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Auswirkungen von Gehaltsobergrenzen unter besonderer Berücksichtigung von professionellen Sportligen

©2003 Diplomarbeit 124 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Bereits im Jahre 1956 unterzog Simon Rottenberg den Arbeitsmarkt professioneller Sportler einer ökonomischen Analyse und lieferte mit dem „Gleichgültigkeitsprinzip“ die Basis für die nachfolgende Literatur zu diesem Thema in der amerikanischen Sportökonomie. Am Beispiel des professionellen Baseballs diskutierte Rottenberg zudem als erster Ökonom explizit die Organisationsstrukturen und Vertragsverhältnisse, die dem Profisport zu Grunde liegen. Darunter fällt auch seine Beschreibung der Allokation von Spielertalent auf die Ligamitglieder, gekoppelt an die Idee des ausgeglichenen Wettbewerbs, mit dessen Hilfe eine Gewinnmaximierung innerhalb der monopsonistisch agierenden Liga erzielt werden kann. – Obwohl Rottenberg schon damals über restriktiv wirkende Ansätze wie etwa eine ligaweite Umsatzverteilung oder Minimalgehälter berichtete, so bedurfte es doch erst der kommerziellen Weiterentwicklung der amerikanischen Profiligen, um den Aspekt von Gehaltsobergrenzen in das wissenschaftliche Blickfeld zu rücken.
Die europäische Auseinandersetzung mit dem Arbeitsmarkt der Profisportler konzentrierte sich vor dem sog. „Bosman-Urteil“ des Europäischen Gerichtshofes vom 15.12.1995 auf die Fragestellung, inwieweit rapide ansteigende Gehälter professioneller Fußballer überhaupt zu rechtfertigen seien. Dabei verschärfte sich in den zurückliegenden zehn Jahren die Debatte um die Gehaltsentwicklung von Fußballprofis, kam es doch zu erheblichen Zuwachsraten in den größten europäischen Ligen. Viele europäische Vereine sehen sich seither gezwungen, den stetig steigenden Gehaltsforderungen ihrer Leistungsträger nachzugeben, zumal dieser Weg häufig als einzige Möglichkeit gesehen wird, das Ziel des Erreichens eines internationalen Wettbewerbs zu verwirklichen. Die Problemstellung, einen Großteil des Gesamtetats in jährlich mit häufig zweistelligen Zuwachsraten steigende Spielergehälter investieren zu müssen, dabei jedoch die Qualifikation für den aus finanzieller Sicht essentiellen Europapokal vorauszusetzen, hat sich für einige Vereine als unüberwindliche Hürde dargestellt. So häufen sich ausgerechnet in den umsatzstärksten professionellen Fußball-Ligen Europas vermehrt die Meldungen von Vereinen, deren Ligaverbände ihnen verschiedenartige Auflagen oder wirtschaftlich begründete Zwangsabstiege in das Amateurlager auferlegt haben.
Als unmittelbare Folge dieser Fehlentwicklungen der letzten Jahre ist in der sportökonomischen Literatur […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8421
Winter, Christoffer: Auswirkungen von Gehaltsobergrenzen
unter besonderer Berücksichtigung von professionellen Sportligen
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Universität Hamburg, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ... 1
2 Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen ... 4
2.1 Grundlagen ... 4
2.2 Harte Gehaltsobergrenzen ­ Hard Salary Caps... 5
2.2.1 National Football League (NFL)... 6
2.2.2 Major League Soccer (MLS) ... 10
2.2.3 Department of Health and Human Services (HHS) ... 10
2.2.4 Rookie Salary Caps (NHL, NFL, NBA) ... 12
2.3 Weiche Gehaltsobergrenzen ­ Soft Salary Caps... 14
2.3.1 National Basketball Association (NBA) ... 15
2.3.2 NBA Rookie Scale ... 21
3 Gehaltsobergrenzen im Allokationsprozess... 23
3.1 Ausgewogener Wettbewerb als Zielsetzung von Gehaltsobergrenzen ... 23
3.2 Weitere Maßnahmen zur Erhaltung eines ausgewogenen Wettbewerbs ... 30
3.2.1 Konzept der Free Agency... 30
3.2.2 Konzept des Revenue Sharing... 32
3.2.3 Konzept des College Draft... 37
3.3 Two Club Model ... 40
3.4 Bedingungen optimaler Allokation der Ressourcen ... 48
3.4.1 Gewerkschaftliche Organisation ... 48
3.4.2 Kartellrechtliche Voraussetzungen ... 52
4 Distributive Auswirkungen von Gehaltsobergrenzen ... 56
4.1 Gehaltsdeterminanten... 56
4.2 Empirische Evidenz zur Gehaltsdistribution in NBA und NFL... 62
5 Implementierung eines Gehaltsobergrenzenmodells in Europa?... 68
5.1 Theoriegestützte Gestaltungsvoraussetzungen... 68
5.1.1 Ausgewogener Wettbewerb in europäischen Profiligen ... 70
5.1.2 Organisation ... 72
5.1.3 Vermarktungsformen und Umsatzumverteilung... 77
5.1.4 Kartellrecht... 79
5.2 Alternative Lösungsvorschläge und Umgehungsmöglichkeiten... 83
5.2.1 Handgelder ­ Signing Bonuses... 83
5.2.2 Luxussteuer ­ Luxury Tax... 84
5.2.3 Einheitliche Lizenzierungsverfahren ... 86
5.3 Gehaltsobergrenzen in der biomedizinischen Forschung ... 88
5.4 Kritische Würdigung... 90
6 Schlussbetrachtung... 92
Anhang ... 95
Quellenverzeichnis... 107
Eidesstattliche Erklärung ... 116

Abkürzungsverzeichnis
II
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
ABC
American Broadcasting Company
AFC American
Football
Conference
AFL American
Football
League
AG Aktiengesellschaft
AHRQ
Agency for Healthcare Research and Quality
AL American
League
Art. Artikel
BCS
Bowl Championship Series
BGH Bundesgerichtshof
BKartA Bundeskartellamt
BRI Basketball
Related
Income
CBA
Collective Bargaining Agreement
CBR Core
Basketball
Revenues
CBS Columbia
Broadcasting
System
DFB Deutscher
Fußball-Bund
DFL Deutsche
Fußball-Liga
DGR
Defined Gross Revenues
DoD Department
of
Defense
ESPN
Entertainment and Sports Programming Network
EuGH Europäischer
Gerichtshof
FA Football
Association
FFF
Fédération Française de Football
FIFPro
Fédération Internationale des Footballeurs Professionnels
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GWB
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
HHS
Department of Health and Human Services
KG Kammergericht
KGaA Kommanditgesellschaft
auf
Aktien
LTBE
Likely To Be Earned
Mio. Million(en)
MLB Major
League
Baseball

Abkürzungsverzeichnis
III
MLBPA
Major League Baseball Players Association
MLS Major
League
Soccer
MLSPU
Major League Soccer Players Union
MUTV Manchester
United
Television
n/v nicht
verfügbar
NBA
National Basketball Association
NBBP
National Brotherhood of Baseball Players
NBPA National
Basketball Players Association
NBC National
Broadcasting
Company
NCAA
National Collegiate Athletic Association
NFL National
Football
League
NFLPA
National Football League Players Association
NHL
National Hockey League
NHLPA
National Hockey League Players' Association
NIH
National Institutes of Health
NL National
League
Rdn. Randnummer
SAMSHA
Substance Abuse and Mental Health Services Administration
Slg. Sammlung
SNE
Sportschannel New England Limited Partnership
SQ Sieg-Quote
Tab. Tabelle
UEFA
Union des Associations Européennes de Football
UNFP
Union Nationale des Footballeurs Professionnels
U.S.C.
United States Code
VdV
Vereinigung der Vertragsfußballspieler e.V.

