Ausländer als Werbezielgruppe
Betrachtung unter demographischen Gesichtspunkten, Markterfassung sowie Darstellung am Beispiel von Fernsehwerbung für Deutsch-Türken
					
	
		©2004
		Diplomarbeit
		
			
				148 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Die deutsche Wirtschaft ist geprägt von der Rezession vergangener Jahre, andauernder Konsumflaute sowie drastischen Umsatzeinbrüchen. Gleichzeitig vollzieht sich in der deutschen Gesellschaft ein grundlegender Strukturwandel: Wir Deutschen werden immer älter und vor allem weniger. Langfristig verlieren traditionelle Zielgruppenausrichtungen (insbesondere die Gruppe der 14 bis 49-Jährigen) an Bedeutung. Anstatt auf den gesellschaftlichen Wandel zu reagieren, neue Absatzmärkte zu erschließen und der anhaltenden wirtschaftlichen Flaute auf diese Weise zu begegnen, warten die meisten Unternehmen auf bessere Zeiten. Zwar ist im Jahr 2004 mit einem positiven Wirtschaftswachstum zu rechnen, die Einbußen der letzten Jahre können allerdings nicht wettgemacht werden. Für einen nachhaltigen Aufschwung der Wirtschaftsleistung wären gesteigerte Konsumausgaben der Bevölkerung nötig, die jedoch bis heute ausbleiben. Die Angst um den Arbeitsplatz und steigende Preise blockieren private Investitionen. Slogans wie Geiz ist geil oder Kaufen! Marsch, marsch! spiegeln die momentane Situation treffend wieder. Die Sparquote ist hoch  mit negativen Auswirkungen vor allem für Unternehmen mit werbeintensiven Produkten und damit für die gesamte Werbewirtschaft: Die Werbeetats bleiben auf niedrigem Niveau.
Die meisten Unternehmen könnten ihren Absatzerfolg sowohl kurz-, als auch langfristig erhöhen, indem sie schon jetzt auf die gesellschaftlichen Änderungen reagieren und neue Märkte erschließen. Erst wenige Firmen berücksichtigen im Zielgruppen-Marketing bereits den demographischen Wandel. Die, die es dennoch wagen, setzen meist auf Seniorenmarketing und versuchen die so genannten Best-Ager, die Zielgruppe der über 50-Jährigen, für sich zu gewinnen. Schon heute zählt ein großer Teil der deutschen Bevölkerung zu dieser Zielgruppe. Für die gesamte Wirtschaft wird sie allerdings erst in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entscheidend an Bedeutung gewinnen.
Es existiert in Deutschland jedoch schon heute eine Zielgruppe, die bisher kaum beachtet wurde und im Grunde nur darauf wartet, gezielt angesprochen zu werden: Die ausländische Bevölkerung und hier im Speziellen die Deutsch-Türken. Die wenigsten Marketing-Abteilungen sehen in Ausländern auch Konsumenten. Ursache sind vor allem die Unwissenheit um die Zielgruppe an sich, deren Potenziale und bestehende Vorurteile. Hinzu kommt die mangelhafte Erforschung der ausländischen Bevölkerung. Bis […]
	Die deutsche Wirtschaft ist geprägt von der Rezession vergangener Jahre, andauernder Konsumflaute sowie drastischen Umsatzeinbrüchen. Gleichzeitig vollzieht sich in der deutschen Gesellschaft ein grundlegender Strukturwandel: Wir Deutschen werden immer älter und vor allem weniger. Langfristig verlieren traditionelle Zielgruppenausrichtungen (insbesondere die Gruppe der 14 bis 49-Jährigen) an Bedeutung. Anstatt auf den gesellschaftlichen Wandel zu reagieren, neue Absatzmärkte zu erschließen und der anhaltenden wirtschaftlichen Flaute auf diese Weise zu begegnen, warten die meisten Unternehmen auf bessere Zeiten. Zwar ist im Jahr 2004 mit einem positiven Wirtschaftswachstum zu rechnen, die Einbußen der letzten Jahre können allerdings nicht wettgemacht werden. Für einen nachhaltigen Aufschwung der Wirtschaftsleistung wären gesteigerte Konsumausgaben der Bevölkerung nötig, die jedoch bis heute ausbleiben. Die Angst um den Arbeitsplatz und steigende Preise blockieren private Investitionen. Slogans wie Geiz ist geil oder Kaufen! Marsch, marsch! spiegeln die momentane Situation treffend wieder. Die Sparquote ist hoch  mit negativen Auswirkungen vor allem für Unternehmen mit werbeintensiven Produkten und damit für die gesamte Werbewirtschaft: Die Werbeetats bleiben auf niedrigem Niveau.
Die meisten Unternehmen könnten ihren Absatzerfolg sowohl kurz-, als auch langfristig erhöhen, indem sie schon jetzt auf die gesellschaftlichen Änderungen reagieren und neue Märkte erschließen. Erst wenige Firmen berücksichtigen im Zielgruppen-Marketing bereits den demographischen Wandel. Die, die es dennoch wagen, setzen meist auf Seniorenmarketing und versuchen die so genannten Best-Ager, die Zielgruppe der über 50-Jährigen, für sich zu gewinnen. Schon heute zählt ein großer Teil der deutschen Bevölkerung zu dieser Zielgruppe. Für die gesamte Wirtschaft wird sie allerdings erst in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entscheidend an Bedeutung gewinnen.
Es existiert in Deutschland jedoch schon heute eine Zielgruppe, die bisher kaum beachtet wurde und im Grunde nur darauf wartet, gezielt angesprochen zu werden: Die ausländische Bevölkerung und hier im Speziellen die Deutsch-Türken. Die wenigsten Marketing-Abteilungen sehen in Ausländern auch Konsumenten. Ursache sind vor allem die Unwissenheit um die Zielgruppe an sich, deren Potenziale und bestehende Vorurteile. Hinzu kommt die mangelhafte Erforschung der ausländischen Bevölkerung. Bis […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 8495 
Paulus, Ingo: Ausländer als Werbezielgruppe -  
Betrachtung unter demographischen Gesichtspunkten, Markterfassung sowie Darstellung 
am Beispiel von Fernsehwerbung für Deutsch-Türken 
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004  
Zugl.: Hochschule Mittweida (FH), Diplomarbeit, 2004 
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, 
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von 
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der 
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, 
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung 
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen 
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik 
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich 
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des 
Urheberrechtes. 
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in 
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, 
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei 
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. 
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können 
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die 
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine 
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen. 
Diplomica GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2004 
Printed in Germany
Autorenprofil 
Persönliche Daten: 
Name, Vorname: 
Titel: 
Anschrift:  
Tel. 
Mobil  
E-Mail, Web: 
Geboren am, in: 
Paulus, Ingo 
Diplom-Medienwirt (FH) 
Meißner Straße 2, 04315 Leipzig  
+49 (0)341.6991879 
+49 (0)179.6625233 
ingo@ethno-marketing.com, www.ethno-marketing.com 
24.06.1977, Freising/Bayern 
Berufliche Erfahrungen: 
Seit 1996  
Freier Journalist für verschiedene Zeitungen 
u.a. freier Mitarbeiter beim ,,Münchner Merkur" 
(Tageszeitung) in den Bereichen Politik, Sport und 
Gesellschaft 
Juni 2001  Oktober 2001  Redaktionspraktikum beim ,,Münchner Merkur", Garching 
(Lokalteil München Nord) in allen Ressorts 
Sept. 2000  Januar 2001  Praktikum bei ,,media clips online film, GmbH", München 
(Filmproduktion) in den Bereichen: Konzeption, Projekt-
Betreuung, Organisation/Planung, Kundenbetreuung, 
technische Assistenz am Set (u.a. Audio)  
September 1999 
Redaktionspraktikum "Radio Gong 96,3", München 
Ausbildung: 
November/Dezember 2004 
Intensiv-Kurs English, "ICC-Sprachinstitut", Leipzig  
Oktober 1998  Oktober 2004 
Studium an der Hochschule Mittweida (FH)  University of 
Applied Sciences 
Studiengang: Medienmanagement 
Abschluss: Diplom-Medienwirt (FH)  Note: 2,1 
Diplomarbeit: 
,,Ausländer als Werbezielgruppe  Betrachtung unter 
demographischen Gesichtspunkten, Markterfassung sowie 
Darstellung am Beispiel von Fernsehwerbung für Deutsch-
Türken"  Note 1,0 
Oktober 1996  Sept. 1998 
Studium Betriebswirtschaftslehre an der FH München 
September 1993  Juli 1996 
Staatliche Fachoberschule Freising 
Abschluss: Fachhochschulreife 
September 1989  Juli 1993 
Staatliche Realschule Unterschleißheim 
Abschluss: Mittlere Reife 
Weitere Tätigkeiten: 
1998  1999  
Studentischer redaktioneller Mitarbeiter ,,hier!" (Print-
Magazin) Hochschule Mittweida (FH)  
1995  2002 
Geschäfts- und Schriftführer einer politischen 
Nachwuchsorganisation, Ortsverband Eching 
1987  1997  
Mitglied, Gruppenleiter und Organisator in der christlichen 
Jugendarbeit, St.Andreas Eching 
Ergänzende Fähigkeiten: 
Sprachen 
Deutsch  
Muttersprache 
Englisch  
fließend in Wort und Schrift 
Französisch Grundkenntnisse 
IT 
MS Office, PowerPoint, CorelDraw, Photoshop, 
Dreamweaver 
Internet: exzellente Benutzer und grundlegende 
Programmierkenntnisse (HTML, JavaScript, Flash) 
Hobbies: 
Literatur 
Musik 
Badminton 
Snooker 
Darts 
Zeichnen 
Ingo Paulus, 14.12.2004 
Bibliographische Beschreibung: 
Paulus, Ingo: 
Ausländer als Werbezielgruppe  Betrachtung unter demographischen 
Gesichtspunkten, Markterfassung sowie Darstellung am Beispiel von 
Fernsehwerbung für Deutsch-Türken /  
Paulus, Ingo.  Mittweida, 2004.  143 S. 
