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Die besondere Problematik der Finanzierung von Filmproduktionen

©2004 Diplomarbeit 72 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Schon im alten Ägypten, China und auch Arabien wurden Dokumente über bewegte Bilder gefunden. Die ersten Versuche damit machte aber wohl der deutsche Gelehrte Athanasius Kircher im 17. Jahrhundert. Er entwickelte eine sogenannte „Laterna Magica“, mit der selbstgezeichnete Bilder an die Wand projiziert werden konnten. Dies wurde über ca. 200 Jahre zur Belustigung des Volkes auf Jahrmärkten weitergeführt und entwickelt, bis 1830 Louis Jacques- Mande Daguerre die erste Photographie durch eine mit Jodsilber beschichtete Metallplatte in einer Lochkamera, der „Camera Obscura“, erstellte. Darauf folgten viele Erfindungen, der erste richtige Filmprojektor jedoch war der „Cinematograph“ von Auguste und Louis Lumiere. Die erste Filmvorführung am 28. Dezember 1895 war die Geburtsstunde des Kinos. 1908 gingen schon 10 Millionen Amerikaner ins Kino, das sie damals noch Nickelodeon nannten, da der Eintritt genau einen Nickel betrug.
Das erste Jahrzehnt des Kinofilmes wurde von französischen Filmen dominiert. Dann allerdings wurde in den USA 1908 die Motion Pictures Patents Company gegründet, ein Kartell zur gemeinsamen Kontrolle von Patentrechten. Dies veranlasste unabhängige Produzenten in den Vereinigten Staaten nach Kalifornien umzuziehen, da sie dort die teuren Lizenzgebühren umgehen konnten und auch billigere Arbeitskräfte in dem ehemals mexikanischen Kalifornien zu bekommen waren. Diese unabhängigen Produzenten wurden jedoch erst mächtig als das MPPC als illegal verurteilt wurde. Aus den kalifornischen Produzenten, meist jüdischer Abstammung, wurden mächtige Hollywoodfirmen wie Paramount und MGM, die auch heute noch existieren.
Dies war der Anfang einer großen Zeit für Hollywood, Stars wie Charlie Chaplin, der 1912 seinen ersten großen Film machte, Humphrey Bogart, 1940, und auch Charlton Heston, 1959, wurden geboren. Auch in Deutschland wurden amerikanische sowie auch skandinavische Filme populär. Trotzdem konnte auch der Deutsche Film durch Regisseure wie Fritz Lang seinen Marktanteil behaupten. In den 70er Jahren jedoch änderte sich das. Der Marktanteil brach dramatisch ein und bewegte sich selten über 15%. Filme aus Hollywood dominieren seitdem den deutschen Markt. Das hatte zur Folge, dass die Eigenkapitaldecke der Produzenten sehr dünn wurde und auch die Bereitschaft der Kreditinstitute zur Finanzierung eines deutschen Projektes ist sehr gering.
Da diese Entwicklung aus kulturpolitischer Sicht bedenklich ist und der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9026
Hummel, Joachim: Die besondere Problematik der Finanzierung von Filmproduktionen
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Fachhochschule Kempten, Diplomarbeit, 2004
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

