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Probleme und Chancen für ein deutsches Produktionsunternehmen beim Eintritt in den polnischen Markt

Am Beispiel einer Baufirma

©2003 Diplomarbeit 137 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs wurden die osteuropäischen Staaten zunehmend für westliche Investoren attraktiver. Durch die EU-Erweiterung wird in vielen dieser Länder ein Investitionsboom erwartet, der große Herausforderungen an die Investoren sowie die Beitrittsländer stellt. Da Polen das bevölkerungsreichste und flächenmäßig größte Land unter den derzeitigen Beitrittskandidaten ist, werden dort die meisten Investitionen erwartet. Diese werden zunächst durch private Investoren und durch staatliche Aufbauhilfen, die von der Europäischen Union unterstützt werden, getätigt. Durch die Nähe zu Deutschland werden die meisten Investitionen auch aus diesem Land erwartet. Jedoch gibt es bisweilen immer noch Probleme beim Eintritt in den polnischen Markt, wie z. B. Korruption oder Rechtsunsicherheit, die auf den ersten Blick nicht klar erkennbar sind, auf die sich jedoch ein Unternehmen, das derzeit den polnischen Markt erobern möchte, im Voraus einstellen sollte.
Die Diplomarbeit erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der aufgeführten Probleme vielmehr sind es nur Beispiele, die dem Autor wichtig erschienen. Auch sind diese Probleme einem ständigen dynamischen Prozess ausgesetzt und werden nach dem Beitritt Polens in die EU nach und nach verschwinden. Jedoch ist die Lösung dieser Probleme nicht so einfach wie mancher Politiker dies zu glauben vermag. Deshalb werden Unternehmen, die in naher Zukunft in Polen investieren wollen, auch mit solchen unvorhergesehenen Schwierigkeiten umgehen müssen. Die von der polnischen Regierung an die EU gemachten Zusagen, werden nicht in dem Tempo umzusetzen sein, wie man es sich wünschen würde. Die Staatsorgane in Polen sind auf die neuen Herausforderungen oft nicht genügen vorbereitet, was zu einer Verlangsamung der Umsetzung der von der EU verlangten Forderungen führen kann. Die von der EU geforderte Stärkung der Verwaltungskapazität ist oft auf lokaler Ebene noch nicht vollzogen, was zwangläufig die Umsetzung der EU-Kriterien behindern wird.
Die Probleme und Chancen eines deutschen Unternehmen auf dem polnischen Markt wurden in dieser Diplomarbeit aufgrund von Beispielen der Firma Schwenk untersucht und analysiert. Da die Firma Schwenk seit 1998 auf dem polnischen Markt mit vielen Beteiligungen tätig ist, hat sie eine Fülle von positiven und negativen Erfahrungen sammeln können, die der Autor in dieser Diplomarbeit umgesetzt hat. Ziel der Diplomarbeit ist, aufgrund der Erfahrungen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8439
Wypych, Andreas: Probleme und Chancen für ein deutsches Produktionsunternehmen
beim Eintritt in den Polnischen Markt - Am Beispiel einer Baufirma
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Fachhochschule Nürtingen, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
Seite
1.
Einleitung
1
2.
Geschichte und Tätigkeiten des Schwenk-Konzern s 3
2.1
Die
Anfänge
des
Schwenk-Konzerns
3
2.2
Auftritt
auf
den
polnischen
Markt
6
2.3 Beteiligungen des Schwenk-Konzerns in Polen
8
2.4
Profitcenter
in
der
GBT-Gruppe
10
3. Organisatorische
Maßnahmen
in
der
GBT
Gruppe
10
3.1 Zentrale Verwaltung für alle Beteiligungen
10
3.1.1 Vorteile eines zentralen Verwaltungszentrums in Polen
13
3.2
Führungskonzept
zur
längerfristigen Steigerung des Wertes
in
der
GBT-Gruppe
14
3.2.1
Führungskonzept
der
GBT-Gruppe
14
3.2.2 Strategischen Ziele der GBT-Gruppe
15
3.2.3 Wie erreicht man
hohe
Produktqualität
16
3.2.4 Wie erreicht man hohe
Dienstleistungsqualität
16
3.2.5 Ein wichtiges Ziel ist die Kostenführerschaft
17
3.3 Verband der Transportbeton-Produzenten
17
4.
Humankapital ist ein Schlüsselfaktor in der polnischen Wirtschaft
18
4.1 Prämiengehaltssystem in
der
GBT-Gruppe
18
4.1.2 Vorteile eines Prämiengehaltssystems
19
4.2 Personalbestand in der
GBT-Gruppe
20
4.3
Gewerkschaftspolitik
in
Polen
23
4.3.1 Gewerkschaftsgründung als Kündigungsschutz
24
4.3.2 Einfluss der Gewerkschaften auf das Betriebsergebnis
26
4.3.3 Innerbetriebliche Konflikte zwischen den Gewerkschaften
und
der
Geschäftsführung
27
4.4
Arbeitslohn-Politik
in
Polen
28
4.4.1 Relative Arbeitskosten im Vergleich zu Produktivität
29
4.5 Chancen für die Arbeitgeber auf dem Polnischen Markt
30

