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Theorie des Neuro-Linguistischen-Programmierens

Die Struktur eines Kommunikationskonzeptes in der Veränderungsarbeit

©2004 Diplomarbeit 100 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Das Neurolinguistische Programmieren bietet eine Vielzahl von Interventionsmethoden für die Therapie und die Beratung. Die Wahl des Themas für die vorliegende Diplomarbeit fiel mir relativ leicht. Als ich ein Buch über NLP las, wusste ich sofort: Darüber möchte ich mehr erfahren! Während der Recherchen zum Thema „Neurolinguistisches Programmieren“ wurde mir bewusst, wie logisch die strukturellen Zusammenhänge der Theorien sind. Daher wählte ich den Titel: „Theorie des Neurolinguistischen Programmierens. Die Struktur eines Kommunikationskonzeptes in der Veränderungsarbeit“.
Der Begriff „Programmieren“ steht für die Theorie, dass man erlerntes Verhalten umprogrammieren kann.
Der Begriff „Neurolinguistisch“ gliedert sich auf in „neuro“, dieser Begriff steht hier für unsere fünf Sinne, wie Hören, Riechen, Sehen, Schmecken und Fühlen und der Begriff „linguistisch“ impliziert die Arbeitstechnik, denn alle Interventionen finden auf verbaler, sowie nonverbaler Ebene statt. Manchmal ist es zwischen dem Berater und dem Klienten, während einer NLP-Intervention nicht nötig, sich verbal zu äußern, da die nonverbale Kommunikation schon alle relevanten Aussagen liefert.
Die Basis von NLP bildet zum einen die Theorie, dass ein Mensch all seine Kenntnisse im Laufe seines Lebens erlernt hat und sich daraus Handlungsmöglichkeiten für ihn entwickelt haben, die er kontextbezogen immer wieder anwendet. Da er diese Handlungsstrategien „gelernt“ hat, kann er sie auch wieder „verlernen“. Die Veränderungstechniken im NLP machen alle von der Annahme Gebrauch, dass eine Situation nicht ausschließlich eine einzige Reaktion, sondern, dass das Verhaltensrepertoire eines Menschen eine Vielzahl an Reaktionsmöglichkeiten zulässt, diese nur gefunden und im Reiz-Reaktions-Verhalten des Menschen festgesetzt werden müssen, so dass er im Zusammentreffen mit einer bestimmten Situation nach dem Einsatz von NLP nun mehrere Reaktionsmöglichkeiten hat.
Zum anderen bildet unsere Wahrnehmung für das Neurolinguistische Programmieren eine Basis. Bei der Anwendung von NLP in der Veränderungsarbeit ist es unerlässlich, von der Annahme auszugehen, dass jeder Mensch und dessen Wissen, und die damit verbundenen Verhaltensstrategien sich auf Grund seiner Wahrnehmung gebildet haben. Die Wahrnehmung, wie bereits erwähnt, setzt sich aus unseren fünf Sinnen zusammen. Diese stellen für jedes Individuum ein repräsentatives Bild der Welt her, so dass sich jeder Mensch, auf Grund […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8559
Schau, Anne-Karien: Theorie des Neuro-Linguistischen Programmierens -
Die Struktur eines Kommunikationskonzeptes in der Veränderungsarbeit
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Fachhochschule Fulda, Diplomarbeit, 2004
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http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung: NLP in der Veränderungsarbeit ... 1
2
Entstehung des Neurolinguistischen Programmierens... 5
3 Wahrnehmung ... 9
3.1
V.A.K.O. ­ die sinnesspezifische Wahrnehmung in
Bezug
auf NLP ...10
3.2 Wahrnehmungstypologien...11
4 Basistheorien
des NLP... 15
4.1 Die
Repräsentationssysteme ...15
4.2 Die
Physiologien ...19
5
Techniken der kommunikativen Anpassung... 26
5.1 Das
Kalibrieren...26
5.2
Der Rapport ­ Die verbale / nonverbale Anpassung ...30
5.3 Pacing ...32
5.3.1 Das
nonverbale Pacing ... 34
5.3.2 Das
verbale Pacing ... 35
5.3.3 Pacing
der
Strategien... 36
6
Genaue Problem- und Zielbestimmung... 38
6.1
VAKO-Hypnose und Separator State...38
6.2 Das
wohlgeformte Ziel...41
6.3 Fragetechniken ...45
6.3.1 Generalisierungen... 47
6.3.2 Nominalisierungen ... 49
6.3.3 Tilgungen ... 51
6.3.4 Verzerrungen ... 52
6.3.5 Unterstellungen... 54
6.3.6 Gedankenlesen... 57
7 Ökologie-Check
und
Future Pace ... 59

Inhaltsverzeichnis
8 Veränderungstechniken ... 61
8.1 Ankern...61
8.2 Change
History ...66
8.3 Phobietechnik...68
8.4 Reframing...71
8.4.1 Bedeutungsreframing... 72
8.4.2 Kontextreframing... 75
8.4.3 Six-Step-Reframing... 77
8.5
PeneTrance nach T
HIES
S
TAHL
...84
9
NLP ­ reine Kopfsache? ... 89
10 Literaturverzeichnis ... 92

