Auswirkungen von Bewegungstherapie auf die physische und psychische Verfassung von Patienten im Rahmen einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation
					
	
		©2005
		Doktorarbeit / Dissertation
		
			
				334 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Zusammenfassung:	
Eine hämatopoetische Stammzelltransplantation (SZT) bedeutet für den Patienten immer einen tief greifenden Einschnitt in sein Leben und es zeigen sich umfassende negative Folgen, die einer intensiven Rehabilitation bedürfen. Bewegung und Sport können hier, wie verschiedene Studien bei Krebspatienten gezeigt haben (Kapitel 3.3.2), diese Auswirkungen lindern. Gegenwärtig existieren jedoch kaum Forschungsergebnisse und Konzepte zu gezielten bewegungstherapeutischen Programmen in der Akut- wie auch Rehabilitationsklinik, die SZT-Patienten einbinden. Empfehlungen, begründete Kontraindikationen und Trainingsdefinitionen zu bewegungstherapeutischen Maßnahmen bei SZT fehlen fast vollständig.
Um die Durchführbarkeit und den Einfluss von bewegungstherapeutischen Maßnahmen schon während der gesamten stationären Phase einer Transplantation zu überprüfen, wurde eine randomisierte, kontrollierte Studie in der Klinik für Knochenmarktransplantation in Idar-Oberstein erhoben. Zur Diskussion stand die Frage, ob durch ein gezieltes bewegungstherapeutisches Training über die komplette Phase der SZT den schwerwiegenden Folgen einer Transplantation begegnet und zudem die Auswirkungen des Bewegungsmangels vermieden werden konnten. Dies hätte für die Patienten eine verbesserte Mobilität, eine größere Unabhängigkeit und demnach eine höhere Lebensqualität zur Folge.
Dazu wurde ein spezielles Trainingskonzept, das sogenannte Brückenmodell, für SZT-Patienten erstellt (Kapitel 4.2.2.1):
Das Brückenmodell beschreibt die individuelle Form der Bewegungstherapie für alle SZT-Patienten während der gesamten stationären Behandlung, die die physiologische, psychische und psychosoziale Ebene des Trainierenden positiv beeinflusst, um die im Rahmen der Transplantation zwangsläufig eingeschränkte Bewegungsfreiheit zu überbrücken und dadurch nicht nur die negativen ganzheitlich-komplexen Folgen von Bewegungsmangel zu vermeiden, sondern auch die Motivation zur aktiven Teilnahme am Genesungsprozess in der stationären und post-stationären Phase zu fördern.
Es wurde hypothetisch davon ausgegangen, dass ein bewegungstherapeutisches Programm für SZT-Patienten deren Ausdauer und Kraft erhält, die Hämatopoese und Lungenfunktion fördert, den BMI, die Muskelmasse, den Karnofsky-Index und die Auswirkungen einer Cortisonbehandlung positiv beeinflusst, die Schmerzmedikation mindert und die Lebensqualität bzw. die subjektive Befindlichkeit verbessert (Kapitel […]
	Eine hämatopoetische Stammzelltransplantation (SZT) bedeutet für den Patienten immer einen tief greifenden Einschnitt in sein Leben und es zeigen sich umfassende negative Folgen, die einer intensiven Rehabilitation bedürfen. Bewegung und Sport können hier, wie verschiedene Studien bei Krebspatienten gezeigt haben (Kapitel 3.3.2), diese Auswirkungen lindern. Gegenwärtig existieren jedoch kaum Forschungsergebnisse und Konzepte zu gezielten bewegungstherapeutischen Programmen in der Akut- wie auch Rehabilitationsklinik, die SZT-Patienten einbinden. Empfehlungen, begründete Kontraindikationen und Trainingsdefinitionen zu bewegungstherapeutischen Maßnahmen bei SZT fehlen fast vollständig.
Um die Durchführbarkeit und den Einfluss von bewegungstherapeutischen Maßnahmen schon während der gesamten stationären Phase einer Transplantation zu überprüfen, wurde eine randomisierte, kontrollierte Studie in der Klinik für Knochenmarktransplantation in Idar-Oberstein erhoben. Zur Diskussion stand die Frage, ob durch ein gezieltes bewegungstherapeutisches Training über die komplette Phase der SZT den schwerwiegenden Folgen einer Transplantation begegnet und zudem die Auswirkungen des Bewegungsmangels vermieden werden konnten. Dies hätte für die Patienten eine verbesserte Mobilität, eine größere Unabhängigkeit und demnach eine höhere Lebensqualität zur Folge.
Dazu wurde ein spezielles Trainingskonzept, das sogenannte Brückenmodell, für SZT-Patienten erstellt (Kapitel 4.2.2.1):
Das Brückenmodell beschreibt die individuelle Form der Bewegungstherapie für alle SZT-Patienten während der gesamten stationären Behandlung, die die physiologische, psychische und psychosoziale Ebene des Trainierenden positiv beeinflusst, um die im Rahmen der Transplantation zwangsläufig eingeschränkte Bewegungsfreiheit zu überbrücken und dadurch nicht nur die negativen ganzheitlich-komplexen Folgen von Bewegungsmangel zu vermeiden, sondern auch die Motivation zur aktiven Teilnahme am Genesungsprozess in der stationären und post-stationären Phase zu fördern.
Es wurde hypothetisch davon ausgegangen, dass ein bewegungstherapeutisches Programm für SZT-Patienten deren Ausdauer und Kraft erhält, die Hämatopoese und Lungenfunktion fördert, den BMI, die Muskelmasse, den Karnofsky-Index und die Auswirkungen einer Cortisonbehandlung positiv beeinflusst, die Schmerzmedikation mindert und die Lebensqualität bzw. die subjektive Befindlichkeit verbessert (Kapitel […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 8967 
Baumann, Freerk T.: Auswirkungen von Bewegungstherapie auf die physische und 
psychische Verfassung von Patienten im Rahmen einer hämatopoetischen 
Stammzelltransplantation 
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005  
Zugl.: Deutsche Sporthochschule Köln, Dissertation / Doktorarbeit, 2005 
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III 
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                                                                                                                                                       ______________________ 
Freerk T. Baumann 
IV 
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V 
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VI 
Inhaltsverzeichnis 
Kapitel 
Inhalt  
      Seite 
1 
Einleitung  
1 
2  
Medizinische Grundlagen   
4 
2.1  
Das Blut- und das lymphoretikuläre System    
4 
2.1.1    
Leukämie  
5 
2.1.2    
Maligne Lymphome  
7 
2.1.3    
Multiples Myelom (Plasmozytom)  
8 
2.1.4    
Myelodysplastisches Syndrom (MDS)    
9 
2.1.5    
Myeloproliferative Erkrankungen   
10 
2.1.6    
Immundefekt  
11 
2.1.7    
Solide Tumore  
11 
2.2  
Stammzelltransplantation   
13 
2.3  
Komplikationen und Folgen einer SZT    
14 
2.3.1    
Graft versus Host Disease (GvHD)  
15 
2.3.2    
Physische Komplikationen  
16 
2.3.2.1  
Autologe Transplantation und körperliche Leistungsfähigkeit  
17 
2.3.2.2 
Allogene bzw. autologe Transplantation und körperliche  
Leistungsfähigkeit    
18 
2.3.2.3  
Körperliche Leistungsfähigkeit bei allogener und autologer  
Transplantation im Vergleich  
22 
2.3.3    
Psychische und psychosoziale Komplikationen  
23 
2.3.3.1  
Psychische und psychosoziale Komplikationen nach autologer  
Transplantation  
24 
2.3.3.2  
Psychische und psychosoziale Komplikationen nach allogener  
bzw. autologer Transplantation    
25 
2.3.3.3  
Psychische und psychosoziale Komplikationen  autologe und  
allogene Transplantation im Vergleich    
30 
VII 
3  
Bewegung und Krebs  
35 
3.1  
Allgemeine Trainingsprinzipien    
36 
3.1.1    
Bewegungstherapie  
36 
3.1.2    
Sporttherapie  
36 
3.1.2    
Physiotherapie  
37 
3.1.3    
Aerobes Ausdauertraining  
37 
3.2  
Adaptationsprozesse  
39 
3.2.1    
Adaptation    
39 
3.2.2    
Adaptationsprozesse durch allgemeine Bewegungstherapie  
39 
3.2.3    
Adaptationsprozesse durch rehabilitatives Ausdauertraining  
40 
3.2.4    
Adaptationsprozesse durch Physiotherapie  
40 
3.2.5   
Adaptationsprozesse durch Bewegungsmangel  
40 
3.3  
 Geschichtliche Entwicklung von Bewegungstherapie in der  
Krebsbehandlung    
42 
3.3.1    
Bewegung und Krebsprävention   
42 
3.3.2    
Bewegung in der Krebsbehandlung  
50 
3.3.2.1  
Bewegung in der Krebsbehandlung  Deutschland    
50 
3.3.2.2  
Bewegung in der Krebsbehandlung  Ein internationaler  
Überblick  USA  
55 
3.3.2.3  
Bewegung in der Krebsbehandlung  Ein internationaler  
Überblick  Asien    
60 
3.3.2.4  
Bewegung in der Krebsbehandlung  Ein internationaler  
Überblick  Europa   
63 
3.3.3    
Rehabilitation und Stammzelltransplantation  weltweit  
66 
3.3.4    
Ziele und Hypothesenbeschreibung  
74 
4  
Methodik  
76 
4.1  
Probanden    
76  
4.2  
Bewegungstherapeutische Trainingsprogramme  
83 
4.2.1    
Bewegungstherapeutisches Programm der Kontrollgruppe    
83 
4.2.2    
Bewegungstherapeutisches Programm der Trainingsgruppe  
86 
4.2.2.1  
Das Brückenmodell  
86 
VIII 
4.2.2.2  
Das Bewegungstherapeutische Alltagstraining (BA)    
90 
4.2.2.3  
Aerobes Ausdauertraining  
95 
4.3  
Testverfahren / Evaluation  
98 
4.3.1    
Physiologische Untersuchungen   
98 
4.3.1.1  
Ausdauertest  
98 
4.3.1.2  
Krafttest       