II
5.
Qualitätssicherung
in
der
Transportbetonbranche
32
5.1 Das Qualitätsmanagement-System in der GBT-Gruppe
32
5.1.1
Technologisches
Zentrum
der
GBT-Gruppe
33
5.1.2 Status und Möglichkeiten des CTB-Labors
34
5.1.3 Staatliche Stellen zur
Qualitätsüberwachung
36
5.1.4
Schulungen
beim
CTB
37
5.2 Personalstruktur bei der CTB
37
5:2.1 Umfang der Befugnis und der Pflichten
in
den
einzelnen
Positionen 38
5.2.2
Qualitätskontrolle beim Produktionsprozess
43
5.3
Vorteile
des
CTB-Labors
45
6.
Vertriebsorganisation
bei
der
GTB-Gruppe
45
6.1 Absatz am Beispiel des Marktes in Warschaus
45
6.2
Vertriebskonzept
der
GBT-Gruppe
47
6.2.1 Hauptpunkte des Vertriebskonzeptes in der GBT-Gruppe 48
6.3
Bewertung
des
Vertriebskonzeptes
49
6.4 Zukunftsaussichten für die Baubranche
50
7.
Hindernisse für ausländische Investoren auf dem polnische Markt
51
7.1
Bürokratische
Hürden
für
Unternehmen 51
7.1.1
Ungleiche
Behandlung
von
In-und Ausländern in Polen
53
7.2 Behinderung der freien Marktwirtschaft durch Korruption
54
7.2.1 Korruption in den staatlichen
Betrieben
54
7.2.2 Korruption auf allen Ebenen und ihre Formen
55
7.2.3 Versuche die Korruption im
öffentlichen
Sektor
zu
bekämpfen 56
7.2.4 Fazit zur Korruption in Polen
58
7.3 Der Verkauf ohne Rechnung als Teil des Konkurrenzkampfes
59
7.4 Schlechte Zahlungsmoral gerade in schweren Rezessionszeiten 60
7.4.1 Zahlungsschwierigkeiten und deren Folgen
60

III
8.
Umweltschutz im Postkommunistischen
Polen
61
8.1
Missstände
in
der
Abfallbeseitigung
61
8.2 Kosten des Umweltschutzes in Polen
63
8.3 Umweltschutz bei der
Produktion 65
8.4
Umweltschutzmaßnahmen
in
der
GBT
66
8.5
Umweltschutzpolitische Herausforderungen
für
Produktionsbetriebe
in
Polen 67
8.6 Umweltschutz in naher Zukunft
67
9.
Rechtliche Vorraussetzungen zur Gründung
einer
Gesellschaft
in
Polen
68
9.1
Rechtliche
Wirtschaftsordnung
in
Polen 68
9.2 Rechtsquellen des Gesellschaftsrechts
69
9.3 Aufhebung der Verordnung über Gesellschaften
mit ausländischen Anteilen vom Jahr 1991
71
9.4 Gründung von Filialen
74
9.5 Die Gründung einer neuen Gesellschaft in Polen
76
9.6 Ordentliche und außerordentliche Gesellschaftsversammlung
77
9.7 Bedeutung der Gesellschaft mit ausländischer Beteiligung
77

IV
10.
Steuerpolitik in Polen
78
10.1 Probleme und Lösungen im Bezug auf Steuern in der GBT
78
10.2 Einkommensteuer als wichtigste Einnahmequelle
für den Staatshaushalt
79
10.3 Umfassende Veränderungen an der Steuerverordnung
81
10.4 Ungerechte Verteilung der Steuerlast
82
10.4.1Willkürlichkeit der Steuerbeamten
bei der Festsetzung der Steuerlast
82
10.4.2 Korruption bei den Finanzbehörden
83
10.4.3 Regionale Nachteile für Unternehmen
84
10.4.4 Steuerermäßigung als versteckte Dumpingpolitik
85
10.4.5 Fragwürdige Verbesserung des
Gesetzgebers am Steuersystem
86
10.4.6 Einfluss der Steuernachlässe auf die Konjunktur
86
10.5 Wünschenswerte Verbesserungen an den Steuergesetzen
88
11.
Endergebnis der Diplomarbeit
89
Anlagenverzeichnis
93
Literaturverzeichnis
94

V
Abkürzungsverzeichnis
· GBT
Grupa Betonu towarowego
· t
Tonnen
· Sp. z o.o.
Spólka z ograniczona odpowiedzialnoci (ist mit einer GmbH
in Deutschland zu vergleichen)
· CIB
Computer-Integrationsberatung
· KG
Kommanditgesellschaft
· TBR
Transportring
· CTB
Centrum
Technologie
Budownictwa
(Technologisches Zentrum für Bauwesen)
· KCZIDF
Krajowe Centrum Zarzdzania i Doradztwa Finansowego
(Verwaltungs- und Finanzberatungszentrum)
· Zl
Zloty
· G. u. V
Gewinn und Verlust
· CF
Cash
flow
· EN
Europäische
Norm
· QM
Qualitätsmanagement
· MA
Mitarbeiter
· bzw.
beziehungsweise
· PN
Polnische
Norm
· KER
Kosten
Einzelrechnung
· PZU
Polski
Zwizek ubezpieczeniowy (Polnische
Versicherungsgesellschaft)
· Dz. U.
Dziennik Ustaw (Gesetzblatt)
· Poz.
Position
· Art.
Artikel
· Pkt.
Punkt
· KSH
Kodeks
spólek Handlowych
( Polnisches HGGB Handelsgesellschaftsgesetzbuch)

VI
· Wyd.
wydawnictwo (Herausgeber)
· KRS
Krajowy
Rejestr
sadowy (Handelsregister)
· MWST
Mehrwertsteuer
· z.t
zum Teil
· O.V.
Ohne
Verfasser
· Nr.
Nummer
· i.V.m.
in
Verbindung
mit
· EU
Europäische
Union
· S.
Seite

VII
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Seite
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Schulbildung der GBT-Mitarbeiter
22
Tabellenverzeichnis
Tabelle: 1 Cashflow für die GBT-Gruppe
14
Tabelle 2: Personalbestand in der GBT-Gruppe
20
Tabelle 3: Personalstruktur des CTB
38
Tabelle 4: Bemessungsgrundlage für Einkommenssteuer in Polen 2003
81

