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Marketingstrategien unbekannter bildender Künstler

©2004 Diplomarbeit 95 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Kunstmanagement, dessen Teilgebiet das Kunstmarketing ist, hat in den vergangenen zehn Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Dies zeigt sich an der gestiegenen Zahl der Ausbildungsplätze in diesem Bereich, sowie an der Vielzahl von Veröffentlichungen. Obwohl einige Gemeinsamkeiten im Management und der Vermarktung zwischen herkömmlichen Wirtschaftsgütern und Kunstgegenständen bestehen, weist der Bereich der Kunst doch einige Besonderheiten auf. Während der betriebswirtschaftliche Fokus auf konkreten Sachverhalten liegt, zielen beim Kunstmanagement und -marketing die Hauptfunktionen auf die Inhalte ab. Deshalb sind die Konzepte der Betriebswirtschaft nicht ohne weiteres bei Kunst- und Kulturunternehmen anwendbar.
Der immer größer werdende Konkurrenzdruck macht es aber nötig, dass sich Künstler und Kulturunternehmen betriebswirtschaftliche Kenntnisse aneignen. Dies gilt für bereits bekannte, aber im Besonderen für unbekannte bildende Künstler. Die Auseinandersetzung mit dem Kunstmarkt und seinen Vertriebsformen, sowie mit Marketinginstrumenten- und Strategien und ihrer praktischen Umsetzung sind unbedingt notwendig. Selbst- und Zeitmanagement ist für einen freien bildenden Künstler unerlässlich, wenn er mit seiner Kunst Erfolg haben möchte. Für viele Künstler ist es nahezu unmöglich durch den Verkauf ihrer Kunst ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die meisten müssen Nebenbeschäftigungen in variierenden Bereichen nachgehen um überleben zu können. Damit verbunden ist, dass bildende Künstler, vor allem Künstlerinnen, ihr berufliches Prestige überwiegend als negativ empfinden. Ein weiteres Problem für freischaffende Künstler ist, dass sie oft keinerlei Rücklagen bilden können. Selbst für die Einzahlung eines angemessenen Rentenbeitrages ist das erzielte Einkommen meist zu gering.
Um als bildender Künstler bekannt zu werden, reicht nicht alleine die Ausdruckskraft der Kunstwerke aus. Um Anerkennung zu erreichen und von der Kunst leben zu können, ist harte Arbeit nötig. Die Vorstellung über Nacht berühmt zu werden, entspricht einem Traum. Der Künstler muss die notwendigen Fähigkeiten erwerben, um sich selbst und seine Kunst, zu managen und zu vermarkten. Um dies in die Praxis umzusetzen, benötigt er unter anderem Kenntnisse über relevante Austauschbeziehungen, sowie über die ökonomischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten.
Diese Arbeit konzentriert sich im wesentlichen auf unbekannte bildende Künstler, vor allem auf […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8699
Sonnenschein, Tanja: Marketingstrategien unbekannter bildender Künstler
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Fachhochschule Darmstadt, Diplomarbeit, 2004
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Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

Für Joshua
Abbildung 1: ,,Apparition du visage" von Salvador Dalí

VORWORT
,,Jeder (neugeborene) Mensch ist ein Künstler"
Gerald Hüther
Diese Diplomarbeit ist für mich der Abschluss von fünf schönen, lehrreichen und oft auch
schwierigen Studienjahren. Zuerst möchte ich Herrn Michelson danken, dass er das von mir
vorgeschlagene Diplomthema unterstützt und genehmigt hat. Die Malerei ist mein Hobby,
meine Leidenschaft und es ist nicht selbstverständlich die Möglichkeit zu haben, dies auch mit
dem Studium zu verbinden. Weiter bedanke ich mich bei allen Freunden und Künstlern die
mich geistig unterstützt haben.
Seit cirka vier Jahren widme ich meine Freizeit der Malerei. Nach einiger Zeit fragte ich
mich, wie ich meine Bilder veröffentlichen und verkaufen könnte. Ich unternahm - nicht beson-
ders erfolgreiche - Versuche, die alle durch Kontakte im Bekanntenkreis zustande kamen.
Diese Erfahrungen waren sehr demotivierend. Leider stellte ich auch fest, dass es befreun-
deten Malern ähnlich erging.
Während der Planungen zu meiner Diplomarbeit kam mir die Idee, dieses Problem näher
zu betrachten und Lösungen zu finden. So entschied ich mich, das Thema Kunstmarketing
und Marketingstrategien für unbekannte bildende Künstler für meine Diplomarbeit zu wählen.
Ich bedanke mich recht herzlich bei meinem Vater, der mir während meines Studiums
immer und jederzeit zur Seite stand. Ich konnte stets auf Ihn zählen, sei es als ,,Kindersitter"
oder finanziell. Ich danke weiterhin meinem Sohn Joshua - dem ich im Laufe des Studiums
und der Diplomarbeit oft nicht genügend Aufmerksamkeit widmen konnte - für seine Geduld.
Du bist mein Sonnenschein! Das gleiche gilt für meinen Lebenspartner Guillaume. Ihr seid
beide mein Glück und meine Freude!
Mainz, den 17. Juni 2004

INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT... 4
INHALTSVERZEICHNIS... 5
ABBILDUNGSVERZEICHNIS... 7
1. EINLEITUNG... 8
1.1. Fragestellungen... 9
1.2. Eingrenzungen... 9
1.3. Aufbau der Arbeit... 10
2. DER KUNSTMARKT... 11
2.1. Der Kunstmarkt im historischen Rückblick... 11
2.2. Kunst und Markt... 13
2.2.1. Unterschied zu anderen Märkten... 13
2.2.2. Kunstmarktsektoren... 14
2.3. Struktur des Kunstmarktes... 15
2.3.1. Handels- und Vertriebsformen... 15
2.4. Akteure im Kunsthandel... 16
2.4.1. Künstler... 16
2.4.2. Ausstellungen... 17
2.4.3. Kunstauktionshäuser... 20
2.4.4. Kunsthandelsunternehmen... 22
2.4.5. Kunstsammler...23
2.4.6. Sonstige... 23
2.5. Preisbildung... 23
2.5.1. Bewertungsmerkmale von Kunstwerken... 25
2.5.2. Kunstvermittler, Galerien und Kunsthandlungen... 25
2.5.3. Preisentwicklung in der bildenden Kunst 2003... 26
2.5.4. Kunst als Anlageform...26
2.6. Kunstauktionsmarkt Deutschland... 28
2.6.1. Der internationale Kunstauktionsmarkt im Vergleich... 29
2.6.2. Markteinflussfaktoren und Marktentwicklung...29
2.6.3. Prognose für den Kunstmarkt... 30
3. THEORIE DES KUNSTMARKETING...31
3.1. Begriffsbestimmung und Abgrenzung: Bildende Kunst...31
3.1.2. Bildkunstwerke... 33
3.1.3. Erscheinungsformen von Bildkunstwerken...33
3.1.4. Einteilung nach Epochen... 35
3.1.5. Unterscheidung nach Produzenten... 35
3.2. Marketingtheorie... 35
3.2.1. Begriffserklärung...36