101 
4.3.1.3  
Lungenfunktionsprüfung    
103 
4.3.2    
Hämatologische Untersuchungen  
105 
4.3.3  
 Ergänzende physiologische Untersuchungen    
107 
4.3.4  
 Physiologische Untersuchungen über den gesamten  
stationären Verlauf   
110 
4.3.5    
Psychische und psychosoziale Untersuchungen  
114 
4.3.5.1  
Erfassung der Lebensqualität  
114 
4.3.5.2 
Erfassung der momentanen Befindlichkeit  
117 
4.4 
Das bewegungstherapeutische Studiendesign und seine 
 Wirkungsmechanismen    
118 
4.5 
Verstorbene Patienten  
121 
4.6 
Randomisierung  
121 
4.7 
Statistik  
122 
4.8  
 (Exkurs) - Erfassung bewegungstherapeutischer Aktivitäten  
in bundesdeutschen KMT-Kliniken (2002)  
124 
5  
Ergebnisse   
126 
5.1  
Ausdaueruntersuchungen   
126 
5.1.1  
 Entwicklung der submaximalen Ausdauerleistungsfähigkeit  
in der Trainingsgruppe  
127 
5.1.2  
 Entwicklung der submaximalen Ausdauerleistungsfähigkeit  
in der Kontrollgruppe  
128 
5.1.3  
Submaximale Ausdauerleistungsfähigkeit der Trainings- und  
Kontrollgruppe im Vergleich  
128 
5.1.3.1  
Belastbarkeit (in Watt) der Trainings- und Kontrollgruppe im  
Vergleich 
129 
IX 
5.1.3.2  
Ausdauerbelastungszeit der Trainings- und Kontrollgruppe  
im Vergleich   
130 
5.1.3.3  
Relative Belastbarkeit der Trainings- und Kontrollgruppe  
im Vergleich   
133 
5.1.4    
Trainingsintensitäten (in Watt) über die stationäre Phase  
137 
5.2  
Kraftuntersuchungen 
138 
5.2.1    
Entwicklung der Kraft in der Trainingsgruppe    
138 
5.2.2    
Entwicklung der Kraft in der Kontrollgruppe  
139 
5.2.3 
 Kraftentwicklung von Trainings- und Kontrollgruppe im  
Vergleich  
140 
5.2.4    
Kraftentwicklung bei Geschlechterverteilung    
141 
5.3  
Lungenfunktion  
142 
5.3.1    
Lungenfunktion in der Trainingsgruppe   
143 
5.3.2    
Lungenfunktion in der Kontrollgruppe    
143 
5.3.3  
 Lungenfunktion von Trainings- und Kontrollgruppe im  
Vergleich  
144 
5.3.4    
Pneumonie in der Trainings- und Kontrollgruppe  
147 
5.4  
Hämatologische Untersuchungen 
148 
5.4.1    
Leukozyten    
149 
5.4.2    
Hämoglobin   
149 
5.4.3    
Thrombozyten  
150 
5.4.4    
Engraftment   
151 
5.5  
Ergänzende physiologische Untersuchungen    
151 
5.5.1    
Körpergewicht  
152 
5.5.2    
Body-Mass-Index (BMI)    
153 
5.5.3    
Oberschenkelumfang  
154 
5.5.4    
Karnofsky-Index  
156 
5.6  
 Physiologische Untersuchungen über den gesamten  
stationären Verlauf   
157 
5.6.1    
Gewichtsentwicklung  
157 
5.6.2    
Erythrozyten- und Thrombozytenkonzentrate    
158 
5.6.3    
GvHD  
159 
5.6.4    
Komplikationen  
160 
5.6.5    
Schmerzmedikation  
161 
X 
5.6.6    
Cortison  
162 
5.6.6.1  
Cortison in Korrelation zur Kraftentwicklung    
162 
5.6.7    
Entlassungstag  
164 
5.7  
Psychische und psychosoziale Untersuchungen  
166 
5.7.1    
Lebensqualität  
166 
5.7.1.1  
Vergleich der Lebensqualität zwischen Trainings- und  
Kontrollgruppe an ausgewählten Tagen  
167 
5.7.1.2  
Lebensqualitätsentwicklung von Tag 6 bis zur Entlassung   
179 
5.7.2  
 Befindlichkeit  
183 
5.8  
Verstorbene Patienten  
194 
5.8.1    
Kraft und Überleben  
196 
5.8.2   
Lebensqualität und Befindlichkeit  
197 
5.8.2.1  
Lebensqualität der während der Transplantationsphase  
verstorbenen Patienten    
197 
5.8.2.2  
Befindlichkeit der während der Transplantationsphase  
verstorbenen Patienten    
199 
5.9  
 (Exkurs) - Bewegungstherapeutische Aktivitäten von  
stationären Patienten in deutschen KMT-Kliniken (2002)  
201 
6  
Diskussion   
210 
6.1  
Methodendiskussion  
211 
6.1.1    
Probanden    
211 
6.1.2    
Bewegungstherapeutische Trainingsprogramme  
213 
6.1.3    
Brückenmodell  
215 
6.1.4    
Bewegungstherapeutisches Programm der Kontrollgruppe    
217 
6.1.5    
Bewegungstherapeutisches Alltagstraining (BA)  
217 
6.1.6    
Aerobes Ausdauertraining  
220 
6.2  
Testverfahren / Evaluation  
223 
6.2.1    
Physiologische Untersuchungen   
223 
6.2.1.1  
Ausdauertest  
223 
6.2.1.2  
Krafttest  
225 
6.2.1.3  
Lungenfunktionsprüfung und hämatologische Untersuchungen  
226 
6.2.3    
Ergänzende physiologische Untersuchungen    
227 
XI 
6.2.4  
 Physiologische Untersuchungen über den gesamten  
stationären Verlauf   
227 
6.2.5    
Psychische und Psychosoziale Untersuchungen  
228 
6.2.5.1  
Erfassung der Lebensqualität  
229 
6.2.5.2  
Erfassung der momentanen Befindlichkeit  
231 
6.3  
Gesamtfazit der Methodendiskussion    
233 
6.4  
Ergebnisdiskussion  
234 
6.4.1    
Das Training im Brückenmodell mit SZT-Patienten    
234 
6.4.2  
 Entwicklungen der Ausdauerleistungsfähigkeit in der Trainings-  
und Kontrollgruppe   
236 
6.4.3    
Entwicklungen der Kraft in der Trainings- und Kontrollgruppe  
239 
6.4.4    
Lungenfunktion  
240 
6.4.5    
Hämatologische Untersuchungen  
242 
6.4.6    
Weitere physiologische Untersuchungen  
243 
6.5  
Psychische und psychosoziale Untersuchungen  
248 
6.5.1    
Lebensqualität  
249 
6.5.2    
Befindlichkeit  
253 
6.6  
Verstorbene Patienten  
255 
6.7  
Gesamtfazit der Ergebnisdiskussion  
260 
7  
 Trainingsempfehlungen für stationär aufgenommene  
Patienten im Rahmen einer hämatopoetischen 
Stammzelltransplantation  
261 
8  
Zusammenfassung und Ausblick  
267 
Literatur  
273 
Anhang  
296 
XII 
Anmerkungen zur Dissertationsschrift: 
In  der  vorliegenden  Dissertationsschrift  wurde  das  Regelwerk  der  neuen  Recht-
schreibung  berücksichtigt.  Zudem  hat  der  Verfasser  ausschließlich  von  der  männli-
chen Form der Anrede oder Beschreibung Gebrauch gemacht. Dies begründet sich 
sicherlich nicht durch ein emanzipatorisches Desinteresse des Autors, sondern diese 
verwendete Methode der Niederschrift soll konstitutiv einen ungehinderten Lesefluss 
ermöglichen
1 Einleitung 
Zurzeit  erkranken  in  Deutschland  jedes  Jahr  etwa  394.700  Menschen  neu  an 
Krebs. Dabei ist in den letzten 20 Jahren eine leicht steigende Inzidenzrate, aber 
auch  eine  kontinuierlich  sinkende  Mortalität  zu  verzeichnen  [Arbeitsgemeinschaft 
Bevölkerungsbezogener  Krebsregister  in  Deutschland  2004, 12]. Einschneidende 
medizinische Fortschritte in der Onkologie haben in den letzten Jahrzehnten dazu 
geführt,  dass  die  Diagnose  ,,Krebs"  heute  nicht  mehr  ausschließlich  Hoffnungslo-
sigkeit und Tod bedeutet. Vielmehr können Maßnahmen ergriffen werden, die zur 
Verlängerung  des  Lebens  und  sogar  zur  Heilung  führen.  Damit  die  erreichte 
Quantität  auch  mit  einer  Qualitätsverbesserung  einhergeht,  sind  supportive  The-
rapien  notwendig,  um die  psychischen  und physischen  Einschränkungen  des  Er-
krankten zu mindern, Begleiterkrankungen zu vermeiden und auf diese Weise die 
Lebensqualität zu verbessern.  
Körperliche Aktivitäten sind wichtige therapeutische Anwendungen, die in der Re-
habilitation onkologischer Patienten immer noch nicht selbstverständlich sind. Die 
ersten  Erfahrungen  mit  bewegungstherapeutischen  Interventionen  in  der  Nach-
sorge  und  Rehabilitation  bei  Patienten,  die  an  Krebs  erkrankt  sind,  wurden  in 
Deutschland  vor  etwa  25  Jahre  gemacht.  1980/81  entstanden  die  ersten  Krebs-
nachsorge-Sportgruppen  in  der  Bundesrepublik.  Beim  Landessportbund  Nord-
rhein-Westfalen und an der Deutschen Sporthochschule Köln wurden parallel und 
unabhängig voneinander Sportgruppen für Frauen nach Brustkrebs gegründet. In 
einer ersten Studie auf dem Gebiet der Bewegungstherapie in der Onkologie, un-
tersuchten Jochheim und Schüle [Schüle 1983] an der Deutschen Sporthochschu-
le Köln die Einflüsse körperlicher Aktivitäten in der Rehabilitation bei Mamma-Ca-
Patientinnen.  Die  Ergebnisse  waren  positiv  und  es  zeigte  sich,  dass  Bewegung 
einen positiven Effekt auf die körperliche und psychische Konstitution der Patien-
tinnen hatte. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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2 
Durch diese und weitere Studien [Dimeo et al. 1996b; Mock et al. 1994] erhielt die 
Bewegungstherapie in der onkologischen Behandlung einen wachsenden Stellen-
wert.  So  verfolgt  sie  die  Ziele,  die  physischen,  psychischen  und  psychosozialen 
Ebenen des Patienten positiv zu beeinflussen.  
Die  Ergebnisse  der  wenigen,  vorhandenen  bewegungstherapeutischen  Studien 
lassen  den  frühen  Einsatz  körperlicher  Aktivität  bei  der  stationären  Behandlung 
und  in  der  Rehabilitation  von  Krebskranken  notwendig  erscheinen.  Sie  belegen 
nicht  nur  die  positiven  Effekte  gezielter  Bewegungstherapie,  sondern  auch,  dass 
diese während der Erkrankung und deren Behandlung möglich ist und keine nega-
tiven  Auswirkungen  hat.  Frühere  Vermutungen,  dass  gezielte  und  kontrollierte 
Bewegung für den Betroffenen eine erhöhte gesundheitliche Gefahr bedeute und 
erst  bei  einer  vollständigen  Remission  mit  rehabilitativen  Maßnahmen  begonnen 
werden dürfe, sind widerlegt [Dimeo et al. 1996b; Andrykowski et al. 1989]. 
