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Nachhaltigkeit

Konzepte, Klimaschutzziele des Kyoto-Protokolls, System handelbarer Emissionsrechte

©2005 Diplomarbeit 79 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Die Aktivität der Weltwirtschaft hat ein Ausmaß angenommen, welches es nicht mehr erlaubt, nationalstaatliche Umweltpolitiken isoliert zu betreiben. Weltweit werden Mengen an Emissionen schädlicher Substanzen freigesetzt, die die Ozonschicht zerstören oder das Klima nachhaltig zu verändern drohen, so dass die elementaren lebenserhaltenden Funktionen der Umwelt der Erde gefährdet sind.
Um das Ausmaß der menschlichen Aktivität zu verstehen, wird in der umweltökonomischen Literatur darauf hingewiesen, dass bereits über 40% der Nettoprimärproduktion der Erde an Biomasse direktem oder indirektem Zugriff des Menschen unterliegt. Es wird erwartet, dass sich dieser Anteil noch innerhalb des 21. Jahrhunderts verzweifachen wird.
Zwar ist die das Weltwirtschaftswachstum einerseits erfreulich, andererseits ist auch der weltweite Verbrauch erneuerbarer sowie nicht-erneuerbarer Ressourcen soweit gestiegen, dass der Brundtlandbericht von 1987, der dieses Problem untersuchte, einen drastischen Wohlfahrtseinbruch durch zur Neige gehende Ressourcen prognostizierte.
Aber nicht nur die Intensität der Schadstoffeinwirkungen ist gestiegen. Treibhausgase, die heute in die Atmosphäre gelangen, wie das hauptsächlich durch Kohlekraftwerke freigesetzte Kohlenstoffdioxid, können weit über hundert Jahre auf die globale Temperatur wirken. Damit werden die globalen Emissionen neben dem Verbrauch an Rohstoffen auch zu einem Problem der intergenerativen Gerechtigkeit.
In der Forstwirtschaft gilt seit Hunderten von Jahren die Regel, man solle nur soviel Holz schlagen, wie es der Wald „verkraften“ kann. Heute würde man von nachhaltiger Forstwirtschaft sprechen, die Regel müsste präziser lauten: Schlage nur soviel Holz, dass der Bestand langfristig gesichert ist.
Der Begriff der Nachhaltigkeit bezieht sich mittlerweile nicht nur auf einzelne Wirtschaftszweige, sondern auf die Wirtschaftstätigkeit als Ganzes sowie die Nachhaltigkeit in der Ökologie und die Nachhaltigkeit der gesellschaftlichen Entwicklung. Man spricht auch von den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit.
Die folgenden Ausführungen werden sich auf die ökonomische und die ökologische Dimension, dem klassischen Zielkonflikt, konzentrieren. Obwohl der sozialen Dimension eine wichtige Rolle zukommt, findet sie in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur kaum Beachtung.
Nachhaltigkeit, bzw. nachhaltige Entwicklung, sind Übersetzungen der englischen Begriffe „sustainable development“, […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Historische Entwicklung, Begriffsanalyse und Konzepte von Nachhaltigkeit
2.1. Historisches und Analyse des Begriffs Nachhaltigkeit
2.2. Nachhaltigkeitskonzepte und ihre theoretische Fundierung im Hinblick auf den Treibhauseffekt
2.2.1. Neoklassik und das Konzept der schwachen Nachhaltigkeit
2.2.1.1. Das statische Optimum
2.2.1.2. Umweltökonomik und Internalisierung externer Effekte
2.2.1.3. Standard-Preis-Ansatz
2.2.1.4. Neoklassische Ressourcenökonomik
2.2.1.5. Neoklassische Wachstumstheorie mit erschöpfbaren Ressourcen
2.2.2. Ökologische Ökonomik oder Starke Nachhaltigkeit
2.2.2.1. Endlichkeit der Konsummöglichkeiten natürlicher Ressourcen
2.2.2.2. Systemkomplexität und Irreversibilität
2.2.2.3. Interdisziplinarität und das Weltbild der Ökologischen Ökonomik
2.2.3. Das Nachhaltigkeitskonzept der Neuen Umweltökonomik
2.2.4. Indikatoren für eine nachhaltige Entwicklung
2.3. Kritik der Nachhaltigkeitskonzepte

3. Internationale Klimapolitik, Analyse und Bewertung des Kyoto-Protokolls anhand der Nachhaltigkeitskonzepte
3.1. Natürlicher und anthropogener Treibhauseffekt und die Frage nach einer möglichen Umsetzung von Nachhaltigkeit
3.2. Auswirkungen des anthropogenen Treibhauseffekts, Toleranzgrenzen und Temperatur-Leitplanke des WBGU
3.3. Empfehlung des WBGU bezüglich nachhaltiger Emissionsszenarien
3.4. Zielanalyse des Kyoto-Protokolls
3.4.1. Rahmenübereinkommen und Ziele des Kyoto-Protokolls
3.4.2. Zielanalyse anhand der Nachhaltigkeitskonzepte
3.5. Zielbewertung anhand der WBGU-Empfehlung und der Nachhaltigkeitskonzepte
3.6. Aktueller Stand der Kyoto-Ziele und Neubewertung
3.7. Ausblick für eine Bewertung globaler Ziele nachhaltiger Entwicklung

4. Analyse und Bewertung eines Emissionshandelssystems anhand der Nachhaltigkeitskonzepte
4.1. Ökologische Wirksamkeit und Vorsichtsprinzip
4.2. Ökonomische Effizienz und Marktstrukturen
4.2.1. Zertifikatemarkt und Kosteneffizienz
4.2.2. Funktionsfähige Faktormärkte
4.3. Emissionsvermeidung und Risiko
4.4. Dynamische Anreizwirkung
4.5. Gesamtbewertung und Ausblick

5. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Anhang

Ehrenwörtliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Internalisierung von Externalitäten bei Kollektivgütern

Abbildung 2: Standard-Preis-Ansatz

Abbildung 3: Treibhausgaskonzentrationen der Jahre 1000-

Abbildung 4: Temperaturentwicklung der Jahre 1000-

Abbildung 5: WBGU-Industrieemissionsszenarien für die Jahre 2000-

Abbildung 6: WBGU-Szenario-Temperaturprognosen für die Jahre 2000-

Abbildung 7: Dynamische Anreize im Standard-Preis-Ansatz

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. EINFÜHRUNG

The future condition of the globe´s inter-

locking natural and social Systems would

seem to depend more on human behaviour

than on the further investigation of natural

processes, however desirable that may be.”

