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Umgang mit Wohnungsleerstand in Plattenbauquatieren

Handlungsansätze für den Stadtneubau und deren Umsetzung am Beispiel der 96 WE in der Breitscheidstraße in Boizenburg

©2004 Diplomarbeit 214 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Der tiefgreifende Strukturwandel in den neuen Bundesländern hat für viele ostdeutsche Städte einschneidende Auswirkungen auf das Stadtgefüge und den Wohnungsmarkt.
Der Wohnungsmarkt ist vielerorts dem Zusammenbruch nahe; etwa 1.000.000 Wohnungen in den neuen Bundesländern stehen leer.
Die vielfältigen Schrumpfungsprozesse erfordern dringend eine Steuerung dieses Trends der Siedlungsentwicklung. Dazu ist eine Abkehr von der traditionell wachstumsorientierten Planung nötig. Eine notwendige Strategie kann der Stadtumbau auf Basis gesamtstädtischer Entwicklungskonzepte sein, bei denen das schrittweise Aufgeben von Siedlungsteilen und der Abriss von Wohngebäuden ein unumgänglicher Ansatzpunkt sein wird.
Mit dem Bundeswettbewerb „Stadtumbau Ost“ wurde eine Initiative gestartet, die den Kommunen in den neuen Bundesländern hilft, sich den Problemen der Stadterneuerung zu stellen.
260 Kommunen, davon 40 aus Mecklenburg-Vorpommern, nahmen an dem Wettbewerb teil. Auch die Stadt Boizenburg leistete mit der Erarbeitung des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes auch einen Beitrag dazu.
Problemstellung:
Die DDR-Wohnungsbau-Quartiere sind von besonders hohen Leerständen und baulicher Vernachlässigung beeinträchtigt. Die Strategien zukünftiger Stadtentwicklung sollten auf eine Aufwertung und Stärkung dieser Quartiere abzielen. Sie sind städtebaulich, stadtstrukturell und kulturell von Bedeutung für die Gesamtstadt. Insofern stellt ihre Erneuerung und ihr Umbau eine große gesellschaftliche Herausforderung dar.
Bislang fehlen jedoch weitgehend die planerischen Konzepte für den Umgang mit Wohnungsleerstand. Vor allem mit städtebaulichem Rückbau gibt es unter den derzeitigen Rahmenbedingungen praktisch keine Erfahrungen. Die Diplomarbeit hat die Problematik der Leerstände in Plattenbauquartieren aufgezeigt und eine mögliche Strategie und Maßnahme zu deren Bewältigung geben.
Dazu wurden die teilräumlichen Lösungsansätze mit Hilfe des Entwurfes zum Rückbau und zur Umstrukturierung der beiden 48 WE-Gebäude in der Breitscheidstraße 20-31 dargestellt.
Damit sollten einerseits der zunehmend verwendete Begriff des Stadtumbaus inhaltlich ausgefüllt werden, andererseits sollten übertragbare Ansatzpunkte für die kommunale Planung beschrieben werden.
Gang der Untersuchung:
Zuerst erfolgte eine kurze Vorstellung der Stadt Boizenburg, ihrer Lage und ihrer Infrastruktur.
Zusammenfassung:
Der tiefgreifende Strukturwandel in den neuen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8397
Wätke, Maja: Umgang mit Wohnungsleerstand in Plattenbauquartieren -
Handlungsansätze für den Stadtumbau und deren Umsetzung
am Beispiel der 96 WE in der Breitscheidstraße in Boizenburg
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Diplomarbeit, 2004
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2
Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost
2.1
Allgemein
3
2.2
Programm
der
Bundesregierung 4
Ziel
des
Programms
4
Mittelvolumen
und
Finanzierung 4
Elemente
des
Programms
"Stadtumbau
Ost"
5
2.3
Der Wettbewerb
7
Die Aufgabe
7
Die
Initiative
der
Bundesregierung
7
Die
34
Preisträger
9
2.4
Materialien zum Stadtumbau in Ostdeutschland - Stadtentwicklungskonzepte
10
3
Situation und Perspektiven in Boizenburg
3.1
Städtebauliche
Strukturierung
12
3.2
Stadtgebietsgliederung
13
Ortsteile
14
3.3
Prognose
der
Bevölkerungsentwicklung
15
3.4
Bisherige Entwicklung und Anzahl der Größe der Haushalte
16
3.5
Prognose zur Einwohnerentwicklung und Entwicklung der Haushalte
18
3.6
Abschätzung der Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung
20
3.7
Erfassung und Prognose der Wohnungsnachfrage, des Wohnungsbestandes
20
Bisherige
Entwicklung
und
aktuelle
Situation
20
3.8
Auswirkungen des Nachfragerückganges nach Mietwohnungen
25
3.9
Darstellung der Ziele aus dem ,,ISEK" der Stadt Boizenburg
25
4
Die derzeitige Situation in der Breitscheidstrasse 20-31
4.1
Das
Gebiet
um
die
Breitscheidstrasse
26
4.2
Die Situation der Gebäude in der Breitscheidstrasse 20-31
28
4.2
Die Situation der Gebäude in der Breitscheidstrasse 20-31
29
4.3
Bisher
durchgeführte
Sanierungsmaßnahmen
30
4.3
Bisher
durchgeführte
Sanierungsmaßnahmen
31
4.4
Leerstandsübersicht der Gebäude in der Breitscheidstraße 20-31
34

II
5 Umgang mit Wohnungsleerstand
5.1
Leerstand und Schrumpfung in der planungstheoretischen Debatte
36
5.2
Fakten
und
Thesen
39
5.3
Kehrtwende
in
der
Stadtentwicklung
41
6 Rahmenplanung zur Bewältigung des Wohnungsleerstandes
6.1
Stadtentwicklungsplanung zur Steuerung gesamtstädt. Schrumpfungsprozesse
47
Gesamtstädtisch-integrative
Planungsansätze
47
6.2
Städtebauliche Rahmenplanung zur Bewältigung auf Quartiersebene
50
6.2.1
Umsetzungsorientierte
Planungsansätze
50
6.2.2
Bestandsreduzierende
Strategien
51
6.2.3
Bestandsaufwertende
Strategien
53
6.3
Werkzeuge
55
Werkzeug Extensivieren
55
Werkzeug Abreißen
56
Werkzeug Umschichten
56
Werkzeug
Einfrieren
57
Werkzeug
Binden
57
Werkzeug Stimulieren
57
Werkzeug
Szenarien
58
6.4
Beispiel
eines
erfolgreich
umgebauten
Plattenbaus
59
7
Beteiligung von Bewohnern
7.1
Einleitung
61
7.2
Wohnzufriedenheit
62
7.3
Fragebogen
/
Interviewleitfaden
65
7.4
Die Definition der Milieus nach Prof. Gerhard Schulze
71
Das
Milieu
Schulzes:
Die
Erlebnis-Gesellschaft
71
Milieu-
Bausteine
von
Schulze
72
7.5
Die Einteilung der 22 befragten Haushalte nach Schulze-Milieus
75
7.5.1 Die Einteilung nach den Alltagsästhetischen Schemata
77
7.5.2
Die
Einteilung
nach
Schulze-Milieus
77
7.6
Demographische
Datenerhebung
79
Familienstand
79
Altersstruktur
bei
der
Befragung
79
7.7
Wohnsituation
und
Wohnbefindlichkeit
83
Umzugsverhalten
bei
den
Bewohnern
84
7.7
Beurteilung der Wohnung und des Wohngebäudes
88

III
7.8
Wünsche
der
Mieter
90
7.9
Bereitschaft
zu
Eigeninitiative
92
7.10
Haushaltsangaben
aus
der
Befragung
93
Haushaltstypen
93
7.11
Die
Merkmale
des
Wohngebietes
97
7.11-1
Grünflächen
98
7.11-2
Parkflächen
100
7.11-3
Spiel-
und
Aufenthaltsmöglichkeiten
101
Qualität der vorhandenen Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten
101
Berücksichtigung bei der Neugestaltung 101
7.12
Übersicht über das Vorhandensein, die Qualität, die Nutzung und die
102
Gestaltungswünsche
der
Merkmale
des
Wohnumfeldes
102
7.13
Gegenwärtige Störungen und Belästigungen im Wohnumfeld
103
7.14
Bereitschaft der Bewohner zu eigenem Engagement im Wohnumfeld
104
7.15
Sonstige
Anmerkungen
105
8
Darstellung des Bautyps IW64 ,,Markkleeberg" - Blockbauart 0,8 t
8.1
Einführung
106
8.2
Charakteristik
der
Blockbauart
107
8.3
Konstruktionsgrundsätze 112
8.4
Technische
Gebäudeausrüstung 115
8.4
Technische
Gebäudeausrüstung 116
8.5
Veränderung
der
Gebäudestruktur
119
Statisch-konstruktive
Anforderungen
119
8.6
Brandschutz
122
8.7
Schallschutz
124
8.8
Darstellung der konstruktiven Details Mängel ­ Schäden - Empfehlungen
126
Außenwand
126
Fenster
129
Treppenhaus
131
Hauseingang
133
Keller
134
8.9
Darstellung
der
Hauptdeckensysteme
135
Bewertung
des
Bauzustandes
136
Mängel
und
Schäden
136
Verbesserung des Schallschutzes bei Decken und Fußböden
137
8.10
Dach
147

IV
9
Umbaumaßnahmen, Planungsgrundsätze, Rahmenbedingungen
9.1
Wohnbedürfnisse,
Wohnwert,
Wohnwertkriterien 151
9.2
Rahmenbedingungen
für
Grundrissveränderungen
152
9.3
Wohnwertverbessernde
Maßnahmen
153
9.4
Grundrissverändernde
Maßnahmen
153
9.5
Planungsgrundsätze
153
9.6
Gebäudegestaltung
156
Funktionelle
Verbesserungen
156
Ein-
bzw.
Anbau
von
Aufzügen
157
9.7
Kosten
158
9.8
Die Umsetzung der Erkenntnisse am Entwurf
159
9.9
Freiflächen
163
9.10
Statische
Veränderungen
im
Entwurf
168
10 Resümee
11 Abbildungsverzeichnis
12 Tabellenverzeichnis
13 Literaturverzeichnis
Anlagen

