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Die Standortsuche von Banken im internationalen Blickwinkel unter besonderer Betrachtung von Irland

©2005 Diplomarbeit 125 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Zur Thematik der Standortsuche lässt sich auf eine weitreichende Anzahl von wissenschaftlichen Abhandlungen zurückblicken, die sich seit der wegweisenden Arbeit Johann Heinrich von Thünens „Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie“ aus dem Jahr 1826 mit dieser Materie beschäftigt haben. Diese andauernde akademische Auseinandersetzung spricht für die Relevanz und für die fort-währende Aktualität der vorliegenden Themenstellung. Grundlegend war die Erkenntnis, dass jedes soziale Geschehen und jede wirtschaftliche Tätigkeit neben der zeitlichen auch über eine räumliche Dimension - die Frage des Ortes - verfügt. Die richtige Wahl des Standorts als Grundlage wirtschaftlichen Erfolges ist eine elementare Feststellung. Die Arbeit befasst sich im Kern mit Fragen der unternehmerischen Standortwahl, überträgt diese Problematik auf den Bankensektor und zeigt die praktische Umsetzung anhand von Finanzinstituten am Standort Irland. Am Rande werden die staatliche Standortpolitik sowie die Akquisition von Banken als Sonderform der Standortwahl berücksichtigt.
Das der Einleitung folgende zweite Kapitel beginnt mit einem Abriss der historischen Entwicklung von Veröffentlichungen zum Thema Standortsuche. Im Folgenden werden die Standortfaktoren als Entscheidungskriterien herausgestellt und anhand der Einteilung von Karl Christian Behrens’ Werk „Allgemeine Standortbestimmungslehre“ von 1961 beschrieben. Danach stellt die vorliegende Arbeit das Wachstum und die Rationalisierung als generelle Zielsetzungen der Standortpolitik dar, nach welchen auch später im praxisbezogenen Teil unterschieden wird. Das zweite Kapitel endet mit den Ent-scheidungsverfahren der Standortwahl und den Besonderheiten im Zusammenhang mit dem internationalen Standortmanagement.
Im dritten Kapitel folgt die Betrachtung der Standortsuche bei Banken. Die Kreditinstitute begannen weltweit Anfang der 60er Jahre, einige Zeit nach der Industrie, mit einer intensiven Auslandsexpansion. Seitdem ist der Aufbau umfassender internationaler Stützpunktnetze durch den Bankensektor sprunghaft angestiegen und hat ein beachtliches Ausmaß erreicht. Während beispielsweise die deutschen Banken 1963 nur drei ausländische Filialen hatten, verfügten sie Ende 2003 über 322 Filialen und 414 Tochtergesellschaften im Ausland. Der dritte Teil der Arbeit widmet sich hauptsächlich den für Banken entscheidenden Standortfaktoren und den mit der Standortwahl […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8739
Epperlein, Andreas: Die Standortsuche von Banken im internationalen Blickwinkel
unter besonderer Betrachtung von Irland
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Diplomarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
II
______________________________________________________________________
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der Tabellen ... V
Verzeichnis der Abbildungen... VI
Verzeichnis der Abkürzungen und Begriffe...VII
1 Einleitung...1
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit...1
1.2 Aufbau der Arbeit ...2
2 Die Suche nach einem neuen Standort...5
2.1 Standortfaktoren als Entscheidungskriterien...8
2.1.1 Gütereinsatz ...11
2.1.1.1 Anlagegüter...11
2.1.1.2 Material und Transportkosten ...12
2.1.1.3 Arbeitskräfte...12
2.1.1.4 Verkehrsanbindung und Energieversorgung...15
2.1.1.5 Umwelt und Umweltschutz...16
2.1.1.6 Staatliche Leistungen ...16
2.1.1.7 Steuern und Subventionen ...17
2.1.2 Güterabsatz...20
2.1.2.1 Kunden ...20
2.1.2.2 Mitbewerber ...21
2.1.2.3 Herkunfts-Goodwill ...22
2.2 Generelle Zielsetzungen der Standortpolitik...22
2.2.1 Wachstumsziel mittels Marktorientierung ...23
2.2.2 Rationalisierungsziel mittels Ressourcenorientierung ...23
2.3 Ablauf und Entscheidungsverfahren der Standortwahl...24
2.3.1 Quantitative Modelle...25
2.3.2 Qualitative Modelle...25
2.3.3 Bewertung der Verfahren und deren Defizite ...27
2.3.4 Eine neue Standortfaktorensystematik...28
2.4 Internationales Standortmanagement ...29
2.4.1 Internationalisierung und deren Motive...30
2.4.2 Internationale Unternehmensstandorte und Qualitätsansprüche...31

Inhaltsverzeichnis
III
______________________________________________________________________
3 Die Standortentscheidung bei Banken ...33
3.1 Nationale und internationale Standortentwicklung deutscher Banken ...33
3.2 Vorgehensweise bei der Standortwahl ...37
3.3 Gründe und beeinflussende Faktoren...37
3.3.1 Analyse der Rentabilität und des Marktpotenzials ...38
3.3.2 Wirtschaftliche Lage ...40
3.3.3 Politische Lage...40
3.3.4 Der rechtliche Rahmen...41
3.3.5 Der technisch-organisatorische Bereich und die Zeitzonen...44
3.3.6 Beurteilung der bestimmenden Faktoren und Vergleich mit den
Standortfaktoren nach Behrens ...45
3.4 Wahl der Präsenzform und Vertriebswege ...48
3.4.1 Repräsentanzen ...50
3.4.2 Filialen ...51
3.4.3 Tochtergesellschaften...52
3.4.4 Multikanal-Vertrieb ...53
3.5 Entscheidung über das Leistungsangebot ...54
3.5.1 Besonderheiten von Bankleistungen und Bankpositionierung ...54
3.5.2 Vorgehensweise bei der Bestimmung der Bankleistungen...55
3.6 Besonderheiten bei ausländischen Standorten von Banken ...56
3.6.1 Umgang mit der Kultur ...57
3.6.2 Kenntnis der Sprache ...58
4 Irland als Bankenstandort...59
4.1 Das irische Wirtschaftswunder ...59
4.1.1 Die Gründe für Irlands Erfolg...61
4.1.2 Auslands-Direktinvestitionen als treibende Kraft und die Rolle der Industrial
Development Authority...67
4.1.3 Das irische Steuersystem als ein wichtiger Standortfaktor...68
4.1.4 Die Nachhaltigkeit des irischen Erfolgs...70
4.2 Der Hauptstandort des internationalen Finanzgewerbes in Irland - Das
International Financial Services Centre in Dublin ...73
4.3 Ressourcenorientierte Standortwahl ausgewählter Finanzinstitute...75
4.3.1 Hypo Real Estate Bank International...76

