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Ökonomische Möglichkeiten einer Trinkwasserpolitik

©2005 Diplomarbeit 111 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
„Der Anfang aller Dinge ist das Wasser; aus dem Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück” (Thales von Milet ca. 650-560 v. Chr.). Wasser ist Leben, Quelle der Kultur, das erste Element, das blaue Gold – vielfältig sind die Begriffe, mit denen die herausragende Bedeutung von Wasser als grundlegendes und lebensnotwendiges Element für die ökonomische und menschliche Entwicklung beschrieben wird.
Süßwasser wurde zu allen Zeiten von den verschiedensten Völkern angebetet, als göttlich verehrt und für heilig gehalten. Die Assyrer und Chaldäer beteten Flüsse an, die Ägypter verehrten den Nil, die Phönizier huldigten den Quellen des Adonis-Flusses, die Griechen opferten der Quellgöttin Artemis und die Buddhisten erklärten den Ganges zum heiligen Fluss (Hauser 2000).
Weltweite, aktuelle aber auch historische Gedanken, Berichte und Meinungen um das lebensnotwendige «Blaue Gold» füllen die Medien und Diskussionen der heutigen Gesellschaft.
Sauberes Trinkwasser – unsere wichtigste Lebensgrundlage - soll im neuen Jahrtausend das Erdöl als notwendigsten globalen Rohstoff ablösen. Dass Wasserknappheit in vielen Regionen der Erde eines der größten ungelösten Probleme ist, war für die Vereinten Nationen Anlass genug, bereits im Jahr 1994 den „Tag des Wassers“ – einmal jährlich, am 22. März – einzuführen und das Jahr 2003 als das „Internationale Jahr des Süßwassers“ auszurufen. Somit konnte die Brisanz des Problems unterstrichen werden und es war wichtig, das Thema zu sensibilisieren, um das Verständnis für die Probleme der Wasserbewirtschaftung zu fördern. Da unser gesamter Lebensstandard auf einen funktionierenden Kreislauf des Wassers angewiesen ist, sollte dieses ökologische Gleichgewicht auf keinen Fall zerstört werden.
In industrialisierten Ländern, welche hauptsächlich in dieser Arbeit angesprochen werden, beinhaltet die ökonomische Diskussion, dass die Ressource Wasser, als lebensnotwendiges Gut, in ausreichender Qualität und Quantität für konkurrierende Nutzungen (Landwirtschaft, Industrie, Haushalte) zur Verfügung stehen sollte.
Aufgrund von gesellschafts- und gesundheitspolitischen Überlegungen (Versorgungssicherheit, sozial verträgliche Tarife, etc.) und der Beobachtung, dass die Wasserwirtschaft ein natürliches Monopol darstellt, wird die Wasserver- und Abwasserentsorgung traditioneller Weise meist von der Öffentlichen Hand geregelt. Ungeachtet davon, dass die Wasserwirtschaft einen hohen Infrastrukturbedarf […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8733
Unterrainer, Barbara Monalisa: Ökonomische Möglichkeiten einer Trinkwasserpolitik
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Diplomarbeit, 2005
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

,,WASSER, du hast weder
Geschmack noch Farbe, noch
Aroma. Man kann dich nicht
beschreiben. Man schmeckt dich,
ohne dich zu kennen. Es ist nicht
so, dass man dich zum Leben
braucht; du selbst bist das Leben!
Du durchdringst uns als Labsal,
dessen Köstlichkeit keiner
unserer Sinne auszudrücken
fähig ist. Durch dich kehren uns
alle Kräfte zurück, die wir schon
verloren gaben. Dank deiner
Segnungen fließen in uns wieder
alle bereits versiegten Quellen
der Seele. Du bist der köstlichste
Besitz dieser Erde. Du bist auch
der empfindsamste, der rein dem
Leib der Erde entquillt. Vor einer
Quelle magnesiumhaltigen
Wassers kann man verdursten.
An einem Salzsee kann man
verschmachten. Und trotz zweier
Liter Tauwasser kann man
zugrunde gehen, wenn sie
bestimmte Salze enthalten.
Du nimmst nicht jede Mischung
an, duldest nicht jede
Veränderung. Du bist eine leicht
gekränkte Gottheit!
Aber du schenkst uns ein
unbeschreibliches einfaches und
großes Glück."
(Antoine de Saint-Exupéry)

INHALTSÜBERSICHT
Teil A. Einführung in die Thematik ... 12
1. Erläuterung der Forschungsfrage... 13
2. Kurze Vorschau der zu erwarteten Ergebnisse ... 14
3. Grundinformation zum Thema ,,Süßwasser" ... 14
Teil B. Wirtschaftstheoretischer Hintergrund ­ Ressourcenökonomik ... 30
4. Charakteristika des Gutes Wasser ... 30
5. Ökonomische Theorien in diesem Zusammenhang ... 33
Teil C. Nutzung der natürlichen Ressource Süßwasser ... 42
6. Nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen ... 43
7. Problematik: Wasser ­ grenzüberschreitende Konflikte ... 47
Teil D. Rechtliche Bestimmungen und Wasserwirtschaft ... 49
8. Die Rechtsfrage ... 49
9. Die Wasserwirtschaft ... 58
Teil E. Möglichkeiten einer Trinkwasserpolitik ... 62
10. Theoretische Grundlagen wirtschaftspolitischer Eingriffe ... 63
11. Staatliche Lösung ... 70
12. Privatisierung der Trinkwasserversorgung ... 74
13. Mischsysteme ... 82
14. Ökonomischer Vergleich der erarbeiteten Möglichkeiten ... 87
15. Ein Blick auf Österreich ... 88
16. Meinungen und Positionen in der öffentlichen Diskussion ... 90
Teil F. Schlussdiskussion ... 94
17. Zusammenfassung der Haupterkenntnisse und Kernaussagen ... 94
18. Perspektiven der österreichischen Wasserpolitik ... 97
19. Wirtschaftspolitische Schlussfolgerung und Bedeutung ... 99
20. Ausblick ... 101