Abbildungsverzeichnis
IV
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1:
Umsatz- und Gehaltsentwicklung der NFL, 1991-2001 ... 6
Abb. 2:
Ideale und tatsächliche Standardabweichungen der Sieg-Quoten ... 26
Abb. 3:
Erlösfunktion des Two Club Model... 41
Abb. 4:
Grenzerlösfunktionen des Two Club Model ... 41
Abb. 5:
Marktgleichgewicht im Two Club Model... 42
Abb. 6:
Gehaltsobergrenze im Two Club Model ... 43
Abb. 7:
Gehaltsobergrenze im erweiterten Two Club Model ... 46
Abb. 8:
Gehaltsobergrenzen und Eigentümer-Gewinn ... 47
Abb. 9:
Beziehungen zwischen Tarifpartnern im amerikanischen Profisport ... 49
Abb. 10: Verteilung der Gehälter, MLB Saison 2003 ... 60
Abb. 11: Lorenz-Kurve der Gehälter, NBA Saison 1969/1970 ... 65
Abb. 12: Lorenz-Kurve der Gehälter, NBA Saison 1993/1994 ... 65
Abb. 13: Lorenz-Kurve der Gehälter, NFL Saison 1985/1986... 67
Abb. 14: Lorenz-Kurve der Gehälter, NFL Saison 2002/2003... 68

Tabellenverzeichnis
V
Tabellenverzeichnis
Tab. 1:
Personalkosten der 1. deutschen Fußball-Bundesliga, 1992-2001... 2
Tab. 2:
Durchschnittliche Gehaltsentwicklung amerikanischer
Profiligen,
1990-2002. ... 3
Tab. 3:
NFL CBA Percentages, 1998-2008 ... 8
Tab. 4:
Rookie Salary Caps, 1993-2004... 13
Tab. 5:
Standardabweichungen der Sieg-Quoten, 2002/2003 ... 25
Tab. 6:
Langfristige Standardabweichungen vor/nach Einführung von
Gehaltsobergrenzen... 27
Tab. 7:
Übersicht Meisterschaften und Finalisten, Neun-Jahres-Segmente... 28
Tab. 8:
Umsätze MLB-Teams, 2002/2003 ... 34
Tab. 9:
Revenue Sharing aus nationalen Fernsehverträgen, 1993-2003 ... 36
Tab. 10:
Top 10 Gehälter der Superstars amerikanischer Profiligen, 2001/2002 ... 58
Tab. 11:
Gini-Koeffizienten der NBA, 1969-1994 ... 64
Tab. 12:
Gini-Koeffizienten der NFL, 1983-2003 ... 66
Tab. 13:
Europäische Meisterschaften und Pokalwettbewerbe, ab 1945 ... 70
Tab. 14:
Prozentuale Verteilung der drei häufigsten Meister europäischer
Fußball-Ligen... 71
Tab. 15:
Handgeldzahlungen NFL, 1991-2002... 84
Tab. 16:
MLB-Luxussteuer, 1997-2006... 86

Einleitung
1
1 Einleitung
Bereits im Jahre 1956 unterzog Simon Rottenberg den Arbeitsmarkt professioneller
Sportler einer ökonomischen Analyse und lieferte mit dem ,,Gleichgültigkeitsprinzip"
die Basis für die nachfolgende Literatur zu diesem Thema in der amerikanischen
Sportökonomie.
1
Am Beispiel des professionellen Baseballs diskutierte Rottenberg
zudem als erster Ökonom explizit die Organisationsstrukturen und Vertragsverhältnisse,
die dem Profisport zu Grunde liegen. Darunter fällt auch seine Beschreibung der
Allokation von Spielertalent auf die Ligamitglieder, gekoppelt an die Idee des
ausgeglichenen Wettbewerbs, mit dessen Hilfe eine Gewinnmaximierung innerhalb der
monopsonistisch agierenden Liga erzielt werden kann. ­ Obwohl Rottenberg schon
damals über restriktiv wirkende Ansätze wie etwa eine ligaweite Umsatzverteilung oder
Minimalgehälter berichtete,
2
so bedurfte es doch erst der kommerziellen Weiterent-
wicklung der amerikanischen Profiligen, um den Aspekt von Gehaltsobergrenzen in das
wissenschaftliche Blickfeld zu rücken.
Die europäische Auseinandersetzung mit dem Arbeitsmarkt der Profisportler
konzentrierte sich vor dem sog. ,,Bosman-Urteil" des Europäischen Gerichtshofes vom
15.12.1995
3
auf die Fragestellung, inwieweit rapide ansteigende Gehälter
professioneller Fußballer überhaupt zu rechtfertigen seien. Dabei verschärfte sich in den
zurückliegenden zehn Jahren die Debatte um die Gehaltsentwicklung von Fußballprofis,
kam es doch zu erheblichen Zuwachsraten in den größten europäischen Ligen
4
(vgl.
Tab. 1). Viele europäische Vereine sehen sich seither gezwungen, den stetig steigenden
Gehaltsforderungen ihrer Leistungsträger nachzugeben, zumal dieser Weg häufig als
einzige Möglichkeit gesehen wird, das Ziel des Erreichens eines internationalen
1
Vgl. R
OTTENBERG
(1956), S. 242 ff.: Das invariance principle besagt, dass es für den Wettbewerbsgrad
einer Liga gleichgültig ist, ob Spieler freie Wechselmöglichkeiten haben, oder durch Transferrestriktionen
an einen bestimmten Arbeitgeber gebunden sind. ­ Das allgemeine Theorem wurde jedoch von Ronald
Coase aufgestellt und ist daher auch als Coase theorem bekannt; es besagt, dass Ressourcen stets dem
effizientesten Einsatz zufließen, unabhängig von der Ausgangslage.
2
Vgl. ebd., S. 250.
3
Vgl. EuGH, Urteil v. 15.12.1995, Rs. C-415/93. Das Urteil qualifiziert Ablösezahlungen und den
reglementierten Einsatz von Ausländern im europäischen Profisport als Verstoß gegen die Freizügigkeit
nach Art. 48 des EG-Vertrages.
4
Vgl. W
GZ
-B
ANK
/D
ELOITTE
& T
OUCHE
(2001), S. 83-84: In der Saison 1998/1999 erreichten die
Gehälter in der englischen Premier League einen Anteil am Gesamtumsatz von 59,3 %, in der
italienischen Serie A sogar 72 %. In der deutschen Fußball-Bundesliga war der Anteil mit 44,3 % im
direkten Vergleich zwar geringer, doch die durchschnittliche Gehaltssumme pro Verein stieg von unter 10
Mio. in der Saison 1995/1996 auf über 18 Mio. in der Saison 1999/2000 an und verdeutlicht den
überproportionalen Gehaltssprung im Verhältnis zur Umsatzsteigerung in der Folge des Bosman-Urteils.

Einleitung
2
Wettbewerbs zu verwirklichen. Die Problemstellung, einen Großteil des Gesamtetats in
jährlich mit häufig zweistelligen Zuwachsraten steigende Spielergehälter investieren zu
müssen, dabei jedoch die Qualifikation für den aus finanzieller Sicht essentiellen
Europapokal vorauszusetzen, hat sich für einige Vereine als unüberwindliche Hürde
dargestellt. So häufen sich ausgerechnet in den umsatzstärksten professionellen Fußball-
Ligen Europas vermehrt die Meldungen von Vereinen, deren Ligaverbände ihnen
verschiedenartige Auflagen oder wirtschaftlich begründete Zwangsabstiege in das
Amateurlager auferlegt haben.
5
Tabelle 1: Personalkosten
1
der 1. deutschen Fußball-Bundesliga, 1992-2001.
Saison
Gehaltsausgaben je
Verein in Mio.
Steigerung in %
1992-93 ...
5,37
-
1993-94 ...
6,08
+ 21,79
1994-95 ...
7,67
+ 24,25
1995-96 ...
9,66
+ 26,38
1996-97 ...
11,40
+ 7,00
1997-98 ...
14,47
+ 13,33
1998-99 ...
16,41
+ 13,42
1999-00 ...
20,35
+ 23,98
2000-01 ...
24,29
+ 19,34
Quellen: SWIETER (2002), WGZ-BANK (2001).
1
Bruttovergütungen für Spieler, Trainer und Manager.
Als unmittelbare Folge dieser Fehlentwicklungen der letzten Jahre ist in der
sportökonomischen Literatur vermehrt der Ruf nach einem System laut geworden, das
sich spezifischer institutioneller Arrangements der US-amerikanischen Profiligen
bemächtigt, speziell nach der Einführung von Gehaltsobergrenzen und einer dezidierten
Umverteilung der Gesamterlöse auf alle Ligamitglieder.
6
Derartige Forderungen werden
ungeachtet der ähnlich alarmierenden Gehaltsentwicklung in den amerikanischen
Profiligen gestellt (vgl. Tab. 2). Es wird dabei grundsätzlich die Vermutung nahe gelegt,
dass mit Hilfe der amerikanischen Variante eine höhere Rentabilität unter den Liga-
Mitgliedern zu erzielen sei. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit
Gehaltsobergrenzen und anderen Restriktionen des Spielermarktes wird, der anfangs
erwähnten Analyse Rottenbergs folgend, besonders in der jüngeren anglo-amerika-
nischen Literatur häufig das Ziel einer competitive balance ­ der Ausgeglichenheit des
5
Vgl. V
ALERJ
(2002): Italien - 23 Vereine bangen um die Lizenz; o.V. (2001): Lizenzentzug auch für FC
Toulouse; o.V. (2003a): DFL bestraft den 1. FC Kaiserslautern außerdem mit einer Geldbuße -
Punktabzug in der neuen Saison.
6
Vgl. H
EERMANN
(2003), S. 137; S
CHROEDER
(1996), S. 256; T
ROMMER
(1999), S. 221 f.