Inhaltsverzeichnis
IV
______________________________________________________________________
4.3.1.1 Porträt der Unternehmensgruppe und Geschäftsmodell ...76
4.3.1.2 Gründe für die Wahl des Standorts Dublin...78
4.3.1.3 Erfahrungen der Hypo Real Estate Bank International...80
4.3.2 Deutsche Bank ...82
4.3.2.1 Porträt des Unternehmens ...82
4.3.2.2 Entwicklung und Motive der Ansiedlungen in Irland...83
4.3.3 Depfa Bank ...85
4.3.3.1 Porträt des Unternehmens ...85
4.3.3.2 Beweggründe für die Ansiedlung in Irland...86
4.3.4 Porsche International Financial Services ...87
4.3.4.1 Porträt des Unternehmens ...87
4.3.4.2 Gründe für die Ansiedlung in Irland ...88
4.3.5 Weitere Beispiele am irischen Standort ...88
4.3.5.1 ABN AMRO ...88
4.3.5.2 Morgan Stanley Quilter...89
4.3.5.3 Merrill Lynch ...89
4.4 Marktorientierte Standortwahl ausgewählter Finanzinstitute ...90
4.4.1 Royal Bank of Scotland ...92
4.4.2 Danske Bank ...93
4.4.3 Bank of Scotland...94
5 Zusammenfassung und Ausblick...96
Anhang ...99
I Questionnaire "Financial Services Companies in Ireland"...99
II Ansicht eines Teils des International Financial Services Centre in Dublin ...99
Quellenverzeichnis ...100
Eidesstattliche Erklärung...116

Verzeichnis der Tabellen
V
______________________________________________________________________
Verzeichnis der Tabellen
Tabelle 2-1: Überblick über wichtige Standortfaktoren (Wöhe/Döring 2002)...10
Tabelle 3-1: Die zwanzig größten Banken und ihre Internationalisierung (UNCTAD
2004) ...49
Tabelle 4-1: Nationales Einkommen (CSO 2004b) ...66

Verzeichnis der Abbildungen
VI
______________________________________________________________________
Verzeichnis der Abbildungen
Abbildung 2-1: Thünen'sche Kreise...6
Abbildung 2-2: Internationale Arbeitskosten (Institut der deutschen Wirtschaft Köln
2004) ...14
Abbildung 2-3: Entwicklung der Verlagerer- und Rückverlagererquote im Zeitverlauf
(Kinkel/Lay 2004)...15
Abbildung 2-4: Steuersätze auf Unternehmensgewinne in Europa (IDA/Deloitte 2004a)
...18
Abbildung 2-5: Internationale Steuerbelastung (Institut der deutschen Wirtschaft 2002)
...19
Abbildung 3-1: Anzahl der Banken in Deutschland seit 1990 (Deutsche Bundesbank
2004) ...35
Abbildung 3-2: Anzahl der Bankstellen in Deutschland seit 1990 (Deutsche
Bundesbank 2004)...36
Abbildung 3-3: Die Hauptfaktoren für Finanzunternehmen (Herrero/Simón 2003) ...46
Abbildung 4-1: Internationales Standort-Ranking 2004 (Bertelsmann-Stiftung 2004)..61
Abbildung 4-2: Die Bedeutung von ADI für die irische Wirtschaft (O'Higgins/Rugman
2002) ...64
Abbildung 4-3: BIP (GDP) und BSP (GNP) - Entwicklung in Irland seit 1960 (CSO
2004a)...65
Abbildung 4-4: Hypo Real Estate Group Struktur (Hypo Real Estate Holding AG 2003)
...76
Abbildung 4-5: Struktur der Depfa Bank plc (Depfa Bank 2001)...85
Abbildung 4-6: Gesamtkapitalrentabilität der Banken 1999 im Europa-Vergleich
(Betsch/Merl 2003) ...91
Abbildung 4-7: Anzahl der Bankfilialen pro 100.000 Einwohner (Europäische
Zentralbank 2004) ...92

Verzeichnis der Abkürzungen und Begriffe
VII
______________________________________________________________________
Verzeichnis der Abkürzungen und Begriffe
AIB
Allied Irish Banks
ADI Auslands-Direktinvestitionen
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
BdB
Bundesverband Deutscher Banken
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BoI
Bank of Ireland
BoSI
Bank of Scotland (Ireland)
BSP
Bruttosozialprodukt
CEO
Chief Executive Officer
CSO
(Irish) Central Statistics Office
DBA Doppelbesteuerungsabkommen
DWS
Deutsche Gesellschaft für Wertpapiersparen
EBIC
European Banks International Company
EU Europäische
Union
Forfás
The National Policy and Advisory Board for Enterprise, Trade, Sci-
ence, Technology and Innovation
GATS
General Agreement on Trade in Services
HREI
Hypo Real Estate Bank International
HSBC
Hong Kong Shanghai Banking Corporation
HVB HypoVereinsbank
ICSID
International Center for Settlement of Investment Disputes (Schlich-
tungsstelle der Weltbank)
IDA
Industrial Development Authority
IFSC International
Financial Services Centre
IFSRA
Irish Financial Services Regulatory Authority
KWG
Gesetz über das Kreditwesen
OECD
Organisation for Economic Co-operation and Development
PIF
Porsche International Financing
RBoS
Royal Bank of Scotland
UNCTAD
United Nations Conference on Trade and Development

Einleitung
1
______________________________________________________________________
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist die Suche nach unerschlossenen Poten-
zialen von entscheidender Bedeutung. Die Frage der Standortwahl bzw. der Verlage-
rung von Unternehmensteilen ist ein wesentliches Element bei dieser Suche. Erfahrun-
gen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass bei Standortentscheidungen auf
internationaler Ebene allein der Blick auf beispielsweise möglichst niedrige Steuersätze
oder auf möglichst niedrige Lohnkosten nicht den gewünschten Erfolg bringt. Die The-
matik ist wesentlich komplexer als der isolierte Blick auf einzelne Kostenarten. Nur
dann, wenn ein Standort eine ganze Reihe von entscheidenden Vorteilen bietet, wird
sich der Schritt an einen neuen Auslandsstandort lohnen.
Die internationale Standortwahl zählt durch die langfristige Bindung von Kapital zu den
wichtigen und weitreichenden Entscheidungen eines Unternehmens. Sie ist im Ver-
gleich zu anderen Entscheidungen nur schwer revidierbar. Erfolg und Misserfolg einer
Investition sind in hohem Maße abhängig von der Gestaltung des Standortwahlprozes-
ses. Die Komplexität des Prozesses ist begründet in vielen Faktoren, welche in den ein-
zelnen Phasen wirken. Im Mittelpunkt der Arbeit steht daher die Frage nach den Grün-
den für eine erfolgreiche Standortwahl und welche Schlüsse daraus für zukünftige
Entscheidungen gezogen werden können.
Je nach Branche gestaltet sich die internationale Standortwahl unterschiedlich, da die
beeinflussenden Faktoren jeweils andere Gewichtungen haben. Gegenstand der vorlie-
genden Arbeit ist die Untersuchung der speziellen Bestimmungsgründe der internationa-
len Standortsuche bei Banken. Um die Problematik zu veranschaulichen, erfolgt die
Darstellung der bankbetrieblichen Standortfrage anhand des Länderbeispiels Irland. Der
Inselstaat bietet sich für die Erklärung an, da hier unterschiedliche Ansiedlungsgründe
von Banken anzutreffen sind. Irland als prosperierendes Land im Nordwesten Europas
hatte im Laufe der neunziger Jahre den Ruf des ,,Celtic Tiger" erworben und ist für
Banken in der jüngsten Zeit zunehmend interessant geworden.