Einleitung: NLP in der Veränderungsarbeit
1
1 Einleitung: NLP in der Veränderungsarbeit
Das Neurolinguistische Programmieren bietet eine Vielzahl von Inter-
ventionsmethoden für die Therapie und die Beratung. Die Wahl des
Themas für die vorliegende Diplomarbeit fiel mir relativ leicht. Als ich
ein Buch über NLP las, wusste ich sofort: Darüber möchte ich mehr
erfahren! Während der Recherchen zum Thema ,,Neurolinguistisches
Programmieren" wurde mir bewusst, wie logisch die strukturellen
Zusammenhänge der Theorien sind. Daher wählte ich den Titel:
,,Theorie des Neurolinguistischen Programmierens.
Die Struktur eines Kommunikationskonzeptes in der
Veränderungsarbeit."
Der Begriff ,,Programmieren" steht für die Theorie, dass man erlern-
tes Verhalten umprogrammieren kann.
Der Begriff ,,Neurolinguistisch" gliedert sich auf in ,,neuro", dieser Be-
griff steht hier für unsere fünf Sinne, wie Hören, Riechen, Sehen,
Schmecken und Fühlen und der Begriff ,,linguistisch" impliziert die Ar-
beitstechnik, denn alle Interventionen finden auf verbaler, sowie non-
verbaler Ebene statt. Manchmal ist es zwischen dem Berater und
dem Klienten, während einer NLP-Intervention nicht nötig, sich verbal
zu äußern, da die nonverbale Kommunikation schon alle relevanten
Aussagen liefert.
Die Basis von NLP bildet zum einen die Theorie, dass ein Mensch all
seine Kenntnisse im Laufe seines Lebens erlernt hat und sich daraus
Handlungsmöglichkeiten für ihn entwickelt haben, die er kontextbe-
zogen immer wieder anwendet. Da er diese Handlungsstrategien
,,gelernt" hat, kann er sie auch wieder ,,verlernen"
1
. Die Veränderungs-
techniken im NLP machen alle von der Annahme Gebrauch, dass
eine Situation nicht ausschließlich eine einzige Reaktion, sondern,
dass das Verhaltensrepertoire eines Menschen eine Vielzahl an Re-
aktionsmöglichkeiten zulässt, diese nur gefunden und im Reiz-Reak-
1
Vgl.: ,,Konditioniertes Lernen" Kapitel 8.1 Das Ankern

Einleitung: NLP in der Veränderungsarbeit
2
tions-Verhalten des Menschen festgesetzt werden müssen, so dass
er im Zusammentreffen mit einer bestimmten Situation nach dem
Einsatz von NLP nun mehrere Reaktionsmöglichkeiten hat.
Zum anderen bildet unsere Wahrnehmung für das Neurolinguistische
Programmieren eine Basis. Bei der Anwendung von NLP in der Ver-
änderungsarbeit ist es unerlässlich, von der Annahme auszugehen,
dass jeder Mensch und dessen Wissen, und die damit verbundenen
Verhaltensstrategien sich auf Grund seiner Wahrnehmung gebildet
haben. Die Wahrnehmung, wie bereits erwähnt, setzt sich aus unse-
ren fünf Sinnen zusammen. Diese stellen für jedes Individuum ein re-
präsentatives Bild der Welt her, so dass sich jeder Mensch, auf
Grund seiner Erfahrungen, im Leben orientieren kann. Im Neurolin-
guistischen Programmieren geht man davon aus, dass nicht alle Sin-
nesebenen gleichzeitig gleichstarke Eindrücke aufnehmen und verar-
beiten können, d. h., jeder Mensch hat eine Wahrnehmungsdomi-
nanz. Diese kann von Situation zu Situation verschieden sein. Wäh-
rend der Veränderungsarbeit mit NLP ist dies der Schlüssel zum rep-
räsentierten Weltbild des Menschen. Der Berater weiß, wodurch die
Annahmen des Klienten entstanden sind, und noch viel mehr, der
Berater hat nun einen Weg über den entsprechenden, dominanten
Wahrnehmungskanal gefunden, um dieses innere Weltbild zu for-
men. In meiner Arbeit bezeichne ich dieses internale Weltbild die ,,In-
nere Landkarte".
Warum ich die Begriffe ,,Struktur, Kommunikationskonzept und Ver-
änderungsarbeit" einfließen lies, werde ich nun erläutern. Das Neu-
rolinguistische Programmieren ist eine in sich abgeschlossene Theo-
rie, deren Veränderungstechniken fast keine Grenzen kennen.
Die Gliederung meiner Arbeit gibt diese logische Struktur wieder. Je-
des einzelne Kapitel baut auf den Annahmen des vorhergehenden
Kapitels auf. Bis es zur eigentlichen Veränderungsarbeit kommen
kann, müssen zwischen Berater und Klient einige Prozesse durch-
laufen werden. Diese Prozesse werden in den Kapiteln 3 bis 6 näher
erläutert. Sind diese Vorarbeiten geleistet worden, kann es zur ei-

Einleitung: NLP in der Veränderungsarbeit
3
gentlichen Veränderungsarbeit kommen. In den Kapiteln 7 und 8 ha-
be ich einige Techniken ausgewählt und beschrieben. In meiner Ar-
beit versuche ich, die logischen Zusammenhänge und die Struktur
des Neurolinguistischen Programmierens deutlich werden zu lassen.
Deshalb wird in einigen Kapiteln darauf hingewiesen, inwiefern die-
ser Teilaspekt des NLP für das weitere Verfahren absolut unerläss-
lich ist. Während der Recherchen war ich fasziniert, wie klar ver-
ständlich die weiterführenden Theorien sind, wenn man die Voran-
nahmen einmal verstanden hat.
Der Begriff des ,,Kommunikationskonzeptes" erscheint mir insofern
passend, weil ich in der Literatur viele Anhaltspunkte dafür fand,
dass das Neurolinguistische Programmieren auf Kommunikation be-
ruht. Die verbale Kommunikation wird in den Theorien von NLP
ebenso stark einbezogen, wie die nonverbale Kommunikation. Der
Berater muss die nonverbale Sprache des Klienten so gut kennen,
dass der Klient oftmals gar keine Worte gebrauchen muss. Die ver-
bale Sprache ist insofern wichtig, da sie u. a. Ausdruck für das inter-
nale Weltbild des Klienten ist. Mit der Beachtung einiger Kriterien, die
ich in meiner Arbeit in den Kapiteln 5, 6 und 8 näher schildere, kann
der Berater mit seiner verbalen Kommunikation den Klienten in
seiner Sprache dort abholen, wo er sich befindet. Er kann nicht nur
das internale Weltbild besser erreichen, sondern kann auch das Un-
bewusste, das für die Steuerung und das Auslösen der Verhaltens-
strategien verantwortlich ist, direkt oder über das Bewusstsein des
Klienten ansprechen.
Der Begriff der ,,Veränderungsarbeit" wurde gewählt, da ich mich in
meiner Arbeit nicht nur auf therapeutische Anwendungsgebiete be-
ziehe, sondern Techniken und Konzepte erläutere, die auch in den
Bereichen Coaching, Training und generell in der Beratung einsetz-
bar sind. Deshalb entscheide ich mich auch gegen die Verwendung
des Begriffs des ,,Therapeuten", obwohl die Literatur oftmals von
Therapie spricht. Der Ausdruck, der dem des Therapeuten in gene-

