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Die Auswirkungen der Finanzmarktkrise "Internetblase" auf exportorientierte Volkswirtschaften und Venture Capital

Dargestellt am Beispiel von technologieorientierten Unternehmen

©2003 Diplomarbeit 106 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Im ersten Teil der Arbeit wurde die Krise definiert und dabei weitestgehend auf die unterschiedlichen Arten von Finanzkrisen und Unternehmenskrisen eingegangen. Als nächstes wurden Vergleichsdaten gesucht, um daraus eventuelle Schlüsse für die Zukunft in Punkto Auswirkungen und mögliche Ausweichungen zu ziehen. Ein wichtiger Teil bei der Begründung von Finanzmarktkrisen ist die Theorie der Behavioral Finance. Sie gilt als ein Zweig der verhaltensorientierten Kapitalmarktforschung und greift neue Erkenntnisse aus der Psychologie auf, um das Anlegerverhalten und andere Phänomene in den Kapitalmärkten zu erklären. Sie gehört damit zu den modernen Teilbereichen der Finanzwirtschaft. Im Hauptteil der Arbeit wurde versucht, die zentrale Fragestellung zu beantworten. Das Kapitel Krisenmanagement soll eine kurze Einführung in die betriebs- und volkswirtschaftlichen Steuerungsmethoden der Krisen aufzeigen.
Problemstellung:
Die zentrale Fragestellung / Problemstellung der Arbeit soll sein, dass über eine allgemeine Einführung die Auswirkungen von Krisen und der spezielle Zusammenhang zwischen den JTOU und den VC’s beschrieben werden soll. Weiterführend soll behandelt werden, welche irrationalen Faktoren die Börse positiv wie negativ beeinflussen und wie groß dieser Einfluss sein kann. Wie ist das menschliche Verhalten der Anleger zu werten in seiner Reaktion auf Informationen, welche Tendenzen lassen sich ableiten und welche Auswirkungen hat dies auf die Börsenentwicklung sowie die Betriebs- und Volkswirtschaft.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
InhaltsverzeichnisI
AbbildungsverzeichnisIV
TabellenverzeichnisV
AbkürzungsverzeichnisVI
1.EINLEITUNG1
1.1PROBLEMSTELLUNG1
1.2ZIEL UND VORGEHENSWEISE2
2.KRISE4
2.1KONJUNKTURKRISE4
2.2FINANZKRISE5
2.2.1Arten von Finanzkrisen7
2.2.1.1Währungskrisen7
2.2.1.2Bankenkrise8
2.2.1.3Verschuldungskrise8
2.2.1.4Finanzmarktkrise9
2.3AUSWIRKUNGEN NIEDRIGER AKTIENKURSE AUF9
2.3.1Haushalte und derenLiquidität9
2.3.2Investitionen und Bilanzbilder von Unternehmen10
2.4UNTERNEHMENSWERT10
2.5UNTERNEHMENSKRISEN11
2.5.1interne Unternehmenskrisen12
2.5.2externe Unternehmenskrisen13
2.5.3Rechtliche Krise14
3.HISTORIE VON KRISEN15
3.1DER AMERIKANISCHE BÖRSENKRACH 192915
3.2DIE ÖLKRISE 1972/7318
3.3DER AMERIKANISCHE BÖRSENKRACH 198720
3.4DIE ASIENKRISE 1997/9822
3.5DER ANGRIFF AUF DAS WORLD TRADE CENTER 200124
4.BEHAVIORAL FINANCE26
4.1FINANZMARKTPANIK UND […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichni

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. EINLEITUNG
1.1 PROBLEMSTELLUNG
1.2 ZIEL UND VORGEHENSWEISE

2. KRISE
2.1 KONJUNKTURKRISE
2.2 FINANZKRISE
2.2.1 Arten von Finanzkrisen
2.2.1.1 Währungskrisen
2.2.1.2 Bankenkrise
2.2.1.3 Verschuldungskrise
2.2.1.4 Finanzmarktkrise
2.3 AUSWIRKUNGEN NIEDRIGER AKTIENKURSE AUF
2.3.1 Haushalte und deren Liquidität
2.3.2 Investitionen und Bilanzbilder von Unternehmen
2.4 UNTERNEHMENSWERT
2.5 UNTERNEHMENSKRISEN
2.5.1 interne Unternehmenskrisen
2.5.2 externe Unternehmenskrisen
2.5.3 Rechtliche Krise

3. HISTORIE VON KRISEN
3.1 DER AMERIKANISCHE BÖRSENKRACH 1929
3.2 DIE ÖLKRISE 1972/73
3.3 DER AMERIKANISCHE BÖRSENKRACH 1987
3.4 DIE ASIENKRISE 1997/98
3.5 DER ANGRIFF AUF DAS WORLD TRADE CENTER 2001

4. BEHAVIORAL FINANCE
4.1 FINANZMARKTPANIK UND HERDING
4.2 MARKTLAUNENANSATZ, KATASTROPHENTHEORIE UND HOMO ECONOMICS
4.3 MANIE UND EUPHORIE
4.4 PESSIMISMUS UND OPTIMISMUS
4.5 SPEKULATIONEN
4.5.1 Definition
4.5.2 Theorie der spekulativen Blasen

5. AUSWIRKUNGEN DER INTERNETKRISE
5.1 DER ZEITLICHE ABLAUF DER INTERNETKRISE IN DEUTSCHLAND
5.1.1 von 1996 bis 2000
5.1.2 von 2000 bis 2003
5.2 DIE FINANZMÄRKTE
5.2.1 Die Veränderungen der deutschen Aktienindizes
5.2.2 Internationale Finanzmärkte
5.3 GRÜNDE, URSACHEN UND FOLGEN
5.3.1 Gründe und Ursachen der Internetkrise
5.3.2 Folgen für die Börsenregulierung
5.4 AUF DIE RESSOURCENPREISE
5.4.1 Öl und das Zusammenspiel von Öl und Wachstum
5.4.2 Gold und Gold als Unsicherheitsbarometer
5.4.3 Kapital
5.5 AUF DIE WÄHRUNGEN
5.5.1 Euro, US-Dollar, J-Yen und Brit. Pfund
5.5.2 Steigender Euro und fallender Dollar
5.6 AUF DIE INSOLVENZSTATISTIK
5.7 AUF DIE BRANCHE ELEKTRO-, IT- UND TK-INDUSTRIE

6. AUSWIRKUNGEN AUF TECHNOLOGIEUNTERNEHMEN UND DEN VENTURE CAPITAL MARKT
6.1 DEFINITION UND ERFOLGSKRITERIEN VON JTOU
6.2 AUF AUSGEWÄHLTE FALLBEISPIELE
6.2.1 Vorstellen der Branche und der Unternehmen
6.2.2 Wirtschaftliche Lage des Unternehmens
6.2.3 Betriebswirtschaftliche Kennziffern
6.2.4 SWOT-Analyse
6.2.5 Exitmöglicheiten
6.2.6 Krisen- oder Risikomanagement
6.3 BETEILIGUNGSGESELLSCHAFTEN UND DEN VENTURE CAPITAL MARKT
6.3.1 Definition
6.3.2 Entwicklung der VC-Gesellschaft bmp AG
6.3.2.1 Aktienkurse
6.3.2.2 Betriebswirtschaftliche Kennziffern
6.3.3 Der deutsche Venture Capital Markt
6.3.3.1 Bruttoinvestitionen
6.3.3.2 Finanzierungsphasen
6.3.3.3 Desinvestition und Exitmöglichkeiten
6.3.3.4 Beziehungen JTOU und Investor
6.3.3.5 Ein Vergleich Bank und VC als Finanzierungsquelle
6.4 FOLGEN FÜR TECHNOLOGIEUNTERNEHMEN MIT HILFE EINER CHANCEN- UND RISIKENANALYSE IN UND NACH DER KRISE
6.5 DAS ZUSAMMENSPIEL VON ERFOLGSKRITERIEN EINES JTOU AM BEISPIEL DER FINANZMARKTKRISE 2000