3.2.2. Bedürfnisse des Konsumenten... 37
3.2.3. Aktionsmöglichkeiten bei wahrgenommenen Bedürfnissen... 38
3.2.4. Verhalten der Konsumenten... 40
3.2.5. Marktforschung... 40
3.2.6. Motive für den Erwerb von Bildender Kunst... 41
3.3. Marketingmodelle... 42
3.3.1. Traditionelles Marketingmodell... 42
3.3.2. Elemente des traditionellen Marketingmodells... 43
3.3.2. Marketingmodell für Kultur und Kunst... 44
3.3.4. Elemente des Marketingmodells für Kunst- und Kulturunternehmen...45
3.4. Marketing-Mix...46
3.4.1. Produktpolitik... 47
3.4.2. Preispolitik ... 47
3.4.3. Plazierungspolitik ... 47
3.4.4. Kommunikationspolitik ... 48
3.4.5. Weitere Einflussfaktoren... 48
3.5. Marketingplanung... 49
3.5.1. Die Situationsanalyse... 49
3.5.2. Marketingziele... 50
3.5.3. Marketingstrategie... 51
3.6. Besonderheiten des Kunst- und Kulturmarketings...52
4. PRAKTISCHES KUNSTMARKETING... 53
4.1. Der Planungsprozess des Marketing... 53
4.1.1. Marketing-Management-Prozess... 54
4.1.2. Zielvorstellung... 56
4.1.3. Mission Statement ... 57
4.2. Analyse der Ausgangslage... 59
4.2.1. Potentialanalyse... 59
4.2.2. Zielgruppenanalyse...61
4.2.3. Umfeldanalyse... 62
4.2.4. Beschaffungsanalyse... 63
4.2.5. Konkurrenzanalyse... 64
4.3. Zielbestimmung...65
4.4. Produktmanagement... 67
4.5. Preismanagement... 68
4.6. Plazierungsmanagement... 69
4.6.1. Galerien... 69
4.6.2. Kunstmessen und Events... 70
4.6.3. Ausstellungen... 71
4.7. Kommunikationsmanagement...73
4.7.1. Kontakte... 74
4.7.2. Werbung... 74
4.7.3. Öffentlichkeitsarbeit... 78
4.7.4. Verkaufsförderung... 79
4.7.5. Direktmarketing... 82

4.7.6. Sponsoring... 84
4.8. Sonstige Hilfestellungen... 85
4.8.1. Vermarktung durch eine Agentur... 85
4.8.2. Organisationen... 86
4.9. Kontrolle... 87
5. ZUSAMMENFASSUNG... 88
6. QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS... 91
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: ,,Apparition du visage" von Salvador Dalí.... 3
Abbildung 2: Beispiel für Pretiosen: Die Staatskrone der Mary von Modena.... 11
Abbildung 3: Beispiel für Devotionalien: Stifterbild .... 12
Abbildung 4: Beispiel für Moderne Kunst, ,,Ingrid Bergman" von Andy Warhol....13
Abbildung 5: Kunstmarktsektoren .... 15
Abbildung 6: Ausstellung: Die Kunst der Chanteusen ....17
Abbildung 7: Kunstmesse Art Frankfurt 2004 .... 18
Abbildung 8: Top 5 Auktionen: paintings .... 21
Abbildung 9: ,,Akte in der Sonne" Ölgemälde von Ernst Ludwig Kirchner....24
Abbildung 10: ,,Zwei Akte auf blauem Sofa" von Ernst Ludwig Kirchner...24
Abbildung 11: Preisentwicklung Gemälde 2003.... 26
Abbildung 12: ,,chateau noir" Gemälde von Paul Cézanne....27
Abbildung 13: Bildkunst: ,,cafe de nuit" von Vincent Van Gogh.... 33
Abbildung 14: Beispiel: Malerei, Zeichnung, und Druckgrafik.... 34
Abbildung 15: Marketing als Leitkonzept des Management.... 36
Abbildung 16: Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow.... 38
Abbildung 17: Das traditionelle Marketingmodell.... 42
Abbildung 18: Das Marketingmodell für Kunst- und Kulturunternehmen.... 45
Abbildung 19: 4 P´s: Marketing-Mix-Instrumente.... 46
Abbildung 20: Die Marktfelderstrategien, Produkt-Markt-Matrix nach Ansoff.... 51
Abbildung 21: Planungsprozess.... 53
Abbildung 22: Marketing-Management-Prozess.... 55
Abbildung 23: Beispiel aus einem Werkverzeichnis.... 61
Abbildung 24: Beispiel Fingerprint: ,,arlequin" (1918, 1917) von Pablo Picasso.... 67
Abbildung 25: Ausstellung in einer Galerie.... 70
Abbildung 26: Beispiel Werbung: ,,Suchard" und ,,Coca-Cola" Kunstdrucke.... 75
Abbildung 27: Beispiel einer fiktiven Internetpräsenz....78
Abbildung 28: ,,Apparition de ma cuisine" von Salvador Dalí.....90

