Lade Inhalt...

Australiens (un)gleiche Schwestern

Sydney und Melbourne und ihre Darstellung in Reisekatalogen

©2004 Diplomarbeit 127 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Stellt man Australiern die Frage, welcher Stadt sie allgemein den Vorzug geben, Sydney oder Melbourne, ist man als Tourist überrascht von der spontanen, einstimmigen Antwort: Melbourne. Bei der Frage nach den Gründen für diese Wahl, fällt die Antwort erneut einheitlich aus: Melbourne habe mehr Flair als Sydney, die schönere Architektur, mehr Parkanlagen und Gärten, das bessere Nachtleben, die größeren Sportveranstaltungen und die Menschen seien nicht nur besser gekleidet, sondern einfach „more sophisticated“. Die Liste ließe sich noch weiter fortführen. Obwohl ein Großteil der Deutschen noch nie den fünften Kontinent besucht hat, gilt Sydney uneingeschränkt als die attraktivste Metropole Down under. Am besten fasst folgendes Zitat das touristische Verständnis zusammen:
„Wer an Australien denkt, dem fallen sofort die Weltmetropole Sydney mit seinem architektonischen Wunder, dem einmaligen Opernhaus, der Ayers Rock im Zentrum des Kontinents und natürlich die niedlichen Koalas und Kängurus ein“.
Wenn es gilt, Australien mit einem Satz zu beschreiben, werden in den meisten Fällen genau diese Sehenswürdigkeiten erwähnt: Ayers Rock, das Great Barrier Reef, das Outback, Kängurus und Sydney. Doch die Antworten der Australier machen neugierig auf Melbourne und werfen weitere Fragen auf, nicht nur in Bezug auf das Reiseziel Australien, sondern auch auf touristische Phänomene und Verhaltensweisen im Allgemeinen. Löst man sich von der Ebene des einzelnen Beispiels, treten generelle touristische Forschungsfelder und Prozesse in den Vordergrund. Dazu gehören bspw. folgende Fragen: Wie entsteht das Image eines Reiselandes, wie nehmen Touristen allgemein wahr oder welche Reisemotive treiben die Reisenden an.
Im Zentrum dieser Arbeit steht als Oberbegriff die touristische Wahrnehmung. Um diesen komplexen Begriff für eine Analyse greifbar zu machen, wurden die Schwerpunkte insbesondere auf die Bereiche Untersuchungsgegenstand und Fallbeispiel gelegt. Der Untersuchungsaufbau liegt so noch nicht in der Forschung vor und wird somit hier erstmalig zum Einsatz gebracht, weshalb noch keine Ergebnisse vorausgegangener Analysen einbezogen werden können.
Strukturell ist die Arbeit in einen theoretischen und einen analytischen Teil gegliedert, gerahmt von Einleitung (Kapitel 1) und Schluss (Kapitel 8). Zuerst werden von Kapitel zwei bis fünf neben den touristischen Grundkonzepten ausführlich die drei Säulen des Themas vorgestellt. Dann folgt […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8700
Mittel, Barbara: Australiens (un)gleiche Schwestern - Sydney und Melbourne und ihre
Darstellung in Reisekatalogen
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Universität Augsburg, Diplomarbeit, 2004
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

A
BSTRACT
A
BSTRACT
Reisekataloge sind das wichtigste Werbemedium der Reiseveranstalter. Zugleich spielen
sie eine entscheidende Rolle innerhalb der Reiseentscheidung der Touristen und
beeinflussen deren Wahrnehmung einer Destination.
Diese Arbeit geht der Frage nach, welches Bild von Sydney und Melbourne in
Reisekatalogen gezeichnet wird und wie in diesem Zusammenhang eine unterschiedliche
touristische Wahrnehmung zustande kommt. Im Rahmen einer Frame-Analyse wird die
Organisation der Darstellung der beiden australischen Städte durch zwei unterschiedliche
Frames untersucht. Dabei werden die beiden Schemata anhand von sechs Dimensionen,
wie bspw. Sizing, analysiert.
Insgesamt zeigt sich, dass Frames als Strukturprinzipien nicht nur bei der Nachrichten-
Berichterstattung, sondern auch im Bereich des Tourismus bzw. der Prospekte zu finden
sind.

I
NHALTSVERZEICHNIS
I
I
NHALTSVERZEICHNIS
Abbildungsverzeichnis ... III
Tabellenverzeichnis...IV
Abkürzungsverzeichnis ... V
1
Einleitung ...1
1.1
Fragestellung... 2
1.2
Aufbau der Arbeit ... 7
1.3
Forschungsstand... 8
2
Theoretische Grundkonzepte...11
2.1
Reisemotive... 11
2.2
Touristische Wahrnehmung... 15
3
Vorstellung der beiden Städte ...19
3.1
Sydney... 19
3.1.1 Geschichte ... 20
3.1.2 Allgemeine
Merkmale ... 22
3.1.3
Selbstverständnis und heutiger Status ... 24
3.1.4 Tourismus ... 26
3.2
Melbourne ... 29
3.2.1 Geschichte ... 29
3.2.2 Allgemeine
Merkmale ... 32
3.2.3
Selbstverständnis und heutiger Status ... 33
3.2.4 Tourismus ... 36
3.3
Die Gegenüberstellung... 38
3.3.1
Parallelen und Berührungspunkte... 39
3.3.2
Differenzen und Konkurrenz... 44
3.3.3 Rivalitäten... 49

I
NHALTSVERZEICHNIS
II
4
Reisekataloge ...52
4.1
Die Reiseentscheidung... 52
4.2
Charakteristika der Prospekte ... 55
4.3
Deutsche Reiseveranstalter und Beschreibung der Stichprobe ... 57
5
Untersuchungsmethode ...61
5.1
Theoretische Ansätze ... 61
5.2
Darlegung mittels ausgewählter Beispiele... 66
6
Frame-Analyse ...68
6.1
Theoretische Vorüberlegungen... 68
6.2
Frame-Analyse der Reisekataloge ... 70
6.2.1
Frame I und II... 70
6.2.2 Sizing... 74
6.2.3 Darstellung
von
Sehenswürdigkeiten ... 77
6.2.4
Stellenwert innerhalb des Reiseangebots ... 83
6.2.5
Kategorisierung: Kultivierter Charme versus lebendige Schönheit ... 85
6.2.6
Nationaler versus internationaler Charakter ... 90
6.2.7
Widersprüche und Unerwähntes... 94
7
Ergebnisse und Schlussfolgerungen...98
8
Kritische Würdigung und Ausblick...102
Anhang I:
Titelseiten der Prospekte ... 105
Anhang II:
Beispielseiten der Kataloge ... 106
Literaturverzeichnis... 107