Gilbert F. White[1]

Die Aktivität der Weltwirtschaft hat ein Ausmaß angenommen, welches es nicht mehr erlaubt, nationalstaatliche Umweltpolitiken isoliert zu betreiben. Weltweit werden Mengen an Emissionen schädlicher Substanzen freigesetzt, die die Ozonschicht zerstören oder das Klima nachhaltig zu verändern drohen, so dass die elementaren lebenserhaltenden Funktionen der Umwelt der Erde gefährdet sind. Um das Ausmaß der menschlichen Aktivität zu verstehen, wird in der umweltökonomischen Literatur darauf hingewiesen (Costanza et al., 2001, S.9), dass bereits über 40% der Nettoprimärproduktion der Erde an Biomasse direktem oder indirektem Zugriff des Menschen unterliegt. Es wird erwartet, dass sich dieser Anteil noch innerhalb des 21. Jahrhunderts verzweifachen wird.

Zwar ist die das Weltwirtschaftswachstum einerseits erfreulich, andererseits ist auch der weltweite Verbrauch erneuerbarer sowie nicht-erneuerbarer Ressourcen soweit gestiegen, dass der Brundtlandbericht von 1987, der dieses Problem untersuchte, einen drastischen Wohlfahrtseinbruch durch zur Neige gehende Ressourcen prognostizierte.

Aber nicht nur die Intensität der Schadstoffeinwirkungen ist gestiegen. Treibhausgase, die heute in die Atmosphäre gelangen, wie das hauptsächlich durch Kohlekraftwerke freigesetzte Kohlenstoffdioxid, können weit über hundert Jahre auf die globale Temperatur wirken. Damit werden die globalen Emissionen neben dem Verbrauch an Rohstoffen auch zu einem Problem der intergenerativen Gerechtigkeit.

Um diesen Problemen zu begegnen, wurden Nachhaltigkeitskonzepte entwickelt, die in der Lage sein sollen, sowohl das Problem endlicher Ressourcen als auch das Problem globaler (negativer) Externalitäten zu lösen. Diese Konzepte werden in Abschnitt 2.2 in ihrer theoretischen Fundierung dargestellt.

Da Umweltprobleme im Kern Koordinations- bzw. Kooperationsprobleme sind (Weimann, 1995, S. VII), ist eine Steuerung globaler Schadstoffe und des globalen Ressourcenverbrauchs bislang, aufgrund fehlender Institutionen, nur durch internationale Umweltverträge realisierbar.

Die Reduzierung der Treibhausgase ist durch das am 16. Februar 2005 in Kraft getretene Kyoto-Protokoll von 1997 geregelt. In Abschnitt 3 werden die Ziele des Protokolls anhand der Nachhaltigkeitskonzepte und der Empfehlung des WBGU hinsichtlich nachhaltiger Emissionspfade analysiert und bewertet.

In Abschnitt 4 wird ein System handelbarer Emissionsrechte analysiert und einer Nachhaltigkeitsbewertung unterzogen.

2. HISTORISCHE ENTWICKLUNG, BEGRIFFSANALYSE UND KONZEPTE VON NACHHALTIGKEIT

2.1 HISTORISCHES UND ANALYSE DES BEGRIFFS NACHHALTIGKEIT

In der Forstwirtschaft gilt seit hunderten von Jahren die Regel, man solle nur soviel Holz schlagen, wie es der Wald „verkraften“ kann. Heute würde man von nachhaltiger Forstwirtschaft sprechen, die Regel müsste präziser lauten: Schlage nur soviel Holz, dass der Bestand langfristig gesichert ist.[2]

Der Begriff der Nachhaltigkeit (Lexikon Nachhaltiges Wirtschaften, 2001, S.374ff.) bezieht sich mittlerweile nicht nur auf einzelne Wirtschaftszweige, sondern auf die Wirtschaftstätigkeit als Ganzes sowie die Nachhaltigkeit in der Ökologie und die Nachhaltigkeit der gesellschaftlichen Entwicklung. Man spricht auch von den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit.

Die folgenden Ausführungen werden sich auf die ökonomische und die ökologische Dimension, dem klassischen Zielkonflikt, konzentrieren. Obwohl der sozialen Dimension eine wichtige Rolle zukommt, findet sie in der wirtschafts-wissenschaftlichen Literatur kaum Beachtung.

