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Umsetzung von Umweltmaßnahmen in KMU

Konzepte zur Marktaufbereitung für Contracting-Unternehmen

©2005 Diplomarbeit 115 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Unternehmen sind in ihre Umwelt eingebettet und üben durch die unternehmerischen Tätigkeiten Einfluss auf die natürliche Umwelt aus. Dadurch ergeben sich direkte und indirekte Auswirkungen auf Lebewesen, die möglicherweise unter negativen externen Effekten leiden. Die Gesellschaft stellt daher Regeln auf, um negative externe Effekte zu internalisieren. Durch höhere Kosten wird Ressourceneffizienz umso mehr zu einer Management-Aufgabe.
Die praktische Darstellung des ÖkoBusinessPlan Wien zeigt, wie Unternehmen durch Effizienzsteigerung zum Umweltschutz beitragen. Die Unternehmen werden dabei durch selbstständige Umweltberater unterstützt. Einen zusätzlichen Anreiz für Umweltberatungen stellt die finanzielle Unterstützung von Umweltberatung durch öffentliche Institutionen dar. Umweltmaßnahmen, die sich aus den Beratungen ergeben werden in eine Datenbank übertragen, die als Basis für die Bewertung des ÖkoBusinessPlan Wien dient.
Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen können oftmals sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch sinnvolle Maßnahmen auf Grund mangelnder Ressourcen nicht umgesetzt werden. Neben einer Darstellung von Ausschlussgründen für Investitionen im Umweltbereich werden zusätzliche Hemmnisse untersucht, die durch Transaktionskosten in Austauschbeziehungen zwischen den Akteuren entstehen.
Das jüngst von einem Beraterteam entwickelte Konzept einer „Contracting-Plattform“ zielt darauf ab, noch nicht umgesetzte Umweltmaßnahmen des ÖkoBusinessPlan Wien zu realisieren.
Dies soll mit Hilfe von Contracting-Unternehmen geschehen, denen die Nutzung von Daten aus der Maßnahmendatenbank des ÖkoBusinessPlan ermöglicht wird. Diese Maßnahmendatenbank soll künftig zusätzlich mit Daten aus anderen österreichischen Bundesländern gespeist werden, wodurch sich die Zahl möglicher Contracting-Projekte erhöht.
Contracting-Projekte werden durch Einsparungen refinanziert, die durch Effizienzerhöhung während einer vereinbarten Vertragsdauer erreicht werden. Nach diesem Zeitraum kommen die Einsparungen alleinig dem Contracting-Kunden zu Gute.
Abschließend wird das Konzept www.ersatzanlage.at vorgestellt, das die Investition in Ersatzanlagen erleichtern soll. Die Nutzung von neuen, umweltfreundlicheren Anlagen soll indirekt zum betrieblichen Umweltschutz beitragen. Ähnlich wie im bereits vorgestellten Konzept der „Contracting-Plattform“ können Contracting-Unternehmen potentielle Contracting-Projekte herausfiltern. Der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abstract

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Ausgangssituation
1.2. Problemstellung und Zielsetzung
1.3. Methodische Vorgangsweise
1.4. Aufbau der Arbeit

2. Betrieblicher Umweltschutz
2.1. Das Unternehmen und seine Umwelt
2.2. Unternehmen und Umwelt im Spannungsfeld
2.3. Gesetzliche Rahmenbedingungen für den betrieblichen Umweltschutz
2.3.1. Gebote und Verbote
2.3.2. Gesetzliche Abgaben
2.3.3. Beispiele für Anreizsysteme für Umweltmaßnahmen
2.3.3.1. Immaterielle Förderung
2.3.3.1.1. Informationsbereitstellung
2.3.3.1.2. Reihe Umweltzeichen des BMLFUW
2.3.3.1.3. EMAS-VO
2.3.3.2. Materielle Förderung
2.3.3.3. Handelbare Emissionsrechte
2.4. Freiwillige Umsetzung von Umweltmaßnahmen
2.4.1. Nutzen als Entscheidungsgrundlage
2.4.2. Umweltmotivation

3. Der ÖkoBusinessPlan Wien
3.1. Ziele des ÖBP Wien
3.2. Beteiligte Organisationen
3.3. Bisherige Entwicklung
3.4. Bisher erzielte Umweltauswirkungen
3.5. Zielgruppe teilnehmender Betriebe
3.6. Erfassung umweltrelevanter Daten als Grundlage der Identifikation von Umweltmaßnahmen
3.7. Bestimmung von Umweltauswirkungen mittels Ökobilanzen
3.7.1. Produkt-Ökobilanz
3.7.2. Standort-Ökobilanzen
3.8. Dokumentation von Umweltmaßnahmen der Maßnahmendatenbank des ÖBP Wien
3.9. Exkurs: Struktur der österreichischen Wirtschaft
3.10. Geförderte Umweltberatungen im Rahmen des ÖBP Wien
3.10.1. Administration von Beratungen
3.10.2. Zweistufige Teilnahme am Beratungsprogramm
3.10.3. Pool an akkreditierten Umweltberatern
3.11. Beratungsmodule
3.11.1. UMS nach der EMAS-VO bzw. nach ISO 14001
3.11.1.1. Inhalt von UMS
3.11.1.2. UMS nach der Norm ISO 14001
3.11.1.3. UMS nach der EMAS-VO
3.11.1.4. Verbreitung von UMS in Österreich
3.11.2. ÖKOPROFIT
3.11.3. ÖkoBonus
3.11.4. Umweltzeichen Tourismus
3.11.5. Exkurs: Informationsnachfrage in Problemsituationen

4. Gründe für nicht umgesetzte Umweltmaßnahmen
4.1. Ausschließungsgründe für Umweltmaßnahmen
4.1.1. Fehlendes Bewusstsein
4.1.2. Zu geringer wahrnehmbarer Nutzen
4.1.3. Fehlende Ressourcen
4.1.3.1. Fehlende finanzielle Ressourcen
4.1.3.2. Fehlende personelle und zeitliche Ressourcen
4.1.4. Mangelnde betriebswirtschaftliche Basis
4.1.4.1. Statische Investitionsrechenverfahren
4.1.4.1.1. Kostenvergleichsrechnung
4.1.4.1.2. Gewinnvergleichsrechnung
4.1.4.1.3. Rentabilitätsrechnung
4.1.4.1.4. Amortisationsrechnung
4.1.4.1.5. MAPI Methode
4.1.4.2. Dynamische Investitionsrechenverfahren
4.1.4.2.1. Kapitalwertmethode
4.1.4.2.2. Interne Zinssatz-Methode
4.1.4.2.3. Annuitätenmethode
4.1.4.2.4. Dynamische Amortisationsrechnung
4.2. Hemmnisse bei der Umsetzung von Umweltmaßnahmen durch Transaktionskosten
4.2.1. Transaktionskosten durch endogene Unsicherheit
4.2.1.1. Informationsverhalten im Kaufprozess
4.2.1.2. Begrenzte Rationalität
4.2.2. Transaktionskosten durch die Berücksichtigung der Möglichkeit von opportunistischem Verhalten
4.2.3. Transaktionskosten am Beispiel der Beziehung zwischen Bank und Kreditnehmer
4.2.4. Einfluss auf Transaktionskosten durch die Einbeziehung Dritter am Beispiel der Unternehmensberatung des WIFI Wien

5. Eingereichtes Konzept „Contracting Plattform für KMU“
5.1. Contracting
5.1.1. Begriffsbestimmung von Contracting
5.1.2. Anlagencontracting
5.1.3. Einsparcontracting
5.2. Projekt Contracting Plattform für KMU
5.2.1. Programmlinie Energiesysteme der Zukunft
5.2.2. Projektpartner des Konzepts CPF
5.2.3. Projektziele
5.2.4. Funktionsweise
5.2.5. Marktzugang
5.2.6. Erfolgskriterien

6. Alternatives Konzept www.ersatzanlage.at
6.1. Ziele
6.2. Zielgruppe
6.3. Funktionsweise
6.4. Marktzugang
6.5. Erfolgskriterien

7. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang
Anhang 1: Unternehmensberatung des WIFI Wien
Anhang 2: Fragebogen für Berater mit Schwerpunkt Umwelt
Anhang 3: Fragebogen für Berater mit Schwerpunkt Betriebswirtschaft

Abstract

As companies are embedded into their environment, all business activities have impacts on the natural environment. Thus, they directly or indirectly influence other beings that might suffer from negative effects. Therefore, the society imposes rules to internalize external negative effects. Due to higher costs, the effective use of resources becomes a managerial issue.

The practical analysis of the EcoBusinessPlan of Vienna shows, how companies contribute to environmental protection via increased efficiency. In this process, they are supported by environmental consultants. As an incentive, the consultancies are subsidized by public funds. All possible measures are documented in a data-base which is fundamental to determine the performance of the entire EcoBusinessPlan.

