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Verhalten, Einstellungen und Glaubenssätze

Impressionen aus der Sozialpsychologie und dem Neurolinguistischen Programmieren

©2005 Diplomarbeit 88 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
In der vorliegenden Arbeit wurde überwiegend die sozialpsychologische Einstellungs- und Veränderungsarbeit notwendigerweise in komprimiertester und voraussetzungsloser Form dargestellt. An geeigneten Stellen stellte der Autor beispielhaft Methoden des Neurolinguistischen Programmierens vor.
Die Einführung in die Arbeit mit Einstellungen macht den Leser mit grundlegenden Begriffen der Sozialpsychologie, wissenschaftlichen Methoden, Modellen und Messung von Einstellungen samt deren Grenzen und der kritisch-visionären Betrachtung durch den Autor vertraut. Der Autor beleuchtet auch Möglichkeiten der Entstehung und Änderung von Einstellungen aus sozialpsychologischer Sicht und die praktische Relevanz von Wahrscheinlichkeitsrechnungen in der Verhaltensvorhersage.
Die neurolinguistische Methode des Ankerns sowie Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten des Ankerns werden im pädagogischen Kontext erläutert. Schließlich wird ausführlich auf Bedeutung und pädagogische Anwendungsmöglichkeiten der Inneren Landkarte im Neurolinguistischen Programmieren hingewiesen.
Wesentlicher Inhalt des Werkes sind auch unbewusste und bewusste Wirkungen von Einstellungen, wie Wahrnehmungserleichterung und Wahrnehmungsabwehr, Informationssuche und Informationsvermeidung sowie die Abhängigkeit von Gedächtnisleistungen und Verhalten von Einstellungen. An dieser Stelle wird auch ein Zusammenhang mit Neurolinguistischen Basisfiltern als Verhaltensrahmen hergestellt.
Im Kapitel der Einstellungsänderung durch Kommunikation werden die Bedeutung der Kommunikationselemente Sender, Mitteilung und Empfänger umfassend dargestellt. Schließlich wird ergänzend auch das „Vier-Ohren-Modell“ nach Schulz von Thun einbezogen.
Abschließend stellt der Autor an Hand eines Fallbeispiels eine der eindrucksvollsten Techniken der persönlichen Veränderungsarbeit des Neurolinguistischen Programmierens, die Phobie-Technik im therapeutischen Setting vor.
Der Autor war bestrebt die wissenschaftliche Methodik der Sozialpsychologie zu vermitteln. Gleichzeitig sollten mit dieser Arbeit auch Einblicke in die spannende Welt des Neurolinguistischen Programmierens eröffnet und mögliche Anwendungsfelder in Pädagogik und Beratung beispielhaft aufgezeigt werden. Dabei legte der Autor besonderes Augenmerk auf behutsame Herangehensweise. Die Bedeutung gelungener Kommunikation wurde mit empathischem und kongruentem Wahrnehmen und Handeln im pädagogischen Kontext in Beziehung […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8904
Zalud, Manfred: Verhalten, Einstellungen und Glaubenssätze - Impressionen aus der
Sozialpsychologie und dem Neurolinguistischen Programmieren
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Berufspädagogische Akademie des Bundes (BPA), Diplomarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

Einstellungen und Glaubenssätze
,,Das kann ich nicht glauben!" sagte Alice.
,,Nein?" fragte die Königin mitleidig.
,,Versuch es noch einmal: Tief Luft holen, Augen zu ..."
Alice lachte. ,,Ich brauche es gar nicht zu versuchen."
sagte sie. ,,Etwas Unmögliches kann man nicht glauben!"
,,Du wirst darin eben noch nicht die rechte Übung haben!"
sagte die Königin.
,,In deinem Alter habe ich täglich eine halbe Stunde darauf verwendet.
Zuzeiten habe ich vor dem Frühstück
bereits bis zu sechs unmögliche Dinge geglaubt."
Lewis Carrol, Alice hinter den Spiegeln
(zitiert nach Enzersberger, S. 36.)