Nachhaltigkeit, bzw. nachhaltige Entwicklung, sind Übersetzungen der englischen Begriffe „sustainable development“, zuerst verwendet im Brundtland-Report von 1987 (Grenzen des Wachstums). Nachhaltig, so der Report, ist eine Entwicklung dann, wenn die heutigen Bedürfnisse befriedigt werden, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können. Im Zentrum des Brundtland-Reports stand die Voraussage eines drastischen Wohlfahrtseinbruchs, ausgelöst durch die Erschöpfung der Ressourcen und ungehemmtes Bevölkerungswachstum.[3]

Mittlerweile wurde nachhaltige Entwicklung weit über hundert Mal definiert und im Grunde gibt es mehr Definitionen als Interpreten (Steurer, 2001, S.537). Üblicherweise lauten sie: dauerhaft umweltgerechte Entwicklung, zukunftsverträgliche Entwicklung, ökologisch dauerhafte Entwicklung oder zukunftsfähige Entwicklung. Allen Definitionen gemein sind die zeitliche Dimension, auf die Bezug genommen wird, sowie die zentrale Rolle der Natur aufgrund ihrer lebensspendenden Funktionen. Die räumliche Dimension von Nachhaltigkeit kann, je nach Zielsetzung, lokal, regional oder global sein.

Da solche allgemeinen Definitionen nur wenig aussagekräftig, höchstens zweckmäßig sein können, sollte eine Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit bei der Operationalisierung konkreter Regeln zur Umsetzung beginnen.

Die theoretische Ebene des Nachhaltigkeitsdiskurses hat dabei ein beachtliches Niveau erhalten und setzt sich unter anderem mit den Möglichkeiten auseinander, wie ein unendlicher Strom von Gütern gewährleistet werden kann, obwohl die Erdressourcen zweifellos endlich sind. Zwei Hauptströmungen dominieren bislang die wirtschaftswissenschaftliche Literatur: die schwache Nachhaltigkeit der Neoklassik und die starke Nachhaltigkeit der Ökologischen Ökonomik. Beide werden, neben der Neuen Umweltökonomik, in den nächsten Abschnitten dargestellt.

Die auf politischer Ebene bislang wichtigsten Beiträge zur Nachhaltigkeit sind die seit der Konferenz von Rio 1992 im Abstand von einigen Jahren abgehaltenen Konferenzen der internationalen Gemeinschaft zur Nachhaltigkeit. Die Agenda 21 ist das daraus entstandene Leitbild für das 21. Jahrhundert mit dem Ziel, eine globale nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Das derzeit wichtigste internationale Umweltabkommen ist das Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, welches in den Abschnitten 3.4-3.5 anhand der hier vorgestellten Nachhaltigkeitskonzepte analysiert und bewertet wird.

2.2 NACHHALTIGKEITSKONZEPTE UND IHRE THEORETISCHE FUNDIERUNG IM HINBLICK AUF DEN TREIBHAUSEFFEKT

2.2.1 NEOKLASSIK UND KONZEPT DER SCHWACHEN NACHHALTIGKEIT

2.2.1.1 DAS STATISCHE OPTIMUM

Die Allokationstheorie, ein zentrales Teilgebiet der neoklassischen Ökonomik, beschäftigt sich mit dem optimalen Einsatz endlicher Faktoren und der bestmöglichen Verteilung dabei hergestellter Güter über Märkte. Dabei unterstellt die Neoklassik ein Menschenbild, dass in den Wirtschaftswissenschaften[4] mit homo oeconomicus bezeichnet wird.

Der homo oeconomicus ist ein rationales Wesen und sein einziges Interesse besteht darin seinen Eigennutzen zu maximieren. Als Konsument wählt er sein Güterbündel so aus, dass er dabei den höchstmöglichen Nutzen erzielt. Als Unternehmer ist er einzig am Gewinn interessiert. Die aus dem Konsumentenkalkül entstehende Nachfrage und das aus dem gewinnmaximierenden Verhalten der Unternehmer resultierende Angebot treffen auf Märkten zusammen. Zu bedenken ist, dass gewinnmaximierendes Verhalten immer ein kostenminimierendes bedingt.

Der Markt weist dabei keine Marktversagenstatbestände auf.[5] Herrscht auf dem Markt zudem vollständiger Wettbewerb, also fehlen den Marktteilnehmern keine relevanten Informationen und konkurrieren alle Marktteilnehmer miteinander, so resultiert bei flexiblen Preisen ein Pareto-optimales (walrasianisches) Marktgleichgewicht. Im Zustand der Pareto-Optimalität (oder Pareto-Effizienz) kann niemand mehr besser gestellt werden, ohne den Nutzen eines anderen Individuums zu verringern. Dieses Ergebnis fand in den Wirtschaftswissenschaften als der Erste Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomie[6] Eingang (Stiglitz, 1994, S.88ff.).

Zwei Merkmale des 1. Hauptsatzes stechen besonders hervor. Erstens ist das Marktgleichgewicht aus wohlfahrtstheoretischer Sicht optimal, obwohl die Marktteilnehmer sich ausschließlich für ihren eigenen Nutzen bzw. Gewinn interessieren. Zweitens ist es unter den getroffenen Annahmen nicht notwendig, eine Koordinierung des Marktes vorzunehmen, denn das Optimum kann durch gänzlich dezentral handelnde Individuen erreicht werden. Die Rolle des Staates beschränkt sich aus dieser Perspektive in der Sicherung von Eigentumsrechten und der Durchsetzung von Verträgen.

Es stellt sich nun die Frage, welchen Beitrag ein solches statisches Konzept für Nachhaltigkeit leisten kann, wenn es um den Einsatz von erschöpfbaren Ressourcen geht. Die Antwort darauf liefert das kostenminimierende Verhalten der Unternehmer. Ein solcher wird nämlich stets bemüht sein, seine endlichen Produktionsfaktoren, die er auf kompetitiven Faktormärkten erworben hat, sparsam einzusetzen. Sparsamkeit bedeutet hier, dass Ressourcen bei der Produktion nicht verschwendet werden und somit mehr Ressourcen zur Verfügung stehen, als es ohne solch ein kostenminimierendes und somit ressourcensparendes Verhalten der Fall wäre. Das Argument gilt für erneuerbare und nicht-erneuerbare Ressourcen.