Since small and medium enterprises often suffer from a lack of resources, some both economically and environmentally friendly measures cannot be taken. It is one aim of this thesis to analyze the relevant influences that are responsible for that, pointing out transaction costs that appear in exchange relations between humans. Information in market processes has a key roll to decrease transaction cost.

Recently, a concept for a “Contracting Platform” is being developed to put into practice those measures of the EcoBusinessPlan that have not been taken yet. Companies that offer “Contracting” as a financing instrument shall be attracted by the use of the up mentioned database to get conditioned market information. Other Austrian federal provinces declared to enter data into that database as well which increases its range. Contracting projects are re-financed by savings that are generated due to increased efficiency during an agreed period of time. After that period, the customer benefits in full of the savings.

Finally, an alternative concept is described. It shall facilitate investments on replacements. The implementation of new equipment shall indirectly contribute to environmental protection by an increased efficiency. In this concept contractors shall make queries to identify interesting projects as well, but with important differences: Once, companies with a need for replacement-investments directly enter their data without external consultancy, which saves money. Secondly, a company that is not that sensible in dealing with environmental issues can enter data without any previous environmental consultancy. At third, it is the realization of projects that is important, no matter if the contracting company is using contracting as financial instrument or not.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Das Unternehmen als offenes System

Abbildung 2: Entwicklung ausgezeichneter Betriebe im ÖkoBusinessPlan Wien

Abbildung 3: Mitarbeiteranzahl in neu ausgezeichneten Betrieben im ÖBP Wien

Abbildung 4: Ökobahn eines Beispielbetriebes

Abbildung 5: Arten von Ökobilanzen (Systemabgrenzungen)

Abbildung 6: Arbeitsschritte einer Ökobilanz

Abbildung 7: Ökobilanzen im Umweltmanagementsystem

Abbildung 8: Dienstleistungspalette eines Contracting-Unternehmens

Abbildung 9: Wirkungsweise des Energiespar-Contracting

Abbildung 10: Identifikation von Contracting-Projekten mit einem Beratungsprogramm

Abbildung 11: Umsetzung von Ersatzinvestitionen zusammen mit Umweltmaßnahmen

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Marktdurchdringung ÖBP Wien nach Betriebsgrößen (Mitarbeiter)

Tabelle 2: KMU Kriterien

Tabelle 3: KMU Aufteilung in Österreich

Tabelle 4: EMAS-Standorte im Verhältnis der Unternehmen

Tabelle 5: Mitarbeiteranzahl EMAS-Standorte zu den gesamten Unternehmen

Tabelle 6: Fragenbeantwortung Umweltberater

Tabelle 7: Fragenbeantwortung Unternehmensberater

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

1.1. Ausgangssituation

Unternehmen wie KonsumentInnen[1] sind seit jeher schwankenden Rohstoffpreisen ausgesetzt, die Verknappung von Rohstoffen und verbrauchsabhängige Abgaben seien beispielhaft als Einflussfaktoren genannt. Der technologische Fortschritt bewirkt zwar den immer effizienteren Einsatz von Ressourcen, doch können neue, umwelt-freundlichere Technologien und Verfahren längst nicht in allen Unter-nehmen Anwendung finden. Insbesondere in kleinen Unternehmen zeigt sich, dass fehlende zeitliche und personelle Ressourcen sowie fehlende Langzeitstrategien für den betrieblichen Umweltschutz hinderlich sind. Weltweit sind fast alle Unternehmen als KMU einzustufen, was die Notwendigkeit zur Verbesserung der Umsetzung von Umweltschutz-maßnahmen angesichts wachsender Umweltprobleme bekräftigt.

1.2. Problemstellung und Zielsetzung

Nachdem es in Österreich eine Vielzahl an nationalen wie regionalen Initiativen zur Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes gibt, wird in dieser Arbeit stellvertretend der ÖkoBusinessPlan Wien (ÖBP Wien) untersucht. In dessen Rahmen werden Umweltmaßnahmen identifiziert und dokumentiert, die vom Betrieb umgesetzt werden – oder auch nicht. Um das schlummernde Potential nicht umgesetzter Maßnahmen dennoch nutzbar zu machen, wird gegenwärtig im Rahmen der Programmlinie „Energiesysteme der Zukunft“ des Impulsprogramms Nachhaltig Wirtschaften von einer aus Umweltberatern bestehenden Projektgruppe ein Konzept ausgearbeitet, dem das „Einspar-Contracting“ als eine Möglichkeit der Umsetzung von umweltrelevanten Maßnahmen zu Grunde liegt. Contracting kommt in Österreich vor allem im kommunalen Bereich oder bei bedeutenden Investitionen in der Privatwirtschaft vor, der Begriff ist zudem der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt. Das zu entwickelnde Konzept einer Contracting Plattform („CPF“) soll helfen, das Marktpotential für Contracting durch einen Zugang zu den KMU zu vergrößern. Diesem Konzept wird vom Autor eine Alternative gegenübergestellt, deren Ziel-setzung in Bezug auf den Umweltschutz die gleiche ist, allerdings wird ein anderer Zugang zur Zielgruppe der KMU gewählt. Erfolgskriterien für einen Betrieb in der Praxis sollen zwar identifiziert, jedoch nicht bewertet werden.

In dieser Arbeit soll über das Instrumentarium der Betriebswirtschaft eine Möglichkeit gefunden werden, den betrieblichen Umweltschutz unter betriebswirtschaftlichen Bedingungen zu verbessern. Dabei wird zwar auf dessen Bedeutung hingewiesen, jedoch sollen daraus vordergründig keine ethischen Forderungen oder moralische Verpflichtungen abgeleitet werden. Vielmehr ist es Ziel dieser Arbeit, eine Möglichkeit zur Senkung von Transaktionskosten bei der Anbahnung umweltrelevanter Investitionen zu finden und Contracting als zusätzliche Finanzierungsform in KMU zu ermöglichen.

1.3. Methodische Vorgangsweise

Den Ausgangspunkt dieser Arbeit bildet eine theoretische Betrachtung der Einbettung eines Unternehmens in seine Umwelt. Ein Überblick über die Möglichkeiten öffentlicher Institutionen zur Gestaltung der Umweltpolitik leitet auf den ÖBP Wien über, der ein freiwilliges Instrument öffentlicher Umweltpolitik darstellt. Das diesem Teil der Arbeit zu Grunde liegende Datenmaterial über den ÖBP Wien stammt aus öffentlich zugänglichen Quellen wie etwa der derzeitigen Presseinformation, Evaluationsberichten sowie Auswertungen aus dem beruflichen Umfeld des Autors. Darüber hinaus fließen Erkenntnisse aus Gesprächen mit den verantwortlichen Personen des Programmmanagements des ÖBP Wien und den beteiligten Umweltberatern in diese Arbeit ein.

Ein Konzept, das im Rahmen der Programmlinie „Energiesysteme der Zukunft“ der 1. Ausschreibung des Impulsprogramms „Nachhaltig Wirtschaften“ des BMVIT eingebracht wurde, soll den Ansatz beschreiben, den die beteiligten Projektpartner zur Umsetzung von bisher nicht genutzten Umweltmaßnahmen des ÖBP Wien gewählt haben. In der gegenwärtigen Entwicklungsphase werden gemeinsam mit potentiellen Akteuren Möglichkeiten der Realisierung erarbeitet; dieser Prozess ist zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Arbeit noch nicht abgeschlossen. Späteren Ergebnissen soll nicht vorgegriffen werden, durch die Teilnahme des Autors am Entwicklungsprozess fließen dennoch Gedanken daraus in diese Arbeit ein. Anschließend wird ein alternatives Konzept dargestellt. Beide Konzepte zielen auf die Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes ab. Beim Alternativekonzept, dem Erkenntnisse aus dem beruflichen Umfeld des Autors zu Grunde liegen, wird jedoch ein anderer Zugang zur Zielgruppe der österreichischen KMU gewählt.

1.4. Aufbau der Arbeit

Der erste Teil der Arbeit geht von der systemischen Einbettung des Unternehmens in seine Umwelt aus. Kapitel 2 erhebt durch die Interaktion zwischen dem Unternehmen und seiner Umwelt aus Sicht der Gesellschaft als übergeordnetes System die Forderung nach betrieblichem Umweltschutz. Ein kurzer Abriss zeigt, welche Rahmen-bedingungen durch die Gesetzgebung geschaffen werden.