Einleitung: NLP in der Veränderungsarbeit
4
ralisierter Form am nächsten kommt, ist der des Beraters. Daher
werden in der Arbeit die Begriffe ,,Berater" und ,,Klient" bevorzugt. In
einigen Stellen findet sich der Begriff der ,,Therapie" wieder, da ich
das entsprechende Zitat nicht verfälsche, sondern im Original be-
lasse. Der Begriff ,,Veränderungsarbeit" soll auch eine Generalisie-
rung der beratenden Tätigkeit darstellen und die Handlungsfelder
,,Coaching, Training, Therapie und Beratung" zusammenfassen.
Da das Neurolinguistische Programmieren in den 70er Jahren ent-
wickelt wurde, war die ursprüngliche Literatur noch relativ aktuell.
Deshalb kann ich mich in den meisten Fällen auf die Literatur der ur-
sprünglichen Begründer R
ICHARD
B
ANDLER
und J
OHN
G
RINDER
bezie-
hen. T
HIES
S
TAHL
hat das Neurolinguistischen Programmieren nach
Deutschland gebracht und ebenfalls eine Vielzahl Bücher zu diesem
Thema veröffentlicht. Auf der Basis der Bücher, der eben erwähnten
Autoren, sind viele weitere Bücher über NLP geschrieben worden.
Darunter finden sich praktische Übungsanleitungen, wie z. B. von
A
LEXA
M
OHL
oder auch kompakte Zusammenfassungen, die dem all-
gemeinen Verständnis von NLP dienen sollen. Die Literatur von
J.
G
RINDER
, R.
B
ANDLER
, T.
S
TAHL
, R.
D
ILTS
, et al. werden als Quelle
bevorzugt und für diese Arbeit benutzt. Die Tatsache, dass die Auto-
ren ihre Arbeiten hauptsächlich in Form von Transkripten veröffent-
licht haben, macht die Darstellung der Theorie für mich nicht leichter.
Jedoch halfen die Transkripte zu verstehen, wie NLP in der Anwen-
dung funktioniert und den erwünschten Erfolg bringt. Die Aussagen
über NLP, die ich in theoretischer Form in der vorliegenden Arbeit
wiedergebe, sind oft von den Transkripten abgeleitet und mit prakti-
schen Anleitungen, wie z. B. von A.
M
OHL
abgeglichen.
Diese Arbeit soll die Zusammenhänge, die Funktionsweisen und An-
wendungsgebiete des Neurolinguistischen Programmierens darstel-
len und einen Überblick über die Möglichkeiten von NLP schaffen.

Entstehung des Neurolinguistischen Programmierens
5
2 Entstehung des Neurolinguistischen Programmierens
M
ILTON
H.
E
RICKSON
- Hypnotherapie, F
RITZ
P
ERLS
- Gestalttherapie,
V
IRGINIA
S
ATIR
­ Familientherapie gelten als die erfolgreichsten The-
rapeuten ihres Fachgebietes. Während der therapeutischen Sitzun-
gen gingen sie oft rein intuitiv vor und ihre Ergebnisse übertrafen in
vielerlei Hinsicht die Erfolge der Kollegen.
Aber wie wurde daraus NLP? In gewisser Weise kann man feststel-
len, dass alle Begründer des Neurolinguistischen Programmierens
aufeinander trafen:
R
ICHARD
W
AYNE
B
ANDLER
wurde 1950 im US-Bundesstaat New Jer-
sey geboren. Später zog er nach Kalifornien, wo er durch eine Musik-
lehrtätigkeit neben der High School die Familie S
PITZER
kennen lern-
te. R
OBERT
S
PITZER
, ein Verlagsinhaber, war schon früh begeistert
von R.
B
ANDLERS
Interesse an geisteswissenschaftlichen Fragen und
wurde im Laufe der Zeit mehr und mehr zu B
ANDLERS
Mentor. Nach
dem High School Abschluss wechselte B
ANDLER
auf das Foothill Col-
lege. Immer häufiger wurde er von S
PITZER
mit Verlagsaufgaben be-
traut, wo er auch u. a. Video- und Tonbandaufnahmen von Therapie-
Workshops anfertigte.
Nach seinem Abschluss des Colleges wechselte B
ANDLER
an die
University of California Santa Cruz. Dort belegte er zunächst Kurse in
Philosophie, Mathematik und den Computerwissenschaften. Aller-
dings konnte sein Interesse an Verhaltenswissenschaften im Laufe
der Zeit dominieren, vor allem begeisterte sich B
ANDLER
für F
RITZ
P
ERLS
.
Im Dezember 1969 hatte S
PITZER
mit F
RITZ
P
ERLS
einen Vertrag über
mehrere Bücher abgeschlossen, deren Inhalt die Philosophie und
psychotherapeutische Praxis der Gestalttherapie sein sollte. P
ERLS
'