Einleitung
2
______________________________________________________________________
Vor dem Hintergrund der beschriebenen Problematik ist es das Ziel der Arbeit, ent-
scheidungsrelevante Faktoren für international tätige Kreditinstitute unter Berücksichti-
gung der bankbetrieblichen Geschäftspolitik systematisch herauszuarbeiten und Lö-
sungsvorschläge aufzuzeigen. Zu diesem Zweck erfolgt die Darstellung des komplexen
Standortwahlprozesses nicht nur in theoretischer Form, sondern wird an Beispielen der
Ansiedlung von ausländischen Kreditinstituten in Irland verdeutlicht. Auf diese Weise
können die Kerninhalte dieses Prozesses aus Sicht der Bankenbranche untermauert
werden.
Mit dieser Arbeit sollen insbesondere die Grundlagen für künftige Standortentscheidun-
gen dargestellt und dadurch Anregungen und Entscheidungshilfen für die bankbetriebli-
che Standortwahl unterbreitet werden.
1.2 Aufbau der Arbeit
Zur Thematik der Standortsuche lässt sich auf eine weitreichende Anzahl von wissen-
schaftlichen Abhandlungen zurückblicken, die sich seit der wegweisenden Arbeit Jo-
hann Heinrich von Thünens ,,Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und
Nationalökonomie" aus dem Jahr 1826 mit dieser Materie beschäftigt haben. Diese an-
dauernde akademische Auseinandersetzung spricht für die Relevanz und für die fort-
währende Aktualität der vorliegenden Themenstellung. Grundlegend war die Erkennt-
nis, dass jedes soziale Geschehen und jede wirtschaftliche Tätigkeit neben der zeitlichen
auch über eine räumliche Dimension - die Frage des Ortes - verfügt. Die richtige Wahl
des Standorts als Grundlage wirtschaftlichen Erfolges ist eine elementare Feststellung.
Die Arbeit befasst sich im Kern mit Fragen der unternehmerischen Standortwahl, über-
trägt diese Problematik auf den Bankensektor und zeigt die praktische Umsetzung an-
hand von Finanzinstituten am Standort Irland. Am Rande werden die staatliche Stand-
ortpolitik sowie die Akquisition von Banken als Sonderform der Standortwahl
berücksichtigt.
Das der Einleitung folgende zweite Kapitel beginnt mit einem Abriss der historischen
Entwicklung von Veröffentlichungen zum Thema Standortsuche. Im Folgenden werden
die Standortfaktoren als Entscheidungskriterien herausgestellt und anhand der Eintei-
lung von Karl Christian Behrens' Werk ,,Allgemeine Standortbestimmungslehre" von

Einleitung
3
______________________________________________________________________
1961 beschrieben. Danach stellt die vorliegende Arbeit das Wachstum und die Rationa-
lisierung als generelle Zielsetzungen der Standortpolitik dar, nach welchen auch später
im praxisbezogenen Teil unterschieden wird. Das zweite Kapitel endet mit den Ent-
scheidungsverfahren der Standortwahl und den Besonderheiten im Zusammenhang mit
dem internationalen Standortmanagement.
Im dritten Kapitel folgt die Betrachtung der Standortsuche bei Banken. Die Kreditinsti-
tute begannen weltweit Anfang der 60er Jahre, einige Zeit nach der Industrie, mit einer
intensiven Auslandsexpansion. Seitdem ist der Aufbau umfassender internationaler
Stützpunktnetze durch den Bankensektor sprunghaft angestiegen und hat ein beachtli-
ches Ausmaß erreicht. Während beispielsweise die deutschen Banken 1963 nur drei
ausländische Filialen hatten, verfügten sie Ende 2003 über 322 Filialen und 414 Toch-
tergesellschaften im Ausland. Der dritte Teil der Arbeit widmet sich hauptsächlich den
für Banken entscheidenden Standortfaktoren und den mit der Standortwahl verfolgten
Zielen. Dabei werden die Unterschiede der wichtigsten Präsenzformen aufgezeigt. Wei-
terhin werden Möglichkeiten bezüglich des bankspezifischen Leistungsspektrums her-
ausgearbeitet.
Das vierte Kapitel dieser Arbeit beschreibt zunächst die wirtschaftliche Entwicklung
Irlands in den letzten Jahren. Zu Irland äußerte sich der Literatur-Nobelpreisträger
George Bernard Shaw einmal in den 1930ern, dass er hoffen würde, an dem Tag auf der
irischen Insel zu sein, an dem die Welt endet, da die Iren schon immer 50 Jahre hinter
der Zeit gewesen seien. Über 70 Jahre später kann das nicht mehr behauptet werden.
Mit einer Wirtschaft, die in den letzten Jahren konstant über dem Durchschnitt der Eu-
ropäischen Union anwuchs, ist aus Irland ein Standort erster Wahl für multinationale
Unternehmen geworden. Das Land hat sich in den letzten Jahren stark verändert, so dass
viel über das Wirtschaftswunder des ,,Celtic Tiger" diskutiert wurde. Im vierten Kapitel
werden die Gründe der Entwicklung untersucht. Im Anschluss erfolgt eine Ergänzung
der theoretischen Darstellungen dieser Arbeit durch praktische Erkenntnisse, die haupt-
sächlich auf einer vom Autor durchgeführten Befragung basieren. So kann die in der
Praxis angetroffene Vorgehensweise der Banken vor dem Hintergrund der Theorie re-
flektiert werden und umgekehrt. Die Praxisbeispiele veranschaulichen die bedeutenden
Standortfaktoren. Die Tatsache, dass im Rahmen der Befragung auch Erfahrungen mit

Einleitung
4
______________________________________________________________________
dem Standort Irland und zukünftige Pläne der Banken ermittelt wurden, erlaubt Rück-
schlüsse über weitere Entwicklungstendenzen. Der Autor hat dabei insbesondere die
ressourcenorientierte Standortwahl der Hypo Real Estate Bank International ausführlich
beschrieben. Im Anschluss wird aufgezeigt, dass Irland zunehmend auch für marktori-
entierte Banken von Interesse ist.
Das letzte Kapitel fasst die Arbeit zusammen und gibt die Empfehlungen des Autors
wieder. Die Arbeit soll insgesamt gleichermaßen einen detaillierten Überblick über die
Thematik der internationalen Standortwahl wie auch eine vertiefende Betrachtung der
Übertragung der Problematik auf den Bankensektor am Länderbeispiel Irland bieten.