7. KRISENMANAGEMENT
7.1 KRISENMANAGEMENT AUS VOLKSWIRTSCHAFTLICHER BETRACHTUNG
7.1.1 Der IWF
7.1.2 Lender of Last Resort
7.2 KRISENMANAGEMENT VON TECHNOLOGIEUNTERNEHMEN
7.2.1 in den einzelnen Krisen
7.2.2 bei Preisschwankungen
7.3 KRISENMANAGEMENT VON BETEILIGUNGSGESELLSCHAFTEN
7.4 KRISENPRÄVENTIONEN
7.4.1 Frühwarnsysteme
7.4.2 Tobin Steuer

8. ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE UND FAZIT

Glossar

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Entwicklung des VC Marktes

Abbildung 2: Konjunkturzyklus

Abbildung 3: Dow Jones Entwicklung 1923-1929

Abbildung 4: DAX – Entwicklung 1972-1975

Abbildung 5: Die Internationalen Finanzplätze

Abbildung 6: Widerstandskraft ausgewählter Börsen

Abbildung 7: DAX – Entwicklung zwischen 1996-2001

Abbildung 8: Vergleich NEMAX und DAX

Abbildung 9: DAX Index zwischen 1999-2001

Abbildung 10: Entwicklung internationale Aktienindizes 2000

Abbildung 11: Entwicklung internationale Aktienindizes 2001

Abbildung 12: Rohölpreisentwicklung 1993-2003

Abbildung 13: Verhältnis Ölpreis und Wirtschaftswachstum

Abbildung 14: Rohölpreisentwicklung 1993-2003

Abbildung 15: Leitzinssätze USA/Europa

Abbildung 16: Rexentwicklung 1997-2002

Abbildung 17: Modell der Einflussfaktoren auf den Erfolg von JTOU

Abbildung 18: Aktienkursentwicklung bmp AG

Abbildung 19: Entwicklung des Beteiligungsvolumen und Beteiligungsanzahl

Abbildung 20: Entwicklung des VC Marktes

Abbildung 21: Bruttoinvestitionen nach Branche

Abbildung 22: Anteile Finanzierungsphasen

Abbildung 23: Exitkanäle 1992-2002

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Jede Krise ist unterschiedlich

Tabelle 2: Siemens AG in Zahlen, Daten und Fakten

Tabelle 3: Siemens in Zahlen, Daten und Fakten von 1972-1974

Tabelle 4: Die Internationalen Finanzplätze

Tabelle 5: Vergleich DAX-Segmente

Tabelle 6: Goldpreis als Unsicherheitsbarometer

Tabelle 7: Entwicklung der Währungen

Tabelle 8: Insolvenzen in Deutschland nach Wirtschaftszweigen

Tabelle 9: Eckdaten der deutschen Elektroindustrie

Tabelle 10: Merkmale von Unternehmen

Tabelle 11: Betriebswirtschaftliche Kennziffern von Fallbeispiel 1

Tabelle 12: Betriebswirtschaftliche Kennziffern von Fallbeispiel 2

Tabelle 13: Betriebswirtschaftliche Kennziffern von Fallbeispiel 3

Tabelle 14: SWOT-Analyse von Fallbeispiel 2

Tabelle 15: Exitkanäle von 1992-2002

Tabelle 16: Exitkanäle von 1992-2002

Tabelle 17: Strategieausrichtung von der VC-Gesellschaft 3i

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. EINLEITUNG

1.1 Problemstellung

Auslöser der Baisse war die amerikanische Finanzzeitschrift Barron`s, die mit ihrer Studie über die Internetbranche eine „Todesliste“ veröffentlichte. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass bei den meisten untersuchten Internet-Firmen eine erschreckende Lücke zwischen Börsenwert und der betriebswirtschaftlichen Bewertung des Unternehmens klaffte. Ungefähr so begann eine Finanzmarktkrise, die später unter dem Synonym „Internetkrise“ bekannt wurde.

„Die Finanzierung junger Unternehmen durch Risiko- oder Wagniskapital (Venture Capital –VC-) hat in den vergangenen Jahren in Deutschland aufgrund reger Gründungstätigkeit – insbesondere in technologieintensiven Branchen – und damit einhergehendem Finanzierungsbedarf an Bedeutung gewonnen.“[1] Während des Gründerbooms 1998-2000 erwirtschafteten die Venture Capitalists enorme Renditen und brachten die Branche, die es bereits seit den sechziger Jahren gibt, zu einem ernst zu nehmenden Instrument für Wachstumsfinanzierung. Ein wichtiger Erfolgsfaktor von Venture Capital stellt dabei die Veräußerung einer Beteiligung über die Börse dar. Mit dem Einbrechen der Finanzmärkte in den Jahren von 2000 bis 2003 ist somit eine Möglichkeit, Unternehmensbeteiligungen zu veräußern, weggefallen.

Die allgemeinen Strukturdaten des Gesamtmarktes für Risikokapital werden in Deutschland vom Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) erhoben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Entwicklung des VC-Marktes

Anhand der Entwicklung des VC-Marktes ist zu erkennen, dass der Markt und das verfügbare Kapital für Beteiligungsgesellschaften steigen. Jedoch gibt es seit dem Kursverfall an den Wertpapierbörsen einen negativen Trend bei den Bruttoinvestitionen und das wiederum hat Auswirkungen auf die jungen technologieorientierten Unternehmen (JTOU).

Die JTOU bringen die charakteristischen Merkmale mit, dass sie einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen haben. So schaffen sie mehr Arbeitsplätze, erhöhen das Wirtschaftswachstum, verstärken den Innovationswettbewerb und erhöhen die Anzahl von Neugründungen von Unternehmen.

1.2 Ziel und Vorgehensweise

Die Forschung in Deutschland beschäftigt sich seit etwa fünf Jahren mit dem Thema Venture Capital – anders als in den USA, wo bereits auf eine lange Tradition verwiesen werden kann. Insbesondere umfassende empirische Studien auf diesem Gebiet sind hier zu Lande noch selten.[2]

Die zentrale Fragestellung / Problemstellung der Arbeit soll sein, dass über eine allgemeine Einführung die Auswirkungen von Krisen und der spezielle Zusammenhang zwischen den JTOU und den VC’s beschrieben werden soll. Weiterführend soll behandelt werden, welche irrationalen Faktoren die Börse positiv wie negativ beeinflussen und wie groß dieser Einfluss sein kann. Wie ist das menschliche Verhalten der Anleger zu werten in seiner Reaktion auf Informationen, welche Tendenzen lassen sich ableiten und welche Auswirkungen hat dies auf die Börsenentwicklung sowie die Betriebs- und Volkswirtschaft.

Des Weiteren soll erörtert werden, wie die Abhängigkeit auf den Unternehmenserfolg von Venture Capital und jungen technologieorientierten Unternehmen zu erklären ist.

De facto bedeutet dies, welche Auswirkungen hat eine Finanzmarktkrise auf:

- Die Finanzmärkte, unter anderem Öl, Gold und Kapital
- Volkswirtschaftliche Größen, wie Insolvenzstatistik und Branche
- Technologieunternehmen und Beteiligungsgesellschaften
- Das Zusammenspiel von Erfolgsfaktoren einer Unternehmung
- Beziehung zwischen Finanzinvestor und JTOU
- Folgen als Chancen und Risiken dargestellt

Als Informationsquellen über die JTOU dienten die Venture Capital Unternehmen BC Brandenburg GmbH (BCB) und die 3i Deutschland GmbH (3i). Dabei stellte BCB Informationen über die JTOU zur Verfügung und 3i über sich selbst bzw. über den Venture Capital Markt.