Entstehung des Neurolinguistischen Programmierens
6
Arbeiten drohten jedoch nie ans Tageslicht zu kommen, da er über-
raschend im Jahr 1970 starb.
Nun übernahm B
ANDLER
die Fertigstellung P
ERLS
' Werke. Er sollte
Gestaltssitzungen verschriftlichen, damit die Transkriptionen Perls'
Manuskripte ergänzen. Spitzer beschrieb B
ANDLER
während dieser
Arbeit als fast besessen. Tag für Tag setzte er sich Kopfhörer auf
und schaute die Filme an, um präzise Transkriptionen anzufertigen.
S
PITZER
sagte auch über B
ANDLER
, dass er begann wie P
ERL
s zu
sprechen, zu gehen und sich zu verhalten.
Das offene und liberale Klima der Universitäten in Kalifornien, wäh-
rend der 70er Jahre, ermöglichten es B
ANDLER
, als eingeschriebener
Student, ein praxisorientiertes Seminar über Gestalttherapie anzu-
bieten.
Als B
ANDLER
auf seinen späteren NLP-Entwicklungspartner, den
zehn Jahre älteren G
RINDER
traf, war G
RINDER
der Supervisor für
B
ANDLER
s Gestalttherapie-Seminare.
J
OHN
G
RINDER
wurde am 10. Januar 1939 im US-Bundesstaat Michi-
gan geboren. Zunächst war G
RINDER
ein Undercoveragent für die
CIA, wechselte aber Anfang der 70er Jahre seinen beruflichen Wer-
degang und machte sich einen Namen in der Transformationsgram-
matik. Zum Zeitpunkt des Zusammentreffens mit B
ANDLER
war er ein
junger Assistenzprofessor für Linguistik unter G
REGORY
B
ATESON
, der
später für die Begegnung mit M
ILTON
H.
E
RICKSON
verantwortlich war,
ebenfalls, wie B
ANDLER
, am Kresge-College.
J
OHN
G
RINDER
nahm auch bald an den zusätzlichen Gestaltgruppen
B
ANDLER
s teil und nach einiger Zeit trafen beide eine Vereinbarung:
,,R
ICHARD
sollte John beibringen, wie er Gestalttherapie machte, und

Entstehung des Neurolinguistischen Programmierens
7
J
OHN
sollte R
ICHARD
bewusstmachen, was genau er da tat."
2
(W
ALKER
1996 S. 28)
So waren J
OHN
G
RINDER
und R
ICHARD
B
ANDLER
in ihren ursprüng-
lichen Forschungen von F
RITZ
P
ERLS
geprägt. Es stellt sich nun die
Frage, wie es zum Erlernen der Theorien und Praktiken V
IRGINIA
S
ATIRS
kam.
Auch in diesem Fall war es R
OBERT
S
PITZER
, als der Verlagsinhaber
und Mentor B
ANDLER
s, der den Kontakt zu V
IRGINIA
S
ATIR
herstellte.
Genau, wie bei P
ERLS
sollte B
ANDLER
bei V
IRGINIA
S
ATIRS
Arbeit
transkribieren, nur, dass B
ANDLER
in diesem Fall persönlich bei die-
sem Seminar anwesend war. B
ANDLER
war ebenfalls von V
IRGINIA
S
ATIRS
Praktiken äußerst beeindruckt. Wie S
PITZER
berichtete, be-
gann er auch hier, sich S
ATIRS
Wortwahl und Betonung nach einiger
Zeit anzueignen. In den Jahren 1972-1974 war B
ANDLER
, so oft er
konnte, bei den Trainingsprogrammen S
ATIRS
anwesend und begann
dessen Methodik in die eigenen Gruppen zu integrieren.
J
OHN
G
RINDER
und R
ICHARD
B
ANDLER
entwickelten eine Methode, mit
der sie herausfiltern konnten, was genau die Arbeit von V
IRGINIA
S
ATIR
, F
RITZ
P
ERLS
und zudem M
ILTON
E
RICKSON
so erfolgreich
machte. Sie erkannten übereinstimmende Kommunikationsmuster,
Vorgehensweisen und Elemente, auf denen die unglaublichen
Ergebnisse der modernen Psychotherapeuten beruhen. So
begannen sie die erfolgreiche Methodik P
ERLS
,
S
ATIRS
und
E
RICKSONS
zu modellieren
3
.
1974 starteten B
ANDLER
und G
RINDER
ein neues Projekt, die ,,Meta
Model Groups". Sie sollten zum Ausgangspunkt des Neurolinguisti-
schen Programmierens werden. Es wurden ganz gezielt Werkzeuge
zur Informationsgewinnung entwickelt.
2
Die Zitate habe ich in meiner Arbeit in Form der neuen deutschen Rechtschreibung über-
nommen.
3
Das ,,Modellieren" versucht einen Prozess begrifflich abzubilden und greifbar zu machen, ihn
so in die wesentlichen Elemente zu zerlegen, dass es Dritten möglich ist, diesen Prozess
nachzuahmen, zu begreifen, ohne an das eigentliche Original heranzutreten.

Entstehung des Neurolinguistischen Programmierens
8
In den ,,Meta Model Groups" ging man davon aus, dass der verbale
Austausch zwischen Therapeut und Klient ein zentraler Punkt der the-
rapeutischen Veränderungsarbeit ist. Hierbei war der linguistische
Hintergrund J
OHN
G
RINDER
s von großem Vorteil, wodurch es möglich
wurde, die erfolgreichen Sprachmuster der Therapeuten, die proble-
matische Prozesse bewusstzumachen und Veränderung zu induzie-
ren, zu extrahieren. Sie veröffentlichten ihre ersten Erkenntnisse 1975
in dem Buch ,,The Structure of Magic. Volume I".
1974 bereits fiel R
ICHARD
B
ANDLER
und J
OHN
G
RINDER
auf, dass das
Verhalten ihrer Klienten während der Arbeit mit gelenkten Fantasien
4
praktisch nicht von dem Verhalten unterschieden werden konnte, das
von Menschen in mittleren und tiefen Trancezuständen bekannt war.
Aufgrund ihres Interesses an Hypnose, wurden sie von G
REGORY
B
ATESON
auf M
ILTON
H.
E
RICKSON
aufmerksam gemacht. So besuch-
ten B
ANDLER
und G
RINDER
auch E
RICKSON
ab Ende 1974 mehrmals
persönlich, um an den Lehrsitzungen Ericksons teilzunehmen.
Sie versuchten Ericksons Methodik so zu analysieren, wie sie es be-
reits bei S
ATIR
und P
ERLS
theoretisiert haben. Schon in der zweiten
Hälfte des Jahres 1974 begannen B
ANDLER
und G
RINDER
parallel zu
ihren ,,Meta Model Groups" Sitzungen, Workshops über therapeuti-
sche Veränderung und die Struktur hypnotischer Kommunikation ab-
zuhalten. Die Ergebnisse ihrer Studien wurden 1975 bei Meta Publi-
cations, einem von B
ANDLER
und G
RINDER
eigens dafür gegründeten
Verlag, veröffentlicht. Dieser Verlag sollte vor allem Literatur über
das neue Modell herausgeben, das hiermit den Namen ,,Neurolin-
guistisches Programmieren" erhalten hatte.
,,'Gelenkte Fantasien' wurden ursprünglich in der Gestalttherapie als therapeutische Methode
verwendet. Im Kern geht es dabei um die Möglichkeit, den Klienten in seiner Fantasie eine
Szene imaginieren zu lassen, die ihm als positive Referenzerfahrung für sein zukünftiges Er-
leben und Verhalten dienen kann." (BANDLER / GRINDER: Patterns of the Hypnotic Techni-
ques of Milton H. Erickson, M. D., Volume I. Cupertino: Meta Publications 1975, S. 76, zitiert
nach W
ALKER
1996