1. EINLEITUNG
,,Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit
liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben."
Pablo Picasso
Kunstmanagement, dessen Teilgebiet das Kunstmarketing ist, hat in den vergangenen zehn
Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Dies zeigt sich an der gestiegenen Zahl der Ausbil-
dungsplätze in diesem Bereich, sowie an der Vielzahl von Veröffentlichungen
1
. Obwohl einige
Gemeinsamkeiten im Management und der Vermarktung zwischen herkömmlichen Wirt-
schaftsgütern und Kunstgegenständen bestehen, weist der Bereich der Kunst doch einige
Besonderheiten auf. Während der betriebswirtschaftliche Fokus auf konkreten Sachverhalten
liegt, zielen beim Kunstmanagement und -marketing die Hauptfunktionen auf die Inhalte ab.
Deshalb sind die Konzepte der Betriebswirtschaft nicht ohne weiteres bei Kunst- und Kultur-
unternehmen anwendbar.
Der immer größer werdende Konkurrenzdruck macht es aber nötig, dass sich Künstler
und Kulturunernehmen betriebswirtschaftliche Kenntnisse aneignen. Dies gilt für bereits be-
kannte, aber im Besonderen für unbekannte bildende Künstler. Die Auseinandersetzung mit
dem Kunstmarkt und seinen Vertriebsformen, sowie mit Marketinginstrumenten- und Strate-
gien und ihrer praktischen Umsetzung sind unbedingt notwendig. Selbst- und Zeitmanage-
ment ist für einen freien bildenden Künstler unerlässlich, wenn er mit seiner Kunst Erfolg ha-
ben möchte. Für viele Künstler ist es nahezu unmöglich durch den Verkauf ihrer Kunst ihren
Lebensunterhalt zu bestreiten. Die meisten müssen Nebenbeschäftigungen in variierenden
Bereichen nachgehen um überleben zu können. Damit verbunden ist, dass bildende Künstler,
vor allem Künstlerinnen, ihr berufliches Prestige überwiegend als negativ empfinden. Ein wei-
teres Problem für freischaffende Künstler ist, dass sie oft keinerlei Rücklagen bilden können.
Selbst für die Einzahlung eines angemessenen Rentenbeitrages ist das erzielte Einkommen
meist zu gering.
Um als bildender Künstler bekannt zu werden, reicht nicht alleine die Ausdruckskraft der
Kunstwerke aus. Um Anerkennung zu erreichen und von der Kunst leben zu können, ist harte
Arbeit nötig. Die Vorstellung über Nacht berühmt zu werden, entspricht einem Traum. Der
Künstler muss die notwendigen Fähigkeiten erwerben, um sich selbst und seine Kunst, zu
managen und zu vermarkten. Um dies in die Praxis umzusetzen, benötigt er unter anderem
Kenntnisse über relevante Austauschbeziehungen, sowie über die ökonomischen und
gesellschaftlichen Gegebenheiten.
1
Bendixen, 2002, S. 109
8

1.1. Fragestellungen
Ausgangspunkt für diese Arbeit war die Formulierung folgender Fragestellungen:
Ist es möglich, Kunst bzw. einen Künstler gezielt zu vermarkten?
Wie kann ein Künstler effizient für seine Kunst und sich selbst werben?
Was kann ein unbekannter bildender Künstler tun, um seine Bilder zu verkaufen?
Wo kann er seine Bilder verkaufen bzw. anbieten?
Wie ist der Kunstmarkt beschaffen?
Welche Vertriebswege für Kunstwerke gibt es?
Welche Möglichkeiten bieten Galerien, Ausstellung und Kunstmessen?
Welche Umsätze werden auf dem Kunstauktionsmarkt erzielt?
Wie ist die finanzielle Situation unbekannter bildender Künstler in Deutschland?
Welche Aufgaben und Ziele werden mit dem Kunstmarketing verfolgt?
Welche Marketingstrategien und -instrumente kann ein Künstler einsetzen?
Wie wichtig ist die Kommunikation?
Nach welchen Kriterien erfolgt die Preisbildung für bildende Kunst?
Welche Möglichkeiten und Potentiale bietet der Kunstmarkt?
Wie kann ein Künstler seinen Bekanntheitsgrad steigern?
Wie wichtig sind Kontakte und wie kommen sie zustande?
Wie kann ein Künstler seine Zielgruppe erkennen, bestimmen und ansprechen?
Welche Chancen hat ein unbekannter bildender Künstler, um von seiner Kunst leben zu
können?
Die folgenden Ausarbeitungen sollen die Antworten auf diese Fragen liefern.
1.2. Eingrenzungen
Diese Arbeit konzentriert sich im wesentlichen auf unbekannte bildende Künstler, vor allem auf
Maler. Der Begriff ,,unbekannt" bezieht sich hier darauf, dass der Künstler weder am regio-
nalen, noch am internationalen Kunstmarkt bekannt ist. Die meisten unbekannten bildenden
Künstler stellen ihrer Werke zunächst nur in eigenständig organisierten Ausstellungen aus und
arbeiten noch nicht mit einer Galerie zusammen. Dadurch bleibt die Kunst für sie oft eine Ne-
benbeschäftigung. Ihren Lebensunterhalt müssen sie mit einer anderen beruflichen Tätigkeit
bestreiten. Unbekannte bildende Künstler erstellen ihre Kunstwerke meist aus einer starken
9

