Der Wettbewerb auf dem Berliner Zeitungsmarkt
Eine industrieökonomische Analyse des Wettbewerbs auf dem Berliner Markt für regionale Abonnement-Zeitungen von 1990 bis 2002
					
	
		©2004
		Magisterarbeit
		
			
				350 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Im Juni 2002 erwarb die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck den Berliner Verlag von Gruner+Jahr, einem seiner langjährigen Konkurrenten auf dem Berliner Markt für regionale Abonnement-Zeitungen. Dies war der Beginn einer langwierigen juristischen Auseinandersetzung, die bis heute nicht abgeschlossen ist und in deren Folge unter anderem die Novellierung des Pressefusionsgesetzes vorgesehen ist.
Bis zu diesem Verkauf hatten die auf dem Berliner Zeitungsmarkt tätigen Verlage mit dem Einsatz zahlreicher Marketinginstrumente versucht, ihren Marktanteil zu Lasten der Konkurrenten auszubauen, was von Beteiligten und externen Beobachtern als Berliner Zeitungskrieg und Berliner Haifischbecken bezeichnet wurde. Die Arbeit untersucht diesen zum Teil ruinösen Wettbewerb, dessen dauerhaft unbefriedigende Ergebnisse letztendlich dazu führten, dass einer der Wettbewerber, Gruner+Jahr, aus dem Markt austrat.
Gang der Untersuchung:
Die Untersuchung beginnt zeitlich mit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 und schließt mit dem Verkauf des Berliner Verlages an Holtzbrinck ab. Diese Abgrenzung wird bewusst gewählt, um sich auf die marktwirtschaftlichen anstelle der noch laufenden kartellrechtlichen Ereignisse zu fokussieren. Unter Berücksichtigung der dynamischen Veränderung der Marktstruktur ist das Ziel der Untersuchung die Analyse des Marktverhaltens und der damit erzielten Ergebnisse. Die sich aus diesem Untersuchungsziel ableitenden Fragestellungen lauten wie folgt:
Marktstruktur: Welche Voraussetzungen hatten die Zeitungen im Wettbewerb? Wie waren der Leser- und Anzeigenmarkt strukturiert und wie veränderten sie sich? Welche Leser- und Anzeigenstrukturen hatten die einzelnen Blätter?
Marktverhalten: Welche Strategien setzten die Zeitungen auf dem Lesermarkt und den Anzeigenmärkten ein? Welche Rolle spielten im Einzelnen die Wettbewerbsparameter Preis, Qualität und Innovation sowie Vertrieb und Werbung?
Marktergebnis: Welche kurz-, mittel- und langfristigen Ergebnisse wurden auf dem Lesermarkt und den Anzeigenmärkten erzielt?
Den theoretischen Rahmen der Untersuchung bildet das Struktur-Verhalten-Ergebnis-Paradigma (SVE) der Industrieökonomie. Dieses wird zunächst anhand seiner einzelnen Parameter (Marktstruktur, Marktverhalten, Marktergebnis) diskutiert. Hierbei wird festgestellt, dass es sich um keinen einseitigen Ursache-Wirkungs-Prozess von der Struktur zum Ergebnis hin handelt, sondern dass sich die drei Parameter […]
	Im Juni 2002 erwarb die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck den Berliner Verlag von Gruner+Jahr, einem seiner langjährigen Konkurrenten auf dem Berliner Markt für regionale Abonnement-Zeitungen. Dies war der Beginn einer langwierigen juristischen Auseinandersetzung, die bis heute nicht abgeschlossen ist und in deren Folge unter anderem die Novellierung des Pressefusionsgesetzes vorgesehen ist.
Bis zu diesem Verkauf hatten die auf dem Berliner Zeitungsmarkt tätigen Verlage mit dem Einsatz zahlreicher Marketinginstrumente versucht, ihren Marktanteil zu Lasten der Konkurrenten auszubauen, was von Beteiligten und externen Beobachtern als Berliner Zeitungskrieg und Berliner Haifischbecken bezeichnet wurde. Die Arbeit untersucht diesen zum Teil ruinösen Wettbewerb, dessen dauerhaft unbefriedigende Ergebnisse letztendlich dazu führten, dass einer der Wettbewerber, Gruner+Jahr, aus dem Markt austrat.
Gang der Untersuchung:
Die Untersuchung beginnt zeitlich mit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 und schließt mit dem Verkauf des Berliner Verlages an Holtzbrinck ab. Diese Abgrenzung wird bewusst gewählt, um sich auf die marktwirtschaftlichen anstelle der noch laufenden kartellrechtlichen Ereignisse zu fokussieren. Unter Berücksichtigung der dynamischen Veränderung der Marktstruktur ist das Ziel der Untersuchung die Analyse des Marktverhaltens und der damit erzielten Ergebnisse. Die sich aus diesem Untersuchungsziel ableitenden Fragestellungen lauten wie folgt:
Marktstruktur: Welche Voraussetzungen hatten die Zeitungen im Wettbewerb? Wie waren der Leser- und Anzeigenmarkt strukturiert und wie veränderten sie sich? Welche Leser- und Anzeigenstrukturen hatten die einzelnen Blätter?
Marktverhalten: Welche Strategien setzten die Zeitungen auf dem Lesermarkt und den Anzeigenmärkten ein? Welche Rolle spielten im Einzelnen die Wettbewerbsparameter Preis, Qualität und Innovation sowie Vertrieb und Werbung?
Marktergebnis: Welche kurz-, mittel- und langfristigen Ergebnisse wurden auf dem Lesermarkt und den Anzeigenmärkten erzielt?
Den theoretischen Rahmen der Untersuchung bildet das Struktur-Verhalten-Ergebnis-Paradigma (SVE) der Industrieökonomie. Dieses wird zunächst anhand seiner einzelnen Parameter (Marktstruktur, Marktverhalten, Marktergebnis) diskutiert. Hierbei wird festgestellt, dass es sich um keinen einseitigen Ursache-Wirkungs-Prozess von der Struktur zum Ergebnis hin handelt, sondern dass sich die drei Parameter […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 8964 
Proner, Patrick: Der Wettbewerb auf dem Berliner Zeitungsmarkt - Eine 
industrieökonomische Analyse des Wettbewerbs auf dem Berliner Markt für regionale 
Abonnement-Zeitungen von 1990 bis 2002 
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005  
Zugl.: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Magisterarbeit, 2004 
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Diplomica GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2005 
Printed in Germany
Autorenprofil 
Patrick Proner, M.A. 
Am Linsenberg 23 | 55131 Mainz 
E-Mail: 
proner@gmx.de
1997-1999 
Ausbildung zum Bankkaufmann bei der DG BANK, Deutsche 
Genossenschaftsbank eG; Frankfurt am Main 
2000-2005 
Studium der Publizistik, Betriebswirtschaftslehre und Politikwis-
senschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der 
Universidad de Navarra in Pamplona, Spanien 
2005 
  Abschluss 
als 
Magister 
Artium 
Seit März 2005 
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medienwirtschaft, 
Institut für Publizistik, Johannes Gutenberg-Universität Mainz 
Praktika bei SAT.1, BBDO Consulting und forum GmbH marketing + communicati-
ons; Studenten-Trainee bei der DZ BANK, Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank 
AG 
Kurzdarstellung
Diese  Arbeit  untersucht  den  Wettbewerb  auf  dem  Berliner  Markt  für  regionale 
Abonnement-Zeitungen  im  Zeitraum  1990  bis  2002.  Der  relevante  Markt  um-
fasst  die  Zeitungen  Berliner  Morgenpost,  Berliner  Zeitung  und  Der  Tagesspie-
gel.  Den  Kern  der  Untersuchung  bildet  die  Darstellung  des  Marktverhaltens. 
Anhand  des  Struktur-Verhalten-Ergebnis-Paradigmas  der  Industrieökonomie 
wird  der  Einsatz  der  Wettbewerbsparameter  Preis,  Qualität und  Innovation  so-
wie  Vertrieb  und  Werbung  analysiert.  Zentrale  Fragestellungen  sind  hierbei: 
Welche Marktstrukturen führten auf Teilmärkten, wie dem Leser- oder dem An-
zeigenmarkt zu bestimmten Verhaltensweisen? Welche Wettbewerbsparameter 
wurden eingesetzt? Um welche Art von Strategie handelte es sich? Zu welchem 
Marktergebnis führten die Verhaltensweisen? 
Quellen der Untersuchung sind Fachliteratur, die Sekundäranalyse statistischen 
Datenmaterials sowie am offenen Leitfaden geführte Interviews mit ehemaligen 
oder aktuellen Führungskräften der drei Zeitungen respektive ihrer Verlage. 
Die  Untersuchung  zeigt,  dass  die  Zeitungen  im  Wettbewerbsprozess  unter-
schiedliche Voraussetzungen  hatten,  sich  unterschiedlich  verhielten  und unter-
schiedliche  Ergebnisse  erzielten.  Dabei  nahm  der  intensive  Einsatz  der  Wett-
bewerbsparameter  teilweise  destruktive  Ausmaße  an.  Eine  wesentliche  Er-
kenntnis  für  den  Lesermarkt  ist,  dass  Erfolg  oder  Misserfolg  zu  großen  Teilen 
von  der  Leserstruktur  der  einzelnen  Zeitungen  abhingen.  Für  den  Anzeigen-
markt  lässt  sich  zum  einen  feststellen,  dass  die  starren  Strukturen  der  Rubrik-
märkte  zu  einem  teilweise  ruinösen  Preiskampf  geführt  haben.  Zum  anderen 
lässt sich konstatieren, dass Veränderungen in der Marktstruktur durch den effi-
zienten  Einsatz  von  Innovationen  und  Anzeigen-Kombinationen  herbeigeführt 
werden konnten. 