KURZZUSAMMENFASSUNG
Die vorliegende Arbeit stellt eine komprimierte Einführung in die
sozialpsychologischen Techniken der Einstellungs- und Verhaltensänderung dar.
Ergänzend werden neurolinguistische Herangehensweisen an Glaubenssätze und
Veränderungsarbeit, insbesondere im pädagogischen und beraterischen Kontext
beschrieben. Chancen und Macht neurolinguistischer Ansätze werden an Hand
eines Fallbeispieles im abschließenden Kapitel eindrucksvoll demonstriert.
In verständlicher Form soll der Leser vorerst an die Methodik der wissenschaftlichen
Grundlagenforschung sozialpsychologischer Einstellungsarbeit herangeführt
werden. Ein besonderes Anliegen des Autors war es, dem Beziehungsaspekt im
schulpädagogischen Alltag Raum zu schenken. Die Bedeutung von
wertschätzendem Umgang, Empathie und Rapport soll mit Hilfe dieser Arbeit
weiter ins allgemeine Bewusstsein gerückt und die Notwendigkeit diesbezüglicher
Aus- und Weiterbildungen im Lehrercurriculum betont werden.
ABSTRACT
This dissertation presents a compressed introduction into the sociopsychological
techniques of change of attitude and behaviour. In addition the neurolinguistic
approach to dogmas and change management especially in pedagogic
context and consulting is described. Chances and might of neurolinguistic
applications are demonstrated impressively in the light of a case study in the
concluding chapter.
In a popular way the reader is lead up to the methods of scientific basic
researches of sociopsychological work with attitudes. A special author's concern
was to give space to the aspect of human relations in the educational routine of
schools. The significance of appreciating company, empathy and rapport is
meant to be rised into common consciousness, and the necessity of continuing
process of educations, trainings and development in a pedagogic's curriculum is
emphasized.

6
INHALTSVERZEICHNIS
1.
VORWORT
9
2.
EINFÜHRUNG IN DIE SOZIALPSYCHOLOGISCHE ARBEIT
MIT
EINSTELLUNGEN 11
2.1. Einstellungen sind ein wesentlicher Anteil der
Persönlichkeit
13
2.2. Einstellungsforschung in der sozialpsychologischen
Wissenschaft 13
2.3. Sozialpsychologische Methoden zur Darstellung
von Einstellungen und Einstellungsmodellen
15
2.4. Messung von Einstellungen in der Sozialpsychologie
17
2.4.1. Die ursprüngliche, aufwändige Einstellungsmessung
17
2.4.2. Die vereinfachte, vergleichbare Einstellungsmessung ­
Grenzen
und
visionäre
Ausblicke
18
2.4.3. Die erweiterte Einstellungsmessung nach Fishbein
20
2.5. Entstehung und Änderung von Einstellungen aus
sozialpsychologischer
Sicht
22
2.5.1. Das klassische Konditionieren nach Pawlow
23
2.5.2. Ankern im Neurolinguistischen Programmieren
24
2.5.3.
Das
operante
Konditionieren
27
2.5.4.
Stellvertretendes
Lernen
28
2.5.5.
Lernen
durch
Generalisation
28
2.5.6. Lernen durch kognitive Prozesse
29
2.5.7. Die Innere Landkarte im Neurolinguistischen
Programmieren
32
2.6. Indirekte Meinungsänderung und
Wahrscheinlichkeitsrechnung
34
2.6.1. Der Sokratische Effekt nach McGuire
34
2.7.
Zusammenfassung 35

