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Analyse logistischer Prozesse in der internationalen Katastrophenhilfe am Beispiel der Flutkatastrophe in Mosambik im Jahr 2000

©2004 Studienarbeit 92 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
In den Entwicklungsländern sind Ansprüche und Erwartungen an ein effizientes Katastrophenmanagement gestiegen. Doch trotz aller Absichtserklärungen der Politik hin zu einer verbesserten Koordination internationaler Katastrophenhilfe und schnellerer Mobilisierung lebensnotwendiger Hilfsgüter, überwiegt der Ad-hoc-Charakter des Katastrophenmanagements.
Im Katastrophenfall muss die Hilferechtzeitig und koordiniert erfolgen. Im Mittelpunkt der weltweiten Hilfsaktionen steht die Logistik, die zur Bewältigung von Katastrophen eine effiziente und effektive Versorgung der betroffenen Regionen leisten soll.
„Du weißt nicht was du brauchst, Du weißt nicht, wo Du es brauchst. Aber Du musst es hinbringen, und zwar in einer sehr kurzen Zeitspanne unter chaotischen Bedingungen. Schaffst Du es nicht, sterben Menschen.“ Um Menschenleben zu retten, bedarf es deshalb der Sicherstellung einer adäquaten Versorgung Hilfsbedürftiger durch Hilfsgüter, Hilfspersonal und deren Ausrüstung.
Ein großes Problem hierbei ist die Hilfsgüterbereitstellung für die Bevölkerung, da aufgrund mangelnder Transparenz in der gesamten Hilfsgüter-Supply-Chain und unsachgemäßer Planung kritische Entscheidungen getroffen werden müssen. Neben der Versorgung müssen logistische Systemstrukturen in der betroffenen Region aufgebaut und unterhalten werden, um einen effizienten Fluss von Katastrophenbewältigungsressourcen zu gewährleisten.
Die vorliegende Arbeit kann lediglich nur einen partiellen Ausschnitt bei der Bewältigung von Katastrophen zeigen. Ziel dieser Arbeit ist es, logistische Prozesse der internationalen Katastrophenhilfe zu analysieren und jene Effizienzpotenziale aufzudecken, die durch den Einsatz der Logistik optimiert werden können.
Im Anschluss werden Schwachstellen bewertet und Handlungsempfehlungen zur Behebung spezieller logistischer Problemfelder entwickelt. Die Undurchsichtigkeit von internationalen Katastropheneinsätzen durch fehlende Dokumentation vergangener Katastrophenfälle und die Beteiligung unzähliger Hilfsorganisationen machen die Quellensuche zu einem Puzzlespiel. Aufgrund der hohen Komplexität, auch bedingt durch politische und wirtschaftliche Einflüsse, ist eine Fokussierung bzw. Eingrenzung des Katastrophentyps im Rahmen dieser Arbeit sinnvoll und notwendig.
Mit dem Fokus auf die Flutkatastrophe in Mosambik im Jahre 2000 werden in dieser Arbeit logistische Prozesse analysiert. Die Begründung der Auswahl dieser bestimmten […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8529
Vogt, Sebastian: Analyse logistischer Prozesse in der internationalen Katastrophenhilfe
am Beispiel der Flutkatastrophe in Mosambik im Jahr 2000
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Technische Universität Berlin, Studienarbeit, 2004
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Europa, Asien, Australien
04 / 02 ­ 05 / 03
(13 monatige
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(6 monatiger
Schüleraustausch)
Computerkenntnisse:
MS Office, MS Project
Auto CAD
HTML
4 GL Unix / Linux
SCM-Tools (i2 Technologies)
SAP R/3 (IDES)
SAP APO
Persönliche
Interessen:
Klassische Gitarre, Motorrad,
Fußball, Radfahren
Berlin, den 5.01.2005
Berufserfahrung und Praktika:
Seit 11 / 04
Berater, Bearing Point GmbH
Schwerpunkt SCM-Beratung
04 / 04 ­ 09 / 04
Diplomand, BMW Motorrad
Praxisdiplomarbeit im Bereich Montagelogistik
Entwicklung einer Bereitstellstrategie für den internen Materialtransport in der
Vormontage eines Motorradherstellers
09 / 03 ­ 02 / 04
Tutor, TU-Berlin (Institut für Materialflusstechnik & Logistik)
Forschungsaufgaben
Analyse und Recherchetätigkeiten im Rahmen des Forschungsprojekts EastLog
11 / 01 ­ 04 / 02
Werkstudent, KPMG Consulting AG
Unterstützung der Projektleitung Infrastructure Services
Warenstromsimulation und Optimierung für einen Kunden der Chemiebranche mit
Hilfe des ,,Supply Chain Strategist" (SCM-Tool) von i2 Technologies
08 / 01 ­ 10 / 01
Praktikant, KPMG Consulting AG
Projektunterstützung im Bereich Consumer & Industrial Markets
Vorbereitung einer Kunden Live-Demonstration zur strategischen
Standortoptimierung von Produktionsnetzwerken
07 / 00 ­ 09 / 00
Praktikant, BMW (South Africa) (Pty) Ltd.
Fachpraktikum in den Bereichen Produktion und Logistik
konzeptionelle Entwicklung einer Datenbank zur Optimierung von Materialflüssen
Fehleranalyse und Prozessoptimierung in der Fertigung (Klimaanlagenmontage)
07 / 99 ­ 06 / 00
Werkstudent, Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH
Assistent der Forschungs- und Entwicklungsabteilung Baureihe Frontlader
Studium:
Seit 10 / 97
Wirtschaftsingenieurwesen (Fachrichtung Maschinenbau) an der TU Berlin
(Abschluss: 1,6)
Schwerpunkte:
Materialflusstechnik & Logistik, Innovations-& Projektmanagement, Fahrzeugtechnik
Studienarbeit:
Analyse logistischer Prozesse der internationalen Katastrophenhilfe am Beispiel der
Flutkatastrophe in Mosambik
Zivildienst:
08 / 96 ­ 08 / 97
Berliner Werkstätten für Behinderte (BWB) / EDV-Abteilung
Schulbildung:
1989 ­ 1996
Humboldt-Gymnasium Berlin, Abschluss: Abitur