Im ersten Teil der Arbeit wurde die Krise definiert und dabei weitestgehend auf die unterschiedlichen Arten von Finanzkrisen und Unternehmenskrisen eingegangen. Als nächstes wurden Vergleichsdaten gesucht, um daraus eventuelle Schlüsse für die Zukunft in Punkto Auswirkungen und mögliche Ausweichungen zu ziehen. Ein wichtiger Teil bei der Begründung von Finanzmarktkrisen ist die Theorie der Behavioral Finance. Sie gilt als ein Zweig der verhaltensorientierten Kapitalmarktforschung und greift neue Erkenntnisse aus der Psychologie auf, um das Anlegerverhalten und andere Phänomene in den Kapitalmärkten zu erklären. Sie gehört damit zu den modernen Teilbereichen der Finanzwirtschaft. Im Hauptteil der Arbeit wurde versucht, die zentrale Fragestellung zu beantworten. Das Kapitel Krisenmanagement soll eine kurze Einführung in die betriebs- und volkswirtschaftlichen Steuerungsmethoden der Krisen aufzeigen.

2. KRISE

2.1 Konjunkturkrise

Der Begriff Krise, auch Depression genannt, beschreibt die Phase des konjunkturellen Niedergangs. In der Volkswirtschaft versteht man unter einer Krise folgende Erklärung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Konjunkturzyklus

„Niedergangsperiode im Konjunkturzyklus. Die Depression[Krise] folgt auf die Rezession[Abschwung] und wird nach Durchschreiten des Tiefpunktes abgelöst durch die Phase des Aufschwungs. In der Depression geht im Gegensatz zur Rezession das Volkseinkommen in seiner Höhe absolut zurück. Starke Depressionen wurden in den 80er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts und vor allem in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts verzeichnet. Folgen waren Massenzusammenbrüche von Betrieben und die damit verbundene hohe Arbeitslosigkeit und Zusammenbruch der internationalen Währungsordnung.“[3]

Die Konjunkturkrise tritt mit einer gewissen Regelmäßigkeit auf. Über zyklische Schwankungen im Auslastungsgrad des Produktionspotentials bestimmt man die Konjunkturphase. Dabei kennzeichnet sich eine Konjunkturkrise besonders dadurch, dass hohe Arbeitslosigkeit und eine geringe Kapazitätsauslastung herrscht. Darüber hinaus ist die Investitionsbereitschaft der Unternehmen gering.[4]

Die Dauer eines Konjunkturzyklus liegt zwischen drei und fünf Jahren. In dieser Zeit durchläuft man alle Phasen des Zyklus (Aufschwung, Hochkonjunktur, Abschwung und Krise). Deutschland wurde regelmäßig von Krisen heimgesucht, wie in den Jahren 1949, 1954, 1958, 1962/63, 1967, 1971, 1975, 1981, 1987, 1992/93.[5]

Die Konjunktur misst sich anhand des Bruttoinlandsprodukt (BIP). Danach gilt eine Folge von mindestens zwei negativen Wachstumsraten des BIP gegenüber dem Vorquartal als Beginn der Rezession.[6]

Weitere wichtige Indikatoren der Konjunktur sind: Arbeitslosenzahl (Spätindikator), Auftragsbestände (Frühindikator), Konsum- und Investitionsgüterproduktion, Geschäftsklima (IFO-Index) und Einkommen.[7]

Als besonders prägnant haben sich die Krisen in den Jahren 1929 (Schwarzer Freitag), 1973-75 (Die Ölkrise), 1987 (Der amerikanische Börsenkrach), 1992/93 (EWS) und 2000-2002 (Internetkrise und Angriff auf das World Trade Center (WTC)) herausgestellt.

Diese besonderen Ereignisse haben jedoch nicht nur Auswirkungen auf die Konjunktur, sondern gleichzeitig auch auf die Finanzmärkte.

2.2 Finanzkrise

Zunächst wird der Finanzmarkt charakterisiert. „Der Finanzmarkt ist ein Markt, wo Finanzkontrakte gehandelt werden.“[8] Um Finanzkontrakte zu handeln, benötigt man keinen speziellen Markt; jedoch wird in den meisten Ländern ein organisierter Finanzmarkt gebildet. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Typen von Märkten: Renten-, Geld-, Kapital- und Auktionsmarkt.[9]

Die Finanzmärkte spielen eine wichtige Rolle bei der Erklärung von Konjunkturkrisen. Über das Vertrauen in die Zahlungswürdigkeit reduziert der Unternehmer seine Kauflust und sammelt Liquidität an, so dass der Konsum/Investition rückläufig wird. Eine solche Entwicklung vermindert die Rentabilität und lässt den Zins steigen.

Für das Entstehen von Finanzkrisen existieren vielfältige Ursachen. Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass eine Krise „als Folge finanzieller und/oder wirtschaftlicher Störungen in Volkswirtschaften, die in hohem Maße verwundbar sind“[10], entsteht.

Finanzkrisen werden nach Kindleberger (1978) in folgende Entwicklungsstufen charakterisiert:

Eine finanzielle Krise entsteht durch einen exogenen Schock (Krieg, technologische Neuerung, politische Veränderung, etc.) Ist der Schock groß genug, bildet sich eine Boomphase, in der die Geldmenge (Kredite) zunimmt und sich die Nachfrage nach Gütern und finanziellen Anlageformen erhöht. Die Spekulation erfasst nun weitere Bevölkerungskreise (Mitläuferspekulanten), wodurch die Nachfrage nach Anlageformen zusätzlich angeschoben wird. Die Spekulation führt zur Euphorie, wodurch sich die Preise weg von Fundamentalwerten bis hin zu kurzfristigen Gewinnen entwickeln. Die Zinssätze steigen und die Ersten realisieren ihre Gewinne und verkaufen. Jetzt beginnt ein Run auf liquide Mittel, was zum Verkauf der Papiere führt. Dies hat einen Zusammenbruch der Preise zur Folge, was eine panikartige Flucht aus dem Spekulationsgut mit sich bringt.[11]

Tabelle 1 zeigt uns die Parallelität von Finanzkrisen auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Jede Krise ist unterschiedlich?[12]

Des Weiteren kann man Finanzkrisen nach der Art der Störung unterscheiden.

2.2.1 Arten von Finanzkrisen

Eine Finanzkrise entsteht meistens sehr schnell, jedoch nicht unbedingt unerwartet und entwickelt sich dann in einem der Finanzmärkte. In der Arbeit werden vier Arten von Finanzkrisen unterschieden[13]:

- Währungskrisen
- Bankenkrisen
- Verschuldungskrisen
- Finanzmarktkrisen

Abgrenzbare Definitionen für diese Arten der Finanzkrisen gibt es nicht, wobei es Eigenschaften gibt, die typisch für die jeweilige Krise erscheinen.

2.2.1.1 Währungskrisen

Währungskrisen sind dadurch gekennzeichnet, dass Notenbanken unter dem Druck spekulativer Attacken gezwungen wurden, feste oder angekündigte Ziele für den Wechselkurs der heimischen Währung aufzugeben.

Dabei können Währungskrisen in Kombination mit einer Bankenkrise auftreten, was beispielsweise an der Asienkrise 1997/98 zu erkennen war. Jedoch treten Währungskrisen auch ohne Folgen für die Banken auf (vgl. Europäisches Währungssystem (EWS)1992/93[14] ).

Die meisten Währungskrisen folgen einem ähnlichen Ablauf:

- Die Notenbank verfolgt eine geldpolitische Strategie, die sich vor allem auf einen festen Wechselkurs - oder einen vorgegebenen Pfad - gegenüber der Leitwährung stützt.
- Gleichzeitig ist die Geldpolitik jedoch nicht bereit, die Zinspolitik vollständig der Wechselkurspolitik unterzuordnen. Sie versucht, gleichzeitig auch binnenwirtschaftlich orientierte Zinspolitik zu betreiben.

Im Ergebnis kommt es dabei zu einer geldpolitischen Kompromisslösung, bei der das Zinsniveau zu niedrig ist, um ein binnenwirtschaftliches Gleichgewicht zu sichern. Das Ergebnis ist gekennzeichnet durch eine Tendenz zu Überinvestitionen sowie Preissteigerungen bei Immobilien und Aktien.