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Einleitung
1
Einleitung
Die Wohnzufriedenheit in Plattenbausiedlungen ist seit der Wiedervereinigung deutlich
abgesunken. Im Gegensatz zu den innenstadtnahen Altbauten, die nach und nach saniert
wurden und an Attraktivität gewannen, finden hier konstante Statusabwertung und soziale
Selektion statt. Städtebauliche und infrastrukturelle Defizite unterschiedlicher Art führen bis
heute zu Diskussionen und Kritik.
Hinzu kommen funktionelle Mängel der Wohngrundrisse. Obwohl es auch in der DDR möglich
gewesen wäre, individuell angepasste Wohnungsgrundrisse, zu entwickeln, beschränkte man
sich auf Grund der ,,Egalitätstheorie" auf wenig standardisierte Typen, welche der heutigen
Auffassung, von individuellem Wohnen widersprechen. Ferner unterliegt das monotone
Wohnumfeld anhaltender Kritik.
Auswirkungen der wachsenden Unzufriedenheit und daraus resultierender Abwanderung von
Besserverdienern, Akademikern und jungen Familien ist, dass sich eine größer werdende Zahl
von Wohnsiedlungen mit einkommensschwachen Haushalten herauskristallisiert. Leerstand,
räumliche Konzentration von unterstützungsabhängigen Mietergruppen und störende
Verhaltensweisen kennzeichnen nunmehr viel ostdeutsche Neubaugebiete.
Wohnungsleerstände in einem Stadtteil signalisieren zum Ersten sein schlechtes Image als
Wohnstandort, reduzieren zum Zweiten das Potential nachbarschaftlicher Kontakte und
offerieren zum Dritten einen kontrollfreien Raum für Vandalismus. Die Gefahr der Bildung eines
sozialen Brennpunktes besteht, falls lediglich ein Rest Haushalte mit geringen finanziellen und
sozialen Ressourcen zurück bleibt.
Wenn die Maßnamen zur Aufwertung der Wohnbedingungen jedoch erfolglos bleiben, die
soziale Durchmischung der Bevölkerung unmöglich ist und Leerstände überhand nehmen,
sollte man über den Rückbau nachdenken. Einige Soziologen gehen sogar soweit zu sagen
,,Lieber Abriss als Ghetto".
Um die Wohnungsnot zu lindern, errichtete die DDR in den siebziger und achtziger Jahren
riesige Siedlungen in der industriellen Bauweise. Die Ideologie der Gleichheit sowie die
Fixierung auf die Kleinfamilie führten zu Einheitswohnungen und monotonen Wohnumfeld.
Sozialistische Lebensweise zog in alle Lebensbereiche ein, so auch im privaten Wohnen. Einst
heiß begehrt unterliegen Plattenbauten, seit der Wende und der Wiedervereinigung 1990,
konstantem Statusverlust. Die Wohnpräferenzen haben sich durch steigende Individualisierung
gewandelt. Was früher ,,Vollkomfort" darstellte, wird nun mit Zweitklassigkeit assoziiert.
Durch die hohen Leerstände und die zunehmende ,,Ghettoisierung" werden von vielen Seiten
Forderungen nach Abriss laut
Doch es existieren Alternativen .
Durch Sanierung leerstehender Altbausubstanz und durch intensive Neubautätigkeiten wurden
dem Markt zahlreiche Wohnungen neu zugeführt. Der Wohnungsmarkt ist vielerorts dem
Zusammenbruch nahe; etwa 1.000.000 Wohnungen in den neuen Bundesländern stehen leer.
Die vielfältigen Schrumpfungsprozesse erfordern dringend eine Steuerung dieses Trends der
Siedlungsentwicklung. Dazu ist eine Abkehr von der traditionell wachstumsorientierten Planung
nötig, vielmehr stellt ein ,,geordneter Rückzug" eine ernstzunehmende Aufgabe für viele Städte
dar. Eine notwendige Strategie kann der Stadtumbau auf Basis gesamtstädtischer
Entwicklungskonzepte sein, bei denen das schrittweise Aufgeben von Siedlungsteilen und der
Abriss von Wohngebäuden ein, wenn auch umstrittener, so doch zentraler, unumgänglicher
Ansatzpunkt sein wird.

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Einleitung
2
Mit dem Wettbewerb ,,Stadtumbau Ost" in der Folge der Empfehlungen der Kommission
,,Wohnungswirtschaftlicher Strukturwandel in den neuen Bundesländern" wurden den
Kommunen Anleitungen und Ideen zum schöpferischen Umgang mit dem Problem
,,Schrumpfung" gegeben. Ziel ist es, den negativ besetzten Begriff mit neuen Inhalten in
Richtung eines qualitativen Wachsens zu füllen. Können nachteilige Entwicklungen in den
Regionen genutzt werden, um neue Standortvorteile zu schaffen und letztlich den Städten und
Regionen zu neuem Aufschwung verhelfen?
Mit dem Bundeswettbewerb ,,Stadtumbau Ost" wurde eine Initiative gestartet, die den
Kommunen in den neuen Bundesländern hilft, sich den Problemen der Stadterneuerung zu
stellen.
260 Kommunen, davon 40 aus Mecklenburg-Vorpommern, nahmen an dem Wettbewerb teil.
Auch die Stadt Boizenburg leistete mit der Erarbeitung des integrierten
Stadtentwicklungskonzeptes auch einen Beitrag dazu.
Dieses Konzept beinhaltet überschaubare kurze Betrachtungs- und Planungszeiträume,
strategische Entwicklungsplanung und handlungsorientierte Zielvorgaben. Im Rahmen dieses
Konzeptes wurde zusammen mit den Eigentümern der Gebäude festgelegt, dass in der
Breitscheidstraße 21-30 ein Rückbau bzw. Abriss vorzusehen ist.
Die Strategien zukünftiger Stadtentwicklung sollten auf eine Aufwertung und Stärkung dieser
Quartiere abzielen. Sie sind städtebaulich, stadtstrukturell und kulturell von Bedeutung für die
Gesamtstadt. Insofern stellt ihre Erneuerung und ihr Umbau eine große gesellschaftliche
Herausforderung dar.

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Bund-Länder-Programm ,,Stadtumbau Ost"
3
2
Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost
2.1 Allgemein
Das Programm ,,Stadtumbau Ost" ist im Rahmen der Städtebauförderung als jüngstes Bund-
Länder-Programm aufgelegt worden. Es hat zum Ziel, die Attraktivität ostdeutscher Städte und
Gemeinden als Orte des Lebens und Arbeitens zu sichern und zu erhöhen.
Für den Stadtumbau werden in den Jahren 2002 bis 2009 insgesamt 2,7 Mrd. Euro
bereitgestellt. Mit dem Programm soll eine Stärkung der Innenstädte, die Reduzierung des
Angebotsüberhangs an Wohnraum und die Aufwertung der von Schrumpfungsprozessen
betroffenen Städte erreicht werden. Auftakt des Programms war der im Jahr 2002
durchgeführte Wettbewerb Stadtumbau Ost.
Ausgehend von den Empfehlungen der Kommission wohnungswirtschaftlicher Strukturwandel in
den neuen Ländern ist es das Ziel des Programms Stadtumbau Ost, bis zum Jahr 2009 circa
350.000 der circa eine Million leerstehenden Wohnungen in Ostdeutschland abzureißen.
Gleichzeitig sollen städtebauliche Qualifizierungen durch Aufwertungsmaßnahmen gefördert
werden.
In der Verwaltungsvereinbarung Städtebauförderung (VV Städtebauförderung) werden jährlich
übergeordnete inhaltliche und finanzielle Rahmenbedingungen der Programme aus der
Städtebauförderung von Bund und Ländern festgeschrieben. In der VV Städtebauförderung ist
vorgesehen, die Mittel des Bund-Länder-Programms Stadtumbau Ost zu gleichen Teilen für
Rückbau- und für Aufwertungsmaßnahmen aufzuwenden.
Unter Maßnahmen der Aufwertung von Stadtquartieren fallen beispielsweise die
Aufwertung des vorhandenen Gebäudebestandes, insbesondere die Erhaltung von
Gebäuden mit baukultureller Bedeutung, die Anpassung der städtischen Infrastruktur,
die Wiederverwendung der freigelegten Flächen und Verbesserung des Wohnumfelds.
Zu Maßnahmen für den Rückbau leer stehender Wohngebäude gehören u. a. die
Freimachung von Wohnungen und die Aufwendungen für den unmittelbaren Rückbau.
Seit 2003 sind die Länder ermächtigt, bei Bedarf auch mehr als 50% der Mittel für den
Rückbau einzusetzen.
Während der Rückbau zu 50% vom Bund und zu 50% vom Land gefördert wird, sind
Aufwertungsmaßnahmen zu gleichen Teilen von Bund, Land und Kommune zu
finanzieren.
Ziel ist es, vorrangig solche Kommunen zu fördern,
1
die im Landesvergleich einen überdurchschnittlichen Wohnungsleerstand aufweisen,
die ein mit den Wohnungseigentümern abgestimmtes Integriertes
Stadtentwicklungskonzept erstellt haben und sich zu dessen zügiger Umsetzung
verpflichten:
-
in denen die Wohnungseigentümer eine Altschuldenentlastung nach § 6a AHG
erhalten,
-
in denen sich die Wohnungseigentümer im Rahmen des Stadtentwicklungskonzepts
auf ein Rückbaukonzept geeinigt haben und bereit sind, sich mit eigenen Mitteln an
den Rückbaukosten zu beteiligen,
-
die ­ soweit sachlich geboten ­ mit ihren Umlandgemeinden ein abgestimmtes
Baulandentwicklungs- und Rückbaukonzept erarbeitet haben.
In den Jahren 2002 und 2003 wurden insgesamt 252 Kommunen (einschließlich Berlin) in das
Stadtumbau-Programm aufgenommen.
1
VV Städtebauförderung 2003, Artikel 2, Absatz 3, Satz 11

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Bund-Länder-Programm ,,Stadtumbau Ost"
4
2.2
Programm der Bundesregierung für lebenswerte Städte und attraktives Wohnen
Ziel des Programms:
Stärkung der Städte in den neuen Ländern als Wohn- und Wirtschaftsstandorte
Die Bundesregierung führt in den Jahren 2002 bis 2009 ein Programm zum "Stadtumbau Ost"
durch, um die Attraktivität der neuen Länder als Wohn- und Wirtschaftsstandort zu stärken. Die
Kommunen mit einem städtebaulichen Zukunftskonzept erhalten finanzielle Hilfen für die
notwendige städtebauliche Entwicklung. Die Wohnungswirtschaft bekommt Hilfen zum Abriss
bei Leerstand und zur Aufwertung von Wohnquartiere. Wohneigentumserwerber werden bei der
Modernisierung innerstädtischer Altbauten unterstützt. Der notwendige Stadtumbau unterstützt
auch die Bauwirtschaft und das Handwerk.
Die zunächst notwendigerweise auf Mengenexpansion ausgerichtete Wohnungspolitik nach der
Wiedervereinigung ist in den Jahren vor 1998 trotz sich anbahnender Leerstände nicht
rechtzeitig korrigiert worden. Das Ergebnis: Die Probleme des Wohnungsleerstands sowie der
Verfallserscheinungen in den Stadtquartieren der betroffenen Städte haben dramatische
Formen angenommen. Ein Leerstand von derzeit ca. 1 Mio. Wohnungen (= 13 % des
Bestandes) bedroht die wirtschaftliche Basis der betroffenen Wohnungsunternehmen bis hin zur
Existenzgefährdung.
Das Programm "Stadtumbau Ost" zielt daher darauf ab, dem drohenden physischen Verfall und
der sozialen Erosion in den Städten entgegenzuwirken, um ihre Funktions- und
Leistungsfähigkeit zu erhalten, zu stärken und weiterzuentwickeln. Insbesondere gilt es, die
besonders wertvollen innerstädtischen Altbaubestände, die in besonderem Maße von Leerstand
betroffen sind, für die Zukunft zu sichern. Darauf sind die Förderinstrumente des Stadtumbaus
ausgerichtet. Das Maßnahmepaket fördert gezielt die städtebauliche Entwicklung, den
notwendigen Rückbau des Wohnraumüberhangs, Instandsetzungs- und
Modernisierungsinvestitionen sowie die Eigentumsbildung. Damit lassen sich vor allem die
Innenstädte revitalisieren und die Tendenzen zur Zersiedlung des Umlandes vermindern.
Mittelvolumen und Finanzierung
Mit dem Maßnahmenpaket greift die Bundesregierung Vorschläge der von ihr eingesetzten
Expertenkommission "Wohnungswirtschaftlicher Strukturwandel in den neuen Ländern" auf und
führt zur Stabilisierung der Wohnungswirtschaft und der Städte in den neuen Ländern ein
Programm in Höhe von 2,7 Mrd. für die Jahre 2002 bis 2009 durch. Die Bundesregierung
stellt für dieses Programm Eigenmittel in Höhe von rd. 1,1 Mrd. bereit. Die Länder beteiligen
sich mit einem Gesamtbetrag in gleicher Größenordnung. Die Finanzierung erfolgt teilweise
durch eine effiziente Umgestaltung bisheriger Förderinstrumente. Dadurch werden beim
Wohnungs- und Städtebau insgesamt erheblich mehr Mittel zielgerichtet zur Strukturanpassung
eingesetzt.
Mit dem Programm "Stadtumbau Ost" wird die erfolgreiche Politik der Bundesregierung zur
Stabilisierung der Wohnungswirtschaft fortgesetzt, die bereits 1999 mit der Novellierung des
Altschuldenhilfe-Gesetzes (AHG) sowie der sog. Härtefallregelung nach diesem Gesetz
eingeleitet wurde. Hier hat die Bundesregierung das Mittelvolumen für 10 Jahre von zunächst
358 Mio. auf 658 Mio nahezu verdoppelt, damit existenzgefährdete Wohnungsunternehmen
bei unvermeidlichem Abriss in Höhe der restlichen Altschulden entlastet werden können.