INHALTSVERZEICHNIS
Einleitende Impression ... 02
Inhaltsübersicht ... 03
Verzeichnis der Abbildungen ... 08
Verzeichnis der Abkürzungen ... 10
Teil A. Einführung in die Thematik ... 12
1. Erläuterung der Forschungsfrage ... 13
2. Kurze Vorschau der zu erwarteten Ergebnisse ... 14
3. Grundinformation zum Thema ,,Süßwasser" ... 14
3.1. Begriffserklärung ... 15
3.2. Wasserhaushalt der Erde ... 17
3.3. Ressourcenverfügbarkeit ... 19
3.4. Internationale Lage der Wasserversorgung ... 21
3.5. Nahrung ­ Wasser ­ Gesundheit ... 22
3.5.1. Internationale Beispiele ... 22
3.5.2. Wasser als Lifestyle-Produkt ... 23
3.6. Klimawandel und Wasser ... 24
3.7. Problematik von Süßwasserreserven ... 24
3.7.1. Wasserknappheit ... 25
3.7.2. Grundwasserabsenkung ... 25
3.7.3. Wasserverschmutzung ... 26
3.8. Süßwasserprobleme in Europa ... 27
3.9. Zahlen ­ Daten ­ Fakten zu Österreich ... 27
Teil B. Wirtschaftstheoretischer Hintergrund - Ressourcenökonomik ... 30
4. Charakteristika des Gutes Wasser ... 30
4.1. Erschöpfbare Ressource ... 32
4.2. Erneuerbare Ressource ... 32
4.3. Bioenergetische Ressource ... 32

5. Ökonomische Theorien in diesem Zusammenhang ... 33
5.1. Gleichgewichtsmodell ­ erschöpfbare Ressource ... 33
5.2. Gleichgewichtsmodell ­ erneuerbare Ressource ... 36
5.2.1. Berücksichtigung der Fassungskosten ... 38
5.2.2. Ausrottung einer erneuerbaren Ressource bei klar
definierten Eigentumsrechten ... 39
5.3.
Probleme im Zusammenhang mit der Ressourcenallokation
...
39
5.4. Umweltpolitische Eingriffe in die Ressourcenallokation ... 40
Teil C. Nutzung der natürlichen Ressource Süßwasser ... 42
6. Nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen ... 43
6.1. Dynamische Effizienz ... 44
6.1.1. Das Zwei-Perioden-Modell ... 44
6.1.2. Die Hartwick-Regel ... 44
6.2. Management von Wasserressourcen ­ Kriterien ... 45
6.2.1. Nachfragesteuerung ... 45
6.2.2. Finanzielle Grenzen ... 46
6.2.3. Grenzen der Wasserressourcen ... 46
6.2.4. Umweltschutzaspekte ... 46
6.2.5. Zeitliche und räumliche Aspekte der Wassernutzung ... 46
7. Problematik: Wasser ­ grenzüberschreitende Konflikte ... 47
Teil D. Rechtliche Bestimmungen und Wasserwirtschaft ... 49
8. Die Rechtsfrage ... 49
8.1. Wasser ­ Recht auf Nahrung ... 49
8.2. Wasser und Naturrecht ... 50
8.3. Wasser und Völkerrecht ... 50
8.4. Rechtsvorschriften der EU ... 51
8.5. Standpunkt Österreich - rechtliche Rahmenbedingungen ... 53
8.5.1. EU-Wasserrahmenrichtlinie in Österreich ... 55
8.5.2. Wasser - frei verfügbares Privateigentum oder
öffentliches Gut? ... 55

9. Die Wasserwirtschaft ... 58
9.1. Aufgaben ... 58
9.2. Organisation ... 59
9.3. Wasserwirtschaft in der modernen Industriegesellschaft ... 59
Teil E. Möglichkeiten einer Trinkwasserpolitik ... 62
10. Theoretische Grundlagen wirtschaftspolitischer Eingriffe ... 63
10.1. Marktversagen infolge von Unteilbarkeiten ... 63
10.1.1. Unteilbarkeiten ... 64
10.1.2. Subadditivität ... 65
10.1.3. Sunk costs ... 66
10.1.4. Marktbarrieren ... 67
10.2. Wann sollte ein natürliches Monopol reguliert werden? ... 68
10.3. Marktdenken ... 69
11. Staatliche Lösung ... 70
11.1. Strategien und Handlungsfelder einer Wasserpolitik ... 70
11.2. Erfahrungsbericht: Länderbeispiel Niederlande ... 72
12. Privatisierung der Trinkwasserversorgung ... 74
12.1. Begriffserklärungen ... 75
12.2. Private Sector Participation ... 76
12.3. Das Betreibermodell und ihre besonderen Formen ... 76
12.4. Effekte einer Privatisierung ... 78
12.5. Erfahrungsbericht: Länderbeispiel England und Wales ... 79
13. Mischsysteme ... 82
13.1. Public Private Partnership ... 82
13.2. Das Kooperationsmodell ... 82
13.3. Das Konzessionsmodell ... 84
13.4. Erfahrungsbericht: Länderbeispiel Frankreich ... 84
14. Ökonomischer Vergleich der erarbeiteten Möglichkeiten ... 87
15. Ein Blick auf Österreich ... 88
15.1. Freier Wettbewerb in Österreich ... 88
15.2. Möglichkeiten eines Trinkwasserverkaufs ... 89
16. Meinungen und Positionen in der öffentlichen Diskussion ... 90