Wahrnehmung
9
3 Wahrnehmung
Die Wahrnehmung spielt im Neurolinguistischen Programmieren eine
wesentliche Rolle. Durch unsere fünf Sinne, Sehen, Fühlen, Hören,
Schmecken, Riechen, prägt sich unser Weltbild. All die Informatio-
nen, die wir im Laufe unseres Lebens wahrgenommen und verarbei-
tet haben, formten mit der Zeit eine subjektive ,,Landkarte" der Reali-
tät. Diese ,,Innere Landkarte" ermöglicht uns das Wieder zu erkennen
und das Einschätzen bestimmter Dinge, Situationen oder Ereignisse,
durch bereits wahrgenommene und gespeicherte Informationen.
Diese ,,Innere Landkarte" prägt in uns eine gewisse Orientierungs-
möglichkeit ein Individuum auf Grund gesehener, erlebter oder er-
klärter Situationen oder Erfahrungen als real anzunehmen und bei-
spielsweise auch bei Lerntheorien zu verwenden.
Es ist nicht immer möglich, mit allen Sinnen gleichzeitig gleichviel
wahrzunehmen. Dadurch reduzieren wir meistens unbewusst die
Menge von Sinneseindrücken. Die menschliche Kompetenz, eine
Vielzahl von einströmenden Reizen auf eine Anzahl zu reduzieren,
die verarbeitet werden kann, oder die im Augenblick als am wichtigs-
ten erscheint, wird als ,,selektive Wahrnehmung" bezeichnet. Dieser
selektive Wahrnehmungsprozess, erklärt die Individualität der ,,Inne-
ren Landkarte" (vgl. B
IRKER
/ B
IRKER
1997, S. 41).
Manche Sinneseindrücke wiederum werden nicht bewusst wahrge-
nommen, sondern vom Unterbewusstsein verarbeitet; sie ergänzen
somit unsere Vorerfahrungen und vervollständigen unsere ,,Innere
Landkarte" immer wieder aufs Neue. Dieses System funktioniert
auch genau entgegengesetzt: Unser Weltbild und unsere Vorerfah-
rungen erlauben es erst einigen Sinneseindrücken überhaupt wahr-
genommen zu werden.
Dazu folgendes Beispiel:
Ein Kind, dem noch nicht die Funktion einer Ampel und die mit der
Verkehrssituation verbundene Gefahr erklärt wurde, würde beim Er-

Wahrnehmung
10
reichen der Straße vermutlich einfach weiterlaufen, da es in der ,,In-
neren Landkarte" nie abgespeichert hat, dass die Straße zum einen
gefährlich ist, zum anderen die rote Ampel vor der Gefahr schützen
will. Das Kind würde also die rote Ampel gar nicht registrieren,
folglich hätte es keinen Impuls, zu verharren, oder Sicherheitsvorkeh-
rungen zu treffen.
In der Veränderungsarbeit mit NLP versucht man zu erkennen, auf
Grund welcher selektiven Wahrnehmungsprozesse die ,,Innere Land-
karte" geprägt wurde, um somit Schlüsse über die interne, subjektive
Orientierung zu ziehen. Für die eigentliche Veränderungsarbeit mit
NLP ist das Erkennen der Zusammenhänge zwischen der selektiven
Wahrnehmung und der ,,Inneren Landkarte" des Individuums uner-
lässlich.
3.1 V.A.K.O. ­ die sinnesspezifische Wahrnehmung in Bezug
auf NLP
Das Neurolinguistische Programmieren geht davon aus, dass es ver-
schiedene Wahrnehmungsdominanzen gibt. Man spricht hier von
,,Wahrnehmungstrichter", ,,Filter" oder ,,Realitätstunnel". Nicht jeder
Mensch nimmt im Sehen, Fühlen, Hören, Schmecken oder Riechen
gleich viel auf. NLP benutzt hier die Begriffe,
V
=visuell (Sehen),
A
=auditiv (Hören),
K
=kinästhetisch (Fühlen),
O
=olfaktorisch/ gustato-
risch (Riechen/Schmecken). Olfaktorisch und Gustatorisch wird hier
zusammengefasst, da die wenigsten Menschen in ihrer Wahrneh-
mung das Riechen oder Schmecken dominant als Wahrnehmungs-
trichter nutzen. Im Folgenden wird anstatt der ausformulierten Beg-
riffe die Abkürzung V.A.K.O. benutzt.
Natürlich sind wir nicht immer in der Dominanz auf eine Wahrneh-
mungsebene beschränkt, d. h., in besonderen Situationen spitzen wir
z. B. die Ohren oder schauen genau hin und unterbrechen so die do-
minante Wahrnehmungsebene, um einen anderen Sinn intensiver zu
nutzen.