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Bund-Länder-Programm ,,Stadtumbau Ost"
5
Durch das Zusammenwirken dieser Maßnahmen kann die von der Expertenkommission
empfohlene Marktbereinigung von rd. 350.000 Wohnungen ermöglicht werden. Die Städte
erhalten damit einen kräftigen Schub zu einer zukunftsweisenden Stadtentwicklung.
Elemente des Programms "Stadtumbau Ost"
Das Förderpaket ist so gestaltet, dass die Mittel auf der Grundlage städtebaulicher
Entwicklungskonzepte der Gemeinden integriert und zielgenau zur
Reduzierung des Angebotsüberhangs,
Aufwertung der vom Rückbau betroffenen Viertel
Stärkung des innerstädtischen Altbaus sowie der erhaltenswerten Stadtquartiere
vergeben werden.
Das Programm enthält daher folgende Elemente:
a) Zuschussprogramm für Rückbau und Aufwertungsmaßnahmen
(Hilfestellung für den Abriss langfristig nicht mehr benötigter Wohnungsbestände und zur
Aufwertung von Stadtquartieren)
Bereitstellung von insgesamt 1,023 Mrd. im Zeitraum von 2002 bis 2009 durch den Bund,
davon in 2002 bis 2005 jährlich 153,4 Mio. und in 2006 bis 2009 jährlich 102,3 Mio. , ergänzt
durch Landesmittel in gleicher Höhe. Die Mittel sollen je zur Hälfte für Abrissmaßnahmen sowie
für die Aufwertung von Stadtquartieren insbesondere durch Anpassung der Infrastrukturen, des
Wohnumfeldes sowie durch den Erhalt von Gebäuden besonderer baukultureller Bedeutung
eingesetzt werden. Zu den für die Aufwertung bestimmten Mitteln steuern die Gemeinden den
gleichen Betrag wie jeweils Bund bzw. Land bei.
Einzelheiten regelt eine Verwaltungsvereinbarung mit den Ländern.
b) Erhöhung der Investitionszulage für Mietwohnungen des innerstädtischen Altbaus sowie
bestimmter denkmalgeschützter Bauten
(Unterstützung der Revitalisierung städtebaulich wertvoller Quartiere in Sanierungs-,
Erhaltungs- und Kerngebieten durch Modernisierung)
Durch Änderung des Investitionszulagengesetzes wurde die Zulage für Modernisierung von
Mietwohnungen bei Altbauten und denkmalgeschützten Gebäuden der 50er Jahre in
bestimmten innerstädtischen Gebieten deutlich erhöht :
Erhöhung des Fördersatzes von bisher 15 % auf 22 %,
Verdopplung der förderfähigen Kosten auf 1.200 /m²,
Erhöhung des nicht förderfähigen Selbstbehalts auf 50 /m²; damit soll künftig eine staatliche
Unterstützung wohnungswirtschaftlicher Bagatellinvestitionen ohne städtebauliche Effekte
vermieden werden.
Die erhöhte Förderung gilt für Sanierungsgebiete, Erhaltungsgebiete und Kerngebiete.
c) Zuschüsse für die Wohneigentumsbildung in innerstädtischen Altbauquartieren
(Unterstützung von Modernisierung und Instandsetzung bei Bildung von Wohneigentum in
innerstädtischen Altbauten und denkmalgeschützten Gebäuden)

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Bund-Länder-Programm ,,Stadtumbau Ost"
6
Die Bundesregierung stellt für diese Maßnahme im Zeitraum 2002 bis 2004 jährlich 25,6 Mio. ,
d. h. insgesamt 76,7 Mio. bereit, die die Länder um weitere 76,7 Mio. aufstocken. Damit soll
attraktives innerstädtisches Wohneigentum, das mit der "grünen Wiese" konkurrieren kann,
zielgenau unterstützt werden.
d) Wettbewerb zur beschleunigten Vorbereitung von Stadtentwicklungskonzepten
(Erarbeitung von Stadtentwicklungskonzepten für die Förderung von Stadtumbaumaßnahmen)
Die Bundesregierung stellte im Jahr 2002 rund 16 Mio. für einen Wettbewerb bereit, an dem
sich 261 Städte und Gemeinden beteiligten, um so die Erarbeitung von
Stadtentwicklungskonzepten zu unterstützen.
Diese Konzepte sind Voraussetzung für die Gewährung von Fördermitteln.
Weitere Informationen zum Programm Stadtumbau Ost, Bund und Länder sollen hier nicht
aufgeführt werden. Sie sind nicht der Hauptbestandteil der Arbeit und sehr umfangreich.
Informationen, Quellen und Internetseiten werden in einer gesonderten Literaturliste dargestellt.

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Bund-Länder-Programm ,,Stadtumbau Ost"
7
2.3 Der
Wettbewerb
2
Die Aufgabe
Stadtumbau ist die wichtigste stadtentwicklungspolitische Aufgabe, die heute in den neuen
Ländern ansteht. Es geht um die Aufwertung von Stadtquartieren, die Verbesserung der Wohn-
und Lebensqualität, die Schaffung von selbstgenutztem Wohneigentum im Bestand und den
Rückbau von auf Dauer nicht mehr benötigten Wohnungen.
Die Initiative der Bundesregierung
Für den Zeitraum 2002 - 2009 stehen mit dem Programm ,,Stadtumbau Ost" insgesamt rund 2,7
Milliarden bereit, von denen allein die Bundesregierung 1,1 Milliarden zur Verfügung stellt.
Voraussetzung für den fundierten Stadtumbau sind integrierte Stadtentwicklungskonzepte, die
die unterschiedlichen Interessen berücksichtigen. Um diesen Planungsprozess anzustoßen, hat
die Bundesregierung den Wettbewerb Stadtumbau Ost ausgelobt. Für die Kommunen lohnte
sich die Teilnahme in jedem Fall: Sie erhielten einen Zuschuss zu den Kosten für die
Ausarbeitung des Stadtentwicklungskonzepts - je nach Größe der Gemeinde zwischen 50.000
und 100.000 . 34 Stadtentwicklungskonzepte wurden im September 2002 prämiert. Der erste
Preis ist mit einem Preisgeld von je 50.000 , der zweite Preis mit einem Preisgeld von je
25.000 und der dritte Preis mit einem Preisgeld von je 10.000 dotiert.
Der Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost
Wettbewerb "Stadtumbau Ost" - für lebenswerte Städte und attraktives Wohnen
Im Oktober 2001 wurde der Wettbewerb "Stadtumbau Ost" vom Bundesministerium für Verkehr,
Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) ausgelobt. Ziel des Wettbewerbs - Bestandteil des
Städtebauförderungsprogramms "Stadtumbau Ost" - war, die Erarbeitung von umsetzbaren
2
Quelle: Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Bund-Länder-Programm ,,Stadtumbau Ost"
8
und innovativen Lösungen für den Stadtumbau zu unterstützen. Für die Teilnahme hatte der
Bund in Abstimmung mit den Ländern 260 Kommunen und 10 Stadtteilgebiete von Berlin
(Ostteil) ausgewählt. Die Kommunen erhielten in Abhängigkeit von ihrer Größe eine Zuwendung
des Bundes für die Erarbeitung ihrer Stadtentwicklungskonzepte von bis zu 125.000 Euro.
Der Wettbewerb endete im September 2002 mit der Prämierung von 34
Stadtentwicklungskonzepten (Preisträger).
Hintergrund dieser Initiative ist der zunehmende Wohnungsleerstand in den ostdeutschen
Städten. Dieser erfordert ein Umdenken in Bezug auf bisher anerkannte Ziele und Szenarien.
Dazu gehören veränderte Leitbilder und neue Orientierungen für die Stadtentwicklung.
Stadtumbau heißt deshalb, die Zukunft der Städte zu gestalten und mit allen Beteiligten die
dafür geeigneten Handlungskonzepte zu formulieren.
Im Rahmen von insgesamt fünf Starter-Konferenzen in den Landeshauptstädten der neuen
Länder und einem Pressegespräch in Berlin wurden die Teilnehmerkommunen über das
Wettbewerbsverfahren und die Anforderungen an die Wettbewerbsbeiträge informiert.
Eine wichtige Wegmarke waren die Workshops. Sie eröffneten allen am Wettbewerb beteiligten
Kommunen die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und schwierige Aspekte der Arbeit an
Stadtentwicklungskonzept zu erörtern. Die Ergebnisse sind in der Fachdokumentation
veröffentlicht worden.
Abgabetermin für die Wettbewerbsbeiträge waren der 14. Juni und der 31. Juli 2002. Die Jury
trat Ende August zusammen und entschied über die Auswahl der Preisträger.
Die Auswahl der Preisträger hat das breite Spektrum der Wettbewerbsbeiträge und die
heterogene Struktur der teilnehmenden Kommunen berücksichtigt (Ergebnisse).
Die besten Stadtentwicklungskonzepte des Wettbewerbs "Stadtumbau Ost" wurden am 5.
September 2002 von Bundesminister Kurt Bodewig und Staatsminister Rolf Schwanitz in der
Caligarihalle in Potsdam-Babelsberg ausgezeichnet.
Die Jury hat von den 269 eingereichten Wettbewerbsbeiträgen 34 Konzepte zur Prämierung
ausgewählt (vgl. Tabelle unten). Damit die Wettbewerbsbeiträge für die Jury vergleichbar
waren, wurden die Städte nach Größen in Gruppen zusammengefasst:
Gruppe 1: Kommunen unter 15.000 EW / Unterzentren (67 Kommunen)
Gruppe 2: Kommunen unter 15.000 EW / Mittelzentren (63 Kommunen)
Gruppe 3: Kommunen mit 15.000 - 30.000 EW (76 Kommunen)
Gruppe 4: Kommunen mit 30.000 - 100.000 EW (40 Kommunen)
Gruppe 5: Kommunen über 100.000 EW (13 Kommunen)
Gruppe 6: Berlin /Ostteil (10 Stadtteilgebiete)
Die Auswahl der Preisträger erfolgte nach den von der Jury festgelegten Kriterien:
Offenlegung der Probleme,
Eignung der Leitbilder, Strategien und Maßnahmen, die anstehenden Probleme zu
bewältigen,
Umsetzbarkeit, insbesondere Finanzierbarkeit
Prozeß- und Steuerungsqualität

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Bund-Länder-Programm ,,Stadtumbau Ost"
9
Die 34 Preisträger
Allen Darstellungen ist eine Übersicht zu wesentlichen Eckdaten der Stadtentwicklung
vorangestellt. Die Daten wurden - soweit möglich - von den Kenndatenblättern übernommen
und teilweise durch Angaben aus den Wettbewerbsbeiträgen ergänzt. Zusätzlich wurden
Angaben zum prognostizierten Leerstand und den geplanten Stadtumbaumaßnahmen
(Rückbau- und Neubaupotenziale) aufgenommen. Diese wurden aus den
Wettbewerbsbeiträgen entnommen und stellen meist grobe Schätzungen dar.
Aus den Originalunterlagen der Wettbewerbsbeiträge sind von allen Preisträgern jeweils die
zweiseitige Zusammenfassung des Wettbewerbsbeitrags und der Zielplan für die Gesamtstadt
abrufbar. Von den Ersten Preisträgern sind auch die Zielpläne für 1-2 Stadtteile dargestellt.
3
1. Preise
Schwerin Mecklenburg-Vorpommern 103.084 EW
Plauen Sachsen 71.543 EW
Schwedt/Oder Brandenburg 40.972 EW
Sangerhausen Sachsen-Anhalt 25.399 EW
Wittenberge Brandenburg 22.200 EW
Leinefelde Thüringen 15.011 EW
Gräfenhainichen Sachsen-Anhalt 8.643 EW
Gröditz Sachsen 8.478 EW
Rossleben Thüringen 6.450 EW
Marzahn-Hellersdorf Berlin 190.600 EW
2. Preise
Leipzig Sachsen 493.208 EW
Frankfurt/Oder Brandenburg 71.468 EW
Stendal Sachsen-Anhalt 39.795 EW
Zittau Sachsen 27.454 EW
Sondershausen Thüringen 23.286 EW
Döbeln Sachsen 23.283 EW
Hagenow Mecklenburg-Vorpommern 12.272 EW
Torgelow Mecklenburg-Vorpommern 11.449 EW
Ueckermünde Mecklenburg-Vorpommern 11.440 EW
Eggesin Mecklenburg-Vorpommern 6.626 EW
3. Preise
Halle/Saale Sachsen-Anhalt 246.450 EW
Zwickau Sachsen 103.008 EW
Dessau Sachsen-Anhalt 83.153 EW
Hansestadt Wismar Mecklenburg-Vorpommern 44.884 EW
Reichenbach im Vogtland Sachsen 23.469 EW
Lutherstadt Eisleben Sachsen-Anhalt 20.600 EW
Salzwedel Sachsen-Anhalt 20.358 EW
Torgau Sachsen 19.430 EW
Oschersleben/Bode Sachsen-Anhalt 15.684 EW
Wolgast Mecklenburg-Vorpommern 12.799 EW
Barth Mecklenburg-Vorpommern 9.949 EW
Schipkau Brandenburg 8.577 EW
Reutherstadt Stavenhagen Mecklenburg-Vorpommern 7.104 EW
Calau Brandenburg 6.585 EW
3
Alle Darstellungen der Preisträger sind einzusehen unter
http://www.bmvbw.de/Der-Wettbewerb-.808.htm

