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Community Based Tourism

Als Instrument nachhaltiger Entwicklung ehemals benachteiligter Bevölkerungsgruppen am Beispiel Kayamandi, Südafrika

©2004 Diplomarbeit 114 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
„Something out of Nothing – etwas aus dem Nichts zaubern – heißt die Werkstätte von Sarah Mahlangu, die in Mhluzi bei Middelburg (Südafrika) Abfälle sammelt und aus Blechdosen Kunst, aus Abfallsäcken Türvorlagen und aus Lumpen Gewänder herstellt. Mit ihrem Recycling- und Kunstzentrum hat Sarah Mahlangu Arbeitsplätze für sich und andere Dorfangehörige sowie eine Touristenattraktion geschaffen. Immer mehr Gäste kommen vorbei, lassen sich kulinarisch verwöhnen und anschließend von Mahlangus Tochter die verschiedenen Facetten des Township-Lebens zeigen.
Diese Erfolgsgeschichte steht stellvertretend für die neuere Entwicklung im südlichen Afrika hin zu mehr Partizipation der im Zuge der Apartheidpolitik benachteiligten Bevölkerungsgruppen an der ‚weißen’ Tourismusindustrie.
So stellte die südafrikanische Regierung schon in ihrer Tourismuspolitik 1996 fest, dass die Mehrheit dieser Menschen bis dahin mit oben genanntem Wirtschaftszweig nur selten in Berührung gekommen ist und dementsprechend ein dringender Handlungsbedarf zur ökonomischen Förderung dieser Bevölkerungsgruppen besteht. Bis heute profitiert mehrheitlich die weiße, bessergestellte Minderheit von der Reiseindustrie – sowohl in Südafrika als auch in den meisten anderen Entwicklungsländern der Welt.
Folglich trägt Tourismus in diesen Nationen oftmals dazu bei, dass Arm und Reich sich kontinuierlich weiter voneinander entfernen und es zu einer Stärkung vorhandener Ungleichgewichte kommt. Diese Entwicklung birgt die Gefahr der Verfestigung bereits existierender Probleme wie steigender Kriminalität, hoher Arbeitslosigkeit, zunehmender Armut oder auch starker regionaler Disparitäten.
Um dem entgegen wirken zu können, setzen eine Vielzahl der Dritte-Welt-Länder ihre Hoffnungen in die neuere Entwicklung der alternativen Tourismusform Community Based Tourism, welche entsprechend dem einleitenden Beispiel, benachteiligte ethnische Gruppen einbindet, und zwar auf eine sozial- sowie umweltverträglich Weise, um so negative Auswirkungen des Tourismus minimieren zu können.
Ziel dieser Arbeit ist die Vorstellung des Community Based Tourism und im speziellen des Township-Tourismus als eine konstruktive Antwort auf oben genannte Probleme. Es wird gezeigt, dass der Community Based Tourism eine Form des nachhaltigen Tourismus darstellt, welcher in der Lage ist, einen positiven Beitrag zur Entwicklung ehemals benachteiligter Bevölkerungsgruppen in Dritte-Welt-Ländern zu leisten. […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8963
Margraf, Manuela: Community Based Tourism - Als Instrument nachhaltiger Entwicklung
ehemals benachteiligter Bevölkerungsgruppen am Beispiel Kayamandi, Südafrika
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven, Diplomarbeit, 2004
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http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

AUTORENPROFIL
Persönliche Daten
Geburtsdatum, -ort
19.04.1980
Bad
Hersfeld
Nationalität Deutsch
Familienstand ledig
Ausbildung
September 2004
Abschluss des Diplom-Studiums
Tourismuswirtschaft als Diplom-Kauffrau (FH),
Abschlussnote: 1,34
März 2000 ­ September 2004
Studium der Tourismuswirtschaft an der Fach-
hochschule Wilhelmshaven mit den Schwer-
punkten Marketing & Destination Management
Juni 1999
Allgemeine Hochschulreife
August 1992 ­ Juni 1999
Gymnasialer Zweig der Werratalschule Heringen
August 1990 ­ Juli 1992
Werratalschule Heringen
August 1986 ­ Juli 1990
Grundschule Wölfershausen
Zusätzliche Tätigkeiten
September 2004 ­ März 2005
Praktikum bei der UGW Event GmbH, Wiesbaden
Tätigkeiten: Mitarbeit bei Planung, Konzeption,
Vorbereitung, Durchführung und
Nachbereitung von Events &
Incentives (Recherche, Konzepter-
stellung, Briefing & Angebotseinhol-
ung von Lieferanten, Gäste- und
Fluglogistik, etc.)
Administration & Organisation
Informations-Management
Juli ­ September 2003
Freiwilligenarbeit in der Tourismusentwicklungs-
hilfe in einem Black Township, Südafrika
Tätigkeiten: Vermarktung des Projekts
(u. a. Erstellung eines Marketing-
plans, Produktion einer Low-Budget-
Broschüre, Anzeigenschaltung,
Vorbereitung eines Messeauftritts)
Akquisition
neuer
Geschäftspartner

Implementierung eines Computer-
Workshops
Tagesgeschäft & Fundraising
Februar ­ Juli 2002
Praktikum bei der DERTOUR GmbH & Co. KG in
den Bereichen Produktmanagement Golfreisen
sowie Katalogmanagement Europareisen
Tätigkeiten: Organisation einer Gewinnerreise
Bearbeitung von Gruppen- und
Sonderanfragen
Graphische Mitarbeit bei der
Katalogerstellung
Kontingentspflege
Bearbeitung von Reklamationen
Erstellung
von
Anreiseinformationen
etc.
September ­ Dezember 1999
Praktikum in der Tourist-Information Bad Hersfeld
Tätigkeiten:
Gästeinformation
(Counter
&
telefonisch)
Zimmervermittlung
Tagesgeschäft
Layouts
etc.
Besondere Kenntnisse
Fremdsprachen:
Englisch
(sehr
gut)
Französisch
(gut)
Spanisch
(Grundkenntnisse)
Computerkenntnisse:
Word
(sehr
gut)
Excel
(sehr
gut)
Powerpoint
(sehr
gut)
Lotus Notes (sehr gut)
QuarkXpress
(Grundkenntnisse)
Corel
Draw
(Grundkenntnisse)
Phoenix
(Grundkenntnisse)
Start / Amadeus (Grundkenntnisse)
Access
(Grundkenntnisse)
Hobbies / Interessen
Sport (Aqua-Fitness, Walken, Volleyball)
Ausgehen
Reisen
Kaiserslautern, 18. August 2005


