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Die Börse als Handlungsbereich eigenverantwortlichen Vermögensaufbaus zur privaten Altersvorsorge

Dargestellt im Kontext rentenpolitischer Veränderungen

©2004 Diplomarbeit 142 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Im Zuge der demographischen Entwicklung, die unter anderem gekennzeichnet ist von steigender Langlebigkeit und abnehmender Geburtenzahl, kommt es in den nächsten Jahrzehnten zu einer Alterung der Gesellschaft in unser Republik.
Ein Effekt davon ist, dass die Inanspruchnahme von Sozialleistungen des Staates massiv steigen wird. Dies wird die einzelnen Versorgungssysteme insbesondere im Bereich Renten, Gesundheit und Pflege an die Grenzen der Funktionsfähigkeit sowie der Finanzierbarkeit bringen. Sollen diese nun aber aufrecht erhalten wer- den, müssen die einzelnen Leistungen, vom heutigen Niveau ausgehend, gesenkt werden.
Die aufgezeigte demographische Entwicklung begleitend vollziehen sich wirtschaftliche Veränderungen. Diese beinhalten die z. T. hohe Arbeitslosigkeit, die Verkürzung der Lebensarbeitszeit sowie das allgemein schwache Wirtschaftswachstum. Das Zusammentreffen von Veränderungen in beiden Bereichen beinhaltet die Schwierigkeit, dass Erstere besser als Letztere vorhersehbar ist und bei- de unterschiedliche Reaktionszeiten erfordern. Insbesondere in Bezug auf die langfristige Erhaltung des Alterssicherungssystems bestehen die politischen Bestrebungen darin, dem veränderten Demographieprozess zu begegnen und dabei wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen, welche die Finanzierung des Alterssicherungssystems nachhaltig sichert.
Die Bestrebungen führen dazu, dass das heutige Niveau des individuell gewohnten und in der Erwerbstätigkeit konsumierten Lebensstandard im Alter allein über das staatliche, in der Regel umlagefinanzierte Versorgungssystem, nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Die sich daraus ergebende Handlungsdirektive für den Einzelnen ist, dass die eigenverantwortliche private Altersvorsorge zum zentralen Element der Sicherung des Lebensstandards für die Zeit im Ruhestand werden muss, um so die eigene Altersarmut zu verhindern.
In diesem Zusammenhang rückt zum einen der Zeithorizont und zum anderen das Renditemotiv in den Vordergrund. Eine Institution, die diesen Punkten Rechnung trägt und sich als relevante Alternative anbieten könnte, ist die Börse. Insbesondere Fonds als ein Anlageprodukt innerhalb dieser Institution, welche die verschiedensten Möglichkeiten der Berücksichtigung der individuellen Rendite- und Risikoneigung bieten, sollten deshalb verstärkt in die Altersvorsorge eingebunden werden.
Trotzdem steht diesem Postulat aber eine Unübersichtlichkeit und Unsicherheit in Bezug auf […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8576
Vogeler, Jan: Die Börse als Handlungsbereich eigenverantwortlichen Vermögensaufbaus
zur privaten Altersvorsorge - Dargestellt im Kontext rentenpolitischer Veränderungen
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg, Diplomarbeit, 2004
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http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

Die Börse als Handlungsbereich eigenverantwortlichen Vermögensaufbaus zur privaten
Altersvorsorge ­ dargestellt im Kontext rentenpolitischer Veränderungen
I
INHALTSVERZEICHNIS
Inhaltsverzeichnis ...I
Abbildungsverzeichnis ...IV
Abkürzungsverzeichnis ... V
1 Zielsetzung und Vorgehensweise ...1
2 Zusammensetzung und Veränderung der Alterssicherung ...7
2.1
Abgrenzung von Altersversorgung und Altersvorsorge... 7
2.2
Zusammensetzung des Systems der Alterssicherung in Deutschland... 7
2.2.1
Staatliche Alterssicherung als 1. Säule ... 10
2.2.2
Betriebliche Alterssicherung als 2. Säule... 11
2.2.3
Private Alterssicherung als 3. Säule... 11
2.3
Relevanz des Generationenvertrages ... 12
2.4
Finanzierungssysteme der Alterssicherung... 14
2.4.1
Umlageverfahren... 15
2.4.1.1
Vorteile des Umlageverfahrens... 16
2.4.1.2
Nachteile des Umlageverfahrens ... 16
2.4.2
Kapitaldeckungsverfahren... 17
2.4.2.1
Vorteile des Kapitaldeckungsverfahrens ... 18
2.4.2.2
Nachteile des Kapitaldeckungsverfahrens ... 18
2.5
Notwendigkeit einer veränderten Gewichtung der Finanzierungssysteme innerhalb
der Alterssicherung. ... 19
2.5.1
Inhalte der Rentenreform 2001 ... 26
2.5.2
Inhalte der Rentenreform 2004 ... 28
2.5.3
Geplante Änderungen ab 2005... 30
2.6
Zwischenergebnis... 33
3
Vermögen und Vermögensaufbau
... 35
3.1
Definition Vermögen... 35
3.2
Definition Vermögensaufbau ... 37

Die Börse als Handlungsbereich eigenverantwortlichen Vermögensaufbaus zur privaten
Altersvorsorge ­ dargestellt im Kontext rentenpolitischer Veränderungen
II
4 Behavioral Finance...
38
4.1
Gegenstand und Ziele der Behavioral Finance ... 38
4.1.1
Anomalien auf der Individualebene... 41
4.1.2
Anomalien auf der Marktebene... 43
4.1.3
Einbindungen der Anomalien in ein Erklärungsmuster... 44
4.1.4
Auseinandersetzungen über einen Paradigmenwechsel... 46
4.2
Theoretischer Nutzen der Behavioral Finance... 47
4.2.1
Anforderungen an die Existenzberechtigung der Behavioral Finance... 48
4.2.2
Modelle der Behavioral Finance ... 49
4.3
Praktischer Nutzen der Behavioral Finance... 51
4.3.1
Erweiterung der Analysemethoden durch die Behavioral Finance... 51
4.3.2
Auswirkungen auf die Investmentbranche... 53
4.4
Zwischenergebnis... 53
5 Börse als Handlungsbereich eigenverantwortlichen
Vermögensaufbaus ...56
5.1
Kennzeichen und Funktionen der Börse ... 56
5.2
Begriffsbestimmung und Anlageverhalten der Börsenteilnehmer... 58
5.2.1
Kennzeichen der Privatanleger ... 59
5.2.2
Wissenschaftliche Studien über die Privatanleger ... 60
5.2.3
Kennzeichen der institutionellen Investoren... 62
5.2.4
Messung der Anlageperformance der institutionellen Investoren ... 63
5.3
Marketing im Investmentbereich ... 64
5.4
Investmentfonds als ein Instrument für den eigenen Vermögensaufbau ... 67
5.5
Börsencrashs ­ Ursache und Rückwirkung auf den Anleger... 71
5.5.1
Familienähnlichkeiten von Börsencrashs... 74
5.5.2
Auf- und Abstieg des Neuen Marktes... 76
5.6
Finanzmärkte in einer Ageing Society... 79
5.7
Zwischenergebnis... 83

Die Börse als Handlungsbereich eigenverantwortlichen Vermögensaufbaus zur privaten
Altersvorsorge ­ dargestellt im Kontext rentenpolitischer Veränderungen
III
6 Abschließende Würdigung ...86
6.1
Zusammentragung der wichtigsten Ergebnisse... 86
6.2
Gesamtergebnis ... 89
6.3
Ausblick ... 90
Anhang...93
Literaturverzeichnis ...116