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Bund-Länder-Programm ,,Stadtumbau Ost"
10
Im Rahmen des Wettbewerbs "Stadtumbau Ost" hat das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. die
Kommunen aufgefordert, den Stadtumbau zur Schaffung von attraktiven Lebensräumen für
Kinder und Jugendliche zu nutzen sowie Kinder und Jugendliche aktiv an der Planung zu
beteiligen. Die Jury des Kinderhilfswerks e.V. hat von den 21 einreichten Beiträgen 3 Konzepte
ausgezeichnet:
1. Rang
Zeitz Sachsen-Anhalt
2. Rang
Meißen Sachsen
3. Rang
Halle / Saale Sachsen-Anhalt
2.4
Materialien zum Stadtumbau in Ostdeutschland - Stadtentwicklungskonzepte
Was ist ein Stadtentwicklungskonzept? Integrierte Stadtentwicklungskonzepte sind informell
und umsetzungsorientiert angelegte Zukunftsentwürfe einer Stadt. Sie enthalten konkrete
Leitbilder, Ziele sowie einzelne Projekte.
Weil sie einen Gesamtüberblick über die Entwicklungsperspektiven der Stadt verschaffen, sind
sie Voraussetzung für einen fundierten Stadtumbau.
Kurzbeschreibung des Planungsinstruments.
Definition, Abgrenzung zur herkömmlichen Bauleitplanung, Inhalte, Literaturhinweise
Im Vergleich - systematische Übersicht kommunaler und regionaler
Planungsinstrumente mit Kurzbeschreibungen formeller, informeller,
verfahrensorientierter und informationsbasierter Instrumente
Ausführliche und zahlreiche Leitfäden und Anweisungen zur Erstellung der
Stadtentwicklungskonzepte standen den Teilnehmern zur Verfügung.
Auch die Stadt Boizenburg hat diese Chance genutzt und ein integriertes
Stadtentwicklungskonzept erstellt.
Nachfolgend die Kurzdarstellung des eingereichten ISEK der Stadt Boizenburg.

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Bund-Länder-Programm ,,Stadtumbau Ost"
11
ISEK-Kurzdarstellung-
Boizenburg
Ausgangslage
Die Stadt Boizenburg/Elbe ist als
Unterzentrum an der Entwicklungsachse
Hamburg-Berlin und im Naturpark
,,Mecklenburgisches Elbetal" ein wichtiger
Wohn- und Gewerbestandort mit
einer unter Denkmalschutz stehenden
Altstadt. Die unmittelbare Lage an der
Elbe bietet zudem ein touristisches
Potenzial. Durch den erheblichen
Bevölkerungsverlust vor allem in den
Plattenbausiedlungen hat sich ein
hoher Wohnungsleerstand entwickelt.
Seit Ende der 90er Jahre stabilisiert
sich die Bevölkerungszahl. Sie wird
jedoch im Geschosswohnungsbau
weiterhin abnehmen. Schwerpunkte
des Stadtumbaus sind die Altstadt und
die beiden Neubaugebiete Siedlung
und Bahnhof mit überdurchschnittlich
hohen Wohnungsleerständen (36%
und 12%).
Altstadt
Oberstes Ziel bleibt es die Altstadt
als Wohnstandort (Flächendenkmal)
zu sichern, ihre Anziehungskraft zu
erhöhen und inbegriffen darin, den
Hafenkopf als attraktives Wohngebiet
und touristischen Anziehungspunkt mit
Marina und Promenade auszubauen.
Der hohe Leerstand in den teilweise
unbewohnbaren Gebäuden soll durch
Sanierung und Wohnungszusammenlegung
sowie durch Abriss und Rückbau
schrittweise abgebaut werden. Um
die Struktur der Altstadt zu erhalten,
werden bestehende Lücken geschlossen
werden müssen. Das Wohnumfeld
soll durch weitere Umgestaltungen der
Grün- und Freifl ächen aufgewertet
werden.
Siedlung/Bahnhof (S 2)
Nördlich und östlich der Altstadt
entstanden vorrangig zur Unterbringung
von Arbeitskräften für die
Gewerbebetriebe im Hafen und für
die Fliesenwerke von 1950 bis 1988
mehrgeschossige Wohngebiete mit
gesamtstädtischen Einrichtungen
für die soziale und technische Infrastruktur.
Seit Anfang 1990 weisen die
teilweise sanierten Wohnblöcke in der
Siedlung und am Bahnhof einen hohen
Leerstand aus, der durch
Wohnungszusammenlegungen,
Abriss und Rückbau schrittweise an den Bedarf
angepaßt werden soll.
Verfasser des Beitrags:
Stadt Boizenburg
Auftragnehmer:
BIG ­ Städtbau M-V GmbH, Kronshagen
Planungsbüro:
S&D STADT und Dorf Planungsgesellschaft mbH,
Schwerin, Dr. Hölling und Partner, Berlin

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Situation und Perspektiven in Boizenburg
12
3
Situation und Perspektiven in Boizenburg
3.1 Städtebauliche
Strukturierung
Die Stadt Boizenburg liegt am südwestlichen Rand von Mecklenburg-Vorpommern, angrenzend
an die Länder Schleswig-Holstein im Westen und Niedersachsen im Süden. Zur östlich
gelegenen Kreisstadt Ludwigslust beträgt die Entfernung ca. 50km. Die Landeshauptstadt
Schwerin befindet sich ca. 60km nordöstlich von Boizenburg.
Über die Bundesstraßen B195 und B5 ist die Stadt verkehrsgünstig an das überregionale
Straßennetz zur A24 angebunden. Damit werden gute Verbindungen zum Wirtschaftsraum
Hamburg, zur Landeshauptstadt Schwerin, zum norddeutschen Osteseeküstenraum, zum
Großraum Berlin und in Richtung Niedersachsen hergestellt.
Die verkehrsgünstige Lage wird durch die Bahnstrecke Berlin-Hamburg unterstrichen. Regional-
und Stadtexpresszüge sowie Regionalbahnen haben hier Ihren Halt. Die ICE-Strecke wird
derzeit ausgebaut.
Von besonderer Bedeutung ist die Lage Boizenburgs im 42.600 ha großen Naturpark
Mecklenburgisches Elbetal, als Teil des länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservates
,,Flusslandschaft Elbe".
Die Ausweisung der Stadt als ,,Fremdenverkehrsentwicklungsraum" im Rahmen des regionalen
Raumordnungsprogramms (RROP) Westmecklenburgs unterstreicht die Wertigkeit des
Tourismus zur Stärkung der Region. Schon heute ist das landschaftlich reizvolle Gebiet durch
zahlreiche Wander- und Radfahrwege erschlossen. Besondere touristische Attraktionen bilden
die historische Altstadt mit der mit Linden umsäumten Wallanlage und dem sanierten barocken
Fachwerk-Rathaus sowie denkmalgeschützten Wohn- und Geschäftshäusern, das
Hafengelände, die städtische Parkanlage und besondere Museen, wie z.B. das erste deutsche
Fliesenmuseum.
Die Stadt liegt an der Mündung der Boize, einem kleinen Seitenarm der Elbe. Sie war im
Mittelalter von einer Stadtmauer mit Toren und Türmen, einem Hochwall und den noch
erhaltenen Wallgräben umgeben. Nach einem Brand um 1709 entstand eine neue Altstadt nach
den städtebaulichen Grundsätzen des Barocks mit neuer räumlicher Aufteilung.
Neben der historischen Altstadt mit dem Hafenkopf gibt es zwei weitere Stadtteile, die ca. 2km
östlich gelegene Bahnhofsvorstadt und das als ,,Siedlung" bezeichnete Wohngebiet auf dem
Ziegelberg. Diese Stadtteile entwickelten sich im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen
Erweiterung der Stadt um 1900 (Fliesenwerke, Elbewerft), die aufgrund der geologischen
Gegebenheiten keine andere Standorterschließung für das Gewerbe zuließ.
Im gesamten Stadtgebiet befinden sich verschiedene Schulen. In den Stadt- und Ortsteilen
befinden sich verschiedene Sport- und Freizeitanlagen, ein neu saniertes Freibad, ein
Krankenhaus und verschiedene Versorgungseinrichtungen.
Einzelhandelsgeschäfte und kleinere Dienstleistungsunternehmen konzentrieren sich in der
Altstadt. Neue großflächige Einzelhandelsstandorte wurden in den Stadtteilen Siedlung und im
Gewerbegebiet des Stadtteils Bahnhof untergebracht.
Mit der Weiterentwicklung der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Jahre
1990 begann die Entwicklung der Stadt als Gewerbestandort. Auf der neu ausgewiesenen
Fläche östlich des Stadtteils Bahnhof siedelten sich zahlreiche neue Unternehmen an. Die gute
Lage zu Hamburg macht den Standort auch weiterhin attraktiv, so dass zusätzliche
Gewerbeflächen erschlossen wurden.