A
BBILDUNGSVERZEICHNIS
III
A
BBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1:
Zusammensetzung der Arbeit... 2
Abbildung 2:
Mögliche Einflussfaktoren auf das Image ... 3
Abbildung 3:
Bedürfnispyramide nach Maslow... 12
Abbildung 4:
Karte von Australien... 19
Abbildung 5:
Sydney ... 23
Abbildung 6:
Coat of Arms alt und neu von Sydney... 24
Abbildung 7:
Darling Harbour und die Three Sisters in den Blue Mountains ... 27
Abbildung 8:
Bondi Beach ... 29
Abbildung 9:
Grundriss Melbourne... 30
Abbildung 10: Coat of Arms von Melbourne... 33
Abbildung 11: Zentrum Melbournes und St Paul's Cathedral ... 36
Abbildung 12: Die Twelve Apostles an der Great Ocean Road... 38
Abbildung 13: Nationalflagge und Wappen Australiens... 39
Abbildung 14: Bundesstaaten und Hauptstädte... 40
Abbildung 15: Logos der Olympischen Spiele von Melbourne und Sydney ... 44
Abbildung 16: Logos der untersuchten Reiseveranstalter ... 58
Abbildung 17: Kommunikationsmodell ... 64
Abbildung 18: Dominanz Sydneys auf einer Doppelseite... 76
Abbildung 19: Skyline von Sydney und Melbourne ... 79
Abbildung 20: The Rocks in Sydney und Flinders Station in Melbourne... 80
Abbildung 21: Karte einer typischen Australien-Rundreise... 84
Abbildung 22: Aborigines bei der Körperbemalung ... 96
Abbildung 23: Wechselseitige Beeinflussung zwischen Prospekten und Touristen ... 100

T
ABELLENVERZEICHNIS
IV
T
ABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1:
Reisemotive und Urlaubserwartungen... 15
Tabelle 2:
Bevölkerungsentwicklung von 1788 bis 1981... 46
Tabelle 3:
Bedeutung von Entscheidungsaspekten ... 53
Tabelle 4:
Häufigkeit der Verwendung von Informationsquellen... 54
Tabelle 5:
Unternehmen und zugehörige Reisekataloge ... 60
Tabelle 6:
Unterschiedliche Vorgehensweisen der Frame-Analyse... 65
Tabelle 7:
Formale Kennzeichen des Sizing ... 75
Tabelle 8:
Merkmale der Bilder... 79
Tabelle 9:
Beschreibung der Sehenswürdigkeiten... 81
Tabelle 10:
Charakteristika der Rundreisen ... 84
Tabelle 11:
Aussagen zu Label A und B ... 88
Tabelle 12:
Aussagen über den (inter-)nationalen Bezug ... 91

V
A
BKÜRZUNGSVERZEICHNIS
A$... australische Dollar
Abb. ... Abbildung
ACT... Australian Capital Territory (Hauptstadt: Canberra)
Aufl. ... Auflage
Bd. ... Band
bspw. ... beispielsweise
bzgl... bezüglich
bzw. ... beziehungsweise
CBD ... Central Business District
d.h... das heißt
dt... deutsch
ebd... ebenda, am genannten Ort
ed. ... edition
engl... Englisch
et. al. ... et alii (und andere)
Hrsg. ... Herausgeber
inkl. ... inklusive
k. A. ... keine Angabe
Kap. ... Kapitel
korr. ... korrigiert(e)
NOC ... National Olympic Committee
NSW... New South Wales (Sydney)
NT ... Northern Territory (Darwin)
o. V. ... ohne Verfasser
publ. ... publication
Qld... Queensland (Brisbane)
S. ... Seite
s. ... siehe
SA... South Australia (Adelaide)
sog. ... so genannt
St ... Saint
St ... Station
St ... Street
Tab. ... Tabelle
Tas... Tasmania (Hobart)
TUI ... Touristik Union International
u.a. ... unter anderem
überarb. ... überarbeitet(e)
US$... US-Dollar
usw. ... und so weiter
v.a. ... vor allem
verb. ... verbessert(e)
vgl. ... vergleiche
Vic... Victoria (Melbourne)
Vic. Market ... Victoria Market (Melbourne)
vs. ... versus
WA ... Western Australia (Perth)
Will. Town ... Williamstown (Melbourne)
Y+J Hotel ... Young and Jackson Hotel (Melbourne)
z.B. ... zum Beispiel

1
E
INLEITUNG
1
1 E
INLEITUNG
Stellt man Australiern die Frage, welcher Stadt sie allgemein den Vorzug geben, Sydney
oder Melbourne, ist man als Tourist überrascht von der spontanen, einstimmigen Antwort:
Melbourne. Bei der Frage nach den Gründen für diese Wahl, fällt die Antwort erneut
einheitlich aus: Melbourne habe mehr Flair als Sydney, die schönere Architektur, mehr
Parkanlagen und Gärten, das bessere Nachtleben, die größeren Sportveranstaltungen und
die Menschen seien nicht nur besser gekleidet, sondern einfach ,,more sophisticated". Die
Liste ließe sich noch weiter fortführen. Obwohl ein Großteil der Deutschen noch nie den
fünften Kontinent besucht hat, gilt Sydney uneingeschränkt als die attraktivste Metropole
Down under. Am besten fasst folgendes Zitat das touristische Verständnis zusammen:
,,Wer an Australien denkt, dem fallen sofort die Weltmetropole Sydney mit seinem architektonischen
Wunder, dem einmaligen Opernhaus, der Ayers Rock im Zentrum des Kontinents und natürlich die
niedlichen Koalas und Kängurus ein"
1
.
Wenn es gilt, Australien mit einem Satz zu beschreiben, werden in den meisten
Fällen genau diese Sehenswürdigkeiten erwähnt: Ayers Rock, das Great Barrier Reef, das
Outback, Kängurus und Sydney. Doch die Antworten der Australier machen neugierig auf
Melbourne und werfen weitere Fragen auf, nicht nur in Bezug auf das Reiseziel Australien,
sondern auch auf touristische Phänomene und Verhaltensweisen im Allgemeinen. Löst
man sich von der Ebene des einzelnen Beispiels, treten generelle touristische
Forschungsfelder und Prozesse in den Vordergrund. Dazu gehören bspw. folgende Fragen:
Wie entsteht das Image eines Reiselandes, wie nehmen Touristen allgemein wahr oder
welche Reisemotive treiben die Reisenden an.
Im Zentrum dieser Arbeit steht als Oberbegriff die touristische Wahrnehmung. Um
diesen komplexen Begriff für eine Analyse greifbar zu machen, wurden die Schwerpunkte
insbesondere auf die Bereiche Untersuchungsgegenstand und Fallbeispiel gelegt. Wie
Abbildung eins illustriert, besteht der Aufbau der Arbeit inhaltlich aus drei Teilen.
1
TUI (2003), S. 180

1
E
INLEITUNG
2
Frame-Analyse
(Methode)
Reisekataloge
(Untersuchungsgegenstand)
Sydney/Melbourne
(Fallbeispiel)
Abbildung 1:
Zusammensetzung der Arbeit
Dieser Dreiklang untersucht die Organisation der Darstellung von Destinationen
2
durch den gezielten Einsatz von Schemata (Frames) am Beispiel von Sydney und
Melbourne in Reisekatalogen. Ein solcher Untersuchungsaufbau liegt so noch nicht in der
Forschung vor und wird somit hier erstmalig zum Einsatz gebracht, weshalb noch keine
Ergebnisse vorausgegangener Analysen einbezogen werden können.
1.1 Fragestellung
Dieses Kapitel widmet sich der Fragestellung der Arbeit. Darüber hinaus wird die Wahl
der Methode, des Untersuchungsgegenstands und des Fallbeispiels begründet.
Abschließend werden die Grenzen der Arbeit formuliert.
Die grundsätzliche Frage lautet: Wie kommt unterschiedliche touristische
Wahrnehmung zustande? Ziel der Arbeit ist es, die Entstehung unterschiedlicher
Meinungen von Touristen über Reiseziele in Reisekatalogen zu analysieren. Interessant ist
v.a. in diesem Zusammenhang, wenn sich zwei Destinationen objektiv (z.B. bzgl. Größe,
Geographie etc.) relativ ähnlich sind, jedoch touristisch unterschiedlich dargestellt werden.
Die Frage nach den Ursachen für solche Wahrnehmungsunterschiede lässt sich bisher nicht
eindeutig beantworten. Als sicher gilt jedoch, dass die Wahrnehmung durch Touristen kein
realistisches Bild der Destinationen erzeugt, sondern ,,sie [die touristische Wahrnehmung]
konstruiert eigene Erfahrungsräume, die wesentlich durch Phantasie und Konstruktion
geformt werden"
3
.
Nach Hennig vollzieht sich ,,die Konstruktion des Erfahrungsraums ,Urlaub' ... auf
zweierlei Art: durch Einwirkung auf die äußere Welt und durch selektive Wahrnehmung"
4
.
Zum einen werden Reiseziele also von den Reiseveranstaltern bewusst und gezielt
2
Beritelli setzt die touristische Destination mit dem Begriff Tourismusort bzw. Tourismusregion gleich.
(Vgl. Beritelli (1997), S. 6)
3
Hennig (1999), S. 54
4
Ebd., S. 55