Inhaltsverzeichnis 
1 
Inhaltsverzeichnis 
Seite 
Abbildungsverzeichnis...5 
Tabellenverzeichnis ...6 
Abkürzungsverzeichnis...7
I. Einleitung...9
II. Theoretischer Teil ...11 
1. Das Struktur-Verhalten-Ergebnis-Paradigma ...11 
1.1 Marktstruktur ...15 
1.1.1 Marktabgrenzung ...15 
1.1.2 Marktform...19 
1.1.3 Marktphasen ...20 
1.1.4 Marktschranken ...22 
1.2 Marktverhalten ...23 
1.2.1 Preiswettbewerb ...27 
1.2.1.1 Preisstarrheit ...33 
1.2.1.2 Ruinöser Preiskampf ...34 
1.2.2 Qualitäts- und Innovationswettbewerb ...37 
1.2.3  Vertriebs- und Werbewettbewerb ...42 
1.3 Marktergebnis ...43 
2. Grenzen des SVE-Paradigmas...44 
3. Zusammenfassung ...45
III. Empirischer Teil ...47
1. Der relevante Markt...48 
2. Die Akteure ...51 
2.1 Berliner Morgenpost ...51 
2.2 Berliner Zeitung ...55 
2.3 Der Tagesspiegel...59 
Inhaltsverzeichnis 
2 
3. Die soziodemographische Entwicklung Berlins ...62 
3.1 Bevölkerungszahlen ...62 
3.2 Einkommen ...63 
3.3 Alter ...66 
3.4 Bildung ...67 
4. Intermediärer Wettbewerb...68 
4.1 Print ...69 
4.1.1 Überregionale Tageszeitungen und Kaufzeitungen ...69 
4.1.2 Sonstige Printobjekte ...71 
4.2 Online ...74 
4.3 Hörfunk und Fernsehen ...76 
5. Generelle Marktentwicklung ...77 
5.1 Lesermarkt ...77 
5.1.1 Auflage...77 
5.1.2 Reichweite ...82 
5.1.2.1 Haushaltsnettoeinkommen ...83 
5.1.2.2 Alter ...86 
5.1.2.3 Bildung ...88 
5.2 Anzeigenmarkt...90 
5.2.1 Überregionales Anzeigengeschäft ...90 
5.2.2 Lokales und Rubrik-Anzeigengeschäft...94 
5.3 Fazit ...96 
6. Preiswettbewerb ...99 
6.1 Lesermarkt ...99 
6.1.1 Abonnementpreis...99 
6.1.2 Einzelverkaufspreis...106 
6.1.2.1 Werktagsausgaben ...107 
6.1.2.2 Samstagsausgaben...112 
6.1.2.3 Sonntagsausgaben ...114
Inhaltsverzeichnis 
3 
6.2 Anzeigenmarkt...115 
6.2.1 Anzeigenpreise ...115 
6.2.2 Immobilienmarkt ...119 
6.2.2.1 Marktstruktur ...119 
6.2.1.2 Marktverhalten...121 
6.2.1.3 Marktergebnis...124 
6.2.2 Kfz-Markt ...126 
6.2.2.1 Marktstruktur ...126 
6.2.2.2 Marktverhalten...127 
6.2.2.3 Marktergebnis...129 
6.2.3 Stellenmarkt ...131 
6.2.3.1 Marktstruktur ...131 
6.2.3.2 Marktverhalten...132 
6.2.3.3 Marktergebnis...134 
6.3 Fazit ...134 
7. Qualitäts- und Innovationswettbewerb ...138 
7.1 Lesermarkt ...138 
7.1.1 Montags- und Sonntagsausgaben ...138 
7.1.1.1 Marktstruktur ...138 
7.1.1.2 Marktverhalten...139 
7.1.1.3 Marktergebnis...140 
7.1.2 Bezirksausgaben ...144 
7.1.2.1 Marktstruktur ...144 
7.1.2.2 Marktverhalten...145 
7.1.2.3 Marktergebnis...146 
7.1.3 Relaunches ...147 
7.1.3.1 Marktstruktur ...147 
7.1.3.2 Marktverhalten...147 
7.1.3.3 Marktergebnis...151 
7.1.4 Sonstige Innovationen ...154
Inhaltsverzeichnis 
4 
7.2 Anzeigenmarkt...155 
7.2.1 Tabellenanzeigen ...155 
7.2.2 Anzeigenkombinationen...156 
7.3 Fazit ...158 
8. Vertriebs- und Werbewettbewerb ...160 
8.1 Zustellerwettbewerb...160 
8.2 Freiexemplare ...161 
8.3 Sonstiger Verkauf...164 
8.4 Sonstige Vertriebs- und Werbemaßnahmen ...166 
8.5 Fazit ...168
IV. Erkenntnisse ...169 
Literaturverzeichnis ...175 
Anhang ...189 
A. Chronologie...190 
B. Tabellen ...198 
C. Interviewleitfaden und Interviews ...246 
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 
5 
Abbildungsverzeichnis 
Seite 
Abb. 1: Modell der strukturalistischen Hypothese des SVE-Paradigmas... 13 
Abb. 2: Modell der behaviouralistischen Hypothese des SVE-Paradigmas ... 14 
Abb. 3: Die Kreuzpreiselastizität ... 16 
Abb. 4: Zweidimensionales Marktformenschema nach Scherer ... 20 
Abb. 5: Idealtypischer Zusammenhang zwischen Marktphase, Marktform, 
Aktionsparametern und Gewinnraten ... 21 
Abb. 6: Wettbewerbsstrategien, Rolle der Konkurrenz und mögliche Wirkungen ... 24 
Abb. 7: Die Preiselastizität der Nachfrage... 28 
Abb. 8: Die doppelt geknickte Preis-Absatz-Funktion nach Gutenberg ... 29 
Abb. 9: Der Tausender-Kontakt-Preis ... 30 
Abb. 10: Die Anzeigen-Auflagen-Spirale... 31 
Abb. 11: Der Produktlebenszyklus von Zeitungen... 39 
Abb. 12: Der dynamische Wettbewerbsprozess nach Arndt... 41 
Abb. 13: Beteiligungsverhältnisse des Ullstein-Verlages 2002 ... 54 
Abb. 14: Beteiligungsverhältnisse des Berliner Verlages 2002... 58 
Abb. 15: Beteiligungsverhältnisse des Verlags Der Tagesspiegel 2002 ... 61 
Abb. 16: Entwicklung der Bevölkerung mit einem HHNE ab 3.000 DM ... 64 
Abb. 17: Entwicklung der GfK-Kaufkraftindices je Einwohner... 65 
Abb. 18: Entwicklung der Bevölkerung zwischen 14-49 Jahre ... 67 
Abb. 19: Entwicklung der Anzeigen-Marktanteile Berliner Abo- und Kaufzeitungen ... 71 
Abb. 20: Entwicklung der verkauften Auflage... 78 
Abb. 21: Entwicklung der Auflagen-Marktanteile ... 81 
Abb. 22: Entwicklung des bereinigten LpA-Wertes für Gesamt-Berlin ... 82 
Abb. 23: Affinitätsindices: ,,HHNE ab 3.000 DM" ... 84 
Abb. 24: Affinitätsindices: ,,Alter: 14-49 Jahre" ... 86 
Abb. 25: Affinitätsindices: ,,Bildung: Abitur/Studium" ... 88 
Abb. 26: Entwicklung des Anzeigenvolumens... 92 
Abb. 27: Entwicklung der Anzeigen-Marktanteile ... 95 
Abb. 28: Inflationsbereinigte Entwicklung der Abonnementpreise ... 100 
Abb. 29: Abonnementpreise 2000/01 im überregionalen Vergleich ... 101 
Abb. 30: Mittelfristige Abo-Preiselastizitäten ... 103 
Abb. 31: Entwicklung des Abo-Umsatzes pro Jahr... 105 
Abb. 32: EV-Anteile an der verkauften Auflage im Vergleich... 106 
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 
6 
Abb. 33: Jährlich durchschnittlicher EV-Preis... 108 
Abb. 34: Kurzfristige EV-Preiselastizitäten ... 109 
Abb. 35: Jährlich durchschnittliche Entwicklung des EV-Preises... 113 
Abb. 36: Entwicklung der Anzeigen-Grundpreise ... 116 
Abb. 37: Entwicklung der Seitenpreise... 117 
Abb. 38: Veränderung der TKP... 118 
Abb. 39: Wachstumsraten des Immobilienmarktes bis 1998 ... 120 
Abb. 40: Wachstumsraten des Kfz-Marktes bis 1998... 127 
Abb. 41: Wachstumsraten des Stellenmarktes 1995 bis 2003... 131 
Abb. 42: Entwicklung der Stellenmarktpreise ... 133 
Abb. 43: Entwicklung der bereinigten LpA-Werte für West-Berlin... 151 
Abb. 44: Entwicklung der bereinigten LpA-Werte für Ost-Berlin ... 153 
Abb. 45: Entwicklung der Freiexemplare im Jahresdurchschnitt ... 162 
Abb. 46: Entwicklung des ,,Sonstigen Verkaufs" im Jahresdurchschnitt ... 165 
Tabellenverzeichnis 
Tab. 1: Marktanteilsentwicklung im Segment ,,HHNE ab 3.000 DM"... 85 
Tab. 2: Marktanteilsentwicklung im Segment ,,Alter: 14-49 Jahre"... 87 
Tab. 3: Marktanteilsentwicklung im Segment ,,Bildung: Abitur/Studium"... 89 
Tab. 4: Entwicklung der Marktanteile auf dem Anzeigenmarkt ... 94 
Tab. 5: Kurz- und mittelfristige Preis- und Kreuzpreiselastizität... 110 
Tab. 6: Anteile des Immobilienmarktes am Gesamt-Anzeigenvolumen 1998/99 ... 120 
Tab. 7: EV-Auflage der Samstags- und Sonntagsausgaben ... 125 
Tab. 8: Verkaufte Wochenendauflage vor und nach Verlegung der Rubrikmärkte ... 142 
Abkürzungsverzeichnis 
7 
Abkürzungsverzeichnis 
4c 
vierfarbig 
Abb.   
Abbildung 
Abo   
Abonnement  
AG.MA 
Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse 
ASV   
Axel-Springer-Verlag 
Aufl.   
Auflage 
BDZV  
Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger 
BGH   
Bundesgerichtshof 
BKA   
Bundeskartellamt 
BL 
Bundesländer 
BZV   
Berliner Zeitungsvertrieb GmbH 
bzw.   
beziehungsweise 
d.h. 
das heißt 
Di 
Dienstag 
DM 
Deutsche Mark 
et al.   
et alii (und andere) 
EV 
Einzelverkauf 
f. 
folgende Seite 
FAB   
Fernsehen aus Berlin-Brandenburg 
FAZ   
Frankfurter Allgemeine Zeitung 
ff. 
folgende Seiten 
Fr 
Freitag 
FSB   
Freier Sender Berlin  
G+J   
Gruner + Jahr 
GfK 
Gesellschaft für Konsumforschung 
GMZ   
Gesellschaft für Medien-, Druck- und Zeitungsbeteiligungen 
HHNE  
Haushaltsnettoeinkommen 
IVW   
Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung  
von Werbeträgern 
k.A. 
keine Angabe 
Abkürzungsverzeichnis 
8 
Kap.   
Kapitel 
LpA   
Leser pro Ausgabe 
LpN   
Leser pro Nummer 
MAZ   
Märkische Allgemeine Zeitung 
Mi 
Mittwoch 
Mio.   
Millionen 
Mo 
Montag 
Mrd.   
Milliarden 
ORB   
Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg 
PAF   
Preis-Absatz-Funktion 
PNN   
Potsdamer Neueste Nachrichten 
S. 
Seite 
Sa 
Samstag 
SMA   
Sowjetische Militär-Administration 
So 
Sonntag 
SVE   
Struktur-Verhalten-Ergebnis 
s/w 
schwarz-weiß 
SZ 
Süddeutsche Zeitung 
Tab.   
Tabelle 
TEUR  
Tausend Euro 
TKP   
Tausender-Kontakt-Preis 
Tsd.   
Tausend 
u.a. 
unter anderem 
USP   
Unique Selling Proposition  
VA 
Verbreitungsanalyse der IVW 
vgl. 
vergleiche 
WLK   
Weitester Leserkreis 
ZAW   
Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft 
z.B. 
zum Beispiel 
ZMG   
Zeitungs Marketing Gesellschaft 
I. Einleitung 
9 
I. Einleitung 
Mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands entstand so-
wohl eine politisch als auch  wirtschaftlich neue Einheit. Die  wirtschaftliche Ein-
heit  wurde  durch  einen  neuen  Absatzmarkt  charakterisiert,  der  von  westdeut-
schen Unternehmen schnell erschlossen wurde, da diese sich durch seine Be-
arbeitung  ein  Wachstum  versprachen.  Dies  traf  auch  auf  Medienunternehmen 
zu:  Die  führenden  westdeutschen  Zeitungsverlage  beteiligten  sich  an  ostdeut-
schen  Zeitungshäusern  mit  dem  Ziel,  neue  Absatzmärkte  und  Wirkungsfelder 
zu erschließen (vgl. Grubitzsch 1990, S. 145). Nach der Umbruchphase zu Be-
ginn  der  90er  Jahre  etablierten  sich  in  den  neuen  Bundesländern  weitestge-
hend  westliche  Marktstrukturen. Dies bedeutete einen Rückgang der publizisti-
schen  Einheiten  sowie die  Etablierung  von  Gebietsmonopolen  oder  duopolen 
(vgl. Schütz 1993, S. 169). 
Eine Ausnahme bildete der Berliner Zeitungsmarkt: Hier entstand durch die Zu-
sammenführung  der  beiden  Stadthälften  im  Bereich  der  regionalen  Abonne-
ment-Zeitungen  ein  Oligopol.  Innerhalb  dieses  Oligopols  kam  es  zu  einem 
,,Spiel der Konzerne" (von Viereck, S. 315),  das zum einen aus marktwirtschaft-
lichen Motivationen zum anderen aus Prestigegründen geführt wurde. 
Das Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung  des Wettbewerbs auf dem Berliner 
Markt  für  regionale  Abonnement-Zeitungen  im  Zeitraum  1990  bis  2002.  Den 
Kern  bildet  die  Darstellung  des  Marktverhaltens.  Dabei  werden  die  Strategien 
der  Zeitungen  und  der  Einsatz  der  Wettbewerbsparameter  Preis,  Qualität  und 
Innovation sowie Vertriebs- und Werbemaßnahmen untersucht. Die Darstellung 
ihres  Einsatzes  soll  die  Dynamik  von  Aktion  und  Reaktion  der  Wettbewerber 
aufzeigen.  Zentrale  Fragestellungen  zur  Untersuchung  des  Marktverhaltens 
sind: Welche Marktstrukturen führten auf Teilmärkten, wie dem Leser- oder dem 
Anzeigenmarkt,  zu  bestimmten  Verhaltensweisen?  Welche  Wettbewerbs-
parameter  wurden  eingesetzt?  Um  welche  Art  von  Strategie  handelte es  sich? 
Zu welchem Marktergebnis führten die Verhaltensweisen? 
I. Einleitung 
10 
Die  theoretische  Grundlage  für  die  Untersuchung  des  Wettbewerbs  bildet  das 
Struktur-Verhalten-Ergebnis-Paradigma der Industrieökonomie. Es wird in Teil II 
der Arbeit vorgestellt und besagt, dass sich die Marktstruktur, das Marktverhal-
ten sowie das Marktergebnis gegenseitig beeinflussen und simultan zu betrach-
ten  sind.  Den  drei  Parametern  des  Modells  werden  Merkmale  für  die  Analyse 
eines Marktes zugeordnet. Diese werden näher erläutert und es wird ihre Rele-
vanz für den Zeitungsmarkt dargestellt. 