Die Börse als Handlungsbereich eigenverantwortlichen Vermögensaufbaus zur privaten
Altersvorsorge ­ dargestellt im Kontext rentenpolitischer Veränderungen
IV
ABBILUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Vorgehensweise der Arbeit... S.6
Abbildung 2: System der Alterssicherung in Deutschland ... S. 8
Abbildung 3: Entwicklung der einzelnen Sozialversicherungsbeiträge innerhalb der
letzten drei Jahre... S. 21
Abbildung 4: Unterteilung des Vermögens der privaten Haushalte ... S. 36
Abbildung 5: Kapitalmarktanomalien... S. 43
Abbildung 6: Unter- und Überreaktion der Marktteilnehmer im Anlageprozess ... S. 44
Abbildung 7: Paradigmenwechsel ... S. 47
Abbildung 8: Börsenzyklus: Die generationenübergreifenden Gesetzmäßigkeiten ... S. 73

Die Börse als Handlungsbereich eigenverantwortlichen Vermögensaufbaus zur privaten
Altersvorsorge ­ dargestellt im Kontext rentenpolitischer Veränderungen
V
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
AVMG Altersvermögensgesetz
AVMEG Altersvermögensergänzungsgesetz
BfA Bundesanstalt für Angestellte
BGH Bundesgerichtshof
BMGS Bundesministerium für Gesundheit und Soziales
BörsG. Börsengesetz
bspw. beispielsweise
bzw. beziehungsweise
d. h. das heißt
DIA Deutsches Institut für Altersvorsorge
et al. et alii
h. M. herrschender Meinung
Hrsg. Herausgeber
KAGG Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften
Nr. Nummer
o. V. ohne Verfasser
S. Seite
u. a. unter anderem
usw. und so weiter
vgl. Vergleiche
z. B. zum Beispiel
z.T. zum Teil

Zielsetzung und Vorgehensweise
- 1
-
1 ZIELSETZUNG UND VORGEHENSWEISE
Im Zuge der demographischen Entwicklung, die unter anderem gekennzeichnet ist
von steigender Langlebigkeit und abnehmender Geburtenzahl, kommt es in den
nächsten Jahrzehnten zu einer Alterung der Gesellschaft in unser Republik.
Ein Effekt davon ist, dass die Inanspruchnahme von Sozialleistungen des Staates
massiv steigen wird. Dies wird die einzelnen Versorgungssysteme insbesondere
im Bereich Renten, Gesundheit und Pflege an die Grenzen der Funktionsfähigkeit
sowie der Finanzierbarkeit bringen. Sollen diese nun aber aufrecht erhalten wer-
den, müssen die einzelnen Leistungen, vom heutigen Niveau ausgehend, gesenkt
werden.
Die aufgezeigte demographische Entwicklung begleitend vollziehen sich wirt-
schaftliche Veränderungen. Diese beinhalten die z. T. hohe Arbeitslosigkeit, die
Verkürzung der Lebensarbeitszeit sowie das allgemein schwache Wirtschafts-
wachstum. Das Zusammentreffen von Veränderungen in beiden Bereichen bein-
haltet die Schwierigkeit, dass Erstere besser als Letztere vorhersehbar ist und bei-
de unterschiedliche Reaktionszeiten erfordern. Insbesondere in Bezug auf die
langfristige Erhaltung des Alterssicherungssystems bestehen die politischen Be-
strebungen darin, dem veränderten Demographieprozess zu begegnen und dabei
wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen, welche die Finanzierung des
Alterssicherungssystems nachhaltig sichert.
Die Bestrebungen führen dazu, dass das heutige Niveau des individuell ge-
wohnten und in der Erwerbstätigkeit konsumierten Lebensstandard im Alter allein
über das staatliche, in der Regel umlagefinanzierte Versorgungssystem, nicht
mehr aufrechterhalten werden kann. Die sich daraus ergebende Handlungsdirek-
tive für den Einzelnen ist, dass die eigenverantwortliche private Altersvorsorge
zum zentralen Element der Sicherung des Lebensstandards für die Zeit im Ruhe-
stand werden muss, um so die eigene Altersarmut zu verhindern.

Zielsetzung und Vorgehensweise
- 2
-
In diesem Zusammenhang rückt zum einen der Zeithorizont und zum anderen das
Renditemotiv in den Vordergrund.
1
Eine Institution, die diesen Punkten Rechnung
trägt und sich als relevante Alternative anbieten könnte, ist die Börse. Insbeson-
dere Fonds als ein Anlageprodukt innerhalb dieser Institution, welche die ver-
schiedensten Möglichkeiten der Berücksichtigung der individuellen Rendite- und
Risikoneigung bieten, sollten deshalb verstärkt in die Altersvorsorge eingebunden
werden.
Trotzdem steht diesem Postulat aber eine Unübersichtlichkeit und Unsicherheit in
Bezug auf die spätere Rente, auf die Vielfalt der Produkte zur privaten Altersvor-
sorge und den möglichen Risiken, die mit der Börse verbunden sind, gegenüber.
Die Unsicherheiten finden sich in folgenden Bereichen:
· Bedarfsunsicherheit über die notwendige Höhe der privaten Vorsorge.
· Rahmenunsicherheit in Verbindung mit den gesetzlichen, politischen
und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
· Ergebnisunsicherheit in Bezug auf die Höhe der Rendite nach Ablauf
der Ansparzeit.
· Zeitunsicherheit bezüglich des Zeithorizontes der Ansparphase, da das
Renteneintrittsalter und das Todesalter unbekannt sind.
· Biografische Unsicherheit: Hierbei spielen Krankheiten, Erbschaften
oder familiäre Bedingungen eine Rolle.
2
Diese Unsicherheiten führen häufig dazu, dass die Durchführung der privaten
Vorsorge entweder aufgeschoben oder schlimmstenfalls ganz ausbleibt. Aus den
genannten Unsicherheiten ergeben sich notwendige Fragestellungen, die den
Untersuchungsgegenstand im Rahmen dieser Arbeit darstellen sollen.
1
Vgl. BRUNS, C. [Zeithorizont], S. 38 ff.
2
Vgl. JORDAN,J. [Psychologie], S. 41 f.

Zielsetzung und Vorgehensweise
- 3
-
Vorgehensweise der Arbeit
Ziel der Arbeit ist zum einen die transparente Darstellung des rentenpolitischen
Kontexts mit
· seinem bisherigen System der Alterssicherung,
· seinen Bedingungen und Auswirkungen auf die private
Altersvorsorge,
· seiner Notwendigkeit zur Veränderung sowie
· seinen, von der Bundesregierung eingeleiteten Reformen zur
perspektiven Alterssicherung
und zum anderen die Darstellung der Börse als Handlungsbereich eigenver-
antwortlichen Vermögensaufbaus zur privaten Altersvorsorge
· mit ihrem Aufbau, ihrer Funktion und ihren Instrumenten zum
Vermögensaufbau,
· mit ihren verschiedenen Risiken für die privaten Anleger und
· mit ihren sinnvollen Einbindung in den Aufbau eines individuellen
Vermögens.
Besonderes Augenmerk wird dabei im Rahmen der Risikominimierung für den
Anleger auf die Erkenntnisse der Behavioral Finance gelegt.
Einleitend wird in Kapitel 2 eine Begriffsabgrenzung zwischen Altersversorgung
und Altersvorsorge getätigt, um anschließend das Alterssicherungssystem in
Deutschland zu erläutern. Diese Begriffsabgrenzung dient auch der Eingrenzung
der thematischen Darstellung, denn im Rahmen dieser Arbeit wird der Fokus auf
die private Altersvorsorge gelegt. Der implizite Anspruch in diesem Kapitel liegt
in der transparenten Darstellung der bestehenden und in absehbarer Zeit auf das
Altersvorsorgesystem zu- kommenden Probleme. Im Zuge dessen werden die
Maßnahmen der Bundesre- gierung zur Lösung dieser Probleme aufgezeigt. Die
sich aus diesem Sachverhalt ergebenden Konsequenzen für den individuellen Ver-
mögensaufbau, bilden die Grundlage für die folgende thematische Auseinan-
dersetzung in dieser Arbeit.