7
3.
WIRKUNGEN
VON
EINSTELLUNGEN
37
3.1. Einstellungen wirken unbewusst und bewusst
37
3.1.1. Führen Einstellungen zu Wahrnehmungserleichterung
und
Wahrnehmungsabwehr?
38
3.1.2. Bewirken Einstellungen Informationssuche und
Informationsvermeidung?
39
3.1.3. Sind Gedächtnisleistungen von Einstellungen abhängig?
40
3.1.4. Inwieweit beeinflussen Einstellungen Verhalten?
40
3.1.5. Neurolinguistische Basisfilter als Behavioural Frames
46
3.1.6. Konstruktives Feedback ­ ein Geschenk, das Einstellung
und
Verhalten
beeinflussen
kann
48
3.2.
Zusammenfassung 52
4.
EINSTELLUNGSÄNDERUNG
UND
KOMMUNIKATION
54
4.1.
Der
Sender
55
4.1.1. Die Bewertung des Senders
55
4.1.2.
Der
Sleeper-Effekt
57
4.1.3. Der Einfluss von Sendern mit Macht
59
4.2.
Die
Mitteilung
61
4.2.1. Wirkungen verbaler und nonverbaler Kommunikation
auf die Einstellung
61
4.2.2.
Einseitige
versus
zweiseitige
Argumentation
62
4.2.3. Anfangs
­
versus
Endeffekt
63
4.2.4. Ausmaß der beabsichtigten Einstellungsänderung
64
4.2.5.
Einstellungsfreiheit
und
Widerstand 65
4.2.6. Emotionalisierung und Einstellungsänderung durch Angst
66
4.3.
Der
Empfänger
66
4.3.1.
Wege
zur
Einstellungsänderung
66
4.3.2.
Nachdenken,
Einstellung
und
Verhalten
68
4.3.3. Das Persönlichkeitsmerkmal ,,Beeinflussbarkeit"
69
4.3.4. Das Kommunikationsquadrat nach
Friedemann Schulz von Thun
70
4.4.
Zusammenfassung 72

8
5.
NEUROLINGUISTISCHES PROGRAMMIEREN UND
PERSÖNLICHE
VERÄNDERUNGSARBEIT
75
5.1. Die Phobie-Technik im therapeutischen Setting
76
5.2. Jeder Mensch trägt eine gewisse Last ...
79
6.
ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG UND SCHLUSSBEMERKUNG
80
7.
QUELLENVERZEICHNIS
82
8.
ABBILDUNGSVERZEICHNIS 83
9.
CURRICULUM
VITAE 84

9
1. VORWORT
Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit Verhalten, Einstellungen und
vorwiegend sozialpsychologischen Methoden zur Einstellungs
­
und
Verhaltensänderung. Ebenso soll der neurolinguistische Ansatz zu
Einstellungen und Glaubenssätzen vor allem im pädagogischen Kontext
beleuchtet werden. Die sozialpsychologische Betrachtungsweise stellte für
mich einen völlig neuen Zugang zu Einstellungs
­
und Veränderungsarbeit
dar. Eine Herausforderung, die ich gerne angenommen habe und die
letztlich meinen Erfahrungsschatz enorm bereichert hat.
Immer wieder konnte ich feststellen, dass sich der empirische Ansatz der
sozialpsychologischen Einstellungsforschung notwendigerweise
Beschränkungen auferlegt. Beschränkungen, die sich aus der Zielsetzung,
Grundlagendaten zur Verfügung zu stellen ergeben. Und Beschränkungen,
die die menschliche Individualität oft in den Hintergrund rücken müssen,
um statistisch gesicherte und vergleichbare Daten zu liefern.
Einstellungsarbeit im sozialpsychologischen Sinn fokussiert auch auf
Bewertungen und verbale Mitteilungen. Die, mir für diese Diplomarbeit zur
Verfügung stehende Literatur und die, meiner Diplomarbeit zu Grunde
liegenden Inhalte können nur einen kleinen Ausschnitt der vielfältigen
Möglichkeiten für Einstellungs
­
und Verhaltensänderungen widerspiegeln.
In diesem Zusammenhang möchte ich es nicht versäumen die unzähligen
Perspektiven nonverbaler Kommunikation anzusprechen. ,,Magie der
Stille" wird der Wirkung nonverbaler Kommunikation nachgesagt. In diesem
Sinne habe ich mir erlaubt im Rahmen meiner Diplomarbeit an geeigneter
Stelle auch auf komplementäre Methoden der Einstellungs
­
und
Veränderungsarbeit einzugehen.