Eidesstattliche Erklärung
Hiermit erkläre ich an Eides Statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und
ohne unerlaubte fremde Hilfe angefertigt, andere als die angegebenen Quellen und
Hilfsmittel nicht benutzt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich
entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.
Berlin, den 20. April 2004

Seite III
Analyse logistischer Prozesse in der
internationalen Katastrophenhilfe am
Beispiel der Flutkatastrophe in Mosambik
2000
Inhaltsverzeichnis
Seite
Tabellenverzeichnis ... V
Abbildungsverzeichnis ... VI
Abkürzungsverzeichnis ... VII
1 Einleitung ...1
1.1
Problemstellung und Zielsetzung... 3
1.2
Vorgehensweise und inhaltlicher Aufbau... 4
2 Begriffliche Grundlagen und Katastrophenarten...6
2.1
Katastrophendefinition und begriffliche Grundlagen ... 6
2.2
Arten von Katastrophen... 8
2.2.1
Naturkatastrophen... 10
2.2.2
Technische und politische Katastrophen... 12
3 Katastrophenlogistik ...13
3.1
Grundzüge der Unternehmenslogistik ... 13
3.2
Logistik im Rahmen der Katastrophenhilfe ... 15
3.3
Katastrophenmanagement ... 18
3.4
Einordnung der Logistik in das Katastrophenmanagement ... 20

Seite IV
4 Logistische Prozesse der internationalen
Katastrophenhilfe ...23
4.1
Die Flutkatastrophe in Mosambik 2000... 24
4.2
Akteure ... 25
4.3
IST-Analyse der logistischen Prozesse ... 30
4.3.1
Preparedness-Phase... 30
4.3.2
Response Phase ... 32
4.3.2.1
Allgemeiner Überblick ... 33
4.3.2.2
Joint Logistics Center in Mosambik... 35
4.4
Schwachstellenanalyse ... 37
4.4.1
Allgemeine Schwachstellen... 37
4.4.2
Logistikrelevante Schwachstellen... 44
5 Ableitung von Planungs- und Handlungsempfehlungen .46
5.1
Ansatzfelder der Logistik ... 46
5.2
Lösungsansätze ... 51
5.2.1
Leistungserstellung (operativ) ... 53
5.2.2
Organisationen & Management... 54
5.2.3
Informations- und Kommunikations Systeme ... 60
6 Zusammenfassung und Ausblick ...68
Literaturverzeichnis ...72