Teil F. Schlussdiskussion ... 94
17. Zusammenfassung der Haupterkenntnisse und Kernaussagen ... 94
18. Perspektiven der österreichischen Wasserpolitik ... 97
18.1. Know-how Transfer ins Ausland ... 98
18.2. Trinkwasserexport in Flaschen ... 99
19. Wirtschaftspolitische Schlussfolgerung und Bedeutung ... 99
20. Ausblick ... 101
Literaturverzeichnis ... 103
Internetquellen [On-line]
... 106
Weiterführende Literatur ... 107
Empfohlene Seiten im Internet ... 108
Eidesstattliche Erklärung ... 109

VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN
Abb. 1:
Der Wasserkreislauf
S. 08
Illustration: Evans, John M. - USGS, Colorado District.
Übersetzung: Hofflener, Werner, Dt. Umweltbundesamt.
27.10.04,
http://ga.water.usgs.gov/edu/watercyclegraphicgermanlo.html
Abb. 2:
Der Wasserhaushalt der Erde ­ Verteilung der Wassermengen
S. 10
UNESCO 2000. www.unesco.org, 27.10.2004.
Abb. 3:
Durchschnittlicher Wasserverbrauch eines
S. 18
österreichischen Privathaushaltes
Sicher, Paul (2003): Wasserverbrauch im Haushalt. Studie des
SVGW in Zusammenarbeit mit dem BUWAL, S. 1.
www.trinkwasser.ch
Abb. 4:
Constant Marginal Extraction Cost with Substitute Resource:
S. 24
Quantity Profile
Tietenberg, Tom (2000): Environmental and Natural Resource
Economics. Addison-Wesley, Fifth Edition, S. 134.
Abb. 5:
Increasing Marginal Extraction Cost with Substitute
S. 25
Resource: Quantity Profile.
Tietenberg, Tom (2000): Environmental and Natural Resource
Economics. Addison-Wesley, Fifth Edition, S. 137.
Abb. 6:
Increasing Marginal Extraction Cost with Substitute
S. 25
Resource: Marginal Cost Profile.
Tietenberg, Tom (2000): Environmental and Natural Resource
Economics. Addison-Wesley, Fifth Edition, S. 137.
Abb. 7:
Regenerationsfunktion einer erneuerbaren Ressource
S. 27
Bartl, Rainer und Hackl, Franz (1994): Einführung in die
Umweltpolitik. Verlag Franz Vahlen München, S. 148.

Abb. 8:
Konkurrierende Wassernutzung ­ weltweit.
S. 32
Vereinte Nationen (2003): Welt-Wasser-Entwicklungsbericht;
S. 19.
Abb. 9:
Konkurrierende Wassernutzung -
S. 32
Länder mit hohem Einkommen.
Vereinte Nationen (2003): Welt-Wasser-Entwicklungsbericht;
S. 19.
Abb. 10:
Konkurrierende Wassernutzung -
S. 32
Länder mit niedrigem Einkommen.
Vereinte Nationen (2003): Welt-Wasser-Entwicklungsbericht;
S. 19.
Abb. 11:
Verhältnis der Begriffe ,,Subadditivität", ,,sinkende
S. 55
Durchschnittskosten" und ,,sinkende Skalenerträge".
Eigene Darstellung, Daten entnommen aus: Fritsch, Michael,
Wein, Thomas und Ewers, Hans-Jürgen (2003): Marktversagen
und Wirtschaftspolitik. Verlag Franz Vahlen München, S. 189.
Abb. 12:
Darstellung eines Betreibermodells
S. 67
Das Lebensministerium 2001: Private Sector Participation in der
Siedlungswasserwirtschaft, Wien, S. 12.
Modifizierung: Unterrainer, Barbara (2004)
Abb. 13:
Darstellung eines Kooperationsmodells
S. 73
Das Lebensministerium 2001: Private Sector Participation in der
Siedlungswasserwirtschaft, Wien, S. 11.
Modifizierung: Unterrainer, Barbara (2004)

VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN
Abb.
Abbildung
Art.
Artikel
BGBI.
Bundesgesetzblatt
bzgl.
bezüglich
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
e.g.
exempli gratia (lat. zum Beispiel)
EG
Europäische Gemeinschaft
EU
Europäische Union
EVN
Energie-Versorgung Niederösterreich
EWG
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
etc.
et cetera
f.
folgende
Gen.Dir.
Generaldirektor
lit.
Literatur
IMF
International Monetary Fund
lat.
lateinisch
m
Meter
Kubikmeter
Mio.
Millionen
Mrd.
Milliarden
PPP
Public Private Partnership
PSP
Private Sector Participation
RL
Richtlinie
RWRG
Reichswasserrechtsgesetz
S.
Seite
USA
United States of America
UN
United Nations
UNO
United Nation Organisation
v.a.
vor allem
vgl.
vergleiche
WB
World Bank / Weltbank
WRG
Wasserrechtsgesetz

Teil A. Einführung in die Thematik
1. Erläuterung der Forschungsfrage ... 13
2. Kurze Vorschau der zu erwarteten Ergebnisse ... 14
3. Grundinformation zum Thema ,,Süßwasser" ... 14
3.1. Begriffserklärung ... 15
3.2. Wasserhaushalt der Erde ... 17
3.3. Ressourcenverfügbarkeit ... 19
3.4. Internationale Lage der Wasserversorgung ... 21
3.5. Nahrung ­ Wasser ­ Gesundheit ... 22
3.5.1. Internationale Beispiele ... 22
3.5.2. Wasser als Lifestyle-Produkt ... 23
3.6. Klimawandel und Wasser ... 24
3.7. Problematik von Süßwasserreserven ... 24
3.7.1. Wasserknappheit ... 25
3.7.2. Grundwasserabsenkung ... 25
3.7.3. Wasserverschmutzung ... 26
3.8. Süßwasserprobleme in Europa ... 27
3.9. Zahlen ­ Daten ­ Fakten zu Österreich ... 27

