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Mögliche Einflussfaktoren eines Vibrationstrainings auf die Maximalkraft, Schnellkraft, Reaktivität und Kraftausdauer

©2005 Doktorarbeit / Dissertation 148 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Die Suche nach neuen und effektiveren Krafttrainingsmethoden hat in den letzten Jahren verstärkt zugenommen. Mit ausgelöst wurde dies durch den Trend zu immer kürzeren Trainingszeiten sowie der Forderung nach einem noch effizient Krafttraining. Dies kann durch Vibrationskrafttraining erreicht werden.
In den letzten Jahren wurden mehrere Untersuchungen zur Bestimmung der Belastungsnormative durchgeführt. Mittels der Literatur sollten in der vorliegenden Arbeit die Grenzbereiche der Belastbarkeit für die Höhe der Belastungsnormative Amplitude und Frequenz definiert und Erkenntnisse für das Zusatzgewicht erzielt werden. Sportwissenschaftler haben unterschiedliche Vibrationsgeräte entwickelt und mit diesen Untersuchungen mit Amplituden im Bereich von 0,2 bis 10 mm durchgeführt. In der Sportwissenschaft gibt es immer noch Unklarheit in der Frage nach der angemessenen Amplitude.
In der vorliegenden Arbeit sollte der Versuch unternommen werden, die Einflussfaktoren eines Krafttrainings unter Vibrationsbelastung auf die Kraftkomponenten zu untersuchen.
Zu diesem Zweck wurde ein klassischer Gruppenvergleich mit Eingangs- und Endtest durchgeführt. Im Gruppenvergleich führten 44 Probanden ein Training (4 Wochen, 12 Trainingseinheiten) der Beinmuskulatur mittels Kniebeugen (30 s, ca. 12-15 Wdhl., 60 s Pa, 6 Se.) mit einer sog. Jochhantel (Gewicht: 40 % des 1 RM) durch. Die Probanden der Vibrationsgruppe (VL: n=12, VH: n=12) wurden während der Ausführung der Kniebeugen zusätzlich einer Vibrationsbelastung von 30 bis 40 Hz und einer 2 oder 4 mm Amplitude ausgesetzt. Vor und nach der Trainingsphase wurde mit allen Probanden Tests zur Bestimmung der Kraftkomponenten bzw. der Maximalkraft, Kraftausdauer, Schnellkraft und Reaktivkraft ausgeführt. Aus der Befindlichkeitsskala geht hervor, dass die Vibrationsmethode ein gemäßigtes Positivgefühl bei den Probanden verursacht hat und in keinen Fall unangenehm war.
Bei allen drei verschiedenen Gruppen konnte eine Verbesserung zwischen Eingangs- und Endtest (Isometrische Maximalkraft und Kraftausdauer, Squat Jump, Counter Movement Jump, Drop Jump) festgestellt werden. Dabei erreicht die Trainingsgruppe, die mit der höchsten Amplitude von 4 mm trainiert hatte, die höchsten prozentualen Verbesserungen.
Beim Drop Jump steigerten sich nur die beiden Vibrationsgruppen, während beim traditionellen Training keine Verbesserung eintrat. Diese Resultate zeigen eine Interaktionssignifikanz […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Verzeichnis der Abbildungen

Verzeichnis der Tabellen

Verzeichnis der Abkürzungen

1 Einleitung

2 Literaturbesprechung
2.1 Strukturierung des Einflussfaktoren auf die sportliche Leistung
2.2 Struktur eines Sarkomers
2.3 Kontraktile und sarkomere Proteine
2.3.1 Myosin
2.3.2 Aktin
2.3.3 Titin
2.4 Systematisierung des Menschlichen kraftverhaltens
2.4.1 Spezifische Betrachtung der Kraft
2.4.2 Analytisches Modell zum menschlichen Kraftverhalten
2.4.2.1 Maximalkraft
2.4.2.2 Schnellkraft
2.4.2.3 Reaktivkraft
2.4.2.4 Kraftausdauer
2.5 Die traditionellen Krafttrainingsmethoden im Überblick
2.5.1 Neuromuskuläre Adaptationen durch Krafttraining
2.5.2 Die Klassifizierung der Krafttrainingsmethoden
2.5.3 Die Belastungsnormative des Krafttrainings
2.6 Wirkungsmechanismus von Vibration
2.6.1 Elektro- Stimulation
2.6.2 Mechanische Vibration
2.6.2.1 Neurophysiologische Aspekte
2.6.2.1.1 Dehnungs- Verkürzungs- Zyklus (DVZ)
2.6.2.1.2 Tonischer Vibrationsreflex (TVR)
2.6.2.2 Das Vibrationskrafttraining
2.6.2.3 Kategorisierung von Vibrationen
2.6.2.4 Die Belastungsnormative des Vibrationskrafttrainings
2.6.3 Gesundheitsgefahren
2.6.4 Aktueller Forschungsstand zum Vibrationskrafttraining
2.6.4.1 Konzeption für die Systematisierung des Forschungsstandes
2.6.4.2 Tabellarische Darstellung der Krafttrainingsuntersuchungen
2.6.4.3 Kommentierung des Forschungsstandes im Vibrationskrafttraining

3 Eigene Untersuchung
3.1 Die Hypothesen der Untersuchung
3.2 Methodik
3.2.1 Stichprobe und Trainingsgruppe
3.2.2 Parameter der Kraftdiagnostik und der Trainingsbelastung
3.2.3 Untersuchungsgang im Gruppenvergleich
3.2.3.1 Eingangstest – 1
3.2.3.2 Eingangstest – 2
3.2.3.3 Endtest -1
3.2.3.4 Endtest -2
3.2.3.5 Training
3.2.4 Trainingsmittel und Messgeräte
3.2.5 Datenanalyse
3.2.6 Datenverarbeitung und Statistik

4 Ergebnisse
4.1 Ergebnisse der Gruppenvergleiche
4.1.1 Befindlichkeitsskala
4.1.2 Krafttests
4.2 Ergebnisse von ausgewählten Probanden
4.3 Zusammenfassung der Ergebnisse
4.3.1 Kraftkomponenten
4.3.2 Sprünge
4.4 überprüfung Der Hypothesen

5 Diskussion
5.1 auswirkungen auf die Kraftkomponenten
5.1.1 Maximalkraft
5.1.2 Sprungkraft
5.1.2.1 Schnellkraft
5.1.2.2 Reaktivkraft
5.1.2.2.1 Counter Movement Jump
5.1.2.2.2 Drop Jump
5.1.3 Kraftausdauer
5.2 Befindlichkeitsskala
5.3 Trainingsempfehlungen

6 Zusammenfassung

7 Literaturverzeichnis

8 Anhang

Lebenslauf

Verzeichnis der Abbildungen

Abbildung 1: Die sportliche Leistung und ihre möglichen Komponenten. Innere Kreis: Leistungsvollzugszentrum (Handlungsregulation). Äußerer Kreis: sportwissenschaftlich-praktisch orientierte (definierte) Leistungskomponenten (in Anlehnung an Ehlenz et al. 2003. S. 12).