Joachim Hummel; Die besondere Problematik der Finanzierung von Filmproduktionen
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- II ­
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ...II
Abbildungsverzeichnis ...IV
Abkürzungsverzeichnis ... V
1. Entwicklung des Kinomarktes und Probleme bei der Finanzierung heutiger
Filmproduktionen in Deutschland ...1
2. Möglichkeiten zur Finanzierung...7
2.1. Finanzierung durch staatliche Institutionen ...8
2.1.1. Europäische
Institutionen...8
2.1.1.1.
Das Programm des Europäischen Parlaments und des Rates der
Europäischen Union: Media Plus...8
2.1.1.2.
Der europäische Filmfond Eurimages...10
2.1.1.3.
Der Garantiefond Euro Media Guarantees...13
2.1.2. Nationale
Institutionen...14
2.1.2.1.
Das Filmfördergesetz und die Filmförderanstalt...14
2.1.2.2.
Die Bundesregierung für Kultur und Medien ...19
2.1.2.3.
Das Kuratorium Deutscher Film ...20
2.1.3. Regionale
Institutionen ...21
2.1.3.1.
Der FilmFernsehFond in Bayern...21
2.1.3.2.
Das Medienboard in Berlin und Brandenburg ...23
2.1.3.3.
Die Mitteldeutsche Medienförderung für Sachsen, Sachsen-Anhalt
und Thüringen ...25
2.1.3.4.
Die Filmförderung in Hamburg ...26
2.1.3.5.
Andere Regionale Filmförderer ...28
2.2. Finanzierung durch private Investoren ...31
2.2.1.
Finanzierung durch Finanzinstitute...31
2.2.1.1.
Filmfonds der Fondgesellschaft ...31
2.2.1.2.
Durch Kredite von einem Geldinstitut ...35
2.2.1.3.
Beteiligungen von Venture Kapital Gesellschaften ...36

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- III ­
2.2.2.
Finanzierung durch Unternehmen...37
2.2.2.1.
Kosten senken durch Product Placement ...37
2.2.2.2.
Finanzierung über Werbepartner...38
2.2.2.3.
Vermarktung durch Merchandising ...39
2.2.2.4.
Filmproduktion im Auftrag...40
2.2.2.5.
Durch Rechtvorverkäufe an Distributoren...41
2.2.2.6.
Beteiligungen der Fernsehanstalten außerhalb des FFG...42
2.2.3. Sonstige
Finanzierungsmöglichkeiten ...43
2.2.3.1.
Gelder aus Blocked Funds ...43
2.2.3.2.
Kapitalsammlung durch Internetportale...44
2.2.3.3.
Finanzierung durch Eigenkapital ...45
2.3. Koproduktion als Mittel der Projektfinanzierung...46
2.4. Darstellung der Filmfinanzierung in den USA ...50
3. Probleme bei der Refinanzierung eines Filmprojektes...52
Literaturverzeichnis ...VI
Anlage 1: Begriffserklärungen... X
Anlage 2: Gesetzestexte... XII

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- IV ­
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Marktanteil deutscher Filme am Gesamtmarkt ...2
Abbildung 2: Anteil der Jahrgänge an Kinobesuchern und Gesamtbevölkerung im Jahr
2002...3
Abbildung 3: Kinobesucher pro Jahr...3
Abbildung 4: Kinobesuch pro Einwohner und pro Jahr...4
Abbildung 5: Die 5 Schritte der Filmfinanzierung ...7
Abbildung 6: Development bei Media Plus ...10
Abbildung 7: Geldfluss durch Filmfördergesetz und FilmFernsehabkommen ...14
Abbildung 8 Gebührentwicklung pro Jahr...18
Abbildung 9: Fördermaßnahmen und Preise des BKM...19
Abbildung 10: Zuständigkeit der zwei Fördergremien der Filmförderung Hamburg...27
Abbildung 11: Arten von Fonds ...32
Abbildung 12: Arten des Merchandising ...40
Abbildung 13: Aufgaben der Distributoren ...41
Abbildung 14: Möglichkeiten des Produzenten, Eigenkapital einzubringen ...46
Abbildung 15: Verwertungskette einer Filmproduktion ...53

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Abkürzungsverzeichnis
BKM = Bundesministerium für Angelegenheiten der Kultur und der Medien
BMF = Bundesfinanzministerium
FFF = FilmFernsehFonds Bayern
FFG = Filmfördergesetz
GEZ = Gebühreneinzugszentrale
IMRAG = International Media Research Agency GmbH
MDM = Mitteldeutsche Medienförderung
MPPC = Motion Pictures Patents Company
SATA = Satellite Aided Trend Analysis