Teil A. Einführung in die Thematik
,,Der Anfang aller Dinge ist das Wasser; aus dem Wasser ist alles, und ins
Wasser kehrt alles zurück" (Thales von Milet ca. 650-560 v. Chr.). Wasser ist
Leben ­ ,,Quelle der Kultur", ,,Das erste Element" , ,,Das blaue Gold", ­ vielfältig
sind die Begriffe, mit denen die herausragende Bedeutung von Wasser als
grundlegendes und lebensnotwendiges Element für die ökonomische und
menschliche Entwicklung beschrieben wird.
,,Süßwasser wurde zu allen Zeiten von den verschiedensten Völkern angebetet,
als göttlich verehrt und für heilig gehalten. Die Assyrer und Chaldäer beteten
Flüsse an, die Ägypter verehrten den Nil, die Phönizier huldigten den Quellen
des Adonis-Flusses, die Griechen opferten der Quellgöttin Artemis und die
Buddhisten erklärten den Ganges zum heiligen Fluss" (Hauser 2000, 8).
Weltweite, aktuelle aber auch historische Gedanken, Berichte und Meinungen
um das lebensnotwendige «Blaue Gold» füllen die Medien und Diskussionen
der heutigen Gesellschaft. Sauberes Trinkwasser ­ unsere wichtigste
Lebensgrundlage - soll im neuen Jahrtausend das Erdöl als notwendigsten
globalen Rohstoff ablösen. Dass Wasserknappheit in vielen Regionen der Erde
eines der größten ungelösten Probleme ist, war für die Vereinten Nationen
Anlass genug, bereits im Jahr 1994 den ,,Tag des Wassers" ­ einmal jährlich,
am 22. März ­ einzuführen und das Jahr 2003 als das ,,Internationale Jahr des
Süßwassers" auszurufen. Somit konnte die Brisanz des Problems unterstrichen
werden und es war wichtig das Thema zu sensibilisieren um das Verständnis
für die Probleme der Wasserbewirtschaftung zu fördern. Da unser gesamter
Lebensstandard auf einen funktionierenden Kreislauf des Wassers angewiesen
ist, sollte dieses ökologische Gleichgewicht auf keinen Fall zerstört werden.
In industrialisierten Ländern, welche hauptsächlich in dieser Arbeit
angesprochen werden, beinhaltet die ökonomische Diskussion, dass die

Ressource Wasser, als lebensnotwendiges Gut, in ausreichender Qualität und
Quantität für konkurrierende Nutzungen (Landwirtschaft, Industrie, Haushalte)
zur Verfügung stehen sollte.
Aufgrund von gesellschafts- und gesundheitspolitischen Überlegungen
(Versorgungssicherheit, sozial verträgliche Tarife, etc.) und der Beobachtung,
dass die Wasserwirtschaft ein natürliches Monopol darstellt, wird die
Wasserver- und Abwasserentsorgung traditioneller Weise meist von der
Öffentlichen Hand geregelt. Ungeachtet davon, dass die Wasserwirtschaft
einen hohen Infrastrukturbedarf voraussetzt und daher für die Privatwirtschaft
finanziell untragbar sein könnte. Erst in den letzten Jahren kam es zur
Hinterfragung, ob die Leistungserbringer auch ökonomisch effizient diesen
Markt betreiben können. Aus umweltökonomischen Gründen ergibt sich somit
die Aufgabe preisliche Anreize für eine ,,nachhaltige Nutzung" (die
Sicherstellung der Versorgung mit Wasser in ausreichender Qualität und
Quantität für die jetzige und künftige Generation) zu setzen.
1. Erläuterung der Forschungsfrage
Das Diplomarbeitsthema ,,Ökonomische Möglichkeiten einer Trinkwasserpolitik"
ist sehr breit gehalten und kann somit in viele verschiedene Richtungen der
wirtschaftlichen Betrachtung gehen. Das Thema leitet sich von der
grundlegenden Überlegung ab, dass menschliches Leben ohne Entnahme der
natürlichen Ressource Süßwasser nicht möglich ist und dieses somit einen
immensen Wert in unserer Gesellschaft hat. In der Ökonomie stellt sich die
Frage, inwieweit das marktwirtschaftliche System in der Lage ist
Knappheitssituationen zu entschärfen, ehe sie für die Menschheit
lebensbedrohend werden. Ausgehend von den Argumenten der ökonomischen
Literatur werden in dieser Arbeit kontroverse Lösungsansätze zur wirtschaftlich
und gesellschaftlich optimalen Nutzung von Trinkwasser betrachtet. Im
Hauptteil (Teil E) wird dazu die Situation europäischer Industrieländer (England,
Niederlande, Frankreich) erläutet und im Anschluss daran wird in einigen
Punkten auf das Beispiel Österreich eingegangen.

