse an Russland und die Bemühungen von Westeuropa, Russland in die Staatengemeinschaft einzubinden, wesentlich stärker. Von Jahr zu Jahr verstärkten sich wirtschaftliche Kontakte zwischen Ost und West. Viele ausländische Unternehmen haben begonnen, den noch jungen und unbekannten russischen Markt zu erschließen. Kontinuierlich erhöhte sich das Volumen an ausländischen Investitionen, das Ende 2004 82 Mrd. US-Dollar erreicht hat.
Man soll aber nicht außer acht lassen, dass ausländische Unternehmen bei Investitionen in der Russischen Föderation mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert sind, die ihre Investitionsvorhaben nicht selten zum Scheitern bringen. Willkür durch staatliche Behörden, ständige Änderungen der Gesetzgebung, nicht ausreichend gesicherte Gewährleistung von Eigentumsrechten, Kriminalität und Korruption erschweren unternehmerische Tätigkeiten von ausländischen Investoren.

Problemstellung:
Die vorliegende Diplomarbeit setzt sich mit diesen Schwierigkeiten näher auseinander, erforscht den politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Background für Russland-Engagements, bietet den Investoren und Interessenten, die bereits in Russland engagiert sind oder Investitionen vorhaben, eine detailliierte Darstellung der Regelungen der russischen Wirtschaft und der Unternehmensführung.
Die Diplomarbeit untersucht die Erfolgsfaktoren und Risiken, die beim Aufbau von Investitionsvorhaben in Russland zu beachten sind, liefert Empfehlungen und Tipps aus der Praxis anhand von aktuellen österreichischen Russland-Geschäften und versucht die Antwort auf die folgenden Fragen zu finden: Haben die österreichischen Investoren und überhaupt ausländische Unternehmen im schwierigen russischen Geschäftsumfeld Chancen auf erfolgreiche […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9108
Frolova, Elena: Investieren in der Russischen Förderation: Chancen, Risiken und
Absicherungsmöglichkeiten für österreichische Exporteure - Systematische Darstellung
und kritische Analyse des Systems am Beispiel aktueller Russland-Geschäfte aus der
Praxis
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Fachhochschule des bfi Wien GmbH, Diplomarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

1
AUTORENPROFIL
P
ERSÖNLICHE
D
ATEN:
Name:
Mag.
(FH)
Elena
Frolova
Geboren:
am 31. August 1971 in Moskau
Staatsbürgerschaft:
Russisch
Familienstand: geschieden
Anschrift:
Leonard-Bernsteinstr. 4-6/8/38, 1220 Wien
Telephon:
+43 676 428 35 35
+
7
916
585
73
03
E-Mail:
elena.frolova@chello.at
A
USBILDUNG:
1978 ­ 1988
Allgemeinbildende Schule in Moskau
1978 ­ 1985
Musikalische Berufsschule in Moskau (Geige und Klavier)
1986 ­ 1988
Tanzschule in Moskau (Klassischer Tanz)
1988 ­ 1990
Hochschule für Luftfahrt namens S. Ordzhonikidze in
Moskau (Triebwerke der Flugapparate, Betriebswirtschaft für
Luftfahrt)
1991 ­ 1995
Universität Wien (Dolmetscher- und Übersetzerausbildung)
1995 ­ 2001
Wirtschaftsuniversität Wien (Handelswissenschaft)
2001 - 2005
Fachhochschule des BFI Wien - University of Applied
Sciences BFI Vienna, (Studiengang Europäische Wirtschafts-
und Unternehmensführung ­ EWUF)
Akad.-Grad: Magistra
für
wirtschaftswissenschaftliche Berufe (FH)
(Gesamtnote: 2,1)
Diplomarbeit:
Investieren in der RUSSISCHEN FÖDERATION:
Chancen, Risiken und Absicherungsmöglichkeiten für
österreichische Exporteure. Systematische
Darstellung und kritische Analyse des Systems am Beispiel
aktueller Russland-Geschäfte aus der Praxis. (Note: sehr gut)
Fachbereich:
Betriebswirtschaft

2
B
ERUFLICHER WERDEGANG:
08/1988 ­ 07/1990
VIMTEX IMPORT­EXPORT HANDELSG.M.B.H. MOSKAU
Sachbearbeiter
Zollabfertigung, Fakturierung, Logistikabwicklung
1993 ­ 1996
Dolmetschtätigkeit auf internationalen Ausstellungen und
Kongressen in Wien (Ifabo-, Centerexaustellungen, UNIDO
Investment Forum von Ukrainischen Staatsbetrieben)
06/1995 ­ 09/1995
GARANT- VERSICHERUNG AG WIEN
Ferialpraktikant
Vorbereitung von Versicherungspolizzen
01/1996 ­ 04/1996
IMBS HANDELSG.M.B.H. WIEN (Exklusiver Vertreter von
ELECTROLUX in den GUS-Staaten)
Manager Assistent
Vorbereitung von Verträgen, Erstellen von Preislisten,
Auftragsabwicklung, allgemeine Büroadministration,
Handelskorrespondenz, Buchhaltung
05/1996 ­ 12/1996
IMBS HANDELSG.M.B.H. WIEN (Exklusiver Vertreter von
ELECTROLUX in den GUS-Staaten)
Sales & Logistic Manager
Verkaufstätigkeit und Kundenakquisition, Erstellen von
Marketing & Business Plänen, Ausarbeitung von
Marketingaktivitäten (Sales Promotion campaigns),
Koordination der PR, Abwicklung des Transportwesens,
Auftragskontrolle
01/1997 ­ 11/2003
IMBS HANDELSG.M.B.H. WIEN (ELECTROLUX
Exclusive Representative in CIS countries)
Financial Controller
Unternehmungsplanung, Koordination des
Planungsprozesses, Unternehmensbudgeterstellung
(Leistungsbudget. Finanzplan, Planbilanz) Erstellen von
Finanzdokumentation ( G& V, Bilanz),
Projektfinanzierung (Exportbankgarantien)