1
E
INLEITUNG
3
beeinflusst. Die kulturelle und natürliche Umwelt wird entsprechend der Bedürfnisse der
Gäste aufbereitet. Dazu gehören bspw. Freizeitparks und Feriendörfer, die sich sowohl von
der architektonischen Gestaltung als auch vom angebotenen Programm ausschließlich nach
den Wünschen und Ansprüchen der Touristen richten. Zum anderen gestaltet der Tourist
aktiv und meist unbewusst seine Wahrnehmung der Örtlichkeit, indem er den eigenen
Erfahrungsraum selektiert und montiert.
5
Diese Mechanismen basieren auf bestimmten Einflussgrößen, wie Wissen und
Erwartungen, und ergeben insgesamt das Image eines Reiseziels. Dabei handelt es sich um
die ,,expression of all objective knowledge, impressions, prejudices, imaginations and
emotional thoughts with which a person or group judges a particular object or place"
6
.
Abbildung zwei zeigt mögliche Faktoren, die nach Stabler die Imagebildung beim
Feriengast beeinflussen. Die Illustration ist nur eine von mehreren bisher entwickelten
Ansätzen verschiedener Untersuchungen über diesen Prozess, aus denen noch kein
einheitlicher theoretischer Rahmen hervorgegangen ist.
7
Stabler bietet jedoch ein sehr
umfassendes Modell, das nicht nur externe Einflüsse berücksichtigt, sondern auch
individuelle Faktoren, z.B. psychologische und sozioökonomische Charakteristika.
Abbildung 2:
Mögliche Einflussfaktoren auf das Image
8
Doch obwohl jeder Urlauber sein Reiseziel individuell zu verschiedenen Zeiten
erlebt, beurteilt und unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt ist, herrscht ein
überdauernder, allgemeiner, sehr ähnlicher Konsens über die Erwartungen und
Beschreibungen an einen Urlaubsort. Diese überlieferten Mythen über Destinationen sind
Diskurse, die sich meist über Jahrhunderte entwickelt haben.
9
Die Quellen solcher
5
Vgl. Hennig (1999), S. 55
6
Lawson & Baud-Bovy (1977), S. 10
7
Vgl. Jenkins (1999), S. 3
8
Vgl. Stabler (1988), S. 142
9
Vgl. Kortländer (2000), S. 1
IMAGE
Perceptions
Experiences
Socio-economic
characteristics
(Income, age, etc.)
Psychological
characteristics
Motivations
Hearsay
Tourist marketing
Media (TV, books, etc.)
Education
Consumer Factors
Su
pp
ly
Factors

1
E
INLEITUNG
4
tradierter Images sind aufgrund des langen Zeitraums der Entstehung kaum zu
identifizieren. In den meisten Fällen sind diese historisch bedingt im Zusammenspiel mit
weiteren Faktoren, wie bspw. den Bedürfnissen, den Wünschen und Nöten einer
Gesellschaft. Eine andere Einflussgröße sind die Darstellungen in der Malerei und
Beschreibungen in frühen Reiseberichten über die Länder, die beide ein kulturelles
Schönheitsideal formten.
10
Barthes identifiziert im ,,Guide bleu" v.a. den Einfluss der
abendländischen christlichen Kultur auf die touristische Wahrnehmung von Natur, Kunst
und Kultur.
11
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass im Prozess der Wahrnehmungsformung drei
Bestandteile existieren. Erstens beeinflusst das Individuum als Tourist die Consumer
Factors. Zweitens steuern die Reiseveranstalter und andere touristische Anbieter aktiv die
Supply Factors. Drittens gibt es darüber hinaus Bilder und Vorstellungen über Reiseziele,
die ihren Ursprung nicht bei den Anbietern haben, sondern historisch gewachsen sind und
sich deshalb nur schwer bzw. langwierig beeinflussen lassen. Diese überlieferten Images
benutzen wiederum die Veranstalter in ihren Werbemaßnahmen, um ihre Produkte, d.h. die
Reisen, möglichst erfolgreich verkaufen zu können.
Eine wichtige Rolle für die Attraktivität einer Destination gegenüber Touristen
spielen Sehenswürdigkeiten mit ihren vielfältigen Funktionen und Eigenschaften. Zum
einen sind sie Teil der gesuchten Einfachheit der Fremde.
12
Zum anderen lassen sich
Sehenswürdigkeiten zielgenau besuchen, photographieren und durch Souvenirs als
Trophäe und Beweisstück mit nach Hause nehmen, eine Ergänzung des symbolischen
Konsums der Fremde.
13
Kennzeichnend für die Begegnung mit dem Objekt ist die
Tatsache, dass das Verhältnis des Aufwands, um an den Ort zu gelangen, ungleich größer
ist als das eigentliche, meist nur sehr kurze Gegenüberstehen.
14
Die zweite Handlung
besteht anschließend darin, dem Gegenstand möglichst nahe zu kommen, sei es durch
Berühren, Streicheln oder Bekritzeln mit dem eigenen Namen.
15
Insgesamt sind Sehenswürdigkeiten bewusst produzierte Konstrukte mit einem besonders
intensiven Symbolgehalt.
16
Das alles lässt die Vermutung zu, dass Städte, die eine Vielfalt
10
Vgl. Hennig (1999), S. 53
11
Vgl. Barthes (1998), S. 59 ff.
12
Vgl. Kap. 2.1 (Reisemotive)
13
Vgl. Gyr (1994), S. 48
14
Vgl. Gyr (1992b), S. 28
15
Vgl. Gyr (1994), S. 48
16
Vgl. Kap. 2.2 (Touristische Wahrnehmung)