Gleichzeitig sind die Zinsen zu hoch, um ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht zu sichern. Das Ergebnis sind zeitweise hohe Kapitalzuflüsse und eine starke Neigung der Inländer, sich in ausländischer Währung zu verschulden. Es entsteht dadurch eine hohe Anfälligkeit gegenüber dem nationalen Finanzsystem.[15]

Als typische Währungskrisen werden die Asienkrise 1997/98 (vgl. Kapitel 3.4) und EWS 1992/93 angesehen.

2.2.1.2 Bankenkrise

Eine Bankenkrise entsteht, wenn „Depositäre, Einlagen in hohem Ausmaß bei vielen Banken zurückziehen, so dass die Banken gezwungen werden, ihre Konvertibilität ihrer Schulden in Kassa aufzuheben.“[16]

Für eine Bankenkrise müsste jedoch eine große Anzahl von Banken in dieselbe Situation geraten. Weiterhin ist es für die Stabilität der Banken wichtig, das Vertrauen zu wahren, denn in Panikreaktionen, sog. „bank runs“, bei dem viele Anleger ihre Einlage abziehen, kann es dazu kommen, dass die Banken ihre Liquidität verlieren.[17]

Bankenkrisen können in Kombination mit Währungskrisen auftreten.

Ein Beispiel für eine Bankenkrise ist die der USA in den achtziger Jahren.

2.2.1.3 Verschuldungskrise

Von einer Verschuldungskrise wird gesprochen, wenn ein Land nicht mehr in der Lage ist, seine Auslandsschulden zu bezahlen und um Erlassung der Schuld oder Aufschiebung der Zahlung bitten muss.

Gleichzeitig kann es zu einem offiziellen Verbot kommen, ausländischen Verpflichtungen als private Instanz nachzukommen. Auch sind meist sehr viele Unternehmen mit ihren Zahlungen gegenüber ausländischen Gläubigern im Verzug.

2.2.1.4 Finanzmarktkrise

Eine Finanzmarktkrise kennzeichnet sich durch einen hohen Fall der Aktienkurse, bei dem ein großer Teil der Marktteilnehmer hohe Verluste hinnehmen muss. Dabei häufen sich die Unternehmensinsolvenzen und die Umsätze gehen rapide zurück. Eine Finanzmarktkrise fällt in der Regel nicht nur national, sondern international bzw. global aus. Oft reagieren die jeweiligen Zentralbanken mit dem Senken des Leitzinssatzes. Häufig fliegen auch erste Firmeninsolvenzen auf.

Beispiele für Finanzmarktkrisen sind der Schwarze Freitag 1929 (vgl. Kapitel 3.1), der amerikanische Börsenkrach 1987 (vgl. Kapitel 3.3) und die Internetblase 2000 (vgl. Kapitel 4).

Welche theoretischen Auswirkungen eine Finanzmarktkrise auf einzelne volkswirtschaftliche Faktoren hat, soll im nächsten Kapitel erläutert werden.

2.3 Auswirkung niedriger Aktienkurse auf...

2.3.1 ...die Haushalte und deren Liquidität

Aktien stellen einen wesentlichen Bestandteil des Finanzvermögens der Haushalte dar. Ein Verfall der Aktienkurse senkt das Finanzvermögen der Haushalte und somit auch deren Konsumbereitschaft.

Je höher das Finanzvermögen der Haushalte desto eher werden sie geneigt sein, dauerhafte Konsumgüter oder Immobilien zu kaufen. Ein Rückgang der Aktienkurse erhöht - über einen Rückgang des Finanzvermögens - die Wahrscheinlichkeit, dass die Haushalte in eine finanzielle Schieflage geraten. Damit sinkt die Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern und Immobilien.[18]

2.3.2 ...die Investitionen und Bilanzbilder von Unternehmen

Je niedriger der Aktienkurs eines Unternehmens, desto mehr Aktien muss es für die Deckung eines gegebenen Kapitalbedarfs ausgeben. Ein Rückgang der Aktienkurse erhöht somit die Kosten der Eigenkapitalfinanzierung, was sich wiederum negativ auf die Investitionen auswirkt.

Beeinflusst ein Rückgang der Aktienkurse über das geringe Vermögen in negativer Weise die Solvenz der Schuldner und sinkt der Wert der von ihnen hinterlegten Sicherheiten, so erhöht sich der Anteil an „faulen“ Krediten in den Portfolios der Banken. Damit sinkt die Kreditvergabefähigkeit und die Eigenkapitaldecke.

Die niedrigen Aktienkurse haben somit auch Auswirkungen auf den Wert eines Unternehmens.

2.4 Unternehmenswert

„Der Unternehmenswert ist der Wert einer Unternehmung als Ganzes, ermittelt durch die Unternehmensbewertung.“[19]

Anlässe zur Bewertung von Unternehmen:

- Kauf und Verkauf von Unternehmen
- Abfindung oder Erbteilung
- Gründung, Eintritt von Gesellschaftern
- Abfindung in Aktien bzw. Verschmelzung

Die Anlässe zur Bewertung von Unternehmen werden nach nicht dominierenden und dominierenden Situationen unterteilt. Für diesen Teil der Arbeit wird nur die nicht dominierende Situation - speziell der Eintritt von Gesellschaftern - in Betracht gezogen.

Tritt ein neuer Gesellschafter in ein bestehendes Unternehmen gegen eine Einlage von Barmitteln ein, so ist wegen dessen Teilhabe an den künftigen Überschüssen ein fairer Preis zu bestimmen. Dabei ist zu beachten, dass es in der Praxis aus der individuellen Sicht des Käufers bzw. Verkäufers zu erheblichen Preisunterschieden kommt. Das begründet sich mit den Interessenkonflikten (soziale Aspekte, Einsatz der Arbeitskraft des Unternehmers, Prognose, etc.) der beiden Parteien.[20]

Die Bewertungsmethoden

Ertragswertmethode Die in Deutschland gängigste Methode der Unternehmensbewertung orientiert sich an den zukünftigen finanziellen Überschüssen eines Unternehmens, die dem Anteilseigner zufließen. Die Ertragswertmethode eignet sich für die meisten Bewertungsanlässe und kann sowohl zur Ermittlung eines objektivierten Unternehmenswertes als auch eines Entscheidungswertes verwendet werden.

Discounted Cashflow (DCF ) Wie die Rechnungslegung hat sich auch die Unternehmensbewertung internationalen Einflüssen geöffnet. Die in Großbritannien und den USA gängige DCF- Methode wird mittlerweile auch in Deutschland immer häufiger angewendet.

Realoptions - Methode Mit Hilfe von Realoptions-Analysen lassen sich insbesondere Werte von Unternehmen der New-Economy gut darstellen. Ertragswert- oder DCF- Methoden sind hier oft nicht praktikabel, da die zukünftigen Überschüsse der Unternehmen sehr unsicher sind.

Multiplikator- Methoden Die Bewertung anhand von Multiplikatoren (z.B. Umsatz- oder Gewinnmultiplikatoren) eignet sich gut zur überschlägigen Schätzung eines Unternehmenswertes. Oft wird diese Methode zur Plausibilisierung einer der oben genannten Methoden verwendet.

2.5 Unternehmenskrisen

Im folgenden Abschnitt soll der Begriff der Unternehmenskrise beleuchtet und die jeweiligen Krisenarten erklärt werden.

„Unternehmenskrisen werden übereinstimmend als ungeplante und ungewollte, zeitlich begrenzte Prozesse verstanden, die in der Lage sind, den Fortbestand der Unternehmung substanziell zu gefährden oder sogar unmöglich zu machen.“[21] Dabei ist zu beachten, dass eine Krise in einem Unternehmen von der bloßen Störung im Betriebsfall bis hin zur Insolvenz eines Unternehmens reichen kann.