Wenn man von einem endlichen Zeithorizont der Konsummöglichkeiten ausgeht, dann kann die ressourcensparende neoklassische Optimierungsmethode der Kostenminimierung immerhin einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Dieser äußert sich in einem ausgedehnten Zeithorizont der Konsummöglichkeiten.

Diese Art statischer Effizienz führt zu potentieller[7] Nachhaltigkeit; potentiell deshalb, da dieses quasi-nachhaltige, ressourcensparende Verhalten noch nicht garantieren kann, dass die Verteilung der Ressourcen auch zwischen den Generationen als nachhaltig gelten muss (Requate 2001, S.418) (Costanza et al., 2001, S.98). Es wäre schließlich möglich die zusätzlich freigewordenen Ressourcen auch in höheren Output zu transformieren und sofort zu konsumieren. Dies würde den Beitrag zur Nachhaltigkeit im Extremfall vollständig aufzehren.

Man kann aus dem Fehlen statischer Effizienz allerdings nicht schließen, dass Nachhaltigkeit somit ausgeschlossen wäre. Unter speziellen theoretischen Voraussetzungen in Bezug auf die Produktionsfunktion ist eine Ressource nicht zwingend notwendig zur Produktion (näheres in Abschnitt 2.2.1.5). Nachhaltigkeit kann also auch bei Verschwendung von Ressourcen erreicht werden. Statische Effizienz könnte damit immerhin noch Outputniveaus erhöhen bzw. zusätzliche Ressourcen freisetzen (Requate 2001, S.419).

2.2.1.2 UMWELTÖKONOMIK UND INTERNALISIERUNG EXTERNER EFFEKTE

Bei Vorliegen von Externen Effekten (des Weiteren EE) in der Produktion spricht man von Marktversagen, denn dann ist der Markt nicht mehr in der Lage, das Pareto-Optimum selbständig zu erreichen. Dies liegt am Auseinanderfallen von privaten und sozialen Grenzkosten oder Grenzerträgen, wobei diese Wirkungen vom Preissystem nicht erfasst werden. Bei Kosten spricht man von negativen, bei Erträgen von positiven EE. Externalitäten, die den Nutzen betreffen, werden hier nicht analysiert. Ziel der Umweltökonomik ist es, Externalitäten zu internalisieren, um so wieder eine Pareto-effiziente Allokation zu erreichen.

Optimale Externalitäten zwischen zwei Produzenten

Wenn zwei Unternehmen bei der Produktion ihrer Güter gegenseitige negative Produktionsexternalitäten aufweisen, dann können durch Berücksichtigung dieser gegenseitigen Wirkungen die gesamten Kosten beider gesenkt und sogar zusätzliche Gewinne erwirtschaftet werden.

Dies kann mit einer Pigou-Steuer umgesetzt werden. Die Steuer[8] ist so auszugestalten, dass sie der Schadensfunktion entspricht, so dass damit eine vollständige Internalisierung der EE bei der Optimierung der Unternehmen garantiert ist. Eine andere Möglichkeit ist, den konstanten Pigou-Steuersatz nach dem Grenzschaden im Pareto-optimalen Zustand zu bestimmen. Beide Methoden führen zur Pareto-Effizienz, indem sozusagen die betriebswirtschaftliche Kostenrechnung einzelner Unternehmen korrigiert wird.

Die durch die Internalisierung der EE gesenkten Gesamtkosten beider Unternehmen führen somit zu einem potentiellen Nachhaltigkeitsbeitrag. Denn wieder konnten Kosten gesenkt und Ressourcen „gespart“ werden. Genau wie im Falle einer Fusion beider Unternehmen berücksichtigen die Unternehmen alle gegenseitigen Wirkungen in der Produktion und kommen so zu einem optimalen Ergebnis; oder: „ (…) das Pareto-effiziente Verschmutzungsniveau [bzw. Niveau EE, R. Sk.] verlangt (…) die Minimierung der sozialen Kosten der Verschmutzung.“ (Varian, 1999, S.551)

Man sollte dieses Ergebnis allerdings nicht überbewerten. Ziel der Pareto-effizienten Allokation ist es, die Güter kosteneffizient zu produzieren und sie dorthin zu lenken, wo sie am dringendsten gebraucht werden bzw. wo sie den größten Nutzen stiften. Deswegen treten bei der Internalisierung auch Fälle auf, in denen die gesamten Kosten von Märkten steigen können, wenn die Angebotskurven auf Märkten fallen, weil EE, die dort vorher wirkten, reduziert wurden. Die Nachfrage kann im relevanten Bereich so hoch sein, dass insgesamt die Kosten (und der Ressourcenverbrauch) steigen. Auch dies ist aus Sicht der Allokationstheorie Pareto-effizient.

Eine freiwillige Internalisierung der Unternehmer ist per Annahme in der Neoklassik allerdings ausgeschlossen, woraus sich Staatseingriffe rechtfertigen lassen. Zwar ist laut dem Coase-Theorem (Bonus, 2001, S.402 ff.) prinzipiell auch eine effiziente Verhandlungslösung ohne Staatseingriffe denkbar, es sind jedoch weitreichende Annahmen[9] erforderlich, die besonders im Falle von Externalitäten bei Kollektivgütern nicht zutreffen, weshalb auf eine Darstellung dieses Konzepts hier verzichtet wird.

Die Internalisierung EE auf dieser Ebene führt zu einem effizienten Zustand, falls die Umweltbehörde vollständig informiert ist. Das Marktversagen kann somit geheilt werden. Im Folgenden wird stets benevolentes Verhalten der Umweltbehörde unterstellt.