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Situation und Perspektiven in Boizenburg
13
Innerhalb der Stadt mit seinen Ortsteilen Bahlen, Bahlendorf, Gehrum, Gothmann, Metlitz,
Schwartow, Streitheide und Vier leben per Stand 31.12.2001 10.626 Einwohner.
Die Gesamtfläche des Stadtgebietes beträgt 47,25 km².
3.2 Stadtgebietsgliederung
Ausgehend von der städtebaulichen Situation, der Nutzungsstruktur und der baugeschichtlichen
Entwicklung wird die Stadt Boizenburg in die nachfolgenden Gebiete unterteilt. Bedingt durch
den Anschluss an das Bahnnetz und die Entwicklung der beiden Großbetriebe Fliesenwerke
und Elbewerft ist die Stadt in Ihrer Siedlungsstruktur durch Zweiteilung (Altstadt/Siedlung und
Bahnhof) gekennzeichnet.
Altstadt mit Hafenkopf
Das Gebiet umfasst das vollständig erhaltene Ensemble mit barockem Straßenraster. Die
Bebauung ist aus dem 18./19. Jahrhundert und besteht überwiegend aus zweigeschossigen
Fachwerk- und Backsteingebäuden mit Gemeinbedarfs- und Versorgungseinrichtungen. Das
Gebiet ist rechtlich als Erhaltungs- und Sanierungsgebiet gesichert.
Gebiete, die mit der Entwicklung der beiden Großbetriebe im 19./20. Jahrhundert entstanden
Aufgrund der ähnlichen Struktur sind die Gebiete nördlich der Altstadt und am Bahnhof
zusammengefasst.
Im 18./19. Jahrhundert bestimmte die Lage an der Elbe die Wirtschaft von Boizenburg.
Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Werft entwickelten sich die Wohngebiete nördlich der
Altstadt mit ein- und zweigeschossigen Gebäuden.
Mit dem Anschluss der Stadt an die Eisenbahn Berlin-Hamburg auf der trockenen Landzunge in
ca. 2,5 km Entfernung östlich vom Stadtkern und mit der Ansiedlung der Fliesenwerke 1902
wurde am Bahnhof der neue Stadtteil besiedelt. Überwiegend zweigeschossige Wohngebäude
entlang der Bahnhofstrasse, der Berliner Strasse und der Fritz-Reuter-Strasse. Die
Bahnhofstrasse bildet mit Geschäften den Einkaufsbereich für das Gebiet. Am westlichen Ende
der Strasse befinden sich gesamtstädtisch bedeutsame Einrichtungen ­ Kirche und Kulturhaus.
Das Kulturhaus ist jedoch weitestgehend ungenutzt.
Konventioneller Wohnungsbau
In der zweigeteilten Stadt wurden durch DDR-Block- und Plattenbauten in beiden Stadtteilen
Gebiete errichtet. Sie umfassen das industrielle Baugeschehen des DDR,
Geschosswohnungsbaus ab 1970 bis Ende der 80er Jahre. Die entstandenen vier- bis
fünfgeschossigen Gebäude weisen vom Dach (Flach- bis Satteldach) und von der Fassade (mit
und ohne Balkone) verschiedene Gestaltungen auf. Sie sind in Ihren Wohnungszuschnitten
jedoch uniform.
Östlich an die alte Siedlung entstand in dieser Bauweise das Gebiet der neuen Siedlung mit der
,,Ludwig-Reinhard-Straße" und ,,Dr.-Alexander Straße". Es umfasst auch den größten Teil der
damals neu errichteten Kinder- und Schuleinrichtungen von Boizenburg.
In der Bahnhofsvorstadt entwickelte sich das Baugeschehen westlich der Fliesenwerke mit dem
Gebiet ,,Weg der Jugend" und südlich angrenzend ein weiteres Neubaugebiet.
Diese Gebiete sind jeweils von Kleingärten und Sportanlagen umgeben.
Wohnungsbau nach 1990
Diese Gebiete entstanden als westliche und östliche Erweiterung der Siedlung, unmittelbar
angrenzend an die Gebiete mit mehrgeschossigem Wohnungsbau der DDR und Einfamilien-
/Zweifamilienhäusern. Eine Teilfläche wurde im innenstadtnahen Bereich ergänzt.
Der neu errichtete Wohnungsbau umfasst mehrgeschossige Gebäude (max.3 Geschosse mit
Dachausbau), Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser. Das östliche Gebiet wurde außerdem
mit Handelseinrichtungen komplettiert.

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Situation und Perspektiven in Boizenburg
14
Ortsteile
Die zur Stadt gehörenden Ortsteile sind ursprüngliche mecklenburgische Straßen- oder
Haufendörfer mit großen Grundstücken.
Besondere Entwicklungen nach 1990 erfolgten aufgrund der geringen Entfernung zur Stadt
durch Eigenheimbau in den Ortsteilen Vier, Bahlen, Gothmann und Schwartow. Der Ortsteil
Schwartow zeichnet sich durch Freizeit- und Erholungseinrichtungen, wie Hotel, Schwimmbad,
Reitplatz und Tennisplatz aus. Bis dato weisen die Ortsteile immer wieder neu, immer größere
Neubaugebiete aus. Hier entstehen große Einfamilienhaussiedlugen.
Großflächige Grünbereich mit dem Stadtpark und den Eichen erstrecken sich im westlichen
Stadtgebiet zwischen der Altstadt und den nördlichen Wohngebieten.
Rad- und Fußwege verbinden die Stadtteile Siedlung und Bahnhof miteinander. Der Übergang
zum Landschaftraum wird durch Kleingartenanlagen hergestellt.

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Situation und Perspektiven in Boizenburg
15
3.3
Prognose der Bevölkerungsentwicklung
,,Die Vorstellungen zur weiteren Bevölkerungsentwicklung stellten den Ausgangspunkt für die
Bildung von Szenarien zur künftigen Wohnungsmarktentwicklung dar.
Dabei wurden im Projektverlauf verschiedene Szenarien der Bevölkerungsentwicklung bis 2015
erarbeitet. Diese Szenarien wurden auf der Grundlage der bisherigen Bevölkerungsentwicklung
und Prognosen des Statistischen Landesamtes entwickelt. Sie unterscheiden sich vor allem in
den Annahmen zum Wanderungsrisiko."
1
Als Ergebnis der Arbeit der Projektgruppe des ,,Bundeswettbewerbs Stadtumbau Ost für die
Stadt Boizenburg 2002" wurde festgelegt von dem folgend dargestellten Szenario auszugehen.
Die Annahmen zur künftigen Bevölkerungsentwicklung in Boizenburg der Projektgruppe wurden
an der Prognose des Statistischen Landesamtes für Mecklenburg-Vorpommern orientiert.
Für die natürliche Bevölkerungsentwicklung in Boizenburg wurde angenommen, dass das
Ergebnis aus Lebendgeburten und Sterbefällen bis 2005 jährlich ­0,3% der Bevölkerung
betragen wird. Für die Zeiträume 2005-2010 und 2010-2015 wird sich der jährliche Rückgang
auf ­4% bzw. ­0,5% erhöhen.
Den Annahmen zur künftigen Entwicklung des Wanderungssaldos für Boizenburg lagen
folgende Überlegungen zugrunde. Der Prognoseansatz des Statistischen Landesamtes, dass
sich die Wanderungsverluste des Landes bis 2010 verringern und danach eine ausgeglichene
Wanderung bzw. leichte Wanderungsgewinne eintreten werden, wurde vom Trend her
übernommen.
Aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre wurde jedoch für die Zukunft eine im Vergleich zum
Landesdurchschnitt etwas günstigere Entwicklung angenommen. Bis 2005 rechnet die
Projektgruppe mit einem geringeren jährlichen Wanderungsgewinn in Höhe von 0,3% im Jahr.
Für die Perioden 2005-2010 und 2010-2015 wurde ein jährlicher Wanderungsgewinn von 0,5%
bzw. 0,7% zu Grunde gelegt.
In der Konsequenz der Annahmen ergibt sich eine stagnierende Bevölkerungsentwicklung bis
2005 und ein geringfügiges Wachstum von 0,1% bis 2010 und von 0,2% p.a. bis 2015. Die
Bevölkerung würde sich demnach von aktuell ca. 10.650 auf ca. 10.800 bis zum Jahr 2015
erhöhen.
Neben dem absoluten Rückgang der Wohnbevölkerung bewirken die Annahmen zur
Bevölkerungsentwicklung eine weitere Veränderung der Altersstruktur. Der Anteil der älteren
Altersgruppen wird zunehmen, während der Anteil der Altersgruppen von 20-45 und 5-20
Jahren stark rückläufig sein wird.
1
ISEK der Stadt Boizenburg - Erarbeitung zum Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost der Stadt Boizenburg 2002; S.7

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Situation und Perspektiven in Boizenburg
16
12%
16%
11%
23%
18%
19%
27%
31%
33%
18%
21%
22%
5%
4%
5%
16%
9%
10%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
2000
2010
2015
über 65
45-65
30-45
20-30
5-20
0-5
Tab.3.1: Bevölkerungsentwicklung in Boizenburg
2
3.4
Bisherige Entwicklung und Anzahl der Größe der Haushalte
Entscheidend für die Wohnungsnachfrage ist die Entwicklung der nachfragenden
Privathaushalte. Auf der Basis der Ergebnisse der Gebäude- und Wohnungszählung 1995 kann
für das Jahr 1995 von 4.500 privaten Haushalten ausgegangen werden. Ende 2001/Anfang
2002 betrug die Anzahl der Haushalte in Boizenburg etwa 4.950.
Unter Berücksichtigung der Anzahl der Heimbewohner ergibt sich für 1995 eine
durchschnittliche Haushaltsgröße von 2,42 Personen je Haushalt und für 2001 eine
durchschnittliche Haushaltsgröße von 2,12 Personen.
Der Trend zur Verkleinerung der Haushalte ist für das Land Mecklenburg-Vorpommern
insgesamt festzustellen. Als Ursache dafür werden der zunehmende Anteil der älteren
Haushalte, ein verändertes Haushaltbildungsverfahren jüngerer Menschen und eine niedrigere
Geburtenrate gesehen. Infolgedessen nahmen die Anteile der 1-und 2- Personenhaushalte zu
Lasten der Anteile der größeren Haushaltstypen zu.
Tab.3.2: Haushaltsgrößen Boizenburg/Mecklenburg-Vorpommern
Quelle: Unterlagen Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost 2002 ­ Boizenburg Elbe
2
Quelle: Statistisches Bundesamt / Eigene Bearbeitung der Projektgruppe aus Boizenburg
Boizenburg
Mecklenburg-Vorpommern
Gemeindegrößenklasse
10.000-20.000 Einwohner
1995
2001
1995
2001
Personen/Haushalt
2,42
2,12
2,32
2,16
1-Personen-HH
28%
35%
30%
33%
2-Personen-HH
29%
36%
31%
38%
3-Personen-HH
22%
14%
20%
15%
4-Personen-HH
18%
12%
16%
11%
5- und mehr Personen-HH
4%
3%
3%
3%

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Situation und Perspektiven in Boizenburg
17
Prognose der Anzahl und Größe der Haushalte
Die Annahmen zur zukünftigen Haushaltsgrößenentwicklung für Boizenburg basieren auf dem
Bericht der Expertenkommission zum wohnungswirtschaftlichen Strukturwandel, in dem die
Haushaltsgrößenentwicklung für die neuen Bundesländer prognostiziert wurde. Auf der
Grundlage eines speziellen Modells wurde anhand der altersgruppenspezifischen
Haushaltsbildungsverhaltens und der Altersstruktur die künftige Haushaltsgrößenentwicklung
berechnet.
Im Ergebnis wird eine weitere Verkleinerung der Haushalte um jährlich ­0,8% prognostiziert.
Das bedeutet eine Verlangsamung dieses Trends gegenüber den 90iger Jahren, in denen der
jährliche Rückgang ­1,1% betrug. Die entscheidenden Impulse für die weitere Verkleinerung
der Haushalte gehen von der Veränderung der Altersstruktur aus. Da die älteren Haushalte
unterdurchschnittliche Haushaltsgrößen aufweisen, bewirkt eine Erhöhung der Anteile der
älteren Altersgruppen zu Lasten der jüngeren Altersgruppen eine weitere Verkleinerung der
Haushalte.
Für die Stadt Boizenburg wurde ein Rückgang der Haushaltsgröße von aktuell 2,12 auf 2,05 im
Jahr 2015 (2,08 in 2010) angenommen, was einem Prozentsatz von 0,3% pro Jahr entspricht.
Unter den o.g. Annahmen zur Bevölkerungs- und Haushaltsgrößenentwicklung erhöht sich die
Anzahl der Haushalte bis 2015 um 257 auf 5.202 Haushalte. Das bedeutet eine bis 2015
ansteigende Wohnungsnachfrage von 257 Wohnungen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der
Anstieg der Nachfrage weniger aus der Bevölkerungsentwicklung, sondern zum größten Teil
aus der Verkleinerung der Haushaltsgröße auf 2,05 Personen je Haushalt resultiert. Unter der
Annahme einer unveränderten Haushaltsgröße würde die Nachfrage lediglich um 76
Wohnungen steigen.
Tab. 3.3: Haushaltsanzahl in Boizenburg - Prognose
3
Die Verkleinerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße ergibt sich aufgrund einer deutlichen
Verschiebung in der Nachfragestruktur nach den Haushaltsgrößen. Die Anteile der 1- und 2-
Personen Haushalte werden deutlich zunehmen. Dagegen werden sich die Anteile bei den
größeren Haushaltstypen verringern.
4
3
Quelle: Unterlagen Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost 2002 ­ Boizenburg Elbe
4
Erarbeitung zum Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost der Stadt Boizenburg 2002; S.9
4945
4996
5085
5202
2001
2005
2010
2015