Die Suche nach einem neuen Standort
5
______________________________________________________________________
2 Die Suche nach einem neuen Standort
Die Erkenntnisse der Standortbestimmungstheorie basieren auf den Werken von Alfred
Weber zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Wie er selbst zu diesem Zeitpunkt feststellte:
,,Wir haben aber ... bisher keine Theorie des Standorts der Gewerbe" (Weber 1922, S.
6). Weber beabsichtigte, diesen Mangel mit seinen Forschungen zu beseitigen. Grund-
lage seiner Überlegungen zur Bestimmung des optimalen Produktionsortes war das
Konstrukt des Standortfaktors. Unter einem Standortfaktor ist je nach Art ein Vorteil zu
verstehen, ,,... der für eine wirtschaftliche Tätigkeit dann eintritt, wenn sie sich an ei-
nem bestimmten Ort oder auch generell an Plätzen bestimmter Art vollzieht" (Weber
1922, S. 16 f.). Diese Vorteile ermöglichen es, ein bestimmtes Produkt je nach Ort mit
mehr oder weniger Kostenaufwand herzustellen. Die Standortfaktoren werden in We-
bers Theorie in Transportkosten, Arbeitskosten und Agglomerationsfaktoren, die eine
Kontraktion der Produktion an Agglomerationsplätzen verursachen, eingeteilt (Weber
1922, S. 35). Diese Begrenzung auf Kostenfaktoren schloss alle Einflüsse, die ein be-
stimmter Standort auf die Absatzlage ausübt, von vornherein aus (Behrens 1961, S. 7).
Webers Erkenntnisse sind die Grundlagen der heutigen Standortbestimmungslehre. Sei-
ne Werke wurden vielfach diskutiert. Behrens kommentiert Webers Werk: ,,Die eigent-
liche Stärke und zugleich der Kern der Weber'schen Theorie liegt in der Analyse der
Transportkosten ..." (Behrens 1961, S. 17). Angesichts der einseitigen Betrachtung der
Kostenseite wurde aber auch viel Kritik geäußert (Goette 1994, S. 53 f.). Ein weiterer
Kritikpunkt ist die Annahme, dass die benötigten Arbeitskräfte zu gegebenen Nominal-
löhnen überall verfügbar seien (Autschbach 1997, S. 128). Bereits im 19. Jahrhundert
hatte Johann Heinrich von Thünen als erster Standorttheoretiker die Zusammenhänge
zwischen dem natürlichen Standort landwirtschaftlicher Betriebe und dem Ausmaß der
Intensität der Anbauverfahren analysiert. Folgende Voraussetzungen wurden als gege-
ben angenommen: ,,Man denke sich eine sehr große Stadt in der Mitte einer fruchtbaren
Ebene gelegen ... Die Ebene enthalte weiter keine Städte, als die eine große Stadt, und
diese muß also alle Produkte des Kunstfleißes für das Land liefern, so wie die Stadt ein-
zig von der sie umgebenden Landfläche mit Lebensmitteln versorgt werden kann" (von
Thünen 1842, S. 11).

Die Suche nach einem neuen Standort
6
______________________________________________________________________
Das Grundanliegen Thünens bestand darin, zu zeigen, dass die Art der landwirtschaftli-
chen Bodennutzung nicht nur von der natürlichen Bodenbeschaffenheit abhängt, son-
dern auch durch den ökonomischen Bestand der Entfernung des Produktions- vom Kon-
sumort (die Stadt) bestimmt ist (Behrens 1961, S. 3). Je nach Nähe zum Konsumort
ändert sich danach die Intensität der Bodennutzung. ,,Mit der größeren Entfernung von
der Stadt wird aber das Land immer mehr und mehr auf die Erzeugung derjenigen Pro-
dukte verwiesen, die im Verhältnis zu ihrem Wert mindere Transportkosten erfordern"
(von Thünen 1842, S. 12). Die unterschiedlichen Arten der Bewirtschaftung ergeben
eine Schar von konzentrischen Ringen (vgl. Abb. 2-1) um das Konsumzentrum - die so
genannten ,,Thünen'schen Kreise" (Behrens 1961, S. 3 ff.). Thünens Überlegungen wa-
ren wegweisend für die Standortwahl im Rahmen der Betriebswirtschaftslehre
(Schwinn/Südkamp 1996, S. 223).
Abbildung 2-1: Thünen'sche Kreise
Aus der Sicht der Wirtschaftsgeographie lassen sich Standorttheorien in Theorien der
unternehmerischen Standortwahl und in Standortstrukturtheorien gliedern. Die einzel-
wirtschaftlichen Standorttheorien ermitteln den gewinnoptimalen Standort für einen
Einzelbetrieb, die Standortstrukturtheorien fragen nach gewinnoptimalen Standortmus-
tern, das heißt nach der räumlichen Verteilung von Betrieben in einer Region (Freck-
mann 1995, S. 9). Der bekannteste Vertreter der einzelwirtschaftlichen Theorien ist der
bereits erwähnte Alfred Weber. Standortstrukturtheorien hingegen suchen nach der op-
timalen räumlichen Struktur aller ökonomischen Aktivitäten einer Volkswirtschaft.

Die Suche nach einem neuen Standort
7
______________________________________________________________________
Thünen, Lösch und Christaller zählen zu den bekanntesten Gelehrten dieser Theorien
(Schätzl 2001, S. 29 f.). Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit zielt auf die unter-
nehmerische Standortwahl und die damit verbundenen Überlegungen.
Gegenüber der früheren Konzentration auf die Untersuchung von Standortfaktoren liegt
der Schwerpunkt der betrieblichen Forschung in jüngerer Zeit auf der Entwicklung von
Entscheidungsmodellen und -verfahren zur Unterstützung der Standortwahl (Küpper
2004, S. 625). Die Wahl eines neuen Standorts für ein Unternehmen stellt sich bei
Gründung oder Standortverlagerung. Die Entscheidung für einen neuen Standort resul-
tiert in einer Totalverlagerung des Unternehmens, einer Standortteilung durch Verlage-
rung eines Teils des Unternehmens oder einer Standortteilung durch Zweigbetriebs-
gründung (Freckmann 1995, S. 5). Häufig ist die Entscheidung für einen Standort
kapitalintensiv und mit langfristigen Konsequenzen verbunden. Daher müssen für eine
optimale Lösung der gegenwärtige als auch der zukünftige Zustand des Umfeldes be-
trachtet werden. Es gilt einen Standort zu finden, bei dem die unternehmerischen An-
forderungen und die tatsächlichen Eigenschaften des Standorts bestmöglich aufeinander
abgestimmt sind (Zelewski 1999, S. 97). Ähnlich formulierte es Behrens (1961, S. 34):
,,Gefragt wird nach dem Standort, der die Verwertung eines vorgegeben Leistungspro-
gramms und seine Erstellung mit Hilfe einer ebenfalls festliegenden Methode in optima-
ler Weise ermöglicht."
In der Regel sind die Eignungen denkbarer Unternehmensstandorte für ein bestimmtes
Unternehmen unterschiedlich, was in verschiedenen Personalverfügbarkeiten, Trans-
portmöglichkeiten oder auch in der Nähe zum Kunden begründet sein kann. Somit ist
der Ort zu wählen, bei dem die Differenz zwischen standortbedingten Erträgen und
Aufwendungen maximal ist (Wöhe/Döring 2001, S. 320 f.). Ein einzelner Standort ist
wiederum nicht für alle Unternehmen gleich günstig. Entscheidend sind neben den
Standortbedingungen die spezifischen Standortanforderungen eines jeden Unterneh-
mens, begründet in der jeweiligen Kapitalkraft, Produktionsmenge, Fertigungstiefe usw.
Damit wird auch die Standortqualität, das heißt die Vorteilhaftigkeit des Standorts, nicht
nur durch die vorhandenen Bedingungen bestimmt, sondern auch durch die Anforde-
rungen eines Unternehmens an den Leistungsprozess beeinflusst (Tesch 1980, S. 534
ff.). In einzelnen Branchen können die Unternehmen ihre Standortentscheidung nicht