inneren Motivation heraus.
Es ist schwierig Literatur zu dem Thema Kunstvermarktung zu finden, da sich nur wenige
Bücher mit genau diesem Themenbereich beschäftigen. Es existieren zwar eine Vielzahl von
Publikationen zum Thema Kulturmanagement, aber nur eine geringe Anzahl handelt konkret
vom Bereich der bildenden Kunst und dem Kunstmarketing. Zu dem Thema Kunstmarketing
gibt es zwei Publikationen, die allerdings nur sehr schwer erhältlich sind. Mit den Marketing-
strategien für bildende Künstler setzen sich folgende Bücher auseinander: Ein Diskussions-
papier mit dem Titel "Marketing für bildende Künstler" von Axel Meyer und Ralf Even (1996,
Berlin) und ein Buch von Thorsten Lindenbauer mit dem Titel "Kunstmarketing" (1996, Velten).
Weitere Bücher die das Thema beinhalten, aber allgemein den Bereich der Kunst und Kultur
umfassen sind: Kultur- und Kunstmarketing von François Colbert (1999, Wien, New York) und
Kulturmarketing von Armin Klein (2001, München).
1.3. Aufbau der Arbeit
In Kapitel 2 dieser Arbeit wird zunächst der Kunstmarkt näher beschrieben. Es werden die
Unterschiede zu anderen Wirtschaftsmärkten herausgearbeitet und welche Kunstmarktsek-
toren, Akteure und Handels- und Vertriebsformen bestehen. Weiter wird die Preisbildung von
Kunstwerken der bildenden Kunst und der aktuelle Kunstauktionsmarkt dargestellt. Anschlie-
ßend werden in Kapitel 3 die theoretischen Aspekte des Kunstmarketings vorgestellt. Es er-
folgt die Abgrenzung des Begriffes ,,bildende Kunst" zu anderen Künsten, sowie die Erläute-
rung des traditionellen und künstlerischen Marketingmodells. Weiter werden die Elemente des
Marketing-Mix und die Inhalte der Marketingplanung dargelegt. Danach erfolgt in Kapitel 4 die
praktische Umsetzung der Marketingstrategien für unbekannte bildende Künstler. Hierzu ge-
hört die Analyse der Ausgangslage, die Zielbestimmung des Künstlers und die praktische Aus-
gestaltung der Instrumente der Marketingmixtur. In Kapitel 5 werden die wesentlichen Aspekte
dieser Arbeit noch einmal zusammengefasst. Abschließend werden alle für diese Arbeit rele-
vanten Quellen und Publikationen in Kapitel 6 aufgelistet.
10

2. DER KUNSTMARKT
"Ein Maler ist ein Mann, der das malt, was er verkauft.
Ein Künstler dagegen ist ein Mann, der das verkauft, was er malt."
Pablo Picasso
Wie jeder andere Produzent, benötigt auch der Künstler einen wirtschaftlichen Handelsplatz -
den Kunstmarkt. Freie bildende Künstler sind stark auf den Markt angewiesen. Für den Laien
scheint die Welt der Kunst und damit auch der Kunstmarkt oft rätselhaft und undurchschau-
bar. Dieses Kapitel soll etwas Licht ins Dunkel bringen und den Kunsthandel, die einzelnen
Akteure und Faktoren näher beleuchten. Zuerst wird der Kunstmarkt im historischen Rückblick
dargestellt.
2.1. Der Kunstmarkt im historischen Rückblick
Die Geschichte des Kunstmarktes beginnt mit der einsetz-
enden Antike. Phönizische Händler, die von Ort zu Ort wan-
derten, betrieben einen aktiven Kunsthandel. Sie veräußer-
ten Elfenbeischnitzereinen, Pretiosen
2
, Möbel und Töpferei-
en. Die ersten Auktionen fanden in der Hochantike, vor
knapp 2000 Jahren statt. Es wurden erstmals Gemälde,
Plastiken sowie anderer Zierrat versteigert. Die Auktionen
waren schon damals Teil der alltäglichen Wirtschaft und fan-
den unter ähnlichen Bedingungen wie heute statt. Es wurde
meistbietend versteigert und eine Zuschlagsgebühr sowie
Steuern wurden bei einem Kauf fällig. Mit dem Aufstieg der
griechischen Kultur übernahmen griechische Kaufleute den
Handel mit Kunstgegenständen. Zudem entwickelte sich in
den Großstädten die Kunstindustrie. Die Ausdehnung des
römischen Imperiums hatte eine vermehrte Nachfrage nach Artefakten, besonders aus den
eroberten Provinzen zur Folge. Die Literatur weist in dieser Zeit auf erste zyklische
Preisschwankungen, Aufschwünge, Einbrüche und sogar spekulative Blasen
3
am Kunst und
Antiquitätenmarkt hin. Bis in die Spätantike wurde der Kunsthandel weiter ausgeweitet und
immer mehr spezialisiert. Durch den Zusammenbruch des Römischen Reiches verlor auch der
Kunstmarkt vorrübergehend die wirtschaftliche und kulturelle Grundlage.
2
Anmerkung: Pretiosen (Preziosen) sind Kostbarkeiten, Geschmeide und Edelsteine.
3
Anmerkung: Spekulative Blasen entstehen, wenn Anleger trotz immer weiter steigender Kurse oder Preise
Wertpapiere oder Grundbesitz kaufen. Wird ihnen bewusst, dass die Preise überhöht sind, versuchen alle
Anleger auf einmal sich von ihren Anlagewerten zu trennen.
11
Abbildung 2: Beispiel für Pretio-
sen: Die Staatskrone der Mary
von Modena.

Nun folgte der Aufstieg christlicher Kunstgegenstände, insbesondere durch die Erzeugnisse
von Klosterwerkstätten. Der Kunstmarkt wurde nahezu
ausschließlich von christlichen Kunstwerken beherrscht.
Der Devotionalienhandel
4
setzte ein. In der Folgezeit
waren vor allem die europäischen Monarchien Sammler
und Käufer der begehrten Kunstobjekte. Das Besitzen von
Kunstwerken war Ausdruck von Macht. Ab dem 16.
Jahrhundert traten dann gewerbsmäßige Kunstberater in
Erscheinung. Weiter betrieben auch Kaufleute den Handel
mit Kunst und auch Versteigerungen fanden wieder statt.
Ebenso wurden erstmals Kunstmessen veranstaltet. Der
weltliche Einfluss auf die Kunst änderte auch die Rolle des
Künstlers innerhalb der Gesellschaft. Nun trat der
Kunstschaffende selbst in den Mittelpunkt.
Im 17.Jahrhundert florierte der europäische Kunst-
handel in den Niederlanden, besonders durch den Ver-
kauf durch Grafiken. Weiter förderte die wirtschaftliche Aufwärtsbewegung in ganz Europa die
Bereitschaft in den Kunsthandel einzusteigen. Nun betrieben auch Bauern und Holzverarbei-
ter das Geschäft mit der Kunst. Kunstagenturen entstanden und erwarben im Auftrag des
Adels Kunstgegenstände.
Im 18. Jahrhundert begünstigte die gestiegene Bildung und Intellektualisierung der Ober-
schicht die Nachfrage nach Kunstwerken. Im bürgerlichen Zeitalter stieg das Interesse an
schönen Dingen und feiner Lebensart nach Vorbild des Adels. Erstmals wollten Sammler ihre
Kunstwerke auch der breiten Öffentlichkeit zeigen. Das Zentrum des Kunsthandels befand
sich in den Metropolen London und Paris. Nach der Französischen Revolution spielte London
allerdings die führende Rolle. Die Auktionshäuser Sotheby`s und Christie`s waren maßgeblich
am Aufschwung des Auktionshandels beteiligt. Es gab die ersten umfassenden und lexiko-
graphischen Kunstkataloge mit detaillierten Objektbeschreibungen. Hiermit trat eine gewisse
Rationalisierung im Kunstmarkt ein.
Die einsetzende Industrialisierung im 19. Jahrhundert spiegelte sich auch im Kunsthandel
wider. Der industrielle und technische Fortschritt verwirrte einerseits die Künstler in ihrem
Schaffen, erweiterte andererseits aber auch den Aktionsradius des Handels. Die Künstler
waren durch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen um die Reinheit der
Kunst besorgt, profitierten aber auch von der wachsenden Nachfrage der immer
4
Anmerkung: Devotionalien sind Objekte, die der eigenen Gläubigkeit dienen sollen, wie zum Beispiel
Rosenkränze, Heiligenbilder und Kreuze.
12
Abbildung 3: Beispiel für Devotio-
nalien: Stifterbild