Mittweida, Hochschule Mittweida (FH), Medien, Diplomarbeit, 2004  
Referat: 
Ziel dieser Diplomarbeit ist es, Ausländer und im Speziellen die Deutsch-
Türken im Rahmen der Markterfassung als Werbezielgruppe verständlich 
zu machen. Anhand der demographischen Entwicklung wird aufgezeigt, 
dass Ausländer in Deutschland eine immer größere Rolle spielen. Die 
Diplomarbeit stellt am Beispiel von Fernsehwerbung für Deutsch-Türken 
grundlegend dar, wie ausländische Konsumenten in Deutschland 
angesprochen werden können.  
2 
Inhaltsverzeichnis 
Abkürzungsverzeichnis... 5
1
Einleitung ... 7
2
Demographischer Umbruch und Konsequenzen ... 9
2.1
Demographie: Begriff und Geschichte... 9
2.2
Bevölkerungsentwicklung in Deutschland ... 11
2.2.1
Von der Pyramide zum Pilz... 13
2.2.2
Migration ... 17
2.2.3
Deutschland bis zum Jahr 2050... 23
2.3
Folgen des demographischen Wandels ... 25
2.4
Zukunftsfrage Zuwanderung... 28
2.4.1
Problemlöser mit Hindernissen ... 28
2.4.2
Streitpunkt Zuwanderungsgesetz ... 32
2.4.3
Multikultur, Parallelgesellschaft und Integration... 35
2.5
Demographie spricht für Zielgruppe Ausländer ... 39
3
Zielgruppe Ausländer: Markterfassung ... 41
3.1
Ethno-Marketing ... 41
3.1.1
Begriff und Abgrenzung ... 41
3.1.2
Ethno-Marketing in Deutschland... 43
3.1.3
Interkulturelles Marketing in den USA... 45
3.2
Ausländische Bevölkerung in Deutschland... 46
3.2.1
Datenüberblick... 46
3.2.2
Wohnbevölkerung... 49
3.2.3
Schulbildung ... 55
3.2.4
Erwerbstätigkeit und Arbeitsmarkt ... 58
3.3
Ausländer und Religion ... 62
3.3.1
Islam: Glaube und Grundsätze ... 64
3 
3.3.2
Muslime in Deutschland: Anschauung und Situation ... 66
3.4
Die größte ausländische Gruppe: Deutsch-Türken... 71
3.4.1
Traditionelle Familienkultur ... 72
3.4.2
Generationen- und Wertewandel ... 75
3.4.3
Zentrale Segmentierung: Lab One-Studie ... 79
3.4.4
Sprachkompetenz und Integrationstypen: BPA-Studie ... 82
3.4.5
Finanzielles Potenzial: Einkommen und Konsum ... 86
3.5
Spätaussiedler/Russlanddeutsche ... 91
4
Deutsch-Türken und Medien ... 93
4.1
Mediale Parallelwelt... 93
4.2
Bemühungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ... 95
4.3
Mediennutzung der Deutsch-Türken ... 99
4.3.1
Hörfunk ... 101
4.3.2
Zeitungen... 103
4.3.3
Internet... 105
4.3.4
Fernsehen  Data 4U vs. BPA-Studie ... 108
5
Fernsehwerbung für Deutsch-Türken... 114
5.1
Grundsätze erfolgreicher Werbung für Deutsch-Türken ... 114
5.1.1
Werbekonsum und Sprachauswahl ... 115
5.1.2
Erfolg durch Respekt und Glaubwürdigkeit... 116
5.1.3
Zielgruppenspezifische Gestaltung... 118
5.2
Werbezeitenvermarkter ARBOmedia ... 120
5.3
Agenturen... 123
6
Fazit ... 124
Abbildungsverzeichnis... 129
Tabellenverzeichnis... 130
Literaturverzeichnis... 131
4 
Abkürzungsverzeichnis 
AA - 
Auswärtiges 
Amt 
ARD 
- 
Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen  
Rundfunkanstalten 
ATIAD 
- 
Verband Türkischer Unternehmer und Industrieller in 
Europa 
e.V. 
AuslG -  Ausländergesetz 
BAW 
- 
Bayerische Akademie für Werbung und Marketing 
BIB 
- 
Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 
BM - 
Bundesministerium 
BMA   
- 
Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung  
   (aufgelöst 
2002) 
BMBF  
- 
Bundesministerium für Bildung und Forschung 
BMFSFJ - 
Bundesministerium 
für Familie, Senioren, Frauen  
   und 
Jugend 
BMGS 
- 
Bundesministerium für Gesundheit und soziale  
Sicherung 
BMI 
- 
Bundesministerium des Inneren 
BMWA 
- 
Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit 
BPA 
- 
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 
BpB 
- 
Bundeszentrale für politische Bildung 
BPr - 
Bundespräsident 
BR - 
Bayerischer 
Rundfunk 
Breg - Bundesregierung 
DRTV-Spot - 
Direct-Response-Werbesendung 
DT - 
Deutsch-Türken 
EuGH -  Europäischer 
Gerichtshof 
GG - 
Grundgesetz 
GfK 
- 
Gesellschaft für Konsumforschung AG 
GIM 
- 
Gesellschaft für Innovative Marktforschung mbH 
5 
GöfaK 
- 
Göttinger Institut für angewandte  
Kommunikationsforschung 
GmbH 
HH - 
Haushalte 
HR - 
Hessischer 
Rundfunk 
ITZ - 
Initiative 
Tageszeitung 
e.V. 
ör - 
öffentlich-rechtlich 
PM - 
Pressemitteilung 
RBB - Rundfunk 
Berlin-Brandenburg 
SFB 
- 
Sender Freies Berlin (2003 mit dem Ostdeutschen  
Rundfunk Brandenburg zum RBB fusioniert) 
StBA - Statistisches 
Bundesamt 
StLa - Statistisches 
Landesamt 
STN  
- 
Stammnutzer 
Tsd. - 
Tausend 
UN 
- 
United Nations  Vereinte Nationen 
UNHCR 
- 
United Nations High Commissioner for Refugees - 
Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der   
Vereinten 
Nationen 
WDR - Westdeutscher 
Rundfunk 
WWW 
- 
World Wide Web 
ZAW 
- 
Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft 
ZDF 
- 
Zweites Deutsches Fernsehen 
ZfT 
- 
Zentrum für Türkeistudien 
ZMG 
- 
Zeitungs Marketing Gesellschaft mbH & Co.KG 
6 
1 Einleitung 
Die deutsche Wirtschaft ist geprägt von der Rezession vergangener Jahre, 
andauernder Konsumflaute sowie drastischen Umsatzeinbrüchen. 
Gleichzeitig vollzieht sich in der deutschen Gesellschaft ein grundlegender 
Strukturwandel: Wir Deutschen werden immer älter und vor allem weniger. 
Langfristig verlieren traditionelle Zielgruppenausrichtungen (insbesondere 
die Gruppe der 14 bis 49-Jährigen) an Bedeutung. Anstatt auf den 
gesellschaftlichen Wandel zu reagieren, neue Absatzmärkte zu 
erschließen und der anhaltenden wirtschaftlichen Flaute auf diese Weise 
zu begegnen, warten die meisten Unternehmen auf bessere Zeiten. Zwar 
ist im Jahr 2004 mit einem positiven Wirtschaftswachstum zu rechnen, die 
Einbußen der letzten Jahre können allerdings nicht wettgemacht werden. 