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Situation und Perspektiven in Boizenburg
18
Boizenburg
2001
2010
2015
Personen/Haushalt
2,12
2,08
2,05
1-Personen-HH
35%
36%
37%
2-Personen-HH
36%
37%
38%
3-Personen-HH
14%
13%
12%
4-Personen-HH
12%
11%
10%
5-und mehrPersonen-HH
3%
3%
3%
Jahr
Einwohner per 31.12.
Veränderung
absolut
durschnittlich jährlich
1990
11.595
1991
10.913
-682
-5,9%
1996
10.736
-177
-0,3%
2000
10.654
-82
-0,2%
2001
10.649
-5
0,0%
Tab.3.4: Haushaltsgrößenentwicklung in Boizenburg
5
3.5
Prognose zur Einwohnerentwicklung und Entwicklung der Haushalte
Bisherige Bevölkerungsentwicklung
Im Vergleich zum Bevölkerungsstand des Jahres 1990 verringerte sich die Bevölkerung um ca.
950 Einwohner. 70% dieses Bevölkerungsverlustes erlitt Boizenburg im Jahr 1991.
In der Folgezeit verlangsamte sich der Bevölkerungsrückgang beträchtlich.
Seit 1998 hat sich die Bevölkerungszahl stabilisiert.
Tab. 3.5: Bevölkerungsentwicklung in Boizenburg
6
Der relative Bevölkerungsrückgang in Boizenburg fiel ähnlich hoch aus wie im Landestrend.
Dagegen entwickelte sich die Bevölkerungsanzahl im Landkreis Ludwigslust deutlich günstiger,
was vor allem auf die Wanderungsgewinne mit der Landeshauptstadt Schwerin zurückzuführen
ist.
Tab. 3.6: Bevölkerungsentwicklung Boizenburg im Vergleich zu Landkreis und Bundesland
5
Quelle: Unterlagen Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost 2002 ­ Boizenburg Elbe
6
Quelle: 1990-2001 Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern
-7,7%
3,6%
-8,1%
-4,8%
-4,6%
-4,9%
8,2%
-2,9%
-3,2%
Mecklenburg-
Vorp.
Landkreis
Ludwigslust
Boizenburg
Bevölkerungsrückgang 1990-2000
Veränderung durch natürliche
Bevölkerungsentwicklung
Veränderung durch Wanderung

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Situation und Perspektiven in Boizenburg
19
Wie im Landesdurchschnitt war auch in Boizenburg die Anzahl der Sterbefälle höher als die
Anzahl der Lebendgeburten. Ab Mitte der 90iger Jahre verringerten sich die Sterbeüberschüsse
entsprechend dem Landestrend. Bezogen auf den Zeitraum 1990 bis 2000 entspricht der
Bevölkerungsrückgang in Folge natürlichen Bevölkerungsentwicklungen dem Durchschnittswert
des Landes.
Im Zeitraum 1990 bis 2000 verlor Boizenburg durch die Wanderung per Saldo 728 Einwohner.
Fast 50% dieses Verlustes geht auf die Wanderungsverluste des Jahres 1991 in die alten
Ländern zurück. Bezogen auf die Jahre 1990 bis 2000 waren die Wanderungsverluste mit dem
Landkreis und mit den anderen Landkreisen Mecklenburg-Vorpommerns deutlich höher, als die
Wanderungsverluste mit den anderen Bundesländern. Zu einem geringen Teil wurden die
Wanderungsverluste mit Zuwanderungsgewinnen aus dem Ausland kompensiert. Während bei
den Verlusten in der Fernwanderung vor allem ausbildungs- und arbeitsplatzbedingte Gründe
dominieren dürften, sind die Wanderungsverluste eher mit der verstärkten Bildung von
Wohneigentum im Umland von Boizenburg zu sehen.
Bis 1994 wies die Stadt durchgängig Wanderungsverluste auf. Ab 1995 traten abwechselnd
Wanderungsgewinne und -verluste auf. Damit erreichte die Stadt in der zweiten Hälfte der
90iger Jahre eine etwa ausgeglichene Wanderungsbilanz.
In Folge der negativen natürlichen Bevölkerungsentwicklung (Lebendgeburten-Sterbefälle), der
Wanderungsverluste, vor allem bei jüngeren Altersgruppen aber auch dem vielfachen Bau
altersbetreuten Wohnens, veränderte sich die Altersstruktur der Bevölkerung in Boizenburg in
den letzten 10 Jahren.
Tab.3.7: Altersstruktur in Boizenburg
7
7
Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern
Altersstruktur Boizenburg
Altersstruktur Mecklenburg-Vorpommern
Altersgruppen
1990
1995
2000
Altersgruppen
1990
1995
2000
0-5
6%
3%
4%
0-5
7%
3%
3%
5-20
20%
21%
16%
5-20
21%
22%
18%
20-30
15%
12%
12%
20-30
16%
12%
12%
30-45
22%
25%
23%
30-45
22%
26%
25%
45-65
25%
25%
27%
45-65
24%
24%
27%
über 65
12%
15%
19%
über 65
11%
12%
15%

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Situation und Perspektiven in Boizenburg
20
3.6
Abschätzung der Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung sowie des
Finanzstatus der Gemeinde
Die Arbeitslosenquote Boizenburgs ist im Vergleich zum Land nach wie vor niedriger. Dies liegt
u.a. an den vielen Pendlern, die die Nähe zu den alten Bundesländern nutzen und dort Arbeit
gefunden haben.
Diese Tendenz hat sich in den Jahren nicht geändert und wird es in den folgenden Jahren auch
nicht.
Tab.3.8: Hilfeempfänger in Boizenburg
8
3.7
Erfassung und Prognose der Wohnungsnachfrage, des Wohnungsbestandes
und des Eigenheimbaus
Bisherige Entwicklung und aktuelle Situation
Die Daten zum aktuellen Wohnungsbestand und Leerstand wurden ermittelt auf der Grundlage
-
der Daten der kommunalen Wohnungsgesellschaft und der
Wohnungsgenossenschaft
-
der Fortschreibung der gebäudebezogenen Daten der Gebäude- und
Wohnungszählung von 1995 für den Wohnungsbestand der anderen Eigentümer
durch das Bauamt
Im Ergebnis der Bestandserhebung wurde ein aktueller Wohnungsbestand von etwa 5.600
Wohnungen ermittelt. Damit erhöhte sich die Wohnungsanzahl gegenüber 1995 um 17%,
während die Anzahl der Haushalte um etwa 11% stieg.
In Folge der dynamischen Angebotszunahme erhöhte sich der Leerstand von 210 Wohnungen
im Jahre 1995 auf aktuell ca. 648 Wohnungen. In dieser Zahl ist der für funktionierende Märkte
erforderliche fluktuationsbedingte Leerstand von ca.160 Wohnungen (3%des gesamten
Wohnungsbestandes) enthalten.
Weitere 200 leerstehende Wohnungen sind als unbewohnbarer Leerstand einzustufen. Wegen
ihres schlechten Bauzustandes und unzeitgemäßen Ausstattungsgrades würden diese
Wohnungen selbst bei Wohnungsmangel nicht bewohnt werden.
Zumeist finden sich diese Wohnungen in total leerstehenden unsanierten Gebäuden.
Die Restgröße von etwa 200 leeren Wohnungen stellt das Überangebot dar.
Fragt sich dann nur, warum eine Stadt, die erkannt hat, dass sie zu viele Wohnungen im
Leerstand hat, diese dazu größtenteils auch selber besitzt, immer noch neuen
mehrgeschossigen Wohnungsbau zulässt und dafür Flächen ausweist? Sollte die Politik sich
dann nicht lieber auf die Probleme in der Stadt konzentrieren, statt neue Probleme außerhalb
zu bauen und hier investieren, statt Wohnqualität durch den Leerstand und das Umfeld der
alten Bauten immer weiter zu verlieren?
8
Quelle: Unterlagen Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost 2002 ­ Boizenburg Elbe
1996
2001
Arbeitslosenquote
581
567
Sozialhilfequote
134
338
Wohngeldempfänger
516
385

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Situation und Perspektiven in Boizenburg
21
Von den 4.500 Haushalten wohnen etwa 1.400 Haushalte in selbstgenutzten Wohneigentum
und 3.550 in Mietwohnungen. Im Vergleich zu 1995 stieg die Anzahl der Selbstnutzer um rund
100 Haushalte und die Anzahl der Mieterhaushalte um ca. 390.
Tab.3.9: Wohnungsbestand 2002
9
Mit 40% bilden die Bestände des DDR-Wohnungsbaus die größte Gruppe des
Wohnungsangebots.
Die bis 1948 gebauten Wohnungen habe einen Anteil von 35% am gesamtstädtischen Bestand.
Hinsichtlich der bis 1948 errichteten Ein- und Zweifamilienhäuser ist zu berücksichtigen, dass
diese Gruppe nicht nur freistehende Einfamilienhäuser, sondern zu einem großen Teil auch die
2-geschossige Reihenbebauung im Innenstadtbereich enthält. 13% des Bestandes sind nach
1990 gebaute Mehrfamilienhäuser. 7% bzw. 5% entfallen auf Ein- und Zweifamilienhäuser, die
zwischen 1948 bis 90 bzw. nach 1990 errichtete wurden.
68% des Wohnungsbestandes in Mehrfamilienhäusern, die bis 1990 erbaut wurden sind
saniert. 12% sind teilsaniert und 20% noch unsaniert. Die einzelnen Gebäudetypen weisen
einen unterschiedlichen Sanierungsgrad auf. Überdurchschnittlich viele unsanierte Wohnungen
gibt es in Mehrfamilienhäusern mit mehr als 2 Wohneinheiten mit Baujahr bis 1948 (33%).
Dagegen liegt der Anteil unsanierter Wohnungen in den DDR-Wohnungsbauten nur bei 16%.
Bezogen auf den gesamten Wohnungsbestand, einschließlich dem selbstgenutzten
Wohneigentum, beträgt die aktuelle Leerstandsquote in Boizenburg ca. 12%.
Überproportional vom Leerstand betroffen sind unsanierte Gebäude mit 3 und mehr
Wohnungen, gebaut bis 1948, unsanierte in konventioneller Bauweise errichtete DDR-
Wohnbauten und teilsanierte DDR-Wohnbauten in industrieller Bauweise.
Zwar unterdurchschnittlich, aber bereits über fluktuationsbedingten Leerestandsquoten, sind die
Leerstände in den einzelnen Segmenten des Mietwohnungsbestandes in Mehrfamilienhäusern.
Bei den Ein- und Zweifamilienhäusern weisen lediglich die bis 1948 errichteten Bestände einen
Leerstand aus. Diese Leerstände sind vor allem auf Gebäude mit 1 und 2 Wohnungen
innerstädtischer Reihenbebauung zurückzuführen.
Der Mietwohnungsbestand von ca. 4.180 Wohnungen verteilt sich sehr unterschiedlich auf die
einzelnen Stadtgebiete. Mit 36% aller Mietwohnungen ist das Gebiet der Siedlung, wo auch die
beiden Blöcke der Breitscheidstrasse einzuordnen sind, der größte Mietwohnungsstandort.
9
Quelle: Unterlagen Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost 2002 ­ Boizenburg Elbe
Gebäudetyp
Wohnungsbestand 2002
Sanierungsgrad
Gesamt unsaniert
teilsaniert
saniert
1
EFH/ZFH gesamt
1.864
1.1
EFH/ZFH bis 1948
1.217
k.A.
k.A.
k.A.
1.2
EFH/ZFH 1948-1990
399
k.A.
k.A.
k.A.
1.3
EFH/ZFH nach 1990
248
248
2
Wohngebäude mit 3 und mehr WE bis 1948
722
238
262
222
3
DDR-Wohnungsbau 1948-1990
2.257
360
95
1.802
3.1
traditionelle Bauweise
1.380
195
11
1.174
3.2
industrielle Bauweise
877
165
84
628
4
Wohngebäude mit 3 und mehr WE seit 1990
750
750
5.593

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Situation und Perspektiven in Boizenburg
22
Abb.3.1: Leerstand in Boizenburg
10
10
Quelle: Erarbeitung zum Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost der Stadt Boizenburg 2002