Unterschieden wird nun in interne und externe Unternehmenskrisen. Dabei ist weiterhin wichtig, inwiefern einzelne Krisenstufen auf ein Unternehmen einwirken und wann sich ein Unternehmen aus rechtlicher Sichtweise in einer Krise befindet.

2.5.1 Interne Unternehmenskrisen

Strategie-, Erfolgs- und Liquiditätskrise

In der Literatur wurden für die vorkommenden Krisenarten in Unternehmen unterschiedliche Klassifikationen entwickelt. Auf das Zielsystem des Unternehmens bezogen unterscheidet man zwischen Strategie-, Erfolgs- und Liquiditätskrise. Dabei ist zu beachten, dass die Erfolgskrise ausgelöst wird durch eine Strategiekrise, welche schließlich in der Liquiditätskrise endet. Erkannt werden die Krisen in der Regel in umgekehrter Reihenfolge.[22]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Strategiekrise:

In den meisten Fällen beginnt die Krise mit dem Verlust strategischer Wettbewerbsvorteile. Das Unternehmen ist von seinen leitenden Gedanken her nicht mehr wettbewerbsfähig ausgerichtet. Es konzentriert sich zunehmend auf die falschen Märkte, auf falsche Produkte und vermarktet sich nicht zeitgemäß.[23]

Erfolgskrise:

In der Ergebnisrechnung des Unternehmens stellen sich daraufhin Verluste ein. Wenn keine wettbewerbsgerechte Strategie gefunden wird und die Organisation weiterhin falsch aufgestellt ist, halten die Verluste an oder nehmen oftmals zu. Die Krise wird entdeckt.

Liquiditätskrise:

Schließlich kommt das Unternehmen in absehbare Zahlungsschwierigkeiten. In der Regel reagiert das Unternehmen mit Vermögensveräußerungen. Die Ursachen der Krise werden somit nicht erkannt und beseitigt und dem Unternehmen droht die Insolvenz.

2.5.2 Externe Unternehmenskrisen

Die extern verursachten Krisen werden dem einzelnen Unternehmen und Betrieb von außen aufgedrängt. Sie haben ihre Ursachen in der Politik, im dynamischen Verhalten der Investoren und Konsumenten, der Konkurrenten und der Märkte.[24]

Dabei ist zu beachten, dass extern verursachte Krisen primär von den Märkten ausgehen und sekundär von den Marktteilnehmern, der Politik und anderen Ereignissen.

Die häufigsten extern verursachten Unternehmenskrisen kommen über das Verhalten der Marktteilnehmer und durch sog. Konjunkturzyklen zustande.

Aus der Sicht von Unternehmen handelt es sich bei einer Finanzmarktkrise um eine extern verursachte Krise.

2.5.3 Rechtliche Krise

Eine rechtliche Krise entsteht, „wenn das Eigenkapital nicht ausreicht, um den nach Art und Umfang der Geschäftstätigkeit bestehenden, nicht durch Kredite zu deckenden mittel- oder langfristigen Finanzbedarf zu befriedigen“ und umfasst eine gesteigerte

- Pflicht zur ständigen wirtschaftlichen Selbstprüfung,
- Sorgfaltspflicht im Umgang mit dem Gesellschaftsvermögen,
- Informationspflicht der Geschäftsleitung gegenüber den Gesellschaftern.[25]

Zunächst wurden Krisen, insbesondere Finanz- und Unternehmenskrisen, charakterisiert. Im nächsten Kapitel wird auf historische Finanzmarktkrisen eingegangen. Mit Hilfe von Vergleichsdaten soll eine Ähnlichkeit erkennbar gemacht werden.

3. HISTORIE VON KRISEN

"History has a habit of repeating itself! The background and the players may be different, but the parallels are there for all to see " lautete eine Schlagzeile in der New

York Times, was - frei übersetzt - bedeutet:

"Die Geschichte hat die Gewohnheit, sich zu wiederholen. Die Hintergründe und die Beteiligten mögen verschieden sein, aber die Parallelen sind für alle erkennbar!"

So ergeben sich oft Parallelen mit dem Börsencrash von 1929. Ist dieser Vergleich berechtigt und ist somit die Börsenentwicklung nur eine Kopie ihrer eigenen Vergangenheit?

3.1 Der amerikanische Börsenkrach 1929

Geschichte:

Nachdem Amerika als großer Kriegsgewinner feststand und sich die Wirtschaft von den Nachwirkungen des I. Weltkrieges erholt hatte, folgten Boomjahre der Industrialisierung. Luxusgüter waren in Massen zu erschwinglichen Preisen erhältlich. Innovationen, wie Radio, Tonfilm und Fließbandproduktionen brachten neuen Wohlstand über die Welt. Die 20er Jahre waren somit durch ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum, das insbesondere Dienstleistungsunternehmen und den Finanzsektor erfasste, gekennzeichnet.[26]

Weitere Gründe für die Euphorie waren die überproportionalen Kurssteigerungen, der Dienstleistungsaktien, die Zunahme der Emissionen, Publikumsstruktur und das Volumen und die Herkunft der Brokerdarlehen. Nachdem die Aktienkurse im Sept. 1929 stagnierten, setzte eine Rückbesinnung auf die Fundamentaldaten ein, was zur radikalen und mittlerweile bekannten Reduktion führte. Weitere Ursachen für den plötzlichen Stimmungsumschwung der Börse waren: Diskontsatzerhöhung von 5% auf 6%, neues Rekordvolumen an Neuemissionen (Überangebot) und Rückgang der Brokerdarlehen.[27]

Frühindikatoren:

Erste Hinweise auf eine drohende Rezession war die Entwicklung der Dividenden und des KGV. Die Ausschüttungsquote, die in den Jahren 1922-28 noch konstant geblieben ist, sank in der Boomphase 1928-29 rapide ab. Ähnlich ist die Entwicklung des KGV’s zu betrachten, hier nur mit dem Unterschied, dass das KGV in der Boomphase stark anstieg.[28]

Der Verbrauch der Bevölkerung stagnierte, während die Investitionen der Unternehmen weiter zunahmen. So kam es zu Überproduktionen. Ähnlich war die Entwicklung des Landwirtschaftssektors. Viele Anleger haben die Aktien über sog. Brokerdarlehen finanziert, was bei Verkäufen zu starken Überreaktionen (Finanzmarktpanik siehe Kapitel 4.1) führen kann.

Crash in Zahlen, Daten & Fakten

- Anstieg innerhalb von 4 Jahren um 345% bzw. um 281 Punkten
- Reduktion innerhalb von 3 Jahren um 90% bzw. um 339,78 Punkten
- Anstieg der Obligationen
- Internationale Börsen ( Deutschland = - 16%, Japan = + 60%, Europa = -40%)
- Im Jahr 1954 kam der DJII auf sein Hoch von 1929 wieder zurück

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3:DowJones Entwicklung 1923-1929

Branchenentwicklung

In den ersten 2 Monaten halbierten sich die Versorger, wie Detroit Edison oder General Electric um gut 50%. Ebenfalls 50% Verlust beklagte der Konsumgüterhersteller Hershey Choc. Technologieorientierte Unternehmen wie IBM oder AT&T verloren hingegen bis zu 30%.[29]

Wenn man die nächsten 7 Jahre beobachtet und die Entwicklung der Beschäftigten als Wachstumskennzahl heranzieht, so lässt sich erkennen, dass vor allem das Metall- und Baugewerbe sowie die Elektro- und Feinmechanik zu den Gewinnern der Krise zählte. Zu den Verlierern zählten die Banken, die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie, allgemein gesagt, Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten.