Zielsetzung und Vorgehensweise
- 4
-
Da der Fokus auf den Vermögensaufbau gelegt wird, sind die thematischen
Auseinandersetzungen dieses Kapitels und deren Auswirkungen schwerpunkt-
mäßig auf die derzeit Erwerbstätigen gerichtet. Deshalb findet eine Berücksichti-
gung der jetzigen Situation und die Auswirkungen der Maßnahmen auf die der-
zeitigen Rentner nicht statt. Weiterhin findet nur die Altersrente thematische
Berücksichtigung. Zugunsten einer Fokussierung der Fragestellung, wird auf eine
eingehende Darstellung der betrieblichen Altersvor- sorge im Rahmen dieser
Arbeit verzichtet.
In Kapitel 3 findet eine Begriffsbestimmung von Vermögen und Vermögens-
aufbau statt. Bei dem Vermögensaufbau zur privaten Altersvorsorge wird davon
ausgegangen, dass die das Individuum betreffenden Risiken wie Unfall, Berufsun-
fähigkeit und Tod schon abgesichert wurden. Somit schöpft das Individuum einen
Teil aus dem noch frei verfügbaren Einkommen für den Vermögensaufbau ab.
Kapitel 4 stellt die Behavioral Finance vor. Diese neue Forschungsrichtung
innerhalb der Kapitalmarkttheorie soll dahingehend untersucht werden, ob sie
praxistaugliche Analysemethoden und Handlungsanweisungen liefert, die das
Individuum für den Vermögensaufbau nutzen kann. Dieser angestrebte Transfer
hat dann die aus dem vorangegangenen Kapitel abgeleiteten Erkenntnisse zur
Grundlage.
Im Kapitel 5 wird die Börse als Ort eigenverantwortlichen Vermögensaufbaus zur
privaten Altersvorsorge als Schwerpunkt dieser Arbeit thematisiert. Zunächst
wird definiert was die Börse und deren Funktion ausmacht. Anschließend bilden
die Marktteilnehmer der Börse sowie ihr Anlageverhalten bzw. deren meßbaren
Erfolg den Untersuchungsgegenstand. Weiterführend werden das Aktienmarke-
ting sowie Investmentfonds als ein Instrument des Vermögensaufbaus dargestellt.
Die thematische Auseinander- setzung der beiden letzten Abschnitte dieses
Kapitels haben mit den Börsencrashs und den Finanzmärkten in einer Ageing
Society den Anspruch eine realistische Darstellung der Risiken im Prozeß des
Vermögensaufbaus, aufzuzeigen.

Zielsetzung und Vorgehensweise
- 5
-
Abschließend erfolgt im Kapitel 6 eine zusammenfassende Würdigung der Mög-
lichkeiten, die Börse für den Vermögensaufbau zu nutzen, um so den Erkennt-
nissen über die veränderten Ausgangsbedingungen für die eigene Altersrente
Rechnung zu tragen. Ergänzt wird dieses Kapitel durch einen Ausblick, der per-
spektiv sinnvolle Aspekte und relevante Themenbereiche darstellt, die dann
zeitgemäße Handlungs- weisen zur privaten Altersvorsorge anregen können.
In Abbildung 1 wird die Vorgehensweise der thematischen Untersuchung im
Überblick dargestellt.

Zielsetzung und Vorgehensweise
- 6
-
Kapitel 1: Problemstellung und Ziel der Arbeit
Wieso rückt die Börse als Ort des eigenverantwortlichen Vermögensaufbaus
zur privaten Altersvorsorge im Zuge rentenpolitischer Veränderungen in
den Vordergrund?
Kapitel 2: Zusammensetzung und Veränderung der
Alterssicherung
Wie setzt sich das System der Alterssicherung zusammen?
Wieso besteht die Notwendigkeit der Veränderung innerhalb der
Alterssicherung?
Welche Reformen wurden von der Bundesregierung entwickelt, um
die Probleme der Alterssicherung in den Griff zu bekommen?
Kapitel 3: Vermögen und Vermögensaufbau
Wie wird Vermögen definiert?
Wie gestaltet sich der Vermögensaufbau?
Kapitel 4: Behavioral Finance als praxistaugliche
Analysemethode
Was ist der Inhalt der Behavioral Finance?
Was ist der theoretische Nutzen der Behavioral Finance?
Was ist der praktische Nutzen der Behavioral Finance?
Wie können die Erkenntnisse der Behavioral Finance für den
individuellen Vermögensaufbau genutzt werden?
Kapitel 5: Börse als Handlungsbereich eigenverantwortlichen
Vermögensaufbaus
Was ist Kennzeichen und Funktion der Börse?
Welche Arten von Börsenteilnehmern gibt es?
Welche Instrumente für den Vermögensaufbau gibt es?
Welche Risiken erwarten den Anleger an der Börse?
Wie sieht eine sinnvolle Einbindung der Börse in den Aufbau eines
individuellen Vermögens aus?
Kapitel 6: Zusammenfassende Würdigung
Abbildung 1: Vorgehensweise der Arbeit

