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Definitionen, Statistiken, Aspekte und der Versuch einer psychologischen Aufarbeitung der Behindertenproblematiken in Deutschland zur Harmonisierung der Gesellschaft

©2004 Wissenschaftliche Studie 41 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Angeborene oder durch Unfall verursachte Behinderungen/Schwerbehinderungen sind im derzeitigen Deutschland seltener, sondern hier entwickeln sich die meisten gesundheitlichen Störungen über Jahre und Jahrzehnte in der Folge oder Sequenz `Krankheit-Behinderung-Schwerbehinderung´.
So sind die Hälfte der 8000000 registrierten (hohe Dunkelziffer) Schwerbehinderten in Deutschland über 65 Jahre alt und gesundheitsunabhängig i.A. altersberentet, zunehmend weniger als 1000000 Schwerbehinderte arbeiten (meist in Behindertenwerkstätten mit durchschnittlichen Einkommen bei Vollzeitarbeit i.H.v. Euro 65.- im Monat und Sozialhilfe) und zunehmend mehr als 3000000 Schwerbehinderte sind mit höchst fraglichen Einkommen langzeitarbeitslos, denn rein technisch müssen auch sie einmal gearbeitet haben, weil alle Menschen in Deutschland schulisch, zu 40% akademisch und allermeist auch weiterführend beruflich ausgebildet sind.
Relativ leicht Behinderte und alle Kranke sind in Deutschland nicht registriert und statistisch beim Statistischen Bundesamt nicht erfasst.
Da in Deutschland mittlerweile nur noch 24000000 Menschen täglich mittels bezahlter Arbeit ihre Existenz sichern, also 29% der Gesamtbevölkerung, ist möglich, dass 71% krank/ behindert/ schwerbehindert sind.
Dieses Ergebnis ähnelt dem Ergebnis einer FOCUS-Studie aus dem Jahr 2000, wonach in Deutschland 64000000 Menschen, also 77%, nicht ohne Medikamente leben können.
Über die aktuellen typischen allgemeinen und hauptsächlichen Lebensprobleme und Lebensumstände von diesen möglicherweise 77% Kranken/ Behinderten/ Schwerbehinderten in einem Staat wie Deutschland ist bisher noch nicht viel zusammengefasst worden, und insofern bemüht sich diese Arbeit nun darum, damit man sich ein besseres und aktuelles Bild vom Leben mit Handycap in Deutschland machen und über Verbesserungen zielorientiert, demokratisch, realistisch und menschengerecht diskutieren kann.
Diese Arbeit basiert auf den in der Materialsammlung (III) und den in den Literaturangaben (VIII) zusammengestellten Recherchen, wobei von da keine speziellen Zitate und Texte verwendet, sondern journalistisch frei Inhalte sinngemäß wiedergegeben oder eigene Erhebungen (z.B. VI B) dargestellt wurden, weswegen in dieser Arbeit, wie sonst in wissenschaftlichen Arbeiten üblich, keine speziellen Literaturhinweise an den entsprechenden Stellen im Text vermerkt sind.
Insofern wurde sich an die vom Prüfungsausschuss des IBW bestimmte, […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis:

I. Vorwort

II. Einleitung

III. Materialsammlung

IV. Definitionen und Statistiken der Behindertenproblematiken in Deutschland 15

A. „Wer ist Wer ?“ - gesundheitsbedingte Definitionen,Statistiken und Probleme
B. „Freiheitlich Kapitalistisch – Reglementiert Sozialstaatlich ?“ -
sozialsystembedingte Definitionen und Probleme
kranker/behinderter/schwerbehinderter Menschen
C. „Haben kranke/behinderte/schwerbehinderte Menschen im derzeitigen
Staatssystem Chancen auf existenzsichernde Berufseinstellungen ?“ -
gesundheitssystembedingt-existenzielle
Definitionen, Statistiken und Probleme
D. „Haben kranke/behinderte/schwerbehinderte Menschen im freien,
kapitalistischen Unternehmertum derzeit eine wirtschaftliche
Chance ? - individuell-existenzielle Definitionen und Probleme
E. Statistisch relevante wahrscheinliche Lebenssituationen des grössten 24

Bevölkerungsanteils der kranken/behinderten/schwerbehinderten

Menschen und Zukunft bei derzeitigen Ergebnissen und Folgen

V. Aspekte der Behindertenproblematiken in Deutschland
A. Subventions-Aspekt
B. Justiz-Aspekt
C. Opferschutz-Aspekt
D. Ehrenamts-Aspekt