Für einen nachhaltigen Aufschwung der Wirtschaftsleistung wären 
gesteigerte Konsumausgaben der Bevölkerung nötig, die jedoch bis heute 
ausbleiben. Die Angst um den Arbeitsplatz und steigende Preise 
blockieren private Investitionen. Slogans wie ,,Geiz ist geil" oder ,,Kaufen! 
Marsch, marsch!" spiegeln die momentane Situation treffend wieder. Die 
Sparquote ist hoch  mit negativen Auswirkungen vor allem für 
Unternehmen mit werbeintensiven Produkten und damit für die gesamte 
Werbewirtschaft: Die Werbeetats bleiben auf niedrigem Niveau.
1
Die meisten Unternehmen könnten ihren Absatzerfolg sowohl kurz-, als 
auch langfristig erhöhen, indem sie schon jetzt auf die gesellschaftlichen 
Änderungen reagieren und neue Märkte erschließen. Erst wenige Firmen 
berücksichtigen im Zielgruppen-Marketing bereits den demographischen 
Wandel. Die, die es dennoch wagen, setzen meist auf Seniorenmarketing 
und versuchen die so genannten ,,Best-Ager", die Zielgruppe der über 50-
Jährigen, für sich zu gewinnen. Schon heute zählt ein großer Teil der 
1
   Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) e.V. ,,Aktuelle Werbekonjunktur" 
 25.05.2004 
<http://www.interverband.com/dbview/owa/assmenu.homepage?tid=184&fcatid= 
 4247&from_home=/zaw> (Zugriff am 15.07.2004)  
7 
deutschen Bevölkerung zu dieser Zielgruppe. Für die gesamte Wirtschaft 
wird sie allerdings erst in den nächsten Jahren und Jahrzehnten 
entscheidend an Bedeutung gewinnen. 
Es existiert in Deutschland jedoch schon heute eine Zielgruppe, die bisher 
kaum beachtet wurde und im Grunde nur darauf wartet, gezielt 
angesprochen zu werden: Die ausländische Bevölkerung und hier im 
Speziellen die Deutsch-Türken. Die wenigsten Marketing-Abteilungen 
sehen in Ausländern auch Konsumenten. Ursache sind vor allem die 
Unwissenheit um die Zielgruppe an sich, deren Potenziale und 
bestehende Vorurteile. Hinzu kommt die mangelhafte Erforschung der 
ausländischen Bevölkerung. Bis heute sind erst wenige 
zielgruppenspezifische  Studien erschienen und deutsche Fachliteratur ist 
kaum erhältlich.  
Die vorliegende Diplomarbeit bietet einen grundlegenden Überblick über 
die Zielgruppe Ausländer und betrachtet detailliert die Gruppe der 
Deutsch-Türken. Sie geht auf Missverständnisse, Vorurteile und 
Wissenslücken ein. Für die Erkenntnis, dass Ausländern eine enorme 
marketingrelevante Bedeutung zukommt, ist das Wissen um die 
demographische Entwicklung in Deutschland ausschlaggebend. Da die 
Demographie in der deutschen Bevölkerung eher zu den unbeachteten 
Wissenschaften gehört, stellt die Diplomarbeit demzufolge den 
gesellschaftlichen Wandel und seine Auswirkungen ausführlich dar. Den 
größten Teil der vorliegenden Arbeit nimmt die Markterfassung ein. In 
diesem Bereich werden die Ausländer allgemein und die deutsch-
türkische Bevölkerung im Speziellen betrachtet und analysiert. 
Abschließend zeigt das Beispiel der Fernsehwerbung für Deutsch-Türken, 
wie Werbung für diese Zielgruppe grundsätzlich funktionieren kann. Es 
werden einige Richtlinien vermittelt, die unbedingt für erfolgreiche 
Werbung in diesem Bereich nötig sind. Bei konkreten Werbeabsichten 
kann das jedoch die Arbeit einer auf Ethno-Marketing spezialisierten 
Agentur nicht komplett ersetzen. 
8 
2 
Demographischer Umbruch und Konsequenzen 
2.1 
Demographie: Begriff und Geschichte 
Demographie ist die Wissenschaft der Population, die Bevölkerungslehre. 
Sie beschreibt und erklärt die Bevölkerung anhand ihres momentanen 
Zustandes und ihrer fortlaufenden Entwicklung. Die zu beschreibende 
Population stellt einen bestimmten Teil der Bevölkerung dar und wird nach 
ihrer Größe oder ihrer gesellschaftlichen Einordnung bemessen. Ob 
gesamte Weltbevölkerung, die Einwohner eines Dorfes oder die Mitglieder 
einer Glaubensgemeinschaft, die Demographie untersucht die 
verschiedensten Bevölkerungsgruppen und beschäftigt sich mit den 
vielfältigsten Bevölkerungsfragen. Allgemein stehen dabei drei 
Forschungsbereiche im Zentrum der Wissenschaft
2
:  
·
Mortalität: die Frage nach der Sterblichkeit und das Verhältnis 
der Sterbefälle zur Gesamtzahl der betreffenden Personengruppe 
·
Fertilität: die Beschreibung, Erklärung und Prognose der 
Familiengröße und deren Formen 
·
Migration: die Beschreibung und Erklärung von Wanderungen 
und deren daraus resultierenden Konsequenzen 
In der modernen Bevölkerungsforschung wird bei der demographischen 
Datenerfassung und Einteilung der Gesellschaft meist nach Alter, 
Geschlecht, Familienstand, Nationalität, Haushaltstyp, Geburtenzahlen, 
Einkommen und Beruf differenziert.
3
Ergebnisse demographischer Auswertungen sind für die verschiedensten 
Bereiche notwendig. Insbesondere die betriebliche Personalplanung, die 
2
   vgl. Dinkel, R.; Huinink, J. ,,Studiengang Diplom-Demographie" Broschüre der Universität 
Rostock o.J., S. 4 
3
   vgl. Breitfuss, A.; Dangschat, J. ,,Einführung in die Soziologie und Demographie"  
Vorlesungsskript TU Wien o.J., S. 7.   
9 
Versicherungswirtschaft,  die Regional- und Sozialplanung sowie Gebiete 
der Geschichtswissenschaft, Soziologie und Ökonomie bedürfen 
bevölkerungswissenschaftlicher Erhebungen.
4
Bis zum heutigen Stand der demographischen Forschung entwickelte sich 
die Demographie über einen langen Zeitraum hinweg. Auch wenn bereits 
in der Bibel von Volkszählungen für Verwaltungszwecke die Rede ist und 
desgleichen in China der Stand der Bevölkerung über Jahrtausende 
hinweg dokumentiert wurde, ist von Demographie in heutigem Sinne erst 
viel später auszugehen. ,,Die Pioniere der Bevölkerungswissenschaft 
waren Theologen."
5
 In Kirchenbüchern wurden Geburten und Todesfälle 
festgehalten. Dies waren aber eher Aufzeichnungen und erst als der 
Berliner Pastor Johann Peter Süßmilch die Daten und auch Hypothesen 
über Todesursachen Mitte des 18. 
Jahrhunderts (folgend Jh.) 
zusammenfasste und dokumentierte, konnte man von analytischem 
Vorgehen sprechen. Im Verlauf des 19. Jh. entwickelten sich noch heute 
gültige Verfahren und Techniken zur demographischen Datenerhebung 
und deren Analyse. Statistische Ämter entstanden und standesamtliche 
Registrierungen über Wohnsitzwechsel, Lebend- und Totgeborene, 
Eheschließungen und  Sterbefälle wurden vollständiger.
6
Drastische Veränderungen der Gesellschaft im vergangenen Jahrhundert 
machten die Demographie zu nationalem Interesse. Heute gibt es 
zahlreiche Studiengänge für Demographie, eigene Ämter und 
wissenschaftliche Beratungsinstitute, wie beispielsweise in Deutschland 
das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIP). 
4
   vgl. ebd.  
5
   Müller, L. ,,Der Fluch des Ibsenweibs. Demographische Zeitenwende: Der Aufstieg der Nicht- 
Geborenen" in: Süddeutsche Zeitung (SZ) 16.08.2002, S. 11 
6
   vgl. Dinkel, R.; Huinink, J. ,,Studiengang Diplom-Demographie" wie Anm. 2, S. 7 ff. 