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1. Entwicklung des Kinomarktes und Probleme bei der Finan-
zierung heutiger Filmproduktionen in Deutschland
Schon im alten Ägypten, China und auch Arabien wurden Dokumente über be-
wegte Bilder gefunden. Die ersten Versuche damit machte aber wohl der deut-
sche Gelehrte Athanasius Kircher im 17. Jahrhundert. Er entwickelte eine so-
genannte ,,Laterna Magica"
1
, mit der selbstgezeichnete Bilder an die Wand pro-
jiziert werden konnten. Dies wurde über ca. 200 Jahre zur Belustigung des Vol-
kes auf Jahrmärkten weitergeführt und entwickelt, bis 1830 Louis Jacques-
Mande Daguerre die erste Photographie durch eine mit Jodsilber beschichtete
Metallplatte in einer Lochkamera, der ,,Camera Obscura", erstellte.
Darauf folgten viele Erfindungen, der erste richtige Filmprojektor jedoch war der
,,Cinematograph" von Auguste und Louis Lumiere. Die erste Filmvorführung am
28. Dezember 1895 war die Geburtsstunde des Kinos. 1908 gingen schon 10
Millionen Amerikaner ins Kino, das sie damals noch Nickelodeon nannten, da
der Eintritt genau einen Nickel betrug.
Das erste Jahrzehnt des Kinofilmes wurde von französischen Filmen dominiert.
Dann allerdings wurde in den USA 1908 die Motion Pictures Patents Company
gegründet, ein Kartell zur gemeinsamen Kontrolle von Patentrechten. Dies ver-
anlasste unabhängige Produzenten in den Vereinigten Staaten nach Kalifornien
umzuziehen, da sie dort die teuren Lizenzgebühren umgehen konnten und auch
billigere Arbeitskräfte in dem ehemals mexikanischen Kalifornien zu bekommen
waren. Diese unabhängigen Produzenten wurden jedoch erst mächtig als das
MPPC als illegal verurteilt wurde. Aus den kalifornischen Produzenten, meist
jüdischer Abstammung, wurden mächtige Hollywoodfirmen wie Paramount und
MGM, die auch heute noch existieren.
Dies war der Anfang einer großen Zeit für Hollywood, Stars wie Charly Chaplin,
der 1912 seinen ersten großen Film machte, Humphrey Bogart, 1940, und auch
Charlton Heston, 1959, wurden geboren.
1
Vgl. dazu John Naughton and Adam Smith; Kino; 1999

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Auch in Deutschland wurden amerikanische sowie auch skandinavische Filme
populär. Trotzdem konnte auch der Deutsche Film durch Regisseure wie Fritz
Lang seinen Marktanteil behaupten. In den 70er Jahren jedoch änderte sich
das. Der Marktanteil brach dramatisch ein und bewegte sich selten über 15%.
Filme aus Hollywood dominieren seitdem den deutschen Markt.
Abbildung 1: Marktanteil deutscher Filme am Gesamtmarkt
2
Das hatte zur Folge, dass die Eigenkapitaldecke der Produzenten sehr dünn
wurde und auch die Bereitschaft der Kreditinstitute zur Finanzierung eines
deutschen Projektes ist sehr gering.
Da diese Entwicklung aus kulturpolitischer Sicht bedenklich ist und der Kinofilm
vor allem auf die Jugendlichen einen starken Einfluss hat, wurden verschiedene
gesetzliche Strukturen verabschiedet um es den Produzenten trotzdem zu er-
möglichen anspruchsvolle, deutsche Filme zu machen.
3
Die Filmfinanzierung in
Deutschland wurde dadurch allerdings zu einem sehr komplexen und vielseiti-
gen Thema.
Zur aktuellen Marktsituation: die Gruppe der 20 bis 29 jährigen hat momentan
den stärksten Anteil an den Kinobesuchern, im Jahre 2003 waren es 35%. Und
das obwohl diese Gruppe nur 13% der Gesamtbevölkerung ausmacht.
2
Quelle: http://www.Filmfoerderungsanstalt.de vom 13-09-2004
3
Vgl. dazu Verband der Filmverleiher e.V.; Stellungnahme zur nationalen Filmförderung; 2002