Abbildung 2: Aufbau der Skelettmuskulatur (mod. nach di Prampero 1985)

Abbildung 3: Darstellung der „Gleitfilamenttheorie“ der Muskelkontraktion. Im entspannten Zustand liegen die Z- Scheiben 2,5 µm auseinander. Im verkürzten Zustand haben die Z- Scheiben sich einander angenähert und die dicken und dünnen Filamente überlappen sich größtenteils (mod. nach Alberts et al. 1994).

Abbildung 4: Darstellung von zusätzlichen Proteinen des Sarkomers (nach Billeter et al. 2003)

Abbildung 5: Ein Myosinmolekül: Myosin besteht aus sechs Proteinketten, zwei schweren Ketten in jedem Kopf und vier leichten Ketten, deren Aufgabe in der Stabilisation des Hebelarmes am Ansatz des Kopfes besteht. Die ATPase findet in den Köpfen statt (mod. nach Alberts et al. 1994 und Geeves & Holmes 1999)

Abbildung 6: Modell einer Einheit eines dünnen Filaments mit der Darstellung der Positionen von Aktin, Tropomyosin und den Troponinuntereinheiten Troponin I, C und T (nach Alberts et al. 1994)

Abbildung 7: Schematische Darstellung der Funktion der (elastischen) Titin- Filamente. (a) Titin- Filamente verbinden die M- Linie der dicken Filamente mit den Z- Scheiben. Titin ist mit dem dicken Filament verbunden und nur schwach oder gar nicht mit dem dünnen Filament. Das PEVK- Segment ist die Region der größten Elastizität in den Titin- Filamenten. Die Aufgabe für die elastischen Elemente auf beiden Seiten besteht in der Zentrierung der dicken Filamente in Ruhelage. (b) Ein überdehntes Sarkomer wird trotz des fehlenden Überlappens der dünnen und dicken Filamente zusammen gehalten (mod. nach Horowitz & Podolsky 1987).

Abbildung 8: Dimensionsmodell zum menschlichen Kraftverhalten (in Anlehnung an Güllich, Schmidtbleicher 1999, S. 224)

Abbildung 9: Abhängigkeit der maximalen Kontraktionsgeschwindigkeit vor der Größe der Auflast bzw. der aufzuwendenden Kraft (Hillsche Kurve): Geringere Kontraktionsgeschwindigkeit mit zunehmender Auflast und umgekehrt (modifiziert nach Hill, Grosser et al. 1987, S. 132)

Abbildung 10: Struktur der motorischen Eigenschaft Schnellkraft (in Anlehnung an Güllich, Schmidtbleicher 1999, S. 224)

Abbildung 11: Kraft- Geschwindigkeit- Kurve (a) (in blau) und Muskelleistungskurve (b) (in rot) im Vergleich. Beim isolierten Muskel liegt die maximale Leistung bei einem Krafteinsatz von ca. 30-35% der Maximalkraft vor (in gelb) (nach Ehlenz et al., 2003)

Abbildung 12: Struktur der motorischen Eigenschaft Kraftausdauer (in Anlehnung an Güllich, Schmidtbleicher 1999, S. 224)

Abbildung 13: Kontrolle der Muskeln durch das Nervensystem

Abbildung 14: Neuronale Adaptationen der Muskulatur (Agonist, Synergist und Antagonist) durch Krafttraining (mod. nach Sale 2003)

Abbildung 15: Darstellung der gesteigerten Kraftleistung durch ein durch Training erhöhtes Aktivierungsniveau der Agonisten (mod. nach Sale 2003)

Abbildung 16: Krafttrainingsadaptationen

Abbildung 17: Schematische Darstellung der relativen neuronalen und muskulären Anpassungen (mod. nach Sale 2003)

Abbildung 18: Die Belastungsnormative des traditionellen Krafttrainings

Abbildung 19: Verbindung von Muskelspindel mit Motoneuronen und Muskeln. (1) stellt einen Dehnungsreflex dar. (2) stellt einen tonischen Dehnungsreflex (TVR) dar. (Hollmann, Hettinger 2000, S. 39).

Abbildung 20: Darstellung des Dehnungs- Verkürzungs- Zykluses beim Gehen, Laufen und Springen. (a) Voraktivierung des Muskels vor der Landung, (b) exzentrische Phase, (c) nach der Dehnungsphase folgt die konzentrische Aktion (mod. nach Komi 2003)

Abbildung 21: Darstellung der Kopplungszeit zwischen der exzentrischen und der konzentrischen Phase des DVZs. (c) stellt eine reine konzentrische Kontraktion der Knieextensoren von 100° zu 175° dar. (b) zeigt eine exzentrische (-) Aktion, auf die eine konzentrische (+) ohne Verzögerung folgt. Die exzentrische Phase beginnt in der Mitte der Bewegung von 175° und endet an der 90°- Position. Bei (a) ist die Pause zwischen exzentrischer und konzentrischer Phase lang (0,9 s). Der Effekt der Kraftpotenzierung ist dadurch vermindert (mod. nach Komi 1983).