VI. Versuch einer psychologischen Aufarbeitung der Behindertenproblematiken in Deutschland
A. Lebenskunst mit Handycap durch Selbsthilfegruppen
B. Psychologisch relevante Ergebnisse aus den über Jahre geführten
10 000 Interviews mit Kranken/Behinderten/Schwerbehinderten
C. Die psychologische Auseinandersetzung der
Kranken/Behinderten/Schwerbehinderten mit Stärkeren und Mächtigen

VII: Zur Harmonisierung der Gesellschaft

VIII. Literaturangaben

I. Vorwort

Dadurch, dass mein Vater anlässlich eines schweren Autounfalls zwei Jahre in Lebensgefahr schwebte, infolge 70% körperschwerbehindert war, lebenslang starke Schmerzmittel einnehmen und deswegen jährlich Entziehungskuren durchmachen musste, und dadurch, dass ich selber öfter, erstmals mit drei Jahren in Lebensgefahr geriet und immer leicht kränkelte, war es gegeben, dass ich mich schon immer mit den Biographien kranker/behinderter/schwerbehinderter Menschen und deren psychisch stark belasteten Lebenssituationen beschäftigte und an den Möglichkeiten der Verbesserungen ihrer Lebensqualitäten zunehmend stark interessiert bin.

Der Anstoss, meine jahrzehntelangen Erfahrungen und Recherchen über die Probleme kranker/behinderte/schwerbehinderter Menschen in unserer Gesellschaft in einer schriftlichen Arbeit zusammenzufassen, kam 2001, im Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen, und dadurch, dass ich mich über die landläufige gesinnungsmässige Schizophrenie ärgerte, dass das Thema „Leben mit Handycap“ gleichzeitig jeden Menschen lebensentscheidend betrifft, aber von jedem von sich gewiesen und tabuisiert oder schöngeredet wird.

So musste ich annehmen, dass man sich in Deutschland die Probleme kranker/behinderter/schwerbehinderter Menschen nicht bewusst macht.

Und so begann ich, auch darüber zu recherchieren, was man ganz allgemein in Deutschland zum Thema „Leben mit Handycap“ zu sagen hat, wie das „Leben mit Handycap“ in Deutschland i.A. organisiert und wer dafür zuständig ist.

Dabei stiess ich flächendeckend auf erschreckende Tatsachen.

Persönlich ist zu mir zu sagen, dass ich aus einem sehr guten Geschäftselternhaus stamme und eine breite Schulbildung habe, dass ich ein medizinisches Staatsexamen und 20 Jahre als selbständige Zahnärztin gearbeitet habe, dass ich 15 Jahre mit einem psychoterrorisierenden Alkoholiker verheiratet war, dass ich dann entlastet alleinerziehende Mutter von zwei nun längst erwachsenen Kindern gewesen bin, die ich sehr liebe, dass mir zwei Banken vor acht Jahren mein Haus, in dem auch meine Praxis war, vertragswidrig zwangsversteigerten, alles auf dem Müll warfen, mich mittel- und obdachlos machten und mir nur ein einziger Freund wieder auf die Beine half, den ich deswegen auch sehr liebe, dass ich mich inzwischen neu orientiert, mir ein neues Umfeld und wieder einen akzeptablen Sozialstatus erworben und sehr viel gelernt habe, so dass es mir so wieder ganz gut geht, und dass ich noch viel vor habe und noch lange so lebenspositiv und zufrieden leben und andere Menschen positiv motivieren will.

1997 bis 2000 las ich an die 50 Gesetzbücher und erstellte an die 1 000 Computerzeichnungen, 2001 intensivierte ich meine Recherchen über soziale Problematiken, Hirnforschung, Chronobiologie, Arbeitsphysiologie, u.v.m., 2002 und 2003 gründete und leite ich zwei Selbsthilfegruppen, gestaltete regional das Europäische Jahr der Menschen mit Behinderungen und begann zunächst meine zwei Fernstudien ( Psychologie, Sozialpädagogik ) beim IBW, 2004 kandidierte ich für den Stadtrat und Kreistag, weswegen ich ein kommunales Sozialprogramm entwarf und mich für Soziales, Bildung und Ethik einsetzte, und ständig besuche ich lern- und interessensentsprechende Seminare.

Insgesamt so ausgerüstet konnte ich diese kleine Arbeit schreiben und dabei viele damit verbundene Themen anstossen, die auszuführen den Rahmen weit gesprengt hätte.

Gerne hätte ich einen „Diplomarbeitsvater“ an meiner gehabt.

II. Einleitung

Angeborene oder durch Unfall verursachte Behinderungen/Schwerbehinderungen sind im derzeitigen Deutschland seltener, sondern hier entwickeln sich die meisten gesundheitlichen Störungen über Jahre und Jahrzehnte in der Folge oder Sequenz `Krankheit-Behinderung-Schwerbehinderung´.