2. Kurze Vorschau der zu erwarteten Ergebnisse
Ziel der Arbeit ist es auf die Thematik der natürlichen Ressource Süßwasser
einzugehen, globale Einblicke zu gewähren, kontroverse Perspektiven einer
Trinkwasserpolitik
mit
grundlegenden
Aspekten
der
Umwelt-
und
Ressourcenökonomik zu erarbeiten und die ökonomische Bedeutung der
einzelnen Möglichkeiten zu interpretieren. Ein zusätzlicher Schwerpunkt wird in
der Veranschaulichung der EU-Rechtssituation in diesem Bereich gesetzt, um
am Beispiel Österreich Möglichkeiten für eine sinnvolle Wasserpolitik zu
erläutern. Österreich ist für den Wassermarkt ein sehr interessantes Beispiel,
weil die Struktur der kommunalen Wasserversorger sehr zersplittert ist, aber ein
großes Potential aufgrund des Wasserreichtums auf EU-Ebene besitzt. Es ist
nicht Ziel ein Lösungsmodell für den zukünftigen, sinnvollen Umgang mit
Süßwasser zu erstellen ­ weil es keine einzige, richtige Antwort geben würde.
Vielmehr werden Sichtweisen der Privatwirtschaft, des Staates und der
Gesellschaft
in
den
einzelnen
Lösungsansätzen
andiskutiert
und
gegenübergestellt. Interessante Schlussfolgerungen werden aus dem Vergleich
der erarbeiteten Perspektiven mit den Erfahrungsberichten aus der Praxis
erwartet. Auserwählte Meinungen und Positionen der öffentlichen Diskussion
werden die Arbeit begleiten, um somit ein breiteres Spektrum der möglichen
gesellschaftlichen Sichtweisen zu bekommen.
3. Grundinformation zum Thema ,,Süßwasser"
Seit dem zweiten internationalen Wasserforum 2000 in Den Haag wird Wasser
als Bedürfnis definiert und ist somit Handelsware, wie jedes andere
Wirtschaftsgut. Von der Bevölkerung fast unbemerkt wurde somit der
Privatisierung der weltweit wichtigsten Ressource das Tor geöffnet.
Multinationale Konzerne sind bereits groß in das Wassergeschäft eingestiegen
­ weltweit kann man beobachten, dass diese die Wasserversorgung
finanzschwacher Kommunen übernehmen.

Trinkwasser in Flaschen stellt ebenso ein blühendes Geschäft dar ­ Marktführer
wie Nestlé oder Coca-Cola kaufen weltweit Quellen und Bohrrechte auf, um
diese ausschöpfen zu können (vgl. Barlow und Clarke 2002, Einband).
3.1. Begriffserklärung
Um tiefer in die Materie des Bereichs Wasser einzutauchen, erklärt man
Begriffe, die zu einem allgemeineren Verständnis des Themas beitragen sollen.
Grundwasser: ,,Unterirdisches Wasser, das die Hohlräume der Erdrinde
zusammenhängend ausfüllt und dessen Bewegung ausschließlich oder nahezu
ausschließlich von der Schwerkraft und den durch die Bewegung selbst
ausgelösten Reibungskräften bestimmt wird. Grundwasser ist ein Teil des
natürlichen Wasserkreislaufes" [Envia-Aqua 2004]. Beim Bodendurchgang wird
das Grundwasser physikalisch und chemisch gereinigt, auch biologische
Vorgänge laufen dabei ab. Nach einer Durchgangszeit von 50-100 Tagen ist
das Wasser nicht nur sauber, sondern meist auch praktisch keimfrei. Örtlich
begrenzt tritt Grundwasser in Quellen an die Oberfläche, die, wenn sie gefasst
werden, auch zur Trinkwasserversorgung genutzt werden können. An anderen
Stellen müssen zur Nutzung des Grundwassers Brunnen angelegt werden;
Pumpschächte, die bis unter den Grundwasserspiegel reichen [vgl. Wikipedia
2004].
Oberflächengewässer: ist ein Wasser aus natürlichen oder künstlichen
oberirdischen Gewässern, wie Bäche, Flüsse, Teiche, Talsperren und Seen. Als
Trinkwasser muss Oberflächenwasser (insbesondre stark schadstoffbelastete
Flüsse) technisch aufwändig aufbereitet werden (Trinkwasseraufbereitung) [vgl.
Envia-Aqua 2004].
Regenwasser oder auch Niederschlagswasser wird durch die in der
Atmosphäre vorhandenen Schadstoffe (Saurer Regen, Emission) sowie durch
die Bodenoberflächenverunreinigungen (Straßenstaub, Öl- und Treibstoff-
verluste,
Düngemittel,
Pestizide,
organische
Abfälle)
verschmutzt
[vgl. Envia-Aqua 2004].

Quellwasser: ,,Die Quelle ist eine eng begrenzte Stelle in der Natur, an welcher
Grundwasser an die Erdoberfläche tritt" [Envia-Aqua 2004].
Ressource: Als Ressourcen werden die Gesamtheit der vorhandenen
Hilfsmittel (Geldmittel, Rohstoffe, Boden, Energie, übrige Hilfsmittel) und
Personen bezeichnet, die vorhanden sind um eine bestimmte Aufgabe zu lösen.
In der Volkswirtschaftslehre werden als Ressourcen Arbeit und Kapital als
Produktionsfaktoren, je nach Analyseziel aber auch Land oder andere
natürliche Produktionsfaktoren, e.g. Rohstoffe, betrachtet. Im engeren Sinn
bezeichnen die Ressourcen die vorhanden Rohstoffe und Energieträger. Dabei
wird zwischen
Reserven und Ressourcen unterschieden. Die Reserven sind
die bekannten, mit heutiger Technik wirtschaftlich abbaubaren Vorkommen. Die
Ressourcen sind die mit zukünftiger Technik vermutlich abbaubaren
Vorkommen, unabhängig von der Wirtschaftlichkeit [vgl. Wikipedia 2004].
Als
Rohstoffe werden in menschlichen Zivilisationen Materialien bezeichnet,
die noch keine Bearbeitung erfahren haben. Rohstoffe bilden die Grundlage der
Industriegesellschaft. Sie stammen entweder aus der lebenden Natur
(Agrarprodukte, Holz) oder werden aus der Erdkruste, von der Erdoberfläche
oder aus dem Meer gewonnen. Heute wird teilweise von einer Verknappung der
Rohstoffe im 21. Jahrhundert
ausgegangen, wie es etwa im Bericht Global 2000
projiziert wurde. Da für die Energieerzeugung jedoch große Mengen der
Energieträger verbraucht werden, und diese nicht in für die Menschheit
überschaubaren Zeiträumen regeneriert werden können, wird hier zunehmend
das Prinzip der Nachhaltigkeit und der Einsatz regenerativer Energien forciert
[vgl. Wikipedia 2004].
Salzwasser: Wasser mit gelösten Salzen wird als Salzwasser bezeichnet.
Wasser mit einem hohen Salzgehalt ist für den menschlichen Konsum nicht
geeignet. 97,5% allen Wassers auf der Erde ist Salzwasser oder auch
Meerwasser (siehe dazu auch Abb. 2).