Der empirische Teil der Arbeit untersucht den Wettbewerb auf dem Berliner Zei-
tungsmarkt.  Nach  der  Darstellung  der  Marktstruktur  und  der  generellen  Markt-
entwicklung  werden  die  Verhaltensweisen  der  Wettbewerber  und  der  Einsatz 
der diversen Marktinstrumente untersucht. Aufgrund der Einzigartigkeit des Ber-
liner Zeitungsmarktes ist eine qualitative Anlage der Untersuchung erforderlich. 
Daher wird als Forschungsmethode die Fallstudienmethode angewendet, deren 
Einsatz  eine  Methodentriangulation  vorsieht.
1
  Diese  Arbeit  beinhaltet  die  Aus-
wertung  von  Fachliteratur,  die  Sekundäranalyse  statistischen  Datenmaterials 
sowie  am  offenen  Leitfaden  geführte  Interviews  mit ehemaligen  oder  aktuellen 
Führungskräften des Ullstein-Verlags, des Berliner Verlags und des Verlags Der 
Tagesspiegel. 
1
 Zur Anwendung der Fallstudienmethode als Forschungsmethode siehe u.a. Hamel (1993), Yin 
(1994)  und  Stake  (1995).  Zur  Fallstudienmethode  als  Lehrmethode  siehe  u.a.  McNair  (1954), 
Kosiol (1957), Perlitz/Vassen (1976), Kaiser (1983) und Harling/Akridge (1998). 
II. Theoretischer Teil / II.1. Das SVE-Paradigma 
11 
II. Theoretischer Teil 
Der  theoretische  Teil  der  Arbeit  befasst  sich  mit  dem  der  Untersuchung  des 
Berliner  Zeitungsmarktes  zugrunde  liegenden  Modell.  Dies  ist  das  aus  der  In-
dustrieökonomie  stammende  Struktur-Verhalten-Ergebnis-Paradigama.  Bei  der 
Betrachtung  dieses  Modells  werden  die  einzelnen  Parameter  -  Marktstruktur, 
Marktverhalten  und  Marktergebnis    sowie  die  ihnen  zugrunde  liegenden 
Merkmale erläutert.  
1. Das Struktur-Verhalten-Ergebnis-Paradigma 
,,Wettbewerb  liegt  vor,  wenn  mehrere  Interessenten  das  gleiche  Ziel  verfolgen, 
es  aber  nicht  gleichzeitig  erreichen  können."  (Olten  1998,  S.  13).  Wirtschaftli-
cher Wettbewerb entsteht, wenn Unternehmen auf einem Markt durch bestimm-
te Aktivitäten einen größeren Erfolg als die Konkurrenz erzielen wollen (vgl. Ol-
ten 1998, S. 14). Das Ziel dieser Arbeit ist, das Verhalten der Wettbewerber auf 
einem konkreten Markt zu untersuchen.  
Es  bieten  sich  viele  theoretische  Ansätze  an,  um  den  Wettbewerb  auf  einem 
Markt zu analysieren. Sie werden unter dem Begriff ,,Wettbewerbstheorie" sub-
sumiert.  Die  Vielzahl  der  Theorien,  die  sich  hinter  dem  Begriff  verbirgt,  er-
schwert  einen  Vergleich  der  mit  ihrer  Hilfe  gewonnenen  Ergebnisse.  Darüber 
hinaus  entstehen  leicht  Missverständnisse  in  Bezug  auf  die  Terminologien  der 
einzelnen Ansätze (vgl. Mantzavinos 1994, S. 13). Da eine Besprechung aller in 
Frage kommenden Theorien und ihre Anwendung den Rahmen sprengen wür-
de,  beschränkt  sich  diese  Untersuchung  bewusst  auf  einen  theoretischen  An-
satz.
2
2
  Für  eine  umfassende  Diskussion  wettbewerbstheoretischer  Ansätze  und  betriebswirtschaftli-
cher Strategielehre siehe Sjurts (2000). 
II.1. Das SVE-Paradigma 
12 
Einen  geeigneten  Ansatz  zur  Analyse des  Marktverhaltens  bietet  das  Struktur-
Verhalten-Ergebnis-Paradigma  (SVE-Paradigma)  der  Industrial  Organization 
(Industrieökonomie). Es  geht  zurück  auf  die  Arbeiten  von  Chamberlin  und  Ma-
son  (1938)  und  wurde  entwickelt,  um  die  Vorgänge  innerhalb  einer  Branche 
erklären  zu  können.
3
  Während  des  Untersuchungsprozesses  werden  den  ein-
zelnen Parametern des Paradigmas statistisches Datenmaterial zugeordnet und 
die  Vorgänge  anhand  einer  Fallstudie  verdeutlicht  (vgl.  Mantzavinos  1994,  S. 
23f.).  Tirole  stellt  heraus,  dass  der  Ansatz,  marktstrategisches  Verhalten  an-
hand  einer  Fallstudie  zu  untersuchen,  im  Bereich  der  Industrieökonomie  weit 
verbreitet ist:  
,,Because  of  unsatisfactory  data,  many  applied  researchers  are  paying  more  attention  to  the 
development of evidence on firm and industry behavior and performance through detailed case 
studies of firms or industries." (Tirole 1989, S. 4).  
Die  Industrieökonomie  hat  sich  von  einer  traditionellen  zu  einer  neuen  Form 
entwickelt. Die traditionelle Industrieökonomie zeichnete sich durch einen struk-
turalistischen Ansatz aus, der durch Mason und im späteren Verlauf durch Bain 
(1951) geprägt wurde. Diesem Ansatz lag die Überlegung zugrunde, dass sich 
Marktergebnisse  direkt  aus  der  Marktstruktur  ableiten  lassen.  Innerhalb  dieser 
Kausalkette  wurde  das  Marktverhalten  (Conduct)  als  ein  Glied  gesehen,  das 
zwangsläufig  aus  der  Struktur  resultiert,  jedoch  keinen  zusätzlichen  Erklä-
rungswert bietet (vgl. Knieps 2001, S. 59; Sjurts 2000, S. 24).  
3
 Parallel dazu wurde das SVE-Paradigma in der Wettbewerbspolitik als Instrument im Rahmen 
des ,,workable competition"-Ansatzes (funktionsfähiger Wettbewerb) eingesetzt, der durch Clark 
(1939)  geprägt  wurde.  Dieser  Umstand  führte  dazu,  dass  die  Ansätze  in  der  Literatur  häufig 
vermischt  und  verwechselt  wurden,  obwohl  sie  grundlegend  verschiedene  Zielsetzungen  ha-
ben: Während der funktionsfähige Wettbewerb die wettbewerbspolitisch erwünschte Form einer 
Konkurrenzsituation  untersucht  und  normativ  geprägt  ist,  wendet  sich  die  Industrieökonomie 
den tatsächlichen Wettbewerbsprozessen zu (vgl. Mantzavinos 1994, S. 23f.). 
II.1. Das SVE-Paradigma 
13 
Abb. 1: Modell der strukturalistischen Hypothese des SVE-Paradigmas 
Quelle: Knieps 2001, S. 59 
Die strukturalistische Hypothese wurde kritisiert, weil sie neben der Vernachläs-
sigung  des  Verhaltens  als  Erklärungsvariable  mögliche  Rückkopplungseffekte 
nicht beachte, wodurch eine Statik des Modells entstünde. In der Realität seien 
die  Beziehungen  zwischen  den  drei  Parametern  viel  komplexer  und  von  dyna-
mischer Natur (vgl. Knieps 2001, S. 61f.).  
Grundlegender  Baustein  der  Neuen  Industrieökonomie  ist  der  behaviouralisti-
sche  Ansatz,  der  diesen  Anforderungen  an  das  Modell  gerecht  wird.  Der  An-
satz, dem spieltheoretische Überlegungen  zugrunde liegen, wurde  unter  ande-
rem  von  Scherer  und  Tirole  geprägt  (vgl.  Scherer  1970).  Das  Modell  geht  von 
rational handelnden Entscheidungsträgern aus, die Annahmen über das Verhal-
ten  der  Konkurrenten  treffen  und  diese  in  das  eigene  Entscheidungskalkül  mit 
einbeziehen (vgl. Huber 1999, S. 11f.).  
Diesem Ansatz zufolge ergeben sich  die  Marktstruktur, das  Marktverhalten so-
wie das Marktergebnis simultan. Die Marktstruktur ist somit nicht starr, sondern 
variabel  und  kann  Veränderungen  unterliegen, die  auf das  Verhalten  oder  das 
Ergebnis  zurückzuführen  sind.  Gleichzeitig  entsteht  ein  Erklärungsansatz  für 
das Marktverhalten: Es wird sowohl durch die Struktur als auch durch das vor-
läufige Ergebnis beeinflusst. Mit der Beachtung der Rückkopplung wird die Dy-
namik  des  Wettbewerbsprozesses  berücksichtigt.  Einen  zusätzlichen  Stellen-
wert erhält das Marktumfeld, wodurch neben endogenen auch exogene Variab-
len in Betracht gezogen werden (vgl. Knieps 2001, S. 61f.).
4
4
 Zu beachten ist, dass das Modell von Scherer, der das SVE-Paradigma um Rückkopplungsef-
fekte ergänzt hat, zunächst keine direkte Wirkung des Marktergebnisses auf das Verhalten so-
wie die Struktur in Betracht zieht (vgl. Scherer 1970, S. 5). 
Marktergebnis 
Marktverhalten 
Marktstruktur 
II.1. Das SVE-Paradigma 
14 
Abb. 2: Modell der behaviouralistischen Hypothese des SVE-Paradigmas 
Quelle: Knieps 2001, S. 62 
Den vier Parametern dieses Paradigmas liegen zahlreiche Merkmale zugrunde, 
die je nach Untersuchung und Autor variieren. Grundlegendes Kriterium für die 
Erfassung  der  Marktstruktur  ist  die  Marktabgrenzung,  die  nach  unterschiedli-
chen  Kriterien  (räumlich,  zeitlich,  sachlich)  erfolgen  kann.  Sie  gibt  im  weiteren 
Aufschluss  über  die  Marktform  (Anzahl  der  Anbieter),  die  Marktkonzentration 
(Marktanteil, der auf eine bestimmte Anzahl von Anbietern entfällt) und die Ent-
wicklungsphase des Marktes bzw. Produktes. Darüber hinaus zieht sie eventu-
ell  bestehende  Marktschranken  in  Form  von  Eintritts-  und  Austrittsbarrieren  in 
Betracht (vgl. Scherer 1970, S. 5; Schmidt 2001, S. 55f.). 
Das  Marktverhalten  beinhaltet  die  Intensität  des  Einsatzes  verschiedener  Mar-
ketinginstrumente  und  Aktionsparameter,  mit  denen  strategische  Unterneh-
mensziele  verfolgt  werden.  Die  verschiedenen  Parameter  können  generell  in 
quantitative und qualitative Instrumente eingeteilt werden. Während die Analyse 
des  quantitativen  Instrumentariums  den  Einsatz  des  Preises  untersucht,  bein-
halten  qualitative  Instrumente  alle  Parameter,  die  nicht  dem  Preis  zuzuordnen 
sind,  wie  z.B.  Produktqualität,  Innovationen  oder  Vertriebs-  und  Werbemaß-
nahmen (vgl.  Nieschlag  et  al.  1997,  S. 153). Je  nach  Marktstruktur und  erziel-
tem  Ergebnis  ist  mit  dem  Einsatz  dieser  Instrumente  ein  bestimmtes  Reakti-
onsmaß der Konkurrenz verbunden.  
Die Marktergebnisse werden in der Regel durch Kennzahlen, wie Umsatz, Ge-
winn und Rentabilität beschrieben und in Relation zu den Wettbewerbern inter-
pretiert.  
Marktergebnis 
Marktverhalten 
Marktstruktur 
Marktumfeld 
II.1. Das SVE-Paradigma 
15 
Das Marktumfeld beinhaltet den gesetzlichen Rahmen des Wettbewerbs sowie 
das  generelle  Geschäftsverhalten  in  Form  von  Branchenregeln,  die  beispiels-
weise  durch  eine  gemeinsame  Branchenorganisation  festgelegt  werden.  Im 
weiteren  Verlauf  werden die  einzelnen  Parameter  erläutert  und  ihre  Implikatio-
nen für den Zeitungsmarkt generell sowie für regionale Abonnement-Zeitungen 
aufgezeigt. 
1.1 Marktstruktur 
Zentrale Voraussetzung für eine industrieökonomische Analyse der Marktstruk-
tur ist die Marktabgrenzung (vgl. Czygan/Kallfaß 2003, S. 283). Durch sie erhält 
man Ansatzpunkte und Kriterien für die Bestimmung der Marktform, der Markt-
konzentration  und  der  Marktphase  sowie  Informationen  über  mögliche  Markt-
schranken. 