10 
2.2 
Bevölkerungsentwicklung in Deutschland 
Mit seinem oft skandierten Leitsatz ,,Die Renten sind sicher", versuchte 
Norbert Blüm als damaliger Bundesarbeitsminister die Bevölkerung ruhig 
zu stellen und aufkommende Skepsis niedrig zu halten. Doch bereits 
damals war kaum mehr zu verbergen, was in Deutschland unausweichlich 
ist: In der Bundesrepublik vollzieht sich seit Jahren ein gesellschaftlicher 
Umbruch mit weitreichenden Konsequenzen, der nicht nur die Frage nach 
der Sicherheit der Renten schürt. Deutschland wandelt sich zum Staat der 
alten Leute und auch wenn seit Norbert Blüm die Aufmerksamkeit zu 
diesem Thema größer geworden ist, die Bevölkerung registriert es erst 
langsam: 
,,Kein Problem ist unausweichlicher, keines allgemeiner, 
keines bedrohlicher; es ist wohl bekannt, es lässt sich 
sogar berechnen, denn es folgt einer mathematischen 
Notwendigkeit, aber es hat die Phantasie der 
Gesellschaft noch immer nicht erreicht. [...] Es handelt 
sich um das, was Wissenschaftler die ,demographische 
Zeitenwende' nennen."
7
Warum die deutsche Bevölkerung den dramatischen Umbruch mit seinen 
entscheidenden Folgen erst langsam erfasst, hat verschiedene Gründe. 
Zum einen geht Lothar Müller in der Süddeutschen Zeitung davon aus, 
dass es der Demographie in Deutschland an Anschaulichkeit fehlt. Er 
vergleicht die heutige Bevölkerungsforschung mit den Anfängen dieser 
Wissenschaft im 18. Jh. (vgl. 2.1). Theologen wie Johann Peter Süßmilch 
machten die Ergebnisse ihrer Aufzeichnungen in Bezug auf die Bibel und 
Gott anschaulich. Heutige Demographen gehen zwar ungleich 
wissenschaftlicher vor, doch die Resultate sind nicht mehr allgemein 
7
    Seibt, G. ,,Auf Wiedersehen Schönheit. In der demographischen Zeitenwende: Die gealterte 
Gesellschaft" in: Süddeutsche Zeitung 10.08.2002, S. 13
11 
verständlich. Ohne die für Laien notwendige bildliche Hintergrundsprache 
gehen die Ergebnisse heutiger Bevölkerungsforschung meist direkt an die 
Politik oder an wissenschaftliche Einrichtungen weiter.
8
 Die breite Masse 
wird auf diese Weise kaum erreicht. 
Reiner Dinkel und Johannes Huinink (Universität Rostock) machen im 
Gegensatz zu Müller geschichtliche Einflüsse für das Schattendasein der 
Demographie in Deutschland verantwortlich. Sie beschreiben den 
Niedergang der deutschen Demographie nach dem Zweiten Weltkrieg. 
Wissenschaftler waren auf Grund der politischen Situation im Dritten Reich 
entweder ausgewandert oder von ihren Forschungen während des 
nationalsozialistischen Regimes vorbelastet, wodurch offene Lehrstühle 
nicht besetzt wurden. Zur Folge hatte dies einen Nachwuchsmangel, der 
die Demographie in Deutschland in den Hintergrund drängte. Nur langsam 
hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren daran etwas geändert. In 
Ländern wie Großbritannien, USA oder Frankreich ist die Demographie 
weitaus fortgeschrittener.
9
Zusammengefasst ergeben sich demnach zwei Probleme, die für die 
fehlende Aufmerksamkeit bei den Bürgern verantwortlich sind: fehlende 
Anschaulichkeit und fehlender Bezug der Bevölkerung zur Demographie 
als Wissenschaft. Im Folgenden werden vor allem das Altern der 
Bevölkerung und die Migration näher beleuchtet.  
8
   vgl. Müller, L. ,,Der Fluch des Ibsenweibs" wie Anm. 5 
9
   vgl. Dinkel, R.; Huinink, J. ,,Studiengang Diplom-Demographie" wie Anm. 2, S. 10 
12 
2.2.1 
Von der Pyramide zum Pilz  
Das Altern der Bevölkerung bezeichnet den wachsenden Anteil älterer 
Menschen in Bezug auf die Gesamtbevölkerung und gleichzeitig den 
zahlenmäßigen Rückgang jüngerer Bevölkerungsgruppen.
10
Noch zu Beginn des 20. Jh. war der Altersaufbau der deutschen 
Bevölkerung nahezu perfekt. Viele junge Menschen standen wenigen 
alten gegenüber. Gerade für soziale Sicherungssysteme stellt dieses Bild 
der Alterspyramide einen Idealzustand dar. Im Verlauf von hundert Jahren 
änderte sich der Bevölkerungsaufbau allerdings dramatisch und zukünftig 
kehrt sich die Pyramide nahezu um (vgl. Abb. 1). Vor allem der 
Geburtenrückgang und die steigende Lebenserwartung sind hierfür 
ausschlaggebend: 
·
Geburtenrückgang 
Um das Jahr 1900 bekam eine deutsche Frau im Durchschnitt noch vier 
bis fünf Kinder, doch schon bald sank die Geburtenzahl auf zwei bis drei 
Kinder pro Frau.  Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre, 
während des so genannten Babybooms, stieg die Anzahl von 
Neugeborenen noch einmal rapide an. Dies ist als Spätfolge des Zweiten 
Weltkrieges zu sehen, da aufgeschobene Eheschließungen nachgeholt 
wurden und die stabile wirtschaftliche  Lage Familien dazu bewog, 
mehrere Kinder zu bekommen
11
. Bereits kurze Zeit später, Ende der 
sechziger Jahre, sank die Geburtenrate enorm und lag nur noch bei 1,4. 
Heute hält sich das niedrige Geburtenniveau konstant bei 1,35. Um die 
10
   vgl. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung  BIP (Hrsg.) ,,Bevölkerung. Fakten, Trends, 
Ursachen, Erwartungen" Wiesbaden 2000, S. 11 
11
   vgl. Geißler, R. ,,Struktur und Entwicklung der Bevölkerung" in: Bundeszentrale für politische 
Bildung - BpB (Hrsg.) ,,Informationen zur politischen Bildung. Sozialer Wandel in  Deutschland" 
München 4. Quartal 2000, S. 3 
13 
Alterung der Bevölkerung auszugleichen wäre eine Geburtenquote von 
2,1 Kindern pro Frau nötig.
12
Der Geburtenrückgang hat verschiedene Ursachen. Neben dem 
berühmten Pillenknick in den sechziger Jahren, in dessen Verlauf die 
Geburtenzahlen bis 1978 um 46 Prozent
13
 zurück gingen, sind auch 
soziokulturelle Veränderungen für den Geburtenrückgang verantwortlich. 
Zunehmende Individualisierung in der Gesellschaft und der steigende 
Trend zur  Selbstverwirklichung der Frau wurden zunehmend wichtiger.  
,,Erwerbstätigkeit, berufliche Karrieren oder konsumorientierte Lebensstile 
werden vielfach dem Leben in einer eigenen Familie vorgezogen, 
besonders da beide Lebensbereiche nur schwer zu vereinbaren sind."
14
Die Form des Zusammenlebens ändert sich immer schneller und 
nachhaltiger. Die individualisierte Gesellschaft ist klar auf dem Vormarsch. 
In dem kurzen Zeitraum von 1994 bis 1996 stieg der Anteil der 
Alleinlebenden unter den 30 bis 34-Jährigen von 16,2 auf 17,9 Prozent 
an.
15
 In Zukunft gehen durch den Trend zum Alleinleben die 
Geburtenzahlen noch weiter zurück. Gleichzeitig fallen auch die 
Nichtgeborenen als potentielle Eltern aus. 
·
Steigende Lebenserwartung 
Wir werden immer älter. Dies ist schon seit Mitte des 19. Jh. zu 
beobachten. Seit 160 Jahren steigt die Lebenserwartung kontinuierlich an 
 pro Jahr um etwa drei Monate. Eine Lebenserwartung von 90 oder 100 
Jahren ist heute keine Ausnahme mehr. Zwar erreichten Menschen auch 
vor über 100 Jahren diese Altersgrenze, allerdings waren es deutlich 
weniger als heute. Die Wahrscheinlichkeit 90 Jahre alt zu werden lag 
12
   vgl. Oberndörfer, D. ,,Warum wir Zuwanderer brauchen" in: SZ 13.06.2003,  S. 2 
13
   vgl. Ceryx online Kulturmagazin <http://www.ceryx.de/sprache/wd_pillenknick.htm>   (Zugriff  
 am 
03.04.2003) 
14
   vgl. BIP ,,Bevölkerung" wie Anm. 10, S. 12 
15
   vgl. ebd, S. 16 
14 
Ende des 19. Jh. bei einem männlichen Neugeborenen gerade einmal bei 
0,5 Prozent  heute sind es 9,2 Prozent. Das Statistische Bundesamt geht 
davon aus, dass Frauen heute eine Lebenserwartung von 83,15 Jahren 
und Männer eine von 76,92 Jahren haben. Noch vor 100 Jahren hatten 
Männer nur eine Lebenserwartung von 55,16 Jahren.