10
Das Neurolinguistische Programmieren beschäftigt sich mit der Beziehung
zwischen Sender und Empfänger, mit individueller Wahrnehmung und dem
Individuum als Quelle der Kreativität. Soziale Veränderung beginnt mit
individueller Veränderung. Inmitten einer Zeit stetigen Wandels stehen wir
heute komplexen gesellschaftlichen und ökonomischen
Herausforderungen gegenüber, die ihrerseits nach komplexen und
ganzheitlichen Herangehensweisen verlangen.
Möge mein Bemühen und Werken an dieser Diplomarbeit ein
Mosaiksteinchen sein, das dazu beiträgt das Bild unserer wunderbaren Welt
weiter zu entwickeln.

11
2.
EINFÜHRUNG IN DIE SOZIALPSYCHOLOGISCHE ARBEIT
MIT EINSTELLUNGEN
Die Sozialpsychologie erforscht mit wissenschaftlichen Methoden das
Verhalten von Menschen unter direktem oder indirektem Einfluss sozialer
Stimuli und Reize.
1
Sozialpsychologen interessieren sich für das Denken, die Gefühle, Wünsche,
Meinungen und Urteile von Menschen ebenso wie für ihr Verhalten. Die
Sozialpsychologie fragt danach, wie soziale Gruppen, Institutionen und
Kulturen das Verhalten des Einzelnen beeinflussen.
Einstellungen werden sozialpsychologisch zumeist als erworbene Tendenzen
betrachtet, die die Reaktionen einer Person auf Objekte, Menschen oder
Gruppen relativ dauerhaft beeinflussen. Einstellungen werden im
Allgemeinen als Ergebnis der Sozialisation und somit als veränderbar
angesehen. Da das Verhalten einer Person häufig ­ allerdings nicht immer ­
mit ihren Einstellungen korreliert, ist die Erforschung der Bildung, der seelisch-
geistigen Strukturierung und der Veränderung von Einstellungen für die
Theorie und Praxis der Sozialpsychologie von großer Bedeutung.
Verhalten ergibt sich aus Einstellungen ­ Einstellungen ergeben sich aus
Verhalten. Letztere Erkenntnis basiert auf der gut bestätigten Annahme,
dass Menschen danach streben Folgerichtigkeit und Konsistenz aufrecht zu
erhalten.
Eine Reihe von Theorien der kognitiven Konsistenz nimmt in der
Sozialpsychologie einen wichtigen Platz ein. In diesen Theorien wird
formuliert, dass es Menschen wichtig ist, dass Denken und Handeln
übereinstimmen und dass eine wahrgenommene Inkonsistenz zwischen
1
Vgl. Microsoft® Encarta® Enzyklopädie Professional 2005

12
Handeln und Denken Menschen veranlasst, diese Widersprüchlichkeit
reduzieren zu wollen.
Die sozialpsychologische Forschung bemüht sich zu klären, unter welchen
Bedingungen Menschen Inkonsistenz wahrnehmen, und unter welchen
Bedingungen sie versuchen, die wahrgenommene Inkonsistenz durch eine
Änderung wichtiger Einstellungen zu reduzieren.
Die Konsistenztheorien sagen voraus, dass die Einstellung einer Person
gegenüber einer Personengruppe geändert werden kann, indem man die
Person veranlasst, sich gegenüber dieser Gruppe anders zu verhalten. Die
Einstellungsänderung ist also ein Ergebnis der Bemühungen der Person, ihre
Vorstellung von der Gruppe mit ihrem aktuellen Verhalten gegenüber
Gruppenmitgliedern in Übereinstimmung zu bringen.
Sozialpsychologen sehen Sprache und Kommunikation als zentral für die
Organisation des sozialen Lebens an. Umfangreiche Forschungen auch zur
nonverbalen Kommunikation zeigen, dass die unbewusste Kommunikation
durch Körpersprache für das friktionsfreie Funktionieren der sozialen
Interaktion wesentlich ist. Mit Hilfe literaturwissenschaftlicher und
linguistischer Methoden wird die Rolle der Sprache bei der Konstruktion des
Sozialen untersucht.
In der vorliegenden Arbeit möchte der Autor sozialpsychologische
Einstellungsarbeit beleuchten und Bezüge zum Neurolinguistischen
Programmieren herstellen sowie Chancen und Möglichkeiten im
pädagogischen und beraterischen Kontext beispielhaft aufzeigen.