Der ÖBP Wien bildet in Kapitel 3 die Grundlage der Untersuchung der Umweltauswirkungen von Betrieben. Nach einer Beschreibung der bisherigen Entwicklung des ÖBP Wien wird auf die Erfassung und die Dokumentation von Umweltmaßnahmen eingegangen. Eine Darstellung der umgesetzten Maßnahmen soll einen Eindruck von deren Amortisationszeiten vermitteln. Bei der Identifizierung von Umwelt-maßnahmen bedient sich der ÖBP Wien externer Umweltberater. Der Administrationsprozess der geförderten Beratungen und die fünf verschiedenen Beratungsmodelle werden abschließend dargestellt.

Viele Maßnahmen der Maßnahmendatenbank des ÖBP Wien gelangen nicht zur Ausführung. Der Autor ist der Meinung, dass dieser Umstand stellvertretend für alle Wirtschaftsbereiche ist, wo an sich ökonomisch sinnvolle Handlungen aus verschiedensten Gründen unterbleiben. In Kapitel 4 werden diese Gründe identifiziert, wobei zwischen Ausschluss-gründen und behindernden Gründen unterschieden wird.

In Kapitel 5 werden zwei unterschiedliche Arten des Contracting dargestellt. Contracting als eine Möglichkeit der Drittmittelfinanzierung hat sich bisher nur bei öffentlichen Auftraggebern oder bei bedeutenden Investitionen in Industriebetrieben durchgesetzt. Der bestechende Kern von Contracting-Geschäften ist - sowohl aus der Sicht von Unternehmen als auch von öffentlichen Auftraggebern - vorhandenes Einsparungs-potential nutzbar zu machen bzw. die Bereitstellung von Leistungen ohne außerordentlichen Finanzierungsbedarf seitens des Contracting-Nehmers zu ermöglichen. Die CPF, als Gegenstand des derzeit in Entwicklung befindlichen Konzepts, soll im Bereich der KMU durch einen einfachen Zugang zur Zielgruppe die Umsetzung von Investitionen erleichtern. Es wird herausgearbeitet, welchen Einfluss der gewählte Zugang zum Markt auf einen erfolgreichen Betrieb der CPF in der Praxis hat. Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass das eingereichte Konzept sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt, Anfang Mai 2005, noch in Ausarbeitung befindet und der Autor durch die Teilnahme am Entwicklungsprozess eigene Eindrücke wiedergibt.

Aufbauend auf die vorangegangenen Kapitel wird in Kapitel 6 eine Plattformvariante gewählt, deren Zielsetzung und Funktionsweise die gleiche wie im Falle der CPF ist. Als grundlegender Unterschied wird jedoch ein anderer Zugang zum Marktsegment der KMU gewählt. Eine umfassende Bewertung von Erfolgskriterien für einen Betrieb in der Praxis ist nicht mehr Teil dieser Arbeit. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden im Schlusskapitel nochmals zusammengefasst.

2. Betrieblicher Umweltschutz

2.1. Das Unternehmen und seine Umwelt

Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass die Ausübung jeder Tätigkeit Auswirkungen auf die Umwelt hat. Das gilt nicht nur für lebende Organismen, sondern auch für Unternehmen, die eine gewerbliche Tätigkeit ausüben. Folgt man dem systemischen Ansatz, demzufolge ein Unternehmen als ein produktives soziales System bezeichnet werden kann,[2] ist gleichzeitig durch die Abgrenzung des Unternehmens nach außen der Begriff Umwelt - zumindest aus der Sicht eines bestimmten Unternehmens - eindeutig bestimmt. Systeme „… konstituieren und erhalten sich durch Erzeugung und Bewahrung einer Differenz zur Umwelt“.[3] Doch nicht nur durch die unternehmerische Tätigkeit wird auf die Umwelt eingewirkt, das Unternehmen muss seinerseits auf veränderte Umwelteinflüsse reagieren, die neben den nicht beeinflussbaren Faktoren, etwa dem Wetter, aus der Tätigkeit anderer Akteure rühren.

Um „produktiv“ zu sein, muss das Unternehmen Produkte herstellen. Zur Ermöglichung dieses Produktionsprozesses tritt das Unternehmen mit anderen Systemen in Austausch, es beschafft die nötigen Produktionsfaktoren. Diese können materieller Art sein (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie Produktionsanlagen) oder auch immaterieller Natur (Arbeitskraft, Information, Dienstleistungen, Rechte, Finanzmittel).[4] Das Unternehmen ist, wie in der folgenden Abbildung dargestellt, durch den Austausch mit seiner Umwelt in ein offenes System eingebettet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Das Unternehmen als offenes System

Quelle: in Anlehnung an Kast/Rosenzweig in Kleinaltenkamp/Plinke (2000), S. 7 (modifiziert)

Durch die Vielzahl von existierenden Systemen ergibt sich eine nicht bestimmbare Anzahl möglicher Interaktionen, die mittelbare oder unmittelbare Auswirkungen auf Dritte haben. Auch auf ein Unternehmen wirken die von anderen Systemen hervorgerufenen Umweltbedingungen ein. Es muss daher über seine Systemgrenze hinweg die Umwelt in seine Planung einbeziehen, um veränderte Rahmenbedingungen zeitgerecht zu erkennen. Egger/Winterheller sehen in der „Notwendigkeit immer neuer Anpassung“ einen Problembereich, dessen Bedeutung für Betriebe zunehmen wird. Daneben müssen auf Grund der zunehmenden Komplexität der Unternehmen klarerweise auch organisatorische Anpassungen und veränderte Arbeitsabläufe innerhalb der Unternehmen erfolgen.[5]

Die vorangegangene erste Definition des Umweltbegriffs muss in Hinblick auf die Zielsetzung dieser Arbeit genauer bestimmt werden. Dazu hilft vorweg die Unterscheidung zwischen der vom Menschen geschaffenen, „anthropogenen“ Umwelt und der natürlichen oder ökologischen Umwelt.[6]

Das Bezugssystem dieser Arbeit ist die anthropogene Umwelt auf Grund einer Fokussierung auf betriebswirtschaftliche Prozesse, etwa auf das Entscheidungsverhalten von Entscheidungsträgern. Letzteres hat erst in weiterer Folge Auswirkungen auf die ökologische Umwelt.

Im Wesentlichen kommen der ökologischen Umwelt drei Funktionen zu. In erster Linie erfüllt sie eine Versorgungsfunktion durch die Bereitstellung von natürlichen Ressourcen. Durch die Kombination von Produktionsfaktoren einerseits und in Folge des Konsums der hergestellten Produkte andererseits fallen zwangsläufig nicht erwünschte Produkte an, die wiederum von der Natur aufgenommen werden müssen. Ihr kommt so eine Trägerfunktion zu. Durch die Aufnahme und Abgabe von Gütern wird auf das ökologische Gleichgewicht eingewirkt. Die Regelungsfunktion bedingt, dass Eingriffe in die Natur nicht ohne Folgen bleiben und dadurch wiederum Auswirkungen auf die Gesellschaft und somit auf die Wirtschaft haben.[7] Die Rückkoppelung zwischen den zuvor definierten Umweltsegmenten wird in weiterer Folge beispielhaft dargestellt.

2.2. Unternehmen und Umwelt im Spannungsfeld

Gutenberg postuliert drei Tatbestände, die für eine Unternehmung kennzeichnend sind:

1. die Möglichkeit zur Selbstbestimmung des Wirtschaftsplanes (Autonomieprinzip);
2. das Streben nach möglichst hohem Gewinn unter Beachtung des Marktrisikos, um auf Dauer bestehen zu können (Erwerbswirtschaftliches Prinzip);
3. das Prinzip des Privateigentums und des daraus abgeleiteten Anspruchs auf Alleinbestimmung.[8]

Zur Sicherung des dauerhaften Gleichgewichts führen Egger/Winterheller neben der erfolgswirtschaftlichen zusätzlich die finanzwirtschaftliche Komponente an, also die Möglichkeit, fälligen Zahlungsverpflichtungen jederzeit nachkommen zu können.[9]

Diesen Grundsätzen folgend muss ein Unternehmen bestrebt sein, den Austausch mit anderen Wirtschaftssubjekten für sich gesehen möglichst günstig zu gestalten. Findet in einer Geschäftsbeziehung ein Austausch unter vereinbarten Bedingungen statt, so gehen auch die Verfügungs-rechte der Geschäftsgegenstände auf den jeweils anderen Geschäfts-partner über.[10]