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Abbildung 2: Anteil der Jahrgänge an Kinobesuchern und Gesamtbevölkerung 2002
4
Die Zurückhaltung der anderen Jahrgänge ist auch der Grund dafür, dass die
Gesamtzahl der Kinobesucher so niedrig liegt und in den letzten beiden Jahren
sogar noch nach unten ging.
Abbildung 3: Kinobesucher pro Jahr
5
Dieser erschreckende Rückgang wurde zwar nach Erkenntnissen des Marktfor-
schungsunternehmens EDI Nielson in den ersten 6 Monaten des Jahres 2004
4
Quelle: http://www.werbeweischer.de/pmp vom 10-09-2004
5
Quelle: http://www.werbeweischer.de/pmp vom 10-09-2004

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wieder um 1,8 Prozent (im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres) nach
oben korrigiert, trotzdem liegen die Werte im Vergleich zu anderen Ländern
sehr niedrig. Der direkte Vergleich zu dem Musterland des Kinofilms, den USA,
sieht folgendermaßen aus: Die 152,5 Millionen Besucher brachten den deut-
schen Kinos Erlöse von 850 Millionen Euro. Die USA verkauften 1,64 Milliarden
Tickets und erzielten damit einen Erlös von 9,5 Milliarden Dollar. In Euro ent-
spricht diese Summe 7,75 Milliarden Euro. Die Kinokarte kostete also durch-
schnittlich in Deutschland 5,57 Euro und in den USA 4,72 Euro. Der günstigere
Ticket-Preis in den USA ist allerdings auch auf den Wechselkurs zurückzufüh-
ren.
Den Größenunterschied bei der Zahl der verkauften Kinokarten kann man auf-
grund der unterschiedlichen Bevölkerungsstärken beider Länder nicht als Ver-
gleichsmaßstab zugrundelegen. Die Bundesrepublik Deutschland zählte im
Jahr 2003 laut dem Statistischen Bundesamt 82,5 Mio. Einwohner, für die Ver-
einigten Staaten von Amerika wurde von dem Bureau of Census für dasselbe
Jahr eine Einwohnerzahl von 292,1 Mio. festgestellt.
Allerdings lässt sich aus diesen Zahlen ein durchschnittlicher Kinobesuch pro
Staatsbürger und pro Jahr errechnen, der bei den USA um circa das Dreifache
höher ist als in der BRD!
Abbildung 4: Kinobesuch pro Einwohner und pro Jahr
6
6
Quelle: Eigene Berechnungen