13
2.1. Einstellungen sind ein wesentlicher Anteil der Persönlichkeit
Definitionen und Erklärungen zu Einstellungen gibt es vielfältige. Eine davon
ist die neurolinguistische Definition als Glaubenssätze und beliefs, als
Leitprinzipien und innere Karten, die wir benützen, um der Welt Sinn zu
verleihen.
2
Einstellungen können uns Stabilität und Kontinuität verleihen.
Einstellungen entspringen aus vielen Quellen, aus Erziehung, Vergangenheit
und Erfahrungen. Menschen entwickeln Einstellungen auch dadurch, dass
sie Erfahrungen mit der Welt und mit Mitmenschen generalisieren und
Verallgemeinerungen ableiten. Einige Einstellungen kommen auch
vorbereitet aus der Kultur und der Umwelt, in die der Mensch
hineingeboren wird.
Veränderungen von Einstellungen erlauben Veränderungen des
Verhaltens.
3
Menschen können ihre Einstellungen auch verändern, indem
sie ihr Verhalten verändern.
2.2. Einstellungsforschung in der sozialpsychologischen
Wissenschaft
Die Sozialpsychologie beschreibt Einstellungen mit Hilfe von
Einstellungsmodellen. Modelle werden in der Wissenschaft und Forschung
erfolgreich angewendet, um Begriffe anschaulich darstellen zu können.
Modelle werden auch herangezogen, um Zusammenhänge objektivierbar
und messbar zu machen.
2
Vgl. O'Connor, NLP: Gelungene Kommunikation und persönliche Entfaltung, 2001, S. 138.
3
Vgl. O'Connor, NLP: Gelungene Kommunikation und persönliche Entfaltung, 2001, S. 142.

14
Entsprechend der Lehre in der Sozialpsychologie entwickelt sich die
Einstellung einer Person zu einem Objekt (Einstellungsobjekt)
definitionsgemäß aus der subjektiven Bewertung des Objektes durch diese
Person.
4
Die Person bildet also ihre, für sie gültige, individuelle Einstellung zu
einem Einstellungsobjekt.
Für die tiefer gehende, wissenschaftliche Betrachtung von Einstellungen ist
es hilfreich den allgemeinen Begriff des ,,Objektes" zu konkretisieren. Die
Sozialpsychologie benennt daher drei Objektarten: Reiz, Verhaltensweise
und Begriff bzw. Begriffsystem. Je nach Fragestellung kann dasselbe
Einstellungsobjekt in verschiedene Objektarten gereiht werden.
Reize können beispielsweise Farben, Tonfolgen oder bestimmte
Personen sein.
Verhaltensweisen umfassen jegliches Verhalten der Person selbst,
Verhalten von anderen Personen oder Verhalten von
Personengruppen.
Begriffe und Begriffsysteme sind bestimmte Musikrichtungen,
Kunststile, Ideologien, Religionen, Standpunkte und dergleichen.
Die subjektive Bewertung des Objektes durch eine Person, also die
Einstellung dieser Person zum Einstellungsobjekt, kann prinzipiell eine positive
oder eine negative ­ mit feinsten Abstufungen zwischen diesen beiden
Polen ­ sein, und die Einstellung kann ebenso eine ausgeglichene, neutrale
sein.
Die Einstellungsobjekte und damit die Einstellungen einer Person stehen in
vielfältigen Relationen zueinander und bilden netzwerkartige
Verstrickungen und Abhängigkeiten.
4
Vgl. Herkner, Lehrbuch Sozialpsychologie, 2001, S. 181.