16
 Andere 
Forschungen, die im Gegensatz zum Statistischen Bundesamt in ihren 
Berechnungen auch die zukünftige Entwicklung der Sterblichkeit 
einbeziehen, kommen zu noch längeren Lebensspannen. Nach Eckard 
Bomsdorf, vom Seminar für Wirtschafts- und Sozialstatistik der Universität 
Köln, haben von den im Jahr 2002 geborenen Mädchen voraussichtlich 
50 Prozent die Möglichkeit, ein Alter von 88,8 Jahren zu erreichen. Ein 
Viertel wird durchschnittlich sogar mindestens 93,8 Jahre alt.
17
 Ein Ende 
oder eine Verlangsamung der steigenden Lebenserwartung ist derzeit 
nicht in Sicht.  
Zurückzuführen ist die längere Lebensspanne vor allem auf die viel 
geringere Säuglingssterblichkeit: Viel mehr Personen überstehen die 
ersten Lebensmonate und haben die Möglichkeit ein langes Leben zu 
führen, wodurch wiederum die durchschnittliche Lebenserwartung steigt. 
Zudem sterben Menschen auch in anderen Altersgruppen seltener und 
haben somit ebenfalls die Chance, ein höheres Alter zu erreichen. Gründe 
hierfür sind insbesondere die verbesserten hygienischen Verhältnisse, die 
abwechslungsreichere und gesündere Ernährung, gesundheitsbewusstes 
Verhalten der Menschen und die weit vorangetriebene medizinische 
Versorgung. Auch politische und gesellschaftliche Veränderungen, wie 
beispielsweise die Arbeitszeiten mit mehr Freizeit, tragen zu einer 
Erhöhung der Lebenserwartung bei.
18
16
   vgl. BIP ,,Bevölkerung" wie Anm. 10, S. 19 
17
   vgl. o.V. ,,Lebenserwartung in Deutschland steigt weiter" 03.07.2002 <http://www.3sat.de/ 
 3sat.php?http://www.3sat.de/nano/news/34609/index.html> (Zugriff am 23.02.2003)  
18
   vgl. o.V. ,,Warum werden Menschen immer älter?" 22.01.2003 <http://www.3sat.de/3sat. 
 php?hhtp://www.3sat.de/nano/bstuecke/41914/> (Zugriff am 23.02.2003) 
15 
Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung bis 2050 
Quelle: StBa (Hrsg.) ,,Bevölkerungsentwicklung Deutschlands bis zum Jahr 2050. Ergebnisse der 
9. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung" Wiesbaden 2000, S. 14 
16 
2.2.2 Migration 
Die Zu- und Abwanderung von Menschen ist ebenfalls ein wichtiger 
Indikator für demographische Berechnungen. Schon immer findet in 
Deutschland Migration statt, im Lauf der Zeit hat sich die Form der 
Wanderung allerdings verändert. Deutschland war in der  Vergangenheit 
vor allem durch die große Auswanderungswelle aus vorwiegend sozialen 
Gründen nach Nordamerika geprägt (vom 19. bis ins frühe 20. Jh.)
19
. 
Nach den beiden Weltkriegen setzten europaweit Massenwanderungen 
aus politischen, religiösen und ethnisch-nationalen Gründen ein. In 
Deutschland bildete die Rückkehr von bis zu 8 Mio. Zwangsarbeitern und 
überlebenden aus Konzentrationslagern die größte Auswanderungswelle. 
Dem standen die Heimkehr von Kriegsgefangenen sowie die 
Einwanderung von Vertriebenen deutscher Abstammung aus Osteuropa 
und aus dem ehemaligen deutschen Osten entgegen.
20
Heutige Wanderungsverhalten sind sehr komplex und vielfach beeinflusst 
von der Migration nach dem Zweiten Weltkrieg und der einsetzenden 
Anwerbung von so genannten ,,Gastarbeitern" Mitte der fünfziger Jahre. 
Bis in die siebziger Jahre spiegelte das Wanderungsverhalten die 
wirtschaftlichen Konjunkturverhältnisse in Deutschland wieder. Im Laufe 
des wirtschaftlichen Aufschwungs benötigte die Bundesrepublik billige, 
wenig qualifizierte Arbeitnehmer, die vor allem aus der Türkei, Italien, (Ex-) 
Jugoslawien und Griechenland kamen.
21
 Nach dem Anwerbestopp von 
ausländischen Gastarbeitern 1973 in Folge der Ölkrise und plötzlicher 
Arbeitslosigkeit bestimmten vor allem konjunkturunabhängige Faktoren die 
Entwicklung von Zuzügen. Die wichtigsten sind hier der Nachzug von 
Familienangehörigen ausländischer Arbeitnehmer sowie die Veränderung 
19
   vgl. Münz, R. ,,Geregelte Zuwanderung: Eine Zukunftsfrage für Deutschland" in: BpB (Hrsg.) 
,,Aus Politik und Zeitgeschichte" Bonn 19.10.2001, S. 3 
20
   vgl. Münz, R. ,,Phasen und Formen der europäischen Migration" in: Angenendt, S. (Hrsg.) 
,,Migration und Flucht" Bonn 1997, S. 36 f.  
21
   vgl. Geißler, R. ,,Struktur und Entwicklung der Bevölkerung" wie Anm. 11, S. 6 
17 
von politischen Verhältnissen in den Herkunftsländern mit der daraus 
resultierenden steigenden Anzahl von Bürgerkriegsflüchtlingen und 
Asylbewerbern.
22
Der großen Zahl von Zuwanderern steht die der Fortzüge ausländischer 
Mitbürger gegenüber, wobei die Zuzüge meist überwogen (vgl. Abb. 2). 
Zwischen 1968 und 1999 gab es nur drei kurze Zeitabschnitte, in denen 
der Wanderungssaldo negativ ausfiel, d.h. in denen es mehr Fort- als 
Zuzüge gab. Dies war nach dem Anwerbestopp ausländischer 
Arbeitnehmer 1974/75 und auch zwischen 1982 und 1984 der Fall, als 
zahlreiche Ausländer im Rahmen des Rückkehrhilfegesetzes
23
Deutschland verließen. 1997/98 kehrten zahlreiche Bürgerkriegsflüchtlinge 
in ihre Länder zurück.  
Abb. 2: Spitzen in Zu- und Fortzug von Ausländern 
Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage von: Statistisches Bundesamt (Hrsg.) ,,Ausländische 
Bevölkerung in Deutschland" Wiesbaden 2001, S. 31 
0
200
400
600
800
 Tsd.
1970
1976
1984
1992
1998
Zuzüge
Fortzüge
97
6,
2
43
4,
7
38
7,
3
51
5,
4
33
1,
1
54
5,
1
1.2
07
,6
61
4,
7
60
5,
5
63
9,
0
22
   vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) ,,Ausländische Bevölkerung in Deutschland" Wiesbaden 
2001, S. 30 
23
   Das Rückkehrhilfegesetz (RückHG) vom 28.11.1983 sicherte ausländischen Arbeitnehmern 
unter bestimmten Bedingungen bis zu 10.500 DM (pro Kind noch einmal 1.500 DM) zu, 
wenn sie die BRD bis zum 30.09.1984 verließen.  
18 
Insgesamt haben sich bis heute mehrere verschiedene wichtige Typen 
von Zuwanderung herauskristallisiert, die nachfolgend kurz erklärt werden.  
·
EU-Binnenwanderung 
Die Bürger innerhalb der Europäischen Union genießen weitgehende 
Freizügigkeit in ihren Wanderungsbewegungen, auch wenn die 
Wanderung nicht unbedingt einen wirtschaftlichen Hintergrund hat. 
Grundlage hierfür sind ursprünglich der Vertrag über die Gründung der 
Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) von 1957 und der 
Maastrichter Vertrag, der neue Maßstäbe für die Zuwanderung von EU-
Angehörigen setzte.
Herausragende Neuerungen waren das kommunale 
und europäische Wahlrecht am Wohnsitz (seit 1996) und der 
Rechtsschutz des Europäischen Gerichtshofes (EuGH).
24
·
Arbeitsmigration  
Von den 7,34 Mio. heute in Deutschland lebenden Ausländern geht der 
größte Teil auf die Anwerbung von Gastarbeitern und deren Nachzug von 
Familienangehörigen zurück. Mitte der fünfziger Jahre begann die 
Anwerbung, setzte aber erst nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 
richtig ein. Bis dahin siedelten viele Bürger aus Ostdeutschland in die BRD 
um. Auch nach dem Anwerbestopp von 1973 versiegte der Zustrom von 
ausländischen Arbeitnehmern nie ganz. Seit 1991 gibt es in Deutschland 
trotz hoher Arbeitslosigkeit wieder eine Anwerbung von Arbeitskräften auf 
Zeit  die Werkvertragsarbeitnehmer und Saisonarbeiter. Erstere werden 
von ausländischen Unternehmen nach Deutschland entsandt und dürfen 
längstens drei Jahre in Deutschland arbeiten und müssen dann für die 
24
   vgl. Thränhardt, D. ,,Zuwanderungspolitik im europäischen Vergleich" in: Angenendt, S. (Hrsg.) 