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Diese Situation stellt für die 1688 traditionellen Kinos und die 143 Multiplexki-
nos
7
ein großes Problem dar. Rund 2/3 bleiben damit weit unter ihren Kapazitä-
ten und sind mittlerweile kaum noch rentabel bis defizitär.
Ein Grund für diese schlechte Position bei den Kinobesuchen der Deutschen ist
die führende Stellung unseres Landes bei dem neuen Medium DVD. Mit einem
Wachstum der DVD - Spieler Verkäufe von 135% pro Jahr stellt Deutschland
den am schnellsten wachsenden Markt in Europa dar
8
.Das Kino wird in
Deutschland also immer mehr zu einem Werbemittel für DVD Verkäufe, mit de-
nen die Filmproduzenten jetzt schon mehr verdienen als an der Kinokasse. ,,Ein
Produzent geht an Filmprojekte nicht mehr mit einer natürlichen Präferenz für
das Kino heran" wird Frank Mackenroth, Experte der Unternehmensberatung
PricewaterhouseCoopers, in der Financial Times Deutschland zitiert.
9
Die Ver-
wertung eines Filmes wird mittlerweile über viele Eckpfeiler realisiert, auf die in
dieser Arbeit noch näher eingegangen wird.
Um Filme produzieren zu können, muss ein Produzent heutzutage folgende
Probleme überwinden:
·
Die Deutschen investieren sehr viel Geld in geschlossene Filmfonds,
hauptsächlich um eine Steuerersparnis auszunutzen. Diese Steuerersparnis
wird gewährt, um die Filmwirtschaft in Deutschland zu unterstützen. Jedoch
profitiert von diesen Geldern hauptsächlich das Ausland. Laut Handelsblatt.com
wurden 2003 rund 1,7 Milliarden Euro in Hollywood investiert.
·
Die schlechte Eigenkapitalsituation deutscher Filmproduzenten, die
durch Misserfolge an den Kinokassen in den letzen Jahren, aber auch durch
den Zusammenbruch der Börsen bedingt ist, hat neben den fehlenden Eigen-
mitteln noch eine weitere Folge. Ohne einen ausreichenden Eigenbeitrag sind
die Banken nicht bereit Kredite für Filmproduktionen zu geben. Somit ist diese,
in den USA sehr beliebte, Finanzierungsquelle in Deutschland nahezu bedeu-
tungslos.
7
Quelle: http://www.berlin.de vom 12-09-2004
8
Quelle: http://www.worldwidepictures.de vom 12-09-2004
9
Vgl. dazu Philipp Jaklin; Druck auf Großkinos wächst von allen Seiten; Financial Times Deutschland
vom 30-08-2004

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·
Nicht zuletzt durch die heutigen technischen Möglichkeiten sind die Pro-
duktionsbudgets weltweit, besonders aber in den USA, erheblich angestiegen.
Dies und auch die wachsende Konkurrenz trieb die Verwaltungskosten in die
Höhe. Die teuersten deutschen Produktionen haben mittlerweile gerade noch
das Budget einer amerikanischen Independentproduktion. Dementsprechend
niedrig ist auch das Image des Deutschen Filmes. Der deutsche Kinomarkt wird
von amerikanischen Filmen dominiert, deutsche Produktionen bewegen sich
schon seit Jahrzehnten bei durchschnittlich 15% Marktanteil am Gesamtmarkt.
·
Aktion Filme, Science-Fiction Filme und Fantasy Filme lassen sich in
Deutschland aufgrund des niedrigen Budgets nicht realisieren. Dementspre-
chend werden in Deutschland hauptsächlich Komödien produziert,
10
da diese
bei geringem Einsatz noch die besten Einspielergebnisse vorweisen können.
Das führt zu einem Überangebot deutscher Komödien und gleichzeitig zu der
marktbeherrschenden Stellung der Amerikaner bei allen anderen Genres.
·
Filme unterscheiden sich in Inhalt, Gestaltung und als Folge dessen
auch in der Produktionsweise voneinander. Filmfinanzierung ist deshalb eine
Projektfinanzierung, für die es kein einheitliches Schema gibt.
11
Auch die Höhe
und die Art der Beteiligungen hängen von dem erwarteten Erfolg der Produktion
ab und werden deshalb von jedem Investor individuell gehandhabt. Für jede
Produktion müssen also neue Investoren gesucht werden und die Vertragsbe-
dingungen ausgehandelt werden.
·
Die Inanspruchnahme des Fördersystems zieht einen langen bürokrati-
schen Aufwand nach sich. Es müssen verschiedene Vorschriften zu Drehbuch,
Drehort, Finanzierungspartnern und je nach Förderer auch noch weitere Regeln
beachtet werden. Aufgrund der bereits dargestellten schlechten finanziellen La-
ge der meisten Produzenten können diese es sich allerdings kaum erlauben auf
die Förderung zu verzichten. Es ist also ein genau abgestimmtes Drehbuch
notwendig, sowie ein gewaltiger Verwaltungsaufwand, der durch die Besonder-
10
S. dazu Afshin Mike Dehghan; Auswirkungen und Reaktionen auf die im filmpolitischen Konzept des
Staatsministers Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin zur Diskussion gestellten Maßnahmen zur Stärkung der
unabhängigen Filmproduzenten; 2002
11
Vgl. dazu Sebastian Storm; Strukturen der Filmfinanzierung in Deutschland; 2000, S. 18