wohlhabenderen Bürgerschaft. Ende des 19. und Anfang
des 20. Jahrhunderts spaltete sich der Kunstmarkt in
zwei Teile: den traditionellen Markt und eine neue Er-
scheinungsform des Kunstunternehmens. Diese neue Art
der Vermarktung von Kunst war Vorläufer der modernen
avantgardistischen Galerien, die sich für die Belange und
das Überleben von Gegenwartskünstlern engagierten.
Sie leisteten einen wichtigen Beitrag zur Förderung der
modernen Malerei.
Was den Kunstmarkt ausmacht und welche Art von
Kunst gehandelt wird, wird im folgenden Kapitel erklärt.
Weiter werden die Unterschiede zu anderen Märkten
erläutert und die Kunstmarktstruktur dargestellt.
2.2. Kunst und Markt
"Der Menge gefällt, was auf dem Marktplatz taugt."
Friedrich Hölderlin
Der Kunstmarkt, oder auch Kunsthandel, beinhaltet nach Brockhaus-Definition den ,,An- und
Verkauf von Werken der bildenden Kunst, von Antiquitäten, alten Büchern und Autographen.
Seit neuerer Zeit auch von Werken des Kunsthandwerks. In welchen Formen der An- und Ver-
kauf von Kunstgegenständen erfolgt und welche Strukturen der Kunstmarkt aufweist, wird in
den nächsten Kapiteln dargestellt.
2.2.1. Unterschied zu anderen Märkten
Der Kunsthandel funktioniert in mancherlei Hinsicht anders als herkömmliche Wirtschafts-
märkte, bei denen die Preisbildung und Produktpalette durch Angebot und Nachfrage be-
stimmt werden. Dies ist beim Kunstmarkt nicht der Fall. Künstler fertigen Ihre Kunstwerke
meist an, ohne einen konkreten Auftrag oder einen Käufer dafür zu haben. Erst nach Beendi-
gung ihres Werkes versuchen sie dies auf dem Markt zu verkaufen.
Die Anzahl der ,,Kunstproduzenten" ist bei weitem größer als die Marktnachfrage nach
Kunstwerken. Das Angebot der Künstler reguliert sich nicht, wie üblicherweise mit der Höhe
der Nachfrage. Es besteht unabhängig von wirtschaftlichen und nicht wirtschaftlichen
Aspekten. Allerdings versuchen Kunsthändler die Nachfrage nach Kunstwerken mit gezielter
13
Abbildung 4: Moderne Kunst, ,,Ingrid
Bergman" von Andy Warhol

Vermarktung und der Generierung von Bedürfnissen zu fördern
5
. Dies müsste nach
wirtschaftlichen Erkenntnissen dazu führen, dass die Preise am Kunstmarkt sehr niedrig sind.
Dies ist aber nicht der Fall - im Gegenteil. Dies ist ebenfalls ein Unterschied zu anderen
Märkten. Laut Röbke
6
ist das größte Unterscheidungsmerkmal, dass der Kunstmarkt selbst als
Filter wirkt, was als Kunst anerkannt wird und was nicht. Dies führt dazu, dass eine Vielzahl an
Kunstwerken auf dem Markt angeboten werden, aber von den wirklich begehrten Künstlern
und Kunstrichtungen nur sehr wenige. Von Kunstvermittlern wird diese Gegebenheit gerne
dazu benutzt, die hohen Preise für bestimmte Künstler zu rechtfertigen. Wilke zufolge ist der
Kunstmarkt, nach qualitativen Gesichtspunkten mit anderen Märkten verglichen, ein
Paradebeispiel für einen unvollkommenen Markt
7
. Dies macht er an den nachfolgenden
Merkmalen fest:
Die gehandelten Güter sind unterschiedlich beschaffen, also inhomogen.
Die Transparenz auf dem Markt ist gering. Sogar Spezialisten können nicht die ganze
Bandbreite der einzelnen Sparten überschauen. Weiter sind die Kunstmarktakteure oft nicht
einig betreffend der Qualität, Authentizität und eines angemessenen Preises für die
Kunstwerke.
Es besteht eine erhebliche zeitliche und räumliche Distanz zwischen Käufern und Verkäu-
fern. Es ist auch nicht gesichert, dass zu jeder Zeit das Werk eines Künstlers gekauft wird
oder zum Verkauf bereit steht.
2.2.2. Kunstmarktsektoren
Der Handel am Kunstmarkt umfasst im engeren Sinn den Verkauf von Antiquitäten, Kunstge-
genständen und Bildern. Im weiteren Sinne wird auch der Verkauf von antiquarischen Büchern
und Gebrauchtwaren mit einbezogen, sofern sie von gewisser Qualität
v
sind. Das Angebot am
Markt beinhaltet zugleich seltene Kunstwerke wie auch Artefakte
8
spezieller Sammlergebiete.
Dies charakterisiert die Vielfältigkeit des Angebotes im Kunsthandel. Er ist in eine Vielzahl von
Teilmärkten zergliedert. Die immense Spezialisierung in den einzelnen Sektoren macht es
sehr schwierig einen Überblick über die Gesamtmarktentwicklung zu bekommen.
5
Lindenbauer, 1996, S. 102
6
Röbke, 2000, S. 112 ff.
7
Wilke, 1999, S. 11
8
Anmerkung: Unter Artefakten versteht man von Menschenhand Geschaffenes, bzw. ein Kunstprodukt.
14