3
11/2003 ­ bis dato
SELBSTÄNDIGE TÄTIGKEIT
Unternehmensberater im Bereich:
· Export nach Russland (Markteintritt und
Marktbearbeitung, Marktanalyse, Geschäfts- und
Projektabwicklung, Projektfinanzierung in Russland,
Exportgarantien, Export-Risikoabsicherung)
· Unternehmensgründung in Österreich und in Russland
· Shop & Mall Konzeptentwicklung, Retail and
Development von Shopping & Entertainment Centres in
den GUS-Staaten
03/2005 ­ bis dato
PROGRESS INTEREST GMBH WIEN
Prokuristin
Beratung und Abwicklung von Geschäften im Bereich
Shopping & Entertainment Centres in Russland
06/2005 ­ bis dato
PILOT HOLDING GMBH WIEN
Prokuristin
Beratung und Abwicklung von Geschäften im Bereich
Shopping & Entertainment Centres in Russland
S
PRACHEN:
Russisch Muttersprache
Deutsch
in Wort und Schrift
Englisch
in Wort und Schrift
Italienisch
in Wort und Schrift
Französisch Grundkenntnisse
S
ONSTIGE KENNTNISSE:
PC-Kenntnisse Anwender:
Microsoft
Windows, Microsoft Office, Internet
& E-Mail Software
Führerschein
Kategorie B
Maschinenschreiben Russisch
/
Lateinisch mit 10 Fingerblindmethode
F
REIZEITAKTIVITÄTEN:
Theater, Literatur, Kinographie, Latein-Amerikanisches Tanzen, Tauchen

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ___________________________________________________ 1
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis ____________________________________ 4
Abkürzungsverzeichnis _______________________________________________ 5
Abstract ___________________________________________________________ 7
1 Einleitung _______________________________________________________ 9
1.1
Themenstellung und Relevanz________________________________________ 9
1.2
Forschungsfrage _________________________________________________ 10
1.3
Empirische Untersuchung: Methodische Vorgangsweise und Ziele __________ 10
1.4
Inhaltlicher Aufbau der Arbeit ________________________________________ 12
1.5
Einige Basis-Begriffe: Definitionen und Eingrenzung______________________ 13
2 Russland als attraktiver Markt für ausländische Investoren ________________ 15
2.1 Allgemeine Wirtschaftsentwicklung Russlands ____________________________ 16
2.2 Überblick der Geschäftsentwicklung zwischen Österreich und Russland ________ 21
2.2.1 Österreichs Außenhandel mit Russland _____________________________ 21
2.2.1.1 Exportstruktur _____________________________________________ 21
2.2.1.2 Importstruktur _____________________________________________ 22
2.2.1.3 Investitionen ______________________________________________ 23
2.2.2 "PRODUZENT" Investitionsvorhaben in Russland _____________________ 24
2.2.2.1 Projektbeschreibung________________________________________ 24
2.2.2.2 Projektverlauf _____________________________________________ 25
2.2.3 ,,BANK" Investitionsvorhaben in Russland ___________________________ 27
3 Entscheidung über die Art der Marktbearbeitung________________________ 32
3.1 Unternehmensmotive der Internationalisierung ____________________________ 32
3.2 Exportgeschäft ____________________________________________________ 33
3.3 Lizenzvertrag ______________________________________________________ 35
3.4 Joint Venture ______________________________________________________ 36
3.5 Tochtergesellschaft _________________________________________________ 39
4 Gesellschaftsrechtliche
Aspekte der Unternehmensgründung _____________ 40

2
4.1 Gleichberechtigung der ausländischen Investoren bei Unternehmensgründung___ 40
4.2 Typen der Gesellschaften ____________________________________________ 41
4.2.1 Kommerzielle und nichtkommerzielle Rechtspersonen__________________ 41
4.2.2 Kapitalgesellschaften ___________________________________________ 42
4.2.3 Gesellschaftsorgane von Kapitalgesellschaften: Risiken ________________ 46
4.2.4 Einschränkung der Befugnisse des Geschäftsführers (Generaldirektors) ___ 47
5 Finanzierungsmöglichkeiten
und Risikomanagement ____________________ 50
5.1 Exportgeschäfte ____________________________________________________ 50
5.1.1 Projektfinanzierung _____________________________________________ 50
5.1.2 Leasing ______________________________________________________ 52
5.2 Absicherung von Risiken _____________________________________________ 53
5.2.1 Risikoarten - Überblick __________________________________________ 53
5.2.2 Absicherungsmöglichkeiten ______________________________________ 57
6 Detaillierte Darstellung und Analyse von Chancen und Risiken bei Investitionen in
Russland _________________________________________________________ 62
6.1 Politische Situation: Risiken ___________________________________________ 62
6.2 Wirtschaftlichen Situation: Chancen und Risiken __________________________ 63
6.2.1 Zollformalitäten und Transportrisiko ________________________________ 66
6.2.2 Technische Risiken _____________________________________________ 67
6.3 Rechtliche Besonderheiten und Risiken _________________________________ 68
6.3.1 Versteinerungsklausel oder ,,Großvaterklausel" im Investitionsgesetz ______ 69
6.3.2 Monopolrecht _________________________________________________ 71
6.3.3 Steuerrecht ___________________________________________________ 75
6.3.4 Grunderwerbsrecht _____________________________________________ 75
6.3.5 Schutz des geistigen Eigentums ___________________________________ 78
6.3.6 Umweltschutz _________________________________________________ 80
6.3.7 Legitimität und Legalität _________________________________________ 81
6.3.8 Besonderheiten von föderalen und regionalen Gesetzen ________________ 82
6.4 Sonstige Risiken ___________________________________________________ 83
6.4.1 Bürokratie ____________________________________________________ 83
6.4.2 Korruption ____________________________________________________ 84
7 Fazit __________________________________________________________ 86
Anhang __________________________________________________________ 90
Abbildung A7: Karte Russlands ________________________________________ 90