Folgen für die Börsenregulierung:

- Einführung des „Securities Exchange Act“ (SEC)
- Anforderungen an die Brokerdarlehen

Auswirkungen der Krise auf interne Faktoren eines Technologieunternehmens am Beispiel der Siemens AG

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Siemens AG in Zahlen, Daten und Fakten

Siemens reagierte auf die Weltwirtschaftskrise mit folgendem Krisenmanagement:

Aufgrund der Notwendigkeit zur Kostenreduzierung führte Siemens neben einem Belegschaftsabbau und einer erheblichen Verringerung der Produkttypen und der Standorte auch umfangreiche organisatorische Maßnahmen durch; wie zum Beispiel Rationalisierungen bei der Lagerhaltung und Umgestaltung der Absatzorganisation. Als Folge der Verluste aus Aktien, 30 % binnen 3 Jahren, änderte die Siemens AG ihre Anlagepolitik sofort.[30]

3.2 Die Ölkrise 1972/73

Definition

Ölkrise ist die Bezeichnung für die unmittelbaren wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen einer Energieverknappung in den westlichen Industrienationen, die 1973 und 1974 durch die bewusste Verringerung der Erdölfördermenge seitens der arabischen Mitglieder der OPEC hervorgerufen worden war. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei der Ölkrise 1973 nicht unbedingt um eine Ressourcenverknappung gehandelt hat, sondern eher um eine Preiskrise.

Israel eroberte 1967 im Rahmen des Sechstagekrieges den Gaza-Streifen, Westjordanland, Ost-Jerusalem und andere Ländereien und geriet dadurch international unter Druck. Die arabischen Länder, wie Ägypten und Syrien, planten am 06.10.1973 einen Angriff auf Israel, der jedoch von den Israelis abgewehrt wurde und in einem Gegenangriff endete. Am 17. Oktober 1973 beschloss daraufhin die OPEC, das Ölangebot um 5 % zu reduzieren. Der Ölpreis für ein Barrel Öl stieg im Jahr 1973 um insgesamt 172,2 %, von 82,20 DM auf 223,87 DM. Eine weitere Ursache für die schwere Rezession war die Dollar-Schwäche. Sie resultierte aus dem hohen amerikanischen Zahlungsbilanzdefizit.

Crash in Zahlen, Daten & Fakten

- Ölpreis stieg um 33,32 US-Dollar auf 36,15 US-Dollar (1973-1980)
- Goldpreis stieg von 1973 bis 1975 von 67 DM auf 190 DM
- Wechselkurs US-Dollar und DM 2,70 DM (`73) auf 1,80 DM (`80)
- Schweizer Obligationen von 3 % (73) auf 14 % (74/75)
- BIP in Deutschland sank von 5,3 % im Jahr 1972 auf -1,8 % im Jahr 1975
- Der DAX verlor bis zu 40 % in den Jahren 1973 und 1974

Branchenentwicklung

Die Länder mit umfangreichen Erdölexporten waren die großen Gewinner der Krise. Sie investierten ihre Mehreinnahmen gleich wieder in Unternehmen der Industrieländer. Weiterhin war die Fahrradindustrie einer der Profiteure, sie wuchs um 24 %. Ebenso dazu zählen die alternativen Energiequellen, wie Atom-, Wind- und Solarenergie.

Als größte Verlierer hat sich die Automobil- und deren Zuliefererindustrie herausgestellt. Des Weiteren hat - wie in den Krisen vorher - der Markt der Textil- und Bekleidungsindustrie stark gelitten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: DAX – Entwicklung 1972-1974

Bei der Siemens AG bewirkte die durch die Ölkrise 1973 verursachte Kostensteigerung jähe Markteinbrüche und damit eine erhebliche Verschärfung des internationalen Wettbewerbs, der zu einem harten Kampf um Marktanteile führte.[31]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3: Siemens in Zahlen, Daten und Fakten von 1972-1974

Wie sich ein Unternehmen gegen Preisschwankungen am Ölmarkt absichern kann, wird im Teil Krisenmanagement unter Punkt 7.2.2 erklärt.

3.3 Der amerikanische Börsenkrach 1987

Geschichte:

Um die Krise des Erdölpreisschocks zu überwinden, senkte die Reagan-Regierung die Einkommensteuer. Die Gründe für die Entstehung des Börsenkrachs 1987 waren fundamentale Ungleichgewichte, wie Staatsbudget- und Handelsbilanzdefizit, geringe Kapazitätsauslastung und die sinkenden Zinsen. Die „Aufheizung“ des Marktes wurde weiterhin gefördert durch die Einführung von neuen Finanzmarktinstrumenten. Die Finanzmärkte der Vereinigten Staaten von Amerika erlebten seit 1982 bis 1987 eine stetige Hausse ohne jegliche Kurskorrektur. Der DJI stieg alleine im Januar 1987 bis August 1987 um 40 %. Die Entwicklung der Märkte brachte wiederum Mitläuferspekulanten an den Markt, was dann wieder (nach 1929) erneut zu einer spekulative Blase in den USA führte.[32]

Mögliche Gründe für den Börsenkrach

- Hohe Staatsbudgetdefizite der USA
- Die Abwärtserwartungen des US-Dollars seit Mitte der 80er Jahre
- Stagnierendes Wirtschaftswachstum seit 1985 in den USA
- Die Verwendung von neuen Finanzmarktinstrumenten

Neue Finanzmarktinstrumente:

- Futures, Optionen
- Verwendung von Computerprogrammen
- Portfolio-Insurance-Strategien
- Index-Arbitrage

Branchenentwicklung:

Folgen für die Börsenregulierung:

- Die SEC wurde durch den „Market Reform Act“ ergänzt
- Erweiterte Regulierungsmöglichkeiten
- Neue Kriterien für Handelsunterbrüche

Crash in Zahlen, Daten & Fakten

In der Abbildung 5 ist die Entwicklung der Internationalen Finanzplätze New York, London und Tokio dargestellt. Am 19.10.1987 fiel der DJ-Index um mehr als 22 %, was bis dahin den stärksten Einbruch in der Börsengeschichte (Vgl. 1929 –15 %) darstellte. Den markantesten Einbruch verzeichneten die Börsen von Australien, Hong-Kong Abbildung 5: Die Internationalen Finanzplätze

und Singapur, während die Tokioer Börse den schwächsten Kursrückgang zu verzeichnen hatte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 4: Die Internationalen Finanzplätze

Ein Anzeichen auf eine kurzfristige Kurskorrektur war, dass am 06.10.1987 in der letzten Handelsstunde die Obligationspreise sehr abrupt anstiegen.

Auf den Ölpreis hatte der Börsenkrach 1987 keine Auswirkungen.

Hier handelte es sich lediglich um eine Kurskorrektur, da in den Jahren nach dem Crash bis 1990 weiterhin positive Wachstumsraten in den USA erzielt wurden. Ein Vergleich des Wirtschaftswachstums mit der Krise von 1929 ist somit nicht gegeben.[33]

3.4 Die Asienkrise 1997/98

Geschichte:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die ostasiatischen Länder waren seit vielen Jahren durch ein hohes reales Wirtschaftswachstum, geringe Inflationsraten und Budgetdefizite sowie durch stabile Wechselkurse gekennzeichnet. Mit Ausnahme von den Philippinen wiesen die ostasiatischen Länder ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 8 % p.a. auf.[34] Begünstigt durch ein niedriges Lohnniveau und liberalisierte Wirtschaftspolitik gingen die Wachstumsimpulse über den Exportsektor, wie Metallverarbeitung, Chemie- und Elektroindustrie, aus. Trotz des eingeschränkten Wettbewerbs und wegen der Dominanz einzelner großer Unternehmen, wuchs die Wirtschaft kontinuierlich an, was ausländische Investoren anlockte und dem dazugehörigen Finanzmarkt positive Effekte einbrachte. Die ostasiatischen Aktienmärkte stiegen zwischen 1988 und 1994 durchschnittlich um das Fünf- bis Siebenfache an. Die Finanzierung der Unternehmen erfolgte in der Regel – wegen der niedrigeren Zinsen - über die Kreditaufnahme in US-Dollar.[35]

Anfang 1997 gelangten die Internationalen Banken und die Währungshändler zu der Überzeugung, dass die betroffenen Währungen überbewertet seien und die Bindung an den US-Dollar aufgegeben werden müssten, um die Exportbedingungen ihrer Waren auf dem Weltmarkt wieder zu verbessern. Gegen die Abwertung wehrten sich die Regierungen, weil die in US-Dollar gemachten Schulden die Zins- und Rückzahlung erheblich erschwerten.