Abbildung 22: Examples of fascicle length changes in the vastus lateralis (VL) and gastrocnemius (GA) muscles in squat jumps (left), Counter Movement Jumps (middle) and Drop Jumps (right) on the sledge. The figures also show respective EMG activities as well as patellar tendon force (optic fibre technique) and the sledge force plate force. The second dashed line refers to the end of the braking ohase in the Counter Movement and Drop Jump conditions. (from Komi et al. 2003)

Abbildung 23: Vibration induced contraction by the Tonic Vibration Reflex (TVR) (mod. nach Park, Martin 1993). VIC; vibration induced contraction

Abbildung 24: Kategorie der Vibration (mod. nach Griffin 1994)

Abbildung 25: Die Belastungsnormative des Vibrationskrafttrainings

Abbildung 26: Beispiel einer Periode mit Darstellung der Amplitude

Abbildung 27: MK-Entwicklung [%] der beiden Probanden von der 1. bis zur 24. Messung bei der Übung Bankdrücken (M. pectoralis major). 1.– 19. Messung : MK-Tests im Anschluss an die Trainingseinheiten. Zwischen der 19. und 21. Messung (3 bzw. 4 Wochen nach Belastungsende): Trainingspause. Nach der 21. Messung: Beginn mit herkömmlichem Training (mod. nach Wessels 2003)

Abbildung 28: Darstellung der Untersuchungsdetails als Grundlage für eine Systematisierung des Forschungsstandes zum Vibrationskrafttraining

Abbildung 29: Beinpresse „Desmotronic“ der Fa. Schnell. In den motorbetriebenen Schlitten mit den Fußstützen (rechts) sind Kraftmessdosen mit Dehnungsmessstreifen eingebaut

Abbildung 30: Exemplarische Kraft-Zeit-Kurven einer isometrischen Messung auf der „Desmotronic“-Beinpresse. Rote Linie = linkes Bein, blaue Linie = rechtes Bein

Abbildung 31: Power Plate Trainingsgerät des Herstellers Power Plate International, Badhoevendorp, Niederlande (www.power-plate.de)

Abbildung 32: Die Befindlichkeitsskala der Trainingsgruppen

Abbildung 33: Darstellung der Mittelwerte und Standardabweichungen für den statischen Maximalkrafttest (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung 34: Darstellung der Mittelwerte und Standardabweichungen für die Maximalwiederholungszahl (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung 35: Darstellung der Mittelwerte und Standardabweichungen für die Sprunghöhe beim Squat Jump (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung 36: Darstellung der Mittelwerte und Standardabweichungen für die maximale Sprunghöhe relativ zum Körpergewicht beim Squat Jump (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung 37: Darstellung der Mittelwerte und Standardabweichungen für die Sprunghöhe beim Counter Movement Jump (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung 38: Darstellung der Mittelwerte und Standardabweichungen für die maximale Sprunghöhe relativ zum Körpergewicht beim Counter Movement Jump (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung 39: Darstellung der Mittelwerte und Standardabweichungen für die Sprunghöhe beim Drop Jump (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung 40: Darstellung der Mittelwerte und Standardabweichungen für die Bodenkontaktzeit (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung 41: Darstellung der Mittelwerte und Standardabweichungen für die maximale Sprunghöhe relativ zum Körpergewicht beim Drop Jump (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung 42: Individuelle Veränderung der Kraftparameter ausgewählter Probanden von Eingangs- zu Endtest. (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung 43: Darstellung der Vibrationstrainingsanwendungen

Abbildung 44: Stufen des langfristigen Trainingsaufbaus. Basistraining und / oder niedriges Leistungsniveau (rot), Aufbautraining und / oder mittleres Leistungsniveau (orange, gelb) und Hochleistungstraining (grün). Die durchlässigen Linien und der fließende Farbübergang symbolisieren die Variabilität der Trainingsmethoden (mod. nach Martin 1991)

Abbildung 45: Basistraining zur Reaktivkraftverbesserung mit traditionellen Methoden und Vibrationstraining

Abbildung 46: Aufbaue- und Hochleistungstraining zur Reaktivkraftverbesserung mit traditionellen Methoden und Vibrationstraining

Abbildung A 1: Interaktion des Maximalkrafttests (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung A 2: Interaktion des Maximalwiederholungstests (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung A 3: Interaktion des Squat Jump Tests (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung A 4: Interaktion des Counter Movement Tests (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung A 5: Interaktion des Drop Jump Tests (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung A 6: Interaktion des Bodenkontaktzeittests (KG: Kontrollgruppe, TK: Traditionelles Krafttraining, VH: Vibrationsgruppe-High mit 4 mm Amplitude und VL: Vibrationsgruppe-Low mit 2 mm Amplitude)

Abbildung A 7: Interaktion des Maximalkrafttests (Vibrationsgruppen vs. Traditionelles Krafttraining)

Abbildung A 8: Interaktion des Maximalwiederholungstests (Vibrationsgruppen vs. Traditionelles Krafttraining)

Abbildung A 9: Interaktion des Squat Jump Tests (Vibrationsgruppen vs. Traditionelles Krafttraining)

Abbildung A 10: Interaktion des Counter Movement Tests (Vibrationsgruppen vs. Traditionelles Krafttraining)

Abbildung A 11: Interaktion des Drop Jump Tests (Vibrationsgruppen vs. Traditionelles Krafttraining)

Abbildung A 12: Interaktion des Bodenkontaktzeittests (Vibrationsgruppen vs. Traditionelles Krafttraining)

Abbildung A 13: Fragebogen zum Krafttraining

Abbildung A 14: Basistraining zur Reaktivkraftverbesserung mit traditionellen Methoden und Vibrationstraining

Abbildung A 15: Aufbaue- und Hochleistungstraining zur Reaktivkraftverbesserung mit traditionellen Methoden und Vibrationstraining

Verzeichnis der Tabellen

Tabelle 1: Die Proteine und ihre Aufgaben (mod. nach Billeter et al. 2003)

Tabelle 2: Kraftformen, Trainingsmethoden, Methodencharakterisierung und Anwendungsbereiche (=differenzierter Überblick)

Tabelle 3: Legende der 28 Studien zum Vibrationskrafttraining

Tabelle 4: Untersuchungen zum Vibrationskrafttraining

Tabelle 5: Darstellung der anthropometrischen Daten, der Sportarten sowie der Gruppeneinteilung der Probanden

Tabelle 6: Die Trainingseinheitsplanung und die Tests

Tabelle 7: Belastungsnormative für die VL (Mesozyklus von 4 Wochen)

Tabelle 8: Belastungsnormative für die VH (Mesozyklus von 4 Wochen)

Tabelle 9: Belastungsnormative für die TK (Mesozyklus von 4 Wochen)

Tabelle 10: Die Bewertungen der Probanden der kompletten Trainingsphase in einer Befindlichkeitsskala