3
Abbildung A8: Länderprofil Russland ___________________________________ 91
Tabelle A4: Unterlagen für die Gründung einer GmbH russischen Rechts _______ 92
Tabelle A5: Überblick über Bundesgarantien _____________________________ 94
Tabelle A6: Perzeption der Korruption 2004 ______________________________ 95
Tabelle A6: (Fortsetzung) ____________________________________________ 96
Tabelle A6: (Fortsetzung) ____________________________________________ 97
Tabelle A6: (Fortsetzung) ____________________________________________ 98
Verzeichnis der Expertengespräche ____________________________________ 99
Leitfragen für die Expertengespräche zum Russland ­ Engagement __________ 102
Literaturverzeichnis ________________________________________________ 104

4
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Tab. 1: Russland ­ Ausgewählte Indikatoren 2001 - 2006
Tab. 2: Investitionen in Russland 2002 ­ 2005
Tab. 3: Entwicklung von Importen und Exporten mit der Russischen Föderation
Abb. 1: Ausländische Investitionen in der Russischen Föderation 1999 ­ 2004
Abb. 2: Firmenkonstellation ZAO, gAG
Abb. 3: Projektfinanzierung VÖST ALPINE
Abb. 4: Überblick über Risikoarten
Abb. 5: Nicht marktfähige Risiken
Abb. 6: Schema des Ankaufs der Anteile
Abb. A7: Karte Russlands
Abb. A8: Länderprofil Russland
Tab. A4: Unterlagen für die Gründung einer G.m.b.H. russischen Rechts
Tab. A5: Überblick über Bundesgarantien
Tab. A6: Perzeption der Korruption 2004

5
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
Abs.
Absatz
AG
Aktiengesellschaft
AHSt
Außenhandelsstelle
Art.
Artikel
AWO
Außenwirtschaft
Österreich
AWS
Austria
Wirtschaftsservice
G.m.b.H.
BA-CA
Bank Austria - Creditanstalt
BFAI
Bundesagentur
für
Außenwirtschaft
BG
Bankgarantie
BIP
Bruttoinlandsprodukt
ca.
circa
G
Garantie
DEG
Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft m.b.H.
DP
Download
Payment
EBRD
European Bank for Reconstruction and Development
EBWE Europäische
Bank
für
Wiederbau
und
Entwicklung
EU
Europäische
Union
EUR
Euro
FIFO
Finanzierungs-
und
Förderungsprogramme
Ost
FZ
Federalny
Zakon
(Föderales
Gesetz)
G.m.b.H.
Gesellschaft
mit
beschränkter
Haftung
GUS
Gemeinschaft
der
unabhängigen
Staaten
idR
in
der
Regel
i.e.S.
im
engeren
Sinne
IFC
International
Finance
Corporation
IHK
Industrie-
und
Handelskammer
Km
Kilometer
KFW
Kreditanstalt
für
Wiederaufbau
MDF
Medium Density Fibreboards (Mitteldichte Faserplatten)
MMK
Magnitogorskij Metallurgichesky Kombinat
(Metallurgiefabrik Magnitogorsk)

6
Mio.
Million
Mrd.
Milliarde
MWST Mehrwertsteuer
Nr.
Nummer
n/v
nicht
verfügbar
o.
a.
oben
angeführt
o.
g.
oben
genannt
OECD
Organisation for Economic Co-operation and Development
OeKB Österreichische
Kontrollbank
OOO
Obschestvo s Ogranichennoy Otvetstvennostiyu
(Gesellschaft mit beschränkter Haftung)
OSB
oriented
strand
board
(Platte aus ausgerichteten Spänen)
o.
S.
ohne
Seite
o.
V.
ohne
Verfasser
Pkt.
Punkt
PPP
Public
Private
Partnership
REO
Rossijskoje
Economicheskoje
Obshestvo
(Wirtschaftsgesellschaft
Russlands)
RF
Russische
Föderation
RUR
Russische
Rubel
S.
Seite
St.
Sankt
Tab.
Tabelle
Tsd.
Tausend
US
United
States
USA
United
States
of
America
USD
United
States
Dollars
WKÖ
Wirtschaftskammer
Österreichs
WTO
World
Trade
Organisation
ZAO
Zakrytoje Akzionernoje Obshestvo
(Aktiengesellschaft geschlossenen Typs)
gAG
geschlossene
Aktiengesellschaft
z.B.
zum
Beispiel
ZGB
Zivilgesetzbuch