1.1.1 Marktabgrenzung 
Bei  der  Abgrenzung  des  Marktes  stellt  sich  die  Frage  nach  dem  relevanten 
Markt  bzw.  welche  Produkte  in  die  Marktdefinition  miteinbezogen  werden  sol-
len.  Generell  sollten  ,,im  relevanten  Markt  alle  Produkte  enthalten  sein,  die  ein 
Unternehmen  in  seiner  Entscheidungsfreiheit  [...]  beeinflussen"  (Knieps  2001, 
S.  49).  Die  Wechselwirkungen  zwischen  den  einzelnen  Produkten  können  je-
doch weitreichend sein und den Rahmen einer Analyse sprengen. Daher müs-
sen Kriterien gefunden werden, anhand derer sich ein Markt eingrenzen lässt.  
Zur  Beantwortung  der  Frage  des  relevanten  Marktes  wird  der  Wettbewerb  in 
räumlicher,  zeitlicher  und  sachlicher  Hinsicht  unterschieden.  Die  räumliche  Di-
mension  bezieht  sich  auf  die  geographische  Verbreitung  von  Produkten.  Eine 
Untersuchung  des  Berliner  Zeitungsmarktes  würde  nach  diesem  Kriterium  alle 
Zeitungen in die Analyse miteinbeziehen, die in Berlin angeboten werden. Pro-
dukte  unterscheiden  sich  in  einer  zeitlichen  Hinsicht,  wenn  sie  zu  verschiede-
II.1. Das SVE-Paradigma 
16 
nen  Zeitpunkten  verfügbar  sind,  wie  z.B.  Tages-  und  Wochenzeitungen.  Die 
sachliche Dimension bezieht sich auf die Art der gehandelten Produkte. Darun-
ter wird definiert, wie homogen eine Produktgruppe ist und wie geeignet sie ist, 
ein  bestimmtes  Bedürfnis  zu  befriedigen.  Die  Grenzen  dieser  Dimension  sind 
schwerer zu bestimmen als die der geographischen und zeitlichen. Es wird imp-
liziert, dass  diese  Produkte  in  einer  engeren  Konkurrenzbeziehung zueinander 
stehen  als  zu  anderen  Produkten  und  somit  untereinander  leichter  substituier-
bar sind (vgl. Wied-Nebbeling 2004, S. 13f.). 
Ein Maß für die Homogenität der Produkte und die Stärke ihrer Interdependenz 
ist  die  Kreuzpreiselastizität.  Sie  beschreibt  das  Verhältnis  der  relativen  Men-
genänderung  eines  Gutes  (x
i
)  zur  relativen  Preisänderung  eines  konkurrieren-
den  Gutes  (p
j
).  Anders  ausgedrückt: Wie verhält  sich  die  Nachfrage  nach  Pro-
dukt  i,  wenn  sich  der  Preis  von  Produkt  j  verändert?  Je  höher  die  Kreuzpreis-
elastizität ist, desto homogener sind die Produkte und desto schneller weichen 
die  Nachfrager  bei  einer  Preiserhöhung  auf  das  andere  Produkt  aus  (vgl. 
Knieps 2001, S. 49). 
Abb. 3: Die Kreuzpreiselastizität 
Quelle: Wied-Nebbeling 2004, S. 15 
An dieser Art der Marktabgrenzung wird kritisiert, dass es sich um einen künst-
lichen  Eingriff  handelt:  Es  wird  angenommen,  dass  nahe  verwandte  Produkte 
gehandelt  werden,  die  in  keinem  anderen  Konkurrenzverhältnis  zu  anderen 
Produkten stehen. In der Realität gibt es jedoch keine klaren Substitutionsgren-
zen  und  die  betrachteten  Teilmärkte  sind  in  keinem  Fall  zusammenhangslos 
(vgl.  Richter  1954,  S.  60).  So  konkurrieren  im  intramediären  Wettbewerb  alle 
Medien  untereinander  um  das  Geld-  und  Zeitbudget  des  Rezipienten  (vgl.  Pi-
Kreuzpreiselastizität 
 (x
i
,p
j
) = 
Preisänderung j (in %) 
Mengenänderung i (in %) 
II.1. Das SVE-Paradigma 
17 
card 2002, S. 49).
5
 Darüber hinaus wird zum einen kritisiert, dass der Wert der 
Kreuzpreiselastizität  empirisch  schwer  zu  bestimmen  sei,  zum  anderen,  dass 
dem Preis  eine  zu  hohe  Bedeutung  zukomme. Bei  heterogenen  Gütern  könne 
die Ursache einer Mengenänderung jedoch nicht allein auf den Preis zurückge-
führt  werden  (vgl.  Nieschlag  et  al.  1997,  S.  39).  Knieps  konstatiert,  dass  die 
Höhe der Elastizität vom Preisniveau abhängt: Bei einem hohen Preis des Pro-
duktes  i  wären  die  Produkte  i  und  j  stärker  substituierbar  als  bei  einem  niedri-
gen Preis von i (vgl. Knieps 2001, S. 49). Darüber hinaus wird angemerkt, dass 
kein  Grenzwert  für  die  erforderliche  Höhe  der  Elastizitäten  angegeben  werden 
kann (vgl. Wied-Nebbeling 2004, S. 15). 
Eine Besonderheit des Zeitungsmarktes ist die hohe Produkt- und Markentreue 
der  Konsumenten,  die  als  Leser-Blatt-Bindung  bezeichnet  wird.  Diese  entsteht 
nach Kantzenbach/Greiffenberg neben der vertikalen Qualitätsstufe (räumliche, 
sachliche  und  zeitliche  Differenzierung)  durch  eine  horizontale  Qualitätsstufe, 
die  Aspekte  wie  die  politische  Richtung  eines  Blattes  oder  objektive  Kriterien 
wie  die  Zitierhäufigkeit  in  anderen  Medien  beinhaltet  (vgl.  Kantzenbach/Greif-
fenberg 1980, S. 195). Ein Grund für die Lesertreue kann auch die Vertrautheit 
des  Lesers  mit  seinem  Medium,  sowie  die  Scheu  vor  als  hoch  eingeschätzten 
Such-  und Wechselkosten  sein.  Diese  Bindung  beruht  demnach  auf  psycholo-
gischen,  sozialen,  emotionalen  und  rationalen  Faktoren  und  ist  Grundlage  für 
eine  länger  andauernde  Beziehung  zwischen  Medium  und  Rezipienten.  Dar-
über  hinaus  erlaubt  der  hohe Heterogenitätsgrad  der  Zeitungen  im  Lesermarkt 
eine preisliche Differenzierung der Produkte, die zu einer verstärkten Intranspa-
renz  des  Marktes  führt  und  somit  die  Produkt-  und  Markentreue  zusätzlich  er-
höht (vgl. Heinrich 1994, S. 233). Durch den hohen Heterogenitätsgrad der Zei-
tung  und  die  daraus  resultierende  Bindung  des  Lesers  erscheint  daher  die 
Kreuzpreiselastizität als Kriterium für den Lesermarkt nicht ausreichend. 
5
  Aufgrund  der  sachlichen,  räumlichen  und  zeitlichen  Differenzierung  der  Mediengattungen  ist 
der  intermediäre  Wettbewerb    sowohl  auf  dem  Rezipienten-  als  auch  auf  dem  Werbemarkt - 
jedoch begrenzt (vgl. Picard 2002, S. 150f.). 
II.1. Das SVE-Paradigma 
18 
Aufgrund  der  praktischen  Schwierigkeiten  bei  der  Ermittlung  der  Elastizitäten 
substituierbarer Produkte, wird bei der Ermittlung des Homogenitätsgrades von 
Produkten auf das ,,Konzept der funktionalen Austauschbarkeit von Gütern aus 
der Sicht des verständigen Verbrauchers" (Heinrich 1994, S. 56) respektive das 
Bedarfsmarktkonzept  (vgl.  Sjurts  1996a,  S.  3)  zurückgegriffen.  Es  beruht  auf 
Befragungen  und  logischen  Überlegungen  im  Hinblick  auf  die  Eigenschaften 
der  relevanten  Produkte  und  ihrer  Verwendungszwecke.  ,,Danach  bilden  jene 
Produkte  einen  sachlich  relevanten  Markt,  die  sich  in  ihren  Eigenschaften  und 
ihrem  wirtschaftlichen  Verwendungszweck  so  ähnlich  sind,  daß  sie  aus  Sicht 
des  Verbrauchers  als  kurzfristig  substituierbar  angesehen  werden."  (Sjurts 
1996a,  S.  3).  Dadurch  wird  bei der  Frage  nach dem  relevanten  Markt  nicht al-
lein  die  Produktgruppe,  sondern  auch  das  Spektrum  möglicher  Verhaltenswei-
sen von Anbietern und Nachfragern miteinbezogen (vgl. Heinrich 1994, S. 56). 
Zeitungen werden grundsätzlich anhand von drei Kriterien unterschieden: Nach 
ihrer  Erscheinungshäufigkeit,  ihrer  Vertriebsform  und ihrem  Verbreitungsgebiet 
(vgl. Wirtz 2003, S. 133). Daraus  ergeben sich folgende relevante  Märkte (vgl. 
Heinrich 1994, S. 250f.): 
·
  Regionale und lokale Abonnement-Tageszeitungen 
·
  Überregionale Abonnement-Tageszeitungen 
·
  Straßenverkaufszeitungen 
·
  Wochenzeitungen 
·
  Sonntagszeitungen 
Der Markt für regionale Abonnement-Tageszeitungen zeichnet sich hauptsäch-
lich durch seine geographische Fokussierung aus, da diese Zeitungsgattung in 
erster  Linie  regional  gebundene  Informationsbedürfnisse  befriedigt.  Überregio-
nale Zeitungen befriedigen weniger regionale Informationsbedürfnisse, sondern 
richten ihre Informationen sachspezifisch auf die Sparten Politik, Wirtschaft und 
Kultur aus  und unterscheiden sich somit zu  regionalen Abonnement-Zeitungen 
in räumlicher und sachlicher Hinsicht. Straßenverkaufszeitungen charakterisiert, 
II.1. Das SVE-Paradigma 
19 
dass ihr  Leserstamm  weniger  gefestigt  ist  als  der  von  Abonnement-Zeitungen. 
Da sie sich in einer täglichen Konkurrenzsituation befinden, gestalten sie ihren 
Inhalt  und  ihre  Aufmachung  sensationeller.  Man  kann  auch  davon  ausgehen, 
dass  sie  in  einem  anderen  Rahmen  konsumiert  werden  als  Abonnement-
Zeitungen und somit einem anderen Zweck dienen. Sie unterscheiden sich da-
her in sachlicher Hinsicht. Durch ihre wöchentliche Erscheinungsweise differen-
zieren  sich Wochen-  und  Sonntagszeitungen  im Vergleich  zur  Tageszeitung in 
zeitlicher und sachlicher Hinsicht (vgl. Heinrich 1994, S. 250f.). 
1.1.2 Marktform 
Zur  Systematisierung  von  Marktstrukturen  wird  allgemein  das  Marktformen-
schema von Stackelberg angewandt. Es unterscheidet Anbieter und Nachfrager 
nach ihrer Anzahl in ,,ein Großer  wenige Mittlere  viele Kleine", woraus neun 
Marktformen  hervorgehen  (vgl.  Olten  1998,  S.  59).  Da  man  auf  Zeitungsmärk-
ten von einer polypolistischen Nachfragerstruktur des Lesermarktes und einem 
zumindest  weiten Oligopol  auf dem Werbemarkt ausgehen könne,  sei lediglich 
die Zahl der Anbieter zu unterscheiden. Die daraus resultierenden Marktformen 
sind auf Angebotsseite das Monopol, das Oligopol und das Polypol (vgl. Sjurts 
1996a, S. 10). 
Ein  Modell,  das  die  Anzahl  der  Anbieter  sowie  die  Art  des  Produktes  berück-
sichtigt, ist das ,,zweidimensionale Marktformenschema" nach Scherer (Scherer 
1970, S. 10). Es  bietet sich  im Rahmen einer Analyse von  Medienmärkten  an, 
weil  Medienunternehmen grundsätzlich auf zwei  Märkten tätig sind: Dem Rezi-
pientenmarkt  und  dem  Werbemarkt.  Auf  dem  Rezipientenmarkt  stellt  das  Me-
dienprodukt  grundsätzlich  ein  heterogenes  Gut  dar,  da  es  sich  z.B.  durch  sei-
nen  Inhalt  oder  seiner  Aufmachung  von  Konkurrenzprodukten  unterscheidet. 
Auf dem Werbemarkt agiert es in der Regel als homogenes Gut, da sich Anzei-
genräume  lediglich  durch  ihren  Preis  differenzieren.  Ausnahmen  von  dieser 
Regel bilden verschiedene Teilmärkte diverser Mediengattungen, wie z.B. Rub-
rikmärkte bei Tageszeitungen. 