So sind die Hälfte der 8 000 000 registrierten ( hohe Dunkelziffer ) Schwerbehinderten in Deutschland über 65 Jahre alt und gesundheitsunabhängig i.A. altersberentet, zunehmend weniger als 1 000 000 Schwerbehinderte arbeiten ( meist in Behindertenwerkstätten mit durchschnittlichen Einkommen bei Vollzeitarbeit i.H.v. € 65.- im Monat und Sozialhilfe ) und zunehmend mehr als 3 000 000 Schwerbehinderte sind mit höchst fraglichen Einkommen langzeitarbeitslos, denn rein technisch müssen auch sie einmal gearbeitet haben, weil alle Menschen in Deutschland schulisch, zu 40% akademisch und allermeist auch weiterführend beruflich ausgebildet sind.

Relativ leicht Behinderte und alle Kranke sind in Deutschland nicht registriert und statistisch beim Statistischen Bundesamt nicht erfasst.

Da in Deutschland mittlerweile nur noch 24 000 000 Menschen täglich mittels bezahlter Arbeit ihre Existenz sichern, also 29% der Gesamtbevölkerung, ist möglich, dass 71% krank/behindert/schwerbehindert sind.

Dieses Ergebnis ähnelt dem Ergebnis einer FOCUS-Studie aus dem Jahr 2000, wonach in Deutschland 64 000 000 Menschen, also 77%, nicht ohne Medikamente leben können.

Über die aktuellen typischen allgemeinen und hauptsächlichen Lebensprobleme und Lebensumstände von diesen möglicherweise 77% Kranken/Behinderten/Schwerbehinderten in einem Staat wie Deutschland ist bisher noch nicht viel zusammengefasst worden, und insofern bemüht sich diese Arbeit nun darum, damit man sich ein besseres und aktuelles Bild vom Leben mit Handycap in Deutschland machen und über Verbesserungen zielorientiert, demokratisch, realistisch und menschengerecht diskutieren kann.

Diese Arbeit basiert auf den in der Materialsammlung ( III ) und den in den Literaturangaben ( VIII ) zusammengestellten Recherchen, wobei von da keine speziellen Zitate und Texte verwendet, sondern journalistisch frei Inhalte sinngemäss wiedergegeben oder eigene Erhebungen ( z.B. VI B ) dargestellt wurden, weswegen in dieser Arbeit, wie sonst in wissenschaftlichen Arbeiten üblich, keine speziellen Literaturhinweise an den entsprechenden Stellen im Text vermerkt sind.

Insofern wurde sich an die vom Prüfungsausschuss des IBW bestimmte, wissenschaftlich nicht spezifizierte, freie Form gehalten.

III. Materialsammlung

Über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren wurden etwa 10 000 Interviews mit kranken, behinderten und schwerbehinderten Menschen über deren soziale und emotionale Lebenssituationen geführt.

Die Interview-Orte waren die Universitätsklinik in Köln NRW ( 200 Befragte ), eine Kleinstadt-Praxis in Bayern ( 6 000 Befragte ), eine Land-Praxis in BW ( 3 500 Befragte ), das Zentrum für Psychiatrie in Reichenau BW ( 70 Befragte ), verschiedene Treffpunkte von Selbsthilfegruppen in Waldshut-Tiengen und von einer beruflichen Förderungsgruppe in Bad Säckingen BW ( 200 Befragte ), verschiedene Fortbildungsorte in BW ( 30 Befragte ).

Zur knappen Veranschaulichung waren in der Fülle des 10 000-fachen Interviewmaterials alle gängigen Krankheits+Behinderungs-Arten+Grade, etwa gleich viel männliche und weibliche Menschen, alle möglichen Altersgruppen, Erziehungsweisen, Bildungsstände, Einkommensarten, Berufe/Nichtberufe/Rentenstände, Familienstände, Wohnweisen und Hausstände, Persönlichkeiten, Charaktere, Psychologien, Lebenseinstellungen, Weltanschauungen, Interessensarten, Lebenspläne, Bindungsverhalten und soziale Gruppierungen vertreten.

Die emotional-psychologischen Verarbeitungsprozesse durch die Krankheiten/Behinderungen/Schwerbehinderungen waren auch sehr verschieden, so dass grob in drei Gruppen ( `Selbständige´, `Abhängige´, `Hilflose´ ) klassifiziert werden konnte.