Es entwickelte sich der Trend, die einheimische Währung gegen US-Dollar einzutauschen, was nun die Währungsspekulanten anlockte. Die Regierungen unterstützten noch ihre Währungen mit Verkäufen des Dollars, jedoch waren die Reserven begrenzt.

Als erstes Land gab Thailand die Dollaranbindung auf, was die Talfahrt in Gang setzte. Die Währungskrise stand eng im Zusammenhang mit einer Banken- und Immobilienkrise.[36]

Frühindikatoren

- Das Exportwachstum verlangsamte sich in den 90er Jahren
- Weltweiter Preisverfall der Elektroindustrie
- Neue Konkurrenten wie China, Osteuropa und Vietnam traten auf
- Leistungsbilanzen waren defizitär (Zinsen ausländisches Kapital)
- Stark steigende Immobilienpreise

Crash in Zahlen, Daten & Fakten

- Goldpreis fiel von ca.: 400 USD (1996) auf ca.:280 USD (1998)
- Immobiliensektor brach zusammen
- Ölpreis sank von ca.: 18 USD (1997) auf 11 USD (1998)
- Juli – September 1998 (DAX= -24%, DOW= -22% NIKKEI= -38%)

Branchenentwicklung

Durch den gefallenen Ölpreis stiegen die Gewinne von erdölabhängigen Unternehmen, wie Luftfahrt, Logistik, Automobilindustrie stark an. Es profitierten die Industrieländer, wie z.B. die USA. Das BIP der USA wuchs um 6% im Jahr 1998 und der DOW Jones überquerte die 10.000er Marke.

Bei der Krise handelt es sich um eine spekulative und gesamtwirtschaftliche Krise.

Wie sich ein Unternehmen gegen Währungsrisiken absichern kann, wird im Teil Krisenmanagement unter Punkt 7.2.2 erklärt.

3.5 Der Angriff auf das World Trade Center (11. September 2001)

Geschichte:

Am 11. September 2001 wurden insgesamt vier Flugzeuge entführt und zum Absturz gebracht. Zwei Flugzeuge flogen in das World Trade Center (WTC), ein Flugzeug stürzte ins amerikanische Verteidigungsministerium (Pentagon) und ein weiteres Flugzeug stürzte in der Nähe von Pittsburgh ab. Als Folge des Einschlags in das WTC brachen beide Türme in sich zusammen. Als Drahtzieher des Terroranschlages kommt die Terroristengruppe um Anführer Osama Bin Laden, Al Qaida, in Verdacht. Der Terroranschlag brachte ca. 3.000 Menschen den Tod.

Auswirkungen auf den Finanzmarkt:

Der DAX verlor am 11. September 2001 insgesamt 8,5 % bzw. eine Marktkapitalisierung in Höhe von 56 Mrd. € und der Nemax All Share verlor ebenfalls 7 %. Der Dow Jones verlor nach Wiedereröffnung und trotz massiven Präventionen am 17. September 2001 rund 7 %. Während die Börsen in Europa und den USA fielen, hatten Rohstoffe wie Gold und Öl massive Kursgewinne zu verbuchen. Es wurde somit viel Kapital aus den Aktienmärkten genommen und in sichere Anlageformen umgeschichtet.

Insgesamt haben sich die Internationalen Finanzmärkte als sehr robust erwiesen, wobei die Widerstandskraft der einzelnen Börsen stark variierte. Die Abbildung soll Aufschluss darüber bringen, wie viele Handelstage benötigt wurden, um das Kursniveau vor dem 11. September 2001 zu erreichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Widerstandskraft ausgewählter Börsen[37]

Gegenüber dem Tief im September 2001 ist bis zum Ende des Jahres 2001 der DAX um rund 46% gestiegen und der Nemax50 um rund 60 %.[38]

Auswirkungen auf Branchen:

Die stärksten Verlierer des Terroranschlages waren die Fluggesellschaften, Versicherungen und der internationale Handel. Die Fluggesellschaften litten unter den steigenden Transformationskosten für Sicherheit und dem Nachfragerückgang. Die Versicherungen litten an dem Zusammenbruch der Aktienmärkte und an dem Schaden der Anschläge. Der internationale Handel litt an der Erhöhung der Transportkosten durch die Erhöhung der Transformationskosten. Ein Gewinner der Terroranschläge ist die Sicherheitsbranche.[39]

Auswirkungen auf volkswirtschaftliche Aspekte:

Es entstand ein geschätzter materieller Schaden in Höhe von 50 Mrd. –70 Mrd. USDollar. Es kam zu einem Nachfrageschock im Handel und im Flugverkehr. Das Verbrauchervertrauen wurde nachhaltig erschüttert. Die Transaktionskosten (Sicherheit, etc.) stiegen an.[40] Das BIP sank in Europa von 3,3 auf 1,7 %.[41]

Krisenpräventionen:

Die Währungshüter aus Europa und den USA bekundeten einvernehmlich, im Notfall die Finanzmärkte zu stützen. Die USA senkte vor Börseneröffnung am 17. September 2001 den Leitzins um 50 Basispunkte auf rund 3 %. Es wurde vereinbart, dass keine negativen Ratings und Unternehmensmeldungen bekannt gegeben werden sollen.[42]

Die Historie zeigt uns einige Ähnlichkeiten auf. Die moderne Finanzwirtschaft greift unter anderem auch Teilbereiche der Psychologie auf.

4. BEHAVIORAL FINANCE

Die Behavioral-Finance-Theorie als ein Zweig der verhaltensorientierten Kapitalmarktforschung greift neue Erkenntnisse aus der Psychologie auf, um das Anlegerverhalten und andere Phänomene in den Kapitalmärkten zu erklären. Sie gehört damit zu den modernen Teilbereichen der Finanzwirtschaft.[43]

Sie trägt dazu bei, dass die Anomalien der Märkte verständlicher werden.

4.1 Finanzmarktpanik und Herding

Eine allgemein gültige Definition der Finanzmarktpanik ist in der Literatur nicht aufzufinden, sodass zuerst ein Bezug zur Psychologie herangezogen werden muss.

Panik: „Bezeichnung für ein plötzliches und heftiges Erschrecken, das von starken Angstzuständen begleitet wird. Panik kann einen einzelnen Menschen oder eine Gruppe von Menschen überfallen. Sie wird ausgelöst durch plötzlich hereinbrechende Gefahren, aber auch durch vermeintliche Bedrohungen. Panik ist gekenn- zeichnet durch chaotische Fluchtreaktionen, Planlosigkeit, fehlende Ruhe sowie Erregungssteigerung bis zur Hemmungs- losigkeit.“[44]

Überträgt man die Definition der Psychologie in die Wirtschaftswissenschaften, so müsste man zu folgendem Ergebnis kommen:

„Finanzmarktpanik“: Das Erschrecken der Anleger setzt mit Fallen der Kurse ein. Dieses Gefühl steigert sich in Angstzustände wegen drohender Verluste. Die sich andeutende Gefahr, dass die Abweichungen der Aktienpreise von den Fundamentaldaten sich als zu spekulativ herausgestellt haben, hat zur Konsequenz, dass es zu einer chaotischen Flucht aus den Finanzmärkten kommt, was dann zu massiven Kursverlusten führt. Breiten sich die Emotionen weiter aus, spricht man von Panik, mit der Folge, dass die Investoren spätestens jetzt versuchen, ihr Kapital abzuziehen.

Die Finanzmarktpanik ist ein spontaner, nicht von einer entsprechenden Entwicklung der ökonomischen Daten ausgelöster Handlungsbedarf, der Vertrauensverlust mit Hinblick auf die zukünftigen Entwicklungen im Kapitalmarkt auslöst.[45]

Nach Kindleberger ist Panik ein irrationales Phänomen.