Die Suche nach einem neuen Standort
8
______________________________________________________________________
frei treffen, da sie an bestimmte Voraussetzungen gebunden sind, z. B. Erdölförderer
oder auch Fischereibetriebe. Betriebe, welche solchen Beschränkungen nicht unterlie-
gen, sind in ihrer Standortwahl frei (Schmalen 2001, S. 66).
Eine erfolgreiche Standortplanung erfolgt unter Berücksichtigung aller relevanten
Standortfaktoren und der Erfassung und Bewertung dieser Faktoren mit Hilfe von Ent-
scheidungsmodellen. Die betriebliche Standortwahl kann in drei Schritten erfolgen:
1.
Internationale Standortwahl - Welcher Staat?
2.
Interlokale Standortwahl - Welche Region?
3.
Lokale Standortwahl - Welche exakte Position?
Im Zuge der Globalisierung gewinnt die erste Stufe der Auswahl eines Landes immer
mehr an Bedeutung (Wöhe/Döring 2001, S. 321).
2.1 Standortfaktoren als Entscheidungskriterien
Befragt nach den Gründen für die Wahl eines ausländischen Standorts wurden von ver-
schiedenen deutschen Unternehmen hauptsächlich die Kosten der Produktionsfaktoren
und die Markterschließung genannt. Mit einigem Abstand folgte die Nähe zu wichtigen
Kunden. Überraschenderweise zählte der Punkt Steuern, Abgaben, Subventionen nicht
zu den drei wichtigsten Motiven. Andere aufgeführte Gründe waren Kapazitätsengpäs-
se, Technologieerschließung und Währungsausgleich (Kinkel/Lay/Jung Erceg 2004, S.
22).
In einer Studie aus dem Jahr 2003 (MacCarthy/Atthirawong 2003, S. 813 f.) wurden die
international wichtigsten Faktoren bei der Standortsuche ermittelt, die von den erwähn-
ten Gründen deutscher Unternehmen abweichen und weniger absatzorientiert sind. Die
fünf Faktoren, die eine Standortentscheidung international betrachtet am stärksten be-
einflussen, sind (mit abnehmender Bedeutung):
1.
Kosten
2.
Infrastruktur
3.
Arbeitsmarkt

Die Suche nach einem neuen Standort
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______________________________________________________________________
4.
Regierung und deren Politik
5.
Wirtschaft.
Diese Rangfolge zeigt aber nur die grundsätzliche Bedeutung der Kriterien und kann
nicht für eine einzelne Standortentscheidung verallgemeinert werden. Generell sind
Standortfaktoren Determinanten zur Standortwahl, hängen vom einzelnen Standort ab
und wechseln mit der Variation des Standorts. Die Bedeutung der einzelnen Bestim-
mungsfaktoren unterscheidet sich in den einzelnen Wirtschaftszweigen mitunter stark
(Jung 2004, S. 60 f.).
Karl Christian Behrens legte in seiner ,,Allgemeinen Standortbestimmungslehre" von
1961 eine Systematik der Standortfaktoren dar, die heute als fundamental angesehen
wird. Behrens' Absicht für diese Systematik war es, ,,... einen einheitlichen Gliede-
rungsgesichtspunkt zu finden, der zugleich aus der Problemstellung der betriebswirt-
schaftlichen Standortbestimmungslehre logisch abgeleitet werden kann" (Behrens 1961,
S. 48). Er legte den Rentabilitätsgrad als Kriterium fest, der umso günstiger ist, je besser
ein Standort den Einsatz der benötigten Güter und den Absatz der Betriebsleistung ge-
währleistet. ,,Es sind also zunächst die Standortfaktoren zu analysieren, an denen sich
der Gütereinsatz orientiert, sodann jene, die auf den Absatz der Leistung Einfluß neh-
men" (Behrens 1961, S. 48 f.). In Anlehnung an die Einteilung von Behrens
lassen sich
somit Standortfaktoren in den Gütereinsatz und den Güterabsatz betreffende unterschei-
den (vgl. Tabelle 2-1). Diese Einteilung eignet sich primär für Industriebetriebe. Sie
wird aber ebenso als Basis für andere Branchen herangezogen (Beyerle 1998, S. 29).

Die Suche nach einem neuen Standort
10
______________________________________________________________________
Tabelle 2-1: Überblick über wichtige Standortfaktoren (Wöhe/Döring 2002)
Standortfaktoren
Input-orientierte Standortfaktoren -
Gütereinsatz
Output-orientierte Standortfaktoren -
Güterabsatz
Anlagegüter Kunden
Material und Transportkosten
Mitbewerber
Verkehrsanbindung und Energieversorgung Herkunfts-Goodwill
Arbeitskräfte
Umweltschutz
Staatliche Leistungen
Steuern und Subventionen
Daneben lassen sich die Standortfaktoren auch in limitationale und substitutionale un-
terscheiden. Limitationale Kriterien sind für einen Investor unabdingbar (z. B. Grund-
stücksanforderungen), substitutionale Kriterien (z. B. Lohnkosten) können sich dagegen
in ihrer Zielwirkung kompensieren (Küpper 2004, S. 626).
Weitere Einteilungsmöglichkeiten sind Push- und Pull-Faktoren, harte und weiche
Standortfaktoren, der Diamant-Ansatz von Michael Porter oder auch der umfassende
Katalog von Tesch (Tesch 1980, S. 364 ff.). Push-Faktoren sind Kriterien, die an einem
bestehenden Standort negativ ausgeprägt sind und ansässige Unternehmen zu einer
Standortverlagerung veranlassen. Pull-Faktoren sind an einem möglichen neuen Stand-
ort positiv ausgeprägt und ziehen Unternehmen an. Push- und Pull-Faktoren können
durchaus identisch sein. Die Abgrenzung von harten zu weichen Standortfaktoren ges-
taltet sich nicht einfach. Harte Faktoren sind besser quantifizierbar, jedoch haben auch
die zunehmend bedeutenderen weichen Kriterien, wie das Image einer Region und das
kulturelle Angebot, Auswirkungen auf eine Standortentscheidung. Der Diamant-Ansatz
von Porter schließlich unterteilt Standortfaktoren in vier Gruppen: Faktorbedingungen,
Nachfragebedingungen, verwandte und zuliefernde Branchen sowie Firmenstrategie,
Struktur und Wettbewerb (Salmen 2001, S. 27 ff.; Kutschker/Schmid 2004, S. 439 ff.).
Tesch stellte einen umfangreichen Katalog von Standortfaktoren zusammen, welche die
standortbedingte Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinflussen und damit Inves-
titionen und Handel bestimmen (Tesch 1980, S. 348 ff.). Da die unterschiedlichen Ein-