Wilke sieht den Kunstmarkt in folgende Hauptsektoren unterteilt
9
:
Kunst und Antiquitäten
Gemälde,
Zeichnungen,
Druckgrafik
Antiquarische
Bücher,
Autographen
Plastik, umfasst
Skulpturen aus
allen Materialien
Kunsthandwerk bis
100 Jahre alt
Antiquitäten über
100 Jahre alt
Werke der Angewandten Kunst
Werke der Bildenden Kunst
Abbildung 5: Kunstmarktsektoren, adaptiert nach Wilke, 1999, S. 29
2.3. Struktur des Kunstmarktes
Der Kunstmarkt entsteht durch das Zusammentreffen folgender Akteure:
Kunstherstellern (Künstlern)
Kunstnachfragern (Kunstkäufern) und
Zwischenhändlern (Galerien, Kunsthandel, Museen, Kunstvereinen).
Laut Lindenbauer
10
teilen sich diese Akteure in Teilnehmer die innerhalb und außerhalb des
Kunsthandels tätig sind. Innerhalb bedeutet, dass sie das Angebot und die Nachfrage am
Kunstmarkt mittels Kauf und Verkauf aktiv beeinflussen. Hierzu gehören Galerien, Kunsthänd-
ler, Kunstmessen und Kunstauktionen. Außerhalb bedeutet, dass sich diese Akteure oder In-
stitutionen außerhalb des Kunsthandels bewegen und bewertende und bewahrende Funktio-
nen ausüben. Darunter fallen wissenschaftlich arbeitende Institutionen wie Museen, Ausstel-
lungsinstitute, Kommunalen Galerien, Grafotheken, Kunstvereine und die Kunstkritik.
2.3.1. Handels- und Vertriebsformen
Der Einzelhandel am Kunstmarkt ist durch eine Vielzahl von Einzelmärkten, Genres, Preis-
kategorien, Handelsformen und Institutionen gekennzeichnet. Dies macht es schwierig eine
allgemeingültige Einteilung der Märkte zu liefern. Der Kunstmarkt wird überwiegend von klei-
9
Wilke, 1999, S. 29
10
Lindenbauer, 1996, S. 74
15

nen Unternehmen getragen. Allerdings machen die großen Auktionshäuser und Galerien
durch die hohen Verkaufserträge den meisten Umsatz im Kunsthandel. Die Literatur weist
verschiedene Unterteilungen für den Kunstmarkt auf. Nach Klein wird der Kunstmarkt in
Primär- und Sekundärmarkt unterteilt
11
. Hierbei besteht der Primärmarkt aus dem Künstler
selbst und den Galerien. Der Sekundärmarkt umfasst den Wiederverkauf von Kunstobjekten
durch Auktionshäuser, privaten Kunstsammlern, Unternehmen, Handel, Museen und den
Staat. Gelegentlich wird auch die Gliederung in Primär- (Künstler), Sekundär- (Galerie), und
Tertiärmarkt (Auktionen) genannt. Der Kunsthandel erfolgt in drei Handels- oder Vertriebsfor-
men:
Galerien, Antiquitäten- und Antiquariatsgeschäfte
Öffentliche Kunstauktionen
Kunst- und Antiquitätenmessen.
Im folgenden Text werden die jeweiligen Handels- und Vertriebsformen, sowie die wichtigsten
Akteure im Kunsthandel näher erläutert.
2.4. Akteure im Kunsthandel
2.4.1. Künstler
Der einzelne Künstler ist mit seinem geschaffenen Werk der wichtigste Akteur am Kunstmarkt
und doch ist sein Einfluss auf das Marktgeschehen eher gering. Nur wenige Künstler besitzen
ein so großes Renommee um den Kunsthandel zu beeinflussen. Im Großen und Ganzen ist
der Einzelne von den Gegebenheiten des Marktes abhängig. Seine Tätigkeit unterscheidet
sich von anderen wirtschaftlichen Unternehmungen darin, dass er die künstlerische Kreativität
neben dem Produktionsfaktor Arbeit einsetzt. Dies verdeutlicht die besondere Situation des
Künstlers am Markt, da Kreativität kein messbarer Wert ist. Andererseits hat der Künstler die
persönliche Freiheit sein Produkt selbst zu bestimmen. Diese Freiheit findet allerdings in der
Nachfrage des Marktes seine Grenzen. Denn sieht man den Künstler aus ökonomischer Sicht,
als Produzent, unterliegt er wie andere Produzenten auch dem Bestreben der Einkommens-
maximierung.
11
Klein, 1993, S. 5
16

2.4.2. Ausstellungen
Um ihre Werke der breiten Öffentlichkeit bekannt zu
machen, führt der Weg des Künstlers meist über die
Ausstellung. Gerade für unbekannte Künstler kann dies
der Einstieg in den Kunsthandel sein. Bei einer Ausstel-
lung besteht für ihn vor allem die Möglichkeit Kontakte
zu knüpfen, zu pflegen und auszubauen. Vor allem
aktuelle, zeitgenössische Kunst wird in Galerien, Kunst-
vereinen aber auch in Museen ausgestellt. Allerdings
werden in Museen und auch manchen Ausstellungen
keine Werke verkauft, sondern diese tragen nur zur
Bekanntmachung und damit zur Preissteigerung eines
Künstlers bei. Ein Beispiel für eine Ausstellung ohne
Verkauf ist die documenta
12
.
Galerien
Galerien gehören zu den aktiven Kunstvermarktern. Oft unterstützen sie junge, unbekannte
Künstler, indem sie ihnen Ausstellungen und Vernissagen ermöglichen. Sie sind meist auf
moderne Malerei spezialisiert.
Es gibt drei unterschiedliche Formen von Galerien:
Kommunale Galerien
Produzentengalerien
und private Galerien.
Kommunale Galerien sind der Kommune zugehörig. Sie fördern Künstler des eigenen Umfel-
des, indem sie ihre Werke kaufen und kostengünstig an öffentliche Aussteller verleihen
13
. So
erfassen sie aktuelle künstlerische Tendenzen in der Umgebung. Produzentengalerien wer-
den direkt von den Kunstherstellern, also von einzelnen Künstlern oder Künstlergruppen
eröffnet und geleitet. Hier besteht der Vorteil für den Künstler darin, einen ständigen Ausstel-
12
Anmerkung: Die documenta ist eine der weltweit angesehensten und traditionsreichsten Ausstellungen
zeitgenössischer Kunst. Sie findet alle fünf Jahre in Kassel statt.
13
Lindenbauer, 1996, S. 93
17
Abbildung 6: Ausstellung: ,,Die Kunst
der Chanteusen"