Wahrnehmung
11
Für die Arbeit mit dem Neurolinguistischen Programmieren ist es
wichtig, herauszufinden, welcher Sinn vom Individuum stärker ge-
nutzt wird, als die anderen.
Zudem ist die Aufgliederung in die verschiedenen Wahrnehmungs-
kanäle als Prozessinstruktion
5
für die Veränderungsarbeit so bedeu-
tend, da die V.A.K.O.-Analyse es ermöglicht, eine umfassende Rep-
räsentation des insgesamt Wahrgenommenen zu erleichtern. Man
fragt also: ,,Was sehen Sie?", ,,Was hören Sie?", ,,Was fühlen Sie?"
und ,,Was riechen oder schmecken Sie?". Damit kann man einer ein-
seitigen Vorstellung der erlebten Situation entgegenwirken und das
Klientel noch exakter in den Augenblick hineinversetzen.
Eine Abfrage aller Wahrnehmungskanäle des Klienten wird auch als
,,V.A.K.O.-Analyse bezeichnet. Die V.A.K.O.-Analyse, als Art der
Wahrnehmungsabfrage, kann in der Veränderungsarbeit mit NLP für
bereits erfahrene Situationen genutzt werden oder in der Vorstellung
die Wahrnehmungen auf zukünftige Erlebnisse projizieren. ,,Die Ab-
kürzung V.A.K.O. steht stellvertretend für eine Form von Prozessin-
struktionen, die eine ganzheitliche Repräsentation fördern sollen."
(B
IRKER
/ B
IRKER
1997, S. 43) Die Abkürzung V.A.K.O. steht hier für
V=visuell, A=auditiv, K=kinästhetisch und O=olfaktorisch/gustatorisch
und beinhaltet somit sämtliche Wahrnehmungsebenen.
3.2 Wahrnehmungstypologien
Abhängig davon, welche Wahrnehmungsdominanz ein Individuum
hat, nimmt es durch diesen Wahrnehmungstrichter mehr auf, als
durch andere Wahrnehmungsebenen. Ein Mensch, der auf der vi-
suellen Wahrnehmungsebene dominant ist, würde sicher einen
Raum anhand seiner optischen Merkmale beschreiben, die Größe,
das Licht, die Möbel; er könnte z. B. sagen: ,,Der Raum war groß und
hell, mit dunklen Möbeln eingerichtet und vielen Grünpflanzen am
5
,,Prozessinstruktionen sind gezielte Anweisungen und Botschaften des Beraters an den
Klienten, um diesen durch einen bestimmten inneren Prozess zu führen." (B
IRKER
/ B
IRKER
1997 S. 181)

Wahrnehmung
12
Fenster." Der auf der auditiven Ebene dominante Typ würde wohl
eher die Geräusche des Raumes wahrnehmen und sagen: ,,Dort war
es unheimlich still, man hätte ein Staubkorn auf den Boden fallen hö-
ren können." Ein in der kinästhetischen Wahrnehmungsebene domi-
nanter Mensch, würde hier eher die Raumtemperatur und generell
das Gefühl in diesem Raum schildern, wohingegen ein Mensch, der
auf der olfaktorisch/gustatorischen Wahrnehmungsebene dominant
ist, sich am ehesten an den Geruch des Raumes erinnert.
In der Kategorisierung der Wahrnehmungstypologien wird allerdings
die olfaktorische oder gustatorische Wahrnehmungsdominanz der
Kinästhetik zugeordnet. Sie bilden keinen eigenständigen Wahrneh-
mungstyp.
In der Anwendung vom Neurolinguistischen Programmieren erkennt
man die Wahrnehmungsebene seines Klienten nicht nur durch ver-
bale Äußerungen, sondern auch durch Verhaltensweisen oder non-
verbale Signale. Im Verhalten ließe sich beispielsweise der, auf der
kinästhetischen Ebene, dominante Typ daran erkennen, dass er
Übungen benötigt bzw. Informationen in Handlungen umsetzt und
eigene Erfahrungen machen will, die dann wieder Gefühle auslösen.
Sie orientieren sich am eigenen Körpergefühl (Sport/Bequemlichkeit)
und am Kontakt zu den anderen Dingen, die man anfassen und be-
greifen kann (taktile Wahrnehmung) (vgl. B
IRKER
/ B
IRKER
1997, S.
54). Oft kann man an ihnen auch bequeme Kleidung finden. Men-
schen, die sich bevorzugt durch die kinästhetische Wahrnehmungs-
ebene orientieren, benutzen oft Ausdrücke oder Begriffe wie, fühlen,
warm, Druck, anrühren, sensibel, spannend, feucht, weich, bewegen,
glatt, Berührung, fein, das Argument passt, das bekomme ich in den
Griff, mir hüpft das Herz vor Freude, ich habe weiche Knie, mir stockt
das Blut in den Adern, es wird warm ums Herz, ein Kloß steckt im
Hals, das bereitet mir Bauchschmerzen usw.