Die Suche nach einem neuen Standort
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teilungen der Faktoren überwiegend die gleichen Ausprägungen beinhalten, soll im Fol-
genden das Augenmerk auf der Einteilung nach Behrens liegen.
Hauptaussage der verschiedenen Standortansätze in Anlehnung an die jeweiligen
Standortfaktoren ist schließlich, dass es zur Ansiedlung nicht nur dort kommt, wo die
Bedingungen am günstigsten sind, sondern wo das Zusammenspiel des einzelnen Enga-
gements mit den Motiven und den Bedingungen am vorteilhaftesten ist (Kutsch-
ker/Schmid 2004, S. 438). Die Ansiedlung wird auf Grundlage der in Abschnitt 2.3 be-
schriebenen Entscheidungsverfahren bestimmt.
2.1.1 Gütereinsatz
In den Bereich Gütereinsatz fällt die Beschaffung der für das Betriebsgeschehen not-
wendigen Einsatzgüter. Der Einfluss auf die Standortwahl wird danach bestimmt, ob die
Güter am Ort vorhanden sein müssen oder von anderen Orten bezogen werden können.
Aus der Nichttransportierbarkeit von Einsatzgütern folgt, dass sich ein Unternehmen
ausschließlich an ausgewählten Standorten niederlassen kann. Daneben ist relevant, ü-
ber welche Entfernung ein Bezug der einzusetzenden Mittel in Abhängigkeit von Zeit
und Kosten wirtschaftlich ist (Behrens 1961, S. 50).
2.1.1.1 Anlagegüter
Besondere Bedeutung ist bei den Anlagegütern der Lage, der Beschaffenheit und dem
Preis von Immobilien beizumessen. Ein Standort hat die Anforderungen zu erfüllen,
dass ausreichend Grundstücke vorhanden sind und der vorhandene Platz für das Unter-
nehmen auch nutzbar ist (Jung 2004, S. 62). Beim Erwerb von Immobilien sollten ins-
besondere Industrieunternehmen die regional unterschiedlichen Miet-, Pacht- bzw.
Kaufpreise beachten, da die Produktherstellung meist vom Standort der Kunden unab-
hängig ist. Dagegen trifft diese Annahme für viele Dienstleistungsunternehmen nicht zu
(Thommen 2003, S. 95). Wird eine Immobilie unbebaut gekauft, sind die Quantität und
die Qualität des Baugrundes sowie die Grundstückspreise und die Bau- und Folgekosten
zu beachten. Beim Kauf eines bebauten Grundstücks sind der Zustand des Gebäudes
sowie die Kauf- und Folgekosten relevant (Behrens 1961, S. 57).

Die Suche nach einem neuen Standort
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Bei fehlender Transportfähigkeit von Beschaffungsgütern liegt hierbei keine freie, son-
dern eine an den Standort gebundene Entscheidung vor. Z. B. weist der Grund und Bo-
den als Anlagegut in den Betrieben von Landwirtschaft und Rohstoffabbau wegen sei-
ner Nichttransportierbarkeit hohe Standortrelevanz auf. Anlagegüter wie Maschinen und
sonstige technisch-organisatorische Betriebsgüter sind dagegen meist transportabel
(Behrens 1961, S. 58). Mitunter hängt das Betreiben bestimmter Anlagen an gewissen
Orten jedoch von der Betriebsgenehmigung der Behörden ab (Wöhe/Döring 2002, S.
322).
2.1.1.2 Material und Transportkosten
Material ist im Allgemeinen transportfähig. Es sollte demzufolge darauf geachtet wer-
den, ob die Zulieferung von Materialien nicht nur preiswert ist, sondern auch in der er-
forderlichen Qualität und Zeit geschieht. Eine alleinige Kostenbetrachtung der zugelie-
ferten Materialien kann leicht zu Problemen führen (Meijboom/Vos 1997, S. 12 f.).
Alles in allem stehen die Transportkosten und der zeitliche Aufwand im Mittelpunkt der
Betrachtung. Transportkosten entstehen bei der Beschaffung von Roh-, Hilfs- und Be-
triebsstoffen sowie Produktkomponenten und beim Absatz der erzeugten Güter. Die
Höhe hängt beispielsweise von der Entfernung, der erforderlichen Transportzeit und
dem verwendeten Verkehrsmittel ab (Schmalen 2001, S. 70).
Bei mehreren verwendeten Materialien wird zudem berücksichtigt, mit welchem Anteil
der einzelne Stoff in das Endprodukt eingeht. Das geschieht mit einem Materialindex
bzw. Gewichtskoeffizient (Jung 2004, S. 62). Je höher die gesamten Transportkosten
sind, desto näher wird der betriebliche Standort am Ursprungsort der Materialien liegen.
Der optimale betriebliche Standort wird sich unter Ausschluss anderer Faktoren dort
befinden, wo die Summe aus Einstandspreis und Transportkosten minimal ist (Wö-
he/Döring 2002, S. 322).
2.1.1.3 Arbeitskräfte
In hohem Maße spielen zwei Kriterien eine entscheidende Rolle. Einerseits handelt es
sich um das Angebot von Arbeitskräften und andererseits um die Arbeitskosten. Es ist
von Bedeutung, dass genug qualifiziertes Personal in einem entsprechenden Umkreis

Die Suche nach einem neuen Standort
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zur Verfügung steht. Oft ist die Qualität des Arbeitsangebotes entscheidend für die
Standortwahl. So kann das räumlich konzentrierte Angebot von Spezialisten eine wich-
tige Ursache für eine Standortentscheidung sein, beispielsweise für das Finanzgewerbe
in Frankfurt als Sitz der Europäischen Zentralbank, der Bundesbank und vieler anderer
Banken (Korndörfer 2003, S. 145). Führung und Steuerung des neuen Standorts erfor-
dern eine hohe Kompetenz an lokale Gegebenheiten. Diese Kompetenz ist im Ausland
nicht mit Sprachkenntnis allein zu verwechseln. Es bietet sich deshalb an, dass neben
einer erfahrenen Führungskraft ein einheimischer Manager die Verantwortung mit trägt
(Emmrich 2002, S. 243 f.). Bei der Anwerbung von Führungskräften spielen Faktoren
wie der Freizeitwert und das kulturelle Umfeld des Standorts eine gewichtige Rolle.
Sind derartige Werte unterdurchschnittlich, können diese Mitarbeiter nur mittels hoher
Lohnzulagen gewonnen werden (Schmalen 2001, S. 72).
Bei der Betrachtung der Arbeitskosten zeigt sich, dass sich diese aus der direkten Ver-
gütung und den Personalzusatzkosten, wie z. B. Sozialversicherungsanteil und Urlaubs-
geld, zusammensetzen (Wöhe/Döring 2002, S. 323). Im internationalen Vergleich kön-
nen erhebliche Arbeitskostenunterschiede festgestellt werden (vgl. Abb. 2-2). Daher ist
gut nachvollziehbar, dass die Höhe der Arbeitskosten das Hauptmotiv für die Produkti-
onsverlagerung von Industrieunternehmen aus Deutschland ist (DIHK 2003, S. 6).