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heiten der Lohnbuchhaltung, Finanzbuchhaltung und Kostenrechnung sogar
noch erhöht wird. Sollte ein Drehbuch trotzdem keine Förderung erhalten,
kommt häufig der gesamte Film nicht zustande. Zu den genauen Förderbedin-
gungen folgt in dieser Arbeit noch mehr.
·
Bei der Kalkulation der Herstellkosten werden berechenbare Kosten wie
z.B. Schauspielergehälter und technische Ausrüstung berücksichtigt. Daneben
gibt es allerdings auch viele Kostenfaktoren, die nur abgeschätzt werden oder
die sich im Drehverlauf ändern können. Das könnte zum Beispiel eine erhöhte
Studiomiete aufgrund einer Drehverzögerung sein. Deshalb ist es wichtig, die
Herstellkosten möglichst genau zu planen und auch einen Puffer einzubauen.
·
Investoren können erst gewonnen werden wenn es dem Produzenten
möglich ist ein weit fortgeschrittenes Konzept vorzulegen. Sollte das Projekt
dann aus irgendwelchen Gründen nicht zustande kommen sind diese Vorkosten
(Drehbuch, Kalkulation der Herstellkosten, die Erstellung des Businessplanes
usw.) für den Produzenten verloren. Für eventuell bereits geschlossene Inves-
torenverträge können dann sogar Vertragsstrafen fällig werden.
Zusätzlich zu diesen Problemen bei der Finanzierung einer Kinofilmproduktion
kommt dann auch noch die Ungewissheit der Verwertung. Dazu folgt im Laufe
dieser Arbeit noch mehr.
2. Möglichkeiten zur Finanzierung
Eine Filmfinanzierung besteht aus 5 Schritten:
12
Abbildung 5: Die 5 Schritte der Filmfinanzierung
· Die Finanzierung von ,,Seed Money", also die Beschaffung von Geld um
die ersten Schritte zu bezahlen.
· Die Finanzierung des ,,Developments", also der Drehbuchentwicklung.
12
S. dazu Diana Iljine, Klaus Keil; Der Produzent; 1997, S. 119

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· Die Finanzierung des ,,Packages", also der Projektentwicklung.
· Die Finanzierung der "Sales Communication", also die Kosten des Mar-
ketings an sich.
· Die Finanzierung der eigentlichen Produktion und des Marketingkonzep-
tes.
Im Finanzierungsplan müssen auch etwaige Risiken berücksichtigt werden. So
kann zum Beispiel die Erkrankung eines Hauptdarstellers teure Verzögerungen
bewirken. Auch muss dabei beachtet werden, dass meist erst nach Fertigstel-
lung oder in Raten bezahlt wird. Ein Ausfall eines Finanziers während der Dreh-
zeiten würde somit auch ein Loch im Finanzierungsplan bedeuten. Zur Absiche-
rung gegen solche Vorkommen sind Fertigstellungs - Versicherungen (Comple-
tion Bonds) für die Filmwirtschaft erhältlich. Trotzdem muss der Produzent ei-
nen gewissen Puffer in seine Kalkulationen einbauen!
2.1. Finanzierung durch staatliche Institutionen
In Deutschland existieren eine Vielzahl von staatlichen Einrichtungen zur Förde-
rung von Filmproduktionen, die auch von den meisten Produzenten bean-
sprucht werden. Ein Nachteil hiervon ist, dass nur kulturell wertvolle Filme ge-
fördert werden. Amerikanische Filme, wie ,,National Born Killers" oder auch
,,Pulp Fiktion", wären von deutschen Institutionen aufgrund ihres gewalttätigen
Inhalts des Drehbuches niemals gefördert worden. An den weltweiten Kinokas-
sen waren sie aber Riesenerfolge!
2.1.1. Europäische
Institutionen
2.1.1.1. Das Programm des Europäischen Parlaments und des Rates der
Europäischen Union: Media Plus
Dieses Programm löst die Vorgängermodelle Media I und Media II ab und wur-
de vom Europäischen Parlament und vom Rat der Europäischen Union zur
Förderung von Entwicklung, Vertrieb und Öffentlichkeitsarbeit von bzw. für eu-