7
Abstract
Times have drastically changed in Russia since the 90s, when one investor was widely
quoted for saying that he would "rather eat nuclear waste than invest in Russia"
1
.
Increasing political stability under President Vladimir Putin has substantially improved
the investment climate in Russia and many foreign investors are again looking at the
Russian market, with its vast, well-educated labour force, its enormous potential of
natural resources and large demand for consumer goods.
The economic and institutional reforms favoured by the Russian Government,
the quicker passage of law and their improved quality enable a business to be more
predictable and secured. The commitments of the Russian Government to encouraging
the economy of Russia, reducing bureaucratic controls on commercial activities,
encouraging foreign investment and further integration of Russia into the global
economy through its negotiation for membership of the WTO ­ all these factors assign
a stable investment outlook and prove that the country is worth of investing in it.
Successful efforts of Government to reduce taxes, to allow land sales, to
modernize the labour code and move towards more workable production-sharing
agreements have contributed to the attractiveness of the country for embarking upon
business co-operation with leading multinationals and companies throughout the world.
All these development and key indicators of the booming Russian economy have led to
an improvement in perceptions of Russia and revived interest from Austrian investors
as well. Permanent growth of Austrian investments to Russia has witnessed that Russia
is a rewarding market in which to invest.
However, old problems - such as a lack of transparency, corruption,
bureaucracy, non-independent judiciaries and over-regulation or unclear regulation -
still apply, and they are the serious obstacles for investors on the way of entering the
Russian market and developing businesses there.
1
The Economist (2001)

8
What should be done in order to be successful on the market? What are the
aspects which should be taken into consideration to be successful in the country?
This paper provides a detailed appraisal of the current economic system and
investment climate, estimating chances and potential risks for investors and gives best
practice advice on all aspects of investing in and trading with Russia.

9
1 Einleitung
1.1 Themenstellung und Relevanz
Mit dem Beginn der Perestroika
2
, Mitte der 80er Jahre, und mit dem Abbruch der
kommunistischen Ära 1991 setzte sich Russland einen Kurs auf eine gesellschaftliche
und wirtschaftliche Transformation ein. Diese Transformationsprozesse haben in knapp
zehn Jahren das alte politische und wirtschaftliche System zerstört und beendeten die
erste Epoche des postsowjetischen Russlands. Somit wurde mit dem Aufbau
demokratischer und marktwirtschaftlicher Strukturen begonnen. Der Übergang der
Macht an den Präsidenten Vladimir Putin im Jahr 2000 sicherte die Fortsetzung des
gewählten Weges, dessen Fortgang für die ganze Welt von großer Bedeutung ist.
Nach der Öffnung des ehemaligen Ostblocks wurde das Interesse an Russland und die
Bemühungen von Westeuropa, Russland in die Staatengemeinschaft einzubinden,
wesentlich stärker. Von Jahr zu Jahr verstärkten sich wirtschaftliche Kontakte zwischen
Ost und West. Viele ausländische Unternehmen haben begonnen, den noch jungen
und unbekannten russischen Markt zu erschließen. Kontinuierlich erhöhte sich das
Volumen an ausländischen Investitionen, das Ende 2004 82 Mrd. US-Dollar erreicht
hat.
Man soll aber nicht außer acht lassen, dass ausländische Unternehmen bei
Investitionen in der Russischen Föderation mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert
sind, die ihre Investitionsvorhaben nicht selten zum Scheitern bringen. Willkür durch
staatliche Behörden, ständige Änderungen der Gesetzgebung, nicht ausreichend
gesicherte Gewährleistung von Eigentumsrechten, Kriminalität und Korruption
erschweren unternehmerische Tätigkeiten von ausländischen Investoren.
2
Am 15. März 1985 stellte Michail Gorbatschow zum ersten Mal seine Reformideen unter dem
Schlagwort der ,,Perestroika" (Umbau, Umgestaltung) der Öffentlichkeit vor. Sie basierte auf drei
integrierten Teilen: Öffnung, Demokratisierung des politischen Systems und Prozesses, Beschleunigung
der Wirtschaftsentwicklung.

10
1.2 Forschungsfrage
Die vorliegende Diplomarbeit setzt sich mit diesen Schwierigkeiten näher auseinander,
erforscht den politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Background für Russland-
Engagements, bietet den Investoren und Interessenten, die bereits in Russland
engagiert sind oder Investitionen vorhaben, eine detailliierte Darstellung der
Regelungen der russischen Wirtschaft und der Unternehmensführung. Die Diplomarbeit
untersucht die Erfolgsfaktoren und Risiken, die beim Aufbau von Investitionsvorhaben
in Russland zu beachten sind, liefert Empfehlungen und Tipps aus der Praxis anhand
von aktuellen österreichischen Russland-Geschäften und versucht die Antwort auf die
folgenden Fragen zu finden: Haben die österreichischen Investoren und überhaupt
ausländische Unternehmen im schwierigen russischen Geschäftsumfeld Chancen auf
erfolgreiche Geschäfte und ­ bejahendenfalls - welche konkreten politischen,
rechtlichen und wirtschaftlichen Risikoaspekte durch österreichische Unternehmen zu
berücksichtigen sind. Weiters stellt sich die Frage, wie können die Risiken vermieden
oder minimiert werden? Was lässt sich aus Erfahrungen der österreichischen
Unternehmenstätigkeit lernen und welche konkrete Verhaltensmuster lassen sich für
aktuelle und zukünftige Investoren formulieren?
1.3 Empirische Untersuchung: Methodische Vorgangsweise
und Ziele
Die Empirie stützt sich auf österreichische Unternehmen, die sich mit
Direktinvestitionen in Russland engagieren. Forschungsobjekte sind zwei
Investitionsvorhaben
3
in Russland, deren Fortgang vom Beginn des Aufbaus ihrer
Tätigkeit in Russland beobachtet und untersucht wurde. Am Beispiel des Aufbaus einer
Betriebstätte in einer Provinzstadt Russlands 300km von Moskau durch einen
österreichischen Spannplattenproduzenten
4
und anhand des Investitionsvorhabens
einer österreichischen Bank
5
wurde die vorgegebene Thematik bearbeitet. Die
Untersuchungsmethodik am Beispiel des Aufbaus der Betriebsstätte in Russland
besteht darin, dass der Projektablauf während des gesamten Werdegangs von seinem
Beginn im März 2003 bis heute ständig beobachtet wurde. Durch zahlreiche
3
Näheres dazu in den Kapiteln 2.2.2 und 2.2.3
dieser Arbeit
4
Aus Gründen der Vertraulichkeit kann der Name der Firma nicht veröffentlicht werden.
5
Aus Gründen der Vertraulichkeit kann der Name der Bank nicht veröffentlicht werden.