Vorwort
Ich danke der Firma Schwenk Transportbeton Polska Sp.
z o.o. in Krakau und ganz besonders Herrn Robert Staab
in dessen Auftrag ich die Diplomarbeit schreiben durfte,
für die freundliche Unterstützung und die Möglichkeit, die
Informationsbeschaffung Vorort zu tätigen. Zu diesem
Zweck war ich drei Monate in Krakau beschäftigt um die
Firma Schwenk Transportbeton Polska und ihre
Beteiligungen näher kennen zulernen. Ich möchte mich an
dieser Stelle auch bei allen Beteiligungen für Ihren
freundlichen Empfang und die großzügige Unterstützung
bei der Informationsbeschaffung bedanken.
Ziel meiner Diplomarbeit ist zum einen die Anforderungen,
die die Firma Schwenk Transportbetonbau an die
Diplomarbeit gestellt hat, zu erfüllen und zum anderem
aufzuzeigen, welche Probleme die Firma Schwenk auf
dem polnischen Markt hat und mit welchen Methoden sie
sich auf diesem Markt behaupten möchte. Ich habe mich
bei der Bearbeitung der Diplomarbeit nicht nur auf die
Firma Schwenk beschränkt, weil ich auch allgemeine
Probleme und Chancen aufzeigen wollte, die zur Zeit auf
dem polnischen Markt zu erwarten sind.

Probleme und Chancen für ein deutsches Produktionsunternehmen beim
Eintritt in den polnischen Markt am Beispiel einer Baufirma
1
1. Einleitung
Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs wurden die
osteuropäischen Staaten zunehmend für westliche
Investoren attraktiver. Durch die EU-Erweiterung wird in
vielen dieser Länder ein Investitionsboom erwartet, der
große Herausforderungen an die Investoren sowie die
Beitrittsländer stellt. Da Polen das bevölkerungsreichste
und flächenmäßig größte Land unter den derzeitigen
Beitrittskandidaten ist, werden dort die meisten
Investitionen erwartet. Diese werden zunächst durch
private Investoren und durch staatliche Aufbauhilfen, die
von der Europäischen Union unterstützt werden, getätigt.
Durch die Nähe zu Deutschland werden die meisten
Investitionen auch aus diesem Land erwartet. Jedoch gibt
es bisweilen immer noch Probleme beim Eintritt in den
polnischen Markt, wie z. B. Korruption oder
Rechtsunsicherheit, die auf den ersten Blick nicht klar
erkennbar sind, auf die sich jedoch ein Unternehmen, das
derzeit den polnischen Markt erobern möchte, im Voraus
einstellen sollte. Die Diplomarbeit erhebt keinen Anspruch
auf Vollständigkeit der aufgeführten Probleme vielmehr
sind es nur Beispiele, die dem Autor wichtig erschienen.
Auch sind diese Probleme einem ständigen dynamischen
Prozess ausgesetzt und werden nach dem Beitritt Polens
in die EU nach und nach verschwinden. Jedoch ist die
Lösung dieser Probleme nicht so einfach wie mancher
Politiker dies zu glauben vermag. Deshalb werden
Unternehmen, die in naher Zukunft in Polen investieren
wollen, auch mit solchen unvorhergesehenen
Schwierigkeiten umgehen müssen. Die von der polnischen
Regierung an die EU gemachten Zusagen, werden nicht in
dem Tempo umzusetzen sein, wie man es sich wünschen

Probleme und Chancen für ein deutsches Produktionsunternehmen beim
Eintritt in den polnischen Markt am Beispiel einer Baufirma
2
würde. Die Staatsorgane in Polen sind auf die neuen
Herausforderungen oft nicht genügen vorbereitet, was zu
einer Verlangsamung der Umsetzung der von der EU
verlangten Forderungen führen kann. Die von der EU
geforderte Stärkung der Verwaltungskapazität ist oft auf
lokaler Ebene noch nicht vollzogen, was zwangläufig die
Umsetzung der EU-Kriterien behindern wird.
Die Probleme und Chancen eines deutschen
Unternehmen auf dem polnischen Markt wurden in dieser
Diplomarbeit aufgrund von Beispielen der Firma Schwenk
untersucht und analysiert. Da die Firma Schwenk seit
1998 auf dem polnischen Markt mit vielen Beteiligungen
tätig ist, hat sie eine Fülle von positiven und negativen
Erfahrungen sammeln können, die der Autor in dieser
Diplomarbeit umgesetzt hat. Ziel der Diplomarbeit ist,
aufgrund der Erfahrungen der Firma Schwenk die
Problematik sowie die damit verbundenen
Problemlösungen auf dem polnischen Markt darzustellen.
Darüber hinaus wurden in dieser Diplomarbeit
allgemeingültige Probleme behandelt, um eine große
Anzahl von zukünftigen Investoren anzusprechen. Die
Ursachen für viele Probleme auf dem polnischen Markt
und die daraus resultierenden Wirkungen wurden - soweit
es die Recherchen zuließen ­ analysiert, um dem Leser
einen Gesamtüberblick zu vermitteln und bei ihm ein
Verständnis für diese Problematik zu wecken.

Probleme und Chancen für ein deutsches Produktionsunternehmen beim
Eintritt in den polnischen Markt am Beispiel einer Baufirma
3
2.
Geschichte und Tätigkeiten des
Schwenk-Konzerns
2.1
Die Anfänge des Schwenk-Konzerns
Durch die starke Nachfrage nach Zement hat sich Eduard
Schwenk 1847 dazu entschlossen, das Unternehmen
Schwenk zu gründen, um die Produktion von Zement, der
zur damaligen Zeit für den Festungs- und Eisenbahnbau
benötigt wurde, aufzunehmen. Begonnen wurde mit der
Produktion in einer ehemaligen Klostermühle in Söflingen,
die der Firmengründer 1846 erworben hatte. Bedingt
durch die starke Nachfrage für den Eisenbahnbau aus der
Schweiz und aus Bayern, wo der Schwenk Zement wegen
seiner hohen Qualität vorgeschrieben war, expandierte
das Unternehmen. So wurden 1854 und 1857 weitere
Produktionsstätten in Betrieb genommen und eigene Öfen
zur Zement-Produktion entwickelt. Nach dem Tod des
Firmengründers übernimmt 1869 seine Witwe Marie
Schwenk die Führung des Unternehmens. Im Jahr 1872
werden weitere Grundstücke für die Zement-Produktion
erworben und das Unternehmen baut seine Produktion
zielstrebig aus. Innerhalb von 3 Jahren wurde die
Versandmenge von 1.449 t auf 5.400 t erhöht. Der Sohn
des Firmengründers Carl Schwenk, der 1874 in das Unter-
nehmen eintrat, wird 1878 Teilhaber des Unternehmens
Schwenk. Unter seiner Regie wird 1875 das erste
Qualitätslabor eingerichtet. Der erste ,,Kunststein", der von
Firma Schwenk entwickelt wurde, wird 1876 der
Öffentlichkeit vorgestellt. Auch technologische Fortschritte
bei der Zement-Produktion gelangen der Firma Schwenk
als sie 1882 den neuen Bertina-Ofen in Blaubeuren in