Einleitung
3
Ligawettbewerbs ­ vorangestellt,
7
weniger das finanzielle Wohl eines einzelnen Clubs
oder Franchise-Nehmers. Dieser Ansatz wird in dieser Arbeit in Frage gestellt, auch
wenn er im Lichte einiger weniger Mannschaften, die seit vielen Jahren oder gar
Jahrzehnten die wichtigsten Ligen Europas dominieren, sicherlich schnell Anhänger
finden würde.
Die Fragestellung, die jedoch implizit bestehen bleibt, ist die der grundsätzlichen
Übertragbarkeit eines amerikanischen Modells auf den europäischen Profisport. Sind
die Strukturen, die das Bosman-Urteil geschaffen hat, wirklich vergleichbar mit denen
in den Vereinigten Staaten, etwa einer free agency in der National Basketball
Association (NBA) oder der National Football League (NFL)? Inwiefern können
offenkundige Unterschiede des amerikanischen Systems, z.B. in der Eigentümer-
struktur, der Vermarktung oder dem college draft kompensiert werden, und können
Gehaltsobergrenzen trotzdem zu der erwünschten finanziellen Konsolidierung der
europäischen Vereine beitragen? Weitergehend stellt sich die Frage, wie der Einfluss
amerikanischer und europäischer Spielergewerkschaften einzuschätzen ist ­ gewähr-
leisten die zumeist deutlich jüngeren europäischen Spielergewerkschaften die Schaffung
ähnlicher Marktstrukturen und Arbeitsbedingungen für Profisportler? Anhand dieser
Fragestellungen wird in dieser Arbeit analysiert, ob vergleichbare Gehaltsober-
grenzensysteme in Europa funktionieren können.
Tabelle 2: Durchschnittliche Gehaltsentwicklung amerikanischer Profiligen, 1990-2002.
Saison NBA
1
Prozentuale
Veränderung
NFL
2
Prozentuale
Veränderung
NHL
3
Prozentuale
Veränderung
MLB
4
Prozentuale
Veränderung
1990-91
$1.034.000 - $363.500 - $271.000 - $212.308 -
1991-92
1.202.000
16,2
423.636
16,5
368.000
35,8
513.670
141,9
1992-93
1.348.000
12,1
489.968
15,7
467.000
26,9
531.067
3,4
1993-94
1.558.000
15,6
666.400
36,0
572.000
22,5
473.482
-10,8
1994-95
1.800.000
15,5
628.300
-5,7
733.000
28,1
520.387
9,9
1995-96
2.027.261
12,6
716.600
14,1
892.000
21,7
323.804
-37,8
1996-97
2.189.442 8,0 787.500 9,9 984.000
10,3
425.786
31,5
1997-98 2.600.000
18,8
736.700
-6,5
1.167.000
18,6
537.321
26,2
1998-99 3.000.000
15,4
992.700
34,7
1.297.649
11,2
664.181
23,6
1999-00 3.600.000
20,0
1.056.300
6,4
1.365.201
5,2
686.108
3,3
2000-01
4.200.000 16,7 1.116.100 5,7 1.434.484 5,1
962.250 40,2
2001-02 4.600.000
9,5
1.100.500
-1,4
1.642.590
14,5
1.102.583
14,6
Quellen:
1
1990-1994, NBA; 1995-1997, NBPA; 1998-2001, USA Today.
2
NFLPA.
3
NHLPA.
4
F
ORT
(o.J.).
7
Vgl. F
ORT
/Q
UIRK
(1992, 1995), L
EEDS
/V
ON
A
LLMEN
(2002), L
EIFER
(1995), S
HEEHAN
(1996).

Einleitung
4
Die starke Reglementierung der Einkommen von Spitzensportlern ­ vor allem die
Gehaltsrestriktion durch die Festlegung von Obergrenzen ­ ist eine auf dem sonstigen
Arbeitsmarkt bisher selten anzutreffende Besonderheit. Dementsprechend stellt die
Untersuchung von Gehaltsobergrenzen in anderen Bereichen des Arbeitsmarktes
außerhalb des Spitzensports ein noch junges Forschungsgebiet dar. Im Rahmen dieser
Arbeit soll daher auch anhand der Vergabe von Forschungsgeldern im amerikanischen
Gesundheitswesen aufgezeigt werden, welche (für europäische Verhältnisse) neuen
Ansätze denkbar sind und welche Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssten.
2 Gestaltungsmöglichkeiten
von
Gehaltsobergrenzen
2.1 Grundlagen
Salary caps stellen vor allem in nordamerikanischen Sportligen ein weit verbreitetes
Instrument dar, um Gehaltszahlungen zu reduzieren. Restriktionen können dabei sowohl
in Bezug auf individuelle Spielergehälter, als auch in Bezug auf die Gehaltssumme
eines gesamten Spielerkaders auferlegt werden.
8
Die Gehaltsrestriktion ist aber lediglich
auf eine einzelne Größe bezogen, im Bereich der Sportligen werden z.B. in der Regel
nur die Spieler, nicht jedoch der Betreuerstab oder der Verwaltungsapparat
miteinbezogen. Das erklärte Ziel der Team-Eigentümer bei der Einführung eines salary
caps ist vordergründig, die sportliche Ausgeglichenheit einer Liga zu garantieren und
somit den Gesamtgewinn der Liga zu maximieren.
9
Weitere Argumente der Team-
Eigentümer für Gehaltsobergrenzen sind, dass die herbeigeführte Planungssicherheit der
Eigentümer mehr Investitionen ermögliche, Teams in kleineren Märkten sichere und
dass nur auf diesem Wege gewinnmaximierend gewirtschaftet werden könne.
10
Harte
Auseinandersetzungen mit den Spielergewerkschaften verdeutlichen jedoch letztlich die
Absicht der Besitzer, eine vorteilhaftere Aufteilung der Monopolrente anzustreben, die
sich aus dem einzigartigen Angebot der Spieler und Teams auf nationalen und
internationalen Märkten ergibt. Jede Reduzierung der Spielergehaltssumme entspricht
dabei für die Besitzer einem Monopolrenten-Zugewinn.
8
Vgl. R
OSEN
/S
ANDERSON
(2000), S. 25.
9
S
CULLY
(2001), S. 14940: "Greater equality of playing strengths among the clubs is wealth
maximizing.".
10
Vgl. S
HEEHAN
(1996), S. 183, 186.

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
5
Es handelt sich bei Gehaltsobergrenzen US-amerikanischer Profiligen jedoch nicht um
Restriktionen einzelner Gehälter, sondern um einen von Teambesitzern und Spielern
gemeinsam festzulegenden Anteilswert (s) am Bruttogesamtumsatz (defined gross
revenues: DGR) aller Ligamitglieder (n). Die Berechnung einer Gehaltsobergrenze (C)
für professionelle Sportligen erfolgt mittels dieser Formel
11
:
C =
1
s DGR
n
Der ermittelte Wert ist demnach für alle Vereine in gleicher Höhe anzusetzen. Wichtig
bei der Umsetzung des salary cap durch die Teams ist jedoch, dass ebenfalls ein Wert
nahe der festgelegten Obergrenze als Minimalwert eingesetzt wird,
12
um Teams
insbesondere aus kleineren Märkten davon abzuhalten, sich am Wohlstandstransfer zu
bereichern, ohne in sportliches Talent zu investieren. Dieser free rider-Effekt
13
könnte
ansonsten bei Gewinnmaximierung eines im strukturschwachen Umfeld agierenden
Team-Eigners eine adverse Selektion zur Folge haben; solche Teams würden deutlich
von der sportlichen Ligaspitze abfallen und somit die Gesamtqualität der Liga
gefährden.
Das vorgeschriebene Gehaltssystem sorgt zum einen dafür, dass jedes Team ähnliche
Ausgaben für Spielergehälter vorweisen muss, zum anderen jedoch in seinen
Möglichkeiten zur Ausweitung des vorhandenen Talentes ­ und somit der Spielstärke ­
beschränkt wird. Die Verpflichtung neuer Spieler ist nach Erreichen oder Überschreiten
des salary cap nur möglich, wenn durch Abgabe bisheriger Spieler Gehaltsfreiraum
(salary cap room) geschaffen wird.
2.2
Harte Gehaltsobergrenzen ­ Hard Salary Caps
Ein hard cap zeichnet sich durch seine starre Regelung aus, die in der Theorie keine
Ausnahmen zum Überschreiten der festgelegten Gehaltsobergrenze zulassen. Es
existieren keine schriftlich fixierten Ausnahmeregelungen oder Umgehungsmöglich-
11
Vgl. F
ORT
(2003), S. 165.
12
Der NBA-Tarifvertrag von 1999 (NBA/NBPA Collective Bargaining Agreement) legt den
Minimalbetrag für die Gehaltssumme auf 75% der Gehaltsobergrenze fest. Die Gehaltsobergrenze in der
NBA-Saison 2002/2003 betrug 40,271 Mio. US-$, der festgelegte Minimalbetrag lag demnach bei 30,2
Mio. US-$.
13
Vgl. R
OSEN
/S
ANDERSON
(2000), S. 5.