Kann eine Abgabe von unerwünschten und eine Zufuhr von erwünschten Produkten über die Systemgrenze hinweg und darüber hinaus sogar ohne monetär bewertbare Gegenleistung erfolgen, ist dies für ein Unternehmen - zumindest auf den ersten Blick - überaus vorteilhaft. Dieser Fall wird dann auftreten, wenn die Verfügungsrechte von Nutzen stiftenden Gütern nicht klar zuordenbar sind oder wenn man sich der Verfügungsrechte von Übeln ohne Gegenleistung entledigen kann. Dabei ist es – zumindest während einer bestimmten Zeitperiode - für das Unternehmen unter rein betriebswirtschaftlichen Grundsätzen unerheblich, ob anderen, der Umwelt zuordenbaren Individuen und Systemen mittelbare oder unmittelbare negative Folgen erwachsen. Der Fischfang im offenen Meer dient als Beispiel, wie ohne den Austausch von Verfügungsrechten zwischen Wirtschaftssubjekten eine bedingungslose Nutzung die Natur ihrer zuvor genannten Funktionen beraubt. Jedes Fischereiunternehmen wird – unabhängig vom Verhalten anderer Akteure - so lange auf Fischfang gehen, so lange dies rentabel ist. Durch das unabhängige Verhalten der einzelnen Akteure kann es zu einer bedingungslosen Nutzung des Meeres jenseits der Regenerationsfähigkeit kommen. Diese Einschränkung des Angebotes „freier Güter“ wirkt sich letztlich auf alle an der Nutzung Interessierten aus. Eine Erklärung bietet das „Gefangenen-Dilemma“ der Spieltheorie. Eine Vereinbarung über restriktive Fangquoten wird nur dann eingehalten werden, wenn eine umfassende Kontrolle ausgeübt wird und Verstöße in abschreckender Weise geahndet werden.

Ein weiteres Beispiel ist die Entledigung von gefährlichem Abfall durch Verbrennung und die dadurch verursachte Verunreinigung der Atmosphäre. Über die Trägerfunktion der Natur kommen Lebewesen mit schädlichen Substanzen in Kontakt, was durch die Regelungsfunktion wiederum Auswirkungen auf andere Lebewesen hat. Pearce/Turner verstehen unter Verschmutzung aus dem wirtschaftlichen Blickpunkt das Zusammenwirken sowohl der tatsächlichen, physischen Auswirkungen der Verschmutzung als auch der Reaktion von Menschen auf diese Auswirkungen.[11] Genauso, wie der Zugang von Erwünschtem für Menschen einen bestimmten Wert hat, wird auch der Abgabe von Übeln Wert beigemessen.[12] Daraus folgt, dass auch der Verschmutzung ein - allerdings individueller - Wert zugeordnet werden kann, nämlich in der Höhe, die ein Individuum der Verschlechterung seiner Lebensumstände beimisst. Durch die subjektive Sichtweise klafft freilich zwischen dem Empfinden der negativen Einflüsse und der Bereitschaft, für deren Beseitigung zu bezahlen, eine Differenz. Ungeachtet deren Höhe, liegen diese aus der Sicht des verursachenden Unternehmens außerhalb seiner Systemgrenze.

Externe Kosten liegen nach der Definition von Pearce/Turner dann vor, wenn ein Akteur den Verlust des Wohlbefindens von einem oder mehreren anderen Akteuren verursacht und letztere dafür nicht entschädigt werden.[13] Daraus wird klar, dass von der Gesellschaft Regeln aufgestellt werden müssen, um zwischen ihren Mitgliedern einen verträglichen Ausgleich zu finden.

Dieses Modell lässt klarerweise Spielraum, um auch die externen Kosten künftiger Generationen einzubeziehen, um eine so genannte „nachhaltige Entwicklung“ zu ermöglichen. Eine Auseinandersetzung mit diesem Begriff auf Grund des Modells wird hier vermieden, es soll am stark vereinfachten Modell nur die Notwendigkeit der, wenn auch eingeschränkten, bedingten Produktion von Gütern im Sinne einer am Konsum orientierten, auf Einzelinteressen beruhenden kapitalistischen Gesellschaft gezeigt werden.

2.3. Gesetzliche Rahmenbedingungen für den betrieblichen Umweltschutz

2.3.1. Gebote und Verbote

Durch die Einbeziehung eines Unternehmens in das übergeordnete System der Gesellschaft wird auch dieses dazu verpflichtet, deren Bedingungen zu erfüllen oder im Falle eines Zuwiderhandelns die Konsequenzen zu tragen. Der Schutz des einzelnen vor einer Einschränkung des Wohlbefindens wird je nach zu Grunde liegender Wirtschaftspolitik mehr oder weniger stark berücksichtigt. In einem neoliberalen Wirtschaftsgefüge wird die Rolle des Staates darauf beschränkt, durch die nötigen Rahmenbedingungen das Funktionieren der Märkte sicherzustellen.[14]

In der österreichischen Gesetzgebung ist „das Umweltrecht“ als Querschnittsmaterie verankert, deren Ziel der Schutz der Umwelt vor Belastung ist.[15] Inhaltlich wird durch das Umweltrecht zuerst definiert, welche Belastungen zulässig oder unzulässig sind. In weiterer Folge werden Schutzmaßnahmen festgelegt, um die unzulässigen Umwelt-belastungen zu vermeiden. Zur Durchsetzung des Umweltrechts bedient sich der Staat einer breiten Palette an zu Verfügung stehenden Ordnungsinstrumenten.

Während bestimmte Handlungen verboten sind, sind andere nur unter der Erfüllung von Auflagen erlaubt. Ein starkes Druckmittel ist die Androhung von Strafe bei Zuwiderhandeln gegen Vorschriften, zu deren Einhaltung eine juristische oder natürliche Person verpflichtet ist. Die Einhaltung der Umweltvorschriften in einem Unternehmen wird dadurch zu einer Aufgabe des Managements, und zwar unabhängig von dessen Größe. Dies wird umso deutlicher, als mögliche Strafzahlungen den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beeinträchtigen. Auch das Verbot des Betreibens einer für das Unternehmen wichtigen Anlage stellt den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens in Frage.

Der Betrieb einer Anlage kann etwa durch die Verschärfung von Grenzwerten nicht mehr den Vorschriften entsprechen, genauso kann die Alterung einer Anlage die Emissionswerte verschlechtern. In beiden Fällen wäre, um den gesetzlichen Vorschriften Genüge zu tun, die Stilllegung der Anlage oder eine Nachrüstung notwendig.

Wie die Praxis zeigt, muss allerdings davon ausgegangen werden, dass nicht alle Unternehmen die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen. Die befragten Umweltberater nennen als Gründe dafür unter anderem das fehlende Wissen über Umweltvorschriften (insbesondere nach einer Änderung von gesetzlichen Auflagen), Mangel an zeitlichen oder finanziellen Ressourcen.[16] Es wird auch angegeben, dass angesichts der Unmöglichkeit von umfassender Kontrolle manche Unternehmen bei bewussten Verstößen das Risiko von Strafzahlungen auf sich nehmen. Der dadurch entstehende latente Problemlösungsdruck hängt von der empfundenen Wahrscheinlichkeit des Erwischtwerdens und der Höhe des Strafausmaßes ab.[17] Der Problemlösungsdruck ist dann am Höchsten, wenn eine Bestrafung den Fortbestand des Unternehmens ernsthaft gefährden kann. Negative Informationen werden jedoch oft umgedeutet, sodass deren subjektive Wahrnehmung ein positiveres Bild erzeugt.[18] Ein Festhalten am status quo wird zudem subjektiv durch die „Macht des Faktischen“ verursacht.[19]

Die Frage, ob eine Ersatzanlage sinnvoll ist, kann durch die Zuhilfenahme betriebswirtschaftlicher Instrumente sehr wohl beantwortet werden, doch hängt die Antwort von den zu berücksichtigenden Variablen und dem zu Grunde gelegten Berechnungsverfahren ab. Zudem kommt dem persönlichen Entscheidungsverhalten der verantwortlichen Person eine Schlüsselrolle zu. Diese Thematik wird insbesondere in Kapitel 4 aufgegriffen werden.

2.3.2. Gesetzliche Abgaben

Der Staat hebt für den Bezug bzw. die Abgabe bestimmter Güter Abgaben ein, um dadurch Lenkungseffekte zu erzielen. Durch zusätzliche Kosten bei der Beschaffung von Gütern sowie bei der Abgabe von unerwünschten Gütern steht das Unternehmen vor der Aufgabe der internen Anpassung. Durch zunehmenden Kostendruck entsteht für das Unternehmen bei der Nutzung von Ressourcen unter betriebswirtschaftlichen Bedingungen die Notwendigkeit zur Effizienzsteigerung. In Zusammenhang mit steigenden Rohstoffpreisen stehen Unternehmen zudem vor der Entscheidung zur Substitution bisher genutzter Ressourcen durch andere - „alternative - Güter, deren Gebrauch geringere Umweltbelastungen hervorruft.