Im Unterschied zu Gesunden wurde hauptsächlich festgestellt, dass von Kranken/Behinderten/Schwerbehinderten mit dem Leben viel sorgfältiger umgegangen wird.

Gesundheit ist nicht etwas Selbstverständliches.

Feinpsychologisch werden durch Krankheit/Behinderung/Schwerbehinderung die Bewusstwerdungsprozesse in Gang gebracht.

Der Überlebenswille und das Streben nach Verbesserungen der eigenen Lebensqualitäten haben entscheidende Bedeutung.

Genauso entscheidend sind aber auch die Umweltreaktionen.

Das die Gesamtbevölkerung Deutschlands erfassende statistische Material speziell über schwerbehinderte Menschen, deren Anzahlen und Bevölkerungsanteile, Geschlecht, Alter, Art der Schwerbehinderung, Krankheits-/Behinderungsursachen, Schwerbehinderungsgrade von 50 bis 100 GdB, durchschnittliche Lebenserwartungen, Sterbeursachen und deren Gesundheitskosten nach Leistungsarten veröffentlicht das Statistische Bundesamt jährlich auf wenigen n.

Spezieller und ganz genau berichtet der Anhang zum Schwerbehindertengesetz, SchwbG, über Art der Schwerbehinderungen und über die Schwerbehindertengrade ( GdB/MdE-Tabelle, 71-seitig ).

Das SchwbG klärt u.a. über Behindertenvertretungen in Betrieben und bei Behörden, Behindertenplatzabgaben, Behindertenwerkstätten und Behindertenvergüstigungen auf.

Im besonders eindrucksvollen über 600-seitigen Datenreport des Statistischen Bundesamtes sind die von der Gesamtbevölkerung Deutschlands erfassten sozialen Lebensverhältnisse aller Menschen, also nicht nur speziell kranke, behinderte, schwerbehinderte -zwischen 0 und 100 GdB- Menschen betreffend, ausführlich und sehr detailliert beschrieben und veröffentlicht, so dass man einen guten Gesamteindruck über die Lebenssituationen aller Deutschen gewinnen kann.

Neben den allgemeinen alters+geschlechtsspezifischen Bevölkerungsverhältnissen sind z.B. Bildung, Berufe, Angestellten-/Selbständigen-Anteile, Einkommensverhältnisse, Armut, Einkommensquellen, gemeldete Arbeitslosigkeit, Haushalte, Familien, Singles, WG, Wohnungsbautätigkeit, Gesundheitszustände, Sterbestatistiken, Freizeit, Kultur, Kirchen, Verbände, staatliche Leistungen, Rechtspflege, Straffälligkeit, Staatshaushalt, Wirtschaft, Energie, Umwelt, usw, usw, usw beschrieben, aber auch emotionale Berichte, z.B. über das subjektive Wohlbefinden, Zufriedenheit, Glück, Lebensstandard, Lebensqualität, Chancen, Überbelastungen z.B. bei Alleinerziehung, Einstellung zur Arbeit und Arbeitszufriedenheit, Bedeutung z.B. der Arbeit, Wohngegend, Partnerschaft, Rolle, Sicherheit, Freizeit, Probleme u.v.m.

Da es nach Angaben von „Aktion Mensch“ rund 10 000 000 Menschen in Deutschland mit schweren Behinderungen, also logischerweise zusätzlich unzählig mehr mit nur leichten Behinderungen gibt, und nach Angaben von FOKUS rund 64 000 000 Menschen nicht ohne Medikamente leben können, wäre eine Einarbeitung auch dieser Daten in die Gesamtstatistik und die Ausarbeitung der besonderen sozialen und emotionalen Lebenssituationen speziell von kranken und leicht behinderten und schwer behinderten Menschen sehr interessant gewesen.

Auch hätte die offensichtlich sehr extreme regionale Polizeistatistik, die von bis zu 60% unnatürlichen Toden, meist durch Suizid, berichtet, vom Statistischen Bundesamt überprüft, erklärt und in die Gesamtstatistik eingearbeitet werden sollen.

Insofern erstellt der Datenreport zwar ein sehr anschauliches Bild über die Lebensverhältnisse aller Deutschen, doch mangelt es völlig an Beachtung des riesigen Bevölkerungsanteils der kranken und leicht behinderten Menschen.

Sicher verfälscht die ledigliche Hervorhebung der schwer behinderten Menschen ( mit 50 bis 100 GdB ) gravierend, denn so wird der Eindruck vorgetäuscht, dass sich alle anderen bester Gesundheit erfreuen und absolute Höchstleistungen erbringen können.

Da jede Datenquelle von anderen Definitionen und Messgrössen ausgeht, ist es sehr schwierig zu konkreten, stimmigen Bildern und Gesamteindrücken zu kommen.