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
6
keiten. Die Schwierigkeit von Sportligen, die eine ,,harte" Gehaltsobergrenze eingeführt
haben, ist jedoch die Überwachung der Einhaltung der festgelegten Regelung.
14
Nachfolgend werden Beispiele für hard caps aus nordamerikanischen Sportligen sowie
der Vergabe von Forschungsgeldern im US-amerikanischen Gesundheitswesen
herangezogen.
2.2.1 National Football League (NFL)
Die Team-Besitzer der NFL und die Spielergewerkschaft (National Football League
Players Association ­ NFLPA) einigten sich erstmals im Tarifvertrag (collective
bargaining agreement ­ CBA) von 1993 auf ein salary cap, welches mit Beginn der
Saison 1993/1994 eingeführt wurde. Zur Erweiterung des Original-CBA wurden in den
Folgejahren insgesamt vier Verlängerungen (extensions) ausgearbeitet, wobei die letzte
Verlängerung im Januar 2002 ratifiziert wurde und den Tarifvertrag bis einschließlich
der Saison 2006/2007 verlängerte. Diese erstmals eingeführte Gehaltsobergrenze war
aus Sicht der Besitzer trotz Rekordumsätzen eine notwendige Maßnahme, um den stark
ansteigenden Spielergehältern entgegenzutreten (vgl. Abb. 1).
Abbildung 1: Umsatz- und Gehaltsentwicklung der NFL, 1991-2001.
0
20
40
60
80
100
120
140
160
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001
Jahr
in Mio. US-$
Durchschnittsgesamtums
atz pro NFL-Team
Durchschnittsgehälter pro
NFL-Team
Quelle: NFLPA, eigene Darstellung.
14
S
TAUDOHAR
(1998), S. 10: "Economists know that programs for controlling wages and prices at the
national level, sometimes called income policies, are not particularly effective. The same might be said of
[...] spending controls in sports.".

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
7
Der für die Berechnung der Gehaltsobergrenze relevante Bruttogesamtumsatz der NFL
wird aus folgenden Posten aller Teams aus Vorsaison, Hauptsaison und Finalspielen für
die kommende Saison geschätzt:
· Nettozuschauereinnahmen
15
· Fernseh- und Radioübertragungsgebühren
· Lizenzgebühren aus Urheberrechten
Die zur Kalkulation des NFL salary caps notwendigen Anteilswerte (CBA percentages)
wurden in den CBA-Verlängerungen von 1998 und 2002 bis zum Tarifvertragsende
2007 festgelegt, zudem gilt ein gleich bleibender Minimalwert von 54 % während der
gesamten Laufzeit (vgl. Tab. 3).
16
Wird der Minimalwert nicht erreicht, ist der
Fehlbetrag allen Spielern anteilig auszuzahlen. ­ Als letzte relevante Größe werden
Unterstützungsleistungen der Liga (league-wide benefits) bei der Berechnung des salary
cap abgezogen. Diese Leistungen stehen allen bei einem NFL-Team unter Vertrag
stehenden und ehemaligen Spielern zur Verfügung.
17
Darunter fallen Zusatz-
versicherungen, Pensionspläne, Sparpläne für Karrieren nach dem Profisport sowie
ergänzende Arbeitsunfähigkeitsbezüge. Die jährlich festgelegte und von allen Teams bis
zum 28. Februar einzuhaltende Gehaltsobergrenze berechnet sich demnach wie folgt:
Defined Gross Revenues x CBA Percentage - League Wide Benefits
Salary Cap
Gesamtanzahl der NFL-Teams
=
Lediglich die 51 höchsten Spielergehälter pro Team werden während der Vorsaison
gegen das salary cap gerechnet, während der Saison hingegen die Gehälter aller Spieler
­ bei einer vorgeschriebenen Maximalgröße des Kaders von 53 Spielern.
18
Eine
Überschreitung des salary cap ist nicht möglich, da sämtliche Spielerverträge erst durch
das zentrale Ligabüro der NFL genehmigt werden müssen, bevor eine Spielerlaubnis
erteilt wird. Sollte es trotzdem zu Verletzungen der Gehaltsobergrenze kommen, werden
Geldstrafen ausgesprochen oder Wahlrechte im jährlich stattfindenden Spielerauswahl-
verfahren entzogen.
15
Steuern und kommunale Abgaben im Rahmen des Stadionbetriebs sind abzugsfähig.
16
Vgl. NFL/NFLPA CBA (1993-2002), Article XXIV, Sections 4, 5.
17
Vgl. ebd., Article XXIV, Section 1 (b)
18
Vgl. ebd., Article XXXIII, Section 4.

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
8
Tabelle 3: NFL CBA Percentages, 1998-2008.
Saison CBA
Prozentzahl
1998-99 ...
63 %
1999-00 ...
63 %
2000-01 ...
63 %
2001-02 ...
63 %
2002-03 ...
64 %
2003-04 ...
64,25 %
2004-05 ...
64,75 %
2005-06 ...
65,5 %
2006-07 ...
64,5 %
2007-08 ...
uncapped
Quelle: NFL/NFLPA CBA (1993-2002).
Den Spielern wird im Zuge der CBA zwar grundsätzlich eine freie Wechselmöglichkeit
(
free agency, siehe 3.3.1) eingeräumt, jedoch bleibt den Besitzern die Möglichkeit,
besonders wertvolle Spieler als
franchise- oder transition-player
19
fest an den Verein zu
binden. So konnten alle Teams nach Abschluss des Tarifvertrages für zwei Jahre
insgesamt drei Spieler zum transition-Spieler benennen; zudem können die Teams im
letzten Jahr des laufenden Tarifvertrages einen zusätzlichen transition-Spieler
festhalten. Einem transition-Spieler muss jedoch das Durchschnittsgehalt der zehn
bestverdienenden Profis seiner Position der gesamten Liga gewährt werden. ­ Eine
dauerhafte Einrichtung während des laufenden CBA kann hingegen der franchise-
Spieler sein. Ein Team kann aber zu jedem Zeitpunkt lediglich einen Spieler als
franchise-Spieler auszeichnen. Das Gehalt für franchise-Spieler hat dem
Durchschnittsgehalt der fünf Bestverdiener auf seiner Position in der gesamten Liga zu
entsprechen oder aber mindestens dem Gehalt eines transition-Spielers, um den Spieler
für ein weiteres Jahr binden zu dürfen. Nach Ablauf eines solchen Zusatzjahres behält
das Team aber lediglich das
right of first refusal ­ um den Spieler halten zu können,
muss es dem besten vorliegenden Gehaltsangebot eines anderen Clubs zumindest
entsprechen.
Eine der Folgen des salary cap ist die Besonderheit im Tarifvertragssystem der NFL,
dass kein Spielervertrag garantiert ist und folglich jedem Spieler ,,aus sportlichen
19
Vgl. NFL/NFLPA CBA (1993-2002), Article XX, Sections 1-17.