Seite V
Tabellenverzeichnis
Seite
Tabelle 1: Typologie von Katastrophen
... 9
Tabelle 2: Effekt von Katastrophen auf Hauptbedürfnisse
... 11
Tabelle 3: Ansatzfelder-Matrix logistischer Prozesse
... 52

Seite VI
Abbildungsverzeichnis
Seite
Abbildung 1: Anzahl registrierter Naturkatastrophen zwischen 1992-2001
... 2
Abbildung 2: Unternehmensinternes und übergreifendes
Prozesskettenmodell
... 14
Abbildung 3: Phasenschema Katastrophenmanagement
... 18
Abbildung 4: Akteure Mosambik 2000
... 26
Abbildung 5: Flood Emergency Operations by Emergency Tasks
... 33
Abbildung 6: Spectrum of Coordination Activities
... 49

Seite VII
Abkürzungsverzeichnis
APS
Advanced Planning and Scheduling
bzw.
beziehungsweise
d.h.
das heißt
ECHO
European Commission's Humanitarian Aid Office
ERU
Emergency Response Unit
ERP
Enterprise Resource Planning
FACT
Field Assessment and Coordination Unit
GPS
Global Positioning System
IDNDR
International Decade of Natural Disaster Reduction
IFRC
International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies
IGO
Inter-Governmental Organization
INGC
National Institute for Disaster Management
ISDR
International Strategy of Disaster Reduction
IT
Information Technology
I&K-System
Informations- und Kommunikationssystem
JLC
Joint Logistics Centre
LKW
Lastkraftwagen

Abkürzungsverzeichnis
Seite VIII
Mio.
Millionen
MSF
Medicines sans Frontiers
NGO
Non-Governmental Organization
OCHA
United Nations Office for Coordination of Humanitarian Affairs
OS
Operations Support
PAHO
Pan American Health Organization
SUMA
Supply Management System
THW
Technisches Hilfswerk
UN
United Nations
UNDHA
United Nations Department of Humanitarian Affairs
UNDP
United Nations Development Programme
UNHCR
United Nations High Commissioner for Refugees
UNICEF
United Nations Children's Fund
UNJLC
United Nations Joint Logistics Centre
USAID
United States Agency for International Development
usw.
und so weiter
WFP
World Food Programme
WHO
World Health Organization

1 Einleitung
Seite 1
1 Einleitung
,,In reality, it is argued, all disasters are, oneway or another, primarily
the results of human actions."
1
Quarantelli
Die Anzahl registrierter Naturkatastrophen zwischen 1992 und 2001 (s. Abbildung 1)
wurde allein in den letzten beiden Jahren (2002/03) übertroffen. Nicht zuletzt trägt
der Mensch an dieser steigenden Entwicklung eine entscheidende Mitschuld.
Insbesondere die Lebensumstände, unter denen meist Menschen der ärmeren
Länder gezwungen sind zu leben, beeinflussen die Eintrittswahrscheinlichkeit von
Naturkatastrophen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Trotz intensiver
Bemühungen in den letzten 10 Jahren durch die International Decade of Natural
Disaster
Reduction
(IDNDR)
2
verdreifachte
sich
durch
Erdbeben,
Überschwemmungen, Hungersnöte, Unruhen und Kriege die Anzahl von
Katastrophen. Abbildung 1 verdeutlicht diese Zunahme von Naturkatastrophen in
der letzten Dekade.
1
Quarantelli, E. (1993), S. 24 entnommen aus Stirn, W. (1996), S. 46
2
Die von den Vereinten Nationen proklamierte Internationale Dekade zur Reduktion von
Naturkatastrophen ist ein Vorhaben zur Katastrophenbewältigung, dem sich mehr als 150 Nationen
anschlossen.