Am sehr guten Beispiel „Behinderung+Lebensbeeinträchtigung“ muss diese statistische Verwirrung und Unstimmigkeit hier einmal folgendermassen anschaulich dargestellt und erklärt werden:

„Behinderung“ wird i.A. von einem Arzt festgestellt und auf Antrag meist mit dem Ziel einer Rehabilitation, beruflichen Förderung/Umschulung oder Rente praktisch und statistisch weiterverarbeitet. Wenn die Person sich nun aber trotz Krankheit/Behinderung/Schwerbehinderung gar nicht im privaten und beruflichen Leben beeinträchtigt fühlt, sich z.B. schon lange an die möglicherweise medikamentiert unauffällig gemachte Krankeit/Behinderung/Schwerbehinderung gewöhnt, ihr Leben darauf eingestellt und auch einen erfolgreichen Beruf, eine befriedigende Ehegemeinschaft und viele Freunde hat, also gar keine Veränderung in ihrem Leben vornehmen und schon gar nicht berentet werden will, bleibt sie völlig aus der Behindertenstatistik draussen, obwohl sie „festgestelltermassen“ oder „bekanntgemachterweise“ möglicherweise einen Schwerbehinderungsgrad von 70 hätte.

Das Tragen eines Schwerbehindertenausweises ist in Deutschland keine Pflicht.

Vielmehr ist es in Deutschland leider umgekehrt so, dass nach ärztlicher Feststellung und meist völlig vertrauensvoll-naivem, unbedachten Bekanntwerden der bestimmten „Krankheit/Behinderung/Schwerbehinderung“ viele Unternehmen „plötzlich“ auf die Mitarbeit verzichten, viele Ehepartner sich „plötzlich“ scheiden lassen und viele Freunde „plötzlich“ wegbleiben.

Durch solche offiziell gemachten „Stigmatisierungen“ passiert also erst sehr viel Leidvolles, so dass die Person deswegen, und nicht wegen der Krankheit/Behinderung/Schwerbehinderung an sich, erst tief verzweifelt, verarmt, vereinsamt und möglicherweise verelendet und stirbt.

Weil i.A. die Mentalität der Deutschen so ist, sollte man sich nicht mit seiner Krankheit/Behinderung/Schwerbehinderung outen bzw sollte streng die Schweigepflicht eingehalten werden, was dann aber wieder den anderen Nachteil hat, dass der Kranke/Behinderte/Schwerbehinderte nicht gerecht behandelt, sondern in unserer Leistungsgesellschaft meist überfordert und noch kränker wird.

Ein krankheits-/behinderten-/schwerbehinderten-gerechtes „sanftes Umsteigen“ ist seltenst möglich, meist geht mit der Krankheit/Behinderung/Schwerbehinderung zunächst ein völliger Sozialabsturz einher, der sich einschleichen und viele Jahre andauern kann und der gewöhnlich nicht psychologisch begleitet und vermindert wird.

Deswegen ist anzunehmen, dass in Deutschland die Dunkelziffer der Kranken/Behinderten/Schwerbehinderten sehr hoch ist und in Wirklichkeit mit den viel niedrigeren Angaben des Statistischen Bundesamtes nicht übereinstimmen.

Das verwirrt, denn an anderer Stelle tauchen plötzlich Statistiken z.B. von FOCUS mit über „64 000 000 Menschen, die ohne Medikamente nicht leben können“ auf und den möglicherweise richtigen Informationen wird dann nicht geglaubt, schon gar nicht politisch entsprochen.

Und so wird im Laufe der Zeit alles nur immer schlimmer und unmenschlicher, denn wenn z.B. wirklich 64 000 000 Menschen nicht ohne Medikamente leben können, wären ja 77% der Bevölkerung mit ihrem aufoktruierten Leben in Wirklichkeit sicher sehr unzufrieden und die „normalen“ Lebensabläufe und Lebenssituationen müssten in Deutschland grundlegend geändert und z.B. den Medikamenten-Typen angepasst werden ( z.B. Arbeitszeitgesetze aufheben, Verminderung des Leistungsdrucks, Aufhebung der Berufsverbote aus „gesundheitlichen Gründen“, Aufhebung des Leistungs-, Produktions-, Wirtschaftswachstumsdrucks durch „weniger Leistung+Arbeit für viel mehr Menschen“, also sog. Job-Teilen, Behinderteneinstellungen mit geringeren Arbeitszeiten und ggf. Teilrenten, konsequente Umsetzung des SGB IX für alle Kranken/Behinderten/Schwerbehinderten, usw; der Kreativität sollten keine Grenzen gesetzt und alle Varianten möglich gemacht werden ).