Im  Jahre  1845  wurde  in  der  Literatur  erstmals  eine  Leukämie  beschrieben.  Vir-
chow verwendete die Umschreibung ,,Weißes Blut" und bezeichnete damit die ty-
pische  Morphologie  des  Krankheitsbildes  [Virchow  1875].  Leukämien  und 
Lymphome  nehmen  heute  zusammen  genommen  in  der  Häufigkeit  der  verschie-
denen  Krebsformen  in  Deutschland  den  fünften  Platz  bei  den  Männern  (7,3  Pro-
zent) und den dritten Platz bei den Frauen (6,5 Prozent) ein [Arbeitsgemeinschaft 
Bevölkerungsbezogener Krebsregister in Deutschland 2004, 9]. Mit der Knochen-
marktransplantation  (KMT)  bzw.  Stammzelltransplantation  (SZT)
1
  wurden 
Therapieformen  entwickelt,  die  selbst  bei  den  bösartigsten  hämatologischen  und 
lymphatischen Erkrankungen zur Heilung führen können. 2002 unterzogen sich in 
der Bundesrepublik Deutschland 3617 Patienten einer SZT [Gratwohl et al. 2004].  
Allerdings  liegen  zurzeit  nur  wenige  wissenschaftliche  Erfahrungen  mit  bewe-
gungstherapeutischen  Maßnahmen  bei  einer  SZT  vor,  insbesondere  fehlen  noch 
weitestgehend Daten über Umsetzung, Risikofaktoren und Ergebnisse der Thera-
piekonzepte. 
In der vorliegenden, randomisierten Studie sollte der Einfluss von bewegungsthe-
rapeutischen Aktivitäten  auf die  physische,  psychische  und psychosoziale  Ebene 
1
 ,,SZT" umschreibt die Knochen- wie auch Stammzelltransplantation (vgl. Kapitel 2.1.9) 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
____________________________________________________________________________________ 
3 
des  Patienten  über  die  gesamte  akute  Phase  einer  SZT  untersucht  werden.  Ziel 
war  es,  nicht  nur  die  Möglichkeit  der  Durchführung  therapeutischer  Maßnahmen 
unter  Chemotherapie und  Isolation  zu  belegen,  sondern darüber  hinaus  die Aus-
wirkungen  von  Bewegungsmangel  zu  vermeiden,  transplantationsbedingte  Kom-
plikationen zu mindern und auf diese Weise die Lebensqualität der Erkrankten zu 
verbessern.  
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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4 
2 Medizinische Grundlagen 
Die  medizinische  Behandlung  bösartiger  hämatologischer  und  lymphatischer  Er-
krankungen umfasst komplexe immun-, chemo- und radiotherapeutische Modalitä-
ten. Im folgenden Kapitel werden die medizinischen Grundlagen einer SZT und die 
sich  daraus  entwickelnden  Folgen  für  den  Patienten  auf  physischer,  psychischer 
und psychosozialer Ebene näher beschrieben und erläutert. 
2.1 Das Blut- und das lymphoretikuläre System 
Die  menschlichen  Blutzellen  unterteilen  sich  in  drei  Zellreihen.  Dazu  zählen  die 
roten  Blutkörperchen  (Erythrozyten),  die  Blutplättchen  (Thrombozyten)  und  drei 
Arten  von  weißen  Blutkörperchen  (Leukozyten),  nämlich  die  Granulozyten,  die 
Lymphozyten und die Monozyten. Diese Zellen entwickeln sich aus Stammzellen 
im Knochenmark, die die Fähigkeit besitzen, sich zu vermehren und zu differenzie-
ren. Neuproduktion und Verlust bzw. Abbau der Blutzellen halten sich in der Regel 
die  Waage.  Die  Erythrozyten  sind  die  wichtigsten  Sauerstoffträger  und  enthalten 
das  Hämoglobin  (roter  Blutfarbstoff).  Das  Hämatokrit  bestimmt  den  Erythrozyten-
volumenanteil.  Die  Thrombozyten  sind  verantwortlich  für  die  Blutgerinnung,  wäh-
rend die Leukozyten an den Abwehrmechanismen im Rahmen des Immunsystems 
beteiligt  sind:  Granulozyten  und  Monozyten  reagieren  im  Rahmen  einer  Immun-
abwehr mit einer unspezifischen Immunantwort, während Lymphozyten eine spe-
zifische Abwehr gegen Antigene zeigen [Beutel und Ganser 2000, 3f]. 
Die nachstehend beschrieben Krankheitsbilder werden nach folgendem Schemata 
vorgestellt:  
  Definition/Klassifikation > Klinik > Diagnostik > Therapie > Prognose 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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5 
2.1.1 Leukämie 
Definition/Klassifikation:  Leukämien  werden  je  nach  Klassifikation  definiert.  Die 
wichtigste Klassifikation erfolgt nach morphologischen, zytochemischen, histologi-
schen  und  immunzytologischen  Kriterien  in  vier  Gruppen:  akute  und  chronische, 
die  jeweils  weiter  in  lymphatische  und  myeloische  Leukämien  unterteilt  werden 
Leukämien  beschreiben  eine  Gruppe  von  Erkrankungen,  die  durch  die  Ansamm-
lung  unreifer  Formen  von  Leukozyten  in  Knochenmark  und  Blut  charakterisiert 
sind. Kennzeichnend ist die Verdrängung der normalen Hämatopoese. [Begemann 
und Begemann-Deppe, 38ff]. 
Klinik:  Es  kommt  im  Rahmen  der  Zellansammlung  im  Knochenmark  und  Blut  zu 
einer  Infiltration  abnormer  Zellen  in  verschiedene  Organe  (z.B.  Leber,  Milz,  Ge-
hirn, Meningen, Lymphknoten, Haut oder Hoden) und zu einer Knochenmarkinsuf-
fizienz  (z.B.  Anämie,  Thrombozytopenie,  Neutropenie)  [Begemann  und  Bege-
mann-Deppe, 38ff].  
Akute  Leukämien  sind  in  der  Regel  aggressive  Erkrankungen,  die  durch  eine 
massive Akkumulation von frühen Knochenmark-Vorläuferzellen (Blasten) charak-
terisiert  sind.  Der  Patient  zeigt  dann  Symptome  wie  Müdigkeit,  Blässe,  Dyspnoe, 
Infektionen, Blutungen, Lymphadenopathie, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, 
Sehstörungen  etc.  Definitionsgemäß  liegt  der  Blastenanteil  im  Knochenmark  bei 
einer akuten Leukämie über 20 Prozent (WHO-Klassifikation). Die Art der Blasten 
führt  zu  einer  weiteren  Unterscheidung  zwischen  einer  akuten  myeloischen  Leu-
kämie  (AML)  oder  einer  akuten  lymphatischen  Leukämie  (ALL)  [Hoffbrand  et  al. 
2003, 161ff].  
Chronische Leukämien unterscheiden sich von den akuten Leukämien durch ihre 
langsamere  Progression.  Es  kommt  zu  einer  Akkumulation  reifer  leukozytärer 
Formen,  die  allerdings  nicht  funktionell  sind.  Die  klinischen  Symptome  sind  Ge-
wichtsverlust,  Abgeschlagenheit,  Appetitlosigkeit,  Nachtschweiß,  Milzvergröße-
rung,  Blässe,  Dyspnoe,  Tachykardie,  Blutungen  etc  [Begemann  und  Begemann-
Deppe, 109ff]. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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6 
Diagnostik:  Zur  genauen  Diagnostik  und  Klassifikation  der  Leukämie  erfolgt  eine 
Blutuntersuchung  und  eine  Knochenmarkpunktion.  Unter  dem  Mikroskop  und  mit 
weiteren  speziellen  Verfahren  wie  Chromosomenanalyse,  immunologische,  zyto-
chemische  und  genetische    Untersuchungen  ist  eine  differenzierte  Diagnostik 
möglich [Hoffbrand et al. 2003, 161ff]. 
Therapie:  Die  akuten  Leukämien  führen  unbehandelt  innerhalb  weniger  Wochen 
zum  Tod.  Die  Behandlung  erfolgt  durch  Kombinationschemotherapien  und  auch 
durch Bestrahlungen. Bei Hoch und Höchstrisikopatienten nach kompletter 1. Re-
mission sowie in der 2. Remission bei normalem Risiko kommt eine allogene SZT 
in Frage und wird je nach individueller Situation abgeklärt. Fehlt ein Spender, kann 
in erster Remission eine autologe SZT durchgeführt werden [Preiß et al. 2002, 3]. 
Eine SZT kommt bei Erwachsenen bis zum 60. Lebensjahr mit einer CML in Be-
tracht. Eine allogene SZT ist bei ca. 70% der CML-Patienten möglich [Preiß et al. 
2002,  32].  Eine  SZT  bei  CLL-Patienten  ist  eher  selten,  da  diese  chronische, 
lymphatische  Leukämie  in  erster  Linie  ältere  Menschen  betreffen,  für  die  eine 
Transplantation  nicht  mehr  in  Frage  kommt.  Betroffene  mit  einer  CLL  werden  je 
nach  Stadium  der  Erkrankung  behandelt  [Begemann  und  Begemann-Deppe, 
121ff]. 
Prognose: Inzwischen überleben 70-90 Prozent der Kinder eine ALL, während die 
Heilungsrate  bei  Erwachsenen  signifikant  abfällt  und  im  Alter  über  65  Jahren  bei 
nur noch 5 Prozent liegt. Nach fünf Jahren überleben 40% aller Erwachsenen eine 
ALL und 30% eine AML. Bei Kleinkindern ist die Überlebenschance ebenfalls ge-
ring. Es können etwa 50 Prozent der Kinder und jüngere Erwachsenen eine Lang-
zeitheilung erwarten [Preiß et al. 2002, 3, 18]. 
In  etwa  50  Prozent  der  Fälle  wird  die  Diagnose  bei  den  chronischen  Leukämien 
zufällig  gestellt.  Die  mittlere  Überlebenszeit  beträgt  für  diese  Gruppe  der  Leukä-
mien drei bis fünf Jahre [Begemann und Begemann-Deppe, 109ff]. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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7 
2.1.2 Maligne Lymphome 
Definition/Klassifikation: Die Unterteilung der malignen Lymphome erfolgt in Hodg-
kin-Lymphome  (Morbus  Hodgkin)  sowie  Non-Hodgkin-Lymphome  [Schneider  und 
Szanto 1997, 171].  
,,Morbus  Hodgkin  ist  eine  maligne  lymphatische  Systemerkrankung,  die  histolo-
gisch  durch  wenige  Tumorzellen  (Hodgkin-Zellen  und  mehrkernige  Sternberg-
Reed-Riesenzellen)  sowie  Granulationsgewebe  gekennzeichnet  ist"  [Heinz  und 
Lange 2002, 398].  
,,Non-Hodgkin-Lymphome  sind  Neoplasien  des  lymphatischen  Gewebes,  ausge-
hend  vom  B-Zell-System  oder  T-Zell-System.  Nach  klinischem  Verlauf  wird  zwi-
schen  hoch-malignen  und  niedrig-malignen  Lymphomen  unterschieden"  [Finke 
2002a, 410]. 
Klinik:  Lymphome  sind  eine  Gruppe  von  Erkrankungen,  die  durch  veränderte 
Lymphozyten verursacht werden. Diese sammeln sich in den Lymphknoten an und 
bringen sie zum Anschwellen. Mitunter ist es möglich, dass die veränderten Lym-
phozyten ins Blut übertreten oder andere Organe infiltrieren. Es zeigen sich häufig 
folgende  Symptome:  Vergrößerungen  der  Lymphknoten  und  Milz,  Fieber  (sub-
febrile  Temperaturen),  Gewichtsabnahme,  Nachtschweiß,  Schwäche,  Appetitlo-
sigkeit etc [Schneider und Szanto 1997, 171].  