15
2.3. Sozialpsychologische Methoden zur Darstellung
von Einstellungen und Einstellungsmodellen
Um Einstellungen und Einstellungsmodelle visualisieren zu können, bedienen
sich Sozialpsychologen sowohl grafischer als auch mathematischer
Methoden.
Rosenberg verbindet jedes Einstellungsobjekt EO durch eine Reihe von
Relationen mit anderen Einstellungsobjekten EO
1
bis EO
n
.
5
Abbildung 1:
6
Relationen zwischen Einstellungsobjekten nach Rosenberg
Das Einstellungsobjekt EO kann etwa ein bestimmtes Automobil sein, das
mit den Einstellungsobjekten EO
1
bis EO
n,
beispielsweise dessen Type,
Farbe, technische Daten, Sozialprestige und dergleichen in Relation steht.
Jede der Relationen Rel
1
bis Rel
n
zwischen dem Einstellungsobjekt EO und
den Einstellungsobjekten EO
1
bis EO
n
kann sowohl positiv als auch negativ
mit Abstufungen und auch neutral sein.
5
Vgl. Herkner, Lehrbuch Sozialpsychologie, 2001, S. 181f.
6
Vgl. Herkner, Lehrbuch Sozialpsychologie, 2001, S. 182.
EO
EO 1
EO 2
EO i
EO n
Rel 1
Rel 2
Rel i
Rel n

16
=
×
=
n
i
i
i
n
1
)
W(EO
l
Re
3
1
W(EO)
Anstelle des Begriffes Relation lässt sich auch sagen, dass die bewertende
Person eine subjektive Meinung zum Verhältnis der Einstellungsobjekte
eingenommen hat.
Rosenberg bewertet in seinem Modell die Relationen von +3 für die
größtmöglich positive bis ­3 für die am stärksten negative Meinung.
Im Sinne der Vernetzungen der Relationen werden auch die
Einstellungsobjekte EO
1
bis EO
n
zueinander im Wertebereich von +3 bis ­3
bewertet.
Nach Rosenberg entspricht die komplexe Einstellung der bewertenden
Person zum Einstellungsobjekt EO mathematisch schließlich dem Mittelwert
der Produkte aus Rel
i
und EO
i
. Dieser Mittelwert ist durch 3 zu teilen, so dass
der Zahlenwert für die gemessene Einstellung zwischen +3 und ­3 liegt:
7
Rosenberg bevorzugt also ein Mittelwertmodell. Andere Autoren, wie etwa
Fishbein, versuchen Einstellungen mit Hilfe von Summenmodellen
darzustellen.
8
Das Rosenberg'sche Modell hat zum Ziel, die Einstellung einer Person zu
einem Einstellungsobjekt in Beziehung zu den Bewertungen der einzelnen,
damit verbundenen Einstellungsobjekte zu setzen und messbar zu machen.
9
7
Vgl. Herkner, Lehrbuch Sozialpsychologie, 2001, S. 183.
8
Vgl. Herkner, Lehrbuch Sozialpsychologie, 2001, S. 183.
9
Vgl. Herkner, Lehrbuch Sozialpsychologie, 2001, S. 181ff.

17
2.4. Messung von Einstellungen in der Sozialpsychologie
Zunächst stellt sich nun die Frage in welcher Form die Relationen erhoben
werden können, um anschließend mit Zahlenwerten von +3 bis ­3 bewertet
und gemessen werden zu können. Historisch entwickelten sich die
unterschiedlichsten sozialpsychologischen Messmethoden.
2.4.1. Die ursprüngliche, aufwändige Einstellungsmessung
Die ursprünglichste Methode der Erhebung von Einstellungen ist, einer
Vielzahl von Probanden einen aufwändig hergestellten, umfangreichen
Fragenkatalog vorzulegen und Zustimmung und Ablehnung abzufragen.
Aus der Anzahl der Zustimmungen und Ablehnungen lässt sich die Stärke
der positiven oder negativen Einstellung des Probanden zum
Einstellungsobjekt errechnen.
10
Wie oben erwähnt ist die Zusammenstellung eines derartigen
Fragenkataloges höchst aufwändig. Der Fragenkatalog muss jedenfalls
notwendige statistische Bedingungen erfüllen.
Das bedeutet unter anderem, dass eine statistisch relevante
Probandenzahl vorerst zu einem umfassenden und umfangreichen
,,Urfragenkatalog" zu befragen ist.
Auf Grund der, sich aus diesen Befragungen ergebenden
Erfahrungen sind unzweckmäßig erscheinende Fragen aus dem
Urfragenkatalog auszuscheiden.
Erst der so entstandene, bereinigte Fragenkatalog kann für die
geplante Erhebung herangezogen und schließlich erfolgreich
ausgewertet werden.
10
Vgl. Herkner, Lehrbuch Sozialpsychologie, 2001, S. 186.