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
9
Gründen" gekündigt werden kann.
20
NFL-Manager nutzen diese Regelung vermehrt bei
der Vertragsgestaltung, indem durch Staffelung der größte Gehaltsbestandteil an das
Ende der Vertragslaufzeit geschoben wird, es jedoch absehbar ist, dass dem Spieler zu
diesem Zeitpunkt bereits gekündigt sein wird. Die Spielergewerkschaft hat als
Gegenmaßnahme im CBA eine einmalige Zahlung von Handgeldern (
signing bonus)
durchgesetzt,
21
die unabhängig von einer eventuellen Vertragsauflösung garantiert ist
(siehe auch: Kapitel 5.2.1). Das gezahlte Handgeld wird zwar auf die Gesamtlaufzeit
des Vertrages verteilt, muss jedoch vollständig in die jährlich ermittelten
Gehaltsobergrenzen miteinbezogen werden, selbst wenn der Spieler das Team bereits
verlassen hat. Weitere Zahlungen an die Spieler, die als signing bonus behandelt
werden, beinhalten Prämien für Extra-Trainingseinheiten, Prämien für die Anwesenheit
bei Trainingslagern, Gehaltsvorauszahlungen und Kaderprämien.
Eine in der NFL häufig auftretende Problemstellung ergibt sich aus der Akzeleration
22
("
acceleration") der Gehaltsanrechnung auf das salary cap, wenn ein Spieler frühzeitig
gesundheitsbedingt ausfällt, entlassen oder transferiert wird: die Teile der
Handgeldzahlungen, die über die Vertragslaufzeit zu verteilen wären, fallen nun auf
einmal an und sind vollständig anzurechnen. Lediglich wenn der Spieler nach dem 1.
Juni eines Jahres entlassen wurde, hat das Team die Möglichkeit, das Handgeld über
zwei weitere Jahre zu verteilen. Auf diese Weise haben sich bei vielen NFL-Teams
Zahlungen für Spieler angesammelt, die bereits seit einiger Zeit nicht mehr zum
Spielerkader zählen, aber weiterhin auf der gehaltsobergrenzenwirksamen Liste stehen
(sog.
dead money). Neu ausgezahlte Handgelder aus vorläufigen Vertragsver-
längerungen werden zur bereits bestehenden Gehaltssumme hinzuaddiert und sind
ebenfalls vollständig in die salary cap-Berechnung einzubeziehen.
Im CBA dezidiert festgelegte finanzielle Anreize (
cash incentives) für die Erreichung
von Mannschafts- und/oder Individualzielen, die häufig aus Motivationsgründen in
Spielerverträge mit eingebunden werden, sind gleichermaßen als Gehaltszahlungen zu
verstehen, solange sie voraussichtlich gezahlt werden müssen (
likely to be earned ­
20
Vgl. NFL/NFLPA CBA (1993-2002), Article XIV, Section 5 (d)
21
Vgl. ebd., Article XXIV, Section 7 (b)
22
Vgl. ebd., Article XXIV, Section 7 (b)(ii)

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
10
LTBE).
23
Dabei werden zur Beurteilung der Zahlungen ausschließlich die
Vorjahresstatistiken herangezogen. Bei Liganeulingen, sowie Veteranen, die in der
abgelaufenen Saison nicht gespielt haben, entscheidet ein unabhängiges Schiedsgericht
über die Wahrscheinlichkeit einer solchen Anreizzahlung. Überschreiten die
Anreizzahlungen einer Saison den zuvor angesetzten Wert, so erhöht sich die in der
nächsten Saison anzusetzende Gehaltssumme um diesen Betrag.
2.2.2 Major League Soccer (MLS)
Die
Major League Soccer hat eine einzigartige Position im professionellen Teamsport
Nordamerikas. Alle zehn Mannschaften sind Privateigentum der MLS, so dass
sämtliche Spielereinkäufe, die Allokation von Spielern, Koordination der Finanzpläne
der Teams sowie Gehaltsfragen dem zentralen Ligaverband obliegen. Die
Teameigentümer sind sehr eng mit dem Ligaverband verflochten, in der Regel durch
direkte finanzielle Beteiligung. Die MLS bedient sich einer in ihrer Ausgestaltung
geheim gehaltenen Gehaltsobergrenze, der alle Teams offiziell unterworfen sind.
Aufgrund einer in den Anfangsjahren nicht existierenden Spielergewerkschaft haben
mehrere Spieler seit Gründung der MLS 1996 durch Einzelklagen
24
vergeblich versucht,
den Einfluss des Ligaverbands kartellrechtlich in Frage zu stellen, um den Spielern
somit eine freie Vertragsgestaltung zu ermöglichen (siehe dazu detaillierte
Ausführungen in Kapitel 3.4.2). Erst nach Beginn der Saison 2003/2004 wurde die
Spielergewerkschaft
Major League Soccer Players Union (MLSPU) von der MLS
offiziell als Tarifpartner anerkannt
25
­ erste Verhandlungen eines Tarifvertrages und
somit transparente Richtlinien bezüglich des salary caps sind somit künftig zu erwarten.
2.2.3 Department of Health and Human Services (HHS)
Das US-amerikanische Gesundheitsministerium (
Department of Health and Human
Services ­ HHS
26
) hat die Besoldung von staatlich in Auftrag gegebenen
Forschungsstipendien und -projekten mit einer Gehaltsobergrenze versehen und diesen
23
Vgl. NFL/NFLPA CBA (1993-2002), Article XXIV, Section 7 (c).
24
Vgl. Fraser v. Major League Soccer (2000).
25
o.V. (2003b): MLS Recognizes New MLS Players Union.
26
Aktuelle Informationen zu der Verteilung der Fördermittel sind im Internet unter
http://www.hhs.gov/grants/ erhältlich; Stand: 20.08.2003.

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
11
Schritt seit dem Jahre 1991 durch den amerikanischen Kongress gesetzlich verankern
lassen.
27
Die Ausschreibungen für staatlich geförderte Projekte finden landesweit statt
und werden in der Regel von der jeweiligen Behörde selbst ausgeschrieben ­ unter
Beachtung der vom Ministerium zentral vorgeschriebenen Anforderungen und Vergabe-
kriterien. Die häufigsten Empfänger (sog. "
Principal Investigators") der Fördergelder
sind Forscher an Universitäten, Krankenhäusern, Labors und anderen wissenschaft-
lichen Institutionen. Die Gehaltsobergrenze ist dabei lediglich für bestimmte
angeschlossene Behörden rechtlich bindend, nämlich die
National Institutes of Health
(
NIH), welche ihrerseits aus 27 Behörden bestehen (unter anderem auch dem National
Cancer Institute), die Substance Abuse and Mental Health Services Administration
(
SAMHSA), das Department of Defense (DoD) sowie seit dem Jahr 2002 auch die
Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ). Weitere Behörden nutzen die
Vorschriften des HHS-salary cap, ohne dabei jedoch bestimmten rechtlichen Vorgaben
Folge leisten zu müssen; andere Institutionen des Gesundheitssektors haben eigene
restriktive Gehaltssysteme entwickelt.
Die maximale Höhe einer staatlichen Gehaltszahlung im Rahmen eines
Förderprogramms oder Forschungsauftrags orientiert sich seit dem Jahr 2001 am
nationalen Beamtengehalt der höchsten Lohngruppe ("
Federal Executive Pay Scale,
Level I"), das im Jahr 2003 171.900 US-$ pro Jahr entspricht. In der Vergangenheit
wurde diese Obergrenze immer wieder an die aktuellen Beamtengehälter angepasst, die
in der Regel am 1. Januar eines Jahres von der Regierung festgelegt werden. Auch die
monatlichen Zahlungen aus einem staatlichen Programm dürfen 1/12 dieser Summe
(14.325 US-$) nicht überschreiten, selbst wenn das Programm unterjährig endet.
Angestellte von Bildungsinstitutionen, die ein Neun-Monatsgehalt erhalten, können
Fördergelder nur für diese neun Monate beziehen, die Auszahlung erfolgt jedoch auf
zwölf Monate verteilt.
28
Bezüge, die unabhängig vom staatlichen Programmauftrag
ausgezahlt werden, wie z.B. Sozialleistungen und Lohnzuschläge einer Universität, sind
nicht von der Gehaltsobergrenze betroffen, solange es sich dabei nicht um Mittel des
Bundes handelt. Die regulären Gehälter an staatlichen Universitäten unterliegen jedoch
bei Annahme eines solchen Forschungsprogramms der Gehaltsobergrenze ­ ein
27
Appropriation Act of 1991, Public Law 101-517.
28
Für das Jahr 2003 wären dies bei einer neun-monatigen Anstellung: [9*14.325 US-$]/12 = 10.743,75
US-$ pro Monat, ausgezahlt über 12 Monate.

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
12
Empfänger, der außerhalb des Programms mehr verdienen würde, muss also eine
Gehaltskürzung hinnehmen. Die Höhe der Auszahlung an den Empfänger richtet sich
dabei nach der für das jeweilige Projekt zeitlich aufgewandten ,,Anstrengung"
("
effort"): nimmt ein staatliches Projekt etwa nur 10 % der monatlichen Arbeitszeit des
Fördermittelempfängers in Anspruch, so ist die Auszahlung ebenfalls auf 10 % von der
monatlichen Höchstsumme begrenzt ­ in diesem Falle auf 1.432,50 US-$. Angestellte
von Institutionen, die keine staatlichen Fördermittel von HHS-angeschlossenen
Behörden beziehen, sind von der Gehaltsobergrenze nicht betroffen.
2.2.4
Rookie Salary Caps (NHL, NFL, NBA)
Die NHL verzichtet zwar weiterhin auf ein ligaweites salary cap, aber der im Jahre 1995
verabschiedete und 1997 bis zum 15. September 2004 verlängerte Tarifvertrag
29
sieht
Maximalvergütungen und Mindestvertragslaufzeiten für Liganeulinge (
rookies) vor, die
bei Ligaeintritt das Alter von 25 Jahren noch nicht erreicht haben
30
(für einen Überblick
der rookie salary caps: siehe Tab. 4). Die Nebenverdienste der rookies wie Handgelder,
Trainings- und Kaderprämien dürfen dabei höchstens 50 % des Grundgehaltes nicht
überschreiten
­
alle Varianten von Leistungsprämien sind von dieser Regelung jedoch
nicht betroffen.
29
Vgl. NHL/NHLPA CBA (1995-1997), Article 9.
30
Die Gehaltslimitierung ist dabei in Article 9.1 (b) nach Altersstufen gestaffelt: die Obergrenze ist für
18- bis 21-jährige rookies drei, für 22- bis 23-jährige zwei und für 24-jährige ein Jahr lang gültig. Spielt
ein 18- oder 19-jähriger rookie dabei weniger als zehn Pflichtspiele, so verlängert sich seine Wartezeit auf
ein unlimitiertes Gehalt um ein Jahr.