Diagnostik:  Die  genaue  Diagnose  und  Klassifikation  erfolgt  nach  einer  histologi-
schen  Untersuchung  eines  exstirpierten  Lymphknotens.  Die  Unterscheidung  von 
Hodgkin-Lymphom  und  Non-Hodgkin-Lymphom  basiert  auf  dem  histologischen 
Nachweis  von  Reed-Sternberg(RS)-Zellen.  Sind  diese  Zellen  nachweisbar,  so 
geht man von Morbus Hodgkin aus [Diehl und Pfreundschuh 1997, 534ff].  
Therapie: Aufgrund des hohen Risikos von Zweitkarzinomen vor allem bei jünge-
ren Patienten, gilt die Devise: So wenig Therapie wie möglich und nur so viel The-
rapie  wie  nötig.  Die  medizinischen  Strategien  zur  Behandlung  maligner  Lymph-
omen  umfassen  Strahlentherapie  und  Chemotherapie. Bei  hochmalignen  Lymph-
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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8 
omen  kommt  eine  SZT  als  Behandlungsmaßnahme  in  Frage  [Preiß  et  al.  2002, 
23]. 
Prognose: Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt je nach Alter, Stadium der Erkran-
kung  und  Histologie  zwischen  50  und  90  Prozent.  Bei  den  Non-Hodgkin-
Lymphomen liegt das Langzeit-Überleben bei 45 Prozent [Diehl und Pfreundschuh 
1997, 534ff]. 
2.1.3 Multiples Myelom (Plasmozytom) 
Definition/Klassifikation: ,,Das Plasmozytom ist ein niedrig malignes Non-Hodgkin-
lymphom mit klonaler Expansion terminal differenzierter B-Lymphozyten (Plasma-
zellen).  Charakteristisch  sind  Bildung  monoklonaler  Immunglobuline  (,,Parampro-
tein"),  Osteolysen,  Nierenfunktionsstörung  und  Immundefizienz"  [Finke  2002b, 
464].  
Die Stadieneinteilung (I bis III + B) erfolgt nach Durie und Salmon und klassifiziert 
nach Befallsmuster sowie Zytologie der Plasmazellen und seine Auswirkungen auf 
Blutbild, Knochen und Nierenfunktion [Preiß et al. 2002, 37].  
Klinik:  Beim  multiplen  Myelom  handelt  es  sich  um  eine  starke  Ansammlung  von 
malignen  Plasmazellen  im  Knochenmark,  die  sich  dort  unkontrolliert  vermehren. 
Im  Rahmen  des  erhöhten  manifestierten  Anteils  im  Knochenmark  (meist  über  20 
Prozent) kommt es häufig zu Knochenläsionen und demzufolge zu pathologischen 
Knochenfrakturen.  So  lässt  sich  das  klinische  Bild  mit  Knochenschmerzen,  Anä-
mie,  Infektionen,  Blutungsneigungen,  Niereninsuffizienz  etc  beschreiben  [Schnei-
der und Szanto 1997, 167ff].  
Diagnostik:  Die  diagnostischen  Maßnahmen  bei  Verdacht  auf  Multiples  Myelom 
umfassen Labor, Histologie und Bildgebung. Die Diagnosekriterien sind der histo-
logische Plasmozytomnachweis in der Gewebebiopsie, über 30% Plasmazellen im 
Knochenmark und monoklonales Paraprotein im Serum [Finke 2002b, 466]. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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9 
Therapie  und  Prognose:  Aktuell  scheint  es  so,  dass  selbst  eine  Stammzelltrans-
plantation diese Erkrankung nur aufhalten, jedoch nicht heilen kann [Hoffbrand et 
al. 2003, 185ff]. Die mittlere Überlebenszeit beträgt 40 Monate bei therapeutischen 
Interventionen  durch  hochdosierte  Chemotherapie,  Strahlentherapie,  Operation 
und weiteren spezifischen Medikamenten [Preiß et al. 2002, 37].  
2.1.4 Myelodysplastisches Syndrom (MDS) 
Definition:  ,,Das  myelodysplastische  Syndrom  ist  eine  klonale  Erkrankung  mit 
Transformation  einer  frühen  hämatopoetischen  Vorläuferzelle  (Stammzelle)  und 
dadurch  bedingter  Störung  von  Proliferation,  Differenzierung  und  Apoptose  (pro-
grammierter  Zelltod).  Betroffen  sind  meist  mehrere  Zellreihen"  [Lübbert  und  Lin-
demann 2002, 371].  
Klassifikation  und  Klinik:  Die  Klassifizierung  erfolgt  nach  zytologischen  Gesichts-
punkten  (WHO-Schema).  Bei  dieser  erworbenen  Erkrankung  ist  die  Vermehrung 
und  Differenzierung  hämatopoetischer  Stammzellen  gestört.  Dadurch  kommt  es 
schließlich zu einer ineffektiven Hämatopoese. Mögliche Symptome sind Anämie, 
Infektionen  oder  Neigung  zu  Blutungen  oder  Hämatomen.  Die  Erkrankung  entwi-
ckelt sich verhältnismäßig langsam und wird meist zufällig entdeckt [Hoffbrand et 
al. 2003, 185ff).  
Diagnostik: Das MDS ist nach zytogenetischen Gesichtspunkten noch keine Leu-
kämie. Häufig (zu 50 Prozent) geht diese Erkrankung in eine AML über. Die Ätio-
logie  ist  weitgehend  ungeklärt.  Es  werden  Labor  und  Knochenmarkuntersuchun-
gen (mit Ausstrich, Histologie und Immunzytologie) zur Diagnostik eines MDS he-
rangezogen [Lübbert und Lindemann 2002, 373].  
Therapie  und  Prognose:  Die  mittlere  Überlebenszeit  bei  Erkrankten  mit  einem 
MDS  schwankt  je  nach  Klassifikation  zwischen  9  und  49  Monaten.    Durch  eine 
allogene SZT ist ein kurativer Ansatz möglich. Etwa 40% überleben langfristig. Ist 
kein  passender  Spender  vorhanden,  kommt  eine  intensive  Chemotherapie  und 
autologe SZT in Betracht [Preiß et al. 2002, 27].   
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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10 
2.1.5 Myeloproliferative Erkrankungen 
Definition/Klassifikation: ,,Die myeloproliferativen Syndrome sind eine Gruppe klo-
naler  hämatopoetischer  Stammzellerkrankungen  mit  Veränderungen  der  myeloi-
schen Zellreihe. Definitionsgemäß werden folgende Erkrankungsbilder zu den my-
eloproliferativen  Syndromen  gezählt:  Chronische  myeloische  Leukämie,  Poly-
cythämia  vera,  Essentielle  Thrombozytose  und  Osteomyelofibrose"  [Waller  und 
Lange 2002, 378]. 
Diese  Gruppe  der  chronisch  myeloproliferativen  Erkrankungen  zeigen  fließende 
Übergänge untereinander [Preiß et al. 2002, 30].   
Klinik: Myeloproliferative Erkrankungen beschreiben Störungen der Knochenmark-
stammzellen,  die  durch  eine  klonale  Vermehrung  bzw.  Ansammlung  einer  oder 
mehrerer blutbildender Zellreihen im Knochenmark und häufig auch in Leber und 
Milz charakterisiert sind. Es ist keine leukämische Erkrankung, in der es zu einer 
Blasten-Ansammlung kommt. Vielmehr  dominieren  eine  oder mehrere  Zellreihen, 
die sich unkontrolliert ausbilden und je nach betroffener Zellreihe unterschiedliche 
Symptome ausbilden [Begemann und Begemann-Deppe, 129]. 
Diagnostik: Je nach Einzelfall erfolgt die Diagnostik unterschiedlich und stellt sich, 
da es sich um atypische Erkrankungen handelt, als außerordentlich schwierig dar. 
In  manchen  Fällen  kann  ein  klare  Diagnose  nur  durch  Verlaufsbeobachtung  und 
wiederholte  Knochenmarkdiagnostik  sowie  klinische  und  weitere  Laborparameter 
gestellt werden.  
Therapie und Prognose: Die Therapie zur Behandlung myeloproliferativer Erkran-
kungen umfasst den Einsatz von Zytokinen (Bsp.: Interferon) und/oder Zytostatika. 
Durch  eine  allogene  SZT  ist  eine  langfristige  Heilung  erreichbar.  Zahlen  zur  ge-
nauen  Prognose  zu  definieren  ist  nicht  möglich,  da  sich  die  Verläufe  der  Erkran-
kungen über Jahre und Jahrzehnte erstrecken können [Preiß et al. 2002, 30].   
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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11 
2.1.6 Immundefekt 
Klassifikation  und  Klinik:  Sehr  selten  wird  ein  angeborener  oder  erworbener  Im-
mundefekt  diagnostiziert,  der  letztlich  zu  einem  kompletten  Defekt  der  Hämato-
poese,  also  zu  schweren  Anämien  führen  kann.  Patienten  mit  Immundefizienz 
neigen weiter zu erhöhter Infektanfälligkeit [Rosen 1995, 258].  
Diagnostik: Um einen Immundefekt zu diagnostizieren, müssen umfangreiche ge-
netisch-chromosomale Untersuchungen erfolgen.  
Therapie  und  Prognose:  Hier  bietet  sich  als  einzige  Alternative  zur  ,,Heilung"  die 
Stammzelltransplantation an [Ostendorf et al. 1997, 222ff]. 
2.1.7 Solide Tumore 
Klassifikation und Klinik: Die gebräuchlichste Tumorklassifikation erfolgt nach dem 
TNM-System (UICC). Einzelne Entitäten (zum Beispiel Hoden-CA) haben zusätzli-
che Klassifikationen [Schölmerich et al. 1999, 110f]. 
Die  Klinik  bei  soliden  Tumoren  fällt  je  nach  Lokalisation,  Ausbreitung  und  Größe 
unterschiedlich aus. Aufgrund der enormen Vielfalt solider Tumoren wird an dieser 
Stelle nicht näher auf klinische Merkmale eingegangen, sondern auf weiterführen-
de Literatur verwiesen [Schölmerich et al. 1999, 107ff]. 
Diagnostik: Die diagnostischen Verfahren richten sich in erster Linie nach den kli-
nischen Befunden bzw. Zufallsbefunden. Auch in diesem Zusammenhang besteht 
eine  große  Auswahl  diagnostischer  Maßnahmen,  die  sich  an  den  verschiedenen 
Entitäten orientiert. Angesichts der Fülle an diagnostischen Möglichkeiten wird hier 
ebenfalls auf weiterführende Literatur verwiesen [Preiß et al. 2002, 73ff].   