1
E
INLEITUNG
5
an touristischen Attraktionen zu bieten haben, für Feriengäste anziehender sind als Orte
ohne weltbekannte Gebäude oder Stadtviertel. Ob sich diese These auf die Beispielstädte
Sydney und Melbourne übertragen lässt, zeigt sich im empirischen Teil nach Abschluss der
Frame-Analyse.
17
In Abbildung zwei lassen sich die Reisekataloge als Werbemittel der
Reiseveranstalter im Bereich ,,Tourist marketing" auf der Seite der angebotenen Faktoren
(Supply Factors) verorten. Die bebilderten Prospekte haben zwei Aufgaben. Zum einen
sind sie das wichtigste Verkaufsmedium der Reiseveranstalter.
18
Zum anderen dienen sie
den Touristen als bedeutende Informationsquelle bei der Reiseentscheidung und besitzen
deshalb einen maßgeblichen Stellenwert innerhalb des Entscheidungsprozesses.
19
Insgesamt kämpfen die Kataloge um die begrenzte Aufmerksamkeit der Leserschaft und
eine feste Position auf einem gesättigten Reisemarkt.
20
Dabei muss inhaltlich der Spagat
vollzogen werden zwischen dem Angebot von erwarteten Höhepunkten und neuen
Attraktionen, sowohl was bekannte Orte als auch neue Ferienziele betrifft. Gyr bestätigt
diese ständige Suche: ,,Allzu große 'Leerstellen', Pausen oder Flautezeiten verträgt das
touristische System nicht. Es ist auf Rotation angelegt und lebt vom Alt-Beständigen wie
vom Neu-Erfundenen"
21
. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Arbeit der Frage
nachgeht, wie unterschiedliche Wahrnehmung von Destinationen in Reisekatalogen
zustande kommt.
Reisekataloge sind ein allgemein akzeptierter Teil des Alltags und werden von
Touristen gerne als Entscheidungshilfe herangezogen. Trotz des hohen Verbreitungsgrades
finden die Prospekte erst allmählich in der Forschung Beachtung.
22
Demnach bietet dieses
Medium genügend Freiraum für eigene Forschungsarbeit, weshalb Reisekataloge als
Untersuchungsgegenstand für diese Arbeit ausgewählt werden. Reisekataloge ermöglichen
den Blick auf das Vorgehen der Veranstalter im Zwiespalt zwischen Werbung und
objektiver Information der Rezipienten.
Andere Methoden, wie bspw. Interviews mit deutschen Urlaubern in Australien, eignen
sich besser für Fragestellungen, die den einzelnen Urlauber in den Mittelpunkt stellen. Die
17
Vgl. Kap. 7 (Ergebnisse und Schlussfolgerungen)
18
Vgl. Kortländer (2000), S. 66
19
Vgl. Kap. 4.1 (Die Reiseentscheidung)
20
Vgl. Kortländer, S. 66 f.
21
Gyr (1992a), S. 228
22
Vgl. Kap. 1.3 (Forschungsstand)

1
E
INLEITUNG
6
Kataloge sind zudem leicht zugänglich, im Unterschied bspw. zu internen Untersuchungen
der Veranstalter. Insgesamt zeigen sich Reisekataloge als ein Untersuchungsgegenstand,
den der Forscher ohne zeitliche Begrenzung und bei freier Verfügbarkeit für seine
Untersuchungen heranziehen kann.
23
Nach der Festlegung auf Prospekte als Datengrundlage, besteht der nächste Schritt in
der Bestimmung eines angemessenen Untersuchungsverfahrens. Reisekataloge liegen als
gedrucktes Dokument vor. Das bedeutendste empirische Instrument zur Analyse von
medialen Inhalten ist die Inhaltsanalyse. Der Oberbegriff der Inhaltsanalyse bietet ein
umfassendes Repertoire an unterschiedlichen Vorgehensweisen.
24
Daraus wird die Frame-Analyse für diese Arbeit aus folgenden Gründen gewählt. Erstens
eignet sich die Untersuchung von Frames für die Beeinflussung von Wahrnehmung, denn
nach Entman beleuchtet das Verfahren ,,the precise way in which influence over a human
consciousness is exerted by the transfer ... of information from one location ... to that
consciousness
"
25
. Zweitens findet die Technik bisher schwerpunktmäßig Anwendung im
Zusammenhang mit der Berichterstattung von Nachrichten. Deshalb bietet sich bzgl. der
Anlage dieser Arbeit die Chance für eine Untersuchung selbst identifizierter Frames in
einem touristischen Kontext. Somit ist für die Wahl der Methode deren Qualifikation
sowohl für den Untersuchungsgegenstand als gedrucktes Medium als auch für die
Eigenheiten des Beispiels ausschlaggebend.
Die dritte Komponente der Arbeit ist das Fallbeispiel. Dabei handelt es sich um die
zwei größten Städte Australiens, Sydney und Melbourne. Entscheidungsgründe für die
beiden Metropolen sind deren Bipolarität und ihr offensichtlicher Konkurrenzkampf, wie
ich während eines halbjährigen Aufenthaltes in Australien erfahren konnte. Außerhalb des
fünften Kontinents ist nur Sydney weltbekannt, hingegen Melbourne kaum internationale
touristische Beachtung findet. Befragt man jedoch Australier, so liegt Melbourne meist in
Gunst und Ansehen weit vor Sydney.
26
Geht man dieser Meinung nach, stellt sich heraus,
dass die beiden Städte in vielen Punkten vergleichbar sind und (für einen Ausländer
unerwartet) viele Gemeinsamkeiten aufweisen.
27
Diese Diskrepanz in der internationalen
23
Für eine Beurteilung des Untersuchungsgegenstands vgl. Kap. 8 (Kritische Würdigung und Ausblick).
24
Für eine ausführliche Vorstellung der Inhaltsanalyse und der Frame-Analyse vgl. Kap. 5
(Untersuchungsmethode).
25
Entman (1993), S. 51 f.
26
Vgl. Kap. 1 (Einleitung)
27
Für eine ausführlicher Vorstellung der Metropolen vgl. Kap. 3.1 (Sydney) und 3.2 (Melbourne).

1
E
INLEITUNG
7
und nationalen Wahrnehmung wirft die Frage auf, welches touristische Bild in
Deutschland gezeichnet wird.
Zum Abschluss dieses Kapitels werden die Grenzen der Arbeit formuliert. Der
Prozess der touristischen Wahrnehmungsbildung ist ein umfangreiches Feld, das bis heute
nicht eindeutig und abschließend erforscht ist. Die Fragestellung bedient sich der
bisherigen Erkenntnisse und lässt eine Analyse und Erweiterung der bisherigen Ergebnisse
im Sinne einer Grundlagenforschung außen vor. Ebenso verhält es sich für die Bereiche
Reisemotivation und Untersuchungsmethode.
28
Vernachlässigt bleibt auch die Frage nach
Verständlichkeit und Wirkung von Reisekatalogen auf die Rezipienten. Des Weiteren
befasst sich die Arbeit nicht mit dem von den Städten selbst angestrebten Wunschimage
und den unterschiedlichen Möglichkeiten der Beeinflussung. Insgesamt bleibt außen vor,
inwieweit das Bild, das die ausgesuchten Reisekataloge entwerfen, tatsächlich mit dem
Image übereinstimmt, das die deutschen bzw. ausländische Touristen vor einer Reise von
Sydney und Melbourne haben.
29
Gegenstand dieser Arbeit ist vielmehr die Frage, welches Bild von Sydney und
Melbourne in Reisekatalogen gezeichnet wird und wie in diesem Zusammenhang eine
unterschiedliche touristische Wahrnehmung zustande kommt.
1.2 Aufbau der Arbeit
Strukturell ist die Arbeit in einen theoretischen und einen analytischen Teil gegliedert,
gerahmt von Einleitung (Kapitel 1) und Schluss (Kapitel 8). Zuerst werden von Kapitel
zwei bis fünf neben den touristischen Grundkonzepten ausführlich die drei Säulen des
Themas vorgestellt. Dann folgt die empirische Umsetzung mit der Frame-Analyse (dt.
Rahmen-Analyse) der Reisekataloge und den Ergebnissen (vgl. Kapitel 6 und 7).
Im ersten Teil befasst sich Kapitel zwei mit Reisemotiven (Kapitel 2.1) und
touristischer Wahrnehmung (Kapitel 2.2) im Allgemeinen. Kapitel drei führt das
Fallbeispiel ein (Säule 1).
30
Zuerst wird Sydney in den Bereichen Geschichte, allgemeine
Merkmale, Selbstverständnis und Tourismus vorgestellt (Kapitel 3.1.1 bis 3.1.4), gefolgt
28
Vgl. Kap. 2.1 (Reisemotive) und Kap. 2.2 (Touristische Wahrnehmung)
29
Für eine Auswahl an weiterführenden Fragen vgl. Kap. 8 (Kritische Würdigung und Ausblick).
30
Vgl. Abb. 1 (Zusammensetzung der Arbeit), S. 2