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
13
Tabelle 4: Rookie Salary Caps, 1993-2004.
Saison NHL
1
NFL
2
NBA
3
1993-94 ...
-
2.000.000
-
1994-95 ...
-
2.132.500
-
1995-96 ...
-
2.335.600
2.802.720
1996-97 ...
875.000
2.529.300
3.035.160
1997-98 ...
925.000
2.667.000
3.200.400
1998-99 ...
975.000
2.875.026
3.215.160
1999-00 ...
1.025.000
3.162.529
3.375.960
2000-01 ...
1.075.000
3.478.781
3.536.640
2001-02 ...
1.130.000
3.826.660
3.697.440
2002-03 ...
1.185.000
3.826.660
3.858.240
2003-04 ...
1.245.000
3.826.660
4.018.920
Quellen: CBA NHL 1995, Article 9.3 (a); NFLPA, CBA NFL 1993, Article XVII, Section 3 (a); CBA NBA 1999; eigene Berechnung.
1
Die Angaben beziehen sich auf das maximale Grundgehalt pro Saison und Rookie (in US-$).
2
Die Angaben beziehen sich auf die zur Verfügung stehende Gesamtgehaltssumme pro Team und Saison, unabhängig von der Verteilung und Position
der draft-picks (in US-$).
3
Die Angaben beziehen sich auf die Maximalgehälter der ersten Saison für den ersten draft-pick der ersten Runde (in US-$).
Die NFL bedient sich ebenfalls eines rookie salary cap, das jedoch abweichend vom
Modell der NHL nicht restriktiv in die Gehälter einzelner Spieler eingreift, sondern den
Teams lediglich eine Gesamthöchstsumme für alle verpflichteten Liganeulinge
vorschreibt (
Entering Player Pool). Die Berechnung des Endbetrages der
Gehaltsobergrenze geschieht für rookies auf die gleiche Weise wie in Kapitel 2.2.1 für
alle anderen Spielergehälter ausgeführt.
31
Das rookie salary cap ist dabei in die
Gesamtobergrenze des Teams eingebunden, ein separater Spielraum für rookie-Gehälter
besteht also ungeachtet der Gesamtgehaltssumme nicht. Zur Einführung des Entering
Player Pools 1993 wurde dieser auf insgesamt 56 Mio. US-$ für alle Teams festgesetzt,
in den Folgejahren bis inklusive 1997 mit jeweils 3,5 % der voraussichtlichen DGR. Für
das Jahr 1998 wurden 107,8 % des Nominalwertes des Vorjahres herangezogen und seit
1999 ist die prozentuale Steigerung der voraussichtlichen DGR in gleicher Höhe
nachzuvollziehen, darf 10 % jedoch in keinem Fall über- und den Vorjahreswert nie
unterschreiten.
32
In den Jahren 2002 und 2003 verändert sich das rookie salary cap
nicht, in den Jahren 2004-2007 jeweils um höchstens 5 % der voraussichtlichen DGR
(vgl. Tab. 4).
31
Vgl. NFL/NFLPA CBA (1993-2002), Article XVII, Section 1 (b).
32
Vgl. ebd.: Article XVII, Section 3 (a).

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
14
Die Formel, die jedem NFL-Team einen individuellen Anteil am Entering Player Pool
zuweist, wird vom NFL-Ligaausschuss und der NFLPA geheim gehalten, beruht jedoch
grundsätzlich auf der Anzahl der ausgewählten Nachwuchsspieler im jährlichen
Spielerauswahlverfahren (
draft-picks), der Runde der jeweiligen Ziehung und der
Ranghöhe der einzelnen draft-picks. Die Allokation erfolgt letztlich aber immer durch
die NFL und kann daher große individuelle Abweichungen aufweisen: im Jahr 2003
betrug der Entering Player Pool 118,5 Mio. US-$, wobei die
Detroit Lions mit 5,552
Mio. US-$ den größten Spielraum zugesprochen bekamen, die
Washington Redskins mit
1,214 Mio. US-$ den geringsten.
33
Auch Liganeulinge, die außerhalb des draft unter
Vertrag genommen wurden, zählen mit dem Anteil, der über das Minimalgehalt
hinausgeht, zum Entering Player Pool. Aufgrund der Tatsache, dass in der Regel die
überwiegende Zahl der Spieler im Kader deutlich mehr verdient und nur die ersten 51
Gehälter gegen das salary cap gerechnet werden, sind junge Ergänzungsspieler jedoch
selten in der Berechnung der relevanten Größe einzubeziehen.
34
2.3
Weiche Gehaltsobergrenzen ­ Soft Salary Caps
Gehaltsobergrenzen sind als
soft caps zu klassifizieren, wenn die festgelegte
Gehaltssumme mit Hilfe von Ausnahmeregelungen überschritten werden darf ­ die
vielfältigen Umgehungsmöglichkeiten haben sich dabei erst im Rahmen der
Anwendung des salary cap ergeben.
35
Vorreiter für soft caps ist die National Basketball
Association (NBA), die ihre Tarifverträge ausdrücklich um einige geduldete
Ausnahmen erweitert hat. Die Hintergründe für die jeweiligen Möglichkeiten zur
Überschreitung der Gehaltsobergrenze waren dabei von verschiedener Natur. Auch das
Gehaltssystem für rookies in der NBA bietet ein Schlupfloch und wird im Anschluss an
die Darstellung des Gehaltsobergrenzenmodells der NBA untersucht.
33
Vgl. P
ASQUARELLI
(2003a): NFL announces rookie salary pool.
34
Der erste draft-pick des Jahres 2002, David Carr (Houston Texans), soll hingegen in den ersten drei
Jahren 16,25 Mio. US-$ verdienen, die erste Selektion des Jahres 2003, Carson Palmer (Cincinnati
Bengals), sogar 18,25 Mio. US-$. Beide Verträge zeichnen sich dabei durch eine Verschiebung der
größten Gehaltsanteile in die letzten Jahre aus (siehe Kapitel 2.2.1). Palmers Vertrag wird inklusive
Handgeld nach Ablauf von 6 Jahren auf ca. 41 Mio. US-$ geschätzt. Vgl. P
ASQUARELLI
(2003b): From
the Top, Anatomy of 2 Deals.
35
Vgl. S
TAUDOHAR
(1998), S. 4f.