Therapie:  Im  Rahmen  der  Therapie  solider  Tumore  wird  immer  häufiger,  neben 
OP, Chemotherapie und Bestrahlung, auch das Prinzip der autologen Transplan-
tation angewandt. Im Mittelpunkt der Behandlung stehen insbesondere Mamakar-
zinome und Weichteilkarzinome. Bei Keimzelltumoren  ist die autologe Transplan-
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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12 
tation  inzwischen  etabliert  [Trenschel  et  al.  2001,  1292].  Durch  eine  autologe 
Transplantation,  sorgt  die  Reinfusion  eigener  hämatopoetischer  Stammzellen  im 
Anschluss  an  den  Chemo-Zyklus  dafür,  dass  der  Patient  nach  den  chemothera-
peutischen  Interventionen  schneller  aus dem  Zelltief  (Aplasie)  kommt.  Das  beugt 
Infektionen und weitere Folgeerkrankungen vor [Hoffbrand et al. 2003, 99ff]. 
Prognose: Die mittlere Überlebenszeit (fünf Jahre) bei Krebs mit soliden Tumoren 
erstreckt sich von sehr günstigen Raten (Lippenkrebs (93 Prozent), Melanom der 
Haut  (89  Prozent))  über  sehr  ungünstige  Raten  (Speiseröhrenkrebs  (acht  Pro-
zent),  Lungenkrebs  (13  Prozent))  [Arbeitsgemeinschaft  Bevölkerungsbezogener 
Krebsregister in Deutschland 2004, 12].  
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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13 
2.2 Stammzelltransplantation 
Einige  der  oben  genannten  aggressiven  Erkrankungen,  wie  auch  andere  weiter 
unten aufgeführte Störungen des hämatopoetischen Systems, sind zum heutigen 
Zeitpunkt nur durch eine so genannte Stammzelltransplantation ,,heilbar". Der Beg-
riff  ,,Stammzelltransplantation"  (SZT)  beschreibt  sowohl  die  Knochenmarktrans-
plantation  (KMT),  bei  der  es  sich  um  die  Entnahme  von  Stammzellen  aus  dem 
Knochenmark  handelt,  als  auch  die  periphere  Blutstammzelltransplantation 
(PBSZT),  bei  der  die  Stammzellen  aus  dem  peripheren  Blut  gesammelt  werden. 
Bei  diesem  Verfahren  wird  das  Immunsystem  und  das  hämatopoetische  System 
des Patienten durch Bestrahlung und Chemotherapie zunächst destruiert (Konditi-
onierung).  Diese  Systeme  werden  danach  durch  die  Stammzellen  des  Spenders 
ersetzt  (Transplantation).  Bis  die  neuen  Stammzellen  erfolgreich  angewachsen 
sind  und  mehr  als  1.000 Leukozyten  gebildet  haben  (Engraftment),  vergehen  ca. 
zwei bis drei Wochen. In dieser Zeit befinden sich  die Patienten unter keimfreien 
Bedingungen  in  der  Aplasie.  Die  SZT  kann  autolog  (eigene  Stammzellen  des 
Spenders)  als  auch  allogen  (fremde  Stammzellen)  erfolgen  [Begemann  und  Be-
gemann-Deppe 2000, 77ff].  
Ob eine Transplantation sinnvoll ist oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren 
wie Schweregrad der Erkrankung, Remission, Alter, allgemeiner Zustand und von 
der Verfügbarkeit des Spenders ab. Bei folgenden Erkrankungen wird eine autolo-
ge und/oder allogene SZT in Erwägung gezogen: 
  AML oder ALL 
  CML 
  Andere maligne Erkrankungen des Knochenmarks 
  Schwere Anämien 
  Erbliche Erkrankungen und Störungen in der Hämatopoese 
  Andere schwere, erworbene Knochenmarkerkrankungen 
  Solide Tumoren 
[Trenschel et al. 2001, 1289; Hoffbrand et al. 2003, 99ff]. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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14 
2.3 Komplikationen und Folgen einer SZT 
In diesem Kapitel werden die möglichen akuten sowie langfristigen Komplikationen 
und  Folgen  einer  SZT  beschrieben.  Dabei  wird  im  Rahmen  der  Präsentation  der 
verschiedenen Studien und Untersuchungen im Allgemeinen auf eine chronologi-
sche  Zeitfolge  geachtet.  Entsprechende  maßgebende  Zeitangaben  sind  fett  ge-
kennzeichnet. 
Das  Verfahren  einer  allogenen  Transplantation,  bei  dem  Stammzellen  von  einer 
Person gewonnen und einer fremden infundiert werden, ist mit einer beträchtlichen 
Morbidität (vgl. Kapitel 2.3.2) und Mortalität verbunden. Die Prognose des Patien-
ten ist in erster Linie von Art, Schwere und Status der Erkrankung abhängig und 
kann  stark  variieren.  So  überleben  nur  etwa  20  Prozent  der  Patienten  mit  malig-
nen hämatologischen Erkrankungen ohne  komplette  Remission  drei  Jahren nach 
allogener  SZT  [Tabata  et  al.  2002].  Bei  kompletter  Remission  erhöhen  sich  die 
Überlebenschancen  deutlich.  Über  80  Prozent  der  Patienten  mit  bestimmten 
Lymphomen können nach autologer Transplantation geheilt werden [Trenschel et 
al. 2001, 1291]. Bensinger et al. [2001] ermittelten eine Überlebenszeit von 54 bis 
66 Prozent auf zwei Jahren bei kompletter Remission. Das krankheitsfreie Überle-
ben beläuft sich in diesem Zeitraum nur auf 45 bis 65 Prozent.  
Erste Komplikationen stellen sich bei den Patienten schon durch toxische Reakti-
onen im Rahmen der Konditionierung (aggressivste Chemotherapie und Bestrah-
lung) ein. Weiterhin besteht die Gefahr der immunologischen Inkompatibilität von 
Spender  und  Patient,  die  sich  als  Immunschwächung,  Abstoßungsreaktion 
(GvHD) oder als Transplantatversagen zeigen kann [Ostendorf et al. 2003, 222ff]. 
Diese  Komplikationen  und  die  Tatsache,  dass  die  Patienten  über  mehrere  Wo-
chen das Zimmer nicht verlassen dürfen (Isolation), gehen immer mit einer Immo-
bilität  und  den  daraus  resultierenden  typischen  Folgen  des  Bewegungsmangels 
einher. Dies führt schließlich zu einer  weiteren Verschlechterung des Krankheits-
bildes [Bartsch et al. 2000]. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
____________________________________________________________________________________ 
15 
2.3.1 Graft versus Host Disease (GvHD) 
Die  GvHD  (Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion)  ist  die  schwerste  Komplikation  im 
Rahmen  einer  allogenen  SZT.  Diese  Reaktion  wird  durch  die  Immunzellen  (T-
Lymphozyten) des Spenders verursacht, die gegen Gewebe des Wirts reagieren. 
Um  die  Möglichkeit  dieser  Abstoßungsreaktion  möglichst  gering  zu  halten  oder 
sogar  zu  vermeiden,  ist  eine  GvHD-Prophylaxe  in  Form  von  immunsuppressiven 
Medikamenten notwendig.  
Man unterscheidet zwischen einer akuten und einer chronischen GvHD. Die akute 
GvHD  tritt  in  den  ersten  100  Tagen  nach  der  Transplantation  auf  und  zeigt  sich 
gewöhnlich an Haut, Gastrointestinaltrakt und Leber. Der Patient reagiert dann mit 
Rötung,  Abschuppung,  Blasenbildung  (Haut)  sowie  mit  Bauchschmerzen,  Übel-
keit, Erbrechen und Blutungen aus dem Darm (Gastrointestinaltrakt) oder Müdig-
keit und Ikterus (Leber). Die GvHD kann je nach Schwere tödlich verlaufen. In der 
Regel  wird  die  akute  GvHD  mit  hohen  Dosen  Kortikosteroiden  (Kortison)  behan-
delt,  die  normalerweise  gut  ansprechen.  Entsprechend  der  Definition  wird  eine 
GvHD  nach  dem  100.  Tag  chronisch  und  entwickelt  sich  gewöhnlich  aus  einer 
akuten GvHD. Zusätzlich zu den Reaktionen der akuten GvHD sind nun auch Ge-
lenke,  Tränendrüsen  und  andere  seröse  Oberflächen  betroffen.  Generell  ist  das 
Immunsystem  beeinträchtigt  und  dadurch  das  Infektionsrisiko  erhöht.  Es  können 
auch  Abstoßungsreaktionen  an  der  Lunge  auftreten  [Hochhaus  und  Hehlmann 
2001, 78ff]. 
Ein  kompatibler  Spender  ist  entscheidend  für  das  Überleben  und  die 
Komplikationsrate  von  Patienten  nach  SZT.  Eine  fremd-allogene  Transplantation 
bedeutet  in  diesem  Zusammenhang  im  Vergleich  zur  familiär-allogenen  ein 
deutlich  höheres  Risiko.  Die  Morbidität  steigt  mit  zunehmend  unterschiedlicher 
Histokompatibilität von Spender und Empfänger [Hoffbrand et al. 2001, 530]. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
____________________________________________________________________________________ 
16 
2.3.2 Physische Komplikationen 
Es  können  sich  noch  eine  Fülle  weiterer  Schwierigkeiten  durch  eine  Stammzell-
transplantation für den Patienten ergeben. Dazu zählen vor allem bakterielle, vira-
le  und  Pilzinfektionen,  die  in  der  frühen  Phase  nach    der  Transplantation  häufig 
auftreten.  Bestimmte  Infektionen  können  tödlich  verlaufen  und  müssen  dement-
sprechend  rechtzeitig  behandelt  werden.  Zu  den  weiteren  schweren  Komplikatio-
nen  zählen  akute  Blutungen,  Transplantatversagen,  hämorrhagische  Zystitis, 
Pneumonie,  Venenverschlusskrankheiten,  Herzversagen  etc.  Häufig  treten  in  der 
stationären  Phase  auch  Übelkeit  und  Erbrechen,  Schleimhautentzündungen, 
Durchfall, Blasenentzündungen, Haarausfall, Lungenentzündungen sowie Schädi-
gungen  an  Leber,  Herzmuskel  und  Gastrointestinaltrakt  auf  [Begemann  und  Be-
gemann-Deppe 2000, 81]. 
Die  Freiburger  Klinik  für  Tumorbiologie  (TuBi)  stellte  im  Jahre  2000  eine  Studie 
vor, in der die häufigsten Komplikationen nach einer Knochenmarktransplantation 
beschrieben  wurden
2
.  So  beobachtete  man  in  erster  Linie  ausgeprägte  Schwä-
chen der Bein- und Hüftmuskulatur, Schmerzen in Knien und Hüftgelenken sowie 
Rückenschmerzen. Von 1993 bis 1997 untersuchte das Institut 348 Patienten auf 
Komplikationen nach dem stationären Aufenthalt. Von den untersuchten Personen 
litten 28 Prozent an degenerativen Muskelerkrankungen (Muskelmyopathien) und 
28  Prozent  an  Polyneuropathien.  Die  meisten  Patienten  (28  Prozent)  begannen 
die  Rehabilitationsphase  50  bis  100  Tage  nach  der  Transplantation.  27  Prozent 
fanden sich nach 100 bis 365 Tagen in der Rehabilitationsklinik ein. 
