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IT-Basiskomponenten für ein dezentrales Energieversorgungssystem

©2004 Diplomarbeit 143 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Ziel der Arbeit ist es, die für die Eingliederung in ein Versorgungssystem notwendigen Kommunikationsstrukturen und -mechanismen für dezentrale Energieerzeugungsanlagen zu analysieren und ihre Eignung für ein dezentrales Energiemanagementsystem (DEMS) zu bewerten. Dabei werden die Kommunikationssysteme der heute im Einsatz befindlichen dezentralen Energieerzeugungsanlagen aufgezeigt, auf Schwachstellen und Optimierungspotentiale hin untersucht und Maßnahmen erarbeitet, die den Aufbau eines künftigen DEMS unterstützen. Das DEMS spiegelt dabei ein Kommunikationssystem wider, in dem alle dezentralen Anlagen, Energiespeicher und Verbraucher eines Versorgungssystems mit einer übergeordneten Leitebene vernetzt und von dort aus koordiniert, kontrolliert, überwacht und effizient in das Versorgungssystem eingegliedert werden.
Des Weiteren werden Ansätze für die Planung eines dezentralen Energieversorgungssystems diskutiert. Ziel der Planung ist es, den Aufbau eines dezentralen Energieversorgungssystems mit allen beteiligten Marktteilnehmern zu organisieren, um eine wirtschaftlich effiziente Energieversorgung zu ermöglichen. Die Voraussetzung hierfür ist eine optimale Kommunikation sowohl zwischen den im Organisationsnetzwerk agierenden Marktteilnehmern, als auch zwischen der Leitebene des DEMS und den dezentralen Anlagen.
Für die vorliegende Arbeit wurden ein umfangreiches Literaturstudium sowie themenbezogene Internetrecherchen vorgenommen. Des Weiteren wurden zahlreiche themenbezogene Gespräche mit einer Vielzahl von Fachleuten aus der Energiewirtschaft geführt.
In Kapitel 2 werden zunächst die Grundlagen des Energiemanagements bzw. des dezentralen Energiemanagements erläutert und die Möglichkeiten und Funktionsweisen regenerativer Energieerzeugung vorgestellt.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit den Grundlagen der Kommunikation in Rechnernetzen und mit der Kommunikation zu dezentralen Energieerzeugungsanlagen. Dabei werden die unterschiedlichen Energieerzeugungsanlagen im Bereich der Steuerung und Regelung hinsichtlich der Kommunikationsmechanismen analysiert. Des Weiteren wird der Standard IEC 61850 für die Kommunikation in Schaltanlagen vorgestellt und erläutert.
In Kapitel 4 werden für die Planung eines dezentralen Energieversorgungssystems mögliche Ansätze diskutiert. Mit Hilfe des Supply Chain Managements wird gezeigt wie künftig Energieversorgungsunternehmen durch die Zusammenarbeit in einem Unternehmensnetzwerk […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8479
Habieb, Tarek: IT-Basiskomponenten für ein dezentrales Energieversorgungssystem
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven, Standort Wilhelmshafen,
Diplomarbeit, 2004
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

Danksagung
II
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die zum Gelingen
dieser Arbeit beigetragen haben.
Insbesondere bedanke ich mich bei meinem Erstgutachter Herrn Prof. Dipl.-
Wirtsch.-Ing. Manfred Siegle für seine Unterstützung durch die vielen Ge-
spräche und Anregungen.
Weiterhin möchte ich ein herzliches Dankeschön Herrn Prof. Dr. Hans-
Jürgen Appelrath entgegen bringen, der mir diese Diplomarbeit im Olden-
burger Forschungs- und Entwicklungsinstitut für Informatikwerkzeuge und
-systeme ermöglicht und als Zweitgutachter diese Arbeit bewertet hat.
Bei meinem Betreuer Herrn Dr. Till Luhmann bedanke ich mich für das
Betreuen dieser Arbeit und für die zahlreichen wissenschaftlichen Rat-
schläge, die das Gelingen dieser Arbeit ermöglicht haben.
Zuletzt möchte ich mich bei meiner Frau Malika bedanken, die mich
besonders in der letzten Phase der Arbeit stark unterstützt hat.
Für das Korrekturlesen bedanke ich mich bei Herrn Dr. Dettki, Joanna
Dippmann, Dipl.-Ing. Hassan Karib und bei dem Ehepaar Erdogan und Sevgi
Kolanuglu.

Eidesstattliche Erklärung
III
Eidesstattliche Erklärung
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst
und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt
habe.
...
(Tarek Habieb)
Wilhelmshaven, 24. August 2004

Inhaltsverzeichnis
IV
Inhaltsverzeichnis
Danksagung...II
Eidesstattliche Erklärung...III
Inhaltsverzeichnis...IV
Abbildungsverzeichnis...VII
Abkürzungsverzeichnis...IX
1 Dezentrale Energieversorgung ...1
1.1 Entwicklungen der Energienutzung...1
1.2 Ziel und Gang der Arbeit...2
2 Grundlagen des Energiemanagements...4
2.1 Energieversorgungsstrukturen...7
2.1.1 Zentrale Struktur...7
2.1.2 Dezentrale Struktur...8
2.1.3 Zukünftige Entwicklungen...9
2.2 Dezentrales Energiemanagement...13
2.3 Lastmanagement...16
2.4 Dezentrale Energieerzeugung...18
2.4.1 Windkraft ...18
2.4.2 Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)...22
2.4.2.1 Blockheizkraftwerke (BHKW)...23
2.4.2.2 Brennstoffzellen...25
2.4.3 Wasserkraft...28
2.4.4 Sonnenenergie...29