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
15
2.3.1 National Basketball Association (NBA)
Im Juli 1982 erarbeitete die NBA mit der NBPA einen Vertrag, der ,,als eine der
bahnbrechenden Tarifvereinbarungen im gesamten Sport"
36
erachtet wird. Die Saison
1982/1983 startete zwar noch ohne einen gültigen Tarifvertrag, die von der NBPA auf
den 1. April gesetzte Frist
37
setzte die Eigentümer jedoch so weit unter Druck, dass das
erste NBA salary cap am 31. März 1983 in Kraft trat.
38
Neue Tarifverträge wurden nach
langem Arbeitskampf 1988 und 1995 abgeschlossen; während dieser beiden
Verhandlungen lag das Hauptaugenmerk der NBPA auf kartellrechtlichen Verfehlungen
Seitens der NBA, mit dem erklärten Ziel der Abschaffung des salary cap und des draft-
Systems.
39
Das aktuell gültige CBA datiert aus dem Jahre 1999 und hat eine Laufzeit
bis zum Ende der Saison 2003/2004, mit einer einseitigen Option für die Team-Besitzer,
den Vertrag um eine weitere Saison zu gleichen Konditionen zu verlängern. Sollte das
durchschnittliche Gehalt eines NBA-Spieler unter das eines NFL-, NHL-, oder
Major
League Baseball (MLB)-Spielers fallen, so hat die NBPA das Recht, den Tarifvertrag
fristlos zu kündigen.
Die Gehaltsobergrenze der NBA wurde bis einschließlich der Saison 1999/2000 im
CBA als fester Betrag vorgegeben.
40
Seitdem wird eine Formel zur Berechnung
eingesetzt, für die das
Basketball Related Income (BRI) bestimmt werden muss. Unter
BRI fallen sämtliche Einnahmen, die im Zusammenhang mit dem Spielbetrieb der NBA
generiert werden, u.a.:
41
· Nettozuschauereinnahmen (Steuern und kommunale Abgaben sind abzugsfähig)
· Sämtliche Einnahmen aus medialer Nutzung von Rechten (Fernsehen, Radio,
Aufzeichnungen, Zusammenschnitte, Internet, noch unbekannte Medien)
36
S
TAUDOHAR
(1998), S. 4: "[...] to work out what is considered one of the pioneering collective
bargaining agreements in all of sports."
37
Der 1. April wurde bewusst gewählt, da dieser Tag kurz vor Beginn der wirtschaftlich bedeutenden
Entscheidungsspiele ("NBA Playoffs") liegt.
38
Die Basketball Association of America (BAA), eine der Vorläuferligen der NBA, setzte in der Saison
1946-47 ein salary cap von 55.000 US-$ pro Team fest. Aufgrund der Rivalität mit der National
Basketball League (NBL) wurde das salary cap jedoch schon nach einer Saison wieder fallengelassen.
39
Sowohl während der Tarifrunde 1988 als auch 1995 drohte die Gewerkschaft damit sich aufzulösen,
um somit das Tarifrecht auszuschalten und die Liga in kartellrechtliche Probleme zu bringen. Die
Abstimmungen der NBPA brachten jedoch jeweils aufgrund von Zugeständnissen der Eigentümer keine
Mehrheit für einen solchen taktischen Schritt.
40
NBA/NBPA CBA (1999): Article VI, Section 1 (a)(3): "The Salary Cap for the 1998-99 Salary Cap
Year shall be $30 million." und Article VI, Section 1 (a)(4): "The Salary Cap for the 1999-2000 Salary
Cap Year shall be $34 million.".
41
Für eine vollständige Auflistung der BRI-Determinanten: vgl. ebd.: Article VI, Section 1 (a)(1).

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
16
· Konzessionsverkäufe
· Parkgebühren
· Einnahmen aus Werbeauftritten des Teams oder mit dem Team oder der NBA
verbundener Personen
· 40 % der Nettoeinnahmen aus Vermietung, Verkauf und Lizenzierung der
Logen
· 40 % der Sponsoreneinnahmen jeglicher Art aus den Arenen
Ein weiterer Bestandteil der Berechnung des salary cap ist die Entlohnung bestimmter
individuell vorhergesagter Leistungen der Spieler (
projected benefits
42
), welche ­
ähnlich wie die league wide benefits der NFL ­ aus unterschiedlichen Versicher-
ungsleistungen und Pensionsplänen besteht. Darüber hinaus fließen in die projected
benefits jedoch noch Steuerausgleichszahlungen ein, die an Spieler gezahlt werden, die
in Kanada spielen und somit einer abweichenden Einkommenssteuer unterliegen.
Darüber hinaus zählen Ausgaben der Liga für ein HIV/AIDS-Aufklärungsprogramm
und der NBPA-Anteil an einem Anti-Drogenprogramm für Spieler mit zu den projected
benefits. Die Berechnung des ab dem 1. August eines Jahres gültigen salary cap der
NBA erfolgt nach dieser Formel:
Basketball Related Income x 0,4804 - Projected Benefits
Salary Cap
Gesamtanzahl der NBA-Teams
=
43
Für das salary cap zählen alle aktiven Spieler des Kaders, inklusive der verletzt
gemeldeten. Auch zurückgetretene Spieler, die noch einen Vertrag besitzen, zählen
weiterhin für das salary cap. Entlassene Spieler mit garantierten Verträgen werden
grundsätzlich weiterhin mit in die Gehaltsobergrenze des Teams miteinbezogen, selbst
wenn der betroffene Spieler bei einem anderen Team einen neuen Vertrag
unterzeichnet.
44
Auch Gehaltsangebote (offer sheets) an wechselwillige Spieler müssen
42
Vgl. NBA/NBPA CBA (1999): Article IV, Section 6.
43
Neu in die NBA aufgenommene Teams werden von dieser Berechnung während einer Übergangszeit
von 2 Jahren nicht miteinbezogen. NBA und NBPA wollen das BRI in der nächsten Tarifrunde durch
Core Basketball Revenues (CBR) ersetzen.
44
Ein "set-off" ist dabei bei einer Vertragsunterzeichnung mit jedem anderen Profi-Team möglich ­ es
muss sich dabei nicht zwingend um ein NBA-Team handeln. Dieser Abschlag errechnet sich aus der
Hälfte der Differenz des Gehaltes aus dem garantierten Vertrag mit dem abgebenden Team und dem
beizulegenden Minimal-Gehalt, welches jedoch auf das Minimal-Gehalt für Spieler im dritten Profijahr
begrenzt ist, vgl. NBA/NBPA CBA (1999): Article XVII.

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
17
berücksichtigt werden (weitere Einzelheiten zu unterschiedlichen Ausgestaltungsformen
der free agency sind in Kapitel 3.2.1 aufgeführt). Jeder Kader muss zudem mindestens
elf vertraglich gebundene Spieler aufweisen, ansonsten wird für jeden freien Kaderplatz
ein Strafbetrag in Höhe des Mindestgehaltes für Liganeulinge angesetzt. Auch der
Gesamtbetrag der Gehälter für Liganeulinge wird zum salary cap hinzugerechnet (siehe
Kapitel 2.3.2). Bei Spielerzugängen während einer Saison wird der Gehaltsbetrag des
ganzen Jahres auf das akquirierende Team übertragen, während das abgebende Team
das Gehalt des Spielers vollständig von der Gehaltssumme abziehen kann.
Parallel zur Gehaltsobergrenze für Teams existieren festgelegte Minimal- und
Maximalgehälter für einzelne Spieler. Die Einteilung richtet sich dabei nach der Länge
der Ligazugehörigkeit. Das Maximalgehalt pro Spieler für eine Ligazugehörigkeit von
bis zu sechs Jahren ist dabei auf 9 Mio. US-$ oder 25 % der Team-Gehaltsobergrenze
beschränkt, bei mindestens sieben Jahren Ligazugehörigkeit auf 10 Mio. US-$ oder
30 % der Team-Gehaltsobergrenze ­ je nachdem, welcher Betrag höher ist.
45
Die im CBA spezifizierten Einschränkungen (exceptions),
46
die es den NBA-Teams
ermöglichen, das salary cap zu übertreffen, sind für die Einstufung des NBA salary caps
als weiche Gehaltsobergrenze verantwortlich. Sogar die individuellen Maximalgehälter
können in Einzelfällen überschritten werden. Eine wichtige Restriktion erfahren alle
exceptions der NBA-Gehaltsobergrenze, indem sie bei Unterschreitung des salary cap
jederzeit aufaddiert werden. Nutzt ein Team demnach den Umstand, kurzfristig unter
der vorgeschriebenen Gehaltsobergrenze zu liegen, um sich freie Spieler von anderen
Teams zu sichern, so sind in der Folgezeit keine exceptions gestattet ­ die zeitliche
Abfolge solcher Aktivitäten ist nicht relevant. Teams, die sich unter der
Gehaltsobergrenze befinden, müssen demnach so lange die exceptions zu ihrer
Gesamtgehaltssumme hinzuaddieren, bis sie über dem salary cap liegen. Erst bei einer
Überschreitung des salary caps muss die Betragshöhe der exceptions nicht mehr
beachtet werden. Befindet sich ein Team so weit unter dem salary cap, das die
Gehaltssumme inklusive aller Ausnahmen immer noch unter dem salary cap liegt, so
45
Liga-Veteranen, die mit dem Minimalgehalt entlohnt werden, genießen einen besonderen Schutz:
Teams brauchen Veteranen mit mehr als fünf Jahren Ligazugehörigkeit lediglich das Minimalgehalt für
eine vierjährige Ligazugehörigkeit zu bezahlen, das Restgehalt wird zentral von der NBA übernommen.
Auf diese Weise sollen Teams dazu animiert werden, ältere Spieler weiterhin zu beschäftigen.
46
Vgl. NBA/NBPA CBA (1999): Article VII, Section 6 (c),(d),(e),(g).