1 Einleitung
Seite 2
Abbildung 1: Anzahl registrierter Naturkatastrophen zwischen 1992-2001
Primäres Ziel und größte Herausforderung bei Katastrophen allgemein ist
Menschenleben zu retten und das Ausmaß entstandener Schäden zu minimieren.
Durch veränderte Rahmenbedingungen, wie der fortschreitenden Urbanisierung und
der vom Menschen verursachte Klimawandel, sehen sich die Akteure der
internationalen Katastrophenhilfe immer wieder vor neuen Schwierigkeiten und
Herausforderungen. Jede Katastrophe ist anders und einzigartig, wodurch
regelmäßig Probleme bei der Bereitstellung von Hilfsgütern einhergehen. Damit den
betroffenen Menschen schnellstmöglich Hilfe zukommt, bedarf es einem effizientem
Katastrophenmanagement. Um den steigenden Trend registrierter Katastrophen
entgegenzuwirken wurde nach Abschluss der IDNDR 1999 die International
Strategy of Disaster Reduction (ISDR)
3
ins Leben gerufen.
3
Internationale Strategie zur Katastrophenreduktion
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
A
n
za
h
l
re
g
is
tr
ie
rt
er
N
at
u
rk
at
as
tr
o
p
h
en
Avalanches/landslides
Droughts/famines
Earthquakes
Extreme temperatures
Floods
Forest/scrub fires
Volcanic eruptions
Wind storms

1 Einleitung
Seite 3
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
In den Entwicklungsländern sind Ansprüche und Erwartungen an ein effizientes
Katastrophenmanagement gestiegen. Doch trotz aller Absichtserklärungen der
Politik hin zu einer verbesserten Koordination internationaler Katastrophenhilfe und
schnellerer Mobilisierung lebensnotwendiger Hilfsgüter, überwiegt der Ad-hoc-
Charakter des Katastrophenmanagements.
4
Im Katastrophenfall muss die Hilfe
rechtzeitig und koordiniert erfolgen. Im Mittelpunkt der weltweiten Hilfsaktionen steht
die Logistik, die zur Bewältigung von Katastrophen eine effiziente und effektive
Versorgung der betroffenen Regionen leisten soll.
,,Du weißt nicht was du brauchst, Du weißt nicht, wo Du es brauchst. Aber Du musst
es hinbringen, und zwar in einer sehr kurzen Zeitspanne unter chaotischen
Bedingungen. Schaffst Du es nicht, sterben Menschen."
5
Um Menschenleben zu retten bedarf es deshalb der Sicherstellung einer adäquaten
Versorgung Hilfsbedürftiger durch Hilfsgüter, Hilfspersonal und deren Ausrüstung.
Ein großes Problem hierbei ist die Hilfsgüterbereitstellung für die Bevölkerung, da
aufgrund mangelnder Transparenz in der gesamten Hilfsgüter-Supply-Chain und
unsachgemäßer Planung kritische Entscheidungen getroffen werden müssen.
Neben der Versorgung müssen logistische Systemstrukturen in der betroffenen
Region aufgebaut und unterhalten werden, um einen effizienten Fluss von
Katastrophenbewältigungsressourcen zu gewährleisten.
6
Die vorliegende Arbeit kann lediglich nur einen partiellen Ausschnitt bei der
Bewältigung von Katastrophen zeigen. Ziel dieser Arbeit ist es, logistische Prozesse
der internationalen Katastrophenhilfe zu analysieren und jene Effizienzpotenziale
aufzudecken, die durch den Einsatz der Logistik optimiert werden können. Im
Anschluss werden Schwachstellen bewertet und Handlungsempfehlungen zur
Behebung spezieller logistischer Problemfelder entwickelt. Die Undurchsichtigkeit
von internationalen Katastropheneinsätzen durch fehlende Dokumentation
vergangener Katastrophenfälle und die Beteiligung unzähliger Hilfsorganisationen
4
Vgl. Eikenberg, Ch. (2000), S. 16
5
Chomilier, B. (2003), entnommen aus Thomas, A. (2003), S.14
6
Vgl. Baumgarten, H., Tufinkgi, Ph. (2003), S. 3