Inhaltsverzeichnis
V
2.4.4.1 Photovoltaik-Anlagen...30
2.4.4.2 Solarthermien...32
2.5 Energiespeicher ...34
2.6 Zusammenfassung...35
3 Kommunikationsmechanismen für dezentrale Energieerzeugungs
-
...
anlagen ...37
3.1 Architektur von Kommunikationssystemen...37
3.1.1 Kommunikationsmedien und -techniken...39
3.1.2 Übersicht der Kommunikationstechniken...45
3.1.3 Technische Schnittstellen...48
3.1.4 Standardisierung...50
3.1.5 IT-Sicherheitsmanagement...55
3.2 Kommunikation mit dezentralen Energieerzeugungsanlagen...56
3.2.1 Kommunikationsaufbau...60
3.2.2 Steuerung und Regelung...64
3.2.2.1 Windkraftanlage...65
3.2.2.2 Photovoltaik-Anlage...71
3.2.2.3 Solarthermien...73
3.2.2.4 Wasserkraftwerke...74
3.2.2.5 Blockheizkraftwerke...76
3.2.2.6 Brennstoffzellen...77
3.2.3 Offene Systeme...78
3.2.4 Energiedatenerfassung und -auswertung...81

Inhaltsverzeichnis
VI
3.3 Zusammenfassung...83
4 Planung eines dezentralen Energieversorgungssystems...85
4.1 Allgemeines Planungsschema...85
4.2 Qualitative und Quantitative Planung...86
4.3 Anforderungen an das Energieversorgungssystem...87
4.4 Netzwerkmanagement und Advanced Planning...89
4.5 Zusammenfassung...96
5 Zusammenfassung und Ausblick...98
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse...99
5.2 Ausblick...100
Anhang...102
A Dezentrale Energieerzeugung ...102
B Energiespeicher...108
C Kommunikationstechniken...110
Literaturverzeichnis...116
Stichwortverzeichnis...127

Abbildungsverzeichnis
VII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2.1: Wandel in der Energieversorgung...11
Abbildung 2.2: Windenergienutzung...19
Abbildung 2.3: Funktion einer Brennstoffzelle...27
Abbildung 2.4: Funktion einer Solarzelle...31
Abbildung 2.5: Funktion einer Solarthermie...33
Abbildung 3.1: OSI-Architektur...38
Abbildung 3.2: Übertragungsmedien...41
Abbildung 3.3: Schnittstelle zwischen DEE und DÜE ...48
Abbildung 3.4: Übersicht Verbindungsschnittstellen...49
Abbildung 3.5: IEC 61850- Trennung von Datenmodell und
Kommunikation ...53
Abbildung 3.6: Hierarchie-Ebenen in der Stations- und Leittechnik...59
Abbildung 3.7: Hierarchie-Ebenen für die Kommunikation zu modernen
.
DEA...60
Abbildung 3.8: Kommunikationsaufbau über Analog-/ISDN-Modem...61
Abbildung 3.9: Kommunikationsaufbau über ein GSM-Modem oder ein
.
PCL-Modem...62
Abbildung 3.10: Kommunikation über VPN...63
Abbildung 3.11: Kommunikation mit einer Windkraftanlage...68
Abbildung 3.12: Kommunikation mit PV-Anlagen...73

Abbildungsverzeichnis
VIII
Abbildung 3.13: Kommunikation mit Wasserkraftwerken...75
Abbildung 3.14: Kommunikation mit BHKW's...77
Abbildung 3.15: OPC-Client/Server-Architektur...80
Abbildung 4.1: Dezentrales Energieversorgungssystem...89
Abbildung 4.2: Netzwerkmanagement ...90
Abbildung 4.3: Das Haus SCM...91
Abbildung 4.4: APS-Module in Anlehnung...93
Abbildung 4.5: Der Weg zu einer integrierten Supply Chain...94
Abbildung 4.6: Organisation in einem Netzwerkverbund...95

Abkürzungsverzeichnis
IX
Abkürzungsverzeichnis
APS
Advanced Planning System
ASCII
American Standard Code for Information Interchange
BHKW
Blockheizkraftwerk
CO
2
Kohlendioxid
Cp
Leistungsbeiwert
CSMA/CD
Carrier Sense Multiple Access/Collision Detected
DEA
Dezentrale Energieerzeugungsanlage
DEMS
Dezentrales Energiemanagementsystem
DSL
Digital Subscriber Line
ECS
Energy Control System
EDIFACT
Electronic Data Interchange For Administration,
Commerce and Transport
EDM
Energiedatenmanagement
EEG
Erneuerbare-Energien-Gesetz
ERP
Enterprise Ressource Planning
EVU
Energieversorgungsunternehmen
FTP
File Transfer Protocol
Gbit/s
Gigabit pro Sekunde
GuD
Gas- und Dampfturbinenanlagen
GHz
Gigahertz
GPRS
General Packet Radio Service
GSM
Global System for Mobile Communications
HöS
Höchstspannungsnetz
HS
Hochspannungsnetz
HuK
Haushalte und Kleinverbraucher
IEC
International Electrotechnical Commission
IED
Intelligent Electronic Device
IEEE
Institute of Electrical and Electronic Engineers
ISDN
Integrated Services Digital Network

Abkürzungsverzeichnis
X
ISO
International Standardisation Organisation
ITU-T
International Telecommunication Union ­
Telecommunication
Kbit/s
Kilobit pro Sekunde
KDM
Kuhse Data Management-Modul
kW
Kilowatt
KWK
Kraft-Wärme-Kopplung
LAN
Local Area Network
LN
Logical Node
Mbit/s
Megabit pro Sekunde
MMS
Manufacturing Message Specification
MPU
Main Processing Unit
MSp
Mittelspannungsnetz
MST
Motorsteuerungsmodul
MW
Megawatt
NOx
Stickstoffverbindungen
NSp
Niederspannungsnetz
ODBC
Open Database Connectivity
OLE
Object Linking and Embedding
OPC
OLE for Process Control
OSI
Open System Interconnection
PLC
Powerline Communication
PV
Photovoltaik
RTU
Remote Terminal Unit
SC
Supply Chain
SCADA
Supervisory Control and Data Acquisition
SCL
Substation Configuration Language
SCM
Supply Chain Management
SMS
Short Message Service
SMPT
Simply Mail Transfer Protocol
SOAP
Simple Object Access Protocol
SPS
Speicherprogramierbare Steuerung

Abkürzungsverzeichnis
XI
TCP/IP
Transmission Control Protocol/Internet Protocol
XML
Extensible Stylesheet Language
UDP
User Datagramm Protocol
UMTS
Universal Mobile Telecommunication System
V
Volt
VDEW
Verband der Elektrizitätswirtschaft
VPN
Virtual Private Network
WAN
Wide Area Network
WWW
World Wide Web