Die Informationsbeschaffung der Umweltbehörde kann zu Problemen führen und das Pareto-Optimum bleibt dann methodisch unerreichbar. Dieses Problem wird aber erst nachfolgend bei der Problematik von Externalitäten bei Kollektivgütern analysiert, da die Schwierigkeiten durch Informationsasymmetrien für die Umweltbehörde dort schwerwiegender sind und der Schwerpunkt der Analyse bei Kollektivgütern liegt.

Optimale Externalitäten bei Kollektivgütern

Wirken EE auf Kollektivgüter, wie etwa Wasser- oder Luftqualität, so können davon Gruppen, ganze Gesellschaften oder bei Globalschadstoffen die gesamte internationale Gemeinschaft betroffen sein.

Auch hier hat die Pigou-Steuer primär das Ziel, ein Anreizsystem von Steuern (bzw. optimaler Schattenpreise) zu generieren, welche die Emittenten dazu bringen soll, eine effiziente Schadstoffmenge zu „produzieren“ (Siebert, 1974, S.67).

Die effiziente Menge bestimmt sich hiernach aus der Identität von marginalen sozialen Grenzkosten und Grenzkosten der Emissionsvermeidung. Der Steuersatz Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten ist Pareto-effizient im Sinne einer Samuelschen Marginalbedingung zur Bereitstellung eines öffentlichen Gutes, wenn man die Kurven aus Abbildung 1 wie folgt interpretiert.

Die MAC-Kurve (Marginal Abatement Cost) sei das Angebot der Emittenten für das öffentliche Gut Emissionsvermeidung. Die MEC-Kurve (Marginal External Cost) sei die Summe der marginalen Zahlungsbereitschaften der Geschädigten für die Emissionsvermeidung. Die Samuelson-Bedingung ist folglich erfüllt, wenn sich die MAC- und MEC-Kurve schneiden (vgl. Weimann, 1995, S.185)[10], womit eine Pareto-effiziente Bereitstellung des öffentlichen Gutes Emissionsvermeidung erfolgen könnte[11]. Eine solche ist hier nahezu ausgeschlossen (ebenda, S.190 ff.), wie die folgenden Überlegungen zeigen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1

Quelle: (Pearce/Turner, 1990, S.89)

Sowohl Informationen über die Schadensfunktionen und Vermeidungskostenfunktionen der Teilnehmer sind privat und der Umweltbehörde grundsätzlich nicht bekannt. Die Schadensfunktion spiegelt individuelle Bewertungen der Geschädigten wieder. Die wahre Kostenfunktion ist nur den Verursachern bekannt, sieht man von Problemen der Gemeinkostenzurechnung ab. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Parteien hierüber wahrheitsgemäße Angaben machen werden, so dass die Emittenten die Vermeidungskosten und die Geschädigten ihre Schäden übertreiben werden.

Es bleibt der Umweltbehörde nur die Möglichkeit, eine Schätzung der Kostenverläufe vorzunehmen. Ein Pareto-optimaler Zustand wäre purer Zufall.[12] Lediglich im Falle konstanter und der Umweltbehörde bekannter Grenzschäden kann der Pigousche Steuersatz identisch zum Grenzschaden gewählt werden, was Optimalität garantiert.

Es ist jedoch (Tomann, 1977, S.80) „nicht damit zu rechnen, dass die große Gruppe der Benachteiligten sich hinreichend organisieren und auf einem Markt für Umweltzertifikate bieten würde.“ Die individuellen Kosten aus dem Kauf von Zertifikaten (und somit der Vermeidung von Emissionen) überwiegen den individuellen Nutzen jedes Bietenden.

Aus Sicht der nichtkooperativen Spieltheorie liegt ein klassisches soziales Dilemma vor, ein Zustand kollektiver Irrationalität bei individueller Rationalität (Weimann, 1991, S.269f.). Die in Abbildung 1 optimale Emissionsmenge (an der Stelle wo Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten abgetragen ist) bleibt unerreichbar.

Dieses Ergebnis der neoklassischen Umweltökonomik zeigt die Grenzen eines Korrekturmechanismus auf, der im Falle von auf Kollektivgüter wirkenden EE versagen muss. „Die in den marktwirtschaftlichen Ansatz der Umweltpolitik (…) gesetzte Erwartung, auf diese Weise einer optimalen Allokation der Ressourcen näher zu kommen, erweist sich damit in zentralen Bereichen des Umweltschutzes als eine Illusion.“ (Tomann, 1977, S.80) Aus diesem Grund wurde der Standard-Preis-Ansatz von Baumol und Oates (1971) entwickelt, um ein zumindest akzeptables Niveau an Umweltverschmutzung mit geringsten Kosten zu erreichen. Dieser wird im nächsten Abschnitt vorgestellt.

2.2.1.3 STANDARD-PREIS-ANSATZ

Ziel des Standard-Preis-Ansatzes ist die Erreichung eines „akzeptablen“ Niveaus von Externalitäten, die auf Kollektivgüter wirken (Mengensteuerung). Diese, aufgrund des Verzichts einer Pareto-optimalen Schädigung, zweitbeste Lösung soll dabei kostenminimal erreicht werden (Baumol/Oates, 1971, S.175). Baumol und Oates entwickelten den Standard-Preis-Ansatz für Steuer- und Subventionslösungen. Im Folgenden wird hier unabhängig vom Instrument vom Standard-Preis-Ansatz gesprochen. Zur Zielerreichung können hierfür verschiedene Instrumente herangezogen werden: Steuern, Subventionen und Zertifikate. Hypothetisch sind auch Auflagen als Instrument denkbar. Im Folgenden soll gezeigt werden, warum jedes dieser Instrumente ein Mengenziel kostenminimal erreichen kann. Da die Emissionsreduktionen direkt von den Emittenten vorgenommen werden, entspricht dies einer „end-of-pipe“ Lösung, was im Weiteren stets unterstellt wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2

Quelle: (Pearce/Turner, 1990, S. 112)

Zur Analyse des Standard-Preis-Ansatzes werden sich die Darstellungen der jeweiligen Instrumente an Abbildung 2 orientieren. Dargestellt sind die sozialen Grenzvermeidungskosten MAC, die sich aus der horizontalen Aggregation der beiden unternehmerischen Grenz-vermeidungskosten ergeben. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltensei in allen Fällen das angestrebte Niveau (Standard) an Emissionen. In der Abbildung 2 ist nicht mehr die Richtung der Vermeidung abgetragen, sie entspricht aber immer noch der aus Abbildung 1. Die Vermeidungsmenge steigt von rechts nach links.