Wahrnehmung
13
Ein ,,visueller Typ"
6
benötigt eher Demonstrationen und will sich erst
mit eigenen Augen überzeugen. Menschen, die sich eher mit Hilfe
der visuellen Wahrnehmungsebene orientieren, erleben die Welt
eher in Bildern, sie sehen ihre Ziele klar vor Augen, oft auch als Vi-
sion. Sie können sich Erlebnisse oft gut bildlich in Erinnerung rufen
und beschreiben, da sie sie visuell abgespeichert haben und als Bild
für sich wieder abrufen können. Auch können sie sich zukünftige Er-
eignisse gut plastisch ausmalen, sie bemerken oft winzige Details,
wie z. B. einen fehlenden Knopf o. ä. Ihr Sprachverhalten ist geprägt
durch visuelle Begriffe, wie z. B. Einblick, verschwommen, hell,
leuchten, klar zu sehen, Perspektive, Blickwinkel, blau (generell Far-
ben), optisch, hübsch, symmetrisch, usw. Vom visuellen Typ häufig
gebrauchte Ausdrücke können sein, Schwarzmalerei, den Durchblick
gewinnen, das ist doch sonnenklar, das passt ins Bild, das sieht gut
aus, dies erscheint trist und jenes farblos, es fehlen die Konturen,
alles durch die rosarote Brille sehen usw.
Der auditive Typ hört oftmals gern Musik und ist in seinem Sprach-
verhalten äußerst sensibel in Tonlage und Wortwahl. Er hört feine
Unterschiede im Sprachverhalten seines Gegenübers und achtet
ganz besonders auf Töne, Tonlagen oder Stimmen in der Umge-
bung. Er benutzt Begriffe, wie z. B. laut, klingen, erwähnen, nachfra-
gen, Harmonie, bemerken, gellend, stimmen, stille, monoton und
Äußerungen, wie Es hat ,,Klick" gemacht, klingt vernünftig, lauthals
verkünden, mit Pauken und Trompeten, im Einklang stehen, es
kracht, etwas hinausposaunen, hellhörig werden, das Gras wachsen
hören, böse Zungen behaupten, meine innere Stimme sagt mir, der
hört wohl nicht recht, von Tuten und Blasen keine Ahnung usw.
Hierbei wird nochmals unterschieden zwischen den auditiv-tonalen
und auditiv-digitalen Typen. Die auditiv-tonale Person beachtet eher
Harmonie, Klang, Tonfall, Lautstärke, hat ein geschultes Gehör und
bevorzugt harmonische Musik und kann gut zuhören. Dagegen
6
Ausdruck übernommen von B
IRKER
/ B
IRKER
1997, S. 52

Wahrnehmung
14
äußert sich der auditiv-digitale Typ durch einen umfassenden und dif-
ferenzierten Wortschatz und ist ein anspruchsvoller Gesprächspart-
ner.
Die Wahrnehmungsdominanz eines Menschen zu erkennen, ist in
der Veränderungsarbeit mit NLP deshalb von großer Bedeutung, da
man sie als Basis zur weiteren Arbeit kennen muss, um Rückschlüs-
se über die ,,Innere Landkarte" ziehen zu können.
Passt man sich den verbalen Äußerungen des Individuums an, so ist
man in der Lage, ein konstruktiveres Gespräch zu führen. Man liegt
auf einer Wellenlänge und erreicht den Menschen direkter. Außer-
dem ist es möglich, das Individuum in all seinen detaillierten Äuße-
rungen zu verstehen und einen Zugang zu seiner ,,Inneren Landkar-
te" zu finden, zumindest insofern, dass man begreift, durch welchen
Wahrnehmungskanal sich seine ,,Innere Landkarte" besonders ge-
prägt hat. Als NLP-geschulter Berater weiß man, durch die Einord-
nung seines Klienten in eine bestimmte Wahrnehmungsdominanz,
welche Äußerungen, Ausdrücke oder Beschreibungen die ,,Innere
Landkarte" des Gegenübers beeinflussen können.

Basistheorien des NLP
15
4 Basistheorien des NLP
Alle Veränderungstechniken des Neurolinguistischen Programmie-
rens beruhen auf bestimmten fundamentalen Annahmen. Vorraus-
setzung für NLP ist nicht nur die Aufgliederung der Wahrnehmung in
visuell, auditiv, kinästhetisch und olfaktorisch/gustatorisch oder die
Bestimmung der Wahrnehmungstypologie, sondern auch die Reprä-
sentationssysteme, die ihrerseits wieder in den Wahrnehmungsty-
pologien begründet sind und die Physiologien. All diese Punkte bil-
den die Basis für eine erfolgreiche Arbeit mit dem Neurolinguisti-
schen Programmieren.
In diesem Kapitel werden die Repräsentationssysteme, sowie die
Physiologien näher erläutert, damit die verschiedenen Arbeitstechni-
ken später verständlich werden.
4.1 Die
Repräsentationssysteme
Wie bereits im vorherigen Kapitel erläutert, ist die Wahrnehmung
eine individuell definierbare, menschliche Kompetenz. So kann es
auch dazu kommen, dass z. B. zwei Menschen, die sich in der glei-
chen Sprache unterhalten, dennoch nicht verstehen, da ihre ,,Inneren
Landkarten" auf vollkommen unterschiedlichen Erfahrungen beruhen.
,,Die Repräsentation ist die Vergegenwärtigung einer früheren Wahr-
nehmung in der Vorstellung. Dies geschieht vor allem über das Sin-
nessystem, mit dem Erfahrungen abgerufen werden." (B
IRKER
/
B
IRKER
1997, S. 42)
Der Begriff ,,Repräsentationssysteme" setzt sich aus ,,Repräsenta-
tion", der Vergegenwärtigung und ,,System" von dem Sinnessystem
(Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken/Riechen) zusammen, auf dem
unsere Wahrnehmung beruht.

Basistheorien des NLP
16
Auch hier sind, wie bei den Wahrnehmungstypologien, die Reprä-
sentationssysteme in einem Wahrnehmungskanal dominant. Der
Wahrnehmungskanal ist abhängig von der Situation, in der sich die
Person befindet und kann auch wechseln oder unterbrochen werden.
Über die Repräsentationssysteme lässt sich auch die Wahrneh-
mungsdominanz des Klienten herausfinden. Für die Veränderungs-
arbeit mit NLP sind die Repräsentationssysteme ausschlaggebend,
um auch hier Rückschlüsse auf die ,,Innere Landkarte" ziehen zu
können. Durch die sinnesspezifische Abfrage (V.A.K.O.-Analyse) des
im ,,inneren repräsentierten", wird deutlich, auf welcher Ebene die
Wahrnehmung dominant ist.
Warum ist das Erkennen der Wahrnehmungstypologie und des Rep-
räsentationssystems in der Veränderungsarbeit mit NLP so funda-
mental?
Die Antwort liegt in der konstruktiven Kommunikation. Während der
Klient innerhalb seiner Wahrnehmungstypologie und entsprechend
seines aktuellen Repräsentationssystems kommuniziert, der Berater
hingegen auf einer anderen Wahrnehmungsebene kommuniziert und
einen anderen Wahrnehmungstrichter nutzt
7
, kann es dazu kommen,
wie bereits erwähnt, dass sie sich nicht verstehen. Reden der Klient
und der Berater ,,aneinander vorbei", kann es auch nicht zu einer er-
folgreichen Veränderung kommen.
Der NLP-geschulte Berater hingegen ist in der Lage, das gegenwär-
tige Repräsentationssystem und die Wahrnehmungstypologie zu er-
kennen und sich diesen anzupassen.
Er achtet auf sprachliche Merkmale, wie z. B. Verben, Adverbien, Ad-
jektive, usw. und übernimmt sie in seine eigene Sprache, um den
Klienten auf seiner Ebene zu erreichen, was wiederum erst die kon-
struktive Gesprächsführung ermöglicht.
7
Vgl. Kapitel 3.2. Wahrnehmungstypologien (verbale Erkennungsmerkmale)