1 Dezentrale Energieversorgung
1
1 Dezentrale Energieversorgung
1.1 Entwicklungen der Energienutzung
Durch den von der Bundesregierung angestrebten Ausstieg aus der Atom-
energie und die angestrebte Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern hat
die Nutzung regenerativer Energiequellen in den letzten Jahren vermehrt
zugenommen. Intensive Forschungen wurden im Vergleich zu anderen
regenerativen Energiequellen vor allem in der Windenergienutzung und in
der Entwicklung von Brennstoffzellen betrieben, um auf dezentraler Ebene
einen wirtschaftlichen Ertrag an elektrischer Energie zu gewinnen.
Die Liberalisierung des gesamten Energiemarktes und die Förderung
regenerativer Energieerzeugung tragen dazu bei, dass dieser Sektor für wei-
tere Marktteilnehmer wirtschaftlich attraktiv wird. Verbrauchern wird die
Möglichkeit gegeben, sich einen für sie günstigen Energielieferanten auszu-
wählen. Dabei stellen sich die Energieversorger auf einen künftig steigenden
Wettbewerb ein und sind bemüht, sich durch präventive Maßnahmen lang-
fristig Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Durch den Einsatz dezentraler Energieerzeuger sollen künftig nicht nur auto-
nome Inselsysteme, sondern auch flächendeckend Haushalte und gewerbli-
che Kleinunternehmen sowohl mit elektrischer als auch mit thermischer
Energie versorgt werden. Hierzu bedarf es der Entwicklung sowie des Aus-
baus vorhandener Infrastruktur von Energieversorgungssystemen mit dem
Ziel der optimalen Eingliederung dezentraler Energieerzeuger.

1 Dezentrale Energieversorgung
2
1.2 Ziel und Gang der Arbeit
Ziel der Arbeit ist es, die für die Eingliederung in ein Versorgungssystem not-
wendigen Kommunikationsstrukturen und -mechanismen für dezentrale
Energieerzeugungsanlagen zu analysieren und ihre Eignung für ein de-
zentrales Energiemanagementsystem (DEMS) zu bewerten. Dabei werden
die Kommunikationssysteme der heute im Einsatz befindlichen dezentralen
Energieerzeugungsanlagen aufgezeigt, auf Schwachstellen und Optimie-
rungspotentiale hin untersucht und Maßnahmen erarbeitet, die den Aufbau
eines künftigen DEMS unterstützen. Das DEMS spiegelt dabei ein Kom-
munikationssystem wider, in dem alle dezentralen Anlagen, Energiespeicher
und Verbraucher eines Versorgungssystems mit einer übergeordneten Leit-
ebene vernetzt und von dort aus koordiniert, kontrolliert, überwacht und effi-
zient in das Versorgungssystem eingegliedert werden.
Des Weiteren werden Ansätze für die Planung eines dezentralen Energie-
versorgungssystems diskutiert. Ziel der Planung ist es, den Aufbau eines de-
zentralen Energieversorgungssystems mit allen beteiligten Marktteilnehmern
zu organisieren, um eine wirtschaftlich effiziente Energieversorgung zu
ermöglichen. Die Voraussetzung hierfür ist eine optimale Kommunikation so-
wohl zwischen den im Organisationsnetzwerk agierenden Marktteilnehmern,
als auch zwischen der Leitebene des DEMS und den dezentralen Anlagen.
Für die vorliegende Arbeit wurden ein umfangreiches Literaturstudium sowie
themenbezogene Internetrecherchen vorgenommen. Des Weiteren wurden
zahlreiche themenbezogene Gespräche mit einer Vielzahl von Fachleuten
aus der Energiewirtschaft geführt.

1 Dezentrale Energieversorgung
3
In Kapitel 2 werden zunächst die Grundlagen des Energiemanagements
bzw. des dezentralen Energiemanagements erläutert und die Möglichkeiten
und Funktionsweisen regenerativer Energieerzeugung vorgestellt.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit den Grundlagen der Kommunikation in Rech-
nernetzen und mit der Kommunikation zu dezentralen Energieerzeugungs-
anlagen. Dabei werden die unterschiedlichen Energieerzeugungsanlagen im
Bereich der Steuerung und Regelung hinsichtlich der Kommunikationsme-
chanismen analysiert. Des Weiteren wird der Standard IEC 61850 für die
Kommunikation in Schaltanlagen vorgestellt und erläutert.
In Kapitel 4 werden für die Planung eines dezentralen Energieversorgungs-
systems mögliche Ansätze diskutiert. Mit Hilfe des Supply Chain Manage-
ments wird gezeigt wie künftig Energieversorgungsunternehmen durch die
Zusammenarbeit in einem Unternehmensnetzwerk eine effiziente Energie-
versorgung erreichen können.
Zu den Kapiteln 2 bis 4 wird jeweils abschließend eine Zusammenfassung
und eine Bewertung der Zusammenhänge und der Ergebnisse vorgenom-
men.
Die Zusammenfassung der Ergebnisse und ein Ausblick auf die möglichen
künftigen Entwicklungen erfolgt abschließend im Kapitel 5.