Probleme und Chancen für ein deutsches Produktionsunternehmen beim
Eintritt in den polnischen Markt am Beispiel einer Baufirma
4
Betrieb nimmt. Das Unternehmen zeichnete sich vor allem
dadurch aus, dass es immer bestrebt war, die bei der
Produktion verwendete Technologie ständig weiter zu
entwickeln. So wurde 1893 ein Ringofen von Willhelm
Berina in Betrieb gesetzt, der die Wettbewerbsfähigkeit
des Unternehmens verbesserte. Auch die ständige
Qualitätsverbesserung der Produkte und die Moderni-
sierung der Produktionsstätten sowie eine starke Bindung
an den Kunden, der unter anderem durch eine starke
Expansion an unterschiedlichen Standorten durchgeführt
wurde, sicherte dem Schwenk-Konzern eine Führungs-
position in der deutschen Großindustrie und bewahrte den
Konzern auch in schwierigeren Zeiten vor einem Unter-
gang. Als im Jahr 1913 Dr. Carl Schwenk in das
Unternehmen eintrat, betrug die Zementproduktion 60.000
Tonnen. Nach dem ersten Weltkrieg und der darauf
folgenden Krise in der Weimarer Republik führten Vater
und Sohn das Unternehmen gemeinsam. 1923, nach dem
Zusammenbruch der Währung, wurde sogar Notgeld
ausgegeben.
Die Modernisierung der Produktionsstätten zeigt ihre
Wirkung und das Voranschreiten bei der Produktion von
Betonwaren bringt den Schwenk-Konzern 1937 auf seinen
Höhepunkt. Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt 1948 der
Wiederaufbau des Unternehmens. Als 1953 Dr. Eberhard
Schleicher, der Schwiegersohn von Dr. Carl Schwenk, in
das Unternehmen eintrat, befand sich das Unternehmen in
der vierten Generation. Als 1966 Dr. Eberhard Schleicher
persönlich haftender Gesellschafter des Unternehmens
Schwenk wird, führte er eine Umstrukturierung der
Unternehmensbereiche durch. 1972 wird die E. Schwenk
Baustoff KG gegründet und die Unternehmensbereiche
werden verselbständigt. Nach dem Tod von Dr. Carl

Probleme und Chancen für ein deutsches Produktionsunternehmen beim
Eintritt in den polnischen Markt am Beispiel einer Baufirma
5
Schwenk, steht ab 1978 Dr. Eberhard Schleicher alleine
an der Spitze des Schwenk-Konzerns. Unter seiner
Leitung wird 1980 der Baustoffring TBR
Transportbetonring gegründet, der unter dem Dach von E.
Schwenk Transportbeton zahlreiche Transportbeton­
Gesellschaften in Deutschland zusammenführt. Das
Unternehmen setzt seine Expansionspolitik fort. 1985
erfolgt der Einstieg in die Baustoff-Dämmtechnik. 1986
wird die Sparte Putztechnik auf den Weg gebracht. Im
selben Jahr findet die Übernahme der Woermann
Betonchemie, die auf dem Gebiet Beton- und Bautechnik
tätig ist, statt. Nach der Wiedervereinigung 1990 erwirbt
Schwenk die Zementwerke Bernburg, die nach einem
kompletten Neubau im Jahr 1994 als modernstes
Zementwerk Europas in Betrieb genommen werden.
Damit zeigt das Unternehmen Schwenk sein Engagement
in den neuen Bundesländern. Als 1997 das
Familienunternehmen Schwenk sein 150-jähriges
Jubiläum feiert, führt Dr. Eberhart Schleicher mit seinem
Sohn Eduard Schleicher, der seit Mitte der 80er Jahre im
Unternehmen tätig ist, das Unternehmen Schwenk, das
schon in der fünften Generation in der Baubranche tätig
ist, in das 21. Jahrhundert. Das Unternehmen hat seine
Standorte in ganz Deutschland verteilt; die
Hauptverwaltung befindet sich in Ulm an der Donau. Die
Expansionspolitik des Schwenk-Konzerns erstreckt sich
auch auf das Ausland mit Beteiligungen u.a. in der
Schweiz, den Niederlanden, Ungarn, Polen, der Tschechei
und Rumänien.
1
1
Siehe Anlage 1: Auszug aus dem Werbeprospekt der Firma Schwenk GmbH: S. 98

Probleme und Chancen für ein deutsches Produktionsunternehmen beim
Eintritt in den polnischen Markt am Beispiel einer Baufirma
6
2.2
Auftritt auf dem polnischen Markt
Um die Interessen des deutschen Schwenk-Konzerns auf
dem polnischen Markt zu repräsentieren, wurde im August
1998 die Beteiligungsgesellschaft E. Schwenk Transport-
beton Polska Sp. z o.o. mit Sitz in Kraków gegründet.
Ab diesem Zeitpunkt begann man in ganz Polen Beteili-
gungen zu gründen an der die Schwenk Transportbeton
Beteiligung GmbH in Ulm und Schwenk Transportbeton
Polska Sp. z o.o. in Kraków beteiligt sind. Diese beteiligten
Betriebe wurden zu einem Beteiligungsring zusammenge-
schlossen, der GBT-Gruppe (Grupa betonu towarowego w
Polsce)
Nach aussagen von Frau Hanna Ostrapowicz, vom
Verwaltungszentrum in Poznan, hatte die GBT-Gruppe im
Jahr 2002 einen Gesamtumsatz von 29.333.971 Zloty.
Die GBT-Gruppe ist in Polen ein Abbild des TBR (Trans-
portbetonring) in Deutschland.
Ziel der GBT-Gruppe ist, sicherzustellen, dass jedes be-
teiligte Unternehmen der GBT-Gruppe auf dem polnischen
Markt die Möglichkeiten besitzt, die höchsten Qualitätsan-
forderungen bei der Produktion von Transportbeton zu ge-
währleisten, um die Nachfrage auf dem polnischen Markt
befriedigen zu können.