18
Der Aufwand bei dieser ursprünglichsten Methode der Einstellungsmessung
liegt also vor allem in der Herstellung eines brauchbaren Fragenkataloges,
und darin, dass dieser aufwändig hergestellte Fragenkatalog schließlich
lediglich für die Untersuchung eines einzigen Einstellungsobjektes
herangezogen werden kann.
2.4.2. Die vereinfachte, vergleichbare Einstellungsmessung ­ Grenzen
und visionäre Ausblicke
Eine jüngere und wesentlich einfachere Methode der Einstellungsmessung
besteht darin, dem Probanden das Einstellungsobjekt auf einigen
Dimensionen (drei bis zehn Adjektivpaaren) einstufen zu lassen.
11
Die
Dimensionen werden beispielsweise mit den Wortpaaren gut ­ schlecht,
angenehm ­ unangenehm, interessant ­ langweilig, belohnend ­
bestrafend und ähnlichen Adjektivpaaren, die das Einstellungsobjekt
repräsentieren gebildet.
Die Einstellung des Probanden zu einem Einstellungsobjekt entspricht dem
Mittelwert ihrer Einstufungen auf den Dimensionen.
Diese simplifizierte Einstellungsmessung stößt nach Ansicht des Autors rasch
an ihre Grenzen. Kann die Einstellung zu einem Einstellungsobjekt
tatsächlich mit standardisierten Wortpaaren seriös gemessen werden?
Können standardisierte Wortpaare ausreichend konkret die Eindrücke und
Empfindungen des Probanden aufdecken? Oder kratzen standardisierte
Wortpaare bestenfalls an der Oberfläche des Einstellungsobjektes?
Für den Lohn der Einfachheit und Vergleichbarkeit erhält der
Sozialpsychologe ein auf Standards reduziertes Einstufungsergebnis. Können
diese Untersuchungsergebnisse tatsächlich wirkungsvoller Einstellungsarbeit
11
Vgl. Herkner, Lehrbuch Sozialpsychologie, 2001, S. 186.

19
zu Grunde gelegt werden? Seriöse Einstellungsarbeit konkretisiert, deckt
dahinter Liegendes auf ­ kann das mit standardisierten Wortpaaren erreicht
werden?
Bei weiter führender, tiefer gehender Betrachtung würde sich in letzter
Konsequenz schließlich auch die Definition der Einstellung als
,,Bewertung" ad absurdum führen. ,,Bewerten" ist mit ,,Empfinden" im
beraterischen Kontext und auch im Neurolinguistischen Programmieren
unvereinbar.
Hier werden die unterschiedlichen Meilensteine in den Zielsetzungen
zwischen sozialpsychologischer Wissenschaft und Forschung sowie
Beratung und Training im Sinne des Neurolinguistischen Programmierens
deutlich.
Die Sozialpsychologie bewertet und misst Einstellungen wissenschaftlich
nachvollziehbar, um anschließend Einstellungsarbeit zu ermöglichen.
Erreichte Veränderungen können objektivierbar nachvollzogen und
dokumentiert werden.
Im Gegensatz zu dieser wissenschaftlichen Grundlagenarbeit werden im
Neurolinguistischen Programmieren Einstellungen empathisch
angenommen und auf dieser Basis mit dem Klienten gearbeitet. Lösung
und Veränderung liegen im Klienten selbst. Nach erfolgreicher Intervention
ist die Veränderung für den Klienten selbst erkennbar und spürbar. Die
Veränderung kann so von ihm nachhaltig angenommen und gelebt
werden. Eine ,,Vergessenskurve" wie sie bei manipulativer
Veränderungsarbeit anzunehmen ist, bleibt unrelevant und ist in diesem
Zusammenhang unzutreffend. Die Erkenntnis über die Veränderung und
deren Ausmaß bleibt für den Trainer und den mit Neurolinguistischem
Programmieren arbeitenden Berater sekundär ­ wohl er natürlich seinen
Erfahrungsschatz durch die erfolgreiche Arbeit mit Klienten bereichern wird.