1
E
INLEITUNG
8
von Melbourne mit gleicher Einteilung (Kapitel 3.2.1 bis 3.2.4). Mit dem Vergleich der
beiden Städte hinsichtlich Gemeinsamkeiten und Unterschieden (Kapitel 3.3.1 und 3.3.2)
sowie der Rivalitäten (Kapitel 3.3.3) schließt Kapitel drei. Die zweite Säule - die
Reisekataloge - behandelt Kapitel vier hinsichtlich deren Funktionen bei der
Reiseentscheidung und Charakteristika. Darüber hinaus wird die Stichprobe mit den
dazugehörigen Reiseveranstaltern vorgestellt. In Kapitel fünf wird die dritte Säule, die
Untersuchungsmethode der Frame-Analyse beleuchtet.
Der zweite Teil umfasst die Frame-Analyse der Reisekataloge. Zuerst führt Kapitel
fünf theoretisch die Untersuchungsmethode (Kapitel 5.1) ein und stellt exemplarisch drei
Beispiele vor (Kapitel 5.2). Anschließend stehen in Kapitel 6.1 theoretische
Vorüberlegungen bzgl. verschiedener Stadttypen im Vordergrund. Frame I und II werden
in Kapitel 6.2.1 vorgestellt und anhand mehrerer Dimensionen (Kapitel 6.2.2. bis 6.2.7)
empirisch untersucht. Kapitel sieben enthält die Ergebnisse und zieht Schlussfolgerungen.
Zum Abschluss wird die Arbeit einer kritischen Würdigung unterzogen und ein Ausblick
gewagt (Kapitel 8).
1.3 Forschungsstand
Das Thema der Arbeit verbindet die Methode der Frame-Analyse mit dem
Untersuchungsgegenstand des Reisekatalogs, angewandt auf das Fallbeispiel der
australischen Metropolen Sydney und Melbourne. Für diese Kombination der Bearbeitung
gibt es in der Forschung keine Vorlage. Nachfolgend wird deshalb die zugrundeliegende
Literatur der verschiedenen Teilbereiche vorgestellt. Die Untersuchung, die der
vorliegenden Arbeit allgemein am Nähesten kommt, ist die Analyse von Thailand als
Mythos in Reisekatalogen von Kortländer. Sie erforscht darin die Konstruktion des Bildes
der Fremde in Reisekatalogen am Beispiel Thailands anhand einer Diskursanalyse.
31
Die touristische Wahrnehmung und Reisemotivation als theoretische Grundkonzepte
bieten umfangreiches Forschungsmaterial. Zu den zentralen Werken über die Motivation
von Reisen gehört Enzensberger mit seiner Theorie der ,,Flucht aus dem Alltag".
32
Einen
anderen Ansatz vertritt Braun, der seinerseits die symbolische Selbstergänzung in den
31
Vgl. Kortländer (2000)
32
Vgl. Enzensberger (1965)

1
E
INLEITUNG
9
Vordergrund stellt.
33
Beide Themen behandelt MacCannell in seinem vielbeachteten Buch
,,The Tourist", in dem er die Authentizität und die Suche der Touristen danach als kausal
sowohl für die Ursachen von Reisen als auch für die touristische Wahrnehmung
identifiziert.
34
In diesem Zusammenhang erklärt Gyr weiterführend in seinen Aufsätzen
das Verhalten von Touristen, deren Habitus und Symbolkonsum.
35
Ebenso untersucht
Culler den Tourismus unter semiotischen Aspekten.
36
Für die Darstellung der beiden Städte wurde hauptsächlich australische Literatur
verwendet, um ein möglichst unverzerrtes und authentisches Bild zeichnen zu können.
Dazu gehören für Melbourne v.a. Lewis und für Sydney Spearritt.
37
Am ausführlichsten
behandelt in der deutschsprachigen Literatur Walter die großen Metropolen in zwei
Bänden.
38
Mit Australien allgemein beschäftigen sich Viedebantt und Voigt.
39
Insgesamt
lässt sich festhalten, dass sich zahlreiche, v.a. australische Publikationen mit den Städten
einzeln beschäftigen, jedoch vergleichende wissenschaftliche Literatur, die sich auf die
Gegenwart bezieht, kaum vorliegt. Die Ausnahme bildet Davidson, der ausschließlich die
Dualität von Sydney und Melbourne zum Thema hat und darin verschiedenen Bereiche,
wie bspw. Wirtschaft, Immigration und Architektur bearbeitet.
40
Einen guten Überblick
bietet Kepars in seinen Bibliographien über Sydney und Australien.
41
Obwohl Reisekataloge ein von den Urlaubern akzeptierter Teil des (Tourismus-)
Alltags sind, gibt es bisher nur relativ wenige qualitative Untersuchungen darüber. Eine
Einteilung der verschiedenen touristischen Medien versucht Kagelmann.
42
Die größte
analytische Beachtung findet bis jetzt die Frage nach dem Gebrauch der Prospekte, die
Hahn & Hartmann als eine der ersten versuchten zu beantworten, gefolgt von Braun.
43
In
Bezug auf die Gestaltung eines Prospekts versuchen Ferner et al. Hinweise zu geben.
44
In
einen postmodernen Zusammenhang setzt Olsen seine Analyse der Darstellung in
33
Vgl. Braun (1993a)
34
Vgl. MacCannell (1976)
35
Vgl. Gyr (1988), (1992a), (1992b) und (1994)
36
Vgl. Culler (1988)
37
Vgl. Lewis (1995); Spearritt (1986) und (2000)
38
Vgl. Walter (1993) und (1994)
39
Vgl. Viedebantt (1981); Voigt (2000)
40
Vgl. Davidson (1986)
41
Vgl. Kepars (1994) und (2000)
42
Vgl. Kagelmann (1993)
43
Vgl. Hahn & Hartmann (1973); Braun (1993b)
44
Vgl. Ferner & Müller & Zolles (1989)