Inhaltsverzeichnis
Seite
Inhaltsverzeichnis
I
Abbildungsverzeichnis
III
Abkürzungsverzeichnis
IV
1.
Einleitung
1
1.1
Problemstellung
1
1.2
Zielsetzung
2
1.3
Vorgehensweise
2
2.
Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
4
2.1
Definition Entwicklungsland
4
2.2
Entwicklung im Dritte-Welt-Tourismus
5
2.3
Chancen und Risiken des Dritte-Welt-Tourismus
7
2.3.1
Ökonomische Aspekte
7
2.3.2
Ökologische Aspekte
10
2.3.3
Sozio-kulturelle Aspekte
12
2.4
Alternative Tourismusformen
13
2.4.1
Integrativer Tourismus
13
2.4.2
Alternativtourismus
15
2.4.3
Ökotourismus
16
3.
Community Based Tourism in Entwicklungsländern als Instrument
18
nachhaltiger
Entwicklung
3.1
Das Konzept des CBT
18
3.2
Ziele der an CBT-Projekten beteiligten Akteure
21
3.3
Machbarkeit von CBT
24
3.4
Beispiele ausgewählter CBT-Projekte
25
3.4.1
Marokko
25
3.4.2
Brasilien
26
3.4.3
Namibia
27
3.5
Organisationsformen des CBT
28
3.6
Problemfelder des CBT
30
3.7
Handlungsempfehlungen für die Umsetzung von CBT-Projekten 33
3.8
Bewertung von CBT im Hinblick auf die Entwicklungsrelevanz
36
für
Entwicklungsländer

4.
Tourismus in der Republik Südafrika
38
4.1
Ein notwendiger Rückblick
38
4.2
Die soziale Lage
40
4.3
Touristisches Angebot
42
4.3.1
Ursprüngliches Angebot
42
4.3.2
Abgeleitetes Angebot
44
4.4
Wirtschaftsfaktor Tourismus
45
4.5
Tourismuspolitik
49
5.
Township-Tourismus in Südafrika als Form des CBT
52
5.1
Der Begriff ,Township'
52
5.2
Township-Tourismus in Südafrika
54
5.3
Die Fallstudie Kayamandi
61
5.3.1
Die Stadt Stellenbosch und das dazugehörige
61
Township
Kayamandi
5.3.2
Der Greater Stellenbosch Development Trust
64
(GSDT)
5.3.3
Das Tourismus-Projekt
67
5.3.3.1
Machbarkeitsanalyse
69
5.3.3.2
SWOT-Analyse
76
5.3.3.3
Zielgruppen
78
5.3.3.4
Kommunikationspolitik
82
5.3.3.5
Abschließende Beurteilung
88
5.4
Bewertung von Township-Tourismus als Form des CBT
90
6.
Schlussbetrachtung
92
Anhang
V
Literaturverzeichnis
X
Homepage-Verzeichnis
XIII
Ehrenwörtliche Erklärung XV

Abbildungsverzeichnis
Seite
Abbildung 1
Ziele der an CBT-Projekten beteiligten Akteure
23
Abbildung 2
Benefits der Kommune Spitzkoppe
28
Abbildung 3
Internationale Touristenankünfte Südafrika
47
Abbildung 4
Vorhersagen für die südafrikanische Tourismuswirtschaft
48
Abbildung 5
Welcome to Kayamandi
62
Abbildung 6
Kayamandi im Vergleich mit dem Western Cape
63
Abbildung 7
Bevölkerungsstruktur Kayamandis
63
Abbildung 8
Tourismus im Western Cape
67
Abbildung 9
In- und Output des Tourismus-Projektes für Kayamandi
70
Abbildung 10
SWOT-Analyse für das Tourismus-Projekt Kayamandi
76
Abbildung 11
Daten der Spier AG
79
Abbildung 12
Benefits der Verlinkung mit Spier für Kayamandi
80
Abbildung 13
Slogan und Logo des Tourismus-Projektes
85

Abkürzungsverzeichnis
AG Aktiengesellschaft
ANC
African National Congress
B&B
Bed & Breakfast
BIP Bruttoinlandsprodukt
CBT
Community Based Tourism
DEAT
Department of Environmental Affairs and Tourism
EL Entwicklungsländer
EZ Entwicklungszusammenarbeit
EZ / DZ
Einzelzimmer / Doppelzimmer
GSDT Greater
Stellenbosch Development Trust
MET
Ministry of Environment and Tourism
NACOBTA
Namibia Community Based Tourism Association
NRO Nichtregierungsorganisation
SA Südafrika
SWOT Strenths
­
Weaknesses
­ Opportunities - Threats
USP
Unique Selling Proposition
WTO
World Tourism Organisation
WTTC
World Travel & Tourism Council
WWF
Worl Wildlife Fund