Probleme und Chancen für ein deutsches Produktionsunternehmen beim
Eintritt in den polnischen Markt am Beispiel einer Baufirma
7
Um diese Anforderungen erfüllen zu können, wurden alle
beteiligten Unternehmen mit folgenden Einrichtungen
ausgestattet:
·
Computergesteuerte Prozesse bei der Produktion
von Transportbeton, die dafür sorgen, dass immer
die gleichbleibende Qualität des Produktes erhalten
bleibt und die genaue Nachvollziehbarkeit der
eingegangenen Rohstoffe bzw. Fertigprodukte
gewährleistet ist;
·
Heizungen, um die Produktion auch bei niedrigen
Temperaturen zu gewährleisten;
·
Recyclinganlagen zur Wiederverwertung von
Produktionsresten.
Mit diesen zusätzlichen Anlagen ausgerüstete Unter-
nehmen konnten schon am 08.09.1999 die Produktion in
Polen aufnehmen.
Hergestellt werden alle Arten von Beton mit allen be-
kannten Qualifizierungsnormen. Die Herstellung erfolgt
sowohl aufgrund von eigener Rezepturen mit der vollen
Dokumentation der Qualitätsüberprüfung als auch auf-
grund der Rezepturen, die von den Auftraggebern vorge-
geben werden.
Auf Wunsch des Kunden können alle speziellen Beton-
arten hergestellt werden, wie z. B. für den Spezialtiefbau,
den Tunnelbau, den Verkehrswegebau und die Umwelt-
technik, Hochfestbeton mit extremer Standfestigkeit;
Beton, der unter Wasser abbindet, Spritzbeton, Normal-,
Leicht- und Schwerbeton, Stahlfaser- und Porenleicht-

Probleme und Chancen für ein deutsches Produktionsunternehmen beim
Eintritt in den polnischen Markt am Beispiel einer Baufirma
8
beton, Fließestrich und Werkstoffmörtel sowie eine Palette
von weiteren Betonprodukten, die in der Baubranche Ver-
wendung finden.
Zusätzlich werden dem Kunden auch Betonpumpen und
Hilfswerkzeuge zur Verfügung gestellt, damit der Trans-
portbeton rasch seine optimale Wirkung erreichen kann.
Auch die technische Bedienung und eine Rundum-
Beratung sowie die genaue Qualitätskontrolle in eigens
dafür ausgewählten Laboratorien garantieren einen vollen
Service von der Projektplanung bis zu Beendigung des
Auftrags.
2
2.3
Beteiligungen des Schwenk-Konzerns in Polen
Seit 1998 hat die Firma Schwenk diverse Beteiligungen in
Polen. Diese Beteiligungen sind deshalb entstanden, weil
man im Jahre 1998 auf dem polnischen Markt nur mit
polnischen Partnern eine Firma gründen konnte. Auch
eine 100 % Beteiligung an dem polnischem Unternehmen
war für einen ausländischen Kapitalgeber rechtlich nicht
möglich.
Die Firma Schwenk Transportbeton GmbH in Ulm hat eine
99,9 % Beteiligung an Schwenk Transportbeton Polska,
die die Interessen der Firma Schwenk auf den polnischen
Markt vertritt. Alle weiteren beteiligten Unternehmen in
Polen haben die Firma Schwenk Transportbetonbau
Polska als Ansprechpartner, auch wenn sie 100 %ige
Beteiligungen der Schwenk GmbH Ulm sind.
Die Gründe für ein solches Modell von Beteiligungen sind
zum einen finanzieller Art. Man wickelt alle finanziellen
Transaktionen direkt von Deutschland mit den jeweiligen
2
GBT;
http://www.gbt.pl
; 06.05.2003 Uhr15:32

Probleme und Chancen für ein deutsches Produktionsunternehmen beim
Eintritt in den polnischen Markt am Beispiel einer Baufirma
9
beteiligten Unternehmen ab. Zum anderen lassen sich
Management Aktivitäten der einzelnen Beteiligungen
besser direkt von Polen aus steuern. Deshalb wurde die
Firma Schwenk Transportbeton Polska gegründet.
Die einzelnen Beteiligungen sind strategisch in ganz Polen
verteilt, so dass eine optimale Marktversorgung gewähr-
leistet ist.
3
Beteiligte Unternehmen, die
Transportbeton
herstellen,
sind:
4
Czesto-Bet Sp. z o.o. in Czestochowa, Insbet Sp. z
o.o. in Warschawa, Serwis Beton TBR Sp. z o.o. in
Pszcolki bei Gdansk, Mostobet Sp. z o.o. in
Swietochlowice, Wpri-Bet Sp. z o.o. in Wroclaw, Dombet
Sp. z o.o. in Katowice, Resbet Sp. z o.o. in Rzeszow,
Bydgo Bet Sp. z o.o. in Bydgoszcz, Drogrem GBT Sp. z
o.o. in Poznan, Galicja Beton Sp. z o.o. in Kraków.
Mitbeteiligte Unternehmen, die reine
Baufirmen
sind, sind
die Firma Budus S.A in Katowice, Resbud Sp.z o.o.in
Rzeszów und Drogrem Michalczak Sp. z o.o. in Poznan.
Mitbeteiligungen, die
Pflastersteine
herstellen, sind die
Firma MTM-Bruket Sp. z o.o. in Pszczólki, Mostostal
Zabrze Z.P. Budlocum Sp. z o.o. in Swietochlowice,
Unipol Sp.z o.o. in Bydgoszcz. Solche mitbeteiligte Unter-
nehmen sind oft gleichzeitig Großkunden, die mit Ver-
ünstigungen rechnen können, wie z. B. längeren
Zahlungsziele für Rechnungen, Mitentscheidung bei
Managementfragen sowie einer Beteiligung am Gewinn.
Die Schwenk GmbH Ulm hat auch diverse Beteiligungen
an Unternehmen, die Dienstleistungsarbeiten durchführen.
Zum einen sind das Firmen, die
Betonpumpen
zu Ver-
fügung stellen, wie die Firma Pumpy do Betonu Sp. z o.o.
in Kraków und Katowice, die eine Mitbeteiligung an
3
Siehe Anlage 2: Standorte der GBT-Gruppe in Polen: S. 99
4
Siehe Anlage 3: Beteiligungen der GBT-Gruppe in Polen: S. 100