lungsraum zur Verfügung zu haben um ihre Werke zu verkaufen. Ein weiterer Vorzug liegt in
der besonderen Stimmung, die sich durch die Mischung zwischen Galerie und Atelier bilden
kann. Ein Nachteil kann durch fehlende beratende Kompetenz und Autorität eines professio-
nellen Kunstvermarkters entstehen.
Private Galerien werden von professionellen Galeristen geführt. Von ihrer wirtschaftlichen
Struktur sind sie anderen Einzelhandelsbetrieben gleichzusetzen. Oftmals werden sie von
ehemaligen Kunstsammlern, passiven Künstlern oder Angestellten anderer Galerien eröffnet
und geleitet. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Künstler und ihre Werke dem breiten Publikum
bekannt zu machen. Der Erfolg einer privaten Galerie hängt vor allem von der Anzahl ihrer
Kontakte ab. Je mehr Austausch mit Sammlern, Kunstinteressenten, Kunsthistorikern und
-kritikern, Presse- und Medienleuten stattfindet, desto größer ist der Einfluss und der Erfolg
einer Galerie.
Galerien bieten ihren Kunden Dienstleistungen in der Form von beratenden Gesprächen
und vermitteln Fachkenntnisse durch Interpretationshilfen der Kunstwerke. Pro Jahr finden in
einer durchschnittlichen Galerie etwa 5-8 Ausstellungen statt. Hier nehmen Vernissagen einen
wichtigen Part ein: 50% der Käuferkontakte geschehen während der Vernissage, die übrigen
50% verteilen sich über den üblichen Ausstellungszeitraum von 6 Wochen. Der durchschnitt-
liche Umsatz einer gutgehenden Galerie liegt im Bereich von 300-350 Tausend Euro pro Jahr.
Kunstmessen
Ein weiterer Verkaufsplatz für Kunstobjekte sind nationale
und internationale Kunstmessen. Dort werden für Gemälde
oft Millionenpreise erzielt. Kunstmessen finden regelmäßig
für eine bestimmte Dauer statt. Ihre Hauptaufgabe ist die
Präsentation und der Verkauf von Kunstwerken. Bei den
Ausstellern handelt es sich meist um Galerien und Kunst-
handlungen. Seit den 70er Jahren haben sich Kunstmessen
immer mehr durchgesetzt. Eine weitere Funktion der Kunst-
messe ist die Bekanntmachung und Etablierung von unbe-
kannten und bekannten Künstlern. Durch die Berichterstat-
tung in den Medien gewinnt diese Aufgabe noch an Bedeu-
tung. Das Publikum und der kunstinteressierte Besucher
gewinnt tieferen Einblick in die Angebots- und Preisstruktur
des Kunsthandels. Auf Kunstmessen werden meist Kunstwerke der klassischen und zeitge-
nössischen Moderne ausgestellt. Allerdings zeigt sich in den letzten Jahren immer mehr der
18
Abbildung 7: Kunstmesse Art
Frankfurt 2004

Trend zur Spezialisierung
14
. Für Galerien und Kunsthändler ist es sehr teuer an einer Messe
teilzunehmen. Die Präsentation der Kunstwerke ist mit hohen Kosten verbunden. Ob sich der
Gewinn an Renommee und Image lohnt, muss vom Aussteller kritisch durchdacht werden.
Laut der Zeitschrift Artinvestor befinden sich die Messen für Gegenwartskunst im Struktur-
wandel
15
. Erfolgreiche Messen bieten neben Kunstwerken auch Animation, Anregungen sowie
Party-Events an. In der Umsetzung der Mischung zwischen Kommerz und ,,Fun" ist die Art
Basel bisher erfolgreichstes Beispiel. Die Schweizer Kunstmesse steht an vorderster Stelle in
der Liste der internationalen Messeveranstaltungen. Ebenfalls sehr erfolgreich ist eine Toch-
terveranstaltung der Art Basel: Die Art Basel Miami Beach. Weitere wichtige Messen der Ge-
genwart sind folgende: Frieze Art London, Arco Madrid, Artissima Madrid, Art Cologne Köln,
Art Forum Berlin und die Fiac Paris.
Museen
Museen stellen ausschließlich Werke bekannter und berühmter Künstler aus. Die wichtigste
Aufgabe von Museen ist die Sammlung, Bewahrung, Pflege, Präsentation und die Aufarbei-
tung mit wissenschaftlichen Methoden. Sie machen ihre Ausstellungsstücke einem breiten
Publikum zugänglich. Das Museum kann zur Schulung der künstlerischen Wahrnehmungs-
fähigkeit dienen. Besucher eines Museums ist heute nicht mehr nur der durch Bildung privile-
gierte Bürger aus höheren Schichten, sondern der ganz ,,normale" Durchschnittsbürger, also
die breite Masse. Der Museumsbesuch hat sich in den letzten Jahren immer mehr zu einer
Freizeitaktivität mit Zerstreuungscharakter entwickelt. Die wahrnehmungsbildende Funktion
liegt für die Besucher nicht mehr im Vordergrund. Allerdings bedeutet für 28 Prozent der Deut-
schen ein Museums- oder Kunstausstellungsbesuch immer noch eine Anregung zum Nach-
denken. Für Museen ist es praktisch unmöglich neuere, sehr teure Werke auf dem Kunst-
markt zu erwerben. Selbst Tauschprojekte sind aufgrund steigender Versicherungsaufwen-
dungen kaum noch realisierbar
16
. Gleichzeitig fallen hohe Instandhaltungs- und Erhaltungs-
kosten für die Museen und ihre Kunstwerke an. Somit fällt es vielen Museen schwer ökono-
misch in der Waage zu bleiben. Der Kunsthistoriker Dieter Bogner zum Beispiel kritisiert die
traditionell-verkrusteten Strukturen heutiger Museen, die aufgrund fehlender betriebswirt-
schaftlicher Kenntnisse und der Verschlossenheit gegenüber effizienten, marktwirtschaftlichen
Methoden der Betriebsführung in ihrer Führung immer wieder an Grenzen und Blockaden
stoßen.
14
Lindenbauer, 1996, S. 88
15
Artinvestor, 04/2003, S. 79
16
Lindenbauer, 1996, S. 90
19