1. Einleitung
1
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
,,Something out of Nothing ­ etwas aus dem Nichts zaubern ­ heisst die
Werkstätte von Sarah Mahlangu, die in Mhluzi bei Middelburg (Südafrika)
Abfälle sammelt und aus Blechdosen Kunst, aus Abfallsäcken Türvorlagen
und aus Lumpen Gewänder herstellt. Mit ihrem Recycling- und Kunstzentrum
hat Sarah Mahlangu Arbeitsplätze für sich und andere Dorfangehörige sowie
eine Touristenattraktion geschaffen. Immer mehr Gäste kommen vorbei, las-
sen sich kulinarisch verwöhnen und anschließend von Mahlangus Tochter
die verschiedenen Facetten des Township-Lebens zeigen."
1
Diese Erfolgsgeschichte steht stellvertretend für die neuere Entwicklung im
südlichen Afrika hin zu mehr Partizipation der im Zuge der Apartheidpolitik
benachteiligten Bevölkerungsgruppen an der ,weißen' Tourismusindustrie.
So stellte die südafrikanische Regierung schon in ihrer Tourismuspolitik 1996
fest, dass die Mehrheit dieser Menschen bis dahin mit oben genanntem Wirt-
schaftszweig nur selten in Berührung gekommen ist
2
und dementsprechend
ein dringender Handlungsbedarf zur ökonomischen Förderung dieser Bevöl-
kerungsgruppen besteht. Bis heute profitiert mehrheitlich die weiße, besser-
gestellte Minderheit von der Reiseindustrie ­ sowohl in Südafrika als auch in
den meisten anderen Entwicklungsländern der Welt. Folglich trägt Tourismus
in diesen Nationen oftmals dazu bei, dass Arm und Reich sich kontinuierlich
weiter voneinander entfernen und es zu einer Stärkung vorhandener Un-
gleichgewichte kommt. Diese Entwicklung birgt die Gefahr der Verfestigung
bereits existierender Probleme wie steigender Kriminalität, hoher Arbeitslo-
sigkeit, zunehmender Armut oder auch starker regionaler Disparitäten. Um
dem entgegen wirken zu können, setzen eine Vielzahl der Dritte-Welt-Länder
ihre Hoffnungen in die neuere Entwicklung der alternativen Tourismusform
Community Based Tourism, welche entsprechend dem einleitenden Beispiel,
benachteiligte ethnische Gruppen einbindet, und zwar auf eine sozial- sowie
umweltverträglich Weise, um so negative Auswirkungen des Tourismus mi-
nimieren zu können.
1
Frei, fair unterwegs in Südafrika und Namibia, S. 3.
2
Vgl. ebenda, S. 8.

1. Einleitung
2
1.2 Zielsetzung
Ziel dieser Arbeit ist die Vorstellung des Community Based Tourism und im
speziellen des Township-Tourismus als eine konstruktive Antwort auf oben
genannte Probleme. Es wird gezeigt, dass der Community Based Tourism
eine Form des nachhaltigen Tourismus darstellt, welcher in der Lage ist, ei-
nen positiven Beitrag zur Entwicklung ehemals benachteiligter Bevölke-
rungsgruppen in Dritte-Welt-Ländern zu leisten. Dabei sollen im Anschluss
an allgemeine Informationen über Tourismus in Entwicklungsländern und
alternative Reiseformen die Inhalte dieses relativ neuen Konzeptes darge-
stellt und auf ihre Entwicklungsrelevanz hin geprüft werden. Im Mittelpunkt
der vorliegenden Arbeit stehen demnach benachteiligte Bevölkerungsgrup-
pen und deren Einbindung in Tourismusprojekte mit dem Ziel der Bekämp-
fung von Ungleichgewichten zwischen Arm und Reich in Entwicklungslän-
dern.
1.3 Vorgehensweise
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel:
Nach der Einleitung folgt in Kapitel 2 ein allgemeiner Überblick über den Tou-
rismus in Entwicklungsländern, um so deren Position im internationalen Tou-
rismus bestimmen sowie daraus resultierende Chancen und Risiken heraus-
stellen zu können. Als Antwort auf die identifizierten Probleme werden ab-
schließend mögliche alternative Tourismusformen dargestellt und auf ihre
Sozial- sowie Umweltverträglichkeit geprüft.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Konzept des Community Based Tourism
(CBT) als alternative und zugleich nachhaltige Tourismusform für Dritte-Welt-
Länder. Dabei werden Inhalte, Ziele, Organisationsformen sowie drei ausge-
wählte Beispiele vorgestellt. Zudem werden die spezifischen Problemfelder
herausgestellt und entsprechende Handlungsempfehlungen erörtert.

1. Einleitung
3
Abschließend wird versucht, eine Bewertung des CBT-Konzeptes im Hinblick
auf die Entwicklungsrelevanz für benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Drit-
te-Welt-Ländern vorzunehmen, um damit aufzeigen zu können, inwieweit die
Durchführung von dementsprechenden Projekten für diese Länder sinnvoll
erscheint.
Da Township-Tourismus in Südafrika als Form des CBT einen Großteil der
vorliegenden Arbeit ausmacht, gibt Kapitel 4 einen grundlegenden Überblick
über den geschichtlichen Hintergrund, die allgemeine soziale Lage der Men-
schen sowie den Tourismus des südlichsten Staates des afrikanischen Kon-
tinentes. Diese Einführung ist Grundlage für das Verständnis der Probleme
des Landes und somit der Notwendigkeit eines Konzeptes, welches die
ehemalig benachteiligte Bevölkerung involviert und zu dessen Weiterentwick-
lung beiträgt.
Das Kapitel 5 beschäftigt sich dann weiterführend mit dem Konzept des
Township-Tourismus als Form des CBT. Zur besseren Veranschaulichung
wird ein entsprechendes Projekt in Kayamandi, einem Township nahe der
Touristenstadt Stellenbosch, östlich von Kapstadt, vorgestellt, um abschlie-
ßend eine fundierte Bewertung dieser Tourismusform unter Heranziehung
der CBT-Kriterien durchführen zu können.
Kapitel 6 gibt einen kurzen Überblick über vorliegende Arbeit und fasst wich-
tige Aspekte noch einmal zusammen, um so abschließend zu einem Fazit
bezüglich des Community Based Tourism und dessen zukünftiger Entwick-
lung kommen zu können.

2. Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
4
2.
Allgemeiner Überblick - Tourismus in Entwicklungsländern
2.1 Definition
Entwicklungsland
Der Begriff Entwicklungsland bzw. Dritte-Welt-Land wird häufig als Sammel-
begriff für eine Vielzahl von Ländern verwendet, ohne dabei auf eine einheit-
liche Definition zurückgreifen zu können. Verbreitet ist jedoch die Meinung,
dass Entwicklungsländer gegenüber Industrieländern in technischer, wirt-
schaftlicher und sozialer Hinsicht zurückgeblieben sind
1
und sich durch fol-
gende Charakteristika auszeichnen: Relativ hohes Bevölkerungswachstum,
unzureichende Nahrungsmittelversorgung, schlechte medizinische Versor-
gung, Bildungsdefizite, niedriges Pro-Kopf-Einkommen, hohe Arbeitslosig-
keit, oftmals politische Instabilität, Polarisierung traditioneller und moderner
Wirtschaftstrukturen sowie Kapitalmangel.
2
Die Vereinten Nationen beschreiben die Entwicklung von Armut und Reich-
tum in der Welt in dem jährlich erscheinenden Weltentwicklungsbericht (Hu-
man Development Report), in welchem die 175 betrachteten Länder entspre-
chend ihres Bildungsgrades, der Lebenserwartung sowie dem durchschnittli-
chen Pro-Kopf-Einkommen mit dem Human Development Index, der Aus-
druck der menschlichen Entwicklung ist, bewertet werden. Hierbei wird un-
terschieden zwischen hoch (z. B. Japan), mittel (z. B. Südafrika) und gering
(z. B. Kamerun) entwickelten Ländern
3
.
Durch Entwicklungshilfe, heutzutage auch als Entwicklungszusammenarbeit
bezeichnet, versuchen Industrieländer die Dritte Welt strukturell und finanziell
zu unterstützen. Jedoch standen im Jahr 2003 50 Milliarden US$ Entwick-
lungshilfe weltweit etwa 112 Milliarden US$ Schuldenrückzahlung der Ent-
wicklungsländer an die Industriestaaten entgegen
4
, was verdeutlicht, dass
diese Unterstützung nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellt. Die
internationale Entwicklungshilfe kann nicht in signifikantem Maße zu Entwick-
lung und d. h. in erster Linie zum Wachstum des Bruttosozialproduktes der
betroffenen Länder beitragen.
1
Vgl. Spreitzhofer, Tourismus Dritte Welt, S. 15.
2
Ausführlich hierzu siehe www.encarta.de, Stand März 2004.
3
Vgl. www.net-lexikon.de, Stand März 2004.
4
Vgl. ebenda.

2. Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
5
Viele Entwicklungsländer sehen sich aufgrund der oben beschriebenen Lage
dazu gezwungen, alle verfügbaren Ressourcen ihres Landes zu mobilisieren,
um die wirtschaftliche Misere zu mildern. Zu diesen Ressourcen gehören
beispielsweise auch ein gutes Klima, eine Vielfalt von Landschaftsformen,
Flora und Fauna, unterschiedliche Völker und Kulturen, Mentalitäten und Re-
ligionen; alles in allem etwas ,Exotisches', Unberührtes, weit weg vom All-
tagsleben der Bewohner von Industriestaaten. Diese Potentiale vieler Ent-
wicklungsländer scheinen geradezu prädestiniert für den Aufbau einer Tou-
rismusindustrie und somit Hoffnung auf Wachstum.
Negativwirkungen ökologischer, ökonomischer und sozio-kultureller Art wer-
den dabei oftmals billigend in Kauf genommen
1
.
2.2
Entwicklung im Dritte-Welt-Tourismus
Reisen entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem Massenphänomen,
bei dem die Globalisierung persönlich am intensivsten zu erfahren ist. Im
Jahr 2000 waren beispielsweise 698 Millionen internationale Ankünfte zu
verzeichnen, die Einnahmen von ungefähr 500 Milliarden US$ erbrachten
2
.
Damit ist die Tourismusindustrie einer der dynamischsten und wichtigsten
globalen Wirtschaftszweige, der sich, laut WTO, mittlerweile zur umsatz-
stärksten Wirtschaftsaktivität überhaupt entwickelt hat. Weltweit beschäftigt
die Tourismusindustrie direkt etwa 200 Millionen Menschen, was 9 % aller
Arbeitnehmer entspricht
3
.
Auch wenn global gesehen noch mehr als 70% aller touristischen Auslands-
reisen nach Europa und Nordamerika gehen, gewinnen die Länder der Drit-
ten Welt zunehmend an Bedeutung: Konnten sie 1970 einen Anteil von 10%
am internationalen Tourismusaufkommen verbuchen, so liegt dieser heute
bei knapp 30%, ist jedoch regional sehr unterschiedlich verteilt.
1
Vgl. vertiefend Kapitel 2.3.
2
Vgl. www.trentu.ca/anthropology/anth409h, Seite `World Tourism Statistics', Stand Mai
2004.
3
Vgl. Friedl, Tourismusethik, S. 38 - 39.

2. Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
6
Touristisch am stärksten entwickelt sind Ost- und Südostasien sowie der la-
teinamerikanische Raum, wogegen Afrika, mit Ausnahme von Nordafrika und
der Republik Südafrika, sowie Teile des Mittleren Ostens und Zentralasiens
eine relativ geringe touristische Entwicklung aufzeigen.
1
Rahmenbedingungen für die rasante Expansion des Tourismus in Entwick-
lungsländern sind wirtschaftlicher, technologischer, sozialer und politischer
Art. So führten unter anderem das steigende Realeinkommen, sinkende Jah-
res- und Lebensarbeitszeiten, technologische Entwicklungen im Verkehrswe-
sen, die zunehmende Liberalisierung im grenzüberschreitenden Verkehr, ein
weltweites Netzwerk der Reiseverkehrswirtschaft sowie die zunehmende
Medienpräsenz der Dritten Welt zu einem Wachstum der internationalen
Touristenankünfte.
2
Zudem verstärkt der zunehmende Trend der Nachfrager
aus den entwickelten Industrienationen nach mehr unberührter Natur und
Kultur sowie das Streben nach Außergewöhnlichem, Intensivem und Exoti-
schem die Expansion des Tourismus.
Einen der wichtigsten Quellmärkte des Dritte-Welt-Tourismus stellt der deut-
sche Markt dar. Haben Anfang der achtziger Jahre nur etwa 0,8 Millionen
Menschen über 14 Jahre ihre Haupturlaubsreise in ein Entwicklungsland un-
ternommen, so waren es im Jahr 1999 bereits 5,5 Millionen, wobei die Ten-
denz steigend ist
3
.
Bei den deutschen Entwicklungsländer-Reisenden lassen sich bezüglich der
Ansprechbarkeit auf interkulturelle Begegnungen vier unterschiedliche Typen
unterscheiden:
Zum ersten, mit einem insgesamt 50 %igen Anteil, ein Typus, welcher stark
ansprechbar ist
·
,,für persönliche Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung in
ihrer alltäglichen Umgebung abseits der touristischen Zentren
1
Vgl. ebenda, S. 43 - 44.
2
Vgl. Vorlaufer, Tourismus in Entwicklungsländern, S. 33.
3
Vgl. www.globaels-lernen.de, Seite ,Reisen und Ferntourismus', Stand Dezember 2004.

2. Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
7
·
für ein Zusammentreffen mit Einheimischen, die einen ähnlichen Beruf
oder ähnliche Hobbies haben wie man selbst
·
für gute Informationen über Land und Leute, Sitten und Gebräuche vor
Reiseantritt und während der Reise."
1
Dabei greifen 29 % der Urlauber vor allem auf organisierte Ausflüge in Be-
gleitung von einem Reiseleiter zurück, während die restlichen 21 % ihre Tou-
ren individuell organisieren.
Weitere 25 % sind stark ansprechbar für Informationen über Land und Leute,
verzichten dabei jedoch auf eine persönliche Begegnung mit Einheimischen.
Der letzte Urlaubertypus (25 %iger Anteil) ist weder an oben beschriebenen
Informationen noch an interkulturellen Begegnungen interessiert, sondern
widmet sich hauptsächlich seiner persönlichen Erholung.
2
2.3
Chancen und Risiken des Dritte-Welt-Tourismus
,,Tourismus ist wie Feuer: Man kann seine Suppe damit kochen. Man kann
aber auch sein Haus damit abbrennen."
3
2.3.1 Ökonomische
Aspekte
Die Etablierung einer Tourismusindustrie in Entwicklungsländern verfolgt
primär wirtschaftliche Ziele wie beispielsweise die Schaffung von Arbeitsplät-
zen, Steigerung des Einkommens sowie Zahlungsbilanzeffekte.
Zunächst als durchgehend positiv und nutzenbringend bewertet, muss sich
dieser Bereich seit etwa einem Jahrzehnt mit starker Kritik auseinanderset-
zen, welche besagt,
,,Tourismus sei für Entwicklungsländer ein Verlustgeschäft und nutzte vor-
wiegend den einheimischen Eliten und ausländischen Veranstaltern."
1
1
Ebenda.
2
Vgl. ebenda.
3
Friedl, Tourismusethik, S. 43.

2. Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
8
Trotz aller Kritik sind die Auswirkungen der ,weißen' Industrie nicht durchge-
hend negativ. So ist die hohe Arbeitsintensität und somit der große Bedarf an
Arbeitskräften unumstritten. Man unterscheidet hierbei zwischen direkt und
indirekt geschaffenen Arbeitsplätzen, wobei letztere in vorgelagerten Bran-
chen entstehen, von denen die Tourismusindustrie Güter und Dienstleistun-
gen jeglicher Art bezieht. Diese sekundären bzw. indirekten Beschäftigungs-
und Einkommenseffekte sind umso höher, je niedriger die Importquote eines
Landes und je höher der Anteil ist, den Tourismusbeschäftigte von ihrem
Einkommen wieder im Inland ausgeben. Zudem spielen die angebotenen
Tourismusarten und damit die Präferenzen der Besucher eine wichtige Rolle.
Auch wirken sich zunehmende Größe und Diversifikation der Wirtschaft posi-
tiv auf den oben beschriebenen Multiplikatoreffekt aus. Dementsprechend
lässt sich sagen,
,,dass er in größeren Volkswirtschaften stets einen Wert über 1 erreicht, wäh-
rend er in Mikrostaaten in der Regel unter 1 liegt, d. h., auf einen direkt Be-
schäftigten entfällt weniger als ein Arbeitsplatz in den mit dem Tourismusge-
werbe verflochtenen vorgelagerten Zweigen."
2
Die Wichtigkeit der Einkommensgenerierung aus dem Tourismus erhöht sich
weiter, bezieht man mit ein, dass in den meisten Entwicklungsländern von
einem Einkommen meist Großfamilien abhängig sind.
Jedoch stellen nur 2,6 % aller Arbeitsplätze im Dritte-Welt-Tourismus qualifi-
zierte Anforderungen
3
, was bedeutet, dass überwiegend ungelernte und un-
qualifizierte Arbeitskräfte gefragt sind, die in Anlernberufen wie beispielswei-
se als Zimmermädchen oder in der Wäscherei großer Hotels eingesetzt wer-
den können. Dementsprechend ist das Lohneinkommen, wenngleich oftmals
über dem Landesniveau liegend, eher gering und zwingt die Menschen, wei-
tere Tätigkeiten anzunehmen. Durch die starke Nachfrage nach unqualifizier-
ten Arbeitskräften besteht jedoch auch die Möglichkeit, Bildungs- bzw. Aus-
bildungsdefizite in Entwicklungsländern zu überwinden, was wiederum positiv
zu bewerten ist.
1
Ebenda, S. 64.
2
Vorlaufer, Tourismus in Entwicklungsländern, S. 143.
3
Ausführlich hierzu siehe Spreitzhofer, Tourismus Dritte Welt, S. 48.

2. Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
9
So bietet die Tourismusindustrie eine Vielzahl von Arbeitsplätzen und kann in
Dritte-Welt-Ländern aufgrund meist eklatant hoher Arbeitslosigkeit auf das
große Arbeitskräfteangebot zurückgreifen. Jedoch bleiben die besser bezahl-
ten, qualifizierten Jobs den Einheimischen meist verwährt ­ ein Problem, was
es zu lösen gilt.
Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen und dem Generieren von Einkom-
men wirkt Tourismus sich zudem positiv auf die Zahlungsbilanz aus.
Entwicklungsländer sind häufig durch wachsende Handelsbilanzdefizite und
dementsprechend eine steigende Auslandsverschuldung geprägt und sehen,
in Anbetracht dessen, in der Verbesserung ihrer Leistungsbilanz ein wichti-
ges wirtschaftspolitisches Ziel
1
. Da die Mehrheit der Entwicklungsländer über
eine Vielzahl ursprünglicher touristischer Attraktionen verfügt und diese im
Vergleich zu anderen Ländern kostengünstig und konkurrenzfähig exportie-
ren kann, konzentrieren sie sich, entsprechend dem Theorem der komparati-
ven Kostenvorteile von Ricardo
2
, auf den Tourismus als Instrument zur Mil-
derung der Devisenprobleme.
In Folge dessen weisen viele Dritte-Welt-Länder eine positive Reiseverkehrs-
und somit Leistungsbilanz auf. Wichtig dabei sind jedoch die Nettodevisen-
einnahmen, die man durch Abzug der Sickerrate von den Bruttodevisenein-
nahmen erhält. Eine Minimierung der Sickerrate ist somit primäres Ziel und
kann dadurch erreicht werden, dass man versucht, möglichst wenige Waren,
Dienstleistungen, Sach- und Humankapital für den Tourismus zu importieren,
was in größeren Ländern mit diversifizierter Volkswirtschaft meist besser ge-
lingt als in kleineren, weniger entwickelten Nationen. Bei einer zu hohen Si-
ckerrate könnte dementsprechend der oben genannte positive Leistungsbi-
lanzeffekt entfallen.
Als letzter Punkt ist die Gefahr der touristischen Monokultur zu nennen. So
erwirtschaften Länder wie beispielsweise Barbados 90 % ihres Bruttoin-
landsproduktes durch den Tourismus
3
, was zu einer extremen ökonomischen
Abhängigkeit und Angreifbarkeit führt.
1
Vgl. Storbeck, Moderner Tourismus, S. 613.
2
Ausführlich hierzu siehe Behrens / Kirspel, Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, S. 51.
3
Vgl. Friedl, Tourismusethik, S. 66.

2. Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
10
Jedoch haben manche Entwicklungsländer aufgrund mangelnder alternativer
Potentiale nicht die Möglichkeit, eine diversifizierte Wirtschaft aufzubauen
und sind dementsprechend besonders anfällig für Nachfrageschwankungen
sowie die zunehmende weltweite Angebotskonkurrenz, der oftmals nur durch
aktive bis aggressive Preispolitik begegnet werden kann
1
.
Es ist aber keinesfalls zu empfehlen, alle Hoffnungen auf den Tourismus zu
setzen und dadurch andere Wirtschaftszweige zu vernachlässigen oder gar
für unwichtig zu erklären, da externe Faktoren wie die wirtschaftliche
Entwicklung in den Entsendeländern, der Ausbruch von Epidemien oder
auch Terroranschläge in den Zielgebieten nicht kontrollierbar sind und der
touristischen Monokultur eines Landes schnell ein Ende setzen können.
2.3.2 Ökologische
Aspekte
Eine intakte Umwelt macht das ursprüngliche touristische Angebot eines
Landes aus und ist somit einer der wichtigsten Faktoren für das erfolgreiche
Funktionieren des Systems Tourismus. Der Widerspruch liegt darin, dass
touristisches Aufkommen aber immer auch eine ökologische Belastung für
das Gastgeberland darstellt: Egal ob typischer Pauschal-, bekennender Al-
ternativ- oder umweltbewusster Ökotourist - alle hinterlassen ihre Spuren in
den entsprechenden Destinationen bzw. schon auf ihrem Weg dorthin. So
macht der Transport eine der größten, durch den Tourismus ausgelösten
Umweltbelastungen aus und stellt allein 90 % des Energieverbrauches wäh-
rend einer Urlaubsreise dar.
Zudem kommt es durch hohes touristisches Aufkommen zu steigendem
Ressourcenverbrauch in meist ressourcenarmen Ländern. In Tunesien wer-
den beispielsweise vorhandene Konflikte verschärft, weil Touristen fünf mal
mehr Wasser pro Tag zugestanden wird als Einheimischen. Folgen sind das
Absinken des Grundwasserspiegels, die Unterbrechung der Wasserzufuhr
für Einheimische sowie die Austrocknung von Brunnen und Oasen. Ähnlich
ist die Situation bezüglich der Stromversorgung.
1
Ausführlich hierzu siehe Strasdas, Ökotourismus in der Praxis, S. 76.

2. Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
11
Ein zusätzliches Problem stellt die durch den Tourismus verursachte Abfall-
belastung sowie der Mangel an Kanalisationsnetzen mit gesicherter Klärung
dar.
1
Des weiteren bedeutet Tourismus auch immer eine Schädigung des Ökosys-
tems, sei es durch Wander- oder Klettertouren, Safaris oder auch Vogelbeo-
bachtungen.
So scheint es notwendig, an das Konsumverhalten der Touristen zu appellie-
ren, um die genannten Negativwirkungen minimieren zu können. Hierbei ist
vor allem die Reiseindustrie in den Entsendeländern gefragt.
Eine potentielle Ansprechbarkeit für Umweltaspekte im Urlaub ist zumindest
bei deutschen Urlaubern vorhanden. So geben etwa 75 % der deutschen
Entwicklungsländer-Reisenden an, großen Wert auf eine intakte Umwelt am
Urlaubsort zu legen. Zwischen 40 und 65 % erwarten eine Umweltverantwor-
tung der deutschen Reiseindustrie und sogar etwa 50 % wären, laut eigenen
Angaben, bereit, für den Umweltschutz des entsprechenden Landes, einen
Euro pro Urlaubstag zu zahlen
2
. Diese Ansprechbarkeit bezüglich Umwelt-
fragen wartet darauf, von der deutschen Reiseindustrie genutzt zu werden,
sei es in bezug auf Bewusstseinskampagnen oder auch auf sozial- bzw. um-
weltverträgliche Angebote.
1
Ausführlich hierzu siehe Friedl, Tourismusethik, S. 57 - 62.
2
www.globales-lernen.de, Seite ,Reisen und Ferntourismus, Stand Dezember 2004.

2. Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
12
2.3.3 Sozio-kulturelle
Aspekte
Man ist sich weitgehend einig darüber, dass Reisen der Reichen in die Län-
der der Armen in den Zielgebieten einen kulturellen Wandel auslösen, wobei
unklar scheint, ob dieser ausschließlich negativ zu bewerten ist oder auch
positive Aspekte mit sich bringt.
Das Grundproblem besteht darin, dass unterschiedliche Kulturen aufeinan-
dertreffen und es so zu einem kulturellen Anpassungsprozess, auch Akkultu-
ration genannt, kommt, der meist einseitig erfolgt, und zwar durch eine An-
passung der lokalen Bevölkerung an die westliche Kultur. Dies ist dadurch zu
erklären, dass sie dieser dauerhaft ausgesetzt ist, was bei den Touristen
aufgrund einer beschränkten Aufenthaltsdauer nicht der Fall sein wird.
Sozio-kulturelle Veränderungen hängen jedoch von unterschiedlichen Rah-
menbedingungen ab. So sind sie umso stärker, je größer das Touristenauf-
kommen, je schneller die Tourismusentwicklung, je größer die Diskrepanz
zwischen den unterschiedlichen Kulturen und je kleiner die Destination ist.
Außerdem nehmen Einheimische diese Effekte nur selten einheitlich wahr.
Es gibt durchaus Teile der Bevölkerung, die sie als positiv bewerten würden
bzw. ihnen vollkommen neutral gegenüberstehen
1
.
Kritiker vertreten beispielsweise den Standpunkt, dass Dritte-Welt-Tourismus
zu einem Ausverkauf und der Kommerzialisierung der eigenen Kultur führt,
während Gegenstimmen davon überzeugt sind, dass das Interesse der Tou-
risten an der Kultur der lokalen Bevölkerung bei dieser zu einer Renaissance
des kulturellen Erbes sowie einem Gefühl von Stolz führen kann.
1
Vgl. Vorlaufer, Tourismus in Entwicklungsländern, S. 201.

2. Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
13
2.4 Alternative
Tourismusformen
Um die in Absatz 2.3 beschriebenen negativen Auswirkungen, die je nach
Destination, Tourismusart und Besuchertypus variieren, zu minimieren,
kommt es häufig zu Forderungen nach umwelt- und sozialverträglichem Rei-
sen als Antwort auf die Probleme des Massentourismus. Jedoch konnten mit
diesen neuen, alternativen Tourismusformen bis heute allenfalls kleinere Ni-
schenmärkte besetzt und die bisherigen, mit diesen Modellen verbundenen
Hoffnungen größtenteils nicht erfüllt werden.
Zudem ist eine klare Abgrenzung der unterschiedlichen Begriffe oftmals
schwierig. Meinen doch viele im Grunde dasselbe bzw. besteht nicht selten
Uneinigkeit bezüglich der Definitionen.
2.4.1 Integrativer
Tourismus
Hierbei handelt es sich um ein Tourismusmodell, bei dem nicht der Touris-
mus die Kultur der Einheimischen bestimmt, sondern es zu einer Integration
des Tourismus in die lokale Kultur kommt
1
und somit die kulturelle Authentizi-
tät gewahrt bleiben kann, was bedeutet, dass den Touristen keine Inszenie-
rungen religiöser Feste, Rituale oder Zeremonien geboten werden. Vielmehr
steht das echte, authentische Erleben, die Integration in das Leben der Ein-
heimischen im Vordergrund.
,,Der integrierte Tourismus, das ist das zufällige Treffen einer Person, die von
der Arbeit zurückkommt. Das ist ein ,Bonjour', aus dem sich eine Unterhal-
tung entwickelt."
2
Es gibt unterschiedliche Projekte, die dieses Modell des integrativen Touris-
mus zu verwirklichen versuchen. Projekte, die von den Einheimischen mit-
entwickelt wurden, was einen festen Bestandteil der Philosophie darstellt. Es
soll hier zu einer Partizipation der Bevölkerung kommen, was bedeutet, dass
Entscheidungen dort fallen, wo die Menschen direkt davon betroffen sind.
1
Siehe auch Baumgartner, Nachhaltigkeit im Tourismus, S. 41.
2
Pompl, Aspekte des modernen Tourismus, S. 88.

2. Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
14
Zudem strebt das Prinzip des integrativen Tourismus eine Minimierung der
ökologischen Schäden (ökologische Dimension), einen Beitrag zur Armuts-
bekämpfung (ökonomische Dimension) sowie die oben erwähnte Integration
in die Kultur der Einheimischen an (sozio-kulturelle Dimension)
1
.
So wurde beispielsweise im Senegal mit Hilfe einer internationalen Organisa-
tion ein ,campement' für Touristen von den Bewohnern eines Dorfes errichtet
und geführt. Demzufolge kommen den Einheimischen auch alle erzielten
Gewinne zu Gute, die z. B. für soziale Projekte wie den Bau von Schulen
eingesetzt werden können. Die ,campements', kleine Gästehäuser, liegen
außerhalb des Dorfes und sind im traditionellen, also einfachen Stil erbaut.
Dementsprechend halten sich die meisten Durchschnittstouristen nur ein bis
zwei Tage dort auf, gerade genug für ein paar Photos und die typisch ,afrika-
nische Erfahrung', von der man zu Hause stolz berichten kann. Zielgruppe
sind da schon eher Individualreisende, die sich meist auch privat oder beruf-
lich für Entwicklungsländer engagieren, sowie die sogenannten Rucksacktou-
risten.
2
Dass diese alternative Tourismusform bisher nicht wirklich erfolgreich war
und in der Gesamtbetrachtung nur eine geringe Bedeutung erreichen konnte,
liegt wohl
,,an den strukturellen Gegensätzen zwischen Herkunfts- und Gastland, am
Zusammentreffen von Urlaubs- und Alltagssituation, und vielleicht auch dar-
an, dass viele Besucher die mysteriöse Atmosphäre [...] suchen und dann mit
den harten Lebensrealitäten eines Entwicklungslandes konfrontiert werden."
3
Dennoch ist es eine sozialverträgliche Tourismusform, von der die lokale Be-
völkerung direkt profitiert. Selbst wenn bis heute nur eine relativ kleine Ni-
sche besetzt werden konnte, hat der integrative Tourismus ein paar wenigen
Menschen in Dritte-Welt-Ländern Hoffnung und die Chance gebracht, etwas
eigenes aufzubauen.
1
Vgl. www.respect.at, Seite ,Was wir tun', Stand Februar 2004.
2
Ausführlich hierzu siehe Pompl, Aspekte des modernen Tourismus, S. 87 ­ 91.
3
Pompl, Aspekte des modernen Tourismus, S. 91.

2. Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
15
Das Modell des integrativen Tourismus ist dem des Community Based Tou-
rism (CBT), welches einen Großteil der vorliegenden Arbeit ausmacht, sehr
ähnlich. CBT, häufig in Südafrika und Namibia zu finden, konzentriert sich
dabei neben dem kulturellen Aspekt zudem auf eine ökologische sowie öko-
nomische Nachhaltigkeit. Er geht dementsprechend noch einen Schritt weiter
als der integrative Tourismus, wobei auch hier eine klare Abgrenzung
schwierig ist.
2.4.2 Alternativtourismus
Die Entstehung des Schlagwortes Alternativtourismus geht auf die 70er Jah-
re und die Hippie- und Studentenbewegungen dieser Zeit zurück. Heutzutage
wird der Begriff häufig gleichbedeutend mit ,Rucksacktourismus' oder ,An-
ders Reisen' benutzt. Wie bereits in Abschnitt 2.4 erwähnt, herrscht auch hier
keine Einigkeit bezüglich der Definitionen. Unstrittig ist allein die Tatsache,
dass Alternativtouristen eine eindeutige Antihaltung gegenüber dem Pau-
schaltourismus einnehmen. Sie wollen anders sein und sich von den typi-
schen Pauschaltouristen und insbesondere den negativen Auswirkungen des
Massenphänomens Reisen abgrenzen. Charakteristisch ist bei dieser Klien-
tel ein starkes kulturelles Interesse an Land und Leuten. Aufgrund ihrer
Überzeugung und teilweise auch des geringen finanziellen Budgets reisen
sie meist mit öffentlichen Verkehrsmitteln, übernachten in einfachen Unter-
künften wie beispielsweise ,Backpackern'
1
, weisen eine überdurchschnittliche
Aufenthaltsdauer auf und meiden bereits erschlossene Urlaubsdestinationen.
An sich liegt auch hier ein sozial- und umweltverträgliches Tourismusmodell
vor, wäre da nicht die Tatsache, dass der Bereich Alternativtourismus heut-
zutage einen festen Bestandteil der Reiseindustrie darstellt und dementspre-
chend durch ein massenhaftes Auftreten geprägt ist, welches die ursprüngli-
che Philosophie der Hippiebewegung in Frage stellt
2
.
1
Ähnlich den deutschen Jugendherbergen.
2
Siehe auch Storbeck, Moderner Tourismus, S. 586.

2. Allgemeiner Überblick ­ Tourismus in Entwicklungsländern
16
So kommt es häufig zu Überlastungen der alternativen Reiseziele sowie ei-
ner Kommerzialisierung des alternativen Tourismus durch Gründung alterna-
tiver Reisebüros und Veröffentlichungen entsprechender Reiseführer. Folg-
lich werden Alternativtouristen oft als Wegbereiter des Massentourismus an-
gesehen. Sie erschließen bislang unbekannte Urlaubsziele für den breiten
Markt.
Der Alternativtourismus ist daher wohl kaum als eine konstruktive Antwort auf
die Forderung nach sozial- und umweltverträglichem Reisen zu sehen, auch
wenn der Grundgedanke im Ansatz positiv zu bewerten ist.
2.4.3 Ökotourismus
Ökotourismus ist ein beliebtes Schlagwort der letzten Jahre mit dem versucht
wird,
,,das ökologisch Vertretbare, die Nutzung und langfristige Sicherung der na-
türlichen Ressourcen, mit dem ökonomisch Notwendigen, dem Wirtschafts-
wachstum und der Forcierung einer nachhaltigen Entwicklung durch den
Tourismus, miteinander zu verknüpfen."
1
Im Vordergrund steht bei dieser Form des Tourismus die Umweltverträglich-
keit. Ökotourismus meint das Reisen in naturnahe Gebiete, wobei angestrebt
wird, negative ökologische und sozio-kulturelle Auswirkungen zu minimieren.
Gleichzeitig soll Ökotourismus zur Finanzierung von Schutzgebieten beitra-
gen und Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung schaffen
2
.
Aber auch hier kommt es zu einer erstaunlichen Definitionsvielfalt, was zur
Folge hat, dass verschiedenste Produkte, welche auch nur im entferntesten
mit ,Natur' assoziiert werden können, unter dem Dachnamen ,Öko' bei unter-
schiedlichsten Reiseveranstaltern im Programm erscheinen. Dementspre-
chend gibt es keine einheitlichen statistischen Kennziffern, die den Erfolg
dieser Tourismusform belegen könnten.
1
Vorlaufer, Tourismus in Entwicklungsländern, S. 225.
2
Vgl. www.oneworld.at, Seite ,Themen', Stand Februar 2004.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832489632
ISBN (Paperback)
9783838689630
DOI
10.3239/9783832489632
Dateigröße
1.7 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven; Standort Oldenburg – Wirtschaft, Tourismuswirtschaft
Erscheinungsdatum
2005 (August)
Note
1,3
Schlagworte
tourismus entwicklungshilfe township nachhaltigkeit dritte welt
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Titel: Community Based Tourism
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