Probleme und Chancen für ein deutsches Produktionsunternehmen beim
Eintritt in den polnischen Markt am Beispiel einer Baufirma
10
Betonpumpa Sp. z o.o. in Warschau hat. Zum anderen
sind es Laboratorien, wie die Firma BARG Laboratorium
Budowlane Sp. z o.o. in Katowice und CTB pszy
Politechnice Rzeszowskiej Sp. z o.o. Rzeszów, die für die
Erforschung von neuen Rezepturen und für die Qualitäts-
sicherung verantwortlich sind. Zu der GBT-Gruppe gehört
auch eine Beteiligung an der Firma KCZIDF Sp. z o.o. in
Poznan (Krajowe Centrum Zarzadzania i Doradztwa
Finansowego Sp. z o.o.), die für die Verwaltung aller zur
GBT gehörenden Beteiligungen zuständig ist.
2.4
Profitcenter in der GBT-Gruppe
Alle beteiligten Unternehmen werden als Profitcenter
geführt. D. h. jedes beteiligte Unternehmen arbeitet
selbständig und muss in der Lage sein, sich selbst zu
finanzieren. Dies soll die Effektivität erhöhen und das
jeweilige Management soll motiviert werden, den größt-
möglichen Gewinn aus seinem Unternehmen zu schöpfen.
3.
Organisatorische Maßnahmen in der
GBT Gruppe
3.1
Zentrale Verwaltung für alle Beteiligungen
Die GBT-Gruppe (Grupa betonu Towarowego) wird in
Polen zentral vom Verwaltungszentrum KCZIDF (Krajowe
Zentrum Zarzadzania i Doradztwa Finansowego Sp. z
o.o.) in Poznan verwaltet. Dieses Zentrum bedient alle
derzeitigen und ehemaligen Beteiligungen des Schwenk-
Konzerns bei denen der Schwenk-Konzern über 50 %
Beteiligung besitzt. Bei einer Beteiligung von unter 50 %
muss die Erlaubnis der anderen Beteiligten eingeholt

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Eintritt in den polnischen Markt am Beispiel einer Baufirma
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werden. Das Verwaltungszentrum in Poznan bedient die
Beteiligungen des Schwenk-Konzerns hinsichtlich Buch-
haltung, Personalabrechnung und Steuerabrechnung. Als
Zusatzleistung bietet das Verwaltungszentrum auch die
Konsultation mit einem Rechtsanwalt zwecks rechtlicher
Beratung sowie die erste Selektion von Bewerbern für
Beteiligung. Frau Hanna Ostrapowicz, die im Vorstand des
Verwaltungszentrums in Poznan ist, sagte, dass die
KCZiDF praktisch ein Abbild des Verwaltungszentrum in
Landsberg (Deutschland) ist. Das Verwaltungszentrum in
Landsberg bedient in Deutschland Firmen der
Baubranche, speziell Kieselwerke, Transportbeton-
Produzenten und Transportbetonpumpen-Anbieter. Der
Schwenk-Konzern in Deutschland gehört ebenfalls zu
seinen Kunden und deshalb lag es nahe, dasselbe
System in Polen einzuführen.
Das Verwaltungszentrum in Poznan ist ein selbständig
arbeitendes Profitcenter mit einer 80 %igen Beteiligung
von Schwenktransportbeton Deutschland und einer 20
%igen Beteiligung von Schwenk Transportbeton Polska.
Es stellt seine Leistungen den einzelnen Beteiligungen der
GBT-Gruppe in Rechnung. Vorteile eines solchen
zentralen Systems sind z. B. , dass alle Informationen der
GBT-Gruppe in einem Haus bearbeitet werden. Das hat
wiederum den Vorteil, dass alle Daten nicht nach außen
gelangen müssen und dass die Daten alle zentral
aufbewahrt werden, was einen raschen Überblick über die
Geschäftstätigkeiten in den einzelnen Beteiligungen
zulässt. Weitere Gründe für die Schaffung einer zentralen
Verwaltung waren unter anderem die spezifischen
Bedürfnisse des Schwenk-Konzerns. Alle zu
bearbeitenden Daten aus Poznan werden zu einem
vereinbarten Termin in die Schwenk-Hauptzentrale nach