Zielsetzung und Vorgehensweise
- 7
-
2 ZUSAMMENSETZUNG UND VERÄNDERUNG DER
ALTERSSICHERUNG
2.1 Abgrenzung von Altersversorgung und Altersvorsorge
Zunächst bedarf es im Rahmen der thematischen Auseinandersetzung bzgl. der
Alterssicherung einer Abgrenzung von Altersversorgung und Altersvorsorge. Bei
der Altersversorgung werden den Anspruchsberechtigten bei Eintritt in den
Ruhestand durch Institutionen Zahlungen zugeführt. Diese haben die Zielsetzung,
eine kontinuierliche Versorgung des eingerichteten Lebensstandards mit realen
Gütern beim dauerhaften Ausfall von Arbeitseinkommen, insbesondere im Alters-
ruhestand, zu gewährleisten.
3
Als Elemente der Altersversorgung gelten in der
Regel Altersruhegeld für den Arbeitnehmer sowie Witwen-, Waisen- und
Invalidenrente.
Die Altersvorsorge setzt sich aus Maßnahmen zusammen, welche schon während
des Erwerbsleben durchgeführt werden, damit ein ausreichendes Einkommen im
Ruhestand gewährleistet ist.
4
Die Vorsorge kann im Rahmen der gesetzlichen
Rentenversicherung, der betrieblichen sowie der privaten Altersvorsorge gesche-
hen.
5
2.2 Zusammensetzung des Systems der Alterssicherung in Deutschland
Das System der Alterssicherung in Deutschland basiert auf dem Drei-Säulen-
Konzept. Innerhalb dieses Konzeptes besitzen die einzelnen Säulen eine unter-
schiedliche Gewichtung und verfolgen gleichzeitig auch unterschiedliche Ziele.
6
3
Vgl. GERKE, W. [Börse], S. 40.
4
Vgl. STEENBOCK, A. [Alterssicherung], S. 7 f.; DOMMERMUTH, T./MAYERHOFER, W.
[Altersversorgung], S. 3.
5
Vgl. BÜSCHGEN, H. E. [Börsenlexikon], S. 57.
6
Vgl. URBATSCH,R.-C./VETTERMANN [Altersvorsorge 1], S. 1; TRAYSER, K. D. [Allfinanz-
anbieter], 731; SCHMÄHL, W. [Alterssicherungssysteme], S. 410; IGL, G. [Risiken], S. 39 f.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 8
-
Abbildung 2: System der Alterssicherung in Deutschland
Quelle: eigene Darstellung.
Dennoch darf nicht übersehen werden, dass die einzelnen Teilsysteme auf ein und
denselben Menschen Einfluß nehmen und dabei den gleichen wirtschaftlichen und
sozialen Entwicklungen und Änderungen unterliegen.
7
Deshalb ist bei der gesamt-
en Diskussion bezüglich der Ausgestaltung der verschiedenen Teilbereiche stets
deren Auswirkung auf das Gesamtsystem zu berücksichtigen. Die strukturelle
Ausgestaltung dieses Konzeptes ist darauf ausgerichtet, ab Rentenbeginn ein be-
stimmtes Lebensniveau zu garantieren und die materielle Bedrohung, die Alters-
armut, möglichst gering zu halten. In wieweit dieses System den Bedürfnissen des
Einzelnen gerecht wird, hängt zu einem wesentlichen Teil auch vom Entschei-
dungsträger selbst ab. Dies lässt sich auch schon aus dem Aufbau des Modells
ableiten, da die zweite und dritte Säule erst durch die freiwillige Nutzung des
Individuums in der jeweiligen Altersvorsorge existent wird. Die Grenzen der
einzelnen Säulen können den sozio-ökonomischen Veränderungen entsprechend
modifiziert werden. Somit ist dieses Konzept trotz seines schematischen Aufbaus
nicht statischer Natur.
Die Diskussion bzgl. der veränderten Gewichtung der einzelnen Teilsysteme
beinhaltet auch die Diskussion bzgl. der Vor- und Nachteile des Umlage- und
Kapitaldeckungsverfahrens sowie zusätzlich die Frage, ob der kapitalbildende
Teil des Systems eine entlastende Funktion ausüben kann.
7
Vgl. BLUMENRATH, P.-N [Drei-Säulen-Konzept], S. 225; ORTH, A. [Alterssicherungs-
systeme], S. 1.
Alterssicherung in Deutschland
3. Säule
Private
Alterssicherung
1.Säule
Gesetzliche
Alterssicherung
2. Säule
Betriebliche
Alterssicherung