2 Grundlagen des Energiemanagements
4
2 Grundlagen des Energiemanagements
Die in der Natur vorkommenden Energieträger wie zum Beispiel Erdgas, Erd-
öl, Kohle, Uran, Windkraft, Wasserkraft, Sonnenstrahlung, Biomasse und
Erdwärme werden als Primärenergien bzw. Primärenergieträger bezeichnet.
Dabei sind Windkraft, Wasserkraft, Sonnenstrahlung, Biomasse und Erd-
wärme sich ständig erneuernde bzw. regenerative Primärenergieträger, da
sie sich nicht aufbrauchen und gemessen an menschlichen Zeiträumen un-
erschöpfliche Energiequellen bieten. Nicht alle Primärenergien sind vom Ver-
braucher direkt nutzbar und werden daher zunächst in Sekundärenergien
umgewandelt. Ein Beispiel hierfür ist die Umwandlung von Kohle in die Se-
kundärenergie Elektrizität. Sekundärenergien stehen dem Verbraucher nach
entsprechenden Aufbereitungen als Endenergie von Energieversorgungsun-
ternehmen zur Verfügung, die er dann für seine Bedürfnisse in Nutzenergie
wie z.B. Licht umwandelt.
1
Dem Energiebedarf steht das Energiedargebot gegenüber und das ange-
strebte Ziel ist es, den Energiebedarf durch das ,,natürliche" Energiedargebot
zu decken, wobei hier nicht kurzfristige Bedarfsdeckung im Vordergrund
steht, sondern langfristige.
2
Unter dem Begriff ,,Dargebot" versteht man die
Ergiebigkeit einer natürlichen Ressource.
Sechs Jahre nach der Liberalisierung der Märkte für elektrische Energie und
Gas in Deutschland stehen die Marktteilnehmer vor der Herausforderung,
das Energiedargebot effizient zu nutzen und damit den Energiebedarf opti-
mal zu decken. Speziell bei der elektrischen Energieversorgung ist die be-
triebliche Herausforderung des ständigen Ausgleichs von Last und Erzeu-
gung zu nennen.
3
1 Vgl. Herold, G. (2002), S. 8 ff.
2 Vgl. Rummich, E. (1996), S. 3
3 Vgl. Brandt, G., Kreusel, J., Lunckenbein N., (2004), S. 30

2 Grundlagen des Energiemanagements
5
Hieraus lässt sich die besondere Bedeutung der effizienten Nutzung der vor-
handenen Energien, sowohl für Energieversorger als auch für Energiever-
braucher ableiten.
Als Energieverbraucher werden im Weiteren die Industrie und die HuK
(Haushalte und Kleinverbraucher) betrachtet. Der Begriff Industrie, der in
amtlichen Statistiken des Statistischen Bundesamtes auch ,,Bergbau und
verarbeitendes Gewerbe" genannt wird, bezeichnet den Bergbau, der nicht
Energieträger fördert und die produzierenden sowie verarbeitenden Wirt-
schaftszweige. Kleinverbraucher sind gewerbliche Kleinunternehmen, die
nicht dem Sektor Industrie und Haushalte zugerechnet werden. Private
Haushalte werden als Verbraucher dem Sektor Haushalte zugeordnet.
Für eine effiziente Nutzung der Endenergie werden Energiedaten benötigt,
die eine ganzheitliche Betrachtungsweise der Planung, Produktion, Lieferung
und Verteilung der Endenergie, sowie einen genauen Kenntnisstand des
Energieeinsatzes beinhalten.
Spezielle Softwaresysteme für das Energiedatenmanagement (EDM) unter-
stützen dabei durch weitgehend automatisierte Datenverarbeitung effizient
unternehmensweit und unternehmensübergreifend die Optimierung, Kon-
trolle und Überwachung der Energiedaten und ergänzen als spezifische IT-
Systeme die bestehende IT-Landschaft
4
. Mit EDM-Systemen sollen gewerbli-
che Verbraucher Energieeinsparpotentiale direkt nutzen und Chancen für
Energiesparmaßnahmen ergreifen.
Für die Steigerung der Energieeffizienz ist unter Energiesparmaßnahmen
keine Konsumeinschränkung zu verstehen, sondern insbesondere die
Nutzung technischer und wirtschaftlicher Methoden. Beispiele für wirtschaftli-
che Methoden sind die Wartung und der optimale Einsatz und die Steuerung
4 Vgl. König, S. (2004), S.64

2 Grundlagen des Energiemanagements
6
energieverbrauchender Geräte, sowie der Ersatz von Altgeräten durch
moderne Anlagen. Es gibt ein signifikantes Potential für eine Steigerung der
Energieeffizienz, welches allein durch ein verbessertes Energiemanagement
im weitesten Sinne mobilisiert werden kann und damit in einem betriebs- und
volkswirtschaftlichen Sinne rentabel ist.
5
Um dieses Potential auszuschöpfen, sind zunächst vorbereitende Maß-
nahmen wie die Analyse des Ist-Zustandes und die Definition der Ziele
vorzunehmen. Hier kommen sogenannte Energiemanagementprogramme
zum Einsatz.
Unter einem Energiemanagementprogramm wird kein Softwareprogramm,
sondern vielmehr die vorbereitete und systematische Bestandsaufnahme der
Energieversorgung, verbunden mit der Identifizierung der Schwachstellen
(Ist-Analyse), die Planung der verbessernden Maßnahmen sowie deren
Durchführung und Kontrolle verstanden.
6
Mit Hilfe solcher Energiemanagementprogramme lassen sich Energiekon-
zepte, d.h. die Optimierung der Energieversorgung nicht nur für Industrie und
HuK, sondern auch für die Energiebeschaffung durch Energieversorger er-
stellen. Es empfiehlt sich, vor dem Aufbau eines effizienten DEMS (vgl. Kapi-
tel 2.2) vollständige Energiemanagementprogramme zu erstellen, um einer-
seits einen Überblick über die Energieversorgung zu erhalten und anderer-
seits den effektiven Einsatz dezentraler Energieerzeugungsanlagen zu
ermöglichen.
Im Folgenden wird der Weg bzw. die Struktur der Energieversorgung
anlehnend an die Dissertation von Oliver Haas
7
beschrieben.
5 Vgl. Erdmann, G. (1992), S. 295 ff.
6 Vgl. Winje, D., Hanitsch, R. (1986), S.10 ff.
7 Vgl. Haas, O. (2002), S. 5 ff.