1 Einleitung
Seite 4
machen die Quellensuche zu einem Puzzlespiel. Aufgrund der hohen Komplexität,
auch bedingt durch politische und wirtschaftliche Einflüsse, ist eine Fokussierung
bzw. Eingrenzung des Katastrophentyps im Rahmen dieser Arbeit sinnvoll und
notwendig. Mit dem Fokus auf die Flutkatastrophe in Mosambik im Jahre 2000
werden in dieser Arbeit logistische Prozesse analysiert. Die Begründung der
Auswahl dieser bestimmten Naturkatastrophe liegt sowohl in der Häufigkeit, dem
verheerenden Ausmaß von Überschwemmungen und des hohen, partizipierenden,
internationalen Katastropheneinsatzes vieler Nationen. Die Flutkatastrophe von
Mosambik
7
im Jahr 2000 bildet somit eine ideale Analysebasis sowohl für intra-, vor
allen Dingen aber auch interorganisationale, logistische Aktivitäten.
1.2 Vorgehensweise und inhaltlicher Aufbau
Zunächst wird in Kapitel 2 die Definition des Katastrophenbegriffs behandelt, die
eine notwendige Grundlage für das Thema der Arbeit bildet. Auf die Betrachtung
der Katastrophenhilfe erfolgt eine deskriptive Annäherung an das Phänomen von
Katastrophen, insbesondere Naturkatastrophen am Beispiel der Flutkatastrophe von
Mosambik im Frühjahr 2000 und der Gegenüberstellung verschiedener
Katastrophenarten.
Kapitel 3 widmet sich der fachlichen Einordnung der Katastrophenlogistik als
Teilgebiet des Katastrophenmanagements. Hierbei werden die Ziele und Inhalte der
Katastrophenlogistik aufgrund der vorherigen Katastrophendefinition, dem
allgemeinen Ablauf von Katastrophen, den Inhalten und Zielen des
Katastrophenmanagements und dem Verständnis der Unternehmenslogistik
herausgearbeitet.
Die Schilderung der Flutkatastrophe von Mosambik im Jahr 2000 erfolgt zu Beginn
von Kapitel 4. Die Identifikation der maßgeblichen Akteure auf dem Gebiet der
internationalen
Katastrophenhilfe
und
die
Ist-Analyse
der
geleisteten
Katastrophenhilfsmaßnahmen ist Voraussetzung für die Analyse logistischer
Schwachstellen, die den Schwerpunkt des Abschnitts bildet. Die Untersuchung von
Effizienzpotenzialen der internationalen Katastrophenhilfe beinhaltet die Erfassung
7
Laut Armuts-Index der UNDP befindet sich Mosambik an Stelle 168 von 174 betrachteten Ländern.

1 Einleitung
Seite 5
von bestehenden Mängeln, von einzelnen Akteuren und deren Gegenüberstellung
mit realisierbaren, optimalen Lösungen und Leistungen. Aufbauend auf der Analyse
bestehender Schwachstellen der internationalen Katastrophenhilfe werden
spezifische Planungs- und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Dies erfolgt über
eine Ausarbeitung möglicher logistischer Ansatzfelder im Rahmen einer
Einsatzmatrix, die grafisch Lösungen und Optimierungspotenziale aufzeigt und
bewertet.

2 Begriffliche Grundlagen und Katastrophenarten
Seite 6
2 Begriffliche Grundlagen und
Katastrophenarten
Katastrophen wurden in verschiedensten früheren Kulturen zunächst mythisch bzw.
religiös, später mit Beginn der Aufklärung zunächst naturwissenschaftlich, heute
aber zunehmend sozialwissenschaftlich interpretiert.
8
Individuelle Ausgangspunkte,
sowie Schwerpunkte und fachliche Beiträge aus den verschiedenen
Forschungsbereichen führen zu einer Vielfalt unterschiedlicher konzeptioneller und
theoretischer Ansätze bezüglich der Definition von Katastrophen. Was somit als
Katastrophe bezeichnet wird, hängt individuell davon ab, von wem und wie ein
bestimmte Situation als Katastrophe wahrgenommen wird. Wichtige Einflussgrößen
hierfür sind geprägt durch die eigene Erfahrung, den Grad der persönlichen
Betroffenheit, den Informationsstand, das soziokulturelle Umfeld und die
Gesellschaft, in der die Katastrophe wahrgenommen wird.
9
Zunächst erfolgt eine
Abgrenzung und Definition des Katastrophenbegriffs. Des Weiteren werden
sämtliche Katastrophenarten beschrieben. Der Fokus liegt hierbei auf
Naturkatastrophen, insbesondere Flutkatastrophen.
2.1 Katastrophendefinition und begriffliche
Grundlagen
Der Begriff der Katastrophe ist in der Literatur nicht einheitlich definiert. So ist der
Gebrauch des Begriffs häufig abhängig vom Betrachter und nicht zwingend vom
subjektiven Empfinden der Betroffenen. Versicherungsgesellschaften definieren
Katastrophen anders als Organisationen der Humanitären Hilfe.
Zunächst beschreibt eine Katastrophe im Allgemeinen das unerwartete Eintreten
Unglück bringender Zustände, die oft mit einer Zerstörung des eigenen, finanziellen
und
politischen
Systems
einhergehen.
Die
ständige
Konferenz
für
Katastrophenvorsorge und Katastrophenschutz definiert den Begriff Katastrophe als
8
Vgl. Stirn, W. M. (1996), S. 24
9
Vgl. Plate, E. (1993), S. 15