Sollen über das gesetzlich geforderte Maß hinaus weitere Ver-besserungen erzielt werden, entstehen durch die Internalisierung der externen Kosten allerdings Konflikte mit den ökonomischen Zielen. Diese sind jedoch für nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen arbeitende Unternehmen prioritär. Eine Vernachlässigung des Umweltschutzes kann auf Grund erhöhter Umweltbelastungen zu gesellschaftlichen Problemen führen. Der politische Wille zur Verbesserung des Umweltschutzes kann wiederum zu einer Verschärfung der gesetzlichen Rahmenbedingungen führen.[20]

2.3.3. Beispiele für Anreizsysteme für Umweltmaßnahmen

2.3.3.1. Immaterielle Förderung
2.3.3.1.1. Informationsbereitstellung

Unter immateriellen Förderungen sind vor allem jene zu verstehen, zu einer Senkung von Transaktionskosten in Austauschbeziehungen beitragen, wovon insbesondere kleinere Unternehmen profitieren.[21] In kleineren Unternehmen kann von den Mitarbeitern keine Spezialisierung auf alle unternehmensrelevanten Bereiche erwartet werden, umso wichtiger ist daher der leichte Zugang zu externer Information im Anlassfall. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die WKO, die als Körperschaft des öffentlichen Rechts im WKG legitimiert ist.[22] Das WKG nennt in § 1 als Aufgabe ausdrücklich die Förderung der gewerblichen Wirtschaft und einzelne ihrer Mitglieder durch entsprechende Maßnahmen. Das soll unter anderem durch das Recht der Mitglieder auf Auskunftserteilung bewirkt werden.[23]

2.3.3.1.2. Reihe Umweltzeichen des BMLFUW

Das BMLFUW zeichnet in der Reihe der Umweltzeichen ökologische Produkte und Dienstleistungen aus, die von Konsumenten guten Gewissens gekauft werden können. Über eine gesteigerte Nachfrage nach umweltfreundlicheren Produkten wird über den Marktmechanismus auf die Produzenten und den Handel eingewirkt.[24] Zu Erwähnen ist hier das Umweltzeichen Tourismus, mit dem Tourismusbetriebe ausgezeichnet werden können.[25] Zur Erlangung dieses Umweltzeichens bietet der ÖkoBusinessPlan Wien, der das Thema von Kapitel 3 ist, ein eigenes gefördertes Beratungsmodell an.[26]

2.3.3.1.3. EMAS-VO

Die EMAS-VO der EU stellt zusammen mit dem österreichischen UMG als Begleitgesetz ein freiwilliges Instrument der betrieblichen Umweltpolitik dar.[27] Neben dem Ziel der kontinuierlichen Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes und Kosteneinsparungen werden den Unternehmen mit UMS nach EMAS basierend auf dem UMG eine Reihe von Verwaltungsvereinfachungen zugestanden.[28] In Kapitel 3 wird der Inhalt und die Verbreitung von UMS nach der EMAS-VO im Rahmen des ÖBP Wien genauer beschrieben werden.

2.3.3.2. Materielle Förderung

Unter einer materiellen Förderung wird jene verstanden, die unmittelbare Auswirkungen auf den finanziellen Erfolg von Unternehmen haben.[29] Es ist dabei zwischen einer indirekten und einer direkten Förderung zu unterscheiden. Erstere kommt Unternehmen beispielsweise durch eine Steuererleichterung auf Grund einer bestimmten getätigten Investition zu Gute, während bei direkten Förderungen ein Kapitalfluss von der Förderstelle zum Unternehmen stattfindet. Bereits 1993 klagt Mugler in Zusammenhang mit Förderungen über einen Wildwuchs von Institutionen und Programmen, der sich in erhöhten Transaktionskosten auswirkt. Bis heute, 2005, ist die Übersicht über die Förderprogramme nicht besser geworden, wie das Beispiel einer von der MA 22 der Stadt Wien in Auftrag gegebenen Studie zeigt.[30] Darin werden sehr umfangreich die verschiedensten umweltrelevanten Förderungen für Wiener Betriebe angeführt.

2.3.3.3. Handelbare Emissionsrechte

Würde durch die Produktionstätigkeit der Grenzwert von Emissionen bestimmter Substanzen überschritten werden, so hat das Unternehmen die Wahl, die Produktion zu beschränken oder andernfalls eine Strafzahlung in Kauf zu nehmen. In einem System handelbarer Emissionsrechte ergibt sich eine weitere Alternative: Liegen die Emissionen über dem Grenzwert, kann ein Unternehmen Emissionsrechte von einem anderen Unternehmen kaufen, das die erlaubten Emissionswerte unterschreitet. Der Kostenfaktor soll schließlich den Käufer dazu bewegen, beispielsweise durch den Einsatz neuer, verbesserter Technologien die Emissionen zu verringern.

Ein gegenwärtiges Beispiel für den Handel mit Emissionsrechten ist das EU-Emissionshandelssystem für Treibhausgase. Dieses funktioniert nach dem Prinzip „Cap and Trade“. Dabei kann ein Unternehmen die Anzahl seiner Emissionsrechte nur durch Handel erweitern. Das EU-Emissionshandelssystem für Treibhausgase begann am 1.1.2005.[31] Vor der Handelsperiode 2005 bis 2007 wurden in den „Nationalen Zuteilungsplänen“ der Mitgliedsstaaten der EU an die vom Handelssystem betroffenen Unternehmen Emissionsrechte zugeteilt.

2.4. Freiwillige Umsetzung von Umweltmaßnahmen

2.4.1. Nutzen als Entscheidungsgrundlage

Freiwilligkeit setzt die Wahlfreiheit zwischen Alternativen voraus. Dabei besteht ein gravierender Unterschied, ob in die Auswahl zwischen Alternativen jene des Untätigbleibens einbezogen wird oder nicht. Der Autor vertritt die Meinung, dass diese jedenfalls eine Entscheidungsoption darstellt.[32]

Grundlegend für jede Entscheidung ist die Relation zwischen erwartetem Nutzen und erwartetem Aufwand. Auch eine auf Freiwilligkeit basierende Umweltinvestition wird nur getätigt werden, wenn der erwartete Nutzen größer als der erwartete Aufwand ist. Der Nutzenvergleich bildet für die Menschen also eine Entscheidungsgrundlage.[33] Auch durch den Eintritt von widrigen Umständen kann der Zwang zu einer Investition ausgelöst werden, ein Nutzen kann daher indirekt aus dem Abwenden einer Bedrohung erwachsen. Wird die Erreichung positiver Umwelt-auswirkungen in die Entscheidung einbezogen, können Umwelt-investitionen in Form von Ersatzinvestitionen umgesetzt werden.

Gerade bei Umweltinvestitionen kommt der Öffentlichkeitsarbeit eine hohe Bedeutung zu. Wie bereits angeführt, sind Betriebe mit einem UMS nach der EMAS-VO dazu angehalten, ihre Umweltpolitik nach außen zu tragen und die Öffentlichkeit über die umweltrelevanten Auswirkungen zu informieren. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass sich unter den wenigen Betrieben mit einem UMS nach der EMAS-VO sehr viele befinden, die üblicherweise mit starken Umweltauswirkungen in Verbindung gebracht werden.[34] Durch die Kommunikation der eigenen Umweltleistungen können gerade diese Unternehmen im Vergleich zu Mitbewerbern Wettbewerbsvorteile erzielen.[35] Zweifelsohne sehen viele Unternehmen in einem positiven Image einen Marktvorteil im Vergleich mit dem Mitbewerb. Das gilt vor allem für Konsumgüter, für die Konsumenten auf Grund geringerer Umweltauswirkungen bereit sind, einen höheren Kaufpreis zu bezahlen.

2.4.2. Umweltmotivation

Abraham Maslow zu Folge kann die Befriedigung bestimmter menschlicher Bedürfnisse hierarchisch zugeordnet werden. Er formuliert dabei vier Defizit-Bedürfnisse, die der Reihe nach erfüllt sein müssen, bevor der Mensch sich beispielsweise durch Altruismus, Güte oder Individualität der Selbstverwirklichung zuwenden kann.[36]

Werden diese hierarchisch verknüpften Ziele auf ein Unternehmen umgelegt, so stellt die Erfüllung der unternehmerischen Hauptziele der langfristigen Gewinnmaximierung und der Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts das vordergründig abzudeckende Grund-bedürfnis dar. Alle anderen Ziele, wie etwa die Reduktion von Umwelt-auswirkungen, sind demnach diesem Ziel untergeordnet.[37]

Insbesondere in kleinen Unternehmen kommt der Person des geschäftsführenden Eigentümers eine bedeutende Rolle zu, da auf Grund des fehlenden Prinzipal-Agent-Konflikts Entscheidungen getroffen werden können, die der Befriedigung eigener Interessen dienlich sind, ohne dass diese zwangsläufig auch einer Überprüfung nach wirtschaftlichen Grund-sätzen standhalten müssen.[38] Es kann also davon ausgegangen werden, dass gerade in dieser Gruppe von Unternehmen die Umweltmotivation den stärksten Einfluss ausübt. Diese Meinung wird von den befragten Umweltberatern durchwegs geteilt.[39]

3. Der ÖkoBusinessPlan Wien

3.1. Ziele des ÖBP Wien

Der Begriff ÖkoBusinessPlan ist hier nicht im Sinne eines Business Plans eines einzelnen Unternehmens zu verstehen. Vielmehr ist darunter die Gesamtheit der in Wien ansässigen Betriebe zu sehen, die zu Umweltschutzleistungen motiviert werden sollen. Schon durch die Namensgebung soll die Verbindung zwischen Umwelt und Wirtschaft ausgedrückt werden.[40] Entsprechend dem Leitbild des ÖBP Wien sollen durch an der Umwelt orientiertes Wirtschaften wirtschaftliche Vorteile erzielt werden.