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Ulm übermittelt. Um die Informationen über die
Geschäftsabläufe der GBT-Gruppe aus Polen in der
Hauptzentrale in Ulm bearbeiten und bewerten zu können,
musste ein einheitliches Informationssystem geschaffen
werden. Dies ist der deutsche Kontenrahmenplan mit dem
im Verwaltungszentrum in Poznan und in Landsberg die
Buchhaltung geführt wird. Diese Methode führt jedoch
auch dazu, dass das Verwaltungszentrum in Poznan die
doppelte Arbeit hat, weil es die Buchhaltung nach dem
deutschen und nach dem polnischem System zu führen
hat. Auch die Aufteilung der einzelnen Kosten nach
Kostenarten, wie es der Schwenk-Konzern verlangt, war in
Polen nicht üblich und ist somit auch eine neue
Herausforderung für das Verwaltungszentrum. Auch
werden die offenen Posten der einzelnen Beteiligungen
einer permanenten Kontrolle unterzogen und die
Beteiligungen regelmäßig über den aktuellen Kontostand
informiert. Bei Überschreitung der Summe der offenen
Posten von über 200.000 Zloty werden die Beteiligungen
sofort informiert. Falls eine Beteiligung in einem Monat
ungewöhnlich hohe Kosten aufweist, wird sie sofort vom
Verwaltungszentrum darauf hingewiesen, damit sie
schnell reagieren kann.
Die Daten der verschiedenen Beteiligungen werden über
eine spezielle Software nach Poznan übermittelt. Diese
Software stellt die Verwaltungszentrale in Poznan den
einzelnen Beteiligungen zur Verfügung, was eine rasche
und standardisierte Datenübermittlung zufolge hat.
Danach werden die Daten einer Firma komplett von einer
einzigen Buchhalterin bearbeitet. D. h. es wird laufend
Buchhaltung geführt und periodisch eine Gewinn- und
Verlust-Rechnung und Bilanz erstellt. Dies ist besonders
bei Rückfragen von Vorteil, weil nur eine Person als

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Ansprechpartner dient. Zum Schluss wird ein Bericht an
die leitende Buchhalterin geleitet, die dann die endgültige
Überprüfung vornimmt. Einmal im Jahr prüft ein
Wirtschaftsprüfer komplett eine Beteiligung nach den
deutschen und polnischen Vorschriften. Die Auswahl
welche Unternehmen geprüft wird, wird vom Schwenk-
Konzern bestimmt. Zum Beispiel wurden im Jahr 2003 alle
100 %igen Beteiligung des Schwenk-Konzerns einer
Prüfung unterzogen.
3.1.1 Vorteile eines zentralen Verwaltungszentrums
in Polen
Durch ihre Erfahrung mit der deutschen Buchhaltung und
der Möglichkeit auch zusätzliche Leistungen anzubieten,
wie die Information über offene Posten eines Kunden,
versucht das Verwaltungszentrum in Poznan auch Kunden
anderer Branchen zu gewinnen. - speziell Kunden die Ihre
Buchführung nach deutschen Vorschriften bearbeitet
haben möchten. Dies gestaltet sich jedoch schwierig, weil
Firmen ihre Daten nicht gerne in fremde Hände abgeben -
besonders für Firmen, die in Konkurrenz zu dem
Schwenk-Konzern stehen. Für deutsche Firmen, die in
Polen ansässig sind, ist eine solche externe zentrale
Verwaltung oft vorteilhafter und billiger, weil diese die
Erfahrungen und Möglichkeiten besitzt, die deutsche und
polnische Buchhaltung zu realisieren, während die
herkömmlichen Verwaltungsbüros auf dem polnischen
Markt diese Möglichkeit nicht haben.

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14
3.2
Führungskonzept zur längerfristigen
Steigerung des Wertes in der GBT-Gruppe
3.2.1 Führungskonzept der GBT-Gruppe
Der Konzern Schwenk Transportbeton hat ein
Unternehmens- und Führungskonzept entwickelt (Future
Value), mit dem das Unternehmen eine langfristige
Steigerung des Wertes der GBT-Gruppe durch die
Erzeugung eines kontinuierlichen positiven Cashflow
erklären möchte. Der Cashflow ist der Umsatz abzüglich
der gesamten Kosten (Materialkosten, Fixkosten und
variable Kosten) plus Abschreibungen in der laufenden
Periode. Ein Cashflow ist die angemessene Verzinsung
des eingesetzten Kapitals. In der GBT-Gruppe sollte jede
Beteiligung einen Cashflow von 15 Prozent erwirtschaften.
Tabelle 1: Cashflow für die GBT-Gruppe
Der Cashflow errechnet sich folgender maßen:
Zins für risikolose Geldanlage 6,5 %
+
Risikozuschlag 2,3 %
+
Währungsrisiko 3%
11,8 % für die GBT
Angemessener Cashflow 15 %

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15
Dieser Cashflow sollte anhand klar definierter
Ziele
erreicht werden und daraus sollten die notwendigen
Handlungen
abgeleitet werden.
5
3.2.2 Strategische Ziele der GBT-Gruppe
Die strategischen Ziele der GBT-Gruppe sind:
·
Beste Marktkenntnisse von Kunden, Wettbewerbern
und Lieferanten
·
Hohe Produktqualität
·
Hohe Dienstleistungsqualität (Beratung,
Lieferzuverlässigkeit, Nebenleistungen,
Kundenwünsche, Rechnungslegung,
Reklamationsbearbeitung)
gemessen am Anspruch des Kostenführers
·
Marktanteil in Polen mittelfristig 5 Prozent
·
Erwirtschaftung des definierten Cashflow
Im Hinblick auf diese Ziele sollten folgende Handlungen
durchgeführt werden:
Beste
Marktkenntnis
se sollten durch den ständigen
Kontakt mit
Kunden, Wettbewerbern und Lieferanten
sichergestellt werden.
Es sollte eine Kundendatei geführt werden; Kunden-
kontakte sollten ständig gepflegt werden und eine
Objektliste sollte sicherstellen, dass bei Rückfragen alle
verfügbaren Daten eines bearbeiteten Objektes schnell
abgerufen werden können.
5
Kennziffern (Benchmarks) in der Gruppe GBT