Trinkwasser: Für menschlichen Genuss und Gebrauch geeignetes Wasser mit
Güteeigenschaften nach den geltenden gesetzlichen Bestimmungen der
Trinkwasserverordnung [vgl. Envia-Aqua 2004].
Süßwasser: Wasser mit weniger als 0,05% Gehalt an Salzen, werden im
Allgemeinen
als
Süßwasser
bezeichnet.
Beispiele
dafür
sind
Niederschlagswasser, Oberflächenwasser und meist Grundwasser [vgl. Envia-
Aqua 2004]. Süßwasser ist im Gegensatz zu Salzwasser derjenige Anteil des
auf der Erde frei verfügbaren (also nicht e.g. in Pflanzen gebundenen) Wassers,
in dem kein oder nur in geringstem Maße Kochsalz gelöst ist. Kochsalzfreies
Wasser wird unabhängig vom Aggregatzustand als Süßwasser bezeichnet.
Auch Eis ist Süßwasser, ja es stellt sogar den größten Anteil des Süßwassers
dar - die größten Süßwasservorkommen der Erde befinden sich zu Eis gefroren
in den Gletschern der beiden Polarregionen. Daneben gibt es auch Süßwasser
in Form von Bächen, Flüssen und Seen. Auch Wolken und Regen sind
Süßwasser [vgl. Wikipedia 2004].
Wasser ist der Stoff aus dem das Leben ist. Wasser bedeckt rund 2/3 der
Erdoberfläche und befindet sich in einem ständigen Kreislauf (siehe dazu
Abb. 1). Chemisch betrachtet ist Wasser jedoch nur eine Verbindung von zwei
Wasserstoffatomen und einem Sauerstoffatom. H
2
O ist die chemische
Bezeichnung für reines Wasser (vgl. Envia-Aqua 2004).
3.2. Wasserhaushalt der Erde
Wasser begegnet uns in vielfältiger Form, für das Leben ist es eine
unverzichtbare Grundlage und es ist die auf der Erde am häufigsten
vorkommende Flüssigkeit. Nur selten handelt es sich dabei um den im flüssigen
Zustand vorliegenden Reinstoff Süßwasser, also um die chemische Verbindung
Wasserstoffoxid. ,,Angetrieben durch die Sonnenenergie startet der
hydrologische Kreislauf mit der Verdampfung des Wassers. Die einzige
Frischwasserquelle definiert sich mit dem Transport und der anschließenden
Auswaschung in Form von nassen Niederschlägen" (Stumm und Matter-Müller
1984, 10).

Abb. 1: Der Wasserkreislauf (Evans)
[ON-line: Übersetzung: Hofflener, Dt. Umweltbundesamt, 27.10.04]
Alle Formen von Wasser sind in einem hydrologischen Kreislauf miteinander
verbunden (siehe dazu Abb. 1). Angefangen mit Wasser in der Atmosphäre, in
den Ozeanen bis hin zu Wasser auf und unterhalb der Landoberfläche. Die
Sonnenenergie verwandelt Wasser in verschiedene Aggregatzustände, daher
wird es in bestimmten Abständen erneuert. Die Erneuerungsrate unterscheidet
sich jedoch sehr nach ihrer Wasserart und ihren externen Einflüssen. ,,Der
Naturhaushalt bleibt auf lange Sicht nur dann im Gleichgewicht, wenn der
laufende Verbrauch überwiegend aus dem sich ständig erneuerbaren Teil des
Erdwasserzyklus gedeckt werden kann" (Wallacher, 1999, 18).
Der Wasserhaushalt der Erde wurde in den letzten 30 Jahren spürbar
verändert. Das betrifft zum einen die gestörte Ökologie der Weltmeere selbst,
aber zum anderen auch die Veränderung vieler kleiner Gewässer - vom
nachlassenden Vertikalaustausch der Ostsee bis zur zunehmenden
Verseuchung des Baikalsees. Auch
indirekte Einflüsse wie die
Oberflächenbeschaffenheit in Zusammenhang mit der Strahlungsenergie der