Emissionssteuer

Schäden seien im Folgenden durch Emissionen von Schadstoffen verursacht. Eine von der Umweltbehörde festgelegte Emissionssteuer muss von Schadstoffemittenten für eine bestimmte Menge an Emissionen gezahlt werden. Die Emittenten werden zwischen den Kosten des Steueraufkommens und denen aus der Vermeidung von Emissionen abwägen. Es werden auf Unternehmensebene Emissionen vermieden, solange die (Grenz-)kosten hierfür niedriger sind als die verpflichtende marginale Steuerzahlung. Nachdem alle von der relevanten Emissionssteuer erfassten Emittenten ihre Entscheidungen getroffen haben resultiert daraus eine Gesamtemissionsmenge Q.[13]

Über Anpassungen der Steuerhöhe kann dann das angestrebte Zielniveau annähernd, theoretisch sogar exakt, erreicht werden. Dazu muss lediglich der Steuersatz verschärft oder gelockert werden, bis die Gesamtemission der gewünschten entspricht. In Abbildung 2 wäre das angestrebte GesamtemissionsniveauAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten, mit dem Steuersatz Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenzu erreichen.

Da alle Emittenten im Gleichgewicht identische Grenzvermeidungskosten aufweisen, die ja bekanntlich dem Steuersatz entsprechen, führt dieses Verfahren auch zu einem Kostenminimum in Bezug auf die Vermeidung von Schadstoffen. Eine Reallokation der Vermeidung von Emissionen durch die Unternehmen kann die Kosten nicht mehr senken.

Emissionssubvention

Das gleiche Argument gilt für die Subventionslösung, auch hier werden die Grenzvermeidungskosten aller Emittenten im Gleichgewicht der Subvention Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenentsprechen, somit muss das gleiche Emissionsniveau Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenrealisiert werden. Lediglich das Unternehmerkalkül unterscheidet sich. Vermeidung lohnt sich, solange die Grenzvermeidungskosten niedriger sind als die Subvention, da hier positive Nettoerträge erreicht werden. Sobald also die Grenzkosten höher sind als die Subventionen, wird der Emittent auf Vermeidung und somit auf die Subvention verzichten.

Bei der Subventionslösung ist bei freiem Marktzutritt langfristig jedoch noch die Auswirkung auf die wachsende Marktgröße zu beachten, wenn die Subventionen die Vermeidungskosten übersteigen. Durch die dann steigenden Emissionen können nochmals weitere Korrekturmaßnahmen der Subventionshöhe erforderlich sein (Porter, 1974).

Sowohl Steuer- als auch Subventionsinstrumente haben die Schwäche, die Zielgröße über Trial-und-Error-Verfahren erreichen zu müssen, da die Emittenten ihre wahren Vermeidungskosten nicht offenbaren werden.[14]

Handelbare Zertifikate

Ein System handelbarer Zertifikate[15] (Rechte an Emissionen) erscheint vor allem in Hinblick auf die Mengensteuerung als die eleganteste Lösung. Die Emissionsrechte werden vom Staat auf die Unternehmen frei verteilt oder auktioniert. Wichtig ist vor allem die Handelbarkeit, ansonsten entspräche die Zertifikat-Lösung der von Auflagen. Unabhängig von der Erstvergabe führen beide Vergabekonzepte zu einer Minimierung der Vermeidungskosten, wenn der Markt funktionsfähig ist. Die Funktionsweise des Instruments ist denkbar einfach. Wir gehen hier aber davon aus, dass kein Emittent Einfluss auf den Zertifikatpreis ausüben kann (anders in Abschnitt 4.2.1).

Die Emittenten stehen vor der Entscheidung, Kosten für die Vermeidung von Emissionen aufzuwenden oder Zertifikate am Markt aufzukaufen. Solange sich die Grenzvermeidungskosten der Unternehmen unterscheiden, kann ein Emittent mit niedrigeren Grenzvermeidungskosten Zertifikate anbieten und den Zertifikatpreis solange unterbieten, bis Zertifikatpreis und Grenzvermeidungskosten identisch sind. Zugleich entspricht der Zertifikatpreis den Grenzvermeidungskosten beider Unternehmen im Gleichgewicht. Die Identität der Grenzvermeidungskosten der Teilnehmer garantiert das Kostenminimum der Emissionsvermeidung. Das Mengenziel wird dabei über den Preismechanismus erreicht.

Ein solches Gleichgewicht stellt sich in Abbildung 2 zum Zertifikatpreis Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenein. Unternehmen 1 hält dabei Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten und Unternehmen 2 Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenZertifikate. Insgesamt halten beide Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten und es ergibt sich wieder der angestrebte StandardAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Wer zum Käufer und wer zum Anbieter von Zertifikaten wird hängt von der Vergabe der Umweltbehörde ab. Je nachdem wessen Grenzvermeidungskosten zu Beginn über Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenliegen, wird natürlich Zertifikate nachfragen; et vice versa.[16] Warum die Allokation der Vermeidungskosten hier unabhängig von der Verteilung der Zertifikate kostenminimal erfolgt wird in Abschnitt 4.2.1 ersichtlich.