2 Grundlagen des Energiemanagements
7
2.1 Energieversorgungsstrukturen
In der vorliegenden Arbeit werden wie in der Energiewirtschaft üblich, zen-
trale und dezentrale Strukturen unterschieden, um die Systeme aufgrund der
Anordnung von Kraftwerken bzw. Erzeugungsanlagen im Versorgungsnetz
charakterisieren zu können.
Da der strukturelle Unterschied in der Stromversorgung im Gegensatz zur
Gasversorgung stärker ausgeprägt ist, dienen im Folgenden die Strukturen
des Strommarktes als Bezugspunkt.
2.1.1 Zentrale Struktur
Das Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen charakterisiert die heutige
Stromversorgung in Deutschland wie folgt:
,,Die öffentliche Stromversorgung in Deutschland ist heute im Wesentlichen
zentral geprägt. Der überwiegende Teil der elektrischen Energie wird von
leistungsstarken Kraftwerken (> 300 MW) direkt in das Hochspannungs-
(HS) oder Höchstspannungsnetz (HöS) eingespeist und zu den Verbrauchs-
schwerpunkten übertragen. Von dort aus werden die verschiedenen Ver-
braucher in Abhängigkeit ihrer Lastgröße über die Hochspannungs-, Mittel-
spannungs- und Niederspannungsebene mit Elektrizität versorgt. Der
Lastfluss findet hauptsächlich vertikal statt, d.h., es dominiert eine Richtung
von den höchsten Spannungsebenen (Verbundnetz) mit relativ wenigen
Großverbrauchern bis zu den Verzweigungen der niedrigsten Spannungs-
ebene (Verteilungsnetz) mit relativ vielen Kleinverbrauchern. Über die HS-
und HöS-Netzebenen steht der Großteil (ca. 80 %) des elektrischen Energie-
angebots weiträumig, d.h., prinzipiell allen Verbrauchern in Deutschland zur
Verfügung. Diese Bedeutung der HS- und HöS-Netzebenen wird als das ent-

2 Grundlagen des Energiemanagements
8
scheidende Merkmal für die zentrale Stromversorgung angesehen."
8
Der überregionale Verbund zwischen den Teilnetzen der Energieversor-
gungsunternehmen fällt der Höchstspannungsebene zu. Die unterlagerte
Hochspannungsebene erfüllt dagegen aufgrund der geringen Übertragungs-
kapazitäten nur regionale Verteilungsaufgaben. Die anschließende Wei-
terleitung der elektrischen Energie an die Mehrzahl der Verbraucher wird
über die dezentral verteilten Mittel- und Niederspannungsnetze vorgenom-
men.
9
Zusammenfassend wird also in einer zentralen Versorgungsstruktur die
Erzeugung elektrischer Energie durch wenige Großkraftwerke ,,zentral"
vorgenommen und über Leitungsnetze zu den Verbrauchern transportiert.
2.1.2 Dezentrale Struktur
Bei einer dezentralen Versorgungsstruktur ist zunächst zwischen elektrisch
autonomen Inselsystemen und netzgekoppelten Versorgungsstrukturen zu
differenzieren.
Unter ,,Inselsystemen" werden gemeinhin Anlagen verstanden, die nicht über
Leitungen an übergeordnete elektrische Versorgungsnetze angebunden
sind. Beispiele für Inselsysteme sind unter anderem standardisierte Kom-
paktanlagen, die zur Versorgung weitgehend gleichmäßiger Lasten wie Park-
scheinautomaten, Funkeinrichtungen oder Messeinrichtungen dienen.
10
Eine dezentrale Versorgungsstruktur zeichnet sich dadurch aus, dass ein si-
gnifikanter Anteil der Erzeugung von elektrischer Energie in kleinen Leis-
8 Vgl. Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen (2002)
9 Vgl. Lehne, H. (o. J.)
10 Vgl. Beckhaus, P. (2002), S. 2 ff.

2 Grundlagen des Energiemanagements
9
tungseinheiten erfolgt. Mit diesem Energieangebot werden vorrangig die Ver-
braucher in unmittelbarer Nähe versorgt, da die Möglichkeiten zur Energie-
übertragung vor allem aus ökonomischen Gründen auf relativ kurze Entfer-
nungen begrenzt sind. Auf große Entfernungen zu den Verbrauchern ist mit
Leitungsverlusten bis zu 6% auf 100 km Leitung zu rechnen.
11
Bei netzgekoppelten Versorgungsstrukturen werden Verbraucher, die an die
Niederspannungs- (NSp) und Mittelspannungsnetze (MSp) angeschlossen
sind, durch eine Vielzahl ,,kleiner" Kraftwerke in ihrer Nähe versorgt, den so-
genannten dezentralen Energieerzeugungsanlagen (DEA).
12
Dieser Anlagen-
verbund kann aus Sicht des zuständigen Netzbetreibers wie ein einzelnes
großes Kraftwerk arbeiten und wird daher auch als ,,Virtuelles Kraftwerk" be-
zeichnet.
13
2.1.3 Zukünftige Entwicklungen
In den vergangenen 130 Jahren ist die globale Energienutzung durchschnitt-
lich um 2,3% jährlich gewachsen. Dabei trat eine Serie sich folgender Wech-
sel in den energiewirtschaftlichen Strukturen auf, wobei traditionelle End-
energieträger durch neu gefundene Technologien ersetzt wurden.
14
Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
15
, das Mindestvergütungen für
den eingespeisten Strom garantiert, verfolgt die Bundesregierung das Ziel,
den Anteil der erneuerbaren Energieträger bis zum Jahr 2010 zu verdoppeln.
Die erneuerbaren Energiequellen werden gefördert, nachdem man zu der
Einsicht gekommen ist, dass die Verbrennung fossiler Energieträger
11 Vgl. Ökologische Briefe 22.1.91
12 Vgl. Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen (2002)
13 Vgl. Haas, O. (2002), S. 9
14 Vgl. Graf, P. (1992), S. 4
15 Vgl. BMU (Berlin 2004)