In der Presseinformation werden sieben Ziele angeführt, die auf unterschiedliche Stakeholder ausgerichtet sind. Die Wiener Betriebe als Zielgruppe sollen durch die Nutzung von Innovations- und Kostensparpotentialen eine verbesserte Ressourceneffizienz erreichen. Durch die gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit sollen mittelfristig Arbeitsplätze gesichert werden. Die beratende Rolle der Stadt Wien soll in diesem Zusammenhang in der Beziehung zu den Unternehmen betont werden. Bezogen auf die Gesellschaft soll ein Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung gewährleistet werden, indem die schädlichen Umweltauswirkungen der Wiener Betriebe verringert werden und die Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und schädlichen Umweltauswirkungen angeregt wird. Bei der Verstärkung der Breitenwirkung des Umweltschutzes setzt der ÖBP Wien auf den Austausch mit ähnlichen Institutionen in Österreich gleichwohl wie im Ausland.

3.2. Beteiligte Organisationen

Der ÖBP stellt eine inter-institutionelle Plattform von bedeutenden Organisationen des öffentlichen Lebens dar. Es wirken neben der Umweltschutzabteilung MA 22 der Stadt Wien als Programmträgerin die Wirtschaftskammer Wien, das WIFI Wien, das BMLFUW, der ÖGB, die AK, der WWFF und Vertreter der Gewerbebehörde der Magistratischen Bezirksämter sowie gewerbetechnische Sachverständige der MA 36 mit. Durch diese sozialpartnerschaftliche Verbindung von Institutionen sollen die Interessen der Wiener Bürger, der Arbeitnehmer und der Wiener Wirtschaft in der Entwicklung des ÖBP Wien ausreichend Berücksichtigung finden.

3.3. Bisherige Entwicklung

Der ÖkoBusinessPlan Wien wurde 1998 ins Leben gerufen. Gegenwärtig befindet sich der ÖBP Wien am Ende seiner zweiten Programmperiode (2001 – 2005).[41] Über die nächste Programmperiode soll im April 2005 im Wiener Gemeinderat abgestimmt werden.

In Österreich wurde im Jahr 2004 eine Zusammenarbeit mit den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Salzburg und Vorarlberg vereinbart, um die bisher nur in Wien bestehende Maßnahmendatenbank gemeinsam mit Daten zu speisen und weiterzuentwickeln. Auf diese Datenbank als zentrales Element des ÖBP Wien wird später in diesem Kapitel eingegangen werden.

Auch auf internationaler Ebene wird versucht, Kooperationen mit anderen Städten hervorzubringen, so etwa die Ende 2004 beschlossene Partnerschaft mit der Stadt Györ, die im Rahmen des Interreg IIIA Programms der EU gefördert wird. Interessensbekundungen liegen auch aus Athen und Chennai, dem ehemaligen Madras in Indien, vor. Auf Grund seines Vorbildcharakters wurde der ÖBP Wien von UN Habitat in die Liste der best practices for human settlements aufgenommen.

3.4. Bisher erzielte Umweltauswirkungen

Seit Bestehen des ÖBP Wien konnten in den teilnehmenden Wiener Betrieben laut der Presseinformation Einsparungen von Betriebskosten in der Höhe von 12 Mio. Euro etwa durch die Verringerungen von Abfällen in der Größenordnung von 145.000 Tonnen sowie weiteren 1000 Tonnen an gefährlichen Abfällen erreicht werden. In diesem Zeitraum konnte der elektrische Energiebedarf durch Einsparungen um 57 Mio. kWh gesenkt werden.[42] Es ist anzunehmen, dass sich die Einsparungen an CO2-Emissionen auf Heizenergie beziehen, da die eingesparten Transportkilometer in einer Größenordnung von 7 Mio. km gesondert angeführt werden. Durch entsprechende Maßnahmen wurden 400.000m³ Trinkwasser nicht verbraucht.

3.5. Zielgruppe teilnehmender Betriebe

Auf Grund der Interessen der am ÖBP Wien beteiligten Institutionen gibt es natürlich verschiedenste Zielgruppen. Die wichtigste ist zweifellos jene der Betriebe, in denen die Umweltmaßnahmen schließlich umgesetzt werden müssen. An Hand des „Sechsten Evaluationsberichts“ aus dem Jahr 2004 wird ein Bild der Struktur von Betrieben gezeichnet, die bisher am ÖBP teilgenommen haben und darüber hinaus das verbleibende Potential an Betrieben abgeschätzt, die (noch) nicht am ÖBP Wien teilnehmen.[43] Der Evaluationsbericht meint mit Betrieben eines Jahrganges jene, die im betreffenden Jahr ausgezeichnet wurden und deren Beratung im Jahr zuvor abgeschlossen worden war.[44]

Mit der Auszeichnungsperiode 2004 wurden 47 Unternehmen erstmals nach einer Teilnahme ausgezeichnet. Doch lässt sich an der folgenden Tabelle erkennen, dass der Anteil neuer Betriebe stark rückläufig war, während der Anteil wieder ausgezeichneter Betriebe den Rückgang weniger dramatisch ausfallen lässt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Entwicklung ausgezeichneter Betriebe im ÖkoBusinessPlan Wien

Quelle: Sechster Evaluationsbericht (2004)

Wie der Pressemappe des ÖBP Wien zu entnehmen ist, nahmen bis Ende 2004 insgesamt 423 „Unternehmen“ daran teil.[45] Folgte man der in 2.2 genannten Definition von Gutenberg, so müssten alle diese Unternehmen auch dem erwerbswirtschaftlichen Prinzip unterliegen. Die hohen Teilnahmezahlen von Krankenhäusern und Schulen legt aber die Vermutung nahe, dass hierin die Begriffe Unternehmen und Betrieb synonym verwendet werden. Bezogen auf die Gesamtzahl der neu ausgezeichneten Betriebe in der Auszeichnungsperiode 2004 würden sich also für die Auszeichnungsperiode 2005 etwa 30 neue Betriebe ergeben, was für dieses Jahr einen neuerlichen Rückgang bedeutete. Dieser negative Trend scheint – was die jüngsten Anmeldungen zeigen – jedoch gestoppt worden zu sein.

Im Jahr 2001 ergab eine Betriebsstättenzählung etwa 69.000 Betriebsstandorte. Die folgende Tabelle zeigt, wie viele Unternehmen der angegebenen Betriebsgrößen gemessen an der Anzahl der Mitarbeiter bis zur Auszeichnungsperiode 2004 bereits am ÖBP teilgenommen haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Marktdurchdringung ÖBP Wien nach Betriebsgrößen (Mitarbeiter)

Quelle: Sechster Evaluationsbericht (2004); eigene Darstellung

Trotz der in absoluten Zahlen recht hohen Teilnahme von Kleinstunternehmen ist diese Gruppe auf das Gesamtpotential gesehen relativ wenig abgedeckt. Diese Gruppe wird im zu Grunde liegenden Evaluationsbericht auch nicht als Zielgruppe gesehen, zumal eine Detailanalyse der Maßnahmendatenbank eindeutig ergab, dass „die ökonomischen Effekte mit der Anzahl der Beschäftigten eindeutig und positiv korrelieren: Die Effekte des ÖkoBusinessPlan Wien hängen daher nicht von der Anzahl der ausgezeichneten Betriebe, sondern von der Größe dieser Betriebe ab.“[46] Zudem zeigt sich, dass sich über 80% der Betriebe als wirtschaftlich erfolgreich einschätzen, eine Beobachtung, die sich mit der Verbreitung von UMS deckt.[47]