Auflagen

Wie oben angedeutet, können Auflagen als Spezialfall einer Zertifikatelösung gesehen werden, bei der kein Handel zwischen den Emittenten stattfinden darf. Somit ist auch die Möglichkeit einer Angleichung der Grenzkosten ausgeschlossen. Vier (realitätsfremde) Spezialfälle könnten dennoch ein Kostenminimum erzielen.

Es gibt nur einen Emittenten schädigender Emissionen auf ein Kollektivgut. Dann wird dieser seine Auflagen erfüllen und dies mit geringsten Kosten erreichen. Die Grenzvermeidungskosten aller Emittenten sind konstant und damit per se identisch. Die Umweltbehörde kennt die exakten Verläufe der Grenzvermeidungskosten aller Emittenten und kann ein Kostenminimum bestimmen. Die Emittenten sind alle benevolent.

2.2.1.4 NEOKLASSISCHE RESSOURCENÖKONOMIK

Die neoklassische Ressourcenökonomik beschäftigt sich mit der optimalen Verteilung von Ressourcen über die Zeit. Ressourcen können erneuerbar sein, wie etwa Holz- und Fischbestände. In bestimmten Fällen ist eine Erneuerbarkeit ausgeschlossen[17], dazu gehören Eisen, Kohle oder Rohöl. Es soll nun für die beiden Ressourcenarten[18] gezeigt werden, welche Nutzungskonzepte in der Neoklassik vorherrschend sind. Aus der Perspektive der Nachhaltigkeit ist es fraglich, ob der oben beschriebene homo oeconomicus Ressourcen unter Wettbewerbsbedingungen zu einer intergenerational gerechten, dynamischen bzw. nachhaltigen Allokation finden wird. Die Untersuchung vereinfacht sich, denn der Fall nicht-erneuerbarer Ressourcen ist ein Spezialfall erneuerbarer Ressourcen, die ein Ressourcenwachstum von null aufweisen.

Wettbewerb und intertemporales Optimum

Analog zu Siebert (1983, S.112) wird angenommen, dass die Nutzungsrechte der Ressource eindeutig zugewiesen und privat sind. Die Märkte sind kompetitiv. Ein Ressourcenbesitzer maximiert den Gegenwartswert seiner Erträge aus dem Verkauf der erneuerbaren (bzw. nicht-erneuerbaren) Ressource. Die gewinnmaximierende Ernteregel lautet, abzubauen solange der Erlös aus der Kapitalmarktverzinsung höher ist als die Wertsteigerung, die sich aus Preissteigerung und Ressourcenwachstum zusammensetzt.

Für eine vereinfachte Darstellung sei die Ressourcenwachstumsrate konstant.

Notation: r = Ressourcenwachstumsrate; Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten= Preis zum Zeitpunkt i; δ = Zinsfuß

Ernteregel 1 (mit Ressourcenwachstum): Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Umformung liefert: Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten mit: Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten (1)

Die Ernte ist demnach nur positiv, wenn der Marktzins mindestens so hoch ist wie die Wachstumsrate der Ressource. Der Spezialfall nicht-erneuerbarer Ressourcen wird deutlich, wenn man r = 0 unterstellt. Dies ergibt

Ernteregel 2 (ohne Ressourcenwachstum): Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten (2)

Da sich der Preis der nicht-erneuerbaren Ressource bei Gesamtbetrachtung des Marktes aus der Fördermenge (Angebot) ergibt, muss diese so gewählt werden, dass ein Preispfad resultiert, bei dem die erwartete Preissteigerung nicht höher als der Marktzins ist. Im Wettbewerb werden die Anbieter die Angebotsmenge so lange ausweiten, bis die Ungleichung (2) durch Anstieg von Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten zur Gleichheit führt. Der Ressourcenpreis entwickelt sich folglich wie der Marktzins. Berücksichtigt man das Bestandsgleichgewicht, kann der Preis durchaus fallen, wenn die Knappheit abnimmt, beispielsweise durch neu entdeckte Ressourcen (Siebert, 1983, S.71ff.). Dann wird sich aber wieder der oben beschriebene Pfad für die Preisentwicklung etablieren.

Berücksichtigt man, dass im Gleichgewicht bei vollständigem Wettbewerb der Preis stets dem Grenznutzen (zum jeweiligen Zeitpunkt) entspricht, lässt sich die Ernteregel 2 umformen zur allgemeinen Bedingung: Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten (Keil, 1999, S.53), wobei die Diskontierung in den stetigen Fall übertragen wurde. Die Ernteregel führt also bei Wettbewerb zu einem sozial optimalen Nutzen, wobei der abdiskontierte Grenznutzen aller Perioden gleich sein muß.[19]

Diese beiden möglichen Formulierungen der Hotelling-Regel werden als Ausgangspunkt der neoklassischen Ressourcenökonomie angesehen (Keil, 1999, S.53).[20]

Es bleibt, eine für die intergenerationelle Verteilung relevante Eigenschaft dieses, aus neoklassischer Sicht, optimalen Pfades festzuhalten. Bei einer über der Zeit konstanter Nutzenfunktion, mit sinkendem Grenznutzen, werden nachfolgende Generationen einen geringeren Ressourcenkonsum realisieren. Dies liegt am diskontierten Nutzen. Ein Ausgleich des diskontierten Grenznutzens über alle Perioden findet nur statt, wenn der Grenznutzen in der Zeit ansteigt. Dies tut er im Falle eines im Zeitablauf sinkenden Verbrauchs der Ressource.