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 9
-
Die auf einer Verschiebung der Gewichtung der einzelnen Säulen fußende Alters-
sicherungspolitik hat die Aufgabe, die Verlässlichkeit und Funktionsfähigkeit
dieses Systems für die Zukunft zu gewährleisten, um dadurch dem weiter oben
beschriebenen Problem der Altersarmut erfolgreich entgegen zu wirken.
Aufgrund der fundamentalen Einbindung in den sozio-ökonomischen Gesamt-
prozess besitzt somit die Ausgestaltung der Alterssicherung, neben der volkswirt-
schaftlichen Bedeutung, auch in Bezug auf die Position des gesellschaftlichen
Beziehungssystems zwischen Individual- und Kollektiverantwortung eine Rele-
vanz.
8
Wichtig ist es aber an dieser Stelle, den Eindruck zu widerlegen, dass das Drei-
Säulen-Konzept Anlass zu freigiebiger Gewichtsverlagerung innerhalb des Sys-
tems bietet, sobald Finanzierungsprobleme auftauchen. Dies ist zu verneinen, da
solch eine Politik zu einer Einschränkung der Vorleistungsgerechtigkeit der
Arbeitnehmer führt, die ihre Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung ab-
führen.
9
Im Folgenden wird die konzeptionelle Ausgestaltung der einzelnen Säulen darge-
stellt.
8
Vgl. BLUMENRATH, P.-N. [Drei-Säulen-Konzept], S. 217.
9
Vgl. GREISLER, P. [private Vorsorge], S.1015 ff.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 10
-
2.2.1 Staatliche Alterssicherung als 1. Säule
Die staatliche Alterssicherung basiert auf Pflichtversicherungen anhand, derer der
Staat den überwiegenden Teil der Alterssicherung garantiert. Zu den Pflichtver-
sicherungen zählen neben der Rentenversicherung für Angestellte, die Beamten-
versorgung, die knappschaftliche Rentenversicherung sowie die Systeme zur Ver-
sorgung von Landwirten und Selbstständigen. Mit den Beiträgen der Pflichtver-
sicherten wird eine Grund- bzw. Regelsicherung gewährleistet, welche auf dem
Umlageverfahren basieren.
Der Beitragssatz wird jährlich unter Beachtung der im Rentenversicherungs-
bericht veröffentlichten Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamt festge-
legt und beträgt zur Zeit 19,5% für die gesetzliche Rentenversicherung der Ar-
beiter und Angestellten.
10
Die individuelle Rentenhöhe wird durch die Rentenformel ermittelt und unterliegt
dem Äquivalenzprinzip. In diese Formel fließen die Höhe der Beitragszahlungen,
die Dauer der Einzahlungen sowie die allgemeine Lohnentwicklung ein.
Die Einnahmen der gesetzlichen Rentenversicherung setzen sich zu ca. 20% aus
Bundeszuschüssen und zu ca. 80% aus Beiträgen der Versicherten zusammen,
welche zur Hälfte von Arbeitnehmer und -geber gezahlt werden.
11
10
Vgl. RENTENVERSICHERUNGSBERICHT 2003, S. 14; Siehe Anhang.
11
Vgl. STEENBOCK, A. [Alterssicherung], S. 14 ff.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 11
-
2.2.2 Betriebliche Alterssicherung als 2. Säule
Die betriebliche Alterssicherung als 2. Säule stellt eine Zusatzversicherung inner-
halb des Alterssicherungssystems dar. Hierbei handelt es sich um das freiwillige
Angebot des Arbeitgebers an die jeweiligen Arbeitnehmer im Rahmen des
Arbeitsverhältnisses die Altersversorgung und Altersvorsorge zu organisieren. Im
Zuge dessen werden, auf Vereinbarungen basierend, bestimmte Beträge des
Arbeitsentgelds in Vorsorgebeträge umgewandelt. Somit ist diese Säule der
Alterssicherung von kapitaldeckter Ausrichtung.
12
Zu den verschiedenen Formen
der betrieblichen Altersvorsorge zählen die Direktzusage als traditionsreichste
Form der betrieblichen Altersversorgung, die Pensionskassen, Pensionsfonds, die
Direktversicherung sowie Unterstützungs- kassen.
2.2.3 Private Alterssicherung als 3. Säule
Im Zuge der privaten Alterssicherung werden eigenverantwortliche Maßnahmen
getroffen, die darauf abzielen, den zur Wahrung des Lebensstandards benötigten
Kapitalstock zu erwirtschaften. Diese weitesgehende kapitalgedeckte Altersvor-
sorge wird in der Regel aus dem frei verfügbaren, also bereits versteuertem Ein-
kommen bestritten.
13
Staatlich geförderte Instrumente der privaten Altersvorsorge sind die Riester-
Rente, Arbeitnehmer-Sparzulagen auf vermögenswirksame Leistungen sowie die
Wohnungsbauprämie auf Leistungen zu Bausparverträgen. Außerhalb des staat-
lichen Rahmens bilden unter anderem die Lebensversicherung, Immobilien,
Aktien, Investmentfonds
14
sowie private Rentenversicherungen Instrumente dieser
3. Säule.
12
Vgl. DOMMERMUTH, T./MAYERHOFER, W. [Altersversorgung], S. 137 ff.
13
Aufgrund der Änderungen im Zuge des Alterseinkünftegesetz wird die Tendenz dahin gehen,
dass insbesondere Fondsgebundene Lebensversicherung innerhalb der privaten Vorsorge durch
Entgeldumwandlung des Bruttogehalts bestritten wird.
14
Eine spätere fundiertere Darstellung findet in Abschnitt 5.4 statt.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 12
-
Nachdem die einzelnen Säulen und deren Ausgestaltung vorgestellt wurden, soll
ein elementares Merkmal der ersten Säule, das ist die gesetzlichen Alterssicher-
ung, dargestellt werden. Dies begründet sich aus der Tatsache, dass dieses Merk-
mal für den Erhalt des sozialen Friedens innerhalb der Gesellschaft sorgt und die
später folgende Darstellung der Probleme der Alterssicherung auch auf dieses
Merkmal zurückwirken könnten. Es handelt sich hierbei um den Generationen-
vertrag.
2.3 Die Relevanz des Generationenvertrages
Ohne die Berücksichtigung des Generationenvertrages
15
innerhalb des Alters-
sicherungssystems wäre dessen Darstellung unvollständig. Daher gilt es zunächst,
die Frage zu klären, worum es sich bei dem Generationen- vertrag
16
handelt. Als
elementar gilt die Feststellung, dass es sich hierbei nicht um einen Vertrag im
juristischem Sinne handelt, dem ein schriftliches Dokument zu Grunde liegt.
17
Es
handelt sich eher um ein Denkgebilde
18
oder eine Lehrmeinung, welche die Form
eines Vertragsentwurfs besitzt und Einfluss auf die Gesetzgebung bei der Ent-
wicklung der Produktivitätsrente
19
geübt hat.
20
Der Kerngedanke dabei ist, dass die Erwerbstätigen durch ihre Beiträge in die
gesetzliche Rentenversicherung, das Altersruhegeld der Rentner finanzieren.
21
15
Vgl. RULAND, F. [Rentenversicherung], S. 971; BARBIER,H. [Rentenversicherung], S. 215;
BLÜM, N. [Gesetzliche Rentenversicherung], S. 1028.
16
Vgl. BÄCKER,G. [Soziale Arbeit], S. 5; GABLER KOMPAKT-LEXIKON [Wirtschaftslexi
kon], S. 1233; BÜHLER; F. [Generationenproblem], S. 48; HEBELER,T. [Generationen-
gerechtigkeit], S. 20ff.
17
Vgl. RÜRUP, B./SESSELMEIER,W./ENKE, M. [Information], S.112; NELL-BREUNING, v.
O. [Generationen], S. 29; HEBELER,T. [Generationengerechtigkeit], S. 58; HEBELER, T.
[Generationengerechtigkeit], S. 149 f.
18
Vgl. HEBELER,T. [Generationengerechtigkeit], S. 59.
19
Ein in der Literatur ebenfalls verwendeter Begriff ist die ,,Indexrente" oder ,,dynamische
Rente". Im Zuge der letzten Renten ist dazu übergegangen worden von Produktivitätsrente zu
sprechen. Hierunter wird der Sachverhalt verstanden, dass eine Rente nicht ein für alle Mal in
einem bestimmten Betrag festgelegt wird, sondern sich automatisch an die Entwicklung des
Sozialprodukts anpassen soll. Vgl. GABLER KOMPAKT-LEXIKON [Volkswirtschaft], S.
138.
20
Vgl. QUEST, K. [Generationenvertrag], S. 9 ff.
21
Vgl. RENSCHLER, R. [Generationenvertrag], S. 65; BÄCKER,G. [Soziale Arbeit], S. 5;
LAUX, H. [Versicherung], S.784.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 13
-
Die Leistungstransformation bedarf jedoch sowohl stabiler demographischer Ver-
hältnisse als auch eine relativ konstante Struktur der Arbeitseinkommen.
22
Eine
zentrale Bedeutung wird dabei außerdem dem zukünftigen Wirtschaftswachstum
zugewiesen, bei dessen Ausbleiben der angesprochene Transfer nicht stattfinden
kann.
Die Notwendigkeit stabiler Verhältnisse bildet deshalb eine Schwachstelle im
Generationenvertrag, da die Demographie keine Konstante, sondern eher eine
Variable ist, die im Zeitverlauf Schwankungen unterliegt.
23
Anhand dieses Sach-
verhaltes erscheint es dann auch FRERICH und FREY als gerechtfertigt darauf
hinzuweisen, dass es sich zukünftig eher um ein Verteilungs- als um ein Ver-
sorgungsproblem handelt.
24
Die dem Generationenvertrag im Zuge des demo-
graphischen Wandels anhaftende Diskussion hat als Schwerpunkt die
Generationengerechtigkeit.
25
Laut BÖRSCH-SUPAN handelt es sich diesbezüg-
lich um eine Schimäre, da aus pragmatischer Sicht dem Begriff keine Handlungs-
anweisungen zu entnehmen sind.
26
Will man eine Generationengerechtigkeit herstellen, bedarf es laut BÖRSCH-
SUPAN einer Aufstellung aller Vor- und Nachteile, die die Geschichte einer je-
weiligen Generation
27
beschert hat. Diese würde eine Grundlage für die Zurech-
nung der Gewinne und Kosten von Erfindungen oder Kriegen nach dem Verur-