Die im Evaluationsbericht durchgeführte Potentialanalyse zielt vor allem auf Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern ab. Bei den Unternehmen mit 10 – 49 MA wird einzig die Baubranche als Zielgruppe gesehen.[48] Die durchschnittliche Mitarbeiteranzahl schwankt je nach Anzahl der teil-nehmenden Großunternehmen, sie fiel von einem Höchstwert von 170 im Jahr 2001 auf etwa 120 in den Jahren 2002 und 2003 und erreichte zuletzt nur noch 60.[49]

Gemessen an der Anzahl der Mitarbeiter von neu teilnehmenden Betrieben zeigt die folgende Abbildung einen drastischen Rückgang. Dieser Umstand würde den Fokus auf mittlere und große Unternehmen rechtfertigen, da viele neu teilnehmende Kleinstunternehmen bezogen auf die Anzahl der Mitarbeiter die Reichweite des ÖBP nur in geringem Umfang steigern könnten.[50]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Mitarbeiteranzahl in neu ausgezeichneten Betrieben im ÖBP Wien

Quelle: Sechster Evaluationsbericht (2004)

Geht man davon aus, dass auch die Wiener Unternehmen hinsichtlich der Anzahl an Mitarbeitern in etwa eine der österreichischen Wirtschafts-struktur vergleichbare Zusammensetzung haben, macht deren Gesamtdurchschnitt von etwa 6-8 Personen verglichen mit durch-schnittlich 60 Mitarbeitern in ÖBP-Betrieben, die Überrepräsentanz mittlerer und großer Unternehmen deutlich. Ließe man alle Kleinstunternehmen in Österreich unberücksichtigt, so ergäbe die durchschnittliche Anzahl von Mitarbeitern der übrigen Unternehmen etwa 53 Personen, also einen Wert, der dem ÖBP Wien dzt. vergleichbar ist.

3.6. Erfassung umweltrelevanter Daten - Grundlage der Identifikation von Umweltmaßnahmen

Unternehmen stehen angesichts der Gewissheit der Existenz komplexer externer Abhängigkeiten und der gleichzeitigen Ungewissheit über die künftigen Auswirkungen von Umwelteinflüssen in Bezug auf die Bestandserhaltung vor einer Herausforderung.[51] Die umgekehrte Betrachtung der durch das Unternehmen verursachten Umwelteinflüsse ist weniger komplex, da zumindest über die eigenen beabsichtigten Handlungen Klarheit bestehen sollte. Darüber hinaus stehen innerhalb des Unternehmens Informationen zur Verfügung, die Auswirkungen auf die Umwelt besser einschätzbar machen. Diese können in zweierlei Hinsicht genutzt werden. Zum einen dient die aufbereitete Information über benötigte und abgegebene Güter und Dienstleistungen einem besseren Verständnis betriebsinterner Abläufe. Zum anderen können durch die Kenntnis der Interessen anderer Akteure, die von der unternehmerischen Tätigkeit betroffen sind, bereits im Vorfeld deren Reaktionen auf unternehmerische Maßnahmen beurteilt werden, was insbesondere beim später beschriebenen UMS nach der EMAS-VO[52] zum Ausdruck kommt.

Die folgende Abbildung der so genannten „Ökobahn“[53] stellt die einzelnen Stoffströme sowie den Energieeinsatz eines Kalenderjahres in einem anonymisierten Unternehmen dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Ökobahn eines Beispielbetriebes[54]

Quelle: Denkstatt Umweltberatung und –management Ges.m.b.H.

Die Aufbereitung von Daten und die Festlegung von Kennzahlen in Unternehmen sind oft große Herausforderungen, insbesondere dann, wenn Daten bisher nicht zentral erfasst worden sind und erst aus dem betrieblichen Rechnungswesen herausgefiltert werden müssen.[55] Sind diese erst einmal zusammengefasst und aufbereitet, wird von den Entscheidungsträgern in Unternehmen einer übersichtlichen Darstellung große Bedeutung zugemessen.[56] Die Aufbereitung von Information über Interaktionen mit der Umwelt bedeutet Simplifizierung oder Selektion.[57] Das bedeutet, dass die übersichtliche Darstellung und zentrale Erfassung von Information eine Reduktion von Komplexität mit sich bringt und so den Managementprozess erleichtert. Gleichzeitig muss aber auch dem Umstand Rechnung getragen werden, dass erstere durch Vereinfachung Unsicherheit erzeugt, da „ausgeblendete Information Kontingenz im Sinne von Unbestimmtheit nach sich“ zieht.[58] In der obigen Abbildung zeigt sich das sehr deutlich durch die Betrachtung der Stoffströme hinsichtlich ihrer Massen bzw. auf den Energieinhalt im Falle von Energieträgern. Hierbei werden andere Eigenschaften wie z.B. der Anschaffungspreis nicht einbezogen. Weiters werden durch die Bildung von übergeordneten Begriffen Güter nach gewissen Kriterien zusammengefasst. Dabei geht Information über die verwendeten einzelnen Produkte verloren.

Die Erfassung der umweltrelevanten Daten trägt nicht nur zu einer umfassenden Sichtweise der betrieblichen Prozesse bei. Neben der Bestimmung des Ist-Zustandes ist es darüber hinaus im Interesse des Unternehmens, über relevante umweltrechtliche Bestimmungen ausreichend Bescheid zu wissen. Die Erfahrung der befragten Umweltberater zeigt, dass trotz gesetzlicher Verpflichtungen gerade das Wissen über relevante gesetzliche Bestimmungen in vielen Unternehmen mangelhaft ist.[59] Dem werde in der Praxis durch die Erstellung von Umweltrechts-Registern begegnet, in denen alle für das Unternehmen relevanten Vorschriften des Umweltrechts ersichtlich sind.

3.7. Bestimmung von Umweltauswirkungen mittels Ökobilanzen

Ökobilanzen zielen darauf ab, aus der unternehmerischen Tätigkeit resultierende und potentielle Umweltauswirkungen zu Bewerten und zu Dokumentieren. Grundsätzlich wird dabei zwischen zwei unterschiedlich ausgerichteten Arten von Ökobilanzen unterschieden: die auf den Betriebsstandort bezogene Ökobilanz bzw. die auf das Produkt bezogene Ökobilanz. In der folgenden Abbildung wird die Abgrenzung zwischen beiden anschaulich dargestellt.[60]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Arten von Ökobilanzen (Systemabgrenzungen)

Quelle: Braunschweig, A. (2002)

In obiger Darstellung ist ersichtlich, dass der jeweiligen Ökobilanz als Bezugssystem entweder das Produkt oder das Unternehmen zu Grunde liegt.

3.7.1. Produkt-Ökobilanz

Bei der Produkt-Ökobilanz wird der gesamte Lebenszyklus eines Produktes betrachtet. In der Normenreihe ISO 14040ff werden die Rahmenbedingungen genannt, die für eine Produktökobilanz beachtet werden müssen: die Prinzipien und allgemeine Anforderungen,[61] die Festlegung des Ziels und des Untersuchungsrahmens sowie Sachbilanz,[62] die Wirkungsabschätzung[63] und die Auswertung.[64]

Die Abfolge der einzelnen Normen legt gleichzeitig eine methodische Vorgangsweise zum „Life Cycle Assessment” nahe:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Arbeitsschritte einer Ökobilanz

Quelle: DIN EN ISO 14040:1997, (geringfügig modifiziert) in Kanning, H.

Insgesamt soll das LCA durch die fortlaufende Abfolge der Prozessschritte eine kontinuierliche Verringerung der Umweltauswirkungen mit sich bringen.[65] Das LCA wird in der Praxis überwiegend zum Vergleich von Produktalternativen herangezogen. Kanning gibt dabei zu bedenken, dass die LCA zu Grunde liegenden Daten und die Abgrenzung unbedingt berücksichtigt werden müssen, bevor „[…] Schlussfolgerungen gezogen oder Ergebnisse auf andere Sachverhalte übertragen werden. […]“[66]

3.7.2. Standort-Ökobilanzen

Zur Darstellung der Standort bezogenen Ökobilanzen sei auf die Ökobahn[67] verwiesen. Als Bezugsgröße des Stoffstromes wird dort die Masse verwendet, wobei der Input gleich dem Output ist.

Die Norm ISO 14031[68] ist „[…] speziell auf die betriebliche Bewertung der Umweltauswirkungen ausgerichtet […]“ und verlangt die Bildung von Kennzahlen.[69] Neben dem bereits beschriebenen Bezug auf die Masse können natürlich auch andere Produkt- und Prozesseigenschaften als Bezugsgrößen für einzelne Stoffe oder Prozesse verwendet werden, wie z.B. Volumina, Energieinhalt, Lärmemission etc. Durch den Periodenvergleich von Kennzahlen können Umweltauswirkungen quantifiziert werden. Er bildet so die Grundlage für die Interpretation der zu Grunde liegenden Einflüsse und trägt dadurch zur besseren Transparenz der betrieblichen Abläufe bei. Das in Punkt 3.6 beschriebene Kontingenz-Problem durch die Ausblendung von Information wird durch die Fokussierung auf umweltrelevante Einzelprozesse relativiert.