Sonne beeinflussen den Wärme- und Wasserhaushalt. Eine eisfreie Arktis
würde den Wärmetransport verändern. Das Abschmelzen der Inlandeismassen
würde den Meeresspiegel um ganze 60 m ansteigen lassen. Großräumige
Windsysteme würden sich verschieben und heute dicht besiedelte Gebiete
würden durch Überschwemmungen oder Dürreperioden veröden. Ein System
hat eben eigene Gesetzmäßigkeiten, die ganz anders sind als wir sie von
seinen Teilen alleine kennen. Als ein Musterbeispiel stellte sich der Bau des
Assuan Staudammes heraus. Zuvor noch als großartige menschliche Tat zur
Rettung des Landes bezeichnet, verzögerte der Damm lediglich das Problem
der Wasserknappheit und schuf eine Vielzahl an neuen Problemen. Weitere
Projekte am Sambesi oder im Okawanga Becken brachten ähnliche Resultate.
Gewaltige ökologische Schäden sind meist die Folge, sodass die einst
bevorteilten Bewohner inzwischen auf immer stärkere Hilfe von Außen
angewiesen sind. Man zieht bei solchen Projekten zwar hochqualifizierte
Experten heran, aber eben nur fachbezogene (vgl. Vester 1999, Kapitel 11).
3.3. Ressourcenverfügbarkeit
Das kostbare Nass ist ungleich verteilt: der Großteil des sauberen Wassers
befindet sich in den entwickelten Ländern, die lediglich ein Fünftel der
Weltbevölkerung stellen. Die 20% die weltweit unter Wassermangel leiden,
leben überwiegend in 30 Entwicklungsländern (vgl. apa 2000).
Über 70% der Erde sind von Wasser bedeckt. Die Versorgung der
Weltbevölkerung mit hygienisch und toxikologisch unbedenklichem Wasser
stellt eine der größten Herausforderungen der Menschheit in den nächsten
Jahrzehnten dar. Über 97% des Gesamtwasservorrates der Erde sind als
Salzwasser in den Meeren gespeichert. Das meiste Süßwasser (68,9%) ist als
Eis an den Polen und in Gletschern gebunden. Nur ein sehr kleiner Teil (0,3%
von 2,5%) der weltweiten Süßwasservorräte sind erneuerbar. In Abbildung 2,
auf der folgenden Seite, kann man die genaue Verteilung der Wassermengen
ablesen.

Abb. 2: Der Wasserhaushalt der Erde ­ Verteilung der Wassermengen
[On-line: UNESCO 2000. www.unesco.org, 27.10.2004]
Die Wasservorräte der Erde stehen über Verdunstung und Niederschläge im
Fließgleichgewicht. Während auf den Kontinenten die Niederschläge gegenüber
der Verdunstung überwiegen, ist es über den Ozeanen umgekehrt. Sie liefern
88% des verdunsteten Wassers. In der Atmosphäre zirkulieren nur etwa
0,001% des Wasserreservoirs der Erde. Die Bilanz zwischen Meer und Land
wird durch den ober- und unterirdischen Rückfluss von Süßwasser zum Meer
ausgeglichen. Durch die Verdunstung ist der Wasserhaushalt mit dem
Wärmehaushalt von Erdoberfläche und Atmosphäre gekoppelt. Die
Klimaveränderung bringt den Wasserhaushalt zusätzlich aus dem
Gleichgewicht. Vermehrte Dürre und sintflutartige Regenfälle können die
Lebensgrundlage zerstören (vgl. Vester 1999, Kapitel 11).
Für ein effektives Management der Wasserressourcen braucht es Faktoren die
in der Welt höchst ungleich verteilt sind: Wissens-, Technologie- und
Finanztransfer. Nur im Zusammenspiel kann eine globale Wasserstrategie
Wirkung zeigen.

3.4. Internationale Lage der Wasserversorgung
,,Am Beginn des 21. Jahrhunderts steht die Erde ... vor einer ernsthaften
Wasserkrise. ... (Es) ist eine Krise des Wassermanagements, verursacht im
Wesentlichen durch unsere falsche Bewirtschaftung von Wasser. Die wirkliche
Tragödie bilden jedoch ihre Auswirkungen auf das tägliche Leben armer
Menschen." So beginnt die Zusammenfassung des Welt-Wasser-
Entwicklungsberichtes der Vereinten Nationen, 2003.
Weltweit beträgt der durchschnittliche Trinkwasserbedarf pro Person pro Jahr je
nach Klima zwischen 1.000 und 3.000 Liter für private Haushalte. Im
Servicesektor (Spitäler, Restaurants, etc.) liegt der Durchschnittsverbrauch bei
18.000 Liter in Afrika, bei rund 100.000 Liter in Westeuropa und bei 240.000
Liter in Nordamerika. Der Wasserbedarf im Industriesektor variiert zwischen
7.000 Liter in Afrika und durchschnittlich 150.000 Liter in den Industrieländern.
Bei effizienter Wassernutzung sollten eigentlich 250.000 Liter Süßwasser pro
Person und pro Jahr genügen, um den Bedarf an Trinkwasser für Haushalts-,
Service- und Industriezwecke decken zu können (vgl. Moser, Peter, Kratschmar
2001, 7f.).
Zunehmender Verbrauch und zunehmende Verschmutzung reduzieren das
Angebot. Die Nachfrage nach dem Gut ,,Süßwasser" steigt mit der wachsenden
Weltbevölkerung. Laut UNO haben mehr als 1/5 der Weltbevölkerung (ca. rund
1,4 Mrd. Menschen) heute nicht genügend sauberes Trinkwasser. 80 Prozent
aller Krankheiten in den Entwicklungsländern sind auf den Konsum oder auf die
Nutzung von verschmutztem Wasser zurückzuführen, oft mangelt es auch an
hygienischen Einrichtungen. Im Jahr 2050 könnten gemäß UNO 2,5 Mrd.
Menschen ­ 1/3 der Weltbevölkerung ­ unter akutem Wassermangel leiden.
Allen voran sind davon die Entwicklungsländer betroffen. Wassermangel heißt
im weiteren Sinne Nahrungsmittelknappheit und Hunger. Der Verteilungskampf
zwischen Landwirtschaft und Industrie, zwischen Land und Stadt wird sich
verschärfen. Der fortschreitende Wassermangel leitet zur Überlegung, dass in
50 Jahren das Wasser vielleicht wertvoller sein mag als Gold und strategisch
bedeutsamer als Erdöl.