Möglicherweise fielen dann aber viele sog. „Zivilisations-/Mode-Suchtkrankheiten“ automatisch wieder weg und insgesamt träte eine wesentliche Verbessung der Lebenssituationen aller Menschen ein.

Die aufschlussreichste Erhebung über die gesundheitsbetreffenden und sozialbezüglichen allgemeinen Bevölkerungsverhältnisse und speziellen Lebenssituationen behinderter und schwer behinderter Menschen im Staatenvergleich der ehemaligen 15 Europäischen Länder hat EUROSTAT im ersten 83-seitigen Buch „Disability and social participation in Europe“ 2001 veröffentlicht. Hier erfährt man neben den jeweiligen weiblichen und männlichen Bevölkerungsanteilen z.B. auch die jeweiligen Bildungsverhältnisse, Arbeitsverhältnisse, Arbeitszeitverhältnisse, Untätigkeitsverhältnisse u.v.m. Doch auch hier ist die grosse Dunkelziffer der vielen familiär unterstützt privatisierenden und berenteten Kranken/Behinderten/Schwerbehinderten und der sicher noch viel mehr Kurzzeitkranken in Angestellten-/Selbständigen-Verhältnissen nicht ersichtlich.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen hat 2002 das sehr interessante 444-seitige Handbuch für die betriebliche Praxis „ABC Behinderung & Beruf“ herausgebracht. Dort berichtet ein 220-seitiges, sehr interessantes und auskunftsreiches Fachlexikon und es wird ebenso auskunftsreich über Schwerbehinderung und Arbeit, Leistungen für ( schwer ) behinderte Menschen im Beruf, ( schwer-) behindertenbetreffende Rechtsgrundlagen, Literatur und Adressen informiert.

Für alle Behindertenbelange ist in Deutschland das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, BMGS, massgeblich und federführend.

Auf der Homepage im Internet wird aktuell über Gesundheits+Sozial+Behinderten-Gesetze+Politiken berichtet und man kann von dort auch spezielles Informationsmaterial zu den einzelnen gesundheits-, sozial- und behindertenbezüglichen Gesetzen und Rechten beziehen.

Zuständig für die gesetzlichen Behindertenbelange in einer Art beratenden Vermittlungsfunktion ist auch der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung. Er macht in seinen Veröffentlichungen derzeit besonders auf das SGB IX ( Gesetz zur Rehabilitation, beruflichen Förderung und Integration „behinderter und von Behinderung bedrohter“ Menschen ) aufmerksam.

Die erst ganz neu eingesetzte Patientenbeauftragte hat sich noch nicht etabliert.

Aus dem Internet sind über sie noch nicht konkrete Informationen zu erfahren, nur, dass es ansonsten keine angemessenen Patientenvertretungen in Deutschland gibt.

Alle politischen Parteien kümmern sich intensiv um die Behindertenbelange.

Da gibt es sehr, sehr viel Material in Form von Stellungnahmen, Partei- und Regierungsprogrammen, Gesetzesanstössen, Gesetzen, Novellierungen, Reformen, z.B. die Agenda 2010 und flächendeckende Aufklärungen und Diskussionen darüber täglich in allen Medien, Lokalitäten, Haushalten und auf allen Ebenen ( Kommunal, Länder, Bund, Europa, Welt ).

Die Fülle all dieses Materials ist von einer Person nicht zu bewältigen.

Insofern kann diese Arbeit nur zu einzelnen gravierenden Gesetzen samt Wirkungen, Strömungen und Tendenzen im Bevölkerungsgesamtverhalten Bezug nehmen.

Für die praktischen Behindertenbelange setzen sich marktbeherrschend in Deutschland hauptsächlich die 8 Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und die bundesweit grössten Sozialverbände mit ihren Unterorganisationen fast in jeder Kommune ein.

Z.B. nimmt der sehr gut organisierte VdK ( 1,3 Mio Mitglieder ) aktiv Einfluss auf aktuelle Entwicklungen in der Renten-, Gesundheits- und Sozialpolitik, vertritt konsequent die Interessen seiner Mitglieder, informiert auf Grossveranstaltungen, in den Medien, im Internet, in seinen monatlichen Zeitungen und auf Anfragen, unternimmt praktische Rechtsberatungen vor Ort und sonstige Anwaltstätigkeiten vor den Sozialgerichen, und ist sonst auch noch in vielen Bereichen für Rentner, Behinderte und sonstige Gesundheitsopfer tätig.