Durch den langen stationären Aufenthalt in der Regel sechs bis acht Wochen bei 
komplikationslosem  Verlauf  und  der  damit  verbundenen  Isolation  leiden  die  Pati-
enten  unter  einem  eingeschränkten  Aktionsradius,  der  zu  allgemeinen  negativen 
Folgen des Bewegungsmangels (Co-Morbidität) führen kann [Baumann 2001, 24].  
Dieses  umfassende  Bild  an  physischen  Komplikationen  bedeutet  für  die  meisten 
Patienten  eine  erhebliche  Einbuße  ihrer  körperlichen  Leistungsfähigkeit  [Bartsch 
et al. 2000].  
2
Vorgestellt auf einem Symposium am 13./14.04. 2000 an der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
____________________________________________________________________________________ 
17 
2.3.2.1 Autologe Transplantation und körperliche Leistungsfähig-
keit 
Im  Folgenden  werden  die  Einflüsse  einer  autologen  Transplantation  auf  die  kör-
perliche Leistungsfähigkeit beschrieben. 
Vose untersuchte die  langfristigen  Folgen  autologer  SZTs und  berichtet,  dass  58 
Prozent von 54 Patienten 30 Monate nach der Transplantation in ihren physischen 
Aktivitäten vermindert sind [Vose 1992].  
50 Prozent der Patienten klagen auch zwei bis drei Jahre nach der Transplanta-
tion über schwere Fatigue. Mehr als 30 Prozent haben sexuelle Störungen [Knobel 
et al. 2000; Hjermstad et al. 1999a; Watson et al. 1999; Whedon et al. 1995].  
In Norwegen  verglich  man eine repräsentative Gruppe der Durchschnittsbevölke-
rung mit 38 Patienten, deren autologe Transplantation schon vier bis sechs Jah-
re zurücklag. Es zeigt sich nicht nur, dass das Fatigue-Syndrom signifikant häufi-
ger in der Patienten-Gruppe auftritt, sondern auch, dass Frauen stärker betroffen 
sind  als  Männer.  Auch  klagen  mehr  Frauen  als  Männer  über  körperliche  Schwä-
che [Knobel et al. 2000; Andrykowski et al. 1999; Hjermstad et al. 1999(a)].  
Etwa ein Drittel der autolog Transplantierten klagt über eine starke Abnahme ihrer 
Leistungsfähigkeit  und  die  Hälfte  über  verminderte  Freizeitaktivitäten  [Watson  et 
al. 1999]. 
Tabellarischer Überblick 
In Tabelle 1 sind die in diesem Kapitel 2.3.2.1 beschriebenen Studien zum besse-
ren Überblick und Vergleich aufgeführt. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
____________________________________________________________________________________ 
18 
              Komplikation 
Autor [Pub. J.]      
Phys. Aktivitä-
ten 
Schwere Fatigue 
Sexuelle Stö-
rungen 
Verminderte 
Freizeitaktivitä-
ten 
Andrykowski et al. [1999] 
Nach 4-6 J. Frauen 
stärker betroffen als 
Männer 
Nach 4-6 J. Frauen 
stärker betroffen als 
Männer 
Hjermstad et al. [1999] 
Nach über 1 J. 24-
30% keine Aktivitäten 
Vose et al. [1992] 
Nach 30 M. bei 58% 
vermindert 
Nach 30 M. 40% 
Watson et al. [1999] 
Nach 5 J. ein Drittel 
starke Abnahme 
Nach 2-3 J. 50% 
Nach 2-3 J. über 30%  Nach ca. 5 J. über 
50%  
Whedon et al. [1995] 
Nach 37 M. 50% 
Nach 37 M. 30% 
Tabelle 1 : Übersicht über post-stationäre Auswirkungen von autologer SZT auf körperliche 
Leistungsfähigkeit (M.= Monate, J.= Jahre) 
2.3.2.2 Allogene bzw. autologe Transplantation und körperliche 
Leistungsfähigkeit 
Grundsätzlich sind die negativen Auswirkungen von autologen wie auch allogenen 
Transplantationen  noch  nicht  ausreichend  erforscht.  Schon  vorhandene  Studien 
zeigen  deutliche  Schwierigkeiten  der  Patienten  mit  ihrer  Reintegration  in  das  all-
tägliche  Leben,  mit  ihrer  Rückkehr  zur  Arbeit  und  sie  geben  intensivste  Schlaf-
probleme  an.  Frauen  berichten  in  mehreren  Studien  über  größere  Probleme  mit 
Fatigue und Sexualität als Männer [Carlson u. MacRae 2002]. 
Fatigue 
Etwa 70  Prozent der Patienten klagen nach der Chemotherapie über Müdigkeit 
und  Abgeschlagenheit,  das  sogenannte  Fatigue-Syndrom  [Dimeo  et  al.  1996]. 
Dieses  Syndrom  zeigt  sich  schließlich  in  einer  Verminderung  des  Leistungsver-
mögens, so dass schon alltägliche Tätigkeiten, wie Treppen steigen oder Spazie-
ren gehen für viele eine außergewöhnliche Anstrengung bedeutet. Viele Patienten 
können so ihre gewohnten Freizeit- und Arbeitsaktivitäten nicht wieder aufnehmen 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
____________________________________________________________________________________ 
19 
und  erleben nach  ihrem  Klinikaufenthalt eine  zunehmende  Isolation.  Die  Bewälti-
gung des für sie normalen Alltagslebens ist kaum mehr möglich, und es entsteht 
ein  Teufelskreis:  Durch  die  verminderte  Aktivität,  aufgrund  der  niedrigen  Belast-
barkeit, herrscht ein Bewegungsmangel vor, der wiederum zu weiterer Leistungs-
einbuße führt [Dimeo et al. 1996]. 
Fatigue ist das am meisten verbreitete Problem unter den Überlebenden nach ei-
ner Krebsbehandlung [Winningham et al. 1994].  
Ein halbes Jahr nach der Transplantation klagen immer noch 50 Prozent der Pa-
tienten über Fatigue. Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit der Befragung direkt 
nach  der  Entlassung.  Nach  einem  Jahr  kann  beobachtet  werden, dass  etwa  ein 
Drittel (38 Prozent) der Betroffenen unter dem Fatigue-Syndrom leidet [Baker et al. 
1999].   
Baker et al. [2003] erkannten in einer Studie mit 99 Patienten, dass zwei Drittel der 
Erkrankten ein Jahr nach der Transplantation unter dem Fatigue-Syndrom leiden. 
13 Prozent sehen das sogar als schwerwiegendes Problem an.  
Kraftverlust und Leistungsfähigkeit 
Direkt nach der Entlassung zeigen nach einer Studie (n=84) von Baker et al. et-
wa  ein  Drittel  der  SZT-Patienten  physische  Einschränkungen,  vor  allem  Kraftver-
lust  [Baker  et  al.  1999].  Zu  diesem  Zeitpunkt  berichten  signifikant  viele  SZT-
Patienten über verminderte funktionale Fähigkeiten, die sich in den darauf folgen-
den sechs Wochen wieder bessern [Hacker und Ferrans 2003]. 
Hinterbuchner [1979] untersuchte bei stationär liegenden Krebspatienten die Leis-
tungseinbußen  durch  passive  Mobilisation  im  Rahmen  krankengymnastischer 
Maßnahmen. Diese Maßnahmen erhalten zwar die Beweglichkeit, jedoch können 
durch diese therapeutische Formen Leistungseinbußen von 30  Prozent beobach-
tet werden. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
____________________________________________________________________________________ 
20 
Die  Folgen  der  Krebsbehandlung  im  Rahmen einer Transplantation   können  sich 
auch  in  einer  verschlechterten  Lungenfunktion,  in  chronischen  Kardiomyopathien 
und in neurologischen Störungen zeigen [Dimeo et al. 1996]. Diese Verkettungen 
führen unweigerlich zu weiteren Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit. 
Nach  einer  Studie  mit  156  Langzeitüberlebenden,  bei  denen  die  Transplantation 
mindestens ein halbes Jahr zurücklag, wurde nach den größten Einschränkungen 
aus physischer wie auch aus psychischer Sicht gefragt. Die Patienten nennen den 
physischen  Bereich  am  häufigsten.  So  liegen  die  größten  Probleme  darin,  dass 
die  Erkrankten  anfälliger  für  physische  Erkrankungen  werden.  Weiter  geben  die 
Patienten  an,  dass  sie  zur  Durchführung  anstrengender  Sportarten  Defizite  in  
Energie und Ausdauer haben [Somerfield et al. 1996]. 
In einer weiteren Studie mit 84 Patienten (ein halbes Jahr nach der Transplantati-
on) klagen mehr als 50 Prozent über Kraftverluste, ein Drittel über andere körperli-
che Beeinträchtigungen, ein Drittel über anhaltende gesundheitliche Probleme und 
ein Drittel über Unfruchtbarkeit und sexuelle Störungen. Diese Ergebnisse decken 
sich  annähernd  mit  der  Befragung  direkt  nach  der  Entlassung.  Bei  der  nächsten 
Befragung  der  Patienten  nach  einem  Jahr  kann  nun  beobachtet  werden,  dass 
etwa  ein  Drittel  unter  dem  Gefühl  körperlicher  Beeinträchtigungen  (31  Prozent) 
leidet,  27  Prozent  gaben  weiter  anhaltende  gesundheitliche  und  17  Prozent  ex-
treme physische Probleme an [Baker et al. 1999].   
Ein Jahr nach der Transplantation zeigt sich gemeinhin ein schlechteres körperli-
ches Befinden und ein reduzierter physischer Allgemeinzustand [Kopp et al. 1998]. 
Baker et al. [2003] erforschten bei 99 Patienten, dass 62 Prozent der Erkrankten 
ein Jahr nach der Transplantation unter Kraftverlust leiden. Dieser gehört im Rah-
men der Patienten-Befragung zu den am häufigsten genannten Problemen. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
____________________________________________________________________________________ 
21 
Spätkomplikationen 
In  einer  weiteren  Untersuchung  berichten Patienten,  deren Transplantation  mehr 
als  drei  Jahre  zurücklag,  über  Schwierigkeiten,  körperliche  Aktivitäten  (76  Pro-
zent)  durchzuführen,  63  Prozent  haben  Probleme  in  der  Sexualität,  78  Prozent 
fühlen sich ständig müde und 51 Prozent zeigen Schlafprobleme [Andrykowski et 
al. 1995].  
Van  Bömmel  [1995,  77]  untersuchte  die  Spätkomplikationen  von  70  Patienten 
mehr als drei Jahre nach der Transplantation: 55 Prozent entwickeln eine chroni-
sche GvHD, die sich vor allem an Haut, Leber, Mundschleimhaut, Augen, Intesti-
naltrakt  und  Lunge  manifestiert.  Pulmonologische  Auffälligkeiten  zeigen  33  Pro-
zent  der  Patienten,  während  bei  23  Prozent  sogar  Kurzatmigkeit  diagnostiziert 
wird.  27  Prozent  klagen  über  Schwäche  und/oder  Schmerzen  an  Stütz-  und  Be-
wegungsapparat  und  bei  14  Prozent  der  Patienten  wird  eine  mäßige  bis  starke 
Osteoporose festgestellt. 