1
E
INLEITUNG
10
Reisekatalogen.
45
Die Darstellung einzelner Länder bzw. Gebiete untersuchen Selwyn
(Südostasien) und Wilson (Seychellen).
46
Dann hingegen legt seinen Schwerpunkt auf die
Frage nach der allgemeinen Abbildungsweise von Menschen in den Prospekten.
47
Die Frame-Analyse ist unter dem Dach der Inhaltsanalyse zu verorten. Dabei handelt
es sich um ein sehr weites Feld, weshalb mit Berelson, Kracauer, Krippendorff und
Mayring an dieser Stelle nur die wichtigsten Veröffentlichungen exemplarisch genannt
werden.
48
Die Rahmen-Analyse an sich thematisierte als erster Goffman in der
Sozialpsychologie.
49
Im Anschluss daran folgten weitere Werke, bspw. von Iyengar,
Gamson, Edelman, Pan & Kosicki, Reese et al. und Wicks, die die Frame-Analyse im
Zusammenhang mit politischer Massenkommunikation verwenden.
50
Scheufele wiederum
versucht, die verschiedenen Ansätze der Rahmen-Analyse übergeordnet zu typisieren und
entwickelt daraus ein Prozessmodell.
51
Am wichtigsten für die vorliegende Arbeit sind die Publikationen von Entman, der sich
sowohl in der Theorie als auch in der praktischen Umsetzung (allen voran die
Berichterstattung über den Abschuss zweier Passagierflugzeuge) mit der Rahmen-Analyse
von Nachrichten auseinandersetzt.
52
45
Vgl. Olsen (1998)
46
Vgl. Selwyn (1993); Wilson (1995)
47
Vgl. Dann (1996)
48
Vgl. Berelson (1952); Kracauer (1952); Krippendorff (1980); Mayring (1988)
49
Vgl. Goffman (1974)
50
Vgl. Iyengar (1991); Gamson (1992); Edelman (1993); Pan & Kosicki (1993); Reese & Gandy & Grant
(2001); Wicks (2001)
51
Vgl. Scheufele (1999)
52
Vgl. Entman (1991), (1993) und (2004); zur Begründung vgl. Kap. 6.2.1 (Frame I und II)

2
T
HEORETISCHE
G
RUNDKONZEPTE
11
2 T
HEORETISCHE
G
RUNDKONZEPTE
Bevor die beiden Städte Melbourne und Sydney genauer vorgestellt werden, soll zuerst ein
Blick auf wichtige theoretische Konzepte geworfen werden. Einleitend wird auf
verschiedene Annahmen über die Reisemotive der Urlauber eingegangen (Kapitel 2.1),
gefolgt von ausgewählten Theorien über touristische Wahrnehmung (Kapitel 2.2).
2.1 Reisemotive
Die Gestaltung eines Reisekatalogs wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Auf der
einen Seite sind äußere Rahmenbedingungen, bspw. Zahlungsbereitschaft und
durchschnittliche Reisedauer zu berücksichtigen. Auf der anderen Seite stehen die
theoretischen Komponenten, wie z.B. das Wissen um die Grundlagen der touristischen
Wahrnehmung
53
und den Stellenwert der Prospekte innerhalb der Reiseentscheidung.
54
Dazu zählen auch die Reisemotive, die ein wichtiger Bestandteil bei der Konstruktion der
Werbemittel sind. Da es aktuell zahlreiche Ansätze über die Beweggründe des Reisens
gibt, sollen an dieser Stelle nur die wichtigsten Vertreter vorgestellt werden. Doch zuvor
soll der Begriff des Touristen definiert und die generellen Klassifikationen von
Reisemotiven skizziert werden.
Cohen versteht unter Touristen folgendes: ,,A `tourist' is a voluntary, temporary
traveller, travelling in the expectation of pleasure from the novelty and change
experienced on a relatively long and non-recurrent round-trip"
55
. Touristen sind also
Reisende, die innerhalb eines begrenzten Zeitraums nach Erholung und Vergnügen streben.
Allgemein werden Reisemotive in ,,push"-Faktoren im Sinne einer ,,weg von"-Bewegung
und ,,pull"-Faktoren als ein ,,Hin zu" eingeteilt. Beim ersten Schubmotiv handelt es sich
um denjenigen Antrieb, der aus dem Individuum selber kommt und den Wunsch nach einer
Flucht aus dem Alltag bzw. aus einer empfundenen Mangelsituation heraus erweckt. Das
Zugmotiv hingegen entsteht durch die Anziehungskraft und den Reiz der Fremde, welche
die Menschen an einen anderen, fremden Ort lockt.
56
Trotz dieser scheinbar klaren
53
Vgl. Kap. 2.2 (Touristische Wahrnehmung)
54
Vgl. Kap. 4.1 (Die Reiseentscheidung)
55
Cohen (1974), S. 533, Hervorhebung im Original
56
Vgl. Mundt (1998), S. 111 f.

2
T
HEORETISCHE
G
RUNDKONZEPTE
12
Trennlinie verschwimmen die beiden Motive oft, weshalb Witt und Wright eine mögliche
kausale Beziehung aufstellen: ,,The push factors are those that make you want to travel.
The pull factors are those that affect where you travel, given the initial desire to travel"
57
.
Die Frage nach Bedürfnissen und ihrer Hierarchie stellte sich auch Maslow, die er mit
Hilfe der Bedürfnispyramide zu kategorisieren versuchte (vgl. Abbildung 3). Freyer
übertrug das Modell auf den Tourismus.
Bedürfnispyramide
Allgemeine Erläuterung
Touristische Beispiele
Entwicklungs-
Bedürfnisse
Selbstverwirklichung,
Unabhängigkeit, Glück
Reisen als Selbstzweck,
Vergnügen, ,,Sonnenlust"
Wertschätzungs-
Bedürfnisse
Anerkennung, Macht,
Freiheit
Reisen als Prestige und
gesellschaftliche
Anerkennung
Soziale
Bedürfnisse
Liebe, Kommunikation
Private und
gesellschaftliche
Besucherreisen
Sicherheits-
Bedürfnisse
Vorsorge für die Zukunft,
Gesetze, Versicherungen
Reisen zur Sicherung des
Grundeinkommens,
z.B. Handelsreisen
Grundbedürfnisse Ernährung,
Wohnen
Reisen zur unmittelbaren
Deckung des Grundbedarfs,
z.B. Arbeitsweg
Abbildung 3:
Bedürfnispyramide nach Maslow
58
Er identifizierte fünf aufeinander aufbauende Ebenen. Dabei wird angenommen, dass
die nächste Stufe nur dann erreicht werden kann, wenn die darunter liegende erfüllt ist.
Obwohl das Modell einige Schwächen aufweist (was bspw. subjektiv als Grundbedürfnis
empfunden wird)
59
, eignet es sich dennoch für eine erste anschauliche Einteilung von
Reisemotiven.
Des Weiteren unterscheidet man bei den Beweggründen für eine Reise allgemein zwischen
extrinsischer und intrinsischer Motivation. Bei extrinsischer Motivation sind die Gründe
für den Urlaub von außen geleitet, d.h. sie sind vom Kontext und nicht vom Inhalt
bestimmt. Das Ziel ist demnach eine möglichst hohe Anerkennung durch die soziale
Bezugsgruppe. Unter intrinsischer Motivation versteht man dagegen die inhaltliche
Ausrichtung der Entscheidungen. Somit wird die Reise nicht nach ihrem Akzeptanzwert
ausgewählt, sondern weil es dort bspw. die beste Verpflegung gibt. Auch diese Einteilung
ist idealtypisch angelegt und lässt sich in der Realität, die oft eine Kombination aus beiden
Teilen ist, nur selten so finden.
60
57
Witt & Wright (1992), S. 38
58
Vgl. Freyer (1990), S. 66
59
Für eine Modellkritik vgl. Mundt (1998), S. 113 ff.
60
Vgl. Mundt (1998), S. 115