Es wird geschätzt, dass es im Gesundheitswesen in Deutschland über 4 Millionen Beschäftigte gibt.

Auch hier haben die Gesundheitssystemkostendämpfungsmittel den gigantischen Markt reguliert, was z.B. einerseits zu Personalreduzierungen, Überbelastungen und Qualitätsverlusten führte, aber andererseits den Markt durch kleinere Neugründungen, diverse spezielle Konkurrenzen, Dezentralisationen, Meinung+Wissen+Erfahrungssvielfalt und Einzelspezifikationen belebte.

Dieser sich so neu gestaltete Gesundheitsmarkt muss in Deutschland aber noch besser organisiert und übersichtlich gemacht und die flächendeckende Qualität wesentlich verbessert und wieder auf einen hohen, verlässlichen und vertrauenswürdigen Standart gebracht werden ( so hat z.B. vorbildlich NRW jetzt einen Therapeuten+Klinikführer mit den jeweiligen Spezifikationen und Qualitätsbewertungen herausgebracht ).

In der Vergangenheit wurden auf dem Gesundheitsmarkt zu viele und zu grosse Fehler gemacht, so dass das Gesundheitssystem in Deutschland in einen schlechten Ruf gekommen ist.

Über die Anzahl der Beschäftigten in den Heil+Hilfsmittelindustrien kann nichts ausgesagt werden, jedenfalls zählen auch deren Kosten zu den Gesundheitsgesamtkosten ( über die auch das Statistisches Bundesamt genau Auskunft erteilt ).

Es gibt also in Deutschland unzählige Quellen für Gesundheitsaussagen ( z.B. Kliniken, Praxen, Not+Rettungsdienste, Apotheken, Krankenkassen, Ärztekammern, Medizinische und Pharmazeutische Institute, Wissenschaften, Schulen, Universitäten, Forschungen, Industrien, Verlage, Medien, Verbände, Dachorganisationen, BMGS, WHO ) und normalerweise ist jeder Mensch über Gesundheit sehr aufgeklärt, doch das Gesundheits-Feld ist fast unüberschaubar gross, täglich gibt es neue Erkenntnisse und Entwicklungen, Meinungsverschiedenheiten, Risiken, Irrungen und Wirrungen, und leider auch sehr viele Fehler und sog. Kunstfehler.

Für die Umsetzung des SGB IX ( Rehabilitation, berufliche Förderung und Integration behinderter oder von Behinderung bedrohter Menschen ) sind die Bundesargentur für Arbeit, BA, andere Träger ( z.B. BfA, LVA, berufsständische Versorgungseinrichtungen, usw ), die Service Stellen und Integrationsfachdienste nebst Gutachter seit 7/2001 zuständig ( früher Hauptfürsorgestellen, Integrationsämter, BA, usw ). Hier erweist es sich als unbedingtes Muss, die jeweiligen Informationsschriften und alle behindertenbezüglichen Gesetze und Rechte ( zumindest SchwbG, SGB III, IX, GG, BGG, teilw. BGB ) selber zu lesen.

Die Praxis sieht derzeit leider so aus, dass wunschgemäss angemessene Förderungen ersteinmal systematisch verweigert werden und die Gutachter systematisch Nichteignungen aus gesundheitlichen Gründen bescheinigen, so dass Behinderte langzeitarbeitslos und dann vielleicht einmal in 5 bis 7 Jahren berentet, also zukünftig zwischenzeitlich rentenvermindernd zum Sozialamt abgeschoben werden, oder für EUR 65.- im Monat in Behindertenwerkstätten, oder auf den freien Arbeitsmarkt in unangemessene, minderwertige, unregelmässige Hilfsdiensttätigkeiten.

Bis Ende 2003 lief zwar ein bundesweites Programm, dass 50 000 Behinderte beruflich gefördert und dauerhaft integriert werden sollten, doch wurde das Ziel mit der Methode nicht annähernd erreicht, zumal auch die Fördermassnahmen hohe Kosten verursachten, aber so minderwertig waren, dass sie nicht zu dauerhaften Integrationen führten ( Im Jahr 2003 wurden regional nur 10 Schwerbehinderte beruflich gefördert, davon wurde nur einer relativ angemessen als Taxifahrer gefördert und mit zweifelhafter Dauer in ein Taxiunternehmen integriert ).

Akademiker haben so absolut keine Chance auf beruflich dauerhafte, angemessene Integration, was besonders erschütternd ist.

Ganz entgegen SGB IX ist es in Deutschland üblich, Kranke/Behinderte/Schwerbehinderte aus dem angemessenen Arbeitsmarkt zu entlassen und sie zu minderwertigen Arbeiten zu zwingen oder sie nachteilig zu berenten und ganz aus der Gemeinschaft auszugrenzen.