Vier Jahre nach der Transplantation berichten Patienten über eine allgemein gute 
körperliche Verfassung, die sich langsam weiter verbessert. Es verbleibt allerdings 
eine  kleine  Anzahl  an  ,,Rest-Schwierigkeiten",  wie  Infektionsanfälligkeit  und  noch 
vereinzelt verbliebene körperliche Einschränkungen [Bush et al. 2000]. 
Tabellarischer Überblick 
In Tabelle 2 sind die in diesem Kapitel 2.3.2.2 beschriebenen Studien zum besse-
ren Überblick und Vergleich aufgeführt. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
____________________________________________________________________________________ 
22 
              Komplikation 
Autor [Pub. J.]      
Körperliche 
Schwäche 
Fatigue 
Kraftverluste 
Sexuelle Prob-
leme 
Andrykowski et al. [1995] 
Nach 3 J. 76% 
Nach 3 J. 78% 
Nach 3J. 63% 
Baker et al. [1999] 
Nach 6 M. über ein 
Drittel - Nach 1 J. etwa 
ein Drittel 
Nach 6 M. über 50% - 
Nach 1 J. über ein 
Drittel 
Ein Drittel aller Pat. 
nach Entlassung - 
Nach 6 M. über 50%  
Nach 6 M. über ein 
Drittel 
Baker et al. [2003] 
Nach 1 J. 62% 
Nach 1 J. zwei Drittel   
Carlson/MacRae [2002] 
Frauen größere Prob-
leme als Männer 
Frauen größere 
Probleme als Männer 
Dimeo et al. [1996] 
70% nach Chemo 
Hacker/Ferrans [2003] 
Signifikant viele Pat. 
nach Entlassung 
Kopp et al. [1998] 
Nach 1 J. schlechter 
und eingeschränkter als 
nach Entlassung 
Van Bömmel [1995] 
Nach über 3 J. ein 
Drittel 
Winningham et al. [1994] 
Größtes Problem 
unter Überlebenden 
nach SZT 
Tabelle 2 : Übersicht über post-stationäre Auswirkungen von autologer und allogener SZT 
auf körperliche Leistungsfähigkeit (M.= Monate, J.= Jahre) 
2.3.2.3 Körperliche Leistungsfähigkeit bei allogener und autologer 
Transplantation im Vergleich 
Während der stationären Zeit besteht in der physischen Konstitution kein Unter-
schied zwischen den autolog und den allogen Transplantierten. Die meisten Sym-
ptome  sind:  Fieber,  Mundschmerzen,  Gewichtsverlust,  Übelkeit  und  Erbrechen, 
Verlust des Geschmacksinns, Haarverlust, Fatigue, Müdigkeit und Schlaflosigkeit. 
Verbesserungen sind kurz vor der Entlassung zu erkennen [Zittoun 1999].   
Etwa  zwei  Jahre  nach  der  Transplantation zeigen  sich  in  vielen  Studien  bei  den 
physischen Einschränkungen zwischen allogen und autolog Transplantierten keine  
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
____________________________________________________________________________________ 
23 
signifikanten Unterschiede mehr [Andrykowski et al. 1999; Fromm et al. 1996; Lit-
wins et al. 1994; Jenkins et al. 1991]. 
Andere Studien kommen da jedoch zu einem anderen Ergebnis. So fanden Zittoun 
et al. [1997] bei 98 Probanden vier Jahren nach der SZT heraus, dass die allogen 
Transplantierten  in  einer  schlechteren  körperlichen  Verfassung  sind  als  die  auto-
log Transplantierten. Sie haben größere Schwierigkeiten einen längeren Spazier-
gang  zu  machen,  die  Hausarbeit  durchzuführen  und  befinden  sich  in  einer 
schlechteren körperlichen Konstitution.  
Zu  ähnlichen  Ergebnissen  kommen  Andrykowski  et  al.  [1995],  die  209  Patienten 
(54  Prozent  autolog  und  46  Prozent  allogen  transplantiert)  41  Monate  nach 
Transplantation befragten. Die allogen Transplantierten geben größere Einschrän-
kungen in der körperlichen Arbeit und im Freizeitverhalten sowie häufiges Auftre-
ten  von  Übelkeit,  Juckreiz  und  Schleimhautentzündungen  an.  Weiter  klagen  sie 
auch mehr über Appetitlosigkeit und schlechtes körperliches Wohlbefinden [Kopp 
et al. 1998].  
Allogen  Transplantierte  haben  nach  der  Transplantation  über  einen  langen  Zeit-
raum eine noch deutlich schlechtere physische Konstitution als autolog transplan-
tierte Betroffene [Carlson u. MacRae 2002]. Sie erholen sich auch nicht so schnell 
von den sich durch die Transplantation verursachten Problemen. So spüren auto-
log  Transplantierte  eine  schnellere  Verbesserung  in  der  Bewältigung  des  alltägli-
chen  Lebens,  in  den  Freizeitaktivitäten,  in  der  Sexualität  sowie  in  der  Schmerz- 
und Schlafsymptomatik [Yano et al. 2000].  
2.3.3 Psychische und psychosoziale Komplikationen 
Inzwischen existieren vereinzelt Studien, die sich mit der Lebensqualität transplan-
tierter Patienten auseinandersetzen. Auch entstanden größere und umfassendere 
Studien, die den genauen Einfluss einer SZT auf die psychische und psychosozia-
le  Verfassung  des  Patienten  untersuchen  [Carlson  und  MacRae  2002].  Jedoch 
sind  die  Konsequenzen  einer  Transplantation  auf  die  Lebensqualität  noch  nicht 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
____________________________________________________________________________________ 
24 
ausreichend ermittelt, vor allem nicht der Vergleich zwischen allogen und autolog 
Transplantierten [Carlson und MacRae 2002]. 
2.3.3.1 Psychische und psychosoziale Komplikationen nach auto-
loger Transplantation 
Die  größten  psychischen  Schwierigkeiten  erleben  Patienten  um  den  Tag+5  nach 
der  Transplantation.  Hier  befindet  sich  der  kritische  Punkt,  an  dem  die  höchsten 
Schmerz-, Angst- und Depressionswerte gemessen werden. Alle Patienten nutzen 
zu  diesem  Zeitpunkt  inadäquate  Bewältigungsstrategien  und  haben  so  nur  eine 
kleine Möglichkeit, den Schmerz zu kontrollieren [Gaston-Johansson et al. 1992]. 
Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Grassi et al. [1996], die herausfanden, dass die 
Patienten schon zwei Tage vor stationärer Aufnahme bis zur Entlassung unter 
hohem psychischen Stress  leiden.  Die  Hälfte  der hier  49  Befragten  zeigen  sogar 
psychopathologische  Auffälligkeiten.  Allerdings  nehmen  die  Angstwerte  zur  Ent-
lassung um die Hälfte und die Depressionswerte um ein Drittel ab. Wettergren et 
al.  [1999]  können  in  diesem  Zusammenhang  in  ihrer  Studie  zeigen,  dass  Angst 
und Depression eng miteinander verstrickt sind und daher psychologische Hilfe für 
die Betroffenen notwendig ist. Verglichen mit Patienten, die eine ambulante auto-
loge Transplantation erfuhren, konnte zu stationär autolog Transplantierten in der 
Lebensqualität kein Unterschied erkannt werden [Summers et al. 2000].   
In den ersten Monaten nach Entlassung haben SZT-Patienten mit verschiedenen 
psychischen und psychosozialen Schwierigkeiten zu kämpfen. So zeigen sich bei-
spielsweise  Probleme  mit  der  Arbeitsstelle,  in  der  Familie,  im  Freundeskreis  etc. 
Nach einem Jahr ist nach einer Befragung von Chao [1992] das Fatigue-Syndrom 
das  größte  Problem,  dennoch  ist  die  Lebensqualität-Rate  zu  diesem  Zeitpunkt 
recht hoch, denn 88 Prozent der 59 Patienten gaben  gute Werte an. Eine Studie 
von Whedon et al. [1995] zeigt, dass 43 Prozent der 29 Befragten ein Jahr nach 
der Transplantation negativen Stress aufgrund von sexuellen Störungen angeben. 
93 Prozent beklagen durch die Erkrankung ausgelöste familiäre Probleme. Frauen 
empfinden einen stärkeren Verlust in der sozialen und kognitiven Rolle als Männer 
[Knobel 2000].  
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
____________________________________________________________________________________ 
25 
Nach  einer  Befragung  von  50  Patienten,  30  Monate  nach  der  Transplantation, 
würden 96 Prozent unter den gleichen Umständen den Weg der SZT noch einmal 
gehen.  Im  Allgemeinen  wird  ein  positives  Bild  vorgezeichnet.  Die  meisten  haben 
wieder zu arbeiten begonnen und leben einen normalen Lifestyle. Probleme exis-
tieren in erster Linie in der Sexualität [Vose 1992].  
2.3.3.2 Psychische und psychosoziale Komplikationen nach allo-
gener bzw. autologer Transplantation 
Es  existieren  in  der  gegenwärtigen  Literatur  einige  Studien,  die  sich  mit  psychi-
schen und psychosozialen Komplikationen nach einer SZT befassen. Häufig sind 
dabei autolog und allogen Transplantierte trotz der unterschiedlichen Transplanta-
tionstechniken in Untersuchungen zusammengefasst. 
Lebensqualität 
86 allogen und autolog Transplantierte, wurden in einer Studie vor, während und 
nach  der  stationären  Phase  psychologisch  untersucht.  Die  Lebensqualität  wird 
zur Entlassung als ,,schlecht" angegeben, während sie sich innerhalb von 100 Ta-
gen  verbessert.  Es  kann  ein  Zusammenhang  zwischen  Depressionen  und 
schlechter  Lebensqualität  hergestellt  werden  [McQuellon  et  al.  1998].  Ähnliches 
fanden auch Zittoun et al. [1999] heraus. Es zeigt sich, dass psychologische Vari-
ablen  mit  der  Lebensqualität  korrelieren.  Für  das  Fatigue-Syndrom  wurden  die 
gleichen Ergebnisse ermittelt.  
Bereits  kurz  vor  der  stationären  Aufnahme  kann  eine  verminderte Lebensqualität 
nachgewiesen  werden  [Hacker  et  al.  2003].  Ein  Jahr  nach  der  Transplantation 
geben  die  meisten  Patienten  in  einer  weiteren  Untersuchung  (n=41)  eine  über-
durchschnittlich  gute  Lebensqualität  an,  trotz  andauernder  physischer  Schwierig-
keiten [Saleh et al. 2001]. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
____________________________________________________________________________________ 
26 
Es berichten Zittoun et al. [1999] in ihrer Studie mit 178 transplantierten Patienten, 
dass  durch  psychologische  Interventionen  kein  Effekt  auf  die  Lebensqualität 
nachgewiesen werden konnte.  
Von guter bis exzellenter Lebensqualität sprechen drei Jahre nach der Transplan-
tation 90 Prozent der Befragten (n= 125). Diese können psychische Problem sehr 
gut  bewältigen.  Eine  kleine  Gruppe  ist  dazu  allerdings  nicht  in  der  Lager  und  es 
sind  zumeist  Patienten,  die  schon  vor  der  Transplantation  ,,psychisch  labil"  sind 
[Broers et al. 2000]. 