,,Migration und Flucht" Bonn 1997, S. 146; vgl. o.V. ,,Rechtslage. Vom Flüchtling zum 
Saisonarbeiter" 02.07.2001 <http://www.faz.net/s/Rub0FD2A01780F049ABBF1810273C0524 
 C3/Doc~EE2ED44E183DE4586BC9EF5BC185FD986~ATpl~Ecommon~Scontent.html (Zugriff 
 am 
08.04.2003) 
19 
gleiche Zeit in das Herkunftsland zurück, bevor sie erneut nach 
Deutschland kommen dürfen. Saisonarbeiter dürfen längstens drei Monate 
in Deutschland bleiben, allerdings muss zuvor geprüft werden, ob 
deutsche Arbeitnehmer für die Tätigkeit in Frage kommen.
25
 Die Regelung 
des Werksvertragsarbeitnehmers gilt als überholt und wird im neuen 
Zuwanderungsgesetz neu bestimmt werden. Auch die Greencard-Initiative 
der Bundesregierung, in deren Verlauf bis heute nur etwa 14 Tsd. 
Computerspezialisten nach Deutschland kamen, wird geändert. Vor allem, 
da bereits ein Siebtel dieser Arbeitnehmer bereits wieder arbeitslos sein 
sollen.
26
·
Spätaussiedler 
Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchteten Bürger deutscher Abstammung 
aus osteuropäischen Ländern oder wurden von dort vertrieben. 
Vorwiegend aus der ehemaligen Sowjetunion, aus Polen, der 
Tschechoslowakei, Rumänien, Ungarn und (Ex-) Jugoslawien kamen sie 
nach Deutschland. Bis heute hält die Auswanderung aus diesen Ländern 
an. Diese Spätaussiedler sind deutsche Volkszugehörige im Sinne von 
Art. 116 GG. Seit 1993 ist die Zuwanderung von Spätaussiedlern auf 
225 Tsd. pro Jahr beschränkt. Nachdem seit 1996 Aufnahmeanträge 
zurückgewiesen werden können, wenn die Deutschkenntnisse 
unzureichend sind, sinken die Zahlen der Spätaussiedler
27
. 
·
Asyl und Flucht 
Politisch verfolgte Ausländer haben in Deutschland das Recht auf Asyl 
(nach  Art. 16a GG). Weitergehend sind die Genfer Konvention von 1951 
25
   vgl. Thränhardt, D. "Zuwanderungspolitik" wie Anm.24, S. 144f.; o.V. ,,Rechtslage" wie Anm. 24 
26
   vgl. Fiutak, M. ,,Viele Greencard-Inhaber arbeitslos" 23.06.2003 <http://news.zdnet.de/story/ 
0,,t101-s2136365,00.html> (Zugriff am 26.06.2003)  
27
   vgl. o.V. ,,Rechtslage" wie Anm. 24; Geißler, R. ,,Struktur und Entwicklung der Bevölkerung" wie 
Anm. 11, S. 8 
20 
und die europäische Konvention für Menschenrechte für die Asylregelung 
ausschlaggebend. In Deutschland werden im europäischen Vergleich die 
meisten Asylanträge gestellt.
28
. Fast ein Drittel aller in der EU gestellten 
Asylanträge kommen auf die BRD. Dies ist hauptsächlich auf den 
besonderen Abschiebeschutz in der deutschen Gesetzgebung 
zurückzuführen, der eine Abschiebung auch im Ablehnungsfall eines 
Asylantrages sehr langwierig und unwahrscheinlich macht. Seit 1993 
sollen zudem Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlinge einen vorübergehenden 
Schutz in Deutschland erhalten (§32a AuslG). Den Status der Duldung  
erhalten Ausländer, deren Asylantrag abgelehnt wurde, die Abschiebung 
oder Rückkehr in das Heimatland aus politischen oder humanitären 
Gründen allerdings nicht verantwortet werden kann.
29
·
Familiennachzug 
Das AuslG regelt den Nachzug von Familienangehörigen in Deutschland 
lebender Ausländer. Im Grunde sind nur Ehegatten und Kinder befugt in 
die BRD nachzuziehen. Als problematisch hat sich diese Regelung nach 
dem Anwerbestopp ausländischer Arbeitnehmer 1973 erwiesen, denn 
eine unerwartete Wirkung setzte ein. Die Gastarbeiter zogen nicht in ihre 
Heimatländer zurück, wie es ursprünglich geplant war. Der Anwerbestopp 
bewog sie in Deutschland zu bleiben, da sie befürchteten, nach einer 
Ausreise nicht mehr in das wirtschaftlich und sozial besser gestellte 
Deutschland zurückkehren zu können. Der einsetzende Zuzug von 
Familienangehörigen glich sogar den durch den Anwerbestopp geringeren 
Zustrom von Ausländern wieder aus.
30
28
   vgl. Schmid, J. ,,Bevölkerungsentwicklung und Migration in Deutschland" in: BpB (Hrsg.) 
,,Aus Politik und Zeitgeschichte" Bonn 19.10.2001, S. 26 f. 
29
   vgl. ebd., S. 26; vgl. o.V. ,,Rechtslage" wie Anm. 24; vgl. Thränhardt, D. ,,Zuwanderungspolitik" 
wie  Anm. 24, S. 146 f. 
30
   vgl. o.V. ,,Rechtslage" wie Anm. 24; Münz, R. ,,Phasen und Formen europäischer Migration" wie 
Anm. 20, S. 39 f. 
21 
·
Undokumentierte Zuwanderung 
In Deutschland lebende Menschen ausländischer Herkunft, die nicht 
registriert und dokumentiert sind, werden auch als ,,Illegale" bezeichnet. 
Entweder kommen sie ohne die erforderliche Aufenthaltsgenehmigung in 
die Bundesrepublik oder diese ist abgelaufen und sie reisen nicht aus. 
Viele tauchen nach abgelehntem Asylantrag unter. Schätzung über die 
Zahl von sich illegal in Deutschland aufhaltenden Ausländern schwanken 
zwischen 100 Tsd. und einer Million Personen.
31
Tab. 1: Wanderungstypen seit dem Zweiten Weltkrieg 
Typ 
Zeitraum und Gesamteinwanderungszahl 
Vertriebene und Flüchtlinge 
aus dem ehemaligen 
deutschen Osten 
  über 14 Millionen von 1944  1950; 
  davon etwa vier Millionen in die DDR 
Flüchtlinge und Übersiedler 
aus der DDR in die BRD 
  mehr als drei Millionen von 1945  1961 
Arbeitsmigration (inkl. 
Familiennachzug) 
  Zuwanderung vor allem zwischen 1961  
  1973; Gesamtzahl mit Familiennachzug 
  etwa 6,1 Millionen 
(Spät-) Aussiedler 
  Insgesamt vier Millionen (1950  1999); 
 alleine seit 1988 2,6 Millionen 
Asyl und Flucht 
  Etwa 1,2 Millionen insbesondere seit 
  Mitte  der achtziger Jahre 
Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage von Geißler, R. ,,Struktur und Entwicklung der 
Bevölkerung" in: BpB (Hrsg.) ,,Informationen zur politischen Bildung. Sozialer Wandel in  
Deutschland" München 4. Quartal 200, S. 6 
31
   vgl. Schlussbericht der Enquête-Kommission ,,Demographischer Wandel  Herausforderungen 
unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik" Deutscher Bundestag 
14. Wahlperiode Drucksache 14/8800 28.03.2002, S. 114
22 
2.2.3 
Deutschland bis zum Jahr 2050 
Eine stichhaltige Prognose zukünftiger Bevölkerungsentwicklungen ist 
nahezu unmöglich. Zu viele unberechenbare Faktoren spielen hierbei eine 
Rolle. Allerdings sind Vorhersagen auf Grund heutiger demographischer 
Zahlen möglich. Allen Vorausberechnungen liegen dabei die steigende 
Lebenserwartung und der Geburtenrückgang (vgl. 2.2.1) zu Grunde. Das 
Ergebnis verschiedener Berechnungen kann allgemein in einem Satz 
zusammengefasst werden: Wir Deutschen werden immer weniger und 
,,wenn die geringeren Geburtenzahlen auch in Zukunft anhalten, werden 
sich die Deutschen in nicht allzu ferner Zukunft selbst abschaffen"
32
. Bei 
immer mehr älteren Menschen steigt die Sterblichkeitsrate und bei parallel 
ausbleibendem Nachwuchs schrumpft die Gesamtbevölkerung.  