2
T
HEORETISCHE
G
RUNDKONZEPTE
13
Eines der prominentesten Motive der Reisetätigkeit ist die ,,Flucht vor den
bestehenden Verhältnissen". Dabei wird davon ausgegangen, dass Reisen an sich unnötig
ist und rein negative Folgen für Mensch und Natur hat. Um zumindest zeitweise dem
defizitären Alltag zu entkommen, werden die Menschen quasi zum Wegfahren gezwungen.
Ein herausragender Vertreter dieses klassischen ,,weg von"-Motivs ist Enzensberger mit
seiner Theorie der ,,Flucht aus dem Alltag". Für ihn sind die Leitbilder des Tourismus
,,nichts anderes als der Versuch, den in die Ferne projizierten Wunschtraum der Romantik
leibhaftig zu verwirklichen. Je mehr sich die bürgerliche Gesellschaft schloß, desto
angestrengter versuchte der Bürger, ihr als Tourist zu entkommen"
61
. Der Versuch dieser
Flucht aus der Wirklichkeit bleibt allerdings erfolglos, da zum einen die Urlaubswelt
inzwischen nach den gleichen Spielregeln wie die Gesellschaft funktioniert und zum
andern das gesuchte, vermeintlich Unberührte durch die touristische Erschließung
gleichzeitig diese Eigenschaft verliert.
62
In eine ähnliche Richtung geht die These vom Reisen als einer Suche nach
Authentizität. Die zentrale Rolle spielt hier die Entfremdung des Menschen in
verschiedenen Bereichen des Lebens, z.B. Massenproduktion, Arbeitsteilung, Abnehmen
der sozialen Kontakte etc. Dadurch entsteht eine Sehnsucht nach dem einfachen,
unverfälschten Leben, das man wenigstens noch im Urlaubsland zu finden versucht. In
diesem Sinne kombiniert der Ansatz, in Verbindung mit der zuvor vorgestellten
Defizittheorie, den ,,weg von"- mit dem ,,hin zu"-Gedanken.
63
Bekannter Vertreter der
Theorie ist MacCannell, der v.a. den Begriff der ,,staged authenticity" (inszenierte
Authentizität) prägte: ,,What is being shown to tourists is not the institutional back stage,
as Goffman defines this term. Rather, it is a staged back region, a kind of living museum
for which we have no analytical terms"
64
.
Der dritte Ansatz, der hier vorgestellt werden soll, bezeichnet das Reisen als Mittel
der symbolischen Selbstergänzung. Auf Grundlage der Untersuchungen von Dann
65
entwickelte Braun
66
diese Theorie. Als Ausgangspunkt dienen zwei unterschiedliche
psychische Zustände einer Person in Bezug auf ihre Umwelt. Im Zustand dynamischer
61
Enzensberger (1965), S. 190 f.
62
Vgl. ebd., S. 192 ff.
63
Eine aufschlussreiche Studie dazu lieferte Dann (1977) mit seiner Befragung von Touristen auf Barbados.
64
MacCannell (1976), S. 99, Hervorhebung im Original
65
Vgl. Dann (1977)
66
Vgl. Braun (1993a)

2
T
HEORETISCHE
G
RUNDKONZEPTE
14
Orientierung fühlt man sich seinen Aufgaben gewachsen, d.h. weder über- noch
unterfordert, und lebt deshalb im Einklang mit seinem Lebensraum. Der zweite Zustand
hingegen ist die statische Orientierung, in dem eine Person in Disharmonie mit der Umwelt
lebt und sich deshalb Gedanken darüber macht, welche Eigenschaften ihr für eine
erfolgreiche Bewältigung der Anforderungen fehlen. Erreicht man die eigenen
vorgegebenen Ziele nicht bzw. zweifelt an der eigenen Identität, so sucht man in anderen
Bereichen nach Symbolen, die diesen Mangel vor sich selbst und den anderen ausgleichen
können.
67
Diese Funktion eines ergänzenden Symbols können Reisen erfüllen, indem sie
zur Reparatur der eigenen beschädigten Identität instrumentalisiert werden.
68
Gemeinsam ist den drei exemplarisch ausgewählten Thesen, dass sie sich jeweils auf
einen Hauptgrund als Urlaubsmotiv festlegen. So berücksichtigt bspw. der Ansatz von
MacCannell hauptsächlich die Suche nach Authentizität in Zusammenhang mit dem
Bedürfnis nach einer einfachen Lebensordnung. Man kann allerdings davon ausgehen, dass
sich Reisemotive nicht monokausal auf einen singulären Beweggrund zurückführen lassen,
sondern eine Kombination unterschiedlicher Beweggründe, die jedes Individuum anders
gewichtet, zugrunde liegt.
69
Aus diesem Grund dürfen die verschiedenen Erklärungen nicht
streng und absolut voneinander getrennt gesehen werden, sondern zeigen - sich gegenseitig
ergänzend - einen möglichen Bestandteil unter mehreren auf.
Nachdem das Konstrukt der Reisemotive anhand von drei Ansätzen theoretisch
beleuchtet wurde, sollen zum Abschluss die Ergebnisse einer Befragung des Studienkreises
für Tourismus über Reisemotive von 1991 konkrete Antworten auf die Erwartungen und
Motive für einen Urlaub geben (vgl. Tabelle 1; Angaben in Prozent).
67
Vgl. Selbstergänzungstheorie von Wicklund & Gollwitzer (1982)
68
Vgl. Braun (1993a), S. 13 ff.
69
Vgl. Luger (2003), Kommunikation im Tourismus, S. 1

2
T
HEORETISCHE
G
RUNDKONZEPTE
15
0
20
40
60
80
100
Abschalten, Ausspannen
Tapetenwechsel
Frische Kraft sammeln
Natur erleben
Zeit füreinander haben
Neue Eindrücke gewinnen
Viel erleben
Saubere Umwelt
Viel von der Welt sehen
Viel herumfahren
Alte Bundesländer
Neue Bundesländer
Tabelle 1:
Reisemotive und Urlaubserwartungen
70
Neben den Überlegungen zu den Beweggründen des Reisens werden im Rahmen
dieser Arbeit mehrere Annahmen über die Wahrnehmung der Umwelt durch die
Feriengäste vorgestellt.
2.2 Touristische Wahrnehmung
Wie im vorhergehenden Kapitel gezeigt, nehmen die Reisemotive ,,neue Eindrücke
gewinnen" (46,1 bzw. 63,3%) und ,,viel von der Welt sehen" (39,6 bzw. 48,5%) eine
bedeutende Stellung ein (vgl. Tabelle 1). In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage,
wie Touristen ihre Urlaubsdestination wahrnehmen und welche Rolle dabei
Touristenhabitus und Sehenswürdigkeiten spielen.
In Anlehnung an das Reisemotiv der Authentizität sucht der Reisende wenigstens im
Urlaub nach überschaubaren Ordnungen, die eine Art Gegenwelt zum undurchsichtigen
Alltag darstellen. Anders formuliert: Der Feriengast wünscht sich, einfache Symbole und
Zusammenhänge zu erleben, wie bspw. berühmte Bauwerke oder einen Bauernmarkt.
MacCannell sieht in Touristenattraktionen keineswegs eine zufällige Zusammenstellung,
vielmehr haben diese einen
70
Vgl. Gilbrich (1991), S. 24 ff.