Die Suche nach einem neuen Standort
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Abbildung 2-2: Internationale Arbeitskosten (Institut der deutschen Wirtschaft Köln 2004)
Die Höhe der Arbeitskosten hat viele deutsche Unternehmen mit arbeitsintensiven Fer-
tigungsprozessen in der Vergangenheit dazu veranlasst, ihre Produktion ins Ausland zu
verlagern. Unternehmen wählen dann vor allem Niedriglohnländer (Schierenbeck 2003,
S. 46). Allerdings sind bereits zahlreiche Fälle bekannt, bei denen Unternehmen ihre
Fertigung nach Deutschland zurückgeholt haben, da die Produktivität in Deutschland
ausgesprochen hoch ist und moderne Fertigungstechnologien die Bedeutung des Lohn-
aufwands geschmälert haben (Schmalen 2001, S. 73). Diese Feststellung belegt auch die
Quote der enttäuschten Rückverlagerer bei einer empirischen Untersuchung. Hierbei
war das Verhältnis von Rückverlagerern zu Verlagerern im zeitlichen Verlauf in den
letzten Jahren zunächst kontinuierlich auf 1 zu 3 angestiegen, um dann wieder auf 1 zu
5,6 zu fallen (vgl. Abb. 2-3). In erster Linie erfolgt die Rückkehr bei Großbetrieben.
Aus den Rückverlagererzahlen lässt sich ableiten, dass in einer gewissen Anzahl von
Fällen die Erwartungen der Unternehmen nicht erfüllt wurden (Kinkel/Lay 2004, S. 3).

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Verlagerer- und Rückverlagererquote
17
26
27
19
25
4
6
6
4
0
5
10
15
20
25
30
1995
1997
1999
2001
2003
Verlagerung in den zwei
Jahren vor ... realisiert (in
%)
Rückverlagerung in den
zwei Jahren vor ... realisiert
(in % ohne 1995)
Abbildung 2-3: Entwicklung der Verlagerer- und Rückverlagererquote im Zeitverlauf (Kinkel/Lay 2004)
Analysen haben die Gründe für die Rückverlagerung der Unternehmen aufgezeigt. An
erster Stelle standen die Produktionskosten, welche teurer als erwartetet waren, und die
mangelnde Flexibilität am ausländischen Produktionsstandort. Gleich dahinter folgte die
ungenügende Qualität in der Produktion sowie auch die hohen Koordinationskosten
(Kinkel/Lay 2004, S. 8). Viele Unternehmen geben die Rückverlagerung nur in anony-
men Umfragen zu, da sie sonst kostspielige Fehler aufgrund mangelhafter Planung ein-
gestehen müssten. Eines der wenigen offen genannten Beispiele ist Varta Microbattery.
Der Batteriehersteller brachte bereits 1998 die Fertigung von Knopfzellen von Singapur
zurück nach Deutschland. Grund war die Überlegenheit der deutschen Entwicklungsab-
teilung (Linneweber 2004).
2.1.1.4 Verkehrsanbindung und Energieversorgung
Bei der Energieversorgung ist von Interesse, zu welchem Preis und mit welcher Bestän-
digkeit Energie bezogen werden kann. Ungleichheiten sind häufig mit unterschiedlichen
Besteuerungen zu erklären, z. B. Ökosteuern in einzelnen Staaten. Dieser Punkt spielt in
erster Linie für energieintensive Fertigungsbetriebe eine Rolle (Schierenbeck 2003, S.
46). Im Gegensatz zur Verkehrsanbindung hat die Energieversorgung heutzutage aber
als Standortfaktor an Bedeutung verloren, da die Elektrizitätsversorgung nun weitge-
hend standortunabhängig ist (Jung 2004, S. 66). Wenn ein Unternehmen auf gute Er-

Die Suche nach einem neuen Standort
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reichbarkeit angewiesen ist, dann werden Umschlagplätze, Verkehrsknotenpunkte oder
allgemein Gebiete mit guter Verkehrsanbindung bevorzugt (Schierenbeck 2003, S. 46).
2.1.1.5 Umwelt und Umweltschutz
Die zunehmende Bedeutung des Umweltschutzes hat dazu geführt, dass an bestimmten
Standorten, beispielsweise in der Nähe von Wohngebieten, keine Ansiedlung mehr er-
folgen kann oder dass sie nur unter erschwerten Bedingungen und mit besonderen Auf-
lagen möglich ist. Neben gesetzlichen Vorschriften und behördlichen Auflagen kann
auch die öffentliche Meinung für Neuansiedlungen problematisch sein. Negative Presse
wäre ein Resultat, z. B. mit Berichten über Bürgerinitiativen, die sich gegen das Unter-
nehmen richten. Stark differierende Anforderungen an den Umweltschutz sowie ver-
schiedene Kosten für Umweltschutzauflagen und Entsorgung im internationalen Ver-
gleich sind mitunter entscheidende Kriterien bei Standortentscheidungen (Wöhe/Döring
2002, S. 324).
2.1.1.6 Staatliche Leistungen
Die Stabilität des Rechtssystems trägt in hohem Maße dazu bei, dass ein gesicherter
wirtschaftlicher Betrieb überhaupt möglich ist. Maßmann und Schmidt bestätigen diese
Ansicht: ,,Recht ist ein Merkmal von Ländern und als solches ein Standortfaktor. Die
Qualität, die Stabilität und die Heterogenität nationaler Rechtssysteme ist damit eine
Determinante der Entscheidungen von MNU (Multinationalen Unternehmen) über ihre
Standorte und möglicherweise auch ihrer Strategien" (Maßmann/Schmidt 1998, S. 2).
Zu den rechtlichen Standortfaktoren zählen die gesamte Rechtsordnung des Staates und
gewohnheitsrechtliche Regelungen, wie ,,gute Sitten" und ,,Treu und Glauben"
(Autschbach 1997, S. 145). Entscheidend ist dabei, dass die rechtlichen Merkmale von
Ländern als Standorte vornehmlich als Ausschlusskriterium dienen. Folglich wird der
Standort gemieden, wenn das lokale Recht die gesetzten Mindestbedingungen nicht er-
füllt. Außer in Sonderfällen stellt lokales Recht keinen besonderen Grund für eine posi-
tive Standortentscheidung dar (Maßmann/Schmidt 1998, S. 22 f.). Dass Recht als
Standortfaktor zunehmend bedeutend wird, zeigt sich an der wachsenden Zahl der Fälle
vor der Schlichtungsstelle der Weltbank (ICSID - International Center for Settlement of
Investment Disputes), bei denen Investoren gegen die Behörden der Gastländer klagen.