Tabelle 11: Zusammenfassung der Ergebnisse für H0 (1)

Tabelle 12: Zusammenfassung der Ergebnisse für H0 (2)

Tabelle A 1: Zusammenfassung der 28 Untersuchungen zum Vibrationskrafttraining

Tabelle A 2: Ergebnisse der ANOVA für Messwiederholung für die isometrische Maximalkraft

Tabelle A 3: Ergebnisse der ANOVA für Messwiederholung für die Maximalwiederholungszahl

Tabelle A 4: Ergebnisse der ANOVA für Messwiederholung für den Squat Jump

Tabelle A 5: Ergebnisse der ANOVA für Messwiederholung für den Counter Movement Jump

Tabelle A 6: Ergebnisse der ANOVA für Messwiederholung für den Drop Jump

Tabelle A 7: Ergebnisse der ANOVA für Messwiederholung für die Bodenkontaktzeit

Tabelle A 8: : Ergebnisse der ANOVA für Messwiederholung für die isometrische Maximalkraft (Vibrationsgruppe-Low und Vibrationsgruppe-High vs. Traditionelles Training: TK)

Tabelle A 9: Ergebnisse der ANOVA für Messwiederholung für die Maximalwiederholungszahl (Vibrationsgruppe-Low und Vibrationsgruppe-High vs. Traditionelles Training: TK)

Tabelle A 10: Ergebnisse der ANOVA für Messwiederholung für den Squat Jump (Vibrationsgruppe-Low und Vibrationsgruppe-High vs. Traditionelles Training: TK)

Tabelle A 11: Ergebnisse der ANOVA für Messwiederholung für den Counter Movement Jump (Vibrationsgruppe-Low und Vibrationsgruppe-High vs. Traditionelles Training: TK)

Tabelle A 12: Ergebnisse der ANOVA für Messwiederholung für den Drop Jump (Vibrationsgruppe-Low und Vibrationsgruppe-High vs. Traditionelles Training: TK)

Tabelle A 13: Ergebnisse der ANOVA für Messwiederholung für die Bodenkontaktzeit (Vibrationsgruppe-Low und Vibrationsgruppe-High vs. Traditionelles Training: TK)

Verzeichnis der Abkürzungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die Muskelkraft ist von elementarer Bedeutung im Leben eines Menschen. Insbesondere im Sport (Leistungs-, Amateur- und Breitensport), wie auch in der Prävention und Rehabilitation, sind die Muskelkraft und das dazugehörige wesentliche Krafttraining Leistungsvoraussetzungen. Während der letzten zehn Jahre gab es auf Grund zahlreicher Studien neue Erkenntnisse über das Krafttraining, wobei die Sportwissenschaft ständig an einer Weiterentwicklung und Optimierung der Trainingsmethoden und –geräte interessiert ist (Komi 2003). Diese sollen neue Reize in Effektivität und Umsetzung setzen und die konventionelle Trainingsweise übertreffen. So ist im modernen Krafttraining in den verschiedenen Leistungsebenen ein Trend zu kürzeren Trainingszeiten erkennbar. Durch den Einsatz von mechanischer Vibration oder Elektrostimulation wird dies erreicht.

Für den Menschen im Alltag und in der Arbeitswelt ist die biomechanische Vibration eine bekannte Erfahrung, welche reduziert werden muss. Erscheinungsformen sind eine Fahrt im Auto, ein Hubschrauberflug, eine Schifffahrt oder eine Fahrt mit dem Fahrrad über eine holprige Strasse. Im Bereich der Arbeitswelt trifft dies z.B. auf die Benutzung einer Bohrmaschine oder eines Presslufthammer zu. Deshalb existieren ISO- Normen (z.B. ISO 2631) für Vibrationsbelastungen auf den Menschen beim Einsatz von Maschinen. Im Sport wird diese Vibrationsbelastung verstärkt, z.B. beim Skifahren, Inlineskating oder Mountainbikefahren. Verschiedene Vibrationen können eine negative Auswirkung auf den menschlichen Organismus (z.B. orthopädische Probleme an der Wirbelsäule) und das Allgemeinbefinden (Unwohlsein, „Seekrankheit“ u.ä.) haben. Daher wird seit mehreren Jahren im Sport in der Sportgeräteentwicklung an der Dämpfung der Mensch-Maschine-Ankopplung und in den verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen (z.B. Arbeitswissenschaft) an einer Reduktion der Vibrationsbelastungen geforscht.

In der Trainingswissenschaft wird seit mehreren Jahren der Einfluss des Vibrationstrainings auf den menschlichen Organismus untersucht. Insbesondere im Kraftbereich wird versucht, neue Methoden durch verschiedene Vibrationsgeräte zu entwickeln. Die Vibrationsstimulation, auch Biomechanische Stimulation (BMS) oder Rhythmisch Neuromuskuläre Stimulation (RNS), hat seit der Erforschung vor mehr als 30 Jahren Einzug in die Sportwissenschaft gefunden. Es werden dabei Schwingungen in schneller Folge durch den Körper geleitet. Dadurch scheinen zusätzliche Adaptationen im menschlichen Organismus durch erhöhte Rekrutierungs-, Frequenzierungs- und Synchronisationsraten in der Muskulatur ausgelöst zu werden. Insofern wirkt die Vibrationsbelastung durch das Auslösen von Reflexen auf das Muskelsystem ein. In veröffentlichten Trainingsstudien konnte mehrfach eine höhere Effizienz im Vergleich zu konventionellem Training dokumentiert werden (z.B. Issurin et al. 1994, Becerra und Becker 2000). Allerdings gibt es noch keine klare Strukturierung im Hinblick auf die Belastungsnormative.

Ziel dieser Untersuchung ist es, den Einfluss der verschiedenen Krafttrainingsmethoden auf die Kraftkomponenten Maximalkraft, Schnellkraft, Reaktivkraft und Kraftausdauer zu untersuchen. Dies soll in einem Vergleich zwischen traditionellem und Vibrationskrafttraining mit verschiedenen Belastungsnormativen geschehen.

Im letzten Teil der vorliegenden Arbeit werden Trainingsempfehlungen für die Praxis gegeben.