2 Grundlagen des Energiemanagements
10
wesentlich zum Anstieg der CO
2
-Belastung beiträgt (Treibhauseffekt) und
dass das Vorkommen an fossilen und nuklearen Energieträgern nicht
unbegrenzt zur Verfügung steht.
16
Nach einer veröffentlichten Studie des Umweltbundesamtes
17
ist ein großer
Teil der Kraftwerke für die elektrische Energieerzeugung in Deutschland über
20 Jahre alt und muss in den nächsten Jahren grundlegend erneuert
werden.
Es werden in Folge des Gesetzes zur geordneten Beendigung der Kern-
energienutzung zur gewerblichen Erzeugung von Elektrizität bis zum Jahr
2025 Kernkraftwerke mit einer Gesamtleistung von etwa 22.000 Megawatt
(MW) stillgelegt. Das dadurch entstehende Leistungsdefizit soll durch
erneuerbare Energien kompensiert und gleichzeitig sollen die Weichen für
die zukünftige Energieversorgung und eine damit verbundene umweltgerech-
te Energienutzung in Deutschland gestellt werden.
Aufgrund von Deregulierung und Liberalisierung der Energiemärkte, des
Strebens nach Umwelt- und Ressourcenschonung sowie der Verfügbarkeit
neuer Technologien wird die Energieversorgung von morgen neben
wachsendem überregionalem Energieaustausch verstärkt kleine dezentrale
Systeme zusammen mit Kraft-Wärme/Kälte-Kopplungen einsetzen und
gegebenenfalls Rückspeisungen vornehmen.
18
16 Vgl. Werum, J., Biehle, P. (o. J.)
17 Vgl. Umweltbundesamt(2004)
18 Vgl. Bitsch, R. (2001), S. 15

2 Grundlagen des Energiemanagements
11
Damit sollen zentrale und dezentrale Strukturen ineinander fließen und die
Energieversorgung integral von ,,unten" her in einem geschlossenen
Regelkreis mit Hilfe von moderner Informationstechnologie in Form durch-
gängiger Kommunikation und verteilter Intelligenz optimieren.
Die bisherige Versorgung erfolgt zum überwiegenden Teil durch eine
,,zentrale" von oben her gesteuerte Verteilung (vgl. Abbildung 2.1).
Zukünftige Entwicklungen beinhalten eine regelrechte Umkehr der heutigen
Versorgungsstruktur und aus einer zentralen Monostruktur wird eine
zentrale ­ dezentrale ­ integrale Mischstruktur mit einem bedeutendem
Beitrag der Ressourcenoptimierung.
19
,,Zukünftig werden zudem vermehrt dezentrale, unabhängige Energie-
speicher in das Netz integriert. Viele kleine Anlagen werden zu ,,virtuellen
Kraftwerken" (,,virtual utilities") zusammengefasst und automatisiert betrie-
ben."
20
Es wird deutlich, dass an künftige Energieversorgungssysteme und speziell
an das Energiemanagement vergleichsweise erhöhte technische und auch
organisatorische Anforderungen gestellt werden.
19 Vgl. Bitsch, R. (2001), S. 15 ff.
20 Vgl. Voss, J. (2004)
Abbildung 2.1 Wandel in der Energieversorgung (nach Bitsch, R. (2001))

2 Grundlagen des Energiemanagements
12
In Zukunft sollten nicht nur die DEA zu verteilten Kraftwerken zusammen-
gefasst werden, sondern die dezentralen Verbraucher müssen mit einge-
bunden werden. Erzeugung, Verteilung und Verbrauch werden zu dezentra-
len Energieversorgungseinheiten zusammengefasst und mit Hilfe geeigneter
komponentenübergreifender Leistungs- und Energiemanagementsysteme
gesteuert.
21
Eine Bewertung künftiger Energieversorgungssysteme wird unter anderem
auch von der Versorgungssicherheit im Vergleich zu herkömmlichen Ener-
gieversorgungseinrichtungen abhängen, da die ausreichende Versorgung
mit nutzbarer Energie eine Grundlage für die heutige Lebensqualität darstellt.
,,Dabei kann der ,,Zentralisierungsgrad" einer Energieversorgung sehr viele
Ausprägungen annehmen; von der dezentralen Versorgung einer Anlage,
der zentralen Versorgung eines oder mehrerer Objekte, der regionalen
Versorgung von Kommunen, der energiepolitisch wichtigen Aufgabe einer
volkswirtschaftlich optimierten Energieversorgung, bis hin zu der zunehmend
diskutierten Frage einer globalen Energieversorgungsstruktur für leitungs-
gebundene Energieträger."
22
Auch die Haushalte könnten in Zukunft mit eigenen Energieversorgungs-
anlagen, beispielsweise mit Brennstoffzellen, ausgestattet und von einem
Dienstleister sowohl zu einem lokalen virtuellen Kraftwerk verbunden, als
auch von diesem betreut werden. Somit wird den Haushalten eine weitge-
hend selbständige Energieversorgung ermöglicht. Dabei wird überschüssig
produzierte Energie in das übergeordnete Hauptversorgungsnetz einge-
speist, wobei das Hauptversorgungsnetz auch die Aufgabe der Versorgungs-
sicherheit übernimmt.
21 Vgl. Voss, J. (2004)
22 Vgl. Wagner, U. (1997)

2 Grundlagen des Energiemanagements
13
Für das optimierte Verwalten und Steuern solcher virtuellen Kraftwerke
werden die einzelnen Erzeugungsanlagen in ein dezentrales Energie-
managementsystem (DEMS) aufgenommen. Die Notwendigkeit eines sol-
chen Systems wird nachfolgend durch das dezentrale Energiemanagement
verdeutlicht.
2.2 Dezentrales Energiemanagement
Ein DEMS dient der Planung, Steuerung, Überwachung und Optimierung
von Energieversorgungssystemen mit integrierten dezentralen Energieerzeu-
gungseinheiten. Die Energieerzeugung durch dezentrale Einheiten geschieht
vorrangig in der Nähe der lokalen bzw. regionalen Verbraucher. Dabei ist als
langfristiges Ziel neben einer effizienten Ressourcenschonung auch eine
weitgehende Unabhängigkeit von zentralen Energiesystemen zu erreichen.
Beim Einsatz erneuerbarer Energien besteht insbesondere die Unsicherheit
der unterbrechungsfreien Versorgung, speziell bei der Energieerzeugung
durch Windkraft und Sonnenenergie, die nicht durchgängig zur Verfügung
stehen. Eine gesicherte Versorgung besteht zurzeit nur durch eine An-
bindung an das übergeordnete zentrale Energieversorgungssystem.
Ein Lösungsansatz, um die Versorgung durch eine dezentrale Energieer-
zeugung zu verbessern, ist der Zusammenschluss mehrerer kleiner Erzeu-
gungseinheiten und damit die Bildung von virtuellen Kraftwerken. Ein Pilot-
projekt, das die EUS GmbH derzeit gemeinsam mit den Stadtwerken Unna
realisiert, soll genau dies zeigen.
23
23 Vgl. EUS GmbH (2004)