20
Wäre die Neudefinition der ,,Einstellung einer Person zu einem Objekt als
,individuelles Empfinden' (anstelle ,Bewerten') einer Person zu einem
Einstellungsobjekt" ein revolutionärer oder schlicht ein zeitgemäßer Schritt
zu Wertfreiheit in der modernen Sozialpsychologie? Oder würde ein solcher
Ansatz die wissenschaftliche Zielsetzung der Sozialpsychologie torpedieren?
2.4.3. Die erweiterte Einstellungsmessung nach Fishbein
Fishbein baut auf der einfachen Methode der Adjektivpaare auf und
individualisiert zusätzlich die Probandenbefragung.
Bei der Einstellungsmessung nach Fishbein gibt der Proband zunächst an,
welche Eigenschaften ein vorgegebenes Einstellungsobjekt seiner Meinung
nach innehat. Hierbei kann der Proband beliebige und beliebig viele
Eigenschaften nennen.
12
In einem zweiten Schritt wird der Proband gebeten, jede von ihm gewählte
Eigenschaft auf einer Skala von +3 bis ­3 zu bewerten. Abschließend gibt
der Proband auf einer Skala von 0 bis 3 an, wie sicher er ist, dass das
Einstellungsobjekt die von ihm genannte Eigenschaft wirklich besitzt. In
diesem dritten Schritt bewertet der Proband somit zusätzlich auch seine
Einstellungssicherheit zum Einstellungsobjekt.
Die Auswertung ergibt sich aus der Summe der Produkte
Eigenschaftswert x Sicherheitsfaktor des Wertes.
12
Vgl. Herkner, Lehrbuch Sozialpsychologie, 2001, S. 186f.

21
Abbildung 2:
13
Einstellungsmessung nach Fishbein
Die Vorteile dieser Methode liegen in der Berücksichtigung der individuellen
Maßgaben des Probanden bei gleichzeitig gewährleisteter Ökonomie. Die
Einstellungsmessung nach Fishbein gibt Aufschluss sowohl über die Qualität
als auch über die Quantität der Einstellungen zum Einstellungsobjekt.
Nach Fishbein kann der Proband
die für ihn wesentlichen Eigenschaften des Einstellungsobjektes selbst
benennen sowie
seine Einstellungsstärken und Meinungssicherheiten zu diesen
Eigenschaften angeben.
Die Anzahl der genannten Eigenschaften und die Meinungssicherheit des
Probanden können als Maß für die Komplexität und Stabilität seiner
Einstellung herangezogen werden.
13
Vgl. Herkner, Lehrbuch Sozialpsychologie, 2001, S. 187.
Autos der Firma X
·
·
·
·
·
·
1
3n
9
3
6. hoher
Benzinverbrauch
3 x 3 =
6
2 x 3 = 6
3 x 2 =
2
-3 x 3 = -9
2 x 1 =
-2 x 1 = 2
x
e
b =
x b = 12
x b = 0,67
·
·
e
e
5. zuverlässig
7.
·
1. schön
2. schnell
3. bequem
4. teuer
-3
-2
-1
0
1
2
1
2
3
0

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832489045
ISBN (Paperback)
9783838689043
DOI
10.3239/9783832489045
Dateigröße
615 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Pädagogische Akademie des Bundes in der Steiermark – unbekannt
Erscheinungsdatum
2005 (Juli)
Note
1,0
Schlagworte
pädagogik veränderungsarbeit kommunikation unterricht feedback
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