II.1. Das SVE-Paradigma 
20 
Die  Einteilung  nach  diesen  Kriterien  ist  sinnvoll,  da  sich  die  Verhaltensweisen 
der  Wettbewerber  je  nach  Marktform  unterscheiden.  Abb.  4  zeigt  die  aus  den 
Parametern  ,,Anzahl  der  Anbieter"  und  ,,Art  des  Produkt"  entstehenden  Markt-
formen. 
Abb. 4: Zweidimensionales Marktformenschema nach Scherer 
Art des Produktes 
Ein Anbieter 
Wenige Anbieter 
Viele Anbieter 
Homogen 
Reines  
Monopol 
Homogenes  
Oligopol 
Reiner Wettbewerb 
Heterogen 
Reines  
Monopol 
Heterogenes  
Oligopol 
Monopolistischer 
Wettbewerb 
Quelle: Scherer 1970, S. 10 
1.1.3 Marktphasen 
Neben  der  Anzahl  der  Anbieter  und  dem  Homogenitätsgrad  der  angebotenen 
Produkte hat auch die Marktphase als Teil der Marktstruktur einen wesentlichen 
Einfluss  auf  das  Verhalten  der  Wettbewerber.  Seit  dem  Vorschlag  von  Heuss 
(1965)  werden  Marktphasen  gewöhnlich in  Einführungsphase, Expansionspha-
se, Ausreifungsphase und Stagnations- bzw. Rückbildungsphase unterschieden 
(vgl. Olten 1998, S. 62). 
Das  zentrale  Problem  der  Einführungsphase  besteht  in  der  Generierung  von 
Nachfrage.  Durch  den  Innovationsvorsprung  des  Unternehmens  kommt  es 
kurzfristig  zu  einer  monopolartigen  Situation,  die  mit  einer  geringen  Wettbe-
werbsintensität,  hohen  Marktpreisen  und  einer  steigenden  Gewinnrate  verbun-
den ist. Während der Expansionsphase steigt die Bedeutung des Produktes an. 
Es  treten  Wettbewerber  im  Rahmen  eines  weiten  Oligopols  auf,  wodurch  die 
Wettbewerbsintensität  durch  den  Einsatz  der  verschiedenen  Marketinginstru-
mente  steigt.  Die  Marktpreise  sinken  tendenziell  und  die  Wettbewerber  errei-
chen  ihr  Gewinnmaximum.  Im  Rahmen  der  Ausreifungsphase  sind  erste  Sätti-
gungseffekte  des  Marktes  erkennbar.  Dadurch  entsteht  eine  hohe  Wettbe-
II.1. Das SVE-Paradigma 
21 
werbsintensität,  die  durch  stark  sinkende  Marktpreise  und  abnehmende  Ge-
winnraten gekennzeichnet ist, die bis zum Verlust führen können. In der Regel 
sind  die  Rationalisierungsmaßnahmen  der  Unternehmen  ausgeschöpft  und  es 
kommt zu Konzentrationsprozessen, die zu einem engen Oligopol führen. Stag-
niert der Markt oder bildet er sich zurück - in Form einer negativen Veränderung 
des Marktvolumens (vgl. Göttgens 1996, S. 9) - kann die Wettbewerbsintensität 
sinken  oder  steigen,  je  nachdem  welche  Strategie  (defensiv  oder  offensiv)  die 
Unternehmen im engen Oligopol verfolgen (vgl. Schmidt 2001, S. 61). 
Abb.  5:  Idealtypischer  Zusammenhang  zwischen  Marktphase,  Marktform,  Aktionsparametern 
und Gewinnraten 
Marktphase 
Marktform 
Aktionsparameter 
Gewinnraten 
Experimentierphase 
Monopol des Innova-
tors 
Produkt, Werbung 
Steigend 
Expansionsphase 
Weites Oligopol oder 
Polypol 
Preis, Qualität, Wer-
bung, Service 
Steigend bis zum 
Höhepunkt 
Ausreifungsphase 
Oligopol 
Preis, Qualität, Wer-
bung, Service 
Abnehmend 
Stagnations- bzw. 
Rückbildungsphase 
Enges Oligopol 
Qualität, Werbung, 
Service  
Abnehmend, evtl. 
Verlust 
Quelle: Schmidt 2001, S. 61 
Marktstagnation und Marktschrumpfung können verschiedene Ursachen haben: 
Sie  können  soziodemographischer  Art  sein,  wenn  sich  beispielsweise  die  Ge-
samtbevölkerungszahl, die Höhe des verfügbaren Einkommens oder der Trend 
zur  Haushaltsbildung  ändert.  Darüber  hinaus  kann  eine  Marktsättigung  einge-
treten sein, so dass kein Mehrabsatz je Periode stattfindet. Auch Substitutions-
produkte  und  technologische  Entwicklungen  können  Ursachen  für  eine  Rück-
entwicklung  eines  Marktes  sein.  Damit  verbunden  kann  ein  Wertewandel  im 
Rahmen  einer  Verschiebung  der  Präferenzstruktur  der  Kunden  stattgefunden 
haben (vgl. Göttgens 1996, S. 13). Analog zur Entwicklungsphase des Marktes 
kann  der  Lebenszyklus  eines  Produktes  bzw.  einer  Zeitung  betrachtet  werden 
(siehe Kap. 1.2.2). 
II.1. Das SVE-Paradigma 
22 
1.1.4 Marktschranken 
Bevor ein Unternehmen in einen Markt eintreten oder aus einem Markt austre-
ten  kann,  muss  es  häufig  Marktschranken  überwinden.  Der  Marktzutritt  kann 
durch die Gründung eines neuen Unternehmens oder durch die Erweiterung der 
Produktpalette,  sowie  die  geographische  Ausdehnung  eines  bereits  etablierten 
Unternehmens  erfolgen.  Gründe  für  den  Marktaustritt  können  neben  der  Ein-
stellung der Produktion oder dem Verlassen eines Vertriebsgebietes die Einstel-
lung  der  unternehmerischen  Tätigkeit  sein.  Marktschranken  in  Form  von  Hin-
dernissen,  die  den  Ein-  oder  Austritt  erschweren,  können  ökonomischer  oder 
politischer Natur sein (vgl. Olten 1998, S. 64f.).  
Bei  den  Austrittsbarrieren  können  ökonomische,  strategische  und  emotionale 
Hindernisse  unterschieden  werden.  Ökonomische  Austrittsbarrieren  beruhen 
auf finanziellen Hemmnissen,  wie langlebige oder spezialisierte Aktiva und da-
mit  verbundene  hohe  Fixkosten,  die  bei  einer  Liquidation  zu  geringen  Erlösen 
führen  würden  (vgl.  Porter  1999,  S.  112f.).  Strategische  Barrieren  können  ge-
geben  sein,  wenn  eine  Geschäftseinheit  aus  einem  übergeordneten  strategi-
schen  Blickwinkel  wichtig  für  die  Gesamtunternehmung  ist.  Selbst  bei  einem 
finanziellen Verlust kann eine strategische Geschäftseinheit interessant für das 
Unternehmen sein, wenn sie zum übergeordneten Unternehmenserfolg beiträgt. 
Emotionale  Barrieren  berücksichtigen keine  rationalen  Erwägungen und  basie-
ren  auf  einer  ,,Verpflichtung  des  Managements  gegenüber  einer  Geschäftsein-
heit".  Weitere  Barrieren  können  rechtlich-politische,  soziale  und  gesellschaftli-
che Gründe sein (vgl. Göttgens 1996, S. 18). 
II.1. Das SVE-Paradigma 
23 
1.2 Marktverhalten 
Das  Marktverhalten  wird  sowohl  durch  die  Marktstruktur  sowie  das  bislang  er-
zielte  Marktergebnis  beeinflusst. Es  wird  durch  den  Einsatz  der  verschiedenen 
Marketinginstrumente  sowie  das  Ausmaß  von  Aktion  und  Reaktion  der  Markt-
teilnehmer determiniert.  
Im  Rahmen  der  Marktstruktur  hat  die  Marktform  wesentlichen  Einfluss  auf  das 
Verhalten der Wettbewerber. Im oligopolistisch organisierten Markt ist die wich-
tigste Zielgröße der Marktanteil. Im Monopol spielt er keine Rolle, da der Mono-
polist per Definition einen Marktanteil von 100 Prozent hat, im Polypol spielt er 
eine  untergeordnete  Rolle,  da  sein  Rückgang    vorausgesetzt  die  Verluste 
betreffen alle im gleichen Maße - für den einzelnen Anbieter eher klein ausfällt. 
Im  Oligopol  verteilen  sich  jedoch  Anteilsverluste,  die  durch  Anteilsgewinne  ei-
nes  Anbieters  entstehen,  nur  auf  eine  geringe Zahl  von  Marktteilnehmern,  wo-
durch absatzpolitische Veränderungen deutlich zu spüren sind (vgl. Olten 1998, 
S. 61). 
Das Dilemma von Unternehmen in oligopolistischen Märkten liegt in den entge-
gen gesetzten Zielsetzungen: Zum einen wollen sie Marktkämpfe vermeiden, da 
ein  Wettbewerbskonflikt  zwischen  annähernd  gleich  starken  Kontrahenten  rui-
nöse  Ausmaße  annehmen  kann.  Zum  anderen  wollen  sie  sich  besser  positio-
nieren  als  ihre Wettbewerber,  um  Marktanteile  und  somit  zusätzliche  Gewinne 
zu  erzielen.  Unternehmen  wollen  demnach  einen  destabilisierenden  und  kost-
spieligen Wettbewerbskonflikt vermeiden und gleichzeitig andere Unternehmen 
übertreffen (vgl. Porter 1983, S. 126ff.). Um dieses ambivalent anmutende Ziel 
zu  erreichen,  kann  ein  Unternehmen  grundsätzlich  zwischen  kompetitiven  und 
kooperativen Wettbewerbsstrategien wählen. Dabei können kompetitive Strate-
gien aggressiver, nicht-aggressiver oder defensiver Natur sein (siehe Abb. 6). 
II.1. Das SVE-Paradigma 
24 
Abb. 6: Wettbewerbsstrategien, Rolle der Konkurrenz und mögliche Wirkungen 
Quelle: Porter 1983, S. 130ff. 
Die  Wahrnehmung  der  Wettbewerber  entscheidet,  um  was  für  eine  Strategie 
des  agierenden  Unternehmens  es  sich  handelt.  Wird  eine  Maßnahme  als  ag-
gressiv empfunden, kommt es in der Regel zu Reaktionen der Konkurrenz. Der 
Erfolg  einer  aggressiven  Strategie  hängt  davon  ab,  wie  wahrscheinlich,  wie 
schnell,  wie  effektiv  und  wie  hart  die  Reaktion  der  Konkurrenz  ausfallen  wird. 
Das agierende Unternehmen muss sich vorab überlegen, ob es gegebenenfalls 
die Reaktionen der Wettbewerber beeinflussen kann (vgl. Porter 1983, S. 135).  
Hat ein Wettbewerber gegenüber seinen Konkurrenten einen deutlichen Markt-
anteilsvorsprung  bei Zeitungen z.B. in Form von verkaufter Auflage oder eine 
hohe  Anzahl  rubrizierter  Anzeigen  -  hat  dies  Einfluss  auf  seine  Marktmacht. 
Diese kann er dazu nutzen, um aggressive Strategien durchzuführen ohne be-
fürchten zu müssen, dass seine Konkurrenten adäquat reagieren. Er kann z.B. 
als Marktführer im Rubrikmarkt den Anzeigenpreis in einem gewissen Rahmen 
erhöhen,  ohne  Verluste  in  der  Anzeigenzahl  befürchten  zu  müssen  und  somit 
seinen  Anteil  am  Marktvolumen  ausbauen.  Handelt  es  sich  um  stagnierende 
oder  schrumpfende  Märkte,  kann  das  ganze  Marketinginstrumentarium  einge-
setzt  werden,  um  den  Wettbewerber  zu  verdrängen.  Das  Marktverhalten  kann 
durch eine aggressive Preispolitik, ein hektisches Agieren der Marktteilnehmer, 
Strategie 
Aggressiv 
Wettbewerbs-
konflikt 
Reaktion der 
Konkurrenz 
Nicht-aggressiv 
Eigene  
Ergebnis-
verbesserung  
Keine Reaktion 
der Konkurrenz 
Beteiligung der 
Konkurrenz 
Eigene und 
Branchen-
ergebnis-
verbesserung
Kooperativ 
Vermeidung 
Wettbewerbs-
konflikt 
Defensiv 
Aktion der 
Konkurrenz 
II.1. Das SVE-Paradigma 
25 
eine  häufige  Anpassung  der  Marketinginstrumente,  sowie  eine  abnehmende 
Kooperationsbereitschaft gekennzeichnet sein (vgl. Göttgens 1996, S. 13). 