Herding: Das Herdenverhalten bezeichnet das Problem einer panischen Reaktion, die sich zum Teil durch sich selbst verstärken kann. Wenn viele Anleger das Verhalten von anderen Anlegern antizipieren, reagieren sie selbst in dieser Form. Herding kann eine Folge rationalen Verhaltens bei unvollständiger Information sein. Die Handlung eines Investors zu verkaufen, kann andere dazu veranlassen, aus Angst ebenfalls zu verkaufen, ohne dass es triftige Gründe gibt.[46]

Das Herdenverhalten führt dazu, dass die Marktteilnehmer zu spät reagierten und ihre Irrtümer später dann abrupt und zu heftig korrigieren.[47]

4.2 Marktlaunen-Ansatz, Katastrophentheorie & homo economics

Der Marktlaunen-Ansatz (fads-and-fashions approach) Shillers schreibt dem Marktverhalten zugleich irrationale und epidemische Züge zu. Die Marktteilnehmer lassen sich demnach wesentlich von Stimmungen leiten, die rational schwer oder gar nicht zu begründen sind. Charakteristisch für diese Stimmung ist, dass sie sich geradezu epidemisch ausbreitet. Außerdem können Stimmungen plötzlich umschlagen. Auf diese Weise wird das hektische Hin und Her am Finanzmarkt verständlich.[48]

Katastrophentheoretischer Ansatz:

Eine Katastrophe im Sinne der Katastrophentheorie ist eine abrupte Verhaltensänderung von Systemen, ausgelöst durch nur geringfügige Veränderungen der system-bestimmenden Variablen.

Homo economics

Definition: Der ~ handelt theoretisch immer streng rational – nämlich so, dass er stets den eigenen Nutzen mehrt.

Nach Kahnemann & Tversky macht er es aber nicht. Menschen lassen sich von Gefühlen und Intuition leiten. Kahnemann und Tversky fanden in Experimenten heraus, dass sich die Menschen zu ökonomisch unsinnigen Entscheidungen hinreißen lassen.

Beispiel: Verliert jemand kurz vor dem Konzert seine Eintrittskarte im Wert von

50 Euro, kauft er in der Regel keine neue Karte. Hat er noch kein Ticket und verliert kurz vorher 50 Euro, kauft er sich trotzdem ein neues Ticket. Die Beiden entdeckten noch andere Einflussfaktoren. Ein entscheidender Faktor ist das überzogene Selbstvertrauen, das aus der Erkenntnis erwächst, dass Dinge immer wieder gut gehen - obwohl dies nichts mit den eigenen Fähigkeiten zu tun hat. Auch in Zufällen wird schnell ein Muster gesehen, das gar nicht vorhanden ist. All diese Erkenntnisse haben erhebliche Konsequenzen für die Finanzmärkte, denn auch die Analysten und Börsianer lassen sich von Gefühlen und Intuition leiten.

[...]


[1] Weber, C.; Dierkes, M.: Risikokapitalgeber in Deutschland, S.7

[2] Weber, C.: Dierkes, M.: Risikokapitalgeber in Deutschland, S.8

[3] Gabler Wirtschaftslexikon, Wiesbaden, 1997, S. 878

[4] Vgl. Baßeler, Ulrich; Heinrich, Jürgen; Koch, Walter; Köln, 1998, S.707

[5] Vgl. Baßeler, Ulrich: Heinrich, Jürgen; Koch, Walter; Köln, 1998, S.706

[6] Vgl. Walter: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Köln, 1998

[7] Vgl. Baßeler, Ulrich; Heinrich, Jürgen; Koch, Walter; Köln, 1998, S.709

[8] Pranzetti, Claudio: Finanzmärkte, Zürich, S.67

[9] Vgl. Pranzetti, Claudio: Finanzmärkte, Zürich, S.67/68

[10] Vgl. International Monetary Fund, 1998a, S.75

[11] Vgl. Kindleberger, C.P.: Manien, Paniken und Crashs, New York, 1978

[12] Vgl. Credit Suisse Economic Research & Controlling Briefing Nr.: 29

[13] Vgl. Beese, Heiko: Internationale Finanzkrisen, Seminararbeit 2002, FU Berlin

[14] ebd.

[15] Vgl. Bofinger, Peter: Entwicklungstendenzen der internationalen Finanzmärkte, Uni Würzburg, 2001

[16] Aschinger, Gerhard: Währungs- und Finanzkrisen, München, 2001

[17] Vgl. Aschinger, Gerhard: Währungs- und Finanzkrisen, München, 2001

[18] DekaBank, Dr. Zimmermann Guido, Effekte Assetpreise auf Realwirtschaft, 2002

[19] Gabler, Unternehmungswert, S. 3955

[20] Prof. Dr. Henselmann, Grundlagen der Unternehmensbewertung, Datev Dok.-Nr.: 840498

[21] Gabler Wirtschaftslexikon, Wiesbaden, 1997, S. 3958

[22] Vgl. DSWR 5/2003, Prof. Dr. Feldbauer-Durstmüller, Unternehmenskrisen im Mittelstand, S. 135ff.

[23] Vgl. DSWR 5/2003, Dr. Axhausen, Krisenfrüherkennung, S. 141

[24] Vgl. Dirschwigl, H.: (1997), S. 19

[25] Anwaltspraxis Schneider/Waschk, Das Unternehmen zwischen Krise und Insolvenz, Bonn, 2002

[26] Vgl. Henning, F.W.: Das industrialisierte Deutschland, München, 1993

[27] Vgl. Aschinger, G.: Börsenkrach und Spekualtionen, München, 1995

[28] Vgl. Henning, F.W.: Das industrialisierte Deutschland, München, 1993

[29] Vgl. Aschinger, G.: Börsenkrach und Spekulationen, München, 1995

[30] Vgl. Feldenkirchen, W.: Siemens, München, 1997

[31] Vgl. Feldenkirchen W.: Siemens, München, 1997

[32] Vgl. Aschinger, G.: Börsenkrach und Spekulationen, München, 1995

[33] Vgl. Aschinger, G.: Börsenkrach und Spekulationen, München, 1995

[34] Vgl. Resinek, Marc: Internationale Finanzmarktkrisen, Berlin, 2001

[35] Vgl. Beese, Heiko: Internationale Finanzkrisen, Seminararbeit 2002, FU Berlin

[36] Vgl. Weber, Silvan: Die Asienkrise, Seminararbeit 2001, Uni Zürich

[37] Vgl. Siems, T.: An empirical Analysis of markets, Vortrag DIW, 14/15.06.2003

[38] Vgl. www.focusmoney.de/Internethausse und Megabaisse

[39] Vgl. DIW Wochenbericht 37/02, Die ökonomischen Folgen des neuen globalen Terrorismus, Tilman Brück

[40] ebd.

[41] Vgl. Aziz, A.: Die ökonomische Entwicklung 2001 im Überblick, 2002, S. 3

[42] Vgl. Freenet.de, Finanzmärkte erschüttert

[43] Vgl. Weber, M.: Behavioral Finance-Idee und Überblick, Universität Mannheim, 1999

[44] Psychologie Lexikon, Uni – Hamburg

[45] Vgl. Aschinger, Gerhard: Börsenkrach und Spekulationen, München, 1995

[46] Vgl. Krugmann: Psychologie in Krisen, 1999, S.7

[47] Vgl. Beese, Heiko: Internationale Finanzkrisen, Seminararbeit 2002, FU Berlin

[48] Vgl. Shiller R.J., Marktlaunenansatz

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832482992
ISBN (Paperback)
9783838682990
DOI
10.3239/9783832482992
Dateigröße
623 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Hochschule Wildau, ehem. Technische Fachhochschule Wildau – Wirtschaft
Erscheinungsdatum
2004 (September)
Note
1,3
Schlagworte
finanzkrise konjunktur behavioral beteiligungsgesellschaften krisenmanagement
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