Dies ist ein zentrales Resultat der Ressourcenökonomik. Der Zins in seiner implizit ethischen Funktion (Hampicke, 2001, S.128), den Wert zukünftiger Zustände in heutigen Werten auszudrücken, führt zu einer Bewertung, die den Konsumnutzen zukünftiger Generationen gegenüber heutigen benachteiligt.

Um eine sinnvolle Analyse obiger Konzepte zu erhalten, müssen sie noch um realistische Faktoren erweitert werden. Die Entscheidungen der Marktteilnehmer und somit die Ergebnisse in Bezug auf mögliche Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung hängen unter anderem von (Siebert 1982, S.469) veränderlichen Abbaukosten (in Abgängigkeit von Periode und/oder Bestand), Einflüssen aus dem Aufbau von Kapital (Skalenerträge, endogener technischer Fortschritt), Neuentdeckungen von Ressourcen, unterschiedlichen Ressourcenqualitäten, Risiken und Erwartungen, Markt und Eigentumsstrukturen, sowie EE des Ressourcenabbaus ab.

Die grundsätzliche Vorgehensweise der Ressourceneigentümer ändert sich allerdings nicht. Es geht stets um die Investitionsentscheidung des Abbaus von Ressourcen. Eine ausführliche Diskussion der Wirkungsweisen einzelner Faktoren würde zu weit führen (formal ausführlich Siebert, 1983), weshalb nur einige Kernergebnisse im Hinblick auf Nachhaltigkeit untersucht werden.

[...]


[1] Zitiert nach: (Simonis/Suplie, 1996, S.1)

[2] www.nachhaltigkeit.aachener-stiftung.de/6000/Geschichte

[3] www.nachhaltigkeit.aachener-stiftung.de/6000/Geschichte

[4] In der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur gilt der homo oeconomicus eher als „common sense“ und wird kaum noch explizit beschrieben (Holstein, 2003, S.130ff.).

[5] Es liegt kein Marktversagen vor, falls die folgenden Annahmen gelten. Die Produktion weist keine steigenden Skalenerträge auf, so dass ein Unternehmen den Markt kostengünstiger bedienen kann als eine Vielzahl von Unternehmen. Ebenso gibt es kein Problem hinsichtlich Unsicherheit. Externe Effekte liegen nicht vor und es handelt sich nicht um ein öffentliches Gut.

[6] Der zweite Hauptsatz bezieht sich, bei Gültigkeit des Ersten Hauptsatzes, auf Pareto-Optimalität bei Umverteilung von Einkommen.

[7] Eigene Definition: Der Begriff der Potentialität ist eigens gewählt worden und findet sich nicht in der angegebenen Literatur.

[8] Im Falle positiver externer Grenzerträge ergibt sich eine negative Steuer; Pigou-Subvention.

[9] Keine prohibitiven Transaktionskosten – Vollständige Information der Teilnehmer

[10] Weimann leitet die Samuelsche Optimalitätsbedingung allerdings für eine Tauschwirtschaft her.

[11] Zur Optimalität der Samuelson-Bedingung vgl. Stiglitz (1994, S.127ff.)

[12] Noch schwerwiegender wird die Implementierung eines optimalen Verschmutzungsniveaus, wenn die Emissionen in ihrer Wirkung auch von anderen Faktoren abhängen, wie etwa der Entfernung zu den Geschädigten. Die Berücksichtigung solcher Diffusionkoeffizienten (Emissionsniveau und Imissionsniveau fallen auseinander) erfordert dann für eine Pareto-effiziente Allokation differenzierte Steuersätze für die Emittenten (vgl. Weimann 1995, S.205-206).

[13] Diese würde dem von der Umweltbehörde angestrebten Zielniveau nur zufällig entsprechen, es sei denn die Kostenverläufe der sozialen Grenzschadensfunktion und zugleich der sozialen Grenzertragsfunktion wären bekannt. Aber gerade hiervon wird ja nicht ausgegangen, sonst könnte man sofort ein Pareto-Optimum anstreben.

[14] Einen möglichen präferenzoffenbarenden Mechanismus mit dem Ziel der Pareto-Effizienz schlägt Sinn (Weimann, 1995, S.214) vor. Dieser versagt jedoch bei Globalschadstoffen und wird nicht näher betrachtet.

[15] Die Idee geht zurück auf J.H. Dales (1968) (vgl. Pearce/Turner, 1990, S.110).

[16] Die Unternehmen werden abhängig von der Zuteilung unterschiedliche Gewinne aus den Zertifikatverkäufen erzielen, was eine gerechte Erstvergabe für die Umweltbehörde zu einem beträchtlichen Problem machen kann. Eine Auktionierung der Zertifikate könnte dies lösen, würde aber zusätzliche Kosten für den Auktionspreis generieren (Weimann, 1995, S.229ff.).

[17] Prinzipiell ist jede Ressource erneuerbar, wenn man einen genügenden Zeithorizont unterstellt. Solche weiten Zeithorizonte, bei der Entstehung von Rohöl sind diese mehrere Millionen Jahre, werden aber in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur als irrelevant angesehen.

[18] Differenzierte Abgrenzungen finden sich in Keil (1999, S.25).

[19] Feees (1998, S.127ff.) leitet das intertemporale Optimum für einen wohlwollenden Zentralplaner und ein repräsentatives Individuum ab.

[20] Die Hotelling Regel wurde aber schon von John Ise 1925 verbal formuliert (Keil, 1999, S.53, Fußnote 37)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783832487324
ISBN (Paperback)
9783838687322
DOI
10.3239/9783832487324
Dateigröße
2.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Freie Universität Berlin – Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte
Erscheinungsdatum
2005 (Mai)
Note
1,7
Schlagworte
globalisierung ökologie umweltpolitik umweltschutz umweltökonomie
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Titel: Nachhaltigkeit
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