11
kontinuierliche Arbeitstreffen mit dem Management des Unternehmens in Russland,
anhand von zur Verfügung gestellten Unterlagen, dank dem hilfreichen Engagement
vom Direktor des Unternehmens in unseren mehrmaligen Arbeitsgesprächen, sowie
durch Befragung von anderen Projektbeteiligten, einem österreichischen
Transportunternehmen
6
in Wien und einer österreichischen Rechtsanwaltskanzlei
7
in
Moskau, ließen sich Probleme und Schwierigkeiten des Projektablaufes sowie
Investitionsmotive formulieren, die der Schaffung eines äußerst komplexen und
vollständigen Bildes der österreichischen Unternehmensaufbau- und Führung bei den
Direktinvestitionen im Bereich Produktion beigetragen haben.
Aus Gründen der Vertraulichkeit wurde mit dem österreichischen
Spanplattenproduzenten, in der vorliegenden Diplomarbeit als ,,PRODUZENT"
bezeichnet, sowie auch mit dem österreichischen Transportunternehmen, im folgenden
als ,,SPEDITION AG" bezeichnet, und mit der Rechtsanwaltskanzlei in Moskau, im
folgenden als ,,RECHTSANWÄLTE GMBH" bezeichnet, eine Vereinbarung getroffen,
nach welcher die tatsächlichen Namen von allen Projektbeteiligten nicht veröffentlicht
werden dürfen.
Am Beispiel des Investitionsvorhabens einer österreichischen Bank und anhand der
durch die Bank und ihrer Rechtsanwaltskanzlei in Moskau zur Verfügung gestellten
Informationen und Befragungen, wurde die Problematik bei den Direktinvestitionen im
Bereich Wertpapierhandel herausgebildet.
Es wurden auch weitere 4 österreichische und 1 italienisches Unternehmen untersucht,
die sich mit Export von Konsum- und Investitionsgütern in Russland beschäftigen.
8
Die
vorgegebene Thematik wurde aufgrund von zahlreichen Recherchen aus der Literatur
und schriftlichen Arbeiten über Russland, aus dem Internet und der juristischen
Datenbank der Russischen Gesetzgebung und Gerichtspraxis des Russischen
Arbitragegerichtes
9
, dessen Zugang der Verfasserin von der österreichischen
Rechtanwaltskanzlei in Wien ,,Jarolim Specht Rechtsanwälte G.m.b.H." zur Verfügung
gestellt wurde. Letztlich wurden im Rahmen des Seminars ,,Investieren in Russland"
Russland-Experten befragt und ihre Meinungen zum Thema eingesammelt. Das
6
Aus Gründen der Vertraulichkeit kann der Name der Firma nicht veröffentlicht werden.
7
Aus Gründen der Vertraulichkeit kann der Name der Firma nicht veröffentlicht werden.
8
Verzeichnis der Expertengespräche im Anhang
9
Staatliches Gericht der Russischen Föderation, kein Schiedsgericht

12
Seminar fand am 16. September 2004 in Wien statt und wurde von der Akademie für
Recht & Steuern veranstaltet.
Das Ziel der vorgegebenen Empirieuntersuchung, die sich vor allem auf induktive
Ermittlung und Beschreibung stützte, sollte in erster Linie ein möglichst breites
Spektrum der österreichischen Geschäftstätigkeiten in Russland verschaffen, wobei
versucht wurde alle möglichen Bereiche des österreichischen Engagements in
Russland, sei es Direktinvestitionen in Bereich Produktion oder Wertpapierhandel,
Portfolio-Investitionen oder exportorientierte Tätigkeit, abzudecken. Alle Unternehmen
wurden ersucht, ihre unternehmerischen Motive für ihr Engagement in Russland zu
nennen, Hauptrisiken aufzuzeigen und anhand einiger Beispiele aus der Praxis zu
beschreiben.
Die Verfasserin ist sich im Klaren, dass aus Subjektivitätsgründen Meinungen von
befragten Personen, wie auch ihre eigene, keineswegs frei von Vorurteilen sind. Aus
diesem Grund soll die vorgelegte Diplomarbeit keinen Anspruch auf absolute
Allgemeingültigkeit von Beobachtungen und Beschreibungen von Investitionsverhalten
haben. Unter Verwendung von empirischen Ergebnissen und aktuellen internationalen
Analysen und Berichten werden Erfolgsfaktoren ermittelt, sowie auch potenziell
mögliche Problemstellen, insbesondere ,,russlandspezifische" Risiken formuliert, die es
beim Aufbau und der Führung von Unternehmen in Russland zu berücksichtigen gilt.
Trotz häufiger Gesetzesänderungen während der Bearbeitung der Thematik wurde
versucht, die Aktualität der Arbeit durch entsprechende Anpassungen
aufrechtzuerhalten.
1.4 Inhaltlicher Aufbau der Arbeit
Der Inhalt der vorliegenden Arbeit stützt sich auf 3 interdisziplinäre Ebenen. Sie stellen
betriebswirtschaftliche, rechtliche und volkswirtschaftliche Aspekte dar. In den ersten
Kapiteln der Arbeit (Kapitel 2.1 und 2.2.) werden die Markt- und
Investitionsbedingungen in Russland untersucht. Dabei wird ein Überblick über die
aktuelle makroökonomische Situation des Landes gegeben. Des weiteren werden die
Geschäftsentwicklungen zwischen Österreich und Russland beleuchtet. Das Ziel der
Arbeit besteht nicht in der Prognose von Wachstumsaussichten, sondern in der
Untersuchung des Verhaltens der österreichischen Investoren auf dem schwierigen