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
18
gehen diese Ausnahmen für die Saison verloren. Weitergehend dürfen keine exceptions
kombiniert werden; ein Team kann jedoch bei theoretischer Möglichkeit der
Anwendung von mehreren Ausnahmen wählen, welche Ausnahme es benutzen will. Im
Einzelnen handelt es sich um folgende Ausnahmeregelungen:
· Qualifying Veteran Free Agent Exception ("Bird Exception"):
Als "qualifying veteran free agent" wird jeder Spieler klassifiziert, der drei
aufeinander folgende Jahre lang in der NBA gespielt hat, unabhängig von der
jeweiligen Vertragslaufzeit während dieser Zeit. Auch ein Teamwechsel darf
innerhalb dieser drei Jahre stattgefunden haben; die Rechte des qualifying veteran
free agent werden auf das neue Team übertragen. Sollte der Wechsel jedoch
aufgrund einer Entlassung oder eines auslaufenden Vertrages zustande gekommen
sein, so verfällt der Status als qualifying veteran free agent. Spieler mit diesem
Status hingegen können bei Vertragsablauf von jenem Team neu unter Vertrag
genommen werden, bei dem der Spieler als letztes einen gültigen Vertrag besaß. Der
neue Vertrag darf dabei ohne Rücksicht auf die Team-Gehaltsobergrenze
ausgehandelt werden, eine Überschreitung ist in diesem Fall also ausdrücklich
gestattet. Die Vertragslaufzeit ist auf höchstens sieben Jahre begrenzt, bei einer
maximalen jährlichen Gehaltssteigerung von 12,5 % ­ auch das individuelle
Maximalgehalt eines Spielers darf überschritten werden. Auslöser für diese
Regelung waren die Boston Celtics, die ihren herausragenden Spieler Larry Bird
andernfalls an ein anderes Team verloren hätten. Die NBA ermöglicht durch die
"Bird exception" den betroffenen Mannschaften, langjährige Starspieler trotz der
hohen Gehaltsbelastung zu halten, um die Zuschauer- und Merchandising-
Einnahmen eines Teams auf hohem Niveau zu konservieren.
47
· Non-Qualifying Veteran Free Agent Exception ("Non-Bird Exception"):
Zur Weiterbeschäftigung von Spielern, die aufgrund eines kürzeren
Vertragsverhältnisses nicht unter die Bestimmungen der "Bird exception" fallen,
wurde den Teams eine weitere Ausnahme eingeräumt. Nach Vertragsablauf eines
solchen Spielers darf dieser nämlich als "non-qualifying veteran free agent"
verpflichtet werden, bei einer Maximalvertragsdauer von sechs Jahren und zu dem
47
Vgl. S
TAUDOHAR
(1998), S. 6.

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
19
größeren Betrag aus entweder 120 % seines letzten Gehaltes oder 120 % des
individuellen Maximalgehaltes. Die maximale jährliche Gehaltssteigerung darf
dabei nicht mehr als 10 % ausmachen, das salary cap des Teams darf jedoch auch
hier überschritten werden.
· Early Qualifying Veteran Free Agent Exception ("Early Bird Exception"):
Spieler, die bisher lediglich zwei aufeinander folgende Jahre in der NBA unter
Vertrag stehen, können bei auslaufendem Vertrag als "early qualifying veteran free
agent" eingestuft werden. Das Team hat die Möglichkeit, seinen Spieler zu 175 %
seines Vorjahresgehaltes oder zu 108 % des NBA-Durchschnittsgehaltes weiter zu
beschäftigen, je nachdem welcher Betrag höher ist. Der neue Vertrag darf höchstens
auf sechs, muss jedoch mindestens auf zwei Jahre festgesetzt sein ­ aus Spielersicht
ein Nachteil, da nach einem weiteren Jahr bereits die "Bird exception" gegriffen
hätte. Die jährliche Gehaltssteigerungsrate darf 12,5 % nicht überschreiten.
· Disabled Player Exception:
Fällt ein Spieler eines Teams, das sich bereits über der Gehaltsobergrenze befindet,
verletzt für den Rest einer Saison aus, so kann es Gebrauch von der "disabled player
exception" machen. Auch im Todesfalle eines Spielers wurde diese
Ausnahmeregelung bereits herangezogen. Sie ermöglicht es dem betroffenen Team,
einen Ersatzspieler zu verpflichten, der ein Gehalt von höchstens 50 % des
verletzten Spielers oder aber 108 % des NBA-Durchschnitts erhalten darf ­ hier gilt
jedoch der niedrigere der beiden Beträge, was die Kompensation des Verlustes eines
überdurchschnittlich verdienenden Spielers erschwert. Voraussetzung für die
Anwendung dieser Ausnahme ist jedoch, dass eine Untersuchung von einem
offiziellen Arzt der NBA vorgenommen wird und der Verletzungsstatus von der
NBA anerkannt wird.
48
Es gibt jedoch auch einige zeitliche Einschränkungen dieser
Regelung: bei einem Ausfall zwischen dem 1. Juli und dem 30. November muss ein
Ersatzspieler innerhalb von 45 Tagen nach der Anerkennung der exception
48
In abgelaufenen Spielzeiten gab es wiederholt Fälle, in denen die NBA die disabled player exception
einem Team nicht zuerkannte. So wurde das Begehren der New Jersey Nets im Jahre 2000 abgelehnt,
ihren verletzten Spieler Kerry Kittles ersetzen zu dürfen, da dieser nach Einschätzung des NBA-Gutachter
noch vor Saisonende wieder spielfähig gewesen wäre. Den Miami Heat wurde im Jahre 2001 die
exception für den verletzten Spieler Alonzo Mourning nicht gewährt, da dem Team für denselben Spieler
bereits im Vorjahr aus dem gleichen Verletzungsgrunde eine exception zugesprochen worden war. Vgl.
F
ORD
(2002): The rules to NBA's disabled player exception.

Kapitel 2 ­ Gestaltungsmöglichkeiten von Gehaltsobergrenzen
20
verpflichtet werden, ansonsten verfällt die Berechtigung, ungeachtet einer
Gehaltsobergrenzenüberschreitung zu handeln. Eine etwas längere Frist wird
hingegen eingeräumt, wenn sich der Spielerausfall zwischen dem 1. Dezember und
dem 30. Juni ereignet und auch die komplette nächste Saison betroffen ist; in diesem
Falle kann das Team den Neuzugang bis zum 1. Oktober unter Vertrag nehmen.
Kehrt ein Spieler früher als von der NBA vorhergesagt in den Spielbetrieb zurück,
so bleibt der Vertrag des als Ersatzspieler verpflichteten Profis ohne Auswirkung
auf die Gehaltsobergrenze gültig.
· $1 Million Exception:
Diese Ausnahme trat 1998 in Kraft und der Betrag wird jedes Jahr um 100.000 US-$
erhöht; vor der Saison 2003/2004 liegt der Betrag demnach bei 1,5 Mio. US-$.
Hierdurch wird es Teams, die bereits über der Gehaltsobergrenze liegen, erlaubt,
Spieler unter Vertrag zu nehmen, deren Jahresgehalt über den festgelegten Betrag
hinausgeht. Eine Verteilung des Betrages auf die Gehälter mehrerer Spieler ist
erlaubt. Die Vertragslaufzeiten dürfen zwei Jahre jedoch nicht überschreiten, die
exception darf von jedem Team auch nur alle zwei Jahre in Anspruch genommen
werden.
· Mid-Level Salary Exception:
Diese Ausnahme für Teams, die über dem salary cap liegen, ermöglicht die
Verpflichtung von Spielern zum Durchschnittsgehalt der NBA über die jeweilige
Gehaltsobergrenze hinaus. Die zu Grunde zu legenden Durchschnittsgehälter
wurden seit der Saison 1998/1999 im Tarifvertrag festgelegt, seit der Saison
2001/2002 werden 108 % des Durchschnittsgehaltes des Vorjahres angesetzt. Die
Vertragslänge darf bis zu sechs Jahren betragen, das Durchschnittsgehalt der
exception kann dabei auf mehrere Spieler für jede Saison verteilt werden,
unabhängig von den jeweiligen Vertragslängen.
· Minimum Player Salary Exception:
Frei auf dem Markt verfügbaren Spielern können von Teams, die über der
Gehaltsobergrenze liegen, jederzeit Verträge zum beschlossenen Minimalgehalt der
Liga unterbreitet werden. Die Vertragslaufzeit ist auf zwei Jahre beschränkt, wobei
im zweiten Jahr das Gehalt an das aktuelle Minimalgehalt angepasst wird.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832484217
ISBN (Paperback)
9783838684215
DOI
10.3239/9783832484217
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Hamburg – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2004 (November)
Note
2,3
Schlagworte
entlohnung us-sport uefa kartellrecht
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Titel: Auswirkungen von Gehaltsobergrenzen unter besonderer Berücksichtigung von professionellen Sportligen
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