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16
Wichtige Informationen über die
Wettbewerber
sind:
1. Wo befinden sich unsere Konkurrenten auf unserem
Markt
2. welche technische Ausstattung und personelles
Know-how haben sie
3. wie sind ihre Preise
4. welchen Kundenstamm hat unsere Konkurrenz
5.
wer sind ihre Lieferanten.
Bei den
Lieferanten
ist es wichtig zu erfahren, wer kann
uns qualitativ die besten Produkte für Zement, Sand / Kies
und Ersatzteile liefern und wie sind die Preise.
3.2.3 Wie erreicht man hohe Produktqualität
Eine hohe Produktqualität erreicht man durch:
·
hohe Qualität der Rohstoffe
·
technisch einwandfreie Mischanlagen
·
kontinuerliche Qualitätsüberwachung durch eigene
Labors
·
die ständige Verbesserung der Produkte, um den
Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden
·
einen hohen Ausbildungsgrad der Mitarbeiter
3.2.4 Wie erreicht man hohe Dienstleistungsqualität
Eine Dienstleitungsqualität erreicht man durch:
·
Höflichkeit
·
Gute Beratung

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·
Beachtung von Kundenwünschen
·
Lieferzuverlässigkeit
·
Nebenleistungen
·
Saubere Rechnungslegung
·
Schnelle und faire Reklamationsbearbeitung
3.2.5 Ein wichtiges Ziel ist die Kostenführerschaft
Gemessen an den Leistungsansprüchen der GBT-Gruppe
muss die günstigste Kostenstruktur erreicht werden.
Wenn die oben genannten Ziele umgesetzt werden, sollte
die GBT-Gruppe 5 Prozent Marktanteil erreichen und den
gewünschten Cashflow von 15 Prozent erwirtschaften.
3.3
Verband der Transportbeton-Produzenten
Die Firma Schwenk ist im Verband der Transportbeton-
Produzenten in Polen (Stowarzyszenie Producentow
Betonu Towarowego w Polsce), der seinen Sitz ebenfalls
in Kraków hat.
Nach Meinung des Verbandsvorsitzenden, Dr. Zdzislaw
Kohutek, sind die Ziele des Verbandes, den Verbands-
mitgliedern neue Gesetze und Auflagen, speziell die von
der EU geforderten, näher zu bringen. Z. B. verlangt die
EU, dass der in Polen hergestellte Beton die EU-Norm EN
2061 besitzt. Der Verband hat nun die Aufgabe, diese
Vorschrift ins polnische zu übersetzen und die Mitarbeiter
der Qualitätslaboratorien, die Rezepturen zu Betonher-
stellung entwickeln, hinsichtlich dieser neuen Norm zu
schulen. Da es bisher in Polen keine einheitliche Norm für
die Betonherstellung gab, tun sich besonders ältere

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18
Produzenten und kleinere Betriebe mit diesen neuen
Vorschriften schwer.
Die Betonhersteller versuchen durch den Verband auch
Ihre Marketingstrategie zu verbessern, in dem sie sich
durch ein Gütezeichen, das nur den Verbandsmitgliedern
zusteht, von anderen Betonherstellern unterscheiden.
Dieses Gütezeichen soll, wie auch in Deutschland, dem
Kunden den Kauf von Qualitätsbeton erleichtern.
Durch die Mitgliedschaft in einem starken Verband
versuchen die Mitglieder auch auf die Politik und
Gesetzgebung Einfluss zu nehmen. So sollte z. B. erreicht
werden, dass in Polen das zulässige Gesamtgewicht für
die Betonmischer nicht niedriger ist als in Deutschland,
weil viele Betonproduzenten ihre Betonmischer in
Deutschland kaufen.
Da ein Verband für Betonproduzenten etwas Neues in
Polen ist, liegt es nahe, dass viel Arbeit nötig ist, um die
Betonhersteller von der Wichtigkeit einer Mitgliedschaft zu
überzeugen.
4.
Humankapital ist ein Schlüsselfaktor in
der polnischen Wirtschaft
4.1
Prämiengehaltssystem in der GBT-Gruppe
6
Die GBT-Gruppe hat ein Prämiengehaltssystem ent-
wickelt. Das Gehalt besteht aus einem festen Anteil von
maximal 80 % und einer Prämie von mindestens 20 %.
6
Gehaltsystem der GBT Gruppe

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19
Ein Grund für das Prämiensystem war einen leistungs-
gerechterer Lohn zu schaffen. Man wollte damit die
Motivation der Mitarbeiter - besonders der Vertriebsmit-
arbeiter - stärken und auch alle Mitarbeiter dazu bewegen,
sparsam mit den Unternehmensressourcen umzugehen,
um die Kosten zu senken. Alle Mitarbeiter, auch die, die
nicht direkt am Verkauf der Produkte tätig sind, sollen von
höheren Umsatzzahlen profitieren und bei einer Umsatz-
flaute mit Gehaltkürzungen zu rechnen haben.
Die 20 %ige Prämie setzt sich folgendermaßen zusam-
men:
·
25 %, wenn die Fixkosten im Unternehmen im Ge-
schäftsjahr weniger als 10 % bzw. je nach
Unternehmen wenige als 15 % vom Nettoumsatz
betragen;
·
25 %, wenn die Außenstände, die älter als 360 Tage
sind, im Geschäftsjahr weniger als 5 % vom Brutto-
umsatz betragen;
·
25 %, wenn pro Mitarbeiter im Unternehmen (ohne
Mischer- und Pumpenfahrer) mindestens 5.000 m³
Beton pro Geschäftsjahr produziert werden;
·
25 % werden individuell festgelegt.
4.1.2 Vorteile eines Prämiengehaltssystems
Ein Prämiengehaltssystem ist nur in einem Unternehmen
gerechtfertigt, in dem es eine flache Hierarchie gibt und in
dem jeder einzelne Mitarbeiter eine gewisse Mitbe-
stimmung hat, um falls nötig auch auf die Missstände im
Unternehmen aufmerksam zumachen.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832484392
ISBN (Paperback)
9783838684390
DOI
10.3239/9783832484392
Dateigröße
6.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen; Standort Nürtingen – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2004 (November)
Note
1,7
Schlagworte
osteuropa polnischer markt eu-erweiterung europäische union investoren
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