13
Russischen Markt. Der Hauptteil beschäftigt sich mit Erfolgsfaktoren und Risiken, mit
denen die österreichischen Unternehmen konfrontiert sind. Dabei werden für Russland
übliche Marktbearbeitungsarten, Operations- und Finanzierungsformen der
unternehmerischen Tätigkeit untersucht. Des weiteren werden Modelle aufgearbeitet,
die für ausländische Unternehmen und ihre Aktivitäten in Russland am besten geeignet
sind. Dabei werden alle damit verbundenen Risiken, sei es wirtschaftliche, politische,
rechtliche und sonstige, beleuchtet und anhand der praxis-orientierten Empirie
bestätigt.
Das Kapitel 6 stützt sich auf Erkenntnisse aus den vorherigen Kapiteln und gibt
konkrete Empfehlungen in bezug auf Verhalten der ausländischen Unternehmen und
ihre rechtliche und organisatorische Gestaltung.
1.5 Einige Basis-Begriffe: Definitionen und Eingrenzung
Durch den Titel dieser Arbeit ergibt sich Bedarf nach einer Klärung des
Investitionsbegriffes. Investitionen werden hauptsächlich in Direkt-, Portfolio-, und
sonstige Investitionen gegliedert. Die RAIFFEISEN BANKENGRUPPE ÖSTERREICH
grenzt Direktinvestitionen folgendermaßen ein: ,,Direktinvestitionen können als
Kapitalbeteiligungen an ausländischen Unternehmen (bis zu 100 %) definiert werden,
deren Ziel in der dauerhaften Einflussnahme auf deren Geschäftsführung liegt."
10
Unter
einem österreichischen Unternehmen in Russland werden sodann diejenigen
Organisationsformen berücksichtigt, die eine Tochtergesellschaft oder eine Filiale in
Russland umfassen (Neuinvestitionen) oder im Falle eines
Gemeinschaftsunternehmens (Joint Venture) oder einer Unternehmensakquisition über
mindestens 10% Beteiligung am stimmberechtigten Kapital des russischen
Unternehmens verfügen.
11
In Österreich liegt diese Mindestgrenze bei 25%.
Im Gegensatz zu Direktinvestitionen liegt das Ziel der Portfolioinvestitionen im Ertrag.
Reine Finanzanlagen, also Portfolioinvestitionen, entsprechen dem Interesse des
Investors an der Erzielung von Renditen des angelegten Kapitals. Die Abgrenzung der
Direktinvestitionen von reinen Portfolioinvestitionen ,,orientiert sich an der Höhe des
10
o. V. (Raiffeisen Bankengruppe, 2003), S. 20
11
vgl. Belov (2002), S. 8

14
Stimmrechtanteils des Investors bzw. dessen Anteil am Nominalkapital des
Auslandsunternehmens"
12
und stellt den oben genannten Kontrollaspekt dar.
Unter sonstigen Investitionen werden Handelskredite, sowie Kredite, die von den
internationalen Kreditorganisationen oder Regierungen anderer Staaten gegen Vorlage
von Garantien der russischen Regierung gewährt werden, Finanzleasing und
Bankanlagen verstanden.
13
12
Schubert (2001), o. S.
13
vgl. Belov (2002), S. 8