2 Grundlagen des Energiemanagements
14
Das Zusammenspiel der virtuellen Kraftwerke mit einer Vielzahl kleiner
Anlagen erhöht offensichtlich die Anforderungen an den Betrieb elektrischer
Netze und somit an die Planung des gesamten Netzmanagements.
Das dezentrale Energiemanagementsystem ist zum einen zuständig für eine
wirtschaftlich optimierte Betriebsweise des Anlagenverbundes (Lastmanage-
ment), zum anderen sorgt es für eine effiziente Wartung und Störungs-
beseitigung (Servicemanagement).
24
Die Anbindung dezentraler Energieerzeugungsanlagen, insbesondere die
Anbindung von Windkraftanlagen an das Hauptversorgungsnetz der Ener-
gieversorgungsunternehmen ist an vielen Orten Deutschlands bereits erfolg-
reich durchgeführt worden. Jedoch sind der zunehmenden Integration der
DEA in bestehende Netze technische Grenzen gesetzt, da spezifische Pro-
bleme mit dem Netzschutz und der Regelleistung auftreten.
25
Es müssen sowohl die technischen Eigenschaften der DEA als auch die der
Netze zunehmend angepasst werden, um die Anbindung der DEA zu ge-
währleisten.
Speziell die Mittelspannungs- und Niederspannungsnetze müssen verstärkt
und angepasst werden, da die DEA hauptsächlich in diese Netze einspeisen.
Mit der Zunahme verschiedener dezentraler Anlagen sind geeignete Informa-
tions- und Kommunikationstechnologien zu entwickeln, um die Anlagen effi-
zient regeln und steuern zu können.
Ziel des dezentralen Energiemanagement muss es daher unter anderem
auch sein, dass es nicht zu einer überschüssig produzierten Energiemenge
kommt, was letztendlich zur Verringerung der Leistung der herkömmlichen
24 Vgl. Initiative Brennstoffzelle
25 Vgl. Seidel, D. (2004)

2 Grundlagen des Energiemanagements
15
Kraftwerke führt. Insbesondere im Bereich des Lastmanagements (vgl. Kapi-
tel 2.3) muss dafür gesorgt werden, dass die Stabilität der Netze aufrecht
erhalten wird und schaltbare und regelbare Verbraucher direkt kommunika-
tionstechnisch angesprochen werden.
Eine optimierte Verteilung kann nur dann vorgenommen werden, wenn In-
formationen über den technischen Zustand und die Erzeugungskapazität
sämtlicher DEA und Informationen aus dem beschriebenen Kommunika-
tionsnetz vorliegen. Zur Bestimmung der Erzeugungsleistung werden die
DEA mit Hilfe von Zählern oder Zählersummenstationen ausgelesen und die
Leistungswerte über die Telekommunikationsebene durch analoge- (Mo-
dem), digitale- (ISDN), Funk- (GSM) oder Internetleitungen an eine soft-
waregestützte Rechnerstation weitergeleitet. In Kapitel 3 werden die Kom-
munikationsmechanismen detaillierter behandelt.
Durch das Lastmanagement, das für eine wirtschaftliche Verteilung der
Energie sorgt, sehen sich nicht nur die Betreiber der Energieerzeugungs-
anlagen, sondern auch die Netzbetreiber einer logistischen Herausforderung
gegenübergestellt. Hinzu kommt, dass durch die Liberalisierung der Energie-
märkte diejenigen Energieversorgungsunternehmen, die eigene Leitungs-
netze besitzen, eine gesellschaftliche Trennung von Energieerzeugung,
Netzbetrieb und den Transport durch elektrische Netze vornehmen müssen.
In der Energiewirtschaft wird dieser Vorgang als ,,Unbundling" bezeichnet.
Die Energieversorgungsunternehmen (EVU) werden aufgesplittet und es
kommt zu einer Ausgliederung von Energieerzeugung, Energietransport und
Energiehandel. Durch das Unbundling kommen jedoch kleine Energiever-
sorgungsunternehmen, die vor allem durch Netznutzungsentgelte Profite
erwirtschaftet haben, in eine wirtschaftlich schwierige Lage.
Um sich künftig dennoch am Energiemarkt etablieren zu können, müssen
Energieversorgungsunternehmen, vor allem kleinere Stadtwerke, Koopera-

2 Grundlagen des Energiemanagements
16
tionen eingehen. Es müssen Unternehmensnetzwerke gebildet werden, um
sowohl die Qualität und Sicherheit der Energieversorgung, als auch die
optimierte Beschaffung und Verteilung der Energie zu gewährleisten. Ein
Beispiel hierfür ist die SN Energie Gruppe, die die gesamte Wertschöpfungs-
kette von der Produktion über den Handel bis hin zur Übertragung und End-
verteilung in der Ostschweiz abdeckt.
26
Um diese logistischen Funktionen und Prozesse, die zu einem organisierten
Handeln führen, für das dezentrale Energiemanagement zu verdeutlichen,
werden in Kapitel 4 Ansätze zur Planung eines dezentralen Energiever-
sorgungssystems diskutiert, und es wird versucht, die sich daraus ergeben-
den Erkenntnisse auf das dezentrale Energiemanagement zu übertragen.
2.3 Lastmanagement
Die in den Energieversorgungsnetzen installierten Verbraucher werden im
Allgemeinen als Lasten bezeichnet. Dabei unterscheidet man zwischen mo-
torischen und ruhenden Lasten. Motorische Lasten sind Verbraucher, die
elektrische oder thermische Energie in mechanische Energie umwandeln.
Alle übrigen Verbraucher werden als ruhende Lasten bezeichnet (z.B. Be-
leuchtungsanlagen, Elektroöfen etc.).
27
Die Energieversorgungsunternehmen sind verpflichtet, jederzeit genauso viel
Energie zur Verfügung zu stellen, wie benötigt bzw. mit einem Kunden ver-
traglich vereinbart ist. Dabei ist das Ziel jedes Energieversorgungsunter-
nehmens neben der effizienten Energieerzeugung auch die optimale De-
ckung des Energiebedarfs. Da speziell in der elektrischen Energieversorgung
die Entwicklung des Energiebedarfs nicht exakt vorausgesagt werden kann
26 Vgl. SN Energie Gruppe (2004)
27 Vgl. Heuck, K., Dettmann, K-D. (2002), S.206 ff.