Die Interministerielle Arbeitsgruppe für Bevölkerungsfragen unter dem 
Vorsitz des Bundesministeriums des Inneren stellt in ihrer Modellrechnung 
2000 die Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2050 dar. In drei 
Varianten zeigt die Modellrechnung, wie sich die Bevölkerung unter 
Annahme unterschiedlicher Zuwanderungszahlen entwickeln wird. Ohne 
jede Zuwanderung von Ausländern würde die Gesamtbevölkerung bis 
zum Jahr 2050 von heute etwa 82 Mio. auf 58,6 Mio. zurückgehen.
33
 Auch 
die Annahme von hohem Zuwanderungsüberschuss in den nächsten 
Jahrzehnten kann diesen Trend nicht aufhalten, allerdings mindern.  
In ihren drei Varianten der Modellrechnung geht die Arbeitsgruppe von 
unterschiedlichen Zuwanderungsüberschüssen aus: Variante A rechnet 
mit einem langfristigen positiven Wanderungssaldo von 100 
Tsd. 
Ausländern pro Jahr, Variante B mit 200 Tsd. und Variante C mit 300 Tsd. 
Unter Berücksichtigung von Einbürgerungen, Geburtenraten von 
Deutschen (1,35 Kinder pro Frau) und Ausländern (1,5), steigender 
32
   Oberndörfer, D. ,,Warum wir Zuwanderer brauchen" wie Anm. 12 
33
   vgl. BMI (Hrsg.) ,,Modellrechnungen zur Bevölkerungsentwicklung in der Bundesrepublik 
Deutschland bis zum Jahr 2050" Berlin 2000, S. 10 
23 
Lebenserwartung sowie der Sterblichkeit ergeben sich unterschiedliche 
Bevölkerungszahlen für das Jahr 2050. Nach Modell A sinkt die 
Einwohnerzahl in Deutschland auf 64,8 Mio., nach Modell B auf 70,3 Mio. 
und nach Modell C auf 74,9 Mio. Personen.
34
 Trotz der verschiedenen 
Zuwanderungsraten sinkt die rein deutsche Bevölkerung in allen drei 
Modellen nahezu gleich auf 57 bis 59 Mio. Personen. Der Ausländeranteil 
unterscheidet sich allerdings und liegt im Jahr 2050 bei 12,2 Prozent 
(Modell A), 17,1 Prozent (Modell B), bzw. 21,4 Prozent (Modell C). Große 
Veränderungen zur heutigen Situation ergeben sich auch in der 
Altersstruktur. In allen drei Varianten sinkt der Anteil von Jugendlichen 
unter 20 Jahren von momentan 21,4 Prozent auf rund 16 Prozent. Dem 
gegenüber steht der stark ansteigende Teil der über 60-Jährigen, der sich 
in Modell B bei mittlerer Zuwanderung von derzeit 22,4 Prozent auf 
36,4 Prozent erhöht.
35
 Jede dritte Person in Deutschland wäre dann sogar 
älter als 65 Jahre.   
Die angenommenen Zuwanderungsraten sind realistisch, wenn die 
durchschnittliche Zahl von Einwanderungen vergangener Jahre zum 
Vergleich heran gezogen wird. Wie utopisch allerdings Berechnungen 
auch sein können, zeigt die UN-Studie zur Bestanderhaltungsmigration 
(Szenario 5):  Um das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Rentnern 
bis zum Jahr 2050 auf dem Stand von 1995 zu halten, müsste 
Deutschland insgesamt 188,5 
Mio. Einwanderer aufnehmen. Die 
Gesamtbevölkerung würde demnach auf 299 Mio. steigen und die 
Ausländerquote wäre dann bei etwa 80 Prozent angelangt.
36
 Die UN 
selbst bezeichnet diese Rechnung als unrealistisch. 
34
   vgl. ebd. 
35
   vgl. ebd., S. 11 ff.  
36
   vgl. United Nations (Hrsg.) ,,Replacement Migration: Is It a Solution to Declining and Ageing 
Populations?" New York 2000, S. 110 
24 
2.3 
Folgen des demographischen Wandels 
In Folge der Bevölkerungsentwicklung stehen heute vor allem die sozialen 
Sicherungssysteme in der öffentlichen Diskussion. Ohne weitreichende 
Reformen droht bis zum Jahr 2050 ein Rückgang der erwerbstätigen 
Bevölkerung um bis zu 40 Prozent.
37
 Immer weniger Beitragszahler 
müssen immer mehr ältere Menschen finanzieren. Das Umlage-System 
der Rentenversicherung kann die Renten nicht länger sichern und dient in 
Zukunft nur noch als Grundstock zur Altersvorsorge. 
Die Bundesregierung reagierte bei der Rentenreform 2001 erstmals auf 
die Bevölkerungsentwicklung und stellte mit der Riester-Rente eine 
kapitalgedeckte Zusatzvorsorge vor.
38
 Ohne private Vorsorge droht den 
Beitragszahlern die Altersarmut. ,,Armut im Alter  früher oft ignoriert oder 
als Randgruppen-Phänomen abgetan  wird zur realen Bedrohung".
39
Wenn die Politik nicht weiter reagiert und schnell weitläufigere Lösungen 
sucht, droht langfristig eine Erhöhung des durchschnittlichen 
Renteneintrittsalters auf 70 Jahre oder eine Reduzierung der staatlichen 
Rente auf ein Drittel des letzten Nettoarbeitslohns. Auch ein Anstieg des 
Beitragssatzes zur Rentenversicherung um das Doppelte des heutigen 
Niveaus scheint möglich. Die Beitragserhöhung droht in gleichem Maße 
bei der Kranken- und Pflegeversicherung. Der größere Anteil älterer 
Personengruppen sorgt für steigende Ausgaben im Gesundheitswesen. 
Alleine die Zahl von Alzheimererkrankungen wächst in den nächsten drei 
Jahrzehnten um  60 Prozent. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird bis Mitte 
dieses Jahrhunderts um 250 Prozent steigen.
40
37
   vgl. Stolte, D. ,,Zeitbombe Demographie" in: Die Welt 28.04.2003, S. 8 
38
   vgl. Oberndörfer, D. ,,Warum wir Zuwanderer brauchen" wie Anm. 12  
39
   o.V. ,,Themen-Hintergründe  Renten-Kampf: Die Alten betrügen die Jungen" 14.11.2002 
<http://www.br-online.de/jugend/quer/higru/rente.html
> (
Zugriff am 25.11.2002)
40
   vgl. Stolte, D. ,,Zeitbombe Demographie" wie Anm. 37; vgl. o.V. ,,Demographie und Gesundheit: 
Immer älter, immer alterskranker" in: Bonner General-Anzeiger 25.09.1999, S. VII 
25 
Weit weniger in der öffentlichen Diskussion stehen die Auswirkungen des 
demographischen Wandels auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Eine 
Überalterung der Bevölkerung sorgt für eine Verschiebung bei den 
bekannten Konsumgewohnheiten. Die Bedürfnisse in einer älter 
werdenden Gesellschaft werden sich ändern, wodurch spezielle Produkte 
für die Altengesellschaft in den Vordergrund rücken.
41
 Die Kosmetik- und 
Arzneimittelbranche könnte den größten Schub erfahren. ,,Die Anzahl der 
Apotheken und Drogerien dürfte sich verdoppeln."
42
 Alte Menschen 
dominieren zukünftig die Medien und die Werbung. Dieser Trend hat 
bereits jetzt eingesetzt, wie die Iglo-Werbekampagne für Tiefkühlgemüse 
zeigt: vier fidele Damen zwischen 60 und 70 Jahren düsen im Cabrio 
ihrem Abendessen mit Tiefkühlgemüse entgegen. 
Ein Wandel im Konsumverhalten eröffnet neue Geschäftsfelder. Neuartige 
Produkte kommen auf den Markt und ganze Branchen könnten sich 
daraus neu entwickeln. Dies schafft Arbeitsplätze, birgt aber bei den 
Unternehmen, die sich nicht auf die geänderten Verhältnisse einstellen 
können die Gefahr, dass Arbeitsplätze verloren gehen.
43
 Allgemein 
gesehen tritt in Zukunft allerdings eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt 
ein. Es stehen immer weniger Erwerbstätige zur Verfügung, wodurch die 
Arbeitslosenquote sinken wird. Bevölkerungswissenschaftler Rainer Münz 
geht davon aus, dass bereits im Jahr 2010 Vollbeschäftigung herrscht.
44
Vorsichtigere Schätzungen prognostizieren bis zum Jahr 2030 einen 
Rückgang der Arbeitslosenquote auf fünf Prozent.