15
2 Russland als attraktiver Markt für ausländische
Investoren
Mit Beginn der Amtszeit von Präsident Vladimir Putin wurde in Russland eine neue
Etappe der politischen und wirtschaftlichen Wandlungsprozesse eingeleitet. Dem
Präsidenten gelang es in unerwartet kurzer Zeit die Richtlinien seiner Politik auf
Stärkung des Staatsapparates, Neuordnung der Beziehung mit den Regionen
zugunsten des Zentrums, Installation einer effektiveren administrativen Vertikale
umzusetzen. Auf wirtschaftlicher Ebene gelang es dem Präsidenten eine höhere
Transparenz in der Wirtschaft zu schaffen, was die Öffnung der russischen Märkte
gegenüber der Weltwirtschaft beschleunigte, und feste Spielregeln durch die Schaffung
eines einheitlichen rechtlichen Rahmens zu etablieren, sowie maßgeblich das
Steuersystem zu verbessern. Gleichzeitig ist durch die starke außenpolitische Aktivität
des Präsidenten der internationale Status Russlands gewachsen. 2002 wurde Russland
durch die EU und die USA als Marktwirtschaft anerkannt. Die zunehmende Integration
Russlands in die Weltwirtschaft ist ein zusätzlicher Impuls. Neben der Erweiterung des
EU-Partnerschaft- und Kooperationsabkommens aus dem Jahr 1997 haben engere
Beziehungen zur EU und zu den USA den Weg für die Aufnahme in die G-8 verschafft
und die wichtigsten Barrieren für einen Beitritt zur WTO beseitigt.
14
Große Bedeutung
für den WTO-Beitritt Russlands im Jahre 2005, hat der Vertrag, der am 21. Mai 2004 in
Brüssel von EU-Handelskommissar Pascal Lamy und dem russischen
Wirtschaftsminister German Gref unterzeichnet wurde. Der Vertrag regelt den
bilateralen Marktzugang zwischen der EU und Russland und wird allgemein als der
Abschluss einer bilateralen Einigung zwischen der EU und Russland über den WTO-
Beitritt gewertet.
15
Nach Prognosen der britischen Consulting-Gruppe Control Risks
Group (CFG) wird Russland gegen Ende 2005 der WTO beitreten.
16
Das Interesse ausländischer Firmen am Ausbau von Geschäftsbeziehungen mit
Russland nimmt ständig zu. Das Land mit einer Fläche von 17 Mio km2, 145 Mio.
Einwohnern und einem Bruttoinlandsprodukt von 468,4 Mrd EUR (2004) stellt ein hohes
wirtschaftliches Potenzial dar. Die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse haben
sich in den letzten Jahren stabilisiert. Viele westliche Firmen haben beim Markteintritt in
14
vgl. Wegweiser (2002), S. 11
15
vgl. o. V. (HVB 2004)
16
vgl. CRG (2005)

16
Russland Erfolg. Daher denken immer mehr Unternehmen über die Gründung einer
lokalen Vertriebs-, Service- oder Produktionsgesellschaft nach. Nach den Angaben
einer Ernst-and-Young Studie liegt Russland´s Attraktivität für Investoren bei der Zahl
der geplanten Investitionsprojekte auf Platz acht in der Welt und in Europa hinter
Deutschland an zweiter Stelle.
17
2.1 Allgemeine Wirtschaftsentwicklung Russlands
Heutzutage verzeichnet das Land weiter ein hervorragendes Wirtschaftswachstum und
steigt auf allen internationalen Märkten in der Glaubwürdigkeit.
2004 boomte die wirtschaftliche Konjunktur. Ein Wirtschaftswachstum von 6,9% ergab
ein BIP von 468,4 Mrd. EUR. Durch den hohen Ölpreis ist auch für 2005 mit keinem
Einbruch zu rechnen. Bis zum Jahr 2010 wird von Präsident Putin die Verdoppelung
des BIP erwartet.
18
,,Die Wachstumsmotoren sind der private Konsum, die
Bauwirtschaft, die Stahlindustrie, die Öl- und Erdgas-, Chemieindustrie und verwandte
Sektoren."
19
Der Leistungsbilanzüberschuss erhöhte sich von 31,7 Mrd. US-Dollar im Jahre 2003
auf 40,8 Mrd. US-Dollar für 2004 und hat somit 8,4% des BIP betragen. Der
Budgetüberschuss (des Gesamtstaates) ist 2004 auf 3% des BIP angestiegen.
20
Durch hohe Leistungsbilanzüberschüsse wuchsen die Währungsreserven erneut auf
einen Rekordstand von USD 118 Mrd. gegenüber USD 76,9 Mrd. im Jahr 2003 und
USD 47,8 Mrd. im Jahr 2002. Die Währungsreserven Russlands decken weiterhin etwa
einen Jahresimportbedarf.
21
Im Außenhandel erreichte Russland 2004 einen Überschuss von 62,7 Mrd. US-Dollar
(2003 ­ 53,4 Mrd. US-Dollar). Der Export Russlands stieg 2004 um 15% an und betrug
137,8 Mrd. US-Dollar. Die russischen Importe 2004 betrugen 75,1 Mrd. US-Dollar und
17
vgl. Ernst & Young (2004)
18
vgl. Holzhacker (2005)
19
Kausl (2005)
20
vgl. Holzhacker (2005)
21
vgl. Kausl (2004), S. 3

17
stiegen verglichen mit 2003 um 13%
22
, was ein neuer Rekordwert seit der Rubelkrise
1998 (39,5 Mrd. US-Dollar 1999) ist.
23
Der Rubel blieb auch 2004 weitgehend stabil. Die Inflationsrate im Jahr 2004 lag bei
10,8%, was eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr ist (13,6%)
24
. Die
Inflation bewegt sich in einem Bereich, wo noch keine Gefahr für die wirtschaftliche
Entwicklung zu sehen ist.
Das Investitionsklima hat sich deutlich gebessert, Russland hat seine internationalen
Zahlungsverpflichtungen nicht nur regelmäßig, sondern teilweise sogar vorzeitig erfüllt.
,,Russland geht es so gut, dass es voraussichtlich 2005 bis 2007 an die 10 Mrd. US-
Dollar jährlich an Staatsschulden an öffentliche Gläubiger vorzeitig zurückzahlen
wird."
25
Positives Wirtschaftswachstum, das sich durch steigende wirtschaftliche Kennzahlen
angeführt in der Tabelle 1 nachvollziehen lässt, führt zu einer verstärkten Nachfrage
nach Investitionsgütern. Insofern stehen die Chancen für Exporte nach Russland heute
besonders gut. Inzwischen wagen immer mehr ausländische Unternehmen den Schritt
von den reinen Exporten zum Aufbau einer Produktion in Russland.
22
vgl. Holzhacker (2005)
23
vgl. Kausl (2004), S. 1
24
vgl. Holzhacker (2005)
25
Holzhacker (2005), o. S.