2. Literaturbesprechung

2.1 Strukturierung des Einflussfaktoren auf die sportliche Leistung

Die Kraft hat einen zentralen Einfluss in unserem Alltag und spielt eine wesentliche Rolle bei so einfach erscheinenden Tätigkeiten wie z.B. Aufstehen und Hinsetzen, Treppensteigen und Tätigkeiten im Haushalt. Alle körperlichen Aktivitäten des Menschen sind ohne Kraft undenkbar, so geschieht dies heute zusätzlich in vielfältigen Bereichen wie bspw. dem Fitness-, Gesundheits-, Rehabilitation- und Präventionstraining (Stone et al. 2003). Insbesondere kann sportliche Leistung nur mit einem bestimmen Einsatz an motorischer Kraft verwirklicht werden. Die Kraft bzw. die Kraftkomponenten haben eine große Bedeutung im Sport und speziell im Leistungsport. Jeder Sportdisziplin hat in bestimmte Art und Weise eine spezielle Trainingsmethode, die von der Periodisierung des Trainings abhängt (Ehlenz 2003, Grosser et al. 2001, Boeckh-Behrens et al. 2001). Nach dem Modell nach Ehlenz (Ehlenz et al. 2003, S. 12) ist die Kraft eine Komponente der konditionellen Fähigkeiten der sportlichen Leistung. Eine sportliche Leistung, z.B. ein Sprint, ein Radschlag im Turnen, Skispringen u. a., muss als ein Komplex, bestehend aus einer Vielzahl einzelner Fähigkeitsbereiche, Fähigkeiten, Elemente und Bedingungen gesehen werden (s. Abb. 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Die sportliche Leistung und ihre möglichen Komponenten. Innere Kreis: Leistungsvollzugszentrum (Handlungsregulation). Äußerer Kreis: sportwissenschaftlich-praktisch orientierte (definierte) Leistungskomponenten (in Anlehnung an Ehlenz et al. 2003. S. 12).

Die motorische Kraft tritt bei verschiedenen Sportarten bzw. sportlichen Leistungen z. T. in unterschiedlichen Formen auf. Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um vier Erscheinungsformen, die jedoch nicht gleichrangig zu sehen sind: die Maximalkraft, die Schnellkraft, die Reaktivkraft und die Kraftausdauer. (vgl. Ehlenz et al. 2003, Güllich, Schmidtbleicher 1999, Bührle 1989).

2.2 Struktur eines Sarkomers

Die Hauptaufgabe von Muskelfasern, den Zellen von Skelettmuskeln, ist die Kraftentwicklung. Sie sind große Zellen, die tausende von Zellkernen enthalten, ca. 50 µm breit und bis zu 10 cm lang, zu 80% angefüllt mit kontraktilen Organellen, den Myofibrillen. Der Durchmesser der Myofibrillen beträgt etwa 1-2 µm. Sie erstrecken sich oft über die gesamte Länge der Muskelfaser. Ihr Aufbau besteht aus einer linearen Serie von Sarkomeren. Sarkomere sind kontraktile Einheiten, die aus länglichen dicken (Myosin) und dünnen (Aktin, Troponin und Tropomyosin) Filamenten bestehen. Diese liegen genau zwischen den Z- Scheiben, die in einem Abstand von etwa 2,5 µm aufeinander folgen (Billeter et al. 2003) (siehe Abb. 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Aufbau der Skelettmuskulatur (mod. nach di Prampero 1985)

Es wurde nun in den letzten Jahren die Funktionsweise eines dritten Filamentsystems, des Titins, welches Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts entdeckt wurde und aus großen elastischen Molekülsträngen besteht, bekannt. Titin ist das größte bisher beschriebene Polypeptid sowie das dritthäufigste Muskelprotein nach Myosin (43%) und Aktin (22%) mit einem Anteil von 8- 10% an der Gesamtmuskelmasse.

Für die Kontraktion eines Muskels ist die Anwesenheit von Kalzium- Ionen eine notwendige Voraussetzung. Nur durch den Einsatz von Kalzium verkürzen sich die Sarkomere durch das Ineinandergleiten von Aktin- und Myosinfilamenten („sliding theory“ oder „Gleitfilamenttheorie“, (siehe Abb. 3) Die Konsequenz dieser „Gleitfilamenttheorie“ ist, dass durch dass gleichzeitige Ineinandergleiten von Tausenden von Sarkomeren es zu erkennbaren Längenveränderungen und schlussendlich zur Kontraktion des Muskels kommt (s. auch Gordon et al. 2000). Diese Längenveränderung kann immer nur in eine Richtung zielen. Eine Dehnung des Muskels kann deshalb nur durch eine Verkürzung des jeweiligen Antagonisten geschehen. Daher arbeiten Skelettmuskeln immer durch ein Zusammenspiel von Agonist und Antagonist (Billeter et al. 2003).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Darstellung der „Gleitfilamenttheorie“ der Muskelkontraktion. Im entspannten Zustand liegen die Z- Scheiben 2,5 µm auseinander. Im verkürzten Zustand haben die Z- Scheiben sich einander angenähert und die dicken und dünnen Filamente überlappen sich größtenteils (mod. nach Alberts et al. 1994).

2.3 Kontraktile und sarkomere Proteine

Ein Sarkomer besteht zu einem Großteil aus Aktin, Myosin und Titin. Es sind jedoch noch weitere Proteine für den Aufbau, die Aufrechterhaltung und die Funktion eines Sarkomers notwendig. In Tab. 1 erfolgt ein Überblick über die verschiedenen Proteine und ihre jeweiligen Aufgaben (s. auch Abb. 4).