Eine  nicht-aggressive  Strategie  liegt  vor,  wenn  die  Wettbewerber  kaum  Notiz 
von ihr nehmen, sie sich bei ihrem Einsatz nicht von ihr betroffen oder bedroht 
fühlen oder ihre Ergebnisse - gemessen an ihren eigenen Kriterien - kaum be-
einträchtigt  werden.  Eine  von  der  Konkurrenz  als  nicht-aggressiv  wahrgenom-
mene  Strategie  führt  bei  erfolgreicher  Durchführung  in  der  Regel  zu  einer  ein-
seitigen  Ergebnisverbesserung  des  agierenden  Unternehmens.  Sie  kann  aber 
gleichzeitig  eine  Gesamtverbesserung  der  Branche  beinhalten,  wenn  die  Stra-
tegie  darin  besteht,  eine  bis  dahin  für  alle  geschäftsschädigende  Maßnahme, 
z.B. in Form einer schlechten Werbekampagne,  die  eine negative Wirkung  auf 
die gesamte Branche hat, einzustellen. Dieser Fall wird in Abb. 6 durch die ge-
strichelte Linie dargestellt (vgl. Porter 1983, S. 132f.).  
Kooperative Strategien haben das Ziel, durch Beteiligung der Wettbewerber, ein 
für alle vorteilhafteres Ergebnis zu erzielen. Dabei ist die Wirkung der Maßnah-
men  auf  jeden  einzelnen  Konkurrenten  einzuschätzen,  d.h.  keiner  sollte  über-
proportional von einer Kooperation profitieren. Im Gegensatz dazu sollten auch 
die möglichen Vorteile eines Wettbewerbers beachten werden, die er realisieren 
kann, wenn er nicht kooperiert (vgl. Porter 1983, S. 132).  
Eine  Strategie  ist  defensiv,  wenn  sie  auf  kompetitive  Aktionen  der Wettbewer-
ber  reagiert  oder  diese  von  vornherein  nicht  zulässt.  Der  aggressiv  agierende 
Konkurrent soll diszipliniert und ein Wettbewerbskonflikt vermieden werden. Der 
Einsatz  einer  defensiven  Strategie  kann  dadurch  verhindert  werden,  dass  das 
Unternehmen  die  Bedrohung  zu  spät  wahrnimmt,  es  nicht  schnell  genug  eine 
geeignete  Gegenmaßnahme  einleiten  kann,  die  Vergeltung  nicht  ,,zielgenau 
konzentriert" werden kann (wenn z.B. Teilmärkte nicht isoliert behandelt werden 
können)  oder  eine  Vergeltungsmaßnahme  mit  einer  Schädigung  des  eigenen 
Geschäfts  verbunden  ist  (vgl.  Porter  1983,  S.  136f.).  Es  kann  passieren,  dass 
Maßnahmen,  die  eine  nicht-aggressive  Intention  haben,  als  Angriff  verstanden 
II.1. Das SVE-Paradigma 
26 
werden.  In  diesem  Fall  muss  das  agierende  Unternehmen  Marktsignale  aus-
senden, um sich verständlich zu machen (vgl. Porter 1983, S. 134). 
Um  die  genannten  Wettbewerbsstrategien  erfolgreich  durchführen  zu  können, 
stehen  Unternehmen  Marketinginstrumente  zur  Verfügung,  die  in  vielfältiger 
Weise eingesetzt werden können. Ihr Einsatz dient dazu, sich von den Konkur-
renten zu differenzieren und den Kunden von der eigenen Leistung zu überzeu-
gen  bzw.  sich  an  den  Bedürfnissen des  Kunden  zu  orientieren.  Die  Parameter 
Price  (Preis),  Product  (Produktqualität),  Promotion  (Werbung)  und  Place  (Ver-
trieb) lassen sich je nach eingesetzter Strategie in einem Marketing-Mix kombi-
nieren (vgl. Nieschlag et al. 1997, S. 153). 
Die  Strategie-  und  Instrumentenwahl  ist  darüber  hinaus  von der Art  des  Gutes 
abhängig: Handelt es sich um ein homogenes Gut, sind also keine Qualitätsun-
terschiede  erkennbar,  kommt  dem  Preis  eine  herausragende  Stellung  zu.  Bei 
heterogenen Gütern werden neben dem Preis dementsprechend weitere Para-
meter  eingesetzt  (vgl.  Aberle  1992,  S.  14).  Da  es  sich  bei  Abo-Zeitungen  um 
heterogene Güter handelt, werden bei der Betrachtung der Konkurrenzsituation 
neben dem Preiswettbewerb - der auch als quantitative Konkurrenz bezeichnet 
wird (vgl. Richter 1954, S. 68) - der Qualitäts- und Innovationswettbewerb sowie 
der Vertriebs-  und Werbewettbewerb mit einbezogen, die  unter Nichtpreiswett-
bewerb  oder  qualitative  Konkurrenz  subsumiert  werden  (vgl.  Aberle  1992,  S. 
14). 
Im folgenden werden die Wettbewerbsparameter und ihre Wirkung auf dem Zei-
tungsmarkt vorgestellt. Im Rahmen des Instrumentes Preis wird die Bedeutung 
für den Leser- und den Anzeigenmarkt erklärt, sowie die für Medien spezifische 
Verflechtung  von  Preis-  und  Qualitätswettbewerb  dargestellt.  Darüber  hinaus 
werden  Spezialfälle  des  oligopolistischen  Preiswettbewerbs  wie  Preisstarrheit 
und der ruinöse Preiskampf näher erläutert. Die Darstellung des Nichtpreiswett-
bewerbs bezieht sich, wie bereits erwähnt, auf die Parameter Qualität und Inno-
vation sowie Vertrieb und Werbung. 
II.1. Das SVE-Paradigma 
27 
1.2.1 Preiswettbewerb 
Innerhalb  des  Marketing-Mix  ist  der  Preis  der  am  leichtesten  zu  beurteilende 
Parameter, da er von Natur aus quantifizierbar ist. Der Preis ist schnell und ef-
fektiv  einsetzbar,  dem  entsprechend  wird  ihm  eine  schnelle  Wirkung  in  Form 
einer  Nachfrageelastizität  zugesprochen.  Die  Höhe  des  Preises  ist  nicht  eindi-
mensional festgelegt, sondern kann durch Preisaktionen zeitlich, durch Rabatte 
mengenmäßig  oder  durch  zusätzliche  Leistungen  bei  gleichem  Preis  indirekt 
differenziert werden (vgl. Brühwiler 1989, S. 16). 
Auf einem Markt mit heterogener oligopolistischer Konkurrenz wird in der Regel 
eine Preisfixierung angenommen: Der Anbieter setzt seinen Preis fest, während 
die Käufer die Menge bestimmen (vgl. Bartmann et al. 1999, S. 161). Aufgrund 
der  hohen  absatzpolitischen  Reaktionsverbundenheit  im  Oligopol    der  engen 
Beziehung  zwischen  Aktionen  und  Reaktionen  der  Wettbewerber    wird  dar-
über  hinaus angenommen, dass eine Preisänderung die Konkurrenz dazu ver-
anlasst, die Preise ebenfalls zu verändern. Einen Spezialfall stellt die Annahme 
dar,  dass  die  Konkurrenz  nur  auf  eine  Preissenkung,  nicht  jedoch  auf  eine 
Preiserhöhung eines Anbieters reagiert (vgl. Olten 1998, S. 60; Bartmann et al. 
1999, S. 50). 
Bei der  Preisbildung von  Zeitungen  muss  zwischen  Leser-  und  Anzeigenmarkt 
unterschieden  werden.  Als  Faustregel  gilt,  dass  die  Erlöse  regionaler  Abonne-
ment-Zeitungen zu zwei Dritteln über die Werbeeinnahmen und zu einem Drittel 
über  die Vertriebseinnahmen erfolgen (vgl.  Heinrich 1994, S. 210f.). Die Preis-
findung orientiert sich am Wettbewerb, an der Nachfrage und an den Betriebs-
kosten.  Die  wettbewerbsorientierte  Preissetzung  geschieht  in  der  Regel  durch 
die Anpassung des Preises am Marktführer (vgl. Wirtz 2003, S. 173). Die Orien-
tierung  an  der  Nachfrage  geschieht  über  die  Preiselastizität.  Sie  sagt  aus,  in 
welchem Maße sich eine Preisänderung auf die eigene Nachfrage auswirkt (vgl. 
Albarran 1996, S. 19). 
II.1. Das SVE-Paradigma 
28 
Abb. 7: Die Preiselastizität der Nachfrage 
Quelle: Albarran 1996, S. 19 
In der Regel hat die Preiselastizität  ein negatives Vorzeichen,  da  eine Preiser-
höhung  gewöhnlich  zu  einer  Verringerung  der  Nachfrage  führt.  Je  höher  der 
Wert für die Preiselastizität ausfällt, desto preissensitiver sind die Leser. Ist der 
Wert  >1,  spricht  man  von  einer  elastischen,  ist  er  <1  von  einer  unelastischen 
Nachfragereaktion.  Ist  der Wert  =1,  entspricht  die  Mengenänderung  der  Preis-
änderung und die Nachfrage ist einheitselastisch (vgl. Albarran 1996, S. 20).
6
Bei  der  Frage  nach  der  Preisbildung  auf  dem  Vertriebsmarkt  kann  das  Guten-
berg-Modell  der  doppelt  geknickten  Preis-Absatz-Funktion  herangezogen  wer-
den.  Normalerweise  wird  es  nur  im  Rahmen  eines  monopolistischen  Wettbe-
werbs angewandt,  das von vielen Anbietern  eines  heterogenen Gutes ausgeht 
(siehe  Kap.  1.1.2).  Grundlegende  Annahme  ist,  dass  die  Verbundenheit  der 
Anbieter  innerhalb  einer  polypolistischen  Marktstruktur  aufgrund  ihrer  jeweils 
kleinen  Marktanteile  gering  ist.  Das  Modell  lässt  sich  auf  diese  Untersuchung 
übertragen, weil  es sich  bei Abo-Zeitungen  um  ein  sehr  heterogenes  Gut  han-
delt,  d.h.  es  wird  angenommen,  dass  die  Anbieter  ihren  Preis  in  einem  be-
stimmten  Rahmen  variieren  können,  ohne  Leser  an  sich  oder  an  die  Konkur-
renz  zu  verlieren.  Analog  können  sie  ihre  Auflage  durch  eine  geringe  Preisän-
derung  nicht  einfach  ausweiten.  Die  Zeitungen  können  demnach  in  einem  ge-
wissen  Rahmen  preispolitisch  agieren,  ohne  dass  sich  die  Marktanteile in  grö-
ßerem Umfang verändern (vgl. Wied-Nebbeling 2004, S. 102). 
6
 Doyle schlägt vor, bei der Ermittlung der Preiselastizität nicht die Ausgangswerte als Grundla-
ge für die Berechnung der Mengen- und Preisänderung zu nehmen, sondern den Mittelwert aus 
neuem und altem Preis (bzw. alter und neuer Auflage) zu verwenden. Er begründet dies damit, 
dass es bei der Berechnung zu unterschiedlichen Elastizitätswerten kommt, je nachdem, ob die 
Veränderung nach oben oder nach unten stattgefunden hat (Doyle 2002, S. 131f.). Diese Arbeit 
kommt dem Vorschlag nach. 
Preiselastizität 
 (x,p) = 
Preisänderung (in %) 
Auflagenänderung (in %) 
II.1. Das SVE-Paradigma 
29 
Gutenbergs Modell zeigt, dass jeder Anbieter innerhalb einer bestimmten Preis-
lage  über  einen  monopolistischen  Preisbereich  verfügt.  Die  Größe  dieses 
Preisbereichs  hängt  vom  akquisitorischen  Potenzial  der  Zeitung  ab.  Darunter 
sind  alle  Faktoren  zu  verstehen,  die  ihre  ,,Anziehungskraft" bzw.  ihren USP  für 
die  Stammkunden  ausmachen  (vgl.  Wied-Nebbeling,  S.  114f.).  Für  Zeitungen 
sind diese Faktoren z.B. ihre Qualität oder ihr Image. Dem entsprechend müss-
te  die  Zeitung  mit  den  qualitativ  anspruchsvollsten  Lesern  ihren  Preis  am 
stärksten  variieren  können,  ohne  Leser  zu  verlieren.  Abb.  8  zeigt  den  Verlauf 
der doppelt geknickten Preis-Absatz-Funktion. 