2 Begriffliche Grundlagen und Katastrophenarten
Seite 7
,,ein Geschehen, das Leben oder Gesundheit zahlreicher Menschen, die Umwelt,
erhebliche Sachwerte oder die lebensnotwendige Versorgung der Bevölkerung in
ungewöhnlichem Maß gefährdet oder schädigt."
10
Zentraler Punkt für das Katastrophenverständnis vieler Sozialwissenschaftler ist die
Vorstellung, dass die betroffenen Menschen die Folgen der Extremereignisse nicht
mehr gemeinschaftlich bewältigen können.
11
Naturereignisse oder menschliche
Gewalt werden somit zur Katastrophe, sobald sie Tod, Verletzung und Schäden an
Eigentum und Infrastruktur in großem Maße verursachen und die Bevölkerung die
Folgen nicht aus eigener Kraft bewältigen kann. In der wissenschaftlichen
Diskussion stellt die Katastrophe somit einen komplexen Prozess dar, so dass die
Beeinträchtigung des Systems nur noch durch externe Mobilisierung von Hilfsgütern
und Hilfskräften überwunden werden kann. Der Autor bezieht sich in seiner Arbeit
auf die im Forschungsprojekt ,,Entwicklung eines logistischen Referenzmodells für
Katastrophenfälle"
12
verwendete Definition des Katastrophenbegriffs:
Eine Katastrophe ist ein komplexer, sozialer Prozess, bei dem eine Community oder
eines ihrer Subsysteme aus Perspektive der Betroffenen erhebliche physische
Schäden und soziale Störungen erleidet, so dass alle oder einige essentielle
Funktionen des sozialen Systems bei gleichzeitiger Minderung seiner
Entwicklungschancen beeinträchtigt sind. Die zur effektiven Verringerung der mit
den Störungen und Schäden einhergehenden unmittelbaren Verluste erforderliche
Wiederherstellung der Grundfunktionalitäten kann nicht durch alltägliche
Kapazitäten/Subsysteme der Community erfolgen und macht spezielle Mittel und
Methoden der Mobilisierung und Organisation von Ressourcen erforderlich, die den
Routinenotfall-Verantwortlichen im Rahmen ihrer alltäglichen Arbeit nicht zugänglich
sind.
13
Zunächst handelt es ich bei Katastrophen um komplexe, dynamische Prozesse, die
jeweils Einfluss auf ein abgrenzbares soziales System haben, der sogenannten
Community. Entscheidend ist zudem die Berücksichtigung der Perspektive der
Betroffenen, welche sich anhand der Begriffe Vulnerabilität und Selbsthilfepotenzial
10
Ständige Konferenz für Katastrophenvorsorge und Katastrophenschutz (2003), S. 32
11
Vgl. Hanisch, R. (1996), S. 22 und Dombrowsky W. R. (2001), S. 390
12
Baumgarten, H., Tufinkgi, Ph. (2003), S.40
13
Baumgarten, H., Tufinkgi, Ph. (2003)