3.5. Nahrung - Wasser - Gesundheit
Nahrung und Wasser sind des Menschen grundlegendste Bedürfnisse. Ohne
Wasser können wir keine Nahrungsmittel produzieren und auch aus diesem
Grund
führen
Dürre
und
Wasserknappheit
zu
sinkender
Nahrungsmittelerzeugung und vermehrtem Hunger. Dazu kommt noch, dass
die Weltbevölkerung zunimmt und somit auch der Bedarf an Nahrungsmitteln
steigt. Neben der künstlichen Bewässerung von landwirtschaftlichen
Anbauflächen stellen die Meere, Flüsse und Seen mit ihrem Fischreichtum
auch ein großes Nahrungsreservoir für den Menschen dar.
Die ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser und die hygienisch
einwandfreie Entsorgung sind wichtige Bedingungen für den Erhalt der
menschlichen Gesundheit. Wasser spielt im Gesundheitswesen auch als
Medikament eine wichtige Rolle, denn qualitativ hochwertiges Wasser wird
beispielsweise zur Herstellung von lebensnotwendigen Infusionen benötigt. Die
Verwendung von verschmutztem Wasser zum Trinken und Waschen ist eine
der Hauptursachen für Infektionen und Krankheiten. Nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) leidet derzeit etwa die Hälfte aller
Menschen auf der Erde an Krankheiten, die durch eine mangelnde
Wasserversorgung (quantitativer und qualitativer Hinsicht) verursacht werden.
3.5.1. Internationale Beispiele
In traditionellen Gesellschaften richtet sich die Nahrungsmittelerzeugung nach
der Menge des zur Verfügung stehenden Wassers ­ in den Feuchtgebieten
Asiens entstand somit eine ausgedehnte Bewässerungswirtschaft und in den
ariden und halbariden Regionen der Welt dominieren Getreidearten wie
Weizen, Gerste, Hirse, etc. In Wüstengebieten wiederum besteht die
Nahrungsmittelgrundlage aus Viehzucht. Seit der sogenannten grünen
Revolution gelten Feldfrüchte mit hoher Nährwertproduktion je Wassereinheit
als minderwertig und wurden oft durch wasserintensive Sorten ersetzt. Die
Ernteerträge der neuen Varietäten konnten kaum beeindrucken, da sie auch
weniger Biomasse produzieren und somit der Boden immer weniger
Feuchtigkeit speichern kann. Die Sortenzucht der traditionellen Gesellschaft
berücksichtigte immer auch die Möglichkeit einer Dürreperiode.

Bei einem Pflanzenzuchtexperiment unter Beteiligung von Bauern in
Wüstengebieten entdeckte das federführende Forschungsinstitut ICRISAT
(International Center of Research in Crops for Semiarid Tropics), dass die
einheimischen Sorten gegenüber den modernen Züchtungen bevorzugt
wurden, weil diese mehr Biomasse in Form von Stroh, Dünger und Futter
lieferten. Die industrielle Pflanzenzüchtung hat die Trockenresistenz vieler
Feldfrüchte immer mehr reduziert (vgl. Vandana 2003, 155f.).
Im mexikanischen Grenzland zu den USA ist sauberes Trinkwasser so knapp
geworden, dass Mütter ihren Babys Coca-Cola und Pepsi zu trinken geben.
Das Problem der Wasserverknappung betrifft immer mehr Menschen direkt und
erschließt mit rasantem Tempo die ganze Erde. Hinter vielen religiösen und
ethnischen Konflikten stehen Kämpfe um die Nutzung der knappen Ressource -
des «Blauen Goldes». Die Ursachen der Wasserverknappung sind vielfältig
- Staudämme, Abholzungen, industrielle Landwirtschaft, Verschmutzung und
Verschwendung - das Problem ist jedoch immer dasselbe: der Kreislauf des
Wassers ist gestört, da sich die Wasserquellen nicht mehr regenerieren
können.
3.5.2. Wasser als Lifestyle-Produkt
In den letzten Jahren wurde Wasser immer mehr zu einem Lifestyle-Kultprodukt
und gewann so immer mehr an Bedeutung. Dieser Trend wird Dank Wellness
und soziodemografischer Entwicklungen (wie e.g. Singlesierung oder
Überalterung) künftig noch zunehmen - insbesondere in der Freizeit- und
Konsumgüterindustrie. Wasser ist eine Inszenierung, ein Symbol für
Gesundheit, Reinheit, ein ewiger Jungbrunnen. Mit dem aktiven Einführen eines
Öko-Brandings bei Wasserprodukten kann so der zentrale Konsumwert in der
industrialisierten Gesellschaft gesteigert werden. Wasser ist eine emotional
stark besetzte Marke, die positive Assoziationen hervorruft und zahlreiche
Einsatzbereiche bietet: die Trinkwasserwirtschaft, der Wellnessbereich, die
Kosmetikindustrie, eine Freizeit-Inszenierung, etc. um nur einige Beispiele zu
nennen.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832487331
ISBN (Paperback)
9783838687339
Dateigröße
981 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck – Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
Note
1,0
Schlagworte
wasserwirtschaft privatisierung rechtssituation wasser ressourcenökonomik
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Titel: Ökonomische Möglichkeiten einer Trinkwasserpolitik
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