Tabelle 1: Die Proteine und ihre Aufgaben (mod. nach Billeter et al. 2003)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Darstellung von zusätzlichen Proteinen des Sarkomers (nach Billeter et al. 2003)

2.3.1 Myosin

Myosin ist das häufigste Protein in einer quergestreiften Muskelzelle. Das Myosinmolekül besteht aus einem zweigeteilten Kopf, der gelenkartig mit einem Halsstück verbunden ist und nicht nur eine spezifische Bindungsstelle für ATP sondern auch selbst ATPase-Aktivität aufweist. Diese beiden Strukturen bezeichnet man als schweres Meromyosin. Ebenso gelenkartig verbunden lagert sich an dieses das stabförmige Schwanzstück oder ‘leichte Meromyosin’ an. (s. Abb. 5).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Ein Myosinmolekül: Myosin besteht aus sechs Proteinketten, zwei schweren Ketten in jedem Kopf und vier leichten Ketten, deren Aufgabe in der Stabilisation des Hebelarmes am Ansatz des Kopfes besteht. Die ATPase findet in den Köpfen statt (mod. nach Alberts et al. 1994 und Geeves & Holmes 1999)

Das Ineinandergleiten der Aktin- und Myosinfilamente (Gleitfilamenttheorie der Kontraktion) und die reversible Bindung von Myosin an Aktin (Aktomyosinkomplex) werden durch die gelenkartige Beweglichkeit des Kopf-Hals-Stücks ermöglicht. Bündelartig zusammengefasst bilden etwa 150 - 360 sich überlappender Myosinmoleküle durch Aneinanderlagern der Schwanzstücke das Myosinfilament (dickes Filament). Seine Länge beträgt ungefähr 1,6 µm, besteht aus einem Durchmesser von 15 nm und hat ein Molekulargewicht von 500 kDa. Die Schwanzbereiche der entgegengesetzten Myosinfilamente der beiden Halbsarkomere tangieren sich in der Mitte, der sogenannten H-Zone des Sarkomers. Deshalb finden sich auf dieser Distanz von 150 nm keine Myosinköpfe (werden auch als Querbrücken bezeichnet). Die Myosinköpfe sind für die Kraftentwicklung im Muskel verantwortlich. Die dafür notwendige Energie wird in ihnen aus der Hydrolyse von ATP zu ADP gewonnen (Person 2000).

2.3.2 Aktin

Die dünnen Filamente bestehen aus zwei Strängen von Aktinmolekülen, von denen jeder Strang ca. 1 µm lang ist. Die Aktinstränge sind mit Strängen von Tropomyosinmolekülen verbunden. Jedes Tropomyosinmolekül trägt einen Troponinkomplex, welcher aus Troponin C, I und T besteht und regulatorische Funktionen besitzt (s. Abb. 6). Ein Tropomyosinmolekül besteht aus zwei Polypeptidketten und erstreckt sich über sieben Aktin- Monomere, die zu einer α- Helix gewunden sind. Troponin T verbindet Troponin mit Tropomyosin, Troponin I verhindert zwischen Myosin und Aktin in Ruhe eine Brückenbildung und Troponin C ist der Bindungsplatz für Kalziumionen. Sobald Troponin C Ca2+- gesättigt ist, wird der hemmende Effekt von Troponin I auf Grund einer Konformationsänderung des Troponin-Moleküls aufgehoben. Dabei gibt es eine Verschiebung des Tropomyosin, so dass die Myosinbindungsstellen des Aktins freigelegt werden und es zu einer Reaktion von Aktin und Myosin kommt (vgl. Billeter et al. 2003).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Modell einer Einheit eines dünnen Filaments mit der Darstellung der Positionen von Aktin, Tropomyosin und den Troponinuntereinheiten Troponin I, C und T (nach Alberts et al. 1994)

2.3.3 Titin

Im Jahre 1977 wurde Titin zum ersten Mal aus einem Skelettmuskel isoliert und wurde als „connection“ bezeichnet (Maruyama et al. 1977). Titin stellt ca. 10% der ganzen Muskelmasse dar und ist das drittgrößte Protein nach Myosin und Aktin. So liegt bei einem Menschen mit 80 kg Körpergewicht der Titinanteil bei 0,5 kg (Ben Ami 2002). Neue Erkenntnisse zum Verständnis der Struktur der Titinmoleküle und seiner verschiedenen Eigenschaften, wie die Elastizität („springness“) und die Fähigkeit zur Kontrolle der Muskeldehnung, gab es nach der vollständigen Entschlüsselung der Aminosäuren durch Publikationen von Kolmerer und Labeit im Jahre 1995.

Titin besteht aus ungefähr 27 000 Aminosäuren und ist bei einer Länge von 1.3 µm und einem Molekulargewicht von 3- 3.7 MDa das bisher größte beschriebene Polypeptid. Es hat mehrere Aufgaben. Ein Titinmolekül in einem Sarkomer dehnt sich vom Z- Streifen bis zur M- Linie aus und erstreckt sich somit über das halbe Sarkomer. Die Anbindung an die Z- Streifen ist sehr stark und hilft deshalb die Dicke und die Stärke der Z- Scheibe zu bestimmen (s. Abb. 7). Bei einer isometrischen Kontraktion wird durch das Positionieren der dicken Filamente im Zentrum des Sarkomers die aktive Spannung aufrechterhalten (Person 2000). Entlang des dünnen Filaments gibt es keine oder nur schwache Verbindungen mit Titin. Etwa in der Mitte des dünnen Filaments gibt es eine Region, die verantwortlich ist für die Elastizität und den entscheidenden Beitrag zur passiven Spannung leistet, das sog. PEVK- Segment. Der PEVK- Anteil am Titinmolekülanteil beträgt 10%. Der Name setzt sich zusammen aus den vier Aminosäuren Prolin (P), Glutamat (E), Valin (V) und Lysin (K), die 70% der Aminosäuren des PEVK- Segments stellen. Es wird vermutet, dass eine negative Ladung die Stabilität des PEVK- Segments schwächt und so dessen Ausbreitung („unfolding“) ermöglicht (Ben Ami 2002). Dieser Prozess ist die Grundlage für die Dehnung der I- Bande im Muskel.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Schematische Darstellung der Funktion der (elastischen) Titin- Filamente. (a) Titin- Filamente verbinden die M- Linie der dicken Filamente mit den Z- Scheiben. Titin ist mit dem dicken Filament verbunden und nur schwach oder gar nicht mit dem dünnen Filament. Das PEVK- Segment ist die Region der größten Elastizität in den Titin- Filamenten. Die Aufgabe für die elastischen Elemente auf beiden Seiten besteht in der Zentrierung der dicken Filamente in Ruhelage. (b) Ein überdehntes Sarkomer wird trotz des fehlenden Überlappens der dünnen und dicken Filamente zusammen gehalten (mod. nach Horowitz & Podolsky 1987).

2.4 Systematisierung des Menschlichen kraftverhaltens

2.4.1 Spezifische Betrachtung der Kraft

Im Vergleich zum Alltagsleben ist der Stellenwert der Kraft im Sport natürlich erhöht. Vor allem für ambitionierte Athleten ist ein Krafttraining seit langem selbstverständlich. Deshalb liegt der Verbesserung der jeweiligen Leistungen im Sprint, Lauf, Sprung oder Wurf ein der konkreten Bewegungsform ausgerichtetes Krafttraining zu Grunde.