2
T
HEORETISCHE
G
RUNDKONZEPTE
16
,,moral claim on the tourist and, at the same time, they tend towards universality, incorporating
natural, social, historical and cultural domains in a single representation made possible by a tour. This
morally enforced universality is the basis of a general system of classification of societal elements
produced without conscious effort. No person or agency is officially responsible for the worldwide
proliferation of tourist attractions. They have appeared naturally, each seeming to respond to localized
causes."
71
In diesem Kontext stellt sich die Frage, wie Sehenswürdigkeiten buchstäblich
,,sehens-würdig" gemacht werden. Ein wichtiges Stichwort dabei ist der Symbolkonsum.
Die Highlights von Sydney und Melbourne sind nicht per se Touristenmagnete, die allein
aufgrund ihrer inhärenten, rein funktionalen Eigenschaft, bspw. der Harbour Bridge als
größte Verbindungsbrücke zwischen der Süd- und Nordhälfte von Sydney, die Urlauber
anlocken. Vielmehr bedarf es einer gezielten Inszenierung der touristischen
Sehenswürdigkeiten.
Touristenkultur zeichnet sich, im Unterschied zur ,,Ferienkultur" (als Urlaubstyp, der mit
einer bestimmten Destination verbunden ist) und zur ,,Kultur für Touristen"
(als
gesamtes
Waren- und Dienstleistungsangebot der Tourismusindustrie), durch den
,,Touristenhabitus"
72
aus, d.h. das Verhalten und die Erfahrungen der Urlauber mit und in
der Ferne. Charakterisiert wird dieser Habitus v. a. durch einen permanenten Wechsel von
Rollen und Rhythmus, verbunden mit einer Vielzahl von (Übergangs-) Ritualen.
Gyr vertritt die These, dass der kulturelle Habitus eines Urlaubers gleichsam einen
symbolischen Habitus umfasst. Daraus ergibt sich als Konsequenz, dass Objekte (z.B. das
Geburtshaus von James Cook) nicht von sich aus als sehenswert erkennbar sind, sondern
erst durch ihre Präsentation sehenswert gemacht und symbolisch aufgeladen werden
müssen, bspw. durch Umrahmung, Beleuchtung oder Einzäunung (im Falle des Cook's
Cottage durch die Überführung aus England in die Fitzroy Gardens von Melbourne mit
einer entsprechenden Informationstafel über die spezielle Eigenschaft des kleinen
unscheinbaren Häuschens).
73
Durch diese Stilisierung bzw. Sakralisierung werden die Sehenswürdigkeiten in einen
neuen, aufgewerteten Zusammenhang gestellt, der den Objekten ihre symbolhafte
Botschaft und ihren touristischen Mehrwert verleiht. Darüber hinaus wertet die
Inszenierung die Attraktion nicht nur auf, sondern stellt sicher, dass diese besondere
Botschaft den Touristen bei seinem Erleben des touristischen Objekts auch wirklich
erreicht. Dabei ist es ohne Bedeutung, ob es sich um eine historische, natürliche oder von
71
MacCannell (1976), S. 45
72
Gyr (1992a), S. 225
73
Vgl. ebd., S. 227

2
T
HEORETISCHE
G
RUNDKONZEPTE
17
Menschenhand neu geschaffene Sehenswürdigkeit handelt; gemeinsam ist ihnen die
Notwendigkeit einer touristengerechten Präsentation.
74
Trotzdem sind die Objekte in ihrer Reihenfolge der Wichtigkeit für den Urlauber nicht
gleich. So gibt es für jede Destination einen bestimmten Katalog mit verschiedenen
Pflichtbestandteilen, die man als Tourist gesehen bzw. erlebt haben muss, z.B. in Sydney
das Opera House, die Harbour Bridge und eine Hafenrundfahrt.
75
Es existiert ein
gemeinsamer Erlebenskanon darüber, was man gesehen haben muss, oder wie es Culler
formuliert ,,a systematized knowledge of the world, a shared sense of what is significant,
and a set of moral imperatives"
76
.
Bei der Beurteilung von Attraktionen durch die Urlauber lässt sich beobachten, dass die
Sehenswürdigkeiten in einfachen Kategorien bipolar klassifiziert werden, wie bspw.
Geschichte versus Gegenwart oder Armut versus Reichtum. Diese elementaren
Deutungsmuster erfüllen genau das Bedürfnis des Feriengastes nach einer einfachen,
global in kürzester Zeit zu konsumierenden Umwelt.
77
Ein weiterer Bestandteil im Prozess des ,,Sehens-würdig-Machens" spielt das medial
geprägte Vorwissen. Reiseführer, Zeitungen, Fernsehen etc. beeinflussen als ,,Manager der
Illusionen"
78
die eigenen Erwartungen und Vorstellungen davon, was am Urlaubsort zu
sehen ist.
79
Aufgrund solcher standardisierten Ausschnitten kommen die Touristen kaum
mit wirklich Neuem, Unvorhergesehenem in Kontakt, denn sie sehen nur das, was sie
bereits vom Hörensagen kennen und somit sehen wollen bzw. sollen.
80
Noch einen Schritt weiter geht die Tatsache, dass Touristen dazu neigen, eine möglichst
hohe Übereinstimmung zwischen Realität und den Bildern, die sie vorher gesehen haben,
zu finden. Daran bemisst sich anschließend der Grad der Zufriedenheit der Feriengäste mit
der Urlaubserfahrung.
81
In diesem Zusammenhang steht das touristische Fotografieren.
Zum einen möchte man die Motive nachknipsen, die man schon vorher kennt. Zum
anderen dienen die Fotos als Beweisstücke für den tatsächlichen Besuch.
82
74
Vgl. Gyr (1994), S. 44
75
Vgl. ebd.
76
Culler (1988), S. 158
77
Vgl. Gyr (1994), S. 46 f.
78
Luger (2003), Kommunikation im Tourismus, S. 4
79
Vgl. Abb. 2 (Mögliche Einflussfaktoren auf das Image), S. 3
80
Vgl. Luger (2003), Kommunikation im Tourismus, S. 6
81
Vgl. Mundt (1998), S. 175
82
Vgl. ebd., S. 181

2
T
HEORETISCHE
G
RUNDKONZEPTE
18
Sehenswürdigkeiten spielen insgesamt mit ihren vielfältigen Funktionen und
Eigenschaften eine wichtige Rolle für die Attraktivität einer Destination gegenüber
Touristen. Einerseits sind sie ein Teil der gesuchten Einfachheit der Fremde. Andererseits
bieten Sehenswürdigkeiten für alle Touristen die Möglichkeit, die Fremde auf einfache Art
und Weise zu konsumieren. Das lässt die Vermutung zu, dass Städte, die mehr an
Attraktionen zu bieten haben, für Feriengäste anziehender sind als Orte, die ohne bekannte
Gebäude, Stadtviertel etc. auskommen müssen.
83
83
Vgl. Kap. 6.2 (Frame-Analyse der Reisekataloge)

3
V
ORSTELLUNG DER BEIDEN
S
TÄDTE
19
3 V
ORSTELLUNG DER BEIDEN
S
TÄDTE
Kapitel drei widmet sich dem Fallbeispiel. Nachfolgend werden zuerst die Städte einzeln
in den Kapiteln 3.1 (Sydney) und 3.2 (Melbourne) vorgestellt. Anschließend erfolgt die
Gegenüberstellung (Kapitel 3.3).
Abbildung 4:
Karte von Australien
84
Einen Eindruck von der geographischen Lage der beiden Metropolen in Australien
vermittelt die Karte in Abbildung vier.
3.1 Sydney
Australiens größte Stadt stellt dieses Kapitel mit den Gebieten Geschichte, allgemeine
Merkmale, Selbstverständnis und heutiger Status sowie Tourismus (Kapitel 3.1.1 bis 3.1.4)
vor.
84
o.V. (18.08.04), Australia

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832487003
ISBN (Paperback)
9783838687001
DOI
10.3239/9783832487003
Dateigröße
2.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Augsburg – Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Erscheinungsdatum
2005 (April)
Note
1,0
Schlagworte
frameanalyse reisemedium tourismus australien katalog
Zurück

Titel: Australiens (un)gleiche Schwestern
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
book preview page numper 27
127 Seiten
Cookie-Einstellungen