2 Grundlagen des Energiemanagements
17
und die elektrische Energie sich nicht wirtschaftlich speichern lässt, müssen
Energieversorger entsprechende Kraftwerkskapazitäten für den anstehenden
Bedarf bereithalten.
Zur Vermeidung ständiger kostenintensiver Bereitstellung von Kraftwerkska-
pazitäten ist es empfehlenswert, die Energiezufuhr auf einen vorgegebenen
Wert (Maximallast) zu begrenzen, ohne das dabei die Betriebsabläufe beein-
trächtigt werden. Bei Überschreitung der Maximallast werden elektrische
Lasten kurzfristig abgeschaltet, die betriebs- oder prozesstechnisch nicht
gleichzeitig laufen. Bei einer Unterschreitung werden einzelne Lasten zuge-
schaltet. Diese Vorgänge können automatisiert durch entsprechende zeitge-
steuerte Schaltgeräte oder durch sogenannte Lastmanagementsysteme ge-
steuert werden.
28
Moderne Lastmanagementsysteme sind softwaregesteuerte Optimierungs-
werkzeuge, die parallel zu Energiedatenzählern arbeiten, und durch soge-
nannte Trendberechnungen kontinuierlich die erforderliche Ab- bzw. Zu-
schaltleistung (Korrekturleistung) während der vorgegebenen Messperioden
errechnen. Aufgrund der errechneten Werte und der vorgegebenen Ma-
ximallast werden gezielt Verbraucher ab- bzw. zugeschaltet. Dabei können
auch sogenannte Fahrpläne in Lastmanagementsysteme integriert werden,
nach deren Vorgaben die zeitliche Abfolge der Energiezufuhr geregelt wird.
Mit Hilfe von Trendberechnungen sollen nicht effektive Abschaltungen, die
einen vergleichsweise höheren Leistungsabfall bewirken würden, vermieden
werden.
29
Es wird deutlich, dass ein Lastmanagementsystem einen wichtigen Mo-
dulbaustein eines DEMS darstellt. Mit Hilfe von integrierten Lastmanage-
mentsystemen kann die erzeugte Energie optimal den Verbrauchern zuge-
28 Vgl. IER (2004)
29 Vgl. GMC Instruments Group (2004)

2 Grundlagen des Energiemanagements
18
teilt werden.
2.4 Dezentrale Energieerzeugung
2.4.1 Windkraft
Die Nutzung der Windenergie hat in der Antike vor ca. 3000 Jahren im
zentralasiatischen Raum mit Hilfe von Windmühlen zum Mahlen von Ge-
treide und zum Wasserschöpfen begonnen. Bis in die Neuzeit wurden die
Windmühlen sowohl in Europa, als auch in den Vereinigten Staaten stetig
weiterentwickelt. Die Entdeckung fossiler Energieträger, die Nutzung von
Kernenergie und die damit verbundene vergleichsweise günstige Energie-
erzeugung machten jedoch die Windenergienutzung wirtschaftlich uninter-
essant. Mit der zunehmenden Bedeutung von regenerativer Energieerzeu-
gung und der technischen Entwicklung in diesem Sektor kommt die Wind-
energienutzung wieder in den Vordergrund.
In Deutschland wurden daher durch das 1991 verabschiedete ,,deutsche
Stromeinspeisegesetz" Rahmenbedingungen geschaffen, die die Wind-
energie zu konventionellen Energieträgern wettbewerbsfähig machen. Die
Windkraft leistete in Deutschland nach der Wasserkraft und der Biomasse
bei den erneuerbaren Energien im Jahr 2002 den drittgrößten Beitrag zum
Primärenergieverbrauch.
30
Im Folgenden werden die Funktionsweise und die Unterschiede von Wind-
kraftanlagen erläutert.
Wie aus Abbildung 2.2 zu erkennen ist, kann die Kraft des Windes genutzt
werden, um verschiedene Arbeitsmaschinen (z.B. Hydraulik-, Pneumatik-
und Wärmepumpen sowie Wasser- oder Ölbremsen und Generatoren) direkt
30 Vgl. Energie Daten 2003, S.26

2 Grundlagen des Energiemanagements
19
über Getriebe oder über elektrische Zwischenstufen anzutreiben und die
Windenergie über verschiedene Speicher wie Pump-, Drucköl-, Druckluft-,
Wärme-, Kälte-, Schwungrad-, Wasserstoff- und Sauerstoffspeicher für die
Verwendung von Bewässerung, Trinkwasserversorgung, Teichbelüftung, Ma-
schinenantriebe, Heizung und Kühlung zur Verfügung zu stellen. Die größte
Bedeutung wird der Erzeugung und Nutzung elektrischer Energie beige-
messen.
31
Mit Hilfe von Windkraftanlagen wird der durch Temperaturunterschiede in
der Erdatmosphäre bewegten Luftmasse (Wind) kinetische Energie (Bewe-
gungsenergie) entzogen. Für die Umsetzung der kinetischen Energie in me-
chanische Energie (Arbeit) gibt es bei Windkraftanlagen unterschiedliche
Vorrichtungen und Formen. Eine weit verbreitete Bauform sind Rotorblätter
mit horizontaler Lage der Drehachse.
Im Gegensatz zu den weniger verbreiteten Windkraftanlagen mit vertikaler
31 Vgl. Heier, S. (1989), S. 12
Abbildung 2.2 Windenergienutzung (Heier, S. (1989), S. 11)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832484798
ISBN (Paperback)
9783838684796
DOI
10.3239/9783832484798
Dateigröße
1.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven; Standort Wilhelmshaven – Wirtschaftsingenieurwesen
Erscheinungsdatum
2004 (Dezember)
Note
1,0
Schlagworte
energiemanagement dems supply chain management energieerzeugung
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