Basistheorien des NLP
17
Bei der Erläuterung der Repräsentationssysteme ist es wichtig zu
erwähnen, dass, im Gegensatz zu den Wahrnehmungstypologien,
bei denen der olfaktorisch/gustatorische Wahrnehmungskanal keiner
einzelnen Typologie entspricht, sondern der Kinästhetik zugeordnet
wird, es bei den Repräsentationssystemen durchaus den olfakto-
risch/gustatorischen Typ gibt. Verbale Äußerungen dieses Typs sind
riechen, duften, stinken, blumig, scharf, schmecken, süß, schal oder
geschmacklos. Redewendungen können sein: Das stinkt mir, die Na-
se rümpfen, es ist dufte, es riecht nach einer Überraschung, die Na-
se vorn haben, sich erstmal beschnuppern, den richtigen Riecher ha-
ben, drinnen ist dicke Luft, es weht ein frischer Wind, eine steife Bri-
se, etwas anbrennen lassen, die Nase überall hineinstecken, das
schmeckt mir nicht, die Schokoladenseite, ein bitterer Nachge-
schmack, eine delikate Angelegenheit, ein gefundenes Fressen usw.
Die verbalen Merkmale der anderen Repräsentationssysteme (audi-
tiv, visuell, kinästhetisch) entsprechen im Wesentlichen den Äuße-
rungen, die den Wahrnehmungstypologien zugeordnet sind (siehe
Kap. 3.2).
Der kompetente NLP-Berater passt sich jedoch nicht nur den verba-
len Äußerungen seines Gegenübers an, sondern ist auch nonverbal
in der Lage, sich dem Klienten anzupassen. Auch die nonverbale
Kommunikation gibt Aufschluss über das Repräsentationssystem.
Im Laufe ihrer Studien stellten J
OHN
G
RINDER
und R
ICHARD
B
ANDLER
fest, dass die Augenstellung Ausdruck dafür ist, in welchem Reprä-
sentationssystem sich das Gegenüber im Moment befindet.
Sie erkannten sechs verschiedene Augenstellungen: nach oben
rechts/links, mittig rechts/links oder unten rechts/links. Diese Augen-
stellungen beziehen sich auf die Sichtweise des Betrachters, des
Gegenüber (spiegelverkehrt). Sie fanden heraus, dass die Augen
oben rechts
dafür sprechen, dass innere Bilder aus dem Gedächtnis
abgerufen werden, also visuelle Erinnerungen ­
oben links
werden

Basistheorien des NLP
18
Bilder konstruiert, Zielbilder, Visionen oder Vorstellungen, wie etwas
sein könnte, d. h., schaut das Gegenüber also nach oben, befindet
es sich im visuellen Repräsentationssystem.
Befinden sich die Augen in der
Mitte rechts,
so spricht das dafür,
dass sich die Person gerade an Geräusche und Stimmen erinnert, oft
ist diese Blickrichtung typisch, wenn wir überlegen, was genau ge-
sagt wurde.
Mitte links
ist eher ein Indiz für das Konstruieren von
Tönen, Geräuschen, Stimmen, z. B., wenn man überlegt, wie man et-
was am Besten sagt und es zuvor im Kopf ausformuliert. Das heißt,
die Mitte spricht für die auditive Ebene.
Unten rechts
deutet darauf hin, dass wir uns in einem inneren Dia-
log befinden und
unten links
spricht für das gefühlsmäßige Erleben
einer Szene, auch werden in dieser Augenstellung Informationen aus
der Geruchs- und Geschmackswahrnehmung berücksichtigt.
Nicht nur einzelne Augenstellungen lassen erkennen, in welchem
Repräsentationssystem sich jemand befindet, sondern auch Augen-
bewegungen, also die Abfolge von Stellungen des Auges werden im
NLP berücksichtigt. So kann beispielsweise die Augenbewegung
,,oben rechts, unten rechts, Mitte links symbolisieren, dass zunächst
eine visuelle Erinnerung abgerufen, im inneren Dialog überprüft und
dann eine Antwort überlegt wurde." (B
IRKER
/ B
IRKER
1997, S. 48)
Dies ist für NLP und die Veränderungsarbeit ebenfalls sehr wichtig,
da man hier Zusammenhänge der inneren Prozesse beobachten
kann.
Diese Augenmuster lassen sich auch zur Selbstführung einsetzen,
um ganz gezielte Repräsentationssysteme zu aktivieren. Möchten wir
uns beispielsweise ein Bild in Erinnerung rufen, so können wir diesen
Gedanken unterstützen, indem wir die Augen nach oben (visuell) und
nach rechts bewegen.
Die Bedeutung der Augenstellung wird allerdings in der zwischen-
menschlichen Kommunikation auch oftmals intuitiv interpretiert. Rich-

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2004
ISBN (eBook)
9783832485597
ISBN (Paperback)
9783838685595
DOI
10.3239/9783832485597
Dateigröße
569 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Fulda – Sozialwesen
Erscheinungsdatum
2005 (Februar)
Note
1,7
Schlagworte
coaching training therapie wahrnehmung
Produktsicherheit
Diplom.de
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Titel: Theorie des Neuro-Linguistischen-Programmierens
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