18
Tab. 1: Russland ­ Ausgewählte Indikatoren 2001 - 2006
Quelle: Bank Austria Creditanstalt Konzernwirtschaft, Föderaler Statistikdienst, Zentralbank der
Russischen Föderation in: Holzhacker (2005), Russland Energiespiele
Die positive Wirtschaftslage in Russland zieht immer mehr Investoren an.
Die ausländischen Investitionen (siehe Tab. 2) sind 2004 nach den Angaben des
russischen Statistikamts um 36,4% auf 40,5 Mrd. US-Dollar gestiegen. Somit betragen
die kumulierten Investitionen per Ende 2004 82 Mrd. US-Dollar. Die ausländischen
Direktinvestitionen lagen 2004 bei 9,42 Mrd. US-Dollar.
26
Im Vergleich zum Vorjahr sind
sie um 38,9% angestiegen und stellen 23,3% der Gesamtinvestitionen in Russland dar.
Sonstige Investitionen beliefen sich auf 30,8 Mrd. US-Dollar und sind um 36,6 % im
Vergleich zum Vorjahr angestiegen und machen somit 75,9% der Gesamtinvestitionen
aus. Darunter fielen vor allem Kredite, die durch internationale Organisationen wie IMF
oder EBWE gewährt wurden. Der Rest, in Höhe von 0,33 Mrd. US-Dollar, stellt sich aus
Portfolioinvestitionen (Anteilpapiere, Schuldverschreibungen, Geldmarktpapiere)
zusammen.
26
vgl. Statistikamt Russland (2005)

19
Jahr 2002 2003 2004
27
2005
Prognose
28
Gesamt 19,7 29,7 40,5 100,00
Direkt 4,0 6,8 9,42 11,00
Sonstige 15,3 22,5 30,8
n/v
Portfolio 0,47 0,40 0,33
n/v
Tab. 2: Investitionen in Russland 2002 ­ 2005, in Mrd. US-Dollar
Quelle: Goskomstat RF, Minfin RF, REO (2004),
Die folgende Abbildung 1 stellt schematisch die Entwicklung von ausländischen
Investitionen innerhalb der letzten fünf Jahren dar, aus welcher eine deutliche und
permanente Steigerung der Investitionen beobachtet werden kann.
Abb. 1: Ausländische Investitionen in der Russischen Föderation 1999 ­ 2004, in
Mrd. US- Dollar
Anmerkung:
O
Direkte Investitionen
O
Gesamtinvestitionen
BIP zu Direktinvestitionen
Quelle: Goskomstat RF, Minfin RF, REO (2005)
27
vgl. Statistikamt Russland (2005)
28
vgl. Kudrin (2005)

20
Die Struktur der größten ausländischen Investoren ist unter den untenangeführten
Ländern folgendermaßen aufgeteilt:
Die größten Investoren sind Zypern, die Niederlande und Luxemburg. Ihre
Investitionsanteile sind 16,8%, 14,6% und 14,5%, danach kommt Deutschland mit
11,4%, Großbritannien mit 10,6%, die USA mit 8,1%, Frankreich mit 4,7%, British Virgin
Islands mit 2,3%, die Schweiz mit 2,1 % und Österreich mit 1,7%.
29
Hier muss
unbedingt betont werden, dass es bei solchen Investoren wie Zypern, die Niederlande,
Luxemburg und British Virgin Irlands vor allem um die Rückführung von Fluchtgeld und
das Reinvestieren des von Russland abgeflossenen und in den Off-Shore
Gesellschaften kumulierten Kapitals, oder um die durch die internationalen
Organisationen gewährten Kredite handelt. Aus diesem Grund lässt sich behaupten,
dass Deutschland, Großbritannien, die USA, Frankreich, die Schweiz und Österreich
die größten Investoren in Russland darstellen.
Der neue Charme der russischen Wirtschaft ist ein Erfolg der Reformpolitik Putins.
Unter der Regierung Putins wurden in den letzten Jahren Reformen im Steuer-,
Konkurs-, Boden-, Investitionsrecht und neue gesetzliche Regelungen zugunsten von
Investoren angenommen. Auf politischer Ebene zeigt sich eine weitere Stärkung des
Zentrums, was in den durch das Parlament gebilligte Gesetzvorlagen Präsident Putins
zur Reform der politischen Macht ersichtlich ist.
Obwohl die Entwicklung in Richtung Marktwirtschaft insgesamt recht harmonisch und
mit stetiger Tendenz zum Besseren verlaufen ist, erfüllt die Investoren der weitere
Machtzuwachs des Kremls mit Sorge. Die Stärkung des Zentrums durch Einsetzung
der Provinzgouverneure durch den Präsidenten anstatt durch regionale Wahlen und die
Umgestaltung der Eigentümerstrukturen großer Unternehmen können die politische und
wirtschaftliche Landschaft des Landes verändern und verstärken somit die
Befürchtungen von Investoren.
29
vgl. Statistikamt Russland (2005)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832491086
ISBN (Paperback)
9783838691084
DOI
10.3239/9783832491086
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule des bfi Wien GmbH – Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2005 (November)
Note
1,0
Schlagworte
firmengründung exportgarantien grunderwerb steuerrecht gesellschaftsrecht
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Titel: Investieren in der Russischen Förderation: Chancen, Risiken und Absicherungsmöglichkeiten für österreichische Exporteure
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