Ehlenz, Grosser und Zintl definierten Kraft als „die Fähigkeit des Nerv-Muskel-Systems, durch Muskeltätigkeit (=Innervations- und Stoffwechselprozesse mit Muskelkontraktionen) Widerstände zu überwinden (konzentrische Kontraktion), ihnen entgegenzuwirken (exzentrische Kontraktion) bzw. sie zu halten (isometrische Kontraktion)“ (2003, S. 11). Über eine eindeutige Definition oder Einordnung der Kraft herrscht in der einschlägigen Literatur kein Konsens. Der Begriff Kraft erfährt zahlreiche Definitionen oder Umschreibungen, (20 Jahre zuvor, mittlerweile hat sich diese Zahl vervielfacht) Bös und Mechling (1983, S. 124) verweisen auf 52 verschiedene Kraftbegriffe. Auch kommt es zu uneinheitlichen Systematisierungen der Kraft, welche durch unterschiedliche Betrachtungsweisen hervorgerufen werden. So wird von einem rein äußerlichen Erscheinungsbild der Kraft eine Unterteilung in dynamische oder statische Kraft, oder nach Bewegungsfertigkeiten bei Berücksichtigung des Krafteinsatzes in Stoß-, Zug-, Sprint-, Sprung- und Schusskraft (nach Letzelter 1971) vorgenommen.

2.4.2 Analytisches Modell zum menschlichen Kraftverhalten

Bührle (1983) beschreibt eine Dimensionierung des Kraftverhaltens in Maximalkraft, Schnellkraft, Kraftausdauer und Reaktivkraft. Güllich, Schmidtbleicher (1999, S. 224) begründen ihre Einteilung mit der Feststellung, dass bei anderen Einteilungen es zur Vermischung der physiologischen Einflussgrößen kommt. Auch habe sich ihre Einteilung in der Praxis bewährt. Ihr Modell besticht durch seine Klarheit in Bezug auf die modellhafte und inhaltliche Struktur.

Die Differenzierung in die „Subkategorien“ Maximalkraft, Schnellkraft und Kraftausdauer geschieht folgendermaßen: Ihr Anteil ist nicht gleichwertig, die Maximalkraft stellt die Basis für die Schnellkraft, Reaktivkraft sowie Kraftausdauer dar. Das heißt, dass das Maximalkraftniveau das Schnellkraft- und Kraftausdauerniveau bestimmt (s. Abb. 8).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Dimensionsmodell zum menschlichen Kraftverhalten (in Anlehnung an Güllich, Schmidtbleicher 1999, S. 224)

Für die Sportpraxis bedeutet somit eine Verbesserung der Maximalkraft normalerweise bessere Leistungen im Bereich Schnelligkeit und Kraftausdauer. Schnellkraft und Kraftausdauer lassen sich in die Arbeitsweisen isometrisch und konzentrisch unterteilen; diese grenzen sich dann jeweils innerhalb ihrer Kategorien von der exzentrisch-konzentrischen Arbeitsweise (Reaktivkraft bzw. Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus) ab.

2.4.2.1 Maximalkraft

Ehlenz et al. (2003) definieren die Maximalkraft als „die größtmögliche Kraft, die willkürliche gegen einen Widerstand ausgeübt werden kann; sie tritt sowohl in isometrischen als auch in dynamisch- konzentrische Maximalkontraktionen auf und wird messtechnisch heute an einem unüberwindlichen Widerstand (standardisierte isometrische Kraftmessung) nachgewiesen“. Andere Autoren sehen zusätzlich die Maximalkraft als den willkürlich aktivierbaren Anteil der Absolutkraft (dynamisch-exzentrische Maximalkontraktion, Bührle 1986), welcher durch das neuromuskuläre System entfaltet werden kann (vgl. Güllich, Schmidtbleicher 1999, S. 224, Randlinger et al. 1998, S. 23 oder Harre 1973). Allgemein werden die Arbeitsweisen der Muskulatur in „statisch“ und „dynamisch“ unterteilt; die „dynamische“ Arbeitsweise teilt sich wiederum in „konzentrisch“ (überwindend) und „exzentrisch“ (nachgebend) auf.

Die Beziehung zwischen der Muskelkraft und der Verkürzungsgeschwindigkeit während einer Bewegungsausführung wurde erstmals durch Untersuchungen von Hill dargestellt (s. Abb. 9). Dies bedeutet, dass die Bewegungsgeschwindigkeit durch eine Erhöhung der Maximalkraft gesteigert werden kann. Bei einem Sportler, welcher Krafttraining betreibt und mit der Technik des Bewegungsablaufs dynamischer Kraftübungen vertraut ist, existieren so gut wie keine Unterschiede zwischen der maximal dynamischen und der maximalen statischen Kraftfähigkeiten (s. Abb. 9 grün). Lediglich um den Anteil, der für die Beschleunigung des in Bewegung zu setzenden Körpers oder Geräts benötigt wird, ist der Wert der dynamischen Kraftentwicklung im Vergleich mit dem statischen geringer. Demzufolge ergibt sich eine Korrelation zwischen isometrischer und konzentrischer Maximalkraft, welche bei Untrainierten bei r>0.85, bei Trainierten bei r>0.90 liegt (Güllich, Schmidtbleicher 1999, S. 224f). Eine dimensionale Trennung der isometrischen von der konzentrischen Maximalkraft ist daher nicht vorzunehmen.

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Abbildung 9: Abhängigkeit der maximalen Kontraktionsgeschwindigkeit vor der Größe der Auflast bzw. der aufzuwendenden Kraft (Hillsche Kurve): Geringere Kontraktionsgeschwindigkeit mit zunehmender Auflast und umgekehrt (modifiziert nach Hill, Grosser et al. 1987, S. 132)

Eine Besonderheit im Kraftverhalten stellt die exzentrisch-dynamische Muskelkontraktion (wird auch als Absolutkraft oder exzentrische Maximalkraft bezeichnet) dar. Trotz maximaler willkürlicher Anspannung ist der äußere Widerstand so hoch, dass die arbeitende Muskulatur gedehnt wird (s. Abb. 9 rot). Es wird eine Kraft erreicht, welche sich aus willkürlich erreichtem Kraftwert, den passiven Elastizitätskräften sowie dem Dehnungsreflex, der durch die Dehnung des aktiven Muskels ausgelöst wird und eine zusätzliche reflektorische Aktivierung der Muskelfasern erzielt, zusammensetzt. Es wurden hierbei Werte bei Sportlern ohne spezielles Krafttraining im Bereich der Armstrecker von 25 bis 40%, im Bereich der Beinstrecker von 10 bis 25% über dem isometrischen Maximalkraftniveau gemessen. Von einer eigenständigen Kraftfähigkeit kann bei einem Korrelationskoeffizienten von r>0.85 allerdings nicht ausgegangen werden.