Leider haben BA und BMGS keine Auskunft darüber gegeben, wieviel Klageverfahren deswegen vor den Sozialgerichten laufen, denn es dürfte höchst unwahrscheinlich sein, dass anzunehmend weit, weit über 10 000 000 schwerbehinderte, behinderte oder von Behinderung bedrohte Menschen in Deutschland nicht beruflich gefördert, umgeschult und wieder integriert werden wollen.

Seit 1996 dürfen nach Grundgesetz, GG Art.3 Abs. 3 Menschen wegen ihrer Behinderung nicht mehr benachteiligt werden, jedoch gibt es in Deutschland kein gesondertes Antidiskriminierungsgesetz ( wie z.B. in den USA ), obwohl alle Behindertenverbände ( z.B. der VdK ), Selbsthilfegruppen, sonstige Mitglieder der Behindertenbewegung in Deutschland und Bündnis 90 Die Grünen dies vehement seit Jahren fordern.

2002 ist in Deutschland ( wohl stattdessen ) das Behindertengleichstellungsgesetz, BGG, in Kraft getreten, das auch verlangt, dass Frauen und Behinderte nicht benachteiligt, sondern gleichgestellt werden.

Die Behindertenbelange aus der Menschenrechtsperspektive zu sehen ist, wie der VdK sagt, relativ neu. Doch setzen sich seit Jahren internationale Kommissionen dafür ein, und auf Europäischer und Nationaler Ebene zwar sehr zögerlich, relativ verhalten und vereinzelt Parteien, Verbände, Organisationen, Vereine und Gesellschaften ( im Internet unter „Menschenrechte“ ), die die Forderung nach Menschenrechten auch meist gleich mit der Forderung nach Demokratie verbinden.

Auf der Suche nach entsprechend in allen Behindertenbelangen und der Menschenrechtsperspektive ausgebildeten Juristen wurden regional und bundesweit mindestens 30 verantwortliche und zuständige Stellen ( z.B. Bundesministerium für Justiz, BMJ, Bundesverband der Verbraucherzentralen, Bundesrechtsanwaltskammer, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, BMGS, Juristenverbände, Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften, usw ) und 40 Rechtsanwaltskanzleien vor Ort angeschrieben. Die meisten haben gar nicht reagiert und wenige haben erklärt, dass es solche speziellen Ausbildungen in Deutschland nicht gäbe.

Insofern können in Deutschland alle kranken/behinderten/schwerbehinderten Menschen nicht zu ihren Rechten kommen.

Auf der Suche nach speziell in allen Behindertenbelangen ausgebildeten Juristen tat sich ein bundesweit riesiges Loch auf - es gibt ganz offensichtlich keine, und insofern können in Deutschland kranke/behinderte/schwerbehinderte Menschen ganz offensichtlich auch nicht zu ihren Rechten kommen.

Kein Wunder also, dass in Deutschland kranke/behinderte/schwerbehinderte Menschen unbegrenzt gemobbt, geprellt, geplündert, ausgebeutet, diskriminiert, entlassen, verlassen, hilflos gemacht, missbraucht, misshandelt, verletzt, entwürdigt, gewaltsam ausgegrenzt, enteignet, geschädigt, verjagt, obdachlos gemacht und möglicherweise in den Tod getrieben oder ermordet werden und alle ihre Rechte samt Schadensersatz+Schmerzensgeld-Forderungen nicht geltend machen können ( die derzeitige Psychotherapie bescheinigt, dass jede dieser zusätzlich zur Krankheit/Behinderung/Schwerbehinderung aufgeführten Einzelschädigungen zusätzlich krankmachend, also zusätzliche Körperverletzung im Sinne des StGB ist ).

Dies dürfte somit der allergrösste und allerschlimmste Missstand in Deutschland sein.

In Deutschland ist der sog. Opferschutz noch nicht ausgeprägt und historisch auch nicht begründet ( Über „Opferschutz vor Täterschutz“ wird derzeit in Deutschland wieder viel diskutiert ), und auch wie eine diesbezügliche Recherche über Justizurteile hinsichtlich Opfer-Klagen in Deutschland zeigte, steht die Justiz in Deutschland eindeutig auf der Täterseite.

[...]

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832487539
ISBN (Paperback)
9783838687537
DOI
10.3239/9783832487539
Dateigröße
332 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Institut für berufliche Weiterbildung Lörrach – unbekannt
Erscheinungsdatum
2005 (Mai)
Schlagworte
behindertenförderungsgesetz schwerbehinderte kranke behinderte
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