sacherprinzip darstellen, was aber als unmögliches Unterfangen angesehen wird.
28
Handlungsanweisungen lassen sich daher zuverlässiger aus der wirtschaftlichen
Lage als aus dem Konzept der Generationengerechtigkeit ableiten.
ACH sieht in dem moralisch verantwortlichen Umgang von Menschen unter-
schiedlicher Generationen miteinander einen von vielen möglichen Aspekten, die
22
Vgl. RENSCHLER, R. [Generationenvertrag], S. 65. Darüber hinaus wurde das Verhältnis Er-
werbstätiger zu Rentnern auch als Grundlage für den sogenannten demographischen Faktor in
der Rentenpolitik verwendet.
23
Vgl. BARTZ, D. [Wirtschaft], S. 215 ff. ; BÄCKER,G. [Soziale Arbeit], S.4 ff.; ISSING, O.
[Altersversorgung], S. 928.
24
Vgl. HIMMELREICHER, R. K./ VIEBROK, H. [Staatliche Förderung], S. 11 ff.;
RENSCHLER, R. [Generationenvertrag], S. 74.
25
Vgl. JONAS, H. [Verantwortung], S. 39 ff. ; SCHULIN/IGL [Sozialrecht], S. 2 f.; GABLER
KOMPAKT-LEXIKON [Volkswirstchaft], S. 138. ; RENSCHLER, R. [Generationenvertrag],
S. 68 ff.; HEBELER, T. [Generationengerechtigkeit], S. 63.
26
Vgl. BÖRSCH-SUPAN, A. [Generationengerechtigkeit], S. 221.
27
Vgl. HEBELER, T. [Generationengerechtigkeit], S. 149.
28
Vgl. HEBELER, T. [Generationengerechtigkeit], S. 224 f.; IGL, G. [Risiken], S.28 f.;
WERDING, M. [Generationenvertrag], S. 225 ff.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 14
-
intergenerationelle Gerechtigkeit zu definieren.
29
Dies schließt auch die Tausch-
und Vorleistungsgerechtigkeit ein, also die Beiträge der Erwerbstätigen und der
Rentner. Im Zuge der sozio-kulturellen Wandlungen, die den Verlust des traditio-
nellen Drei-Generationen-Verbundes einer Großfamilie zur Folge hatte, gab der
mit dem Umlageverfahren implizierte Generationenvertrag der damaligen Bun-
desregierung die Möglichkeit, diesen Entwicklungen entgegen zu treten.
Die vertiefende inhaltliche Auseinandersetzung war deshalb notwendig, da sich
aus der Frage der Generationengerechtigkeit auch die Frage nach der Existenzbe-
rechtigung des Umlageverfahrens ableiten lässt.
Die aufgeworfene Frage bedingt, die im Folgenden durchgeführte Vorstellung der
Finanzierungssysteme der Alterssicherung.
2.4 Finanzierunsgsysteme der Alterssicherung
Bei den Finanzierungssystemen der Alterssicherung handelt es sich entweder um
das Umlage- oder das Kapitaldeckungsverfahren, die allerdings als jeweilige
Reinform in der Praxis nicht existent sind, da sie immer auch jeweils Elemente
des anderen Systems beinhalten.
30
Konkret bedeutet dies, dass beim Kapitaldeckungsverfahren die Periodenein-
nahmen und -ausgaben übereinstimmen und somit Elemente des Umlage- im
Kapitaldeckungsverfahren auftauchen. Umgekehrt wird ein reines Umlagever-
fahren in der Form nicht praktiziert, da immer eine gewisse Nachhaltigkeits-
rücklage
31
vorhanden sein muss. Diese ist aber, verglichen mit dem Kapitalfonds
im Kapitaldeckungsverfahren, verschwindend gering.
32
HOMBURG reduziert
daher die Andersartigkeit der Verfahren auf den Unter- schied in der Art des
Zusammenhanges zwischen Einnahmen und Ausgaben.
33
29
Vgl. ACH, J.S [Intergenerationelle Gerechtigkeit], S. 241 f.
30
Vgl. HOMBURG, S. [Alterssicherung], S. 5-10.
31
Vormals Schwankungsreserve. Vgl. RENTENVERSICHERUNGSBERICHT 2003, S. 92.
32
Vgl. JOBELIUS, H. J. [Kapitaldeckungsverfahren], S. 5.
33
Vgl. HOMBURG, S. [Alterssicherung], S. 26.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 15
-
Was die beiden Systeme, neben der Demographieabhängigkeit
34
gemeinsam ha-
ben, ist, dass das derzeitige verfügbare Einkommen zugunsten der Finanzierung
des zukünftigen Lebensunterhaltes reduziert wird.
Die folgende Darstellung der beiden Finanzierungssysteme bzgl. ihres Aufbaus
sowie ihren zentralen Vor- und Nachteilen soll zur Klärung der sie bedingenden
Diskussionsstandpunkte beitragen.
2.4.1 Umlageverfahren
Beim Umlageverfahren zahlen die Erwerbstätigen Beiträge in die Rentenkasse
ein, die dazu verwendet werden, die Renten der Rentner zu finanzieren. Dieser
Transferprozess findet zeitnah statt, so dass es, außer einer Nachhaltigkeits-
rücklage, zu keiner Bildung eines Kapitalstocks kommt,
35
durch den die Reduzier-
ung der individuellen Ersparnisbildung aufgefangen werden könnte.
36
Das Um-
lageverfahren vertraut auf die Stabilität der Lohnsummenentwicklung
37
bzw. der
Erwerbseinkommen. Diese stellt die ,,interne Rendite" dieses Systems dar.
34
Vgl. NGUYEN, T. [Alterssicherung], S. 236.
35
Vgl. FENGE,R. [Alterssicherung], S. 22.
36
Vgl. NGUYEN,T. [Alterssicherung], S. 279.
37
Die Lohnsumme setzt sich aus den Komponenten ,,Lohnanstieg" plus ,,Veränderung der
Beschäftigungszahl" zusammen. Vgl. RÜRUP, B. [Umlageverfahren], S.786.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 16
-
2.4.1.1 Vorteile des Umlageverfahrens
Bei prägnanter Betrachtung ergeben sich folgende Vorteile:
·
Es entsteht ein echter Generationenvertrag auf staatlicher Ebene, da
die Aktiven die Rentner finanzieren.
38
·
Nur das Umlageverfahren ermöglicht die Finanzierung der
Produktivitätsrente.
·
Bei dieser Form der Finanzierung der Altersvorsorge sind Anlage-
und Vermögensrisiken durch Inflation nicht existent.
39
·
Diese Art des Alterssicherungssystem ist weitgehend unabhängig
von den Kapitalmärkten.
2.4.1.2 Nachteile des Umlageverfahrens
Im Folgenden sollen die Nachteile kurz dargestellt werden:
·
Durch die geleisteten Rentenbeiträge erwerben die Beitragszahler
dem Gesetz nach eigene Rentenansprüche, denen beim Renteneintritt
keine volkswirtschaftliche Kapitalbildung und somit kein
volkswirtschaftliches Vermögen gegenübersteht. Der Versicherte ist
allein auf das Versprechen des Staates angewiesen.
·
Das Umlageverfahren ist wesentlich von demographischen
Veränderungen abhängig.
Schrumpft die Bevölkerung, so entstehen kaum lösbare
Finanzierungsprobleme, da sich der Altersquotient
40
kontinuierlich
erhöht.
·
Die während des Erwerbslebens geleisteten Beiträge verzinsen sich
nur bei einer stationären demographischen Bedingung in dem Maße,
wie sich die allgemeine Einkommensentwicklung der Arbeitnehmer
nominell im Laufe der Zeit verbessert.
38
Vgl. HARBRECHT,W. [Altersversorgung], S. 2-17
39
Vgl. RÜRUP, B. [Umlageverfahren], S. 784 f.
40
Beim Altersquotient handelt es sich um das Verhältnis der Zahl der Personen von 65 Jahren und
älter zur Zahl der Personen zwischen 15 und 64.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 17
-
·
Die volkswirtschaftliche Sparquote sowie ein geringeres
Volkseinkommen unter diesem System führen zu einer verminderten
gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt.
Dies ist in sofern von Bedeutung, da so die Volkswirtschaft über
einen geringeren Kapitalstock verfügt, der im Produktionsprozess
eingesetzt werden kann. Dies wiederum hat niedrigere
Arbeitsproduktivität und niedrigere Arbeitseinkommen zur Folge.
2.4.2 Kapitaldeckungsverfahren
Bei diesem Verfahren werden Beiträge von Erwerbstätigen in die Rentenkasse
gezahlt, die dann durch die Rentenanstalt in einem Kapitalfonds gesammelt wer-
den. Das Kapitaldeckungsverfahren vertraut auf die Stabilität der Kapitalein-
kommen bzw. der Kapitalmärkte. Die Beiträge werden zum Marktzins, welcher
die interne Rendite
41
des Kapitaldeckungsverfahren darstellt, auf dem Kapital-
markt angelegt. Dieser über den Zeitverlauf der Erwerbsphase kumulierte Kapital-
stock, dient dann der Finanzierung des Lebensunterhaltes und wird ab dem Eintritt
in den Ruhestand kontinuierlich abgebaut.
42
Mit dem angestrebten An- und Aufbau einer Kapitaldeckung zur Entlastung des
Rentensystems verbindet sich die Hoffnung, dass aus den Menschen anlage- und
renditebewusste Anleger werden.
41
Vgl. RÜRUP, B. [Umlageverfahren], S.785.
42
Vgl. FENGE, R [Alterssicherung], S. 21.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 18
-
2.4.2.1 Vorteile des Kapitaldeckungsverfahrens
Die Vorteile beziffern sich auf folgende Punkte:
· Die Rentenleistung erhöht sich, da die Beitragszahlungen zum
Marktzins verzinst werden.
· Anspar- und Rentenleistung leiten sich nach
versicherungsmathematischen Grundsätzen ab.
· Dem individuellen Rentenanspruch steht ein individuelles und
volkswirtschaftliches Vermögen gegenüber. Die Rentenansprüche jeder
Generation sind infolgedessen durch die zuvor geleisteten und
verzinsten Beiträge gedeckt.
43
· Die Rentenleistung ist weitgehend, aber nicht vollständig von den
demographischen Entwicklungen abgekoppelt.
44
· Die volkswirtschaftliche Sparquote steigt, was zu einer Erhöhung des
Volkseinkommens und der Wohlfahrt führt.
45
2.4.2.2 Nachteile des Kapitaldeckungsverfahrens
Die Nachteile ergeben sich durch folgende Aspekte:
· Ein in Geldvermögen angelegtes Kapitalvermögen ist der Inflation
46
oder Illiquidität des Staates ausgesetzt.
· Ein in Sachkapital investiertes Kapitalvermögen kann unter anderem