Für einen Künstler ist die Ausstellung seiner Werke im Museum von großer Bedeutung. Sie ist
ein Spiegelbild für seinen Einfluss und seine Durchsetzung auf dem Kunstmarkt. Er gewinnt an
Anerkennung und die Marktpreise für seine Werke steigen gewaltig. So ist es heute gar nicht
ungewöhnlich, dass Künstler oder Sammler ihre Werke an Museen verschenken, um sich
gerade wegen deren desolaten wirtschaftlichen Situation die Aussicht auf eine Präsenz im
Museum nicht entgehen zu lassen
17
.
Kunstvereine
Nach Lindenbauer sind die Ausstellungstücke von Kunstvereinen ausschließlich auf zeitge-
nössische Kunst beschränkt. Ihre Hauptaufgabe liegt in der "Förderung und Verbreitung des
Kunstsinns". Darunter fällt zum Beispiel die Organisation von Verkaufsausstellungen inklusive
Katalogdruck, sowie Initiierung von Diskussionsforen mit Kunden und Kunstkennern. Viele
Kunstvereine favorisieren wegen der besseren Verkaufserlöse die Werke von bereits aner-
kannten Künstlern. Kleinere stellen allerdings weiter auch unbekannte Künstler aus. Grafothe-
ken üben eine ähnliche Funktion wie Kunstvereine aus: die Verbreitung von Kunst. Sie sind
aber im eigentlichen Sinne nicht den Kunstvereinen zuzuordnen. Grafotheken organisieren die
Ausleihe von Kunstwerken für Privatleute. Sie bieten ihnen die Möglichkeit, preisgünstig
Kunstwerke bei angeschlossenen Institutionen für einen bestimmten Zeitraum auszuleihen.
Möchte der Kunstinteressierte das Werk kaufen sind hier auch Ratenkäufe möglich
18
.
2.4.3. Kunstauktionshäuser
Kunstauktionshäuser haben in den vergangenen 30 Jahren nochmals stark an Bedeutung
gewonnen. Auktionshäuser existieren schon seit 1674. Zu den größten europäischen Auk-
tionshäusern zählen vor allem Sotheby`s, Christie`s und Phillips in England und französische
Auktionatoren. Die aktuellen internationalen Marktführer sind Sotheby`s (gegründet 1744,
England) und Christie`s (gegründet 1766, England). Für den Erfolg eines Auktionshauses ist
maßgeblich das Ansehen in der Gesellschaft und der Wirtschaft verantwortlich. Seriosität und
der Kunstsachverstand beeinflussen die Versteigerungszahlen enorm. Das Angebot der Auk-
tionshäuser gibt Auskunft über die aktuellen Stile und neuesten Preisentwicklungen. Bei
Kunstauktionen handelt es sich um öffentliche Auktionen. Meist gibt der Auktionator einen
Gesamtkatalog mit ausgewiesenen Schätzpreisen für jede Auktion heraus. Vor Beginn der
17
Röbke, 2000, S. 117
18
Lindenbauer, 1996, S. 93
20

Auktionsveranstaltung können die angebotenen Kunstwerke besichtigt werden. Es wird vom
Auktionator oder Einlieferer des Objektes ein Preislimit bestimmt, das er im Idealfall mit Hilfe
eines marktgerechten Schätzpreis festsetzt. Dies geschieht um die Marktwerte für einzelne
Künstler und Kunstrichtungen konstant zu halten. Danach wird der Kunstgegenstand meistbie-
tend versteigert. Die Risiken für einen Auktionskauf liegen ausschließlich beim Käufer.
Auktionshäuser können den Kunstmarkt in vielerlei Hinsicht beeinflussen. Um ihre Stel-
lung am Markt zu behaupten, versuchten zum Beispiel Sotheby`s und Christie`s Sammler und
Erben von Kunstwerken vom Verkauf zu überzeugen, um so Kunden an sich zu binden. Auch
nehmen sie durch Gewährung von Auktionsgarantien (auch bei Nichtverkauf wird eine Garan-
tiesumme ausgezahlt) und Finanzierungshilfen (Kredite in Millionenhöhe) nicht unerheblichen
Einfluss auf das Marktgeschehen. Es wird eine künstliche Nachfrage herbeigeführt um die ex-
trem hohen Preise zu rechtfertigen
19
. Denn für die großen Auktionatoren zählen nur die hoch-
begehrten, teuren Kunstwerke, die das Image und den Umsatz fördern. Die untenstehende
Grafik mit den fünf teuersten Auktionen im Jahr 2003 verdeutlicht noch einmal, welche Preise
im Auktionshandel für Spitzenwerke bezahlt werden. Preisveränderungen am Markt, die durch
Kunstauktionen entstehen, entsprechen in etwa Kursschwankungen auf den Finanzmärkten.
Veränderungen am Kunstmarkt sind aber langsamer und für Außenstehende weniger
transparent als an den Finanzmärkten.
19
Herchenröder, 1990, S. 14
21
Abbildung 8: Top 5 Auktionen 2003 Paintings

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832486990
ISBN (Paperback)
9783838686998
DOI
10.3239/9783832486990
Dateigröße
2.5 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Evangelische Hochschule Darmstadt, ehem. Evangelische Fachhochschule Darmstadt – Informations- und Wissensmanagement
Erscheinungsdatum
2005 (April)
Note
2,0
Schlagworte
kunst marketing selbstvermarktung kunstmarkt kunstmanagement
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Titel: Marketingstrategien unbekannter bildender Künstler
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