415 Patienten konnten vier Jahre nach der Transplantation durchweg eine stabile, 
verbesserte  Lebensqualität  bescheinigen.  Trotz  verschiedener  Schwierigkeiten 
berichten  sie  über  ein  positives  Lebensgefühl.  Sorgen  haben  die  Patienten  über 
ihre Gesundheit und beschreiben ihre Anfälligkeiten gegenüber Krankheiten [Bush 
et al. 2000]. 
Psychischer Stress 
Die Patienten empfinden über die ersten  100 Tage nach einer SZT den gleichen 
Stressfaktor,  der  sich  nach  einem  Jahr  langsam  verringert,  so  dass  schließlich 
etwa 20 Prozent starke psychische Probleme angeben [McQuellon et al. 1998].  
Den größten psychischen Stress erfahren die Patienten ein bis zwei Tage vor der 
Transplantation  [Broers  et  al.  2000;  Fife  et  al.  2000].  Der  niedrigste  Stressfaktor 
kann dann drei bzw. zwölf Monate nach der Transplantation gemessen werden. 
Generell  kann  gesagt  werden,  dass  sich  Stress  schon  vor  der  stationären  Auf-
nahme entwickelt und über die gesamte stationäre Phase der Transplantation bei-
behalten  wird  [Fife  et  al.  2000].  Vier  Jahre  nach  der  Transplantation  empfinden 
SZT-Patienten nur noch einen niedrigen Stressfaktor [Bush et al. 2000]. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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27 
Psychosoziale Faktoren 
Die Unterstützung der Familie spielt in den ersten  zwölf Monaten eine entschei-
dende  Rolle.  Es  zeigt  sich,  dass  sich  Patienten  schneller  und  besser  erholen, 
wenn eine geordnete familiäre Struktur existiert [Fife et al. 2000].  
Nach einer Befragung von 84 Patienten im ersten Jahr nach der Transplantation, 
kommen  in  einer  Untersuchung  mit  84  Patienten  die  Autoren  zum  Schluss,  dass 
die  Genesung  ein  langwieriger  Prozess  ist.  So  werden  psychosoziale  Probleme 
wie Reintegrationsprobleme in sozialen Beziehungen (33 Prozent), Arbeit (23 Pro-
zent)  und  Familie  (31 Prozent)  direkt nach  der  stationären  Entlassung  analysiert. 
Nach sechs Monaten verändert sich die Situation, so dass die Probleme mit der 
Reintegration  in  Arbeit  (13  Prozent),  Familie  (24  Prozent)  und  Gesellschaft  (19 
Prozent) sich grundlegend bessern. Nach einem Jahr schließlich, geben 27 Pro-
zent Finanzprobleme und 25 Prozent Jobprobleme an. Innerhalb des ersten Jah-
res  nach SZT  kann  eine  Verlagerung  der  Probleme  von der  psychischen  auf die 
psychosoziale Ebene beobachtet werden. Es ist möglich, den gesamten Entwick-
lungsprozess durch Seelsorge, Selbsthilfegruppen, und andere Maßnahmen posi-
tiv zu unterstützen [Baker et al. 1999].  
Angst und Depressionen 
Baker et al. [2003] publizierten eine Studie mit 99 Patienten, die frühestens sechs 
Monate nach Entlassung zur psychologischen Befragung eingeladen wurden. Die 
Resultate zeigen, dass sich die Befürchtungen der Patienten in erster Linie auf die 
plötzliche  Rückkehr  ihrer  Erkrankung  konzentrieren,  gefolgt  von  allgemeinen  Zu-
kunftsängsten und dem Gefühl der Überforderung in sexueller Hinsicht. 
Die  Ergebnisse  von  Baker  et  al.  [1999]  gründen  sich  auf  eine  Untersuchung  mit 
254 Patienten, von denen 25 vor,  während und nach der Transplantation psychi-
sche  und  soziale  Interventionen  erhalten  haben.  Diese  Gruppe  war  besser  auf 
eine  SZT  vorbereitet, besaß  weniger  Probleme  und  gab  einen  geringeren  Angst-
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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28 
faktor  an.  Allerdings  kann  kein  signifikanter  Unterschied,  sondern  nur  positive 
Tendenzen zugunsten der Interventionsgruppe erkannt werden [Perry 2000].  
Direkt  nach  der  Entlassung  werden  psychische  Probleme  wie  Zukunftsängste 
(54  Prozent)  und  Depressionen  (24  Prozent)  beobachtet.  Nach  sechs  Monaten 
verändert sich die Situation, so dass sich Zukunftsängste (35 Prozent) legen, aber 
Depressionen  (29  Prozent)  zunehmen.  Nach  einem  Jahr  schließlich,  geben  27 
Prozent der Befragten Zukunftsängste und 13 Prozent Depressionen an [Baker et 
al. 1999]. 
Größere  negative  Störungen  in  der  Familie  und  sozialem  Gefüge  können  zwei 
Jahre  nach  der  Transplantation  beobachtet  werden.  Es  zeigt  sich,  dass  psychi-
sche Erkrankungen mit Depressionen korrelieren [Jenkins et al. 1991].   
Tabellarischer Überblick 
In Tabelle 3 sind die in diesem Kapitel 2.3.3.2 beschriebenen Studien zum besse-
ren Überblick und Vergleich aufgeführt. 
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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29 
            Komplik.                                                 
Autor [Pub. J.] 
Psychischer Stress   Psychosoziale Prob-
leme 
Ängste / Depression 
Lebensqualität 
Baker et al. [1999] 
Nach Entlassung 24% 
Reintegrationsprobleme in 
Arbeit (23%), soziale Bezie-
hungen (33%), Fami-
lie(31%)  nach 6 M. Arbeit 
(13%), soz. Bez. (19%), 
Familie (24%)  nach 1 J. 
Finanz- (27%) und Jobprob-
leme (25%)  In 1 J. Verla-
gerung der psychischen auf 
psychosoziale Probleme 
Nach Entlassung 54% 
Zukunftsängste, 24% 
Depression  nach 6 M. 
35% Zukunftsängste, 29% 
Depressionen  nach 1 J. 
Zukunftsängste (27%), 
Depressionen (13%) 
Baker et al. [2003] 
Nach 6 M. größte Sorge vor 
Rezidiv 
Broers et al. [2000] 
Größten psychischen Stress 
wenige Tage vor SZT  
nach 3 J. gute Bewältigung 
von psychischem Stress 
Nach 3 J. 90% gute bis 
exzellente LQ 
Bush et al. [2000] 
Nach 4 J. positive Laune 
und geringer Stressfaktor 
Nach 4 J. stabile und gute 
LQ 
Fife et al. [2000] 
Größten psychischen Stress 
1-2 Tage vor SZT  nied-
rigster Stressfaktor 3-12 M. 
nach SZT  Stress vor 
Aufnahme bleibt über 
gesamte stat. Phase 
Hacker et al. [2003] 
Kurz vor stat. Aufnahme 
verminderte LQ 
Jenkins et al. [1991] 
Nach 2 J. größere negative 
Störungen in Familie und 
sozialem Gefüge 
Psychische Erkrankungen 
korrelieren mit Depressio-
nen 
McQuellen et al. [1998] 
Über 100 Tage nach SZT 
gleich hoher Stressfaktor  
Verbesserung nach 1 Jahr, 
dann 20% starke psychi-
sche Probleme 
Hohe Korrelation zw. De-
pression und LQ 
Zur Entlassung schlecht - 
Verbesserung nach 100 
Tagen 
Perry [2000] 
Psychotherapie vor, wäh-
rend und nach SZT zeigt 
tendenziell weniger Proble-
me und geringeren Angst-
faktor 
Saleh et al. [2001] 
Nach 1 J. überdurchschnitt-
lich gute LQ 
Zittoun et al. [1999] 
Psychologische Variablen 
und Fatigue assoziieren mit 
LQ  psychologische Inter-
vention zeigen keinen 
signifikant positiven Effekt  
Tabelle 3 : Übersicht über akute sowie post-stationäre Auswirkungen von autologer bzw. 
allogener SZT auf die psychische und psychosoziale Ebene des Patienten (M.= Monate, J.= 
Jahre, %-Zahl bezieht sich auf die Patienten)
  Bewegungstherapie im Rahmen einer SZT 
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30 
2.3.3.3 Psychische und psychosoziale Komplikationen  autologe 
und allogene Transplantation im Vergleich 
Im  folgenden  Kapitel  werden  die  psychischen  bzw.  psychosozialen  Komplikatio-
nen der allogenen mit der autologen SZT verglichen. 
Lebensqualität 
Im ersten Jahr nach der Transplantation zeigen autolog Transplantierte ein bes-
seres emotionales Wohlgefühl, weniger Appetitlosigkeit und eine generell bessere 
Lebensqualität.  Allogen  Transplantierte  geben  größere  Einschränkungen  in  der 
Lebensqualität an [Kopp et al. 1998].  
Frauen  berichten  in  diesem  Zeitraum  über  mehr  Probleme  in  der  Lebensqualität 
und Sexualität als Männer [Hjermstad et al. 1999a, Watson et al. 1999]. Nach über 
einem  Jahr  können allerdings  nach  Hjermstad  et  al.  [1999b]  keine  Unterschiede 
mehr  in  der  psychischen  oder  psychosozialen  Verfassung  zwischen  den  beiden 
Patienten-Gruppen erkannt werden.          
Zittoun  et  al  [1997]  kommen  jedoch  zu  anderen  Ergebnissen  und  konnten  in  der 
Lebensqualität signifikante Unterschiede zwischen allogen und autolog Transplan-
tierten  nachweisen.  53  Monate    nach  SZT  wurden  diesbezüglich  98  AML-
Patienten  befragt.  Die  allogen  Transplantierten  geben  schlechtere  Werte  an  und 
es  zeigen  sich  signifikante  Unterschiede  auch  in  der  sexuellen  Aktivität  und  im 
Verlust der Libido zugunsten der autolog Transplantierten. 
In einer anderen großen Studie (n=415) konnten allerdings keine Unterschiede in 
der  Lebensqualität  zwischen  den  beiden  hier  zu  vergleichenden  Gruppen  beo-
bachtet werden. Über vier Jahre hinweg wurde jährlich die Lebensqualität bewer-
tet  und  erkannt,  dass  sie  sich  beide  Gruppen  über  diesen  Zeitraum  langsam 
verbessern [Bush et al. 2000]. 
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Originalausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2005
 - ISBN (eBook)
 - 9783832489670
 - ISBN (Paperback)
 - 9783838689678
 - DOI
 - 10.3239/9783832489670
 - Dateigröße
 - 4.1 MB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Deutsche Sporthochschule Köln – Sportwissenschaften, Rehabilitation und Behindertensport
 - Erscheinungsdatum
 - 2005 (August)
 - Note
 - 1,0
 - Schlagworte
 - knochenmark transplantation therapie rehabilitation krebs
 - Produktsicherheit
 - Diplom.de