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Situation und Perspektiven in Boizenburg
23
Prognose der Wohnungsmarktentwicklung
Gesamtumfang der Wohnungsnachfrage
Wie im vorangegangenem Kapitel dargestellt, erhöht sich die Anzahl der Haushalte von aktuell
4.945 bis 2015 auf 5.202. Das bedeutet eine Zunahme der Wohnungsnachfrage von 257
Wohnungen.
Differenzierung der Nachfrage
nach Mietwohnungen und selbstgenutztem Wohneigentum
die weitere Eigentumsbildung für Boizenburg wurde auf der Grundlage des Berichtes der
Expertenkommission zum wohnungswirtschaftlichen Strukturwandel prognostiziert. Der
dort beschriebene methodische Ansatz ergibt eine weitere Zunahme der
Selbstnutzerhaushalte, so dass die Selbstnutzerquote in den Neuen Ländern bis 2015
auf ca. 43% ansteigen würde. Verglichen mit dem Anstieg der Selbstnutzerquote im
Verlauf der 90iger Jahre bedeutet das eine Verlangsamung der weiteren
Eigentumsbildung.
Für Boizenburg wird erwartet, dass sich die Anzahl der Eigentümerhaushalte bis 2015
um 500 erhöht. Die Anzahl der Mieterhaushalte wird dadurch von derzeit ca. 3.545 auf
3.302 in 2015 sinken.
Entwicklung des Wohnungsbestandes
Bei der weiteren Neubautätigkeit wird davon ausgegangen, dass in Folge der
Eigentumsbildung bis 2015 - 500 neue Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern
entstehen werden. Auf Grund der Marktlage wird mit einem deutlich niedrigeren
Neubauvolumen als Mitte der 90iger Jahre gerechnet. Unter Berücksichtigung
innerstädtischer Baulücken und ausgewiesener Standorte mit Baurecht wird bis 2015 ein
Neubau von ca. 120 Mietwohnungen als möglich angesehen.
11
Durch die Sanierung von unbewohnten Wohnungen, vor allem in der Altstadt
Boizenburgs rechnet die Projektgruppe mit ca. 160 angebotswirksamen Wohnungen bis
2015.
Für den Abgang aus dem Wohnungsbestand wurde, ohne Berücksichtigung von
Abrissmaßnahmen, von einer jährlichen Rate von ­0,2% ausgegangen.
11
Erarbeitung zum Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost der Stadt Boizenburg 2002; S.14

Diplomarbeit
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Situation und Perspektiven in Boizenburg
24
Abb.3.2: Erarbeitung zum Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost der Stadt Boizenburg 2002, S.14
Bei diesem Szenario rechnet die Projektgruppe des Wettbewerbs Stadtumbau Ost für
Boizenburg 2002 mit folgenden Konsequenzen bis 2015:
- Das Überangebot der Wohnungen nimmt um 364 Wohnungen zu
- Ohne eine weitere Verminderung des Wohnungsbestandes ist mit mehr als einer
Verdoppelung des marktbedingten Leerstandes von gegenwärtig ca.290 auf 654
Wohnungen im Jahr 2025 zu rechnen.
- Die Entwicklung auf den Teilmärkten Wohneigentum und Mietwohnungen verläuft völlig
unterschiedlich.
- Bei selbstgenutzten Wohneigentum steigt die Nachfrage durch 500 neue
Eigentümerhaushalte und führt zu einem dementsprechend höheren Wohnungsbestand.
- Im Mietwohnungsmarkt sinkt die Nachfrage um 243 Wohnungen und das Angebot
erhöht sich.
- Insofern betrifft die Zunahme des marktbedingten Leerstandes um 364 Wohnungen in
vollem Umfang den Mietwohnungsbestand.

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Situation und Perspektiven in Boizenburg
25
3.8
Auswirkungen des Nachfragerückganges nach Mietwohnungen auf einzelne
Segmente, insbesondere der Altstadt und der Siedlung
Es kann davon ausgegangen werden, dass bei einem zunehmenden Überangebot an
Wohnungen, die unattraktiven Angebote am stärksten von Leerstand betroffen sein werden. Als
Erstes wird der Leerstand in den unsanierten Altbauten innerhalb der Altstadt steigen. Hier ist
kein Komfort oder auch jegliche Wohnqualität zu finden.
Des weiteren werden die unsanierten Bestände des DDR-Wohnungsbaus und später sicher
auch die sanierten Bestände berührt.
Die Sanierung von Wohnungsbeständen führt zu einer Verschiebung in der Attraktivitätsskala.
Eine Sanierung der Altbaubestände würde zu einem steigenden Anteil an Leerwohnungen in
den DDR-Wohnungen der Siedlung führen. Die aktuelle Situation in Boizenburg bestätigt, dass
sich das Überangebot von Wohnungen vor allem in den unattraktiven Beständen niederschlägt.
Einen großen Leerstand weisen die Gebäude der Altstadt, aber auch die DDR-
Wohnungsbauten auf der Siedlung auf. Hier ist ein unstrukturiertes und auch unattraktives
Wohnumfeld mit verfallenen Wohnungen und auch Gebäuden sicher ausschlaggebend für den
Leerstand.
Jedoch sollte die Sanierung der Altstadt oberste Priorität sein und auch mit deren Sanierung zu
rechnen sein. Angesichts des gestiegenen wirtschaftlichen Risikos im Zusammenhang mit der
Investition in die Sanierung von Mietwohnungsbauten in Boizenburg, wird dieses sehr schwierig
sein. Allerdings besteht auf Grund der Förderbedingungen im Bereich der Altstadt und des
gesamten Sanierungsgebietes durchaus ein Anreiz für private Investitionen. Hier sollte man das
Umfeld attraktiver gestalten und Eigentümer dazu animieren, Häuser zu sanieren. Eine
Entwicklung der Altstadt zum Positiven wird schätzungsweise sehr langsam verlaufen, da sich
das Umfeld erst entwickeln muss, damit es attraktiver für Investitionen wird.
Gegenwärtig befinden sich ca. 130 leere Wohnungen innerhalb der Altstadt.
Eine weitere Sanierungstätigkeit würde bewirken, dass die Bestände des DDR-Wohnungsbaues
von der rückläufigen Nachfrage für Mietwohnungen betroffen sein wird.
Hier sind Rückbau und auch Abrissmaßnahmen zu Gunsten der Wohn- und Lebensqualität
sinnvoll und auch durch den Beitrag zum Stadtumbau Ost geplant.
3.9
Darstellung der Ziele aus dem ,,ISEK" der Stadt Boizenburg
Zur Stabilisierung des Mietwohnungsmarktes ist bis 2015 eine sukzessive Verringerung des
Bestandes um ca. 365 Wohnungen (ca.200 Wohnungen bis 2010) anzustreben. Dazu sollen
Wohngebäude in den unattraktivsten Teilsegmenten (industrieller Wohnungsbau und marode
nicht mehr bewohnbare Altbauten) abgerissen oder rückgebaut werden. Des weiteren soll durch
Wohnungszusammenlegungen im Zuge der Sanierung die Wohnungsanzahl verringert werden.
Seitens der Elbe- Wohnungsbau und Verwaltungsgesellschaft wurden objektkonkrete
Maßnahmen zur Verringerung um ca. 150 Wohnungen vorgeschlagen. Der Vorschlag
beinhaltet
- den Abriss von 90 Wohnungen des industriellen Wohnungsbaus im Gebiet der Siedlung
und
- die Verringerung der Wohnungsanzahl durch Wohnungszusammenlegung...
Als unabdingbare Vorraussetzung für die weitere Untersetzung dieser Überlegungen werden
von den Unternehmen, verlässliche Rahmendaten hinsichtlich der finanziellen Förderung der
Abriss- und Rückbaumaßnahmen und der Teilentlastung um die entsprechenden Altschulden
genannt.
12
12
Erarbeitung zum Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost der Stadt Boizenburg 2002; S.24ff

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Die derzeitige Situation in der Breitscheidstrasse 20-31
26
4.
Die derzeitige Situation in der Breitscheidstrasse 20-31
4.1
Das Gebiet um die Breitscheidstrasse
Im Gebiet der Siedlung entstanden zusammen mit den Wohnungen auch
Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Altenheime und Schulen. Nach 1990 wurde ein
Einkaufszentrum errichtet, dass die Nahversorgung sicherstellt.
Auf Grund der bereits umgesetzten Maßnahmen in der Lemm-Strasse, die an die beiden
Gebäude in der Breitscheidstrasse genau angrenzt lassen sich positive Tendenzen zu
Wohnumfeld und auch weiterer Nachfrage nach sanierten Wohnungen erkennen.
In diesem Straßenzug wurden die um 1960 erbauten Gebäude durch die Wohnungsgesellschaft
aufwendig saniert und durch Wohnungszusammenlegung, komplette Sanierung und Gestaltung
der Außenflächen attraktiv gestaltet.
Abb. 4.1: der Blick aus der Lemm-Straße direkt auf eines der Gebäude
Nicht zufriedenstellend ist der unzureichende Ausbau der Strassen in diesem Gebiet, jedoch ist
die Erneuerung und Aufwertung der Straßenzüge innerhalb des Programms Stadtumbau Ost
durch die Stadt geplant.
Die Altstadt und angrenzende Naherholungsgebiete, wie z.B. die Eichen sind schnell und
einfach per Rad oder zu Fuß zu erreichen.
Im Gebiet der Siedlung sind Sozialhilfe- und Wohngeldempfänger etwas stärker vertreten, als
im übrigen Stadtgebiet. Hier liegt sicher das Einkommensniveau unter dem Durchschnitt für
Boizenburg.
Der Anteil an Sozialhilfeempfängern ist im Gebiet der Siedlung 4,0%, wobei die Gesamtstadt
einen Anteil von 2,6% aufweist. Auch der Wert für Wohngeldempfänger ist mit 16,4%
gegenüber dem Boizenburger Durchschnittswert von 13,0% erhöht.

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Die derzeitige Situation in der Breitscheidstrasse 20-31
27
Das zusammen mit den Haupteigentümern der beiden Gebäude in der Breitscheidstrasse 20-
31, mit gesamt 96 WE, erarbeitete Programm der Projektgruppe für den Stadtumbau Ost sieht
einen Rückbau bzw. Abriss vor.
Die viergeschossigen Gebäude befinden sich in einem teilsanierten Zustand mit jeweils 6
Eingängen. Die Fassaden wurden mit Hilfe eines Wärmedämmverbundsystems saniert,
erscheinen jedoch immer noch sehr trist und uniform. Die Gebäude verfügen nicht über Balkone
und auch ist wenig individuelles Grün zu finden. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich
die Bibliothek und ein saniertes Wohn- und Geschäftshaus, wo jedoch nur ein Friseur
untergebracht ist. (2 Gewerbeeinheiten sind leer) Des weiteren sind unmittelbar neben den
Gebäuden eine Grundschule und Altenwohnungen zu finden.
Abb. 4.2: die Erschließung des Altenheimes über das Wohngrundstück
Abb. 4.3: ein Blick auf eines der Nachbargebäude

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Die derzeitige Situation in der Breitscheidstrasse 20-31
28
Abb. 4.4: die benachbarte Grundschule

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Die derzeitige Situation in der Breitscheidstrasse 20-31
29
4.2
Die Situation der Gebäude in der Breitscheidstrasse 20-31
Beide Gebäude in der Breitscheidstrasse 20-31 wurden in den 70er Jahren als
Betriebswohnungen erbaut und bis 1990 als solche genutzt. Danach gingen sie in Besitz der
Kommune über und wurden von der Elbe- Wohnungsbau- und Verwaltungs- GmbH mit Sitz in
Boizenburg verwaltet.
Die 4 geschossigen Gebäude umfassen jeweils 48 WE mit einer Aufteilung von 8 Stück 4-Raum
Wohnungen, 8 Stück 1-Raum-Wohnungen, 12 Stück 3-Raum-Wohnungen und 12 Stück 2-
Raumwohnungen.
Die Gebäude besitzen jeweils 6 Eingänge und sind durch unbefestigte Wege erschlossen. Der
großzügige Freiraum ist nicht genutzt, lediglich Wäschetrockenplätze und ein verwahrloster
Sandkasten sind zu finden.
Abb. 4.5: ein Rundgang durch das Wohnquartier

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Die derzeitige Situation in der Breitscheidstrasse 20-31
30