Die Suche nach einem neuen Standort
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Gegenstand der Konflikte sind unvorhergesehene Änderungen von Regulierungen, Ent-
eignungen oder neue Steuergesetze (o. V. 2004a, S. 6).
Zwischen den einzelnen Industrieländern existieren nur geringe Unterschiede in der
Stabilität des Rechtssystems. Entwicklungsländer und Krisenregionen gewährleisten
bisweilen nur unzureichende Rechtssicherheit, so dass eine Ansiedlung trotz ansonsten
günstiger Faktoren zum Scheitern verurteilt sein wird. Diese Meinung vertritt auch
Thierry Desmarest, der Chef des französischen Mineralölkonzerns Total. Auf eine mög-
liche Akquisition von Sibneft in Russland angesprochen, antwortete er im Jahr 2004:
,,Wir suchen keine große Akquisition in Russland. Das ist kein einfacher Markt, vor al-
lem mit Blick auf die Rechtssicherheit und eine stabile Besteuerung." (Alich/Wiede
2004, S. 2).
Ebenfalls eine staatlich bereitgestellte Leistung ist die Infrastruktur, das heißt Ver-
kehrswege, Leitungssysteme etc. Eine schlechte Infrastruktur kann einen Arbeitskos-
tenvorteil kompensieren und somit zum Ausscheiden im Standortwettbewerb führen
(Wöhe/Döring 2002, S. 325). Die volkswirtschaftliche Situation im Land kann ebenfalls
ein Ausschlusskriterium für eine Investition darstellen, da sie meist unmittelbaren Ein-
fluss auf die Beschaffung und die Kombination der Produktionsfaktoren sowie den Ab-
satz der Produkte hat (Autschbach 1997, S. 144). Auch hohe Inflationsraten, starke
Wechselkursschwankungen oder ein unzulängliches Schul- und Gesundheitswesen be-
einflussen die Standortwahl (Schmalen 2001, S. 77). Wichtig ist es außerdem, Klarheit
über die Stabilität und das Wachstumspotenzial der Volkswirtschaft zu haben.
2.1.1.7 Steuern und Subventionen
Steuern und Subventionen stellen einen weiteren Standortfaktor dar. Subventionen in
Form von Steuervergünstigen oder Investitionszulagen sollen Investitionen in struktur-
schwache Gebiete lenken. Beispielsweise besteht in Deutschland ein nationales Gefälle
bei der Gewerbeertragsbesteuerung, die von null Prozent in Norderfriedrichskoog bis
über 20 Prozent in Frankfurt/Main reicht. Neben Norderfriedrichskoog ist auch in ande-
ren kleinen Orten, wie Freudenberg oder Kreuzbruch, der Hebesatz für die Gewerbe-
steuer auf null gesenkt worden. In Orten, die annähernd keine Gewerbesteuereinnahmen
hatten, werden damit Arbeitsplätze geschaffen. Zwar hat es 2003 eine Gesetzesände-

Die Suche nach einem neuen Standort
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rung gegeben, die eine Mindestbesteuerung verlangt. Das betrifft aber nur die Tochter-
gesellschaften von deutschen Konzernen und somit beispielsweise die milliardenschwe-
re Beteiligungsverwaltung der Deutschen Bank in Norderfriedrichskoog. Ausländische
Unternehmen oder ein Produktionsbetrieb etwa können sich weiterhin in den deutschen
Steueroasen ansiedeln (Schäfer 2003, S. 86 f.).
Abbildung 2-4: Steuersätze auf Unternehmensgewinne in Europa (IDA/Deloitte 2004a)
Das internationale Gefälle ist, allein schon innerhalb der Europäischen Union (im Fol-
genden kurz: EU), stark ausgeprägt (vgl. Abb. 2-4). Die Steuerbelastung in Deutschland
wird häufig als überdurchschnittlich wahrgenommen. Bei der Beurteilung des Steuer-
systems muss allerdings neben der Staatseinnahmenseite auch die Staatsausgabenseite
betrachtet werden, was z. B. in Deutschland in einer sehr guten Infrastruktur und hoch
qualifiziertem Humankapital resultiert (Oppenländer 1997, S. 221). Besonders hinder-
lich am deutschen Standort ist jedoch die Komplexität der Besteuerung: 118 Gesetze, 87
Rechtsverordnungen und mehr als 3.800 Schreiben des Bundesfinanzministeriums ­ das
alles gilt es im deutschen Steuer- und Abgabenrecht zu beachten (Weber 2004a). Im in-
ternationalen Vergleich befindet sich die Steuerbelastung von Unternehmen in Deutsch-
land, je nach Quelle und Berechnungsgrundlage, im Mittelfeld bzw. in der Spitzenregi-
on. Nach Berechnungen vom Institut der deutschen Wirtschaft wurde die höchste
effektive gesamte Abgabenlast (Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer und sonstige Abga-
ben) einer Gruppe von 17 Industrieländern in Japan und Italien ermittelt. ,,... die deut-
schen Kapitalgesellschaften rangieren hinsichtlich der effektiven Steuerlast inzwischen
im internationalen Mittelfeld" (Institut der deutschen Wirtschaft 2002, S. 3). Die nied-
rigsten Belastungen finden sich in Irland und Schweden (vgl. Abb. 2-5).

Die Suche nach einem neuen Standort
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Abbildung 2-5: Internationale Steuerbelastung (Institut der deutschen Wirtschaft 2002)
Das Bundesamt für Finanzen kommt dagegen zu dem Ergebnis, dass kein Land in
Europa die Gewinne von Kapitalgesellschaften so stark belastet wie Deutschland
(Weber 2004a). Aufgrund dieser Werte ist die Höhe der Steuern und Abgaben ein
wichtiges Motiv für die Produktionsverlagerung von Industrieunternehmen aus
Deutschland heraus (DIHK 2003, S. 6). Jedoch kann die Absicht, durch eine
Standortverlagerung ins Ausland Steuern zu sparen, zu einer Doppelbesteuerung im In-
und Ausland führen. Eine Verlagerung führt nur dann zum gewünschten Erfolg, wenn
der Wohnsitzstaat des Unternehmens die ausländischen Einkünfte von der
Inlandsbesteuerung befreit (Wöhe/Döring 2002, S. 326). Dafür muss zwischen den
jeweiligen Staaten ein Doppelbesteuerungsabkommen (im Folgenden kurz: DBA)
bestehen.
Grundsätzlich gilt, dass bei der Standortwahl die Langfristigkeit der Entscheidung be-
achtet werden sollte. Steuerliche Vorschriften und Vergünstigungen können sich kurz-
fristig ändern. Damit würde die anfängliche Grundlage für die Wahl des Standorts ent-

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832487393
ISBN (Paperback)
9783838687391
DOI
10.3239/9783832487393
Dateigröße
871 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin – Wirtschaftswissenschaften I
Erscheinungsdatum
2005 (Mai)
Note
1,3
Schlagworte
standortwahl standortfaktor internationalisierung kreditinstitute standort
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