2 Begriffliche Grundlagen und Katastrophenarten
Seite 8
erklären lassen. Vulnerabilität lässt sich als Grad des möglichen Schadens-
ausmaßes des Individuums, der Community oder Region beschreiben, welcher im
Falle eine Katastrophe eintritt.
14
Das Selbsthilfepotenzial einer Community beschreibt wiederum die Fähigkeit eines
Individuums bzw. einer Community, sich nach Eintritt der Katastrophe ohne externe
Hilfe auf einen stabilen Grad der Lebensaufrechterhaltung zu erlangen. Übersteigt
nun die Vulnerabilität einer Community das Selbsthilfepotenzial, kommt es zur
Katastrophe, der nur noch durch externe Hilfe entgegengewirkt werden kann.
Beeinträchtigungen, die alleine durch routineartige Notfallmaßnahmen zu beheben
sind, sind hierbei abzugrenzen.
2.2 Arten von Katastrophen
In der nachfolgenden Ausführung findet eine Vorstellung der Katastrophenarten
statt. Auch hier werden in der Literatur unterschiedliche Typologien verwendet.
Tabelle 1 veranschaulicht sämtliche Typen von Katastrophen. Aufgrund schädlicher
menschlicher Eingriffe in die Natur oder durch das Auseinanderbrechen der sozialen
Ordnung sind viele Naturkatastrophen menschlich mit verursacht.
14
Die Vulnerabilität von Schwellen- bzw. Dritteweltländern liegt meist höher als die der Industrieländer.
Erdbeben beispielsweise führen in Japan zu weit weniger Todesopfern als in ärmeren
erdbebengefährdeten Regionen. Dies ist nicht zuletzt auf die größeren Investionen im Bereich der
Preparedness-Maßnahmen zurückzuführen.

2 Begriffliche Grundlagen und Katastrophenarten
Seite 9
Typ
Erscheinungsform
natürliche
Ursachen
menschliche Ursachen
I. sogenannte
Naturkatastrophen
1. plötzlich
auftretende
Katastrophen
a) geotektonische
Extremereignisse
Verschiebung der
Erdplatten
Erdbeben, Seebeben
(Tsunami),
Vulkanausbrüche,
Massenbewegungen
Siedlung in
gefährdeten Gebieten
unzureichende
Schutzvorkehrungen
b) extreme
Wetterereignisse
atmosphärische
Ursachen
Überschwemmungen
Außer-
gewöhnliche
Hochwasserfolgen
von Extremnieder-
schlägen
Siedlung in
gefährdeten Gebieten
unzureichende
Schutzvorkehrungen
Flußbegradigung
Landschaftver-
siegelung
anthropogener
Klimawandel
Stürme
Sturmfluten und
Orkane
Trop. Wirbelstürme
(Hurrikans, Zyklone,
Taifune)
Entstehung von
Windfeldern /
Windwirbel in
Tiefdruckgebieten
Siedlung in
gefährdeten Gebieten
unzureichende
Schutzvorkehrungen
anthropogener
Klimawandel
Hagel, Kälte- u.
Hitzewellen
s. Stürme
c) sonstige
Extremereignisse
Wald- u. Steppenbrände,
Heuschreckplagen etc.
Sonstige
Überhitzung
Sonstige Brandstiftung
2. Allmählich
entstehende
Katastrophen
periodisch
wiederkehrende
Dauerzustände
Hungersnöte,
Flüchtlingsströme,
Desertifikation,
Versteppung
Dürren
Überbeanspruchung
des Naturraums infolge
Bevölkerungs-
zuwachses, soziale
Marginalisierung, Armut
Unzureichende
Maßnahmen der
Ernährungs- und
Einkommenssicherung
(fehlende
Nahrungsmittel-
reserven u.
Arbeitsbeschaffungs-
programme
II. Politische
Katastrophen
Kriegerische
Auseinandersetzungen
Soziale Ursachen
Ethnische Spannungen
Religiöse Konflikte
Grenzkonflikte
III. Technische
Katastrophen
Ölpest, Verbreitung von
Giftgasen, radioaktiven
Strahlen
Mangelnde Sicherheits-
vorkehrungen
Tabelle 1: Typologie von Katastrophen
15
15
Quelle: IDNR (1996), S.2f. entnommen aus Stirn, W. (1996), S. 33

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832485290
ISBN (Paperback)
9783838685298
DOI
10.3239/9783832485290
Dateigröße
523 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Berlin – Wirtschaft und Management
Erscheinungsdatum
2005 (Januar)
Note
1,3
Schlagworte
hilfe katastrophenlogistik disaster relief logistics hilfsorganisation humanitarian
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book preview page numper 20
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