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ropäische(n) audiovisuelle(n) Werke(n) für den Zeitraum vom 1. Januar 2001
bis 31. Dezember 2006 aufgestellt.
Mitglieder sind:
Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich,
Griechenland, Großbritannien, Irland, Island, Italien, Lettland, Liechtenstein,
Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portu-
gal, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn
und Zypern.
Natürlich gibt es in allen diesen Ländern Zweigstellen, die den Produzenten
beratend zur Seite stehen. In Deutschland trägt diese den Namen Media Desk
und hat ihren Sitz in Hamburg. Dazu kommen noch die Media Antennen in
Düsseldorf, München und Potsdam.
Hauptsächlich unterstützt werden Produktionen mit europäischem Hintergrund
oder Inhalt. Wichtig ist hierbei noch, dass der Antragsteller mindestens 50%
aller Rechte und bei einer Koproduktion die Mehrheit aller Rechte an dem ein-
gereichten Projekt besitzen muss.
13
Folgende Bereiche sind antragsberechtigt:
·
Verleih und Vertrieb
· Projektentwicklung
·
Aus- und Fortbildung
· Festivals
· Promotion
Es gibt folglich keine direkte Förderung für die Produktion. Es wird nur die Pro-
jektentwicklung gefördert
14
. Dabei gibt es das sogenannte ,,Slate Funding", also
die Paketförderung, die sich an Unternehmen richtet, die in der Lage sind meh-
rere Projekte gleichzeitig zu betreuen. Für alle anderen ist es möglich eine Ein-
zelprojektförderung, ,,Single Projects", zu beantragen.
13
S. dazu http://www.mediadesk.de vom 6-10-2004
14
Vgl. dazu Sebastian Storm; Strukturen der Filmfinanzierung in Deutschland; 2000, S. 34

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Abbildung 6: Development bei Media Plus
Antragsberechtigt sind alle unabhängigen europäischen Produzenten, die
nachweisen können, dass sie das Projekt finanzieren und über die nötige Quali-
fikation verfügen, um es durchführen zu können.
Die Förderung der EU ist im Prinzip auf 50% der eingereichten Entwicklungs-
kosten beschränkt. Sie kann jedoch in seltenen Einzelfällen 60% abdecken,
wenn das Projekt die Vielfalt der europäischen Kultur und Sprache auswertet
oder widerspiegelt.
15
Die Förderung besteht hier entweder aus einer rückzahl-
baren Förderung oder aus Subventionen.
Europäische Kommission
DG EAC ­ C/3 MEDIA Programm
Herrn Jacques Delmoly
Rue Belliard 100 4/20
B ­ 1049 Brussels
www.europa.eu.int/comm/avpolicy/media/index_en.html
oder www.mediadesk.de
2.1.1.2. Der europäische Filmfond Eurimages
Die Zielsetzung von Eurimages ist es, in Filmen die kulturelle Vielfalt Europas
darzustellen und finanzielle Hilfe zu gewähren bei der Produktion und dem Ver-
15
S. dazu http://www.mediadesk.de vom 6-10-2004

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832490263
ISBN (Paperback)
9783838690261
DOI
10.3239/9783832490263
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2005 (September)
Note
3,0
Schlagworte
institution filmföderer projektfinazierung filmprojekt filmfonds
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