Abb. 8: Die doppelt geknickte Preis-Absatz-Funktion nach Gutenberg 
Quelle: Wied-Nebbeling 2004, S. 117 
Für  den  Anzeigenmarkt  lässt  sich  anhand  der  Preiselastizität  die  gleiche  Aus-
sage treffen wie für den Lesermarkt. Als Preismaßstab wird anstelle des absolu-
ten  Preises  jedoch  der  Tausender-Kontakt-Preis  (TKP)  eingesetzt.  Das  ist  der 
Preis,  den  ein  werbetreibendes  Unternehmen  für  einen  bestimmten  Anzeigen-
raum bezahlen muss, um eine Kontaktwahrscheinlichkeit mit eintausend Lesern 
zu erhalten. Sinkt die Reichweite, steigt bei konstantem Anzeigenpreis der TKP, 
wodurch  die  Nachfrage  nach  dem  Werberaum  nachlässt.  Dem  entsprechend 
nimmt  die  Nachfrage  zu,  wenn  bei  konstantem  Anzeigenpreis  die  Reichweite 
steigt (vgl. Schumann/Hess 2002, S. 44). 
Unterer Grenzpreis 
Oberer Grenzpreis 
PAF
i
Monopolistischer 
Preisbereich 
Preis 
Menge 
II.1. Das SVE-Paradigma 
30 
Abb. 9: Der Tausender-Kontakt-Preis 
Quelle: Schumann/Hess 2002, S. 44 
Der Anzeigenmarkt besteht aus verschiedenen Teilmärkten, die differenziert auf 
Preisänderungen  reagieren.  Während  für  das  überregionale  Anzeigengeschäft 
Homogenitätsannahmen  getroffen  werden  können  und  somit  eine  stärkere 
Preissensibilität  der  Werbekunden  angenommen  werden  kann,  ist  der  Rubri-
kenmarkt  aufgrund  seiner  Intransparenz  heterogen  und  somit  relativ  preisro-
bust.  Sowohl  für  gewerbliche  als  auch  private  Kleinanzeigen  ist  die  Resonanz 
auf eine Anzeige der entscheidende Wert. 
Die Resonanz basiert auf Erfahrungswerten früherer Anzeigenschaltungen. Ha-
ben sich diese Erfahrungswerte über einen längeren Zeitraum bewährt, werden 
Rubrikmärkte bestimmter Zeitungen auch aus Gewohnheit belegt. Daher gilt: Ist 
eine Zeitung Marktführer in einem Rubrikenmarkt, gilt sie quasi als institutionali-
siert.  Obwohl  sie  vielleicht  eine  Veränderung  in  ihrer  Reichweite  erfahren  hat, 
kann  sie  ihren  Marktanteil  annähernd  beibehalten,  weil  die  Anzeigenkunden 
zum einen daran gewöhnt sind, in ihr zu inserieren, zum anderen, weil Rubrik-
anzeigen  gesuchter  Lesestoff  sind.  Dieser  Umstand  macht  eine  Zeitung  relativ 
unempfindlich  gegenüber  Preis-  und  Qualitätsmaßnahmen  der  Konkurrenten 
und  gibt  ihr  die  Möglichkeit,  ihre  Preise  erhöhen  zu  können,  ohne  eine  hohe 
Nachfrageelastizität  befürchten  zu  müssen.  Dem  entsprechend  ist  das  Guten-
berg-Modell auch auf Zeitungen anwendbar, die in einem rubrizierten Teilmarkt 
Marktführer sind. 
Bezieht man sich jedoch auf das überregionale Anzeigengeschäft, stellt der An-
zeigenraum  einer  Zeitung  ein  homogenes  Gut  dar:  ,,Entscheidungsrelevant  für 
die Plazierung einer Anzeige ist allein die Reichweite des Mediums in der jewei-
ligen  Zielgruppe."  (Sjurts  1996b,  S.  58).  Aufgrund  der  Verbundproduktion  für 
TKP = 
Reichweite  
Anzeigenpreis 
* 
1.000 
II.1. Das SVE-Paradigma 
31 
den  Leser-  und  den  Anzeigenmarkt  entsteht  eine  gegenseitige  Wirkung  zwi-
schen  der  Qualität  einer  Zeitung  und  ihres  Anzeigenvolumens.  Der Effekt  wird 
als  Anzeigen-Auflagen-Spirale  bezeichnet.  Abb.  10  stellt  die  wechselseitige 
Wirkung dieser beiden Parameter dar.
Abb. 10: Die Anzeigen-Auflagen-Spirale 
Quelle: Kantzenbach/Greiffenberg 1980, S. 199 
Steigt  die  Auflage  bzw.  die  Reichweite  einer  Zeitung,  sinkt  ihr  TKP.  Dadurch 
bietet sie ihren Anzeigenraum im Preiswettbewerb mit anderen Zeitungen güns-
tiger  an.  Aufgrund  des  niedrigeren  Preises  steigt  die  Nachfrage  nach  ihrem 
Werberaum, was als Mengeneffekt bezeichnet wird. Die Zeitung kann nun, z.B. 
im Rahmen der nächsten Preisliste, einen Preiseffekt realisieren, indem sie den 
TKP wieder an den Ausgangswert heranführt. Dies impliziert eine Erhöhung des 
Anzeigen-Grundpreises bzw. des Seitenpreises. Durch das höhere Anzeigenvo-
lumen  und  den  höheren  Anzeigenpreis  steigen  Umsatz  und  Gewinn.  Dieser 
kann in die Qualität der Zeitung investiert werden, indem z.B. weitere Redakteu-
re eingestellt werden. Durch die höhere Qualität der Zeitung steigt langfristig die 
Auflage, was sich wiederum auf den TKP auswirkt (vgl. Heinrich 1994, S. 212f.).  
Medienprodukte  haben  in  der  Regel  einen  hohen  Fixkostenanteil.  Daher  kön-
nen  Zeitungen  durch  eine  hohe  Auflage  die  Kosten  pro Exemplar  effektiv sen-
ken.  Dieser  Effekt  wird  als Fixkostendegression  (economies  of  scale)  bezeich-
Anzeigenmarkt 
Lesermarkt 
Qualitäts-
wettbewerb 
Höheres 
Anzeigenvolumen 
Preis-
wettbewerb 
Steigende Umsätze 
und Gewinne 
Auflagen-
steigerung 
Kosten-
degression 
II.1. Das SVE-Paradigma 
32 
net  (vgl.  Owers  et  al.  1998,  S.  19).  Die  dadurch  entstehenden  Einsparungen 
können genutzt werden, um den Anzeigenraum günstiger anzubieten und somit 
ein höheres Anzeigenvolumen zu generieren oder um direkt in die Qualität des 
Blattes  zu  investieren.  Durch  diesen  Mechanismus  kann  es  zur  Vormachtstel-
lung  einer  Zeitung  kommen:  Die  einsetzende  Spiralbewegung  ist  Ursache  für 
die  oft  beobachtbare  Monopolstellung  eines  Blattes  oder  die  klare  Unterschei-
dung  zwischen  Erst-  und  Zweitzeitung  im  Duopol  (vgl.  Picard  1998,  S.  113f.). 
Zu  beachten  ist,  dass  der  Prozess  natürlichen  Grenzen  unterliegt,  da  die 
Grenzkosten  -  der  Kostenzuwachs  für  ein  zusätzlich  produziertes  Exemplar - 
wachsen und ab einem bestimmten Punkt die Erlöse übersteigen. Darüber hin-
aus  sind  Qualität  und  Auflage  nicht  beliebig  erweiterbar  (vgl.  Nieschlag  et  al. 
1997, S. 351f.; Czygan/Kallfaß 2003, S. 298). 
Neben einem positiven Effekt kann bei der Anzeigen-Auflagen-Spirale auch der 
umgekehrte Fall eintreten: Durch ein Absinken der Auflage steigt der TKP, wo-
durch  das  Anzeigenvolumen  und  die  daraus  resultierenden  Erlöse  sinken.  Da-
durch fehlen der Zeitung die Mittel für die Investition in die redaktionelle Quali-
tät, was sich langfristig negativ auf die Auflage auswirkt (vgl. Rickens 1999b, S. 
112).  Das  Schema  der  Anzeigen-Auflagen-Spirale  gilt  teilweise  auch  für  den 
Rubrikmarkt.  Inserieren  mehr  Personen  in  der  Zeitung,  kann  sie  ihre  Auflage 
steigen, weil Anzeigen oftmals gesuchter Lesestoff sind. 
Im folgenden  werden  Spezialfälle des Preiswettbewerbs, die Preisstarrheit  und 
der  ruinöse  Preiskampf,  dargestellt.  Kollusive  Preisstrategien  werden  nicht  be-
achtet, da zum einen kartellrechtliche Fragstellungen nicht Gegenstand der Ar-
beit sind und darüber hinaus von einem kompetitiven Markt ausgegangen wird, 
auf dem Kooperationen jeder Art die Ausnahme darstellen. 
II.1. Das SVE-Paradigma 
33 
1.2.1.1 Preisstarrheit 
Aufgrund  der  Reaktionsverbundenheit  in  oligopolistischen  Märkten  kann  in  der 
Realität häufig eine defensive Strategie in dem Sinne beobachtet werden, dass 
die Preise einer Starrheit unterliegen und über relativ lange Zeiträume konstant 
bleiben  (vgl.  Schmidt  2001,  S.  62).  Ein  Grund  dafür  ist  die  Unsicherheit  in  Be-
zug  auf  die  Reaktion  der  Konkurrenz.  Die  Konstanz  des  Preises  soll  einen 
Wettbewerbskonflikt vermeiden. Ein weiterer Grund ist die Unsicherheit im Hin-
blick  auf  die  Reaktion  der  Käufer:  Unternehmen  befürchten,  durch  häufige 
Preisänderungen  ihre  Kunden  zu  verunsichern  und  sie  zu  veranlassen,  zu  ei-
nem  anderen  Anbieter  zu  wechseln.  Darüber  hinaus  wird  die  häufige  Einfüh-
rung neuer Preise gescheut, da sie mit Zusatzkosten in Form von Ausgaben für 
Preislisten  und  Kommunikationsaufwand  verbunden  sind  (vgl.  Bartmann  et  al. 
1999, S. 207f.). 
Differenziert  man  Preissenkungen  und  Preiserhöhungen,  finden  sich  weitere 
Gründe  für  eine  Preisstarrheit:  Wettbewerber  reagieren  stärker  auf  Preissen-
kungen eines Anbieters als auf Erhöhungen. Die Reaktion könnte so stark aus-
fallen, dass sie in einen Preiskampf mündet. Weiterhin spricht gegen Preissen-
kungen,  dass  der  Markt  ,,verdorben"  werden  kann,  indem  sich  die  Kunden  an 
die niedrigen Preise gewöhnen und bei zukünftigen Erhöhungen preissensibler 
reagieren. Generiert eine Preissenkung wiederum keine deutlich stärkere Nach-
frage,  verliert  das  Unternehmen  neben  Marktanteilen  auch  Gewinneinnahmen. 
Gegen  Preiserhöhungen  auf  oligopolistischen  Märkten  spricht  unter  anderem, 
dass  sie  zur  Abwanderung  der  Nachfrage  zur  Konkurrenz  oder  zu  Substituten 
führen können (vgl. Bartmann et al. 1999, S. 208). 
Die Folge von Preisstarrheit ist, dass den anderen Marketinginstrumenten eine 
stärkere  Bedeutung  zukommt,  wodurch  die  Markttransparenz  verringert  wird 
(vgl.  Bartmann  et  al.  1999,  S.  208).  Wird  der  Preis  nicht  organisiert  geändert, 
d.h.  ohne  eine  illegale  Absprache zwischen den Wettbewerbern,  geschieht  die 
Änderung  häufig  im  Rahmen  einer  Anpassung  am  dominierenden  Preisführer. 
II.1. Das SVE-Paradigma 
34 
Seine  Dominanz  kann  darauf  beruhen,  dass  er  der  kostengünstigste  Anbieter 
ist oder den betreffenden Teilmarkt dominiert. So bestimmt z.B. der Marktführer 
auf  dem  Rubrikenmarkt  die  Preise  für  rubrizierte  Anzeigen.  Die  Wettbewerber 
können  ihren  Preis  jedoch  auch  am  barometrischen  Preisführer  ausrichten. 
Dieser wird exogen bestimmt, indem sich die Wettbewerber implizit darauf eini-
gen,  der  Preispolitik  dieses  Unternehmens  zu  folgen.  Die  Rolle  des  barometri-
schen Preisführers kann wechseln (vgl. Wied-Nebbeling 2004, S. 238). 
1.2.1.2 Ruinöser Preiskampf 
Ursachen  aggressiver  Wettbewerbsmaßnahmen  können  allgemein  Kostener-
höhungen  oder  ein  Nachfragerückgang  sein.  Ziel  ist  der  Gewinn  von  Marktan-
teilen, um die eigene Gewinnsituation zu verbessern. Wird der Preis als Instru-
ment eingesetzt, sehen die aggressiven Handlungen in der Regel direkte Preis-
senkungen  vor.  Je  nach  Strategie  oder  Marktbeschaffenheit  können  jedoch 
auch  indirekte  Preissenkungen  oder  sogar  Preiserhöhungen  kämpferisch  ein-
gesetzt  werden.  Kommt  es  zu  einer  kämpferischen  Auseinandersetzung  mit 
dem Ziel, seinen  Marktanteil massiv  zu Lasten  des Konkurrenten  auszubauen, 
spricht man von Verdrängungswettbewerb (vgl. Bartmann et al. 1999, S. 209f.).  