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Die derzeitige Situation in der Breitscheidstrasse 20-31
31
4.3
Bisher durchgeführte Sanierungsmaßnahmen
Im Jahr 1994 wurden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, die im weiteren
aufgelistet sind.
Abriss sämtlicher nicht mehr benötigter Schornsteine bis unter Dach
Abriss der alten Dacheindeckung, einschließlich Sanitärentlüftungen,
Dachausstiegsfenster, Schneefanggitter, Blitzschutzanlage und der kompletten
Regenschutzanlage und aller Blechabdeckungen
Neueindeckung mit Weicheindeckung und Erneuerung der Sanitärentlüftung,
Schneefanggittern und der kompletten Regenschutzanlage, sowie allen Blechteilen
Anfertigung eines Wärmeschutznachweis
Dämmung der obersten Geschossdecke durch Einblasen des Dämmmaterials in den
Dachraum(d=16,0 cm)
Dämmung der kompletten Fassade durch die Montage eines
Wärmedämmverbundsystems
Endbeschichtung der Fassade mit einem mineralischen Dünnputz entsprechend dem
Farbkonzept
Gebäudesockelbeschichtung mit ,,Waterstop Kellerdicht W", Anbringung von
Sockeldämmplatten und nochmalige Beschichtung mit ,,Waterstop Kellerdicht W",
Endbeschichtung mit mineralischem Dünnputz
Demontage sämtlicher alter Fenster
Einbau von weißen Kunststofffenstern in die alten Laibungen mit Zwangslüftung und
einem k-Wert=< 2,6 W/m²K und einem Schalldämmwert von 32 dB
Erneuerung der Fensterbänke mit weißem Kunststoffmaterial
Anbringung von Aluminiumfensterbänken außen
Erneuerung der Kellerfenster mit verzinkten Stahlfenstern einschließlich Acrylverglasung
und quadratgelochten Gitterflügeln
Erneuerung der Kellerausgangstüren durch T30 Türen nach DIN 4103
Montage neuer Hauseingangstüren mit Isolierglas in weißer Kunststoffausführung mit
einem k-Wert von =< 3,1 W/m²K ­ zweiflüglig mit integrierter Briefkastenanlage in dem
kleineren festen Flügel
Montage einer Gegensprech- und Türöffneranlage
neue
Sanitärinstallation
- soweit erforderlich wurden alle Verteilungs-, Steig-, Stockwerks- und
Einzelleitungen erneuert und schwitzwasserisoliert
- Erneuerung der Abwasserleitungen inklusive KG
- Erneuerung der Warmwasserleitungen ab Wärmeüberträger bzw. Speicher
- Einbau von Warmwasserzähler je WE
- Erneuerung sämtlicher Armaturen, inklusive Waschmaschinenanschluß
komplette
Heizungsinstallation
- Betrieb über Fernwärme
- Einbau von Heizkörpern
- Abriss der alten Öfen
- Verschließen sämtlicher Öffnungen von Rohren und Abluft

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Die derzeitige Situation in der Breitscheidstrasse 20-31
32
Die Gesamtkosten der Sanierung beliefen sich auf 2.744.999,54 DM je Gebäude, was Kosten
von etwa 57.187,49 DM je Wohneinheit entspricht.
Abb. 4.6: Hauseingangssituation vor der Sanierung 1993 / im derzeitigen Zustand 2003
Abb. 4.7: Frontfassade vor der Sanierung

Diplomarbeit
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Die derzeitige Situation in der Breitscheidstrasse 20-31
33
Abb. 4.8: Rückfassade vor der Sanierung

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Die derzeitige Situation in der Breitscheidstrasse 20-31
34
4.4
Leerstandsübersicht der Gebäude in der Breitscheidstraße 20-31
Die Gebäude in der Breitscheidstraße verfügen jeweils über 48 Wohneinheiten. Zusammen also
96 Wohneinheiten.
Diese setzen sich zusammen aus je 17% Ein- und Vier-Raumwohnungen und je 33% Zwei-
und Drei-Raumwohnungen.
Tab. 4.1: Gesamtwohnungsbestand je Gebäude (Gesamtanzahl 48 Wohnungen)
Tab. 4.2: bestehende Wohnungsgrößen im Quartier
Seit dem Jahr 1993, in dem die Datenerfassung der Leerstände durch die
Wohnungsgesellschaft angefangen hat, hat der Leerstand in den beiden Gebäuden stetig
zugenommen.
Die nachfolgenden Tabellen spiegelt diesen Trend wieder. Ab 1996 machte der Leerstand
einen Sprung auf einen Wert von ca. 20%, davor lag die Quote bei 10% Leerstand.
Ab dem Jahr 2000 stieg dieser Wert noch mal um 10-15 % an und pendelt sich zwischen 30-
40% ein.
Zum jetzigen Zeitpunkt stehen 41 Wohnungen, der insgesamt 96 Stück, leer. Wie sich der
Leerstand auf die Wohnungsgrößen verteilt ist nachfolgend dargestellt.
Tab. 4.3: Leerstandssituation nach Wohnungsgrößen
17%
33%
33%
17%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
in Prozent
17%
33%
33%
17%
1
2
3
4
Größe gesamt
in m²
1-Raumwhng.
37,33
2-Raumwhng.
53,03
3-Raumwhng.
63,68
4.Raumwhng.
79,16
Gesamt
davon derzeit leer
1-Raum-Whng.
16
1
2-Raum-Whng.
32
11
3-Raum-Whng.
32
18
4-Raum-Whng.
16
11
Summe
96
41

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Die derzeitige Situation in der Breitscheidstrasse 20-31
35
Tab. 4.4: Leerstandsliste Breitscheidstraße 20-25 (das hintere Gebäude)
Tab. 4.5: Leerstandsliste Breitscheidstraße 26-31 (das Gebäude zur Straße hin)
Jahr
Anzahl WE
Anzahl leer
in %
Fläche m²
Fläche leer m²
1993
48
2
4,16
2.797,53
106,1
3,79
1994
48
6
12,5
2.797,53
312,97
11,18
1995
48
4
8,33
2.797,53
241,72
8,64
1996
48
4
8,33
2.797,53
212,2
7,58
1997
48
10
20,83
2.797,53
570,89
20,4
1998
48
7
14,58
2.797,53
374,52
13,38
1999
48
9
18,75
2.797,53
581,89
20,8
2000
48
15
31,25
2.797,53
879,89
31,45
2001
48
18
37,5
2.797,53
1105,09
39,5
2002
48
18
37,5
2.797,53
1126,35
40,26
Jun 05
48
16
33,33
2.797,53
1051,69
37,59
Jahr
Anzahl WE
Anzahl leer
in %
Fläche m²
Fläche leer m²
1993
48
6
12,5
2.797,37
276,68
9,89
1994
48
6
12,5
2.797,37
349,71
12,5
1995
48
6
12,5
2.797,37
312,97
11,18
1996
48
9
18,75
2.797,37
488,29
17,45
1997
48
10
20,83
2.797,37
572,54
20,46
1998
48
12
25
2.797,37
725,77
25,94
1999
48
16
33,33
2.797,37
1001,06
35,78
2000
48
17
35,41
2.797,37
1054,59
37,69
2001
48
17
35,41
2.797,37
1049,5
37,51
2002
48
17
35,41
2.797,37
1101,72
39,38
März 2003
48
18
37,5
2.797,37
1181,12
42,22

Diplomarbeit
Maja Bretsch
Umgang mit Wohnungsleerstand
36
5.
Umgang mit Wohnungsleerstand
5.1
Leerstand und Schrumpfung in der planungstheoretischen Debatte
Mit der Entwicklung der Städte wird seit der Industrialisierung die Vorstellung eines Wachstums
von Bevölkerung, Fläche und Wirtschaftskraft verbunden ­ ,,Stadtentwicklung ist faktisch
identisch geworden mit Wachstum."
1
Entsprechend war die Planung bislang auf Steuerung von
Wachstumsprozessen ausgerichtet: Ziel war insbesondere die Beseitigung eines Mangels an
Wohnbau-, Gewerbe- und Erschließungsflächen oder zumindest die Erneuerung oder
Neuordnung bestehender Strukturen. Dies hat zur Folge, dass nicht nur die Leitbilder von
Stadtentwicklung verfestigt sind, sondern auch die politischen und administrativen
Rahmenbedingungen und die Planungsinstrumente auf Expansion ausgerichtet sind.
2
Vor dem Hintergrund einer in vielen Regionen abnehmenden Einwohnerzahl sowie der
Deindustrialisierung ist die Steuerung von Schrumpfungsprozessen eine relativ neue Aufgabe
für die Planung. Zwar begann schon kurz nach Mitte des 20. Jahrhunderts in den Städten ein
kontinuierlicher Einwohnerverlust,
3
jedoch war dieser auf die Kernstädte beschränkt und vor
allem der Suburbanisierung geschuldet. Durch den permanent steigenden Flächenbedarf
wurden diese Effekte stets überdeckt, weshalb auch trotz prognostiziertem
Bevölkerungsschwund kein dringender Handlungsbedarf entstand. Auch wurde der Prozess
des Schrumpfens bislang durch Eingemeindung von Siedlungen des Umlandes ,,künstlich"
abgeschwächt ­ ,,die abgewanderten Städterinnen werden wenigstens administrativ wieder in
die Grenzen der Stadt geholt."
4
Parallel zur Zusammenlegung von Kommunen entwickelte sich
die Bildung von Planungsverbänden zu einem wichtigen Instrument im Umgang mit den
Auswirkungen der Stadtflucht. Als weitere Reaktion auf die rückläufigen Bevölkerungszahlen
entwickelte sich eine Konkurrenz zwischen Städten und Regionen.
Über die Schrumpfungsprozesse und die zukünftige Entwicklung der Städte, wird außer bei den
unmittelbar betroffenen Akteuren in den ostdeutschen Städten, bisher kaum offen diskutiert.
,,Noch ist das Thema ein Un-Thema, von dem eine lähmende Wirkung auf das positive Denken
ausgeht und das stagnatisierende Wirkungen hat. Es ist im Kontext der Stadtentwicklung
negativ belegt, gilt als Phänomen des Niedergangs und des Rückgangs der Vitalität."
5
In Deutschland hat sich zu dieser Thematik erst in den letzten Jahren eine planerische und
wohnungspolitische Fachdebatte entwickelt, als in Ostdeutschland durch sprunghaft
ansteigende Leerstände innerhalb eines kurzen Zeitraums ein deutliches Überangebot an
Gebäuden und Flächen entstand. Allerdings wird die Planung von Schrumpfungsprozessen
in absehbarer Zeit auch ein Thema für strukturschwache Regionen in Westdeutschland werden.
Im planerisch-konzeptionellen Umgang mit Schrumpfung und Leerstand bestehen praktisch
keine Erfahrungen: ,,Alle betreten in einem sehr kurzen Zeitraum gemeinsam
Neuland."
6
Die unterschiedlichen Planungen für die Entwicklung städtischer oder regionaler
Teilräume basieren meist immer noch auf Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum. Auch wenn
der Wohnungsüberhang immer offensichtlicher wird, sind Konzepte zur Bewältigung seiner
Folgen ­ wenn überhaupt vorhanden ­ eher zurückhaltend und oberflächlich.
Der Hauptgrund dieser planerischen Zurückhaltung und Konzeptlosigkeit ist wohl die
jahrzehntelange Prägung unserer Gesellschaft durch Wohnungsmangel. Wohnungsabrisse
1
Häußermann/Siebel 1993, S.91
2
vgl. Expertenkommission 2000, S.8
3
vgl. Häußermann/Siebel 1993, S.113
4
Weiske/Schmitt 2000, S.162
5
ebd, S.162
6
Döhler/Reuther 2001, S.1

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832483975
ISBN (Paperback)
9783838683973
DOI
10.3239/9783832483975
Dateigröße
11.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg – Architektur
Erscheinungsdatum
2004 (November)
Note
1,3
Schlagworte
stadtumbau rückbau blockbauart stadtentwicklungskonzept
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Titel: Umgang mit Wohnungsleerstand in Plattenbauquatieren
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