Bei einer dynamischen Arbeitsweise „ist die Kraftentwicklung von der Kontraktionsgeschwindigkeit (=Verkürzungsgeschwindigkeit) des Muskels abhängig“ (Ehlenz et al. 1998, S. 53), vgl. Abb. 9 (Hillsche Kurve). Je besser die Maximalkraft ausgeprägt ist, desto schneller kann eine Last im Vergleich zu einer verminderten Maximalkraft bewegt werden. Die Hauptziele des Krafttrainings neben der Muskelhypertrophie sind u. a. die Verbesserung der Maximalkraft und die Erhöhung der Verkürzungsgeschwindigkeit. Nach dem zweiten Newtonschen Gesetz (F=m*a) besteht eine Proportionalität zwischen der Masse und der Beschleunigung zur Kraft. Das bedeutet eine Erhöhung der Kraft bei gleicher Geschwindigkeit sowie eine erhöhte Kontraktionsgeschwindigkeit bei gleicher Kraft (s. Abb. 9 lila).

2.4.2.2 Schnellkraft

Einer Definition von Schnellkraft ging in der Literatur der letzten 30 Jahre häufig eine Orientierung an der „Außensicht“ mit einher. Es gab verschiedene heterogene Ansätze, die mit den betreffenden Bewegungsfertigkeiten oder den erzeugten Bewegungsgeschwindigkeiten begründet waren. Güllich, Schmidtbleicher (1999) gehen von dem Grundgedanken aus, „dass die Beschleunigung und die resultierende Geschwindigkeit eines Körpers (eines Sportgeräts, des Körpers des Sportlers oder seiner Teilsegmente) Ausdruck des zugrunde liegenden Impulses (Kraftstoßes) sind“ (S. 225).

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Abbildung 10: Struktur der motorischen Eigenschaft Schnellkraft (in Anlehnung an Güllich, Schmidtbleicher 1999, S. 224)

Daher definieren sie die Schnellkraft als „die Fähigkeit des neuromuskulären Systems, einen möglichst großen Impuls (Kraftstoß) innerhalb einer verfügbaren Zeit zu entfalten“. Der Impuls wird durch die Impulsdauer, das Kraftmaximum und die Steilheit des Kraftanstieges bestimmt. Die Steilheit des Kraftanstieges ist umso wichtiger, je kürzer die für einen Schnellkrafteinsatz verfügbare Zeit ist. Als Explosivkraft wird die Fähigkeit zur Erzeugung eines möglichst steilen Kraftanstieges bezeichnet. Dazu ist eine Kontraktionszeit von 200 ms oder darunter nötig. Das dynamisch realisierte Kraftmaximum wird definiert als die Fähigkeit, einen möglichst hohen Kraftwert bei der Überwindung (Beschleunigung) einer äußeren Kraft zu erzielen. Die Impulsdauer liegt über 200 ms. Das dynamisch realisierte Kraftmaximum wird maßgeblich durch die Maximalkraft determiniert (s. Abb. 8, S. 30). Bei Untersuchungen unter trainierten Schwerkraftathleten konnte ein Korrelationskoeffizient von r=0.84 (Häkkinen et al. 1985, Heyden et al. 1988, Schmidtbleicher, 1980) zwischen dem dynamisch realisierten Kraftmaximum bei einer Ausstoßbewegung der Arme mit durchschnittlich 17% des 1er Maximums (Ausstoßdauer ca. 300 ms) und dem Maximalkraftwert im Bankdrücken festgestellt werden. Die maximale Leistung setzt sich aus der Kombination von Kraft und Geschwindigkeit zusammen (Kraft mal Geschwindigkeit). Die Kraftkurve und die Muskelleistung (bezogen auf Untersuchungen an Einzelmuskeln) in Abb. 11 verdeutlichen, dass bei einer Kraft von etwa 30- 35% die maximale Leistung erzielt wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 11: Kraft- Geschwindigkeit- Kurve (a) (in blau) und Muskelleistungskurve (b) (in rot) im Vergleich. Beim isolierten Muskel liegt die maximale Leistung bei einem Krafteinsatz von ca. 30-35% der Maximalkraft vor (in gelb) (nach Ehlenz et al., 2003)

2.4.2.3 Reaktivkraft

Die exzentrisch-konzentrische Muskelarbeit des Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus (DVZ) stellt eine relativ eigenständige Dimension innerhalb des Schnellkraftverhaltens dar (Dietz at al. 1979, Gollhofer 1987, Komi 1992 und Schmidtbleicher et al. 1985). Sie wird auch als Reaktivkraft bezeichnet. Sämtliche Lauf- und Sprungformen sind Beispiele für Dehnungs-Verkürzungs-Zyklen. Außerdem sind Dehnungs-Verkürzungs-Zyklen Bestandteil von ca. 90% aller sportlichen Bewegungen. Es werden bei Schnellkraftleistungen im DVZ nach Güllich, Schmidtbleicher (1999, S. 225) „neben der willkürlichen neuronalen Aktivierung in Abhängigkeit von der Dehnungsgeschwindigkeit in der exzentrischen Phasen auch Elastizitätskräfte der Sehnen und Muskeln sowie eine- aufgrund des Dehnungsreflexes- zusätzlich aufgeschaltete neuronale Aktivierung der Muskulatur wirksam“ (siehe auch Seite 47).

[...]

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832490409
Dateigröße
1.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln – Trainingswissenschaft, Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,0
Schlagworte
koordination krafttraining dehnungs-verkürzungs-zyklus kraftmethode reaktivkraft
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Titel: Mögliche Einflussfaktoren eines Vibrationstrainings auf die Maximalkraft, Schnellkraft, Reaktivität und Kraftausdauer
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