Der Begriff ,,ruinöser  Wettbewerb"  hat einen Preisbezug: In der Wirtschaft  wird 
darunter  in  der Regel ein Preisverfall verstanden,  durch  den lediglich minimale 
Gewinne  oder  sogar  Verluste  realisiert  werden.  Aufgrund  der  geringen  Ein-
kommen finden keine Investitionstätigkeiten statt und es kommt zu einem Aus-
scheiden  von  Anbietern.  Dadurch  entsteht  eine  Marktunterversorgung,  die  ei-
nen  überproportionalen  Preisanstieg  zur  Folge  hat.  Letztendlich  ist  der  End-
verbraucher das Opfer des ruinösen Wettbewerbs (vgl. Tolksdorf 1971, S. 29). 
In der Literatur wird das Problem des ruinösen Wettbewerbs aus zwei Perspek-
tiven  betrachtet:  Zum  einen  als  marktstrategischer  Kampf,  zum  anderen  als 
verzögerter Anpassungsprozess (vgl. Tolksdorf 1971, S. 30f.). Die  beiden Per-
spektiven seien hier kurz vorgestellt: 
II.1. Das SVE-Paradigma 
35 
Der  marktstrategische  Kampf  -  ,,cutthroat  competition"  -  wird  von  Machlup  als 
die Ausübung aggressiver Strategien innerhalb eines Oligopols bezeichnet. Die 
oligopolistische  Marktform  ist  Voraussetzung  für  die  Verfolgung  dieser  Strate-
gien, da ein bestimmtes Maß an Marktmacht zur Realisierung nötig ist:  
,,Ruinöse  Konkurrenz  kann  niemals  unter  Polypolbedingungen  entstehen,  sie  setzt  stets  ein 
beträchtliches  Maß  an  Monopolmacht  seitens  einiger  der  Konkurrenten  voraus  und  es  geht 
nicht um größere Umsätze, sondern darum, den Konkurrenten kleinzukriegen." (Machlup 1966, 
S. 357).  
Nach  Krelle  kann  eine  ruinöse  Wettbewerbsstrategie  durch  Konkurrenten  ver-
folgt  werden,  die  innerhalb  eines  Duopols  mit  ihrer  Position  unzufrieden  sind 
und  den  anderen  vollständig  aus  dem  Feld  verdrängen  wollen,  obwohl  sie  ne-
beneinander existieren könnten (vgl. Krelle 1961, S. 307). Arndt zufolge besteht 
die Zielsetzung des marktstrategischen Kampfes in erster Linie nicht im Erwerb 
eines  größeren  Marktanteils,  sondern  in  der  Verdrängung  von  neuen  Wettbe-
werbern oder nachahmenden Konkurrenten:  
,,Die ,Störenfriede' werden dann solange in den Verkaufspreisen unter- und in den Einkaufsprei-
sen  [...]  überboten,  bis  sie  ausscheiden  und  sich  bei  potentiellen  Konkurrenten  die  Erfahrung 
durchsetzt, daß infolge der Reaktionen der Altunternehmen ein erfolgreicher Start nicht möglich 
ist." (Arndt 1966, S. 57).  
Ruinöser  Wettbewerb  als  verzögerter  Anpassungsprozess  entsteht  nach  Kay-
sen/Turner durch einen allgemeinen Nachfragerückgang. Dabei ist die Oligopol-
form  keine  notwendige  Voraussetzung.  Vielmehr  ist  der  Prozess  ein  Resultat 
von Überkapazitäten,  wodurch hohe Fixkosten  nicht  abgebaut  werden können. 
Um den Absatz zu erhöhen und somit die Fixkosten zu senken, unterbieten sich 
die Anbieter in ihrem Preisniveau: 
,,Given slack demand, or overexpansion of capacity, the incremental cost of production may fall 
far  below  total  unit  cost.  [...]  In  a  competitive  industry,  this  generates  strong  pressures  toward 
price  cutting,  and  price  may  be  expected  to  fall  to  incremental  cost."  (Kaysen/Turner  1965,  S. 
195f.).  
II.1. Das SVE-Paradigma 
36 
Reynolds konstatiert, dass Preissenkungen in ruinösen Wettbewerbsprozessen 
der  Hoffnung  entsprächen,  kurzfristige  Gewinne  durch  eine  überproportionale 
Absatzausweitung  zu  erhöhen  und  somit  den  Liquiditätsstatus  zu  verbessern. 
Eine Verdrängung der Wettbewerber sei nicht das Ziel (vgl. Reynolds 1940, S. 
736, zitiert nach: Tolksdorf 1971, S. 33). 
Den  Perspektiven  liegen  unterschiedliche  Ursachen  für  den  ruinösen  Einsatz 
des Preises zugrunde: Während beim marktstrategischen Kampf der Preis ein-
gesetzt  wird,  um  andere  Wettbewerber  vom  Markt  zu  verdrängen  bzw.  sie  zu 
ruinieren, wird der Preis beim Anpassungsprozess als Mittel zur Erhöhung des 
Absatzes  genutzt.  Aufgrund  der  gegenseitigen  Preisunterbietung  wird  das  In-
strument wirkungslos und führt sowohl die Wettbewerber als auch den Markt in 
den Ruin.  
Da  die  Begriffe  ,,ruinöser  Wettbewerb"  und  ,,ruinöser  Preiskampf"  häufig  syn-
onym verwendet werden, ist eine Differenzierung nötig, um den Einsatz weiterer 
Marketinginstrumente  zu  beachten.  Brühwiler  unterscheidet  daher  zwischen 
ruinösem  Preiskampf,  Verdrängungswettbewerb  und  generell  destruktivem 
Marktverhalten: 
,,Ruinöser Preiskampf herrscht, wenn in einer Branche oder einem Marktbereich übersteigerter 
Gebrauch  des  Preisinstrumentariums  einerseits  sukzessiv  sinkende  Preise  und  abnehmende 
Gewinnmargen und  andererseits eine einseitige Entwicklung von Markt und Marketing zur Fol-
ge hat." (Brühwiler 1989, S. 23).  
Indizien  eines  ruinösen  Preiskampfes  sind  Marktdruck  und  wirkungsloser  In-
strumenteneinsatz.  Marktdruck  in  Form von  Marktsättigung  ist  dabei  notwendi-
ge, aber nicht hinreichende Bedingung für ruinösen Wettbewerb, denn es kann 
zu  einer natürlichen  Anpassung der  Preise kommen, ohne  dass  Elemente des 
ruinösen Wettbewerbs auftreten (vgl. Brühwiler 1989, S. 45). Ein wirkungsloser 
Instrumenteneinsatz  ist  dadurch  charakterisiert,  dass  die  obere  Wirkungs-
schwelle erreicht wurde und ein erhöhter Aufwand keine weiteren Effekte erzielt 
(vgl. Brühwiler 1989, S. 130). 
II.1. Das SVE-Paradigma 
37 
,,Der Verdrängungswettbewerb geht in seiner Wirkung weiter als der ruinöse Preiskampf, indem 
die Entwicklung hin zum Austritt einzelner Unternehmen aus dem Markt zielt. [...] (Er) schliesst 
auch mehr Instrumente mit ein, als der ruinöse Preiskampf." (Brühwiler 1989, S. 24f.).  
Weitere  Instrumente  im  Verdrängungswettbewerb  können  eskalierende  Leis-
tungen, Technologiewettbewerb oder Verdrängungskommunikation in Form von 
Werbeschlachten sein (vgl. Brühwiler 1989, S. 25). Allerdings bleibt der Einsatz 
des Preises in Form von ,,predatory  pricing"  die  wichtigste ,,Waffe" im Verdrän-
gungswettbewerb (vgl. Aberle 1992, S. 63f.) 
Destruktives  Marktverhalten  muss  weder  die  Verdrängung  eines  Konkurrenten 
zum  Ziel  haben  noch  alleine  aus  einem  Preiskampf  bestehen.  Es  bezieht  sich 
auf  das  ,,ganze  Spektrum  der  Marketinginstrumente  und  Marktbeziehungen" 
und ist durch deren wirkungslosen Einsatz gekennzeichnet (Brühwiler 1989, S. 
24).  Die  Arbeit  folgt  den  Definitionen  Brühwilers  und  unterscheidet  ruinösen 
Preiskampf, Verdrängungswettbewerb und destruktives Marktverhalten. 
1.2.2 Qualitäts- und Innovationswettbewerb 
Der Wettbewerbsparameter Produktqualität bezieht sich auf die Weiterentwick-
lung  und  Verbesserung  bestehender  Produkte.  Diese  kann  mit  Innovationen 
erreicht  werden.  Unternehmen  in  einem  heterogenen  Oligopol  setzten  häufig 
auf  die  qualitative  Verbesserung  ihrer  Produkte,  da  sie  in  der  Regel  keine  un-
mittelbar spürbare Auswirkung auf die Wettbewerber  und somit keine sofortige 
Reaktion zur Folge hat. Der Fokus auf die Qualität kann zu einer stärkeren He-
terogenität des Marktes führen, was einen größeren Spielraum im Preiswettbe-
werb zulässt. Darüber hinaus kann Qualität jedoch auch den Preis als zentrales 
Instrument substituieren (vgl. Schmidt 2001, S. 63f.). 
Produkte können nach dem Zeitpunkt ihrer Qualitätsbewertung in  Inspektions-, 
Erfahrungs-  und  Vertrauensgüter  unterschieden  werden.  Bei  Inspektionsgütern 
kann die Qualität des Produktes vor dessen Konsum bewertet werden. Für die 
werbetreibende  Wirtschaft  stellt  der  Anzeigenraum  einer  Zeitung  ein  Inspekti-
II.1. Das SVE-Paradigma 
38 
onsgut  dar,  da  vor  seinem  Erwerb  auf  der  Basis  von  Media-Daten  Aussagen 
über quantitative und qualitative Reichweiten getroffen werden können. Im Ge-
gensatz dazu stellt die Zeitung für den Leser ein Erfahrungsgut dar, da er sich 
erst nach Erwerb des Produktes von ihrer Qualität überzeugen kann. Kann ein 
Leser die Qualität einer Zeitung auch nach  deren Erwerb nicht feststellen, weil 
er  nicht  weiß,  ob  die  in  ihr  enthaltenen  Aussagen  richtig  sind,  nimmt  sie  den 
Charakter eines Vertrauensgutes an (vgl. Sjurts 2002, S. 10f.). 
Obwohl  Produkte  in  verschiedene  Qualitätsklassen  eingestuft  werden,  besteht 
die Schwierigkeit in der Definition von Qualität (vgl. Homburg 2003, S. 178). Im 
Medienbereich  werden  eine  ökonomische  und  eine  publizistische  Qualität  un-
terschieden. Der Qualitätswettbewerb beinhaltet demnach alle Maßnahmen, um 
sowohl die ökonomische als auch die publizistische Qualität zu verbessern.  
Die  ökonomische  Qualität  beinhaltet die  Befriedigung der  subjektiven  und  indi-
viduellen  Konsumpräferenzen  der  Nachfrager  (vgl.  Heinrich  1994,  S.  93).  Der 
Grad  der  Zielerreichung  kann  bei  der  ökonomischen  Qualität  anhand  der 
Marktanteile  bei  verschiedenen,  z.B.  nach  soziodemographischen  Merkmalen 
eingeteilten Mediennutzern ermittelt werden:  
,,Der  Erfolg  von  Printunternehmen  hängt  [...]  im  wesentlichen  davon  ab,  ob  es  gelingt,  durch 
thematische Kompetenz und die Integration des marketingpolitischen Instrumentariums attrakti-
ve  Leserpotentiale  zu  schaffen,  die  mit  den  werblichen  Zielgruppen  übereinstimmen."  (Wirtz 
2003, S. 170).  
Das bedeutet,  dass  die  Produktqualität  einer Zeitung  nicht nur  anhand  der Le-
serbedürfnisse,  sondern  auch  vor  dem  Hintergrund  der  Zielgruppen-
Kontaktbedürfnisse  der  Werbewirtschaft  entwickelt  wird  (vgl.  Wirtz  2003,  S. 
170).  Die  publizistische  Qualität  orientiert  sich  an  den  objektiven  Kriterien  Ak-
tualität,  Relevanz,  Richtigkeit  und  Vermittlung  der  Informationen  (vgl.  Heinrich 
1994, S. 93).  
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2004
- ISBN (eBook)
- 9783832489649
- DOI
- 10.3239/9783832489649
- Dateigröße
- 2 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Sozialwissenschaften, Publizistik
- Erscheinungsdatum
- 2005 (August)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- medien marketing berliner morgenpost tagesspiegel struktur-verhalten-ergebnis-paradigma
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					