durch wirtschaftliche Veränderungen oder Börsencrashs elementar
reduziert werden.
· Das individuelle Kapitalvermögen ist ebenfalls einem Unsicher-
heitsfaktor ausgesetzt, da das investierte Kapitalvermögen den Anlage-
und Kursrisiken des Kapitalmarktes unterliegt. Dies führt dazu, dass
gleiche Beitragszahlungen nicht folgerichtig zu gleichen
Rentenleistungen führen, da die Beiträge, je nach dem in welches Objekt
sie investiert wurden, unterschiedliche Renditen erzielen.
43
Vgl. BREYER, F. [Alterssicherung], S. 5.
44
Vgl. RÜRUP, B. [Umlageverfahren], S. 785; BLÜM, N. [Gesetzliche Rentenversicherung],
1030.
45
Vgl. RÜRUP, B. [Umlageverfahren], S. 784 f.
46
Vgl. MAURER, R./SEBASTIAN, S. [Inflationsrisiken], S. 242.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 19
-
2.5 Notwendigkeit einer veränderten Gewichtung der Finanzierungssysteme
innerhalb der Alterssicherung
Nachdem der Aufbau des Alterssicherungssystems und die diesem zugrunde-
liegenden Finanzierungssysteme vorgestellt wurden, besteht nun die Notwendig-
keit, die Gründe für eine neue Gewichtung der Finanzierungssysteme der Alters-
sicherung darzustellen. Nur so kann der Rahmen für die zwingend notwendigen
individuellen Handlungsdirektiven bzgl. der privaten Altersvorsorge hergestellt
werden.
Unterstützend sei hier die Studie der Weltbank herangezogen, nach der ein Alters-
sicherungssystem, welches auf dem Umlageverfahren basiert, einen Zyklus durch-
läuft, der aus drei Phasen besteht. Dieses Phasenzyklusmodell setzt sich aus der
Früh-, der Expansions- und der Reifephase zusammen.
Die Frühphase ist sowohl durch niedrige Beitragssätze als auch durch relativ hohe
Ertragsraten der wenigen Leistungsempfänger gekennzeichnet. In der Expansions-
phase kommt es dann zu relativ moderat steigenden Beitragssätzen. Die Reife-
phase ist durch den demographischen Druck, einem geringen Wirtschafts-
wachstum und einer hohen Arbeitslosigkeit gekennzeichnet. Umlage- systeme der
Alterssicherung neigen in der Reifephase zu verschlechterten Finanzierungs-
bedingungen, die durch steigende Beitragssätze für die Erwerbstätigen sowie
sinkenden Ertragsraten auf die Beitragszahlungen gekennzeichnet sind. In dieser
dritten und letzten Phase befindet sich das Alterssicherungssystem Deutschlands.
Grund dafür sind die beträchtlichen Veränderungen, welche auf die ab 1970
47
Geborenen zukommen. Diese Jahreszahl ist ein Wendepunkt im Sozialstaat,
48
da
es das Schwellenjahr für den Altersquotienten des Jahres 2030 darstellt.
47
Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass von Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts
gesprochen wird. Im Rahmen der folgenden Ausführungen wird auf den Zusatz ,,des letzten
Jahrhunderts" verzichtet.
48
Vgl. BREYER, F. [Alterssicherung], S. 11.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 20
-
Der Abfall der jährlichen Geburtenrate und der gleichzeitige Rückgang der
Nettoreproduktionsrate
49
führt zu einer Alterung der Gesellschaft.
50
Diese Ent-
wicklung wird dadurch noch verstärkt, da sie auf einen schon heute ungünstigen
Altersaufbau trifft.
51
Dies führt zur größten Schieflage in der demographischen
Zusammensetzung von Jung zu Alt seit Bestehen der Bundesrepublik Deutsch-
land.
52
Das schon jetzt erkannte, aber erst in ca. dreißig Jahren eintretende Problem hat
seine Ursache in dem möglichen Prozess des geschlossenen Renteneintritts der
einstigen sogenannten Babyboomer um das Jahr 2030.
Die Berücksichtigung des Altersquotienten in diesem Zusammenhang begründet
sich in seiner Rückwirkung auf das Umlageverfahren. Steigt der Altersquotient, so
sinkt das Verhältnis der Erwerbstätigen zu den Rentnern zu ungunsten ersterer.
Dies führt dazu, dass die Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung unter
Druck gerät, was sich auf die Renten und deren Höhe auswirkt.
Der derzeitig Erwerbstätige
53
sieht sich daher folgender rentenpolitischer Per-
spektive gegenüber: Die Sozialversicherungsbeiträge, die auch die Beiträge zur
gesetzlichen Rente beinhalten, bleiben auf konstanten hohem Niveau oder werden
sich aller Voraussicht nach noch erhöhen.
54
49
Sie ist kontinuierlich gesunken und liegt seit Mitte der 70er Jahre bei lediglich 0,64%. Die sich
daraus ergebende Konsequenz lautet, dass jede Generation künftig um ein Drittel kleiner wird.
Vgl. RULAND, F. [Rentenversicherung], S. 936.
50
Vgl. RULAND, F. [Rentenversicherung], S. 936.
51
Vgl. SCHMIDT, A. [Finanzmärkte], S. 228 f.
52
Vgl. IGL, G. [Risiken], S. 28.
53
In der Arbeit wird exemplarisch ein Angestellter mit einem Jahreseinkommen unterhalb der
Beitragsbemessungsgrenze von 54000 Euro (Westdeutschland) als Untersuchungssubjekt
verwendet.
54
Vgl. RULAND, F. [Rentenversicherung], S. 942; GREISLER, P. [private Vorsorge], S. 1013.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 21
-
Der Erwerbstätige erreicht das Rentenniveau des Standardrentners, wenn er 45
Versicherunsgjahre aufzuweisen, hat. Dieses fiktive Rentenniveau wurde lediglich
zu Vergleichszwecken erfunden. In der heutigen Arbeitswelt erreicht lediglich ein
geringer Prozentsatz der Erwerbsbevölkerung die Anforderungen des Standard-
rentners.
Die Folge davon ist, dass das tatsächliche individuelle Rentenniveau
55
oft unter-
halb dessen liegt, was theoretisch zur Debatte steht.
56
Dieser Tatbestand wird oft
bis zum Renteneintritt nicht wahrgenommen und führt zu Missverständnissen in
der Erwartungshaltung bezüglich der zu empfangenen Rente und hat Rückwir
kungen auf die Vorsorgebereitschaft.
57
Die Fehleinschätzung liegt daran, dass sich die Rentenhöhe aus dem Ein-
kommensdurchschnitt des gesamten Erwerbsleben und nicht vom letzten
55
Das Rentenniveau eines Durchschnittsverdieners liegt heute bereits bei lediglich 60% seines
Nettoverdienstes, der Bedarf dagegen bei 85% des letzten Nettoverdienstes mit der Tendenz zu
100%. Vgl. DOMMERMUTH, T./ HAUER, M. [Rente], S. 8 f., 116, JÄHNIG, M. [Renten-
versicherung], S. 4.
56
Vgl. DOMMERMUTH, T./MAYERHOFER, W. [Altersversorgung], S. 8 f.; Siehe Anhang.
57
Vgl. GERSDORFF, A. v. [Rentenlücke], S. 21; LEINERT, J. [Altersvorsorge 2003], S. 8.
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
2003
2002
2001
Rentenvers.
Krankenvers.
Pflegevers.
Arbeitslosenvers.
Gesamt
Abbildung 3: Entwicklung der einzelnen Sozialversicherungsbeiträge
innerhalb der letzten drei Jahre
Quelle: in Anlehnung an Tabelle: Beitragssätze zur Sozialversicherung, Bfa
und BMGS.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 22
-
Einkommen vor der Rente ableitet. Erfährt das Einkommen im Verlaufe des Er-
werbsleben eine Steigerung, so überzeichnet dies das Rentenniveau der Ein-
kommenssituation im Alter im Vergleich zum Einkommen vor der Rente. Umge-
kehrt wird bei einer inkonsistenten Erwerbsbiographie die Einkommenssituation
unterzeichnet, falls z. B. durch Teilzeitarbeit das Arbeitseinkommen vor Renten-
eintritt geringer ausfällt als im langjährigen Durchschnitt.
Den perspektivisch steigenden Beiträgen steht somit ein gesunkenes Rentenniveau
der gesetzlichen Rente gegenüber. Dies wird im Zusammenhang mit den perspek-
tivisch steigenden Lebenshaltungskosten dann zum Problem, wenn sie den einzig-
en Einkommensteil der zukünftigen Rente bildet. In der schlimmsten Konsequenz
kann das zu Armut im Rentenalter führen. Die Verlässlichkeit
58
der gesetzlichen
Rente als einzige Einkommensquelle und Garant zur Bestreitung und Finanzier-
ung des Lebensstandard ist also nicht mehr gegeben.
Die aus diesem skizziertem Sachverhalt notwendig abzuleitende individuelle
Handlunsgdirektive erfordert eine gesteigerte, langfristig eigenverantwortliche
Planung im Bereich der Altersvorsorge.
59
Grundlage für die Planung der privaten
Zusatzvorsorge
60
ist die Höhe der gesetzlichen Rente mit der die Versicherungs-
pflichtigen im Alter rechnen können. Nur so lässt sich abschätzen, wie groß die
Versorgungslücke
61
später ausfällt. Diese entsteht durch die Differenz von Ein-
kommen in der Erwerbstätigkeit und späterer Rente.
Anzumerken ist, dass die Versorgungslücke nur ein Richtwert darstellen kann, da
die zukünftige Gehaltsentwicklung nicht vorhersehbar ist.
58
Vgl. CRAMER, J.-E. [Erwartungen], S, 4.; ISSING, O. [Altersversorgung], S. 912 f.
59
HIMMELREICHER, R. K./ VIEBROK, H. [Staatliche Förderung], S. 15; LAUX, H. [Ver-
sicherung], S.767.
60
Vgl. HIMMELREICHER, R. K./ VIEBROK, H. [Staatliche Förderung], S. 17; LAUX, H. [Ver-
sicherung], S.777; CRAMER, J.-E. [Erwartungen], S, 17; IGL, G. [Risiken], S. 38;
GREISLER, P. [private Vorsorge], S. 1022 f.
61
Vgl. BABEl. G. [Altersversorgung], S. 1070; DOMMERMUTH, T./ HAUER, M. [Rente], S.
15, 122 f. ; KLÖCKNER, B. W. [Private Altersvorsorge], S. 39 f. ; TRAYSER, K. D.
[Allfinanzanbieter], S. 730; Siehe Anhang.