45
 Vor allem bei 
Pflegeberufen und im Gastgewerbe werden künftig Beschäftigte fehlen. 
Gleichzeitig muss dann die immer kleinere und ebenfalls alternde Gruppe 
41
   vgl. Lachmann, G. ,,Wie funktioniert eine alternde Konsumgesellschaft" in: Welt am Sonntag 
10.11.2002, S. 15  
42
  vgl. Seibt, G. ,,Auf wiedersehen Schönheit" wie Anm. 7 
43
   vgl.  Lachmann, G. ,,Wie funktioniert eine alternde Konsumgesellschaft" wie Anm. 41 
44
   vgl. Jensen, A. ,,Ohne Einwanderung wird der Lebensstandard sinken" Interview mit  Münz, 
Rainer 07.05.2001 <www.changex.de/d_a00218.html> (Zugriff am 22.01.2003) 
45
   vgl. Deutsches Institut für Altersvorsorge  DIA (Hrsg.) ,,Prognosen zur Arbeitslosenquote" 
 2001 
<http://www.dia-vorsorge.de/downloads/df050503.pdf> (Zugriff am 20.08.2003) 
26 
der Erwerbstätigen immer mehr leisten, um die Produktivität aufrecht zu 
erhalten. Die Überalterung der Erwerbsbevölkerung und fehlende 
qualifizierte Arbeitskräfte gefährden allerdings das Innovationspotenzial 
Deutschlands und den Standort Deutschland im globalisierten 
Leistungswettbewerb.
46
Eine weitere Konsequenz des demographischen Wandels ist die 
strukturelle Veränderung, der die Bundesrepublik durch die schrumpfende 
Bevölkerung unterliegt. Als Beispiel für den künftigen Strukturwandel in 
Deutschland dient die nach dem Mauerfall eingesetzte und bis heute 
anhaltende Abwanderung der Bevölkerung aus den Neuen 
Bundesländern: Bis zu 20 Prozent der Einwohner haben manche Städte 
bis heute verlassen.
47
 Dies wird auch auf viele Regionen in 
Westdeutschland zukommen. Die kleinere Bevölkerung wird sich auf 
wirtschaftlich starke Regionen konzentrieren. Vor allem arme Leute zieht 
es dann in die Großstädte, während hier die wohlhabenderen Menschen 
auf steigenden Lärm und soziale Veränderungen reagieren und in die 
Umgebung oder bessere Stadtteile ausweichen. Die Immobilienwirtschaft 
wird dadurch mit zahlreichen Problemen zu kämpfen haben. Die 
Immobilienpreise steigen in wenigen Bereichen rasant an, während in den 
meisten Regionen Deutschlands Häuser leer stehen und keine 
Investitionen mehr getätigt werden.
48
 Die Entvölkerung verlagert zudem 
die Kaufkraft. Vor allem der Einzelhandel steht vor einem Problem, wenn 
viele Gegenden entvölkert sind und damit die Kundschaft aus bleibt.  
46
   vgl. Kistler, E.; Hilpert, M. ,,Auswirkungen des demographischen Wandels auf Arbeit und 
Arbeitslosigkeit" in: BpB (Hrsg.) ,,Aus Politik und Zeitgeschichte" Bonn 19.01.2001, S. 5 ff. 
47
   vgl. Evers, M. ,,Deutschen Großstädten droht Entvölkerung" in: Bonner General-Anzeiger 
 18.01.2002, 
S. 
32 
48
   Thießen, F.; Watt P.; Goßmann, M. ,,Geisterstädte und Boomtowns  Konsequenzen der 
Demographie" in: Immobilien & Finanzierung  Der langfristige Kredit 01.10.2002, S. 610 
27 
2.4 
Zukunftsfrage Zuwanderung  
2.4.1 
Problemlöser mit Hindernissen 
Den weitreichenden Konsequenzen des demographischen Wandels (vgl. 
2.2, 2.3) müssten schon seit Jahren umfangreiche politische Reformen 
gegenüber stehen. In zahlreichen Bereichen sind sie bislang jedoch 
ausgeblieben. Ein Beispiel könnte sich die deutsche Politik an den 
europäischen Nachbarn nehmen, die mit einer ähnlichen 
Bevölkerungsentwicklung zu kämpfen haben. Einige dieser Länder haben 
schon vor Jahren auf den Wandel reagiert. Beispielsweise erhalten 
berufstätige Frauen in Frankreich bereits seit 1995 staatliche Zuschüsse, 
wenn sie trotz Berufes Kinder bekommen. Bis heute stieg die 
Geburtenrate in Frankreich nach dieser Reform von 1,7 auf 1,95 Kinder 
pro Frau.
49
 Solch eine Quote wäre in Deutschland schon fast die Lösung 
aller Probleme. 2,1 Kinder müsste eine deutsche Frau durchschnittlich 
bekommen um den Schwund der Bevölkerung nachhaltig einzudämmen. 
Die momentane Geburtenrate von 1,35 auf dieses Level anzuheben 
scheint nahezu unmöglich. Jeder Schritt in diese Richtung wäre aber 
sinnvoll und würde künftige Generationen etwas mehr entlasten. Bis 
Geburtenförderung allerdings erste Ergebnisse zeigt und seine Wirkung 
entfalten kann, vergeht wiederum ein langer Zeitraum.
50
 Neue Konzepte 
und Reformen lassen weiter auf sich warten. Trotzdem muss möglichst 
bald etwas geschehen, denn ,,wenn jetzt nicht gehandelt wird, dann 
werden wir den Punkt verpassen und bald vor einem Trümmerhaufen der 
Sozialsysteme stehen".
51
Mangels Alternativen muss sich die Bundesrepublik deshalb im 
Besonderen auf die Zuwanderung von Ausländern konzentrieren. Für ein 
49
   vgl. Oberndörfer, D. ,,Warum wir Zuwanderer brauchen" wie Anm. 12 
50
   vgl. ebd.  
51
   Stolte, D. ,,Zeitbombe Demographie" wie Anm. 37 
28 
wirtschaftlich konkurrenzfähiges Deutschland geht es dabei vordergründig 
um Fachkräfte und Arbeitnehmer aus dem Ausland, die hier direkt in das 
Berufsleben einsteigen. Die Zuwanderung kann jedoch die Überalterung 
der Gesellschaft nicht restlos eindämmen, denn auch Einwanderer werden 
älter. So viele Ausländer wie wir in unserem Land bräuchten, um die 
heutigen Verhältnisse zwischen Erwerbstätigen und Rentnern langfristig 
aufrecht zu erhalten, können gar nicht kommen (vgl. 2.2.3). Ein 
Allheilmittel kann Zuwanderung demnach nicht sein. Doch der 
Bevölkerungsrückgang und vor allem der Schwund der Erwerbstätigen  
könnte gebremst werden. Gleichzeitig würde es für die Sozialsysteme eine 
Entlastung bedeuten, wenn mehr Einzahlungen durch in Deutschland 
arbeitende Ausländer anstehen. 
Der nötigen Einwanderung von Ausländern stehen momentan jedoch noch 
große Hindernisse im Weg. Gesellschaftliche Anschauungen, 
bürokratische Überorganisation und Probleme bei der Integration 
schmälern die Attraktivität Deutschlands. Das neue Zuwanderungsgesetz, 
das zum 1. Januar 2005 in Kraft tritt ist dringend nötig. Bisher orientiert 
sich das Ausländerrecht an zahlreichen Gesetzen und Verordnungen und 
,,wir verfügen kaum über Institutionen, die die Integration von 
Neuzuwanderern als Routineaufgaben verstehen".
52
 Den Deutschen 
selbst ist bis heute weitgehend entgangen, dass die Bundesrepublik längst 
ein Einwanderungsland ist. In Deutschland leben, im Verhältnis zur 
Gesamtbevölkerung, mehr im Ausland geborene und später 
zugewanderte Menschen, als in den USA.
53
 In unserer Gesellschaft 
herrscht außerdem eine ausgeprägte Disharmonie im Umgang und in der 
Anschauung von Ausländern. Wie viele Deutsche nach wie vor über 
Zuwanderung und Ausländer im Allgemeinen denken, bringt auch heute 
noch ein vor mehr als zehn Jahren erschienenes Interview mit Alt-Kanzler 
Helmut Schmidt auf den Punkt: 
52
   Münz, R. ,,Geregelte Zuwanderung" wie Anm. 19, S. 5 
53
   vgl. ebd. 
29 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2004
- ISBN (eBook)
- 9783832484958
- ISBN (Paperback)
- 9783838684956
- DOI
- 10.3239/9783832484958
- Dateigröße
- 1.6 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Hochschule Mittweida (FH) – Medien
- Erscheinungsdatum
- 2004 (Dezember)
- Note
- 1,0
- Schlagworte
- ethno-marketing migration integration mediennutzung religion
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					