Zusätzlich zu den betriebswirtschaftlichen Instrumenten hilft die Darstellung der Ökobilanz, Einsparpotentiale leichter zu identifizieren. In weiterer Folge können die gesetzten Umweltmaßnahmen monetären Erfolg des Unternehmens beitragen. Eingebettet in den institutionellen Rahmen von UMS stellt die Anwendung der ISO 14031 also ein zusätzliches Controlling-Instrument dar und ergänzt den systematischen Aufbau von UMS durch die Unterstützung bei der Auswahl und Anwendung von Kennzahlen.[70] Die folgende Abbildung stellt diese Einbettung anschaulich dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Ökobilanzen im Umweltmanagementsystem

Quelle: Braunschweig, A. (2002)

In der Praxis kommen Standortbilanzen nach ISO 14031 allerdings sehr selten vor. Wenn die Umweltauswirkungen von Standorten erfasst und bewertet werden, passiert dies insbesondere bei kleinen Betriebsstandorten nicht in einer standardisierten Form.[71]

[...]


[1] Alle in dieser Arbeit genannten Bezeichnungen von Berufen, Personengruppen o.ä. beziehen sich in gleicher Weise auf Frauen wie Männer.

[2] Vgl. Lechner/Egger/Schauer (1999), S. 54

[3] Vgl. Luhmann, N. in Steinmann/Schreyögg (2000),S. 129

[4] Vgl. Hammann/Lohrberg 1986, S. 5 in Kleinaltenkamp/Plinke (2000), S. 374

[5] Vgl. Egger/Winterheller (2002), S. 13

[6] vgl. Friedemann (1998), Wagner (1997) in Hansmann (1998), S. 5

[7] Vgl. Meffert/Kirchgeorg (1998), S. 9

[8] vgl. Lechner/Egger /Schauer (1999), S. 35

[9] vgl. Egger/Winterheller (2002), S. 26

[10] vgl. Plinke in Kleinaltenkamp/Plinke (2000), S. 8

[11] vgl. Pearce/Turner (1990) in der Übersetzung des Colegio de Economistas de Madrid (1995), S. 93

[12] vgl. Altenkamp/Plinke (2000), S. 6

[13] vgl. Pearce/Turner (1990) in der Übersetzung des Colegio de Economistas de Madrid (1995), S. 93

[14] vgl. o.V. Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Neoliberalismus

[15] vgl. hierzu und im Folgenden Berger/Huber (2004), S. 2

[16] „Wo kein Kläger, da kein Richter“, s. Anhang 2: Befragung Umweltberater

[17] vgl. Kleinaltenkamp/Plinke (2000), S. 18

[18] vgl. Festinger, L. (1970): A theory of cognitive dissonance in Mugler (1993), S. 59

[19] vgl. Seicht (1997), S. 18

[20] vgl. Meffert/Kirchgeorg (1998), S. 16

[21] vgl. Mugler (1993), S. 63f

[22] Vgl. WKG §3 (1)

[23] vgl. WKG § 4 (1)

[24] vgl. o.V., www.umweltzeichen.at, o.S

[25] vgl. oV. www.umweltzeichen.at/article/archive/8833; Umweltzeichen Tourismus - FAQ

[26] vgl. Punkt 3.11.4

[27] vgl. hier und im Folgenden o.V., www.emas.gv.at, o.S.

[28] vgl. UMG, III. Abschnitt

[29] vgl. hier und im Folgenden Mugler (1993), S.64

[30] vgl. Sattler et al. (2004); Umweltrelevante betriebliche Förderungen in Wien

[31] vgl. hier und im Folgenden oV., http://umwelt.lebensministerium.at/article/articleview/26974/1/7076, o.S.

[32] Eine Erklärung für die Wahloption des Untätigbleibens bietet die Politikwissenschaft. Insbesondere dann, wenn das wahlberechtigte Individuum nicht davon überzeugt ist, dass die Entscheidung für eine beliebige der vorgelegten Varianten ihm zusätzlichen Nutzen bringt, steigt der Anteil der Nichtwähler. Dieses Wahlverhalten wird als „efficacy“ bezeichnet.

[33] vgl. Varian (2001), S. 50f

[34] Das erklärt die Häufung von Abfallentsorgungsbetrieben bei den besonders kleinen Unternehmen.

[35] T. Hruschka, Ansprechpartner im Programmmanagement des ÖBP Wien, führt in Vortragsunterlagen ein Zitat eines global tätigen Treibstoffkonzerns an, wonach eine eigene Werbekampagne mit einem durch die Teilnahme am ÖBP Wien vergleichbaren öffentlichkeitswirksamen Effekt etwa 36.000 Euro gekostet hätte.

[36] Vgl. Steinmann/Schreyögg (2000), S.496f

[37] vgl. Seicht (1997), S. 17

[38] vgl. Mugler (1993), S. 9

[39] s. Anhang 2: Befragung Umweltberater

[40] vgl. hier und im Folgenden o.V., Presseinformation des ÖBP Wien (2004)

[41] vgl. Martinuzzi/Hametner/Konrad/Schwaiger (2004); S. 6

[42] In der Presseinformation wird als Äquivalent der Energiekonsum von 19.000 Wiener Haushalten angeführt. Man bedenke dabei, dass die Einsparungen auf die gesamte Laufzeit des ÖBP Wien bezogen sind, während offenbar ein Konsum von 3.000 kWh pro Haushalt pro Jahr angenommen wurde. Das Energieversorgungsunternehmen Salzburg AG gibt den Strombedarf eines Haushalts mit zwei bis drei Personen mit 3.500 kWh pro Jahr an, weshalb der Wert plausibel ist.

[43] vgl. Martinuzzi/Hametner/Konrad/Schwaiger (2004); S. 10

[44] vgl. Martinuzzi/Hametner/Konrad/Schwaiger (2004); S. 6

[45] Vgl. o.V., Presseinformation ÖBP Wien (2004), S. 3

[46] vgl. Martinuzzi/Hametner/Konrad/Schwaiger (2004), S. 13

[47] vgl. Martinuzzi/Hametner/Konrad/Schwaiger (2004), S. 17

[48] vgl. Martinuzzi/Hametner/Konrad/Schwaiger (2004), S. 15

[49] vgl. Martinuzzi/Hametner/Konrad/Schwaiger (2004), S. 17

[50] Dennoch ist der Autor der Meinung, dass der Zugang zu Kleinstunternehmen verbessert werden muss, statt den ÖBP Wien als Nischenprogramm für große Unternehmen zu etablieren.

[51] vgl. Steinmann/Schreyögg (2000), S. 137

[52] vgl. EU Kommission (2001), VO Nr. 761/2001

[53] Die Darstellung der Ökobahn ist Teil der Beratung zum Modul ÖKOPROFIT, s. Punkt 3.11.2

[54] Die Ökobahn stellt die Stoff- und Energieströme eines Betriebes dar. In diesem Zusammenhang sei auch auf Abbildung 1 verwiesen, in der das Unternehmen als offenes System dargestellt wird.

[55] s. Anhang 2: Befragung Umweltberater

[56] s. Anhang 2: Befragung Umweltberater

[57] vgl. Steinmann/Schreyögg (2000), S. 129

[58] vgl. Luhmannn, N., Soziale Systeme, S. 47, in Steinmann/Schreyögg (2000), S. 130

[59] s. Anhang 2: Befragung Umweltberater

[60] Auf die ebenfalls in Abbildung 5 angedeutete „strategische Ökobilanz“ wird hier nicht eingegangen.

[61] ÖNORM EN ISO 14040 (1997)

[62] ÖNORM EN ISO 14041 (1999)

[63] ÖNORM EN ISO 14042 (2000)

[64] ÖNORM EN ISO 14043 (2000)

[65] vgl. Rainer (1998), S. 5

[66] vgl. Kanning (1999), o.S.; Umweltbilanzmethoden

[67] s. Abbildung 4: Ökobahn eines Beispielbetriebes

[68] Vgl. DIN EN ISO 14031 (2000)

[69] vgl. Rainer (1998) S. 13

[70] vgl. o.V., www.stenum.at/produkte/2a-2.htm, o.S.; UMS

[71] s. Anhang 2: Befragung Umweltberater

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832490980
ISBN (Paperback)
9783838690988
DOI
10.3239/9783832490980
Dateigröße
918 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule des bfi Wien GmbH – Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2005 (November)
Note
2,0
Schlagworte
contracting umweltberatung ersatzinvestition transaktionskosten
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Titel: Umsetzung von Umweltmaßnahmen in KMU
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