Zusammensetzung und Veränderung des Alterssicherungssystems
- 23
-
Ein aus der anfangs erwähnten Studie der Weltbank gezogenes Fazit beinhaltet
die Befürchtung, dass es, sollten die Prognosen stimmen, aufgrund des konstant
sinkenden Lebensstandards, zum Verlust der Akzeptanz der Bevölkerung gegen-
über den öffentlichen Sicherungssystemen kommen kann.
62
Dieser vermutete Verlust würde den Erhalt des Generationenvertrages und den
damit implizierten sozialen Frieden erschweren. Der Erhalt des sozialen Friedens
gewinnt in der Diskussion besondere Brisanz durch das Schlagwort Doppel-
belastung
63
und stellt das bisherige System zusätz- lich fortgesetzt in Frage.
Daher ist es zur sachlichen Bearbeitung zunächst notwendig, die diesem Begriff
zugewiesene Schärfe zu relativieren und zu klären, was sich dahinter verbirgt.
Die Doppelbelastung ist zunächst einmal theoretischer Natur, da sie in den
Modellrechnungen verschiedener Ökonomen beim Übergang vom Umlage- zum
Kapitaldeckungsverfahren ausgemacht wird. Sie hängt im wesentlichen davon ab,
in welchem Verhältnis das Kapitaldeckungsverfahren zum Umlageverfahren steht
und wie es umgesetzt wird. Sie tritt insofern auf, da jede Generation bei einem
solchem Übergang vom Zeitpunkt der Einführung ab, einen eigenen Kapitalstock
aufbaut, zeitgleich aber die Rentner durch Beiträge der Erwerbstätigen per
Umlage versorgt werden müssen. Dieser Tatbestand wird oft als Hindernis bei der
Einführung der kapitalgedeckten Altersvorsorge angeführt.
NEUMANN verweist in diesem Zusammenhang auf den Sachverhalt, dass von
jeher eine, wenn auch anders geartete Form der Doppelbelastung bestand, da die
Kinder für ihre in Rente befindlichen, Eltern aufkommen mussten.
64
Er leitet
daraus einen vermögenswerten Unterhaltungsanspruch der Eltern ab. Nach Ein-
führung der Sozialversicherung wurden solche Ansprüche hingegen kollekti-
viert.Unterstützend zieht er die Charakterisierung der gesetzlichen Rentenver-
sicherung durch das Bundesverfassungsgericht hinzu, nach der diese einen
eigentumsähnlichen Anspruch besitzt.
62
Vgl. NGUYEN, T.[Alterssicherung], S. 24.
63
Vgl. BLÜM, N. [Gesetzliche Rentenversicherung], S. 1029.
64
Unter dem Aktenzeichen XII ZR 149/01 findet sich ein aktuelles Urteil des BGH, dass das
Beziehungsgeflecht zwischen den Altersvorsorgeaufwendungen und den Unterstützungsver-
pflichtungen gegenüber den Eltern regelt.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832485764
ISBN (Paperback)
9783838685762
DOI
10.3239/9783832485764
Dateigröße
940 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg – Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften
Erscheinungsdatum
2005 (Februar)
Note
1,7
Schlagworte
alterssicherung finanzierungssystem behavioral finance investmentfonds neuer markt
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